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Die Zukunft der SPDKommt da noch was?

Am Sonntag will sich die SPD auf ihrem Parteitag als dritte Kraft im Kampf um das Kanzleramt in Szene setzen – aber etwas fehlt.

Jessica Rosenthal und Saskia Esken gemeinsam bei einer Parteiveranstaltung in Berlin Foto: Janine Schmitz/imago-images

Jessica Rosenthal sitzt an einem ovalen Holztisch im dritten Stock des Willy-Brandt-Hauses in Berlin. Es ist Freitagnachmittag, die 28-Jährige ist gerade aus Bonn angekommen und sieht etwas müde aus. Das Homeschooling ist anstrengend, sagt sie. Vor allem für die Kleinen. Aber auch für sie. Die Juso-Chefin unterrichtet an einer Bonner Gesamtschule. „Als Lehrerin erlebe ich, was es heißt, dass so wenig Geld in Bildung gesteckt wurde“, sagt sie.

Rosenthal steht auf Platz 20 der NRW-Landesliste. Und sie ist Direktkandidatin der SPD in Bonn. Beides kann reichen, um in den Bundestag zu kommen. Es wäre eine steile Karriere. Rosenthal ist seit vier Monaten Juso-Vorsitzende und hofft, dass ihr dies beim Wahlkampf in Bonn helfen wird. Genau wie ihr Background. „Ich bin die einzige Kandidatin in Bonn, die außerhalb des Politikbetriebes arbeitet.“ Allerdings nicht mehr lange, wenn ihre Karrierepläne funktionieren.

Am Sonntag verabschiedet die SPD ihr Wahlprogramm und will endlich in den Fokus der Aufmerksamkeit – nachdem die Medien bislang vor allem auf die Kabale in der Union und die Harmonie bei den Grünen schauten. Fest steht schon jetzt: Ein Viertel der sozialdemokratischen DirektkandidatInnen in den 300 Wahlkreisen sind Jusos. „Das ist historisch“, sagt Jessica Rosenthal. Und nötig. „Es gibt in der Politik zu wenig Jüngere.“

Die Jusos hatten noch nie in der Geschichte der SPD – Durchschnittsalter 60 Jahre – so viel Einfluss. Sie haben kräftig daran mitgewirkt, die Partei programmatisch nach links zu rücken. Rosenthal rattert die Erfolge herunter: „Bürgergeld statt Hartz IV, Abschied von der Schwarzen Null, die Einführung der Vermögenssteuer.“ Und ja, Olaf Scholz nehme „diese Beschlüsse sehr ernst“.

Seit Kevin Kühnert im Sauseschritt vom Juso zum SPD-Vizechef der Partei wurde, gibt es auch bei dem linken Parteinachwuchs eine neue Tonlage. Gebremst. Diplomatisch. Moderat. Sie habe „hohen Respekt davor, als Minister oder Ministerin oder als Vizekanzler Verantwortung zu tragen“, sagt Rosenthal. Die Zeiten, als die Jusos Sturm gegen die verdruckste Performance der SPD in der GroKo liefen, sind lange vorbei. „Ich hätte manches anders gemacht. Aber als Juso-Bundesvorsitzende habe ich natürlich einen anderen Blick darauf.“

Die Akademisierung der SPD

2021 ist nicht nur sehr viel Juso in der SPD, sondern auch sehr viel SPD-Realpolitik in den Jusos. Die Verwandlung von gesinnungsfesten Kapitalismuskritikern zu Pragmatikern scheint nur noch Monate zu brauchen, nicht mehr, wie früher, Jahre. Kritiker bescheinigen den Jusos zudem, dass sie die Akademisierung der SPD forciert haben. Der SPD-Nachwuchs wird nicht mehr in Betrieben rekrutiert, sondern fast nur noch an Unis.

Die SPD tritt 2021 nicht nur so jung wie selten zur Bundestagswahl an. Auch in Sachen Diversität ist einiges in Bewegung gekommen. Grüne, Linkspartei und auch die Union waren in den letzten 15 Jahren offener für postmigrantische Milieus als die starre SPD. Doch jetzt tut sich etwas.

taz am wochenende

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Aziz Bozkurt ist Bundesvorsitzender der AG Migration und Vielfalt und sagt: „Es wird besser.“ Knapp 50 von den 300 DirektkandidatInnen der SPD für die Bundestagswahl haben Migrationshintergrund, so viele wie noch nie. Auch sonst sieht der 39-Jährige Fortschritte. Die SPD sei „jetzt klar für das Antidiskriminierungsgesetz“. Die Abstimmung mit der Parteispitze, vor allem mit Saskia Esken, laufe reibungsloser als früher. In Sachen Diversität, so Bozkurt, nehmen sich „SPD und Grüne nichts“.

Eigentlich müsste es der SPD besser gehen, als es die bescheidenen Umfragen spiegeln. Sie ist, wenn auch spät, für die postmigrantische Gesellschaft aufgestellt. Und nicht mehr so abgeschottet gegen Jüngere, auch wenn sie den Draht zu den Nicht­aka­de­mikerInnen verloren hat.

Sie hat ein solides, moderat linkes Wahlprogramm, das sie am Sonntag auf ihrem dreieinhalb Stunden dauernden Speeddating-Parteitag verabschieden wird: 12 Euro Mindestlohn und ein bisschen Umverteilung, viel Klimaschutz und viel Sozialstaat. Für all das gibt es in der Gesellschaft Mehrheiten. Olaf Scholz passt, seit er den „truly Sozialdemokraten“ in sich entdeckt hat, weit besser zum Programm als 2013 der sperrige Peer Steinbrück. Trotzdem läuft es nicht für die SPD.

Schatten der Vergangenheit

Das liegt an ihrer Vergangenheit, so die Lesart von vielen Parteimitgliedern. Die SPD habe „mit den Hartz-Reformen Vertrauen verspielt“, sagt Aziz Bozkurt. Jessica Rosenthal sagt das Gleiche, etwas vorsichtiger. Dann gab es da noch die ewigen Machtkämpfe bei Gabriel und Schulz. Und den Fall Sarrazin. Die Schatten dieser Vergangenheit seien noch immer „sehr dunkel“, so Bozkurt. Aber, so Rosenthals frohe Botschaft, „das hat wenig mit dem zu tun, was die SPD aktuell tut“.

Die Sünden der Vergangenheit, dann die Läuterung, bald der Wiederaufstieg – in diesem sozialdemokratischen Dreiakter leuchtet am Ende Rettung. Und das Kanzleramt.

Die SPD hat in der Regierung einiges gegen die Union durchgefochten. Das Kurzarbeitergeld in der Pandemie. Das Ende der Billiglohn-Werkverträge in der Fleischindustrie. Den Mindestlohn und das Rückkehrrecht in Vollzeitjobs. Sie hat etwas gegen die krasse Ausbeutung durch Subunternehmer bei Paketdiensten getan. Arbeitergeber zahlen nun 7 Milliarden Euro mehr in das Gesundheitssystem ein. Und dann noch die Grundrente. Warum zählt das so wenig?

Anfrage bei jemandem, der es wissen muss: Wolfgang Schröder, 60, Politikwissenschaftler und einer der klügsten Analytiker in der SPD. Die WählerInnen, sagt er, sehen diese Reformen „nicht als Ergebnis von sozialen Kämpfen, sondern eher als Selbstverständlichkeit. Die Arbeit im Maschinenraum der Politik interessiert wenig.“ Was man an der SPD hatte, wird man vielleicht erst merken, wenn sie nicht mehr regiert.

Bei den letzten Bundestagswahlen, erinnert Schröder, waren „Umwelt, Migration und Debatten über Geschlechterverhältnisse“ ausschlaggebend. Keine Themen, bei denen die SPD das Copyright hat. „Die klassischen Fragen der Arbeitnehmergesellschaft – Gesundheit, Rente, Verteilung – spielten hingegen eine untergeordnete Rolle“, so Schröder. Im Herbst wird es um die Post-Corona-Politik gehen. Und ganz viel um das Klima.

Fleißige Politiker

Was nun? Anruf in Nordrhein-Westfalen, bei einem, der weiß, wie man gewinnt. Felix Heinrichs sitzt Donnerstagabend um halb sieben noch im Büro im Rathaus in Mönchengladbach. „Die Leute mögen ja fleißige Politiker“, sagt er munter. Er ist jung, 31, offen schwul und in der SPD. Jung ist nicht so gut, wenn man Oberbürgermeister in einer konservativen Stadt am Niederrhein werden will. Schwul auch nicht unbedingt, und Sozialdemokrat zu sein eine sehr hohe Hürde.

Mönchengladbach ist schwarz. Bei den letzten drei Bundestagswahlen bekam die CDU an die 50 Prozent. Heinrichs ist erst der zweite Bürgermeister seit 1945 ohne christdemokratisches Parteibuch. In der Stichwahl wählten ihn 75 Prozent.

Ist er die Annalena Baerbock von Mönchengladbach? „Das würde ich nicht sagen. Ich war ja schon Fraktionsvorsitzender“, sagt Heinrichs trocken. Er ist mit 14 Jahren in die SPD eingetreten, wegen Schröders Nein zum Irakkrieg, nicht wegen der Agenda. „Mich hat die SPD beeindruckt, weil sie Geschichte verkörpert und dieses Land geprägt hat“, sagt er.

Heinrichs hat im ersten Wahlgang 12 Prozent mehr bekommen als die SPD. Weil er einen „modernen Wahlkampf mit vielen jungen Leuten gemacht“ habe. Alle wussten, dass er in der SPD ist. Das habe ja sogar auf dem Plakat gestanden.

Die Partei ist überall in einer schwierigen Lage. „Die Zeiten, als der Postbote der SPD-Ortsvereinsvorsitzende war, der allen erklären konnte, warum die Ziele der SPD nicht von heute auf morgen umgesetzt werden können, sind vorbei“, so Wolfgang Schröder. Weil die SPD nicht mehr die schlagkräftige Organisation von früher ist, kommt es viel mehr auf das Gesicht auf dem Plakat an.

Hoffen auf den Parteitag

Wenn man Felix Heinrichs fragt, wie die SPD im Bund aus ihrem tiefen Tal kommt, sagt er, was viele sagen. Jetzt brauche man „Geschlossenheit, Mut, Dynamik, Zukunftshoffnung“. Und es hänge sehr von den Verhältnissen vor Ort ab. Das nutzt für eine Bundestagswahl leider nicht so viel.

Die GenossInnen hoffen jetzt auf den Parteitag. Er soll das Verlierer-Image vertreiben. Das ist vielleicht etwas viel erwartet. Der Parteitag ist kurz und digital. Olaf Scholz wird offiziell zum Kanzlerkandidaten gekürt. Er ist der beste Kandidat, den die SPD hat. Der Vizekanzler steht für Erfahrung, Kontinuität und die Mühen reformerischer Kleinarbeit. Aber nicht für Neues.

Etwas fehlt – eine Verbindung von Regierungsprofessionalität, dem Bewegungscharme und der selbstsicheren Lockerheit, die viele den Grünen zuschreiben. Manche zerbrechen sich schon den Kopf, welchen Sidekick Scholz braucht. Jessica Rosenthal rät, dass Kevin Kühnert „auch im Wahlkampf in die erste Reihe gehört“.

Die Aussichten der SPD, die nächste Regierung zu führen, sind derzeit nicht besonders gut. Aziz Bozkurt sagt: „Es ist nicht aussichtslos. Die Lage ist ja extrem volatil.“

Das ist die Hoffnung. Es ist noch alles offen. Aber die SPD braucht mehr als ein „Weiter so“, wenn sie vom Kanzleramt nicht bloß träumen will. Etwas Unerwartetes. Kommt da noch was?

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29 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    14% und Scholz will Kanzler werden?



    Auf welchem Stern lebt die SPD momentan?



    Sich auf seine 150 jährige Geschichte zu berufen, interessiert doch auch längst niemanden mehr.



    Es hilft auch nicht, sich gegen die CDU/CSU-Gurkentruppe anzutreten, wie auch - Scholz ist Teil dieser Truppe.

    Der Kardinalfehler ist die komplette Fehlbesetzung der wichtigen Posten.



    Scholz und Cum-Ex und sein Gedächtnisschwund - wer kauft ihm das noch ab?



    Einzige Chance ist ein Wechsel über Nacht - M. Schwesig!

    Für mich ist die SPD' aber schon lange erledigt.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      ROFL. Nachts ist für Fledermäuse alles grau. Wer ist für Sie nicht erledigt? Gibt es überhaupt noch Ziele für Sie, die Sie umgesetzt haben wollen?

  • "„Kommt da noch was?“

    Ja. Die CDU wird noch sozialdemokratischer. Grüne und Linkspartei ebenfalls.

    Sozialdemokratie ist Mainstream geworden.

    • @Rudolf Fissner:

      Nachdem die SPD sich bis zur Unkenntlichkeit an die CDU angeglichen hat, sollte es jedenfalls der CDU nicht allzu schwer fallen, „sozialdemokratischer“ zu werden. Als CDU-Kanzlerkandidat wäre doch der Olaf - Ich kann mich nicht erinnern - Scholz ein echter Hoffnungsträger der „Union“. Als SPD-Kanzlerkandidat ist er nur der Totengräber der Sozialdemokratie.

      • @Rainer B.:

        Sie verkehren diverse Debatten und politische Untersuchungen stumpf ins Gegenteil um. Dies handeln von der Sozialdemokratisierung der CDU. Nicht umgekehrt.

        Und die Linkspartei musste schon ihren Namen von Partei des demokratischen Sozialismus ändern um nicht mit der SPD verwechselt zu werden.

        In Thüringen ist übrigens der kleine Candy Crush Bodo von der Gnade von Maaßens Thüringer CDU im Amt ROFL

        • @Rudolf Fissner:

          Wie meinen?

  • Die Realitätsabkoppelung der SPD ist aktuell das Bemerkenswerteste an dieser Partei. Kommunikationsstrategien und Ansprüche aus den 1970er Jahren, eine Führungselite ohne jeglichen bezug zum Milieu ihrer potenziellen Wähler usw. Acht Jahre Neuerfindung in der Opposition, sonst ist sie im Bund endgültig erledigt und wird Regional/Kommunalpartei.

  • „Kommt da noch was?“

    Zu einer spekulative Frage hier eine spekulative Antwort: Die SPD entdeckt nun auch ihr Herz für das Beamtentum.

  • taz: "Olaf Scholz wird offiziell zum Kanzlerkandidaten gekürt. Er ist der beste Kandidat, den die SPD hat. Der Vizekanzler steht für Erfahrung, Kontinuität und die Mühen reformerischer Kleinarbeit. Aber nicht für Neues."

    Wenn Scholz der beste Kandidat ist, den die SPD hat, dann sollte die SPD sich lieber gleich auflösen. Während der Kanzlerschaft Schröders (1998 bis 2005) setzte Scholz sich für dessen Reformpolitik ein und wurde dem Kreis der „Schröderianer“ zugerechnet. Scholz bezeichnete die Agenda-Pläne im März 2003 als „sozialdemokratische Politik“ sowie als „vernünftig, ausgewogen und deshalb auch zulässig“ [Wikipedia]. Olaf Scholz war von November 2007 bis Oktober 2009 Bundesminister für Arbeit und Soziales und hat - wie auch alle nachfolgenden Minister im BMAS - die Arbeitslosenzahlen nur „schön“ geredet, statt endlich mal das wahre Ausmaß der Arbeitslosigkeit in Deutschland zuzugeben. Von März 2011 bis März 2018 war Scholz dann Erster Bürgermeister von Hamburg und hat sich da lieber für Prachtbauten wie die Elbphilharmonie interessiert, statt die benötigten 150.000 Sozialwohnungen zu bauen, die in Hamburg auch im Jahr 2021 immer noch fehlen. Vor der Bundestagswahl 2009 nannte er die programmatischen Unterschiede zwischen SPD und Die Linke „größer als zu allen anderen Parteien“ [Wikipedia].

    Mit jemanden wie Olaf Scholz wird die SPD niemals aus dem 'Tal der Tränen' kommen. Die SPD hat es immer noch nicht kapiert - oder sie hofft weiterhin auf die Dummheit des Wählers, dass der das Märchen von einer "sozialen und gerechten SPD" glaubt. Eine sogenannte "soziale Partei", die immer noch an den Lippen eines Gerhard Schröder hängt (ein Mann der den Spitzensteuersatz für die Reichen gesenkt hat und der eine "Behörde" wie die BA/Jobcenter trotz Art. 1 GG und Art. 20 GG überhaupt erst möglich gemacht hat), die braucht kein sozial denkender Mensch in Deutschland mehr.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Ricky-13:

      Alles korrekt, was sie schreiben.



      Ich verstehe jedoch nicht, wie man diesen Kurs weiterfahren kann. Die sind doch nicht alle völlig realitätsfern.



      Schmeißen ihre besten Pferde im Stall raus und wollen das Rennen gewinnen?



      Nahles, Gabriel, M. Schulz, Steinbrück, (Steinmeier ist ja in Amt und Würden).



      S. Esken opponiert öffentlich gegen Genosse Olaf! Was soll das?

    • @Ricky-13:

      Ich fürchte, hier liegt ein grundlegender Irrtum der Umverteilungs-Filterblase vor:



      Der nach Wahlergebnis erfolgreichste Genosse war tatsächlich Gerhard Schröder. Und das nicht obwohl, sondern weil er Hartz IV eingeführt hat. Denn die ehemalige Kernklientel der SPD waren mal die Arbeiter. Die bekommen keine Sozialleistungen, sie bezahlen dafür.

  • Das System Kapitalismus bleibt unreformierbar. Wenn es ..."Kein richtiges Leben im falschen" geben kann...dann kann es auch keine richtige Politik im falschen System geben. Denn dieses System schafft weltweit immer stärkere Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten und Unsicherheiten... "Die philosophische Tradition Pragmatismus geht hingegen davon aus, dass der Gehalt einer Theorie von deren praktischen Konsequenzen her bestimmt werden soll (Pragmatische Maxime). Daher lehnen Pragmatisten unveränderliche Prinzipien ab"...was doch nichts anderes bedeutet, dass innerhalb eines kranken Systems auch pragmatisches Handeln dem System dienlich ist. Empfehle dazu Yanis Varoufakis... www.freitag.de/aut...iesem-kapitalismus

    • @Struppo:

      Ausgerechnet den ehemaligem Finanzminster eines Staates, der ohne fremde Hilfe längst pleite wäre, hier als Zeugen zu benennen zeugt schon von einer gehörigen Portion Ironie.

  • Was für eine sozialdemokratische Idylle vermittelt doch dieser Artikel. Es ist ja nur gut, dass dort Akademiker die politische Macht übernehmen wollen. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Chatal Pröllmann aus Castrop als alleinerziehende Mutter das Familienministerium übernehmen würde, und ihr Bruder Jason mit seinem tiefergelegten 3er BMW das Innenministerium. Sollte das jemals der Falls ein, so wird man niveaumäßig zur heutigen Bunderegierung allerdings kaum einen Unterschied spüren. Doch Akademiker, welche eben halt nur die angesagten Fächer wie diese Andrea Nahles, einmal anstudiert haben, werden todsicher ihre Klientel bedienen, was aber andere Parteien auch nicht anders halten.

    Die SPD hat abgewirtschaftet seit Helmut Schmidt. Sie fischt nur an den Ränder der CDU/CSU und der FDP herum und wird gelegentlich durch Renegaten der ehemaligen PDS gestützt. Die Linke wird nach der Bundestagswahl vielleicht mit ihren 4,9%, die sie erreichen wird, in der SPD aufgehen. Damit hätte dann diese Partei eine imposante Zukunftsstärke von 18 %. Für eine SPD doch schon ein Traumergebnis. Wohlgemerkt langfristig gesehen. Vielleicht sollte jedes SPD-Mitglied verpflichtet werden den Roman "der Untertan" von Heinrich Mann zu lesen und anschließend einen Aufsatz darüber schreiben müssen. Denn dort wird beschrieben, was passiert, wenn Sozialdemokraten gemeinsame Sache mit dem Klassenfeind machen.

  • Lieber Herr Bräutigam,



    es stimmt, die SPD hat im Kern keine Funktion mehr. Allerdings nicht weil sie zu wenig geändert hat, sondern weil sie ihre Hauptanliegen erfüllt hat. Wo wären Krankenkassen, Renten , Urlaubsgeld etc. ohne ihre Kämpfe. Es ist manchmal hilfreich den Horizont zu erweitern, auch zeitlich.



    Vielen Dank SPD, aber trotzdem Die Agenda war der Sargnagel. Ciao.

  • "Nicht aussichtslos." Süß!

  • Scholz‘ Leistungsbilanz aus Hamburg:



    - zwei verlorene Volksentscheide (Olympia, Netze)



    - G20 - Hafengeburtstag, keine Polizeigewalt



    - teure U5 anstelle günstige Stadtbahn



    - wo ist das versprochene beste Bussystem Europas?



    - seit 2011 keinen km Schienen Öpnv außer 2,1 km in der Hafencity (U4)



    - Elphi okay, aber mit Millionen in der Hand war das auch einfach zu regeln



    - Bauen-effektiv keine 30% Sozialwohnungen, wie immer groß angekündigt. Riesenmietsteigerungen



    - Haushalt wurde durch konjunkturbedingte Mehreinnahmen entlastet, nicht durch



    Scholz‘ Politik



    - Warburg: Erinnerungslücken, Steuergeschenke?

  • Ich persönlich habe immer noch Zweifel daran, wie "geläutert" Scholz tatsächlich ist. Bei der Aufklärung der Cum-Ex-Affäre in Hamburg spielt er jedenfalls keine glorreiche Rolle. Nach Verantwortung-Übernehmen für eigene Fehler klingt das nicht.

    Und sollte Steuerbetrug nicht auch ein wichtiges Thema für eine sozialdemokratische Partei sein? Auf das Handeln kommt es letztlich an, nicht auf die schönen Worte im Wahlprogramm.

  • Ich schlage Karl Lauterbach als Sidekick vor: Neben dem staubtrockenen Hanseaten wirkt der Rheinländer überraschend witzig. Er ist momentan der beliebteste Politiker der SPD mit traumhaften Umfragewerten. Wenn im Herbst klar wird, dass AstraZeneca und BioNTec kaum gegen die Indienmutante B.1.617 wirken, steht er zudem als strahlender Leuchtturm umfassender Problemlösungsweisheiten da.

  • Der Kandidat ist das Problem. Olaf Scholz ist und bleibt Olaf Scholz, auch wenn er jetzt Dinge verkündet, für die er sich vor nicht all zu langer Zeit vermutlich lieber die Zunge abgebissen hätte.

    • @petermann:

      An ihren Taten sollt ihr sie messen. Same procedure as every (Wahl-)year: links blinken, rechts abbiegen

  • Gut, wir haben die neuen Vorsitzenden im Duett, konservativ geläuterte Jusos, personelle Planspiele der Bundestagsfraktion, den ewigen Kanzlerkandidat. SPD rekrutiert an den Unis. Zuletzt melden sich Abiturienten, die einen englischen Text nicht verstehen können, deshalb Angst bekommen obdachlos und Hundefriseur zu werden. Vielleicht rekrutieren sie im Hundefriseurladen. Das Hoffnungspersonal das in der SPD die Runde macht, hat sich zuvor aller Hoffnungen, aller Fähigkeiten und aller guten Leute beraubt. Das große Licht der Partei, Umverteilung zündet nicht mehr, weil jeder merkt wie das zustande kommt. Mein Eindruck, je weniger sich SPD zu Wort meldet, um so mehr politischen Wohlstand erzeugt das Land.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Picard:

      Ehem - deswegen findet jetzt in Berlin eine Umfrage statt -- hinsichtlich von Enteignungen von Wohnungs-gesellschaften - weil Ihrer Meinung nach Umverteilung kein Thema ist?

      Klartext:



      Habe nichts dagegen das sie 5.000 Euro Miete zahlen (versus Abtragungskosten für Eigentum) - weil Umverteilung Ihrer Meinung nach kein Thema ist.

      Und das sich Ihre Kinder es sich knicken können südlich der Rhein Main Linie zu studieren, weil sie eine bezahlbare Studentenbude dort nicht finden werden machen sie ja zukünftig mit sich selber aus.

      Das bedeutet aber auch durch Aufkündigung Ihrer Solidarität das sie in Zukunft beruflich, völlig egal in welchem Bereich sie arbeiten, nicht mehr von denen profitieren werden die sich das nicht leisten können.

      Wenn sie in einer noch stärker geteilten desintegrierten Republik leben wollen weil die Einkommensschere immer weiter



      auseinander geht - es ist Ihre Wahl.



      Aber beschweren sie sich nicht zukünftig in einer extrem polarisierten Welt zu leben mit allen unschönen handfesten Konflikten & Konsequenzen - die sich daraus ergeben.

      Viel Glück dabei - Einzelkämpfer haben es noch nie leicht gehabt .......

  • Also entweder wollen die Sozis an die Macht, oder sie wollen in Ptinzipientrue untergehen. Für letzteres stehen Esken, Borjans, Kühnert usw. Falls sie an die Macht wollen, sollten sie sich mal anschauen wie das in anderen Ländern, z.B. Dänemark, funktioniert hat, und sich danach richten.



    Soviel Pragmatismus bzw Machtwille ist aber bei der SPD anscheinend nicht mehr vorhanden, da sind die Grünen wirklich drei Schritte weiter. Was natürlich, insbesondere wenn man sich (kommende) Politiker wie Boris Palmer anschaut, interessant zu wedden verspricht.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Gerald Müller:

      Nö, die fallen alle sehr weich und warum nicht mal 4 Jahre Opposition?



      Die Rente ist bei den allen sicher, sicherer geht`s gar nicht.

      Mit einer hoffnungsvollen Zukunftspolitik hat das nichts zu tun.



      Hoffnung machen v.a. die Grünen. Nur wird das wahrscheinlich für uns alle sehr teuer.

    • 2G
      29834 (Profil gelöscht)
      @Gerald Müller:

      Also einfach das Parteiprogramm der AfD abschreiben und schon hat die SPD 2 x 14%?



      Dann wär's halt die AfD und nicht mehr die SPD - wozu also?

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @Gerald Müller:

      Wollen Sie wirklich diesen Weg gehen? Wie z.B. die PIS in Polen. Dort wurden/werden die Wähler mit sozialen Wohltaten (EU-Euro) überschüttet, daß ihnen letztendlich eine unabhängige Justiz nebensächlich erschien. In diesem Zusammenhang: es war keine Begeisterung von SW für die PIS, sondern ein Hinweis, auf die echten Probleme der Wähler, die man zu gewinnen erachtet, einzugehen. Und das betriftt hoffentlich auch eine breite Menge Intellektueller, die sich gerne mit den wirklichen Problemen der Gesellschaft beschäftigen wollen, nicht nur Gender- und Indentitäts-Gerausche, sondern trotzdem und mit.

  • Im Kern hat diese SPD einfach keine Funktion mehr. Sie will nicht nur nicht wirklich etwas ändern, sie hat nicht in der Vergangenheit vuel zu wenig ändern wollen und tatsächlich verändert, sie hat obendrein Veränderungen verhindert. Dafür gehört sie abgewählt. Dass sie neben ewig selbstzufrieden wirkenden Olaf Scholz- Funktionären auch eine ganze Menge guter, junger Kandidaten hat, das hat einfach keine Bedeutung. So lange die SPD nicht ihre inneren Konflikte mal wirklich aufgearbeitet hat hilft es auch einfach niemandem, wenn der Wähler sie jetzt noch mal wieder halbwegs rettet. Bei der CDU ist das etwas anders, da sind die innerparteilichen Ko flikte deutlich aufgebrochen und der Wähler kann sinnvoll dazu befragt werden. Die Spaltung wird sich so schnell nicht erledigen, aber immerhin geht es da um etwas. Bei der SPD geht es um nichts vergleichbares, ihre Erneuerung kann nicht nur sehr gut in der Opposition stattfinden, sie sollte sogar unbedingt dort stattfinden. Die SPD sollte dringend daran gehindert werden als Steigbügelhalter für so unglückselige Koalitionen wie Grün- Rot- Rot, Grün- Rot- Gelb oder gar Schwarz- Rot- Gelb dienen zu können.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Dann bleibt ja nur Grün- Schwarz oder umgekehrt übrig. Erkenne bei der CduCsu nun auch nicht gerade den großen Veränderungswillen. Dazu fehlt völlig die soziale Komponente.