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28.03.2022 , 22:45 Uhr
Warum setzen Sie das Ergebnis der FDP eigentlich nur zu dem Tankrabatt in Bezug? Warum nicht auch zu Lindners Corona-"Freedom Day"-Sause?
Heißt es nicht, die FDP sei die Partei der Ärzt*innen, Apotheker und Anwältinnen? Zumindest die ersten beiden der drei Gruppen sollten wissen, was von Lindners Corona-Coup zu halten ist...
zum Beitrag21.03.2022 , 20:11 Uhr
"Und es ziemt sich schon gar nicht für Deutsche, die dieses singuläre Verbrechen begangen haben."
Ist Herr Selenski Deutscher? Sie zitieren keine Deutschen, die seine Aussage wiederholt hätten. Und warum sollte ein Jude solche Vergleiche nicht ziehen dürfen? Immerhin dürften im israelischen Parlament nicht wenige Jüdinnen* und Juden sitzen. Und gegenüber anderen Parlamenten sind mir solche Aussagen von seiner Seite bisher nicht bekannt.
Merke: Deutsche ohne jüdische Wurzeln, die von der Universalität der Nazi-Verbrechen schwafeln, verweigern ihre historische Verantwortung. Jüdinnen* und Juden haben hier deutlich mehr Narrenfreiheit. Je nach Kontext kann ihr Bestehen auf der Singularität der Shoah sogar eine Verweigerung von historischer Verantwortung sein: Dann nämlich, wenn sie das Argument dazu benutzen, um ihr eigenes Nicht-Eingreifen bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu rechtfertigen.
Warum sollte der ukrainische Präsident, selbst Jude, solche Vergleiche gegenüber dem israelischen Parlament also nicht ziehen dürfen?
zum Beitrag18.03.2022 , 11:12 Uhr
Kennen Sie den Namen des Vaters? Wenn ja, könnten Sie das Jugendamt informieren. Dessen Möglichkeiten, das Kind bei sowas aus der Familie rauszunehmen, sind zwar arg beschränkt. Aber da gibt es schon Profis, die die Eltern beraten können. Vielleicht hilft das ja was.
Ansonsten: Wenn das eigene Kind Vincent nett findet, gerne ihn zum Spielen einladen. Erwachsene Kinder aus destruktiven Familien erinnern sich später oft sehr gut: Meine Eltern waren zwar scheiße, aber X (Tante, Nachbar, Lehrerin) hat mir was zugetraut. Das saugen die auf wie nix, wirklich!
zum Beitrag24.02.2022 , 17:04 Uhr
Sanktionen gegen Oligarchen? Das bringt nicht viel, weil Putin auf deren politische Meinung nicht viel gibt. Da gibt es andere, die wir viel eher mit Sanktionen überziehen sollten: Die Mitglieder von Duma, dem russischen Senat, Berater des Präsidenten, Chefs des Staatsfernsehens... Wenn sich bei denen die Unzufriedenheit regt, weil sie nicht mehr im Westen Urlaub mehr machen können, hat das viel eher einen Effekt.
Vor allem aber schadet es weder uns noch den normalen Bürger*innen Russlands, was wir von ökonomischen Sanktionen nicht sagen können. Im Gegenteil: die normalen Russ*innen würde es freuen, wenn diese Leute vom Westen sanktioniert werden. www.theguardian.co...ian-leader-ukraine
zum Beitrag06.11.2021 , 12:28 Uhr
Warum lässt man es dann aber die Nicht-Covid-Patient*innen treffen? Eine andere Lösung des Problems wäre: Patient*innen mit mittelgradig bis dringendem OP-Bedarf haben grundsätzlich Vorrang vor coronaleugnenden, ungeimpften Corona-Patient*innen. Letztere werden nur dann behandelt, wenn Kapazitäten bestehen. Und mit „Kapazitäten“ meine ich hier solche ohne Burnout-Risiko für das Personal.
Was die ungeimpften Corona-Patient*innen anbetrifft, halte ich zwar Ausnahmen für nötig für Menschen, die es bereuen, dass sie sich nicht haben impfen lassen. Zum Beispiel die Frau, die sich nicht gegen ihren Impfgegner-Ehemann hat durchsetzen können.
Komplett überlastetes Pflegepersonal sollte sich aber nicht an Coronaleugner*innen verausgaben müssen.
zum Beitrag28.08.2021 , 10:23 Uhr
Ich gehöre zu den Menschen, die am liebsten Grün und zweimal Rot in einer Regierungskoalition sehen würden; in welcher Reihenfolge auch immer. Da das mit der Linkspartei und der Außenpolitik aber ein bisschen schwierig werden könnte, wäre meine Zweitwahl:
Eine Minderheitsregierung aus SPD und Grünen, die die Innen- und Finanzpolitik mit der Linkspartei zusammen macht und die Außenpolitik mit Schwarz oder Gelb. Aber ob die Beteiligten dazu den Mut finden?
zum Beitrag25.08.2021 , 18:23 Uhr
Ich widerspreche energisch: Es geht dabei keineswegs nur um Gefühle und Familienbande. Es geht auch schlicht um Wissen: Die Ungleichheit der Vermögen wird als kleiner (!) wahrgenommen als die der Einkommen, obwohl sie dreimal so groß ist.
Der Gini-Koeffizient der Einkommen liegt bei 0,3; der der Vermögen bei sage und schreibe 0,8. Wenn die Leute das aber nicht wissen, werden sie auch nicht entsprechend wählen. www.progressives-z...der-mittelschicht/
zum Beitrag23.08.2021 , 14:16 Uhr
Gäbe es nicht die Möglichkeit, den Juror*innen die Werke zur Prüfung vorzulegen, ohne die Namen der Autor*innen zu nennen? Bei Romanen wäre es dann wohl auch nötig, den Titel zu verschweigen, weil der zu leicht im Internet zu finden wäre.
Das können Buchbinder*innen, die dem Preiskomitee zuarbeiten, doch leicht erledigen: Ein neutraler Einband ohne Titelseite, dafür mit einer für diesen Wettbewerb eindeutigen Nummer des Werks. Die Juror*innen streiten sich dann über Werk Nr. soundso; sie bewerten seine ästhetische Qualität, ohne von unbewussten Vorannahmen beeinflusst zu werden.
Klar, die Vorauswahl wäre dann immer noch kritisch -- also welche Werke überhaupt teilnehmen. Aber es wäre immerhin ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit.
In einem allerletzten Schritt -- also nachdem der Inhalt endgültig bewertet wurde -- wäre dann auch noch eine Bewertung des Titels in Beziehung zum Werk möglich.
zum Beitrag20.08.2021 , 11:49 Uhr
Richtig! So wichtig die Berichterstattung rund um Afghanistan ist: Mir geht in den letzten Tagen immer wieder der Artikel von Frau Neubauer und Frau Reemtsma zu dem katastrophalen IPCC-Klimabericht hier in der taz durch den Kopf.
Am Ende des vierten Absatzes steht da nämlich, geschrieben vor knapp zwei Wochen: "Und nach ein paar Tagen passiert etwas anderes in der Welt, man wendet sich ab und der Bericht verschwindet in der Masse erschreckender Erkenntnisse." taz.de/IPCC-Klimabericht/!5788184/
1,5 Grad sind weiterhin möglich! Aber eben nur, wenn wir uns verdammt anstrengen und die Politiker*innen unter Druck setzen. Wir müssen aus Afghanistan lernen, keine Frage. Aber wenn wir dabei vergessen, aus dem Klimabericht zu lernen, wird es in Zukunft noch sehr viel mehr Bürgerkriege geben als jetzt schon.
zum Beitrag05.08.2021 , 21:08 Uhr
Ich war selbst vor ca. 10 Jahren noch Impfskeptikerin; heute bin ich froh über meine Coronaimpfung, trotz ihrer Nebenwirkungen.
Wir müssen dabei bedenken, dass Solidarität für diese Menschen eben selbst auch ein Stück weit zweitrangig ist. Der Schutz von Menschen, die nicht geimpft werden können, ist ihnen das eigene minimale Impfrisiko eben nicht wert. Warum soll dann aber die Gesellschaft mit ihnen solidarisch sein und sich in einem neuen Lockdown massiv einschränken? www.spiegel.de/ges...-931a-6975d0a8f592
zum Beitrag03.08.2021 , 12:42 Uhr
Es gibt noch ein weiteres Problem, wenn die CDU an der nächsten Regierung beteiligt ist: Dann wird das mit der Wahlrechtsreform zur Größenbegrenzung des Bundestages wieder nichts. Denn es sind ja CDU und CSU, die da eine vernünftige Reform verhindern, weil sie ihre Direktmandatsprivilegien nicht aufgeben wollen.
zum Beitrag31.07.2021 , 17:32 Uhr
Was es definitiv braucht, sind mehr Soterias -- also stationäre Einrichtungen, wo die von Psychosen Betroffenen selbst entscheiden können, ob sie Neuroleptika einnehmen wollen oder nicht. Der Fokus ist dort mehr auf nicht-medikamentöser Stabilisierung. en.wikipedia.org/w...hiatric_treatment)
Zum Thema Neuroleptika gibt es hier noch höchst interessante Beiträge: www.dgsp-ev.de/psy...eptikadebatte.html
zum Beitrag31.07.2021 , 12:05 Uhr
Wir sollten aber daran denken, dass die Pandemie gezeigt hat, wer außer den Anzugträger*innen auch noch unverzichtbare Leistung für die Gesellschaft erbringt: Paketbot*innen, Supermarktangestellte, Pfleger*innen.
Eine signifikante Erhöhung des Mindestlohns wäre also ebenfalls mit dem Leistungsgedanken vereinbar. Oder eine Tarifpflicht für entlohnungsschwache Unternehmen; wer sich ihr entzieht, muss eine unrentabel hohe Strafsteuer beitragen.
Statt des staatlich verwalteten Fondssparens würde ich zur Verhinderung von Altersarmut eher das Rentensystem ändern: Nur die ersten paar Rentenpunkte zählen voll, alle anderen mit steigender Anzahl zunehmend weniger. Denn Fonds haben immer das Problem, dass sie diejenigen benachteiligen, die kurz vor Renteneintritt einen Crash erleben mussten. Auch nicht leistungsorientiert.
zum Beitrag30.07.2021 , 23:29 Uhr
Wen konkret hätte Pelosi denn berufen sollen? Die Republikaner haben schließlich Leute für den Ausschuss benannt, die die stürmenden Trump-Anhänger als harmlose Touristen bezeichnen. www.theguardian.co...ing-of-the-capitol
Würden aber harmlose Touristen die Polizisten, die das Kapitol schützen sollen, so bedrohen, dass diese um ihr Leben fürchten? Könnten solche Abgeordnete wirklich zur Wahrheitsfindung beitragen?
Und inwiefern hätte Frau Pelosi für den Schutz des Kapitols am Tag der Attacke sorgen sollen? Das müssen Sie genauer darstellen; sonst klingt es arg nach Victim Blaming.
zum Beitrag28.07.2021 , 21:03 Uhr
Vor zwei Tagen gab es im Guardian einen interessanten Artikel zu der Frage, wie wir Menschen zur Impfung bewegen können. Fragen wir doch mal jetzige Corona-Krankenhauspatient*innen, die sich schon hätten impfen lassen können: Was halten Sie im Rückblick von Ihrer Entscheidung? www.theguardian.co...ine-intensive-care
zum Beitrag27.07.2021 , 18:01 Uhr
Was den Tipp der Lehrerin anbetrifft: Das Problem dabei ist, dass er die Verantwortung für die Überwindung des Rassismus den von ihm Benachteiligten zuweist. Das ist wie wenn Sie einer vergewaltigten Frau sagen: "Selber schuld; warum hast du dich denn nicht gewehrt?"
Das ist in Machtverhältnissen halt nicht so einfach. Und bei Rassismus geht es eben nicht einfach um bestimmte Worte, sondern um Macht.
Genau deshalb ist es so wichtig, die Sensibilitäten von Personen of Color genauso wichtig zu nehmen wie die von Weißen. Warum sollten nur die Benachteiligten Rücksicht nehmen müssen?
"People of Color" ist derzeit die respektvolle Bezeichnung für die genannte Personengruppe. In 30 Jahren kann das wieder eine andere sein. Ob das F-Wort, das Sie zitieren, jemals respektvoll war, weiß ich nicht. Heute ist es das jedenfalls nicht.
zum Beitrag27.07.2021 , 15:25 Uhr
Seit wann gelten in einem TV-Interview mit einer Politikerin die Regeln korrekten wissenschaftlichen Zitierens? Frau Baerbock hätte sich an der Stelle vielleicht demonstrativ räuspern können, anstatt das Wort auszusprechen. Das schaffen wir Weißen in anderen Situationen doch auch.
zum Beitrag25.07.2021 , 10:05 Uhr
Sinnvoll wäre möglicherweise auch eine Testpflicht für Geimpfte, da auch die sich ja anstecken und damit das Virus weitergeben können. Mit dem Unterschied, dass die Ungeimpften ihre Tests halt selber bezahlen müssen, während Geimpfte sie umsonst bekommen.
zum Beitrag23.07.2021 , 19:21 Uhr
Na dann: Her mit der Impfpflicht! Sonst ächzt unsere Wirtschaft im Herbst entweder unter einem neuen Lockdown, oder aber unter einer "Pingdemie" wie die britische derzeit. Denn je höher die Zahl der Infizierten, desto höher auch die Zahl der Kontakte, die sich isolieren müssen. www.theguardian.co...dling-of-pingdemic
zum Beitrag23.07.2021 , 15:43 Uhr
Na, dann haben wir ja ein weiteres Argument für eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden: Dann hätten die Versicherer ein vitales Interesse an Klimaschutz und Katastrophenvorsorge.
Dann würde nicht nur die Zivilgesellschaft für Ersteren kämpfen, sondern auch mächtige Lobbyisten. Die würden dann vielleicht sogar der CDU Dampf untern Hintern machen...
zum Beitrag21.07.2021 , 21:38 Uhr
Selbst wenn wir einen neuen Lockdown vermeiden können, droht von anderer Seite Ungemach für die Wirtschaft: Diejenige in Großbritannien klagt inzwischen über eine "Pingdemie".
Je höher die Infektionszahlen, desto höher die Zahl an potenziell infizierten Kontakten, die über die Corona-App angepingt wird und sich isolieren muss. Ein Unternehmen klagt wohl schon darüber, dass 10% seiner Leute derzeit in Isolation sind. www.theguardian.co...dling-of-pingdemic
Das ist im Zweifel auch existenzbedrohend für Firmen. Da werden wir an einer Impfpflicht wohl wirklich nicht vorbeikommen.
zum Beitrag21.07.2021 , 18:58 Uhr
Mehr zum Thema Sexismus in der Kommunalpolitik: correctiv.org/aktu...alpolitik-erleben/ correctiv.org/aktu...lpolitiker-in-nrw/ cdn.correctiv.org/...nts/Auswertung.pdf
zum Beitrag20.07.2021 , 11:53 Uhr
Jaja, von sich selbst auf andere schließen... Den Fehler habe ich auch schon gemacht. Der ist tatsächlich weit verbreitet.
Mit anderen Worten: Also ich wusste das nicht.
zum Beitrag20.07.2021 , 07:37 Uhr
Was die Unterspülungen betrifft: Da stellt sich auch die Frage nach Bauvorschriften. Es heißt ja schon im Evangelium, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, auf Sand zu bauen. Weil wegen Hochwasser und Einsturzgefahr.
Und wenn es sich schon nicht vermeiden lässt: Wie muss ein Fundament beschaffen sein, damit im Fall von Unterspülungen das Haus zumindest nachträglich wieder stabilisiert werden kann? Lässt sich sowas auch bei schon bestehenden Häusern "nachrüsten"?
Und in Bezug auf Erftstadt-Blessem: Wie sieht es aus mit Mindestabständen zwischen Siedlungen und Kiesgruben?
zum Beitrag18.07.2021 , 19:26 Uhr
Grotesker Whataboutism? Ich sehe hier eher die beiden Spielarten der Selbstgerechtigkeit.
Bei den Konservativen sieht sie bekanntermaßen so aus: Es ist erwiesen, dass die Progressiven auch nicht perfekt sind -- Beispiele gibt's genug. Also müssen sich Konservative gar nicht erst anstrengen, was zum Beispiel Klimaschutz anbelangt.
Die Selbstgerechtigkeit der Progressiven wiederum zeigt sich in ihrer Unfähigkeit, sich selbst und anderen Progressiven ihre Fehler zu vergeben. Auf diese Weise tendiert die politische Linke dazu, sich immer mal wieder aufzuspalten. Und die Konservativen brauchen sich nur noch zurückzulehnen und Popcorn futternd zuzusehen.
Auf diese Weise wird es schwierig für Progressive, sich gegen konservative Attacken angemessen zur Wehr zu setzen. Denn die Schuldgefühle ob der eigenen Unperfektion schreien gar zu laut in ihren Köpfen herum.
Wem trauen Sie das Krisenmanagement eher zu, Baerbock/Habeck oder Laschet?
zum Beitrag17.07.2021 , 14:15 Uhr
Kann Bodo Ramelow jetzt nicht noch die Vertrauensfrage stellen? Wenn die CDU nicht mehr mitmachen will, dann dürfte es da doch eigentlich keine Mehrheit für geben. Und wenn sich dann keine neue Landesregierung findet, wäre eine Auflösung des Parlaments auch nur eine Frage der Zeit.
zum Beitrag16.07.2021 , 18:43 Uhr
Natürlich gibt es ein Analogon zum Impfstoff für die Erderhitzung: Schnelle Reduktion der Treibhausgas-Emissionen. Das mögen nur die Konservativen nicht; und wenn schon, dann bestimmt nicht auf sozialverträgliche Weise.
Die Konservativen sind also die Impfverweigerer*innen des Klimanotstands.
zum Beitrag15.07.2021 , 21:22 Uhr
Und wo steckt Annalena Baerbock? Oder Robert Habeck? Letzterer soll sich ja gerade in Schleswig-Holstein inszenieren, im Watt und so... www.spiegel.de/pol...-a340-0546ff1d6689
Ich wüsste da bessere Orte zu diesem Zweck...
zum Beitrag13.07.2021 , 18:42 Uhr
Es gibt aber auch Menschen, die wegen Vorerkrankungen nicht geimpft werden können. Für die sollte es weiterhin die Möglichkeit zu kostenlosen Coronatests geben.
zum Beitrag13.07.2021 , 18:14 Uhr
Was versteht Frau Funk unter Idealismus? Für mich ist es die Sicht, dass die Welt anders sein SOLLTE, auch wenn wir das nie werden perfekt realisieren können.
Ich persönlich finde schon, dass Hierarchien zwischen Menschen gerade das Problem sind. Was aber definitiv fehlt, ist die Bereitschaft, sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass Jüdinnen*Juden eben keine Unterdrücker*innen sind, sondern selbst Benachteiligte.
Ich selbst setze mich seit ein paar Monaten intensiv mit dem Antisemitismus auseinander, der mir in den Knochen steckt. Verdammt anstrengende Arbeit, aber ich sehe keinen anderen Weg.
Für alle Deutschen, die den gleichen Weg gehen wollen: Ich empfehle die beiden Bände von Saul Friedländer, "Das Dritte Reich und die Juden". Ich stelle mir dann bewusst vor, dass meine (Ur-)Großeltern selbst solche Dinge beobachtet haben und vielleicht auch als Täter*innen involviert waren. Die Gefühle, die mir dann hochkommen, habe ich vermutlich von ihnen geerbt und muss sie durcharbeiten.
zum Beitrag12.07.2021 , 17:55 Uhr
Das Beste ist aber: Das Freiheitsversprechen an sich müssen wir gar nicht aufgeben. Wir müssen lediglich unser Verständnis von Freiheit überdenken: Es geht um GLEICHE Freiheit für alle.
Ausbeuter*innen und Ausgebeutete genießen nicht das gleiche Maß an Freiheit; das ist offensichtlich. Wenn wir aber über gleiche Freiheit nachdenken, dann lässt sich Regulierung mit Freiheit durchaus zusammendenken.
Dann ist es nämlich Aufgabe des Staates, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit alle das gleiche Maß an Freiheit genießen können. Das schließt gerechtes Teilen von Geld und anderen Ressourcen mit ein.
@Schwarzwaldtib: Moral alleine reicht nicht aus, um eine gerechte Welt zu schaffen. Oder handeln Sie wirklich IMMER entsprechend des Kategorischen Imperativs?
Wir brauchen Gesetze und Regulierung, weil es eben auch viele Leute gibt, die sich ohne Zwang nicht an Regeln der Fairness halten. Und wenn Lieferdienste gerechte Arbeitsbedingungen sicherstellen müssen, werden sie auch ihre Preise entsprechend erhöhen.
zum Beitrag07.07.2021 , 21:47 Uhr
Auch in Plattenbausiedlungen sollten mobile Impfteams eingesetzt werden. Hieß es nicht neulich erst, dass Menschen mit geringen Einkommen sich deutlich seltener impfen lassen?
Vielleicht haben sie neben Zweit- und Drittjob schlicht nicht die Zeit und Energie, einen Impftermin zu vereinbaren. Wenn diese aber um die Ecke zu haben sind, kommen sie möglicherweise doch.
zum Beitrag06.07.2021 , 09:47 Uhr
Vielleicht gibt es da ja auch noch was jenseits von den modernen drei K's für die Frau (Küche, Kinder, Karriere)?
zum Beitrag05.07.2021 , 16:49 Uhr
Verdammt! Da hatte ich als Weiße doch auch den Impuls, auf eine Weise zu reagieren, die PoC im Sinne des letzten Absatzes hätten interpretieren können...
Also: Danke für die schwierigen ersten Schritte im Populärmachen der Jogginghose! Die sind echt bequem.
zum Beitrag04.07.2021 , 07:55 Uhr
Geniale Idee, solche Streitgespräche. Bitte zu allen wichtigen Politikbereichen, mit Fachpolitiker*innen aller wichtigen Parteien. Endlich mal sachliche Informationen dazu, wofür die Parteien stehen.
An einer Stelle hätten Sie aber nachhaken müssen:
Scheuer (zum Benzinpreis): "Im Unterschied zu den Grünen werden wir nicht einen radikalsten Verteuerungsschritt machen."
Nicht einen radikalsten? Was ist denn das?
zum Beitrag03.07.2021 , 15:01 Uhr
Schutzmasken-Deals und PKW-Maut? Vergessen wir nicht die Lockdown-Politik der CDU: Hauptsache die Leute können arbeiten, Freizeit brauchen sie nicht. Und hier gibt es noch eine unterhaltsame Übersicht über konservative Skandale: www.zdf.de/comedy/...-mai-2021-100.html
Jetzt wo viele geimpft sind, werden wir strikte Lockdowns noch nicht bei einer Inzidenz von 100 brauchen. Das heißt aber nicht, dass nicht bei 1000 oder 2000 auch wieder das Gesundheitssystem zusammenzubrechen drohen könnte. Dann braucht es neue Lockdowns -- und Politiker*innen, die sie auf faire Weise ausgestalten. Denn exponentielles Wachstum bedeutet: von 100 auf 1000 braucht genauso lange wie von 10 auf 100.
Fragt sich nur, warum so viele potenzielle Wähler*innen die passiv-aggressive Art von Laschet und Merkel attraktiv finden.
zum Beitrag02.07.2021 , 22:28 Uhr
Wenn das Energiegeld für die Armen gerecht sein soll, muss es aber monatlich ausgezahlt werden; und nicht am Ende des Jahres mit der Steuererklärung. Denn wer wenig Geld hat, hat vor allem am Ende des Monats zu wenig. Ganz besonders dann, wenn durch den CO2-Preis die Energiepreise steigen.
zum Beitrag30.06.2021 , 20:25 Uhr
Da muss ich ausnahmsweise mal der FDP zustimmen: Toll isses nicht, aber wir haben echt größere Probleme.
Wie ist das denn, wenn ein Lehrer, der selber raucht, Schüler auf dem Schulhof beim heimlichen Rauchen erwischt und ihnen eine Standpauke hält? Natürlich ist er ein Heuchler; aber recht hat er natürlich trotzdem. Denn Angriffe ad hominem machen das Anliegen an sich natürlich nicht ungültig.
(Quelle: Hubert Schleichert, Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren. Anleitung zum subversiven Denken)
zum Beitrag29.06.2021 , 16:55 Uhr
Cancel Culture? Ja, durch Black Lives Matter hat sich während der Lockdowns unsere Wahrnehmung verschoben in der Frage, wo Rassismus beginnt. Das ist gut.
Es erfordert jetzt halt im realen Leben einen neuen Aushandlungsprozess, was für Bemerkungen wir für akzeptabel halten und welche nicht. Und einzelne (mittel-)alte weiße Freunde zu verlieren schafft Zeit dafür, solche zu suchen, mit denen wir uns besser verstehen.
Also nur Mut: Stehen Sie zu Ihren Überzeugungen. Im Zweifelsfall gibt es viele Flüchtlinge und andere Migrant*innen, die sich gerne sozial integrieren würden, aber halt keine bzw. kaum deutsche Freunde finden.
zum Beitrag27.06.2021 , 20:01 Uhr
"Und Arbeiten im Haushalt verstoßen gegen die Kinderrechte, leider, sonst würde sie es natürlich gerne machen. Ich geh dann mal putzen."
Ach ja. Anderswo kämpfen Kinder und Jugendliche für das Recht, für ihren Lebensunterhalt selber zu arbeiten. Weil sie sonst gezwungen sind, illegal zu arbeiten; und da gibt es halt keinen Rechtsschutz. pronats.org/
So können wir Freiheit unterschiedlich definieren...
zum Beitrag27.06.2021 , 19:34 Uhr
"Keine Grundrechte, keine Kohle. So einfach wär’s." Jein. Besser wäre es, die Kohle nicht der ungarischen Regierung in die Hand zu drücken, sondern gleich den zivilgesellschaftlichen Organisationen. Denn wenn wir sie der Regierung geben, versackt viel davon in den tiefen Taschen mächtiger Leute. Die Zivilgesellschaft könnte das Geld aber durchaus brauchen. taz.de/Sportlerinn...n-Ungarn/!5777913/
zum Beitrag24.06.2021 , 14:22 Uhr
Möglicherweise scheitern die linken Parteien ja daran, dass alle Welt denkt, sie wäre Teil der Mittelschicht -- obwohl das rein rechnerisch ja gar nicht geht. www.progressives-z...der-mittelschicht/
Die neoliberale Rhetorik der vergangenen Jahrzehnte hat den Menschen offenbar erfolgreich vermittelt, es sei persönliches Versagen, zur Unterschicht zu gehören. Zur Oberschicht will sich aber auch keine*r rechnen; auch das scheint schambesetzt zu sein. Vielleicht braucht es da einfach eine neue "Frohe Botschaft":
Es ist keine Schande, zur Unterschicht zu gehören. Ebensowenig ist es eine Schande, zur Oberschicht zu gehören. Die Schande unserer Gesellschaft liegt darin, dass zwischen Unter- und Oberschicht so ein großer finanzieller Unterschied liegt.
Es ist absolut keine Schande, wenn du zur Oberschicht gehörst. Im Gegenteil: Das gibt dir die Möglichkeit, viel zur Gemeinschaft beizutragen. So Leute wie dich brauchen wir!
Ebensowenig ist es eine Schande, wenn du zur Unterschicht gehörst. Für Leute wie dich sind wir da!
Deine Aufstiegschancen sind gering, solange die soziale Ungleichheit so groß ist, wie sie ist. Und wenn du ihn schaffst, musst du viel Liebgewonnenes aufgeben. Wenn du mit uns aber für eine gerechtere Welt kämpfst, werden zukünftige Aufsteiger*innen in diesem Prozess weniger aufgeben müssen.
Wie wäre es damit?
zum Beitrag22.06.2021 , 18:21 Uhr
"Jetzt rede ich"? Hui... Passen Sie auf die Geschlechterrollen auf, die Sie ihm vermitteln. Eltern tendieren dazu, ihre Töchter doppelt so oft zu unterbrechen wie ihre Söhne. Jungs sollten aber auch lernen, mal die Klappe zu halten und einer Frau zuzuhören. Sonst tendieren sie später zum Manterrupting; also dazu, Frauen häufig zu unterbrechen. (Soraya Chemaly, Speak Out! Die Kraft weiblicher Wut, S. 224ff.)
Wenn wir häufig unterbrochen werden, leidet unsere Denkfähigkeit und Kreativität. Auf diese Weise haben es Frauen deutlich schwerer als Männer, komplexe Gedanken zu entwickeln. In der Folge werden sie als weniger kompetent angesehen. www.theguardian.co...d-change-the-world
zum Beitrag21.06.2021 , 18:23 Uhr
Das seien nicht einfach irgendwelche Ideen, alles ist umsetzbar; und zwar relativ schnell. Aber erst nach dem Kassensturz nach der Wahl entscheiden wir, welche Teile unseres Programms wir dann doch lautlos unter den Tisch fallen lassen.
Ist das Neudeutsch für "wir lügen euch jetzt mal das Blaue vom Himmel herunter"? Wenn am Ende das Geld nicht reicht, fällt doch bei der CDU im Zweifel das Soziale hinten runter, oder? www.spiegel.de/pol...-85a0-8e47feba8561
zum Beitrag17.06.2021 , 11:34 Uhr
Es scheint, als wäre es etwas Negatives für Sie, erwachsen zu werden. Als glaubten Sie, Sie müssten dafür etwas Essenzielles aufgeben. Was könnte das sein? Ideale? Ein Gefühl, bedingungslos liebenswert zu sein?
Keine Sorge: Das müssen Sie nicht. Alle Menschen haben die gleiche Würde; also sind alle auch gleich liebenswert, unabhängig vom Alter. Und Ideale aufzugeben, bloß weil wir die brutale Realität besser kennenlernen, ist ein Fehler.
Ideale geben eine Antwort auf die Frage, wie die Welt sein soll. Sie bleiben gültig, auch wenn ein Abgrund liegt zwischen ihnen und der Welt, wie sie tatsächlich ist. Also keine Angst vorm Erwachsenwerden: Es ist ebenfalls spannend.
Sehr empfehlenswert: Susan Neiman, Warum erwachsen werden? Eine philosophische Ermutigung
zum Beitrag13.06.2021 , 20:55 Uhr
Richtig, Klimaforscher*innen können sich ihren Beruf aussuchen, Jüdinnen*Juden ihre Herkunft nicht. Auch deutet bis jetzt absolut nichts darauf hin, dass Erstere einmal derart aggressiv verfolgt werden könnten, wie Letztere im Dritten Reich.
Die Fakten, die die Klimaforscher*innen entdecken und uns präsentieren, können sie sich aber auch nicht aussuchen. Ich bin mir sicher, dass die auch gerne "alles halb so wild" sagen würden -- wenn sie es denn guten Gewissens könnten.
Aber ist der Vorwurf "unglaubliche + geschichtsvergessene Entgleisung", gerade von konservativer Seite, dann nicht doch ein klein wenig übertrieben? Gerade wo deren Parteigänger kürzlich erst viel Geld investiert haben, um selber mit antisemitischen Klischees um sich zu werfen? www.spiegel.de/wis...-af2f-d1cec5c2bbe5
Das klingt dann doch ein Stück weit nach dem Sprichwort: Was einen beim anderen am meisten stört, ist einem selbst in der Regel auch nicht ganz fremd...
zum Beitrag12.06.2021 , 20:48 Uhr
Da fragt die Feministin in mir: Würden die gleichen Ungenauigkeiten bei einem männlichen Bewerber genauso scharf kritisiert?
Oder steckt da nicht doch das Phänomen dahinter, dass Frauen als Kandidatinnen nicht zu ambitioniert sein dürfen, aber auch nicht zu wenig, nicht zu jung, nicht zu alt, nicht zu hübsch, nicht zu hässlich, nicht zu dick, nicht zu dünn... Sprich, dass sie es per definitionem niemensch recht machen können, eben weil sie Frauen sind? leftycartoons.com/...an-in-the-primary/
zum Beitrag12.06.2021 , 19:44 Uhr
Über das Thema grübele ich auch schon seit einiger Zeit nach. Die beste Lösung scheint mir eine echte Gewaltenteilung in Unternehmen zu sein. Alle Beschäftigten wählen eine Legislative, die wählt eine Exekutive; und bei einer intern Recht sprechenden Instanz können sich alle beschweren, wenn die Regeln der Legislative nicht eingehalten werden.
Stellen wir uns doch mal vor, der Betriebsrat wählte den Geschäftsführer... Selbstverständlich haben die Beschäftigten ein Interesse daran, dass die Person für den Job auch kompetent und nicht nur sozial eingestellt ist. Ihr Job hängt ja schließlich daran.
zum Beitrag11.06.2021 , 09:00 Uhr
Wenn Sie Interesse an mehr Informationen haben oder die Kindergewerkschaften unterstützen wollen: pronats.org/
zum Beitrag11.06.2021 , 08:53 Uhr
Wilkinson und Pickett stellen in ihrem Buch "Gleichheit. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind" überzeugend dar, dass im Globalen Norden soziale Ungleichheit zu erhöhten Raten von Übergewicht führt. Wir brauchen also nicht nur ein diskriminierungsfreies Gesundheitssystem, sondern auch egalitärere Gesellschaften.
zum Beitrag07.06.2021 , 10:20 Uhr
Mit anderen Worten: Ich bestreite ausdrücklich, dass in dieser Gesellschaft und den linken Parteien die Vision fehlt. Was fehlt, ist das breite Wissen darum, wie hart die Realität ist!
Sollte sich das nicht ändern lassen?
zum Beitrag07.06.2021 , 09:47 Uhr
Was fehlt den linken Parteien? Vor allem ein Bewusstsein der Menschen dafür, wo sie selbst in der sozialen Hierarchie stehen. Es glauben nämlich alle (!), dass sie Teil der Mittelschicht wären; und zu viele halten die Vermögensungleichheit für kleiner (!) als die der Einkommen. www.progressives-z...der-mittelschicht/
Das macht es den Konservativen leicht, dem sogenannten "kleinen Mann" zu sagen: "Guck mal, du willst deinen Kindern doch bestimmt auch was vererben von deinem bescheidenen Wohlstand. Da darfst du nicht die Sozis wählen; die wollen deinen Kindern das nämlich wegnehmen." -- Warum sollte er das nicht glauben?
Wenn die linken Parteien eine Wahlchance haben wollen, müssen sie eine Informationskampagne diesbezüglich in ihre Wahlkampagnen integrieren. Konkrete Grenzwerte dafür, wer in welches Zehntel der Bevölkerung nach Einkommen bzw. Vermögen fällt. Und einfache Aussagen dazu, welche dieser Zehntel ihr Wahlprogramm besser stellt.
zum Beitrag04.06.2021 , 11:01 Uhr
100 Euro pro 45 Minuten? Wo haben Sie denn diese Information her? Ja, privat arbeitende Therapeut*innen ohne Kassenzulassung berechnen solche Preise. Von gesetzlichen Krankenkassen bekommen sie längst nicht so viel.
Ist halt wie bei Ärzten: Die dürfen für die Behandlung von privat Versicherten auch mehr abrechnen.
zum Beitrag04.06.2021 , 10:57 Uhr
Mit Ihrem Ansatz können Sie psychisch weitgehend Gesunden helfen, die aufgrund von Scheidung, Jobverlust etc. in eine Lebenskrise geraten sind. Die brauchen aber keine Psychotherapeut*innen mit zehnjähriger Ausbildung; das können auch Coaches und Heilpraktiker*innen. Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen überfordern Sie aber mit solch einem Erfolgsdruck-basierten Ansatz.
Eine Kombi von Einzel- und Gruppentherapie wäre in vielen Fällen hilfreich, wird aber von Krankenkassen nicht bezahlt.
zum Beitrag04.06.2021 , 10:11 Uhr
Angeblich stehen wir im internationalen Vergleich sehr gut da, was das Zahlenverhältnis Psychotherapeut*innen zu Bevölkerung angeht. Wie sind denn die Wartezeiten in anderen Ländern, die ähnlich gut dastehen wie wir?
Und wenn die Wartezeiten dort deutlich kürzer sind, als es das o.g. Zahlenverhältnis erwarten ließe: Wie ist der Zugang zu Psychotherapie dort organisiert? Wer kontrolliert ihn, nach welchen Kriterien?
Mit anderen Worten: Braucht es wirklich nur mehr Psychotherapeut*innen, oder sind andere Stellschrauben vielleicht effektiver?
zum Beitrag01.06.2021 , 11:20 Uhr
Danke für den Artikel. Sie würden der Sicht der Betroffenen aber besser gerecht werden, wenn Sie das I-Wort herauslassen könnten. Es ist schließlich die Bezeichnung, die die weißen rassistischen Unterdrücker für die Ureinwohner von Nord- und Südamerika erfunden haben. Die Begriffe Indigene, indigene Kinder sowie Ureinwohner scheinen mir an der Stelle besser zu passen.
zum Beitrag29.05.2021 , 15:02 Uhr
Einen Teil des Problems -- den wahrscheinlichen Grund für die Schwäche der linken Parteien -- hat gerade eine alarmierende Studie enthüllt: Die Menschen schätzen ihre soziale Position in der Gesellschaft gravierend falsch ein.
Fast alle rechnen sich zur Mittelklasse, obwohl das ja gar nicht sein kann. Das erklärt dann auch, warum die Menschen konservativer wählen, als es der allgemeine Unmut über soziale Ungleichheit vermuten lässt. www.theguardian.co...blems-for-the-left
Hätten Sie nicht Lust, vor der Bundestagswahl in einer Artikelserie darüber aufzuklären? Dazu brauchen Sie zunächst einmal Skalen mit Grenzwerten, ab welchem Einkommen bzw. Vermögen Menschen in welches Zehntel der Skala fallen. Da können Ihnen die Autor*innen der Studie sicher gerne weiterhelfen. Auch Grenzwerte für das reichste Prozent und Promille könnten hilfreich sein, um die Problemlage zu verdeutlichen. Das wäre der erste Artikel; da sollen die Leser*innen prüfen, wo sie stehen.
Anschließend nummerieren Sie die Bereiche der Skalen durch und analysieren in den Folgeartikeln die Wahlprogramme der Parteien: „Partei X bietet viel für Menschen in den Bereichen … von Einkommen/Vermögen; wenig für die in den Bereichen … ; und die in den Bereichen … ignoriert sie weitgehend.“
zum Beitrag28.05.2021 , 11:24 Uhr
Der Guardian schreibt dazu: "The German side’s position is that it has negotiated the agreement with a Namibian government representing the country’s population as a whole, and that the deal does not stand or fall on the approval of Herero and Name descendants groups." www.theguardian.co...rero-nama-genocide
Eine Entschuldigung für ein Verbrechen, die das Opfer desselbigen nicht als glaubwürdig empfindet, ist keine. Ein Schlussstrich nach den Bedingungen des Täters ist keiner.
Gut. Dann zahlen wir eben jetzt eine Billion an Hilfen, und später nochmal Reparationen. Gerne. (Das ist übrigens mein voller Ernst.)
Geld ist ja ohnehin nur ein schwacher Trost für das Leid, das unsere Vorfahren den Herero und Nama angetan haben.
zum Beitrag27.05.2021 , 14:56 Uhr
Normalerweise bin ich ja auch Moralapostel, aber hier muss ich einschränken: 100% Impfquote für Erwachsene werden wir real nicht erreichen. Nicht alle Menschen fühlen sich halt an moralische Regeln gebunden.
Dann bleibt als einzige Möglichkeit, die Herdenimmunität zu erreichen: Impft auch die Kinder und Jugendlichen! Her mit der Spritze für alle, die sie wollen - zumindest sobald die Risikogruppen geimpft sind.
zum Beitrag20.05.2021 , 20:09 Uhr
Solch eine Reform wäre tatsächlich Quatsch. Schon jetzt sind die Obergrenzen bei der Therapiestundenzahl problematisch; Gewalterfahrungen in der Kindheit aufzuarbeiten dauert in aller Regel 10 bis 20 Jahre, wenn nicht sogar länger. Und was anfangs einfach nach einer Depression aussieht, kann durchaus solche Erfahrungen einschließen -- die aber vollständig verdrängt wurden.
Sinnvoller wäre es, wenn die Therapeut*innen wie gehabt für jeden Erst- und Verlängerungsantrag ein Gutachten schreiben; wenn die Gutachter*innen dann aber nicht nur Papier vor sich sehen, sondern auch den Menschen. Was bleibt Therapeut*innen sonst anderes übrig, als für alle Patient*innen gleich die maximal mögliche Stundenzahl zu beantragen?
Der Psychiater Manfred Lütz schreibt: „Seriöse Experten sind sich inzwischen einig, dass es ein Leichtes wäre, die Wartezeiten von fünf Monaten auf etwa drei Wochen zu senken. [...]
Die langen Wartezeiten sind darauf zurückzuführen, dass es keinerlei wirksame Kontrolle gibt, ob ein Kranker bei einem Psychotherapeuten sitzt oder ein Mensch in einer Lebenskrise. Wenn eine Frau plötzlich von ihrem Mann verlassen worden ist, dann ist das oft schlimmer als eine schwere Depression; das ist aber keine Krankheit, sondern eine gesunde emotionale Reaktion auf eine schreckliche Situation. Eine solche Frau mag einen psychologischen Lebensberater brauchen, aber jedenfalls keine Krankenbehandlung zulasten der Solidargemeinschaft. [...]
Psychologische Psychotherapeuten machen ausgezeichnete Arbeit, und die weitaus meisten behandeln natürlich wirklich Kranke. Aber das System fördert die Behandlung von Gesunden. Fragen Sie sich doch selbst, was Sie tun würden, wenn Sie die freie Wahl hätten, für dasselbe Honorar einen schwer gestörten Menschen zu behandeln oder den gesunden Nachbarn, der aus irgendwelchen Gründen Gesprächsbedarf hat." www.spiegel.de/ges...det-a-1259159.html
zum Beitrag18.05.2021 , 09:17 Uhr
Ich habe auch Depressionen. Seit ein paar Jahren nehme ich auch Medikamente; hatte mich lange geweigert. Und sie helfen mir definitiv.
Dennoch gebe ich der Autorin Recht, dass es nicht in jeder akuten psychischen Krise Medikamente braucht. Nach einer schlimmen Erfahrung geht es auch psychisch Gesunden erst einmal richtig besch***eiden. Der Unterschied zwischen Gesunden und Kranken liegt dann aber darin, dass die Gesunden sich innerhalb von ein bis drei Monaten wieder aufrappeln.
Ich habe nicht den Eindruck, dass die Autorin wirklich Kranken die Medikamente wegnehmen will. Sie hinterfragt nur, ob sie nicht vielleicht doch zu häufig verschrieben werden.
zum Beitrag17.05.2021 , 14:10 Uhr
Für eine bessere Versorgung mit Psychotherapie braucht es nicht mehr Therapeut*innen, sondern mehr Kontrolle, wer einen Therapieplatz erhält. Die Arbeit mit psychisch Gesunden in einer Lebenskrise ist halt emotional viel weniger anstrengend für Therapeut*innen als die mit tatsächlich Kranken. Deshalb bieten diese den Gesunden schnell einen Therapieplatz an und lassen die Kranken warten.
Das Problem sind aber auch Journalist*innen, die der Psychotherapeutenlobby auf den Leim gehen. Der Psychiater, der Sie behandelte, wusste nur zu gut, dass es ihm kaum möglich ist, Ihnen schnell einen Therapieplatz zu verschaffen. Aber ein Rezept ausstellen, das konnte er. Die wollen auch nur helfen. www.spiegel.de/ges...det-a-1259159.html
zum Beitrag16.05.2021 , 14:21 Uhr
Leistung darf nicht wegbesteuert werden? Bitte, gerne. Für Menschen, die nach Tarif bezahlt werden oder weniger erhalten, lohnt es sich finanziell doch kaum, sich Überstunden auszahlen zu lassen. Was aber vor allem an den Sozialabgaben liegt. Wenn die Reichen da mehr zu beitragen würden, würde sich Leistung auch für Geringverdiener*innen lohnen.
Aber ob die FDP das wohl auf dem Schirm hat, wenn sie sowas sagt? Für die sind doch ausschließlich übertariflich Beschäftigte "Leistungsträger"...
zum Beitrag11.05.2021 , 13:41 Uhr
So will doch eigentlich niemensch sein? Ich fürchte doch. Mein Stiefvater hat das genossen, es Idealist*innen wie mir von Zeit zu Zeit mal so richtig zu zeigen.
Und der Übergang von einfacher Ignoranz, wie Sie sie auch beschreiben, bis hin zu Sadismus ist fließend. Da versteckt sich der Wolf namens Zynismus gerne im Schafspelzchen des Realismus.
Von sich selbst auf andere zu schließen ist ein Fehler, den alle Menschen von Zeit zu Zeit machen. Aber bloß weil Sie progressiv sein wollen, diesem Ideal aber nicht immer entsprechen, heißt das leider nicht, dass das für alle gilt.
Ich bin traurig darüber. Und manchmal auch wütend.
zum Beitrag08.05.2021 , 11:45 Uhr
Ich persönlich habe immer noch Zweifel daran, wie "geläutert" Scholz tatsächlich ist. Bei der Aufklärung der Cum-Ex-Affäre in Hamburg spielt er jedenfalls keine glorreiche Rolle. Nach Verantwortung-Übernehmen für eigene Fehler klingt das nicht.
Und sollte Steuerbetrug nicht auch ein wichtiges Thema für eine sozialdemokratische Partei sein? Auf das Handeln kommt es letztlich an, nicht auf die schönen Worte im Wahlprogramm.
zum Beitrag07.05.2021 , 15:16 Uhr
Der folgende Kommentar im Guardian ist auch lesenswert: www.theguardian.co...patents-not-enough
zum Beitrag05.05.2021 , 12:11 Uhr
Ich stimme voll und ganz zu. Vor ein paar Tagen habe ich hier auch dafür unterschrieben: weact.campact.de/p...unser-leben-retten
zum Beitrag03.05.2021 , 19:02 Uhr
Das stimmt. Das Buch "White Feminism" der Journalistin Koa Beck zeigt eindrücklich auf, wie weiße Frauen der Mittel- und Oberklasse den feministischen Diskurs bestimmen und alles, was sie selbst nicht interessiert, zum "Nischenthema" deklarieren.
Arme Mütter können ihren Kindern ab dem 22. jeden Monats kein Frühstück mehr auf den Tisch stellen? Putzfrauen in Privathaushalten arbeiten ohne Sozialversicherung? Ihre Auftraggeberinnen interessieren sich so sehr für ihre Belange wie Männer der 1950er für die ihrer Ehefrauen? Frauen of Color können sich in ihrem Job kaum vor Corona schützen? Wen interessiert das schon?
Aber: Weiße Frauen der Mittel- und Oberklasse leiden unter dem Spagat zwischen Homeoffice und Homeschooling? Ganz wichtig! Das muss in vielen Artikeln lang und breit erörtert werden.
zum Beitrag01.05.2021 , 08:33 Uhr
Können wir dann nicht Freiheiten für Geimpfte mit besserer Kontrolle, wer geimpft wird, verbinden?
Immerhin haben die Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen sich im Laufe des vergangenen Jahres stärker isolieren müssen als solche mit geringerem Coronarisiko. Da wäre es auch ein Stück Gerechtigkeit, wenn sie jetzt früher als andere wieder Freiheiten genießen können -- zum Beispiel die alten Menschen in Pflegeheimen.
(Disclaimer: Ich bin aufgrund von Vorerkrankung bereits einmal geimpft und habe Ende Mai den zweiten Termin. Dass ich ein erhöhtes Risiko habe, wusste ich aber lange nicht.)
zum Beitrag28.04.2021 , 18:05 Uhr
Ein Problem dahinter ist halt auch das Verständnis von Arbeit im Kapitalismus. Laut der herkömmlichen Wirtschaftstheorie ist Arbeit eine Tätigkeit, die etwas produziert.
Für Kinder zu sorgen gilt nicht im gleichen Sinne als Arbeit. Eher gilt es als Freizeitvergnügen von Eltern, oder aber als eine Art unerschöpflicher Ressource. Das hat historische Gründe: Die Sichtweise von Frauen galt halt lange Zeit als nicht ansatzweise relevant.
Deshalb denken wir bei Kindererziehung und den-Haushalt-Schmeißen auch nicht im gleichen Maße an Arbeitsschutz wie bei industrieller Produktion. Dabei brauchen Eltern auch Pausen und Wertschätzung. Bekommen sie die nicht, wie zur Zeit in der Pandemie in sehr extremem Ausmaß, dann leiden auch die Kinder darunter.
zum Beitrag03.04.2021 , 14:51 Uhr
Ich kann Ihnen sagen, warum so viele Leute ihren Impftermin im Impfzentrum schwänzen: Es gibt halt keine einfache Möglichkeit, den vorgeschlagenen Termin abzusagen. Ich habe gerade eine Terminbestätigung für das lokale Impfzentrum (Niedersachsen) bekommen; darin findet sich lediglich ein Verweis auf die Impfhotline 0800 99 88 66 5. Die ist aber als ständig überlastet verschrien.
Ich habe keineswegs vor, diesen Termin sausen zu lassen; aber was, wenn jemensch just dann keine Möglichkeit hat zu kommen? Die Zeitfenster, die ich bei der Anmeldung auf Warteliste (vor gut zwei Wochen) angeben konnte, waren sehr grob: Wochentag sowie 6 Uhr bis irgendwann mittags oder mittags bis 20 oder 22 Uhr.
Das ist ein logistisches Problem für die Impfzentren; denn wenn die Leute nicht kommen, bleiben ggfs. Impfdosen übrig, die dann weggeworfen werden müssen. Schade um den wertvollen Impfstoff; und um das Zeitfenster, in dem jemand anders hätte geimpft werden können.
zum Beitrag29.03.2021 , 19:54 Uhr
Warum eigentlich immer nur Lockdowns? So nötig sie sind: Aber die britische Corona-Variante breitet sich in Familien stärker aus als der Wildtyp. Bisher wurden Angehörige längst nicht notwendigerweise infiziert; inzwischen werden sie es fast immer. Das bedeutet, dass eine häusliche Isolation bei Mehrpersonenhaushalten nicht ausreicht.
Die Asiaten haben schon von Anfang an Infizierte in Hotels und Jugendherbergen untergebracht. Auch dadurch lassen sich Infektionszahlen senken.
zum Beitrag28.03.2021 , 21:31 Uhr
Was den Spargel betrifft: Die Begeisterung dafür könnte daran liegen, dass er als Symbol ein politisch korrektes Dickpic darstellt. Und sowas mögen leider zu viele Männer. www.spiegel.de/kul...mne-a-1263906.html
zum Beitrag28.03.2021 , 21:23 Uhr
Danke für die Erinnerung. Auch mir liegt der Zynismus näher, als es mir lieb ist. Es ist aber auch einfach schwierig, konstruktiv mit dem ganzen Frust umzugehen!
Und was die CDU betrifft: Wie wäre es mit einem, sagen wir, moderaten Vertrauensverlust -- der sie einfach für zwei bis vier Legislaturperioden vom Kanzler*inamt fernhält? Es muss ja nicht gleich das Scheitern an der 5-Prozent-Hürde sein...
zum Beitrag25.03.2021 , 19:54 Uhr
"Die Mutationen des Virus konnte man doch nicht voraussehen..." Jaja, die große Ausrede der CDU; immer wieder gerne genutzt. Leider glauben es ihr auch viele. Zumindest die Ausbreitung der britischen Mutante war definitiv vorhersehbar. Aber auf NoCovid oder ZeroCovid zu setzen? Och nööö.
*Sarkasmus an* Lieber geben wir den Öffnungsforderungen der Wirtschaft nach, und segnen dann die Welt bei ausreichend hoher Inzidenz hierzulande noch mit einer gefährlichen deutschen Corona-Variante. Dann lässt kein anderer Staat dieser Erde mehr Deutsche ins Land; das ist mit Sicherheit optimal für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. *Sarkasmus aus*
Und Zuversicht? Ja, doch, die habe ich. Im September ist nämlich Bundestagswahl, und zum ersten Mal nach langer Zeit sieht es so aus, als könnten wir die CDU vielleicht aus dem Kanzler*inamt vertreiben...
zum Beitrag15.03.2021 , 16:59 Uhr
Die Aussetzung der AstraZeneca-Impfungen sehe ich tendenziell auch eher skeptisch. Corona-Infektionen lösen ja schließlich ebenfalls Thrombosen aus. Wäre es nicht auch möglich, die eine fragliche Charge derzeit nicht zu verimpfen, bei der die Fälle aufgetreten sind?
zum Beitrag14.03.2021 , 21:00 Uhr
Jaja, die K-Frage in der Union... Laschet ist gerade nicht zu beneiden.
Vielleicht holt er ja doch Friedrich Merz wieder aus der Versenkung? Oder es findet sich sogar eine Frau? Die sind doch immer gut zum Ausputzen, wenn die Männer es versemmelt haben... oder? *grimmig räusper*
zum Beitrag12.03.2021 , 20:12 Uhr
Wir sollten aber nicht nur auf Intensivstationen und Todesfälle schauen. Inzwischen hat eine neue Studie ergeben, dass ganze 30% aller Infizierten (!) neun Monate später immer noch Symptome haben. Das ist eine neue Dimension; vorher war ja von 10% die Rede. Und es ist noch nicht klar, ob Impfungen vor Long Covid schützen. www.theguardian.co...vid-health-answers
zum Beitrag07.03.2021 , 19:47 Uhr
Robert Jackall beschreibt in "Moral Mazes. The World of Corporate Managers" das Denken in den Chefetagen solch zwielichtiger Unternehmen. Es dürfte auch erfolgreichen CDU/CSU-lern vertraut sein.
zum Beitrag04.03.2021 , 00:09 Uhr
Ach wie schön. Also auf www.impfportal-niedersachsen.de/ habe ich gerade mal Postleitzahlen verschiedener Städte in Niedersachsen eingegeben. Anschließend habe ich mich per Eingabe eines falschen Geburtsdatums 79 Jahre alt gemacht. Eine Anmeldung auf Warteliste war nicht möglich -- sofortige Terminvergabe schon gar nicht.
Erst als ich mein Alter auf 80 setzte, leuchtete das Feld "Weiter" auf der Webseite auf. (Habe ich natürlich nicht mehr draufgeklickt.)
Ich bin unter 65, aber aufgrund von Vorerkrankungen Prio-Gruppe 2. Optionen zur Anmeldung sehe ich keine. Und bei der Telefonhotline ist ja sowieso kein Durchkommen.
Siehe auch diesen Artikel über die Schwierigkeiten von Menschen mit Vorerkrankungen, an Impftermine zu kommen: www.braunschweiger...en-Impftermin.html
zum Beitrag01.03.2021 , 16:01 Uhr
Es gibt noch einen Unterschied zwischen Garten- und Baumärkten und Frisör*innen: Bei ersteren kann ich die Ware online vorbestellen und dann vor dem Markt abholen. Beim Haarewaschen ist das schon etwas schwieriger.
Eine weitere Lockerungsmöglichkeit ohne allzu große Infektionsgefahr wären gemeinsame Spaziergänge oder Treffen draußen mit z.B. bis zu fünf Personen; aber ausschließlich mit (ggfs. medizinischen) Masken. Wie war da noch dieser Spruch mit dem Wetter und der Kleidung?
zum Beitrag28.02.2021 , 17:37 Uhr
Im Rückgang bei den Todesfällen können sich natürlich Wirkungen der Impfungen zeigen. Vermutlich liegt er aber auch daran, dass die Welle der Todesfälle der der Neuinfektionen um drei bis vier Wochen hinterherhinkt. Und so alt ist die dritte Welle ja nun auch noch nicht.
In ein bis zwei Wochen könnte das anders aussehen.
zum Beitrag28.02.2021 , 12:13 Uhr
Gebt den Impfstoff doch erst einmal für die Gruppen zwei und drei frei, nicht gleich für alle. Erst wenn aus den Gruppen auch viele verweigern, können wir den Stoff für alle freigeben.
Hausärzte wissen, wer zu welcher Gruppe gehört; gebt denen den Impfstoff. Und wenn er, wie der von Biontech, schwer in Spritzen aufzuziehen ist, sodass das Personal da erst eine Fortbildung benötigt -- dann sollen die Impfzentren den Ärzten halt die fertig aufgezogenen Spritzen zur Verfügung stellen.
zum Beitrag26.02.2021 , 14:21 Uhr
Ich zitiere aus: Soraya Chemaly, Speak Out. Die Kraft weiblicher Wut, Suhrkamp, Berlin 2020, Seite 279:
"Wenn #MeToo dafür sorgt, dass sich Männer verletzlich, alarmiert, unsicher oder verängstigt fühlen, weil Frauen endlich in die Welt hinausrufen, dass es ihnen reicht, kann ich nur sagen: Gut so. Wenn sie sich fragen, ob jedes Wort, jede Handlung gegen sie verwendet werden könnte -- willkommen in unserer Realität. Wenn sie fürchten, dass jeder kleine Fehler missverstanden und allen Männern kollektiv angelastet wird -- herzlichen Glückwunsch, jetzt seid ihr Ehrenmitglieder im Club der Frauen."
So geht es Frauen mit Männern nämlich schon lange.
zum Beitrag24.02.2021 , 20:18 Uhr
Warum geben sie nicht einfach den ungenutzten AstraZeneca-Impfstoff an Hausarztpraxen? Die können zumindest wissen, wer aufgrund von Vorerkrankungen zu den Prioritätsgruppen zwei und drei gehört. Und sie können den Stoff auch verimpfen, weil er nicht stark gekühlt werden muss.
zum Beitrag10.02.2021 , 19:42 Uhr
Das Wort "Rasse" impliziert, dass Menschen aufgrund von unveränderlichen, biologischen Merkmalen zu einer bestimmten Gruppe gehören. Dies ist erwiesenermaßen falsch.
Das Wort "Rassismus" bezeichnet hingegen ein sehr reales Machtverhältnis zwischen unterschiedlichen Gruppen. Es prägt unser Denken und Handeln, ob wir das wollen oder nicht. Deshalb muss es Worte geben, um dieses Problem zu benennen -- anders lassen sich Probleme nicht lösen.
Wie wäre es mit dem Ausdruck "aufgrund von rassistischen Zuschreibungen" für den Gesetzestext? Er macht deutlich, dass es sich hier lediglich um Konstrukte in unseren Köpfen handelt, nicht um biologische Fakten.
Das Wort "Gründe" hat an sich schon etwas Legitimierendes, was ich hier unpassend finde.
zum Beitrag08.02.2021 , 18:56 Uhr
Bei Aldi Nord habe ich FFP2-Masken für einen Euro das Stück gesehen. Die sind einzeln erhältlich.
Ich frage mich aber, ob nicht die Fernsehsender unmittelbar nach den Abendnachrichten Erklärvideos senden könnten, wie mensch die Masken korrekt ans eigene Gesicht anpasst. Vor allem an der Nase scheitern da noch einige dran. Vielleicht wollen es manche aber auch gar nicht wissen?
Da mir bei meinen Masken die Gummibänder für über die Ohren zu lang waren, habe ich die ein wenig manipuliert: Durchgeschnitten, an der einen Seite eine Schlaufe geknotet, an der anderen ein Stück dünnes Vielzweckseil vom Baumarkt angeknotet. Wolle oder Paketband tut's auch.
Am anderen Ende des Seils eine leicht aufgebogene Büroklammer angeknotet. Das Seil kommt dann hinten um den Kopf, und die Büroklammer durch die Schlaufe. Das gleiche wiederholen für eine entsprechende Befestigung hinten um den Nacken.
Und was die Stoffmasken betrifft: Die werfe ich doch nicht weg! Nach Corona taugen die immer noch zur Grippewellenprophylaxe. Falls es das irgendwann mal geben sollte, "nach Corona", im Angesicht der Mutationen… Mit Sicherheit erst, nachdem die Impfstoff-Lizenzen zwangsweise weltweit freigegeben wurden…
zum Beitrag12.01.2021 , 19:27 Uhr
Und in Bayern gilt laut Söder ab Montag eine FFP2-Maskenpflicht beim Einkaufen und im Nahverkehr: www.spiegel.de/pol...-b40d-293f5ed5b9ea
Sicher nett gemeint; klingt für mich aber nach einer Ausgangssperre für Hartz-VI-Empfänger und Erwerbsminderungsrentnerinnen. Da kostet ein Stück von den Teilen mehrere Euro. Und dann soll man sie vielleicht auch nur einmal tragen? Wie bitte?!
So sehr ich das Tragen von Masken befürworte: Aber Stoffmasken sind für alle quasi kostenlos verfügbar, die nähen können und ein paar Stoffreste zu Hause haben. Eine FFP2-Maskenpflicht müssen die Politiker*innen den Menschen auch ermöglichen, wenn sie sowas einführen wollen.
Besser wäre eine Homeoffice-Pflicht.
zum Beitrag13.11.2020 , 01:05 Uhr
Ließe sich das Wechselmodell nicht auch mit Kurzstunden und Lernpatenschaften organisieren? Kurzstunden von 20 - 25 Minuten, also jeweils ein Corona-Lüftungsintervall. Für die eine Hälfte der Klasse vormittags, die andere nachmittags.
Dazu bilden die Schüler*innen 2er-Teams, in denen sie per Telefon, Whatsapp, Zoom etc. die Hausaufgaben zusammen machen. Jeweils eine Person mit guten Leistungen im jeweiligen Fach und eine mit schlechteren, sodass sie sich gegenseitig helfen können.
Dann haben auch Schüler*innen aus bildungsfernen Familien Unterstützung, und alle haben jeden Tag Präsenzunterricht. Ab der 5. Klasse sollten die Kinder doch selbstständig genug sein, dass das funktionieren kann.
zum Beitrag14.10.2020 , 19:33 Uhr
Bundesliga mit Zuschauern gibt es jetzt seit einem Monat wieder. Und seitdem zeigen die Fallzahlen (und die Rate positiver Tests) deutlich nach oben. Besteht da ein Zusammenhang? de.wikipedia.org/w...sitiver_Ergebnisse
Ein Besuch im Stadion ist nun mal kein Theaterbesuch. Da umarmt man sich, da grölt man und feuert die eigene Mannschaft nicht nur mit lautlosen Gebärden an. Auch wenn es viel Frischluft im Stadion gibt - reicht das, in Verbindung mit Masken, für den Infektionsschutz aus?
zum Beitrag30.09.2020 , 21:26 Uhr
Was ist das denn bitte für ein Null-Argument? Das kann einem bei allen Straftaten passieren.
Merke: Es ist geradezu die Definition von Privilegien, die Sensibilität und die Grenzen der weniger Privilegierten straflos ignorieren zu können. Meinen Sie ernsthaft, Frauen könnten im gleichen Maße die Bedürfnisse von Männern mit Füßen treten, wie Männer das mit Frauen tun?
Sie können es nicht. Zumindest nicht dann, wenn ihnen was an ihrer körperlichen Unversehrtheit liegt.
zum Beitrag17.09.2020 , 18:03 Uhr
Vorsicht! Staubsaugerbeutel sind zur Herstellung von Corona-Masken nicht geeignet!
Sie enthalten Pulver, die beim Einatmen gesundheitsschädlich sind!
Außerdem ist das Papier recht steif, und kann so einen guten Sitz der Maske verhindern. Wenn die Aerosole aber ihren Weg seitlich an der Maske vorbei finden, nützt der Extra-Filter leider gar nichts. www.stuttgarter-na...-3ce2d92952fb.html
zum Beitrag16.09.2020 , 20:25 Uhr
Hier gibt's noch mehr zum Thema, diesmal von einer französischen Karikaturistin:
Wohlwollender Sexismus www.theguardian.co...t-holds-women-back
zum Beitrag05.09.2020 , 10:52 Uhr
„Welchen Zweck hat denn all das Recherchieren und bedachte Meinen, das Ausgraben, Abwägen und Kommentieren, wenn sich dann doch Zehntausende mitten in der Pandemie ohne Mundschutz zusammenrotten.“
Nun ja, mit Blick auf die USA würde ich mal sagen: Es könnten auch viel mehr sein. Es könnten auch so viele sein, dass sie jemanden wie Trump zum Bundeskanzler wählen. Vielleicht fänden dann noch viel mehr Menschen die auf destruktive Weise subversiven Fragen von QAnon interessant.
Ich denke schon, dass die TAZ dazu beigetragen hat, den Diskurs weiter nach links zu verschieben. Von Black Lives Matter wüsste ich ohne Journalisten möglicherweise gar nicht. Und das mit den Gendersternchen hätte ich mir ohne sie vermutlich auch nicht angewöhnt. Konsequente Kritik an sozialer Ungleichheit findet mensch auch nicht in jeder Zeitung.
Immerhin zahlen auch viele einen monatlichen Betrag für die Online-TAZ, obwohl sie das gar nicht müssten. Obwohl sie die Texte auch so kriegten. Da scheint sie doch schon einen gewissen Mehrwert zu produzieren.
Ich schließe mich dem Vorredner an: Weitermachen!
zum Beitrag03.09.2020 , 12:51 Uhr
Eine Sichtweise haben Sie vergessen: Die der Angelsachsen. Die haben sich schon vor ein paar hundert Jahren entschieden, nur noch das Sie zu verwenden. Das alte Du kommt heute nur noch in historischen Texten vor und klingt völlig veraltet: zum Beispiel "Thou shalt not kill" in den Zehn Geboten.
www.anglistik.uni-...you/thou_-_you.pdf
zum Beitrag31.08.2020 , 20:44 Uhr
Moment, der Artikel spricht von Neoliberalismus, nicht von Liberalismus. Der Erfolg libertären Denkens hat zu der genannten Sinnkrise geführt; liberal ist etwas anderes.
Libertäres Denken sieht den Menschen ausschließlich als Individuum. Wenn dieses aufgrund struktureller Ungerechtigkeiten keinen Erfolg im Leben hat, ist es selber schuld.
Liberalismus betrachtet den Menschen sowohl als Individuum als auch als Teil eines Kollektivs.
Die verbrecherischen Regimes basieren übrigens auf einem Menschenbild, in dem Hierarchien natürlich und nicht alle Menschen gleich viel wert sind. Nicht unbedingt auf einem kollektiven.
zum Beitrag25.08.2020 , 13:15 Uhr
Also den Begriff "maßregeln" finde ich hier übertrieben. Nach www.wortbedeutung.info/ma%C3%9Fregeln/ wird der Begriff überwiegend in hierarchischen Verhältnissen angewandt, wenn z.B. Eltern ihre Kinder tadeln und bestrafen.
Hier handelt es sich jedoch um Führungsfiguren einer Bewegung, die von den Mitgliedern der Basis in der Öffentlichkeit kritisiert werden. Das ist etwas anderes. Da sind die Machtverhältnisse nämlich umgekehrt.
zum Beitrag21.08.2020 , 12:37 Uhr
Warum nennen wir die Tätigkeit, die Amo als Kind und Jugendlicher ausübte, eigentlich immer noch "Kammerm**r"? "Kammerdiener" würde sie doch auch gut beschreiben, und wäre nicht so rassistisch.
zum Beitrag18.08.2020 , 21:09 Uhr
Hier finden Sie genauere Informationen darüber, warum das BGE so schwierig zu realisieren ist: wipo.verdi.de/++fi...Grundeinkommen.pdf
Da ich trotz all der Schwierigkeiten immer noch begeistert von der Idee bin, befürworte ich einen Mittelweg zwischen der neoliberalen und der sozialen Variante des BGE: So hoch wie möglich, so niedrig wie finanzierbar. Auch 200 - 300 Euro sind mehr als nichts. Erhöhen können wir den Betrag später immer noch, wenn die Erfahrungen damit gut sind.
Ergänzt werden muss das BGE aber in jedem Fall durch eine empfindliche Sondersteuer für nicht tarifgebundene Unternehmen. Denn sonst setzt das BGE nur Menschen unter Druck, schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen.
zum Beitrag17.08.2020 , 11:22 Uhr
Möglicherweise gibt es hier auch einen Zusammenhang mit der steigenden sozialen Ungleichheit. Je ungleicher eine Gesellschaft ist, desto weniger Empathie empfinden ihre Mitglieder für diejenigen, die nicht zu ihrer Gruppe/sozialen Klasse/etc. gehören.
Politisch zeigt sich das im Populismus. Im Sport hingegen finden die Leute dann möglicherweise Geschmack daran, den Gegner zu "vernichten".
zum Beitrag16.08.2020 , 14:02 Uhr
Auch wenn ein Artikel über Corona und Schule damit zu weitschweifig würde: Das Hinterfragen der Leistungsgesellschaft und ein Lob der Faulheit lohnen sich. Die vielen Krankschreibungen wegen Burn-Out zeigen es: Selbst die Wirtschaft wäre besser dran, wenn weniger Menschen langfristig krank wären.
zum Beitrag14.08.2020 , 11:51 Uhr
Wenn weiße Kabarettist*innen über Rassismus gute Satire machen wollen, erfordert das sehr viel Fingerspitzengefühl. Mindestens sollten auch Kolleg*innen der betroffenen Gruppen auf der Bühne stehen. Ein Beispiel:
Weiße Kabarettistin lässt sich über Sexismus von Männern aus und betont, wie weltoffen, liberal und progressiv sie selber doch ist. Auftritt einer Schwarzen Kollegin, zum Beispiel in der Rolle einer Passantin. Kurzer Smalltalk zwischen beiden, im Rahmen dessen Erstere schnell beginnt, ihrer Kollegin ungefragt durch die Haare zu wuscheln und andere alltagsrassistische Spitzen loszulassen. Abgang der weißen Kabarettistin. Anschließend erhält ihre Schwarze Kollegin mindestens ebensoviel Raum, jene durch den Kakao zu ziehen.
Das wäre für mich ein Beispiel von Kabarett, das weißen Alltagsrassismus benennt und effektiv kritisiert. Auf diese Weise könnten sich auch weiße Satiriker*innen an der Debatte respektvoll beteiligen. Die Verwendung antisemitischer Klischees ohne die Beteiligung jüdischer Kolleg*innen auf Augenhöhe halte ich jedenfalls für kaum realisierbar. Gleiches gilt für LGBTIQ* und andere marginalisierte Gruppen.
zum Beitrag09.08.2020 , 17:09 Uhr
In der Corona-Krise sind bisher diejenigen Länder am besten gefahren, die eine Frau an der Spitze hatten. www.theguardian.co...-19-says-ecb-chief
Die CDU wird definitiv einen Mann aufstellen. Warum stellt die SPD dann nicht bewusst eine Frau auf? Wer sagt denn, dass bis zur Bundestagswahl die Coronakrise vorbei ist? Und selbst wenn: Krisen wird es immer geben.
Ich persönlich hätte gerne mehr Auswahl als nur (mittel-)alte weiße Männer. Eine Person of Color wäre übrigens auch mal eine Alternative.
zum Beitrag08.08.2020 , 13:47 Uhr
Solange Sie 'ne Maske tragen, während Sie Dampf ablassen, geht das ja noch an. Warum haben Sie den Eindruck, dass der durch Stoffmasken nicht hindurchpasst?
Oder würden Sie es vorziehen, in den USA zu leben? Da gibt es viel mehr Maskenverweigerer, mit denen gemeinsam Sie abfeiern und Corona kriegen können. Letzteres sogar mehrfach, die Immunität nach überstandener Infektion hält ja nicht lange an. Vielleicht gehören Sie sogar zu denen, die die Infektion monatelang nicht loswerden... www.theguardian.co...-recovery-symptoms
Oder Sie kriegen 'nen hübschen Schlaganfall davon und sind dann halbseitig gelähmt. So Leute habe ich schon mal in 'ner Reha-Klinik gesehen; glücklich sahen sie nicht aus.
Oder glauben Sie gar nicht an Corona? Von den Woodstockern in der Hasenheide glauben ja längst nicht alle daran, dass das mehr als Panikmache ist. Sind die Ihnen auch sympathisch?
Was denken Sie eigentlich über die Frage, warum wir überhaupt eine Regierung haben? Ich persönlich halte es da mit Kant: Weil ein Recht definiert ist als die Befugnis zu zwingen. Deshalb haben zum Beispiel Richter das Recht, Vergewaltiger ins Gefängnis zu schicken, wenn die Tat nachweisbar ist. Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit ist da halt wichtiger als manche Wege, die Menschen finden, um Dampf abzulassen. (Hinweis: Ich möchte keineswegs Vergewaltiger mit maskenlos Feiernden gleichsetzen.)
Wenn Sie aber den Eindruck haben, dass Ihr persönlicher Dampf durch Stoffmasken nicht hindurchpasst, dann können Ihnen Psychotherapeut*innen helfen, Wege zu finden, wie Sie infektionsschutzgemäß Druck ablassen können. Ganz individuell.
zum Beitrag01.08.2020 , 17:39 Uhr
Sie scheinen ja Leute zu kennen, die immer mal "Dampf ablassen" müssen. Vielleicht könnten Sie sich mit ihnen ja mal austauschen, welche kreativen Möglichkeiten es gäbe, pandemieverträglich die Sau rauszulassen. Da gibt es bestimmt Möglichkeiten. (Mir fällt nur Sport ein, aber das ist manchen wahrscheinlich zu dröge.)
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es keine gibt. Dann könnten Sie hier in der taz dafür werben, es doch mal mit diesen Strategien zu versuchen. Klar, dass ein Druckablassventil sein muss.
Und was die "Vernunft" betrifft, von der ich in Bezug auf Kant immer mal wieder gerne schwätze: Den Begriff nutzt Kant ganz anders als wir heute. Für ihn ist sie die Fähigkeit, Ideen wie Gerechtigkeit und Sinn zu erfassen. Sich mit einem "so ist die Welt halt" nicht abzufinden, sondern Wege zu suchen, wie das Leben trotz allem Sinn ergeben könnte. Auch in Zeiten von Corona bei intensivem individuellem Sau-rauslasse-Trieb.
Keinesfalls sollten wir die Vernunft mit einer drögen "Trink nicht so viel Cola, das ist ungesund"-Über-Ich-Stimme verwechseln. Vernunft ist etwas ganz Anderes.
zum Beitrag31.07.2020 , 23:45 Uhr
Wissenschaftler in den Niederlanden haben auch herausgefunden, dass ein Mangel an Vitamin K Coronainfektionen gefährlich macht. www.theguardian.co...rus-study-suggests
Das Vitamin findet sich in Hartkäse (z.B. Parmesan) und Blauschimmelkäse (z.B. Bavaria blu), aber auch in grünem Gemüse (Spinat, Brokkoli), Eiern und Blaubeeren. Menschen, die keine blutverdünnenden Medikamente einnehmen, können auch zu entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln greifen.
zum Beitrag29.07.2020 , 22:33 Uhr
Es kommt darauf an, wie wir den Begriff der Freiheit definieren. Libertäre sehen darin das Recht, zu tun, was immer ihnen in den Sinn kommt. Ohne Rücksicht auf Konsequenzen.
Bei Kant ist Freiheit hingegen gar nicht ohne Regeln denkbar. Nur dass halt die Vernunft die Regeln selbst bestimmt, nicht irgendwelche Über-Ichs, Traditionen, konservative „Familienwerte“ oder was weiß ich. Der kategorische Imperativ wird hier zu einer Verfassung, nach der wir die Regeln der Moral heute selbst bestimmen! Darin liegt unsere Autonomie als Menschen.
Erst wenn wir den kategorischen Imperativ beachten, also alle (!) Menschen als Selbstzweck betrachten, werden wir wirklich frei. Denn dann bestimmt nicht mehr die Meinung des Chefs oder Familienpatriarchen, was Sache ist; dann gibt es zu deren Position auf einmal ein echtes Gegengewicht. Quelle: Tim Henning, Kants Ethik, Reclam Verlag, ca. 6 Euro
Ach ja übrigens: Es gehört zur Natur von Idealen, dass sie der gelebten Realität widersprechen. Ihr Ziel ist nicht, diese wiederzugeben, sondern über sie hinauszuweisen. Ein Ziel vorzugeben, auch wenn wir es nie perfekt erreichen werden. Ideale sind wie der Horizont: Wir können uns auf sie zubewegen. Dort ankommen werden wir nie. Quelle: Susan Neiman, Moralische Klarheit. Leitfaden für erwachsene Idealisten
Als Weiße müssen wir im Blick behalten, dass privilegierte Gruppen sich generell schwer damit tun, Mitgliedern weniger privilegierter Gruppen ihre Sensibilität zuzugestehen. Darüber klagen nicht nur Schwarze. Auch deutsche Juden müssen sich von ihren nicht-jüdischen Freunden hier anhören, dass sie sich doch ein dickeres Fell zulegen sollen, wenn sie sich über alltäglichen Antisemitismus beklagen. www.zeit.de/2019/4...nd/komplettansicht
Das geht so nicht. Zumindest dann nicht, wenn alle Menschen Selbstzweck sein sollen.
zum Beitrag28.07.2020 , 22:22 Uhr
Bei der Bürgerbewegung Finanzwende gibt es eine Unterschriftenaktion für eine bessere Finanzaufsicht: www.finanzwende.de...grunderneuern/?L=0
zum Beitrag28.07.2020 , 15:22 Uhr
Da hat das System leider den Rest meiner Antwort abgeschnitten.
Wenn die genannte Frage den Menschen aber signalisiert, nicht dazuzugehören, verletzt sie ihre Würde.
Es ist also ein Unterschied, ob BPoC mir als weißer Person Alltagsrassismus vorwerfen, oder ob sie mich für rechtsradikal bzw. -extrem halten.
6. Und was die Ursünde betrifft: Das Böse ist ein sehr realer Teil dieser Welt. Hauptsächlich besteht es in Gedankenlosigkeit. Wer sich viele Gedanken darüber macht, wie das eigene Handeln auf andere wirken könnte, ist durchaus nicht dagegen gefeit, unmoralisch zu handeln. Vermutlich wird diese Person aber weniger Böses tun als eine, die einfach nur vor sich hinlebt.
zum Beitrag28.07.2020 , 15:21 Uhr
1. Es gibt Frauen, die eisern zu Donald Trump halten. Das heißt aber nicht, dass Trump nicht frauenfeindlich wäre. Wenn also ein Flüchtling aus einer anatolischen Kleinstadt weißen Alltagsrassismus nicht erkennen kann, heißt das nicht, dass es ihn nicht gäbe.
2. Es gibt viele verschiedene Formen der Benachteiligung. Menschen können prekär beschäftigt sein, of Color, Frauen, nicht heterosexuell, arm, behindert oder was auch immer. Fast jeder Mensch gehört zu irgendeiner privilegierten Gruppe. Das heißt aber nicht, dass wir nicht an anderen Stellen auch von Benachteiligung betroffen sein könnten.
3. Nicht jeder Mensch, der wütend ist über irgendeine Form der Benachteiligung, hängt in einer Opferrolle fest. Wut zu entwickeln und sie konstruktiv äußern zu lernen ist im Gegenteil ein wesentlicher Schritt aus der Opferrolle heraus.
Niemand behauptet, Opfer von Gewalt und Benachteiligung hätten automatisch die Wahrheit für sich gepachtet. Das Ziel des Fokus‘ auf die Opfer von Gewalt und Benachteiligung liegt darin, darauf hinzuarbeiten, dass immer weniger Menschen zum Opfer werden. Menschen verdienen nicht nur, nicht vergewaltigt zu werden; sie verdienen auch, sich respektiert zu fühlen.
Muss ich jetzt noch detailliert argumentieren, warum ich glaube, dass alle Menschen gleich viel wert sind? Oder reicht die Behauptung?
4. Menschen sind unterschiedlich sensibel. Unsensible Menschen, die einer benachteiligten Gruppe angehören, werden Mikroaggressionen gegen sich selbst vielleicht gar nicht bemerken. Das heißt aber nicht, dass diese für sensible Menschen nicht doch belastend wären. Klar, dass es die Sensiblen sind, die gegen Benachteiligung kämpfen.
5. Personen of Color unterscheiden klar zwischen gewalttätigem Rassismus und Alltagsrassismus. Nicht jede „Woher kommst du?“-Frage ist rassistisch. Es kommt auf den Kontext an, in dem sie gestellt wird, und der ist oft subtil (!) rassistisch. Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist ein tiefes menschliches Bedürfnis. Wenn die gen
zum Beitrag27.07.2020 , 22:03 Uhr
"Arbeitsunfähig" im Sinne von "nicht mehr fähig, sich selber ihren Lebensunterhalt zu verdienen". Damit dauerhaft abhängig von Sozialleistungen. Und weil die vermutlich überall nicht besonders üppig sind: Leben in Würde Fehlanzeige.
SARS war vom Verlauf her deutlich schwerer als Covid-19; aber das jetzige Virus ist deutlich ansteckender. Das macht es gefährlicher als SARS, weil eben ein kleiner Prozentsatz von Millionen Menschen mehr sind als recht viele von ein paar Tausend. de.wikipedia.org/w...Pandemie_2002/2003
Sie können auch gerne mal den Begriff Übersterblichkeit googlen. Hier zwei Beispiele: www.aerzteblatt.de...faelle-an-COVID-19 www.destatis.de/DE...-sterbefaelle.html
Im Übrigen befällt das jetzige Coronavirus nicht nur die Lunge. Auch schwere Schlaganfälle treten immer wieder auf, auch schon bei vergleichsweise jungen Leuten. Haben Sie Lust, plötzlich halbseitig gelähmt zu sein? Ich hab die Leute in einer Rehaklinik schon mal gesehen. Glücklich sahen sie nicht aus.
zum Beitrag21.07.2020 , 14:46 Uhr
Wie bitte? Ich kann absolut nicht nachvollziehen, warum Sie die Regierung hier so vollständig aus der Verantwortung entlassen.
Es ist eindeutig die Aufgabe der Politik, zum Beispiel Wirtschaftsprüfer so zu regulieren, dass auf die von ihnen testierten Bilanzen Verlass ist. Deren Haftung im Schadensfall ist begrenzt auf ein paar lächerliche Milliönchen; Peanuts im Vergleich zur Höhe der Luftbuchungen bei Wirecard. Und Beratertätigkeit und Wirtschaftsprüfung sind bei diesen Unternehmen nicht wirtschaftlich getrennt.
Und warum gibt es überhaupt eine Finanzaufsicht, wenn diese nicht genug Personal hat, um Bilanzen selbst zu kontrollieren? Spätestens, wenn Gerüchte von Betrug in der Presse umgehen? Warum sollte der Staat kein zweites Sicherheitsnetz für Anleger*innen und Banken sein?
Warum sollte die Verantwortung dafür einzig und allein bei der privaten Wirtschaft liegen? Die Tatsache, dass die Unternehmen ihre Wirtschaftsprüfer bezahlen, macht das System doch ohnehin korruptionsanfällig; egal, wie wir die Sache drehen und wenden. Da sollte es durchaus auch unabhängige Kontrolleure geben, die dann direkt an den Finanzminister berichten.
Wofür haben wir eine Regierung, wenn nicht dafür, dass sie die Wirtschaft so reguliert, dass auf Bilanzen eben Verlass ist?!
Wer ist hier neoliberal? Ich glaube, das sind eher Sie.
zum Beitrag19.07.2020 , 15:49 Uhr
Ich glaube, lieber als Ihre Energie-Grüße wäre der Autorin die Zusage, dass Sie selbst jetzt gegen Rassismus aufstehen wollen. Dass Sie selbst bei blöden Sprüchen widersprechen, auch wenn Sie Ihre Freunde und Kollegen damit nerven. Rassismus erfordert Widerspruch, keine Energie-Grüße!
zum Beitrag18.07.2020 , 17:16 Uhr
Dergleichen kann ich auf der Webseite der Frankfurter Rundschau nicht finden. Fake News?
zum Beitrag18.07.2020 , 16:55 Uhr
Würde es nicht reichen, den Ausschank von Alkohol zu verbieten oder einzuschränken, statt gleich alle Bars zuzumachen? Coronaprävention braucht vernünftiges Handeln; übermäßiger Alkoholkonsum schränkt aber die Fähigkeit dazu ein. Dann können die Leute immer noch zu lauter Musik tanzen, aber es geht vermutlich nicht mehr so viel Seuchengefahr von ihnen aus. Gibt es halt alkoholfreie Cocktails...
zum Beitrag16.07.2020 , 12:42 Uhr
Dazu gehört vor allem Rassismus. Denn dieser erzählt den Weißen ohne Geld: Guck mal, du gehörst doch dazu. Du bist doch einer von den "Richtigen". Wir geben dir auch ein bisschen mehr als den anderen, wirklich!
Und dann geben die reichen weißen Männer den armen weißen Männern genau so viel ab, dass die die Solidarität mit anderen Ausgegrenzten aufkündigen. Aber auch kein bisschen mehr. Das ist wichtig zu beachten: Sie geben kein bisschen mehr!
zum Beitrag16.07.2020 , 12:36 Uhr
Was die Bezahlung der systemrelevanten Beschäftigten betrifft: Da wäre eine Strafsteuer für nicht tarifgebundene Unternehmen aber deutlich effektiver. Denn wenn mit steigender Tarifbindung die Löhne und Gehälter steigen, steigen auch die Einnahmen der Sozialkassen. Und dann können auch Pflegekräfte besser bezahlt werden.
zum Beitrag15.07.2020 , 19:15 Uhr
" [...] erkennen also auch jene, die am meisten von den gegebenen Verhältnissen profitieren."
Nein, andersherum: die am wenigsten unter den Verhältnissen leiden. Die sozioökonomische Forschung hat längst nachgewiesen, dass auch die Lebensqualität der Reichen unter zunehmender Ungleichheit leidet!
Denn auch unter ihnen gibt es ja massive Ungleichheiten und entsprechenden Statusdruck. Der wirkt sich auch auf deren Gesundheit negativ aus, und auf vieles mehr. Entsprechender Aktivismus ist also durchaus im wohlverstandenen Eigeninteresse der Reichen.
Quelle: Richard Wilkinson, Kate Pickett: Gleichheit. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind, Haffmans & Tolkemitt 2016; 12,95 Euro (D)
zum Beitrag07.07.2020 , 21:16 Uhr
Der Unterschied zwischen Corona und Klimakrise ist aber, dass bei Corona noch so manches unsicher und daher zu recht umstritten ist. Was das Klima betrifft, ist die Wissenschaft über dieses Stadium mindestens zwei Jahrzehnte hinaus. Da ist es einfach inzwischen erwiesen: Es sind menschengemachte Treibhausgase. Punkt.
Und wenn wir den Planeten, also unsere Insel im Weltraum, lebenswert erhalten wollen, dann müssen wir eben dringend was tun.
zum Beitrag07.07.2020 , 21:10 Uhr
Oder an das Geschrei in der Debatte um Tempolimits auf der Autobahn. "Freie Fahrt für freie Bürger", hüstel. Zum Glück wird das langsam weniger.
Schließlich gefährden Raser*innen ebenfalls nicht nur sich selbst, sondern auch andere.
zum Beitrag07.07.2020 , 21:05 Uhr
Was Sie beschreiben, ist leider keine Rücksichtnahme. Menschen, die wissen, dass sie Corona haben, bleiben dann nämlich komplett zu Hause. Essenslieferungen lassen sie sich vor die Tür stellen und nehmen sie ausdrücklich nicht persönlich entgegen.
Die Masken haben den Zweck zu verhindern, dass ich andere anstecke, wenn ich Corona habe und nichts davon weiß. Andere anstecken tut mensch nämlich schon zwei Tage, bevor mensch Symptome entwickelt. Und es ist längst nachgewiesen, dass viele auch nie Symptome zeigen und trotzdem andere anstecken.
zum Beitrag25.06.2020 , 12:08 Uhr
Dann sollten wir den bereits geläufigen Begriffen von mittelalten bzw. alten weißen Männern jetzt auch noch den des "reichen weißen Mannes" hinzufügen. Der Reichtum dieser Welt konzentriert sich ja bekanntermaßen in den Händen von weißen Männern.
Und wer über alle diese drei Merkmale verfügt, dem gesteht unsere Gesellschaft fast vollautomatisch ein hohes Selbstbewusstsein zu. Alle anderen müssen viel mehr kämpfen, um ein solches zu erwerben.
Der neue Begriff würde diese Verhältnisse auf griffige Weise charakterisieren.
zum Beitrag25.06.2020 , 11:47 Uhr
Jetzt reden hier schon seit fast zwei Wochen viele Weiße über einen Beitrag einer Person of Color. Was sagt denn der*die Autor*in über die ganze Aufregung? Das würde mich interessieren. Schließlich hat sie ganz klar nicht die Polizisten mit Müll gleichgesetzt, sondern gefragt, wo ehemalige Polizist*innen denn ihre Brötchen verdienen können, unter der sehr theoretischen Annahme, dass die Polizei abgeschafft wird.
Sehr gut ist meiner Ansicht nach der folgende Beitrag: www.spiegel.de/kul...-a6d6-ce8fffc3f3ea Die Autorin verweist auch auf drei andere interessante Analysen zum Thema. Suchen Sie im verlinkten Text mal die Namen Hugendick, Stefanowitsch und Kiyak.
zum Beitrag24.06.2020 , 23:07 Uhr
Leider kann ich Ihnen nur teilweise zustimmen. Selbstverständlich zählt die Faktenlage, und Antisemitismus ist nirgendwo akzeptabel. Bei der Shoa zählt aber auch die Perspektive: Wir Deutschen sind Nachkommen der Täter. Für uns gilt deshalb der Grundsatz, dass wir die Einzigartigkeit dieses Menschheitsverbrechens betonen müssen. Alles andere wäre Verleugnung unserer Verantwortung. Ebenso gilt, dass die Nachkommen der Opfer bestimmen, wann das Thema ausdiskutiert ist, und eben gerade nicht wir.
Für Juden gilt der gegenteilige Grundsatz: Sie sollten die Universalität des Genozids betonen. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass sie sich einseitig zu Opfern stilisieren und eigenen gewalttätigen Rassismus übersehen; z.B. gegenüber den Palästinensern.
Menschen aus dem globalen Süden haben in dieser Hinsicht eine gewisse Narrenfreiheit. Nicht jede Aussage von ihnen, die auf die Universalität der Shoa verweist, ist automatisch antisemitisch. Denn die Regeln, die für Nachkommen der Täter gelten, gelten allein deshalb nicht notwendigerweise für alle anderen auch. Mbembe ist eindeutig kein Deutscher, er lebt nicht in Deutschland und hat dergleichen auch nicht vor. Wir müssen seine Aussagen deshalb in ihrem Kontext beachten.
zum Beitrag23.06.2020 , 14:38 Uhr
Wie wäre es mit einer Strafsteuer für nicht tarifgebundene Unternehmen? Sie sollte so hoch sein, dass sich der Tarifausstieg einfach nicht mehr lohnt. Das könnte neben einer Vermögenssteuer helfen, die Kosten der Coronakrise zu decken.
Und es würde reichen weißen Männern wie Herrn Thiel zeigen, dass nicht nur seine Belange zählen. Die überwiegende Mehrheit der Leistungsträger*innen unserer Gesellschaft wird nämlich sehr schlecht bezahlt.
zum Beitrag09.06.2020 , 13:14 Uhr
Weiße sollten sich auch überlegen, wie sie zu Demonstrationen wie denen am Wochenende erscheinen. Bedingt durch die Erfahrung von Rassismus und den Stress, den sie verursacht, sind People of Color häufiger von Vorerkrankungen betroffen und deshalb durch Corona auch stärker gefährdet. Weiße, die ohne Maske auf so einer Demo erscheinen und Sprechchöre skandieren, wirken da doch schon irgendwie heuchlerisch.
zum Beitrag09.06.2020 , 13:04 Uhr
Im Übrigen habe ich gelesen, dass Schwarze und andere Minderheiten bedingt durch ihre Benachteiligung in der Gesellschaft ohnehin häufiger mit Vorerkrankungen zu kämpfen haben. Da finde ich es einfach nur heuchlerisch, wenn Weiße während einer Pandemie maskenlos zu so einer Demo gehen und Sprechchöre skandieren.
zum Beitrag09.06.2020 , 12:05 Uhr
Ich finde die neuen Proteste wunderbar. Was mich aber trotzdem wütend macht, sind die Berichte über Menschen, die auf solchen Demos ohne Maske auftauchen. "All lives matter" heißt auch: Leben und Gesundheit von alten Menschen und solchen mit Vorerkrankungen zählen eben auch. Beides ist wichtig. Wir müssen dringend Antirassismus mit Corona-Schutzmaßnahmen zusammen denken. Beide basieren auf dem gleichen Prinzip: Dass eben alle Menschen genauso viel wert sind. www.spiegel.de/pol...-bae7-c63204a0ef7d
zum Beitrag03.06.2020 , 10:58 Uhr
Sie mögen dazu beitragen, aber wir dürfen das Problem nicht darauf reduzieren. Wenn wir die soziale Ungleichheit deutlich reduzieren, dann kann es sein, dass auch rassistische Diskriminierung in der Folge weniger wird.
Das reicht aber nicht: People of Color sind genauso viel wert wie Weiße. Erst wenn sie exakt die gleichen Erfolgschancen im Leben haben wie Weiße, ist das Problem gelöst. Und das ist erst dann der Fall, wenn es keine Schlagzeile mehr wert ist, dass eine*r von ihnen in eine Top-Position in Staat oder Wirtschaft aufgestiegen ist.
zum Beitrag02.06.2020 , 11:22 Uhr
Was ich vor allem nicht verstehe, ist, dass es in Klassenräumen keine Mundschutzpflicht geben soll. Wir lernen doch gerade, dass Aerosole auch eine große Rolle bei der Corona-Übertragung spielen; und die sind gerade in geschlossenen Räumen gefährlich, weil sie da nicht vom Wind davongeweht werden.
Auch 1,5 Meter Mindestabstand helfen da wenig, und mehr wird in Klassenräumen sicherlich nicht zu realisieren sein. Selbst wenn man gründlich auf Symptome achtet – gerade bei Kindern und Jugendlichen wird es viele asymptomatische Verläufe geben, die trotzdem ihre Lehrer*innen gefährden.
Und was die mündlichen Abiturprüfungen angeht: Kann man die nicht auch per Videokonferenz abhalten? Gut, die Prüflinge müssten in der Schule erscheinen, und mindestens ein*e Beisitzer*in müsste vor Ort sein um sicherzustellen, dass sie nicht spicken. Aber Prüfer*innen könnte man doch ohne Weiteres über Computer zuschalten.
Persönlich finde ich ja, dass jede*r außerhalb der eigenen vier Wände Mundschutz tragen sollte. Zumindest sollte er aber in allen geschlossenen Räumen verpflichtend sein, und das gilt auch für Schulen. Ob das mit Kita-Kindern gut zu realisieren geht, kann ich nicht sagen. Aber Sechsjährige sind alt genug, um ihre eigene Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitmenschen zumindest ansatzweise zu verstehen.
zum Beitrag31.05.2020 , 09:57 Uhr
Im Gegenteil, der Artikel hält denen den Spiegel vor, die nur Härte als akzeptablen Führungsstil anerkennen können und alles andere als Schwäche brandmarken. Er zeigt indirekt die Schwäche auf, die hinter so einer Position steckt.
zum Beitrag28.05.2020 , 13:13 Uhr
Hä? „Ihr mutige Menschen“? Warum sollten ausschließlich Frauen dafür verantwortlich sein, „uns alle“ weiterzubringen? Das ist genauso die Aufgabe der Männer!
Einmal saß ich mit ein paar Bekannten in der Öffentlichkeit zusammen. Vielleicht zehn oder zwanzig Meter weiter saß eine andere Gruppe, in ihr auch ein Pärchen. Sie lag auf dem Bauch, er saß auf ihrem Hintern und war dabei, ihr den Rücken zu massieren. Alle wirkten entspannt, kein Zweifel daran, dass das im gegenseitigen Einverständnis geschah.
Als einer aus meiner Gruppe sich umsah und das Pärchen bemerkte, fragte er sofort, mit Nachdruck und im Grundton allergrößter Selbstverständlichkeit, ob die beiden denn im gegenseitigen Einverständnis handelten. Zuerst antwortete der junge Mann, lachend, und bejahte. Damit gab sich mein Bekannter jedoch nicht zufrieden und fragte erneut, ebenso bestimmt. Erst als auch die junge Frau eindeutig Ja sagte, war er bereit, sich wieder uns zuzuwenden.
Aus seinem Tonfall und Auftreten in der Situation war eindeutig zu erkennen, dass er sofort eingeschritten wäre, wenn die Frau auch nur den mindesten Zweifel an der Einvernehmlichkeit gelassen hätte. Genau das sehe ich als die Aufgabe aller progressiven Männer an: Ihren Geschlechtsgenossen zu zeigen, dass sie ihnen Belästigung schlicht nicht durchgehen lassen.
Ebenso fehlt es bis jetzt noch an Männern, die sich mal trauen, sich hinzustellen und zu sagen: Ich hab da damals Scheiße gebaut, Frauen belästigt oder vergewaltigt, aber heute weiß ich es besser.
Warum sollten immer nur die Frauen Mut zeigen? Männer können das doch auch, oder etwa nicht?
zum Beitrag26.05.2020 , 14:51 Uhr
Ich liebe die Idee eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Leider ist die Kritik von Verdi daran auch nicht ganz ohne: wipo.verdi.de/++fi...Grundeinkommen.pdf Es besteht sogar die Gefahr, dass die soziale Ungleichheit damit noch ansteigt. Deshalb habe ich folgenden Kompromissvorschlag:
Der Betrag dieses BGE würde sich an der neoliberalen Variante orientieren. Grundsatz: So hoch wie möglich, so niedrig wie finanzierbar. Erhöhen können wir den Betrag im Zweifel später immer noch, wenn die Erfahrungen damit positiv sind.
Gleichzeitig bleiben aber auch alle bisherigen Sozialleistungen bestehen. Das gilt auch für Hartz IV; allerdings dürfte das BGE nicht auf den Regelsatz angerechnet werden, sondern würde zusätzlich ausgezahlt. Ebenso müssten selbstverständlich alle Regulierungen des Arbeitsmarktes zugunsten von Arbeitnehmer*innen bestehen bleiben.
Eine zusätzliche Steuer würde allen Menschen mit höheren Einkommen als einem festzulegenden Grenzbetrag das BGE wieder entziehen. Zu den Einkommen zählen dabei auch Kapitalerträge, Miet- und Pachteinnahmen u.Ä. sowie Sozialleistungen wie Kranken- und Arbeitslosengeld sowie Renten und Pensionen. Wer weniger bekommt als den Grenzbetrag, aber mehr als die Steuerfreigrenze, zahlt entsprechend weniger.
Lohndumping infolge eines BGE ließe sich vermutlich vermeiden, indem Unternehmen, die nicht nach Tarif bezahlen, mit einer eigenen möglichst hohen Steuer verpflichtet werden, zu den Kosten eines BGE beizutragen. Gerichte müssten dann ggfs. klären, ob ein Unternehmen seine Mitarbeiter*innen nach dem richtigen Tarif bezahlt (z.B. Amazon: Logistik- statt Einzelhandelstarif). Dies sollte die Tarifbindung fördern anstatt schwächen.
Weitere Finanzierungsmöglichkeiten: - progressive (!) Erbschaftssteuern - progressive Vermögenssteuer - deutlich höherer Spitzensteuersatz - last but not least: konsequenter Kampf gegen Steuerbetrug
zum Beitrag26.05.2020 , 10:28 Uhr
Die sollen lieber die Schulen und Kitas so weit wie irgend möglich wieder öffnen, um Eltern zu entlasten, anstatt allgemeine Lockerungen in Aussicht zu stellen! Das ist viel dringender.
Was passiert denn, wenn die jetzt angedachten Lockerungen zu einem Wiederaufflammen der Pandemie führen? Dann müssen Familien durch die anschließende Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen noch viel länger leiden.
zum Beitrag25.05.2020 , 16:02 Uhr
An alle Kommentator*innen, die die Autorin als Arschloch empfinden: Passen Sie auf, was Sie schreiben - es könnte Ihnen passieren, dass Sie deren Thesen bekräftigen, ohne es zu wollen.
zum Beitrag25.05.2020 , 10:19 Uhr
Ey Alter, dabei könnten Sie doch glatt von dem Grundgedanken hinter dem Feminismus profitieren :-)
Der ist nämlich, dass alle Menschen gleich viel wert sind. Sie kommen jetzt langsam in das Alter, dessen Inhaber unsere Gesellschaft allgemein als nicht so wertvoll ansieht. Weil nicht mehr produktiv und so. Siehe die Debatte: Sperrt die Alten zu Hause ein, dann können die Jungen auch in Coronazeiten wieder zur Arbeit.
Da könnten Sie doch jetzt glatt mit uns Feminist*innen zusammen für die Würde aller Menschen kämpfen. Oder?
*Klugscheißmodus aus* :-)
zum Beitrag24.05.2020 , 13:52 Uhr
Weiß Herr Ramelow nicht, wie sehr ein zweiter Lockdown der Wirtschaft schaden würde? Wie viel es den Staat dann kosten würde, noch mehr Unternehmen zu retten? Die Abstandsregeln und Mundschutzpflicht in geschlossenen Räumen können wir aufheben, wenn es einen wirksamen Impfstoff gibt und 70% der Menschen geimpft sind. Aber der existiert halt bis jetzt nur als Idee, nicht als Substanz.
Und wie soll die Polizei Lockdowns effektiv kontrollieren, die in jedem Landkreis anders ausgestaltet sind, und deren Verteilung sich alle paar Wochen ändert? Wie sollen die Bürger*innen jeweils wissen, was in allen umliegenden Landkreisen gilt? Meine Güte, das war glaube ich nicht durchdacht.
Das tut mir wahnsinnig leid für die Muslime in Hanau, dass sie nach dem schweren Attentat jetzt nicht mal einen großen Gottesdienst zum Zuckerfest feiern können.
zum Beitrag21.05.2020 , 21:20 Uhr
Also wer immer das auf Regierungsseite verhandelt hat, hat sich damit bestimmt ein lukratives Pöstchen für nach der Zeit in der Politik gesichert...
www.spiegel.de/wir...-80b1-5539b7ce3e33
zum Beitrag21.05.2020 , 18:56 Uhr
Also meine selbstgenähten Masken zwicken nicht und hinterlassen auch keine Abdrücke. Beim Nähen habe ich mich an der Anleitung hier aus der taz orientiert. Ein wenig habe ich sie verändert und dies in den Kommentaren beschrieben. taz.de/Atemschutzm...e-machen/!5673871/
Die Masken sitzen deutlich bequemer, wenn sie um Nacken und Hinterkopf befestigt sind statt an den Ohren. Die Haut hinter den Ohren ist einfach deutlich empfindlicher.
zum Beitrag21.05.2020 , 18:50 Uhr
Ich würde mal sagen: Je dichter die Maske an der Haut anliegt, desto weniger Luft entweicht ungefiltert. Und je weniger entweicht, um so besser die Schutzwirkung für andere.
Noch eine Anmerkung zur Anleitung: Die Punkte 5 und 6 habe ich bei meinen Masken weggelassen, sonst liegen bei Punkt 7 so viele Stofflagen übereinander. Das macht das Nähen mühsam. Die Falten erzeuge ich erst beim Anziehen der Maske mithilfe der Schnürsenkel.
zum Beitrag19.05.2020 , 19:23 Uhr
Edward Snowden hat seinerzeit gefordert, dass Geheimdienst-Kontrollgremien von den Oppositionsparteien geleitet werden sollten; denn deren Vertreter sind am ehesten von Überwachung durch die jeweilige Regierung betroffen. Zumindest war es in den USA wohl so: Wenn die Demokraten den Präsidenten stellten, waren die Republikaner gegen Überwachung, war der Präsident Republikaner, war es andersherum.
Mindestens sollte wohl gelten, dass die Kontrollgremien je zur Hälfte von Regierung und Opposition besetzt werden. Dann kann auch im Falle einer ganz großen Koalition wie in der vergangenen Legislaturperiode das Regierungshandeln effektiv kontrolliert werden.
zum Beitrag12.05.2020 , 14:16 Uhr
Finde ich auch.
zum Beitrag11.05.2020 , 21:17 Uhr
Ich denke, die Tatsache, dass Mbembe kein Deutscher ist, haben wir in der Debatte noch nicht genügend gewürdigt. Die jüdische Philosophin Susan Neiman schreibt in ihrem neuesten Buch, „Von den Deutschen lernen“: Juden, die über den Holocaust reden, sollten seine Universalität betonen; Deutsche seine Einzigartigkeit.
Deutsche, die von der Universalität des Holocausts schwafeln, weigern sich, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass sich solch ein Menschheitsverbrechen nicht wiederholt. Juden, die dessen Einzigartigkeit betonen, übersehen möglicherweise, dass sie ebenfalls zu unmenschlichem Handeln fähig sind, so wie jeder Mensch.
Mbembe ist weder Deutscher noch Jude und hat deshalb in dieser Angelegenheit zumindest ein gewisses Maß an Narrenfreiheit. Ich kenne seine Werke nicht und kann deshalb nicht bewerten, ob sie dennoch problematisch sind. Was aber die Rede über den Holocaust anbetrifft, dürfen wir an ihn nicht den gleichen Maßstab anlegen wie an uns selbst.
zum Beitrag10.05.2020 , 22:00 Uhr
EU-Recht ist aber gegenüber den Verfassungen der Mitgliedsstaaten höherrangig. Wenn das EU-Recht aber der deutschen Verfassung widerspricht, hätten wir die entsprechenden Verträge gar nicht unterzeichnen dürfen.
Deshalb gilt: Wenn der EuGH und das BVerfG sich uneins sind, dann gilt das Urteil des EuGH. Punkt.
Zu der Frage gibt es hier noch einen sehr interessanten Artikel: www.spiegel.de/wir...-a086-169965595a32
zum Beitrag10.05.2020 , 11:37 Uhr
Nun ja, zu echtem Antifaschismus gehört für mich aber auch die kantische Ermutigung, selber nachzudenken und die bestehenden Verhältnisse in Frage zu stellen. Das war in der DDR eher nicht gegeben. taz.de/Umgang-mit-...-der-DDR/!5679500/
Und das mit den Helden finde ich grundsätzlich schwierig. Zum einen, weil nur eine kranke Gesellschaft Helden braucht: In einer gesunden Gesellschaft müssen Menschen nicht alles riskieren, um das Gerechte zu tun.
Das andere Problem besteht darin, dass die Rede von Helden Menschen dazu ermutigt, bestimmte Dinge zu tun, um danach bewundert und als Helden gefeiert zu werden. Solch eine Motivation birgt aber die Gefahr in sich, dass die Reflektion, was eigentlich richtig ist, zweitrangig wird. Die resultierenden Aktionen richten dann schnell am einen Ende mehr Schaden an, als sie am anderen Ende Gutes tun.
Klar, die Bewunderung gegenüber Menschen, die trotz aller Gefahr das Richtige tun, kann uns motivieren, ihnen nachzueifern. Muss man sie deshalb aber gleich als Helden bezeichnen?
zum Beitrag09.05.2020 , 17:52 Uhr
Was es in jedem Fall nicht geben darf, ist eine weitere Amtszeit für Frau Merkel. Ich habe gelesen, dass sie in der CDU intern darüber diskutieren, sie noch einmal antreten zu lassen. Erinnert sich noch jemand an den letzten Wahlk(r)ampf?
Ich möchte ernsthafte Debatten im Wahlkampf, nie wieder so ein Mutti-macht-das-schon, bleibt-bitte-alle-so-schön-im-Bett-liegen...
zum Beitrag07.05.2020 , 20:57 Uhr
oder einfach mal im Internet suchen mit den folgenden Begriffen: critical whiteness deutsch
zum Beitrag06.05.2020 , 21:31 Uhr
So einen Schreimann habe ich neulich auch beim Aldi getroffen. Hätte ihn liebend gerne als Meckerziege verspottet, hab mich aber nicht getraut. :-)
Irgendwo habe ich vor Kurzem gelesen, dass in Frankreich die Regierung die Medienhäuser verpflichtet, zum Corona-Thema nicht nur Experten zu Wort kommen zu lassen, sondern eben auch Expertinnen. So eine verpflichtende Regel wäre doch auch in unserem Lande gut: dass die Meinung von Expertinnen genauso viel Gewicht in der Berichterstattung bekommen muss wie die der männlichen Kollegen. Dass Medienhäuser das auch eigenständig nachweisen können müssen.
Ansonsten natürlich so viel wie möglich Kinderbetreuung.
zum Beitrag04.05.2020 , 17:10 Uhr
Hier kann man gegen die Abwrackprämie und für entsprechende klimafreundliche Alternativen unterschreiben: aktion.campact.de/.../appell/teilnehmen
zum Beitrag03.05.2020 , 10:59 Uhr
Ja, das geht Kindern weltweit so. So fordern die Gewerkschaften arbeitender Kinder in der Dritten Welt schon lange, dass in fairer Kinderarbeit produzierte Gegenstände hier im Fairen Handel verkauft werden können. Die Hälfte der Kinder arbeitet zwar durchaus unter ausbeuterischen Bedingungen. Das sind viel zu viele, aber es bedeutet auch: Längst nicht alle leiden unter ihrer Arbeit. Unser Bild ist da viel zu einseitig. Viele von ihnen könnten sich ohne eigene Arbeit den Schulbesuch gar nicht leisten.
Hier ein Bericht aus Nicaragua, 1990:
„Mit der wachsenden Menge an Aktivitäten gerieten die Kinder in das Dilemma, nicht mehr genug Zeit für alle organisatorischen Angelegenheiten zu haben, zumal sie durch ihre Arbeit, die Schule und teilweise die Familie sehr stark zeitlich in Anspruch genommen wurden. Um diesem Dilemma zu begegnen, sollten in der Zentrale der Kinderbewegung zwei „erfahrene“ und vertrauenswürdige Erwachsene eingestellt werden, die sich kontinuierlich um die „bürokratischen Sachen“ kümmern.
Die Bewerber*innen -- in der Mehrzahl Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen auf Jobsuche -- sahen sich der ungewöhnlichen Situation ausgesetzt, vor einer Auswahlkommission, die ausschließlich aus Kindern bestand, ihre Eignung zu demonstrieren und Frage und Antwort zu stehen. Dies kostete die meisten schon einige Überwindung, aber als sie auch noch mehr als eine Stunde auf die Entscheidung der Kommission warten, d.h. sich dem Urteil der Kinder unterwerfen mussten, räumten fast alle geradezu panikartig das Feld.
Daran zeigt sich, wie tiefverwurzelt selbst unter Erwachsenen, die den Kindern zugewandt waren und sich für ihre Rechte einsetzen wollten, die Überzeugung war, dass nicht Kinder über Erwachsene, sondern Erwachsene über Kinder zu entscheiden und das letzte Wort haben müssen.“
Manfred Liebel, Kinderrechte aus Kindersicht. Wie Kinder weltweit zu ihrem Recht kommen, Lit Verlag, Berlin 2009, Seite 195f. www.pronats.de
zum Beitrag02.05.2020 , 15:21 Uhr
Also die USA haben das schon mal gemacht früher. Das hatte üble Diskriminierung zur Folge: www.spiegel.de/ges...-9bf1-edfb868debff
zum Beitrag02.05.2020 , 10:27 Uhr
Da hilft nur eines: Weiter bewusst dafür werben, Freiheit anders zu interpretieren. Individualismus ist wichtig; aber wir sind eben nicht NUR Individuen, sondern auch von der uns umgebenden Gesellschaft geprägt. Wir sind auch voneinander abhängig. Und es kann in Zukunft eine andere Krise kommen, welcher Art auch immer, in der die jetzt weniger Gefährdeten gerade die Risikogruppe sind. Wollen wir, dass die Überlebenden der Coronakrise dann so handeln, wie wir jetzt?
Hinter dieser Frage steckt der Kategorische Imperativ, und es lohnt sich, diesen neu verstehen zu lernen. Er ist nämlich viel komplexer als allgemein bekannt. Für Kant sind wir erst dann wirklich autonom, wenn wir entsprechend der Moral handeln. Der Kategorische Imperativ wird dann zu einer Verfassung, im Rahmen derer wir die Gesetze der Moral selbst bestimmen dürfen! Und er setzt uns in eine Beziehung zueinander, in der die Würde von allen zählt.
Allen, die sich dafür interessieren, empfehle ich das Reclam-Heftchen von Tim Henning, „Kants Ethik“. 6,40 Euro sind wirklich bezahlbar für so viel Inhalt.
Auch der sogenannte kategorische Rechtsimperativ Kants hat es in sich. Nach diesem sind Verbote nämlich durchaus gerechtfertigt, wenn sie ihrerseits ein Hindernis der Freiheit beseitigen. Und dass das Sterben wie die Fliegen in Italien ein Hindernis für individuelle Freiheit ist, ist recht klar zu erkennen. Wer tot ist, hat keine Freiheit mehr.
Hierzu ist das Buch „Force and Freedom“ von Arthur Ripstein super. Das ist zwar deutlich teurer, aber für so etwas gibt es Bibliotheken und (hoffentlich auch irgendwann wieder) Fernleihe.
zum Beitrag01.05.2020 , 15:04 Uhr
Statt einer Abwrackprämie wäre ich ja für eine Prämie für jede neu installierte Solaranlage. Das nützt dem Klima und würde ebenfalls die Wirtschaft in Schwung bringen.
zum Beitrag01.05.2020 , 15:02 Uhr
„Soziale Arbeit soll effektiver und messbarer werden, das heißt mehr Bürokratie, mehr Hierarchie.“
Seltsam. In der Industrie schwört man doch eher auf Lean Management, also flache Hierarchien, mehr Eigenverantwortung für einzelne Mitarbeiter*innen. Da soll das Arbeiten viel effektiver sein…
„Einige wenige im Sozialen werden sich politisieren und dann mangels Strukturen in der großen Normalisierungsmühle, die das Sozialwesen ist, aufgeraucht werden.“
Das ist die große Schwierigkeit bei politischem und sozialem Engagement im Allgemeinen: die nötige Balance mit der Selbstfürsorge zu finden. Nur wer einigermaßen gesund (d.h. nicht komplett von Depressionen gelähmt) ist, kann die Welt retten. Das spricht aber nicht gegen politisches Engagement an sich. Es fordert nur, die eigene Gesundheit für wichtiger zu nehmen, wenn wir merken, dass sie in Gefahr ist. So schwierig dieser Balanceakt auch ist.
Andererseits sehe ich auch recht viel Solidarität: Kaum jemand lehnt sich zum Beispiel gegen die neue Maskenpflicht auf. Klar, über Motive lässt sich streiten; schon für sich selbst kann niemand mit letzter Sicherheit sagen, in welchem Maße es nun Solidarität mit Vorerkrankten ist und in welchem Obrigkeitshörigkeit. Aber was ist das für ein Menschenbild, das den weitgehend klaglosen Gehorsam gegenüber den Corona-Einschränkungen voreilig auf Letztere schiebt?
Und was die Abwägung mit den Belangen der Wirtschaft angeht: Leider ist es auch schwierig, diese komplett an die Seite zu stellen. Hinter diesem Lockdown stehen leider auch viele Menschen, die für Kinder verantwortlich sind und um ihren Job fürchten. Für Menschen mit Kindern ist es besonders schwer, sich finanziell einschränken zu müssen. www.theguardian.co...s-expert-interview
zum Beitrag28.04.2020 , 14:31 Uhr
Wie bitte?! Es gibt genug Leute, die derzeit ihre Jobs verlieren und in der Wirtschaftskrise so schnell nichts Neues werden finden können. Die können die systemrelevanten Firmen gerne einstellen. Übrigens gibt es auch immer noch Langzeitarbeitslose.
Und die Pflegekräfte werden es sich nach der Krise gut überlegen, ob sie ihren Job weiter machen wollen, wenn wir sie jetzt noch ausquetschen: www.bento.de/polit...-af7d-0dec1cd15fd7
War da nicht noch die Forderung, Krankenhäuser stärker auszubauen, damit bei weiteren Pandemien Lockdowns weniger scharf ausfallen können? Wie soll das bitte möglich sein, wenn wir die Arbeitsbedingungen von deren Mitarbeiter*innen weiter verschlechtern?
zum Beitrag27.04.2020 , 20:05 Uhr
Vermutlich hat das damit zu tun, dass einerseits Fußball überwiegend ein Männerhobby ist, und andererseits Männer sich leichter damit tun, sich mit ihren Anliegen Gehör zu verschaffen.
uebermedien.de/486...er-fuer-die-krise/
zum Beitrag17.04.2020 , 14:39 Uhr
Mal gut, dass die FDP jetzt nicht in der Regierung ist. Erinnert sich noch wer daran, dass sie in den Jamaika-Koalitionsvertrag hineinverhandelt hatten, bloß ja nicht die südeuropäischen Staaten in einer neuen Eurokrise zu unterstützen? Dann wäre es jetzt an der Zeit, dem geeinten Europa Adieu zu sagen.
zum Beitrag15.04.2020 , 20:56 Uhr
Der Spiegel hat das vor zwei Wochen schon mal vorgerechnet: Wollten wir "nur die Risikogruppen" isolieren, müsste die Hälfte der Bevölkerung in Isolation: www.spiegel.de/wis...-a06f-f76e98e6924d
Völliger Irrsinn, selbst wenn man den Pflegebedarf der Pflegebedürftigen und den Assistenzbedarf von Menschen mit Behinderungen völlig ignoriert.
zum Beitrag14.04.2020 , 21:12 Uhr
Dann sollten weißdeutsche Bürgerliche wie wir aber auch tolerant genug sein zu akzeptieren, dass andere unsere Protokolle fade finden. Und dass sie das auch sagen.
Merke: Hier hat niemand Zensur gefordert. Hier hat nur jemand ausgedrückt, dass sie frustriert ist über unsere faden Ergüsse und dass wir sie so wichtig nehmen. Warum fühlen Sie sich denn davon auf den Schlips getreten?
zum Beitrag08.04.2020 , 17:22 Uhr
Das Problem mit dem Mindestlohn lässt sich doch aber leicht umgehen, indem die Politiker*innen eine Zusatzsteuer einführen, die allen Menschen, deren Nettoeinkommen mehr als monatlich 2000 oder 2500 Euro beträgt, das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) komplett wieder abzieht. Niedrige Einkommen zahlen entsprechend deutlich weniger. Auf diese Weise wären alle Menschen mit niedrigeren Einkommen als dem festgelegten Grenzbetrag besser gestellt als vorher. Und wer für die eigene Arbeit deutlich mehr erhält, könnte entsprechend auch mehr als das BGE beitragen.
Diese Zusatzsteuer kann dann durchaus auch auf andere Einkommensarten erhoben werden; z.B. Kapitalerträge und andere Sozialleistungen als das BGE.
zum Beitrag05.04.2020 , 13:04 Uhr
Gut, es ist aber auch einfach anstrengend, alle Grundannahmen immer wieder aufs Neue zu wiederholen.
Es geht bei der Kritik an weißem Rassismus nicht (!) darum zu unterstellen, dass Weiße keinerlei Probleme hätten. Klar haben wir die, und viele mehr, als sie ertragen können. Krankheit, ekelige Nachbarn und Chefs, Behördenärger etc.
Es geht darum anzuerkennen, dass People of Color alle diese Probleme auch haben. Alle. Und zusätzlich (!) haben sie halt auch noch ständig mit unserer latenten Arroganz zu kämpfen, die für sie um so anstrengender ist, je weniger wir uns sie eingestehen.
Ich nehme mich in diesem Wir übrigens durchaus nicht aus. Denn auch ich habe diesen Mist verinnerlicht und werde ihn nur mit großer Mühe wieder los.
zum Beitrag05.04.2020 , 12:53 Uhr
Wir sprechen uns nochmal, wenn Sie alt sind, und irgendsoein mittelalter Mensch Ihnen sagt: "Ja nun, ich bin halt privilegiert Ihnen gegenüber. Da hab ich auch kein schlechtes Gewissen wegen." Ich würde dann nämlich gerne wissen, wie Sie sich in der Situation fühlen.
Merke: Als weißer Mann genießen Sie Privilegien, die Ihnen schlicht nicht zustehen. Alle Menschen haben die gleiche Würde. Sie übrigens auch. Aber halt nicht mehr als andere.
zum Beitrag05.04.2020 , 11:50 Uhr
menschenwürdiges Sterben, ohne Beatmung... interessante These. Wir sprechen uns nochmal, wenn Sie selber Corona haben und keine Luft mehr kriegen. Dann würde ich nämlich gerne von Ihnen wissen, ob Sie Ihre Situation gerade als menschenwürdig empfinden, oder ob Sie nicht vielleicht doch gerne eins von diesen Geräten hätten.
zum Beitrag05.04.2020 , 11:46 Uhr
Da kennen Sie aber die Italiener schlecht. Die sind nämlich durchaus wütend darüber, dass wir uns in der Krise immer noch gegen Corona-Bonds stemmen, als wären sie Teufelswerk.
Und warum sollten die Asiaten, die hier leben und seit dem Ausbruch verstärkt Rassismus erfahren, nicht wütend auf uns sein? Warum sollten sie keinen Grund zur Häme haben?
Setzen Sie sich mal selbst mit Ihren Vorurteilen auseinander! Zum Beispiel hier: www.deutschlandfun...:article_id=391390
zum Beitrag04.04.2020 , 21:29 Uhr
Dann denken Sie mal an die jüngsten Attentate von Halle und Hanau, die im Text durchaus erwähnt werden.
Merke: Wir Weißen brauchen uns von rechter Gewalt nicht bedroht zu fühlen. Aber wir haben große Probleme damit, People of Color ihre Sensibilität zuzugestehen. Und deren Angst ist berechtigt, da sie ja im Alltag erfahren, dass unsere Sicherheitsbehörden sie im Zweifel nicht ernst nehmen, z.B. bei Hassbotschaften im Internet.
Googlen Sie mal "critical whiteness deutsch". Da finden Sie viele interessante Artikel, wie zum Beispiel diesen hier: www.deutschlandfun...:article_id=315084
zum Beitrag02.04.2020 , 21:10 Uhr
Mehr unabhängige Kontrolle der Polizei, die jetzt die Corona-Einschränkungen zu kontrollieren hat? Gerne. Da bin ich voll dabei.
Übrigens auch unabhängig von der Pandemie. Wie die vielen rechtsextremen "Einzelfälle" in Polizeibehörden zeigen, gibt es der Missstände da ja durchaus einige.
Die allgemeine Akzeptanz der aus meiner Sicht durchaus notwendigen Maßnahmen wird sicherlich auch davon abhängen, ob die Polizei sie mit Augenmaß durchsetzt.
zum Beitrag02.04.2020 , 16:15 Uhr
Bürgerrechte stehen zur Zeit hintenan? Nein, das Bürgerrecht auf Leben gebietet zur Zeit gewisse Einschränkungen im Alltag, weil es von einem hochansteckenden Virus gefährdet wird.
Diese Einschränkungen müssen allerdings verhältnismäßig (!) sein, was auf diese neue Forderung der GdP sicherlich nicht zutrifft. Das ist die alles entscheidende Frage. Wenn sich mehr zu Hause eingesperrte Depressive umbringen als Menschen an Corona sterben, dann sind wir nämlich definitiv übers Ziel hinausgeschossen.
Bürgerrechte als Abwehrrechte gegenüber dem Staat anzusehen, machte in den sich langsam liberalisierenden Monarchien des 18. und 19. Jahrhunderts Sinn; heute jedoch nicht mehr. Die Freiheit aller zu sichern, ist nämlich die einzige Existenzberechtigung des demokratischen Staates. Weil das Recht auf Leben aber die Grundlage individueller Freiheit ist, sind die derzeitigen Beschränkungen durchaus gerechtfertigt. Das Gleiche gilt für eine Schutzmaskenpflicht; nicht jedoch für das geforderte Absperren von Parks. (Siehe dazu auch: Karl Albrecht Schachtschneider, Freiheit in der Republik, Duncker & Humblot, Berlin 2007, Seite 351)
Naja, und was das Wort "alternativlos" betrifft: Das sollte uns tatsächlich aufhorchen lassen. Denn zur Alternativlosigkeit gibt es immer eine Alternative: das eigenständige Nachdenken freier Bürger*innen.
zum Beitrag02.04.2020 , 15:55 Uhr
Na super. Gerade jetzt, wo wir nicht demonstrieren dürfen. Wir müssen uns dringend neue Aktionsformen ausdenken.
Das Einzige, was mir einfällt, wäre, Telefondrähte heißlaufen zu lassen. Fragt sich nur, ob die entsprechenden Ansprechpartner sich alle ins Homeoffice zurückgezogen haben und dort für Bürger*innen nicht erreichbar sind.
zum Beitrag02.04.2020 , 15:30 Uhr
Wie sollte er denn dagegen ansteuern, wenn er nicht darf? Stellen Sie sich vor, Sie wollen irgendwo hin, wo Sie nur mit dem Auto hinkommen, haben aber Ihren Führerschein entzogen bekommen und finden auch niemanden, der Sie fahren kann? Was würden Sie mir antworten, wenn ich Ihnen in so einer Situation sagte: "Stellen Sie sich nicht so an!"?
Soll der Geschäftsführer seine Fabrik mal eben mit dem Kran hochheben und in ein anderes Land versetzen? Oder wie stellen Sie sich das vor?
Merke: Geschäftsführer sind auch nur Menschen.
zum Beitrag02.04.2020 , 15:08 Uhr
Also dann: Schutzmasken basteln und aufsetzen! maskeauf.de/
Und wer nicht selber nähen will oder kann, bekommt vielleicht welche in Änderungsschneidereien. Auch Behindertenwerkstätten fangen inzwischen an, Masken zu nähen, wie ich gehört habe.
zum Beitrag30.03.2020 , 13:56 Uhr
zu Punkt 9: Die Metallstreifen von Heftstreifen oder Schnellheftern tun es auch. Generell ist dieser Punkt aber nicht nur für Brillenträger wichtig. Denn die Luft soll ja durch den Stoff gefiltert werden und nicht den Weg des geringsten Widerstandes nehmen.
zu Punkt 7: Generell sitzen die Masken noch besser, wenn die Befestigung um Nacken und Hinterkopf geht statt um die Ohren. Dazu ein entsprechend langes Gummiband erst durch die eine Seite, dann durch die andere ziehen und verknoten.
Schnürsenkel tun es aber übrigens auch (Länge mindestens 120 cm oder 2x 60 cm). Die müsste man vor der Wäsche aber herausnehmen, bei hohen Temperaturen laufen die ein.
zum Beitrag29.03.2020 , 23:26 Uhr
Dazu ein genialer Kommentar im Guardian:
www.theguardian.co...coronavirus-deaths
zum Beitrag29.03.2020 , 23:20 Uhr
„Der Staat beansprucht das Gewaltmonopol, dafür bietet er Bürgern und Steuerzahlern Sicherheit vor existenziellen Bedrohungen.“
Das war Hobbes. Kant zeigt, dass es auch anders geht: Der Staat ist dazu da, unsere gemeinsame Freiheit (!) zu sichern. Denn wenn ich glaube, dass Sie meine Rechte verletzt haben, dann gibt es ohne den Staat keine Instanz, die unseren Konflikt neutral entscheiden und uns beide anschließend dazu zwingen kann, dass wir uns entsprechend verhalten. Die Folge wäre das Recht des Stärkeren.
Das Mandat der staatlichen Institutionen liegt somit darin, die gesellschaftlichen Verhältnisse so zu organisieren, dass alle das gleiche Maß an Freiheit genießen. Das gilt übrigens auch für Eigentumsverhältnisse: Wenn soziale Ungleichheit dazu führt, dass die einen deutlich weniger Freiheit im Leben haben als die anderen, dann muss sie reduziert werden.
Kant hat in Eigentumsfragen einiges geschrieben, was für seine Zeit sinnvoll gewesen sein mag, schon in Marx‘ Zeiten aber zu Recht fragwürdig war. Seine grundlegende Theorie ist allerdings eindeutig: Das Eigentum muss, wie alle anderen Fragen auch, rechtlich so geregelt sein, dass es allen die Handlungsfreiheit sichert. Niemand hat das Recht, sich selbst in die Sklaverei zu verkaufen; also haben auch staatliche Institutionen kein Recht dazu.
zum Beitrag29.03.2020 , 22:51 Uhr
Welchem Narrativ werden wir folgen?
Ich persönlich bevorzuge immer noch Immanuel Kant. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ veraltet vermutlich nie.
Ein weiteres Zitat: „Es ist schon ein großer und nötiger Beweis der Klugheit oder Einsicht zu wissen, was man vernünftigerweise fragen solle.“
zum Beitrag27.03.2020 , 23:31 Uhr
Dann wollen wir doch mal analysieren, in welche Richtung die Transferzahlungen in den letzten zwei Jahrzehnten gingen. Mitte der Nullerjahre war Deutschland in der Krise; Stichwort: Hartz IV und „Wir können uns den Sozialstaat nicht mehr leisten“. Die EZB hielt die Zinsen niedrig, um uns zu helfen. Ohne diese Maßnahme hätte es Deutschland wohl kaum (so schnell) geschafft, aus der Krise wieder herauszukommen. Geschenk an Deutschland, mit lieben Grüßen von der EZB (die durchaus auch von den Südeuropäern getragen wird).
Die niedrigen Zinsen verlockten in einigen Euroländern die Bürger (!), viele Kredite aufzunehmen, um Häusle zu bauen. In der Finanzkrise verloren sie ihre Jobs und konnten die Kredite nicht zurückzahlen, was die Banken plättete. Die Staaten retteten die Banken, mussten sich dafür erheblich verschulden und entsprechend hohe Zinsen für ihre Staatsanleihen zahlen. Ohne die Bankenrettung wären sie gar nicht auf so problematisch hohe Schuldenstände gekommen. Währenddessen mussten wir kaum Zinsen für unsere Schulden zahlen. Geschenk an Deutschland, mit lieben Grüßen aus Südeuropa.
Die Währungsunion hält den Wert unserer Währung auf den Devisenmärkten künstlich niedrig. Bei unseren Exportüberschüssen wäre eine D-Mark sehr viel mehr wert, was die Preise unserer Exporteure für deren ausländische Kunden in die Höhe treiben würde. Diese wären also eher motiviert, bei der Konkurrenz zu kaufen; dann würde unsere exportlastige Wirtschaft aber einknicken und massig Arbeitslose produzieren. Geschenk an Deutschland, mit lieben Grüßen aus Südeuropa.
Und jetzt? Corona-Bonds wären eine verkappte Transferzahlung an die Südeuropäer! Das geht ja wohl gar nicht! Die sollen selber sehen, wie sie klarkommen, die faulen S***e! Sind selber schuld, dass sie sich ein Virus eingefangen haben!
Hä? Moment. Irgendwie ergibt das keinen Sinn...
www.finanzwende.de...zt-ausbremsen/?L=0
zum Beitrag26.03.2020 , 13:08 Uhr
Vom Prinzip her finde ich Pikettys Vorschlag einer Einheits-Erbschaft für alle prima. Allerdings macht er mich auch neidisch, weil ich schon über 25 bin. Deshalb frage ich mich, ob wir das nicht auch so organisieren können, dass jede*r alle 10 Jahre so eine Erbschaft bekommt, zum Beispiel jeweils in den Jahren mit runden Geburtstagen. Der Betrag darf dann gerne geringer sein.
In der Realität erben die meisten ja auch mehrmals im Leben, von unterschiedlichen Verwandten. Und wer zu einem früheren Zeitpunkt unvernünftig mit dem Geld umgegangen ist, bekommt dann später noch eine neue Chance.
zum Beitrag25.03.2020 , 18:48 Uhr
Es braucht aber nicht nur Solidarität mit den Schwachen hierzulande, sondern auch mit den am härtesten getroffenen EU-Staaten; derzeit vor allem Italien und Spanien. Leider verweigert sich die CDU noch immer vehement gegenüber der Auflage von sogenannten Corona-Bonds, also gemeinschaftlich garantierten Anleihen der Eurozone. Das muss endlich enden, sonst zerbricht die EU.
Hier gibt es einen Aufruf zum Unterschreiben, gegen Spekulation und für Corona-Bonds: www.finanzwende.de...zt-ausbremsen/?L=0
zum Beitrag23.03.2020 , 00:59 Uhr
„Überhaupt ist der derzeit verbreiteten Vorstellung entgegenzutreten, dass bei den notwendigen Abwägungsentscheidungen Gesundheit und Leben apriorisch höherrangig sind als andere Verfassungsgüter.“
Dem möchte ich entgegenhalten, dass es bei Corona für die Betroffenen nicht einfach nur um Leben und Tod geht, sondern um einen Tod durch (wahrscheinlich langsames) Ersticken. Wer möchte so einen Tod? Da verlangt die Empathie schon, gewisse Einschränkungen hinzunehmen. Denn je mehr unser Gesundheitssystem überlastet ist, desto höher der Prozentsatz derer, die tatsächlich elendiglich ersticken werden.
Und dann geht es ja nicht nur um das Gesundheitssystem. In Italien werden die Leute schon ohne Trauerfeier beigesetzt, weil die Bestatter heillos überlastet sind. Die Hinterbliebenen empfinden die Situation als traumatisch, weil sie ab dem Zeitpunkt, wo die Erkrankten ins Krankenhaus kamen, keinen Kontakt mehr mit ihnen hatten. Im Iran gibt es sogar Massengräber für Corona-Tote.
Der Guardian hat noch zwei Überlebende der Grippeepidemie von 1918 aufgetrieben: www.theguardian.co...ing-on-coronavirus
zum Beitrag16.03.2020 , 20:43 Uhr
Wetten, dass Sie sich unwohl fühlen, wenn ich Sie jetzt als weißen Mann bezeichne? Wenn ich Sie also als Teil einer Gruppe betrachte, nicht als Individuum? Genauso unangenehm ist es übrigens Menschen, die im Ausland geboren wurden, ständig als Ausländer betrachtet zu werden und nicht als Individuen.
Glauben Sie mir: Wer aus weit entfernten Ländern hierher kommt, ist in aller Regel selbst auch eher liberal eingestellt im Vergleich zu den jeweiligen Landsleuten; sonst kämen die Leute nicht. In anderen Ländern gibt es nämlich auch Menschen, die ihrer jeweiligen Gesellschaft gegenüber kritisch eingestellt sind. Warum scheren Sie also alle Asylbewerber über einen Kamm?
Dass wir Weißen rassistisch sind, ist keine Unterstellung, sondern ein Fakt. Alle. Ich auch. Die einen mehr, die anderen weniger. Liberal ist nur, wer bereit ist, sich mit diesem Fakt auseinanderzusetzen. Mir scheint, als hätten Sie da noch Nachholbedarf.
www.deutschlandfun...:article_id=315084
zum Beitrag16.03.2020 , 20:22 Uhr
„Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“
Vor allem das Sittengesetz. Karl Albrecht Schachtschneider argumentiert in „Freiheit in der Republik“, dass sich dahinter nichts anderes als der Kategorische Imperativ von Immanuel Kant verbirgt. Also: Handle stets so, dass du allen (!) anderen zugestehen kannst, aus der gleichen Motivation heraus zu handeln wie du. Auch Menschen, deren Verwandte in einem anderen Land geboren wurden. Alle Menschen haben eben die gleiche Würde.
zum Beitrag15.03.2020 , 20:29 Uhr
Genau! Lieber Veranstaltungen mit vielen Menschen absagen als Grenzen dichtmachen. Welcher Gesundheitsexperte behauptet, es würde helfen, Grenzen zu schließen? Wir haben das Virus doch bereits im Land! Was soll das dann bringen?
zum Beitrag05.03.2020 , 14:46 Uhr
„Ich sage ja gar nicht, dass jeder Journalist entlassen werden soll, der nicht macht, was ich sage“, erklärte Bylund der Zeitschrift Fokus. [...]
Wie war der Spruch noch? "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" sagte DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 in einer Pressekonferenz. Am 13. August 1961 begann die DDR, eine Mauer zwischen West- und Ostberlin zu errichten.
zum Beitrag02.03.2020 , 15:34 Uhr
Ah ja. Sie behaupten also, Russland, die USA, Großbritannien und Frankreich hätten damals Auschwitz tatsächlich verhindert? Interessant. Fragt sich nur, warum es dann Teil unserer Geschichte ist.
Und was den Widerstand gegen Überwachung anbetrifft: Der richtet sich übrigens nur gegen diejenigen Methoden, die nachweislich nichts ausrichten gegen Terroristen, aber eben unsere Freiheit erheblich einschränken: wie die Massenüberwachung. Was hilft, zukünftige Terroristen zu finden? Vor allem die Analyse der Netzwerke und Kommunikation bekannter Gefährder. Wenn man aber von allen Bürgern unterschiedslos die Daten sammelt, hat man am Ende einen riesigen Heuhaufen, wo man die Stecknadel nicht mehr drin findet. Wollen Sie das?
zum Beitrag02.03.2020 , 15:21 Uhr
Ein passender Vergleich fällt mir noch ein: Wenn Politiker ein problematisches Gesetz beschließen, das sie weitgehend bei reichen Wirtschaftslobbyisten abgeschrieben haben, dann machen wir diese Lobbyisten doch auch für das Gesetz mitverantwortlich. Wenn aber rechte Terroristen sich ihre Manifeste von irgendwelchen Blogs zusammenkopieren, deren Autoren allerdings nicht selbst zur Waffe greifen würden – warum sollten wir diese Autoren dann nicht für die Gewalt mitverantwortlich machen?
zum Beitrag02.03.2020 , 13:44 Uhr
Gegenfrage: Haben Sie selbst schon mal irgendwann in Ihrem Leben gedacht, „Es ist schlecht, dass die Welt so ist wie sie ist; es wäre besser, wenn X soundso wäre?“ Ich vermute ja; das ist eine universelle menschliche Erfahrung. Haben Sie dann selbst auch mindestens einmal versucht, irgendetwas zu unternehmen, damit genau dieser Punkt besser wird? Wenn ja, dann wird Ihnen aufgefallen sein, dass das gar nicht so einfach ist. Dann werden Sie auf vielerlei Widerstände der verschiedensten Menschen gestoßen sein.
Wer trägt dann aber die Schuld daran, dass die Dinge so sind, wie sie sind? Vermutlich alle ein bisschen; die einen mehr, andere weniger.
Wenn ein Nazi Menschen umbringt, dann ist daran zunächst einmal genau dieser Nazi schuld. Zumindest einen Teil der Verantwortung tragen aber auch die, die ihn in seinem Weltbild bestätigen. Es ist sicher massiv übertrieben, Merz und Gauck als „die eigentlichen Antreiber“ des mordenden Nazis zu bezeichnen; darum geht es aber auch gar nicht. Das Problem ist viel subtiler. Es geht darum herauszufinden, wie jede*r Einzelne ein winzig kleines bisschen zu dem Problem beigetragen hat. Die einen mehr, und andere weniger.
In einer Welt, in der so viel schief läuft wie unserer, ist niemand komplett unschuldig. Niemand. Wenn wir uns aber eingestehen, an welchen Punkten wir selbst ein kleines bisschen zu den Problemen beitragen, dann gibt uns das die Chance, in Zukunft die Dinge zumindest ein winzig kleines bisschen besser zu machen.
Aus Ihrem Nutzernamen schließe ich, dass Sie ein weißer Mann sind. Aus dem Namen der Autorin schließe ich, dass sie eine Person of Color ist. Warum haben Sie ein Problem damit, dass die Autorin sich den Opfern des rassistischen Attentats näher fühlt als Ihnen? Wir Weißen tragen alle Verantwortung für den Rassismus in unserer Gesellschaft, eben weil wir davon profitieren. Es tut natürlich weh, sich das einzugestehen. Aber es ist und bleibt der einzige Ausweg.
zum Beitrag01.03.2020 , 13:58 Uhr
Es fällt mir schwer, passende Worte zu finden. Aber das geht Ihnen wahrscheinlich nicht anders.
Mit der Tapferkeit ist das so eine Sache. Sie ist zwar grundsätzlich eine Tugend, aber es ist immer auch die Frage, wofür wir sie einsetzen. Den Schmerz einfach immer wieder herunterzuschlucken, ändert nichts. Aber ich kenne auch das Phänomen, dass, wenn ich als (weiße) Frau meinen Schmerz über sexistische Sprüche ausdrücke, die Reaktion in der Regel ist, dass ich mir doch ein dickeres Fell zulegen soll.
Wir leben in einer Welt, in der unzählige Menschen so verzweifelt sind, dass sie zumindest darüber nachdenken, sich umzubringen; wenn sie es nicht sogar schon versucht haben. In solch einer Welt ist es an der Zeit, dass der Rest der Welt sensibler wird; und eben gerade nicht, dass die Sensiblen ihren Schmerz unterdrücken. Dafür zu kämpfen, erfordert aber ebenfalls Tapferkeit und Durchhaltevermögen. Und irgendwie drängt sich mir der Verdacht auf, dass sie an dieser Stelle besser eingesetzt sind: Im Kampf gegen offenen wie subtilen Rassismus, Sexismus und andere Formen struktureller Diskriminierung.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie ein gutes Maß für sich finden: Für das Empfinden und den Ausdruck von Schmerz, Trauer, Wut, Angst und was auch immer Sie empfinden. Nicht zu viel, aber eben auch nicht zu wenig.
zum Beitrag29.02.2020 , 21:47 Uhr
Ich wünsche Ihnen Weisheit.
zum Beitrag29.02.2020 , 19:53 Uhr
Überhaupt bräuchten junge Mütter mehr Unterstützung auf Wochenbettstationen. Wenn sie nach der extremen Anstrengung einer Geburt kaum Schlaf bekommen, wie sollen sie dann keine Überforderungssymptome schieben? Aber Hormonen die Schuld zu geben, ist doch viel einfacher...
www.theguardian.co...tion-holiday#img-1
zum Beitrag29.02.2020 , 13:07 Uhr
Hier muss ich zwei Sachen richtigstellen:
1. Probleme wie Rassismus gehen nicht weg, wenn man sie unter den Teppich kehrt, wie Sie das tun. Wir sind alle Menschen, die es verdienen, genau gleich behandelt zu werden. Die Realität ist aber, dass People of Color schlechter behandelt werden als Weiße.
2. Meine Aussagen haben mit politischer Korrektheit nichts zu tun. Im Gegenteil, ich vertrete hier meine Überzeugung. Und ich gehe fast jede Wette ein, dass das für andere Menschen, die Ihnen widersprechen, ebenso gilt.
zum Beitrag28.02.2020 , 19:34 Uhr
Vorsicht. So wie's aussieht, scheint Corona doch gefährlicher zu sein als die Wintergrippe. Zum einen hat sich inzwischen wohl herausgestellt, dass die Todesrate nach Infektion 10-mal so hoch ist wie die der Grippe. Und das Virus wird wohl auch deutlich schneller übertragen als das der Grippe. www.theguardian.co...ovid-19-face-masks
Also nicht zu früh freuen.
zum Beitrag28.02.2020 , 15:13 Uhr
Ach Scheibenhonig, das ist das, was passiert, wenn man Beiträge nachträglich überarbeitet. Das "(was für einer?)" sollte natürlich nur am Anfang vorkommen...
zum Beitrag28.02.2020 , 14:48 Uhr
Zunächst einmal: Ich habe Sie nur als weißen Mann bezeichnet, nicht als alten weißen Mann. Das habe ich aus dem Vornamen Gerhard geschlossen, weil das ein typischer Name weißer Männer ist. Da Sie von 30-jähriger Erfahrung als Wissenschaftler (was für einer?) sprechen, muss ich Ihnen das „biologisch jung“ aber auch absprechen; sie sind dann ein mittelalter weißer Mann. Genau wie ich eine mittelalte weiße Frau bin. Was natürlich über die körperliche Fitness wenig aussagt.
Aber gut, beim zweiten Satz habe ich mich tatsächlich ungenau ausgedrückt: das Unangenehme bezog ich auf das Hinterfragen der Wahrnehmung und der eigenen Vorurteile. Natürlich wünsche ich niemandem das gesellschaftliche Abseits.
Warum halten Sie denn die Bezeichnung „alte weiße Männer“ für faschistoid? Dann müssten wir das Gleiche nämlich auch für die Bezeichnung „Menschen mit Migrationshintergrund“ sagen. Das ist nämlich eins der Probleme des subtilen weißen Rassismus: Dass wir uns selbst als einzigartige Individuen ansehen, und einfach nur als Menschen; dass wir People of Color aber deutlich mehr als Teil ihrer Gruppe ansehen. Die wollen aber auch als Individuen wahrgenommen werden!
Genau deshalb fühlt sich eine Bezeichnung wie „mittelalter weißer Mann“ so unangenehm für Sie als Adressaten an; weil Sie damit auf einmal nicht mehr als Individuum angesprochen werden, sondern als Teil einer Gruppe. People of Color müssen damit ständig umgehen; sie werden dauernd auf ihren Migrationshintergrund reduziert.
Gerade lese ich das Buch „White Fragility“ von Robin DiAngelo, das ich auch Ihnen sehr empfehlen kann. Da Sie Wissenschaftler sind (was für einer?), setze ich gute Englischkenntnisse bei Ihnen einfach mal voraus. Im Mai erscheint das Buch aber auch auf Deutsch.
zum Beitrag28.02.2020 , 10:22 Uhr
Richtig: es gibt in genetischer Hinsicht keine Rassen. Alle Menschen auf dieser Welt sind sich genetisch so ähnlich, als wären wir Cousins 50. Grades. Und da kann ein Weißer einer Schwarzen genetisch durchaus ähnlicher sein als seiner Ehefrau.
Als Idee in unseren Köpfen gibt es Rassen aber durchaus. Und basierend auf dieser Idee werden Menschen, deren Verwandte anderswo geboren wurden, eben wirklich ausgegrenzt: Sie bekommen schwerer eine Wohnung, einen Job… Dabei haben sie alle Probleme, die auch uns Weiße belasten, nur dass der Rassismus eben noch hinzukommt. Das nervt und macht krank.
Weiße mit Angst vor einer vermeintlichen Überfremdung haben diese durch Rassismus bedingten Probleme aber nicht. Sie werden lediglich zunehmend mit Widerspruch konfrontiert. Es ist Zeit, dass wir Weißen lernen, uns davon nicht mehr bedroht zu fühlen. Denn es sind eben im Zweifel Weiße, die People of Color erschießen, nicht andersherum.
zum Beitrag28.02.2020 , 09:57 Uhr
Dann beginnen Sie mal, Ihre Wahrnehmung zu hinterfragen; sonst könnte es schnell passieren, dass weiße Männer wie Sie selbst im genannten Abseits landen. Das fühlt sich natürlich unangenehm an, ist aber unvermeidbar.
Merke: People of Color haben die gleichen Probleme wie wir auch. Alle Probleme, die uns Weiße im Alltag belasten, belasten auch sie. Nur dass halt das rassistische Nicht-ernst-genommen-Werden durch Leute wie Sie hinzukommt. Das nervt und macht krank.
zum Beitrag26.02.2020 , 18:07 Uhr
Niemand ist völlig rein und gut und tugendhaft. Auch ich nicht. Auch ich bin rassistischer, als es mir lieb ist.
Dennoch möchte ich behaupten, dass es kein Recht auf Fehler im engeren Sinne gibt. Im Gegenteil, es gibt die Pflicht, sich zu entschuldigen, wenn wir Fehler machen. Darüber hinaus besteht die Pflicht, dass wir anschließend mit aller Kraft, die uns zur Verfügung steht, darauf hinarbeiten, dass sie uns nicht erneut unterlaufen. Ein Recht auf Fehler im engeren Sinne würde Betroffene von Machtmissbrauch (und das ist Rassismus) dazu verpflichten, Vergebung zu gewähren. Vergebung ist aber ein Geschenk: Wir sind dazu verpflichtet, darum zu bitten, wenn wir unsere Macht missbraucht haben – aber wir haben keinerlei Anspruch darauf.
Wir müssen endlich lernen, zwischen Absicht und Effekt einer Handlung zu unterscheiden. Ich möchte behaupten, dass niemand wirklich bewusst das Böse tun will. Alle Menschen betuppen sich aber von Zeit zu Zeit, indem sie vor ihrem eigenen Gewissen für gut erklären, was eigentlich böse ist. Einige wenige sehr stark ausgeprägt, wie zum Beispiel Terroristen egal welcher Richtung; und alle von Zeit zu Zeit ein bisschen. Böse ist, was Schwächeren schadet. Völlig unabhängig davon, ob die Handlung in bester Absicht erfolgte oder nicht.
Und was die Überlegenheit aus Ihrer Frage betrifft: Die Art und Weise, wie Sie sie stellen, legt aus meiner Sicht nahe, dass Sie sich wegen Ihrer Humor-Großzügigkeits-Haltung gegenüber ihren Leser*innen für überlegen halten. Ich nehme an dieser Stelle an, dass Sie weiß sind, so wie ich. Gerade uns Weißen würde aber in Bezug auf Rassismus Demut besser zu Gesichte stehen.
Quelle: Robin DiAngelo, White Fragility. Erscheint demnächst auch auf Deutsch.
zum Beitrag24.02.2020 , 13:45 Uhr
Wenn ich Sie richtig verstehe, unterstellen Sie, dass wir Schaden anrichten, wenn wir unseren Kindern beibringen, dass ethnische Merkmale ein wichtiger Faktor für die Identität eines Menschen sind.
Genau das ist einer der Punkte, die DiAngelo in dem empfohlenen Buch kritisiert: Wir Weißen sehen uns einfach nur als Menschen und als Individuen. Das Merkmal „Rasse“ schreiben wir nur den anderen zu. Die anderen sehen wir als Teil einer Gruppe, uns selbst als Individuen. Dabei sind die anderen genauso individuell verschieden wie wir. Wir sind selber aber auch ein Teil einer Gruppe, nämlich der Weißen, und die profitiert noch heute von Privilegien, die andere eben nicht haben.
@Franco: Und das ist auch das Problem bei Ihrer Argumentation: Natürlich würden unterschiedliche indigene Nordamerikaner genau diese Frage unterschiedlich beantworten. Die einen fühlen sich vielleicht geehrt, andere stört es. Menschen sind verschieden. Es gibt auch Frauen, die eisern zu Donald Trump halten. Das heißt aber nicht, dass sein Verhalten und seine Sprüche nicht frauenfeindlich wären.
Mich als Frau kotzt es inzwischen ziemlich an, dass ich, wenn ich mich über das Fehlverhalten von Männern beschwere, dauernd den Ratschlag bekomme, ich solle mir doch ein dickeres Fell zulegen. Manche Menschen sind sensibler, andere weniger. Solange es aber noch Menschen gibt, die verzweifelt genug sind, sich umbringen zu wollen, ist es Zeit, dass der Rest der Welt sensibler wird, und eben gerade nicht, dass sich die Sensiblen ein dickeres Fell zulegen!
Das ist das Problem: Menschen, die zu privilegierten Gruppen gehören, seien es nun Männer, Weiße oder wer auch immer, tun sich schwer damit, den Mitgliedern weniger privilegierter Gruppen ihre Sensibilität zuzugestehen. Und die ist nun mal individuell verschieden.
zum Beitrag23.02.2020 , 22:00 Uhr
„Denn Indianerkostüme – genau wie alle anderen Kostüme, die Bezug auf nichtweiße Menschen nehmen – bekämpfen Rassismus.“
Jein. In manchen Situationen mögen sie helfen, Rassismus zu bekämpfen – in anderen verstärken sie ihn nur. Das gilt vor allem dann, wenn die weißen Erwachsenen, die die betreffenden Kinder begleiten, sich ihrer eigenen Vorurteile nicht bewusst sind. Viele People of Color beklagen sich, dass es ihnen schwer fällt, gerade auch progressive Weiße auf fragwürdige Bemerkungen und Verhaltensweisen hinzuweisen; dass wir keineswegs so offen sind, wie wir das gerne glauben würden.
Gerade lese ich das Buch „White Fragility“ von Robin DiAngelo, das im Mai auch auf Deutsch erscheinen wird („Wir müssen über Rassismus sprechen“). Es schockiert mich, realisieren zu müssen, dass auch mir der Rassismus stärker in den Knochen steckt, als ich dachte. Deshalb kann ich an dieser Stelle nur dazu raten, in dieser Hinsicht sehr vorsichtig zu sein. Allen weißen Eltern, die Indianerspiele für nicht grundsätzlich problematisch halten, kann ich das Buch nur sehr empfehlen. Acht von fünf Sternen.
Außerdem ist Ihre Argumentation lückenhaft: die Kinder, die Kleider ihrer anderen Heimat als Kostüm wählen, zeigen damit einen anderen Teil ihrer Identität. Wenn sich dann die beste Freundin dem anschließt, ist das etwas Anderes, als wenn Kinder sich als Indianer verkleiden (außer Sie haben Kinder mit echtem Indianer-Hintergrund in der Klasse). Und Kinder, die sich als Jim Knopf das Gesicht schwarz anmalen, haben durchaus so viel mit Rassismus zu tun, wie ihre Eltern sich desselben nicht bewusst sind.
Es geht keinesfalls nur um die Frage, ob Kinder und ihre Eltern andere Kulturen ins Lächerliche ziehen WOLLEN. Klar wollen sie das nicht. Man kann aber auch Schaden anrichten, ohne das zu wollen. Alfred Nobel hätte das Dynamit bestimmt nicht erfunden, wenn er sich vorher bewusst gemacht hätte, was man aus seiner gut gemeinten Forschungsarbeit machen könnte.
zum Beitrag07.02.2020 , 18:19 Uhr
Jahrzehntelang hat die FDP den Neoliberalismus im Parlament vertreten. An ihrem Verhalten in dieser Woche zeigt sich, dass sich hinter diesem Begriff eine Lebenseinstellung verbirgt, die zu einem nicht unerheblichen Teil schlicht auf Menschenverachtung basiert. Kein Wunder, dass AfD und FDP einander näher stehen, als es Letzteren lieb sein sollte.
zum Beitrag21.06.2019 , 21:30 Uhr
Ist Neid jetzt eigentlich Laster oder Tugend? Reiche scheinen den Neid derjenigen, die weniger besitzen, generell als Laster anzusehen. Dieses Gefühl wird aber erst dann zum Laster, wenn ich zum Beispiel meinem Nachbarn seinen Lamborghini zerkratze, entweder real oder zwanghaft in meiner Phantasie.
Die eigene aus Neid resultierende Wut über ungerechte soziale Verhältnisse konstruktiv in die öffentliche Debatte einzubringen ist jedoch kein Laster, sondern eine Tugend. Schließlich will das Gefühl Neid uns motivieren, für gesellschaftliche Verhältnisse zu sorgen, in denen alle in Würde leben können. Nicht nur die Reichen.
Und was die Last des Reichtums anbetrifft, von denen die Quandts sprechen: Die ist in egalitären Gesellschaften auch geringer als in stark ungleichen. Wilkinson und Pickett haben in ihrer Forschung klar gezeigt, dass auch die Reichen von weniger Ungleichheit profitieren. Eine geringere gesellschaftliche Fallhöhe scheint für sie weniger Stress zu bedeuten als eine große…
Quelle: Richard Wilkinson, Kate Pickett: Gleichheit. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind
zum Beitrag14.04.2019 , 19:17 Uhr
Genau! Irreführung der Öffentlichkeit bzw. der Behörden, kriminelle bzw. vorsätzliche Täuschung oder Korruption passen da besser. Unter den umgangssprachlichen Begriffen halte ich auch "abgekartetes Spiel" für hart genug.
Aber "tricksen" und "Schummelsoftware", und das auch noch in der Überschrift?! Wenn Sie als Journalisten dieses verbrecherische Handeln der Konzerne derart schönreden, ist es kein Wunder, dass unser Verkehrsminister mit halbherzigem Handeln davonkommt.
zum Beitrag26.09.2018 , 15:22 Uhr
Die zentrale Frage scheint mir hier zu sein: Was verstehen wir unter Liberalismus? Die FDP war nicht liberal, sondern neoliberal: Ein bisschen Bezug auf unsere verfassungsmäßigen Grundrechte, verbunden mit viel „alles Geld den Reichen“.
Der Bezug auf Menschenrechte ist für mich der Kernpunkt des Liberalismus, und der ist mit der sozialen Idee durchaus vereinbar: Warum nicht soziale Rechte als Grundrechte in unsere Verfassung schreiben, damit sie endlich den Stellenwert erhalten, der ihnen gebührt? Recht auf Wohnen, auf Gesundheitsversorgung nach dem aktuellen Stand der Medizin, auf finanzielle Unterstützung in schwierigen Lebenslagen… Auch das Recht auf Eigentum lässt sich umdefinieren: mit konkreten Grenzwerten für die soziale Ungleichheit.
Liberalismus ist für mich lediglich das Gegenteil einer autoritären Weltsicht. Da ist meine Meinung dann nicht grundsätzlich das einzig Wahre. Wenn mir jemand widerspricht, dann geht es darum, die Meinung der anderen Person zu überprüfen, ob sie ebenfalls Sinn ergibt, und wenn ja, einen Kompromiss zwischen beiden Positionen zu finden. Auf diese Weise lassen sich nämlich potenzielle Probleme einer politischen Strategie besser erkennen, als wenn nur die eigene Meinung zählt.
Wo ist bitte der Widerspruch zwischen Liberalismus und ökologischen und sozialen Anliegen?
zum Beitrag05.07.2018 , 09:17 Uhr
Unser Problem sind nicht die Flüchtlinge, sondern die Konzentration des Reichtums bei einigen Wenigen. Es IST genug für alle da - der Wohlstand kommt nur nicht bei denen an, die ihn brauchen. Und auf der anderen Seite stehen die, die im Champagner baden können.
Wenn diejenigen, die im Geld schwimmen, durch Steuern ihren angemessenen Beitrag zu den gesellschaftlichen Aufgaben leisten würden, hätten wir keine solch toleranzgefährdende Konkurrenzsituation zwischen Flüchtlingen und Deutschen, die Hilfe benötigen. Es ist durchaus genug für alle da, wir müssen nur das Teilen (wieder?) lernen.
zum Beitrag26.04.2018 , 13:27 Uhr
Soso, die Franzosen streiken also fast zehnmal so viel wie wir. Bei uns haben die Gewerkschaften aber auch kein politisches Streikrecht. Sie können also gar nicht mit Streiks gegen eine fehlerhafte Politik protestieren und so der Macht reicher Lobbyisten etwas entgegensetzen. Es wird Zeit, dass sich das ändert!
zum Beitrag18.04.2018 , 20:37 Uhr
Auch wenn wir die SPD-Vorsitzende nicht selber wählen können, eines können wir machen: Unsere Stimme für eine sozialere Politik erheben. Zum Beispiel mit einer Unterschrift auf http://www.plattform.pro : für eine überzeugende Sozialpolitik, für Menschenrechte und für Europa. Wer unterschreibt, kann mitbestimmen, wofür sich die Progressive Soziale Plattform in Zukunft konkret engagieren wird. Mit dabei sind z.B. Inge Hannemann und Herta Däubler-Gmelin.
zum Beitrag11.04.2018 , 11:05 Uhr
Auch wenn die Spitze der SPD sich bisher noch wehrt: Wir können dafür sorgen, dass frischer sozialliberaler Wind in die SPD einzieht. Zum Beispiel hier: http://www.plattform.pro
Noch gut 700 Unterschriften, dann kann die Progressive Soziale Plattform ihre Arbeit endlich aufnehmen, und wir können mitbestimmen, in welche Richtung es gehen soll mit der Demokratie in Deutschland...
zum Beitrag11.04.2018 , 11:01 Uhr
Auch wenn die Spitze der SPD sich bisher noch wehrt: Wir können dafür sorgen, dass frischer sozialliberaler Wind in die SPD einzieht. Zum Beispiel hier: http://www.plattform.pro
Noch gut 700 Unterschriften, dann kann die Progressive Soziale Plattform ihre Arbeit endlich aufnehmen, und wir können mitbestimmen, in welche Richtung es gehen soll mit der Demokratie in Deutschland...
zum Beitrag31.03.2018 , 20:11 Uhr
Umverteilung? Ich halte es für besser, wenn wir vom Teilen innerhalb der Gesellschaft sprechen. Wer viel hat, kann stolz darauf sein, viel zu den gesellschaftlichen Aufgaben beitragen zu können. Es geht schlicht nicht darum, jemandem etwas wegzunehmen – wir wollen, dass die Reichen aufhören, sich spätrömisch dekadent in der sozialen Hängematte auszuruhen, wo sie dann Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren.
Neben der Sammlungsbewegung von Sahra Wagenknecht gibt es aber auch noch andere Initiativen für eine sozialere Politik. Die Progressive Soziale Plattform hat ein überzeugendes sozialliberales Profil und will zur Erneuerung der SPD und der deutschen Politik beitragen. Mit dabei sind z.B. Inge Hannemann und Herta Däubler-Gmelin. Sobald sie 5000 Unterschriften zusammen hat, will die Plattform die Arbeit aufnehmen; dazu fehlen noch 800. Unterschreiben kann man hier: https://www.plattform.pro/
zum Beitrag12.03.2018 , 17:20 Uhr
Kein charismatisches, aufregendes, bewegendes und mobilisierendes politisches Angebot im demokratischen Spektrum weit und breit, das es mit den frivolen und tabulosen Verlockungen der radikalen Flügel aufnehmen kann?
Vielleicht nicht mehr lange. Eine Gruppe von GroKo-Gegnern innerhalb der SPD hat mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren zusammen gerade die „Progressive Soziale Plattform“ gegründet, die scheinbar genau das erreichen will, was Sie fordern: Für eine echte soziale Demokratie mit Vision.
Hier gibt es mehr Informationen: https://www.plattform.pro/
Sobald 5000 Leute unterschrieben haben, geht es weiter. Unterschreiben kostet nur ein paar Mausklicks!
zum Beitrag24.08.2016 , 21:14 Uhr
Soso, da streiten also mal wieder wir Erwachsenen darüber, wie unsere Kinder denn lernen sollen. Nur eine Frage vergessen wir dabei: Was wollen unsere Kinder denn selber lernen? Welche Schrift ist ihnen denn am sympathischsten? Wie wäre es, wenn jedes Kind die Wahl hätte, welche der vier Schriften er oder sie lernen will? Der eine mag's halt verschnörkelt, die andere nicht... Was ist das Problem?
zum Beitrag31.07.2016 , 21:35 Uhr
Es gibt einen interessanten Artikel im Independent, der mutmaßt, dass unsere Offenheit gegenüber Flüchtlingen uns sogar vor großen Terroranschlägen schützt - weil muslimische Länder und Muslime hierzulande so sehen, dass wir mit ihnen nicht auf Kriegsfuß stehen. Großbritannien war stark im Irakkrieg involviert, Spanien hat ihn deutlich unterstützt, Frankreich ihn vehement abgelehnt. 2004 gab es zwei große Terroranschläge in London und Madrid, nicht jedoch in Frankreich. Frankreich ist heute stark im Kampf gegen IS involviert und erlebt große organisierte Terroranschläge. Im Vergleich dazu sind die Anschläge hier in Deutschland klein.
Welchen Grund haben Muslime hierzulande, nicht mit den Sicherheitsbehörden zu kooperieren, wenn sie unsere Offenheit gegenüber den Flüchtlingen sehen? Von den abgehängten Muslimen in Molenbeek (Brüssel) und den Pariser Vororten kann man das nicht sagen. http://www.independent.co.uk/voices/how-angela-merkels-open-door-immigration-policy-protects-germany-from-terrorism-in-the-long-run-a7156756.html https://www.freitag.de/autoren/magda/fluechtlingspolitik-als-schutz-vor-terrorismus
zum Beitrag25.07.2016 , 21:03 Uhr
Ich denke, Fairness muss ein großer Teil einer solchen Erzählung werden. Dass sich zum Beispiel die Einkommen von Unternehmenschefs denen der einfachen Mitarbeiter annähern. Auch generell eine Demokratisierung von Unternehmen. Wer arbeitet, macht immer wieder die Erfahrung, dass der Chef halt entscheidet und man selber im Zweifelsfall wenig zu sagen hat. Was, wenn Angestellte ihre Chefs zumindest demokratisch wählen könnten, aus mehreren Kandidaten? Wenn sie ein echtes Mitspracherecht in Strategiefragen hätten? Wenn sie zum Beispiel jährlich von je drei möglichen kurz- und längerfristigen Strategiepapieren für das Unternehmen das ihnen am besten erscheinende auswählen könnten? Das wäre vielleicht ein Stück im Alltag erlebbare Demokratie. Am Arbeitsplatz verbringen wir die Hälfte unserer wach erlebten Zeit. Warum sollte dort Hierarchie das zentrale Element sein?
zum Beitrag24.07.2016 , 11:16 Uhr
Warum stellen denn die VW-Entscheidungen Ihr Weltbild über CETA und TTIP in Frage? Prinzip der Abkommen ist doch, dass die Regulierungen in den Unterzeichnerstaaten jeweils auf das niedrigere Niveau abgesenkt werden, weil die jeweils strengeren Regeln Handelshemmnisse darstellen. Dann kriegen die Amis also keine Entschädigung von VW, und wir kriegen dafür Chlorhühnchen. *zwinker*
Guten Appetit! ;-)
zum Beitrag19.07.2016 , 21:59 Uhr
Wir müssen im Kampf gegen Islamismus dringend umdenken. Es braucht einen islamischen Religionsunterricht an Schulen, der ein Islamverständnis lehrt, das mit der Demokratie vereinbar ist. Das nicht mit der Angst vor der Hölle operiert, sondern einen angstfreien Glauben ermöglicht. Dann haben es Salafisten viel schwerer, Jugendliche anzuwerben.
http://ahmad-mansour.com/wp-content/uploads/Wider_eine_Paedagogik_der_Entmuendigung_A_Mansour.pdf
zum Beitrag15.07.2016 , 09:11 Uhr
Diese Reaktionen auf die Terroranschläge regen mich so auf. Der Attentäter war in Nizza gemeldet, Franko-Tunesier, und nach bisherigen Erkenntnissen nicht politisch radikalisiert. Logische Schlussfolgerung? Wir müssen im Irak und in Syrien stärker gegen den IS vorgehen (Hollande). Hallo?!
Nein, wir müssen uns erst einmal ein paar Tage Zeit lassen, um den Schock zu überwinden und den Hintergrund des Attentäters zu ergründen. Danach braucht es keine Verlängerung des Ausnahmezustands, sondern entschiedene Investitionen in Gewaltprävention. Auch Vorbeugung gegen religiöse Radikalisierung ist wichtig, selbst wenn sich dieser konkrete Attentäter nicht als islamistisch motiviert herausstellen sollte. Jeder junge Mensch, dessen Abdriften in gewalttätige politische oder religiöse Kreise wir verhindern können, ist ein potentieller Terrorist weniger, ebenso wie jeder, dem wir beim Ausstieg helfen können.
Ja, der IS versucht, ausländische Kämpfer nach entsprechender Ausbildung wieder zurückzuschicken, damit sie hier Attentate verüben. Wenn wir den Dschihadisten aber das Futter entziehen, weil junge Menschen gar nicht mehr motiviert sind, nach Syrien auszureisen, dann wird ihnen das zunehmend schwerfallen. Auch ohne dass wir hierzulande einen Polizei- und Überwachungsstaat errichten.
zum Beitrag10.07.2016 , 19:30 Uhr
Sagen wir es so: Es ist schön, auch eine andere Darstellung zu den Protesten zu bekommen als die aus anderen Medien, die sich auf die Zahl der verletzten Polizisten konzentriert. Dass Sie den Zusammenstoß mit der Polizei aber gar nicht erwähnen und entsprechend einordnen, finde ich schon höchst fragwürdig.
Wie steht es denn mit Rechtspopulisten, die mit der Gewalt von Rechtsradikalen auch nichts zu tun haben wollen? Wahrscheinlich ist ja die Gewalt von rechts tatsächlich viel schlimmer als das, was hier geschehen ist, weil es mehr davon gibt und sie sich gegen Flüchtlinge richtet, die sich weniger gut schützen können als Polizisten. Eine kritische Einordnung der Zusammenhänge wäre aber schon zu begrüßen.
Es gibt nichts, was Gewalt rechtfertigen kann. Ob sie nun von Rechts kommt, von Links, von Islamisten oder von wem auch immer. Jeder Mensch hat ein Recht auf körperliche Unversehrtheit (Polizisten übrigens auch).
zum Beitrag09.07.2016 , 22:06 Uhr
Die Philosophen der Aufklärung haben seinerzeit begonnen, die Macht der Kirche und des Staats zu hinterfragen. Mit ihrem Sprechen von der Vernunft haben sie die Menschen aufgefordert, selbst nachzudenken und sich zu emanzipieren: nicht blind irgendwelchen Autoritäten hinterherzulaufen, sondern selbst beurteilen zu lernen, was legitim ist und was nicht.
Das Gleiche müssen wir heute in unserer Beziehung zu "den Märkten" lernen: Was es braucht, ist Emanzipation. Wir müssen sie uns genau anschauen, welche ihrer Funktionen positiv sind für die Gesellschaft und welche negativ. Und an den negativen müssen wir dann herumschrauben, um diese Effekte zu vermindern und auszugleichen.
Die Märkte haben sicherlich eine tolle Funktion: Sie erlauben viel Kreativität, unterschiedliche Bedürfnisse der verschiedensten Menschen zu befriedigen. Die Planwirtschaft war damit hoffnungslos überfordert. Gleichzeitig haben sie aber den negativen Effekt, Ungleichheit zu fördern. Das geht inzwischen so weit, dass langfristig gesehen der Frieden in Europa in Gefahr sein könnte. Hier müssen wir also gegensteuern.
Emanzipieren wir uns von "den Märkten", jener fast schon personifizierten, aber dennoch abstrakt bleibenden Größe in unserem Leben! Heißen wir sie willkommen, wo sie Gutes tun, und setzen wir ihnen Grenzen, wo sie unsere Gesellschaft zu zerstören drohen!
zum Beitrag02.07.2016 , 13:33 Uhr
Und zu Großbritannien: Oft schon haben sich die Briten im Verhältnis zur EU Extrawürste herausgehandelt, mit der Drohung, dass sie sonst austreten. Zuletzt Anfang diesen Jahres. Wenn wir tatsächlich ein zweites Referendum zulassen, dann müsste es eine andere Fragestellung haben: Wollt ihr Vollmitglied der EU ohne Extrawürste sein? Das Referendum ist eine Zäsur, ein Weiter-so-wie-bisher sollte es nicht geben. Dass weiterhin ein erschreckend großer Teil der Briten hinter einem Brexit steht, zeigt sich ja auch an der stark gestiegenen Zahl an rassistischen Übergriffen auf offener Straße.
Dennoch kann es sinnvoll sein, nicht alle Verbindungen abzubrechen. Eine mögliche Alternative wäre der entschlossene Umbau der EU zu einer europäischen Republik, die vor allem für die Eurozone zwingend notwendig ist, wenn wir den Euro erhalten wollen; und zu einer erweiterten Freihandelszone für Briten, Osteuropäer und andere, die nicht Teil der vertieften Gemeinschaft sein wollen. Was spricht dagegen? Weiter so wie bisher geht es auch innerhalb der EU der 27 nicht.
zum Beitrag02.07.2016 , 13:28 Uhr
Ich denke, wir müssen hier zwei Fragen voneinander trennen, weil sie unterschiedliche Antworten erfordern: Die nach der Zukunft Großbritanniens in Bezug zur EU, und die nach dem passenden Umgang mit Rechtspopulisten.
Der Erfolg von Rechtspopulisten basiert darauf, dass sie sich als Opfer von all den anderen inszenieren. Wir sehen hier einen von bestehenden Eliten angeführten Aufstand gegen ebendiese Eliten, dessen charismatische Anführer ihre Gefolgschaft offenbar nur als Stimmvieh ansehen. Wir als Linke müssen, wenn wir unsere Strategie für die Zukunft planen, anerkennen, dass die Massen der sozial Abgehängten in Situationen großen ökonomischen Stresses bereit sind, denen hinterherzulaufen, die sie nur wie Stimmvieh behandeln; dass sie ausdrücklich nicht bereit sind, sich von ihnen zu empanzipieren. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/brexit-abstimmung-der-beginn-einer-neuen-ordnung-kolumne-a-1099574.html
Das bedeutet, dass wir für eine Politik der sozialen Gerechtigkeit nicht auf Mehrheiten links der Mitte warten können. Es wird sie möglicherweise so schnell nicht mehr geben. Soziale Rechte müssen, um die Demokratie zu sichern, vielmehr zu Grundrechten werden, die im Grundgesetz und einer europäischen Verfassung gleichberechtigt neben Rechten wie Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit stehen. So wie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, wo soziale Rechte gleichberechtigt neben den bekannten demokratischen Freiheiten stehen.
zum Beitrag26.06.2016 , 22:22 Uhr
Damit wir mit solchen Idealen wieder Menschen begeistern können, müssen wir zunächst einmal das Verhältnis zwischen Ideal und Realität klären. Der Begriff Realität beschreibt, wie die Welt tatsächlich ist; das Ideal beschreibt, wie sie sein sollte. Klar, dass zwischen beiden Welten liegen. Das liegt in der Natur der Sache.
Die meisten Menschen machen den Fehler, eine von beiden Seiten absolut zu setzen und die andere zu ignorieren. Das ist jedoch naiv – wohlgemerkt, nicht nur das Verabsolutieren des Ideals, sondern auch das der brutalen Realität. Die Realität zeigt uns, wie die Welt tatsächlich ist; am Ideal können wir unser Handeln orientieren und die Realität der Zukunft damit verändern.
Zyniker und Konformisten sehen überwiegend die brutale Realität. Dass die Mächtigen, oder die aufstrebenden rechtspopulistischen Politiker wie jetzt in Großbritannien, sie offenbar nur als Stimmvieh ansehen, stört sie zwar möglicherweise; dagegen ernsthaft aufzubegehren macht für sie aber keinen Sinn. Um ein paar von ihnen zurückzugewinnen, müssen wir ihnen das mit dem Ideal und der Realität erklären können: dass die brutale Realität das Ideal keineswegs ungültig macht, dass beide nur auf unterschiedliche Fragen antworten.
„Wer mit 20 kein Sozialist ist, hat kein Herz. Wer mit 40 noch immer Sozialist ist, hat keinen Verstand.“ Ich weiß nicht, ob Immanuel Kant Sozialist war; aber sein großes Verdienst ist, ein Weltbild entworfen zu haben, in dem Ideal und Realität gleichberechtigt Platz haben. Wer diesen Spruch bringt, unterstellt Kant damit, keinen Verstand gehabt zu haben.
Was hat das größte, das hehrste aller Ideale mit der brutalen Realität gemeinsam? Beide erzählen uns das Gleiche über den jeweils anderen: „Hör doch nicht auf den Lügner da! Ich habe die Wahrheit für mich gepachtet!“ - Wir sollten das beiden nicht glauben, und daran arbeiten, die Balance zwischen beiden immer wieder neu zu suchen.
zum Beitrag17.06.2016 , 21:27 Uhr
Wann beginnen wir endlich, auch den Mörder von Jo Cox als Terroristen zu bezeichnen? Warum bekommen bisher fast nur Muslime, die aus politischen Motiven Leute umbringen, dieses Label? Was ist der Unterschied zwischen islamistischen Attentätern und Neonazis, die ihre Gegner ermorden?
Beide Gruppen attackieren die Demokratie und wollen sie vermutlich zerstören. Aber nur eine davon bezeichnen wir als Terroristen. Warum?
https://theintercept.com/2016/06/17/why-is-the-killer-of-british-mp-jo-cox-not-being-called-a-terrorist/
zum Beitrag10.05.2016 , 20:39 Uhr
Also ich persönlich fühle mich schon allein mit dem Begriff "Kindeswohl" unwohl. Es wirkt ja immer noch so, als wäre das eine Größe, die am Ende von Erwachsenen festgelegt wird, und sei es von Richtern und Gutachtern. Bei Frauen und Männern reden wir aber auch nicht von einem "Frauenwohl", das von Männern festgelegt wird und bestimmt, was in der Situation gut für eine Frau wäre. Im Gegenteil, da reden wir von Emanzipation.
Warum entwickeln wir den Gedanken der Kinderrechte nicht weiter in Richtung emanzipatorischer Aspekte? Was ist der Wille des Kindes in der schwierigen Situation einer Scheidung seiner Eltern? Und wie entwickelt sich dieser Wille im Lauf der Jahre weiter? Sollte das nicht der entscheidende Faktor sein, anstelle von einem abstrakten "Kindeswohl"?
zum Beitrag09.05.2016 , 21:54 Uhr
Sechzehn Jahre lang war Kohl Kanzler, erst dann hat die SPD es geschafft, wieder bei einer Bundestagswahl zu siegen. Bei den letzten beiden Bundestagswahlkämpfen erinnere ich mich an Texte in der taz, die beklagten, dass die SPD scheinbar gar nicht gewinnen will. Die wirklich guten Leute wollten nicht Kanzlerkandidat werden, weil es für die bevorstehende Wahl ohnehin hoffnungslos aussah und keiner dann "verbrannt" sein wollte. Lieber verschob man den "echten" Bundestagswahlkampf auf den Bundestagswahlkampf in vier Jahren. Das ging im vorletzten und dem vergangenen Wahlkampf so, und es sieht so aus, als wollte die SPD dieses Spiel fortsetzen.
Wenn die SPD nicht ernsthaft gewinnen will, dann wird sie auch keine politische Gestaltungsmacht bekommen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Oder, wie man im Rheinland zu sagen pflegt(e?):
Et kütt, wie et kütt. Ävver vun nix kütt nix.
zum Beitrag08.05.2016 , 12:20 Uhr
Geheim stattfindende Verhandlungen sind erst dann Geheimverhandlungen, wenn niemand von ihnen weiß. Geil. Danke, Herr Machnig, selten einen so guten Witz gehört.
Was ist der Unterschied zwischen Handels- und Geheimdienstfragen? Handelsabkommen kann man in der Öffentlichkeit debattieren, bei Geheimdiensten ist das schon etwas schwieriger. TTIP würde, von der Heimlichkeit her, einem Geheimdienstabkommen alle Ehre machen.
Wir wollen eine Demokratie, und nicht die Administro- oder Lobbykratie, die Ihnen vorschwebt.
zum Beitrag06.05.2016 , 20:05 Uhr
„Angesichts des intensiven Kampfes gegen den Terrorismus können wir uns nicht den Luxus erlauben, diese Änderungen vorzunehmen.“
Warum erklären Sie an dieser Stelle nicht, was die Türkei unter Terrorismus versteht? So sind ja gerade die beiden Journalisten der Cumhuriyet zu je mindestens fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. In den Augen der türkischen Regierung ist zum Beispiel investigativer Journalismus gleichbedeutend mit Terrorismus. Ähnliches gilt für freie Meinungsäußerung ("Präsidentenbeleidigung"). Ihre Aufgabe als Journalisten ist nicht nur, die Meinung der unterschiedlichen Seiten wiederzugeben, sondern auch, sie einzuordnen. Alles andere ist tendenziöse Berichterstattung.
zum Beitrag01.05.2016 , 12:44 Uhr
Geeenial... also ich bin dabei!!! Auf in die Europäische Republik!
zum Beitrag25.04.2016 , 20:00 Uhr
Wenn wir endlich den Mut finden, die Banken vernünftig zu regulieren, brauchen wir uns um den Aufstieg der Rechtspopulisten keine Sorgen mehr zu machen. Wenn wir auf die Geschichte der letzten 150 Jahre schauen, dann liegt genau im Bereich der ungelösten Finanzkrise der Hase im Pfeffer:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/aufstieg-der-rechtspopulisten-liegt-an-der-finanzkrise-kolumne-a-1087139.html
zum Beitrag25.04.2016 , 19:48 Uhr
Wir müssen im Auge behalten, dass der Aufstieg der Rechtspopulisten damit zusammenhängt, dass die Finanzkrise von 2008 und die Eurokrise danach immer noch weit davon entfernt ist, wirklich gelöst zu sein. In den letzten 150 Jahren haben Bankenkrisen immer die politische Rechte nach oben gespült. Einfache Rezessionen ohne Bankencrash hatten nicht solche desaströsen Folgen. Wir müssen die Banken regulieren, sonst kriegen wir den nationalistischen Geist nicht wieder in seine Flasche zurück!
http://www.spiegel.de/wirtschaft/aufstieg-der-rechtspopulisten-liegt-an-der-finanzkrise-kolumne-a-1087139.html
zum Beitrag24.04.2016 , 14:17 Uhr
Diplomatische Beziehungen mit anderen Ländern können schwierig sein, und manchmal muss man damit leben, dass andere Regierungen Dinge tun, die man verabscheut und die im eigenen Land illegal wären. Wenn Merkel jetzt aber noch länger schweigt, setzt sie sich dem Verdacht aus, dass ihr auch die Freiheit hierzulande nicht so wichtig ist. Dass sie also selbst eine Machtpolitikerin ist, der demokratische Werte eher im Weg stehen.
Schließlich erdreistet sich Erdogan ja, nicht nur in seinem eigenen Land die Pressefreiheit einzuschränken, sondern versucht dies auch in den Niederlanden. So wie sich sein Verhalten derzeit entwickelt, wird er einfach nur immer weiter austesten, wie weit er gehen kann. Wann sehen auch unsere Politiker endlich ein, dass solche Staaten einfach keine EU-Beitrittskandidaten sind? Oder wollen sie am Ende selber weniger Freiheiten für die Bürger der EU?
Die Balkanroute könnten wir auch entlasten, indem wir Flüchtlingen, die in der Türkei festsitzen, Papiere für die legale Einreise per Flugzeug geben. Dann werden die Asylanträge eben in der Türkei geprüft, und wer anerkannt wird, kann sich in den Flieger setzen. Mit einer vernünftigen sozialen Absicherung z.B. gegen Arbeitslosigkeit und höheren Renten für Gering- und Normalverdiener wäre auch in unserem Land die Ablehnung gegenüber Flüchtlingen geringer.
zum Beitrag22.04.2016 , 22:07 Uhr
Wie bitte?! Die höchste Repräsentanz einer Republik verdient mindestens so viel Ehrerbietung wie ein gekröntes Haupt? Herr Gauck, in was für einer Welt leben Sie? In einer Demokratie verdienen Sie genauso viel Respekt wie jeder andere Mensch und Bürger. Mehr aber eben auch nicht. Grundgesetz Artikel 3 Absatz 1: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Das gilt auch für Bundespräsidenten - die sind auch nur Menschen.
Herr Böhmermann, wo sind Sie?! Das ist doch eine echte Steilvorlage...
zum Beitrag19.04.2016 , 19:44 Uhr
Und am besten nicht nur eine Mindestrente, sondern gleich auch eine Maximalrente, die vielleicht doppelt so hoch ist. Dann wird auch eine großzügige Mindestrente finanzierbar.
Wer überdurchschnittlich verdient, hat die Möglichkeit, sich im Laufe des Berufslebens etwas zurückzulegen, sodass er oder sie im Alter über die gesetzliche Maximalrente hinauskommt. Wer von der Hand in den Mund leben muss, schafft das nicht.
zum Beitrag05.04.2016 , 19:57 Uhr
Sagen wir es so: Wenn Sie keinen Weg mehr aus dem Zynismus heraus finden, dann brauche ich persönlich die taz nicht mehr. Für ein zynisches die-Welt-ist-eben-so-wie-sie-ist kann ich auch die FAZ lesen. Dann habe ich die längste Zeit die taz mit meinem monatlichen Beitrag unterstützt.
Es ist (auch) eine Frage des eigenen Willens. Rechte hat man nicht, Rechte muss man sich erkämpfen. Vor zweihundert Jahren hatten wir noch eine Monarchie in diesem Land. In solch einem System machen die Mächtigen erst recht, was sie wollen. Wollen Sie all das aufgeben, was sich die paar Generationen seitdem erkämpft haben?
Es gibt in Gesellschaften immer zwei Pole, die Progressiven und die Reaktionären. Wenn die Progressiven aufhören zu kämpfen, übernehmen die Reaktionären das Ruder, und irgendwann sind wir im Mittelalter zurück. Wollen Sie da hin? Ich nicht.
Sind Sie noch verzweifelt oder schon zynisch? Der Verzweifelte sieht zwar keinen Hoffnungsschimmer mehr; die Tatsache, dass er immer noch nach Hoffnung sucht, zeigt aber, dass er noch daran glaubt, dass es sowas in der Welt gibt - oder geben muss. Der Zyniker leugnet demgegenüber sogar die Idee der Hoffnung, weil die Welt eben so ist wie sie ist und man nichts ändern kann. Der Zyniker hat seine Würde verloren, als er die Hoffnung aufgab. Der Verzweifelte spürt seine Würde zwar nicht mehr, hat sie aber noch nicht verloren, weil er noch immer danach sucht.
Es liegt in der Natur eines Ideals, dass die Realität anders ist. Es ist gerade eben nicht die Aufgabe eines Ideals, die Realität abzubilden, sondern über sie hinauszuweisen. Ideale sind kein Humbug, bloß weil die Realität brutal ist - im Gegenteil, sie sind ein Teil dieser Realität. Denn während wir unser Handeln an ihnen ausrichten, erschaffen wir die Realität der Zukunft. Und die kann besser sein als die Gegenwart - muss sie aber nicht. Fortschritt ist möglich, kommt aber nicht von alleine.
zum Beitrag03.04.2016 , 19:00 Uhr
Es ist wahrscheinlicher, in der Dusche auszurutschen und sich das Genick zu brechen, als in unserem Land von einem Terroristen hopps genommen zu werden. Und es ist mehrtausendfach so wahrscheinlich, in einem Autounfall umzukommen, als durch einen Terroranschlag.
Aber abgesehen davon gibt es auch noch ein paar todsichere Wege zum Selbstschutz gegen Terroristen *zwinker*: http://www.der-postillon.com/2015/11/ratgeber-9-tipps-wie-sie-sich-vor.html
zum Beitrag01.04.2016 , 19:57 Uhr
Wieviel Europa steckt in mir? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall genug, dass ich die diffuse Angst, Europa könnte zerbrechen, inzwischen hinter mir gelassen habe. Im Gegenteil: Es macht mich wütend, dass diese Möglichkeit nach all den Jahren immer noch im Raum steht. Ob wir die europäische Einigung erhalten oder nicht, ist schlicht eine Frage unseres gemeinsamen Willens. Sie hat nichts, aber auch gar nichts, mit einem unergründlichen Schicksal zu tun, vor dem wir Angst haben müssten, dass es zuschlägt.
Wir haben zum Beispiel in der Griechenlandkrise alles dafür getan, Europa zerbrechen zu lassen. Wir haben unsere südlichen Partner lange Jahre lang mit den ankommenden Flüchtlingen allein gelassen - und uns jetzt gewundert, dass niemand sonst uns Flüchtlinge abnehmen will. Unser antisolidarisches Eurokrisen"management" ist genau auf die Zerstörung des europäischen Gedankens gerichtet, selbst wenn sich das niemand eingestehen will.
Die Erhaltung des Euro und die Fortführung der europäischen Einigung wird Geld kosten. Wie es scheint, sind breiter werdende Schichten der Bevölkerung nicht mehr bereit, diese Kosten zu tragen. Das hängt auch damit zusammen, dass Lasten in der Gesellschaft immer ungerechter verteilt sind. In den letzten beiden Weltkriegen haben die Regierungen auch angefangen umzuverteilen, weil ihnen bewusst war, dass sie die Menschen nur dann bei der Stange halten können, wenn diese den Eindruck haben, dass die Kosten des Krieges angemessen verteilt sind.
Was auch immer unser Ziel ist, der Sieg über einen Feind im Krieg, oder aber das Gegenteil davon, also Frieden und europäische Einigung: Die Kosten dafür müssen entsprechend der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit verteilt werden. Im Falle der Einheit Europas also nicht nur zwischen den Nationen, sondern auch innerhalb von ihnen. Sonst macht da keine Mehrheit bei mit.
Wollen wir Europa? Es ist unsere Entscheidung.
zum Beitrag30.03.2016 , 19:46 Uhr
Das sollen sie ruhig alles in ihr Parteiprogramm hineinschreiben - damit empfehlen sie sich ausdrücklich für ein Parteiverbotsverfahren. Ob der Verbotsantrag gegen die NPD durchkommt, steht in den Sternen, weil die NPD ja politisch derzeit keine große Rolle spielt. Aber die Wahlergebnisse, die die AfD einfährt, verbunden mit einem solchen stramm rechten Programm - da haben wir doch ein Verfassungsgericht gegen...
zum Beitrag26.03.2016 , 13:52 Uhr
Das Töten widerstrebt mir absolut. Nichts kann in meinen Augen Gewalt rechtfertigen. Dennoch finde ich, dass auch wir in der Frage des Terrors alles andere als Heilige sind: Der US-Drohnenkrieg in muslimischen Ländern fordert viel mehr zivile Opfer als die paar Attentate in Europa. In der Unvorhersehbarkeit der Anschläge fühlt er sich für die dort lebenden Menschen aber wahrscheinlich gar nicht so viel anders an - abgesehen mal davon, dass sie deutlich häufiger sind und deshalb auch mehr Angst, Unsicherheit und Hass auslösen dürften. Und dieser Krieg läuft über Ramstein, wir sind also definitiv daran beteiligt und keineswegs so unschuldig, wie wir das gerne glauben würden.
Was glauben wir eigentlich, wer wir sind? Wir führen im Irak und Syrien Krieg, greifen IS-Stellungen an, und wundern uns dann, dass die in unserem Land zurückschlagen. Wie naiv sind wir eigentlich? Wir sollten vor allem einmal offen diese eine Debatte führen: Was immer wir im Irak und Syrien erreichen wollen, ist es uns die Terrorgefahr in unserem Land wert? Ja? Okay, dann lasst uns weiterkämpfen. Nein? Warum ziehen wir unser Militär dann nicht ab?
https://theintercept.com/2016/03/25/highlighting-western-victims-while-ignoring-victims-of-western-violence/
zum Beitrag14.03.2016 , 06:45 Uhr
Nun gut, Sie als Journalisten gehen den gezielten Provokationen der AfD aber ebenso auf den Leim wie die anderen Parteien. Forderungen nach einer Erhöhung von Minirenten, nach besserer Unterstützung für Arbeitslose, nach höheren Steuern für Reiche usw. kamen auch in Ihrer Berichterstattung kaum vor.
Die AfD scheint auch für Sie deutlich interessanter zu sein, und das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe für ihren Erfolg. Die Partei will ja kein konsistentes Programm anbieten, sondern provozieren. Dann fangen Sie doch selbst einmal an, sie wie eine ordinäre 10-Prozent-Partei unter anderen zu behandeln! https://www.freitag.de/autoren/shartig/das-eigentliche-problem
Gerade bei Arbeitern und Arbeitslosen hat die AfD in Sachsen-Anhalt viele Stimmen geholt. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wahl-in-sachsen-anhalt-2016-wie-die-afd-punktete-a-1081497.html Sollten deren ökonomische Interessen nicht einen hohen Stellenwert in der Berichterstattung der taz haben? Warum ist dann Flüchtlingshass bei Ihnen das Hauptthema?
Warum lassen Sie nicht selbst die Linkspartei sowie die linken Flügel von Grünen und SPD stärker zu Wort kommen? Viele AfD-Wähler wählen diese Partei eben gerade nicht aus Überzeugung, sondern um den Etablierten einen Denkzettel zu verpassen.
Ja, Terror gegen Flüchtlinge muss als solcher bezeichnet werden. Das ist aber keine Rechtfertigung dafür, das Thema soziale Gerechtigkeit in der Versenkung verschwinden zu lassen. Im Gegenteil: Die Profillosigkeit der Etablierten in dieser Hinsicht muss ggfs. auch täglich Thema sein. Nicht nur die fragwürdigen Aussagen von AfD-Politikern.
zum Beitrag07.03.2016 , 21:04 Uhr
Zu den Konsequenzen dieser Strategie gibt es einen sehr treffenden Kommentar: https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/der-lange-hebel
Was die EU der Türkei gerade kurzsichtig durchgehen lässt, wird die Flüchtlingszahlen nicht nur nicht senken, sondern sie sogar erhöhen. Erdogans Krieg gegen die Kurden setzt bereits eigene Flüchtlingsströme in Bewegung, den IS unterstützt er eher als dass er ihn bekämpft, und der Kampf gegen kritische Zeitungen wird alle diese Effekte mittelfristig nur stärken.
Ich frage mich ernsthaft, was das Ziel unserer Politiker dabei ist. Selbst wenn es in der Realität oft sehr schwer ist, Ideale wie die Menschenrechte zu verteidigen: Die derzeit verfolgte Strategie kann doch eigentlich nur scheitern. Wo wollen wir eigentlich genau hin?
zum Beitrag28.02.2016 , 19:52 Uhr
Wie zum Teufel kommen Sie darauf, dass ich Menschen in Not die Schuld für Statusunterschiede in die Schuhe schieben möchte? Hallo? Haben Sie meinen Beitrag überhaupt gelesen?
Das Einzige, was ich sagen will, ist, dass wir ohne eine anständige Umverteilung des Reichtums von oben nach unten den Rassismus nie besiegen werden. Es gibt keine Rechtfertigung für Hass; es gibt keine Rechtfertigung dafür, seinen Frust gegen Schwächere zu richten.
Ebensowenig gibt es aber eine Rechtfertigung dafür, in der Abwehr gegen Rechts aus den Augen zu verlieren, dass ein Großteil dieses Frustes eben von der sozialen Ungleichheit herkommt. Nur dass halt leider nicht jeder in dieser Welt genug Hoffnung hat, als dass er es für sinnvoll hielte, sich aktiv für eine fairere Verteilung des Reichtums zu engagieren. Viele Menschen sind da sehr zynisch und sagen, die Politiker tun da doch eh nichts, also was soll's. Und dann kommt der Frust in tendenziell rechtsgerichteten Sprüchen raus.
Bei mir am Arbeitsplatz fallen auch schon mal rechte Sprüche. Meist sind sie eher gedankenlos dahergesagt. Meine Erfahrung ist, dass es sich dann lohnt, die soziale Ungerechtigkeit zu kritisieren und zu sagen, dass es sich doch viel eher lohnt, dagegen zu kämpfen als gegen Schwächere. An dieser Stelle kann man manche Menschen, die drohen nach rechts abzudriften, abholen und vielleicht keinen kompletten Konsens herstellen, aber doch zumindest dem Gespräch eine andere Richtung geben. Eine, die mir persönlich sinnvoller erscheint.
Ja, wir haben auch einen Neonazi in der Abteilung. Aber den meine ich hier nicht. Mit dem diskutiere ich nicht, das macht in meinen Augen schlicht keinen Sinn. Umstimmen werde ich ihn eh nicht können.
zum Beitrag27.02.2016 , 17:25 Uhr
Aus diesem Grund befürchte ich, dass wir den wachsenden Rassismus nur dann "kleinkriegen" können, wenn wir die Ungleichheit wieder in den Griff bekommen. Das kann durch Umverteilung über Steuern und Sozialleistungen funktionieren, oder wie in Japan dadurch, dass bereits die Einkommen vor Steuern ähnlicher sind als im Westen. Viele Wege führen nach Rom - nur um eine Bekämpfung der Ungleichheit werden wir kaum herumkommen, wenn unser Land für Flüchtlinge sicher sein soll.
zum Beitrag27.02.2016 , 17:19 Uhr
"Besorgte Bürger" ist ja inzwischen quasi zu einem Euphemismus für bürgerliche Rassisten geworden. In meinen Augen steckt aber noch etwas ganz anderes in diesem Begriff: Sozioökonomische Studien haben klar gezeigt, dass in den vergangenen Jahrzehnten mit der steigenden Ungleichheit zum Beispiel Angststörungen deutlich zugenommen haben. Ängste und Sorgen - genau das klingt im Begriff der "besorgten Bürger" an. Entweder fällt ihnen der Zusammenhang mit der Ungleichheit nicht auf, oder, wahrscheinlicher, trauen sie sich lediglich nicht, ihren Ärger gegen die Reichen zu richten und lehnen deshalb lieber Flüchtlinge ab.
In stark ungleichen Gesellschaften gibt es große Statusunterschiede. Wer in eine wohlhabende Familie hineingeboren wird, hat viel mehr Möglichkeiten, sich im Leben "selbst zu verwirklichen", als ein bedürftiger Klassenkamerad. Dass damit in allen Teilen der Gesellschaft größere Abstiegsängste einhergehen, liegt auf der Hand. Wenn die Lebensverhältnisse unterschiedlicher Sphären der Gesellschaft auseinanderdriften, wirkt sich das auch auf die Toleranz der Menschen aus.
Ich gehe davon aus, dass wir alle ein unterschiedlich großes Maß an Toleranz für andere Sichtweisen haben. Es hängt von eigenen Lebensentscheidungen, aber auch vom Umfeld ab, in welchem Maß wir bereit sind, Andersartigkeit zu akzeptieren. Wenn nun aber die individuelle Toleranzbereitschaft von wachsenden gesellschaftlichen Statusunterschieden immer mehr strapaziert wird, vermute ich, dass die Bereitschaft zur Toleranz gegenüber Menschen in Not, mit anderer Herkunft, Religion, sexueller Orientierung etc. in vielen Fällen entsprechend sinken wird - zumindest bei Menschen, die nicht zu ständiger Reflexion bereit oder fähig sind. Und davon gibt es ja viele.
zum Beitrag22.02.2016 , 21:08 Uhr
Die Auseinandersetzung mit rechter Hetze ist wichtig. Dennoch gehen wir den Rechten auf den Leim, wenn wir uns fast ausschließlich mit ihnen beschäftigen und alles andere darüber vergessen.
Menschen in egalitären Gesellschaften sind toleranter als in ungleichen. Wo Arm und Reich Welten trennen, gibt es wenig Empathie mit und Vertrauen zu dem, der anders ist als man selbst. Wir müssen die wirtschaftliche Ungleichheit massiv bekämpfen, dann schwindet auch der Zulauf zu rechten Parteien. Wenn wir aber über all der Auseinandersetzung mit rechten Parolen die Vermögenssteuer und einen höheren Spitzensteuersatz vergessen, dann haben die Rechten gewonnen.
Wollen wir das?
zum Beitrag21.02.2016 , 21:50 Uhr
Ziel: mit unterschiedlichen ökonomischen und politischen Instrumenten einem Zustand nahezukommen, den möglichst viele Bürger als gut betrachten.
Einschränkung: die immer ungleicher werdende Verteilung von Einkommen und Vermögen in Deutschland ist laut Fuest „kein prioritäres Problem“.
Ah ja. Herr Fuest, können Sie mal bitte den Begriff "Bürger" definieren? Gehören da Ihrer Meinung nach ausschließlich Ökonomen, Firmenchefs und Banker dazu? Meiner Meinung nach sind Bürger dieses Staates alle Menschen, die einen deutschen Pass haben. Die Mehrheit von denen dürfte sich von Ihnen nicht vertreten fühlen.
zum Beitrag20.02.2016 , 08:52 Uhr
Die EU soll Neues wagen, indem sie neue Schulden macht? Nein, neue Schulden zu machen ist nichts Neues. Eine ernsthafte Besteuerung der Vermögenden wäre etwas Neues und ist zwingend notwendig, wenn wir den Kollaps der EU vermeiden wollen. Die zusätzlichen Einnahmen aus Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, Kapitalertragssteuer, einem höheren Spitzensteuersatz und evtl. Sondersteuern auf Luxusgüter sollten wir dringend in Flüchtlinge und Bildung investieren. Kostenlose und gute Bildung für alle gleicht die Chancen der Menschen innerhalb einer Gesellschaft aneinander an. Ohne sie können nur die reich Geborenen "es zu etwas bringen".
zum Beitrag13.02.2016 , 22:13 Uhr
Komplett abschaffen lässt sich Gewalt vermutlich nicht, obwohl das wünschenswert wäre. Aber sie lässt sich reduzieren: In egalitären Gesellschaften ist zum Beispiel die Mordrate deutlich geringer als in stark ungleichen Gesellschaften.
Ungleichheit ist strukturelle Gewalt: Sie macht Statusunterschiede deutlich wichtiger als in egalitären Gesellschaften. I.d.R. werden Menschen dann gewalttätig, wenn sie ihren Status bedroht sehen, wenn sie sich herabgesetzt fühlen, wie der junge Mann in Ihrem Beispiel. Die Täter leben oft in relativer Armut - und da junge Frauen in der Realität dann doch oft Männer mit gesichertem sozialem Status attraktiver finden, kommt Frust über das sexuelle Zu-kurz-Kommen noch dazu.
Keine dieser Erklärungen kann Gewalt rechtfertigen. Wenn wir Gewalt aber abschaffen oder reduzieren wollen, müssen wir zunächst den gesellschaftlichen Reichtum und damit die Chancen im Leben gerecht verteilen.
(Quelle: Kate Pickett/Richard Wilkinson: Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind)
zum Beitrag08.02.2016 , 18:35 Uhr
"Volk" als Begriff der Ausschließung passt zum Gesellschaftsverständnis der USA nicht? Alle können dazu gehören? Nun ja... solange sie weiß sind, würde ich mal sagen. Und in Bezug auf Muslime könnte man da seit 9/11 auch gewisse Zweifel haben... Schon mal den Namen Donald Trump gehört, Herr Feddersen?
zum Beitrag07.02.2016 , 17:52 Uhr
Genau! Die Vermögenssteuer wäre doch mal ein sinnvolles Debattenthema. Oder die Wiedereinführung der Kapitalertragssteuer. Oder eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes. In Zeiten, wo so viele Flüchtlinge ankommen, können wir uns die Privilegien für die Reichen einfach nicht mehr leisten.
Habe an diesem Wochenende einen netten Witz gefunden, weiß aber leider nicht mehr wo:
Ein Banker, ein Bild-Leser und ein Asylbewerber sitzen an einem Tisch. Auf dem Tisch liegen zwölf Kekse. Der Banker nimmt sich elf Kekse und sagt zu dem Bild-Leser: Pass auf, der Asylant will deinen Keks!
zum Beitrag07.02.2016 , 13:33 Uhr
Zumindest ein Teil unserer Antwort darauf muss Abrüstung auf unserer Seite sein. Solange wir noch Atomwaffen haben, werden auch andere Staaten die Motivation haben, solche Waffen zu besitzen oder zu entwickeln.
Was geschieht dann aber, wenn es in dem Land einen Volksaufstand gibt, die derzeitigen Herrscher abgesetzt werden und das Land ins Chaos stürzt? Wer kontrolliert die Waffen dann? Die einzig vernünftige Lösung ist weltweite Abrüstung. Die dabei frei werdenden Gelder sind für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gut investiert.
zum Beitrag03.02.2016 , 22:30 Uhr
Und vor allem gehört sie bekämpft durch eine linke Wirtschaftspolitik. Für eine Vermögenssteuer sollen sich inzwischen drei Viertel der Bevölkerung aussprechen. Kapitalertragssteuer, höherer Spitzensteuersatz wären weitere Ideen...
Damit finanziert man dann Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen für Niedrigqualifizierte, um den durch die Flüchtlinge erhöhten Druck im Niedriglohnsegment unserer Wirtschaft zu senken. Wer um seinen Arbeitsplatz fürchtet, wird Konkurrenz durch Flüchtlinge kaum willkommen heißen.
zum Beitrag01.02.2016 , 17:13 Uhr
Wann fangen wir eigentlich endlich mal wieder an, über andere Themen zu debattieren? Ist der Klimawandel schon gestoppt? Die horrende soziale Ungleichheit beseitigt? Haben wir keine anderen Probleme mehr? Vielleicht sollten wir die Aufmerksamkeit mal ein bisschen von der AfD wegdrehen und uns um andere Probleme kümmern? Ich glaube, da gibt es noch mehr als Rechtspopulisten...
zum Beitrag29.01.2016 , 15:12 Uhr
Und diese Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen Verhältnissen hat in großem Umfang auch mit der sozialen Ungleichheit zu tun. Das sprechen viele dieser Leute nur nicht mehr aus, weil sie in der Hinsicht resigniert haben. Sie wenden sich dann lieber gegen Flüchtlinge, weil von denen weniger organisierter Widerstand zu erwarten ist als von CEOs und Bankern.
Wenn die Politik den rechten Parteien das Wasser abgraben will, muss sie sich vor allem wirtschaftspolitisch nach links orientieren. Stärkere Besteuerung von Reichen, damit Renten und Leistungen bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit ein Leben in Würde ermöglichen. Dann verringert sich auch das Bedürfnis Geringverdienender nach "Anti-Positionen".
zum Beitrag29.01.2016 , 14:56 Uhr
Doch, es wird sich durch das Asylpaket etwas ändern: Die rechten Terroristen werden sich bestätigt und ermutigt fühlen, noch weitere und heftigere Anschläge zu verüben. Werden wir dann das Asylrecht auch formal immer weiter einschränken, je mehr Attacken es gibt? Wenn Politiker sich der wachsenden Fremdenfeindlichkeit ernsthaft entgegenstellen wollen, dürfen sie nicht für solche Gesetze stimmen.
Natürlich müssen wir den Sicherheitsbehörden stärker auf die Finger schauen, damit sie effektiver im Bereich rechter Terrorstrukturen ermitteln. Aber ich fürchte, das wird nicht reichen. Auch Einschränkungen der Rechte von Flüchtlingen ermutigen rechte Terroristen.
Wie sollen sich Flüchtlinge ernsthaft hier integrieren, wenn ihre engsten Verwandten, wie Ehefrauen und Kinder, noch immer jederzeit in Syrien oder wo auch immer umkommen können? Mit mindestens dem halben Herzen werden diese Flüchtlinge dann doch immer noch in ihrem Herkunftsland sein, auch wenn sie hier leben.
zum Beitrag23.01.2016 , 10:12 Uhr
Die Nationalität von mutmaßlichen Straftätern soll immer genannt werden? Warum eigentlich nicht, wenn wir es wirklich immer tun, also auch bei Deutschen? Vielleicht auch generell bei allen Missständen, die Sie anprangern, selbst wenn sie nicht strafrechtlich relevant sind?
Der Deutsche Uli Hoeneß hat Steuern hinterzogen und ist vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden. Der deutsche Rassist XY hat ein Flüchtlingsheim angezündet. Der Deutsche YZ steht wegen Vergewaltigung vor Gericht. Ein Deutscher ist in XX Amok gelaufen. Der Pilot, der sein Flugzeug im Gebirge abstürzen ließ, um sich umzubringen, und der dabei noch 150 weitere Menschen umbrachte, war Deutscher. Der deutsche Islamist XY hat einen Anschlag geplant. Die deutschen Manager bei VW haben die Kunden und die Behörden betrogen, deutsche Bankberater beraten ihre Kunden nicht angemessen...
Zumindest als provokante Aktion in der Berichterstattung könnte man das doch durchaus einmal für ein bis zwei Monate durchziehen, oder nicht? Für auf Dauer ist es wahrscheinlich nicht das richtige Mittel, aber um zu zeigen, was es bedeutet, immer die Nationalität zu erwähnen, und dann auch bewusst darüber zu reflektieren, was das mit Journalisten und deren Berichten macht, wäre solch ein Projekt doch durchaus interessant. Oder nicht?
zum Beitrag19.01.2016 , 21:00 Uhr
Hallo Frau Merkel, mit wie vielen Marine Le Pens wollen Sie denn in Europa in der Zukunft zusammenarbeiten? Wenn sich die wirtschaftlich stärkste Macht der Eurozone und der Europäischen Union derart nationalistisch verhält wie Sie das immer wieder vorexerzieren, dann kann ich es den anderen nicht mehr verdenken, wenn sie sich ebenfalls dem Nationalismus zuwenden. Das stimmt mich traurig, denn die Europäische Gemeinschaft wurde gegründet, um nationale Egoismen zu überwinden und immer weiter zusammenzuwachsen.
Die ökonomische Ungleichheit wächst immer mehr, und sozioökonomische Studien haben klar gezeigt, dass die Menschen in egalitären Gesellschaften toleranter sind als in solchen mit einer großen ökonomischen Schieflage (Pickett/Wilkinson, Gleichheit ist Glück). In den letzten zehn bis zwanzig Jahren ist die Schere zwischen Arm und Reich auch hier sehr stark aufgegangen, und jetzt wundern wir uns über die Erfolge von AfD und Pegida. Warum eigentlich?
Wollen Sie wirklich, dass die EU scheitert? Ist das wirklich Ihr Ziel? Wenn ja: Nur weiter so. Meine Kanzlerin sind Sie dann nicht. Wenn Sie Europa aber retten wollen, dann müssen Sie sich für eine Umfairteilung des Reichtums einsetzen: Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer, ein deutlich höherer Spitzensteuersatz, endlich wieder eine angemessene Besteuerung von Kapitalerträgen. Dieses Geld ist in eine gute Bildung für alle gut investiert, weil diese die ökonomischen Chancen der verschiedenen Menschengruppen einander annähert. Auch ein Leben in Würde für die, die nicht arbeiten können, weil sie krank sind oder keine Arbeit finden, trägt zum sozialen Frieden einer Gesellschaft bei. Wollen Sie das: Frieden? Oder wollen Sie ein Scheitern der EU am Ende auf dem Gewissen haben?
zum Beitrag12.01.2016 , 21:36 Uhr
Ich möchte noch einmal auf das Thema der ökonomischen Ungleichheit aufmerksam machen: Die Zahl der Gewaltverbrechen in einer Gesellschaft steigt mit steigender wirtschaftlicher Ungleichheit stark an, das haben bereits viele Studien bewiesen (Pickett/Wilkinson: Gleichheit ist Glück, Kapitel 10). Wir müssen uns mit der Ungleichheit beschäftigen, wenn wir der Gewalt Herr werden wollen. Wir müssen den gesellschaftlichen Reichtum effektiv umfairteilen.
Und wir müssen natürlich aufklären, was unsere Sicherheitsbehörden so treiben und warum sie solche Gewalttaten nicht verhindern. Offenbar geht von rechten Gewalttätern eine zahlenmäßig viel größere Gefahr aus als von Islamisten. Warum Geheimdiensten das nicht auffällt, ist ebenfalls eine der wesentlichen Fragen.
zum Beitrag10.01.2016 , 13:04 Uhr
Wäre Edward Snowden seinerzeit nach Deutschland gekommen, dann wären die USA bestimmt schon längst per Gesetz zum "sicheren Herkunftsstaat" erklärt worden. Das kann es doch nicht sein! Man muss doch bei jedem Asylbewerber individuell prüfen, ob er ein Recht auf Schutz hat oder nicht. So etwas lässt sich doch nicht pauschal für ein ganzes Land festlegen!
Welcher Staat kommt als nächstes? Die Türkei? Wie viele Zivilisten müssen danach eigentlich in einem Bürgerkrieg in dem betreffenden Land umkommen, damit das Label "sicherer Herkunftsstaat" wieder revidiert wird?
zum Beitrag09.01.2016 , 21:43 Uhr
Das postulierte Experiment, in dem man einen Anti-Flüchtlings-Demonstranten mit einem Flüchtling in einem Raum zusammenbringt, halte ich für naiv. Zumindest darf man die beiden nicht miteinander allein lassen. Denn gerade diejenigen, die sich von rechtem Gedankengut angezogen fühlen, sind Menschen, die schlicht nicht über die Fähigkeit zur Empathie verfügen.
Damit ein Mensch Empathiefähigkeit entwickelt, muss er zunächst von anderen Menschen Empathie erfahren haben. Hat er oder sie das nicht, weder in der Kindheit noch später, besteht eher die Gefahr, dass er sich von der Leidensgeschichte des Flüchtlings angegriffen fühlt, weil sie ihn an irgendetwas erinnert, woran er nicht erinnert werden will. Und dass er aus diesem Grund dann kaltherzig zurückschlägt, entweder mit Worten oder aber mit Händen, Füßen oder gar Waffen.
Darüber hinaus hängt die Fähigkeit der Menschen in einer Gesellschaft, einander zu vertrauen und Empathie zu empfinden, direkt mit der wirtschaftlichen Ungleichheit zusammen. Dies stellen Richard Wilkinson und Kate Pickett in ihrem Buch "Gleichheit ist Glück", das auf jahrelangen sozioökonomischen Studien basiert, mit beeindruckender Klarheit dar (Kapitel 4 und 14).
Ökonomische Ungleichheit schafft Hierarchien, und innerhalb von Hierarchien tendieren die Menschen dazu, nach oben zu buckeln und nach unten zu treten. Frauen stehen in solchen Gesellschaften in aller Regel auf einer niedrigeren Stufe als Männer. Empathie mit demjenigen, der anders ist als man selbst, hat hingegen lediglich in egalitären Gesellschaften Raum.
Wie lange wollen wir also noch den gesellschaftlichen Reichtum von unten nach oben umverteilen? Ist das den Preis, den wir dafür zahlen, wirklich wert?
zum Beitrag07.01.2016 , 21:52 Uhr
Mag sein, dass die Grünen schlechte Erfahrungen mit Forderungen nach Steuererhöhungen haben. Dennoch ist es nicht zu rechtfertigen, dass die ökonomische Ungleichheit weiter anwächst. Die Unzufriedenheit darüber ist die treibende Kraft, die die Leute Pegida, AfD & Co. in die Arme treibt.
Wer also auf Steuererhöhungen verzichten will, soll mir andere Maßnahmen nennen, mit denen er die Ungleichheit eindämmen will. Ein deutlich erhöhter Mindestlohn? Gerne. Dann aber bitte verbunden mit einem Gesetz, dass die Gehälter und Boni der obersten Chefs unserer Konzerne auf einem bestimmten Vielfachen des Gehaltes des am schlechtesten bezahlten Mitarbeiters deckelt. Das 30- oder 50-fache wären sinnvolle Zahlen. Selbst das 100-fache wäre aber immer noch eine Verbesserung gegenüber dem jetzigen Zustand.
In der Schweiz gab es doch vor zwei Jahren oder so eine Volksabstimmung, wo solch eine Regelung mit dem 12-fachen als Grenzwert gar nicht einmal so weit von einer Mehrheit entfernt war. Wann kommen solche Regelungen auch bei uns?
zum Beitrag04.01.2016 , 20:53 Uhr
Nicht nur die neoliberale Ideologie hätte gesiegt - ihr Sieg würde der AfD den Weg bereiten. Steigende ökonomische Ungleichheit senkt die Lebensqualität der Menschen. Und zwar die aller Menschen, auch der Wohlhabenden. (Pickett/Wilkinson: Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind)
Es ist leider eine historische Tatsache, dass sich in unseren Breiten viele Menschen, wenn sie über die Ungerechtigkeit unzufrieden sind, eher nach rechts orientieren als nach links. Auf diese Weise schaufelt sich die CDU ihr eigenes Grab: Wenn sie zulässt, dass die Ungleichheit weiter ansteigt, wird im gleichen Maße auch ihre konservative Wählerbasis nach rechts abwandern.
Wir sind an einem Wendepunkt angekommen. Die Strategie "rechte Parolen plus neoliberale Wirtschaftspolitik" wird für die CDU/CSU in Zukunft nicht mehr funktionieren. Wenn sie bestehen bleiben will, muss sie sich zumindest wirtschaftspolitisch umorientieren.
zum Beitrag03.01.2016 , 20:58 Uhr
Das wäre doch mal eine interessante Übung: Zunächst rechnen wir die Profite zusammen, die Deutschland in der Vergangenheit mit Waffenexporten in bestimmte Länder gemacht hat. Von dieser Summe ziehen wir dann die Kosten ab, die den Mitgliedsstaaten der EU für die Versorgung von Flüchtlingen aus diesen Regionen entstanden sind. Lassen sich solche Zahlen einigermaßen zuordnen, sodass man eine solche Rechnung aufstellen kann? Vielleicht könnte das Ergebnis die Motivation reduzieren, weiter ungehemmt Waffen zu verkaufen...
zum Beitrag03.01.2016 , 20:49 Uhr
Richtig! In solchen Situationen dürfen wir keine Waffen liefern. Hätten wir auch früher nicht tun dürfen, aber jetzt wirklich nicht mehr. Das wäre eine effektivere Vorbeugung gegen ein Ansteigen der Flüchtlingszahlen als das, was Herr Seehofer da gerade mal wieder fabriziert.
zum Beitrag03.01.2016 , 13:01 Uhr
Also wenn wir uns mit der Leistung des Libanon vergleichen, dann würde ich sagen: 20 Millionen Flüchtlinge im Jahr, das schaffen wir.
Wir müssen allerdings langsam ernsthaft anfangen, die ökonomische Ungleichheit abzubauen, damit sich die Leute nicht mehr so bedroht von Einwanderern fühlen. Ungleichheit senkt die Lebensqualität erheblich, das ist jetzt in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Und sie senkt auch die Lebensqualität der Wohlhabenden! (Pickett/Wilkinson: Gleichheit ist Glück)
Leider ist Seehofer genauso wie alle anderen Rechtspopulisten ein absoluter Feigling. Lieber hetzt er gegen Flüchtlinge, anstatt die Probleme an der Wurzel anzupacken und eine linke Wirtschaftspolitik zu verfolgen, wofür er sich natürlich mit ein paar reichen Menschen anlegen müsste.
zum Beitrag02.01.2016 , 21:50 Uhr
Also was für den Herrn Helbing ein Traum ist, ist mein persönlicher Albtraum: Big Data in groß. Er behauptet zwar, dass jeder selbst bestimmen darf, was für Daten er preisgibt. Wie soll sich das aber realisieren lassen? Alles kann gehackt werden. Wo ein Wille ist, ist fast immer auch ein Weg.
Ich möchte meine Daten nicht in so einem System haben. Deshalb habe ich auch bis heute keine Gesundheitskarte, sondern streite mich lieber jedes Mal, wenn ich zum Arzt muss, mit meiner Krankenkasse, ob sie mir eine Versicherungsbescheinigung ausstellt.
zum Beitrag02.01.2016 , 15:30 Uhr
Bevor wir uns entschließen, mit ausländischen Geheimdiensten enger zusammenzuarbeiten, müssen die erst mal nachweisen, dass an ihrer Warnung was dran war. Dass sie die nicht nur erfunden haben, um uns Angst zu machen und so mehr Vorratsdaten von uns zu bekommen. Die Warnung wegen des Fußballspiels in Hannover Mitte November war ja nachher auch so obskur und uneindeutig.
Danach müssten wir mit den betreffenden Geheimdiensten über die Bedingungen reden, unter denen sie mit uns zusammenarbeiten wollen. Wenn das auf Kosten von noch mehr Überwachung gehen sollte, geht es gar nicht. Die Terrorgefahr ist so gering, da sind selbst Badewannenstürze gefährlicher. Dafür gebe ich meine Meinungsfreiheit nicht her.
zum Beitrag02.01.2016 , 13:15 Uhr
Wer aus Krisengebieten kommt, hat auch in Deutschland Anspruch darauf, Asyl zu beantragen. Wir könnten es ja auch so einrichten, dass man gleich in den deutschen Botschaften im Ausland Asyl beantragen kann; Dann müssten die Flüchtlinge nicht die beschwerliche und gefährliche Balkan- oder Mittelmeerroute nehmen. Aber wer Anspruch auf Asyl hat, hat auch in Deutschland Anspruch auf Asyl. Nicht nur in Slowenien oder Griechenland.
Ich bin übrigens Ende November nach Frankreich gefahren und im Dezember zurück. Da gab es keine Grenzkontrolle, auch wenn in den Medien davon die Rede war.
zum Beitrag02.01.2016 , 12:12 Uhr
Dies scheint zu erklären, warum auch gut gekleidete Menschen aus der oberen Mittelschicht bei Pegida & Co. dabei sind. Die zunehmende Unzufriedenheit der Menschen mit den gesellschaftlichen Verhältnissen treibt sie den rechten Rattenfängern in die Arme; Dies gilt aber eben gerade nicht nur für die unteren Einkommensgruppen, sondern genauso für die Wohlhabenderen.
Hier liegt dann auch die Gefahr für die CDU: Kommt die AfD ins Parlament, werden linke Mehrheiten schwieriger bis unmöglich. Dies wird die CDU ermutigen, ihre eher wirtschaftsfreundliche Politik fortzusetzen. Es ist dann die daraus folgende zunehmende gesellschaftliche Ungleichheit und Unzufriedenheit, die ihre eigene Wählerbasis nach rechts abdriften lässt. Daraus folgt, dass wir an einem Wendepunkt angekommen sind: Will die CDU als Partei überleben, muss sie sich wirtschaftspolitisch nach links orientieren - ob ihr das nun gefällt oder nicht.
(Die Reflexionen über Pegida, AfD und CDU sind meine eigenen Schlussfolgerungen aus dem o.g. Buch.)
zum Beitrag02.01.2016 , 11:44 Uhr
In diesem Zusammenhang finde ich das Buch "Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind" von Kate Pickett und Richard Wilkinson sehr interessant. Es ist zwar dünner als Pikettys "Kapital im 21. Jahrhundert", aber ich glaube, dass es nicht übertrieben ist, die beiden auf eine Stufe zu stellen. Beide sind ähnlich wegweisend in Bezug auf die ökonomische Ungleichheit, die sich in unseren Gesellschaften derzeit entwickelt.
Pickett und Wilkinson haben in jahrelangen Studien die Auswirkungen der Ungleichheit auf soziologische Phänomene wie Gewalt, Drogenabhängigkeit, Gesundheit und Lebenserwartung, Übergewicht, Teenagerschwangerschaften, Bildungserfolg, Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg und Anzahl der Menschen im Gefängnis untersucht. Ihr Ergebnis ist, dass alle diese Faktoren direkt von der ökonomischen Ungleichheit abhängen: Alle diese Phänomene, die die Lebensqualität beeinflussen, verschlechtern sich mit zunehmender gesellschaftlicher Ungleichheit. Das allgemeine Wohlstandsniveau, also das durchschnittliche Einkommen, hat in den reichen Ländern demgegenüber keinen nennenswerten Einfluss mehr auf diese Faktoren.
Ihr meines Erachtens interessantestes Ergebnis verbirgt sich aber in Kapitel 13: Dass auch die Lebensqualität der relativ Reichen mit zunehmender Ungleichheit sinkt. Alle die o.g. Faktoren steigen auch bei ihnen an: Verdoppelt sich die Sterberate der gesamten Gesellschaft, dann verdoppelt sich nicht nur die der Unterprivilegierten, sondern auch die der oberen Mittelschicht. Die relativ Reichen jammern dann zwar immer noch auf recht hohem Niveau; Eine gesamtgesellschaftliche Halbierung der Lebensqualität durch eine Verdopplung der Ungleichheit halbiert aber auch die Lebensqualität der oberen Mittelschicht. (Zu den extrem Reichen lagen den Autoren keine ausreichend aussagekräftigen Daten vor.)
zum Beitrag01.01.2016 , 20:22 Uhr
Vielen Dank für Ihre Gelassenheit. Ich stimme Ihnen zu.
Darüber hinaus wäre es jetzt wichtig zu untersuchen, wie realistisch die Terrorwarnung war. Wie groß die Gefahr tatsächlich gewesen ist. Oder ob die Geheimdienste da nur was inszenieren, damit sie mehr Vorratsdatenspeicherung bekommen oder so. Damit sie ihre Macht auf Kosten unserer Freiheit erweitern können. Da wäre ich nämlich definitiv dagegen.
zum Beitrag30.12.2015 , 20:42 Uhr
Anstatt dass man Flüchtlinge eine Integrationsvereinbarung unterschreiben lässt, sollte man ihnen lieber Kurse anbieten, in denen sie sich aktiv mit ihrem Verständnis von Geschlechterrollen auseinandersetzen können. Norwegen macht es vor, zumindest für männliche Flüchtlinge: http://www.nytimes.com/2015/12/20/world/europe/norway-offers-migrants-a-lesson-in-how-to-treat-women.html?_r=0 Dem würde ich hinzufügen, dass weibliche Flüchtlinge ein entsprechendes Pendant brauchen: Kurse, in denen ihnen gezeigt wird, dass sie sich hierzulande nicht alles bieten lassen müssen.
Dass Migranten auch zu Hause deutsch sprechen sollen, ist meiner Erfahrung nach übrigens völlig abstrus. Ich habe nämlich ein paarmal in Deutschland lebende Kinder ausländischer Eltern kennengelernt, die offenbar zu Hause deutsch sprachen. Die hatten von ihren Eltern wirklich alle Grammatikfehler übernommen. Es hat mich wirklich erschreckt; denn sechs oder neun Jahre alte Kinder sprechen eine Sprache sonst entweder gar nicht - oder aber perfekt. Die Deutschkenntnisse dieser Kinder waren demgegenüber schlichtweg katastrophal, auch wenn sie fließend sprechen konnten.
Und was die Obergrenze betrifft: Wo sollen die Flüchtlinge denn bleiben, wenn bei uns die "Obergrenze" erreicht ist? Im Libanon, wo fast jeder Vierte Einwohner Flüchtling ist? Das wären bei uns 25 bis 30 Millionen Flüchtlinge, bis wir dahin kommen. Und Deutschland ist ein deutlich reicheres Land als der Libanon. Wenn in also zwei Jahren 40 Millionen ankommen, könnte man beginnen, von einer zeitweiligen Obergrenze zu reden. Ich betone: beginnen, und zeitweilig... Wir sind aber bis jetzt noch nicht annähernd bei solch hohen Zahlen.
zum Beitrag29.12.2015 , 21:51 Uhr
Ich denke, dass sollte ein wichtiger Fokus des neuen NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag sein: Was genau weiß der Verfassungsschutz über rechtsterroristische Strukturen, und was will er gar nicht wissen? Dass diese Brandanschläge so selten aufgeklärt werden, liegt vielleicht gar nicht überwiegend daran, dass so viele Täter Ersttäter sind. Das mag ein Faktor sein; aber möglicherweise wird auch ein erheblicher Teil von Mitgliedern klandestiner rechtsterroristischer Gruppen verübt. So sehr wie der Verfassungsschutz beim NSU versagt hat, würde es mich nicht wundern, wenn es dort auch Erkenntnisse über solche Gruppen gibt, die aber unter der Decke gehalten werden.
zum Beitrag28.12.2015 , 18:10 Uhr
Es wirkt ein bisschen so, als wünschte sich die CDU amerikanische Verhältnisse auch bei uns. Geht das nicht dauernd durch die Nachrichten, dass in den USA schon wieder ein Polizist einen Schwarzen erschossen hat? In den USA dauert die Ausbildung zum Polizisten nur sechs bis neun Monate, und zielt leider sehr stark aufs Schießen. Was, wenn diese deutschen Hilfspolizisten mit den gleichen Methoden versuchen, Konflikte unter den Flüchtlingen zu "entschärfen"?
zum Beitrag28.12.2015 , 18:01 Uhr
Verehrte Damen und Herren von der CDU/CSU!
Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass die große Mehrheit der Flüchtlinge sehr darunter leidet, dass sie mit diesen Kursen nicht sofort nach der Ankunft anfangen können, sondern erst Monate bis Jahre warten müssen, bis ihr Asylantrag entschieden ist? Ihre platte Rhetorik ist sowas von heuchlerisch. Setzen Sie sich lieber dafür ein, dass es mehr solche Kurse gibt, sodass alle Flüchtlinge sich möglichst schnell integrieren können.
Ich glaube nicht, dass es Ihnen an dieser Stelle wirklich um die Flüchtlinge geht. Ich glaube, es geht Ihnen mehr um Pegida.
zum Beitrag26.12.2015 , 17:09 Uhr
Herrn Steinmeier und Herrn Maas stimme ich voll und ganz zu. Die Aussagen von Herrn Schäuble finde ich allerdings heuchlerisch bis zum Geht-nicht-mehr. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wolfgang-schaeuble-und-die-dumpfbacken-der-afd-a-1069554.html
Da bezeichnet er die Leute von der AfD doch ernsthaft als Dumpfbacken und erklärt, dass er alles dafür tun will, dass diese Partei nicht 2017 in den Bundestag einzieht. Gleichzeitig hat er in der Griechenlandkrise aber alles dafür getan, dass bei der nächsten Wahl in diesem Land genau solche Politiker - nein, nicht ins Parlament einziehen, sondern die Regierung übernehmen. Warum hätte er Syriza sonst so auflaufen lassen müssen? Da ging es ihm doch um nichts anderes als Demütigung.
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass es im Sommer noch hieß, wenn die Griechen die vorgeschriebenen Reformen brav umsetzen, könnte man im November auch über Schuldenerleichterungen reden. Leider kam davon dann kein Wort mehr. Die Zustimmungswerte von Tsipras in Griechenland bröckeln entsprechend.
Entweder es ist Schäubles geheimes Ziel, in Griechenland eine rechtslastige bis rechtsextreme Regierung an die Macht zu bringen - oder er weiß schlicht nicht, was er da tut. In jedem Fall ist es mehr als unverantwortlich.
Bevor er die AfD als Dumpfbacken bezeichnet, was sicherlich zutreffend ist, soll er erstmal vor seiner eigenen Türe kehren.
zum Beitrag20.12.2015 , 17:29 Uhr
Wir sollten in dieser Debatte auch im Auge behalten, dass es in unseren Landen wahrscheinlicher ist, in der Badewanne zu stürzen und sich dabei das Genick zu brechen, oder vom Blitz erschlagen zu werden, als wie von einem Terroristen getötet zu werden. Es ist einfach ein wirkliches Mini-Risiko. In einem Autounfall umzukommen, ist mehrere tausend Mal wahrscheinlicher. Und Autos schaffen wir deshalb auch nicht ab, obwohl das unsere Sicherheit vor tragischen Todesfällen deutlich stärker erhöhen würde als ein Verhindern wirklich aller Terroranschläge.
Darüber hinaus sollen die Überwachungsbefürworter erst einmal nachweisen, dass Massenüberwachung wirklich Terroranschläge zu verhindern hilft. Bisherige Versuche haben eher das Gegenteil bewiesen.
zum Beitrag20.12.2015 , 16:52 Uhr
Ich glaube nicht, dass das Warten aus unserer Gesellschaft verschwunden ist. Ebensowenig wie dass es mit individuellem Selbstbewusstsein unvereinbar wäre. Ein Beispiel sind erfolgreiche politische Aktivisten: Sie treten beharrlich immer wieder für ihr Anliegen ein, und sehen Erfolge in der Regel erst nach vielen Jahren. Dafür brauchen sie die Fähigkeit, auf demokratische Prozesse zu warten, ohne jedoch in Passivität zu verfallen.
Ein Mensch, der nicht warten kann, unterschreibt eine oder zwei Petitionen, und wenn die Politiker das betreffende Anliegen nicht sofort umsetzen, schließt er, dass „die da oben“ doch eh machen, was sie wollen. Mit einer solchen Vorgehensweise schaffen wir gar nichts.
Demokratische Prozesse verlaufen oft zäh. Der Widerstand der Flüchtlinge vom Oranienplatz hat diesen leider nichts gebracht. Auch die Aktion des Zentrums für Politische Schönheit, die Mauer-Gedenkkreuze zum Jahrestag des Mauerfalls zu entführen und afrikanische Flüchtlinge medienwirksam mit ihnen posieren zu lassen, hat kurzfristig nicht viel Erfolg gehabt. Ich bin mir aber sicher, dass beide zu unserer heutigen Offenheit für Flüchtlinge viel beigetragen haben. Hätte es sie nicht gegeben, wären wir mit der Flüchtlingskrise am Budapester Hauptbahnhof vermutlich anders umgegangen. Sicherlich sehr viel zögerlicher, und nicht auf eine Weise, die so viele Menschen ermutigt, sich jetzt auf den Weg zu machen.
zum Beitrag26.11.2015 , 19:09 Uhr
Vor allem bin ich gegen Olympia in Deutschland, weil vor nur zwei Monaten durch die Medien ging, dass die NSA Olympische Spiele gerne nutzt, um der Stadt und dem Staat in olympischem Ausmaß Massenüberwachungshardware und -software aufzudrücken. Die natürlich bis in alle Ewigkeit in Betrieb bleibt, nachdem die Spiele vorbei sind. http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/nsa-neue-snowden-dokumente-zeigen-spionage-bei-olympia-2004-a-1055135.html
Und dass die Veranstalter massive Gewinne einstreichen und in ihren Verträgen der Stadt bzw. dem Staat die gesamten Risiken aufbürden, ist ebenfalls ein sehr guter Grund, Nein zu sagen. Olympia mit transparenten Verträgen, in denen Risiken und Gewinne zwischen Staat und Ausrichter fair verteilt sind, ok, vielleicht. Aber nur, wenn wir bis dahin die NSA und ihre europäischen Geistesverwandten in ihre Schranken verwiesen haben...
zum Beitrag25.11.2015 , 19:32 Uhr
Warum bilden wir uns eigentlich ein, dass die anderen in Europa uns mit der Flüchtlingskrise helfen sollen, wenn wir uns in Fragen, die für die anderen wichtig sind, derart asozial benehmen? Durch die niedrigen Zinsen für Staatsanleihen profitieren wir seit Jahren massiv von der Eurokrise. Von diesen Profiten wollen wir aber nichts abgeben.
Nur unsere Lasten, in diesem Fall jetzt die Flüchtlinge, die wollen wir gerne "gerecht" auf alle verteilen. Wer sich so asozial benimmt wie wir in der jüngsten Griechenlandkrise und jetzt mit den Einlagensicherungen, der hat auch keine Hilfe in der Flüchtlingskrise verdient.
zum Beitrag25.11.2015 , 19:20 Uhr
Interessant. Um den Bundestag herum gibt es also eine Bannmeile, die bewirken soll, dass Parlamentarier sich im unmittelbarem Umfeld des Bundestages frei vom politischen Druck protestierender Menschen bewegen können. Wie ist das dann eigentlich mit bezahlten Lobbyisten, die selbst als Abgeordnete im Bundestag sitzen? https://www.lobbycontrol.de/2014/03/lobbyisten-im-bundestag-fragwuerdige-doppelrollen/
Gilt die Bannmeile für die auch? Oder geht von bezahlten Lobbyisten am Ende gar kein Druck aus, sondern ausschließlich von unbezahlten Demonstranten?
Seltsame Logik.
zum Beitrag25.11.2015 , 18:29 Uhr
Es wird also Zeit, die Leistungen für Arbeitslose, Alte und Kranke so weit aufzustocken, dass diese Menschen nicht mehr zur Tafel kommen müssen, sondern dass sie sich im Supermarkt frei aussuchen können, was sie essen wollen. Es ist nur natürlich, dass viele Menschen, die selbst fast nichts haben, die noch ärmeren Flüchtlinge als Konkurrenz ansehen. Wo es nicht genug für alle gibt, ist der Streit groß um das, was es gibt.
Ich habe selbst einmal einen längeren Freiwilligendienst geleistet und dort erfahren, dass die Konkurrenz der NGOs um Fördergelder ebenfalls Blüten treibt - weil eben nicht genug für alle da ist. Ein Call for Proposals der EU-Kommission wurde gecancelt, weil eine NGO versucht hatte, über Bestechung an die Fördergelder zu kommen. Andere NGO-Vertreter gaben ihren Bekannten von anderen NGOs bewusst falsche Ratschläge in Bezug darauf, wie der Projektvorschlag einzureichen ist, um einen Konkurrenten weniger zu haben... Nicht einmal dort, wo eigentlich idealistische Menschen zuhauf sein sollten, ist so etwas unbekannt.
Dass eben offensichtlich nicht genug für alle Bedürftigen da ist, ist m.E. einer der Faktoren, der in unserer Gesellschaft den Fremdenhass speist. Sicherlich nicht der Einzige; aber ich finde es arrogant von Linken und Linksliberalen mit gutem Gehalt, wenn sie sich beim Rassismus auf die Notwendigkeit der Gegenrede beschränken. Es braucht genauso auch die Forderung danach, dass Sozialleistungen auf ein Niveau angehoben werden, bei dem Menschen in Würde leben können. Wer Flüchtlinge nicht mehr als Konkurrenz um Lebensnotwendiges ansehen muss, wird eine Idee mehr Verständnis für ihre Bedürfnisse aufbringen können oder zumindest weniger aggressiv auf sie reagieren.
zum Beitrag22.11.2015 , 17:10 Uhr
Und wie wollen sie die Außengrenzen Europas dann genau sichern? Nato-Stacheldraht ins Mittelmeer? Auf Schlepperboote schießen? Oder an der deutschen Grenze zu Österreich auf Flüchtlingskinder schießen?
Im Libanon, Nachbarstaat von Syrien, sind 20 oder 25% der derzeitigen Bevölkerung Flüchtlinge, die in den letzten vier Jahren angekommen sind. In Bezug auf die Bevölkerungszahl in Deutschland wären das 20 bis 25 Mio. Flüchtlinge.
Deutschland ist aber ein viel reicheres Land als der Libanon, sodass unsere Belastungsgrenze eher höher liegen dürfte. Wenn also innerhalb von zwei Jahren mehr als 25 bis 30 Millionen ankommen, dann können wir vielleicht anfangen zu überlegen, ob zumindest zeitweilig eine Obergrenze erreicht ist. (Ich betone die Worte: überlegen - und zeitweilig.)
Ansonsten lassen sich die Flüchtlingszahlen nur dann ernsthaft reduzieren, wenn wir unsere Waffenexporte in diktatorische Regimes stoppen und den Klimawandel ernsthaft bekämpfen. Denn das Entstehen von Klimaflüchtlingsströmen ist ebenfalls vorhersehbar.
Bei der Klimakonferenz in Paris gibt es also eine hervorragende Gelegenheit dazu, künftige Flüchtlingskrisen gleich im Keim zu ersticken. (Mal sehen, was für eine Art von Terrorismus die Geistesverwandten Pegidas den Klimaflüchtlingen in 30 bis 50 Jahren dann anhängen werden.)
zum Beitrag21.11.2015 , 17:01 Uhr
Ab Mitte September, also ungefähr eine Woche nach den Terroranschlägen, bis Juli 2002 ist er dann sogar so weit gegangen, diese ausdrücklich als Lottogewinn zu bezeichnen: "Lucky me, I hit the trifecta." Schließlich ermöglichten sie ihm, durch den Krieg gegen den Terror von innenpolitischen Problemen abzulenken. Darüber hinaus hatte er als republikanischer Präsidentschaftskandidat auch hohe Wahlkampfspenden aus dem militärischen Bereich erhalten, für die er sich auf diese Weise revanchieren konnte. (Susan Neiman, Moral Clarity, Vintage 2009, S. 354ff.)
Wenn es jetzt wirklich so ist, dass die amerikanischen Geheimdienste gerade dabei waren, in der Debatte um Massenüberwachung in den USA ein Stück an Boden zu verlieren - dann hätten sie zumindest ein Motiv, nicht vor einem Anschlag wie in Paris zu warnen, wenn sie davon wussten. Auch europäischen Geheimdiensten nutzen Terroranschläge, weil sie die Debatte um Überwachung zur Sicherheit hin verschieben, weg von der Privatsphäre. Das bedeutet, dass wir ihnen noch um vieles stärker als bisher auf die Finger schauen müssen. Es geht schließlich um unsere Freiheit; und vielleicht auch um das eigene Leben, das vom nächstbesten Terroristen beendet werden könnte, wenn unsere Geheimdienste ihre Arbeit nicht vernünftig tun. (Auch wenn tödliche Badewannenstürze hierzulande mehr Menschen umbringen als Terroristen.)
zum Beitrag21.11.2015 , 16:38 Uhr
Und warum haben Geheimdienste die Terroristen nicht vor dem Attentat schon ausfindig gemacht und festgenommen? Sie waren ihnen doch offenbar schon fast alle vorher bekannt gewesen. Wofür bezahlen wir unsere Geheimdienstler? http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/paris-anschlag-wieso-massenueberwachung-keine-loesung-ist-a-1063496.html
Noch ein paar weitere Fragen: Der Abschlussbericht des Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses hat den Verdacht explizit in den Raum gestellt, dass der dortige Verfassungsschutz die Ermittlungen gegen das Terrortrio gezielt sabotiert hat; dass er die Terroristen kannte und sie eher gedeckt als gesucht hat. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/nsu-untersuchungsausschuss-thueringen-spricht-von-desaster-a-987211.html Ist es danach weit hergeholt zu vermuten, dass es zumindest grundsätzlich sein könnte, dass einzelne Geheimdienste von den bevorstehenden Attentaten wussten und sich entschieden haben, sie nicht zu verhindern? Von expliziten Beweisen dafür sind wir zwar weit entfernt; zumindest sollten wir solchen Fragen aber mit Nachdruck nachgehen.
George W. Bush hat eine knappe Woche vor dem 11. September eine Aussage gemacht, die im Rückblick aufhorchen lässt: "I have repeatedly said the only time to use Social Security money is in times of war, times of recession, or times of severe emergency. And I mean that. I mean that." Nur fünf Tage später wurden alle drei genannten Ausnahmen bittere Realität. Bemerkenswerterweise hat er im Wahlkampf nie davon gesprochen, dass er ein Budgetdefizit unter bestimmten Umständen für sinnvoll hielte. Erst an diesem Tag und anschließend wiederholt nach den Anschlägen hat er unterstellt, dass er im Wahlkampf versprochen hätte, allenfalls dann Schulden zu machen, wenn diese drei Faktoren zusammenkämen: Krieg, Rezession und ein nationaler Notfall. Wusste er von den Anschlägen bereits vorher, und hat beschlossen, sie zuzulassen?
zum Beitrag16.11.2015 , 19:28 Uhr
Es ist furchtbar, dass die Franzosen es zulassen, dass ihre Bürgerrechte jetzt so weit eingeschränkt werden. Notwendig ist aggressive Überwachung von Personen, bei denen bekannt ist, dass sie mit Terroristen in Kontakt stehen. Aber das bedeutet Überwachung bestimmter Individuen, nicht die Einschränkung der Freiheitsrechte von allen. Dies ist der einzig effektive Weg, Anschlagspläne zu vereiteln, wie schon Edward Snowden sagte.
In einer Diktatur sind wir kein bisschen sicherer als in einer Demokratie. In einer Diktatur sind die Sicherheitsbehörden viel zu beschäftigt, Widerspruch zu unterdrücken, sodass ihnen die Kapazitäten zur Bekämpfung der wirklichen Terroristen fehlen.
Wo war der französische Geheimdienst? Warum haben sie diese Gruppe nicht vor den Anschlägen dingfest gemacht? Das ist der Punkt, der gründlich untersucht werden muss. Wann muss eigentlich mal ein Geheimdienstchef seinen Schreibtisch räumen, wenn seine Behörde offensichtlich so ineffizient arbeitet?
zum Beitrag15.11.2015 , 10:29 Uhr
Die französischen Sicherheitsbehörden haben sehr weitreichende Befugnisse, deutlich mehr als unsere. Vermutlich werden sie spätestens in einem Monat noch weitreichendere Rechte zur Überwachung fordern; eine noch weitergehende Beschneidung von Bürgerrechten. Wann zieht man ihre Chefs mal zur Verantwortung dafür, dass sie offensichtlich ihre Arbeit nicht tun?
Ich wünsche mir gemeinsam mit Frau Merkel, dass unser freies Leben stärker ist als der Terror und die Angst. Eine wehrhafte Demokratie braucht aber auch Geheimdienste, die sich nicht mit Vorratsdatenspeicherung von ihrer eigentlichen Arbeit ablenken lassen.
zum Beitrag15.11.2015 , 10:22 Uhr
Die Attentate sind schrecklich. Auf meinem Tisch brennt eine Kerze für die Opfer und ihre Angehörigen, dass sie alle Unterstützung finden, die sie brauchen.
Was mich aber unheimlich wütend macht, ist, dass rechte Hardliner diese Attentate jetzt gegen Flüchtlinge verwenden, die vor genau diesen IS-Leuten fliehen. In meinen Augen ist die folgende Frage viel wichtiger:
Wo hat vor dem Attentat eigentlich der französische Geheimdienst gesteckt? Warum haben sie die Attentäter nicht schon vor den Anschlägen dingfest gemacht? Warum sind sie ihnen nicht auf die Schliche gekommen?
Mir fällt auf, dass nicht nur nach den Anschlägen vom 11. September kein Geheimdienstchef in den USA seinen Job aufgeben musste. Auch nach Charlie Hebdo war das in Frankreich nicht der Fall. Und Präsident Hollande? Spricht jetzt von Krieg gegen den IS, anstatt seine Behördenchefs zur Rede zu stellen.
Was machen die Geheimdienste eigentlich den lieben langen Tag in ihren Büros? Massenüberwachung? Die Opposition ausspionieren, oder wahlweise Politiker befreundeter Nationen? Sie werden aus Steuergeldern dafür bezahlt und ausgestattet, dass sie solche Terroristen finden, bevor diese ihre Anschläge begehen. Die einzige Möglichkeit, das effektiv zu tun, ist die zielgerichtete aggressive Überwachung von Individuen, von denen man weiß, dass sie mit terroristischen Gruppen in Kontakt stehen. Warum tun die Geheimdienste das nicht in ausreichendem Umfang?
zum Beitrag14.11.2015 , 18:07 Uhr
Ein fürchterliches Attentat. Es ist schwierig, danach die Sprache wiederzufinden und das Geschehen einzuordnen. Ich wünsche den Opfern und ihren Angehörigen, dass sie jede erdenkliche Hilfe finden.
Ein umfangreicher Einsatz von Polizei und Sicherheitsbehörden ist an den Tagen unmittelbar nach einem solchen Anschlag sicher unumgänglich. Ebenso wichtig ist jedoch eine explizite Aufarbeitung, warum es den Geheimdiensten nicht gelang, den Terroristen schon vorher auf die Spur zu kommen. Ein solcher Anschlag kann ja nicht ohne Kommunikation geplant werden, und die französischen Sicherheitsbehörden haben bereits weitreichende gesetzliche Befugnisse. Daran kann es also nicht liegen.
Präventionsarbeit ist essentiell und sollte massiv verstärkt werden. Jedes Kind, das zu einem empathiefähigen Erwachsenen heranwächst, ist ein potentieller Terrorist weniger. Ebenso müssen diejenigen zivilgesellschaftlichen Gruppen, die Rechtsextremen und Islamisten beim Ausstieg helfen, deutlich stärker unterstützt werden.
Vor allem aber müssen wir uns bewusst machen, dass eine Einschränkung der Freiheitsrechte nicht weiterhilft. Man hört zwar immer mal wieder, dass Freiheit ohne das Risiko von Anschlägen nicht möglich ist. Ich wage aber deutlich zu bezweifeln, dass Diktaturen dem Einzelnen mehr Sicherheit bieten. Vor sozialen Unruhen ist kein Diktator sicher, wie repressiv sein Regime auch sein mag. Ich glaube eher, dass Gewaltakte in undemokratischen Staaten viel alltäglicher sind als in Demokratien. Man spricht dort wahrscheinlich weniger davon, weshalb es so scheint, als wäre das Leben dort sicherer. Dass es das ist, lohnt sich aber zu bezweifeln.
zum Beitrag11.11.2015 , 20:20 Uhr
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Nur indem wir unseren Blick wieder auf die Frage nach sozialer Gerechtigkeit richten, können wir dauerhaft den Rechten den Wind aus den Segeln nehmen. Denn auch so manche rechte Mitläufer sorgen sich um ihre finanzielle Zukunft. Wie die echten Hardcore-Nazis darüber denken, weiß ich nicht, mit denen lohnt das Diskutieren ja kaum. Aber zumindest die halb-überzeugten Rassisten kann man mit sozialen Fragen vielleicht ein bisschen von der Flüchtlingsfrage ablenken.
zum Beitrag11.11.2015 , 19:02 Uhr
Warum sollten wir die "christlichen Wurzeln Europas" schützen, indem wir Flüchtlinge abweisen? Darf ich daran erinnern, dass Jesus selbst Flüchtling war gemeinsam mit seinen Eltern? Nachdem Herodes von den Sterndeutern gehört hatte, dass da ein neuer König geboren worden ist, wollte er diesen ja schließlich umbringen lassen.
Und in Ägypten war der Judaismus sicherlich nicht die Staatsreligion. Dennoch hat die Familie da offensichtlich Asyl bekommen. Was haben Sie, Herr Orban, also für ein Problem mit muslimischen Flüchtlingen in christlichen Ländern?
zum Beitrag07.11.2015 , 20:15 Uhr
Genau diese Forderung ging mir in den letzten Tagen auch immer wieder durch den Kopf: Die Mitarbeiter sollten ihren Chef demokratisch wählen können. Selbstverständlich haben sie ein Interesse daran, jemanden zu wählen, der für den Job auch qualifiziert ist; ihr eigener Job hängt ja schließlich daran.
Ich glaube aber, dass wir unser Demokratieverständnis in Bezug auf Unternehmensstrukturen noch mehr erweitern müssen. Dazu gehört für mich nämlich auch eine Erweiterung des Begriffes der Meinungs- und Redefreiheit: Dass Aussagen wie "Mein Chef ist ein großes Arschloch" oder "Ich habe echt keinen Bock mehr" eben zu legitimen Meinungsäußerungen werden und keine von Gerichten anerkannten Kündigungsgründe mehr darstellen.
Wenn ein Mitarbeiter so etwas sagt, wäre es dann die Aufgabe seines Chefs, Wege zu finden, ihn wieder zu motivieren. Und nicht die des Mitarbeiters, seine Wahrnehmung für sich zu behalten. Auf diese Weise würden Unternehmensstrukturen wahrscheinlich allmählich zumindest ein bisschen demokratischer.
zum Beitrag05.11.2015 , 19:27 Uhr
Warum reden Sie eigentlich in Zeiten, wo es wirtschaftlich gut läuft, einer höheren Staatsverschuldung das Wort? Staatsschulden sollten auch für Linke ein Problem darstellen, weil sie nämlich eine stärkere Umverteilung von unten nach oben bewirken. Dies muss man in wirtschaftlichen Krisenzeiten in Kauf nehmen, weil alles andere die Wirtschaft erst so richtig abwürgen würde. In guten Zeiten sind neue Staatsschulden demgegenüber jedoch kontraproduktiv für eine gerechte Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums.
Bedenken wir: Neben Pensionsfonds sind es vor allem (relativ) reiche Leute, die ihr Geld in Staatsanleihen anlegen. Dafür erhalten sie Zinsen, die aus Steuergeldern bezahlt werden müssen. Sie erhalten also Geld vom Staat. Eine andere Strategie wäre, Steuern auf Kapitalerträge von dem derzeit extrem niedrigen Niveau auf das der Steuer auf Arbeitseinkommen anzuheben, oder auch eine Vermögenssteuer zu erheben. (Ja, ich habe Kapitalerträge in steuerpflichtiger Höhe.)
Dies würde es ermöglichen, ein angemessenes Niveau öffentlicher Investitionen aufrechtzuerhalten und die Flüchtlinge zu versorgen, ohne jedoch neue Schulden aufzunehmen. Auf Dauer über die eigenen Verhältnisse zu leben, rächt sich irgendwann; das gilt nicht nur für CO2-Emissionen, sondern auch für's Geld. Wir sehen das ja an der Politik des IWF, von der diejenigen abhängig werden, gegen die sich "die Märkte" irgendwann urplötzlich wenden. Selbst wenn eine solche Entwicklung in den nächsten Jahren unwahrscheinlich ist: Wollen wir die Gefahr eines gesamtwirtschaftlichen GAUs wie der Knute des IWF wirklich auf uns nehmen? Die würde Pegida & Co. dann nämlich erst richtig Vorschub leisten...
zum Beitrag03.11.2015 , 21:48 Uhr
"Allein in Bayern sind über 800 Schlepper inhaftiert. Viele davon sind kleine Fische. Sie haben oft einfach nur ein halbes Dutzend Flüchtlinge im Mini-Van über die Grenze gebracht. Ja, sie schmuggelten sie sicher nicht aus Menschlichkeit, sondern für erhebliche Summe. So mancher gehört vielleicht sogar mafiösen Strukturen an. "
Das ist ja gerade das Schlimme: Dass, wie in Ihrer Zeitung zu lesen war, unter diesen 800 in Bayern inhaftierten Schleppern wahrscheinlich eine hohe Zahl an Menschen ist, die das unentgeltlich aus humanitären Motiven getan hat. Oder eben auch der einfache österreichische Taxifahrer, der von Flüchtlingen gebeten wurde, sie nach München zu fahren, und der nach Rücksprache mit seiner Taxizentrale genau dies getan hat. Ist es ein Verbrechen, wenn ein Taxifahrer Fahrgäste befördert, wenn diese Ausländer sind und eine Staatsgrenze auf der Strecke liegt? Wenn zur gleichen Zeit Sonderzüge für Flüchtlinge fahren, deren Zugführer mit Recht nicht inhaftiert werden?
Siehe http://misik.at/category/texte-aus-der-taz-berlin/
Ich meine die Artikel "Unter Bayern" und "Helfer in den Knast! Die bayrische Skandaljustiz".
zum Beitrag03.11.2015 , 19:55 Uhr
Ich glaube nicht, dass die Grenze unserer Aufnahmefähigkeit bereits erreicht ist. Die vom Libanon ist erreicht, weil dort ein Fünftel bis ein Viertel der Bevölkerung bereits Flüchtlinge sind, und zwar in den letzten vier Jahren neu Angekommene. Wenn man das auf die deutsche Bevölkerung hochrechnet, wären das 20 Millionen Flüchtlinge und mehr. Wir jammern hier auf ziemlich hohem Niveau, finde ich.
Und was den Flüchtlings-Soli anbetrifft: Ich persönlich würde eher die Abgeltungssteuer abschaffen und Kapitalerträge stattdessen für die Einkommenssteuerberechnung zum Arbeitseinkommen hinzuaddieren. Eine Vermögenssteuer wäre auch eine Alternative, weil sie erfordert, dass wir nebenher mal erheben, wer eigentlich wieviel besitzt. Und für die Unterbringung der Flüchtlinge muss man halt leerstehende Gebäude zumindest zeitweise enteignen, mit Entschädigung.
Das halte ich für sinnvoller als eine Begrenzung der Flüchtlingszahlen, auf welche Weise auch immer sie vonstatten gehen soll. Zumal wir die Grenzen zumachen müssten, um die Flüchtlinge draußen zu halten. Die Reisefreiheit ist aber gerade eine große Errungenschaft der europäischen Einigung, für die wir kämpfen sollten, um sie zu erhalten.
zum Beitrag03.11.2015 , 19:38 Uhr
Insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Flüchtlingszahlen sind diese Verhältnisse unerträglich. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, wo nicht mehr so viele Ehrenamtliche die Kraft haben, sich so intensiv wie bisher um die neu Ankommenden zu kümmern. Danach wird es verstärkt nötig sein, dass Professionelle diese Arbeit übernehmen, oder dass man die Ehrenamtlichen wenigstens ein bisschen bezahlt. Dieses Geld muss aber auch irgendwo herkommen.
Warum nicht von dort, wo es im Überfluss vorhanden ist? Die Superreichen haben in den letzten Jahrzehnten wenig genug Steuern gezahlt. Es wird Zeit, dass sie sich stärker an gesamtgesellschaftlichen Aufgaben beteiligen, z.B. durch eine Vermögenssteuer, einen höheren Spitzensteuersatz, Kapitalertragssteuer, eine Sondersteuer auf Luxusgüter oder was auch immer. Die Vermögenssteuer, selbst wenn sie anfangs sehr niedrig läge, hätte auch den Vorteil, dass man überhaupt einmal erheben muss, wer wieviel besitzt.
zum Beitrag02.11.2015 , 19:33 Uhr
Ich frage mich, was die CSU will. Wir sehen ganz klar ihre Hetze, und wie sie sich in der Flüchtlingsfrage offenbar mit Erfolg querstellt. Gleichzeitig nehmen fremdenfeindliche Anschläge zu; gerade dieses Wochenende wieder. Ich bin offenbar nicht die Einzige, die hier einen Zusammenhang erkennt. Will die CSU wirklich soziale Unruhen? Wenn ja, was ist ihr Kalkül dabei? Denn ihre Politik läuft geradezu darauf hinaus.
Gleichzeitig fällt mir auf, dass nicht nur von der SPD in dieser Situation kaum etwas zu hören ist, sondern gerade auch von der Opposition, also den Grünen und der Linkspartei. Was bedeutet das?
zum Beitrag01.11.2015 , 21:15 Uhr
Wie war das? Eigentlich haben SPD, Grüne und Linkspartei doch eine Mehrheit im Bundestag. 2013 wurde während der Koalitionsverhandlungen gemunkelt, dass Gabriel es doch drauf ankommen lassen könnte, 2015 den Koalitionsbruch zu riskieren, sich von SPD, Grünen und Linkspartei zum Kanzler wählen zu lassen und aus dieser Position heraus in den Bundestagswahlkampf zu gehen. Das wäre doch mal eine Alternative zur übergroßen Koalition...
Wenn die Grünen und die Linkspartei es ernst meinen, könnte dann auch Edward Snowden endlich nach Deutschland kommen und vom NSA-Untersuchungsausschuss befragt werden, sodass die schon fast in Vergessenheit geratene Geheimdienstaffäre endlich besser aufgeklärt würde. Also mir persönlich würde diese Alternative gefallen. Bleibt zu hoffen, dass SPD und Linkspartei solch einen Mut aufbringen, was leider nicht wirklich sicher ist.
zum Beitrag01.11.2015 , 00:46 Uhr
Ihre Kritik am Kommerz des Halloweenfestes halte ich für berechtigt. Einen Einwand zu Ihrem Artikel habe ich jedoch: Sie behaupten, Halloween wäre nicht kindgerecht. Wie kommen Sie darauf? Die Kinder, die ich kennengelernt habe, genießen das Gruseln, Verkleiden, Geisterngehen. Können Sie bitte den Begriff "kindgerecht" definieren?
Etwas, was Kindern Spaß macht, soll nicht kindgerecht sein? Das ist doch Bevormundung, und zwar scheinbar im Namen des Kinderschutzes. Warum bilden wir Erwachsenen uns ein, etwas als nicht kindgerecht bezeichnen zu wollen, was die Kinder ganz klar machen wollen? Den Willen von anderen Erwachsenen respektieren wir doch auch, selbst dann, wenn sie in unseren Augen seltsame Dinge tun. Den von Kindern nicht?
Ich glaube, nach der Emanzipation der Frau und der Migranten wird es jetzt langsam Zeit für eine Emanzipation der Kinder... Auf dass wir lernen, die Kinderrechte nicht mehr nur als Schutzrechte anzusehen, sondern auch als Emanzipationsrechte, als die die Menschenrechte ja generell aufgefasst werden.
(Lektüre zum Thema: Manfred Liebel, Kinderrechte - aus Kindersicht. Wie Kinder weltweit zu ihrem Recht kommen, Lit Verlag, Berlin 2009)
zum Beitrag27.10.2015 , 22:37 Uhr
Ebenso ist es notwendig, diejenigen Sorgen und Ängste ernst zu nehmen, die hinter den fremdenfeindlichen Einstellungen stecken und zu ihnen führen. Das sind nämlich mindestens zum Teil auch wirtschaftliche. Heinz Bude hat im September eine exzellente Analyse dazu in der FAZ veröffentlicht: http://www.faz.net/aktuell/politik/denk-ich-an-deutschland-1/wenn-systemkritik-proletariat-und-mittelstand-eint-13797245.html
Der Artikel zeigt mit bestechender Klarheit die Faktoren auf, die das Misstrauen gegenüber der Demokratie bewirken, welches hier Geringverdiener ohne Hoffnung auf sozialen Aufstieg und hoch gebildete, aber karrieretechnisch in ihren eigenen Augen auf der Strecke gebliebene Mittelschichtler im Hass gegen Flüchtlinge vereint. Solange wir diese Positionen nicht ernstnehmen, werden wir nur wenige überzeugen, von der Ausgrenzung Schwächerer Abstand zu nehmen.
Sehr lesenswert.
zum Beitrag24.10.2015 , 15:26 Uhr
Nein, wir haben nicht die Fähigkeit verloren, unsere Grenzen zu schützen. Wir haben die Fähigkeit verloren, die zur Versorgung der Flüchtlinge notwendigen Mittel von denen zu nehmen, die ohnehin viel haben. Mit einem Ende neoliberaler Politik, mit erhöhten Steuern für Reiche, können wir auch sehr viele Flüchtlinge adäquat versorgen. Sie haben ein Recht darauf!
zum Beitrag24.10.2015 , 14:13 Uhr
Im Gegensatz zu Ihnen glaube ich nicht, dass die Frage nach der Grenze unserer Aufnahmefähigkeit derzeit wesentlich ist. Viel entscheidender ist zu überlegen, wie die angemessene Versorgung der Flüchtlinge finanziert werden kann, ohne die ohnehin Schwachen in unserer eigenen Gesellschaft zu überfordern.
Steuererhöhungen, die vor allem Reiche und Superreiche treffen, halte ich dazu für unumgänglich. Vermögenssteuer, Spitzensteuersatz, evtl. Steuern auf Luxusgüter wie Rolex-Uhren... ebenso eine effektive Bekämpfung der Steuerflucht. Wenn wir uns entscheiden, diese finanziellen Ressourcen zu nutzen, die wir durchaus haben (!), dann können wir auch noch einen deutlich höheren Zustrom an Flüchtlingen stemmen. Und zwar ohne wirkliche Not.
Ich glaube nicht, dass die Einwanderung der wesentliche Faktor ist, der in unserem Land den gesellschaftlichen Frieden bedroht. Es ist eher der Neoliberalismus, von dem die Reichen jetzt zwei bis drei Jahrzehnte massiv profitiert haben, und der den Armen mit Hartz IV und Riester-Rentenreform massiv geschadet hat. Diese Entwicklung muss gestoppt und zurückgedreht werden, nicht der Zustrom an Flüchtlingen.
zum Beitrag23.10.2015 , 20:42 Uhr
Eine sehr große Gefahr ist, die Macht der Ideen zu unterschätzen. Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts waren zum Beispiel die Ideen von Nationalismus und Rassismus schwer en vogue. Die Folge waren zwei extrem zerstörerische Weltkriege und der Holocaust. Ideen stehen nicht einfach neben oder jenseits der Realität; sie haben verdammt viel Macht auf die Frage, wie sich die Realität weiterentwickeln wird.
Also keine Schüchternheit vorschützen: Es ist einfach Zeit für Steuererhöhungen für Reiche und Superreiche. Vermögenssteuer, höherer Spitzensteuersatz, evtl. Steuern auf Luxusartikel, etc. Die, die viel haben, sind lange genug geschont worden. Wann wäre es einfacher, solche Forderungen zu rechtfertigen als heute, angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen, die ein Recht auf Asyl haben?
zum Beitrag23.10.2015 , 20:32 Uhr
Es ist notwendig, klar zu unterscheiden, wo Empathie mit Menschen angebracht ist, die eher rechtes Gedankengut von sich geben, und wo und wann nicht. Ich persönlich begegne am Arbeitsplatz auch einigen, denen man in einer Diskussion anmerkt, dass sie einfach nur nachplappern, was sie irgendwo gelesen oder gehört haben. Und wenn ich dann in Ruhe (und mit Akzeptanz der Person, nicht jedoch ihrer Position) dagegen argumentiere, dann kommt da auch schon mal ein "Hast ja recht, sowas hab ich auch gelesen." Vielleicht kommt auch noch ein Aber dahinter, aber das hört sich nicht immer genauso überzeugt an wie die ursprüngliche Aussage.
Wer von uns hat noch nie irgendetwas nachgeplappert und sich später gedacht, dass die Aussage vielleicht doch nicht so ganz durchdacht war? Diese Erfahrung möchte ich gerne manchmal auftauchenden Zweifeln entgegensetzen, ob die Gegenrede wirklich so viel bringt. Die wirklich Radikalisierten wird sie natürlich kaum überzeugen, aber das Spektrum der Menschen und der Meinungen ist bekanntlich breit.
Die entscheidende Frage ist in meinen Augen, was für eine Art von Erzählung wollen wir dem nationalen Gedankengut entgegensetzen? Es gibt ein Recht auf Asyl für Menschen, die vor Krieg und politischer Verfolgung fliehen - aber die Versorgung der gegenwärtigen Zahlen von Flüchtlingen ist ohne Frage eine große Herausforderung. Wir müssen fordern, dass die Reichen adäquat an den Kosten dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe beteiligt werden. Auch wenn diese Forderung unbequem ist.
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