Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Vorerst keine AstraZeneca-Impfungen

Die Impfungen mit AstraZeneca werden nun auch in Deutschland vorerst ausgesetzt. In­ten­siv­me­di­zi­ne­r:in­nen fordern einen harten Lockdown.

Ampullen Astrazeneca-Impfstoff und Spritzen auf einem Tisch

Corona-Impfungen mit AstraZeneca-Impfstoff werden in Deutschland vorerst gestoppt Foto: Nicolas Armer/dpa

AstraZeneca wird in Deutschland vorerst nicht verimpft

Die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff AstraZeneca sind in Deutschland vorsorglich ausgesetzt. Die Bundesregierung folge damit einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), teilte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Montag mit. Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa halte das Institut weitere Untersuchungen für notwendig. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, „ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken“. Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD) schrieb auf Twitter, er halte das für einen Fehler. (afp)

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Sputnik-Produktion in Deutschland?

Russland hat nach eigenen Angaben eine Vereinbarung über die Produktion seines Corona-Impfstoffes Sputnik V in Deutschland geschlossen. Auch mit Unternehmen in Frankreich, Spanien und Italien gebe es bereits entsprechende Abkommen, hieß es am Montag in einer Erklärung der russischen Impfstoff-Entwickler. Mit weiteren Unternehmen gebe es Gespräche. „Dadurch wird es möglich sein, ab der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) mit der Versorgung des europäischen Marktes mit Sputnik V zu beginnen.“

Sputnik V ist derzeit in der Europäischen Union (EU) noch nicht zugelassen, die EMA hat aber bereits ein sogenanntes rollierendes Verfahren zur Zulassung des Vakzins gestartet. Dabei werden erste Ergebnisse wissenschaftlicher und klinischer Tests nach und nach analysiert, bevor alle für eine Zulassung nötigen Daten vorliegen. Bei den bisher von der EMA zugelassenen Corona-Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca hatte das Verfahren zwischen mehreren Wochen und drei Monaten gedauert. (afp)

In­ten­siv­me­di­zi­ne­r:in­nen fordern harten Lockdown

Angesichts steigender Coronazahlen fordern Deutschlands Intensivärzte eine sofortige Rückkehr in den Lockdown. „Von den Daten, die wir jetzt haben und sehen und mit dem Durchsetzen der britischen Mutante würden wir sehr stark dafür plädieren, jetzt sofort wieder in einen Lockdown zu gehen, um einfach eine starke dritte Welle zu verhindern“, sagte der wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, am Montag im rbb-Sender Radioeins. DIVI ist die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.

Karagiannidis sagte, er hoffe sehr, dass die Länder die beschlossene Notbremse eines Inzidenzwerts von 100 durchsetzen. Bund und Länder hatten eine Rückkehr in den Lockdown vereinbart, wenn in einer Region die Zahl der Neuinfektionen wieder die Marke von 100 pro 100.000 Einwohnern in 7 Tagen erreicht.

„Ansonsten würden wir jetzt noch einmal 5.000, 6.000 Patienten auf der Intensivstation sehen“, sagte Karagiannidis. „Man sieht sehr deutlich, dass wir sehr schnell jetzt wieder in steigende Intensivzahlen geraten werden, sofern wir dem Virus jetzt die Möglichkeit dazu geben.“ Derzeit sind rund 2800 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung.

„Wir gewinnen auch nicht viel, wenn wir jetzt die nächsten ein, zwei Wochen offen lassen, weil wir ganz schnell auf einem hohen Niveau ankommen und es auf dem hohen Niveau doppelt so schwierig sein wird, von den Zahlen wieder herunter zu kommen“, sagte Karagiannidis. Wichtig sei es, nun die über 50- und über 60-Jährigen schnell zu impfen. Dann würden auch weniger Menschen mit Covid-19 schwer krank.

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Die Belastung für das Personal auf den Intensivstationen sei bis heute ohne Unterbrechung sehr hoch und steige nun wieder weiter. Es gelte, sich in den Sommer zu retten, sagte Karagiannidis, der selbst Arzt an einer Kölner Lungenklinik ist. Positiv sei es, wenn umfangreich auf Corona getestet werde. So könnten wahrscheinlich rund 50 bis 60 Prozent der Infektionsfälle entdeckt werden.

RKI meldet mehr Neuinfektionen als vor einer Woche

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 6.604 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet – und damit 1.593 mehr als vor genau einer Woche. Außerdem lag die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen (Sieben-Tage-Inzidenz) am Montagmorgen bundesweit bei 82,9 und damit deutlich höher als am Vortag (79). Das geht aus Zahlen des RKI vom Montag hervor.

Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 47 weitere Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 5.011 Neuinfektionen und 34 neue Todesfälle verzeichnet.

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Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntagabend bei 1,19 (Vortag ebenfalls 1,19). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 119 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen. (dpa)

Niederlande stoppen AstraZeneca-Impfungen

Auch die Niederlande haben Impfungen mit dem Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca für zwei Wochen ausgesetzt. Dies geschehe auf der Grundlage „neuer Informationen“, teilte Gesundheitsminister Hugo de Jonge am späten Sonntagabend mit. Dabei bezog er sich auf sechs Fälle möglicher Nebenwirkungen in Dänemark und Norwegen an diesem Wochenende.

Nach Angaben des Ministeriums wurden in den Niederlanden bisher keine Fälle von schweren Nebenwirkungen bekannt. „Wir müssen immer auf Nummer sicher gehen“, sagte der Minister. „Daher ist es klug, nun auf die Pausetaste zu drücken.“

Am Sonntag hatte sich die Impfkommission in Irland für ein Aussetzen der Impfungen mit dem Präparat ausgesprochen, bis Berichte aus Norwegen über vier Fälle schwerer Blutgerinnsel nach Verabreichung des Mittels geprüft seien.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA erklärte allerdings, dass es keine auffällige Häufung von Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gebe und dass der Nutzen der Verabreichung des AstraZeneca-Mittels größer sei als die Risiken. AstraZeneca selbst wies nach einer Analyse von Impfdaten erneut Zweifel an der Sicherheit seines Corona-Impfstoffes zurück.

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In Italien war die Verabreichung einer bestimmten Charge des Impfstoffes nach „schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen“ vorsichtshalber gestoppt worden. Zuvor hatten schon andere Länder das Mittel beziehungsweise eine Charge von AstraZeneca vorsorglich vom Markt genommen. (dpa)

AstraZeneca: Impfstoff ist sicher

Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca hat nach einer Analyse von Impfdaten erneut Sorgen über die Sicherheit seines Corona-Impfstoffes zurückgewiesen.

Eine sorgfältige Analyse der Sicherheitsdaten von mehr als 17 Millionen Geimpften in der EU und Großbritannien habe keine Belege für ein höheres Risiko für Lungenembolien, tiefen Venenthrombosen und Thrombozytopenie geliefert, wie der Konzern am Sonntag in London mitteilte. Damit bezieht sich das Unternehmen nun auf noch mehr Datensätze.

Am Freitag hatte AstraZeneca sich bereits ebenso geäußert und dabei auf 10 Millionen Datensätze verwiesen. Der Grund: Dänemark und andere Länder hatten Impfungen mit dem Stoff ausgesetzt. Als Grund wurden Berichte über einen Todesfall und schwere Erkrankungen durch Blutgerinnsel nach der Impfung genannt. Dabei war aber auch betont worden, dass man einen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und den Blutgerinnseln noch nicht feststellen könne. (dpa)

New York gedenkt der Coronatoten

Ein Jahr nach Beginn der Coronakrise hat die US-Metropole New York in einer emotionalen Zeremonie ihrer mehr als 30.000 Pandemie-Toten gedacht. Mittlerweile seien mehr New Yor­ke­r:in­nen an Corona gestorben als durch den Zweiten Weltkrieg, den Vietnam-Krieg, den Wirbelsturm Sandy und die Anschläge vom 11. September 2001 zusammen, sagte Bürgermeister Bill de Blasio bei der virtuellen Gedenkveranstaltung am Sonntag. Er würdigte die Mit­ar­bei­te­r:in­nen der Gesundheitsdienste als „Helden“.

Eingeleitet wurde die Zeremonie durch eine Schweigeminute zu Ehren der Coronatoten. Auf die Brooklyn Bridge wurden Bilder von Pandemie-Opfern projiziert. New York ist mit 30.258 Coronatoten die am schwersten von der Pandemie getroffene Stadt in den USA. (afp)

Pirmasens verweigert Coronabremsung

Pirmasens zieht die Corona-“Notbremse“ nur mit halber Kraft, obwohl die Sieben-Tage-Inzidenz in der rheinland-pfälzischen Stadt seit mehr als drei Tagen bei über 100 liegt. Zwar gelten ab Montag strengere Regeln wie zum Beispiel eine Kontaktbeschränkung im öffentlichen Raum und beim Einkaufen, die Geschäfte bleiben aber weiter geöffnet. Das geht aus einer Allgemeinverfügung der Stadt vom Sonntag hervor. Pirmasens weicht damit von der Corona-Strategie des Landes ab.

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Die rheinland-pfälzische Corona-Bekämpfungsverordnung sieht in dem Fall eigentlich eine „Notbremse“ vor: Zu veranlassen sind demnach etwa eine nächtliche Ausgangsbeschränkung, eine Begrenzung der Mobilität auf höchstens 15 Kilometer und Schließungen von Geschäften.

In Pirmasens darf man ab Montag zwar nur noch eine Person eines anderen Hausstandes treffen, auch wird die maximale Kundenzahl im Einzelhandel verringert. Doch die Geschäfte bleiben grundsätzlich offen, außerdem gibt es keine nächtliche Ausgangsbeschränkung oder 15-Kilometer-Begrenzung. In Pirmasens liegt die Inzidenz seit Donnerstag bei über 100, am Sonntag lag sie bei 154,1 – Höchstwert in Rheinland-Pfalz.

Eine gänzliche Schließung der Geschäfte „wäre aufgrund der besonderen Situation vor Ort unverhältnismäßig und rechtswidrig“, wird der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick (CDU) in einer Mitteilung der Stadt vom Sonntag zitiert. Der starke Anstieg lasse sich insbesondere auf Corona-Ausbrüche in mehreren Kindergärten zurückführen. Die seien für knapp 44 Prozent der 64 Neuinfektionen der vergangenen Woche verantwortlich. (dpa)

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