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Trauer und WutDie Fakten des Terrors

Es ist, als hätten wir Juden am 7. Oktober die Luft angehalten und bis heute nicht ausatmen dürfen. Und die Zeichen von Solidarität sind rar.

Die Spuren des Terrors im Kibbuz Kfar Aza Foto: Evelyn Hockstein/reuters

S tellen Sie sich vor, Sie hätten einen geliebten Menschen verloren, weil dieser ermordet, regelrecht abgeschlachtet worden ist. Stellen Sie sich vor, Menschen aus Ihrer Familie, Ihre Freunde oder Menschen, mit denen Sie sich tief verbunden fühlen, werden als Geiseln gehalten, von Terroristen. Und nun stellen Sie sich vor, zu all diesem Schrecken käme hinzu, dass Sie noch keine Zeit hatten zu trauern, Sie Ihren Wunsch nach Trauer rechtfertigen müssen, Sie die Toten noch nicht begraben oder die Geiseln zurück in Ihre Arme schließen konnten und die Taten, deretwegen Sie trauern müssen, von anderen „kontextualisiert“ werden und es heißt: Ja, aber! Und die Opfer sind doch selber schuld!

Ich wage zu behaupten: Nicht wenige Juden weltweit fühlen sich so. Es ist, als hätten wir Juden kollektiv am 7. Oktober die Luft angehalten und bis heute nicht ausatmen dürfen. Werden wir je wieder frei und ohne Angst atmen können?

Vor fünf Wochen habe ich noch viele Nachrichten bekomme: Ich hoffe, es geht dir gut; ich denke an dich; schlimm das alles. Mittlerweile sind es weniger geworden. Bekannte und Freunde, die sich zunächst zurückhielten, sind plötzlich laut und schreien ins Internet: Genozid! Waffenstillstand! Beim schlimmsten Massaker an Juden seit der Shoa waren sie aber still. Sie teilen irgendwelche Kacheln auf Instagram, und ich stelle mir vor, wie sie das beiläufig machen, beim Nudelkochen oder auf dem Klo sitzend, und es ihnen egal ist, dass sie da Propaganda verbreiten oder der Urheber eines Posts ein Islamist ist.

Mich überrascht das kein bisschen. Weh tut es trotzdem. In den Medien wird nun häufiger verharmlosend von der „Eskalation im Nahen Osten“ gesprochen. Es ist die Rede von einer „Spirale der Gewalt“. Ein Waffenstillstand wird gefordert. Parallel dazu steigt von Wochenende zu Wochenende die Teilnehmerzahl israelfeindlicher Demonstrationen. Schilder werden hochgehalten, mit voller Überzeugung, auf denen es heißt, die Vernichtung von Juden in den Gaskammern 1933 sei dasselbe wie die Raketen auf Gaza 2023.

Polizisten überrumpelt

Ich möchte den Schild-Urhebern entgegenschreien, dass Juden 1933 noch gar nicht vergast wurden, aber Fakten interessieren sie ja nicht. Islamisten marschieren auf, wie in Essen, und die Polizisten stehen überrumpelt an der Seite, scheinbar machtlos, weil diese Islamisten sie angeblich getäuscht und Symbole abgewandelt hätten, wie der Essener Polizeipräsident sagte. Wenn nicht mal mehr die Polizei Terror erkennt, auf wen können wir uns dann noch verlassen?

In Lyon wird derweil eine Jüdin mit Messerstichen in ihrer Wohnung aufgefunden. An ihrer Tür prangt ein Hakenkreuz. In Los Angeles wird der Jude Paul Kessler von einem propalästinensischem Demonstranten mit einem Megafon zu Boden geschlagen. Kessler trug eine Israelfahne bei sich. Er stirbt später an seinen Verletzungen. Es wird wegen Mordes ermittelt.

Wo bleiben die großen Demos? Wo bleibt der Aufschrei? Wo sind all die Engagierten, die uns öffentlich versichern: Ein getöteter Jude. Eine mit Messerstichen verletzte Jüdin. 1.400 tote Israelis. 242 Geiseln. Wir prangern an!

Ich habe Angst, aber auch so viel Wut. Ich beobachte an mir selbst, wie ich hart werde. Ich trage einen unsichtbaren Schutzpanzer gegen potenzielle Angriffe, um mich vor denjenigen zu schützen, die sich nicht an Fakten halten können.

Terror ist Vernichtung, ist Tod. Kein Widerstand. Das ist Fakt. Fakt ist, dass sich die Hamas nicht für palästinensische Zivilisten interessiert. Sie sagt, sie sei nicht für sie verantwortlich. Dass unschuldige Zivilisten in Gaza sterben, von Hamas-Terroristen als menschliche Schutzschilde genutzt werden, ist auch Fakt und bricht mir das Herz. Fakt ist, dass 1.400 israelische Zivilisten vergewaltigt, verbrannt, zerstückelt wurden. Sie sind tot. Und sie fehlen, für immer.

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Erica Zingher
Autorin und Kolumnistin
Beschäftigt sich mit Antisemitismus, jüdischem Leben, postsowjetischer Migration sowie Osteuropa und Israel. Kolumnistin der "Grauzone" bei tazzwei. Beobachtet antidemokratische Bewegungen beim Verein democ. Axel-Springer-Preis für jungen Journalismus 2021, Kategorie Silber. Freie Podcasterin und Moderatorin.
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25 Kommentare

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  • Vielen Dank @Erika Zingher für den Hinweis über Instagram auf das heutige Friedensgebet in der Sukkat Shalom Synagoge. Es war bewegend.

  • Als ich vor vielen Jahren in Israel gelebt habe, habe ich das Land lieben gelernt.

    Vor allem seine Menschen.

    Es war die Zeit vieler Selbstmordattacken und der entsprechenden Reaktion der Armee.

    Was mich immer am meisten beeindruckt hat, waren die Solidarität und das Mitgefühl der Menschen mit den Palästinenser:innen. Man sah die militärische Eindämmung des Terrors als notwendig an, aber man wusste um die menschlichen Kosten.

    In meiner Dorfgemeinschaft sammelte eine Frau Geld für humanitäre Hilfe in der Westbank.

    Als wir einmal mit dem Taxi nach Hause fuhren und der Fahrer über "die Araber" herzog, die nur auf Krieg aus seien, rief ihm eine israelische Freundin entgegen: "Lo Nachon! (=nicht richtig)"

    Was am 7. Oktober geschehen ist, ist ein schreckliches Pogrom, wie wir es aus den düstersten Kapiteln der jüdischen Geschichte kennen. Und wenn ich daran denke, was die Opfer durchmachen mussten und was die Familien der Geiseln jetzt erleben, bin ich wirklich tief berührt.

    Den Opfern die Schuld zu geben, ist nie richtig. Das hat natürlich eine Tradition im Antisemitismus und auch heute mischt sich oft in die Parteinahme für Palästina viel Antisemitismus.

    DIESE Opfer, Hippies, friedensbewegte Kibbuzniks, Babys, alte Menschen haben insbesondere nicht Schuld.

    Schuld trägt die Hamas.

    Verantwortung aber trägt die Regierung Netanyahu, weil Geheimdienste und Grenzschutz versagt haben, so dass IN Israel wieder ein Pogrom stattfinden konnte.

    Ein israelischer Bekannter, den ich kontaktierte, sagte, die Angriffe der Hamas seien "irrational".

    Aber sind sie das wirklich? Sie sind schreckliche Verbrechen, keine Frage. Aber Verbrechen mit Kalkül.

    Wie sie schreiben: Die Zivilbevölkerung ist der Hamas vollkommen egal. Im Gegenteil: Je mehr zivile Opfer, desto besser für den Propagandakrieg.

    Das ist ihre Logik. Ihre Hintermänner sitzen in Villen im Ausland und sterben nicht.

    Die Kinder und Geiseln, die jetzt sterben müssen, sind AUCH unschuldige Opfer.

    • @Stavros:

      Absolute Zustimmung.

  • Solidarität mit allen von Antisemitismus Angegriffenen!



    Israel verteidigt sich!

  • "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein", möchte man der Autorin entgegnen.



    So sehr die Betroffenheit verständlich ist, so sehr lähmt das Verharren im Augenblick, in Entrüstung und Verzweifelung. Seien Sie versichert, dass die Welt nicht voller Feinde ist. Und der terrorische Anschlag der Hamas sicher nicht vergleichbar mit die Shoah.



    Es gilt nun einem Ausweg zu finden aus der Spirale der Gewalt. Dies verlangt Mut, Verständnis und die Abkehr von alten Denkmustern.



    Nur so bekommt der grausame Tod dieser vielen Menschen - Israelis und Palästinenser - doch noch einen Sinn.

  • Mein ganzes Mitgefühl gilt den Opfern von Propaganda, Lügen und den Massakern der Hamas (-sympathisanten). Darunter fällt auch jedes Opfer auf palästinensischer Seite, sofern es sich um unschuldige Zivilisten handelt. Israel wurde dieser Krieg aufgezwungen. Wolf Biermann brillianterweise dazu: "...free palastine!? Da fehlt der Zusatz 'ohne Hamas'..." Ich frage mich wie man es als Jude/Jüdin überhaupt aushalten kann sich, neben der unfassbaren täglichen Bedrohung, auch noch die Häme und wohlfeilen Ratschläge der westlichen HamasversteherInnen anhören zu müssen. Meine ganze Solidarität in diesem Zusammenhang gilt Menschen wie Frau Zingher. Und ich baue darauf, dass diese nicht müde werden, sich gegen den offenen und latenten Antisemitismus, der sich durch ALLE gesellschaftlichen Schichten in Deutschland zieht, aufzubegehren. Obgleich es schon einem Wunder gleicht, dass die Kraft dafür da ist.

  • Die Historiker unterscheiden zwischen Grund und Anlass eines Ereignisses.

    Wenn eines Tages in den Geschichtsbüchern steht der Terror sei nur Anlass für die Vernichtung der Hamas gewesen, dann ist das wohl richtig. Wenn dann noch dabei steht der Grund sei die abgrundtiefe Bösartigkeit der Hamas gewesen, dann ist es sogar ganz richtig.

    Ob es in Zukunft noch jemanden gibt der zwischen Grund und Anlass unterscheiden kann, da bin ich mir aber dann doch nicht so sicher. Angesichts mancher Beiträge zum Zeitgeschehen, bin ich mir noch nicht einmal mehr sicher, ob es noch viele gibt die zwischen links und rechts unterscheiden können...

  • Leider ist die Zustandsbeschreibung unserer Gesellschaft zutreffend.



    In meinem moralischen Kontext verhält sich derzeit nur die Bundesregierung korrekt.



    Sie wird nicht müde, die Interessen Israels zu unterstützen und andererseits die humanitäre Krise in Gaza abzumildern.



    Das ist diplomarisch schwierig.



    Die Abstimmung in der UN zeigte das.



    Wenn eigene Forderungen Teil der Erklärung werden, andere Inhalte aber nicht, ist eine Enthaltung richtig.



    Empörung über Gespräche mit schwierigen Partnern, wie z.B. Kathar, ist fragwürdig.



    Es ist Aufgabe von Diplomatie, auch Kontakt zu Staaten zu halten, deren Interessen man/ frau nicht immer teilt.



    Hier sollte das Interesse an einem Gesprächskanal zur möglichen Geiselbefreiung höher gewertet werden.



    Um auf den Begriff "Genozid" im Artikel einzugehen, der liegt nicht vor. Natürlich sind zivile Opfer auf beiden Seiten zu beklagen, doch falsche Begriffe lindern das Leid nicht.



    Die Situation ist schwierig.



    Das von der Hamas verübte Massaker ist klar zu verurteilen.



    Andererseits gibt es zivile Opfer auf palästinensischer Seite .



    Beides ist schlimm.



    Dass sich ein Land gegen einen solchen Angriff wehrt und so Etwas nicht noch einmal zulassen will, ist nachvollziehbar.



    Es ist kaum möglich, in dem dicht besiedelten Gebiet keine Kollateralschäden zu verursachen.



    Die Fluchtempfehlung in den Süden Gazas ist somit nicht als Vertreibung, sondern als humanitärer Akt zu werten.



    Für mich persönlich ist die Existenz Israels wichtiger als die Existenz Deutschlands.



    Es ist mir unerklärlich, wie man/frau als DeutschEr die Verantwortung für den Holocaust ablehnen kann.



    Auch wenn wir keine individuelle Schuld tragen, so doch die für Verbrechen, die im Namen unseres Landes verübt wurden.



    Der Schutz jüdischen Lebens ist die moralische Aufgabe der deutschen Gesellschaft.



    Dieser Verpflichtung wird Deutschland derzeit nicht gerecht. Ob sich Antisemitismus auf Faschismus oder Rassismus gründet, ihm ist entgegen zu treten.

  • Liebe Erica Zingher,

    in meiner Heimatstadt Krefeld waren bei der Gedenkveranstaltung am 9. November mehr Menschen als jemals zuvor. Und es waren auch Vertreter der Muslimischen Gemeinden und der Türkischen Union vor Ort und in den Reden wurde genau das angesprochen, was Sie ansonsten vermissen. Aber Sie haben vollkommen recht. Auch mehr Menschen als je zuvor waren nur 400.

    • @Plewka Jürgen:

      Stimmt, das sind die guten Nachrichten dieser Tage, dass viele Muslime und deren Gemeinden sich solidarisch gezeigt haben.

  • Ja, es ist ein so furchtbar trauriges Versagen an Menschlichkeit. Ich muss an das biblische Buch Hiob denken, an Hiobs Freunde, die auf Hiobs übergroßes Leid so reagierten: "Sie saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war." Erst als sie dann doch versuchten, Hiob sein Leid zu erklären, taten sie das Falsche. Wo übergroßer Schmerz ist, sollten wir Außenstehenden Mitgefühl zeigen - und im Übrigen schweigen.

  • Ja, sehr viele wichtige Fragen, und die Antworten sind schmerzlich. Ich persönlich stehe in diesem besonderen Konflikt klar an der Seite Israels. Angreifer ist die Hamas, nicht Israel. Und von einem Genozid am palästinensischen Volk kann absolut keine Rede sein. Das Vorgehen Israels ist klar darauf ausgerichtet, Opfer in der Zivilbevölkerung wenn möglich zu vermeiden. Dies wird aber deutlich erschwert durch die Handlungsweise der Hamas, die die Zivilbevölkerung in Gaza als Schutzschild benutzt. Ich hoffe, daß die israelischen Streitkräfte die Hamas möglichst schnell und gründlich ausschalten. Danach kann dann die Zukunft des Gazastreifens angegangen werden.

    • @Stefan Schaaf:

      anschließe mich!

    • @Stefan Schaaf:

      Die Hamas wird nicht mit Bomben vernichtet werden, weil sie eine Idee ist. Und mit jeder Bombe steigt die Zahl derer, die sich von ihr überzeugen lassen.



      Das ist bitter, unfassbar bitter. Aber alle, die das leugnen und behaupten, es ware ein militärisch zu lösendes Problem - sie lügen.

      • @Hannes Hegel:

        Was ist zu tun? Palästina hat viel Geld in der Vergangenheit bekommen. Was ist damit in Gaza geschehen? Das, was STAVROS schreibt, entspricht meinen Erfahrungen. Wir haben das unterstützt. www.standing-together.org/about-us ist / war eine dieser Gruppen.

        Der 7.10. stellt eine Zäsur dar. Keiner meiner Söhne war je ein Waffenfreund. Keiner wollte Wehrdienst mit der Waffe in der Hand leisten. Mein jüngster Sohn war der erste, der sagte, ich gehe hin und melde mich. Er ist seit dem Zweiten Weltkrieg der erste aus der Familie, der sich mit dem Töten als Akt des Abwehrens tatsächlich auseinandersetzt. Das ist schlimm und jeden Tag Thema.

        Was tust du, wenn jemand vor deinen Augen ein Baby massakriert? Was tust du, wenn du weißt, dass Zehnjährige als Geiseln gehalten werden? Du diskutierst? Du sagst - marketingmäßig okay - man kann die ja irgendwie verstehen? Oder sorgst du dafür, dass das nicht wieder passiert?

      • @Hannes Hegel:

        Die "Idee", eher terroristische Ideologie, kann vielleicht nicht ausgelöscht werden, die materielle und insbesondere militärische Infrastruktur hingegen weitgehend schon. Und genau dies macht die IDF aktuell.

        Ihre Schlussfolgerung würde jegliche militärische Intervention oder Kriegsführung ad absurdum führen. Die Ideologie der Nazis konnte durch die Entmachtung derselben weitestgehend unschädlich gemacht werden. Manchmal ist Krieg eben das einzige Mittel der Politik (und ja, Krieg ist ein Mittel der Politik, wenn auch die Ultima Ratio), um weiteres Töten zumindest unwahrscheinlicher zu machen.

      • @Hannes Hegel:

        Die "Idee" der Hamas heißt muslimischer Machtanspruch.

        "Free Palastine", "from the River to the Sea" soll die Hamas herrschen? Das soll Freiheit sein?

        Die Hamas, die Palästinenser in Gaza mit Waffengewalt daran hindert, sich über die humanitären Korridore in Sicherheit zu bringen, um sich hinter ihnen zu verstecken, Opferzahlen hochzutreiben, um Israel anprangern zu können?

        Aus der ägyptischen Muslimbruderschaft entstanden, wird sie über die Gräben von Sunna und Schia von der Türkei über Katar und vor allem dem Iran massiv unterstützt - der Felsendom im Machtbereich eines jüdischen Staats wird als absolut inakzeptabel betrachtet (und offenbar gibt es auch niewandem zu denken, dass Mohammed von dort, dem Ort des von den Römern zerstörten jüdischen Tempels, seine Himmelfahrt, die Treffen mit Jesus und den jüdischen Propheten begonnen haben soll - eigentlich eine Versöhnungsgeste (ich war da mal, vor 50 Jahren, habe die Stelle berührt: das ist der Geist dieses Ortes, Islam als Frieden)

        Von Apartheid ist viel die Rede: die Einsetzung einer Wahrheits- und Versöhnungskommission, wie sie Mandela in Südafrika ins Leben gerufen hat, meint damit aber offenbar niewand.

        Im Gegenteil, es finden im Westen Massendemonstrationen statt, unter Teilnahme von linken Politikern wie z.B. Corbyn, die nichts weniger als Frieden oder Freiheit im Sinn haben, gar das Schicksal der palästinensischen Bevölkerung, sondern die Bestrafung der Juden für ihre "Anmaßung", einen eigenen Staat zu haben - der von Anfang an mörderischen Angriffen seiner Nachbarn ausgesetzt war: es ist ungebremster Antisemitismus, der Israel und seine jüdische Bevölkerung ausgetilgt sehen will - anders lässt sich diese Solidarität nach dem Massaker vom 7. Oktober nicht bewerten.

        Statt gegen die Hamas, die Instrumentalisierung des Leids durch vor allem den Iran aufzustehen.

      • @Hannes Hegel:

        Gerade weil es leider sehr vertrakt ist, und politische Lösungen derzeit in der Ferne sind, muss das naheliegendste nicht vergessen werden. Die Hamas muss aufhören weiter Bomben Richtung Israel abzufeuern und die Geiseln freilassen.



        Das palästinensiche Volk kann sich auch gegen den Terror von Hamas wehren. Das wäre zunächst zu fordern bevor der Stopp der Bomben der israelische Armee gefordert wird. Ich verstehe die akuten und sehr realen Sorgen der Autorin, wenn um sie herum, nur Israel für den Waffenstillstand verantwortlich gemacht wird. Wo ist der internationale Druck auf die Hamas und warum wird nur Druck auf Israel gefordert? Ist nicht mindestens eine Gleichzeitigkeit in der Logik des Friedens zu fordern? Hamas ist nicht nur eine Idee, sondern sehr konkret Terror und Mord des israelischen und eigenen Volkes. Die "Ideen" der Hamas können nur die Palästinenser stoppen.

        • @balaban:

          'Die "Ideen" der Hamas können nur die Palästinenser stoppen.'

          Ich glaube nicht, daß man Ideen stoppen kann, bestenfalls kann man sie marginalisieren. Aber das ist in der Tat möglich: Die beste Waffe gegen die mörderische Ideologie der Hamas heißt "Hoffnung".

          Hoffnung auf eine bessere Zukunft einerseits und etwas zu verlieren haben andererseits brechen den Widerstand.

          Darum gibt es keine Revolution gegen den Kapitalismus solange die Angestellten einen Job haben, den sie verlieren könnten usw und solange die jungen Menschen Hoffnung auf eine Beruf haben. Haben sie das nicht mehr, brennt es in den Vorstädten.

          Die Einwohner der besetzten Gebiete und Gazas können ohne fremde Hilfe unter sich keine "Hoffnung" schaffen, und Netanjahus Regierungen nehmen ihnen seit Jahrzehnten jede Hoffnung und füttern damit die Ideologie der Hamas. Aber das ist natürlich wieder ein verwerflicher Kontext.

          • @Deutschfranzose:

            Schaut man sich Ihre gesamten Posts zu dem Thema so an, fehlt eigentlich nur noch, dass sie den Ausgang des 2. Weltkriegs als irgendwie ungerecht "kontextualisieren". Sie bestätigen damit den Artikel.

            "Die Einwohner der besetzten Gebiete und Gazas können ohne fremde Hilfe unter sich keine "Hoffnung" schaffen"



            - das ist Quark. Da sind international Milliarden geflossen. In Gaza ist nichts entstanden. Militärisch läuft es aber.

            Frau Zingher spricht mir in vielem nicht nur aus dem Herzen. Es gibt momentan auch gar keine andere Lösung. Man könnte auch sagen, die Hamas nutzt die Palästinenser als Geiseln. Doch seltsamerweise ist niemand an der Befreiung dieser palästinensischen Geiseln interessiert. Das ist bedauerlich. Doch gerade darum scheint es wichtig, dass Israel Bestand hat und sich verteidigt.

      • @Hannes Hegel:

        Natürlich haben Sie Recht damit, dass es wieder zu einer neuen Terrorgruppierung kommen wird, sollte die Armeeoperation irgendwann enden und danach keine weiteren Schritte folgen. Deshalb muss auch wieder ein Friedensprozess angeschoben werden, einfach nur schön deshalb, damit wieder gemeinsam über Frieden geredet wird, wer auch immer die Autoritäten auf palästinensischer Seite sein werden, die daran teilnehmen. Israel muss mit der UN, EU und den arabischen Staaten zusammenarbeiten um eine Nachkriegsordnung für Gaza mit funktionierender Verwaltung aufzubauen, wenn es irgendwie Ruhe in Gaza hereinbringen möchte. Aber gegen die Hamas muss trotzdem mit allem was möglich ist vorgegangen werden. Denn die Hamas ist eben nicht nur eine Idee, sondern eben auch ein Terrorstaat.



        In jedem Land der Welt wird versucht nach einem Terrorangriff den Tätern und Hintermännern habhaft zu werden, vor allem, wenn die Organisation weitere Angriffe ankündigt. Leider können die Sicherheitsbehörden in Gaza das nicht selber leisten, denn die Terroristen sind ja die Sicherheitsbehörde. Israel hat die Möglichkeit die Terrorgruppe auszuschalten und tut das jetzt. Kein Land der Welt kann und nimmt die Ermordung von 1000 und mehr Landsleuten einfach hin, es versucht die Terrorgruppe zu zerschlagen. Und wenn Israel es nicht macht, macht es niemand, keine 100e Mio € pro Jahr dem Hamas Staat überweisende EU, keine Arabische Liga, keine UN. Der Hamas-Staat, der übrigens Wasser und Treibstoff zurückhält anstatt seinem Volk zu helfen und trotzdem jetzt weiter Mio von uns erhält, kann und muss militärisch besiegt werden. Dann kann man von Israel auch verlangen und gemeinsam darauf hinarbeiten Mittel zu ergreifen der Idee Hamas den Boden zu entziehen.

      • @Hannes Hegel:

        'Die Hamas wird nicht mit Bomben vernichtet werden, ...'

        Die Hamas von heute kann mit Bomben vernichtet werden.

        Die Hamas von morgen kann und muss mit Bomben und guter Politik irgendwann vernichtet/ausgeschaltet werden.

        Das Problem ist seitens Israel nicht ohne militärische Mittel u n d besserer Politik zu lösen - es sei denn das Land lässt sich vernichten.

        Wollen Sie die Hamas ohne militärische Gegenwehr einfach gewähren lassen?

        Antithese: alle die glauben, es sei ein rein politisch zu lösendes Problem - sie lügen.

        Die Idee, die Hamas sei eine Idee, und deshalb nicht vernichtbar, halte ich für eine Verkürzung der Realität: die Hamas ist hauptsächlich Proxy anderer Interessen und deshalb auch von deren Intentionen abhängig.

        Die Hamas steht imho nicht außerhalb der profanen Zwänge wie ein metaphysisches Wesen.



        Sie braucht Geld, Waffen und Unterstützer.

        Im Übrigen glaube ich nicht an diese fatalistischen Gewissheiten, mit denen man angeblich Ergebnisse voraussagen kann.

        • @Jossito:

          Nur zur Klarstellung: Ich hatte nirgends geschrieben, dass ich eine militärische Reaktion Israels ablehne oder auch deren Nutzen absolut in Frage stelle.



          Ich glaube also nicht, dass die derzeitige Situation 'rein politisch' zu lösen ist...

          'Die Hamas steht imho nicht außerhalb der profanen Zwänge wie ein metaphysisches Wesen.'

          Das kommt darauf an; In der nihilistischen Form, in der sich die Hamas/AlQuds darstellen, könnte man es schon so ähnlich formulieren.

    • @Stefan Schaaf:

      Sehe ich auch so