Wolfram Weimers Genderverbot: Weg mit dem Wokismus
Kulturstaatssekretär Wolfram Weimer will gendergerechte Sprache in seinem Haus verbieten. Damit macht er aus einem Nebenschauplatz einen Kulturkampf.

D as ist es wieder, das Verbot, geschlechtersensible Sprache im Amtsgebrauch zu verwenden. Nachdem CDU-Bildungsministerin Karin Prien und Länder wie Bayern und Sachsen damit vorgeprescht sind und andere Bundesländer ähnliche Vorschriften getroffen haben, folgt nun Kulturstaatsminister Wolfram Weimer.
Fortan müssen die – Achtung, jetzt wird gegendert – Mitarbeiter:innen in Briefen, E-Mails und anderen Schriftstücken auf sogenannte Gendersternchen, Doppelpunkte oder auch das Binnen-I verzichten. Wenn man weiß, in welcher politischen Ecke sich Weimer verortet, überrascht das nicht. Gendern ist in der rechtskonservativen Blase so verpönt wie das Verwenden des generischen Maskulinums im linken Lager.
Mit dem Verbot befeuert Weimer den Kulturkampf, obwohl er meint, genau das Gegenteil zu tun. Wer Gendern verbietet, sendet ein klares Signal: Nonbinäre und trans Personen spielen sprachlich keine Rolle, werden de facto ausgegrenzt. Selbst Frauen und Männer, die sich klar ihrem Geschlecht zuordnen und gendern wollen, sind im Hause Weimer dazu verdammt, andere auszugrenzen. Damit trägt Weimer zur Spaltung der Gesellschaft bei – und das unabhängig davon, ob die Menschen gendern wollen oder nicht.

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Nebenbei bemerkt muss in Deutschland niemand gendern, denn es gibt kein Gesetz, das das vorschreibt. Statt die Menschen so sprechen zu lassen, wie sie wollen, wird ein gesellschaftspolitisches Feld bearbeitet, das im Grunde ein Nebenschauplatz ist. Die Wirtschaft des Landes hängt nicht davon ab, ob jemand Kolleg:innen sagt, aber sehr wohl auch davon, wie Unternehmen mit ihren Mitarbeiter:innen umgehen. Ob sie also anerkennen, dass jemand jetzt Paula ist, obwohl sie als Paul geboren wurde.
Durch den rechten Kulturkampf gegen alles Linksliberale, zu dem in erster Linie Flüchtlings- und Klimapolitik, das Recht auf Abtreibung, eine progressive Geschlechter- und Quotenpolitik gehören, wird aus dem Nebenschauplatz gendergerechte Sprache allerdings ein Hauptschauplatz gemacht. Mit der Intention, die über Sprache hinausgeht: Weg mit dem Wokismus.
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