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Ach, Ulrike Herrmann, endlich ein klarer Kopf in dieser Zeit. Danke dafür.
Die Leichtfertigkeit, mit der bestimmte Moralisten zu jedem Risiko bereit sind, ist kaum noch zu ertragen.
Herr Habeck hat in Katar den Buckel gemacht.* Lieber Gas beziehen von Despoten, die Menschenrechte verachten und Krieg im Jemen führen als Gas von einem Despoten, der auch Menschenrechte verachtet und Krieg in der Ukraine führt. Was ist das für eine Moral?
Habeck weiß, dass er dafür sorgen muss, dass die deutsche Wirtschaft nicht den Bach runter geht. Da würde er sich auch nicht von einem Merz unterscheiden. Erst kommt das Fressen, dann ......
*Heute im Kölner StadtAnzeiger ein Bild, wo Habeck sich verbeugt vor seinem Amtskollegen Mohammed bin Hamad bin Kasim al-Abdullah Al Thani, der eine gerade Haltung einnimmt.
Wo bleibt die Solarpflicht für Neubauten? fragte einer der Foristen hier.
Ich frage mal ketzerisch: Was würde die unserer Sehnsucht nach einer Welt denn bringen, in der wir Gutmenschen nur noch von Gutmenschen kaufen (müssen)? Und die ganzen unsymphatischen Bösmenschen und ihre Bös-Staaten einfach ignorieren können? Denn um solche Blütenträume geht's hier doch. Tatsache ist aber nun mal, dass wir erhebliche Teile unserer Solartechnologie aus China importieren und aus einigen anderen nicht unbedingt gutmenschengeführten asiatischen Staaten. Unser künftiges LNG kommt nicht nur aus Bösmenschen-Quatar sondern wird im theoretisch gutmenschlichen USA ganz bösmenschlich gefrackt. Verzichten wir auf Beides, reden wir von (franz.) Atomstrom und Kohleverstromung. Erdöl wenn nicht aus Russland stammt grossteils aus Saudiarabien, VAE oder nach Aufhebung der Boykotte aus dem Iran. Für unser Ziel, Russland zu isolieren können wir zudem weder auf die Türkei noch auf die Diktaturen z.B. am kaspischen Meer verzichten. Was z.B. heisst, dass wir Aserbaidschan seinen 2021er Überfall auf Armenien nicht mehr übel nehmen können. Ganz nebenbei hat sich der heroische Versuch der EU, gegen die illiberale + antirechtsstaatliche Politik in Polen und dem Rest der Visherhadgruppe vorzugehen, abschliessend erledigt, seitdem ein Herr Kasczynski zum Helden der Freiheit avanciert ist. Usw. und so fort, liesse sich endlos fortsetzen. Wäre es nicht langsam besser, die Kleinkinderträume zu beerdigen und zu akzeptieren, dass die Bösmenschen und -staaten dieser Welt auch nach dem Ukrainekrieg noch EXISTIEREN werden und dass wir damit irgendwie werden zurecht kommen müssen? Einschliesslich Russland und Herrn Putin? Mehr Realismus und weniger Gefühligkeit wären auch für die Zukunft der Ukraine besser. Die hängt nämlich derzeit selbst auch am russischen Gas. Und an dem Geld, dass es bringt!
Interessanter Artikel.
"Würde diese Zufuhr abbrechen, wäre mit einer extremen Rezession und hoher Arbeitslosigkeit zu rechnen."
Was wäre denn eine "extreme Rezession"?
Diese aktuelle Studie simuliert den Einfluss eines sofortigen deutschen Importstopps wie folgt: Öl und Kohle - völlig unkritisch. Gas: Rückgang des BSP um 0,5 % bis, im kritischsten Szenario, 3%. (zum Vergleich: Rückgang im Coronajahr 2020: 4,5 %).
www.econtribute.de...te_PB_028_2022.pdf
"Zudem würde es nicht nur die Bundesrepublik treffen. Weltweit wäre Öl teurer, sodass arme Länder wie Kenia oder Ägypten besonders leiden würden."
Das verstehe ich nicht. Russisches Öl wird doch jetzt schon, aufgrund des freiwilligen Boykotts vieler Importeure im Westen, an alle die es abnehmen, mit deutlichem Abschlag verkauft. Die Inder z.B. schlagen zu und freuen sich:
www.infobae.com/de...ffen-zu-verkaufen/
Fehler wiederholen sich. Die Frage: „Falls der Gegenüber meine Reaktionen voraussieht bzw. vorausgesehen hat, was dann?“, wird auch in diesem Krieg nicht berücksichtigt. Wenn dann noch moralisierende Sprüche bezüglich Gut und Böse, human und inhuman, Demokratie und Diktatur und „unsere Werte“ als Argumente für das eigene Handeln herhalten, gleichzeitig jedoch die eigene Standhaftigkeit ständig infrage gestellt wird, dann fehlt im übertragenen Sinn (und vielleicht etwas weit hergeholt) die „Lüneburg-Variante“ (Paolo Maurensig).
Kann man den eigenen Politikern über den Weg trauen? Wie steht es um die ethischen Grundwerte der eigenen Bevölkerung? Nein und schlecht. Wäre der Überfall vermeidbar gewesen, wenn sämtliche Sanktionen zuvor verhängt worden wären, damit die russischen Truppen von der Grenze abziehen? Nein? Also, was folgt denn daraus?
Heute werden alte Generäle interviewt. Sie erzählen von der in Zukunft (teil)besetzten Ukraine, von einem Albtraumszenario, das kaum noch zu beherrschen sein wird, aufgrund der Millionen Flüchtlinge und der Zerstörungen. War der Krieg nicht schon nach wenigen Tagen entschieden, wegen der nicht wiedergutzumachenden Eigendynamik? Der zunehmenden Grausamkeit und der damit verbundenen Unumkehrbarkeit? „An einem bestimmten Punkt der Grausamkeit angekommen, ist es schon gleich, wer sie begangen hat: Sie soll nur aufhören.“ Dieser Punkt wurde überschritten. Wir befinden uns im Spätherbst. Und wenn ich heute die pathetischen Forderungen nach noch mehr Sanktionen höre, nach noch mehr Waffen, nach einer Sperrung des Luftraums, nach Vergeltung, dann möchte ich ebenso fragen: Was hätten die Kinder gewählt, wenn ihnen diese Grausamkeiten bekannt gewesen wären? Den Krieg oder die Besatzung? Und da schließt sich der Kreis, denn die Reaktionen bzw. Sanktionen der Ukraine-Unterstützer bei einer kampflosen Besetzung der Ukraine wären sehr mager gewesen; ich traue sie ihnen, den Regierungen, nicht zu, die ethische Standfestigkeit!
Danke. Mal ein sachlicher Artikel zu dem Thema.
Neben allem anderen sehen wir uns ja auch noch der Klimakatastrophe gegenüber. Die Heizung runter zu drehen ist also nie verkehrt.
Die Fehler der Vergangenheit sind nicht mehr rückgängig zu machen. Frau Herrmann gebe ich recht, dass ein Importstopp kurzfristig nichts bringt. Mittelfristig schadet er uns und wahrscheinlich auch der Ukraine mehr als Russland.
Langfristig müssen wir rausgehen, da ist der Ball bei Habeck & Co.
Andrew Watt von der Hans-Böckler-Stiftung ist da ein unverdächtiger Zeuge.
www.europeans24.co...s-no-solution.html
Ach, der schreibt es eh besser als ich das je könnte:
"Twin pipelines of money sustain Putin and his fellow kleptocrats. One carries western money into kleptocracies to pay for natural resources; the other carries money back out again, after it’s been stolen [...]. If we do not wish merely to switch our support for one kleptocracy to others, we must replace this energy supply with something other than the fossil fuels that are the lifeblood of kleptocrats everywhere."
Also doch Heizung herunterdrehen (uva!).
@tomás zerolo Heizung runterdrehen würde da nur ein bisschen weniger Unterstützung der im Artikel angesprochenen Kleptokratien bedeuten
@CERBERUS
Sie scheinen Verständnisprobleme mit Multikausalität zu haben.
Wir brauchen halt viele kleine Puzzlestücke. Ein bis zwei Grad hier. Tempolimit dort. Effizienzsteigerungen hier wie dort. Erneuerbare überall (wo bleibt die Solardachpflicht, *jetzt* für Neuplanungen?). Sofortunterstützung für die, die ohne ihre Schwierigkeiten nicht meistern könnten.
Es ist eine Riesenaufgabe. Einen Bereich nach dem anderen herauszubrechen mit dem Argument "das ist ja nur ein kleiner Teil" lässt am Ende --- nichts.
@tomás zerolo Die Multikausalität wird aber von den Heizungsrunterdrehern selten mit erwähnt.
Sowohl der Rattenschwanz an Komplexität der eine Energieumstellung bedeutet wie auch die geringe Effizienz des Heizungsrunterdrehens wird erwähnt.
Man ruht sich aus auf ein bisschen Frieden ... ähm Frieren und denkt damit schon einen wesentlichen Beitrag gegen den Überfall der Ukraine geleistet zu haben.
Soll das ein früher Aprilscherz sein? Die Devisen stützen den Rubel und damit Putin. Boykott bzw. Embargo jetzt!
@Felix Nickel "Soll das ein früher Aprilscherz sein?"
Das war auch mein erster Gedanke. Die Behauptung, die russische Wirtschaft, bzw. der militärische Komplex als Teil davon sei autark, ist komplett absurd. Wäre schön, wenn die Autorin ihre steilen Behauptungen mit Zahlen belegen würde, dann könnte man sich damit sachlich auseinandersetzen: "Dollar und Euro haben bisher vor allem den Luxuskonsum finanziert." Hallo?
Ich greife nur mal die These auf, dass Russland seine Einnahmen zur Zeit nicht braucht: "Dank seiner Energieexporte nimmt Russland täglich etwa 1 Milliarde Dollar ein, mit denen es aber nicht viel anfangen kann."
Da fällt mir einiges ein, was nicht unter die Sanktionen fällt, bzw. durch Sanktionen nicht verhindert werden kann oder soll. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Medikamente, Arzeimittel-Vorprodukte und Medizinprodukte importieren: 10 Mrd Rubel/Jahr:
www.statista.com/s...l-imports-by-type/
Saatgut importieren (Importbedarf: 50%):
www.agroberichtenb...ia-is-catastrophic
Fremdwährungsanleihen des Staates und der Staatskonzerne bedienen, das russische Bankensystem vor dem Kollaps zu retten, das Spezialpapier importieren, um all die Rubel für die florierende autarke Binnenwirtschaft zu drucken, die Devisenkonten (bei russischen! Banken) oder auch die schwarzen Koffer der eigenen Herrschaftelite füllen, um diese Leute bei Laune zu halten...
Vielleicht mag Frau Herrmann weiterrecherchieren und das alles bilanzieren, um auszurechnen, ob 1 Mrd. am Tag reicht....
@Barbara Falk Exzellente Studie.
Ich wäre dabei.
Ich fürchte nur, die Compliance in der Gesellschaft würde nicht ausreichen.
Beispiele gibt's genug: Impfquote, Windräder, Energiesparen allgemein, Automissbrauch, Flugreisen, etc etc.
Eine Gesellschaft, die schon murrt und teilweise die Contenance verliert, wenn Einsicht in harmlose Notwendigkeiten verlangt wird.
@Barbara Falk Hinsichtlich des Militärs stimmt die "These" jedoch. Etwas anderes dürfte wohl nicht in Rede gestanden haben.
@Barbara Falk "Medikamente, Arzeimittel-Vorprodukte und Medizinprodukte importieren: 10 Mrd Rubel/Jahr:"
Es muss natürlich heißen 10 Mrd. Euro/Jahr
@Barbara Falk Vor ein paar Jahren hieß es, in russischen Läden gibt es bald keine Lebensmittel mehr, wenn nichts mehr aus dem Westen kommt. Ist anders gelaufen...
@warum_denkt_keiner_nach? Wie eklatant negativ sich Putins "Gegensanktionen" von 2014 gegen EU-Importe auf den russischen Agrar- und Lebensmittelmarkt ausgewirkt haben, hatte ich ihnen schon an anderer Stelle dargelegt. Scheinbar wollen Sie es nicht wahrhaben.
Und jetzt verlinke ich einen Artikel, aus dem hervorgeht, dass Russland u.a. 95% seiner Zuckerrübensaat und 90 % seiner Saatkartoffeln importiert und mit hartem Cash bezahlen muss, und sie schreiben "wird schon gut gehen"...
Hier nochmal alles, was Sie über Kartoffeln nicht wissen, wollen zusammen gefasst:
"The share of imported seed potatoes to Russia exceeds 90%. In 2019, the main countries-suppliers were the Netherlands (40.8% of all supplies), Germany (33.8%), Finland (12.9%), Belarus (7.2%) and Kazakhstan (5, 3%). In January-April 2020, the main supplying countries were the Netherlands (50.0% of all supplies) and Germany (38.1%)."
@Barbara Falk Russland hat vorher noch viel mehr importiert. Und russische Lebensmittelgeschäfte sind nicht leer. Das wollen Sie offensichtlich nicht wahr haben.
Sanktionen haben natürlich immer Auswirkungen. Diese sind aber begrenzt.
Putin strebt seit langer Zeit an, Russland unabhängiger (nicht völlig unabhängig) von Importen zu machen. Bei Lebensmitteln ist er ein Stück weit gekommen. Und angesichts der Ressourcen des Landes wird das auch auf anderen Gebieten passieren. Sanktionen beschleunigen solche Vorgänge, weil sie Druck erzeugen.
Schauen Sie sich mal an, was die SU alles selbst hergestellt hat...
Ich finde einfach den Optimismus vieler Putingegner nicht nachvollziehbar. Seit Jahren wird gepredigt, er wäre bald am Ende.
Prada-Handtaschen? Will man in der taz den Leser etwa veräppeln?
Soll das das Ergebnis der journalistischen Recherche sein? Das Russland mit den hunderten von Milliarden aus dem Verkauf fossiler Energien das Land mit Prada-Handtaschen überflutet?
"Russland ist aufgrund des anhaltend hohen Modernisierungsbedarfs seiner Wirtschaft ein wichtiger Absatzmarkt für deutsche Investitionsgüter. In der Struktur des deutschen Exports nach Russland nahmen im Jahr 2017 Maschinen (17,3 Prozent), Nahrungsmittel (10,1 Prozent), Kfz und –Teile (8,4 Prozent) und Elektrotechnik (5,3 Prozent) die vorderen Plätze ein. " www.bmwi.de/Redakt...-foerderation.html
Prada-Handtaschen tauchen da nicht auf!
@Rudolf Fissner Warum sollten italienische Handtaschen in der deutschen Exportstatistik auftauchen?
@warum_denkt_keiner_nach? Fragen Sie Frau Herrmann.
@Rudolf Fissner Der Bezug stammt von Ihnen, nicht von Frau Hermann.
@Rudolf Fissner Ebenda
www.bmwi.de/Redakt...-foerderation.html
steht aber auch:
'Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung in Russland und des damit verbundenen Exportrückgangs auf die deutsche Volkswirtschaft insgesamt sind begrenzt. Die gesamten deutschen Exporte weltweit sind im Jahr 2015 um 72,1 Milliarden Euro oder 6,4 Prozent gewachsen. 2016 sind sie um weitere 1,1 Prozent höher gewesen als im Vorjahr. Demgegenüber ging der Anteil der deutschen Exporte nach Russland an den gesamten deutschen Exporten im Jahr 2017 auf unter 2 Prozent zurück.'
So dolle ist das also nicht mit dem 'wichtigen Absatzmarkt für Konsumgüter'.
Im übrigen schrieb Frau Herrmann über Luxuskonsum, was ich mit der perversen Verteilung und mafiösen Handhabung der Einnahmen aus Energieexport in Zusammenhang bringe. Sie hatte nicht suggeriert, die Russe:innen würden Ihnen die schönen Prada-Handtaschen wegkaufen.
@Jossito Lesen Sie den Artikel doch bitte nochmal ab "Dollar und Euro haben bisher vor allem den Luxuskonsum finanziert. Also Prada-Handtaschen, ..."
Sie können natürlich Frau Herrmann gerne glauben, dass die vom BMWI erwähnten häufigsten Importe Russlands (Maschinen, Nahrungsmittel, Kfz und Elektrotechnik) mit fallenden Rubel bezahlt werden und die hunderte an Deviseneinnahmen aus Öl- und Gasverkauf in Prada-Handtaschen landen. ROFL
"Es wirkt unfassbar, dass der Westen nicht in der Lage sein soll, dieses Grauen sofort zu stoppen."
Ja, es ist wirklich unfassbar.
Die Scheinlösung "Boykotte", die die Autorin direkt wieder verwirft, ist es natürlich nicht. Boykotte wirken langfristiger, d.h. eher nicht sofort.
Aber es gibt aus meiner Sicht eine Möglichkeit, einen kurzfristigen Waffenstillstand zu vereinbaren. Wichtig wäre das "Einfrieren" der gegenseitigen Maßnahmen. D.h. alles muss in der Zeit eines Waffenstillstands verhindert werden, was die Position der beiden Konfliktparteien verschlechtert. Das heißt z.B. konkret: keine Waffenlieferungen in die Ukraine, weder vom Westen noch Nachschub aus Russland. Aber auch keine Sanktionen.
Und dann ab an den Verhandlungstisch: die Ukraine, Russland und der Westen (Nato und EU).
Ob so etwas klappen könnte? Nur wenn alle ihre verbohrte Haltung aufgeben.
@Black & White "Es wirkt unfassbar, dass der Westen nicht in der Lage sein soll, dieses Grauen sofort zu stoppen."
Es ist einfach so, dass der Westen nicht mehr der Nabel der Welt ist. "Unser" Wille ist längst nicht mehr Gesetz.
ich boykottiere bereits ...
solange mein versorger nicht nachweist, daß das gas für mein büdchen nicht aus russischer quelle kommt, zahle ich keine rechnung mehr !!!
da können die sich auf den kopf stellen.
@adagiobarber Sie boykottieren nicht. Boykottieren würde bedeuten, dass sie das Gas nicht mehr beziehen. Waren nutzen und nicht zahlen ist kein Boykott, das ist Betrug.
"benötigt aber keine Waren aus dem Westen, um Angriffskriege zu starten"
Sorry, aber das ist Unsinn. Putin braucht für seine Feuerleitsysteme und Raketen jede Menge Elektronik (u.a. "Chips"), die er nur in USD bekommt, er braucht für die Lkws Ersatzteile, zum Beispiel von Bosch, er braucht Werkzeugmaschinen und Werkzeuge in hoher Qualität, und auch die muss er in USD bezahlen, weil es die nur im Westen und in Asien gibt.
Alles das ist durch die Sanktionen noch teurer für Russland als es vorher schon war. Während wir verpennt haben uns auf der Energieseite von Russland unabhängig zu machen, hat Russland es nie geschafft eine leistungsfähige Industrie aufzubauen, die über den Verkauf von Rohstoffen, Rüstungsgütern und dem vermieten von Söldnern hinausgehen.
@Martin74 Russland hat sich eine Devisenreserve von ca 600 Milliarden Dollar angespart. Die Hälfte wurde wohl eingefroren, aber mit dem Rest kann Russland sicher 1 Jahr lang alles bezahlen, was es braucht und was wg Boykott überhaupt noch geliefert wird.
Ich frage mich zum Beispiel woher die Ukraine ihr Gas bekommt? Zwacken die sich was von dem ab, was für Deutschland bestimmt ist oder liefert Russland noch direkt?
@Westried "Die Hälfte wurde wohl eingefroren, aber mit dem Rest kann Russland sicher 1 Jahr lang alles bezahlen, was es braucht und was wg Boykott überhaupt noch geliefert wird.
Daraus wird wohl nichts. Der Rest besteht im wesentlichen aus der Goldreserve (knapp 22 % der Gesamtreserve) und Yuan (18%, umgerechnet ca. 80 Mrd. Dollar).
Die Goldreserve ist zwar nicht sanktioniert, aber wegen der Sanktionen illiquid, kein großer Akteur (Großbank, Staat) wird sich trauen, die in großem Stil aufzukaufen.
@Martin74 Russland und China handeln nicht unbedingt in Dollar.
Wir schreiben nicht mehr das Jahr 2000.
@warum_denkt_keiner_nach? Das ist schon richtig, dass RU und CN nicht in USD handeln (müssen).
Aber China nimmt keine Rubel, die sind ja nicht bescheuert, und für Russland ist es völlig egal, in welcher Fremdwährung zu zahlen ist:
Durch den Rubelverfall sind alle Käufe in Fremdwährung für RU exorbitant teuer geworden! Auch der Renmimbi - übrigens mit ausdrücklicher Billigung der chinesischen Regierung.
Dazu kommt, dass auch chinesische Banken inzwischen vor Geschäften mit RU zurückschrecken. Die Kunden im Westen sind (viel) wichtiger! Das will keiner gefährden.
Selbst die von China dominierte Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) hat die Geschäfte mit RU + Belarus eingestellt.
Ich war die letzten Jahre ziemlich oft in China. Nirgendwo habe ich ein kapitalistischeres System gesehen als in China. Die Chinesen finden das zwar gut, dass die USA derzeit in Europa beschäftigt sind, aber sie werden mit RU dann Geschäfte machen, wenn a) ein gutes Geschäft für die chinesische Seite herausspringt und b) das Geschäft mit den Hauptabnehmern der chinesischen Produkte, das ist "der Westen", nicht darunter leidet.
@Martin74 Das ist Wunschdenken. Biden hat einen neuen Systemkampf ausgerufen. Da ist der chinesischen Regierung völlig klar, was sie tun muss. Vorm Westen einknicken bedeutet, ihm in ein paar Jahren allein gegenüber zu stehen.
Xi hat das Model, durch Handel mit dem Westen vorwärts zu kommen, schon vor Jahren zum Auslaufmodel erklärt.
@warum_denkt_keiner_nach? Sie glauben im Ernst die Chinesen nehmen Rubel? Alle Verträge laufen auf Doller oder Euro.
@Gunnar Roth Sie sind nicht auf dem neusten Stand. Beide Staaten sind längst dabei, schrittweise vom Dollar wegzukommen.
Wie gesagt. Wir schreiben nicht mehr das Jahr 2000.
@warum_denkt_keiner_nach? Wieviele Schritte sind sie den schon gegangen und welche? Wenn sie was Konkretes beisteurern können ist das gerne willkommen...
@Grisch Wird sich wohl jetzt beschleunigen.
@warum_denkt_keiner_nach? Sie sind immer so vage. "Längst dabei", aber nicht weit gekommen. 2021 wurden gerade mal 17% des russisch-chinesischen Handels in Yuan abgewickelt:
@Barbara Falk Vorkriegsdaten sind für die aktuelle Situation nutzlos.
@Barbara Falk Putin und Xi haben erst in Peking auch über diesen Punkt gesprochen.
Und die neue Lage wird das Ganze mit Sicherheit beschleunigen.
Oder glauben Sie, Putin war nur in Peking, um mal schön zu essen?
Man kann Xi und Putin viel vorwerfen. Das sie sich Dinge vorher nicht überlegen, gehört nicht dazu.
@warum_denkt_keiner_nach? "Putin und Xi haben erst in Peking auch über diesen Punkt gesprochen.
Und die neue Lage wird das Ganze mit Sicherheit beschleunigen."
Und was haben Sie besprochen? Machen Sie doch nicht immer nur unkonkrete Andeutungen, sondern liefern Sie Informationen.
Wobei das ja ein "Vorkriegsgespräch" war, also für die aktuelle Situation nutzlos. Denn wenn Putin tatsächlich besprochen haben sollte, dass China jetzt in Yuan für sein Gas zahlen darf, das wäre wirklich ein extrem "kluger" Schachzug, der aber gut in seine bisherige Chinapolitik zuungunsten des eigenen Landes passt.
"Man kann Xi und Putin viel vorwerfen. Das sie sich Dinge vorher nicht überlegen, gehört nicht dazu."
Wenn Sie Putin kluges Überlegen und Voraussicht attestieren, heißt das, er befindet sich aktuell in der von ihm erwünschten Lage?
@Barbara Falk "Wobei das ja ein "Vorkriegsgespräch" war, also für die aktuelle Situation nutzlos."
Nicht wenn man bespricht, wie es im Krieg laufen soll...
"Wenn Sie Putin kluges Überlegen und Voraussicht attestieren, heißt das, er befindet sich aktuell in der von ihm erwünschten Lage?"
Er hat sich mit Sicherheit die verschiedenen Optionen angeschaut. Was passieren würde, lag auf dem Tisch. Wie er sich entschieden hat, ist bekannt.
"Und was haben Sie besprochen? Machen Sie doch nicht immer nur unkonkrete Andeutungen, sondern liefern Sie Informationen."
Ich habe leider keinen Zugang zu vertraulichen Gesprächen von Staatschefs. Allerdings kann man sich mit etwas Logik denken, dass sich Typen wie Xi und Putin nicht treffen, um über das Wetter zu plaudern.
@Gunnar Roth Vll. Tauschhandel wie im RGW.
Auch wenn Dollar und Euro keine Rolle mehr in Russlands Finanzsystem spielen, so wird sich die Inflation noch während des laufenden Krieges auf den russ. Staatshaushalt auswirken. Soldaten werden in fallendem Rubel bezahlt. Ein sich verknappender Staatshaushalt wird zwar zuvorderst nicht den Militäretat betreffen, doch den Sozialhaushalt schon. Der ist allerdings jetzt schon unterirdisch. So einfach ist es mit der Autarkie Russlands nicht. Eine Stabilisierung des Rubels ist nicht mehr möglich. Dass ein Gas-Lieferstopp den Krieg rein materiell nicht tangieren würde, könnte gut sein. Doch Putin hat eben auch nach Kriegsende vll noch etwas vor und sein Handeln jetzt, den Krieg fortzusetzen oder zu beenden, wird weitreichende Auswirkungen dahingehend haben. Ein Gas- und Öl-Abnahmestopp ist also relevant für den Verlauf des Krieges. Ich denke nicht, dass Putin und Oligarchen im death running-style alles auf eine Karte setzen.
Frau Hermann, Putins dickste Kanone in diesem Krieg ist die Angst.
@zeroton Staaten können Geld drucken...
@warum_denkt_keiner_nach? Ja, klar und daraus folgt?
@zeroton So hat D zwei Weltkriege finanziert. Man Geld scheiterte es nicht...
@warum_denkt_keiner_nach? Ach nee. Nazi-D war zwar immer wieder pleite, doch es hat auf den Beutezügen durch Europa mächtig Kasse gemacht. Dazu Enteignung von jüdischem Vermögen. Auch in London die Goldreserven anstandslos abgeholt. Der Rubel rollte währenddessen, wenn auch nicht bis zum Schluss.
@zeroton Eben. Es gibt viele Wege, Kriege zu finanzieren. Am Geld scheitert ein Krieg selten.
@zeroton Ist doch logisch: Je mehr Geld ein Staat druckt, desto reicher ist er, und desto länger kann er Krieg führen...
*Dank seiner Energieexporte nimmt Russland täglich etwa 1 Milliarde Dollar ein, mit denen es aber nicht viel anfangen kann.*
So wird es sein, dass lässt sich verifizieren.
Ich muss aber eine Frage zum sachlichen Verständnis, der Lage sozusagen, stellen. Ich bin bis jetzt wirklich nicht dahinter gekommen, wobei es sich bei der einen Milliarde handelt.
Sind das Einnahmen? Wenn ja, müssen denen Ausgaben gegenüber stehen, um die ganze Erdöl- u. Gasförderung aufrecht zu erhalten. Kosten, keine Gewinne.
Wenn es sich so verhält, dann zieht "Putin" aus dieser einen Milliarde bei weitem nicht so viel Gewinn. Was ich wegen des Krieges hoffe - obwohl ich weiß, dass die Russische Bevölkerung "die schlimme Zeche zahlt".
Oder weißt die Zahl tatsächlich Gewinne aus der Öl- u. Gasförderung aus? Eine Milliarde Dollar täglich?
Wie verhält es sich?
@Moon Und ergänzend zu meiner anderen Antwort habe ich mir die Mühe gemacht:
Beitrag des Öl- und Gasgeschäfts zum russischen Staathaushalt 2021: 90 Billiarden Rubel. Nach Wechselkurs 2021 etwa 120 Mrd. Dollar. Oder etwa 329 Mio Dollar täglich. Und der Gaspreis war auch 2021 schon hoch, im 2. Halbjahr höher als jetzt.
@Barbara Falk Danke für Ihre Mühe.
Meine Recherchekünste waren da nicht so weit reichend. Für weitere Suchen sind Ihre "Link-Tipps" ebenfalls hilfreich.
@Barbara Falk Und ergänzend: In den 90 Mrd. Beitrag zum Staatshaushalt sind die Erträge des russischen Energiebinnenmarktes mit enthalten, das sind nicht nur Exportgewinne.
@Moon Die gesamten Exporterlöse der russischen Volkswirtschaft betrugen in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 388 Mrd Dollar, davon fielen gut die Hälfte (53,8 %) auf den Energiesektor. Macht also allenfalls 600 Mio Dollar/Tag. UMSATZ, nicht GEWINN!
@Moon Ulrike Herrmann geht davon aus, daß "intern" eh mit Rubel bezahlt wird. Paar €/$ wollen noch Polen und die Ukraine fürs Durchleiten.
Wie andere hier schon festgestellt haben, ist Rußland auch ned annähernd autark und wieviel da schon auf der Substanz läuft, weiß "hier" auch keiner.
@Moon Ergänzung:
Bin da mit meiner Fragestellung doch voreillig gedanklich zu kurz und gleich auch noch daneben "gesprungen". Natürlich vermindern sinkende Einnahmen aus den Öl. u. Garsverkäufen auch die Spielräume für die Aufrechterhaltung der Förderung. Also wirken die Sanktionen und machen die Frage "Einnahmen oder Gewinne" überflüssig.
Sinkende Einnahmen allerdings können natürlich AUCH erstmal bedeuten, dass das schwieriger wird. Ziehen aber nicht gleich den Verfall der Produktonsanlagen nach sich.
Und nur um zu sagen, was von einem solchen "Bestandsschutz" zu halten ist: In der Ukraine zerstören die russ. Truppen die zivile Infrastruktur, Krankenhäuser, Schulen...Die fragen auch nicht nach "Bestandsschutz". Doch wie geagt: Die Sanktionen treffen auch die russ. Bevölkerung. Ein ganz trauriges "Spiel".
Ja, der Artikel lässt doch genau diesen Schluss zu, dass es Putin und seinen vielen Schergen, deren Beiträge zu diesem Verbrechen wir nicht vergessen sollten, eben doch schaden wird. Im übrigen geht es ja auch um die Frage, ob wir unseren Lebensstil in Zukunft aus anderen Teilen der Welt füttern, wo ebenfalls jeden Tag Verbrechen an Menschen begangen werden. Ich habe allerdings die Hoffnung aufgegeben, dass das Unglück der Menschen, die woanders sind, hier in wirksamer Zahl Menschen dazu bringt, sich einerseits einzuschränken und andererseits die herrschenden Verhältnisse zu ändern. Ich nahm und nehme keine große Bewegung wahr, die auch nur annähernd die Kraft entwickelte, den für Durchschnittsmenschen unfassbaren Reichtum einiger weniger in die Verantwortung für das Gemeinwesen zu drängen. Spricht man von Verzicht und Einschränkung wird man von interessierter Seite rhethorisch zusammengeknüppelt. Und immer dann, wenn es darum geht, dass Energie und Rohstoffe knapp und teuer sind und teurer werden, entdecken die Wohlhabenden die Armen als Geiseln für ihre Ziele. Immer dann, wenn das Gemeinwesen etwas von den Wohlhabenden fordert, soll er sich bitte zurückhalten. Wenn es aber Zuschüsse und Subventionen abzugreifen gibt, wenn durch irrsinnige Risikobereitschaft und hasardeurartige Finanzdesaster Konzerne ins Trudeln kommen, soll er das Füllhorn ausschütten.
Wenn wir schon jetzt der Ukraine angeblich nicht helfen können, was wollen wir denn in Zukunft so machen mit den Diktatoren, mit den Menschenrechtsbrechern dieser Welt?
@Christian Götz Eigentlich könnte das ein interessantes Wirtschftsmodell werden: Wie kann eine gerechte Verteilung von Ressourcen und (über-) Lebensmitteln in einem geschlossenen System ohne Einflüsse von aussen funktionieren ? Eine Gesellschaft, die nicht auf Militär angewiesen ist, um sich selbst zu versorgen und damit in sich friedlich gestaltet wird. Natürlich gibt es da die gewaltigen Erblasten, die Schweinewirtschaft bei der Ölexploration oder dem Abbau von wichtigen Metallen in der jetzt von der Permafrostschmelze betroffenen Gebieten, die in unserer Klimakatastrophenbilanz noch gar nicht eingerechnet wurde.
@Christian Götz Ich stimme zu, es ist doch absurd, wenn 'unser' Wirtschaftsminister bei nicht weniger undemokratischen Potentaten nachfragt, ob sie uns bei der Aufrechterhaltung unseres Kapitalismus mit seiner gigantischen Rohstoffvergeudung nicht einmal kurz aushelfen möchten. Die wichtigste Frage ist doch: Wo wir die Rohstoffausbeuter mit ihrem privat gerafften Kapital stoppen können, ohne gleich zu erfrieren oder zu verhungern. Bekommt die Menschheit ein sich selbst zerstörendes System in den Griff und das wohlmöglich noch emanzipatorisch (demokratisch) ?
Gut, dass ab und zu mal eine Artikel auftaucht, in dem die Dinge nüchtern betrachtet werden.
@warum_denkt_keiner_nach? Hier sind eigentlich alle Artikel sachlich und ausgewogen. Sie sollten das nicht mit den russischen Staatsmedien verwechseln...
@Grisch Ich lese die russischen Staatsmedien nicht. Allerdings mehrere deutsche Zeitungen. Und da überwiegt z.Z. das Gefühl eindeutig den Verstand.
Nüchternheit ist in den letzten Wochen selten geworden.
Also doch drosseln. Damit Putin morgen vom Sattel fällt.
"Viele Deutsche glauben, dass es reichen würde, die Heizung ein wenig zu drosseln ..."
Ich finde es gefährlich, sich auf die herablassende Art über Konsumreduktion zu äussern. Wollen wir als Menschheit überleben wird sie ein wichtiges Element unserer Strategie werden müssen.
Wir müssen da alles zusammendenken.
@tomás zerolo Wieso herablassend? Sie hat doch vollkommen recht, was den Irrglauben vieler Menschen hier hinsichtlich des Einsparpotentials an Energie angeht. Vor wenigen Tagen habe ich in einem Artikel gelesen, die Raumtemperatur um 1 Grad herunter zu drehen würde 5 Prozent Energie sparen. Diese Rechnung mag für den einzelnen Wohnungsinhaber noch halbwegs glatt gehen, aber sämtliche Haushalte in Deutschland verbrauchen nun mal lediglich 26 Prozent der Gesamtenergie, davon nur etwa 60-70 % fürs Heizen. Da wären es eben nur noch ca. 0,8 Prozent Schaden für Herrn Putin. Um Wirkung zu entfalten müssten wir unseren Konsum an allen Gütern zurückfahren, deren Produktion einen hohen Energieverbrauch bedingt. Damit aber - und so lese ich die Zeilen im Artikel - würden wir uns selbst ins Knie schießen, da in Deutschland eben zu einem großen Teil gerade solche Produkte herstellt werden. Die Zahl an Kurzarbeitern und Arbeitslosen, die durch einen solchen Boykott die Folge wären, würde das Sozialsystem sprengen und sozialen Zündstoff bergen, den wir im Augenblick sicherlich nicht gebrauchen können.
@Cerberus "würde das Sozialsystem sprengen und sozialen Zündstoff bergen, den wir im Augenblick sicherlich nicht gebrauchen können."
Och, warum nicht? Es könnte sich ja etwas Positives entwickeln. Systemisch gesehen.
Auf Dauer ist Putin auf Importe angewiesen. China und andere werden sich nicht in wertlosem Rubel bezahlen lassen, deshalb muss der Zufluss von Devisen sofort gestoppt werden!
@Phineas Russland bezahl China mit Gas, Öl und anderen Rohstoffen.
Die Staaten sind erwachsen genug, um ohne uns auszukommen.
@warum_denkt_keiner_nach? "Russland bezahl China mit Gas, Öl und anderen Rohstoffen."
Und was kommt für Russland dabei rum? Nicht viel, und nicht annähernd genug, um das Rohstoffgeschäft mit dem Westen zu ersetzen. Putin hat seine gewollte geopolitische Wendung Richtung China heftig subventioniert, Russland hat überteuerte, noch nicht abgezahlte Infrastrukturprojekte mit (z.T. chinesischen) Krediten durchgezogen, hat ungünstige langjährige Lieferverträge abgeschlossen etc. Wenn ein westlicher Boykott kommt, fällt der lukrative Teil des Öl- und Gasgeschäfts weg, und der unlukrative bleibt. Ein Überblick:
theins.ru/en/opini...dimir-milov/242596
@Barbara Falk "Und was kommt für Russland dabei rum?"
Für den Krieg reicht es erst mal. So lange in Osteuropa Oligarchen regieren, kommt für die Bevölkerung eh kaum etwas rum. Nicht nur in Russland.
@Phineas China arbeitet gerne mit Abhängigkeiten, siehe Afrika, Griechenland usw.
Kredite sind eine mögliche aber vielleicht auch gefährlichere Antwort. Wichtig wäre es zu klären, welche Möglichkeiten für Russland tatsächlich gegeben sind, um die Devisen zu nutzen.
Ulrike Hermann, Wirtschaftsredakteutin der Taz, hat hier eine bedeutsame und wesentliche Frage aufgeworfen und ich meine, wir sollten den Anspruch an Politik und Wissenschaft haben, Stellungnahmen zu hören. Im Krieg stirbt zuerst die Wahrheit. Da heißt es: Hinterfragen!
Obervolta mit Atomraketen
Wir leben in einer anderen Welt. Das nicht wegen dem vollzogenen zivilisatorischen Bruch des Wladimir Putin, sondern wegen der raschen technologischen industriellen Revolution. Dieselbe muss mit der politischen Entwicklung und Reifegrad einer Bevölkerung einigermaßen konform gehen, respektive vice versa.
Eine Führung lebend mit den imperialen Gehabe des neunzehnten Jahrhundert wird zwangläufig scheitern müssen, weil es eben der eigenen Bevölkerung auch nur die Zugeständnisse der Zeitblase, in der die Führung lebt, zugesteht.
Es ist also nur eine Frage der Zeit bis Putin scheitert, ja scheitern muss. Die Frage ist, was die Welt das kostet?
Es ist eher zu kurz gegriffen, Putin spare um die Bevölkerung der Nachkriegszeit mit Konsum wieder folgsam zu stimmen.
Es ist eher eine Frage des Wissens und Technologiefortschritt. Schon jetzt erleidet das Land einen Brain Drain und die Ukraine verliert sichtbar gerade die junge Bevölkerung in Massen, was dem Reich Putins noch bevorsteht.
Es geht nicht darum ob der Diktator gerade das Geld des Ressourcenverkaufs nicht braucht, sondern um die Fähigkeit High Tec entwickeln und nutzen zu können.
So erweist sich die Armee des Diktators als monströs, aber unfähig mit einer besseren Bürgerkriegsarmee waffentechnologisch, organisatorisch , logistisch und psychische fertig zu werden.
Putin und seine Entourage wird mit der Krise verschwinden, als Fußnote in der Geschichte, einer Krise die seine Gang selbst verursacht und somit auch selbst verloren hat.
Und wahrscheinlich weiß er das auch schon.
@Thomas Rausch "So erweist sich die Armee des Diktators als monströs, aber unfähig mit einer besseren Bürgerkriegsarmee waffentechnologisch, organisatorisch , logistisch und psychische fertig zu werden."
Erstens hat die Ukraine auch ein trainiertes Berufsheer, das zumindest bisher die Hauptlast der Verteidigung getragen hat und sich auf dem ungefähr gleichen technologischen Niveau wie der Angreifer befinden dürfte. Zweitens ist der Krieg noch lange nicht vorbei.Der ursprüngliche Plan des Blitzkrieges ist wohl gescheitert,aber zumindest ein militärischer Sieg für Russland ist noch lange nicht unmöglich.
Darum ist es drittens auch noch viel zu früh und zu optimistisch Putin zur Fußnote in der Geschichte zu erklären.
Immerhin hat Putin die beste Versicherung gegen einen Regimechange von außen: Das nominell größte Potential an Nuklearwaffen. Und gegen ungewollte Veränderungen von innen gibt es auch es auch eine Palette erprobter Maßnahmen ,die sich mit Zuckerbrot und Peitsche beschreiben lassen.
Mit brutaler Gewalt gegen die lautesten Schreier als Abschreckung und dann nachfolgend großzügigen Lockerungen ,konnte so manche autoritäre Regierung über Jahrhunderte bestehen. Gegenüber der langen Geschichte der Monarchien der letzten Jahrtausende, sind die modernen Demokratien eine sehr kurzzeitige Errscheinung.
"Putin hat nur eine Chance, Präsident zu bleiben, wenn er seinem Volk dann wieder Annehmlichkeiten bieten kann – also Waren aus dem Westen. Die nötigen Devisen sammelt er jetzt."
Das allein allerdings wäre bereits ein ziemlich starkes Argument für einen Energieboykott.
"Putin hat nur eine Chance, Präsident zu bleiben, wenn er seinem Volk dann wieder Annehmlichkeiten bieten kann – also Waren aus dem Westen. Die nötigen Devisen sammelt er jetzt." Aus diesem Grund sollten wir perspektivisch wegkommen von russischem Öl und Gas. Wenn's keine goodies mehr gibt, kriecht die Mehrheitsgesellschaft vielleicht endlich hinterm Ofen hervor und wendet sich gegen Putin. Und das, was Ulrike Herrmann andeutet, darf eben nicht passieren: Rückkehr zum business as usual, sollte Putin den Krieg gewinnen. Erstens wird er ihn hoffentlich nicht gewinnen, wenn die Ukrainer.innen endlich mehr und bessere Waffen bekommen. Und zweitens müssen die Sanktionen solange in Kraft bleiben bis in Russland demokratische Verhältnisse eingekehrt sind. Am besten wäre sowieso, mit Russland so zu verfahren wie mit Deutschland nach 1945: ein halbes Jahrhundert lang an der kurzen Leine von demokratischen Allierten und demokratische Institutionen aufbauen.
Das mantraartig vorgetragene Recht Israels auf Selbstverteidigung verschließt in Deutschland den Blick auf die brutale israelische Kriegsführung.
Debatte um Energieboykotte: Putin schaden sie nicht
Energieboykotte scheinen eine einfache Lösung, den Ukraine-Krieg zu stoppen. Doch den bezahlt Putin in Rubel, nicht mit Devisen.
Frische 1000-Rubel-Banknoten in der Moskauer Druckerei „Goznak“ Foto: Sergei Ilnitsky/efe/epa
Wer die schrecklichen Bilder aus der Ukraine sieht, leidet an der eigenen Hilflosigkeit. Es wirkt unfassbar, dass der Westen nicht in der Lage sein soll, dieses Grauen sofort zu stoppen. Zumal sich eine einfache Lösung aufzudrängen scheint: Man könnte doch die russischen Energielieferungen boykottieren. Wenn Putin kein Öl oder Gas mehr in den Westen verkaufen könnte, würden ihm die Dollar oder Euro fehlen, um seinen Krieg zu finanzieren. Der Massenmord in der Ukraine wäre beendet.
Doch leider würde ein Boykott nicht funktionieren. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass Putin seinen Krieg mit westlichen Devisen bezahlt. Er nutzt Rubel, um das Nachbarland zu überfallen. Russland ist zwar arm und rückständig, benötigt aber keine Waren aus dem Westen, um Angriffskriege zu starten. Beim Militär ist Russland autark. Es verfügt über leistungsfähige Waffenschmieden, Nahrungsmittel und Öl.
Dollar und Euro haben bisher vor allem den Luxuskonsum finanziert. Also Prada-Handtaschen, Mercedes-Karossen oder schicke Fernreisen. Aber diese Annehmlichkeiten gibt es derzeit sowieso nicht, weil sich die westlichen Unternehmen aus Russland zurückgezogen haben. Bizarres Ergebnis: Dank seiner Energieexporte nimmt Russland täglich etwa 1 Milliarde Dollar ein, mit denen es aber nicht viel anfangen kann.
Theoretisch wäre es möglich, dass Putin die Devisen nutzt, um in China Waffen zu kaufen. Aber real scheidet diese Option aus, weil Peking den Westen nicht verärgern will. Denn dort sitzen die chinesischen Kunden, nicht im armen Russland.
Der Westen kann Energie gefahrlos importieren
Der Westen kann also gefahrlos russische Energie importieren – wofür wir dankbar sein sollten. Viele Deutsche glauben, dass es reichen würde, die Heizung ein wenig zu drosseln, um vom russischen Gas unabhängig zu werden. Das ist eine gefährliche Illusion. Deutschland bezieht fast die Hälfte seiner Energie aus Russland. Würde diese Zufuhr abbrechen, wäre mit einer extremen Rezession und hoher Arbeitslosigkeit zu rechnen. Zudem würde es nicht nur die Bundesrepublik treffen. Weltweit wäre Öl teurer, sodass arme Länder wie Kenia oder Ägypten besonders leiden würden.
Bleibt nur die Frage: Warum liefert Putin überhaupt noch Öl und Gas, obwohl ihm die Devisen derzeit nichts nützen? Für ihn müsste es doch attraktiv sein, den Westen ins Chaos zu stürzen, indem er den Energiehahn abdreht. Niemand weiß, was in Putins Kopf vorgeht, aber wahrscheinlich will er für die Zukunft vorsorgen. Irgendwann wird dieser katastrophale Krieg enden, und Putin hat nur eine Chance, Präsident zu bleiben, wenn er seinem Volk dann wieder Annehmlichkeiten bieten kann – also Waren aus dem Westen. Die nötigen Devisen sammelt er jetzt.
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kommentar von
Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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