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10.11.2024 , 23:28 Uhr
1. Es sind (10.11.24, 23Uhr) erst 94,3% aller abgegebenen Stimmen ausgezählt !!
Macht ungefähr 9 Mio Stimmen, die insgesamt noch fehlen.
2. Die Wahlbeteiligung wird voraussichtlich über 2% niedriger sein, also > 5 Mio Stimmen weniger. (64,5% zu 66,7% von 244 Mio)
Wenn man diese 9 Mio auf Harris und Trump 50/50 aufteilt, kommt Harris auf ca. 75 Mio, Trump auf ca. 79 Mio.
Harris wird dann gegenüber Biden 2020 ca 2,5 Mio durch die niedrigere Wahlbeteiligung und ca. 4 Mio durch Verlust an Trump eingebüßt haben.
Oder?
zum Beitrag24.07.2024 , 18:13 Uhr
Vergnügen satt. Ist doch okay.
zum Beitrag02.07.2024 , 13:50 Uhr
Da waren > 70.000 friedlich und entspannt Demonstrierende, Volksfeststimmung, um ein Zeichen gegen Hass und Hetze zu setzen und ein verschwindend geringer Anteil von Gewalttätern und Blockierern. Wovon man als Teilnehmer erst aus den Medien erfahren konnte und sich fragen musste, ob man auf der selben Veranstaltung war.
Die Parole war, auf die Straße zu gehen und friedlich eine Mehrheit abzubilden.
Der Fokus wird von den Medien gesetzt, nicht von den Tatsachen. Sie haben ihn einfach übernommen.
Da Sie offenbar nicht dabei waren, schreiben und theoretisieren Sie über die Inhalte der aufmerksamkeitsökonomischen Berichterstattung, aber nicht über die Veranstaltung.
Wie könnten Sie auch.
zum Beitrag01.07.2024 , 14:59 Uhr
Ihre Aussage zum Verhindern eines Parteitages in einer Demokratie: ein No Brainer.
Offenkundig ignorieren Sie aber die Größenordnungen. Vielleicht, weil Sie Bilder und Berichte konsumiert haben, die einen verzerrten Blick auf die Veranstaltung unterstützen, mglw. sogar erzeugen.
Es waren lediglich eine Handvoll Demonstranten, die mit der Absicht des 'Verhinderns' dort waren. Vielleicht 300 bis 500, k.A.. Bei ca 70.000 (!) Demonstranten kann man nicht verhindern, dass zudem einige Verrückte und Gewalttäter dabei sind.
Die aber nun in den Blickpunkt zu rücken und damit den prinzipiellen Charakter der friedlichen, entspannten Demo umzudeuten, ist eine grobe Verzerrung.
Man sollte bei der Perzeption von Berichterstattung zudem imho immer die mediale Praxis der Aufmerksamkeitsökonomie herausrechnen. Wenn möglich. Die oft suspekten Interessen der Berichterstatter selbstredend.
An 'furchtbare Zeiten deutscher Geschichte' hat mich als Teilnehmer der Demo der Parteitag der AfD erinnert, aber nicht die Demo selbst, bei der ich innerhalb der 5 Stunden, die ich dabei war, absolut keine Gewalt wahrnehmen konnte. Wie Zehntausende andere auch nicht.
zum Beitrag01.07.2024 , 00:31 Uhr
Ich war auf der einige Stunden auf der Demo. Es war, während ich da war, eine weitestgehend gewaltfreie und entspannte, eher fröhliche Demo. Nicht mal ein Protestzug.
Mit dem Fahrrad habe ich den gesamten Bezirk um die Grugahalle und Messe umrundet. Die hohe Anzahl von Polizisten war aufgeboten worden, um jeden Zugang, jeden kleinen Weg zum Parteitag zu kontrollieren. Scheint gut geklappt zu haben.
Die Polizist:innen waren größtenteils tiefenentspannt, nur wenige waren an Auseinandersetzungen beteiligt, sie holten sich Getränke und Snacks in Supermärkten. Habe mit einigen gesprochen. Die allermeisten waren lediglich bobachtend, freundlich und kommunikativ, ein paar mies gelaunt und ruppig.
Einige radikale Gruppen, viele blasse und unausgeschlafene Kids, skandierten ihre bekannten Parolen.
Leider waren ein paar Gewalttäter da, die allerdings völlig untypisch für dass übrige Geschehen waren. Die schwere Verletzung des einen Polizisten ist unentschuldbar.
Von ca. 9000 Polizist:innen sind nach nicht nachprüfbaren Angaben zw. 20 und 30 (wie?) verletzt worden. Die Zahl der verletzten Demonstranten (durch Pfefferspray, Schlagstöcke, Polizeigewalt) ist nicht bekannt.
zum Beitrag27.06.2024 , 23:52 Uhr
Die schlechte Laune mancher Kommentator:innen unterstütze ich gerne:
www.spiegel.de/pol...-ac5b-5dcd93fcec89
zum Beitrag16.06.2024 , 11:19 Uhr
' ... doch sollte man Putin festnageln, auf Verhandlungen. ... ' ' ... der Makel der Verweigerung geht dann an den Richtigen!...'
Sorry, aber als wenn jemanden wie Putin irgendein westlich ausgedachter Makel interessiert. Das scheint mir so naiv, so weltfremd, so friedensromantisch angehaucht, so wunschgetrieben, wie sich wohl viele im Alltag politische Verhandlungen vorstellen: Man geht mit gutem Willen, fairer Absicht, ergebnisorientiert und Vernunft an eine Problemlösung.
Schön wärs!
Träumt weiter, liebe Freunde.
Alles, was Putin bisher gemacht und gesagt, was seine Vasallen von sich gegeben haben, spricht für ein Spiel, dass er mit höchstmöglichem Resultat unter Einsatz all seiner Mittel, ohne Rücksicht auf sonstwelche Schäden, langfristig und nachhaltig spielt. Die Ukraine ist nur ein Teil seines Plans. Verträge sind für ihn beliebig auslegbar.
Er würde Verhandlungen als Teil der Kriegsführung benutzen, niemals etwas abgeben, was er bereits besitzt. Wenn er nicht dazu gezwungen wird.
Theoretisch hätte man auch mit Hitler verhandeln können, ja.
Die Welt da draußen funktioniert nicht nach ethischen Vorstellungen und Wünschen.
zum Beitrag16.01.2024 , 03:01 Uhr
Was hauptsächlich der Artenvielfalt dient.
Auf der Seite des deutschen Bundestages steht:
Sachverständige: Flächenstilllegung ist vertretbar
Dr. Norbert Röder, Experte für EU-Agrarpolitik vom Thünen-Institut Braunschweig, warnte dagegen davor, die Vorhaben, die der Green Deal der Europäischen Kommission vorsieht, zu verlassen. Vor allem ein Aussetzen oder der komplette Verzicht auf die Pflicht zur Stilllegung von vier Prozent der Agrarflächen ab 2023 schade, so Röder, der Artenvielfalt und brächte nicht den ökonomisch gewünschten Erfolg, weil es sich bei den Flächen um Gebiete handelt, die weniger ertragreich seien. Auch Prof. Dr. Sebastian Lakner, Professor für Agrarökonomie an der Universität Rostock, hält eine Flächenstilllegung für vertretbar, weil es sich dabei „um Umweltleistungen handelt“, sagte er. Allerdings mahnte er an, die Landwirte besser „mitzunehmen“ und das Förderrecht auf diesem Gebiet zu verstärken.
zum Beitrag15.01.2024 , 17:06 Uhr
Die Fokussierung des Diskurses zu den Bauernprotesten auf Subventionen können den Blick auf Entwicklungen und Tatsachen verstellen, die das Ganze als Teil einer gesellschaftlichen Verhandlung von Dysfunktionalitäten mindestens in weiten Teilen Europas erkennen lassen:
www.theguardian.co...ers-are-protesting
zum Beitrag12.11.2023 , 01:30 Uhr
'Die Hamas wird nicht mit Bomben vernichtet werden, ...'
Die Hamas von heute kann mit Bomben vernichtet werden.
Die Hamas von morgen kann und muss mit Bomben und guter Politik irgendwann vernichtet/ausgeschaltet werden.
Das Problem ist seitens Israel nicht ohne militärische Mittel u n d besserer Politik zu lösen - es sei denn das Land lässt sich vernichten.
Wollen Sie die Hamas ohne militärische Gegenwehr einfach gewähren lassen?
Antithese: alle die glauben, es sei ein rein politisch zu lösendes Problem - sie lügen.
Die Idee, die Hamas sei eine Idee, und deshalb nicht vernichtbar, halte ich für eine Verkürzung der Realität: die Hamas ist hauptsächlich Proxy anderer Interessen und deshalb auch von deren Intentionen abhängig.
Die Hamas steht imho nicht außerhalb der profanen Zwänge wie ein metaphysisches Wesen. Sie braucht Geld, Waffen und Unterstützer.
Im Übrigen glaube ich nicht an diese fatalistischen Gewissheiten, mit denen man angeblich Ergebnisse voraussagen kann.
zum Beitrag28.03.2023 , 15:57 Uhr
Ich habe nicht abgestimmt, weil für mich und laut 'Amtlicher Mitteilung zum Volksentscheid' und Medienberichterstattung
- nicht belegt oder irgendwie sachlich begründet wurde, warum gerade und genau 2030 das Zieldatum sein sollte (warum nicht 2032, 2029 oder Juli 2035?).
- 'die Erstattung infolge des Gesetzes eintretender Erhöhung der Warmmiete ... bis 2050 ...aus dem Berliner Landeshaushalt' Bedingung war. Davon hätten mutmaßlich die Wohlhabenden am meisten profitiert, zudem fehlt jeglicher Energiesparanreiz.
- das Ganze nicht als Ziel , sondern als Verpflichtung mit verbindlicher Erfüllung formuliert war. Das ist m.E. auch wegen des ersten Punktes nicht nachvollziehbar, unrealistisch und damit nicht wirklich politisch.
Die Initiatoren haben aus meiner Sicht Ihre legitimen und richtigen Vorstellungen von Klimaschutz (die ich teile) nicht mit den politischen Realitäten und der kritischen Auseinandersetzung der allgemeinen Öffentlichkeit mit ihrem Standpunkt abgestimmt. Vielleicht sogar betriebsblind aus ihrer sympathischen Blase.
Wenn man Aktivist ist, ist es angemessen, sich innerhalb seiner Vorstellungen rebellisch zu verhalten, aber wenn man sich in die formale Politikarena begibt und einmischen und Erfolg haben will, muss man formale und technische Voraussetzungen integrieren.
Auch andere Leute (tatsächlich auch welche aus Friedrichshain) haben im Text der 'Abstimmungsfrage' politische Professionalität und Eindeutigkeit vermisst und deshalb nicht oder gegen den Gesetzentwurf gestimmt.
Leider haben die Initiatoren einer guten Sache keinen guten Dienst erwiesen. Es reicht einfach nicht, nur gute Gründe und Argumente zu haben.
zum Beitrag27.03.2023 , 16:36 Uhr
Wichtiger Artikel, um in den Diskurs zu bringen, welche kollektiven Phänomene in jeder national definierten Bevölkerung beim Zustandekommen eines geistigen 'Mainstreams', einer allgemeinen Haltung, mitspielen. Ob es nun Frankreich, Deutschland, Russland oder jedweder andere Staat sei. Relevant und notwendig für jede Population, auch, wenn solche Diskussionen auf dem dünnen Eis des möglichen 'Ethnisierens' stattfinden.
zum Beitrag24.03.2023 , 18:25 Uhr
Was da passiert ist und wie und von wem gelogen wurde von deutscher Seite, erläutert der Politologe Daniel Gros, Director of the Centre for European Policy Studies (CEPS):
www.deutschlandfun...gros-ceps-100.html
zum Beitrag20.03.2023 , 07:41 Uhr
Sie sind also auch dafür, dass wir es Putin nicht unnötig schwer machen sollen?
zum Beitrag18.03.2023 , 23:53 Uhr
In dem Artikel lese ich, dass die Abschiebung bei 'glaubhaftem Angstnachweis' nicht erfolgt.
Für mich sieht das so aus, als wäre es nur im Fall von fristversäumter Nichterfüllung dieses Nachweises zur Abschiebung gekommen.
zum Beitrag17.03.2023 , 17:56 Uhr
Wir hatten für eine im kommunalen schulischen Bereich stattfindende Veranstaltung zur Gesundheitsförderung 2004 bei Herrn Ranga Yogeshwar nachfragen lassen, was seine moderierende Teilnahme kosten würde: 14.000€ plus Spesen für 45 Minuten.
Da war Frau Zervakis einfach nicht auf Zack.
zum Beitrag17.03.2023 , 17:38 Uhr
Ich gehe davon aus, dass den Zuständigen in der Ampelkoalition die Problematik hinsichtlich der Grundmandatsklausel bewusst ist und dass sie mit dieser Form der Wahlrechtsänderung bewusst All In gegangen sind.
Das BVerfG wird eine Prüfung und Korrektur vornehmen, die die Ampel kurzfristig mit ihren außergerichtlichen Gutachtern nicht ausreichend sicher hat vorwegnehmen konnte.
Also, und um Zeit zu sparen, kam es darauf an, erstmal das Gesetz zu verabschieden.
Die CXU hat einen Knochen zum Geifern und zum Knabbern und die Ampel kann gegenüber der Öffentlichkeit sagen, sie hat es jedenfalls versucht.
Karlsruhe wird mal wieder zum Gutachter. Immerhin ist die Sache jetzt auf dem Gleis und es ist so besser, als hätte sich die Ampel mit der CXU auf irgendeinen faulen Kompromiss verständigt. Ein Kompromiss mit der CSU hätte (außer für die CDU) beim Rest der (vernünftigen) Welt nur Empörung und den Verdacht des Einknickens auslösen können.
Dazu kommt: Die CSU ist einfach ein Gräuel für die deutsche politische Kultur. Und je mehr das thematisiert wird, umso besser. Die Linke hingegen ist eh im präfinalen Modus, was nicht schade ist, denn es fehlt eine wirklich gute linke und moderne Kraft in D, was diese Partei eben nicht ist. Es kann nicht sein, dass die Welt und die politischen Ideen sich ändern, so dass alle Parteien sich neu erfinden müssen und nur Linke sich noch ideologisch in der Vergangenheit einbetoniert halten.
Zudem ist ihre Position zu Russland aus meiner Sicht genau so suspekt wie das Verhältnis der CSU beispielsweise zur Automobilindustrie und zu anderen Lobbyisten.
zum Beitrag10.03.2023 , 21:30 Uhr
Um klarzustellen: es gibt ein Embargo der USA gegen Kuba, keine Sanktionen.
Sanktionen verhängen die USA gegen Staaten und Firmen, die aus Sicht der USA unerlaubte Handelsbeziehungen zu Kuba pflegen.
zum Beitrag10.03.2023 , 21:27 Uhr
2/2 Das kubanische Gesundheitssystem ist völlig ausgelaugt, keine Medikamente, keine Geräte, Narkosegase, keine Untersuchungstermine. Die Infrastruktur ist marode, teilweise desaströs.
Die EU versucht auf verschiedene Weise, Kuba zu helfen. In der Sonderwirtschaftszone Mariel können ausländische Firmen mit Kuba handeln und Projekte durchführen. Viele Auslandschulden wurden Kuba erlassen, besonders von Russland und China, aber auch vom Westen z.B. über den ‚Club de Paris‘. Kuba ist praktisch nur mit obskuren oder sogar ‚Schurkenstaaten‘ (Russland, Iran, China, Venezuela ...) eng befreundet und teilweise davon abhängig. Kuba ist ein Überwachungsstaat, der jede Opposition unterdrückt und die Meinungs- und Pressefreiheit ist gleich Null. Die Medien betreiben seit Jahrzehnten intensives Brainwashing durch tendenziöse, selektive und halbwahre Informationen. Wer mag, schaue sich mal ‚Cuba Debate‘ im Internet als Paradebeispiel an. Die meisten Kubaner:innen haben überhaupt kein realistisches Bild vom Weltgeschehen mehr. Wenn nicht 25% der Bevölkerung von den Zuwendungen Verwandter im Ausland, vorwiegend USA) nutznießen würden (Devisen, von deren Devisen der Staat gerne profitiert), wäre die Armut noch viel größer.
Nicht nur junge Leute, sehr viele möchten ausreisen. Dass sich Kuba die legale Ausreise teuer bezahlen lässt, dass man auch woanders eine Perspektive zum Bleiben braucht und dass viele ihre Familienbeziehungen nicht aufgeben möchten sind m.E. Gründe dafür, dass nicht schon der Hälfte der Bevölkerung weg ist.
Es gibt noch zu viele alte Kader im System, bremsende Bürokraten und ein mächtiges Militär gegen die Diaz-Canel seine vorsichtigen Schritte hin zu einem marktwirtschaftlich sinnvollen System durchsetzen muss.
Kubas Misere hauptsächlich als Folge der US-Embargos zu sehen, ist m.E. keine linke Position, sondern Ignoranz.
zum Beitrag10.03.2023 , 17:44 Uhr
1/2 Wegen der widersprüchlichen Narrative über Kuba habe ich bis zur Pandemie, als alle Ausländer ohne familiäre Verbindung Kuba verlassen mussten, im Selbststudium anderthalb Jahre auf Kuba gelebt. Im Alltag, privat, ohne vermittelnde Institution, nicht in Touristenhotels, sondern in verschiedenen Städten einschließlich Havanna. Den Gesamteindruck des Artikels von Shoko Bethke kann ich nur bestätigen. Die Realität habe ich als noch schlimmer empfunden. Das beginnt mit dem Cover-Foto vom Malecon, auf dem man die verfallen(d)en Häuser und den Müll auf der anderen Straßenseite, die Prostitution und das Elend von Centro Havanna nicht sieht. Ich bin weiter in Verbindung mit kubanischen Freunden und weiß, dass es noch schlimmer geworden ist. Der tägliche Kampf um Lebensmittel und alltägliche Artikel hat seit der Währungsreform noch zugenommen. Die Ursachen für Kubas prinzipielle Misere sehen Fachleute in drei Gründen: das US-Embargo, die Misswirtschaft (begann schon mit Che Guevara als Leiter der Nationalbank Kubas und Industrieminister direkt nach der Revolution) und die Korruption, die erst unter Manuel Diaz-Canel begonnen wurde zu bekämpfen. Diese Gründe werden zu je einem Drittel als maßgeblich angesehen. Kuba hatte es nach der Revolution versäumt, die Landwirtschaft zu fördern. Inzwischen müssen ca. zwei Drittel aller Lebensmittel eingeführt werden (Hähnchenfleisch kommt kurioserweise über Mexiko aus den USA). Das meiste Land liegt brach und wird oft kleinbauernmäßig noch mit Ochsen bepflügt. Neben dem Tourismus, der mit der Pandemie praktisch eingebrochen war, sich immer noch nicht erholt hat und Kuba jährlich 5 bis 7 Milliarden Dollar bescherte, war die Verleihung von Ärzten (2 bis 4 Milliarden Dollar jährlich) zu fragwürdigen Bedingungen ins Ausland Kubas größte Einnahmequelle.
zum Beitrag05.03.2023 , 01:58 Uhr
Das Stichwort war 'Gedankentiefe'.
zum Beitrag04.03.2023 , 17:07 Uhr
Gestern in der SZ ein Interview mit Cate Blanchett gelesen, auch 53 Jahre alt, wie Sahra Wagenknecht. Dieselbe Generation, der gleiche Zeitraum, etwas über das Leben und die Welt zu verstehen. Der für mich auffälligste Unterschied zwischen diesen beiden 'erfolgreichen' und in ihrem Lebensbereich aktiven Frauen: die Gedankentiefe.
Warum wirken Politiker:innen gegenüber Künstler:innen oft so doof?
zum Beitrag23.01.2023 , 20:51 Uhr
Da leben wir aber in zwei unterschiedlichen Wahrnehmungswelten.
Ich hab das so gesehen, dass Herr Bonse im Vergleich mit den anderen Diskutant:innen die schwächsten und unsachlichsten Argumente gebracht hat.
Aber davon kann sich jeder in der ARD-Mediathek sein eigenes Bild machen:
www1.wdr.de/dasers...nzerfrage-100.html
zum Beitrag15.01.2023 , 23:32 Uhr
Dann ist das die Realität dieser Demokratie. Fertig.
'Es gibt kein Menschenrecht auf Nicht-Überforderung' (Sloterdijk)
zum Beitrag15.01.2023 , 01:13 Uhr
Ich teile die Argumente der Klimaaktivisten nicht. Weder ihre Berechnungen noch die technologischen Begründungen. Da hat sich eine (notwendige) Blase gebildet, die ihr eigenes Welt- und Gesellschaftsbild hat.
Aber ich finde die Aktionen wie in Lützerath, Klebeaktionen, gewaltfreie Übertretung von Regeln und Gesetzen richtig und notwendig.
Nicht, weil sie mit ihren Ideen recht haben, sondern weil ich ständige Aktionen als die nachdrücklichste und nachhaltigste Möglichkeit sehe, die Aufmerksamkeit hoch zu halten, die gesellschaftliche Klima-Routine zu stören und die Politik zu stellen.
Es geht darum, einige zig Millionen Menschen in Deutschland in die Realität zu holen. Und damit auch die Politik.
zum Beitrag13.01.2023 , 04:22 Uhr
'Die Regierung Merkel hat (mit begeisterter Unterstützung durch die Grünen) 4000 Marder und 1000 Leo1 veschrotten lassen. '
Das finde ich interessant, weil laut Wikipedia nur ca. 2200 Marder hergestellt wurden.
zum Beitrag04.01.2023 , 04:42 Uhr
Bin gerade mal wieder für ein paar Wochen in Kanada (Vancouver). Das mache ich seit ca. 12 Jahren 1-2mal jährlich.
Tempolimit, keine Böller, Alkoholrestriktionen, kein Saufen auf der Straße, Marihuana in kontrollierten Dosen, die Leute queren nur bei Ampeln die Straßen, Polizei wird grundsätzlich respektiert, man ist höflich im Gedränge, freundlich im Kontakt, praktisch kein Vandalismus im ÖPNV, Abfall wird in Behälter geworfen, kaum jemand raucht noch, (kindliche) Bildung und Leistung wird großgeschrieben.
Nach dem, was ich beobachte (und von meinen Verwandten weiß), fühlt sich niemand spaßgebremst. Es jammert auch niemand.
Immer, wenn ich nach Deutschland zurückkomme, fühle ich mich wie in einem Entwicklungsland mit Pseudohochkultur.
zum Beitrag19.11.2022 , 02:19 Uhr
Absolut d'accord.
China kann es sich erlauben, passiv seine gesamte Macht auszuspielen, weil es alle an der kurzen Leine halten kann.
zum Beitrag13.11.2022 , 15:16 Uhr
Niemand ist gezwungen, ein 49€-Ticket zu kaufen. Aber wem es nützt, der/die wird's gerne nehmen. Diese Autofahrer:innen wären dann schon mal von der Straße. Die aktuelle ÖPNV-Ausstattung könnte es mutmaßlich verkraften.
Oder besser warten auf eine Lösung, die alle in Stadt, Land und Wolkenkuckucksheim glücklich und mobil macht, die sozialen Ungerechtigkeiten auf einen Schlag beseitigt und gleichzeitig das Klima rettet?
zum Beitrag09.10.2022 , 11:03 Uhr
Finde ich absolut plausibel und gut, Ihren Beitrag.
zum Beitrag09.10.2022 , 00:18 Uhr
'...sondern Ausdruck gesunden Menschenverstandes ist, wenn man Gebietsverluste in der Ostukraine einem Atomkrieg vorzieht...'
Wenn man eine verniedlichte hypothetische Annahme einer suggestiv dramatisierten anderen vorzieht, ist das für mich kein Beweis für 'gesunden Menschenverstand' sondern der Versuch, einen Bären aufzubinden.
zum Beitrag05.10.2022 , 16:00 Uhr
'Ihr blödes überhebliches "Baby" können sie sich auch schenken.'
Das war nicht überheblich, sondern als Besänftigungssignal gegenüber Ihrem etwas unhöflichen 'Wohlstandschauvinismus gedacht.
Meine gesellschaftspolitischen Aktivitäten und andere Soft Skills habe ich erst gar nicht herausgestellt, weil es darum nicht ging. Es ging mir um den Respekt vor unterschiedlichen Lebensentwürfen bei gleichzeitiger Selbstverantwortung für deren Folgen. Zum erwachsenen Menschsein gehört für mich schließlich das basale Motiv, morgens aufzustehen und sich selbst darum zu kümmern, wo man sein Futter herbekommt und wie es dann weitergeht. Mein Eindruck ist, dass lange nicht alle Eltern diese Einstellung tradieren. Ich habe lange genug auf Kuba gelebt, um bestätigt gefunden zu haben, wie sehr ein paternalistisches System lähmen kann. Wer sich in der realen Welt auf ein Sozialsystem verlässt, begibt sich damit in einen Wettbewerb mit denjenigen, die das ebenfalls tun und in Abhängigkeit von denen, die es finanzieren. Wie lange das unter gegebenen Umständen gut geht, kann man ausrechnen. Mir eine Mentalität wie‚ ‚wer nicht arbeitet soll nichts essen‘, zu unterstellen, ist bestenfalls rhetorischer Unfug. Seit meiner Adoleszenz hatte ich nie die Idee, dass andere für meine Ziele, meine Lebensentscheidungen oder meine Versorgung zuständig oder gar verantwortlich seien. Wem diese persönliche Unabhängigkeit nicht wichtig ist oder war, kann, besonders was Sozialpolitik und Gesundheitsversorgung angeht, (zumindest gegenwärtig noch) froh sein, wenn er/sie in Deutschland lebt. Wobei mir die Mängel und Fehlentwicklungen in diesen Bereichen nicht nur bewusst sind, sondern auch Anlass, dagegen zu arbeiten. Über Gewerkschaften weiß ich nur soviel, dass sie sich so verstehen, die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten. Und die können sich ändern, auch wenn es Ideologien gibt, die das ignorieren. Stay tuned.
zum Beitrag04.10.2022 , 21:11 Uhr
Baby, ich habe mit 14 angefangen und über 53 (!) Jahre, bis 68, gearbeitet. Allerdings gerne, weil ich irgendwann Glück mit meinen Jobs hatte. Den Dreck der Zechenjahre im Ruhrpott geschluckt und eingeatmet. Als Kind Steine geklopft und in Trümmern gespielt. Als Lehrling im Urlaub für den Führerschein gearbeitet. Gegen Axel Springer vor den Wasserwerfern gestanden. Mit 21 zum ersten Mal in Urlaub gefahren. Mit 41 Technikerausbildung auf eigene Kosten. Hab keinen 'Wohlstand', sondern das, was ich brauche. Alles in die Kinder gesteckt. Auslandsstudium und so.
War 50 Jahre Gewerkschafter. Betriebsrat in einer kleinen Firma gegründet und bin deshalb rausgeflogen. Auch das ist nur eine Anekdote und dass das big picture verdammt anders aussieht, ist mir nicht neu. Ich sehe auch die Probleme der 'gläsernen Decke' und dass es so aussieht, wie 'they kicked away the ladder they themselves had climbed up' . Das war aber keine 'Boomer-Generation' das ist Politik und Geschichte und keiner der Akteuere wusste es besser. Ich hab mir erlaubt, darauf hinzuweisen, dass die Welt so ist, wie sie ist. Wozu auch gehört, dass die
zum Beitrag04.10.2022 , 11:01 Uhr
Jede/r sollte so viel oder so wenig arbeiten dürfen, wie er/sie mag. Aber dann auch klaglos mit den Folgen leben. Besonders im Alter. Vorher wäre noch zu klären, wer dann noch übrig ist, um die Wirtschaftsleistungen zu erbringen, mit der die Infrastruktur, Gesundheitssystem, Nahrungsmittelproduktion, Schulen, Universitäten, Versorgungsleistungen, Pflege, Wissenschaft, Kultur (Yogastudios),Verwaltungen, etc., kurzum die ganze Firma Deutschland, finanziert werden sollen (wenn die Vermögens- und Erbschaftssteuer aufgebraucht sind). Diejenigen, die jetzt viel weniger arbeiten, verbrauchen damit einen Wohlstandslevel, der ihnen diesen Komfort überhaupt erst ermöglicht.
zum Beitrag28.09.2022 , 17:03 Uhr
Die Begründung ist politische Rhetorik: nicht ganz richtig, aber auch nicht falsch. Dass Habeck es vor der Wahl in Niedersachsen rauslässt, ist erst mal ehrlicher als das, was die anderen (Parteien) an Wahlkampfzauber gerade vorführen. Und dass er es aus Ideologie ablehnen würde, kann jetzt auch niemand mehr sagen. Ob es dem Klima und der Energieversorgung nützt oder schadet, bei der Entsorgungsfrage und der nuklearen Gefahr die Probleme vergrößert, ist (noch) nicht bewiesen.
Dass es kein ökologischer Weltuntergang ist, wenn die Dinger noch ein paar Monate zusätzlich laufen, halte ich für höchstwahrscheinlich.
Die Grünen sind stark geworden und glaubwürdig geblieben, indem sie von Ideologie auf Ideen und Pragmatik umgeschaltet haben. Wenn sie diese Reifung verweigert hätten, wären ein paar Anhänger:innen jetzt glücklicher, aber es gäbe noch weniger grüne Politik.
Oder wollen die idealistischen Grünen-Fans das: den Traum von einer 100%igen Grünen-Welt der Realisierung erreichbarer Ziele vorziehen?
zum Beitrag24.09.2022 , 21:00 Uhr
Das Genscher-Zitat (nach einem Gespräch mit Baker) lautete:
"Wir waren uns einig, dass nicht die Absicht besteht, das NATO-Verteidigungsgebiet auszudehnen nach Osten. Das gilt übrigens nicht nur in Bezug auf die DDR, die wir nicht einverleiben wollen, sondern das gilt ganz generell'
Gábor Paál, SWR, 11.03.22: 'Das hat Genscher tatsächlich so gesagt. Zur Wahrheit gehört aber auch: Genscher gibt tatsächlich nur seine persönliche Haltung wieder. Die Äußerung war kein Zugeständnis in einer Verhandlung, sondern allenfalls ein weiches Signal im Vorfeld der eigentlichen Verhandlungen. Die hatten ja noch gar nicht begonnen. Deshalb auch diese eher unverbindliche Formulierung: Dass „nicht die Absicht besteht, die Nato auszudehnen“ war zu dem Zeitpunkt eine zutreffende Feststellung, denn an eine Osterweiterung war damals noch gar nicht zu denken. In der DDR waren ja noch sowjetische Truppen stationiert, die DDR gehörte, ebenso wie die osteuropäischen Staaten, noch immer dem Warschauer Pakt an..... ...Genscher war zudem als bundesdeutscher Außenminister gar nicht in der Position, für die NATO zu sprechen. In jedem Fall waren diese Äußerungen nur ein kurzfristiger Gesprächsstand vor Beginn der Verhandlungen, der aber am Ende nicht in die eigentlichen Gespräche oder gar den Vertrag einfloss....'
Quelle: www.swr.de/wissen/...erweitern-100.html
zum Beitrag23.09.2022 , 14:02 Uhr
Der gute Artikel von S. Reinecke verschweigt sogar die umfangreiche nichtmilitärische deutsche Hilfe für die Ukraine, aber er verschweigt auch, dass die militärische Hilfe, gemessen am BIP, unter ferner liefen rangiert (Platz 17 oder so). Es gibt gute Gründe und gute Argumente für und gegen durchaus realisierbare Schützenpanzer- und Kampfpanzerlieferungen. Und noch mehr Spekulationen und festgefahrene Meinungen. Dazu Wahlkampf, SPD-Traditionen usw. Die besten und unwiderlegbaren Gründe für die Lieferung dieser Geräte hat natürlich die Ukraine. Eine Illusion, zu glauben, hier würde irgendetwas 100% objektiv richtig entschieden werden können. Nach meiner Meinung muss das aktuelle Momentum genutzt werden, die Ukraine bestmöglich bei der Rückeroberung im Osten und Süden des Landes militärisch mit den Waffen zu unterstützen, die dafür gebraucht werden. Parallel dazu sollte, ebenfalls um das Momentum zu nutzen, die russische Zivilgesellschaft mit allen möglichen medialen Maßnahmen und Kampagnen (ein fruchtbares Feld für Schreiber:innen offener Briefe) über die Realitäten und die Intentionen der Ukraine und des Westens informiert werden, um die Deutungshoheit des russischen Propagandaapparates zu schwächen. Die Teilmobilmachung und der Auftritt Lawrows im UN-Sicherheitsrat haben das günstige Momentum für effiziente Maßnahmen gestärkt.
zum Beitrag22.09.2022 , 15:49 Uhr
Verstehe ich Ihren Text richtig, dass Sie eine verabsolutierte Gewissensfreiheit bei der Performance von Abgeordneten fordern? Ohne jedweden gegenseitigen Anspruch zwischen Partei/Fraktion/Abgeordnetem? So dass es jeder/m freigestellt bleibt, auch jeden beliebigen rhetorischen Vandalismus im Rahmen seines persönlichen Gewissens auszutoben?
zum Beitrag18.09.2022 , 13:43 Uhr
Zu Ihrer ersten Frage: Ja, das könnte sein, aber diese Bezeichnungen sollten schon schlüssig begründet werden.
Zu Ihrem letzten Absatz: angemessen, abwägend, Schaden abwenden, das sind im akuten Geschehen keine präzisen und objektiv verifizierbaren Kategorien. Sogar hinterher weiß i.d.R. bei komplexen politischen Sachverhalten niemand genau, was passiert wäre, wenn man vorher anders gehandelt hätte. Man kann nur hoffen, dass die Vermutungen, die man anstellt, qualifiziert genug für das Handeln sind. Scholz gehört für mich klar zum 'Team Vorsicht', aber genauso klar zum 'Team Wankelmut'. Wahrscheinlich fielen mir noch einige andere Teams ein, wenn ich darüber nachdenken würde. Das, was ich ihm auf keinen Fall zuschreiben würde, wäre die Zugehörigkeit zum 'Team Ideologie'. Und das ist doch schon was, wenn ich mich so umschaue.
zum Beitrag18.09.2022 , 01:23 Uhr
natürlich sollte es heißen
'keine Bedeutung haben'
zum Beitrag17.09.2022 , 18:33 Uhr
Die Personalquerelen bei der Linken verdecken eine viel wichtigere Tatsache: dass trotz unübersehbarer und teilweiser wachsender gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten die Partei, vielleicht sogar deren Idee, im politischen Bewusstsein der Menschen keinen Anschlusspunkt finden und daher Bedeutung haben.
zum Beitrag17.09.2022 , 13:02 Uhr
Mein Eindruck ist, dass die Logik des bestmöglichen Ergebnisses, nämlich die Ukraine so schnell es geht in die Position zu bringen, dass Russland auf Augenhöhe verhandeln muss, geradezu danach schreit, das jetzige Momentum auszunutzen und die Ukraine militärisch möglichst rasch besser zu unterstützen. Jedoch wird diese Logik imho vom Selbstverständnis einiger wichtiger SPD-Politiker nicht anerkannt und die Gründe dafür sind zwar hinsichtlich der traditionellen Friedensidee dieser Partei ehrenwert, aber auch ideologisch und deshalb nicht durchlässig für die konkreten Umstände. Um dieses Phänomen wird teilweise bemitleidenswert herumargumentiert (kürzlich wieder von Stegner bei Lanz) und die eigenartigen Begründungen sind oft schon an der Art des Vortrages als unsicher und vorgeschoben erkennbar. Es ist eine Halsstarrigkeit darin, die sich selbst schon nicht mehr traut. Ein Wankelmut, der das Ergebnis des Widerspruchs zwischen der heutigen Welt und der Fesselung an einen tief verwurzelten und tatsächlich ethischen Markenkern dieser respektablen Partei ist. Die es noch nicht geschafft hat, die Welt vom Standpunkt der Gegenwart zu sehen. Dieser Wankelmut ist m.E. einer der wichtigsten Gründe für ihre schlechten Wahlergebnisse. Die verfehlte Russlandpolitik hat diese partielle Gegenwartsblindheit besonders deutlich gemacht.
Für mich sieht es so aus, als wenn nicht die Frage der Panzerlieferungen das zu lösende Problem ist, sondern, ob die SPD ihre Tradition angemessen in die Gegenwart integrieren kann.
zum Beitrag13.09.2022 , 14:19 Uhr
Sie fordern von anderen eine objektive Auseinandersetzung ein, die Sie bereits in Ihrem ersten Absatz konterkarieren. Indem Sie den ‚Bezugsrahmen‘ (auf den Sie am Schluss mit Deutungsanspruch abheben) zu den voraussetzungsvollen Einordnungen von ‚Eskalation‘, ‚Bündnispolitik‘ und ‚Sicherheitsinteressen‘ willkürlich selbst setzen. Unfehlbar wie ein gottgesandter Definitionspapst. Unüberraschenderweise in Übereinstimmung mit Putinscher Rhetorik. Sie ordnen die deutschen ‚Sanktionen etc‘ als ‚Wirtschaftskrieg‘, wobei die Wucht dieses übertreibend benutzten Begriffs nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es sich um absolut legitime Maßnahmen (auch anderer Länder) innerhalb des Völkerrechts, von anderen plausiblen Begründungen ganz zu schweigen, handelt. Und geben zum Schluss anderen ‚zu bedenken‘. Ich wüsste nicht, wie Sie besser hätten darlegen können, dass eine unverrückbare ideologische Haltung neben dem großen Vorteil einer konsistenten Welterklärung eine reale Wirklichkeit eigentlich gar nicht mehr benötigt.
zum Beitrag12.09.2022 , 15:17 Uhr
Ja, das ist das wunderbare Zuckerguss-Klischee der kubanischen Musik. Sympathische Opas mit rudimentärem Gebiss machen völlig entspannt aus dem Chan Chan ein Ballade vom nie ankommen, von der Gnade in der Verzweiflung.
Millionen Touristen wurden mit Bussen zu den Casas de la Musica gekarrt, in Varadero, Santiago de Cuba, den Cayos, in Havanna das Cafe Paris an der Plaza de las Armas ... und der Sozialismus hatte endlich mal was gefunden, was wirklich gut tat. Die baufälligen Häuser wurden von dem Geldstrom nicht repariert; die alten Autos, der Dreck, die Armut waren eine romantische Kulisse für zuckersüße Gefühle. Und blieben. Die Musiker in Sancti Spiritus, Matanzas, Holguin, Trinidad .. überall für ein paar Pesos Nacionales angeheuert (viele haben studiert, spielen manchem europäischen Profi den Arsch ab), kamen mit schrottigen Fahrrädern mehrmals am Tag zu den Gigs. Geblieben ist heute wenig davon, die Touristen kommen nicht mehr. Tiene que hacer la cola. Dabei war der Son von Buena Vista Social Club nur die Spitze vom Eisberg. In den Jahren vor der Pandemie konnte man in jeder Stadt jede Musik erleben, Trova vorneweg, den Son Nuevo, Bolero, in Matanzas den kunstvollsten und vulgärsten Rumba außerhalb Afrikas. Die jungen Leute wollen jetzt Rock und Reggatón. Klassische Musik und Jazz immer noch auf höchstem Niveau mit niedrigsten Gagen.
Wim Wenders hat eine kunstvolle Aneignung auf den Weg gebracht. Aber die Insel liegt in der Asche. Y así no puedo llegar.
zum Beitrag08.09.2022 , 20:55 Uhr
Wild um sich schlagend, in die Enge getrieben von sich selbst, vom Ende Ihrer missratenen Russland-Liaison. Unfähig zur Selbstkritik. Eine Art linker Sarrazin mit Medea-Allüren. Die heilige Johanna der rhetorischen Schlachthöfe. Was für's Theater eben.
zum Beitrag06.09.2022 , 11:51 Uhr
Ich halte Ihre Nominierung und die gesamte Inszenierung dieser 'Wahl' für eine parteipolitische Staffage der Tories. Ich meine, Truss wird jetzt als Kanonenfutter für die schlimmste Phase der Krise verheizt, bis dann Johnson nächstes Jahr, wenn der Tiefpunkt erreicht ist und es nicht mehr schlimmer werden kann, als jack-in-the-box und Retter das Land ‚aus dem Abgrund führt‘. Bis dahin wird BoJo seine Strafzettel bezahlt und Truss sämtliches politisches Porzellan zerdeppert haben und der Ruf nach einem starken Mann wird der klassische Reflex einer unpolitischen Öffentlichkeit sein. M.E. eine klare Strategie der Tories. Die politischen Fehler von Truss werden von der wirklichen Krise ablenken, womit sie gleichzeitig zum Red Herring des politischen Diskurses und den Blick in eine falsche Richtung lenken werden. Später bekommt Truss irgendeinen lukrativen Schmerzensgeld-Job, dafür, dass sie sich parteipolitisch dafür hat benutzen lassen. In der Materialtechnologie nennt man sowas Opferanode.
Da fällt mir glatt F.D. Roosevelt ein: 'In politics, nothing happens by accident. If it happens you can bet it was planned that way.
zum Beitrag30.08.2022 , 23:39 Uhr
A propos Kopenhagen:
'...Nach dem Copenhagenize Index ist Utrecht die drittfahrradfreundlichste Stadt weltweit, hinter Kopenhagen und Amsterdam[16]....' Quelle: Wikipedia
zum Beitrag28.08.2022 , 19:44 Uhr
'...Von Albert Einstein soll der Satz stammen: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“ ...'
Jedenfalls stammt von Nietzsche der Satz: 'Wenig Wert hat alles, was seinen Preis hat'
Und nun?
zum Beitrag28.08.2022 , 10:47 Uhr
Die Rede von Scholz zur 'Zeitenwende' kann man nachlesen. Scholz betitelt lediglich den Kriegsbeginn durch Russland am 24.02.22 als Zeitenwende. Indes nicht die aufgezählten bzw. realisierten Maßnahmen dazu. Die Überschrift des Artikels von A. Lehmann und S. Reinecke 'Was wurde aus der Zeitenwende? Vor sechs Monaten verkündete Olaf Scholz die „Zeitenwende“ und 100 Milliarden für die Bundeswehr. Was wurde daraus? suggeriert m.E. etwas ganz anderes. Es wird immer wieder insinuiert, Scholz wäre sozusagen eine Zeitenwende schuldig. Von solch einer Art Versprechen oder auch nur Ankündigung ist in seiner Rede (die im Artikel nicht mal verlinkt ist) nichts zu lesen. Hier der Link: www.bundesregierun...bruar-2022-2008356
zum Beitrag25.08.2022 , 17:31 Uhr
' ...wie die gebührenfinanzierte Mitnahmementalität funktioniert....
Nein, so wird insinuiert, dass Mitnahmementalität eine Signifikanz für gebührenfinanzierte Medien habe. Was ich für Stammtischrhetorik halte.
zum Beitrag25.08.2022 , 13:11 Uhr
Es müssen nicht immer Windräder sein.
FYI:
' ...Erneuerbare Energien decken über 60% des kanadischen Elektrizitätsbedarfs.133 Kanada hat damit bereits heute die emissionsärmste Stromerzeugung der G7-Staaten und weltweit die viertgrößte installierte Kapazität erneuerbarer Energien, was vor allem im großen Anteil der Wasserkraft and der Stromerzeugung begründet liegt (vgl. Kapitel 3.3.1).134 ...'
Quelle: www.german-energy-...ublicationFile&v=3
zum Beitrag23.08.2022 , 15:01 Uhr
Die Aktion bekommt zusätzlich einen (sado-)masochistischen Touch, wenn man die Alkoholintoleranz vieler Japaner berücksichtigt:
'...Nach einem Bier, einem Whisky oder einem Sake folgt sogleich ein rotes Gesicht. Es ist ein Bild, dass man im feierabendlichen Japan öfters sieht. Der Grund dafür ist eine Genmutation. So braucht es für die Verarbeitung des Alkohols und dessen Abbauprodukte, die Acetaldehyden, die beiden Enzyme ADH1B und ALDH2. Bei rund einem Drittel der Japaner sind diese jedoch, insbesondere ALDH2, inaktiv oder schlicht zu wenig vorhanden...'
Quelle: asienspiegel.ch/20...waeche-der-japaner
zum Beitrag20.08.2022 , 22:55 Uhr
'...Eine darwinistisch eingefärbte Geisteshaltung, wonach bekanntlich die am besten angepassten Individuen überleben...'
Survival of the fittest, diese Darwin-Theorie, gerne missbraucht, hab ich bisher anders verstanden. Es geht nicht ums Überleben, sondern um die besseren Reproduktionschancen, d.h., die besser angepassten Individuen vererben ihre Anpassungs-Veranlagung mit mehr und besser angepassten Nachkommen in die nächste Generation. Es geht also um das 'Überleben' der Anpassungsleistung, nicht der Individuen.
zum Beitrag18.08.2022 , 15:06 Uhr
Sorry, war eine Verwechselung.
zum Beitrag18.08.2022 , 10:39 Uhr
Die 'regelrechte Hinrichtung von Shireen Abu Akleh', des Terroristenführers, war auch eine. Für mich genauso ethisch gedeckt und durch faktische Evidenz belegt wie der zur Vermeidung von höchstwahrscheinlichen Opfern erfolgende Rettungsschuss gegen einen Geiselnehmer. Nicht mehr und nicht weniger.
zum Beitrag17.08.2022 , 21:45 Uhr
Die mediale, politische und ggf öffentliche Empörung über diesen Fauxpas (von Scholz und Hebestreit) steht in einem bizarren Missverhältnis zu der Empörung über den konkreten und wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Die Schaulustigen eines Hausbrandes regen sich über die zu geringe Lautstärke der Feuerwehrsirenen auf.
zum Beitrag10.08.2022 , 22:09 Uhr
Endlich. Da warte ihn schon seit Jahrzehnten drauf. Bei öffentlichem Trinkwasser und öffentlichen Toiletten fängt die Zivilisation überhaupt erst an.
zum Beitrag08.08.2022 , 11:47 Uhr
Hervorragender Artikel und prima Gegengift gegen einige verstaubte und nichtsnutzige Ideologien. 'Sozialdemokratismus' ist genau der Begriff, der mir zur kompakten Kennzeichnung des lähmenden traditionellen Kerns der SPD-Politik gefehlt hat.
zum Beitrag06.08.2022 , 22:50 Uhr
Eine etwas bizarre Oder-Frage, dazu noch argumentum ad hominem. Wenn ich Mittwoch nicht bei den Stones auf der Waldbühne gewesen wäre, würde ich näher darauf eingehen. Sorry, bin jetzt einfach noch nicht wieder in der Verfassung für son Scheiß
zum Beitrag06.08.2022 , 12:04 Uhr
'...Dieser Vertrag spielt in der gleichen Liga wie andere Verträge, in denen Kolonialmächte Land von anderen Staaten abgepresst haben....' Da stimme ich nur bedingt zu, weil Ihre Formulierung keine genaue Aussage macht. Trotzdem, auch wenn es Ähnlichkeiten zu geben scheint, muss man m.E. jeden solcher Verträge, die i.d.R. in einem komplexen Geschehen zustande kommen, einzeln und spezifisch betrachten, wenn man es nicht beim Pauschalieren belassen will.
Die Geschichte dieses Vertrages über die Pachtung von Guantanamo Bay ist wechselhaft und von verschiedenen Einflüssen geprägt. Dabei spielten die USA und Spanien als zeitweise Kolonialmächte eine große Rolle, aber auch kubanische Politiker, die indes nicht alle in Diensten der Kolonialmächte standen. Kubanische Plantagenbesitzer, Industrielle, Wirtschaftsvertreter, verschiedene Oppositionelle gegenüber der jeweiligen Regierung, die später selbst Regierungsmitglieder wurden und ein ordentliches Stück Korruption waren mit beteiligt am Umgang mit dem Pachtvertrag für Guantanamo Bay wie auch am übrigen politischen Geschehen auf Kuba. Das Stereotyp ‚Böse Kolonialmacht zwingt besetztes Land, einen Vertrag gegen eigene Interessen zu unterschreiben‘ blendet wie viele Stereotype wichtige, auch historische, Einflussgrößen, Ereignisse und wechselnde Sachverhalte aus. (wie es auch oft bei einer oberflächlichen Betrachtung des Minsk II-Abkommens geschieht). Das immer wieder erkennbare kritische Phänomen bei der Bewertung konkreter Gegebenheiten und Fakten scheint mir die vorgefasste Meinung und starre politische Haltung zu sein, die sich ihr Bild von der Wirklichkeit dazu passend konstruiert.
zum Beitrag05.08.2022 , 00:09 Uhr
Sie scheinen eine exklusive Vorstellung davon zu haben, was 'nicht dulden' bedeutet.
zum Beitrag04.08.2022 , 21:16 Uhr
Na Sie haben ja Dinger drauf.
'...Analyse und Begriff des eigenen Seins ... ' Diese oder ne ähnliche Phase hatte ich so zwischen 30 und 40. Aber praktisch und theoretisch.
Aber egal, es scheint halt keine gemeinsame Debating-Grundlage für uns zu geben. Macht ja auch nix.
Übrigens habe ich bis 2020 lange Zeit auf Kuba gelebt. Ich betreibe eine Internet-Plattform für kulturelle Kontakte zwischen Deutschen und Kubaner:innen. Habe viele Freunde dort. Dissident:innen und Systemkonforme. Wahrscheinlich bin ich mindestens von der Realität dort nicht so entfremdet, wie man es aus Ihrer Sicht hoffen könnte.
zum Beitrag04.08.2022 , 17:27 Uhr
Na ja, das liest sich für mich, wie eine etwas schablonenhafte Beurteilung eines katholischen (igitt!) US-Präsidenten (pfui!). Wenn die Welt und die Determinanten politischen (Führungs-)Verhaltens so simpel zu erklären wären, brauchten wir über gar nichts mehr nachdenken. Wir packen dann einfach unsere Schablonen aus.
zum Beitrag04.08.2022 , 13:09 Uhr
Nein, Sie folgen nicht meiner Argumentation, erstens weil ich nichts von Legitimität geschrieben habe, zweitens weil ich nichts über andere Fälle (die ich immer, wie ich betonte, per Einzelfall sehen würde) ausgesagt habe. Diese Gleichmacherei halte ich für einen rhetorischen Trick. Ich habe auch nicht irgendeine ‚angeblich neutrale Zuschauerrolle‘ eingenommen. Ich habe reduziert.
Was Sie mit Ihrem langen, teilweise unhöflichen, Analyse- bzw. Widerlegungsversuch in Form einer Unterbringung meines Kommentars in Ihre gesellschaftspolitische Denk-Matrix bezwecken, erschließt sich mir nicht.
Die Unrechtstellung der USA (bezüglich der Anerkennung internationaler Gerichtsbarkeit) sehe ich tatsächlich auch: damit stehen sie (die USA) fallbezogen allerdings lediglich auf demselben Unrechtsboden wie ein:e Terrorist:in (der/die nicht weniger ‚... eine juristische Einordnung verhindern will..‘). Deshalb kürzt es sich m.E. gegenseitig heraus aus der Gleichung. Das aber nur nebenbei, weil es gar nicht meine Betrachtungsebene war.
Was Guantanamo angeht: ich bezweifle, dass Sie da historisch auf dem richtigen Pfad sind. Die Rechte der USA auf das Territorium der Militärbasis Guantanamo Bay Naval Base sind vertraglich zwischen Kuba und den USA geregelt. Es ist m.W. kein ,Territorium eines fremden Staates‘, weil es abgetreten ist. Was die Gefangenen dort angeht, so ist das ein ganz anderes Thema und hat m.E. weder mit meinem Beitrag noch mit der Tötung des o.g. Terroristen zu tun. (btw: ich bin kein Befürworter dieser Gefangenhaltung)
Ich habe meine Ansicht auf eine (existenzielle) Ebene reduziert, die m.E. unwiderlegbar zu sein scheint. Viele Versuche (hier), die Tötung juristisch einzuordnen, halte ich für fragwürdig, hoch abstrahiert, diffus, begrifflich viel zu voraussetzungsvoll und oft lagerspezifisch tendenziös geprägt.
Ich habe übrigens keine Lust auf Beschimpfungen. Wenn Sie mit mir diskutieren wollen, dann bitte höflich und respektvoll.
zum Beitrag04.08.2022 , 12:14 Uhr
Es sind wir, die Konsumenten, die sich frei entscheiden, chinesische (Konsum-) Artikel zu kaufen. Und die meisten von uns sind eben auch 'Profitmaximierer'. Oder meinen Sie, dass Normalbürger per se weniger profitorientiert und bessere Menschen sind, als Ihre Lieblingsfeinde, die Geschäftsleute und 'Wirtschaftsvertreter'?
' ...Ich bin sicher, man findet so gut wie keinen Gegenstand im haushalt, der nicht irgendwo direkt oder indirekt "made in China" ist. ...' Da können Sie bei mir zu Hause lange suchen, bis Sie solche Gegenstände finden. Ich verzichte schon seit vielen Jahren auf chinesische Waren (überhaupt auf Waren aus suspekten Billiglohnländern) wo es nur geht. Chinas Ziele konnten jedem bereits seit 15 bis 20 Jahren bekannt sein. Auch wenn es wieder 'keiner wissen konnte', dass es ein wirtschaftsimperialistisches, autokratisches, bösartiges und inhumanes System ist. Ein bisschen weniger linker Paternalismus und etwas mehr Selbstverantwortung würden helfen, das Verhalten jedes:r Einzelnen für die Zustände in der Welt wirksam werden zu lassen. Sie werden in den Führungsschichten und auf den Entscheidungsebenen einer Demokratie kaum charakterlich und ethisch schlechtere Persönlichkeietn finden, als in der übrigen Bevölkerung.
zum Beitrag04.08.2022 , 01:20 Uhr
'Die Exekution des Al-Qaida-Chefs ist nach europäischer Auffassung staatlicher Mord' Ich weiß, wie wahrscheinlich die meisten, nicht genau, was eine 'europäische Auffassung' ist und was sie ist, ist jedenfalls lediglich eine Auffassung. Ob damit auf das aus dem ‚Römischen Recht‘ abstammende System oder das Common Law abgehoben wird, ebenfalls offen. Aber man kann die Definition von 'Mord' nachlesen. Demnach war es eine Tötung, aber kein Mord. Terroristen verhalten sich nicht im formalen Rechtssystem, erst recht nicht im deutschen. Deshalb können sie sich auch nicht darauf berufen. Niemand hat Aiman al-Sawahiri gezwungen, Terrorist zu werden. Es war seine Entscheidung und er hat bewusst seine eigene Tötung in Kauf genommen, sogar provoziert. So, wie er für die Tötung anderer Menschen verantwortlich war, die er unfairerweise nicht in seinen Deal eingeweiht hat. Wir können seine Entscheidung, sich ggf. töten zu lassen, respektieren.
Er ist freiwillig einen Deal mit den USA eingegangen mit dem Einsatz seines Lebens. Da es keine Instanz gibt, die hier gültig entscheiden kann (und das wusste er), gilt nur der Deal zwischen ihm und den USA und seine Selbstverantwortung dafür. Er hat somit seiner eventuellen Tötung im Voraus zugestimmt. Sie war also fair.
Das ist alles. Der Terrorist Aiman al-Sawahiri hat die Möglichkeit gehabt, sich irgendeiner von ihm anerkannten Gerichtsbarkeit zu stellen. Darauf hat er bewusst verzichtet. Man muss das Ereignis für sich sehen, als von beiden Seiten bewusst herbeigeführte Eskalation mit Regeln, denen beide zugestimmt haben. Jedes Narrativ, das darüber hinausgeht, muss seine allgemeine Gültigkeit beweisen, um ernst genommen zu werden. Andernfalls ist es nur eine Ansicht und sonst nichts.
zum Beitrag02.08.2022 , 22:22 Uhr
Niemand hat Aiman al-Sawahiri gezwungen, Terrorist zu werden. Es war seine Entscheidung und er hat bewusst seine eigene Tötung in Kauf genommen, sogar provoziert. So, wie er für die Tötung anderer Menschen verantwortlich war, die er unfairerweise nicht in seinen Deal eingeweiht hat. Er ist freiwillig einen Deal mit den USA eingegangen mit dem Einsatz seines Lebens. Da es keine Instanz gibt, die hier gültig entscheiden kann, und das wusste er, gilt nur der Deal zwischen ihm und den USA und seine Selbstverantwortung dafür. Er hat somit seiner eventuellen Tötung im Voraus zugestimmt. Sie war also fair. Das ist alles. Man muss das Ereignis für sich sehen. Jedes Narrativ, das darüber hinausgeht, muss seine Gültigkeit beweisen, um ernst genommen zu werden. Andernfalls ist es nur eine Ansicht und sonst nichts.
zum Beitrag02.08.2022 , 19:36 Uhr
Wie würden Sie entscheiden, vor die Wahl gestellt, einen politisch nicht legitimierten Anführer und Terrorverantwortlichen, der mit Sicherheit viele Menschen auf dem Gewissen hat und noch weitere umbringen (lassen) wird: ihn am Leben zu lassen mit der Gewissheit, ihn nie vor ein Gericht stellen zu können und gewiss weitere Opfer in Kauf zu nehmen oder ihn vorbeugend umzubringen?
zum Beitrag31.07.2022 , 14:19 Uhr
' ...lässt sich unterstellen, dass diese Kriege des Westens auch nicht wie behauptet dem Export von Demokratie und Freiheit dienten, sondern vielmehr der gewaltförmigen Durchsetzung globaler Machtinteressen. ...'
Lässt sich unterstellen - Das ist unwiderlegbar. Aber unterstellen lässt sich alles.
Insofern sehe keinen Erkenntnisgewinn in Ihren Ausführungen, die sich wie ein Paradebeispiel für Whataboutism lesen lassen. Sie können bei jedem Land, jeder Regierung, jedem Bündnis in der Vergangenheit, sogar aktuell und auch in der Zukunft, Handlungen finden, die sie ungeachtet der evident anderen Bedingungen, Motive, Ziele und Ergebnisse gegen den russischen Krieg gegen die Ukraine aufrechnen können, statt inhaltlich zu dem gegebenen Thema oder Kommentar Stellung zu nehmen. Geht es Ihnen darum?
zum Beitrag28.07.2022 , 17:52 Uhr
Haubitzen sind keine Panzerhaubitzen. Das muss man nicht wissen, macht aber den ukrainischen Wunsch nach 1000 Haubitzen begreifbarer. Kampfpanzer, Schützenpanzer, Flugabwehrkanonenpanzer, Haubitzen und Panzerhaubitzen etc etc werden für völlig unterschiedliche Zwecke, Situationen, Zeitpunkte und Taktiken im Krieg eingesetzt. Muss man auch nicht wissen, kann aber helfen, schlüssigere Artikel darüber zu schreiben. Auch wenn man durch das bloße Wissen leicht in Verdacht gerät, zur Gottseibeiuns-Bellizist:innen-Fraktion zu gehören.
zum Beitrag28.07.2022 , 14:21 Uhr
Interessant finde ich die von der deutschen Frauen-(Mann)schaft erfundene neue Defensiv-Variante: das Schwarm-Pressing. Wurde besonders eingesetzt bei technisch starken Angriffsspielerinnen, die sich in die deutsche Hälfte wagten, indem sich ein Rudel von deutschen Spielerinnen auf die Ballführende stürzte, sie wie ein Bienenschwarm umzingelte und ihr keine Chance ließ, den Ball abzuspielen oder ihn im Besitz zu halten.
zum Beitrag27.07.2022 , 18:09 Uhr
1 von 2 Abgesehen vom medialen Bedeutungsüberschuß ‚Intellektueller‘: die unnützen Idioten machen mir mehr Sorge. Und der anfängliche Ärger über die unpolitisch-pazifistischen geisteswissenschaftlichen Marketender:innen ist einem Erstaunen über ein spezifisches Phänomen gewichen, dass sich da abzeichnet. Ich unterstütze, dass sie zu Wort kommen, ohne Frage. Die bisher unbenannte Gemeinsamkeit in der Haltung dieser Offenen-Briefe-und andere-Statements- gegen-den-Krieg-Community Schreiber:innen (jede:r zweifellos ein prima Individuum für sich und seine Zwecke), die mich immer mehr als Phänomen beeindruckt kommt mir vor, wie das ‚höhere Heldentum‘... der... heroischen Unterwerfung‘ in Musils ‚Mann ohne Eigenschaften‘, II, S. 1078, Rowohlt 2500. Wie eine ethische Lust an der Hingabe, seien es auch anderer Leute Güter, hat es für mich etwas von entgrenzter geistiger Autoerotik. Denn irgendwie profitieren müssen sie ja davon, sonst würden sie es bei dem starken Gegenwind nicht tun Etwas weniger eloquent dargeboten wird dieser spezifische Deutungs-Komplex der ‚heroischen Unterwerfung‘ auch von den einen oder anderen Normalbürger:innen. Es hat was von einer inneren Sperre, einem Verbot des Weiterdenkens in eine bestimmte, möglicherweise als bedrohlich empfundene oder unbewusst so wirkende Richtung, vor der an einem bestimmten Punkt gescheut wird. Denn die intellektuelle Kapazität ist eigentlich da und die Logik der Tatsachen unabweisbar. Gleichwohl wird die Unterwerfung wie bei einem ‚ Hier stehe ich. Gott helfe mir. Ich kann nicht anders‘ vorgezogen an dieser Stelle, wo es ein inneres Stoppschild zu geben scheint. Mit der Beteuerung, dass man die Gräuel sieht und schlimm findet; indes scheint das Weiterdenken noch schlimmer zu sein, weil es andernfalls sowas wie das Betreten verbotenen Terrains bedeuten würde.
zum Beitrag27.07.2022 , 18:09 Uhr
2 von 2 Mir liegt nichts daran, dieses Phänomen zu pathologisieren, sind es doch ‚unsere‘ Intellektuellen und ihre Motive überwiegend ehrenwert. Immerhin scheint es ein besonderer Komplex im kollektiven (deutschen?) Bewusstsein zu sein. In den meisten anderen Ländern wundert man sich sehr über dieses interessante hiesige Phänomen.
zum Beitrag25.07.2022 , 16:28 Uhr
Obwohl es hier für den 'Russophobie'-Vorwurf gut sein mag: in angelsächsischen Ländern sagt man schon lange 'Don’t believe anything until the kremlin denies it' Ich finde das übrigens gar nicht schlecht, dass hier lupenreine 'mit-Putin-muss-man-verhandeln-und-die Nato-ist-auch-schuld-Fans zu Wort kommen und wenn man ihre ernsthaften Argumente kennenlernen könnte, wäre das gut für die Diskussion. Damit Putin sich nicht nur für nützliche Idioten bedanken muss.
zum Beitrag23.07.2022 , 12:18 Uhr
' ...Die Unberechenbarkeit hat Methode. ...' Eben. Und wenn man den Algorithmus der Methode versteht, wird sie berechenbar. Putin hat eine gewisse Verunsicherungshoheit, ist die erst mal akzeptiert, verliert sie stark an Potenz. Er hat die Gaslieferungen nicht aufgenommen, weil er vertragstreu ist, sondern weil er sie sonst nicht mehr einstellen und die Angstmanipulation nicht mehr verwenden könnte. Zudem braucht er die Einnahmen. Er spielt bad cop/good cop und wendet alle Möglichkeiten der politischen 'Folter' an. So what. Eins kann er m.E. jedoch nicht: die Gas-/Energielieferungen an Deutschland ganz einstellen. Weil es dann keinen Zurückhaltungsgrund mehr für die Lieferung von (schweren und mehr) Waffen gäbe, die es ihm maßgeblich erschweren, höchstwahrscheinlich verunmöglichen würde, auch nur seine militärischen Minimalziele zu erreichen. Das halte ich für einen real existierenden unausgesprochenen Deal, den beide Seiten berücksichtigen werden, solange es geht. Deshalb muss man cool bleiben, bei dieser labilen Balance. No risk no fun. Russland kann es sich nicht erlauben, dass der Westen nichts mehr zu verlieren hat. Freedom is just another word for nothing left to lose. Ich fände es besser, wenn auch medial mal etwas mehr die pragmatische Resilienz genährt würde, statt dieser täglichen nervösen Aufatmen/was wird er nur tun?/weh und ach/ogottogott der Winter/soziale Unruhen-Parolen. Damit spielen wir sein Spiel.
zum Beitrag17.07.2022 , 11:44 Uhr
Die FDP kann angesichts der Klimaauswirkungen garnicht genug offenkundig die Klimapolitik sabotieren: das scheint mir der beste Weg zu sein, sie aus den Parlamenten rauszukriegen.
zum Beitrag17.07.2022 , 10:11 Uhr
' ... Ich würde mir nur wünschen, dass auch Deutschland daraus Konsequenzen ziehen und zu einer unabhängigeren Außenpolitik finden würde. ...' Dass fände ich auch gut. Wir sehen ja, in welche Situation uns die fahrlässig eingegangene Abhängigkeit von Russland und die idealistisch vorbildliche Strategie der Merkel’schen Äquidistanz gebracht haben. Dass viele Staaten, die zwischen den Blöcken stehen, nun merken, dass sie (wie die FDP) das Zünglein an der Waage und damit einflussreicher als vorher sein können, sehe ich durchaus als schwierige aber positive Herausforderung an unsere Außenpolitik. Und dass diese Länder, wie wir, eben auch nicht 'die Guten' sind, sondern knallhart ihre eigenen Interessen vertreten, ist doch wohl auch klar. Oder? Oder gehen Sie davon aus, dass der ‚Globale Süden‘ et al die ethisch besseren Menschen, die besseren Lösungen, die bessere Konfliktlösungskompetenz hat und bessere Politik machen würde, wenn er dafür durchsetzungsfähig wäre? Würde er nicht vor denselben Herausforderungen und Begrenztheiten stehen wie wir? Speaking of ‚unabhängiger‘, was ja jeder gerne ist: da es Unabhängigkeit in Reinform bekanntlich nicht gibt, wie sähe denn eine ‚unabhängigere Außenpolitik‘ in der realen Welt konkret und realisierbar für Sie aus? Unter Berücksichtigung aller real existierenden politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, ethischen, historischen, ethnischen und militärischen Gegebenheiten und Bedingungen?
zum Beitrag17.07.2022 , 09:35 Uhr
Möglicherweise nicht Ihre einzige Fehleinschätzung. Auf den Lerneffekt indes sollte man nicht leichtfertig verzichten.
zum Beitrag14.07.2022 , 23:05 Uhr
'... Politik und Kapital würden die Inflation gern auf die Unter- und Mittelschicht abschieben. ,,,' Mit solchen Parolen kann man arbeiten. Wenn man in einer sprachkonservativen linken Blase unter sich bleiben will.
zum Beitrag14.07.2022 , 12:32 Uhr
also @O.F. Das Fass mit den 100Mrd möchte ich gar nicht erst aufmachen. Nur soviel: man kann das eine schließlich auch tun, ohne das andere zu lassen. Auch mit den Appellen für mehr Bildung (bessere Bildungspolitik) rennen Sie bei mir offene, wenn nicht sogar Drehtüren ein. Wichtig (besonders an O.F.!): ich habe nichts zur Relativierung des Krieges Ihrerseits geschrieben (bitte nochmal lesen), sondern mich zur Relativierung eines bestimmten (nämlich im Artikel thematisierten) ASPEKTES des Krieges geäußert. Damit sind wir beim Kernpunkt: den von Ihnen ungeliebten ‚Urbizid‘-Begriff sehe ich als passend an, weil auch nach Auffassung vieler Fachleute die russische Strategie darauf abzielt, durch gezielte Zerstörung von städtischen Häusern und Infrastruktur die Mentalität der Bevölkerung zu beeinflussen und ihre Resilienz zu zermürben. Und kleinere Städte, Dörfer, mit demselben Ziel dem Erdboden gleichzumachen. (man könnte auch Vergewaltigungen im Krieg auf ‚bloße‘ Vergewaltigungen ‚reduzieren‘, gleichwohl wissen wir es besser: dass sie nämlich eine perfide (maskulin-)archaische Macht- und Herrschafts- und Siegersymbolik ausdrücken) Die Angriffe gegen Kultureinrichtungen folgen m.E. dem bekannten Muster (siehe z.B. die Zerstörung von Kulturstätten durch IS und Taliban in Afghanistan), die ethischen, religiösen und historischen Symbole einer Bevölkerung auszulöschen. Auch, weil sie mit den Glaubensinhalten des Angreifers konkurrieren (der Artikel beschreibt das besser). Ihre Warnung vor der Verwendung des Begriffes Urbizid erinnert mich an Ideen wie z.B. die Sorge über Putins Gesichtswahrung. Gleichwohl kann ich das als Ihre Meinung akzeptieren. Was jedoch wahrzunehmende Motive angeht, die kommen selten solo daher, wobei DAS Kriegsgeschehen militärisch ist, aber das WIE manches verdeckte Motiv erkennen lässt.
zum Beitrag13.07.2022 , 21:54 Uhr
Ja, offenkundig. Wenn die Angaben über die zerstörten Kultureinrichtungen stimmen, wovon ich ausgegangen bin. Es wurde im Zusammenhang mit den Aussagen des Artikels kaum ‚um Städte gekämpft‘, die zerstörten Gebäude sind hauptsächlich von entfernt stehender Artillerie, Flugzeugen und Panzern getroffen worden und waren punktuelle Ziele. Manchmal ist eine Wahrheit ohne weiteres Bemühen einfach nur eine Wahrheit. Und man braucht nicht mal Freud bemühen.
zum Beitrag13.07.2022 , 17:42 Uhr
'..Dessen Herleitung wirkt auf mich bemüht. ..' Ich sehe eher in Ihrem Standpunkt das Bemühen, den Aspekt der offenkundig auch gegen den pluralistischen und dynamischen Charakter einer Stadtkultur gerichteten Vernichtungsidee des russischen Angriffskrieges zu relativieren.
zum Beitrag12.07.2022 , 11:00 Uhr
Erst wenn auch seine dritte Frau für Springer arbeitet, wäre ich mir sicher, dass es eine Art Fetischismus ist.
zum Beitrag10.07.2022 , 11:35 Uhr
Danke. So sieht's aus!
zum Beitrag10.07.2022 , 11:29 Uhr
'...Wir haben nicht einmal eine ehrliche Diskussion, wie wäre es damit?...' Woraus schließen Sie das und was verstehen Sie darunter?
zum Beitrag09.07.2022 , 20:53 Uhr
' ... Große Städte im Donbass und viele andere Orte sind nicht zuletzt auch durch ukrainischen Beschuss ziemlich zerstört. ...' Wovon sind die Orte denn 'zuletzt ziemlich zerstört', wenn nicht durch ukrainischen Beschuss? Und: wovon sind sie zuerst zerstört? ' ... In Mariupol ist Russland dabei, die Infrastruktur wieder herzustellen und Wohnhäuser zu reparieren. Die Frage ist, ob Russland sich bei den zu erwartenden Kosten nicht überheben wird...' Abgesehen davon, dass Sie sich wohl Sorgen um die Überlastung Russlands bei der Reparatur der durch den russische Überfall angerichteten Schäden machen: würden Sie bitte eine Quelle für die genannte Information angeben?
zum Beitrag06.07.2022 , 21:20 Uhr
So gescheit der Artikel auch ist, die Generation Z hat bei der letzten Wahl eine erstaunliche Vorliebe für die FDP erkennen lassen. Es sind interessanterweise überwiegend weiße alte Männer und Frauen und ein paar jüngere in der Ampel-Koalition, die die geschlechts- und gesellschaftspolitischen Weichen in Deutschland neu stellen/gestellt haben. Was ich meine, ist: es geht nicht um Generationen, es geht um genug Taten von genug Leuten.
zum Beitrag06.07.2022 , 10:49 Uhr
Es gibt Phänomene, die auffallen. In den USA gibt's viele Shootings. In Spanien gibt's Stierkampf. In Italien wird viel Pasta gegessen. Auf Kuba hat praktisch jede Familie einen Schaukelstuhl. In Deutschland gibt es eine große Tierschutzpartei, aber nur eine klitzekleine Kinderpartei. In der Türkei ist die Freiheit der Justiz kaum nachzuweisen. In Russland ist die Gewalt in einigen Gesellschaftsteilen durchaus verbreitetes Stilmittel der Auseinandersetzung. Die CSU ist eine autofreundliche Partei. Alles Tatsachen, die man nicht verschweigen muss. Weitere Informationen unter www.google.com/sea...&ie=UTF-8&oe=UTF-8
zum Beitrag06.07.2022 , 00:09 Uhr
Ich bin gar nicht überrascht, wie wenig mich die Vermischung von sozialem Hardcore-Konstruktivismus und Biologie aufregt. Vielleicht ist das Ganze nur eine clevere PR-Maßnahme der HU, um ihren Ruf als progressive Uni etwas aufzupolieren und vom sonstigen Dorfcharakter der Stadt etwas abzulenken?
zum Beitrag05.07.2022 , 23:42 Uhr
'... Die momentane BA.5-Welle verläuft bereits relativ unbeeinflusst von Maßnahmen ab....' Das halte ich für kontrafaktisch. Nach dem Hurricane-Festival und der Kieler Woche wurden signifikant sprunghaft gestiegene Infektionszahlen registriert. Keine Maske zu tragen, ist halt auch eine Maßnahme.
zum Beitrag04.07.2022 , 11:18 Uhr
Na ja, mit dem apodiktischen falsch oder richtig bei Pandemie-Daten werden ja viele Behauptungen aufgestellt. Ihre NDR-Daten, die ich nicht detailliert auf Reliabilität geprüft habe, stammen aus dem Februar 2022. Meine Angaben und begrifflichen Formulierungen habe ich gestern, am 3.7., aus der Corona-Warn-App gezogen. Schauen Sie selbst nach, wenn Sie Lust haben. Die 'signifikante Belastung des Gesundheitswesens' ist erst mal nur ein Wort. Ich sehe zumindest eine solche und zwar teilweise unnötige, durchaus beim Personal, habe aber dieses Fass bewusst gar nicht erst aufgemacht. ‚ ... Die Quarantäne-Regel ...‘ ff., betreffen politische Entscheidungen, die nichts beweisen außer der Deutungshoheit des politischen Mandats. ‚ ... Aber Maskentragen im Sommer ist eben kein Dienst an der Gesellschaft. ...‘ nehme ich als Ihre Meinung zur Kenntnis. Und schreibe dies als jemand, der sich neben zwei ebenfalls dreimal geimpften Familienmitgliedern vor zwanzig Tagen, wahrscheinlich im ÖPNV, infiziert hat, mit der Folge von zwei Krankschreibungen, Verschiebung und Umbuchung eines Transatlantik-Rückfluges und maßgeblichen Fehlzeiten im Job. Auf diese vorsätzlich herbeigeführte und imo irgendwie darwinistisch anmutende ‚Durchseuchung‘ möchte ich verzichten. Besonders in Zeiten durch das 9€-Ticket zusätzlich überfüllter ÖPNV-Verkehrsmittel.
zum Beitrag03.07.2022 , 16:30 Uhr
Erstaunlich, dass Sie so genau wissen, mit welcher Logik und Dynamik die Immunisierung und 'Nach=Immunisierung' mittel- und langfristig erfolgt. 24% sind in D ungeimpft, bzw. haben keine sog. Grundimmunisierung. Bei vielen dürfte die Immunität in unkalkulierbarem Maße bereits abgeschwächt sein. Folgedaten der BA5-Variante fehlen noch. Zu dem strukturellen Arbeitskräftemangel kommen viele, wenn auch anscheinend harmlos Erkrankte, die dem Arbeitsmarkt fehlen. Es gibt eine Menge nicht kalkulierbarer epidemiologischer, virologischer und medizinischer Variablen. Seit kurzem ist bewiesen, dass Maskentragen in Innenräumen bewirkt, das Infektionsgeschehen zu bremsen. Warum sollte man darauf verzichten, nur weil Sie mit Ihrer privaten Logik die probable Immunisierung angeblich vollständig durchschaut haben? Maskentragende bewusst und unbewusst Gefährdete sind in einem Pulk von Menschen ohne Maske leider nicht 100%ig geschützt, aber umso mehr, wie es solidarisches Maskentragen gibt. Was ist an diesem moralischen Aspekt eines 'Dienstes an der Gesellschaft' unangebracht? Es geht schließlich nicht darum, eine fremde Moral zu übernehmen, sondern auf ganz simple Weise (bei einem Infektionsgeschehen, von dem wir und Sie nicht wissen, ob es Ihrer Logik folgt) mit wenig Aufwand aktuell und konkret Schaden zu mindern. Ist Dienst an der Gesellschaft, ist Gemeinsinn etwas Vermeidenswertes?
zum Beitrag03.07.2022 , 15:04 Uhr
Danke. Finde ich ausgezeichnet gelungen, wie die realen Größenordnungen sichtbar werden. Angesichts einer Empörungsmaschinerie, von deren Heftigkeit man nie genau weiß, ob sie mehr von spießiger Entrüstung über flegelhaftes Benehmen oder ukrainekritischer politischer Beckmesserei aus moskaufreundlicher Sicht genährt wird. Und die zu der Größenordnung empörungswürdiger Ereignisse, die gerade in der Ukraine passieren, in einem bizarren Missverhältnis steht.
zum Beitrag02.07.2022 , 20:41 Uhr
Als Ausgleich für die vielen Ideen, Theorien und offenen Briefe eine kompetente und authentische Sicht aus Russland mit freundlicher Unterstützung des Deutschlandfunks:
www.deutschlandfun...-7e8bda9c-100.html Warnung: potentiell desillusionierendes Material besonders für Schreiber:innen offener Briefe!
zum Beitrag02.07.2022 , 18:32 Uhr
Die Wähler, aber erst recht die Wählerinnen, haben es (trotz Gerrymandering) in der Hand, die politischen Verhältnisse zu ändern. Es sieht für mich so aus, als bräuchte die US-Gesellschaft die Eskalation der Fehlentwicklungen, um politisch aufzuwachen. Besonders in den US-Staaten, die konservativ geführt werden.
zum Beitrag02.07.2022 , 18:12 Uhr
Prima Artikel, danke!
Mal abgesehen davon, dass dieses formal kultivierte Volk hier durchschnittlich nur ca 10% seines Einkommens für Lebensmittel ausgibt, ist die Geiz-ist-geil-Mentalität noch unappetitlicher bei denen, die mit 60k€-SUVs zum Einkaufen zu Aldi, Lidl und Netto fahren.
zum Beitrag02.07.2022 , 12:24 Uhr
Bevor Putin abends, nach dem Zähneputzen, unter die Bettdecke schlüpft, wirft er noch schnell einen Blick ins Internet, überfliegt ein paar Diskussionen über offene Briefe, liest die neuesten Exemplare und die schönsten noch einmal. Danach, im Bett, kurz vor dem Einschlafen, huscht im tiefen Dunkel ein Lächeln über sein tagsüber oft so müdes Gesicht, manchmal kichert er sogar. Später, in seinen Träumen über Peter den Großen, oder Nikolaus I., weiß er sich zauberhaft verbunden mit den Autor:innen der offenen Briefe und alles fühlt sich richtig an, wie von einer höheren Macht bestimmt.
zum Beitrag30.06.2022 , 19:40 Uhr
Nein. Was die Schreiber:innen fordern, ignoriert die politische Realität und ist deshalb nicht politisch, sondern maximal ästhetisch, aber eher selbstreferenziell und naiv. Schlimmstenfalls Mindfucking. Darüber mag diskutieren wer will. Es ist, als würden sie vorschlagen, unbedingt den Neoliberalismus abzuschaffen um dann wieder an ihre Schreibtische zurückzugehen. Der Blick für das Offensichtliche beweist weder Kreativität noch Problemlösungskompetenz. Was meinen Sie, welche angestrengten Bemühungen ich vorschlagen, bzw. fordern könnte: für eine gerechtere Gesellschaftspolitik, 100% Biolebensmittel für alle, saubere Luft, Abwendung des Klimawandels etc. Ein paar Unterschreiber:innen würde ich mit Sicherheit finden. Vielleicht sogar mehr als die Obengenannten. Und sogar beim gemeinen Volk.
zum Beitrag29.06.2022 , 22:09 Uhr
Die besagte Pressekonferenz habe ich auf Phoenix gesehen und die Szene zuerst als kabarettistisch verstanden. Scholz kokettierte m.E. in einem Witzversuch mit der unklaren 'Könnten Sie?'-Form, bei der offen ist, ob es Konditional oder als Bitte gemeint war, weil das Wort 'bitte' fehlte. Kurz darauf war es wohl zu spät, das glattzubügeln. Ich habe ihn so erlebt, dass er vor Erleichterung über den guten G7-Verlauf etwas euphorisch war, eine Stimmung, in der er möglicherweise nicht zu Hause ist. Es war, als hätte er einen 'Kasper gefrühstückt'. Dann war's passiert. Und unhöflich war's, das sehe ich auch so. Daraus indes eine deutungshoheitliche Abhandlung über Kulturtechniken zu machen, fährt schon ein ziemliches Geschütz auf. Naja, was dem einen sein Melnyk, ist dem anderen sein Scholz. Je nach Medium.
zum Beitrag28.06.2022 , 16:31 Uhr
Das und viele andere Erfolge werden einfach nicht wahrgenommen. Überhaupt: dass praktische Politik aus zahllosen Facetten besteht und das vereinfachende und detailblinde Publikum sich auf die Schlagzeilen und großen Worte, das Anmaßende eigene Big Picture, beschränkt. Beschränkt eben.
zum Beitrag28.06.2022 , 15:06 Uhr
D'accord, danke! Ich schulde Ihnen die Zeit, die ich gebraucht hätte, inhaltlich dasselbe in meinen Worten zu schreiben.
zum Beitrag28.06.2022 , 12:13 Uhr
Ja. Irgendein Konzept für Beziehungen braucht(e) man/frau wahrscheinlich (immer schon). Warum nicht das von Laurie Penny.
zum Beitrag27.06.2022 , 22:36 Uhr
Ich bin Wähler und kein Milieu. Es ist garnicht so selten, dass Parteien vorzugsweise Politik für ihre Wähler:innen machen. So what. Wenn Sie milieulogisch denken, hätten Sie demnach die größere Wahrscheinlichkeit, dass die für Sie richtige Politik gemacht wird, wenn Sie und Ihr 'Milieu' die Grünen wählen. Eigentlich ein Witz, dass so viele die Grünen nicht wählen und gleichzeitig erwarten, dass diese in ihrem Sinne Politik machen.
zum Beitrag27.06.2022 , 11:37 Uhr
' ... Wie können sich die Grünen bei all ihren Regierungsbeteiligungen Machtzentren bewahren, die die Freiheit haben, so radikal zu denken, wie es die Probleme unserer Zeit verlangen? ...' Imho geht es nicht um 'radikal denken', was fast jede:r (HIER und da) gerne mal macht, und manche:r gut können und ich bin sicher, dass 'die Grünen bei all ihren Regierungsbeteiligungen' in ihren 'Machtzentren' auch radikal denken. Das Umsetzen in der Politik, die normative Kraft des Faktischen, sind eine ganz andere Dimension und finden nicht in den Redaktionen der Medien statt und es ist selbsterklärend, dass diejenigen, die nicht nur radikal denken, sondern auch politisch radikal agieren, an den Rändern landen, wo man nicht viel Sinnvolles erreichen kann. Im Übrigen halte ich beispielsweise das für radikal, was Habeck und Baerbock machen, nämlich für radikal pragmatisch. Weil das wirklich Radikale nicht die Gedanken sind, sondern die konkreten Handlungen, die auf dem riesigen Acker der Tatsachen an die Wurzeln der Problemlösungen gehen.
zum Beitrag26.06.2022 , 15:52 Uhr
Na ich weiß nicht. Ist das jetzt Futterneid oder launige Stichelei aus dem Antiästhetik-Setzkasten? Beides? Doch nicht politisch gemeint? Bedürftige sich zu eigen machen, als Zeugen einkassieren und als schusssichere Weste ungefragt überstreifen. Warum fällt mir nur dazu wieder Peter Rühmkorf ein: 'Ach Liebste, könntest du lesen und kämst einen Versbreit heran, da sähest du Wanst und Wesen für immer im Doppelgespann.'
Wessen Sprache wollen wir als nächstes negativ ikonisieren, mit unwiderlegbaren Assoziationen zu fix analysierten Fehlleistungen der Person?
zum Beitrag26.06.2022 , 13:57 Uhr
Ich bekomme in meinem Stadtbezirk viel von der sozialen Basisarbeit der Links- und Regierungssenatspartei mit. Mein Eindruck ist, dass überall da, wo bedürftige Menschen und Minderheiten in den Stadtteilen Hilfe brauchen, Die Linke die emotionale und praktische Kompetenz hat und deshalb auch Anerkennung an der Wahlurne findet. So weit so gut. Die Linkspartei wird jedoch umso schwächer, je mehr sie sich aus kommunalen sozialen Dimensionen herausbegibt, was wie in eine Weltfremdheit und sentimentale ideologische Verlorenheit in außenpolitischen Fragen mündet. Als wenn eine Verbindung bzw. Kontaktaufnahme mit Lebenswirklichkeiten in anderen Kontinenten nur voreingenommen theoretisch bzw. in deren abgeschotteten linksparteilichen Zellen passiert. Wie bei der Kuba-Wahrnehmung: außerhalb der durch Parteikader, institutionell vermittelter Begegnungen und selektiver gesellschaftlicher Bereiche definierten Anschauungen bekommt man im unvermittelten Kontakt und Besuch ein ganz anderes Bild von der gesellschaftlichen Realität (den Wünschen, Problemen, politischen Einstellungen und Bedürfnissen der Menschen). Ähnliches Beispiel selektiver Wahrnehmung gilt für anderen Seite der Polarisierungsmedaille, zB. für die US-Gesellschaft. Die in der (Außen)Sicht vieler linker Kritiker:innen hauptsächlich aus Waffennarren, tumben überwichtigen TV-Konsumenten, Imperialismus-Fans und abgehängter Unterschicht oder skrupellosen Reichen zu bestehen scheint. In short: Imo wird in der Linkspartei der ideologische und als solidarisch interpretierte (gerne durch sentimentale persönliche Reaktion gesteuerte) Blick über die Landesgrenzen dem konkreten Weltwissen vorgezogen. Die Überlebensfähigkeit, erst recht die Gültigkeit einer über die Kommunalpolitik hinaus ambitionierten Partei in einer globalen Epoche bedingt indes (nicht zwangsläufig bei jedem einzelnen Mitglied, aber in ihrer prinzipiellen Verfasstheit) ein einigermaßen objektives Weltverständnis.
zum Beitrag25.06.2022 , 17:20 Uhr
' ... am Ende bestimmen halt die Wähler, wen sie wählen ...' In erster Linie die Wählerinnen. Hilft mehr als Klagen über diese bescheuerte Entwicklung.
zum Beitrag23.06.2022 , 12:02 Uhr
' ... "Eine freie Welt muss das ertragen ...' Klingt in seiner Pauschalität für mich wie der wohlfeile Freiheitsbegriff der FDP. Wollen Sie sagen, dass Abneigung gegen den Mossad Antisemitismus legitimiert?
zum Beitrag22.06.2022 , 21:07 Uhr
Geht doch!
zum Beitrag22.06.2022 , 17:21 Uhr
' ... Ich habe diesen Irrsinn noch nie unterstützt und wenn ich mich so umhöre werden die Stimmen immer mehr die das ebenfalls für irre halten. ...' Kein Wunder, dafür wird ja auch mit falschen Behauptungen, Verzerrungen, Halbwahrheiten und Lüge von interessierter Seite auf allen Ebenen heftig getrommelt. Sind die beim 'umhören' im Sound enthaltenen gesteuerten Desinformationskampagnen als irrelevante Meinungsäußerungen bei Ihren Hörerlebnissen bereits abgezogen?
zum Beitrag22.06.2022 , 11:35 Uhr
' ... Antisemitismus sehe ich nirgends.
Aber wer ihn zwanghaft sehen muss, der sieht ihn. Natürlich. ...'
Und wer ihn zwanghaft nicht sehen muss, der sieht ihn nicht. Natürlich.
So kann man wunderbar nichts mit nichts erklären.
zum Beitrag21.06.2022 , 16:40 Uhr
' ... Frankreich mit 33 % für Le Pen ist das beste Beispiel! ...' Hä? Wieso sind 89 Sitze von 577 = 33%?
zum Beitrag21.06.2022 , 12:01 Uhr
Ob etwas Kunst ist, weiß man ja nie so genau. Selbst wenn der Markt(wert) es behauptet. Dass das Werk in diesem Fall antisemitisch ist, liegt auf der Hand. Passiert halt mal, dass auch andere kolonisieren; ein Versehen oder auch nicht. Kulturrelativismus versus Eurozentrik, was soll das. Vor der Kunst muss man nicht auf die Knie gehen, erst recht nicht vor einer Institution namens dokumenta. Hätte Beuys auch nicht gewollt (rip). Der Künstler hat um Verzeihung gebeten, das Werk ist verhüllt. Die spannende Auktion der Meinungen ist angelaufen. Irgendwie sind Diskurse in einer freien Gesellschaft auch Kunstwerke. Bestenfalls. L'art pour l'art. Im Ernst: die Problematik des offenen Antisemitismus ist keine unmögliche Herausforderung, aber der latente lauert hinter verschiedenen Masken. Da prüfe sich jeder selbst.
zum Beitrag20.06.2022 , 16:42 Uhr
D'accord
zum Beitrag19.06.2022 , 11:14 Uhr
Wenn man ein paar 'oberkluge' Wähler:innen verliert und dafür viele 'normale' gewinnt, ist das erstmal im Sinne der Partei. Und die kann dann machen, was realisierbar ist. Statt davon zu träumen und schmollen, was schön wäre.
zum Beitrag18.06.2022 , 13:23 Uhr
Es lohnt sich einfach, in dieser nicht wunschgemäßen Welt seinen Kindern früh und angemessen beizubringen, erfolgreich, zufrieden, sozial und unabhängig zu werden, und sich nicht auf die Amme Staat oder gar die Freundlichkeit der Welt zu verlassen.
zum Beitrag18.06.2022 , 10:45 Uhr
Ist doch ein nettes Symbol. Es hilft stimmungsmäßig der Ukraine, verursacht keine neuen militärischen Spannungen mit Russland (s. Putin-Kommentar). Und hat eine Stärkungsperspektive für die EU, weil die Ukraine ein riesiges Land mit Entwicklungspotential und vielen Einwohnern ist, die mehrheitlich stark europageneigt sind. Dass das Aufnahmeprozedere wieder jede Menge Diskussionen, Verhandlungen und Turbulenzen erzeugen wird und viel Zeit brauchen wird - geschenkt. Wo EU draufsteht, ist schließlich EU drin. Eine Institution, die auf Progress angelegt ist, nicht auf Friede, Freude, Eierkuchen. Wie das übrige Leben auch. Also bitte nicht so zaghaft und kleinmütig.
zum Beitrag17.06.2022 , 14:22 Uhr
Das ist mir zu pauschal und eindimensional. 'Die Stimmung kippt' tatsächlich bei einigen. Je stärker der Druck, umso mehr. Das ist normal, liegt in der Natur der Sache und widerlegt weder die Richtigkeit der moralischen Empörung noch die Falschheit der Politik. Diese Entwicklung der Stimmung war vorausgesagt worden, ohne dass zum Zeitpunkt der Voraussage die aktuellen Fakten bekannt waren. Fallen Sie bitte nicht auf Headlines und Umfragen herein. Es wird alles gut, auch wenn es noch was dauert. Es geht um etwas mehr als kippende Stimmungen und vorübergehende Energieknappheit. Auch kein Grund für Häme über 'stand with Ukraine'.
zum Beitrag16.06.2022 , 16:17 Uhr
Ja
zum Beitrag16.06.2022 , 15:49 Uhr
Es gibt so viele soziale Themen, Gerechtigkeitsbedürfnis, Solidarisierungswünsche und -möglichkeiten, gesellschaftliche Problembereiche, linkes Gedanken- und Handlungsgut (inzwischen mE mehr bei Intellektuellen als in den 'Arbeitermilieus') und die Linke schafft es nicht, dieses Potential anzuzapfen. Lieber schlägt sie immer wieder mit ihrer abschreckend ideologisch-weltfremd-gestrig-personalzänkisch-selbstreferenziellen Begleitmusik ihrer prinzipiell guten und nachgefragten Ziele geneigte Sympathisant:innen in die Flucht.
zum Beitrag14.06.2022 , 20:09 Uhr
Es ist allein Ihre Entscheidung, auf Demokratie- bzw. Mehrheitssimulationen reinzufallen.
zum Beitrag14.06.2022 , 18:37 Uhr
In Russland stimmt die überwältigende (sic!) Mehrheit für Putin, in Kuba für die PCC, in China für die KPCh; was in der DDR alles 'mehrheitlich' abgesegnet wurde, wissen Sie sicher auch. Ein bestimmtes Ritual wird Mode: Russlands Invasion nachdrücklich zu verurteilen und anschließend so viele theoretische Gründe wie möglich für die Konsequenz abzuleiten, dass man da eigentlich nichts gegen machen sollte, außer (nichtrealisierbare) Verhandlungen zu fordern. Ich hoffe, dass möglichst wenig Leute mit dieser Haltung in der Nähe sind, wenn ich mal das Pech haben sollte, von irgendjemandem umgebracht werden zu sollen. Wie Karl Kraus sagen würde: ‚meine Sorgen möchte ich haben‘.
zum Beitrag13.06.2022 , 12:43 Uhr
Adäquate Waffen sind eben keine Alternative für Verhandlungen. Sondern deren Voraussetzung.
zum Beitrag10.06.2022 , 21:10 Uhr
Das Ganze ist mal wieder komplexer, als es bei kurzem Nachdenken scheint. Während der Einsatz im Individualverkehr kaum zu erwarten ist, gibt es andere mögliche Nutzungsbereiche: de.wikipedia.org/wiki/E-Fuel
zum Beitrag10.06.2022 , 10:36 Uhr
Trotz starker Abneigung gegenüber der FDP: Wenn Verbrenner-Fahrzeuge mit E-Fuel klimaneutral fahren, wo ist das Problem?
zum Beitrag09.06.2022 , 19:33 Uhr
Die Mitverantwortung dafür, wie man regiert hat, ist unwiderlegbar. Auch, dass beim Regieren Fehler passieren. Sogar schlimme Fehler können passieren und es ist schwer, nachzuweisen, dass Regierende sich nicht nach bestem Wissen bemüht haben. Das eigentlich Beschämende (nicht nur bei Merkel) ist für mich die Schuldunfähigkeit, eine aufrichtige Haltung zu eigenen Fehlern. Wovor man eigentlich gar keine Angst haben muss ... Zu jeder Tätigkeit, ob im Beruf, bei der Kindererziehung, im Geschäftsleben, Beziehungen, gehört es, schuldig werden zu können. Ich kann mir den (besonders bei Politiker:innen verbreiteten?) Mangel an Schuldfähigkeit nur mit Defiziten aus der Kindheit erklären. Irgendwie bin ich auch froh, dass Merkel kein Mann ist. Das hätte uns auch noch gefehlt.
zum Beitrag08.06.2022 , 10:31 Uhr
Allein ihr Mut zu dieser Art selbstgefälliger Reflexion angesichts einer von ihr maßgeblich mitzuverantwortenden Politik sticht aus der Mittelmäßigkeit ihres verblüffend überschätzten politischen Wirkens und den Trümmern ihrer Unter- und Hinterlassenschaften hervor. Oder ist es schon Dreistigkeit? Schön (für sie), dass Alexander Osang ihr Bedürfnis nach Wohlfühlterminen so umfänglich bedient hat.
zum Beitrag07.06.2022 , 16:20 Uhr
' ...Warum lässt man eigentlich zu dass fast alle Firmen sich nur in/an Städten ansiedeln und so die Pendler erst entstehen? ...' Vielleicht, weil in den Städten und stadtnah ÖPNV UND die Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Sollen die vielen Städter:innen zur Arbeit besser aufs Land pendeln?
zum Beitrag03.06.2022 , 11:07 Uhr
Danke für den Bericht!
zum Beitrag02.06.2022 , 22:28 Uhr
Sehe ich auch so. Allein an Floskeln ist noch keine Partei gescheitert. Aber an Inhalten. Und, wie man aus dem unterschiedlichen Wahlverhalten im Westen im Vergleich zu den neuen Bundesländern oder zB in Berlin-Lichtenberg qualifiziert vermuten kann, an der Wählerschaft. Die Linke ist zudem auch von einem allgemeinen Phänomen betroffen, was ich an anderer Stelle schon mal so formuliert hab: Es wird eine spannende Aufgabe für die Parteien sein, mit diesem frei flotierenden Anteil von vorteils- und betroffenheitsorientierten Wechsel(nicht)wählern umzugehen, die mit ihrem (Nicht-)Stimmen für eine Partei wie an der Börse tageskursorientiert, auch nach Befindlichkeit, investieren, mit der Hoffnung auf gute persönliche Rendite. Einschließlich dem Disziplinierungs-/Bestrafungsversuch durch Enthaltung, Nichtinvestment. Insofern hat diese Wählerschaft gelernt, ihre Stimmen und Stimmungen nach den Regeln der ‚freien‘ Marktwirtschaft zu kapitalisieren.
zum Beitrag02.06.2022 , 11:04 Uhr
I absolutely agree
zum Beitrag31.05.2022 , 12:50 Uhr
' „Ich sage mal ganz ehrlich: ...' finde ich viel bemerkenswerter als den skandalisierungstauglichen Rest. Im Übrigen bin ich beim Kommentar von #Michael Rupprecht: ' Ich lebe inzwischen in Italien. Das ja als mitunter aufgeregtes Land gilt. Und übrigens auch ausgezeichnet gute Journalisten und Zeitungen hat. Wenn ich mir eine Diskussion wie diese hier ansehe, was auch auf viele andere in Deutschland zutrifft, kann ich nur sagen: Geht mal alle einem Cafe trinken und cool down.' In short: Much Ado About Nothing.
zum Beitrag30.05.2022 , 14:48 Uhr
Hab 65 Jahre in Essen gelebt. Segeroth, Schlenhof, Altenessen, Stoppenberg, etc etc. Wenn watt im Ruhrgebiet (außer Bochum, der untypischsten Ruhrpottstadt) flächendeckend unüblich war und is: Fiege Bier und Belehrungen. Tucho hin oder her. Speaking of: wer dort Tucho sacht, meint heutzutage wieso den Trainer von Chelsea. Und am Tresen im Nordbahnhof, Nähe Stahlstraße, wo auch Helmut Rahn verkehrte, gab es in den 40ern bis 60ern ganz ganz andere Themen. Mein Vatter war Klüngelskerl und hat FDP gewählt. So is datt mit die Anekdoten und pars pro toto ...
zum Beitrag29.05.2022 , 15:36 Uhr
In dem Artikel kommt mir die Rolle der Spitzenkandidaten zu kurz. Gerade für die (Wähler:innenwanderung der) >60-jährigen wird mE die weniger biedere Persönlichkeit Kutschatys eine Rolle gespielt haben. Nichtwählen, was bei großen Teilen der Ex-SPD-Wählerschaft in NRW ein wohlfeiler Ausdruck von Unzufriedenheit mit der SPD war, ist (entgegen meiner eigenen früheren Annahme, dass Nichtwählen idR schlichtes Desinteresse an politischen Fragen zeigt) offenbar eine größtenteils politisch motivierte Meinungsäußerung, s.a.: www.bundestag.de/r...08-15-pdf-data.pdf Inzwischen, das war am letztjährigen Laschet-Desaster erkennbar, reagieren Wähler:innengruppen und Klientel viel sensibler auf politische Ereignisse, Personen und Unterlassungen und münzen die eigene Betroffenheit ohne Rücksicht auf etwaige zu erwartende eigene Nachteile (geradezu wie bei deren bewusster Inkaufnahme) auch in Enthaltung um. Woraus man schließen kann, dass eine traditionelle Parteibindung seltener wird und sich Wähler:innen mit ihrer (Nicht)Wahlentscheidung immer mehr als Lobbyisten ihrer persönlichen Interessen sehen und weniger in Loyalität zu den Ideen einer bestimmten Partei oder ihres ‚Milieus‘. Es wird eine spannende Aufgabe für die Parteien sein, mit diesem frei flotierenden Anteil von vorteils- und betroffenheitsorientierten Wechsel(nicht)wählern umzugehen, die mit ihrem (Nicht-)Stimmen für eine Partei wie an der Börse tageskursorientiert investieren, mit der Forderung auf gute persönliche Rendite. S.a. junge FDP-Wähler:innen. Einschließlich dem Disziplinierungs-/Bestrafungsversuch durch Enthaltung, Nichtinvestment. Insofern hat diese Wählerschaft gelernt, ihre Stimmen und Stimmungen nach den Regeln der ‚freien‘ Marktwirtschaft zu kapitalisieren.
zum Beitrag29.05.2022 , 15:15 Uhr
Got it. Nach der Liverpool-Niederlage musste ich einfach was loswerden.
zum Beitrag29.05.2022 , 14:26 Uhr
Ich bin gerade etwas weiter weg von den erwähnten Stadtteilen. Könnten Sie die von Ihnen erkannten Gründe der Ex-Sozis bitte kurz erklären?
zum Beitrag29.05.2022 , 00:39 Uhr
Mal abgesehen davon, dass die Politik der SPD oder sonst welcher Partei, was sie auch immer macht oder unterlässt, für mich kein Grund wäre, NICHT wählen zu gehen: Kutschaty ist aus Essen. Wenn eigentliche SPD-Wähler:innen aus (mehr oder weniger begründetem) Frust über die SPD sich lieber von der CDU regieren lassen, hat das für mich eher masochistische Qualität. Nach dem Motto: ist meine Mama selbst schuld, wenn ich nasse Füße kriege, warum kauft sie mir keine Gummistiefel. Im Übrigen haben die >60-jährigen, die gewählt haben, lieber CDU gewählt ...
‚ Die SPD punktet mit Ansehen und sozialen Themen, ihr Spitzenkandidat bleibt aber blass.‘ Quelle: www.forschungsgrup...rdrhein-Westfalen/
Und: eine Anekdote vom Wahlkampf macht noch lange kein allgemeingültiges Erklärungsmuster. Selbst wenn sie mit der eigenen Meinung übereinstimmt, wa.
zum Beitrag28.05.2022 , 16:20 Uhr
Das verlinkte Ranking ist von 2020, wobei der Erfassungszeitraum nicht klar ist. Wir wissen also nicht den Stand von Anfang 2022, der überhaupt erst eine für den von Ihnen herausgehobenen Aspekt eine seriöse Aussage zuließe. Außerhalb der von ihnen verlinkten Kontextrankings (nämlich bei den Einzelfaktoren) wird die Ukraine 2020 von dieser Quelle als 'Defizitäre Demokratie' kategorisiert. Die Relativität der Qualitätsvalidierung nach dem verwendeten Verfahren wird deutlich, wenn man sich andere Länder ansieht, die 2020 bedeutend besser abgeschnitten haben, als die Ukraine, zB Brasilien auf Platz 75 und Südkorea auf Platz 20 vor Kanada auf Platz 24 etc etc. Mir ist übrigens eine nach der o.a. Kategorisierung ‚defizitäre Demokratie‘, die sich erklärtermaßen und praktisch entwickelt, lieber und förderungswürdiger, als zB eine ‚funktionierende Demokratie‘, die erodiert.
zum Beitrag26.05.2022 , 22:51 Uhr
'...Die Politik der Ukraine nach der Unabhängigkeit zeigt, daß die Wurzel des Problems in den Versuchen ukrainischer Entscheidungsträger begründet liegt, widerspenstigen Teilen des Landes ihren Willen aufzuzwingen....' Die Wurzeln welches Problems?
zum Beitrag26.05.2022 , 13:44 Uhr
Konservative, Waffenlobby, Neoliberalismus, - für mich rhetorische Strohmänner/-frauen, die die grundlegende Sitte des ‚Recht des Stärkeren‘ nur ankratzen. Wenn in einem Land das Recht des Stärkeren zur Sitte wird, ist das eine akzeptierte moralische Qualität, die einfach da ist. Wahrscheinlich muss man daher die Waffenaffinität in den USA auch als Teil einer dort gültigen Moral sehen, um sie zu verstehen. Die Anwendung der genannten Stellschrauben wie zB Waffenkontrolle, -reduzierung und Gesetze halte ich für Symptomtherapie, indes weiß ich kein Zaubermittel, mit dem ein wahrscheinlich aus alter Zeit erhaltenes und funktionelles sittliches Grundmotiv geheilt werden kann. Erst recht nicht für diese US-Gesellschaft. Das kollektive Bewusstsein einer Gesellschaft, ob in Russland, Deutschland-West (Nachkriegszeit), Deutschland-Ost (nach der Wiedervereinigung), China, Kuba, Serbien, Ukraine, etc. etc., ist nichts, was man durch Ethikkommissionen ändern kann. Und man kann es auch nicht begreifbar machen durch die Lieblingserklärungen, die man sowieso immer für alle Misstände parat hat.
zum Beitrag25.05.2022 , 10:35 Uhr
Ein Land, in dem der Schutz des Lebens bei Abtreibungen dogmatisiert wird, wo das Abschießen von Menschen wie eine Methode zum Füttern der Waffenindustrie aussieht und wo danach zum bigotten Beten aufgerufen wird. Wüsste ich nicht von unserer deutschen Vergangenheit, hätte ich wahrscheinlich Abscheu vor der gesamten US- Gesellschaft.
zum Beitrag25.05.2022 , 00:24 Uhr
Also ist mal wieder alles gleich gültig? Ich sehe, dass es im System 'des Westens' moralische/ethische Fehler gibt. Während in China diese Fehler das System ausmachen. Menschenrechte werden hier eingefordert, die Flüchtlingspolitik wird (nicht nur von Ihnen) hart kritisiert. Warum dürfen wir nicht universell kritisieren, wenn wir schließlich und bewusst Objekt dieser sind? Schon Ihr erster Satz kling mE wie: so what. Vom Whataboutism ganz zu schweigen.
zum Beitrag23.05.2022 , 17:00 Uhr
Ehrlich gesagt, finde ich die AfD mit ihrem unternehmungslustigen Opportunismus bedeutend unterhaltsamer, als diese humorlos bedeutungsschwere Wagenburg-Linke, die in jedem zweiten Satz das Wort Frieden mitführt und gleichzeitig einem aktiven Kriegsaggressor hinsichtlich seiner politischen Paranoia nach dem Mund redet. Beide Gruppierungen versuchen, die Welt wie aus dem Kellerfenster eines Souterrains beobachtend, sich darin zu überbieten, wie man auf unterschiedliche Weise die Realität da draußen zu einer unterdeterminierten Geisterbahn umdeuten kann.
zum Beitrag23.05.2022 , 14:34 Uhr
... "Jeder weiß, dass die USA einen Beitritt Kubas zu einem Militärbündnis mit Russland niemals akzeptieren würden", äußerte sich Oskar Lafontaine. " ...' Eine alte, ständig wiederholte Scheinlogik von OL, der das moderne, Post-Castro-Kuba wahrscheinlich nicht kennt, es aber gerne für seine skurrilen Ideen instrumentalisiert. Die Ukraine ist der Nato nicht beigetreten und ist weit davon entfernt. Im Übrigen ist Kuba mit Russland (zum Teil auch mit China) bis hin zur existenziellen Abhängigkeit und Ausgeliefertheit dermaßen wirtschaftlich und militärisch verbunden, dass ein Militärbündnis lediglich ein zusätzlicher formaler Akt wäre. Russland oder ein russisches Militärbündnis mit der Nato gleich gültig zu setzen ist auch so ein windiger rhetorischer Trick. Und: der große Unterschied und gleichzeitig übereinstimmendes Merkmal der Ukraine und Kuba ist, dass eine Mehrheit der kubanischen Bevölkerung lieber heute als morgen mit und unter den Bedingungen der westlichen Welt (USA, Europa, Japan, etc.) leben würde, aber von einer undemokratisch-autoritären Regierungs- und Parteiclique mit repressiven Mitteln, die jede Selbstbestimmung und Meinungsfreiheit unterdrücken, daran gehindert wird, während die ukrainische Regierung dem mehrheitlichen Willen ihrer (nicht wie in Kuba repressiv missbrauchten) Bevölkerung politisch folgt.
zum Beitrag21.05.2022 , 15:42 Uhr
Gerhard Schröder sollte eine Selbsthilfegruppe gründen. Für (wie er selbst) mittelbar vom russischen Krieg betroffene Putin-Versteher, Indifferente, politische Schnäppchenjäger, hochsensible Demokratiewächter und Parlamentarismusbesorgte sowie weitere Menetekel-Begabte, die in der Lage und bemüht sind, während des Schlachtenlärms eines Vernichtungskriegs gegen die Ukraine mit zehntausenden Toten und noch viel mehr weiteren Opfern das Gras einer Befleckung der reinen Lehre wachsen zu hören.
zum Beitrag21.05.2022 , 12:39 Uhr
Nichts für ungut: Wisslers Antworten auf die Interviewfragen hätte ich (abgesehen von ihren bedauerlichen privaten Erfahrungen) ziemlich genau voraussagen können. Professionell, sympathisch und mit vorsichtiger, ausgewogener Wortwahl auf dem Grat wandernd, wie jede:r gute Politiker:in, die/der zwischen Partei und Öffentlichkeit lavieren muss. Gerade oder nur noch das Private macht diese Partei originell und als Teil der Realität erkennbar. Die Ideen sind mE zurückgebliebene Menschen- und Weltdeutungen. Mich würde interessieren, wo die Stimmen der Linkspartei hingewandert sind ... Nichtwähler?, SPD?, Grüne ?, AfD?, verstorben? Was will die Linkspartei besser machen, wenn sie nicht ergründet, wie linke Wähler:innen (mal abgesehen von den nibelungentreuen) ticken? Ist 'links sein' (für mich eine suspekte Begriffshülse) etwas, was die Partei definieren kann, oder was in den Überzeugungen und Bedürfnissen der Wähler:innen zu finden ist? Und: sind nicht gerade die angeblich so krasse soziale Ungerechtigkeit und die angeblich bellizistische Bedeutungssteigerung der Nato eigentlich der beste Nährboden für eine Partei, die diese Themen ganz oben auf der Agenda hat? Kann eine ‚linke‘ Partei nicht sogar wünschen, dass es möglichst ungerecht zugeht im Land? Was kann eine Partei, die sich vorrangig auf die Pflege verstaubter Ideologien spezialisiert, bei Wahlen erwarten, außer, dass lediglich folkloristische Phänomene wie Wagenknechts Selbstvermarktung, Lafontaines Rücktritt von sowieso nicht wahrgenommenen Funktionen, trotzige Maulerei irgendwelcher Altlinken etc., statt eines diffusen Profils öffentlich wahrgenommen werden? Soweit die Partei. Und die (potenzielle) Wählerschaft: definiert mal das Profil einer linken Partei, die realistische Wahlchancen hat! Ich fürchte, wenn das nicht mehr ist, als das, was ich hier oft im Kommentarbereich lese, sorry, dann wird das wohl nix. Dann bleibt ihr, immer weniger werdend, unter euch.
zum Beitrag20.05.2022 , 11:25 Uhr
‚ ... Dabei ist die Haltung, dass manche zu ihrem Glück gezwungen werden müssten, gerade in einer Gesellschaft bemerkenswert, die sich am wirtschaftsliberalen Prinzip orientiert, wonach jeder Mensch von ganz allein nach der Maximierung seines Nutzens strebe und dies zum Vorteil aller geschehe. Vermutlich ist diese Gesellschaft so vernarrt in das Bestrafen, weil das mit dem Wohl aller überhaupt nicht hinhaut. Ihren Ärger über den Selbstbetrug lässt sie dann an jenen aus, die der Beweis dafür sind.‘
Das erleichtert mich jetzt. Ich hatte bisher die Vorstellung, dass wir in einer recht pluralistischen, hoch ausdifferenzierten Gesellschaft mit ausgesprochen diversen Werte-, Ziel- und Systemvorstellungen je nach Gruppe, Milieu, Biographie, Region, kulturellen Bedingungen, Ökologie, Bildung etc, leben. In dem das ‚wirtschaftsliberale Prinzip‘ als Facette lediglich ein Teil des gesamten Wirtschaftssystems und dieses wiederum Teil eines grundlegenden und einigermaßen liberalen Prinzips ist. Was mich zugegeben manchmal an die Grenze meiner Verständnisfähigkeit und meines Differenzierungsvermögens brachte. Mit meinem weiteren Nachdenken kann ja nun Schluss sein, indem ich vom Autor lerne, dass diese Gesellschaft ja lediglich ein einziges orientierendes Prinzip hat. Oder leben wir beide eventuell in verschiedenen Welten?
zum Beitrag19.05.2022 , 16:02 Uhr
' ... Schröder der nachkriegsmagere Junge in der Welt der bolzenden Bauernjungen, ein Außenseiter, der ein starkes Mitgefühl für seine schwer schuftende Mutter hatte. .....' Er war nicht der einzige mit so einer schmonzettenwürdigen Biographie. Irgendwann ist man für das, was man tut, voll verantwortlich. Egal, welche Kindheitsgeschichte man sich und anderen auftischen kann.
'Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält, oder ein ganze Reihe von Geschichten.' (Max Frisch)
zum Beitrag19.05.2022 , 14:33 Uhr
' ... Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Russland und Saudi-Arabien oder Katar?... ' Ich vermute, dass Sie rein rhetorisch fragen; Sie bieten ja gleichzeitig Ihre Antwort an nach dem Verfahren: alles ist gleich gültig. Trotzdem eine Antwort aus meiner Sicht. Wenn mein:e Wohnungsnachbar:in ein aktiv rassistischer und gewalttätiger Mensch ist, betrifft mich das mehr und es geht mich mehr an, als wenn dies jemand in Kuala Lumpur oder Bielefeld macht, obwohl beides gleich verwerflich und illegitim ist. Dass ich mit meinem:r Wohnungsnachbar:in in einer anderen emotionalen sozialen, technischen und kulturellen Nähe, sprich, Beziehung lebe, ist mir Grund und Erklärung genug für mein Motiv, zu intervenieren. Das wäre eine Ableitung aus der Sicht der menschlichen Bezogenheit, die Sie ja kennen mögen. Aus Sicht der politischen Bezogenheit geht es mE ganz pragmatisch um Wichtung und Wertung des eigenen politischen Interesses. Ich kenne kein Land und keine Politik, die sich bei diesen Abwägungen nicht ethisch schuldig machen. In D ist diese Schuldfähigkeit durch das demokratische System imo einigermaßen gut legitimiert. Dass es somit zwangsläufig Unterschiede (die Sie nicht sehen bzw. nicht wollen) im Umgang mit Staaten gibt, ist ja geradezu ein Beweis für eigenstaatliche Identität und Ansprüche an ethisch-politische Qualitäten – vice versa. Dass sie Ihnen möglicherweise nicht gefallen, ist eine andere Frage. Aber das können Sie ja durch effiziente politische Arbeit und zielführendes Wahlverhalten in Ihrem Sinne zu ändern versuchen.
zum Beitrag19.05.2022 , 10:52 Uhr
Ach, der Schröder. Ignoranter Charakter-Dinosaurier. Heldentum, entstanden in einem isolierten individuellen Seelenkosmos für eine peinlich dumme Sache. Die Energie, mit der er es nach ‚ganz oben‘ schaffte, hat ihren Kultivierungszeitpunkt verpasst (banal sinnbildlich: sein trotzig übertriebenes Verhältnis zur Currywurst). Lebenslang testosteronverdächtige Gesten. Da sind so viele Ähnlichkeiten mit Putin ... Diese Selbsteinkesselung passiert immer wieder, täglich. Vergeudete Charakterstärke. Siehe Die Linke, der die Treue zur Ideologie wichtiger ist, als zur Realität. Siehe Grünen-Anhänger:innen, die partout ihre enge Naturschutz-Religion nicht aufzugeben vermögen (immerhin für eine gute Sache). ‚Nibelungentreue‘ zu ‚Freunden‘ bei Kohl. Pervertierung des Liberalismus bei der FDP. Anbetung der Disruption bei der AfD. Feminist:innen, die Ideen mit Wahrheiten verwechseln. Es braucht mehr Politiker:innen, die nicht psychotherapiebedürftig sind. Das Gute für mich: einige gibt es imho bereits. Sogar in hohen Ämtern.
zum Beitrag18.05.2022 , 19:24 Uhr
'Menschen sind aber keine Primaten' Wikipedia ist da anderer Meinung: de.wikipedia.org/wiki/Primaten Ich übrigens auch. Wenn es anders wäre, hätten wir diese Diskussion wahrscheinlich garnicht.
zum Beitrag18.05.2022 , 19:14 Uhr
'Gerade zu Kriegszeiten können Menschen, Orte und bestimmte Ereignisse, mit der Kamera festgehalten, zu Symbolen werden, die eine ungeheure Kraft entfalten – siehe das Beispiel Mariupol.' "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" Können, wenn, wäre, dürfte - hätte, hätte, Nahrungskette. Die Alternative: ein Wort kann mehr als tausend Bilder erzeugen. Und jetzt? Die Wirklichkeit entsteht nicht im Bild, nicht im Wort, sondern bei der Deutung im Kopf, Symbole sind erst einmal ungefüllte Gefäße, ehe sie (bestenfalls) zu Zeichen für etwas werden. Oft für irgendetwas. Die russische Fahne auf dem Stahlwerk wird Putin anders deuten, als ich. Scholz' Verhalten manifestiert ebenfalls eine Symbolik (auch und gerade 'zu Kriegszeiten'), die indes lediglich als Negation, aber als solche um so lieber ausgeschlachtet wird. Für die Medien nicht interessant. Weil sie auf Leichtverdauliches aus sind? Weil Pragmatik keine nachgefragte mediale Handelsware ist? Wofür steht dann diese ‚Symbolik‘? Fragen über Fragen ... Wenn jemand öffentlich über Symbole spricht, schreibt, bitte ich um Dechiffrierung des Inhalts. Also Symbol für was? Schon alleine, damit wir uns besser verstehen. Statt vorauszusetzen, dass wir ja alle dasselbe meinen, wenn das Wundertütenwort Symbol (und dann noch im Konditional) verwendet wird. (auch @MONDSCHAF)
zum Beitrag18.05.2022 , 13:28 Uhr
Das liebe ich besonders an der taz: dass es der heterogenen Schwarmintelligenz der Leser*innenkommentare oft gelingt, einen Artikel zu retten.
zum Beitrag17.05.2022 , 15:31 Uhr
Gute Darstellung. Die Kubaner:innen wird's freuen. Macht auch deutlich, in welchem Minenfeld von freundlichen und feindlichen Senator:innen und 'Parteifreund:innen' Biden seine politischen Schritte abwägen muss. Dazu noch die Grabenkämpfe bei den Demokraten. Und die mit Idiotie bewaffnete Reps-Horde für die Schlachten bei der nächsten Wahl taucht bereits am Horizont auf ...
zum Beitrag16.05.2022 , 21:08 Uhr
Warum wird übersehen, dass SPD und Grüne zusammen (56 + 39) 95 Sitze haben, während CDU und FDP (76 + 12) lediglich auf 88 kommen und somit eine unübersehbare Mehrheit der demokratischen Parteien im sozialdemokratisch-ökologisch-links-liberalen Spektrum liegt? Woher nimmt die CDU ihren realitätsfernen politischen Führungsanspruch, wo doch die Mehrheit der Wähler:innen dem konservativen bürgerlichen Lager eine Absage erteilt haben? Lediglich größte Partei zu sein, ist angesichts der rot-grünen Mehrheit für eine progressivere, sozialere und ökologischere Mehrheit in der Wählerschaft und der anstehenden Aufgaben keine Legitimation, die Regierung zu stellen. Selbst wenn es eine derartige 'Tradition' geben sollte. Die CDU hat für mindestens 16 Jahre politische Versäumnisse und Stillstand garantiert. Wieso das anmaßende Beharren auf einer Garantieverlängerung? Wieso wird von den Medien diese immerhin deutlich Mehrheit GEGEN Wüst und seine CDU Politik ignoriert? (Die AfD kann man schließlich als populistisches Hintergrundrauschen und grotesken politischen Bias außer Acht lassen ...)
zum Beitrag16.05.2022 , 09:22 Uhr
Intelligenz schützt nicht vor Dummheit. (Ernst Alexander Rauter)
zum Beitrag16.05.2022 , 08:57 Uhr
Früher hatte(n) die Linke(n) eine Vision, die mit dem Stillstand ihrer Ideen und den Entwicklungen in der Gesellschaft immer mehr zur Illusion wurde. Bei den Grünen ist es genau umgekehrt gelaufen. Wenn man Menschen nicht dort abholt, wo sie sind, kann man lange auf Wähler:innen warten. Für ein Individuum gibt es genügend bedauerliche Gründe, seinen früheren Ansichten bis zur Groteske treu zu bleiben, für eine Partei ist es selbstmörderischer Starrsinn.
zum Beitrag14.05.2022 , 00:35 Uhr
Es geht mW nicht um 'den PEN', sondern um das PEN-Zentrum Deutschland. Was zwar nicht zwangsläufig die Verhaltensauffälligkeiten erklärt, aber die Größen-Ordnung.
zum Beitrag13.05.2022 , 16:32 Uhr
Na ja, das 'Miteinander auskommen' ist wohl eher ein No-Brainer.
'Obwohl wir auch das nicht zwangsläufig müssen, denn wir beide sind keine relevanten politischen Entscheidungsträger - nehme ich an - , die beispielsweise in Regierungsverantwortung über das Pro und Contra deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine zu entscheiden haben. '
Praktisch ja, theoretisch (obwohl Sie sich als 'Theoretiker' outen) stimme ich nicht zu. Theoretisch sehe ich jede:n Bürger:in in einer Demokratie aufgefordert, sich zu politischen Fragen so seriös zu positionieren, als wenn man Entscheidungs- bzw Regierungsverantwortung hätte. Dieser Standpunkt des Gemeinsinns wird imho nicht nur hier und da der Selbstreferenz, sprich der Verabsolutierung des Eigensinns untergeordnet. In der Demokratie gilt für mich: je verantwortlicher die Bürger, umso verantwortlicher die Regierenden (einer der Gründe, weshalb ich dieses Land nicht regieren müssen möchte).
zum Beitrag13.05.2022 , 14:35 Uhr
Headline: 'Nachdenken? Fehlanzeige' Artikel: 'Zeit zum Nachdenken? Fehlanzeige.' Was ist denn nun gemeint? Nicht nachgedacht, oder zu kurz? Oder darf man Worte nicht so genau nehmen, weil es ja eh mehr um einen (welchen?) Subtext geht? Ich bin jedenfalls noch nicht fertig mit dem Nachdenken über richtig oder falsch. Finnland ist nicht mein Spezialgebiet. Da bin ich einfach nicht so fix wie andere Kommentator:innen. Andererseits: ehe Putin auf seine Weise herausfindet, wie viele Nazis es in Finnland gibt und dass das Land eigentlich russisch ist ... vielleicht wollte man in Finnland nicht auch Zeit verlieren? Vielleicht sieht man auch auf das aktive Stillhalten seitens China, was ja wie eine Verstärkung des russischen militärischen Potentials wirkt? Wenn die Bevölkerung und die Regierung in Finnland hinter dieser Entscheidung stehen, ist dann weitere Debatte nicht nur bestenfalls demokratische Hygiene, diskurs-(ästh-)ethisches l’art pour l’art? Könnte es sein, dass die Regierenden (einschließlich Experten, Geheimdienste, Thinktanks) ... in Finnland gut nachgedacht haben. Seit Wochen, Monaten bereits? Fakt ist: die Umzingelung Russlands durch die Nato wächst (wenn eine Umzingelung überhaupt wachsen kann). Die Gesamtlänge der russischen Landesgrenzen beträgt 20.027 Kilometer. Russland grenzt des Weiteren an fünf Meere, wobei die Küstenlinie 37.653 km umfasst. Zusammen ca 58.000km. Bis jetzt hat Russland ca 1300km Grenzlänge mit Nato-Staaten (ohne Kaliningrad). Wenn Finnland mit ca. 1800km dazu käme, wäre das eine knapp 6%ige Umzingelung (sic!) an der russischen Grenzlänge, die an Nato-Staaten grenzt. Wenn ich davon bestimmt wäre, dass die Nato sowieso megascheiße ist oder andersherum Russland ausschließlich militärisch bezwungen werden muss, wäre ich diese ganze Nachdenkerei endlich los. Und meine Kommentare wären wahrscheinlich etwas griffiger.
zum Beitrag12.05.2022 , 19:11 Uhr
Ich geb’s zu: ich bin Praktiker. Ich möchte hier, wenigstens manchmal, lesen, welchen dritten Weg es um den Kopf herum gibt. Oder geben könnte. Und damit meine ich nicht den gedachten Weg, sondern den gehbaren. Wenn wir nicht langsam mal sagen, was zu tun ist, wird auf Dauer niemand mehr hören wollen, was zu denken ist. Heute wieder mal Fehlanzeige. Der Artikel galt schon vor dem Ukrainekrieg und er wird auch danach noch gültig sein. Braucht man diese andauernden Beteuerungen, wie es gut und richtig wäre? Bleibt etwas Zählbares von den Worten für den nächsten Krieg? Oder nur transgenerational Erzählbares? Ich lese dieselben Statements schon seit dem 24.2. Bei Autor:innen und Leser:innenkommentaren. Inzwischen haben sich die BelIis und die Pazis sortiert, die Monokausalist:innen haben das Thema auf ihre Universallösungen kalibriert. Man beschimpft sich im Rahmen der Moderation. Zitiert die Belege. Immer dieselben Erklärungsmuster (sorry, manche Kommentare von manchen Schreiber:innen, habe ich das Gefühl, könnte ich inzwischen selbst schreiben, antizipieren). Bin ich der Einzige, der das so sieht? Ist nicht böse gemeint. Immerhin, wenn der Krieg zu Ende ist, haben wir ein Alibi. Wir können‘s also nicht gewesen sein. Da lob ich mir die, die einfach 50€ an die Ukraine-Hilfe überweisen. Ich bin eben Praktiker. Wie Peter Rühmkorf:
Der Abend bei Oevelgönne, im spitzen Gefieder des Schilfs. Wenn einer den Himmel gewönne und ließe die Knochen, was hülfs?
zum Beitrag12.05.2022 , 16:27 Uhr
Eyes wide shut
www.sueddeutsche.d...mariupol-1.5558506
'There are known knowns; there are things we know we know. We also know there are known unknowns; that is to say we know there are some things we do not know. But there are also unknown unknowns - the ones we don't know we don't know.' (Donald Rumsfeld)
zum Beitrag11.05.2022 , 15:34 Uhr
Es handelt sich vermutlich, wie so oft bei der Querdenkerei, um oberflächliche Phämomene. Nur so ergibt die Trennung von Berufs- und Privatmensch einen Sinn. Ginge es um originäre Aspekte des Wesens von Prof. M.S., könnte nur eine gespaltene Persönlichkeit diese während der Ausübung seines Amtes ablegen. Was schließen lässt, dass es sich wie o.a. entweder um querdenkerische und rein äußerliche Belanglosigkeiten, oder aber, bei seriöser persönlichkeitsimmanenter Veranlagung, um ganz gewöhnliche Persönlichkeitsspaltung, wenn nicht gar Schizophrenie, handelt (only the doctor knows). Die mutmaßlich mit dem Öffentlichen Dienstrecht/Beamtenrecht vereinbar wären.
zum Beitrag11.05.2022 , 10:57 Uhr
Nachdem sich die CXU jahrzehntelang federführend durch Senkung der militärischen Potenz der Bundeswehr bis zu ihrer weitgehenden Funktionsunfähigkeit vielfach unbeachtet friedenspolitisch betätigt hat, steht sie wieder mal unberechtigt in der Kritik der Militär-Skeptiker:innen. Mit keinem Wort hat die C-Opposition mehr Militärausgaben gefordert, lediglich die Bundeswehr soll mehr Geld bekommen, was heißt, dass es denselben Begünstigt:innen zugute kommt, wie bisher, ohne dass es sich bei der militärischen Stärke auswirken wird. Statt sich aus friedenspolitischer und antimilitaristischer Sicht darüber zu freuen, dass noch mehr Geld eben nicht dem Militär zugutekommt, versuchen interessierte Kreise, die CXU als antipazifistisch darzustellen, wo sie doch lediglich den üblichen und gewollten Wirtschaftslobbyismus zugunsten von Arbeitsplätzen betreibt. Und gleichzeitig sicherstellt, dass noch mehr, als die hunderte Panzer, Schützenpanzer, Panzerhaubitzen und anderes fieses Gerät unbrauchbar und friedenssichernd herumstehen werden. Als unwiderlegbarer Beweis, dass die Bundeswehr eine Bürgerarmee ist, auch wenn es einige Soldaten in ihren Reihen gibt.
zum Beitrag09.05.2022 , 22:19 Uhr
' ...Was unterscheidet Welzer bzw. seine Ausführungen von denen der Salon-Bellizisten Beck und Fücks, die doch auch vorrangig die Sicherheit Deutschlands im Blick haben? ...' Mal abgesehen von diesem abgelutschten Bellizismus-Framing: Welzer unterscheidet, dass er von einer unverbindlichen Meta-Ebene (mit der man sich nie die Hände schmutzig, aber ethisch einen schlanken Fuß macht) nach unten argumentiert, während diese Bösewichte Beck und Fuchs auf platter Erde konkrete Ansagen machen. Die Logik von 'was konsequent wäre' würde ich btw gerne von Ihnen erklärt bekommen. Warum kommen mir nur diese Herren Welzer, Merkel, Habermas et al (die ich als Personen und Denker uneingeschränkt wertschätze) aktuell so vor, wie dieser überwiegend weiß gekleidete Geisteswissenschaftler aus dem geheimnisvollen Kunststaat, der im Papamobil nach rechts und links segnend durch das sich teilende gemeine Volk fährt, ohne es wirklich an sich heran zu lassen ...
zum Beitrag09.05.2022 , 17:12 Uhr
Wesentlich war aus meiner Sicht, dass W. trotz und wegen seiner soziologischen Expertise am Thema vorbei redete und die Gretchenfrage, auf die die zentrale Argumentation seiner Brief-Community beruht, weder wahrgenommen noch beantwortet hat: dass deren Forderung nach mehr Diplomatie und Verhandlungen monatelang versucht wurde, versucht wird (Macron hat, neben vielen anderen Politiker:innen, mW >15 mal mit Putin gesprochen, die Delegationen von Russland und der Ukraine ‚verhandeln‘ permanent) und wie es realisiert werden soll, mit jemandem zu verhandeln, der nicht verhandeln will. So blieb dann nur die (besonders in linken Kreisen) verbreitete rhetorische Hohlfigur übrig: etwas Gutes zu fordern, was nicht realisierbar ist, aber immerhin ethisch einen schlanken Fuß macht.
zum Beitrag09.05.2022 , 10:27 Uhr
Die Aufgeregten regen sich über die Aufregung auf. Was/wer war zuerst da, das Ei oder das Huhn? Ein sensibles Völkchen, die Deutschen. Manchmal. Ei geworfen, nix passiert. So what.
zum Beitrag08.05.2022 , 14:58 Uhr
Ja, und die Gewinnler der Pandemie waren die Lieferdienste und Amazon etc. Wahrscheinlich haben sie die Pandemie herbeigeführt, oder? Wollen Sie das in der Art insinuieren?
zum Beitrag08.05.2022 , 10:27 Uhr
Der nationalistische Rausch, in dem sich dieses Land befindet und Russlands politisches Fluidum wie Nordkorea wahrnehmen lässt, wirkt wie ein Wahn, der die giftigsten Elemente von Sozialismus, Kapitalismus, Militarismus, Paternalismus und Patriotismus zu einer gefährlichen Suppe aufgekocht hat. Die russischen Auftragsmorde mit toxischen Substanzen versinnbildlichen dies symbolisch. Wie will dieses Land seine autoaggressive politische und kulturelle Entwicklung umkehren? Wie viele Generationen braucht es, die Welt- und Lebenslügen des kollektiven Bewusstseins zu verarbeiten und zu heilen? Wie kann man zukünftig mit solch einem dystopischen System umgehen, das sich wahrscheinlich auch immer mehr als Kettenhund des Globalen Südens gerieren wird? Ich erwarte, dass die liberalen demokratischen Staaten unter starken Druck von Systemen geraten werden, die ihr Heil und ihren Eigennutz in der Kollaboration mit skrupellosen Regimes wie in China und Russland sehen und damit eine enorme Macht gewinnen.
zum Beitrag08.05.2022 , 00:40 Uhr
Militarismus ist unfeministisch. So wahr. Alles, außer Feminismus, ist unfeministisch. Eine universelle Methode, nichts mit nichts zu erklären.
zum Beitrag06.05.2022 , 18:34 Uhr
Hab ich nun gelesen. So what? Niemand behauptet, die Ukraine habe sich zu einem Musterland entwickelt. Sie bewegt sich indes bzgl Menschenrechten in die entgegengesetzte Richtig wie Russland. Bitte vergleichen Sie beispielsweise die Unterschiede bei den Menschenrechten zwischen der Krim und der Ukraine, wo es laut Amnesty weitgehende Pressefreiheit gibt. Man kann natürlich, wie Frau Wagenknecht mit ihrer relativierenden Aussage (...im Krieg gäbe es überall schlimme Verbrechen...), die unterschiedlichsten Staaten gleichsetzen. In D gibt es ebenfalls Rassismus, LGBTI-Feindlichkeit und sogar juristische Fehler. Nach Ihrer Logik wäre es hier genauso schlimm wie in Russland ... Zudem sagt der verlinkte Bericht absolut nichts über Selenskyj aus, nicht mal sein Name wird erwähnt. Einfach nochmal gründlich lesen. Besonders, dass Russland die Beobachtung durch die OECD im Donbas beendet hat.
zum Beitrag06.05.2022 , 11:57 Uhr
Also raushalten. Auch wenn sich Putin Moldau schnappt, die baltischen Staaten, Ungarn (durch 'freundliche' Übernahme) etc ...? Raushalten 'wie bei allen anderen ... Sauereien'...' Die Sauereien sich selbst überlassen in einer globalen, multivernetzten Welt? Wie könnte das gehen?
zum Beitrag06.05.2022 , 11:45 Uhr
Klare Worte, d’accord. Nach gefühlt hunderten Diskussionsrunden mit Politiker:innen, Geisteswissenschaftler:innen, Generälen, Journalist:innen, nach Essays, historischen Recherchen, Aussondern von verrückten Meinungen und blinden Ideolog:innen, für die vor jedem Ereignis eh bereits die Schuldigen und Lösungen feststehen, besinne ich mich auf das Leben hier, in Freiheit, Selbstbestimmung und Pluralismus. Mitmenschlichkeit. Ich möchte nicht, dass jemand herkommt und das zerstört. Auch nicht bei meinen Nachbar:innen. Solange in D philosophische Analysen (mit dem intrinsischen Angebot, sich aus Risiken zugunsten ethischen Rechthabens rauszuhalten) höher geschätzt werden, als tatsachengestützte Expertisen von Russland-Kenner:innen (z.B. Golineh Atai), ist das Dilemma das bevorzugte Habitat der öffentlichen Diskussion. Die intellektuelle Suhlgrube des Ungefähren, das ethische Feuilleton der sauberen Hände durch Gewährenlassen. Mit dieser Einstellung wurde Russland-Politik gemacht. Es gibt immer tausend Gründe, etwas zu unterlassen, aber nur einen unabweisbaren, zu handeln: indem man etwas will. Risiko inbegriffen.
zum Beitrag05.05.2022 , 18:37 Uhr
'Wo Habermas irrt' Warum sollte er nicht irren? Philosophische Klugheit bedingt keine politische Expertise. Genauso wie virologische Kompetenz keine Gewähr für richtige politische Entscheidungen in einer Pandemie ist.
zum Beitrag05.05.2022 , 15:24 Uhr
Ich bin schon froh, dass es nicht wieder ein offener Brief ist. Wer weiß, welche Prominent:innen dieses Mal mitgemacht und mich erstaunt hätten. Am besten ist immer das Killerargument, man solle verhandeln, Deals machen. Und dann verdrückt man sich im Diffusen. Putin wird erst verhandeln, wenn er seine Ziele, die ja bekannt sind, erreicht hat, oder einsieht, dass er sie nicht erreichen kann. Und selbst dieses Verhandlungsergebnis wäre so gültig, wie er es wollte. Was ihm in die Karten spielt, ist, dass wir ein Dilemma züchten. So mag er uns. Solange die Ukraine kämpfen will, müssen wir sie imho unterstützen so gut es unterhalb der Nuklearschwelle geht. Das kriegen wir nicht ohne Risiko hin, was mir aber lieber ist, als das zu erwartende Risiko, wenn er seine Ziele erreicht. Schwups, ist das Dilemma weg. Wenn morgen irgendein anderes Land, eine klar diktatorische, inhumane und nicht verhandlungsbereite Macht, Deutschland überfällt, werde ich das (nein, nicht zuerst dieses Land) eigentliche Leben hier, in Freiheit, Selbstbestimmung und Pluralismus, mit allen Mitteln verteidigen, weil diese Güter, die letztlich mein Leben ausmachen, es mir wert sind. Und ich wäre froh und dankbar über jede Hilfe von außen. Egal, ob sie lediglich dem Völkerrecht gilt oder auch meinem Land.
zum Beitrag03.05.2022 , 20:35 Uhr
Danke für den Link zu dem offenen Brief von Ukrainer:innen in Deutschland, der (un)erstaunlicherweise kaum beachtet wird. Es scheint, dass die authentischen und konkreten Erfahrungen der Opfer innerhalb der Debatte mal wieder nicht so relevant sind, wie die theoretischen Ergüsse der hauptberuflichen Denker und die Befindlichkeitsadressen der Prominenz. Jedenfalls ein Heraufschauen zu Autoritäten. Und aus der Metaperspektive ein Blick auf ein Land, in dem der theoretische Humanismus das kollektive Bewusstsein dominiert.
zum Beitrag02.05.2022 , 00:13 Uhr
Ich respektiere Intellektuelle, bewundere manche. Sie haben indes kein Mandat für politische Expertise und noch weniger per se für Verantwortlichkeit. Das Recht, gegen die Bewaffnung der Ukraine zu sein und dies mit seiner/ihrer Prominenz (ohne jeden politischen Kompetenznachweis) bekräftigen zu lassen, schließt für mich die Verpflichtung ein, sich klar zu dem gesamten (!) möglichen, bzw wahrscheinlichen, Schaden zu bekennen, den das Befolgen dieser (Zurück-)Haltung nach sich ziehen könnte. Der wird wohlfeil verschwiegen. Die drohende Kriegsausweitung wie einen obligaten Worst Case an die Wand zu malen, ohne die möglichen Konsequenzen der unterlassenen militärischen Hilfeleistung zu benennen, ist mE ethisch unredlich und politischer Unfug. Ganz abgesehen davon, dass mir bereits bei der damaligen prominenzgestützten Anti-Impfpflicht-Aktion die Nennung irgendwelcher sachfremder Berühmtheiten suspekt war. Hier wird eine Expertise vorgetäuscht, die die genannten Gallionsfiguren als Agenten einer pseudodemokratischen Meinungsbildung wirken lässt.
zum Beitrag01.05.2022 , 13:45 Uhr
Während Sie Ihre Fragen zählen und konkrete Antworten nicht nennen, schafft das russische Militär vollendete und letale Tatsachen.
zum Beitrag30.04.2022 , 21:40 Uhr
Was hat die angebliche 'durchbrechende Großmannssucht der Deutschen' mit dem Artikel eines russischen Verfassers zu tun? In Ihrem Beitrag sehe ich eher eine 'durchbrechende' Zurechtweisungssucht ...
zum Beitrag30.04.2022 , 17:39 Uhr
' ... bevor wir anfangen nicht mehr über die nächste Waffenlieferung nachzudenken sondern über andere Wege? ' Da lassen Sie mich mal bitte raus, bei dem verallgemeinernden und altklugen 'wir'.
zum Beitrag30.04.2022 , 13:24 Uhr
Mit humaner Sachlichkeit nennt Habermas den unübersehbaren Kernpunkt des Problems: der Spielraum ist gering und nicht sicher definierbar, wie wir am besten mithelfen, die Ukraine zu retten und gleichzeitig uns und andere vor ähnlichem und schlimmerem Kriegsschicksal bewahren. Die schrillen Töne, Mediengeilheit, wilden Bellizismus/Pazifismus-Vorwürfe, pseudopolitischen Talkshow-Orgien, Beeinflussungsversuche – typische Begleiterscheinungen mit erwartbaren Entgleisungen und mit Bedeutungsüberschuss aufgepumpte Verarbeitungsversuche einer liberalen und demokratischen (!) Medienöffentlichkeit. Aber wie anders soll kollektives Bewusstsein sich in einer freien Gesellschaft entwickeln? Was mir fehlt bei H., ist der Hinweis und die Analyse auf die (bei anderen Krisen) grottenschlechte Handhabung des Operativen. Viele Institutionen (wie auch die zahllosen One-man-think-tanks) sind fast unfähig geworden, irgendeine praktische Herausforderung pragmatisch zu meistern. Wir sitzen vor Problemen und versuchen, sie wegzudenken statt zu handeln. Die administrativ-institutionellen Einrichtungen sind so differenziert und dabei von willkürlich Teilhabenden besetzt (denen bei jeder Entscheidung Rechnung getragen werden muss), dass sie praktisch handlungsunfähig sind. Für mich bleibt: Scholz hat Recht mit seiner Zurückhaltung und seinen Argumenten, die zwar wechselten, aber jedes für sich gleichermaßen plausibel waren. Es war makabrerweise eine schwere Geburt schwerer Waffen. Indes, auch wenn es banal klingt, angesichts der vielen tiefgehenden Ideen zum Handeln/Nichthandeln der Regierung: durch die Verzögerung der ‚Ertüchtigung‘ wurde der Ukraine die Verteidigung erschwert. Unsere gedankliche Tiefgründigkeit und unsere institutionelle Selbstreferenzialität könnten von angelsächsischem Pragmatismus lernen. Wie man mit ethischer Haltung und gedanklicher Logik die Zeichen der Zeit lernend, richtig und ohne Verzug deutet, haben mE lediglich Baerbock und Habeck gezeigt.
zum Beitrag27.04.2022 , 11:20 Uhr
Ne ne, mit Verlaub, da oben steht: Eine richtige Ausnahme. Ausnahmen brauchen nicht einmalig sein, erst recht nicht richtig. Sie existieren dadurch, dass sie von der Regel abweichen, Wenn es denn eine ist, die richtig ist, ist sie nicht nur begründet (was sie ebenfalls nicht sein muss), sondern sogar legitimiert. Eine ausnahmsweise richtige Ausnahme. Wenn Sie so wollen.
zum Beitrag27.04.2022 , 11:02 Uhr
' ...Warum also etwas tun, das einfach nicht opportun ist, weder moralisch noch politisch?' Ganz einfach: um m i n d e s t e n s Putin das Lernangebot zu machen, dass er, wie auch immer dieser Krieg ausgeht, weitere Kriege in der Gegend nicht anzetteln sollte oder gewinnen kann. ‚...Wer Waffen liefert, macht sich mitschuldig daran, dass das Sterben einfach länger dauert. Und dass die Ukraine womöglich auf Jahrzehnte ein geteiltes Land wird. ...‘ Wer keine Waffen liefert, macht sich ‚mitschuldig‘ daran, was dann passiert. Und: geteilt ist die Ukraine bereits. Sie wird sich damit nicht zufrieden geben. Wer anderen ‚Prinzipien‘ aufdrängt, ohne für die Folgen deren Anwendungen verantwortlich zu sein, hat gut reden.
zum Beitrag27.04.2022 , 00:49 Uhr
So sieht’s aus im Vasallenland. Wir sind Vasallen der USA, weil wir für gemeinsame Interessen auch Unwerte in Kauf nehmen. Sagen die von dahinten links. Wir sind Vasallen von Russland, weil wir für gemeinsame Geschäfte auch schlimmen Schaden in Kauf nehmen. Sagen die aus der nachdenklichen Mitte. Wir sind Vasallen von Europa, weil wir für einen gemeinsamen Nutzen viel Geld einzahlen müssen. Sagen die von dahinten rechts. Wir haben in diesem Land hier anscheinend ein generelles Vasallentalent. Das sieht man doch, mühelos. Zumindest, wenn man sich unbeirrbar irgendeinen zu dieser Prämisse passenden Aspekt aussucht und den Teil als das Ganze auspreist. ‚... Aber auch dies ist wohl unter Brüdern seine Erschütterung wert.‘ (Peter Rühmkorf, Im Vollbesitz seiner Zweifel)
zum Beitrag25.04.2022 , 08:48 Uhr
'...Macron ist nicht wiedergewählt worden, weil er überzeugt hat. Den Sieg verdankt er Le Pen. ...' Wie aufschlussreich. Wer wird in 'hochentwickelten' Staaten schon gewählt und von wem, weil er überzeugt hat? Siehe Scholz/Laschet ... Interessieren würde mich, warum in Paris 85% Macron gewählt haben. Alles Reiche, Neo-Lib-Profiteure und Le-Pen-Verhinder:innen?
zum Beitrag24.04.2022 , 14:33 Uhr
Wenn ich wähle, bin ich kein Linker (obwohl ich linke Ideen vertrete), kein Liberaler (obwohl ich liberal lebe ...) kein Sozialdemokrat (obwohl ich ...), kein Sozialist (obwohl ...), kein Konservativer (obwohl ...), kein Anarchist (obwohl ...), dann bin ich Wähler, mit einer ganz normalen multiplen Persönlichkeit. Und entscheide danach, was imho politisch passieren sollte und was auf keinen Fall passieren dürfte. Das kleinere Übel. Wer dafür jemanden braucht, der/die ihm sagt, was er wählen soll, mag er/sie Mélenchon, Macron, Scholz, Laschet, Marx, Unfried, Wagenknecht oder Hinz und Kunz heißen, hat meinen Respekt als Wähler:in. Aber auch irgendwie mein Bedauern. Für sowas wäre ich zu liberal. Im Sinne von liberal. Da bin ich ganz bei Bob Dylan. Beyond here lies nothing www.youtube.com/watch?v=7TbmP2vXeQs
zum Beitrag21.04.2022 , 23:04 Uhr
Abgesehen von den innerparteilichen Problemen, die außer mit personeller Querelen mE auch viel mit der Fragwürdigkeit eines aktuellen ‚links‘-Begriffs zu tun haben (wir sehen auch bei anderen Parteien die verzweifelte Suche nach gegenwartstauglichen Leitideen) sind den Linken die Wählermilieus abhanden gekommen. Bei der BT-Wahl 2021 konnte die Linke nur bei den Altersgruppen
zum Beitrag20.04.2022 , 14:38 Uhr
Ein Lehrstück in Sachen Aufrichtigkeit. Besonders für viele andere in anderen Parteien.
zum Beitrag19.04.2022 , 23:49 Uhr
' ... Dass die SPD auf Wege der Deeskalation hofft und noch über Kanäle der Kommunikation mit dem Kreml verfügt, die nicht pekuniären sondern humanitären Zwecken dienen, erscheint gut möglich. ...' Erscheint mE höchst unwahrscheinlich. Alles spricht dagegen, besonders das Verhalten des Putin-Regimes. Was ist nicht alles an Deeskalation versucht worden. Wie lange wollen Sie noch an der Illusion eines an Frieden interessierten Kriegstreibers und an Theorien festhalten, wo doch Handeln gefragt ist? Welche 'alle fundierten Erkenntnisse renommierter ForscherInnen in der Friedens- und Konfliktforschung' werden/wurden von wem (wenn nicht von Putin) in die Tonne getreten? Haben diese durchaus respektablen Forscher irgendeine politische Verantwortung, gar ein Mandat? Machen Sie bitte einen praktischen, realisierbaren aber politischen Vorschlag, statt (ich unterstelle mal) gut gemeinter rein spekulativer ethischer Appelle. Mit denen man sich bequem aus der Problemlösung und Verantwortung herausstehlen kann und pfiffigerweise hinterher immer im Recht war.
zum Beitrag19.04.2022 , 13:52 Uhr
‚ ... Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) werde „auch heute wieder diese Gespräche führen, die notwendig sind, um die nächsten Schritte zu beraten“. ...‘
Gespräche führen ... die nächsten Schritte ... – nicht zu tun, nein ... zu beraten!
Es ist, bei aller Problematik, die dieses Thema schwierig macht, auch die Gemütlichkeit der sprachlichen Verlautbarungen, die in einem auffällig krassen Widerspruch zu der Dringlichkeit einer Lösungsfindung steht. (selbst sprachlich/rhetorisch wird die Darstellung einer aktiven Regierungsarbeit nicht beherrscht) Immer wieder entsteht bei mir das Bild einer Behörde, z.B eines Finanzamtes, wo ein Formular von Abteilung zu Abteilung gereicht wird und der Grundgedanke ist: immer mit der Ruhe. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass irgend jemand auch nur einen Schritt schneller geht, seine tariflich festgesetzte Arbeitszeit überschreitet oder sonst wie die routinemäßige Bearbeitung aufgibt. Ein Krieg wird verwaltet. Während minütlich Opfer und Schäden mehr werden. Möglicherweise wollen die Mützenichs, Roths, Klingbeils und Scholzes den öffentlichen Druck für die militärische Stärkung der Ukraine noch größer werden lassen, um dann mit der Unausweichlichkeit gegenüber den innerparteilichen Gegnern argumentieren zu können. Vielleicht wollen sie auch lediglich die Wahlen in NRW abwarten, wo es Spitz auf Knopf steht. Beides wäre angesichts der aktuellen militärischen Eskalation seitens Russland Grund genug für die harschen Kritiken von Melnyk und Selenskyj. Zwischen Trantütigkeit und Aktionismus gibt es immer eine situationsadäquate Alternative, aber die ist weder im Handeln noch in der PR erkennbar.
zum Beitrag18.04.2022 , 22:30 Uhr
' ...Sie sollten zu ihren früheren Falscheinschätzungen stehen. ...' Naja, wie schwierig es manchmal ist, etwas richtig zu vermitteln, macht dieser irritierende Satz beispielhaft deutlich.
zum Beitrag17.04.2022 , 16:51 Uhr
Vom solipsistischen Standpunkt aus braucht man überhaupt keine Interviews mehr. Erst recht keine andersmeinenden.
zum Beitrag17.04.2022 , 13:10 Uhr
Dass Putin diesen Krieg gegen Serbien als 'Blaupause' missbraucht, bleibt ihm unbenommen. Er geht ja auch sonst recht pseudokreativ mit der Wahrheit um. Dass Sie aber diese Raubkopie (die für sich wiederum eine Blaupause der Lawrowschen Propagandarhetorik ist) legitimierend als Blaupause anerkennen und sein Geschwurbel 1:1 übernehmen, das ist ihr Beitrag. Man kommt aus dem Kopieren gar nicht mehr raus, was?
zum Beitrag16.04.2022 , 11:04 Uhr
'... Das Grundproblem ist: Die FDP hat kein eigenes, identitätsstiftendes Thema. ...' Welche Partei hat das noch? Und wenn ja, wieviele Wähler:innen kann man damit gewinnen? In einer weitgehend satten, freien, bunt durcheinander lebenden Gesellschaft aus Individuen, von denen sich viele zur multiplen Persönlichkeit bekennen. Die einzufangen, braucht man heutzutage eher Marktforschung und Data Analytic. Themen, die alle berühren, werden offenbar nur noch durch Katastrophen gesetzt: Klimawandel, Krieg, Pandemie, etc. Ein Königreich für ein gutes, politisches, mehrheitsfähiges Thema. (jetzt bitte keine Ladenhüter nennen)
zum Beitrag16.04.2022 , 10:42 Uhr
Man kann sich lange vor ein Huhn setzen und darauf warten, dass es bellt.
zum Beitrag15.04.2022 , 20:09 Uhr
Immer wieder scheitern Erfolgreiche an den herausragenden Stärken, die für den Erfolg bei spezifischen Herausforderungen gesorgt haben. Weil sie dieselben Stärken weiterhin, oft mit erhöhter Dosis, anwenden, sich weigernd, andere Bewältigungsmethoden für andere Herausforderungen zu lernen. Ähnlich wie der/die Betrunkene den verlorenen Schlüssel nur unter dem Schein der Laterne sucht, weil dort das Licht besser ist.
zum Beitrag15.04.2022 , 19:42 Uhr
Ich gebe zu. ich bin auch so ein Militarist, der einen erkämpften Frieden für ein selbstbestimmtes Leben dem Leben im befriedeten Gefängnis eines totalitären Staates vorzieht.
zum Beitrag15.04.2022 , 15:07 Uhr
Danke E. Hillebrand! Der 'Wertewesten' ist für mich nur der werte Westen, wenn ich auf das Big Picture schaue. Schlagzeileninduzierte Weltvorstellungen, selektive Wahrnehmung, selbstreferenzielle Verabsolutierungen, Ideologiegläubigkeit, die eigene Biographie – alles steht uns im Weg beim Versuch, so eben mal den Anteil des ‚Wertewestens‘ am Weltgeist genau auf den Punkt zu bringen. Deshalb nur eine weitere Meinung: Mich widert ‚der Westen‘ manchmal an, (vielleicht, weil ich kritische Medien vorziehe und alt genug bin, manche Blamagen des ‚Wertewestens‘ miterlebt zu haben). Indes, es gibt die vielen guten Qualitäten des Westens eben auch. ‚Kapitalistische‘ Unternehmer:innen investieren hohe Summen und teilweise ihr Leben in Humanität und soziale Wohlfahrt, hier und im Ausland. Forscher:innen können weitgehend frei forschen, Humanitäre Institutionen, NGOs und private Akteur:innen leisten positive Wertevermittlung hier und überall auf der Welt, gescholtene, sogar verachtete Bundestagsabgeordnete ruinieren sich ihre Gesundheit bei den Anstrengungen fürs Gemeinwohl, medizinisches Personal leistet überobligat, der offene, kritische Diskurs ist ein Markenzeichen des Westens, zwischenmenschlich wird (trotz massiver medialer Pervertierungsversuche) Anständigkeit, empathisches Sozialverhalten und Aufrichtigkeit weiterhin tradiert, die Meinungsfreiheit (mal das Ranking googeln!) ist, wie viele andere Menschenrechte, nirgends auf so hohem Standard wie im kollektiven ‚Westen‘. Wenn man entsprechende Medien nutzt, findet man tausende Beispiele dafür, wer dabei ist und was alles passiert, diese ‚westliche Kultur‘ positiv sich auswirken zu lassen. Das ist für mich, neben und mit den vielen Schwächen und Missständen (siehe o.g. ‚innere Widersprüche‘) der werte Westen. Ich kann, wie #ABDURCHDIEMITTE, seit Kriegsbeginn schlechter schlafen. Wegen der Opfer, Zerstörungen, aber auch, weil ich etwas bedroht fühle, was mir viel wert und dabei zufällig (?) im ‚Westen‘ zu Hause ist.
zum Beitrag14.04.2022 , 11:51 Uhr
'Hülle fallenlassen' finde ich gut. Btw: Selenskyj ist Jurist. Obwohl das auch nichts zur Sache tut. Und wenn Sie mögliche Gründe für die Skepsis gegenüber Steinmeier in der Ukraine suchen, bitte: www.deutschlandfun...iew-reise-100.html
zum Beitrag13.04.2022 , 12:10 Uhr
Wohin wir mit dieser sinnlosen merkelschen Zusammenhangstheorie (die immerhin den Blick fürs Offensichtliche offenbart) gekommen sind, sehen wir nun. Bei der Entscheidung für konkretes politisches Handeln angesichts einer komplexen Wirklichkeit sind mE nicht die unendlichen Details dieser Wirklichkeit die wesentliche und sinnbestimmende Größe, sondern das Motiv der Anschauung, die diesem Handeln zugrunde liegt.
zum Beitrag13.04.2022 , 11:01 Uhr
Mich wundert, dass hier auch von (vermutet) linker Seite ein solch starker Glaube an die sakrosankte Instanz eines offen bourgoise-kapitalistischen Amtsträgers erkennbar, sogar von ‚Demontage‘ gesprochen wird. Was wird denn demontiert, wenn nicht die Ukraine?. Wenn es für Steinmeier überhaupt einen triftigen Grund gäbe, nach Kiew zu fahren, dann müsste er es mE allein tun und als Canossa-Symbolik erkennen lassen. Das ganze Bild ist für mich, wie wenn man sich selbst beim Nachbarn, dessen Haus brennt, zum Besuch einlädt, und statt Löschfahrzeugen (fairtrade) Kaffee und Kuchen mitbringt. Im Vergleich zu dem, wofür beispielsweise Frau Spiegel zurückgetreten ist, haben die politischen Fehlleistungen in der Russland-Politik mindestens seit 2014 aus meiner Sicht eine Größenordnung und Auswirkungen, die SPD, CXU und ihren Leitfiguren Gelegenheit gäbe, verdammt kleine Brötchen zu backen.
zum Beitrag13.04.2022 , 10:59 Uhr
Es ist mE auch eine Form der Respektlosigkeit und Ignoranz gegenüber dem Existenzkampf der Ukraine, wenn man von außen bestimmen will, was sie jetzt braucht. Dazu gehören aus meiner Sicht nicht die Anreise und das Sightseeing von symbolverliebten Würdenträgern in Maßanzügen, während auf dem Gegengleis die notleidenden Kriegsflüchtlinge in eine verdammt harte Zukunft fahren. Demnächst tauchen noch der Papst emeritus oder Michelle Obama in Kiew auf. Die Ukraine hat deutlich gemacht, was sie braucht: Waffen, Waffen, Waffen. Das sind konkrete Zeichen der Solidarität und nicht dieser Kiew-Tourismus, mit dem man sich das Gewissen für notorisch falsche Politik erleichtert. Krieg ist Krieg und deshalb sind für die Betroffenen andere Wahrheiten gültig, als in den Köpfen der komfortzonenverwöhnten Konflikttheoretiker und Parteivertreter, die offenbar über den dramatischen Herausforderungen von nutzlosen und befindlichkeitsorientierten Impfpflichtabstimmungen sowie anderen Petitessen jede Beziehung zu existenziellen Dimensionen verloren haben. Und: wenn schon Symbolik, dann mit Scholz. Ein Steinmeier in seinem repräsentativen Amt würde doch eher die Symbolik des Nicht-Handeln-Müssens betonen.
zum Beitrag12.04.2022 , 10:17 Uhr
‚...war ein gruseliger Chatverlauf an die Öffentlichkeit gelangt. In den Stunden, als im Ahrtal noch Hubschrauber im Einsatz waren, um Menschen mit Seilwinden von Dächern und Bäumen zu retten, sorgten sich die Ministerin und ihr Pressesprecher wohl vor allem um Imagefragen. Sie tauschten sich über das richtige „Wording“ für die Öffentlichkeitsarbeit aus. ...‘ Machen wir uns nichts vor, die ‚richtige‘ Kommunikation kritischer Sachverhalte ist, für welche Ziele auch immer, eine wesentliche Größe der Vermittlung im politischen Alltag. Allein schon wegen der Macht der Medien. Hatte jemand etwas anderes erwartet? Ich hätte mir Frau Spiegel aus sachlichen Gründen weiter im Amt gewünscht. Erst ihre Lüge bzw Unaufrichtigkeit, haben dies mE verunmöglicht. Die Grünen müssen aufpassen, dass nicht nun, mit dem zweiten akuten Fall (nach AB) erkennbarer Unredlichkeit ihr ethischer Bonus noch mehr den Bach runtergeht. Besonders, weil es (ohne, dass ich es genderspezifisch sehe) zwei weibliche Politiker:innen betrifft, deren ikonische Reputation ein verletzlicher Triggerpunkt hinsichtlich der feministischen Fortschritte im Bewusstsein der Gesellschaft ist.
zum Beitrag11.04.2022 , 13:58 Uhr
Es geht imho bei den russischen Demos nicht in erster Linie um Meinungsäußerung, sondern um Solidarisierung mit russischer nationalistischer Politik und deren Bejahung, wie an den von Nationalflaggen maßgeblich gekennzeichneten Auftritten zu erkennen ist. Man muss jetzt nicht mit fundamentalsten Auslegungen der Äußerungsformen von Meinungsfreiheit suchen, um irgendwelche Begünstigungsaspekte für diese politisch obskuren Demos zu finden, die ich nur unter der Auflage des Verzichts auf russische Staatssymbole zulassen würde. Die Gleichsetzung mit ukrainischen Fahnen bei anderen Gelegenheiten ignoriert mE völlig Sinn und Inhalt dieser Symbole und reduziert diese auf rein oberflächliche Erscheinungen. Ich sehe keinen Anlass, der von russischer Seite zu erwartenden Kritik bei Verbot der russischen Nationalflagge vorauseilend zu gehorchen und auf diese stupide (und in der Rhetorik unterdrückender Systeme übliche) Gleichsetzung hereinzufallen. Andernfalls würden wir die naiven Fehler beim Umgang mit dem russischen Regime fortsetzen: statt die Evidenz des Konkreten anzuerkennen, jede Bosheit der Gegenseite mit der Goldwaage des unendlich guten Willens hinsichtlich Entschuldbarkeit abzuwägen.
zum Beitrag10.04.2022 , 14:37 Uhr
Geht es, bereits in der Überschrift, in dem Artikel nicht vielmehr darum, die charakterliche Eigenschaft Verantwortung statt Härte einem wie und wo auch immer verwendeten Männlichkeitsbild zuzuweisen? Oder wollen Sie zur Anpassung an genderbeflissene Kritik den Vermeidungsbegriff 'M-Wort' einführen?
zum Beitrag08.04.2022 , 22:51 Uhr
Bis auf die Polemik ist Ihre Ansicht ja ganz okay. Sowas liest man ja hier und da immer wieder. Und Lyrik kann man eh nicht gut widerlegen. Vielleicht war die Rechercheaufgabe einfach etwas zu schwierig und ich sollte ein anderes Beispiel nehmen.
zum Beitrag07.04.2022 , 15:18 Uhr
Diese Skandalisierungen werden langweilig. Wie man stattdessen mit Daten und Fakten berichten kann, ist beispielsweise hier zu lesen: www.sueddeutsche.d...t-melnyk-1.5562531
zum Beitrag07.04.2022 , 14:44 Uhr
Dieses ‚tiefer graben‘ lohnt sich sowieso, wenn man sich ernsthaft mit dem (deutschen) Gesundheitssystem befasst. Dass Sie hier Lauterbach-Bashing hinsichtlich seiner Rolle bei ‚Kommerzialisierung‘ als Begleiterscheinung der Versuche, das Krankenhauswesen ökonomisch und qualitativ leistungsfähiger zu machen, unterbringen, hat zwar nichts mit dem Artikel zu tun, ist indes gleichwohl beliebt als Framing der Person. Ich mach’s kurz, weil es eigentlich nichts zum o.a. Diskurs gehört. Es gab ab ca. Mitte der 1970er Jahren die Einsicht, dass das Gesundheitswesen bei linearer Kostenentwicklung nicht mehr finanzierbar sein würde. An dem beginnenden Umbauprozess und an der Abwehr von Qualitätsverlust und Profitgier war ich zufällig jahrzehntelang an einem Universitätsklinikum beteiligt. Das Gesundheitswesen ist wahrscheinlich der größte Markt in diesem Land. Viele wollen daran verdienen und tun es auch. Die Gemengelage und die Einflussgrößen sind so komplex, dass ich erstmal nur auf diese Darstellung verweisen möchte: www.deutschlandfun...m-ausgang-100.html Als einzelnen und beispielhaft ambivalenten Aspekt nenne ich nur die Frage der Schließung kleiner Krankenhäuser. Wie ist sicherzustellen, dass in einem kleinen Krankenhaus bei sehr niedrigen Häufigkeiten bestimmter Behandlungsfälle, diese mit adäquater medizinischer Qualität versorgt werden, wo doch bewiesenermaßen die Behandlungsqualität signifikant von der Häufigkeit spezifischer Behandlungsfälle abhängt? Wer soll die zusätzlichen Kosten für die Erhaltung kleiner Krankenhäuser tragen? Und als kleine Rechercheaufgabe: finden Sie ein Gesundheitssystem in einem anderen Land, das bei gleichen oder niedrigeren Kosten für pflichtversicherte Patient:innen eine allgemeine und spezielle Gesundheitsversorgung auf demselben oder höheren medizinischen Qualitätsniveau wie Deutschland hat. Viel Erfolg!
zum Beitrag06.04.2022 , 17:32 Uhr
What a difference a day makes. Schnee von gestern, der Artikel. Und doch nicht ganz. Auch Lanz und Robin Alexander bekamen gestern Nachhilfe in logischem Denken. ‚... Vom Talkshowhelden, der sich auf die Wissenschaft beruft, zum Gesundheitsminister, der nicht auf die Wissenschaft hört: ...‘ Ach, lieber Herr Beucker, ist das wirklich so unplausibel, dass Politik sich der Wissenschaft bedient und nicht umgekehrt? Und dass Politiker:innen entscheiden und verantworten müssen, wie weit und welchen Wissenschaftler:innen (die sich bei Irrtümern und Folgeschäden fein aus dem Staub machen können) sie folgen? Schönes Beispiel: die wissenschaftlich umstrittenen Folgen eines Energie-Embargos gegenüber Russland. Lauterbach sagte mit Bezug auf seine Meinungsänderung gestern, dass er einen Fehler gemacht hat und dann: dass er immer das vertreten habe, mit dem er (unter den gegeben Umständen) am meisten für die Bürger:innen herausgeholt hat. Kann das jemand widerlegen? Hätte er hinschmeißen sollen wie Lafontaine? Heldenhaft das Hindernis Realität verweigern? Hätte er nichts tun sollen? Hätte er es auf 1001 gerichtliche Anordnungen ankommen lassen sollen? Hätte er eine dauerhafte, für alle Pandemie-Situationen gültige, überstrahlende Idee vertreten sollen? Oder hat er nur diejenigen enttäuscht, die an absolute Wahrheiten glauben und diejenigen kreuzigen möchten, die durchlässig für sich ändernde Wirklichkeiten sind?
zum Beitrag05.04.2022 , 15:36 Uhr
Nach Ihrer Logik wären Waffenlieferungen an angegriffene Staaten allerdings in dem Moment erlaubt, wenn diese kapituliert haben. Diese Meinung finde ich durchaus zulässig.
zum Beitrag05.04.2022 , 15:25 Uhr
Jetzt verstehe ich viele Ihrer Kommentare besser. Sie wenden die Ironie dritten Grades an.
zum Beitrag04.04.2022 , 13:59 Uhr
Zielt(e) die Politik des ‚Wandels durch Annäherung, durch Handel‘ nicht auch auf Regimewechsel (wobei allein der Begriff Regime und seine Auslegung nahtlos zwischen abwertend und neutral changiert ...). Hatten wir nicht bereits zu Brandts und Bahrs Zeiten dringend gehofft, dass wir das sowjetische System ändern könnten und es uns sogar gutgeschrieben, als scheinbar deshalb die Perestroika kam? Warum jetzt kein Bekenntnis dazu? Niemand, auch nicht Leggewie (er hat lediglich vor falschen Erwartungen in Verhandlungen gewarnt), hat ernsthaft verlangt, nicht mehr zu verhandeln. Ich weiß nicht, warum S. Reinecke sich daran festbeißt. Geht's um intellektuellen Hahnenkampf? Man kann und sollte mit dem Putin-Regime verhandeln, was man verhandeln muss. Nicht mehr und nicht weniger. Wie mit einem Nachbarn, der Terrorist ist. Den man im Übrigen persönlich, politisch und wirtschaftlich isoliert. Bis zum Regime-Wechsel. Die Kategorisierung ‚bellizistische Fraktion‘ zieht mE den gesamten Artikel tiefer ins Unvernünftige, als die journalistische Aufrichtigkeit wieder gutmachen kann.
zum Beitrag03.04.2022 , 12:22 Uhr
Ja. So schmerzhaft es für Sie zu sein scheint: Weil (leider) nur im 'kapitalistischen Wertewesten' die wichtigste Voraussetzung, nämlich die notwendige Freiheit, die 'Wirklichkeit, (die) in ihrer Vielfältigkeit zu beschreiben, zu analysieren und zu gestalten (ist)', weitgehend etabliert ist. Wo sonst könnte ein offener Diskurs wie hier stattfinden?
zum Beitrag02.04.2022 , 23:36 Uhr
Ihre Frage kann ich nicht beantworten, weil ich nicht weiß, was konkret ein(e) Bellist:in ist und als bloße Zuschreibung ist es eh nur Theorie. Ich halte sowieso wenig von dieser begrifflichen Vereinsmeierei. Egal, ob Pazifismus oder Bellizismus. Das zu diskutieren, überlasse ich den dazu Berufenen. Nennen Sie mir einen lebendigen Menschen und was er konkret tut und lässt, das würde mir eine Einschätzung ermöglichen. Wäre es ein Mörder, der systematisch Menschen umbringt, würde ich Ihre Bellizist:innen und Pazifist:innen gegen diesen Mörder mit der Waffe verteidigen. Weil der Mörder weg muss, damit es Ihre Bellizist:innen und Pazifist:innen geben dürfen muss.
zum Beitrag01.04.2022 , 15:46 Uhr
Es gibt in Deutschland etwa 5 Millionen Menschen, die zu der Gruppe der Vulnerablen zu zählen sind. Viele Krebskranke, Immunsupprimierte und andere gesundheitlich Betroffene. Die meisten geimpft. Seit über zwei Jahren leben sie unter verschärften und riskanteren Bedingungen, als die anderen. Die, die noch am Leben sind. Immer nahe an der oder in Lebensgefahr, besonders im öffentlichen Raum. Die Aufhebung der Maskenpflicht und die Verweigerung der Impfpflicht wird ihr Leben (ihre Freiheit sowieso) länger und stärker bedrohen, als notwendig. Weil bloße Rücksichtnahme und Mitmenschlichkeit weniger zählt, als die sogenannte Freiheit (nein, das muss nicht vom Kapitalismus kommen). Und weil es eine Partei gibt, deren einzige Chance, die nächsten Landtagswahlen zu überstehen, das Buhlen um diejenigen ist, die Freiheit nur als ihre eigene definieren. Diese Partei hat in Ermangelung zeitgemäßer liberaler Ideen das willkürliche und eigennützige Hantieren mit ihrem eigenen Freiheitsbegriff zu einer ähnlichen rhetorischen Last-man-standing-Ikone stilisiert, wie die Die Linke die geistige Insolvenzmasse ihres stereotype Nato- und USA-Bashing. Beyond there lies nothing, würde Bob Dylan singen. Beiden Parteien wünsche ich eine nachdenkliche und für neue Ideen ausreichend lange Auszeit außerhalb der Parlamente.
zum Beitrag31.03.2022 , 16:42 Uhr
In 2, 5 oder 10 Jahren ist der russische Krieg vorbei. Danach werden die Unternehmer sagen, wir müssen aufbauen, miteinander leben, handeln und den Fortschritt wagen. Der Krieg ist vorbei. Die Nato wird sagen, wir müssen vorsichtig und stark genug sein. Der Krieg ist vorbei aber man weiß ja nie. Die Pazifist:innen werden sagen, man braucht kein Militär, weil das erwiesenermaßen zum Krieg führt. Es gibt keinen Frieden durch Krieg. Die Nachdenklichen, Zweifelnden, du und ich, werden sich den Kopf zerbrechen: wie konnte das passieren, wozu das Ganze? Was haben wir falsch gemacht? Auf den vielen tausend Gräbern werden noch viele frische Blumen sein, wenn wieder die ersten Schüsse fallen. Genau deshalb muss jeder Putin weg.
zum Beitrag29.03.2022 , 15:18 Uhr
Humanistische Sensibilität ist kein triftiger Grund, den Verstand auszuschalten. Auch nicht, die Wahrnehmung auszublenden, dass Deutschland eben nicht gut managed, nicht gut organisiert und nicht mal gut verwaltet. Weder das Flüchtlingsproblem, noch die Flutkatastrophe, noch Corona, noch die Energieversorgung, noch die Digitalisierung, die Bildung etc etc. Wenn Erwachsene wie Kinder fragen, stellen sie sich entweder dumm, oder sie kokettieren mit dem Charme der scheinbaren Unbedarftheit. Schlimmstenfalls versuchen sie, den Zauber der reinen Naivität zu instrumentalisieren.
zum Beitrag29.03.2022 , 12:12 Uhr
Treffender Kommentar. Danke. Wobei ich das Phänomen, aber keine konkrete ‘Gefahr für die Aufgabe der 'objektiven Tatsachen' (als) ein Einfallstor für einen neuen Irrationalismus‘ sehe. Ohne das Irrationale wäre das Rationale nicht definierbar. Der Trend zur ‚Selbstermächtigung‘ hat den Trend zur Selbstverwirklichung anscheinend abgelöst und wird in einschlägigen Medien (warum nicht auch hier) häufig mit Bedeutungsüberschuß gepäppelt, von Parteien gekapert und von Institutionen instrumentalisiert. So what. Ich sehe die Checks and Balances des kollektiven gesellschaftlichen Bewusstseins dafür gut aufgestellt. Die ‚Gefahr‘ die ich sehe, besteht eher darin, dass die intellektuelle ‚Linke‘ sich mit dem Verlaufen in halsstarrigen Gedankentiefen eines großen Teils der Aktionsenergie beraubt, die sie (besonders, wenn sie politisch erfolgreich sein will) eigentlich in das operative Geschäft investieren sollte (Mindfucking wäre eine etwas überzogene Bewertung) . Was indes auch nicht neu ist.
zum Beitrag29.03.2022 , 11:12 Uhr
'Nicht zu rechtfertigen.' Hat denn jemand die aufgezählten Vergehen gerechtfertigt? Wenn ja, wer und wie? Wenn nicht, welches ist das Motiv, auf einen nicht begangenen Fehler hinzuweisen?
zum Beitrag26.03.2022 , 10:16 Uhr
Ich meine, mit Erklärungen wie 'Angst vor Lindner' oder 'traut sich nicht' werden Habecks und Scholz' Motive unterschätzt. Diese Zuschreibungen passen mE absolut nicht zu den starken (wenn auch unterschiedlichen) Charakteren der beiden. Das Hauptmotiv und Motto der teilweise schwer zu akzeptierenden Kompromisse ist aus meiner Sicht das bewusst vorgegebene Primat des Zusammenhaltens und der Partnerschaft der Ampelkoalition. Und zwar inhaltlich und formal. Das ist ein wesentlicher energetischer Kern der Aufbruchidee dieser Regierung und ein hochprofessionelles Unterfangen. Und gleichermaßen ein unabweisbares demokratisches Imperativ. Ein Scheitern dieser Regierung wäre ein riesiger Verlust und die Infragestellung eines großen Teils der Fortschrittspotentiale deutscher Politik schlechthin. Das zu vermeiden, sehe ich nicht als Angst, sondern als entschlossene Pragmatik an. Einer Pragmatik, deren Mangel bei der naiven Russland-Politik der vergangenen Jahrzehnte wir und andere nun teuer bezahlen müssen.
zum Beitrag25.03.2022 , 16:37 Uhr
Wenn Frau Neubauer und FFF Deutschland mit ihrer Aktivist:innen-Energie so effizient und ökologisch optimiert umgehen würden, wie sie es von der Zivilgesellschaft verlangen, wäre zu erwarten, dass sie ihre Aktivitäten systematisch voll eingesetzt hätten, den großen Teil ihrer Generation, der FDP gewählt hat, davon abgehalten zu haben. Dann hätten wir jetzt diese unsägliche Lindner-Truppe nicht am Hals und könnten einiges mehr davon umsetzen, was Frau Neubauer so wichtig ist. Was nützt es schon in einer Demokratie, recht zu haben, aber keine Mehrheit? Beim Thema Systemfragen wären sicherlich viele dabei. Aber nicht, wenn die Antworten bereits fertig in der Schublade sind, sondern im demokratischen Diskurs. Ich hoffe, Frau Neubauer in ein paar Jahren im Bundestag, besser noch, in der Regierung zu sehen.
zum Beitrag24.03.2022 , 19:40 Uhr
auch @OCHNÖ Wenn der geschätzte Noam Chomsky so kritisch mit der Politik der russischen Regimes seit Stalin umgehen würde wie (legitimerweise) mit der Nato und mit den Regierungen der USA hätten die russischen Regierungen auch nicht mehr viel zu lachen. Damit meine ich, dass ein bekennender Anarchist seine Abwehrreflexe nicht gegen ein Land, sondern allgemein gegen die Machtsysteme der Inhumanität und Unterdrückung richten sollte. Na ja, möglicherweise will er ja gar nicht gerecht sein, sondern recht haben. Als richtiger Anarchist. Abgesehen davon kommt es mir oft vor wie intellektueller Ästhetizismus, wenn verschiedene Seiten oder Meinungsschulen ihre geistigen Armeen gegeneinander antreten lassen. Hatten und haben wir zur Genüge, meine ich. Das praktische Lösen politischer Probleme findet (demokratischerweise) nicht schöngeistig, nicht anarchistisch, sondern durch politische Taten statt. Ich wünsche mir, dass hier über die sachliche Berichterstattung hinaus häufiger (kritische, na klar) Diskurse mit und über aktive(n) Politiker:innen stattfinden, weil deren Denken und Entscheiden tatsachennäher passieren als das theoretische Bewerten aus der Distanz des noch so klugen Beobachters. Theoretiker:innen haben wir mehr als genug am Start in Deutschland.
zum Beitrag23.03.2022 , 21:27 Uhr
Wieder so ein raffiniert verstecktes Putin-Bashing wa. Heißt ja nicht umsonst 'dem Affen Zucker geben'. Außerdem gibt sie ihm allerdings recht, dass diese Gesellschaft so sehr mit sich und ihren wichtigen Themen beschäftigt ist, dass keine Ressourcen mehr für die Wahrnehmung anderer Phänomene übrig sind weshalb man fröhlich drauflos übeltätern kann. Existiert in der Soziologie eigentlich der Begriff 'Narzistische Zivilgesellschaft'?
zum Beitrag23.03.2022 , 19:36 Uhr
Absolut d’accord. Und es ist gerade diese politische Verantwortungsethik, die es in Krisen braucht und die nicht ohne die harten Entscheidungen auskommt, die mit dem Aushalten der Ambiguität verbunden sind. Während der kategorische Pazifismus auf der einen und die kategorische Parteiname auf der anderen Seite sich auf die Spannung des kontrollierten und selbstbestimmten Ertragens einer unangenehmen Realität nicht einlassen.
zum Beitrag23.03.2022 , 16:46 Uhr
Den Appell gegen die Steigerung der Militärausgaben halte ich für respektabel und berechtigt, obwohl sein Inhalt aus meiner Sicht teilweise hoch voraussetzungsvoll und sogar verzerrend ist. Die Aussage von der 180- Grad-Wende beispielsweise halte ich für eine kognitive Zumutung. Mir fällt auf, wie sehr der Artikel von PB die Prominenz der Unterzeichner:innen betont. Wo doch das Signifikante eigentlich die demokratische Wichtung sein sollte. Insofern ist mir die Meinung von Katja Riemann & Co genauso viel oder wenig wert wie die von Hinz und Kunz, also meine. Margot Käßmann oder Johano Strasser sind für mich liebenswerte Menschen, aber aus demokratischer Sicht eigentlich nicht extra erwähnenswert. Oder? Besonders, weil sie in dieser Sache schließlich keine politische Verantwortung tragen. Da lässt sich leicht (gleichwohl legitim!) das Fähnchen der militärischen Mäßigung hochhalten. Die eventuellen Folgen werden ja sozialisiert. Bei der Pandemie-Beurteilung zählen für mich die Expertisen ausgewiesener Fachleute, aber die kollektive Ethik einer demokratischen Gesellschaft braucht mE keine Referenzen durch irgendwelche sachfremde Graduierung und sei es ihre Prominenz. Lassen wir sie dort strahlen, wo ihr Metier ist. All den Ansichten, Schlüssen und Vorhersehungen bezüglich einer Militarisierungsbremse möchte ich noch diese hinzufügen, dass es gerade die pazifistische Tendenz der westeuropäischen (erst recht der deutschen) Zivilgesellschaft gewesen sein könnte, die Putin zu seinem Angriff, sogar seinen Angriffen, ermuntert hat. Es ist nicht mein Job, den teilweise recht militanten Abrüstungsfans deshalb ein schlechtes Gewissen einzureden. Wenn sie es jedoch hätten, oder es irgendwie ihren Möglichkeitssinn erreichte, würde ich es irgendwie verstehen können. Es war seine Entscheidung, Schaf zu sein, sagte der Wolf, als er sein Opfer verspeiste.
zum Beitrag23.03.2022 , 15:58 Uhr
Ich halte dieses Zahlenspiel '.. das Zwanzigfache ..' (besonders bei gleichzeitigem Verschweigen der Relation zum BIP) für nichtssagend und seine Insinuation für tendenziös. Auch Ihre Relativierung und Sinnbeurteilung hilft mE da nicht heraus. Maßgeblich für eine nachvollziehbar und plausibel begründete Rechtfertigung von Rüstungsausgaben kann aus meiner Sicht nur der Bedrohungsgrad unter konkreten Bedingungen sein. Wenn die Ukraine auf die Gutmütigkeit ihres Gegners vertraut und ihre Verteidigungsfähigkeit vernachlässigt hätte, wäre sie jetzt bereits kein souveräner Staat mehr. Wenn schon bei objektiven Daten die Parteilichkeit das Maß der Dinge ist, was habe ich erst bei Gesinnungsfragen zu erwarten?
zum Beitrag22.03.2022 , 17:55 Uhr
Mir ist schleierhaft, wieso Herr Yücel nicht diese Meinung haben dürfte. PEN-Präsident hin oder her. Was ist das denn für ein Verständnis von Meinungsfreiheit und wer hat das Mandat, die Charta des Internationalen PEN apodiktisch auszulegen? Die Rechthaberei seiner Gegner:innen lässt außer Acht, dass die Wirklichkeit eine andere wird, wenn man den gemütlichen Platz am Schreibtisch mit einem längeren Aufenthalt in einem Gefängnis eines Willkür-Staates verbringt. Oder sich in einem Krieg auf Leben und Tod befindet. Wahrheiten können durch die wirkliche Welt außerhalb von Köpfen und Gedanken ihre Gültigkeit verlieren. Und wenn man diese Wirklichkeit nicht versteht noch kennt, ist sie doch so gültig, wie jede andere, wobei es lächerlich ist, zu versuchen, ihr mit Regeln den Ausdruck zu verbieten. Selbst wenn man diese Erfahrung, zB durch das dauerhafte Residieren in existenziellen Schonräumen, noch nicht gemacht hat, ist das Mindeste eine offene Debatte, die jedem:r gedanklichen und verbalen Dissidenten:in zusteht. Im Übrigen finde ich die hier aufgeführten Forderungen zum Rücktritt inhaltlich so engstirnig und elfenbeinturmtypisch, wie ich es von freien Schriftsteller:innen nie erwartet hätte und stilistisch so vorzeitlich, dass ich meinen eigenen Kunstanspruch in Frage gestellt sehe.
zum Beitrag22.03.2022 , 12:15 Uhr
Dass unter den ‚Apologeten des Putin-Systems‘ auch sogenannte Linke sind, überrascht mich ebenso wenig wie die Tatsache, dass unter (sich selbst so verstehenden) Linken ‚Apologeten des Putin-Systems‘ sind. So what. Was ich nicht nachvollziehen kann und was mich häufig (gerade in der taz) stört, ist die Vereinnahmung des Begriffs ‚Linke‘ für eigene politische und obskure persönliche Zwecke (das ungeklärte Persönliche in diesem Sich-links-Fühlen wartet mE schon lange auf einen angemessenen Diskurs, auf den sich ‚Linke‘ nach meiner Erfahrung ungern einlassen). Man reiht sich ein in eine verherrlichte Gruppe glorreicher Vorkämpfer aus einer ganz anderen Zeit einer ganz anderen Welt und tut so, als wären die Ideen dieser Zeit und die daraus resultierenden oft selektiv wahrgenommenen historische Ereignisse immer noch gleich gültige Wahrheiten. Ich wurde, wie die Autorin und unter ähnlichen Umständen, in eine ‚linke‘ Sozialisation hineingeboren. Gewerkschaftsmitglied, Anti-Springer-Demos, Nicaragua-Unterstützer (sic!), Kirchenaustreter etc. Man kennt das ja. Allerdings nie Parteimitglied. Habe bis 2019 längere Zeit auf Kuba gelebt und meinen Ekel vor Ideologien (besonders vor sentimentalen) bestätigt gefunden. Eigentlich fühle ich mich als so etwas wie natur-links. Deshalb gönne ich den ‚Linken‘ die Vereinnahmung dieses Begriffes nicht. Für mich ist diese eigenmächtige Okkupation eine ebensolche Perversion des Inhalts einer Sache, wie es die christliche (oder eine andere humanistische) Religion in den willkürlichen Fängen einer anmaßenden Amtskirche wie zB des Katholizismus oder des Islamismus ist.
zum Beitrag21.03.2022 , 14:38 Uhr
Exzellente Studie. Ich wäre dabei. Ich fürchte nur, die Compliance in der Gesellschaft würde nicht ausreichen. Beispiele gibt's genug: Impfquote, Windräder, Energiesparen allgemein, Automissbrauch, Flugreisen, etc etc. Eine Gesellschaft, die schon murrt und teilweise die Contenance verliert, wenn Einsicht in harmlose Notwendigkeiten verlangt wird.
zum Beitrag20.03.2022 , 14:41 Uhr
Die Fehler der Vergangenheit sind nicht mehr rückgängig zu machen. Frau Herrmann gebe ich recht, dass ein Importstopp kurzfristig nichts bringt. Mittelfristig schadet er uns und wahrscheinlich auch der Ukraine mehr als Russland. Langfristig müssen wir rausgehen, da ist der Ball bei Habeck & Co. Andrew Watt von der Hans-Böckler-Stiftung ist da ein unverdächtiger Zeuge. www.europeans24.co...s-no-solution.html
zum Beitrag20.03.2022 , 10:58 Uhr
Ebenda www.bmwi.de/Redakt...-foerderation.html steht aber auch: 'Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung in Russland und des damit verbundenen Exportrückgangs auf die deutsche Volkswirtschaft insgesamt sind begrenzt. Die gesamten deutschen Exporte weltweit sind im Jahr 2015 um 72,1 Milliarden Euro oder 6,4 Prozent gewachsen. 2016 sind sie um weitere 1,1 Prozent höher gewesen als im Vorjahr. Demgegenüber ging der Anteil der deutschen Exporte nach Russland an den gesamten deutschen Exporten im Jahr 2017 auf unter 2 Prozent zurück.' So dolle ist das also nicht mit dem 'wichtigen Absatzmarkt für Konsumgüter'. Im übrigen schrieb Frau Herrmann über Luxuskonsum, was ich mit der perversen Verteilung und mafiösen Handhabung der Einnahmen aus Energieexport in Zusammenhang bringe. Sie hatte nicht suggeriert, die Russe:innen würden Ihnen die schönen Prada-Handtaschen wegkaufen.
zum Beitrag20.03.2022 , 10:34 Uhr
Mein Eindruck ist, dass Pazifist:innen durchaus zugehört wird, allerdings ohne von ihnen überzeugt zu werden. Was offenkundig besonders für Putin und seinen obskuren Zirkel gilt. Die Idee des Pazifismus zur erfolgssicheren Lösung von Konflikten ist wie alle zur Wahrheit erhobenen Glaubenshaltungen: davon abhängig, dass ihr alle folgen. Was eine Illusion darstellt, die man weder beweisen noch widerlegen kann. Aber man kann sie als universelles Erklärungsmodell, warum immer alles schief geht, verwenden und damit scheinbar immer Recht haben. Sich sogar die mühevolle Suche, Auseinandersetzung und Abwägung anderer Aspekte, schwieriger Umstände, sperriger Tatsachen, vom Hals halten und immer frisch wie der Igel gegenüber dem Hasen seine These unwiderlegbar auf den Tisch knallen. Wenn Sie schreiben 'wurde gewarnt ,,,sollte man keinen modus vivendi finden, der auch legitime russische Interessen berücksichtigt ...' dann erklären Sie aus meiner Sicht nichts mit nichts, weil 'legitime Interessen' eine leere (in diesem Fall eindeutig instrumentalisierte) Formel ist, die man je nach Perspektive mit beliebigem Inhalt, Lügen, Taktik, sogar Irrsinn, füllen kann. Bezüglich stärkerer Bemühungen, ‚die Ursachen von Gewalt und Kriegen zu bekämpfen‘, stimme ich Ihnen zu. Wobei mir auffällt, dass ‚bekämpfen‘ ein eher kriegerischer Begriff ist, der zu Ihrer pazifistischen Idee nicht so ganz zu passen scheint.
zum Beitrag19.03.2022 , 17:18 Uhr
Auch ich unterstütze die Haltung von Greenpeace. Allerdings bin ich überzeugt, dass, selbst wenn D alle seine Vorgaben erfüllt (was ich ebenfalls nach Kräften unterstütze), die Welt das 1,5 Grad-Ziel nicht erreichen wird, und erwarte, dass der Glaube daran sich letztlich leider als genau so naiv erweisen wird, wie die Fehleinschätzung von Putins Plänen und irrationalem Handeln. Wobei er nicht der einzige ist. Weshalb alles Mögliche getan werden muss, mit den Folgen der Nichterreichung des Erderwärmungsziels fertig zu werden. Und damit sofort zu beginnen.
zum Beitrag19.03.2022 , 16:59 Uhr
Jede nichtrealisierbare Lösung ist eine Scheinlösung. Und mit realisierbar meine ich nicht im Kopf von Greenpeace realisierbar, sondern auf dem platten Boden der Wirklichkeit einer konkreten Gesellschaft.
zum Beitrag19.03.2022 , 00:09 Uhr
'Martin Kaiser erklärt das Dilemma der Friedensbewegung: Greenpeace ist gegen Krieg und Rüstung, aber auch für die Verteidigung der Ukraine.' In diesem Fall hat Greenpeace keine Alleinstellungsmerkmale. Es geht doch fast allen so. Für mich ein weiterer Beweis, dass Begriffe wie Pazifismus, Militarismus, Appeasement etc realitätsfern sind und Scheinlösungen und -konzepte vorgaukeln. Die Wirklichkeit entzieht sich bei jeder etwas komplizierteren Fragestellung diesen kategorischen Glaubenshaltungen, die die eigentliche Ursache für die sogenannten Dilemmata sind. Das Dilemma ist auch ein Zufluchtsort, um einer Entscheidung auszuweichen. Und das Selbstbekenntnis dazu vielleicht sogar eine plakative Leidensäußerung, die in diesem Fall den Blick vom wirklichen Leiden ablenkt (ablenken soll?) und ihm den Rang abläuft. Bei allem Respekt vor Herrn Kaisers Dilemmaproblem haben seine Äußerungen für mich auch etwas von Rumeiern. Ich lehne Rumeiern als Lösung ab.
zum Beitrag18.03.2022 , 11:38 Uhr
Klar ist Selenskyi ein Medienprofi und jemand, der mit Worten umgehen kann (mE übrigens anspruchsvoller als die meisten unserer politischen Darsteller). Nehmen Sie ihm das übel, ändert das etwas an den Inhalten seiner gut dekodierbaren Botschaften? Na klar ist AUCH Inszenierung im Spiel. Doch die Leute sind im Krieg und nicht nur Selenskyi, auch seine Verhandlungsdelegation macht das deutlich. Würden Maßanzug und Krawatte besser passen? (Btw: Giffey; Kipping und Jarasch stolzieren, schweißüberströmt ob der unmenschlichen Anstrengungen, das Flüchtlingsproblem nach Berliner Art zu managen, immer rum, als kämen sie gerade mit neuen Klamotten aus einer Boutique. Hab noch nie so modisch gedresste Sozies, Grüne und Linke gesehen. Scholz trägt Maßanzüge wie ein Model; ist das politisch oder sachlich relevant?). Sachlich ist für mich nicht richtig, dass die Ukraine ‚den Krieg gewinnen‘, sondern dass sie in diesem Krieg möglichst wenig verlieren will. Auch Begriffe wie ‚unverschämte Maximalforderungen‘ und ‚Das gleitet alles sofort ab ins absolut Moralische und somit Emotionale und bleibt dort auch‘ (eigentlich eher das, was Sie hier formulieren). Stimmt übrigens, nachdem, was ich gesehen habe, auch objektiv nicht. Selenskyis Rede enthielt eine zentrale Message, die kaum zu widerlegen ist und die auf unsere Wohlstandsperversion zielt: Economy first. Die Wirtschaftslobby hat mE ohne jeglichen ethischen Widerstand die Politik dazu verführt, sich zugunsten wohlfeiler Geschäfte für alle objektiven Warnungen blind zu stellen. Ein für mich wichtiger Punkt gestern war die Überforderung unserer politischen Elite, wenn es um die spontane Anwendung eines inneren ethischen Kompass geht: er scheint vor lauter Konzepten, Abwägungen, Vorteilorientierung und persönlicher Unsicherheiten nicht zu existieren oder dahinter versteckt zu sein. Ich würde/werde aus (irrationaler) Angst vor einer angeblich erstarkenden AfD keine Abstriche an meinen ethischen Ansprüchen machen.
zum Beitrag15.03.2022 , 21:43 Uhr
Immerhin werden damit viele Arbeitsplätze in den USA gesichert (zudem ein paar in Italien) und die dort erhöhte Kaufkraft ermöglicht der US-Wirtschaft, mehr Waren aus dem exportüberschüssigen Deutschland zu kaufen. Oder? Wenn die Flugzeuge jemals ernsthaft eingesetzt werden, waren sie auch im Sinne der Realität notwendig. Wenn nicht, haben sie erfolgreich abgeschreckt. Oder?
zum Beitrag15.03.2022 , 10:20 Uhr
Da haben Sie den wichtigsten Teil der ambivalenten Rolle des Mephisto weggelassen: (Ich bin) ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. ... Mephisto transportiert doch wohl eher die Symbolik der Zusammengehörigkeit von Gut und Böse. Erst, wenn diese, zugegeben ambiguide, Herausforderung integriert ist, erschließt sich mE die Gut/Böse-Idee im Faust. Was allerdings mit meinem Beitrag, der mehr auf das Wohlfeile, sagen wir mal Mindfucking, abzielte und eben nicht philosophisch, sondern politisch gemeint war, wenig zu tun hat. Trotzdem fand ich Ihren Beitrag einer Antwort wert. Auch, wenn Tucholsky für mich nicht die einzige bzw alternativlose Referenz für ethische oder moralische Ideen darstellt.
zum Beitrag14.03.2022 , 18:33 Uhr
Eine Plage, diese FDP.
zum Beitrag14.03.2022 , 15:37 Uhr
Für den Erhalt des nur in einer freien Gesellschaft möglichen Luxus, mal so richtig tief in die Theorien von Ethik, Gerechtigkeit, Pazifismus und andere wünschenswerte Selbstverständlichkeiten einzutauchen, lassen sich in einem weiter östlich liegenden Land gerade eine Menge von ihrem Tun überzeugte Leute töten und nehmen es einfach in Kauf, von anderen, die sich ihre Kategorien am Schreibtisch oder auf dem Küchenstuhl ausgedacht haben, als Mörder angesehen zu werden. 'Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, Wenn hinten, weit, in der Türkei, Die Völker aufeinander schlagen. Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten; Dann kehrt man abends froh nach Haus.
Goethe, Faust 1'
zum Beitrag13.03.2022 , 10:31 Uhr
Auch wenn man Autos und Autofahren nicht mag (oder gerade dann) sollten in erster Linie die sachlichen Fakten bei der Begründung jedwelcher Maßnahmen eine Rolle spielen. Erst recht, wenn Verbindungen zu anderen Bereichen wie Putins ‚Kriegskasse‘ hergestellt werden.
www.europeans24.co...s-no-solution.html
zum Beitrag10.03.2022 , 15:42 Uhr
'dass ein zunehmend gewalttätiger, oligarchischer, imperialer Kapitalismus
- gemeinhin "der Westen" genannt,' Aus welcher Rumpelkammer haben Sie denn diese verstaubte Schablone? Schon mal in China, Indien, Singapur, Japan etc etc gewesen, mitten im Osten? Wo ein Kapitalismus blüht, gegen den Westeuropa geradezu sozialistisch ist? Wird's nicht mal langsam Zeit, diese vielen untauglichen Kategorisierungen, die nichts beweisen außer den Verzicht auf Differenzierung und Ambiguitätstoleranz, auf den Müll zu schmeißen? Wie wollen Sie 'systemisch-historisch-kritisch diskutieren', wenn schon Ihre Begriffswahl deutlich macht, dass Ihre Prämissen das Gegenteil von open-minded sind?
zum Beitrag09.03.2022 , 17:31 Uhr
'Die Ampel sollte sich deshalb ehrlich machen und nicht länger vorgaukeln, die Sanktionen wären unmittelbar kriegsentscheidend. Dieses „Wir tun alles“ wird nicht einmal annähernd reichen.' Diese Gaukelei habe ich bisher nicht wahrgenommen. Und wenn gesagt wird, 'wir tun alles', können nur Träumer*innen es so verstehen, dass damit gemeint ist, alles wird rasch wieder gut. Ich habe den Eindruck, dass der Schmerz und die Ohnmacht, die wir (fast) alle angesichts der Opfer empfinden, zu allerlei logischen und unlogischen Fehlschlüssen führen. Da schwingen sich Forst*innen auf zu todsicheren Problemlösungen mit Vorschlägen, von denen mir allein schon durch die apodiktische Formulierung schwindelig wird. Als hätten sie jahrzehntelang auf höchster Ebene verantwortlich komplexeste internationale Diplomatie betrieben. Die beliebteste Disziplin ist, mit frecher Anmaßung vorzugeben, im Kopf und für das Wohl der Ukraine zu denken. Wahr ist, dass dieser Krieg und sein dazu gehörendes politische Geschehen überdeterminiert ist, von zahlreichen Faktoren und Aspekten gebildet und alles, was an Sanktionen, militärischen Ereignissen, weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Phänomenen (die Märkte erholen sich, Russland ist praktisch zahlungsunfähig, etc) dazu gehört, nicht genau kalkulierbar zusammen wirkt. Es geht für uns, Angehörige der Zivilgesellschaft, darum, zu helfen. Möglichst rasch und wirksam das Überleben der Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Und nicht um amateurdiplomatische Sandkastenspiele.
zum Beitrag09.03.2022 , 14:08 Uhr
Dass ‚die EU verhandeln muss‘ ist wohl einer der häufigsten und hilflosesten Sätze neben dem Satz ‚man muss verhandeln‘. Was wird denn seit, sogar seit lange vor Kriegsbeginn versucht? Was schert sich Putin um die EU (außer bei schmerzhaften Sanktionen)? In diesem Konflikt sind Verhandlungsergebnisse von Macht, Schadens- und Schmerzgrenzen definiert. Und die werden fatalerweise durch militärische und wirtschaftliche Gewalt manifestiert. Nicht durch Verhandlungs-Goodwill. Ich muss immer schlucken, wenn hervorgehoben wird, dass Putin 'sein Gesicht wahren können' muss. Welches Gesicht meinen Sie denn? Das verlogene, aus dem die ganzen Lügen zu den Gründen dieses Krieges kommen? Das verlogene gegenüber seiner Bevölkerung, wo auf den Mainstream Tag und Nacht Demagogie und Desinformation herunterprasseln? Das verlogene gegenüber dem Völkerrecht, den Entscheidungen der UN-Vollversammlung? Würden Sie Trump auch eine gesichtswahrende Revision des Narrativs über den Sturm auf das Kapitol zubilligen? Putin pfeift auf Gesichtswahrung, wie er bei Bloßstellung seiner Entourage gezeigt hat. Ich halte die 'Gesichtswahrungstheorie' für eine Projektion ästhetischen westlichen Schamempfindens. Sie können mit Putin einen beliebigen Vertrag schließen: er wird ihn innerrussisch kraft seines Meinungsmanipulationsapparates 'gesichtswahrend' verkaufen, darüber brauchen sie sich keine Sorgen machen. Statt sich über Putins Verletzlichkeit Gedanken zu machen, würde ich eher mal über die Möglichkeiten nachdenken, die Selenskiy und seine Bürger noch haben. Und über das, was politisch kommen kann, wenn Putin diesen Krieg mit oder ohne Gesicht aus der Perspektive der Mehrheit der Weltgemeinschaft verloren hat. Nach zigtausend Opfern, von deren Verursachung er nun womöglich auch noch gesichtswahrend freigesprochen werden soll.
zum Beitrag08.03.2022 , 23:01 Uhr
Was durch den Krieg gegen die Ukraine noch deutlicher wird: Die deutsche Linke, die das Glück hat, in einer Gesellschaft zu leben, in der sie dies nach ihrer Facon darf, hat sich auf dem Ozean der Realität in das Rettungsboot des Nato- und USA-Bashings zurückgezogen, weil das Traumschiff ihrer Ideen im Laufe der Zeiten zum Fliegenden Holländer wurde. Sie streiten über den richtigen Kurs und werden schon seit langem von den Menschen an Land, denen sie einstmals reichen Ertrag durch ihre Entdeckungsreise versprochen haben, nicht vermisst. Ein Teil der Besatzung versucht, die Lecks des dünnwandigen Kahns mit Theorien zu dichten, der andere Teil schöpft unermüdlich das eindringende Wasser zurück in den Ozean. Kein rettendes Ufer in Sicht ...
zum Beitrag08.03.2022 , 18:06 Uhr
Mich würden Vorwürfe der deutschen Linken gegen die russischen Oppositionellen nicht überraschen. Und natürlich, dass sie von den USA gesteuert und finanziert werden.
zum Beitrag08.03.2022 , 17:44 Uhr
Russland war bereits vor dem Krieg gegen die Ukraine auf dem Weg in den wirtschaftlichen Ruin (den A. Baerbock kommen sieht). Details kann man überall im Netz finden. Die innenpolitische Situation, die gesellschaftlichen Strukturen (arm/reich, Stadt/Land, Macht/Ohnmacht, Mafia/Zivilgesellschaft, fossile Monoindustrie, etc) die pathologische Medienkultur, die Ausschaltung der Opposition, Eliminierung von Dissidenten und anderen Hassobjekten und die miserable Perspektive, dass immer mehr Russen*innen die westlichen Kulturen und Errungenschaften attraktiv finden, nachzuahmen versuchen, konnten nur schlimme Verwerfungen der politischen Szene mit Putin als Opfer erwarten lassen. Dazu die bedrohlichen Demokratieentwicklungen im russischen Umfeld ... Putin hat es nicht geschafft, Russland in die Moderne zu führen, hat nichts zu verlieren und steht zu Hause mit dem Rücken zur Wand und mit ihm eine Entourage, deren Marionettencharakter er sich nicht mal schämte, vorzuführen. Was hilft es nun, alle seine pseudohistorischen, paranoiden (Genozid, Entnazifizierung), phantastischen (Sicherheitsbedürfnis, Angst) Narrative ernst zu nehmen und die Tatsachen der Situation in Russland völlig außer acht zu lassen. Es gibt genügend objektive Daten im Netz, die die katastrophale innerrussische Situation belegen. Wahrscheinlich war die größte Naivität, nicht zu erwarten, dass er irgendwas erfinden würde, was von seinem Regierungsversagen und dem auch in Russland letztendlich nicht aufzuhaltenden Liberalisierungsdruck ablenkt. Wieso sollte ich mich jetzt auf Gespensterdiskussionen mit Linken einlassen, die dies alles ausblenden?
zum Beitrag08.03.2022 , 17:02 Uhr
'Deshalb ist es wichtig die Angst von Russland zu akzeptieren.' Ein Land kann keine Angst haben. Nicht mal vor der für ihre Welteroberungsabsichten bekannte Nato. Fragen Sie Nawalny, andere Dissidenten oder noch nicht von der russischen Medienrestriktionen konditionierten Russen:innen , ob sie Angst vor der Nato haben ... Wie wollen Sie über etwas verhandeln, was, wie auch diese ominösen 'legitimen Sicherheitsbedürfnisse', nur durch die Definition des militärisch Stärkeren existiert, überhaupt nicht greifbar oder vertragsfähig ist? Wie viele Laternen brauchen Sie, um sich nachts in einer dunklen Straße sicher zu fühlen und wer ist dafür der allgemeingültige Maßstab? Um das wenigstens wissenschaftlich zu diskutieren, brauchten Sie Experten*innen für psychobiologische Anthropologie. Dann haben Sie immer noch keine politische Klarheit. Zudem will Putin das nicht verhandeln. Er bietet Krieg oder Maximalpositionen. Werden Sie es nicht müde, seine diffusen Narrative zu reproduzieren?
zum Beitrag08.03.2022 , 16:43 Uhr
Immerhin haben Sie sich angesprochen gefühlt.Die Perspektive ist da. Man muss sie halt nur nutzen.
zum Beitrag06.03.2022 , 12:00 Uhr
Die Kapitalisten*innen haben ihre Geschäfte gemacht. Was sonst? Die Gutgläubigen haben zurecht gehofft. Das ist ihr Job. Die Politiker*innen haben an ihre Wiederwahl gedacht. Wie neu, was? Für einen Großteil der Linken*innen hatte Putin/russische Politik eh und je die Carte Blanche. So what? ‚Normale‘ Medienkonsumenten*innen haben nicht das gelesen, was es bereits lange dazu zu lesen gab. So isses nun mal. Die taz war linksäugig wohlwollend, der Spiegel zänkisch, die SZ sedierend und die Welt, NZZ etc waren reaktionär. Wissen wir doch. Wer wirft nun auf wen den ersten Stein? Für mich ist eine in diesem Land verbreitete Mischung von existenzieller Naivität und ethnozentrischer Selbstzufriedenheit (besonders der Avantgarde) und Besserwisserei, die sich erlaubt, beliebige gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Phänomene mit Bedeutungsüberschuss zu versehen und ein realistisches Weltverständnis verweigert, Voraussetzung und gleichermaßen kollektiver geistiger Teppich für das (und darin sehe ich ein deutsches Talent) überhebliche Ignorieren erkennbarer Tatsachen. Man sollte von denen lernen, die das vorausgesehen haben.
zum Beitrag06.03.2022 , 11:23 Uhr
Mit 'Russland Sicherheitsinteressen' meinten Sie wahrscheinlich 'Russlands Machtinteressen' Passiert mir auch schon mal, so ein Schreibfehler.
zum Beitrag04.03.2022 , 10:07 Uhr
Sorry, aber der Artikel fällt für mich unter 'ich hätte da gerne ein Problem'
zum Beitrag03.03.2022 , 20:46 Uhr
Rüstungsausgaben 2018 relativ zum BIP: 7. Rang Russland: 3,9% 9. Rang USA: 3,2% Quelle: www.conviva-plus.ch/?page=2806
zum Beitrag02.03.2022 , 13:30 Uhr
First things first.
zum Beitrag01.03.2022 , 17:50 Uhr
Dass Putin in Notwehr oder Nothilfe handelt, sehe ich auch so. Aber nicht, weil er von der NATO bedroht ist, sondern wegen der katastrophalen wirtschaftlichen Situation seines Systems bei gleichzeitiger Höllenangst vor Demokratisierung und innerrussischen Forderungen nach mehr Freiheit und Wohlstand. Die treibenden Faktoren und die Indikatoren der jetzigen Situation sind die Einschränkungen der Freiheit, rechtliche Willkür, Unterdrückung der Opposition und die Perspektivlosigkeit. Das sind Fakten. Der Krieg ermöglicht ihm, davon abzulenken. Die ‚Perspektive des Notwehrenden‘ ist etwas, was Sie sich ausgedacht oder unkritisch seinen Äußerungen entnommen haben. Wie sie wirklich aussieht, wissen wir nicht, aber alles spricht dafür, dass sie, wie er sie schildert, verzerrt ist. Den Zustand haben nicht wir, sondern den hat er selbst maßgeblich herbeigeführt. Durch erfolglose und menschenverachtende Politik. Ob sehenden Auges, wissen wir ebenfalls nicht. Wie hätten wir dieses politikkranke System heilen können, was sich jetzt anmaßt, alte imperiale Größe wiederzuerlangen? Ihrem pauschalierenden Schuldbekenntnis schließe ich mich nicht an.
zum Beitrag01.03.2022 , 09:48 Uhr
Es gibt keine gültigen Regeln für immer und alles. Die Behauptung, im Besitze der Wahrheit zu sein, ob Pazifist oder nicht, halte ich für anmaßend und unsinnig und erinnert mich an religiösen Fanatismus. Ideen werden ständig mit Wahrheiten gleichgesetzt. Genau deshalb entsteht Polarisierung. Eine Festlegung auf Pazifismus ist dieselbe antizipierte Verweigerung von Verhandlung wie eine Festlegung auf Macht. Selbst Verhandler*innen wurden (s. sowjetische Geschichte) kurzerhand umgebracht und Mächtige waren Befreier. Man kann darüber einen unendlichen Diskurs führen (was in Deutschland sowieso dem Handeln, es sei denn, es/er ist wirtschaftlich, vorgezogen wird), aber der ersetzt das Entscheiden in einer konkreten Situation nicht. Ich warte darauf, dass die scheinbare Widersprüchlichkeit von Waffenforderungen auf Friedensdemonstrationen ausgehalten wird. Widersprüchlichkeit ist Teil der Lösung. Beim Handeln kann man nur durch eine einzige Tür gehen. Oder aber diskutierend davor stehenbleiben. Nicht toll, aber immer noch besser, als nicht diskutierend davor stehenzubleiben, wie es 16 Jahre hauptsächlich passiert ist. Handeln heißt, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen. Wahrlich nicht amüsant. Aber es hilft, schuldfähig und damit erwachsen zu werden. Im Unterschied zu bloßem ethischen Diskurs mit dem Ergebnis gegenseitigen bestätigenden Schulterklopfens für die gemeinsame Gedankentiefe.
zum Beitrag28.02.2022 , 10:08 Uhr
Gute Information. Über die Aktivitäten, Möglichkeiten und Regeln der UN sollte überhaupt stärker berichtet werden. Das könnte die Wertschätzung für die Institution, vielleicht sogar ihre Wirksamkeit, jedenfalls die Weite des globalen Blicks, erhöhen. Eine UN, über die nicht oder nur abwertend berichtet wird, kann keine positive meinungsbildende Wirkung im öffentlichen Raum erzielen.
zum Beitrag27.02.2022 , 17:17 Uhr
Es gehört mE zu einem der Missverständnisse der genannten Akteure, dass sie ihre eigene (durchaus vorhandene) Bedeutung im gesamten Gesellschaftskollektiv nicht nur überschätzten sondern auch überbewerten. Vielleicht befanden/befinden sie sich trotz per Aktion öffentlicher Verortung sogar in einem gesinnungsmäßig eher privaten Raum. Es gibt nicht wenige Gruppen, die den eigenen Geist für den der Zeiten halten ... Berechtigte Anliegen hin oder her.
zum Beitrag27.02.2022 , 15:37 Uhr
Stimme zu. ‚Meine Generation‘ soll mE keine Verallgemeinerung und Pauschalierung prinzipiellen politischen Handelns (oder Nichthandelns) sein. Es geht imho um das vorherrschende Lebensgefühl einer Epoche, um die medial hochgespülten Top-Themen im kollektiven Bewusstsein. Ein Bewusstsein, dessen existenzielle Potentiale von 9/11 per Video live, sowie von anderen Katastrophen gestreift, aber nicht geweckt wurden. Man braucht nur mal in der taz nachsehen, welche Themen in den letzten zwei Jahren die meisten Kommentare initiierten. Abgesehen von weitgehend vorhersagbaren links-/grün-/ Neoliberalismus-/Feministismus-/gender-Blasenverhandlungen (durchaus wichtig) finde ich kaum Auseinandersetzungen mit der existenziellen und relevanten (außen)politischen Welt. Beispielsweise werden Artikel über Kuba wohl nur gelesen, wenn sie folkloristisch interessant oder als Verstärker für die alten Revolutionslegenden brauchbar sind. Dazu lauert eine alte Garde 68er matt im Sessel und doziert wikipädiagestützt im nostalgischen Grundton über die überstandenen Wasserwerferattacken und kann noch jedes einzelne Vergehen hilfloser Dorfpolizisten und deren Hintermänner aufzählen, mit denen man sich verdienstvollerweise rumgeschlagen hat. Während Yogaschulen überfüllt sind, bei Ingwertee (in ‚Workspaces‘ bei Espresso) die Selbstoptimierung läuft, rackern sich, immerhin noch ein paar Leute von Gewerkschaften, Parteien und NGOs in den Stadtteilen ab. Neben Selbsthilfegruppen für arbeitslose Kampfhundbesitzer. Das ist zu wenig, in einer Kultur-Gesellschaft, die dem TV-Konsumenten vor den Abendnachrichten die Börsensituation als wichtig vermittelt. Wahrscheinlich haben wir an Putins (Fehl-?) Annahme, dass wir dekadente Schwächlinge (nein nicht jede*r!), geworden sind, die aus sowas wie der Impfpflicht oder der herzzerreißenden Belastung durch geschlossene Diskotheken eine existenzielle Frage machen, irgendwie mitgearbeitet. Im gehobenen Bürgertum herrscht Ästhetizismus statt Existenzialismus.
zum Beitrag25.02.2022 , 15:18 Uhr
Hören wir doch einmal mit einer ganz einfachen Antwort auf: die wirksamen. Im Alltag gibt es überall Sanktionen (Knöllchen, Strafrecht, gelbe und rote Karten beim Fußball, etc) und wenn sie richtig designed werden, sind sie wirksam. Ein (wahrscheinlich der wichtigste) Grund, dass die Franco-Ära in Spanien endete, war, dass die spanische Wirtschaft unter einer ‚stillen Sanktionierung‘ durch die gegen das faschistische Regime gerichtete wirtschaftlich florierende übrige Welt litt und sich dadurch die Geschichte gegen Franco wandte. Wirtschaft und Handel sind nicht nur Teufelszeug aus dem bösen neoliberalen Kapitalismus. Sie schmieren das Weltgeschehen. Vielleicht erleben wir das auch jetzt. Wenn die Sanktionen stark genug den Welthandel und damit Chinas Interessen beeinträchtigen, wird Putin ein ziemlich kühler östlicher Wind um die Ohren wehen.
zum Beitrag25.02.2022 , 11:28 Uhr
Zu dem Thema passt die gerade (25.02.22, 11:10, Phönix live) laufende Pressekonferenz mit dem russischen Außenminister Lawrow. Diese Suaden von Unsachlichkeit, Ignoranz gegenüber kritischen Fragen, Lügen, verzerrten Darstellungen, weitschweifigen geschichtlichen Scheinzusammenhängen, Denunzierungen, Scheinheiligkeiten und frechen Behauptungen bei gleichzeitiger Anmaßung, ein auch nur halbwegs durch freien Informationszugang unterrichteter Zuhörer würde seinen Worten Glauben schenken können, machen die von russischer Seite willkürliche und umfassende Konstruktion einer virtuellen Realität unabweisbar deutlich. Jede politische Beziehung zu solch einem System ohne jegliches oppositionelles Gegengewicht bei Fehlen von Pressefreiheit, welches mit der Wahrheit auf diese Weise umgeht, steht aus meiner Sicht auf wackligen Füßen und muss jederzeit auf Betrug gefasst sein.
zum Beitrag25.02.2022 , 10:01 Uhr
Das in Russland seit Jahrzehnten praktizierte mediale und politische Brainwashing unter Ausschaltung freier Meinungsäußerung halte ich für inhumaner, bedrohlicher und verurteilenswerter als jede NATO-Aktivität. Es ist eine Macht- und Kriegswaffe, die in der Bewertung der Aggressionshandlungen mE viel zu wenig berücksichtigt wird.
Anm. der Redaktion: Kommentar gekürzt. Bitte auf Ausdrucksweise achten.
zum Beitrag24.02.2022 , 14:30 Uhr
Putin hat sich selbst in diese Ecke begeben und sein von ihm am stärksten bekämpfter Gegner heißt Demokratisierung. Dazu kommen immense weitere innerrussische Problemfelder, die ich mir erspare hier aufzuzählen. Die NATO hat Putin nicht bedroht. Sie können sein Narrativ übernehmen, indes wird es dadurch nicht wahrer. Putin war aus westlicher Sicht auch kein Gegner, er hat sich selbst dazu gemacht. Die einzige Möglichkeit aus einer (besonders einer wirtschaftlichen) Entwicklung wie bei der DDR herauszukommen, bzw davon abzulenken, war, eine geschichtliche Abrisskante zu schaffen mit dem Trick, etwas zu behaupten, was nicht widerlegbar ist, da ein subjektives Bedrohungsgefühl, erst recht ein erfundenes, weder objektiv bewiesen noch objektiv widerlegt werden kann.
zum Beitrag24.02.2022 , 00:41 Uhr
Nennen Sie doch einfach mal die 'drakonischen und nicht mehr medizinisch begründeten' Maßnahmen (die mW übrigens in jeder Provinz anders aussehen und in den konservativ regierten, wo ziemlich lässig mit der Pandemie umgegangen wurde, die meisten Opfer hatten). Die kanadische Bevölkerung steht mit noch größerer Mehrheit zur dortigen Pandemie-Politik ihrer Regierungen als in Deutschland. Das ist Fakt. Dass Trudeau das ‚chinesische System‘ (was meinen Sie damit?) verehrt, ist mir neu. Haben Sie Belege? Kanadier*innen brauchen nicht mal einen Personalausweis, was mir nicht besonders chinesisch vorkommt. Ich bezweifle, dass Sie jemals in Kanada waren oder/und sich ernsthaft mit dem Land und seiner politischen Kultur beschäftigt haben, sonst würden Sie nicht solche hanebüchenen Behauptungen aufstellen. Der Artikel von Jan Schröder zeugte mE auch nicht von tiefer Sachkenntnis und faktenorientierter Berichterstattung. Eine fundierte Analyse der Proteste und ihrer größtenteils obskuren Begründungen finden Sie hier: www.sueddeutsche.d...-trudeau-1.5533828 Falls Sie überhaupt Interesse an seriöser Berichterstattung und Fakten haben.
zum Beitrag23.02.2022 , 19:16 Uhr
Dass es mit diesem politischen Russland eine Sicherheit in Freiheit geben könnte, wage ich zu bezweifeln. Bezüglich Emanzipation stimme ich Ihnen zu mit der Ergänzung, dass das ein Geschäft ist, mit dem man in einer sich ändernden Welt nie fertig sein kann, weshalb man zuallererst einen prinzipiell emanzipativen Standpunkt braucht. Dazu war die Politik der Äquidistanz ein guter Ansatz. Und was die Emanzipation von den USA angeht: Was machen Sie, nachdem Sie sich demnächst mit Putin angefreundet haben, mit Ihrer Eifersucht, wenn sein Verbündeter mit der gewagten Frisur wieder im Spiel ist?
zum Beitrag23.02.2022 , 10:38 Uhr
Nach meiner Auffassung nicht überzeugend und sehr theoretisch: ‚ich glaube, man hätte (aber was genau und wie?), es könnte, wäre,‘ Solche Vermutunge passen immer, bei jedem Konflikt. Akademisch durchaus richtig und nachvollziehbar. Fürs Kaminfeuergespräch, das humanistische und/oder politikphilosophische Sinnieren über ferne Probleme, den Diskurs, die Vorlesung, Gedankenspiele, (... wir hätten dieses imperiale Bestreben .... besser einhegen müssen...) die entweder weitgehend auf unbestimmten Annahmen beruhen oder sogar wesentliche Aspekte außer acht lassen, wie zB die konkrete Bedrohung des russischen Systems durch den Druck des zunehmenden Demokratisierungstrends (vorausgegangen war russlandseitig die Ausschaltung der freien Presse und Dissidentenneutralisierung) und die prinzipielle Unberechenbarkeit Putins, die Abneigung in der russischen Bevölkerung gegen einen wirklichen Krieg, etc. Mit einem Schlusssatz, so banal und nichtssagend wie die Headline. Wie schon mal bemerkt: ich wünsche mir für die Bewertung von Politik mehr professionelle und unabhängige Hochleistungs-Thinktanks. Und weniger Wissenschaftler, die aus ihrer oft selbstreferenziellen Fachperspektive befreit von politischer Verantwortung unverbindliche was-hätte-könnte-wäre-wenn-Modelle kreieren.
zum Beitrag22.02.2022 , 13:53 Uhr
Erstaunlich, welche angebliche Verstöße gegen rechtsvertragliche Feinheiten seitens der Ukraine der russischen Politik, die gerade massiv Völkerrecht bricht und vom UNO-Sicherheitsrat verurteilt wurde, zugutegehalten werden. Eine Politik, die permanent die Demokratisierung inländisch und in anderen Staaten behindert und bekämpft, die für Morde, Mordversuche und Teilnahme an systematischen Kriegsverbrechen (Syrien) steht und seit Jahren zB mit der Aufdrängung bzw Aufzwingung von Pässen formale und praktische ethnische Misshandlung betreibt. Die Willkür, die Putin hier teilweise zugestanden wird, kommt mir vor, als wäre vergleichsweise ein lediglich durch Selbsterklärung ausgewiesener Hauseigentümer legitimiert, ‚autonome‘ Gruppen, die sein Haus nach ihrer eigenen Rechtsauffassung bewohnen, aufgrund angeblicher Vertragsverletzungen durch eine private Armee zu bekämpfen und zu vertreiben, ohne sich an real existierendes, übergeordnetes Recht zu halten.
zum Beitrag22.02.2022 , 11:57 Uhr
Also stimmen Sie zu, dass Russland das Völkerrecht brechen darf, weil sich alleine die Ukraine (aus Ihrer Sicht) nicht an alle Punkte der beiden Minsker Abkommen gehalten hat? Sind Sie sicher, dass Sie die Strategie der 'idiotischen Panikmache' der USA, die durch publizistische Antizipation der nun eingetretenen Aggression eben davor warnen und die nun für alle offenkundigen Lügen Putins und seine Scheinargumente bloßstellen wollte, richtig verstanden haben?
zum Beitrag18.02.2022 , 13:20 Uhr
Trudeaus Regierung als ‚Regime‘ zu bezeichnen, kommt mir vor, wie ein rhetorischer Haudrauf-Knüppel aus dem agitatorischen 1€-Discounter. Die kanadische Regierung hat, wie das in Kanada nicht unüblich ist, viel Geduld aufgebracht gegenüber den Demonstranten. Dass deren Parolen an Trumpismus und ‚Querdenker‘ erinnern, schmälert die Rechte der Demonstranten nicht, ist allerdings aus meiner Sicht signifikant für deutliche Anteile disruptiver Motive. Auch die rücksichtslose Terrorisierung der Einwohner von Ottawa und anderen Orten zeigt die gleichen egoistischen Facetten wie in anderen Ländern. Der Umgang mit den Blockierern der Ambassador-Bridge war mE vorbildlich deeskalierend, gewaltfrei und geduldig, eher sanft und respektvoll. Man könnte (wenn man das Land kennt) sagen, typisch kanadisch, wenn das nicht auch eine Verallgemeinerung wäre. Die Trudeau-Regierung (mit all ihren Fehlern und Schwächen) wie auch die anderen aus der Sicht unserer politischen Topologie eher sozialdemokratisch, aber in Kanada als linksliberal einstufbaren Provinzregierungen (zB in British Columbia) haben Kanada aus der konservativen Politik, besonders geprägt durch den vorigen PM Harper, herausgeführt. Trudeau war es, der die Rechte der First Nations maßgeblich und nicht nur verbal thematisiert und gestärkt hat und die Verantwortung der kanadischen Regierung für deren Entrechtung sowie kulturelle, gesundheitliche und politische Misshandlungen klar und praktisch übernommen hat. Die tatsachenarmen Berichte über die kanadischen Impfgegner in die eigene Matrix einer schematischen Weltbetrachtung einzuzwängen, ohne die politischen, kulturellen, historischen und ökologischen Besonderheiten Kanadas zu kennen und auch zu berücksichtigen, hat für mich den Geschmack von Kolonisierung.
zum Beitrag16.02.2022 , 11:54 Uhr
I. ‚Erstens hat "der Westen" immer wieder gezeigt, was sein Zusagen wert sind, nämlich genau nichts, sonst wäre es nach 1990 bis heute gar nicht erst so weit gekommen.‘ Diese Behauptung finde ich schon ziemlich sportlich. Sie werden sie schwerlich belegen können. Was nach 1990 passiert ist, besonders im für die UDSSR, dann Russische Föderation, geschichtsträchtigen Umbruchjahr 1991 mit der komplexen Gemengelage Gorbatschow/Jelzin/innerrussische Fraktionen einschließlich der parallelen europäischen und weltpolitischen Situation (Wiedervereinigung, China, Naher Osten, etc.) hat auch die NATO veranlasst bzw. gezwungen, sich teilweise neu zu erfinden. Gleichwohl war sie nie ein Angriffspakt und erst recht nicht bestrebt, territoriale Ansprüche geltend zu machen. Erst die Änderung der russischen Politik durch Putin mit dem neuen Narrativ eines glorreichen Staates (weil der Stalinismus inzwischen als einigender Nenner ausgefallen war) hat frühere Warschauer-Pakt-Staaten (Polen, Rumänien, Tschechien, etc.) sich an die NATO anschließen lassen, aus Angst/Sorge vor den Entwicklungen in Russland und weil sie lieber zum freieren Westen gehören wollten. ‚Ukraine in die NATO‘ kann eben nicht (außer von Wunschdenker*innen) ‚jederzeit wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden‘. Das verbieten jetzt und noch lange in die Zukunft hinein die gültigen Aufnahmeregeln.
zum Beitrag12.02.2022 , 23:45 Uhr
Die Intervention in Jugoslawien war nicht gegen den Staat gerichtet, sondern fand aus humanitären Motiven (wenn auch völkerrechtlich umstritten) statt, um eine drohende weitere ‚ethnische Säuberung‘ wie in Srebenica zu verhindern. Hätten Sie die Verantwortung für weitere Massaker (wie sie in Syrien von Russland unterstützt wurden) übernommen? Der Irakkrieg wurde weder von der NATO initiiert noch geführt. Der Einsatz der Nato in Libyen war durch ein UN-Mandat legitimiert. Bei den von Ihnen genannten Beispielen vermag ich kein aggressives, konkret andere Länder bedrohendes Verhalten der NATO zu erkennen.
zum Beitrag12.02.2022 , 14:36 Uhr
Halten Sie die Nato für eine aggressives, andere Länder konkret bedrohendes Militärbündnis?
zum Beitrag11.02.2022 , 21:20 Uhr
Das Beispiel mit Mexiko kann ich nicht nachvollziehen. Es geht bei der Bewertung der geopolitischen Machtbalance mE nicht um die nachbarschaftliche Nähe, sondern um die Frage, ob eine konkrete Bedrohung vorliegt. Ob jemand sich bedroht fühlt oder aber er/sie es wirklich ist oder so tut als ob, das wissen wir aus der Psychologie, sind völlig verschiedene Dinge. Ganz abgesehen von der Instrumentalisierung dieses 'sich bedroht fühlen' (s. Impf-Schwurbler). Wenn man allerdings die macht- und geopolitischen Motive von Russland und der Nato als gleich gültig ansieht, könnten Sie recht haben.
zum Beitrag11.02.2022 , 12:05 Uhr
Frau Baerbock könnte, abgesehen von verstärkter Public Diplomacy, konzertierte Aktionen der internationalen Nahost-Politik forcieren. Was der ungeliebte und m.E. unverdient chronisch gebashte Vorgänger Maas sicher auch versucht hat. Indes wird auch Baerbock wegen der divergierenden Interessen der Konflikt- und Verhandlungsbeteiligten (USA, andere europäische Länder, Nahost-Länder, Deutschland, Russland, etc) an ihre und die konkreten Grenzen kommen. Vielleicht war Maas einfach klug genug, zu erkennen, dass die deutschen diplomatischen Möglichkeiten zu begrenzt sind, um mehr zu erreichen, als immer wieder Prinzipien zu nennen und zu verteidigen und dass man mit mehr Einsatz nur scheitern kann. Weshalb es manchmal besser ist, keinen Blumentopf zu gewinnen, als den auch noch auf den Kopf zu bekommen. Einsatz und möglicher Ertrag müssen auch in der Diplomatie in einem rationalen Verhältnis stehen. Wie Frau Baerbocks Nahost-Bilanz in ein paar Jahren und bei akuten Konflikten aussehen wird, wissen wir noch nicht. Nuancen gegenüber Maas, der allerdings Teil einer dezidiert israelpolitisch aufgestellten Merkel-Regierung war, sehe ich gleichwohl. Btw lanciert der Artikel den Eindruck, Maas wäre nicht in Ramallah gewesen. Was allerdings unrichtig wäre: www.sueddeutsche.d...1-210520-99-669401
zum Beitrag09.02.2022 , 17:07 Uhr
Wer auf Demokratisierung und Friedenspolitik in/von Russland wartet, oder auf eine durch die USA verfügte makellose Welt oder Herrn Scholz, der die divergierenden Interessen aus der Welt schafft und alle Widersprüche integriert, ist diese Woche wieder enttäuscht worden. Es gibt im Westen (im Unterschied zu eigenartigen Bruderschaften wie zB zwischen Belarus und Russland) keine Harmonie. Die muss es zwischen Staaten nicht geben. Die Einigkeit ist möglicherweise erzwungen, indes durch Pragmatik und nicht durch die USA. Von beiden Seiten gewollt und bejaht. Scholz hat aus meiner Sicht in den USA erreicht, was wichtig war und vielleicht auch, was er wollte: bekräftigen, dass man im Westen mit unterschiedlichen Meinungen über gemeinsame Ziele einig sein kann. Hat es auf eine diplomatische Weise gemacht, sich gegen manche suspekten und europaunwissenden US-Politiker und Medien behauptet (wobei er sie imho teilweise überfordert hat), ohne Porzellan zu zerschlagen und ist mE (mit Macron) dabei, einen neuen europäischen Weg zu finden, der es erlaubt, trotz friedensgefährdender Politik seitens Russland, China und den USA (in unterschiedlichen Anteilen und Qualitäten), dass Europa innerhalb seiner Möglichkeiten mitredet und die Polarisierungen mit auszugleichen versucht. Dass dabei die Säbelrassler*innen auf der einen und die Appaesement-Fans auf der anderen Seite gleichermaßen unzufrieden sind, halte ich für ein gutes Zeichen, weil diese beiden Lager nach meiner Meinung per se und per definitionem nicht in der Lage sind, die komplexen politischen Bedingungen abzubilden und noch weniger fähig, deren inneren Widersprüche zu integrieren. Auch Frau Baerbock spielt mE in dieser neuen Politik eine sehr gute Rolle und lässt mich vermuten, dass politische Verantwortungsfähigkeit und gesunder Menschenverstand wahrscheinlich wichtiger sind, als lange politische Erfahrung in einem Apparat, der häufig die Denkweisen selbst generiert, an denen die Protagonisten schließlich scheitern.
zum Beitrag09.02.2022 , 16:15 Uhr
Auf welche Weise und wieviel haben Sie denn 'durch die Verbrechen von Wirecard' verloren?
zum Beitrag07.02.2022 , 11:19 Uhr
Für mich ist nicht die Frage, ob Worte nach den Maßstäben von Medien und erst recht nicht nach dem gefühlten Druck der Straße 'klar' oder 'zurückhaltend' sind, sondern ob sie, ausgesprochen oder nicht, ihren definierten Zweck erfüllen. Zum Beispiel zur Deeskalation beitragen oder sogar einen Krieg erschweren, bestenfalls verhindern. Wenn dies sogar auch Deutschland nützt, why not? Ich staune, wie seriöse Medien und Journalist*innen nicht resilient genug sind, einen von Putin angezettelten Nervenkrieg zu durchschauen und auszuhalten und stattdessen wie übersprungshandelnd in ein von Russland gewünschtes kollektives Rumoren verfallen und von Papa Scholz starke Worte fordern. Man sollte schon ein bisschen cooler sein, wenn man sich mit Putins Strategien einlässt, finde ich. Sonst ist man ständig in einer Rolle wie Josep Borrell: www.sueddeutsche.d...-nawalny-1.5198823
zum Beitrag06.02.2022 , 11:03 Uhr
Diese Asymmetrie, die bei einer klugen Politik gegenüber Russland (und China) unbedingt berücksichtigt werden muss, wird bei bedingungslosen NATO-Kritikern, die die gegenüberstehenden Militärblöcke als gleich gültig und gleichbedeutend voraussetzen, gerne übersehen. Sie ist indes nicht nur unser Vorteil, sondern irgendwie auch unser Glück. Weil kaum vorstellbar ist, dass eine ausländische Kriegsmacht nach Besetzung irgendeines fortschrittlichen liberaldemokratischen Landes in Westeuropa in der Lage wäre, die dortige Bevölkerung in die Unmündigkeit einer Autokratie oder Diktatur (zurück) zu zwingen ohne sie vollständig zu verknechten. Falls Russland allerdings ein anderes Land besetzen oder in sein Machtgefüge einbauen will, muss es dies bald tun, weil im Sinne einer Liberalisierung die Zeit für solche Länder wie die Ukraine arbeitet.
zum Beitrag05.02.2022 , 18:15 Uhr
Aha, Scholz hätte sich also einreihen sollen in die Schar der vielen Mahner*innen und Warner*innen? Wofür? Um zu zeigen, dass Deutschland auch laut mit dem Fuß aufstampfen kann? Um freundliche Angebote zu machen, die er alleine gar nicht machen kann? Oder um Journalist*innen mit ein paar knusprigen Headlines zu versorgen? Wenn Scholz Mitte Februar Putin trifft, ist das im Rahmen der geplanten russischen Manöver du dem bevorstehenden Ende der Olympiade mE ein hervorragend gewählter Zeitpunkt. Nicht zu früh, um vor dem Showdown bereits in Vergessenheit geraten zu sein, und nicht zu spät, um noch ein (hoffentlich) sinnvolles Zeichen zu setzen. Die aus der verständlichen Ungeduld der auf Schlagzeilen lauernden Medien resultierenden Rufe nach Haltung, Führung und großen Aktionen lässt mich ebenda noch eine Menge Autoritätsglauben vermuten.
zum Beitrag02.02.2022 , 22:39 Uhr
Hang loose, würde ich sagen. Diese westlichen Aktionen sind symbolische Gesten, sollen Putins militärische Inszenierung im Scheinwerferlicht halten und ihn zwingen, immer wieder eine Angriffsplanung zu dementieren. Umso schlechter und wortbrüchiger würde er dastehen, wenn er wirklich in die Ukraine einmarschiert. Das sind mE Psychotricks gegen Psychotricks. Und es scheint zu funktionieren. Ohne dass ein Schuss abgefeuert wird.
zum Beitrag31.01.2022 , 21:23 Uhr
Dann schauen Sie mal in den US-Medien nach, welchen Ablenkungseffekt diese Entscheidung mit den '8500 Soldaten in Alarmbereitschaft' hat. Ich sehe das als symbolische Geste, wie auch die 5000 Helme.
zum Beitrag31.01.2022 , 12:37 Uhr
Bei den 'Drohungen' (man könnte sie weniger martialisch auch 'Warnungen' nennen) seitens Biden (der eigentlich keine Lust auf weitere Probleme hat) und Johnson (dem das als Ablenkungsmanöver von seiner Regierungsposse dient) handelt es sich mE um Signale, die die potentielle Gefahr für die Ukraine und die politische Willkür Russlands in der Aufmerksamkeit halten sollen. Die NATO wird nicht militärisch eingreifen, das ist sicher. Es ist ein Spiel mit einem gewissen Risiko, für Putin mehr als für den Westen. Er hat schließlich ein marodes System im Nacken. Obwohl die NATO als vorwiegend kriegslüsterne, demokratiefeindliche, repressive, imperialistische, unberechenbare, provokative, cyberkriegaktive und rein machtpolitisch motivierte Aggressionsmafia in manchen Köpfen fest verortet ist. Damit müssen wir leben.
Mir ist jedenfalls sympathisch, dass die deutsche Politik die good-cop-Rolle bisher durchgehalten halt und damit dem polarisierenden Spiel Putins zumindest ein bisschen den Wind aus den Segeln nimmt.
zum Beitrag30.01.2022 , 10:22 Uhr
Dass es ‚ganz oben prekär wird‘, sehe ich nicht und erst recht nicht in dem Sinne, dass von dem Momentum des neuen Leitungsduos der Grünen irgendetwas Prekäres ausgeht. Imponierend finde ich eher die Tatsache, dass ihre frühe(re) Armutserfahrung sie offenkundig nicht daran gehindert hat, ihrer ‚präkeren‘ Situation zu entkommen und damit zumindest und irgendwie auch vorbildlich die Möglichkeit der eigenen Lebensgestaltung in diesem häufig als sozial verrufen dargestellten Land bestätigt haben.
zum Beitrag29.01.2022 , 19:09 Uhr
Zum Überlesen zu viel, zum Debattieren zu wenig. Bleibt mir nur der Reflex auf den Subtext: da sind einige beleidigt, vermissen das Feuer der Revolution, das heroische Aufbegehren ... Euch gehört meine Empathie, aber nicht die Zukunft, brothers in arms. ‚... wenn einer den Himmel gewönne und ließe die Knochen, was hülfs? ..‘ (P. Rühmkorf)
zum Beitrag29.01.2022 , 14:01 Uhr
Warum sollte den Grünen die Entscheidung zwischen Oppositionsrolle und Teilumsetzung ihrer Anliegen auch so leicht fallen wie die unbeirrbar kategorischen Beurteilungen seitens ihrer kritischen Beobachter*innen ...
zum Beitrag27.01.2022 , 09:37 Uhr
Die politischen, polizeilichen und juristischen Verhältnisse in Kuba stehen zurecht in der Kritik, obwohl wir in Europa (Russland, Polen, Ungarn, Türkei, Belarus etc) einige Staaten haben, die in einigen Aspekten mE ähnliche und schlimmere Missstände aufweisen, sich aber immerhin einer recht differenzierten medialen Wahrnehmung erfreuen dürfen. Immerhin veröffentlicht Kuba Zahlen und stellt sich der Kritik. Wobei ich mir wünschen würde, dass die aktuelle Mitteilung des CIA, dass 'keine ausländische Regierung für das mysteriöse „Havanna-Syndrom“ in Frage kommt' (also die angeblichen Angriffe auf Botschaftspersonal mit angeblichen Schallwaffen) auch in den deutschen Leitmedien einschließlich der taz thematisiert würde. Lange und breit wurde mit diesem Phänomen gegen Kuba polemisiert, aber bis auf einzelne Wiedergaben der entsprechenden Meldung ist es der medialen Öffentlichkeit keinen Bericht wert. Das Kuba-Bild vollständiger und ausgewogener darzustellen (natürlich einschließlich der Missstände, aber auch ohne verzerrende selektive Berichterstattung) halte ich für einen wichtigen Beitrag, das Verständnis für globale politische Gegebenheiten zu verbessern. S.a.: www.zeit.de/wissen...ndrom-ermittlungen
zum Beitrag26.01.2022 , 00:16 Uhr
In Wien ist die PCR-Testung hervorragend organisiert, aber mW nicht in Österreich allgemein. Es gibt einen Testanbieter in Wien, der das Ganze besser managt, als das andere Labore schaffen. In anderen Städten und auf dem Land sieht das nicht so toll aus. Trotzdem kann man davon lernen, obwohl ich nicht formulieren würde, 'von Österreich'. Btw die Frage: wenn die Omikron-Variante sich nun tatsächlich rasend exponentiell verbreitet, heißt das nicht auch, dass man sich mit unbegrenzten PCR-Tests in einen Lockdown testet? Wäre dies politisch, wirtschaftlich und gesundheitlich wünschenswert, wenn die Belastung des Gesundheitswesens und anderer kritischer Bereiche mit weniger Tests und dadurch weniger Quarantäne-Fällen unterhalb einer kritischen Grenze bleibt? Immer noch sind aus meiner Sicht die Impfraten und die Kontaktbeschränkungen die primär schadenbegrenzenden Faktoren und nicht die Zahl der PCR-Tests. Dies könnten die Modellierer*innen mit entsprechenden Daten und Berechnungen wahrscheinlich plausibel machen. Ohne indes die politische Entscheidung damit ersetzen zu versuchen. Möglicherweise ist eine Mischung von ‚laufenlassen‘ und Teilkontrolle sogar der Königsweg, was informationspolitisch kaum vermittelbar wäre, wo doch schon die einfacheren Logiken der Pandemiemaßnahmen an manche Verständnisgrenzen stoßen. Man kann die Testleistungen in Wien bewundern, ohne Frage. Aber ob man in D diese vielen Tests überhaupt will, steht auf einem anderen Blatt.
zum Beitrag23.01.2022 , 11:21 Uhr
Auch wenn es Putins Absicht, Verunsicherung durch eine Drohkulissse mit unklaren Konsequenzen scheinbar in die Karten spielt: die offene Diskussion im Westen (auch hier im Forum), die zwei traditionelle und angeblich konträre Meinungsblöcke erkennen lässt (harte Abgrenzung und Sanktionen versus verständnisvollem Entgegenkommen) sehe ich erstmal und erstmalig die Chance, realistische und nachhaltige Optionen verantwortungsvoll, bewusst und ohne altes Lagerdenken und idealistische Forderungen zu prüfen. Wenn die Politik nicht fähig wird, von Fall zu Fall und mit Durchlässigkeit für Neubewertungen zu handeln, wiederholt sie nur die untauglichen Stereotype von gestern. Immerhin hat sich ja bereits ein Ergebnis bezüglich des Schicksals von NS2 herauskristallisiert, ohne dass es dazu deutsches Gepolter oder Sanktionsandrohungstheater geben musste: wie auf natürliche und zudem plausible Weise hat sich die Realisierung von NS2 im Falle des Angriffs auf die Ukraine als obsolet manifestiert. Mit dieser Haltung (realistischer Dialog, Geduld und Härte) gegenüber Putin(-Russland) neutralisiert man die von ihm gestellten dialektischen und diplomatischen Fallen. Es geht darum, die Spannung und scheinbaren Widersprüche auszuhalten, statt irgendeine Pseudolösung zu wählen, die lediglich dazu dient, aus einer als belastend empfundenen Zwickmühle scheinbar herauszukommen. Es gibt idR keinen Königsweg in der Politik, auch wenn Medien diese Idee täglich aus dem kollektiven Bewusstsein der Menschen herauszudestillieren oder in sie hinein zu informieren versuchen. Im übrigen wird es mE Zeit, dass im (europäischen) Westen unabhängige, professionelle und smarte Thinktanks zu einer wirksamen Versachlichung und Pragmatisierung der Meinungsbildung in Politik und Öffentlichkeit beitragen. Wem nützen die Friedensforschungs- und Politikwissenschaftsinstitute, wenn sie lediglich in Fachelitebereichen wie für sich selbst arbeiten oder hauptsächlich Partei- oder Gruppeninteressen dienen?
zum Beitrag19.01.2022 , 17:22 Uhr
Ziemlich unüberraschend. Warum sollte die illusorische Korrelation gerade bei der Wahrnehmung der Impfnebenwirkungen nicht stattfinden? Es sieht oft sogar eher wie der Normalfall aus, dass objektiv nicht belegte oder definierte Phänomene mit objektiv nicht belegten oder definierten Ursachen willkürlich oder/und unbewusst (pseudo-)kausal verknüpft werden: Armut entsteht durch Neoliberalismus, Unfreiheit durch Sozialismus, Schlechte Verdauung entsteht durch zu wenig Ballaststoffe, durch den Islam werden Frauen unterdrückt, die Grünen sind eine Umfallerpartei, weil sie kein Tempolimit durchgesetzt haben, Männer sind gewalttätiger als Frauen, Annalena Baerbock kann keine gute (Außen-)Politikerin sein, weil sie irgendwie irgendwas gemogelt hat, Sarah Wagenknecht spaltet die Linke durch ihr ominöses Buch ... Es hat den Anschein, dass wir (außerhalb der Wissenschaft) alle mehr oder weniger Opfer unseres Glaubens sind und die selektiven Anekdoten, die wir beobachten, für die Wahrheit halten. Jeder in seiner persönlichen oder Gruppen-Matrix.
zum Beitrag18.01.2022 , 23:42 Uhr
Ich bin zugegebenermaßen kein Spezialist für alle Aspekte und Details des Minsker Abkommens von 2015 (noch aus der Poroschenko-Ära), von dem #Jeggert einen einzelnen kritischen Punkt, der die ukrainische Regierung in schlechtes Licht setzt, zitiert. Das Minsker Abkommen wurde sehr kurz nach Formulierung von russisch unterstütztem Militär gebrochen, kann man hier nachlesen: de.wikipedia.org/wiki/Minsk_II Das komplexe Problem des Ukraine/Russland/Normandie-Format/NATO-Konflikts auf einzelne Details oder einseitiges Fehlverhalten zu reduzieren, scheint mir für einen sinnvollen Diskurs nicht hilfreich zu sein. Zudem würde mich nicht wundern, wenn die rechthaberische Beschäftigung mit allen möglichen politischen Fehlern, die in der Vergangenheit von wem auch immer gemacht wurden, für das Verstehen und erst recht für die Lösung der Konflikte sich als nutzlos erwiese. Gleichzeitig frage ich mich, wie man mit angemessenem Realitätssinn von dem heutigen Treffen, welches ja lediglich der Antrittsbesuch von Frau Baerbock war, mehr erwarten konnte, als erreicht wurde. Wenn man eine Messlatte irrational hoch hängt, kann man sich leicht bestätigt fühlen, wenn niemand sie zu überspringen vermag. '...Echte Annäherung blieb aber aus ...‘ – wie hätte die aussehen können? Oder soll dieser Satz nur ein pflichtgemäßes (und gleichermaßen virtuelles) Haar in der Suppe sein?
zum Beitrag16.01.2022 , 22:31 Uhr
' ... Es ist schwierig in Serbien nachzuvollziehen, warum man im Westen Đoković nicht mag ...' Was soll diese Pauschalierung? Was oder wer ist in diesem Fall 'der Westen'? Ich bin sicher, viele bewundern seine sportlichen Leistungen und die meisten wissen gar nicht, ob sie ihn mögen, weil sie ihn als Person nicht kennen. Und was sie nicht gut finden, ist vermutlich sein Versuch, sich durch eine falsche Angabe die Einreise nach Australien zu ermogeln. In ein Land, in dem viele lange Zeit harte Schutzmaßnahmen er- und mitgetragen haben. Das kann ich nicht als sportlich fair erkennen.
' ... Und er ist ein empathischer Mensch...' Was ihn offenkundig nicht daran gehindert hat, trotz eines positiven Corona-Befundes zu reisen, sich unter Leute zu mischen und so zu tun, als gäbe es das Virus nicht.
Die 'Bombardierung durch die Nato' hier als Geschmacksverstärker einzubauen, indes nicht den Hauch einer Andeutung serbischer Gräueltaten erkennen zu lassen, gleichzeitig aber den sichtbar gewordenen und schon skurrilen Nationalismus zu relativieren, finde ich, wenn man schon diese Nebenschauplätze aufmacht, ziemlich fragwürdig.
zum Beitrag13.01.2022 , 19:15 Uhr
'...Sozialisiert werden immer die Kosten - privatisiert hingegen der Gewinn. ...'
Mein Satz 'Es gab leider wieder keine Mehrheit für ein sozialistisches Paradies' war Ironie. Den Ihren, s.o., verstehe ich als ernstgemeinte ideologische Vereinfachung. Btw: wer ist 'die Industrie'? Was ist an ihr ‚privat‘? Meinen Sie wirklich, ohne Gewinne gäbe es eine funktionierende Wirtschaft? Die Kernfrage scheint mir doch eher zu sein, was mit den Gewinnen gemacht wird und wenn sie in Technologieentwicklung zum ökologischen Umbau investiert werden (was ja der Sinn der Sache zu sein scheint), why not? Ich nehme an, die meisten Menschen arbeiten, um Gewinne zu erzielen. Außer im sozialistischen Paradies natürlich. Janosch hat es Panama genannt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir irgendetwas unternehmen, ohne davon profitieren zu wollen. Sei es emotional, geistig, sozial oder eben materiell. Insofern sind wir alle (leider nicht nur erfolgreiche) Unternehmer, die irgendwie doch in die eigene Tasche arbeiten. Oder?
zum Beitrag12.01.2022 , 18:20 Uhr
Die Kitschallergie kann ich ja noch verstehen, obwohl ich meine, dass etwas Kitsch (was ist das überhaupt?) zum Leben gehört. Aber die Poesie als kulturelle Facette, ohne die auch viele Kolonnen von Leser*innenkommentaren der taz sinnlich ungewürzt blieben, so runterzumachen, das hätte ich h i e r nicht erwartet. Oder doch?
zum Beitrag12.01.2022 , 17:57 Uhr
Wenn das Rad zum Laufen kommt, dann werden die Rubel auch rollen und die Wirtschaft wird deshalb dabei sein. Das Geld, um dass es hier geht, sind nur Zahlen, Krümel von dem, was im Finanzmarkt unterwegs ist und darauf wartet, angelegt zu werden. Ob und wem es nützt, hängt nicht vom ökologischen Umbau, sondern von der begleitenden Verteilungspolitik ab. Und die ist koalitionsmäßig definiert, wofür die Wähler*innen gesorgt haben. Es gab leider wieder keine Mehrheit für ein sozialistisches Paradies.
zum Beitrag12.01.2022 , 17:40 Uhr
' ...Aber gerade, wenn Roboter eines Tages tatsächlich die Kunst übernehmen sollten, käme es auf das an, was Fleck als Kernkompetenz lebendiger Künstler:innen sieht: die Fähigkeit zum symbolischen Handeln, zur symbolischen Setzung.' Da möchte ich Zweifel anmelden. Gerade die Symbolik könnte Domäne künstlicher Intelligenz sein bzw werden, insofern die Deutungsinhalte der Symbolik zwar immanent, aber per se nicht definiert und nicht definierbar sind. Eine inhaltlich deutbare Symbolik ist demnach keine mehr, sondern bloßes Zeichen. Das Wesen der Symbolik manifestiert sich mE in der kreativen individuellen Perzeption, durch die sie zum Zeichen mutiert.
zum Beitrag10.01.2022 , 16:16 Uhr
Na ja, wegen der Verschiebung um einen Monat muss man mE nicht gleich Zeter und Mordio schreien. Vielleicht ist es ja sogar politisches Kalkül: Die angedrohkündigte schnelle Einführung der Impfpflicht sollte die Leute an die Nadel locken (was ja in etwa geklappt hat). Und die zeitliche Verzögerung könnte eine gezielte Maßnahme sein die helfen soll, den Druck, der jetzt von der Straße kommt, aus dem Kessel zu nehmen. Zudem ist die Auswirkung der Impfpflicht eh erst zum Herbst relevant. Viel wichtiger scheint mir die Frage nach der Realisierung des Impfregisters zu sein. Da sehe ich CCC (zurecht) und FDP (wohlfeil) eine unheilige Verzögerungs-Allianz bilden. Das u.a. der Karneval als Verschiebungsgrund herhalten muss, ist indes eine Lachnummer, die auch von Armin Laschet hätte stammen können.
zum Beitrag07.01.2022 , 10:18 Uhr
In einer weitgehend liberalen Gesellschaft fällt ihm nichts Besseres ein, als den Liberalismusbegriff beliebig zu instrumentalisieren und zu pervertieren. Ich warte darauf, dass Journalisten*innen, Medien und das Infotainment ihn endlich dazu stellt, dass er die 'Freiheit' seiner potentiellen Wählerklientel über die Freiheit der gesundheitlich betroffenen Mehrheit setzt. Neoliberalismus halte ich nicht für seinen Markenkern. Den würde er voraussichtlich sogar (eben chamäleonhaft) bekämpfen, wenn es seiner Partei dient. Und er wird auf noch haarsträubendere Ideen kommen, als die Freiheit gegen die Gesundheit in Pseudo-Position zu bringen, wenn er merkt, dass die Zustimmung zur FDP erwartungsgemäß wieder abnimmt. Ein gelbes Flackerlicht der Ampel.
zum Beitrag06.01.2022 , 11:07 Uhr
Der Artikel einschließlich Foto wirkt auf mich wie bemühtes Anti-Macron-Framing um eine eigentlich viel interessantere unausgesprochene Kernfrage: Dürfen, sollen Politiker*innen, egal ob Wahlkampf oder nicht, ehrliche Empörung zeigen? Unausgesprochen wird bei uns, wenn auch höflich verbrämt, längst auch nach dem Motto verfahren 'il faut les emmerder'. Mir erscheint diese Neigung zur Sedierung von Krisen und die Scheu vor offenen Worten und Konfrontationen (s. Wiederwahl Steinmeier), die gerne dabei mit dem Leichentuch der 'Spaltung der Gesellschaft' wedelt, teilweise wie Unsicherheit gegenüber dem eigenen ethischen Standpunkt. Weshalb die dünnhäutige Kontur dieser Ethik von allen möglichen Durchgeknallt*innen, die immerhin ihrer verrückten Sache sicher sind, so leicht zu durchlöchern ist.
zum Beitrag27.12.2021 , 17:43 Uhr
Ich finde, Özdemir hat völlig recht mit seinem Hinweis auf die skandalöse Entwicklung der Erzeugerpreise und die damit einhergehenden Missstände. Daraus einen künstlichen Antagonismus zu machen, indem Geringverdiener*innen als Zeug*innen einer perversen Lebensmittelpolitik gemacht werden, ist ein Spiel, an dem sich die taz nicht beteiligen sollte. Ist schon genug und entlarvend, dass die CDU auf diesen Zug aufspringt und damit ein Recht von Einkommensschwachen auf Ernährungsramsch zu verteidigt. Einkommensschwäche und ungesunde Ernährung müssen nicht zwangsläufig einander bedingen. Beide Probleme gehören gleichwertig und parallel auf die politische Agenda und nicht als Gegensätze. Dass Özdemir als Fachminister seine objektiv richtige Beurteilung abgibt, muss man nicht gegen die Einkommensschwachen instrumentalisieren. Dafür ist die Springer-Presse zuständig. Pseudo-Gegensätze sind auch dann welche, wenn sie mit einer Sympathiegeste gegenüber Geringverdienern transportiert werden.
zum Beitrag23.12.2021 , 10:56 Uhr
Die rückblickend großartige Erfahrung, die mit Matrix 1999 verbunden ist, lässt sich wohl mit keiner Variation der Rote Pille/Blaue Pille-Metapher wiederholen. Noch weniger wiederherstellen. Was bleibt logischerweise anderes, als die Metapher auf sich selbst schauen zu lassen, in einen Spiegel, in dem sich andere Spiegel unendlich spiegeln. Sozusagen das Sensationelle der Banalität in der Metapher herauszustellen. Die alten Ideen sind nur noch im Spiegel gültig. Da müssen wir jetzt durch.
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