FFF-AktivistInnen auf Parlamentskurs: Fridays for Future sucht Strategie
Einige der KlimaaktivistInnen wollen für den Bundestag kandidieren. Das sorgt für Streit bei FFF – und offenbart, dass ein politisches Konzept fehlt.

B ei Fridays for Future gibt es wieder Streit. Da hatte sich ein Teil der Bewegung gerade erst vergangene Woche darüber geärgert, dass sich Greta Thunberg, Luisa Neubauer und zwei belgische Mistreiterinnen mit Angela Merkel getroffen haben – schon geben einige führende FFF-Gesichter ihre Bundestagskandidatur bekannt. Geht das, wenn die Parteien ihre Parteiprogramme (noch) nicht am Paris-Abkommen ausgerichtet haben?
Die Schulstreikbewegung steht vor einem Strategieloch. In den vergangenen zwei Jahren hat die Bewegung eigentlich Unvorstellbares auf die Beine gestellt. Was als Schulstreik begann, hat zwischenzeitlich Millionen von Menschen auf die Straßen getrieben. Über mangelnde Beliebtheit kann sich Fridays for Future kaum beklagen.
Jetzt aber sind solche Großdemonstrationen durch die Coronapandemie seit Monaten unmöglich, auch wenn die Bewegung Ende September unter Hygieneauflagen einen neuen Versuch starten will. Und außerdem: Fridays for Future reißt zwar viele Menschen mit, die Klimapolitik bislang aber nicht herum. Das sorgt für Frustration in den eigenen Reihen. Dass nun einige Aktivist:innen von der Straße in den Bundestag wechseln wollen, ist eine Antwort auf dieses Strategieloch. Andere fordern, dass sich Fridays for Future auch über das Schulstreiken hinaus in zivilem Ungehorsam üben sollte.
Diese Debatte ist überfällig. Bisher hat sich Fridays for Future vor allem darauf konzentriert, die eigene Basis auszubauen. Dazu passt das Demonstrieren als unkomplizierte Protestform. Dazu passt aber auch der Leitsatz: Hört auf die Wissenschaft. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner im demokratischen Spektrum, lenkt aber von den politischen Kernfragen hinter Klimaschutz und Klimakrise ab. Dass es dazu bei den aktiven Fridays-for-Future-Aktivist:innen – und erst recht bei den vielen Unterstützer:innen – unterschiedliche Meinungen gibt, ist klar. Dass es bei der Aushandlung einer neuen Strategie auch mal kracht, ebenso.
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