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Angeklagte Klimaaktivistin über Blockaden„Ich halte das nicht für strafbar“

Die Aktivistin Carla Hinrichs blockiert für die Gruppe Letzte Generation Straßen. Ursprünglich wollte sie Richterin werden, jetzt ist sie Angeklagte.

Plötzlich auf der anderen Seite des Richterpults: Carla Hinrichs muss vor Gericht Foto: Marlene Charlotte Limburg
Susanne Schwarz
Interview von Susanne Schwarz

taz: Frau Hinrichs, Sie stehen am Donnerstag für eine Aktion der Letzten Generation vor Gericht. Ursprünglich wollten Sie da mal beruflich hin, oder?

Carla Hinrichs: Ja, ich dachte, dass ich mal auf der anderen Seite von dem Richterpult sitzen würde. Ich habe Jura studiert, um für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft zu sorgen. Ich habe aber leider merken müssen, dass sich das Zeitfenster schließt, in dem wir handeln können, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern. Deswegen habe ich mich in der Pflicht gesehen, Widerstand zu leisten, und stehe jetzt als Angeklagte vor Gericht.

Im Interview: Carla Hinrichs

ist Mitglied und Sprecherin der Klima-Gruppe Letzte Generation. Die 26-Jährige hat in Bremen Jura bis zur Scheinfreiheit studiert.

Was wird Ihnen genau vorgeworfen?

Mir wird vorgeworfen, dass ich im Februar eine Straße blockiert habe und damit Menschen genötigt haben soll.

Manche Ihrer Mit­strei­te­r:in­nen verteidigen sich vor Gericht selbst. Sie auch?

Ich werde mich zusammen mit meinem ehemaligen Jura­professor Gerd Winter von der Uni Bremen vor Gericht verteidigen. Wir haben gemeinsam die Verteidigung vorbereitet. Er unterstützt mich in meinem Protest.

Wie kam das, haben Sie ihn darum gebeten?

Ich habe bei Herrn Professor Winter schon meine Abschlussarbeit im Umweltrecht geschrieben. Er wusste auch davon, dass ich immer wieder Protest leiste gegen das Nichthandeln der Regierung. Letztes Jahr hat er mich bei Anne Will im Fernsehen gesehen und sich danach bei mir gemeldet. So sind wir wieder in Kontakt gekommen. Ich habe ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, mich zu verteidigen, und das wollte er gerne machen.

Fällt es Ihnen leicht, an Ihrer eigenen Verteidigung zu arbeiten?

Ich durfte in meinem Studium sehr viel über das Rechtssystem lernen und auch, welche Strafbarkeiten infrage kommen. Ich habe aber auch gelernt, dass Recht oft Abwägungssache ist. Das ist auch in meinem Fall so oder in unseren Fällen. Wir setzen uns nicht leichtfertig auf die Straße. Wir sind friedlich, wir protestieren für das Überleben von zukünftigen Generationen und für unser eigenes Leben. Da ist es abzuwägen, ob es nicht verhältnismäßig oder sogar gerechtfertigt ist, dass durch uns Menschen im Stau stehen.

Diese Argumentation hat bislang selten zu Freisprüchen geführt. Verstehen Sie das?

Hinrichs bei einer Aktion der Letzten Generation Foto: Fritz Engel/Zenit

In der Klimakrise – also auf dem Weg in eine absolute Kata­strophe – müssen wir uns alle fragen, ob das, was wir bisher machen und wie wir im Moment auf die Dinge blicken, noch das Richtige ist. Das müssen sich auch die Rich­te­r:in­nen fragen, und das ist für die natürlich erst mal eine Neuheit. Da stehen plötzlich Menschen vor Gericht, die sagen: Ja, ich habe das gemacht und ich werde das wieder tun, denn ich sehe mich einfach akut dadurch bedroht, dass wir uns durch die Klimakrise hier in Deutschland noch in meiner Lebenszeit um Ressourcen streiten werden.

Ich erwarte von einem Rechtssystem, dass es sich wirklich die Lage anguckt. Dass es sich mit der Klimakrise auseinandersetzt und aufgrund der Fakten anerkennt, dass das eine akute Krise ist. Aber die meisten Richterinnen stellen sich leider gar nicht erst die Frage, ob unser Verhalten zu rechtfertigen wäre, weil das weit darüber hinausgeht, was sie bisher aus ihrem Alltag kennen.

Das heißt, Sie rechnen gar nicht damit, dass Sie freigesprochen werden?

Der Richter hat mich schon vorab wissen lassen, dass er von der Strafbarkeit überzeugt ist und mich nur vor Gericht bestellt, um über das Strafmaß zu sprechen.

Man könnte auch argumentieren, dass die Gerichte eher wohlwollend mit der Letzten Generation umgehen. Oft verhängen die Rich­te­r:in­nen geringe Geldstrafen, während man für Nötigung auch ins Gefängnis kommen könnte.

Ich halte mein Verhalten nicht für strafbar. Wenn ich mir die Gesetze angucke, dann braucht es für eine Nötigung ein verwerfliches Verhalten. Verwerflich finde ich, dass unsere Regierung uns über die Klippe bringt. Es ist die größte Krise, die ich mir vorstellen kann. Deswegen setze ich mich jetzt friedlich auf eine Autobahn und unterbreche diesen todbringenden Alltag. Das halte ich nicht für verwerflich. Diese Frage müssen sich die Gerichte stellen. Und wenn sie das dann trotzdem für verwerflich halten, dann sollen sie mich dafür einsperren.

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166 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Es ist eigentlich ganz einfach:

    das Festkleben an sich leistet keinen konkreten, greifbaren, Beitrag zur Lösung der Klimakrise und ist deswegen auch nicht von rechtlichen Konstrukten wie Notwehr o.ä. geschützt. Es ist nur ein Symbol. Aber letztlich kann man alles zum Symbol erklären. Wenn ich z.B. auf die Straße ginge und jedem Passanten eine knallte, dann kann ich noch so sehr darauf beharren, dass das geschehe, um die Menschen aufzuwecken und ihnen den Ernst der Lage zu verdeutlichen: Es wird mich garantiert kein Richter freisprechen. Auch nicht bei noch so ehrenwerten Motiven.

  • Wenn ich mit der Bahn fahre, werde ich (wie tausende andere) regelmäßig dazu genötigt zu warten oder ganz umzusteigen, weil es zu Streiks für besseren Lohn kommt. Recht so, es geht um ein höheres Ziel!

    Wenn ich dann mit dem Fahrrad fahre, erlebe ich alltäglichen (wie Tausende andere) "zivilen Ungehorsam" von den verehrten Autofahrern. Ständig sind Radwege illegal voll geparkt, verdreckt und unbefahrbar. Dann bin ich letztlich genötigt, mein Leben auf unsicheren Straßen zu riskieren. Radfahrer sterben oft genug. Niemand interessiert sich für diese illegalen Machenschaften der geehrten Autofahrer.

    Aber wehe, eine Gruppe hält den Autoverkehr, angekündigt, lokal und kurzfristig auf - für ein hehres Ziel. Dann ist es Nötigung und Terrorismus, um den sich die Bundesregierung persönlich kümmern muss.

    Ich halte die Aktivistentaten für legitim. Boshaft ist die Vernachlässigung sicherer Radnetze und verlässlicher öffentlicher Verkehrsmittel sowie die fehlende Umsetzung geltenden Rechts zum Schutz von nicht Autofahrern.

    • @SK24 :

      1. Streik ist ein legitimes Mittel. Der richtet sich vor allem NICHT gegen die Reisenden, sondern den Arbeitgeber. Sind eigentlich bessere Arbeitsbedingungen kein "hehres Ziel".



      2. Fotografieren und der Ordnungsbehörde melden. Dann gibt es zumindest Ordnungsgeld für die Falschparker. Ist nur keine Nötigung, da Sie außen rum fahren können. Ordnungsgeld nervt aber auch und führt zu Verhaltensänderung...



      3. Von Terrorismus hat noch kein Gericht gesprochen. Die Aktivisten wollen doch gerade, dass sich die Bundesregierung kümmert. Damit ist doch das Ziel erreicht?!

      • @Strolch:

        1. Das war keine Ironie. Ich akzeptiere dass ich zu spät komme, weil ich weiß dass der Streik höhere Ziele hat, nämlich bessere Entlohnung. Mein Übel, also das Übel des Kunden, ist aber ein Mittel mit dem letztlich Druck gemacht wird. Auch die Aktivisten benutzen das Übel der Autofahrer um Druck aufzubauen auf die Regierung. Ich persönlich halte Sitzblockaden für die junge Generation so legitim wie Streiks für die Arbeiter, solange sie einen gewissen Rahmen nicht überschreiten. Wenn jemand glaubt, die gesetzlich verankerten Klimaschutzziele werden nicht eingehalten, kann er dies durch Blockaden öffentlichkeitswirksam kommunizieren.

        2. Das funktioniert ja gerade nicht. Ich kann ja schlecht jeden Morgen damit verbringen die Arbeit des Staates zu übernehmen und Blockaden von Radwegen zu räumen und diese dokumentieren. Das muss sich systematisch ändern und braucht Protest! Eine Nötigung ist es nicht, weil die Radwegblockierer die Sperrung nur in Kauf nehmen aber nicht als Ziel haben.

        3. Richtig, Gerichte nicht, aber Politiker. Und die Aktivisten wollen ja nicht kriminalisiert werden, sondern Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die Regierung sich nicht an geltendes Klimaschutzrecht hält, und es zugleich noch einfache Klimaschutzmaßnahmen gäbe (z.B. Tempolimit). Um dieses Framing geht es aber gerade, wenn ein Gericht entscheiden soll ob die "Gewalt" einer Blockade zu dem angestrebten Zweck (Auf "Kriminalität" der Regierung hinweisen) verwerflich ist. Zumindestens bestimmt es das Strafmaß.

      • @Strolch:

        Der Streik ist genauso wie die Verkehrsblockade ein Streit zwischen zwei Mächtigen zum Nachteil eines ohnmächtig Dritten. Der Fahrgast würde vielleicht gerne mehr für die Fahrkarte bezahlen, der Autofahrer Straßenbenutzungsgebühren oder er würde ÖPNV nutzen, wenn der gut genug wäre.



        Aber der Regierung kann das Leid des Blokierten egal sein. Die müssen sie ja doch wiederwählen. Sie müssen trotz Streik ihre Monatskarte voll bezahlen, ihre KFZ- und Mineralölsteuer bezahlen.

    • @SK24 :

      Der Streik ist aber konkret und unabweisbar mit den Forderungen der Arbeitnehmer verbunden. Sie legen die Arbeit nieder, um die Arbeitgeber zu Verhandlungen zu zwingen. Ein Streik ist klar und deutlich mit dem Anliegen verbunden, und mehr noch: er ist die mehr oder weniger einzige Protestform, die in diesem Zusammenhang möglich ist. Abgesehen davon, dass Streiks nicht einfach spontan von einer Seite aus verkündet werden.

      Das Festkleben auf der Straße ist damit überhaupt nicht zu vergleichen.

  • 9G
    97627 (Profil gelöscht)

    Respekt.

  • Noch ein kleiner Nachtrag zur "Bali-Polemik":

    Wie die Reisenden Klimaaktivisten in der taz dargelegt haben, hat ihr, mit der Reise verbundene Co2-Ausstoß bei 1.4t gelegen.

    Ein Budget, was über einen Zeitraum von ein paar Jahren gestreckt absolut Klimaverträglich sein kann.

    Damit haben die Aktivisten folgendes gezeigt:

    1. wie man es richtig macht- und Reisen mit der nötigen VERANTWORTUNG plant.

    2. dass es auch vor dem Hintergrund der Klimakrise möglich ist, Bildungs-Reisen in weit entfernte Länder zu machen.



    -> Und das ist eine wirjklich gute Nachricht, denn sie bedeutet, dass wir auch in Zukunft Reisen können..auf eine Art, die bis vor 60 Jahren undenkbar war.

    Unser Problem ist also nicht das wir uns ganz furchtbar beschränken müßten..nein..unser Problem ist der Größenwahn, den wir uns in harter Arbeit antrainiert haben (wie blöd ist das denn)..

    So und jetzt noch Hand auf Herz..



    ...an alle die die Bali-Aktivisten so gerne verteufeln:

    - wie hoch ist ihr CO2 Ausstoß, wenn Sie ein Jahr Auto fahren.?



    - wie groß war ihr CO2 Ausstoß bei ihrer letzten Reise.?



    .und wie groß ist ihr CO2 Ausstoß insgesamt.?

    ...Naa...wer weiß es.??

    • @Wunderwelt:

      "Wie die Reisenden Klimaaktivisten in der taz dargelegt haben, hat ihr, mit der Reise verbundene Co2-Ausstoß bei 1.4t gelegen."

      Funktioniert aber auch nur, wenn man sich das Ganze schönrechnet. Also mit Flugkompensationszahlungen. Ohne liegt so ein Flug bei 3,7t CO2. Kannste hier nachrechnen.

      co2.myclimate.org/...ulation_id=5512934

      Die Reduzierung auf 1,4t ist nichts Anderes als der oft kritisierte Emissionshandel von Firmen. Gern als Greenwashing bezeichnet.

      Ein durchschnittlich im Jahr gefahrenes Auto verbraucht in etwa genau so viel, wie dieser eine (Hin-)Flug.

      de.statista.com/in...land-im-jahr-2020/

      Also kann ein durchschnittlicher Autofahrer 2 Jahre lang seine komplette Mobilität mit der gleichen CO2 Bilanz bestreiten, die ein Urlaubs Hin-und Rückflug nach Bali verbraucht. Ganz ohne Kompensationszahlungen.

      "Fliegen ist die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen. Ein Flug von Deutschland auf die Malediven und zurück verursacht zum Beispiel pro Person eine ⁠Klimawirkung⁠ von rund drei Tonnen CO2. Mit einem Mittelklassewagen können Sie dafür mehr als 15.000 km fahren (bei einem Verbrauch von 7 l/100 km"

      www.umweltbundesam...reisen#gewusst-wie

  • Nachdem ich die Kommentare gelesen habe..wird mir klar, dass es für die Menschen der "alten Realität" schwer sein muss, anzuerkennen, dass vieles was bisher gut und erstrebenswert war - und wofür man so hart gearbeitet hat, plötzlich schlecht sein soll..

    Nur sagt uns die Wissenschaft eben genau das: vieles von dem, was wir so schätzen, vernichtet die Zukunft der Menschheit -> das müssen wir einfach anerkennen.!!!

    Ja.es ist schwer, wenn man damit konfrontiert wird, Zeit und Energie in die falscheN SacheN investiert zu haben.

    Viel einfacher ist es da, die Aktivisten zu beschuldigen...oder mit dem Finger auf Andere zu zeigen..(die junge Generation ist ja auch nicht besser, etc.).



    ..damit man eben nicht über das eigentliche Thema reden muss: die bereits angelaufene Klimakatastrophe.

    Ist im Prinzip verständlich..aber hilft alles nix...jede/r muss sich klarmachen in welch gigantischen Widerspruch wir uns befinden zwischen den alten Werten und der neuen Realität.

    Damit kann man hadern, aber die Natur diskutiert nicht..und wenn wir es nicht schaffen uns konsequent (im Denken und auch im Handeln.!) auf die neuen Realitäten einzustellen, wird das Meiste wofür wir so hart garbeitet haben, von der physikalischen Wirklichkeit dieses Planeten zerstört werden.

    Es möge sich also ein/e jede/r ehrlich machen und akzeptieren, daß wir ALLE uns grundlegend ändern müssen..denn sonst wird der Planet das für uns übernehmen.

    -> Was ist Ihnen lieber.?

    (also bitte: hört auf mit diesen sinnfreien Ablenkungsdiskussionen, über das angeblich so verwerfliche Treiben der Aktivisten.

    Nehmt deren Provokationen lieber zum Anlass, um über das wichtigste aller Themen zu diskutieren, nämlich:

    -> wie schaffen wir es, zu bewahren, was die Menschheit errungen hat..und:

    -> wie schaffen wir es der Menschheit eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.?)...!!!

  • Aus meiner Sicht reden diejenigen, die in den Aktionen der LG den Tatbestand der Nötigung sehen, und die anderen, denen vielmehr eine schlichte Behinderung des Verkehrsflusses in Verbindung mit zivilem Ungehorsam vorzuliegen scheint, aneinander vorbei. Um zivilen Ungehorsam handelt es sich insofern, als die Aktivisten der stillschweigend als gesellschaftlichen Konsens vorausgesetzten Erwartung nicht nachkommen, an der reibungslosen Gestaltung von Alltagsabläufen mitzuwirken. Von Vorkommnissen mit vergleichbarem Ergebnis, wie sie etwa an Fasching und Halloween oder nach Fußballspielen zu beobachten sind, unterscheidet sich die Motivlage. Es geht darum, ein Anliegen derart nachdrücklich ins Bewusstsein zu rufen, dass es schlicht unmöglich zu ignorieren ist. Eine Nötigung kann ich darin nicht erkennen, da eine einzelne Aktion vom Verhalten der Autofahrer - und übrigens auch "der Politik", denn Beschlüsse in einem derartigen Eilverfahren sind wohl kaum zu realisieren - völlig unbeeinflusst bleibt. Letzten Endes ist also die Gesinnung der Stein des Anstoßes, wobei vor allem der Verstoß gegen das Eingefahrene und Gewohnte als Provokation empfunden wird. Dazu gehört leider auch die verbreitete Akzeptanz eines Konzepts von Politik, bei dem man es mit Versprechen und selbst mit eingegangenen Verbindlichkeiten - wie in Zusammenhang mit Klimaschutz - nicht so genau nimmt. Viele werden einwenden, man müsse akzeptieren, dass es "eben so läuft". Aber es regt sich eben zugleich auch Widerstand dagegen, und so wird die Justiz aufgrund der unvermeidbaren Verfahren gegen die LG-Aktivisten zu einer Instanz, die sich schon aufgrund ihrer Funktionsweise auf eine argumentative Auseinandersetzung einlassen muss, wie sie im politischen Betrieb rigoros abgewürgt würde. Wenn man denn von einem Nutzen der Blockadeaktionen sprechen kann, dann ist es die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen und Metapolitik zu betreiben - ob im Gerichtssaal oder auf der Ebene des gesellschaftlichen Diskurses.

  • Ich bin immer wieder erstaunt, was ich hier für Kommentare lese^^

    Was dessen ungeachtet hier bisher noch keiner geschrieben hat, ist, dass die LG-Aktivisten wohl gar nicht darauf abzielen, die Regierung zu irgendwelchen Entscheidungen zu drängen, sondern die Bevölkerung.

    Es ist ja nicht so, dass die politischen Weichen noch nicht gestellt wurden - da ließe sich natürlich noch mehr bewegen, aber was das nun mit der "Demokratie" zu tun haben soll, bleibt schleierhaft.

    Es wäre ja ganz was Neues, dass die Politik den Wählerwillen abbildet, in aller Regel sind die Interessen der Konzerne entscheidend - vor allem mit der SPD als Seniorpartner in der Koalittion, da dienen dann Arbeitsplätze als Letztbegründung (allein bei VW in Deutschland immerhin 120k).

    Also vielleicht habt ihr es ja nicht mitbekommen, die Grünen sind bereits Teil der Regierungskoalition. Wir haben einen grünen Wirtschaftsminister, der... naja, ich erinnere mich da an so einen taz-Artikel mit so einem Poser-Bild von und Interview mit Robert Habeck, in dem er berichtet, was nun alles an Energiewende-Zielen vorgezogen worden sei und was das doch für ein riesiger Gewinn für den Klimaschutz sei - das wäre es wohl,. wenn es denn China, die USA; Indien und Russland ebenfalls so machen würden. So ist es leider nur ein Strohmann-Argument.

    Die Aktivisten der LG wollen die Bevölkerung auf ihren Protest aufmerksam machen. Die ist es doch, die noch immensen Spielraum zur Verbesserung hat, ohne dabei auf politischen Widerstand seitens der Union oder des Bundesrats zu stoßen.

    Es braucht halt nicht jedes Jahr nen neuen Fernseher in jedem Zimmer, einen SUV braucht auch kein Mensch usw.



    Die Verbraucher können durch bewussteren Konsum und Verzicht, der in vielen Fällen noch keinen schmerzlichen Verlust darstellt, den Markt und die Industrie beeinflussen können.



    Naja, zumindest den Teil, der keine 60t schweren 100L/100km-Kettenfahrzeuge in alle Welt entsenden...

  • Wunderbar wenn wir in der nächsten Richtergeneration eine inhaltlich mentale Verbesserung der Kompetenzen erwarten können. Endlich mal wieder eine positive Nachricht zu unserer Judikative in Sachen Klimaschutz und Strafrecht.

    • @Sonnenhaus:

      Wenn Sie mit dem Kommentar darauf anspielen, dass Frau Hinrichs mal Richterin werden wollte, dürfte sich diese Karriereplanung mit einer rechtskräftigen Verurteilung wahrscheinlich erledigen.

      Richter (und Staatsanwälte) werden vor ihrer Einstellung (zu Recht) sehr genau durchleuchtet (eigentlich sollten sie noch mehr geprüft werden - aber anderes Blatt). Da ist eine strafrechtliche Verurteilung (wenn auch in einer Bagatelle, wie hier) üblicherweise ein KO-Kriterium.

      Anwältin oder Unternehmens- oder Verbandsjuristin kann sie aber relativ unproblematisch werden. Da sind die Kriterien (ebenfalls zu Recht) bei weitem nicht so hoch.

  • Ich hätte ja einen Strafrechtsprofessor genommen und keinen für Umweltrecht...

    • @Strolch:

      ...unterstellt, Sie hätten einen gekriegt, der willens ist, diese Argumentation zu Gericht zu tragen. Das könnte der Knackpunkt sein. ;-)

      • @Normalo:

        Wenn man in der Sache nicht obsiegen kann, muss man es über formale Punkte versuchen. Ein Strafrechtler kann da kreativ sein, um dem Richter die Lust am Verfahren zu nehmen - Richter sind ja auch nur Menschen. Ich bin zwar tatsächlich forensisch vor Gericht tätig, aber eben vor Zivilgerichten. Ein Strafverfahren würde ich mir nicht zutrauen vernünftig für einen Mandanten zu führen. Zu speziell ist die Strafprozessordnung.

        • @Strolch:

          Wenn Sie einen Prof begeistern wollen, sie zu vertretetn, dann wird der dabei schon die Chance haben wollen, in der materiellrechtlich interessanten Frage zu obsiegen, und nicht durch prozessrechtliche Winkelzüge, würde ich sagen. Davon abgesehen haben auch die ihre Grenzen - gerade wenn der Sachverhalt völlig unstreitig ist.

          • @Normalo:

            Zaubern kann der nicht. Das ist klar. Und richtig ein Strafverteidiger ist besser als ein Prof. Ersterer will gewinnen egal ob im formalen oder materiellen Recht, letzterer will Rechtsgeschichte schreiben. Nur: Was ein Umweltprof zur Nötigung sagen möchte?? Na gut, er wird es pro bono machen und sie hat moralische Unterstützung. Bei dem überschaubaren und klaren Sacherhalt dürfte man in der Tat nicht viel ändern können.

        • @Strolch:

          Womit wir wieder bei der Aussage von Normalo sind:

          Der Strafrechtsprofessor muss erst gefunden werden, der die Argumentation der LG ernsthaft vor Gericht vertreten möchte.

          Der Ausgang der Verfahren ist ja bereits vorgezeichnet und geradezu der Musterfall der juristisch reinen Lehre, wie sie im 2. Semester gelehrt wird. Sowohl hinsichtlich des Gewaltbegriffs (und dessen Genese im Ping-Pong zwischen den Strafgerichten und dem BVerfG) als auch zur Motivlage (Fernziele vs. erreichbare Ziele), als auch der Zweck-Mittel-Relation (Störung der Autofahrer als Mittel der Durchsetzung eines Lebensmittel-Retten-Gesetzes).

          Strafrechtlich ist da wenig zu holen. Da Frau Hinrichs zudem auch noch geständig ist, bleibt wenig Raum für strafprozessuale Winkelzüge.

          Von daher ist die Wahl des Umweltrechtsprofessors vielleicht gar nicht verkehrt: Das Verfahren ist eine Bühne für die eigenen Forderungen, weniger fürs Strafrecht.

  • Seit wann hat Frau H. das erste Jura-StEx? In ihren diversen öffentlcien Vitas steht, sie hätte ihr Studium in Bremen für ihren Aktionismus unterbrochen.



    Egal, sie sollte so oder so wissen, dass es der falsche Weg ist und sie sich vermutlich ihr zweites StEx an die Backe nageln kann. Vorbestrafte dürfen nicht ... ;-)

    • @Chrisxxx:

      Wo steht, dass Frau Hinrichs das erste Staatsexamen gemacht hat? Im Artikel heißt es:

      "Die 26-Jährige hat in Bremen Jura bis zur Scheinfreiheit studiert."

      Die Scheinfreiheit heißt ja ausdrücklich, du kannst dich zum Examen anmelden, hast es aber noch nicht getan.

      Hinsichtlich des 2. Examens stimmt es so nicht, dass Vorbestrafte nicht dürfen. Das hat das Sächsische OVG für den Nazi-Referendar herausgearbeitet:

      Reine Vorstrafen genügen nicht, da es das staatliche Ausbildungsmonopol gibt. Daher bedarf es bestimmter schwerer Straftaten, um die Einstellung als Referendar (zumindest unter Auflagen) gänzlich auszuschließen. Die Bagatelle Sitzblockade wird diese Schwelle wohl nicht überschreiten.

      Anders siehts beim Traum der Richterin in spe aus, das dürfte mit einer rechtskräftigen Verurteilung wohl passé sein.

    • @Chrisxxx:

      Sie bekommt vielleicht 30 Tagessätze (z.B. LG Berlin). Vorbestraft ist sie damit nicht.



      Eine blockierte Straßenkreuzung ist kein Kapitalverbrechen. Einfach mal die Kirche im Dorf lassen.

    • @Chrisxxx:

      Na na - mal langsam. In ehra Gehässigkeit.

      Mal davon ab - wiese & im around alle so schwer bedeutsam wissen - wie’s mit der Nötigung so geht - wa!



      (In der Friedensbewegung hamse auch erst am Fließband verknackt & dann tröpfelte es nur noch!) Erstes schon da!;)



      &



      Verknackte? Naja die Dame ist im Alter schon fürs 2. fortgeschritten! Woll.



      Also icke - wa! Hab ja die 2 Examen gepackt! But. Listen!



      Wenn mir meine Kollegen wg Jugend - Verrohung der Sitten usw zu sehr auf den Sack gingen! Woll. Harick immer jefracht “Wer hat den schon mal VOR dem Tresen gestanden?“ Schweigen im Walde! Gellewelle!



      “Ja icke - wg Urkundenfälschung!“



      Dann war Ruhe im Karton. Get it? Fein.



      (Gibt zu recht - kein Jugendstrafregister)



      Psst - Lübschen Adler aufn 🏍️Nr.Schild!)

    • @Chrisxxx:

      Das es auch immer noch Menschen gibt die glauben die ganze Wahrheit eines Menschen im Internet zu finden. Guten morgen, dann auch.

  • NA PRIMA,



    Fokussierung aufs Thema voll gelungen: Statt über unser unverantwortliches Wirtschaften,Wegducken und Weiterso, über immerdickere Autobahnen und immerdickere Autos, diskutiert alle Welt nu vollumfänglich über Straßenkleber ....



    Immerhin zeichnet sich ein Lösungsweg ab zu unser aller Lösung vom Auto: Ford hat seinen Marktanteil schon halbiert - und will den nu halten, indem man das Autosverkaufen ganz seinlässt - und nur noch Pickups verkauft ...

  • Wenn die Mittel des Zivilen Ungehorsam legal wären, müsste es Ziviler Gehorsam heißen. 🤫

  • Eine Richterin - Imme Storsberg - läßt Grüßen! Als Angeklagte.



    “Einlassung zur Sache“



    betrifftjustiz.de/...e/BJ%20011_web.pdf



    &Däh!



    “Doch nicht nur er schien an diesem Nachmittag trotz seiner Niederlagen froh, dem merkwürdigen Dilemma entronnen zu sein, auch seine angeklagten Kollegen waren erleichtert. "Der häßliche Schluß, die Verurteilung von Richtern, fehlt heute", sagte Frau Storsberg.



    www.zeit.de/1987/3...or-gericht/seite-2

    Mit Folgen



    “Auszeichnung für „Friedensrichter“



    ■ Für ihre Blockadeaktion in Mutlangen wurde gestern drei RichterInnen die Carl–von Ossietzky–Medaille von der Internationalen Liga für Menschenrechte verliehen/Die Laudatio hielt der vorjährige Preisträger Erich Fried“



    taz.de/Auszeichnun...srichter/!1856018/



    „…Erich Fried nannte es in seiner Laudatio einen „Sieg des Gewissens dieser Richterinnen und Richter, aus ihrer angeblich standesgemäßen Reserve hervorzutreten und gegen das zu demonstrieren, was sie als mörderisches Unrecht erkannt haben“. Die deutsche Justiz habe damit „wenigstens teilweise“ wieder an Ansehen gewonnen. Er betonte: „Die Meinung vieler, daß alle Richter Feinde seien - manchmal heißt es auch: Schweine - kann nicht aufrechterhalten werden.“ Evers wie Fried bezeichneten die jüngste Vereinbarung über den Abbau der Mittelstrecken–Raketen als Verdienst der Friedensbewegung. Sie forderten dazu auf, im Interesse „weltweiter Abrüstung, Nichtangriffsfähigkeit und neuem Denken“ (Evers) „weiter zu machen, grimmig, entschlossen und emotionslos“ (Fried). Insbesondere nach Ächtung der Raketen, so Fried, seien auch „juristische Maßnahmen gegen Richter und Demonstranten ein doppelter Skandal“ für die Bundesrepublik. Statt Amnestie forderte Evers die Einstellung aller Disziplinar– und Straf– sowie die Wiederaufnahme abgeschlossener „Nötigungs–verfahren“.

    kurz - ca. 450 Richter & Staatsanwälte bekundeten damals “Respekt“



    & hück



    anschließe mich & masel tov

    • @Lowandorder:

      Das eine Sitzblockade nicht stets Nötigung ist, ist ja bereits seit 28 Jahren, dem Urteil des BVerfG ein alter Hut.

      Damit erklärt man aber nicht, wieso es keine Nötigung sein sollte, Tausende Autofahrer in einen Stau zu stecken um mit diesen auf irgendein heres Ziel aufmerksam zu machen.

      Seitdem ist soviel Rechtsgeschichte den Bach runtergeflossen, dass die Entscheidungen aktuell auch Hand und Fuß haben. Erich Fried wäre heute mit den Entscheidungen zufrieden.

      • @Rudolf Fissner:

        [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

  • Die große Errungenschaft der Demokratie ist doch gerade, dass Recht und Gesetz für alle gleich gelten. Ich finde es schwierig, wenn über das Argument eines guten Motives die schriftlich fixierten Maßstäbe des GG flexibler ausgelegt werden sollten. Das würde doch nur zum Missbrauch von anderer Seite einladen ...

    Gutes Interview.

  • 4G
    47351 (Profil gelöscht)

    Man hätte ja mit Ausschöpfung eines weiten Interpretationsspielraums den ersten Aktionen dieser Art noch eine Legitimität trotz mangelnder Legalität zubilligen können, wenngleich das Thema nun wirklich sattsam bekannt ist und die Behauptung, die Politik kümmere sich nicht darum, blanker Unsinn ist.

    Inzwischen ist die Sache durch Gerichte ziemlich geklärt und die Bockigkeit enthüllt, dass die Nötigung natürlich nicht auf Verkehrsteilnehmer abzielt, sondern auf den Gesetzgeber. Das zeigte schon der Hungerstreik in Berlin im Spätsommer 2021.

    Der von mir geschätzte Joachim Gernhuber sagte einmal: "Sie können sich natürlich auch mit unvertretbaren Ansichten in der Rechtswissenschaft einen Namen machen. Ich würde davon abraten."

    • @47351 (Profil gelöscht):

      Naja, die Frage ist, ob die Politik sich im AUSREICHENDEN MAẞ um den Erhalt der Zukunft kümmert. Und das ist nun mal nicht der Fall. Das sagen diverse Wissenschaftler*innen. Mittlerweile nehmen sogar einige Wissenschaftler*innen auch an Protestaktionen des Zivilen Ungehorsams teil. In München wurden welche (von der Gruppe 'Scientist Rebellion') dann sogar eingenkastet.

  • 1G
    14397 (Profil gelöscht)

    Möchte nur mal darauf hinweisen, dass pro Jahr in Deutschland fast EINE MILLION Strafbefehle im Straßenverkehr von Gerichten ausgestellt werden. Nicht Anklagen, sondern Verurteilungen. Also liebe Autofetischisten: Erstmal an die eigene Nase fassen, bevor man hier Andere in Sachen Rechtstaatlichkeit, Gesetzestreue, Moral etc. belehrt. Und @Normalo schiesst mal wieder den Vogel ab von wegen Geiselnahme. Hauptsache freie Autofahrt für freie Bürger. Wen interessiert da schon das Aussterben der Hälfte aller Säugetiere, homo demenz eingeschlossen.

    • @14397 (Profil gelöscht):

      Tja, viele Menschen verteidigen gerne ihre "Hobbys", Gewohnheiten und Bequemlichkeiten und vergessen dabei, dass diese aufsummiert hiesige Lebensweise ergibt, die in der Summe, naja, "leicht destruktiv" ist, um es euphemistisch-diplomatisch auszudrücken. Nach ökologischen Gesichtspunkten sollte es eigentlich recht offensichtlich sein, dass es wahnsinniger Luxus ist, sich privat ein neues 1,5 t Auto bauen zu lassen und hierfür ein Vielfaches an Ressourcen und Energie verbrauchen und Treibhausgase in den Äther blasen zu lassen, anstatt Fahrrad oder ÖPNV zu nehmen - was zumindest viele in Stadt und Umland könnten. In Geiselhaft hat offenbar Wohlstand/Lebensweise/Kapitalismus den (Klein)Geist vieler Leute. Nach der nächsten, von den Menschen befeuerten Naturkatastrophe (ähnlich Ahrtal) will es dann wieder kein*e gewesen sein. Und es wird wie im Kindergarten wohl eifrig auf DIE Anderen wie China und Amis gezeigt. Es wird eifrig am Ast gesägt, aber Keine*r will die Säge gehalten oder gedrückt haben ...

    • @14397 (Profil gelöscht):

      Sie argumentieren über die "Der Zweck heiligt die Mittel"-Schiene. Eine Widerlegung meiner - zugegeben provokant gewählten - Analogie ist das nicht. DAS war mein Punkt.

    • @14397 (Profil gelöscht):

      Da es in Deutschland "nur" 500.000 Strafbefehle im Jahr gibt, halte ich das erste für eine gewagte These.

      Und die Letzte Generation der Verbrennerfahrer gibt regelmäßig in Interviews die Auffassung zum Besten, dass das eigene Handeln nicht strafbar ist und der Strafbefehl unzulässig ist?? Wenn ja, bitte einen Hinweis. Das ist mir bislang entgangen.

    • @14397 (Profil gelöscht):

      Pro Jahr liegt die Anzahl der Stafbefehle für alle Verfahren im Schnitt zwischen 550.000 und 650.000. Wie kommen Sie da auf eine Million pro Jahr im Straßenverkehr? Wissen Sie wovon Sie sprechen?

    • @14397 (Profil gelöscht):

      Bei den aussterbenden Säugetieren stellt sich die Frage, inwieweit der Autoverkehr in Deutschland dafür verantwortlich ist.

      • @rero:

        Zwar ist der Hautpverursacher für das Massenaussterben die Landwirtschaft. Allerdings ist der Flächenverbrauch generell problematisch. Autoverkehr ist recht platzraubend. Allein der Flächenverbrauch für Straßen, nimmt ca. 5 % der Fläche Deutschlands ein. Das ist so groß wie Schleswig Holstein. Dann kommen noch die Stellplätze, Tankstellen, Autohäuser, Werkstätten dazu ...



        Neben Flächenverbrauch gibt es weitere schädliche Faktoren: Mikroplastik durch bspw. Gummiabrieb, Abgase, Leckagen, weitere Emissionen und Zerstörung und Vergiftung durch Erzeugung und Transport von Sprit und durch Autoproduktion ...



        Es gibt wesentlich schonendere Formen der Mobilität.

        • @Uranus:

          Eben.

          Der Hauptverursacher ist die intensive Land- und Forstwirtschaft.

          Die kleine Landstraße dagegen hat keine Dramatik.

          Flächenverbrauch hat ebenfalls seine zwei Seiten, wenn die Säugetiere in die Großstädte ziehen, weil sie dort trotz Autoverkehr ein besseres Leben als auf dem Land finden.

          Zumindest nicht mehr als Windräder bei Vögeln.

          Bei indirekten Faktoren, wie Emissionen, muss man genauer hinsehen, was welchem Säugetier wie schadet.

          Das ist kein Thema für Plattitüden.

          Man muss genau untersuchen, an welcher Stellschraube gedreht werden muss, damit es besser läuft.

          Bei dem Grundproblem und dem Ziel sind wir uns ja einig, denke ich.

      • @rero:

        Zerschneiden von Lebensräumen durch Straßen, Überfahren etc. als direkte Einwirkung, indirekt durch Emissionen. Auch die lästigen auf Scheiben und Kühlergrill klebenden Insekten sind ebenfalls ein Anteil am Artensterben.

        • @Wurstfinger Joe:

          Die toten Insekten sind nun nur sehr indirekt ein Beitrag beim Aussterben von Säugetieren.

          Wenn alle Autofahrer morgen auf die Bahn umsteigen, müssten massiv Bahnstrecken gebaut werden.

          Die zerschneiden die Lebensräumen ebenfalls.

    • @14397 (Profil gelöscht):

      "Und @Normalo schiesst mal wieder den Vogel ab von wegen Geiselnahme. Hauptsache freie Autofahrt für freie Bürger. Wen interessiert da schon das Aussterben der Hälfte aller Säugetiere, homo demenz eingeschlossen".

      Ja da schließe ich mich an. Der mentale Zustand der deutschen Autofahrer ist in Summe schon sehr irrational...vor allem fällt dabei die Neigung auf, Sachverhalte in völlig überzogener - ja geradezu Hysterischer Weise (über-) zu bewerten...

      (wäre wirklich gut, dem mal auf den Grund zu gehen)..

    • @14397 (Profil gelöscht):

      Nur dass der verurteilte Autofahrer auch nicht sagen kann "ich halte das nicht für strafbar", ich bin der Meinung, ich bin im Recht und ich werde das immer wieder machen.

      Dass man hier und da auch Grenzen überschreiten und auch mal Regeln brechen muss, wenn man für etwas kämpft, ist nicht falsch. Es ist aber falsch, Gesetze und Rechtstaat nach seinem eigenen Gusto auszulegen, nur weil man sich moralisch im Recht fühlt.

      Autofahrer können auch nicht ungestraft die Aktivisten mit Gewalt von der Straße bugsieren, obwohl sie mit Sicherheit diverse Gründe hätten, sich im Recht zu fühlen.

      Mit dem Argument, "ohne meinen Regelbruch, den ich entgegen der Justiz für gesetzeskonform halte, gibts die totale Apokalypse" läßt sich so ziemlich alles rechtfertigen.

      • @Deep South:

        Nein. Würden Sie bei Streiks, Lohnforderungen o.ä. etwa auch von Moral reden? Hier geht es nicht um Moral. Es geht um Interessen! Das Interesse am Erhalt von Lebensbedingungen und das in die Zukunft hinein. Wie oft muss das eigentlich (auf der TAZ) noch klargestellt werden?



        Das Rechtssystem agiert teils konservativ bzw. auf basis der verfügbaren Gesetze. Bereits aktuell hat sogar das Bundesverfassungsgericht das Verfehlen der Klimaziele angemahnt. Gerichtsurteile sollten sich auch an ein solches Urteil orientieren und müssen sich auch die Motive und die "Taten" anschauen. Leider wird die Dringlichkeit von Handeln bezüglich der ökologischen Krisen aber, wenn überhaupt, nur von wenigen Menschen gesehen, auch von wenigen Menschen in den Ämtern, schätze ich.

        • @Uranus:

          Natürlich gehts um Interessen. Aber zu sagen, dass ich dem Gesetz nicht glaube, weil ich überzeugt bin, dass ich das Richtige tue, um die Menschheit zu retten ist nun mal Moral. Kannst du bezeichnen wie du willst. Viele Menschen haben die gleichen Ziele, teilen aber die Auffassung nicht, dass der Weg zielführend ist.

          Und das Beispiel mit dem Verfassungsgericht hinkt auch bei der xten Wiederholung. Es ist schon richtig, dass die Bundesregierung verfassungsrechtlich verpflichtet ist, diese Ziele zu erreichen. Aber eben nicht über allen anderen sozialen und wirtschaftlichen Interessen. Und zu denen gehört Rechtsstaatlichkeit eben auch.

          Man kann Gestze brechen, dann muss man den bewußten Rechtsbruch aber auch klar benennen und gegebenenfalls die Konsequenzen tragen. Wenn das nicht passiert, dann muss man schlicht damit leben, das Andere ihre Interessen genauso durchsetzen.

          Und nebenbei. Ich muss auch nicht immer wieder davon überzeugt werden, wie richtig und wie dringend die Anliegen sind, dass alle zu wenig tun, Druck auf die Politik gemacht werden muss, etc. Seh ich alles genau so. Und ich hab auch nicht gegen zivilen Ungehorsam. Finde nicht alle Aktionen zielführend, aber prinzipiell unterstütze ich die Klimabewegung.

  • „Ich halte das nicht für strafbar“

    Lassen wir den Richter sprechen, der kennt sich im Strafrecht ganz sicher besser aus als ihr. Und als Laie denke, es ist nach deutschem Strafrecht auch strafbar. Und das wäre auch gut so, sonst klebt morgen Hunz und Kunz auf der Straße.

    • @Rudi Hamm:

      Tja, das wäre doch mal ein schöner Aktionstag, oder? Vor allem hab ich Hinz und auch den Kunz schon lange nicht mehr wahrgenommen. Lasst sie uns begrüssen.

  • Das grösste Problem ist doch die zerstörte Glaubwürdigkeit der Gruppe …

    • @alterego:

      Weil 2 ne Flugreise gemacht haben? 2 von wievielen Aktivistis? Weil "der Aufstand der letzte Generation" von Beginn an auf strukturelle, politische Veränderungen hinaus wollen anstatt individuellen?



      Wann wäre der nächste Glaubwürdigkeitsverlust herbeikonstruiert? Wenn eine Aktivisti beim Autofahren beobachtet wird?

      • @Uranus:

        "'Das grösste Problem ist doch die zerstörte Glaubwürdigkeit der Gruppe …'



        Weil 2 ne Flugreise gemacht haben? 2 von wievielen Aktivistis?"



        Weil die offizielle Organisation der vielen Aktivistis das Vorgehen der zweien gerechtfertigt hat. Damit ist es zum Problem der Gesamtgruppe geworden. Schlicht und einfach.

    • @alterego:

      Letztlich ist auch die Glaubwürdigkeit der Gruppe egal, solange man die Ergebnisse von IPCC und Wissenschaftsgemeinde für glaubwürdig hält.

    • @alterego:

      Das sehe ich auch so. Die Ernsthaftigkeit ihrer Forderung un des Einsatzes sind futsch!

      • @Frau Flieder:

        Naja, wie fanden Sie denn ehrlicherweise deren Aktionen?

  • Die junge Generation, mit den Klimaaktivisten ist die Erste Generation die verstanden hat, in welcher Situation sich die Menschheit befindet.

    Vielleicht muss man mal ein Climacamp besucht haben oder eine FFF-Demo, um wirklich zu verstehen, daß dies die erste Generation ist, die das Gesicht der Neuen Realität erkannt hat (und das diese neue Realität ziemlich inkompatibel ist mit der momentan dominierenden, dafür aber der Wirklichkeit am nächsten) ..

    Der etablierte Teil der Gesellschaft lebt offensichtlich in der überkommenen Realität der materiellen Wohlstandsblase..(so nach dem Motto: "ich hab mir mein Auto, mein Haus oder was auch immer hart erarbeitet..also hab ich auch das Recht auf meiner Seite..und überhaupt das macht doch auch die Mehrheit..was soll jetzt plötzlich falsch daran sein).

    Richtig ist aber:

    Wir alle.! sind die letzteN Generationen die die ganz große Katastrophe noch verhindern könnten...und die selbst ernannte "Letzte Generation" ist in wirklichkeit bloß die "Erste Generation" die verstanden hat..

    Der Teil der Menschheit der zu dieser Neuen Generation zählt, wird mit jedem Tag größer...

    ...und irgendwann wird man nur noch mit Kopfschütteln auf die Menschen der alten Realität zurück schauen, die ihre kleingeistigen "Rechte" mit allen Mitteln meinte verteidigen zu müssen...egal ob sie nun Richter waren oder genervte Autofahrende..

    Danke an den Mut und selbstlosen Einsatz der Klima Aktivisten..!! im Namen der gesamten Menschheit.

    • @Wunderwelt:

      „Die junge Generation, mit den Klimaaktivisten ist die Erste Generation die verstanden hat, in welcher Situation sich die Menschheit befindet.“

      Trotzdem verbraucht jede*r 20jährige*r mehr als ich mit 20 verbraucht habe. Und ich hab mit 20 mehr CO2 verbraucht als meine Eltern mit 20. Das sollte man bei aller Bewunderung bitte nicht vergessen. Wir haben hier Jugendliche in der Nachbarschaft, die schon auf Kreuzfahrten und Safaris waren, Studierende erzählen von ihren Segeltörns am Ende der Welt.

      Ich bin 46 Jahre alt und noch nie mit dem



      Flugzeug in Urlaub geflogen. Wenn ich dann mit der vierköpfigen Familie im Auto 200km zur Ostsee fahre und dafür angefeindet werde, hört das Verständnis eben irgendwann auf.

      Das soll jetzt keine Bali Polemik sein, die wirklich niemandem hilft, sondern einfach nur der Hinweis, dass das mit dem Finger aufeinander Zeigen nicht zum Ziel führt. Da verliert die „junge Generation“ auch einfach zu hoch.

      • @Michael Lankes:

        Nur seltsam, dass Sie sich da gleich angesprochen fühlen, obwohl Sie doch so wenig CO²-in die Atmosphäre bringen? Oder wurde da vielleicht doch noch etwas übersehen?

    • 8G
      8190 (Profil gelöscht)
      @Wunderwelt:

      genau so sieht es aus, danke!

  • Straßenblockaden sind legitimes Mittel des Protestes. Das Versammlungsrecht ("friedlich und ohne Waffen") überwiegt m. E. bei weitem die blos juristisch konstruierte Möglichkeit der Anwendung des Nötigungsparagraphen (§240 StGB) auf den Saachverhalt.



    Im Vergleich sehe man sich doch lieber die Straftatbestände des nachfolgenden Paragraphen §241a (Politische Verdächtigung) an. Und wie sieht es aus mit einem Befangenheitsantrag, wenn Richter a priori von einer Strafbarkeit ausgehen und vermeinen nur noch das Strafmaß festlegen zu können?

    • @Eckart Schirrmacher:

      Ein deutscher Strafprozess läuft in der Regel nicht ab wie bei John Grisham oder Perry Mason. Gerade in einem Fall, wo die Sachlage klar ist - ich gehe nicht davon aus, dass Frau Hinrichs versuchen wird, zu bestreiten, dass sie auf der Straße festgeklebt war, entscheidet das Gericht an Hand der vorliegenden Schriftsätze. Und daran ändert auch die mündliche Verhandlung nichts, das hat nichts mit Befangenheit zu tun.

  • Das Ziel mag ja nivücht verwerflich sein.



    Die Absicht, die Masse zu bedrängen, um damit indirekt politischen Druck auszulösen, halte ich für verwerflich.



    Ees geht um die Entscheider, die aber erstmal außen vor gelassen werden.

  • Carla Hinrichs: "Ich erwarte von einem Rechtssystem, dass es sich wirklich die Lage anguckt. Dass es sich mit der Klimakrise auseinandersetzt und aufgrund der Fakten anerkennt, dass das eine akute Krise ist."

    Bei uns hat nur noch das Kapital das Sagen, aber nicht mehr der gesunde Menschenverstand - der ohnehin schon bei vielen Bürgern ausgeschaltet ist. Vor ein paar Tagen scheiterte vor dem Landgericht Braunschweig eine Klage gegen den Autokonzern VW. AktivistInnen müssen laut Landgericht Braunschweig CO2-Emissionen des Konzerns VW dulden. Braunschweig? Da war doch was. Ach ja, in der Stadt befindet sich ja auch das 'Volkswagen Zentrum'. Wie gesagt, bei uns hat nur noch das Kapital das Sagen.

  • Richter dürfen sich gerade nicht "die Lage ansehen", wie die Angeklagte meint. Richter sind an das geltende Recht gebunden und müssen dieses auslegen. Dies lässt gerade keine Spielräume ala Klimakatastrophe zu. Ansonsten droht uns wieder ein Gesinnungsrecht.

    Jeder Jurist darf wie jeder andere Mensch eine Meinung und Rechtsauffassung haben, wird dann im Zweifel halt auch verurteilt und die Richterkarriere ist futsch.

    • @DiMa:

      Die Motivation einer Straftat (persönliche Bereicherung, niedere Beweggründe, Notwehr, ...) spielen selbstverständlich eine Rolle bei der Bewertung von Straftaten.

      • @Ingo Bernable:

        Nur bei den Straftatbeständen, in denen dies ausdrücklich vorgesehen ist. Notwehr ist übrigens keine Straftat, sondern ein Rechtfertigungsgrund.

        • @DiMa:

          Demnach müsste ein Dieb der einen Laib Brot stiehlt weil er am Verhungern ist, genauso hart bestraft werden wie jemand der ein einzigartiges und unersetzbares kulturelles Artefakt mitgehen lässt. Diebstahl ist Diebstahl, abzuurteilen immer gleich nach Schma-F?

          • @Ingo Bernable:

            In Ihrem Beispiel nehmen Sie vollkommen unterschiedliche Werte an. Aber ja, Diebstahl ist Diebstahl und wird halt auch abgeurteilt, ganz egal aus welchem Motiv.

  • Solidarisch couragiert, fachlich bewandert (sowohl ökologisch, als auch juristisch), argumentativ konzis und stark. Und dennoch wird all dies gegenüber Stahlbeton- und Auto-über-alles-RichterInnen verpuffen (wie sie selbst durchblicken lässt). Höchste Zeit – buchstäblichst! –, dass die Rollen vertauscht werden, und solchen RichterInnen der Prozess gemacht wird. Wegen „Urteilens gegen die Menschheit“.

    • @Ardaga:

      Ich denke, dass sie nicht als Diplom-Juristin vor Gericht zieht, sondern als Aktivistin. Denn ihre Aussage, sie halte ihr Verhalten als nicht strafbar, würde bereits bei Studenten im zweiten Semester Widerspruch hervorrufen. Es handelt sich also eher um einen politischen Appell, als um eine rechtliche Stellungnahme.

      Die Gerichte haben sich an das Recht und Gesetz zu halten, welches von der Politik vorgegeben wurde. Es ist der Bundestag, der Gesetze beschließt und entscheidet, welche Tatbestände betroffen und unter Strafe gestellt werden und welche nicht. Von daher ist es müßig, die Gerichte dafür verantwortlich zu machen, was die Politik angerichtet hat. Ein Urteil, welches sich über den politischen Willen (zumindest innerhalb einer Demokratie) hinwegsetzt, so schlüssig und wünschenswert da Ergebnis für die Allgemeinheit auch erscheinen mag, wäre nichts anderes als Willkürjustiz.

      • @Cerberus:

        Sie argumentiert immerhin im Rahmen



        der strafrechtlichen Systematik von



        § 240 StGB, das wird der sie unter-



        stützende Professor schon beige-



        bracht haben.

    • @Ardaga:

      Auch Richter haben sich an bestehendes Recht und Gesetz zu halten, welches durch demokratische Prozesse entstanden sind und können dieses nicht nach ihren ideologischen/moralischen Vorstellungen uminterpretieren.



      Sind die Leute unzufrieden können sie das in Deutschland frei äußern oder Versammlungen einberufen. Auch kann man mittels Wahlen politische Schwerpunkte setzen oder selber politisch aktiv werden. Das Rechtssystem sieht aber nicht vor, dass irgendwelche Gruppe sich im moralischen Recht sehen und versuchen ein ganzes Land in Sippenhaft zu nehmen.



      Wieso gründet die Letzte Generation denn keine Partei und versucht aktiv in den politischen Prozess einzugreifen....oder gründet regionale Energiegenossenschaften und bringt grüne Projekte voran? Die finanzielle Ausstattung scheint ja nicht allzu schlecht zu sein und man würde sich auch glaubwürdiger machen.

    • @Ardaga:

      Also wer Ihren/Deinen moralischen Maßstäben nicht entspricht, wem unterstellt werden kann, dass er*sie "getgen die Menschlichkeit" (was auch immer das bedeuten soll) handelt, dem solle der Prozess gemacht werden? Auf welcher Grundlage denn? Mit welchem Ziel und Zweck?



      Solch eine Haltung ist alles, nur nicht demokratisch. Die Richter*innen müssen auch gar keine Auto-über-alles-Fanatiker*innen sein, sondern machen erstmal ihren Job. Solange sich hier politisch-demokratisch nichts tut, ist Ihre/Deine Meinung nicht wichtiger, richtiger oder besser als die anderer Personen. Und genau deshalb erreicht die LG im Vergleich auch eher wenig(er), weil sie es nicht schafft, ihre (wichtigen!) Anliegen breitenwirksam akzeptabel zu etablieren.

    • @Ardaga:

      Die Richter sollen geltendes Recht umsetzen und es nicht machen. Das Blockieren des Straßenverkehrs wendet keine akute Bedrohung ab, es ist ein Mittel der politischen Auseinandersetzung. Das wird von den Gruppen ja auch ganz offen erklärt - es geht um mediale Reichweite und gegen geltendes Recht zu verstoßen schafft mehr Reichweite als mit nem Plakat vorm Rathaus zu stehen. Die Leute fallen nicht aus allen Wolken wenn sie angeklagt werden, sondern das ist einkalkuliert und Interviews wie dieses sind das angestrebte Ziel - das mal vorweg, wohlgemerkt ohne da eine Wertung reinzubringen.

      Sie unterstellen da den Richtern ohne guten Grund eine Menge Boshaftigkeit, wenn Sie von den "Auto-über-alles-RichteriInnen" schreiben. Sind Sie sich wirklich sicher dass eine Blockade anderer (auch klimafreundlicherer) Verkehrsmittel nicht auch entsprechend geahndet wird? Ich für meinen Teil bin mir ziemlich sicher, dass ich für das Blockieren einer Bahnstrecke keinesfalls mit mehr Milde rechnen dürfte...

      Zu guter Letzt: Eskalieren Sie weniger. Ihre letzten beiden Sätze klingen stark nach jemandem der Zuhause sitzt und Listen von Leuten anfertigt "die fällig sind sobald die Revolution kommt" - Das wird ihnen sicherlich nicht gerecht. Die Richter tun das wozu sie sich ihres Eides gemäß verpflichtet haben - nach bestem Wissen und Gewissen das geltende Recht umzusetzen. Wenn Sie einen Schuldigen für die geltende Rechtslage suchen, dann lautet die einfache Antwort "die Legislative" und die ehrliche Antwort "die Bürgerinnen und Bürger". Zu letzteren gehören natürlich auch die Leute aus Politik und Justiz, aber halt auch Sie und ich.

    • @Ardaga:

      Was Frau Hinrichs übersieht, ist das Demokratieprinzip. Das bewirkt auch, dass es nicht die Einschätzung des Einzelnen ist, die juristisch relevante moralische Maßstäbe setzt. Von daher ist ihr Schluss, die Nötigungen der Straßenkleber seien nicht verwerflich, weil sie von überragendem Nutzen für die Allgemeinheit seien, halt eine Meinung und kein Maßstab für die Rechtsprechung. Der nächste Fehler ist, die Nötigung der konkreten Menschen, die durch Klebeaktionen blockiert werden, mit der Nötigung des Staatswesens zu verwechselnn, von dem sie Handlung erwartet. Es bedarf also keines Autofanatismus oder sonstiger politischer Vorbehalte gegen die umweltpolitischen Anliegen der LG, um zu einem glasklaren Schuldspruch zu kommen.

      • @Normalo:

        Sie übersieht es nicht, würde ich meinen. Sie fasst unter dem Demokratieprinzip allerdings auch Aktionen des zivilen Ungehorsams zusammen, soweit ich sie verstehe.



        Zum zweiten geht es nicht um die Eintschätzung ein*er Einzelnen sondern darum, worauf sie sich beruft - wissenschaftliche Fakten zu den Entwicklungen der ökologischen Krisen.

      • @Normalo:

        "... oder sonstiger politischer Vorbehalte gegen die umweltpolitischen Anliegen der LG."

        Es gibt in Deutschland ja nicht nur die "böse" Letzte Generation (die Straßen mit Klebeaktionen blockieren, damit der Lohnsklave nicht mehr pünktlich zu seiner klimazerstörenden Arbeit kommt), sondern auch Friday for Future, Artists for Future, Scientists for Future, Parents for Future und sogar schon Entrepreneurs for Future. Aber so ist halt der preußische Untertan. Die Menschheit steht vor dem Abgrund, aber für den gehorsamen Preußen ist "Recht und Ordnung" nun einmal wichtiger als die Zukunft der eigenen Kinder und Kindeskinder. Der preußische Innen- und Staatsminister Gustav von Rochow (1792 - 1847) formulierte es einmal so: "Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen!" und daran hält sich der gehorsame "preußische" Deutsche auch noch heute.

        Wenn Politiker nichts gegen den Klimawandel unternehmen, dann müssen eben die jungen Menschen handeln. Im April 2021 wurde am Mauna-Loa-Observatorium auf Hawaii eine CO2-Konzentration von mehr als 420 ppm gemessen. Vor der vorindustriellen Epoche lag dieser Wert noch im Bereich von 280 ppm. In ein paar Jahren werden 430 ppm CO2 erreicht sein und dann ist der weitere Anstieg der CO2-Konzentration nicht mehr aufzuhalten. Es muss jetzt ein Umdenken stattfinden, denn der Klimawandel lässt nicht mit sich verhandeln und wird sich auch 'nicht' für 1000 Jahre in eine Höhle zurückziehen, nur weil Konzerne ihr klimaschädliches Monopolyspiel weiterspielen möchten und ihre Lobbyisten losschicken, um Politiker und naive Bürger auf ihre Seite zu ziehen. Wenn man Klimaschutzaktivisten kriminalisiert kann man damit aber gut von der fatalen Klimapolitik der letzten Jahrzehnte ablenken und Wirtschaftsmanager können ihr klimaschädliches Wirtschaftswachstum fortführen und Aktionäre können auch weiterhin den Planeten Erde an der Börse "verzocken".

        • @Ricky-13:

          Da treffen Sie einiges, finde ich. Als FFF noch als böse "Schulschwänzer*innen" angesehen wurden ... :-)



          Wie war das noch mit der Bahnsteigkarte? Wobei es bei hiesigen Aktionen und Aktionsgruppen ja nicht mal um Revolution geht. Aber hey, die Nachfahren der Preußen und Bayern (mensch denke auch an die Unterstützung von Faschismus in Süddeutschland) finden sogar Festkleben und Hinsetzen übelst kriminell. Wenn das jede*r machen würde? ;-S Interessanterweise ist die von Rechten und nichtsorechten Bürgis kritisierte Aktivistigruppe Letzte Generation hingegen sogar sehr staatsgläubig. Die Staatsgläubigkeit wird bei vielen von jenen allerdings weiter Risse erhalten, so nehme ich an, je weniger der Staat etwas für den Erhalt der Lebensbedingungen tut und je mehr er demgegenüber sich in Repression ergeht und am Festhalten am Status Quo ...

          • @Uranus:

            An die 'Bahnsteigkarte' musste ich auch gleich denken. "Wenn deutsche Revolutionäre einen Bahnhof stürmen, dann lösen sie vorher eine Bahnsteigkarte" [Lenin]. Ich bin sicherlich kein Fan von diesem Mann, aber er hat die Deutschen und auch ihr devotes Verhalten vor der Obrigkeit richtig erkannt. Der Deutsche ist und war immer ein gehorsamer Duckmäuser.

            "Als FFF noch als böse "Schulschwänzer*innen" angesehen wurden." – Die FFF-Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg sagte „Deutschland ist ein Klima-Schurke“, während Christian Lindner (FDP) sagte, „Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen“. Über solche Politiker freut sich der Klimawandel natürlich, denn dann bekommt er auch weiterhin viel CO2 zum wachsen.

            Auch der Chefredakteur der WELT, Ulf Poschardt, wird sicherlich von dem Prozess gegen Carla Hinrichs berichten, und dass diese "bösen Klimaschutzterroristen" endlich ihre gerechte Strafe bekommen. Danach holt Ulf seinen 390 PS Ferrari Testarossa aus der Garage und fährt "röhrend" durch die Stadt. (siehe Taz - 2.7.2021) taz.de/Ulf-Poschar...etswende/!5779417/

        • @Ricky-13:

          Ich bestreite nicht den objektiven Handlungsbedarf.

          Es geht um das "Wie". Wenn die Menschheit irgendetwas gegen den Klimawandel tun soll, dann nur konsensual. Und Konsens bildet sich nach menschlichen Maßstäben. Zu denen gehört, dass "Der Zweck heiligt die Mittel" immer nur allenfalls die überzeugt, die den Zweck bereits als prioritär verinnerlicht haben. Bei denen, die noch überzeugt werden müssen, wirkt diese Herangehensweise meist eher kontraproduktiv.

          Davin abgesehen: Ja, Rechtsstaatlichkeit hat schon was für sich. Und worüber sie mit ihren Preußen-Anspielungen nicht hinwegtäuschen können: Recht gilt für Alle, denn wenn es das nicht tut, gilt es für niemanden. Und Sie brauchen nur mal eine Zeitung zu lesen, um sich auszumalen, wer alles DARAUF nur wartet.

      • @Normalo:

        "das Demokratieprinzip"



        Es gibt klare Mehrheiten für Klimaschutz, es gibt den demokratisch legitimierten und parlamentarisch ratifizierten Beitritt zum Pariser Klimaschutzabkommen und es gibt ein Klimaschutzurteil des Verfassungsgerichts. Den status quo einfach als Ausdruck demokratischer Willensbildung misszuverstehen und damit auch gleich als unabänderlich zu erklären ist halt nur ein rhetorischer Trick, mit dem man auch massenhaftes Falschparken oder Raubkopieren als demokratisch legitimiert beschreiben könnte wenn es nur genügend Leute praktizieren, allerdings mit dem Unterschied das geklaute Werke nicht die Bewohnbarkeit des Planeten gefährden.

        • @Ingo Bernable:

          Aja, Sie hatten bereits in die Richtung geschrieben, auf die ich auch hinauswollte. :-)

        • @Ingo Bernable:

          Gibt es auch klare Mehrheiten für den Klimaschutz auf Kosten der jeweiligen eigenen persönlichen Entfaltung? Dieses "Wer A sagt, muss auch B sagen"-Argument klingt ja super, aber es hat genau KEINE Legitimität, wenn der absolut herrschende Souverän - in unserem Fall dankenswerterweise das Volk - an entscheidendender Stelle geruht inkonsequent zu sein. Da kann man dagegen sein, mit der Logik hantieren etc.. Aber eine demokratische Legitimation braucht Mehrheiten, nicht Argumente. Die sind an der Stelle nur Mittel zum Zweck.

        • @Ingo Bernable:

          Wo sehen sie denn die klaren Mehrheiten für den Klimaschutz wie ihn die LG fordert? Gab es in Berlin einen Erdrutschsieg der grünen Parteien?



          Ein Großteil der Bevölkerung wird mehr Klimaschutz befürworten, aber eben nicht in der Form und Radikalität wie es Bündnisse fordern. Aktionen der LG fördern eher die Spaltung der Gesellschaft und führen zur Stärkung der rechten Ränder.

          Ein großes Problem des Pariser Klimaschutzabkommens sind fehlende Sanktionsmöglichkeiten, was es im Prinzip wertlos macht.

          Öffentlicher Protest? Egal ob der augerufene Endkampf um Lützerath oder FFF. Da hat jeder Bundesligist wöchentlich mehr Zuspruch. Am Wochenende gehen wieder mehrere Millionen Menschen auf die Straße....allerdings wegen Karneval. Das zeigt, dass solche Bewegungen in der Bevölkerung eben nicht so anerkannt sind, wie sie sich gerne sehen.

          • @stefschu:

            "Wo sehen sie denn die klaren Mehrheiten für den Klimaschutz wie ihn die LG fordert? Gab es in Berlin einen Erdrutschsieg der grünen Parteien?"



            Mit Ausnahme der AfD bekennen sich alle(!) Parteien zm Klimaschutz und zur 1,5°-Grenze.



            "aber eben nicht in der Form und Radikalität wie es Bündnisse fordern"



            Ist die Forderung danach das Nötige zu tun um den Planeten für menschliche Zivilisation bewohnbar zu halten denn tatsächlich radikal? Mir scheint eher der Kurs fortgesetzter Untätigkeit mit der wir derzeit wissend und sehenden Auges in den eigenen Untergang steuern ziemlich radikal und extrem zu sein.



            "Aktionen der LG fördern eher die Spaltung der Gesellschaft und führen zur Stärkung der rechten Ränder."



            Die Kontroverse ist eben nötig wenn man dem laufenden Desaster nicht untätig zusehen möchte. Für nette, konsensuale Lösungen hatte man Jahrzehnte Zeit, die man ungenutzt hat verstreichen lassen. Und was meinen sie wie es mit der gesellschaftlichen Harmonie und dem rechten Rand bei 2° aussehen wird wenn die Konflikte um Land, Wasser und Nahrung eskalieren? Wie bei den 2,8° die derzeit als das wahrscheinlichste Szenario gelten?

            • @Ingo Bernable:

              "Mit Ausnahme der AfD bekennen sich alle(!) Parteien zm Klimaschutz und zur 1,5°-Grenze."

              Und dieselben Parteien bekennen sich ebenfalls dafür verantwortlich, den Bürgern dieses Staates weiterhin ein komfortables Leben zu ermöglichen, in Wohlstand und möglichst ohne Einschränkungen.

              Und jetzt?

            • @Ingo Bernable:

              Es geht nicht um radikal oder gemäßigt sondern um demokratische Legitimation. Es gibt Parteien, die die Forderungen der LG auch im Programm stehen haben und solche, die die Prämissen ablehnen oder zumindest diese geforderten Maßnahmen nicht für zielführend halten. So bescheuert man auch die eine oder andere Position finden mag - die Befürworter der LG-Forderungen haben keine Mehrheit. Daran ändern auch tausend blockierte Straßen nichts.

              Solange wir in einer Demokratie leben, ist DAS der Weg, auf dem Normen gesetzt und Ziele definiert werden. Einzelne, die meinen, es besser zu wissen als der gemeine Pöbel, dürfen das zwar jederzeit artikulieren, aber Sonderrechte, Andere dabei in IHREN Rechten zu beeinträchtigen, stehen ihnen nicht zu.



              Und vergessen Sie bitte nicht, dass Menschen Menschen bleiben und es deshalb ein himmelweiter Unterschied ist, einerseits ein Problem mehrheitlich anzuerkennen und seine Lösung zu fordern und andererseits über die Maßnahmen zu besagter Lösung einer Meinung zu sein. BEIDES kann man nicht einfach fingieren.

              • @Normalo:

                Wie gesagt es gibt demokratisch legitimierte Beschlüsse zum Klimaschutz. Wenn es keine Mehrheit für Klimaschutz gäbe, sollte man meinen, dass doch irgendwie eine Mehrheit gegen Klimaschutz und gegen den Fortbestand menschlicher Zivilisation nachweisbar sein müsste. Das ist aber nicht der Fall.



                Wenn man sich dennoch ihrer Sichtweise anschließen sollte, kann man allerdings eigentlich nur noch zu dem Schluss kommen, dass die Demokratie ein existentielles Risiko und damit abzulehnen ist.

                • @Ingo Bernable:

                  Wie - auch - gesagt: Die abstrakte Befürwortung von Klimaschutz ist keine demokratische Legitimation zur Durchsetzung jedweder Maßnahme, die irgendwer für im Sinne des Klimaschutzes angebracht hält. Dafür braucht man jeweils auch entsprechende Mehrheiten.

                  Die Demokratie mag man dafür kritisieren, dass sie die Trägheit oder den Egoismus des einzelnen Bürgers direkt in den gesellschaftlichen Entscheidungsprozess "hochspült". An der Stelle sind Diktaturen oder andere totalitäre Regierungsformen sicher effizienter. Die Frage ist nur, ob sie ihre kurzen Entscheidungswege auch so effizient gegen den Willen der Betroffenen umgesetzt bekommen und ob der dann über die Köpfe des "dummen Volkes" hinweg entscheidende Instanz wirklich in dessen Sinne entscheidet. Deshalb wäre ich mit so einer nassforschen Ablehnung vorsichtig.

                • @Ingo Bernable:

                  "Wie gesagt es gibt demokratisch legitimierte Beschlüsse zum Klimaschutz. "

                  Genau so wie es demokratisch legitimierte Beschlüsse gibt die lauten, das der Wohlstand der Menschen in D auch zukünftig nicht sinken darf bzw. die "Energiewende" sozial verträglich ausgestaltet werden muss. Radikale Maßnahmen sind also explizit nicht vorgesehen.

                  "Wenn man sich dennoch ihrer Sichtweise anschließen sollte, kann man allerdings eigentlich nur noch zu dem Schluss kommen, dass die Demokratie ein existentielles Risiko und damit abzulehnen ist."



                  Ernsthaft Ihre Meinung??

                • @Ingo Bernable:

                  Es gibt Beschlüsse zum sog. Klimaschutz. Aber welche konkreten Maßnahmen dazu ergriffen werden, ist damit noch nicht festgelegt. Und es gibt nun mal keine demokratisch legitimierte Entscheidung für die von der LG geforderten konkreten Maßnahmen. Was würden Sie denn sagen, wenn ein Aktivist bei Ihnen vorbeikäme und Ihren PC/Notebook/Smartphone (oder was immer Sie benutzen, um in diesem Forum zu kommentieren, abschaltet, um dazu beizutragen, die Emissionen zu senken?

                  Die von der LG geforderten Sofortmaßnahmen (Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 9-Euro-Ticket) sind übrigens wenig aufregend und würden das Klima und seinen Wandel kaum kratzen. Aber die weitere Forderung der LG, einen "Gesellschaftsrat" einzuberufen, der "mithilfe von Expert:innen" Maßnahmen erarbeiten soll, "wie Deutschland bis 2030 emissionsfrei wird", die dann von der Politik umzusetzen sind(Quelle: letztegeneration.de/forderungen/ ), ist schlicht demokratiefeindlich. Unabhängig davon ist ein "emissionsfreies" Deutschland völlig unmöglich, und selbst wenn es möglich wäre, fänden sich für die damit verbundene Massenverelendung niemals Mehrheiten.

        • @Ingo Bernable:

          "Den status quo einfach als Ausdruck demokratischer Willensbildung misszuverstehen und damit auch gleich als unabänderlich zu erklären ist halt nur ein rhetorischer Trick..."

          Der status quo ist veränderlich. Von demokratischen Mehrheiten. Und die "Klimaaktivistin" gibt sich viel Mühe, solche Mehrheiten zu verhindern. Oder glaubt jemand ernsthaft, mit willkürlichen Aktionen gegen irgendwelche Bürger, über die die "Aktivisten" nichts wissen, kann man Menschen für Klimaschutz gewinnen?

          Wenn man den Staat zum Handeln zwingen will, klebt man sich gezielt an Regierungsgebäude ect. Nicht irgendwo wahllos auf die Straße.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Und die "Klimaaktivistin" gibt sich viel Mühe, solche Mehrheiten zu verhindern."



            Das, würde ich meinen, stimmt zum einen nicht und ist zum zweiten nicht fair. Soviel Macht, um Mehrheiten (für was eigentlich? fǘr notwendige Politik gegen die ökologischen Krisen?) zu verhindern, hat die Klimaaktivstin doch gar nicht. Am meinungsbildenden Diskurs sind viele Akteur*innen beteiligt. Einfluss nehmen Medien, Thinktanks, Ideologien (bspw. Konsumfreiheit), System"zwänge" (bspw. Arbeit), wohlhabendere Akademiker*innen, Politiker*innen ...



            Ein Problem mag sein, dass die Regierenden/Abgeordneten es rhetorisch schaffen können, ihre vermurkste Politik durch das Aufspringen auf den Zug "mehr Repression für Aktivistis" zu verdecken. Der Umgang mit dem Protest liegt allerdings dann auch bei jenen Politiker*innen.



            Aber ja, vielleicht wird sich noch an Rerierungsgebäude geklebt.

            • @Uranus:

              "Ein Problem mag sein, dass die Regierenden/Abgeordneten es rhetorisch schaffen können, ihre vermurkste Politik durch das Aufspringen auf den Zug "mehr Repression für Aktivistis" zu verdecken."

              Genau das passiert. Und es funktioniert, weil der größte Teil der Bevölkerung kein Verständnis für die Art der Aktionen hat. Dahinter verschwindet das Anliegen fast komplett.

              Und natürlich sollte sich jemand, der eine Aktion startet, Gedanken machen, welche politischen Wirkungen dabei heraus kommen. Auf mich wirkt das Ganze wie Aktivismus ohne Sinn und Verstand.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Der Staat sind wir, nicht irgendwelche Regierungsgebäude.

            • @Ingo Bernable:

              Die Regierenden sitzen in den Regierungsgebäuden, nicht auf der Straße.

              Nachrichten schickt man an den Adressaten, nicht an beliebige Passanten.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Ja, delegieren wir das Problem - unser aller Problem - doch einfach an die Regierung, das hat ja die letzten 30, 40 Jahre auch schon so hervorragend funktioniert.



                Ich fürchte in 10, 15 Jahren wenn allmählich spürbarer wird was die Folgen einer ungebremsten Klimakatastrophe wirklich bedeuten und dann langsam ins allgemeine Bewusstsein einsickert wie dramatisch deren Auswirkungen auch auf das ganz persönliche Leben haben wird die Wut auf die Regierung dafür nichts getan zu haben ebenso groß sein wie die Wut auf jene die unermüdlich fordern, dass endlich etwas getan wird.

                • @Ingo Bernable:

                  "Ja, delegieren wir das Problem - unser aller Problem - doch einfach an die Regierung, das hat ja die letzten 30, 40 Jahre auch schon so hervorragend funktioniert."

                  Genau eben nicht. Aber man kann Druck auf eine Regierung ausüben, um sie zum Handeln zu zwingen. Bis jetzt wurde sich darauf verlassen, dass sie irgend etwas tut.

                  Die "Letzte Generation" hingegen gibt sich Mühe, Vorwände für die Regierung zu schaffen, legitime Forderungen zu kriminalisieren.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Letzteres nur wenn wir "Reise nach Jerusalem" spielen. Da bleibt dann immer etwas auf der Strecke - die Wahrheit.



                Daher besser gleich an die Tür des Wahlkreisabgeordneten kleben, oder an dessen Auto, oder sein Reisegepäck für die Fahrt nach Berlin oder Brüssel. Es gibt immer sinnvollere Varianten. Vielleicht auch einfach mal an den Eingang unserer Medienzentren, weil die Journallie das Thema immer wieder vernachlässigt. Oder an das auslaufende Kreuzfahrtschiff, oder, oder.

                • @Sonnenhaus:

                  "Daher besser gleich an die Tür des Wahlkreisabgeordneten kleben, oder an dessen Auto, oder sein Reisegepäck für die Fahrt nach Berlin oder Brüssel."

                  Warum nicht? Das ist jedenfalls gezielter, als sich irgendwo auf die Straße zu kleben.

  • Bei diesen Aktionen wird ja nicht abstrakt gegen den Staat vorgegangen, sondern es werden ganz konkret Menschen genötigt, die an diesem Morgen das Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Diese fehlende Kausalität ist doch das Problem - dass man berechtigt gegen den Klimawandel demonstriert, aber dabei völlig beliebige Leute nötigt. Zu sagen: „Wir sind ja eh alle Schuld“, oder: „Autofahrer in der Rush Hour sind alle besonders Schuld“ reicht da eben nicht. Weil das erste ist immer noch komplett beliebig und das zweite wäre noch zu beweisen. Wir wissen, dass die Größe des CO2 Fußabdrucks vor allem mit Reichtum korreliert. Und dass da morgens im Berufsverkehr zwischen der Fliessenlegerin und dem Altenpfleger in der Mehrheit der Geldadel steht, halte ich dann doch für unwahrscheinlich.

    • @Michael Lankes:

      Die Überproproportionalen Emissionen von Reichen und Superreichen sind zwar richtig, allerdings ist deren Anteil an der Gesamtbevölkerung dann eben doch eher gering. Gleichzeitig sind auch die Emissionen von Altenpfleger*innen und Fliesenleger*innen hierzulande im Schnitt um das vier- bis fünffache höher als sie klimaneutral sein dürften.

      • @Ingo Bernable:

        Wenn Ihre Aussage zutrifft, sind die Emissionen von praktisch jedem, der hier unter menschenwürdigen Bedingungen lebt, um ein Mehrfaches höher, als es mit einer "Klimaneutralität" vereinbar wäre. Die Länder, die nach den gängigen Berechnungen angeblich "nur eine Erde" benötigen, sind die ärmsten Länder der Welt. Von Ihrem Standpunkt her müssten Sie eigentlich fordern, jegliche Migration aus armen Ländern in reiche sofort zu stoppen, denn diese ist zwangsläufig mit einer erheblichen Erhöhung der Emissionen der betreffenden Migranten verbunden. Und Sie müssten fordern, dass jegliche Maßnahmen, den Lebensstandard der Menschen in armen Ländern zu heben, unverzüglich eingestellt werden, und umgekehrt natürlich auch, den Lebensstandard in allen anderen Ländern schnellstmöglich auf das Niveau der ärmsten Länder zu senken. Dann - und nur dann - bekommen Sie vielleicht so etwas wie "Klimaneutralität". Aber Menschenrechte gibt es dann auf der ganzen Welt nicht mehr.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Wie dem auch sei, eine rechnerische Zusammensrtellung wäre ein Stück Transparenz in der Klimagerechtigkeitsdiskussion.

      • @Ingo Bernable:

        Und das heißt dann also, Menschen gegen ihren Willen festzuhalten ist immer berechtigt, weil es keine Unschuldigen gibt? Oder, nein, noch besser: „im Schnitt“ ist keiner unschuldig. Auweia.

        Spätestens, wenn man sich die Welt so zurechtgelegt hat, sollte man stutzig werden.

        Die Forderungen der LG richten sich gegen den Staat - und das ist auch richtig so. Die Aktionen richten sich gegen beliebige Einzelne, das ist nicht richtig so.

        • @Michael Lankes:

          "Menschen gegen ihren Willen festzuhalten"



          Ich halte es für eine ziemlich verdrehte Sichtweise so eine Blockade quasi als Geiselnahme umzudeuten, die derart festgesetzten können problemlos umdrehen und einen anderen Weg nehmen. Demokratie bedeutet eben auch mal die Anderen ertragen zu müssen, da macht eine legale, angemeldete Demo, die ja auch laut ist, im Weg ist, etc. und ein de-jure illegaler Ziviler Ungehorsam letztlich keinen Unterschied. Wenn man aber beginnt derartige Aktionen diskursiv in die Nähe von Schwerverbrechen zu rücken ist das kein gutes Zeichen für die Zivilgesellschaft.

          • @Ingo Bernable:

            Die Worte „Geiselnahme“ oder „Schwerverbrechen“ haben Sie bei mir nicht gelesen, ich denke das wissen Sie auch, und ich würde mir diese Worte auch gerne nicht in den Mund legen lassen.

            Eine angemeldete Demo kann ich natürlich sehr wohl umfahren, dafür sorgt schon die sie begleitende Polizei.

            Und dass Sie auf einer Autobahn, deren Zufahrten oder auch mehrspurigen Innenstadt Straßen, wo dieses Festkleben in der Regel stattfindet, nicht einfach „problemlos umdrehen und einen anderen Weg nehmen“ können, wissen sie sicherlich auch dann, falls sie selbst kein Auto fahren sollten.

    • @Michael Lankes:

      "Wir wissen, dass die Größe des CO2 Fußabdrucks vor allem mit Reichtum korreliert. "

      korrekt. Wir wissen aber auch das selbst ein obdachloser US Amerikaner zu viel CO2 erzeugt für das Klima (Laut Erfinder des Co2 Fussabdrucks),

      Ohne grundlegende Änderungen des Systhems wird das nichts.

      • @sociajizzm:

        „Ohne grundlegende Änderungen des Systhems wird das nichts.“

        Absolut richtig! Daher ist es ja so sinnlos und verurteilenswert, wenn einzelne Leute auf der Straße beliebige andere Leute auf der Straße mit solchen Aktionen nötigen. Der Kampf „Wir“ gegen „Die“ innerhalb der Bevölkerung ist grundsätzlich falsch.

  • sollte ein gericht den straftatbestand ...

    der nötigung nicht feststellen wollen, wären tür und tot weit geöffnet, um spontane straßenblockaden punktuell und gezielt auszuweiten und somit eine ganze stadt verkehrstechnisch lahmzulegen.

    ist das im sinne des erfinders ?



    infrastruktur für protestformen unkontrolliert zu öffnen ?

    die angeführten argumente der selbsternannten klimaschützer tendieren zu missionarischen formulierungen, wirken in ihrer aussage überhöht und dienen mehr dem selbstzweck, als dem allgemeininteresse.

    bei allem respekt für gerd winter, bei dem auch ich vorlesungen im öffentlichen recht in den achtziger jahren erlebt habe, gehe ich davon aus, daß er sein juristisches brennglas unvoreingenommen und abgewogen nutzt.

    • @adagiobarber:

      "die angeführten argumente der selbsternannten klimaschützer tendieren zu missionarischen formulierungen"

      stimmt es geht ja nur ums sprichwörtliche Überleben unserer Spezies oder im besten Fall um die eine oder andere Milliarde Menschenleben.

      Nicht der Rede wert. Die sollen sich mal nicht so aufregen. ;-)

      Die Milliardäre die jetzt schon in selbstversorger Bunker investieren werden schon überlegen und der Rest ist eh nix wert.

      • @sociajizzm:

        unsere spezies ...

        ist nicht erhöhter, als jede andere spezies auf diesem planeten.

        die schöpfung hat keine wertung vorgenommen.

        nur zählt unsere höchstzivilisierte spezies zu der besonderen art, die jegliche ressourcen zum raubbau oder für die vergiftung frei erklärt.

        und das beginnt bereits mit der werterhöhung von gold und endet mit umweltschädlichen textilien.



        dazwischen liegt alles, selbst die mit pfas chemikalien beschichteten pizza-kartons.

        der umfang unseres fehlverhaltens ist massiv.

        der heute moderne mensch ist strenggenommen schon eine pest für sich.

    • @adagiobarber:

      "die angeführten argumente der selbsternannten klimaschützer tendieren zu missionarischen formulierungen"

      stimmt es geht ja nur ums sprichwörtliche Überleben unserer Spezies oder im besten Fall um die eine oder andere Milliarde Menschenleben.

      Nicht der Rede wert. Die sollen sich mal nicht so aufregen. ;-)

      Die Milliardäre die jetzt schon in selbstversorger Bunker investieren werden schon überlegen und der Rest ist eh nix wert.

  • "Der Richter hat mich schon vorab wissen lassen, dass er von der Strafbarkeit überzeugt ist "

    Das ist allerdings eine interessante Einstellung fü einen Richter. Der nicht mal mehr die Verhandlung braucht, sondern schon vorher, ohne dass die Verteidigung zu Wort gekommen ist, sein Urteil fällt.



    Mal ehrlich: ist DAS nicht strafbar?

    • @Jalella:

      Ganz klares Jein...

      Grundsätzlich hat der Richter seine Erkenntnis aus der Hauptverhandlung zu schöpfen und darf für sein Urteil bzw. dessen Begründung nur diese Tatsachen verwenden.



      ABER - zur Hauptverhandlung zugehörig kann man auch die Prozessakte betrachten und da steht in der Regel alles (von Seiten der StA wie der Verteidigung) drin. Das ein Angeklagter vor Gericht erscheint und fest darauf besteht, unschuldig zu sein ist da eher die Ausnahme. In der Regel ist der Vorwurf rechtlich ausgearbeitet, der Angeklagte räumt den (objektiven) Tatbestand auch ein, es geht dann quasi nur noch um die subjektiven Merkmale (Motiv und Verwerflichkeit, Schuld etc.) und somit letztlich um die Höhe der Strafe. Ich habe viele Verhandlungen erlebt, bei denen auf eine Beweisaufnahme mehr oder weniger verzichtet wurde.

      Anders ist es, wenn entweder Laienrichter an der Urteilsfindung mitwirken (sie haben weniger oder gar keinen Einblick in die Akten), Anklagevertretung und Verteidigung sich nicht einig sind (war es Mord oder doch nur Totschlag...?) oder eben der Angeklagte sich dahingehend einlässt, er habe die vorgeworfene Tat nicht begangen. Dann kommt der Prozess erst richtig in Fahrt.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Jalella:

      Diese Formulierung hat mich auch aufmerken lassen. Vermutung: Die Vorladung zur Verhandlung wurde damit begründet, dass es um eine strafbare Handlung geht. Das könnte sie damit gemeint haben (?). Ansonsten fände ich die Unterlassung einer näheren Erläuterung dieser Aussage im Interview fragwürdig, denn sie evoziert unnötige Fragezeichen bei Lesern.

    • @Jalella:

      Wenn die Sachlage klar ist und es nur um Rechtsfragen geht, ist das völlig in Ordnung - genau das ist hier ja der Fall. Das Geschehen ist völlig unbestritten, daher braucht es auch nicht die Unschuldsvermutung, die für Beweisfragen gilt, also "im Zweifel" für den Angeklagten. Für Rechtsfragen gibt es keinen solche Satz.

    • @Jalella:

      Kann auch sein, dass der Sachverhalt sehr eindeutig juristisch liegt und es da einfach nichts groß zu verhandeln gibt. Die Verteidigung kann ja auch in Höhe des Strafmaßes einwirken, wie im Artikel geschrieben steht, aber im Fall selbst wird es ggf. wenig zu diskutieren geben. Was Frau Hinrichs für strafbar hält oder nicht, spielt dabei eine untergeordnete Rolle und interessiert sie ja selbst auch nur nachrangig.

  • Super, danke für das Interview. Und Hut ab, chapeau, für Carla Hinrichs. Ich hoffe nur, das Sie trotzdem weiter Richterin werden will. Diese Tiefe des Verstehens und die Klarheit der Argumentation brauchen wir bei den Gerichten. Viel Erfolg.

    • @Zeuge14:

      Sie wollen ernsthaft eine Richterin die das Strafmaß nicht nach der Gesetzeslage sondern nach ihrem persönlichen Rechtsempfinden festlegt? Könnte nach hinten losgehen falls Sie mal persönlich betroffen sind.



      Übrigens gibt es auch Richter die der AfD nahestehen.

      • @Suchender:

        Richtig erkannt, aber falsch gefolgert. warum sollte es AfD nahen RichterInnen geben, aber klimanahe RichterInnen nicht? Zumal wir doch vor Gericht nur ein Urteil erwarten können und keine Gerechtigkeit. Welches Urteil ist nicht von einer persönlichen Meinung und Einschätzung geprägt.

  • Nötigung ist kein Naturgesetz, sondern sehr kluge Menschen, in Deutschland vom Volk gewählt, entscheiden mit Rationalität und gesundem Menschenverstand wie ein Gesetz aussehen soll, das eine verpflichtende und mit Strafe durchsetzbare Norm darstellen kann. Aber es sitzen auch Schöffen im Gerichtssaal, da nur so dem gesunden Menschenverstand bei einer Gerichtsverhandlung Genüge getan werden kann.



    Und so weiter...



    Normalerweise sitzen in den beschließenden Ausschüssen der legislative vor allem Juristen, was den gesunden Menschenverstand schon mal oft außen vor lässt bzw. relativiert. Das ist dann ein Argument für die Einführung der Bürgergremien, die wie Schöffen Mitgestaltungsrechte bekommen könnten.



    Das Ganze ist schon komplizierter in einem ernst gemeinten Rechtsstaat als es werden Gesetze einfach angewandt oder alle rechtlichen Mittel sind ausgeschöpft.



    Das ist Argument der Innenministerinnen wie Reul oder Beuth, denen keine allgemeine Sozialkompetenz zu Gute gehalten werden muss, da sie oft befangen für „ihre Polizei“ etc. einstehen (müssen?)



    Recht und Gesetz erfordert gerade nach der Verschriftung aufmerksame und achtsame Intelligenz...

    • @StefanMaria:

      ".....sehr kluge Menschen, in Deutschland vom Volk gewählt, entscheiden mit Rationalität und gesundem Menschenverstand wie ein Gesetz aussehen soll", Sorry, aber ganz großer Blödsinn, voll an der Realität vorbei.

  • Ich bewundere den Mut von Frau Carla Hinrichs und Ihr Verhalten ist beispielhaft.



    Selbst wenn von der ersten Instanz kein Freispruch zu erwarten ist, so gibt es natürlich die Gelegenheit die Sache bis vor der Verfassungsgericht zu bringen.



    Und da darf man gespannt, wie dann der Protest, bei dem Verfassungsbeschwerdeurteil des BVG von April 2021, vom Verfassungsgericht bewertet wird.



    Ich denke, die Wirksamkeit des Protestes wird durch diese Anklage einen enormen Schub bekommen.

  • Ich sehe das so: Unsere Demokratie funktioniert und niemand, wirklich niemand hat das Recht sich über das Gesetz zu stellen.

  • Was ich, bei aller gebremsten Sympathie nicht verstehe, dass man sich einerseits bewusst über Regeln, Normen, Gesetze hinwegsetzt unter der Proklamierung einer Art übergeordneten Notstands und wenn man dann, logischerweise, vor den Kadi gezerrt wird, argumentiert, man habe ja gar nichts Unrechtes getan und man möge doch freigesprochen werden.

    Wäre es nicht schlüssiger, vielleicht auch ehrlicher, zu sagen, ja wir haben diese Regel bewusst verletzt, um durch diese Übertretung auf einen größeren Missstand aufmerksam zu machen. Es ist uns klar, dass das nicht legal ist.

    Aber hey, ich bin kein Jurist.

    • @Jim Hawkins:

      "Wäre es nicht schlüssiger, vielleicht auch ehrlicher, zu sagen, ja wir haben diese Regel bewusst verletzt, um durch diese Übertretung auf einen größeren Missstand aufmerksam zu machen. Es ist uns klar, dass das nicht legal ist."



      Das machen die LG doch. Das sagen sie doch bezüglich jeglicher ihrer Aktionen. Der Umgang mit der Repression im Nachgang hat dann eine zweite Ebene, würde ich meinen. Hier versuchen die Aktivisti Öffentlichkeit durch die Gerichtsverfahren herzustellen und ggf. auf Widersprüche hinzuweisen ... und naja, für einen Freispruch oder Relativerung der "Taten" zu kämpfen, würden doch wohl viele Aktivistis tun, denke ich. Aus ihrer Sicht sind ja nicht sie die (Schwer)Kriminellen sondern die Verursacher*innen von Klima- und Umweltschäden sowie verantwortlich dafür diejenigen, die Maßnahmen gegen die ökologischen Krisen und deren Folgen weichspülen, sabotieren und verschleppen. Also vor Gericht gehören nicht sie (alleine) sondern womöglich nach deren Sicht auch Manager*innen und Politker*innen - so würde ich die Perspektive von LG interpretieren.

    • @Jim Hawkins:

      Zwei paar Schuhe. Natürlich muss man mit Inhaftierung und Sanktionierung innerhalb der geltenden Rechtsnorm rechnen (siehe US civil rights movement). Trotzdem ist einsichtig, dass es damals die segregierenden Institutionen waren, welche Verfassungs- und Naturrecht missachtet haben, auf dass die USA als Gesellschaft und Staat zurückgehen. Gleichsam begeht die Bundesregierung aktuell mit ihrer Unterlassungspolitik Verbrechen am eigenen Volke und delegitimiert sich dadurch, bzw. bricht nach naturrechtlich-liberalen Theorien den Gesellschaftsvertrag, woraufhin Widerstand legitim ist. Oder wie Roger Hallam immer sagt: was aktuell bezüglich der Klimakrise passiert ist organisierter Völkermord durch politische und wirtschafltiche Eliten, denn sie sind sich der mörderischen Konsequenzen ihres verantwortungslosen Handelns angesichts unwiderlegbarer Fakten vollends bewusst, und das seit den 70er Jahren. Jetzt schon sterben Hunderttausende im globalen Süden, bald sind es Millionen und bis Ende des Jahrhunderts Milliarden.

      • @hessebub:

        Wenn das so ist:

        "was aktuell bezüglich der Klimakrise passiert ist organisierter Völkermord durch politische und wirtschafltiche Eliten, denn sie sind sich der mörderischen Konsequenzen ihres verantwortungslosen Handelns angesichts unwiderlegbarer Fakten vollends bewusst, und das seit den 70er Jahren."

        Wir es also mit einem organisierten Völkermord zu tun haben, dann ist wohl jede Art von Widerstand, bis hin zu Tötung der Verantwortlichen legitim, oder?

    • @Jim Hawkins:

      Na ja, wenn ich das richtig verstehe geht es hier erstmal darum festzustellen, ob tatsächlich der Straftatbestand der Nötigung vorliegt.



      Wenn ich mir dazu den reinen Gesetzestext des § 240 StGB anschaue, ist ihre Argumentation schon schlüssig.



      Ist das Blockieren von Verkehrswegen eine Anwendung von Gewalt? Ist das die Androhung eines Übels? Ist der angestrebte Zweck als verwerflich anzusehen?

      • @Life is Life:

        Blockade fällt unter den - mittlerweile recht weit ausgedehnten - Gewaltbegriff. Verwerflich ist die Tat in erster Linie, weil der Zweck, selbst wenn man ihn im Lichte der Verfassungsrechtssprechung als an sich legitim betrachtet, nicht DIESE Anwendung von Gewalt und DIESE Beeinträchtigung der Freiheit von Mitmenschen rechtfertigt. Denn die können ja die Klimapolitik nicht ändern. Vielmehr werden sie blockiert, um den Staat zum Handeln zu bringen. Die Handlungslogik ist in ihren Grundzügen mit einer Geiselnahme vergleichbar.

        • @Normalo:

          Interessant ist es, in welchen Fällen der Gewaltbegriff gedehnt wird und Anwendung finden soll und in welchen Fällen wiederum nicht oder wo dann auch keine*r mehr im Nachgang hingucken will, inwieweit es Gewalt gab oder diese Gewalt noch zu rechtfertigen ist. Siehe auch Protest und Repression in Lüzerath - knüppelnde, verletzendene Cops. Aber sicherlich wird nRWE-Innenminister Reul das noch peinlichst genau untersuchen lassen, oder?



          "Pressemitteilung vom 17.01.2023: Dokumentation der Polizeigewalt um Lützerath"



          und



          "Pressemitteilung vom 16.01.2023: Statement der Demo-Sanitäter*innen zur Klimademo am 14.01."



          luetzerathlebt.info/pressemitteilungen/

          • @Uranus:

            Massiver Whatabouttism, aber ok, vielleicht hilft's ja dem Gesamtverständnis:

            Ich denke nicht, dass irgendwer leugnet, dass in Lützerath Gewalt angewandt wurde. Aber auch da gilt halt der erweiterte Gewaltbegriff auch für die Aktivisten, die sich in Lützerath unrechtmäßig aufhielten und Vorkehrzungen getroffen hatten, dass man sie nur mit Gewalt wegschaffen konnte.

            Natürlich gehört untersucht, ob es dabei zu Exzessen seitens der Polzei gekommen ist. Aber die Aktivisten müssen sich auch klar sein, dass SIE zuerst Gewalt angewandt haben und den Grat zwischen ordnungsrechtlich gebotener und exzessiver Gegengewalt bewusst so schmal wie irgend möglich machen.

      • @Life is Life:

        "Ist der angestrebte Zweck als verwerflich anzusehen?"

        Senkt ein Stau den Co2-Ausstoß?

        • @Rudolf Fissner:

          nur wenn die teilnehmenden Fahrer für die Zeit der Blockade den Motor ausschalten.

        • @Rudolf Fissner:

          Wird das Argument nicht langsam zu peinlich? Ich habe hier alle zwei Wochen Stau in der Straße wegen Fußball. Jeden Morgen und Nachmittag Stau wegen Berufsverkehr und zu 80% einer Person pro Auto und sie machen hier Moralisch ein Co2-Fass auf wegen Stau weil sich einer aus Protest auf die Straße klebt. Kindergarten.

          • @Andreas J:

            Tja, und geht es um Stau, gibt es dann schlaue Autofans, die dann meinen, Stauregulierung würde helfen oder andere meinen, mehr Straßen würden den Verkehr entlasten ... Das Auto gilt offenbar bei vielen als heilig und wird entsprechend verteidigt. Notfalls sind die Autofahrer*innen auch alle Förster*innen (brauchen SUV) oder schichtarbeitende Krankenpfleger*in oder dabei, ständig den Opa zum Arzt zu fahren. Währenddessen wird in ein paar Monaten wieder der Overshootday für Deutschland sein - dieses Jahr der 4. Mai. Und egal, ob massive Übernutzung der Natur, der im Schnitt hohe Verbrauch/Produktion, die schädliche Lebensweise wird von Leuten weiter im klein-klein verteidigt.

      • @Life is Life:

        "Ist das Blockieren von Verkehrswegen eine Anwendung von Gewalt? Ist das die Androhung eines Übels? Ist der angestrebte Zweck als verwerflich anzusehen?"

        Das ist eine spannende Überlegung. Wenn ich hier jeden Dienstag und Donnerstag von 7 bis 11 die Regionalbahn blockiere um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fordern, kann man mich dann tatsächlich rechtlich belangen? Der Zweck ist ja kaum verwerflich und die Pendler müssen halt hinnehmen, dass hier gelebte Demokratie am Werk ist.

      • @Life is Life:

        Lowandorder watscht mich dafür sicher ab, dennoch sage ich mal so:

        Brautkleid bleibt Brautkleid und Rechtsstaat bleibt Rechtsstaat.

        Die LG verstoßt bewusst und vorsätzlich gegen Regeln und Gesetze.

        Nicht, weil sie diese falsch findet oder sie verändern oder abschaffen will. Sondern, um Aufmerksamkeit zu erregen.

        Das klappt ja auch ganz gut. Zumindest so lange keiner nach Bali fliegt. Oder Veganer sich Steaks in die Pfanne hauen.

        Aber zu dieser Veranstaltung gehört doch auch der Prozess, die Strafandrohung.

        Die Vorstellung, ich verstoße bewusst gegen ein Gesetz, erwarte aber, dass man mich freispricht, das finde ich ein bisschen schräg.

        Das klingt ein bisschen nach kein Arsch in der Hose.

        • @Jim Hawkins:

          "Das klingt ein bisschen nach kein Arsch in der Hose."

          Schön gesagt. Es ist der Unterschied zwischen zivilem Ungehorsam (Motiv) und Nötigung (Mittel).

          Wer meint bei den Mitteln einen rechtlichen Freifahrtschein zu haben und beliebig Rechtsbrüche hochschrauben darf ohne belangt zu werden, hat zivilen Ungehorsam nicht verstanden.

          • @Rudolf Fissner:

            Vielleicht hat das ja auch etwas mit der "Generation Wehleidig" zu tun.

            Man malt, sicher nicht zu Unrecht, die Apokalypse an die Wand, findet eigentlich nur große Worte und man hat nur zwei Jahre Zeit, bis es unausweichlich den Bach runtergeht, aber einen Strafbefehl darf die ganze Sache dann doch nicht wert sein.

          • 3G
            31841 (Profil gelöscht)
            @Rudolf Fissner:

            So liegt die Sache aus der Perspektive der Handlungsoptionen des zivilen Widerstands:



            "Das halte ich nicht für verwerflich. Diese Frage müssen sich die Gerichte stellen. Und wenn sie das dann trotzdem für verwerflich halten, dann sollen sie mich dafür einsperren."



            Differenz in der Rechtsauslegung, Respekt vor dem Urteil. Freispruch und Urteil haben ihre eigene politische Wirkung. Im nächsten Schritt kommt es darauf an, wer daraus politisch was macht bzw. zu machen in der Lage ist.

        • @Jim Hawkins:

          Wenn sich ein Veganer ein Steak in die Pfanne haut ist er keiner und durch das Verhalten einzelner einer ganzen Gruppe die Legitimation abzusprechen ist argumentativ unterste Schublade. Solange niemand ernsthaft geschädigt wird können auch Regeln und Gesetze in einer Demokratie in Frage gestellt und unter Umständen auch gebrochen werden. Das Gericht hat die Verhältnismäßigkeit abzuwägen. Carla Hinrichs ist der Meinung das ihr Handeln verhältnismäßig war und das hat rein gar nichts mit "keinem Arsch in der Hose" zu tun. Im Gegenteil, denn sie hat gehandelt im vollem Bewusstsein über die möglichen Konsequenzen und erwartet einen Schuldspruch.

          • @Andreas J:

            Gemach Gevatter, ich bin kein Feind der LG.

            Aber wenn keine Kritik erlaubt ist, dann macht die Sache keinen Sinn.

            Ich bin nicht nach Bali geflogen. Mit der Aktion haben die beiden der ganzen LG ins Knie geschossen.

            Richtig, sie erwartet einen Schuldspruch, ist aber der Ansicht unschuldig zu sein.

            Ich habe vor 1.000 Jahr auch mal gewaltfrei mit Blockaden angefangen, Kasernen, Depots, so etwas.

            Wir wären nicht im Entferntesten auf den Trichter gekommen, zu denken, das wäre nicht illegal.

            Uns ging es um die Bereitschaft zum Gesetzesübertritt, ohne den Richtern zu erzählen, dass es gar keiner war.

            • @Jim Hawkins:

              Die LG hat kein Verbot für Flüge gefordert sondern das weniger geflogen wird. Also nix mit ins eigene Knie. Würden die beiden öfters Flugreisen machen währe die Kritik völlig berechtigt. Carla Hinrichs argumentiert als Juristin, dass für die ihr zur Last gelegten Nötigung verwerfliches Verhalten vorliegen muss und führt als Motiv das Fehlverhalten der Regierung in Sachen Klimaschutz an. Sie hat der Sache einen juristisch und politisch sehr interessanten Drall gegeben was die wenigsten hier kapieren. Hat sie die Autofahrer genötigt oder hat die vernachlässigte Klimapolitik der Politik sie zum Handeln genötigt um ihre persönlichen Rechte einzufordern? Wichtige Fragen in einer Demokratie. Ich bin sehr gespannt wie das ausgeht, zumal der Richter ganz offensichtlich voreingenommen ist und sie schon im Vorfeld als Schuldig gesprochen hat.

              • @Andreas J:

                Richtig erkannt, auch die Vorverurteilung durch den Richter.



                Die Täter sind nicht die LG, wie die Medien es gebetsmühlenartig immer wieder wiederholen.



                Es sind die politischen Vertreter des Volkes, welche durch Nichterfüllung der politischen Aufträge des Volkes eine steigende Anzahl von Volksangehörigen zu deren Handeln nötigt.



                Doch welcher Staatsanwalt vermag hier schon mit einer Anzeige gegen diesen Personenkreis vorzugehen.

              • @Andreas J:

                Das mit der Fliegerei ist mir zu spitzfindig.

                Es soll weniger geflogen werden, das gilt aber nicht für Einzelne. Guter Witz.

                Das Problem mit der LG ist, sie hat die Wahrheit gepachtet, die Moral sowieso.

                Kennt Recht und Gesetz aus dem FF, natürlich besser als der Richter, ist auf du und du mit dem Juraprofessor, ist eine professionelle NGO und nicht basisdemokratisch und erreicht aufgrund ihrer moralischen Lufthoheit einen Zuspruch bei den Leuten, der wohl bei, freundlich geschätzt, bei fünf Prozent liegt.

                Was erklärtemaßen völlig egal ist, denn sie sind ja im Recht.

                Da lobe ich mir die Aktivistinnen und Aktivisten von Lützerath.

                • @Jim Hawkins:

                  Vor Jahren fand ich ihre Kommentare oft sehr interessant. Das hat inhaltlich und argumentativ bei ihnen ganz gewaltig nachgelassen.

                  • @Andreas J:

                    Jetzt müssen Sie also persönlich werden, weil Sie es anders nicht hinbekommen.

                    Das kann man nichts machen.

                    Im übrigen bin ich derselbe Stänkerer, der ich schon vor Jahren war.

      • @Life is Life:

        Der Begriff "verwerflich" ist ein schöner Begriff. Kan man gerne mal für die juristische Interpretation googlen, . Ansonsten gilt "in moralischer Hinsicht unannehmbar, schlecht und daher tadelnswert".



        Die LG macht eigentlich nichts, was in moralischer Sicht unannehmbar ist.



        Aber trotzdem ist die Argumentation "unterbreche diesen todbringenden Alltag" sehr fraglich.



        1. werden durch den Stau und Umleitung mehr CO2 freigesetzt.



        2. Woher kommt das Recht anderer einzuschränken, wenn Flüge von Mitglieder als "Privatangelegenheit" gerechtfertigt werden.

        • @fly:

          2. Woher kommt das Recht anderer einzuschränken, wenn Flüge von Mitglieder als "Privatangelegenheit" gerechtfertigt werden.

          Es geht nicht um die Menschen die im Stau stehen. Enige haben keine andere Wahl als das Auto zu nutzen.

          Es geht darum Druck auf Entscheidungsträger auszuüben, den gesellschaftlichen Wandel zu beginnen.

          Dazu gehört zunächst einmal alle Maßnahmen umzusetzen die einfach, schnell und unbürokratisch sind.

          Kurzfristig wäre dies Tempolimit und 9€ Ticket.

          Bissher scheint sich keine Politikerin öffentlich zu äußern, wie der private Autoverkehr drastisch gesenkt werden könnte und welche wirtschaftlichen Konsequenzen dies für das Land und somit auch für den Staatshaushalt haben würde.

          Private Mobilität ist ein gigantischer Wirtschaftsmotor, dessen Weckbruch nicht so einfach auszugleichen ist.

          Zitat:



          "Durchschnittlich investierten die deutschen Autokäufer 2021 beim Erwerb eines Neuwagens rund 37.800 Euro."

          Es gibt keinen Gebrauchsgegenstand, für den die Menschen so viel Geld springen lassen, wie für das Auto.

          Und der Staat verdient nicht nur beim Kauf, sondern auch beim Betrieb kräftig mit.

          Mineralölsteuer : 2018 lag der Wert bei 41 Milliarden.

          • 3G
            31841 (Profil gelöscht)
            @sociajizzm:

            "Durchschnittlich investierten die deutschen Autokäufer 2021 beim Erwerb eines Neuwagens rund 37.800 Euro."

            Die privilegierten, von Steuergeld mitfananzierten "Dienst"wagen eingerechnet?

        • @fly:

          "Woher kommt das Recht anderer einzuschränken"



          Autos (in dieser Masse) und Autoverkehr (in dieser Form, in dieser Priorisierung) schränken diverse Rechte aller Menschen massiv ein. Sobald ich meine Wohnung verlasse, nein, eigentlich sogar schon zuhause (Lärm, Abgase, ein Teil meiner Steuern, der für die Subventionierung des Autos ausgegeben wird). Ich gehe noch weiter: Autos sind (mindestens wo sie denselben Raum nutzen wie Fußgänger, Radfahrer, Kinderwagen) gebaute Gewalt.



          Ein moralisches Recht, diese Gewalt einzuschränken, ist dadurch zwingend geboten. Juristisch natürlich nicht, die Gesetze sind so beschaffen (historisch gewachsen), dass sie den Wahnsinn absichern.

        • @fly:

          "Die LG macht eigentlich nichts, was in moralischer Sicht unannehmbar ist."

          Ich halte es schon für moralisch unannehmbar, in das Leben von Hunderten oder Tausenden Menschen einzugreifen.



          Zumal es sich dabei nicht um die Mächtigen handelt, die die die von der LG beanstandeten Mißstände ändern könnten.



          Sondern um normale Menschen auf dem Weg zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen, die ihre Kinder abholen oder Kranke Angehörige besuchen wollen.



          Aber die Blockade von Behörden, Ministerien, Firmen, Gerichten oder Parlamenten hätte vielleicht weniger Wohlwollen vor Gericht zur Folge.



          Dann würde vielleicht wirklich mal einer im Knast landen statt statt im Flieger nach Bali.



          Diese Leute sind nicht nur anmaßend, sondern auch feige.

        • @fly:

          Ihre Punkte sind schon ziemlich lächerlich und mehr kampfhafte Diskreditierung als wirkliches Argument.

    • @Jim Hawkins:

      Hinrichs weist ja darauf hin, dass die geltenden Gesetze Verwerflichkeit zur Voraussetzung dafür machten, dass Nötigung vorliegt, sie ohne Vorliegen dieses Tatbestandsmerkmals eben nicht gegen geltendes Recht verstoße.

      Was auch Luisa Neubauer plausibel neulich irgendwo erläutert hat: dass solche Blockaden symbolische Akte sind, deren Ziel nicht etwa ist, den Autoverkehr insgesamt zum Erliegen zu bringen, sondern ihn und die katastrophalen Klimawirkungen, die von ihm ausgehen, ins öffentliche Bewusstsein zu heben.

      Angesichts einer Regierung, eines Bundesverkehrsministers, der trotz des Klimaurteils des Bundesverfassungsgerichts völlig überholte Vorstellungen von Liberalität auf "DAS AUTO" zu reduzieren scheint www.fr.de/politik/...uren-92078524.html und die dazugehörige Industrie über den Ausbau der staatlichen Infrastruktur offenbar mit Milliarden zu subventionieren bereit ist, statt das Deutschlandticket so auszugestalten, dass es aus wissenschaftlicher Sicht positive Effekte haben kann is.gd/82Qs4P ein mehr als dringendes Anliegen.

      Denn in der unsachlichen Diffamierung solch engagierter junger Menschen ist sich die Rechte von der AfD über die FDP bis zu den "Klimaterroristen" der Union einig: umweltzoneberlin.d..._151503-scaled.jpg

      • @ke1ner:

        warum nehmen Sie hier die SPD und die Grünen aus?

      • @ke1ner:

        Vielleicht ist das ja falsch gedacht, aber wenn das alles keine Nötigung, keine Straftat, vielleicht nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit ist, warum sollte die Polizei dann die Blockaden der LG überhaupt räumen?

        • @Jim Hawkins:

          Ach, kommen Sie, JIM HAWKINS! Das kennen Sie doch vom Umgang des Staates bezüglich Autonomer. Das eine sind die von Repression verfolgten und das andere ist das Agieren der Polizei und die reizen ihren Rahmen und darüber hinaus gerne mal bewusst aus - auch wenn sie wissen, dass ihre Handlungen/Entscheidungen vor Gericht keinen Bestand hat. Und das wissen Sie.

          • @Uranus:

            Hey, Sie können sich ja auch mal aufregen, finde ich gut.

            Natürlich will ich nicht der Repression das Wort reden.

            Carla Hinrichs und damit die LG argumentieren so:

            Wir verletzen Regeln, aber das tun wir gewissermaßen für die ganze Menschheit.

            Deshalb ist das in Ordnung und sollte nicht bestraft werden.

            Die LG hat keinen Begriff vom bürgerlichen kapitalistischen Rechtsstaat und keinen von der Produktionsweise in diesem.

            Keinen von der in Klassen aufgespaltenen Gesellschaft. Deshalb kennt sie nur das große "Wir".

            Genauso wie so gut wie jede Autorin, die in der taz schreibt.

            Man appelliert an alle, an die Regierung, die Autofahrer, die Museumsbesucher, an Gott und an die Welt.

            Mit dem Wunsch, alle mögen zur Einsicht kommen.

            Das ist eine reichlich naive Sicht auf die Welt.

            Dennoch halte ich der LG zugute, dass sie das Thema in der Öffentlichkeit hält.

            Und natürlich zahlen die Aktivistinnen und Aktivisten teilweise einen hohen Preis. Die Kosten für die Strafen werden wohl aus Spenden gedeckt, aber Knast ist ja nie lustig.

            Und beim deutschen Arbeitnehmer kocht die Wut schnell mächtig hoch, wenn er Gefahr läuft, zur spät zur Arbeit zu kommen. Das kann ungemütlich werden.

            Die LG wird bekämpft und kriminalisiert, weil sie stört, weil sie Sand im Getriebe ist, ungeachtet der inhaltlichen Leichtigkeit.

          • @Uranus:

            ... nochmal konkret zur Frage - warum:



            - weil es ihre Aufgabe ist, für Verkehrssicherheit, also auch für Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer*innen zu sorgen



            - weil der Verkehr laut Gesetz fließen soll und von Behinderungen frei bleiben soll



            - weil populistisch Stimmung gegen Aktivistis gemacht wird - vorneweg mit dabei Innenminister*innen bzw. sämtliche Politiker*innen, die sich mit "Innerer Sicherheit" befassen.



            - weil sie mit der Räumung beauftragt werden



            - weil hiesige Gesellschaft eine Autogsesellschaft ist (48 Mio. Autos bei 83 Mio. Einwohner*innen)



            ...

        • @Jim Hawkins:

          Damit der Verkehr wieder "fliesen" kann. Aber das wird er zumindest in Meeresnähe in 20 Jahren sowieso machen, ganz ohne Polizei. Das spart dann wieder Steuergeld das dann dringend gebraucht wird um die Schäden zu beseitigen, die heute wissentlich in Kauf genommen werden.



          Versuchen Sie mal sich von der Strasse zu lösen, wenn sie keine Hand frei haben.

        • 3G
          31841 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          Für ein Urteil in solcher Angelegenheit ist eben die Abwägung konkurrierender Rechtgüter die Grundlage. Darauf läuft der Prozess hinaus. Je nach Urteilsbegründung kann man dann rechtlich und/oder politisch weitermachen. Widerstand als "Prozess" ...

          • @31841 (Profil gelöscht):

            Widerstand als juristisches Seminar.

      • @ke1ner:

        Ihre Auffassung teile ich.!