Gescheiterte Grünen-Kanzlerkandidatin: Es ist vorbei, Baerbock!
Die Grünen-Kanzlerkandidatin ist an ihrem Ehrgeiz gescheitert und kann die Wahlen nicht mehr gewinnen. Sie sollte Robert Habeck den Stab übergeben.
D ie grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock konnte es nicht lassen. Sie musste unbedingt noch schnell zum Beginn der heißen Wahlkampfphase ein Buch veröffentlichen. Schließlich ist von ihrem Co-Vorsitzenden Robert Habeck auch im Januar eins erschienen, sein viertes erfolgreiches politisches Sachbuch in Folge. Der Unterschied zwischen den beiden Büchern ist in etwa so groß wie der zwischen einer Pommesbude und einem französischen Restaurant – wohin man lieber geht, ist Geschmackssache.
Es lässt sich nicht mehr leugnen, dass Baerbock so viele Passagen im Copy-Paste-Verfahren eingefügt hat, dass man langsam den Überblick verliert. Klar ist jedoch, dass dieses Buch-Desaster ins Bild passt: Wieder einmal wollte die Kanzlerkandidatin größer erscheinen, als sie ist. Und dieses Mal fehlt ihr sogar die Einsicht, erneut Fehler gemacht zu haben.
Baerbock ist an ihrem eigenen Ehrgeiz gescheitert. Die Umfragewerte sind im freien Fall. Wenn es in diesem Tempo weiter abwärts geht, dann landen die Grünen dort, wo sie auch 2017 waren: bei knapp neun Prozent. Nicht nur für die Partei wären die Arbeit und die inhaltliche Neuaufstellung der letzten drei Jahre dann umsonst gewesen, denn nach einer Regierungsbeteiligung sähe es bei schlechten Ergebnissen nicht mehr aus. Vor allem für das Klima wäre es katastrophal, denn jedes Jahr zählt jetzt dreifach.
Wenn Baerbock also etwas am Klima und der Zukunft der kommenden Generationen liegt, dann sollte sie ihre Kandidatur so schnell wie möglich an Habeck abgeben. Sieht sie es nicht ein, dann liegt es jetzt bei den einflussreichen Parteigranden ihr klarzumachen: Es ist vorbei, Annalena! Vielleicht wäre sie eine gute Kanzlerin geworden, doch dafür müsste sie zuerst ein hohes Ergebnis für ihre Partei erreichen. Sie kann diese Wahlen nicht mehr gewinnen, dazu ist ihre Glaubwürdigkeit zu stark beschädigt.
Natürlich ist es ungewöhnlich und auch risikoreich, im Galopp die Pferde zu wechseln. Drei Gründe sprechen dennoch dafür. Erstens: Anders als die SPD mit Martin Schulz vor vier Jahren haben die Grünen mit Habeck eine herausragende Alternative. Hätte Baerbock als Frau entsprechend den grünen Statuten nicht das erste Zugriffsrecht gehabt, wäre ohnehin er Kanzlerkandidat der Grünen geworden. Der Baerbock-Zug müsste also nicht entgleisen, man kann ihn auch einfach anhalten.
Zweitens: Es ist immer klar gewesen, dass Habecks Reichweite weit über das grüne Milieu hinausgeht, er also auch Wähler*innen gewinnen kann, die bisher nicht grün gewählt haben. Das zeigen seit langem nicht nur die allgemein zugänglichen Umfragen, sondern auch detaillierte Befragungen, die die Grünen selbst in Auftrag gegeben haben. Es sind noch zweieinhalb Monate bis zur Bundestagswahl. Einfach wäre es nicht und trotzdem könnte die Zeit reichen, um das Ruder noch halbwegs herumzureißen.
Drittens: Habeck hat alles, woran es bei Baerbock mangelt. Er hat Wahlen gewonnen, bringt Regierungserfahrung mit, kann frei und ohne ständige Versprecher reden und hat auch noch seine Bücher selbst geschrieben. Vor allem aber verfügt er über das wichtigste Gut bei einer Wahl: Glaubwürdigkeit. Aus feministischer Sicht ist es bedauerlich, dass Baerbock gescheitert ist. Für die Sache der Frauen bedeutet es einen Rückschlag.
Doch man muss auch zur Kenntnis nehmen, dass Gleichstellung bedeutet, die Frau bei gleicher Qualifikation vorzuziehen. Baerbock und Habeck waren nie gleich gut qualifiziert. Für Baerbock ist diese Kandidatur zu früh gekommen, sie ist zu jung, zu unerfahren und politisch zu unreif. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas schiefgeht, ist überproportional groß. Und es ist ein gefundenes Fressen für jene, die Frauen ohnehin weniger zutrauen. Mit ihrer Selbstüberschätzung hat Baerbock dem Feminismus einen Bärendienst erwiesen.
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