Klimaprotest legt Autos lahm: Die Luft ist raus

In mehreren deutschen Großstädten haben Ak­ti­vis­t:in­nen an den Ventilen von SUV-Reifen gedreht. Sie haben sich bislang nur anonym dazu bekannt.

Parkende Autos im Größenvergleich: SUV und Mini

Größenvergleich im Parkraum Foto: Paul Langrock

BERLIN taz | Es war eine echte Überraschung am Nikolausmorgen, auf die die Bedachten wahrscheinlich gern verzichtet hätten: Mehrere Münchener SUV-Besitzer:innen fanden ihr Auto am 6. Dezember nicht fahrbereit vor. Die Luft war aus den Reifen gelassen, wie die Polizei der taz bestätigte.

Auf dem Online-Portal Indymedia erschien ein Bekennerschreiben. Die anonymen Au­to­r:in­nen gaben an, die SUVs aus politischen Gründen temporär aus dem Verkehr gezogen zu haben. Sie würden die „überproportional hohe Umweltzerstörung und Klimaerhitzung durch Reiche“ anprangern. Ihre Aktion nennen sie „Krampus“.

Der Krampus ist im Adventsbrauchtum eine Schreckgestalt, die den heiligen Nikolaus begleitet. Während der die braven Kinder beschenkt, bestraft der Krampus der Erzählung nach den unartigen Rest.

„Was wie ein Jugendstreich eines echten Halodri klingt, ist der ernstgemeinte Auftakt einer Reihe solcher Missetaten, die nach Nachahmung schreien“, warnten die Ventildreher:innen. Tatsächlich mehren sich solche Vorfälle seither. Immer sind mehrere SUV betroffen und immer taucht im Nachgang ein ähnlich lautendes Bekennerschreiben auf Indymedia auf.

Verkehrswende kommt nicht voran

Zuletzt kam es in Berlin dazu, und zwar in der Nacht zum Silvestermorgen. Man wisse von zehn Fahrzeugen, die von der „Sachbeschädigung mit politischem Hintergrund“ betroffen seien, sagte eine Polizeisprecherin der taz.

Zerschlitzt wurden die Reifen allerdings demnach erneut nicht, nur die Luft wurde abgelassen. Ob das überhaupt als Sachbeschädigung gilt, war unter Ju­ris­t:in­nen bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit umstritten. Schließlich sind die Fahrzeuge durch die Aktion nicht kaputt, auch wenn sie temporär nicht funktionieren.

„Für die betroffenen SUV-Fahrer:innen bedeutet die Ermahnung einen überschaubaren Verlust an Zeit und Geld für die Abschleppung und ein ÖPNV-Ticket“, schreiben die anonymen Ak­ti­vis­t:in­nen dazu. „Für die Menschen in MAPA bedeutet eine Reduktion von Luxusgütern wie SUVs, Jachten oder Privatjets eine größere Chance zu überleben.“

MAPA steht kurz für „most affected people and areas“, also die am stärksten von der Klimakrise betroffenen Menschen und Regionen auf der Welt. Der klimapolitische Nutzen der Aktionen dürfte sich eher im symbolischen Bereich befinden. Wie umfangreich die Aktionen genau sind, ist allerdings nicht bekannt.

In Berlin beispielsweise ist auf Indymedia von 25 Fahrzeugen die Rede, nicht nur von zehn – gut möglich, dass einige der Fahr­zeug­hal­te­r:in­nen den Schaden einfach noch nicht entdeckt haben. Weitere „Krampus“-Aktionen gab es im Dezember in Leipzig und Dortmund.

Das Verkehrswesen gilt beim Klimaschutz in Deutschland als besonderes Sorgenkind. Abgesehen vom Coronajahr 2020, in dem die meisten Menschen kaum unterwegs waren, wollen die Emissionen nicht sinken. Das liegt auch daran, dass Autos größer und schwerer werden.

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