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Juli Zeh über Nachbarn, die AfD wählen„Ich bin nicht der Heldinnen-Typ“

Viel wird geredet über die, die für die AfD stimmen, Schriftstellerin Juli Zeh lebt mit ihnen im Dorf. Ein Gespräch über Rechtspopulisten, Talkshows und durchtanzte Nächte.

„Ich hätte es gemütlicher, wenn ich mich nicht einmischen würde“: Juli Zeh in Brandenburg Foto: Marzena Skubatz/laif

Der Weg ins Havelland führt durch Wälder, über Alleen und an Seen vorbei. Auf einem großen Feld zur Linken stehen Kraniche, rechts ziehen Wildgänse vorüber. In einem Dorf hat Juli Zeh ein altes Häuschen zu ihrem Büro umgebaut. Abgemacht war, dass wir für die genaue Adresse anrufen, wenn wir in der Nähe sind. Aber wir kriegen kein Netz. Klappt dann doch. Erst kommt der Hund um die Ecke, dann sie selbst.

taz: Schön hier. Aber haben Sie in letzter Zeit mal überlegt wegzuziehen?

Juli Zeh: Bis jetzt nicht. Aber im idyllischen Sinn ist es gar nicht so schön, oder?

taz: Nein? Die vielen Seen, das Schilf, die Vögel …

Zeh: Es ist nicht lieblich, eher karg. Aber ich mag’s. Es lässt einen sehr in Ruhe, sowohl die Landschaft als auch die Leute.

taz: Bei der Bundestagswahl im Februar haben 54 Prozent der Leute im Dorf AfD gewählt.

Zeh: Ja, da sind wir Spitzenreiter der negativen Art.

taz: War das ein Schock für Sie?

Zeh: Das hielt sich in Grenzen. Es ist ja keine neue Entwicklung, die Zustimmung für die AfD wird Jahr für Jahr mehr.

Im Interview: Juli Zeh

Die Person

Juli Zeh, geboren 1974, wuchs in Bonn auf. Sie studierte Jura in Passau und Leipzig. Daneben besuchte sie das Deutsche Literaturinstitut in Leipzig und entschied sich anschließend, nicht als Strafrichterin, sondern als Schriftstellerin zu arbeiten. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Havelland, wo sie ein altes Haus saniert haben. Dort hat Zeh auch ihre Pferde, sie reitet viel.

Die Autorin

Ab 1996 veröffentlichte Juli Zeh Kurzgeschichten und Essays, später auch Romane, Kinderbücher und Bühnenstücke. Für ihr Werk, das in über 30 Sprachen übersetzt wurde, erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Ihr Roman „Unterleuten“, der in Brandenburg spielt und 2016 erschien, wurde ein Publikumserfolg und auch verfilmt. 2023 veröffentlichte sie gemeinsam mit Simon Urban den Roman „Zwischen Welten“, ein Whatsapp-Dialog einer Bäuerin mit einem Journalisten.

taz: Ist es krass zu wissen, dass so viele Ihrer Nachbarn für die AfD stimmen?

Zeh: Was genau ist daran krass?

taz: Dass Sie umgeben sind von Leuten, die eine mindestens in Teilen verfassungsfeindliche Partei gut finden.

Zeh: Die Menschen hier finden vor allem die anderen Parteien schlecht. Ich glaube, wir haben momentan niemanden im Dorf, der mit seinen Meinungen außerhalb der Verfassung stünde.

taz: Sind Sie da sicher?

Zeh: Ich würde es wahrscheinlich mitkriegen. Anders, als immer mal wieder berichtet wird, ist der durchschnittliche AfD-Wähler glücklicherweise ja kein Rechtsradikaler. Die überwiegende Mehrheit ist nicht der Meinung, man müsste alle Ausländer remigrieren oder noch Schlimmeres. Es gab vor Jahren mal jemanden im Dorf, der offen rassistisch war. Der hat aber Widerstand bekommen, wenn er sich auf Partys schlecht benommen hat.

taz: Sie werden auf Partys eingeladen? Anderswo werden Neue oft viele Jahre nicht einbezogen.

Zeh: Hier ist das nicht so. Das liegt sicher auch an der Historie der Region. Sie wurde im letzten Jahrhundert von der Geschichte so krass durchgeknetet, es gibt kaum Leute, die hier geboren sind. Man ist eher froh über Zugezogene, lange hieß es ja, die Dörfer würden sterben. Wir wurden wirklich mit sehr offenen Armen aufgenommen, obwohl wir speziell sind, Wessis, noch dazu Künstler.

taz: Dann treten Sie auch noch in Talkshows auf und erklären Brandenburg.

Zeh: Das finden die Leute eher gut. Ich kenne viele Landwirte, das sind fast die einzigen Arbeitgeber hier. Die gehen Stück für Stück pleite. Grauenvoll, dann verlieren 40 Leute ihren Job, da hängen Familien dran. Wenn ich davon im Fernsehen erzähle, bringe ich eine gewisse Sichtbarkeit. Es wäre natürlich cooler, wenn man die Betroffenen mal direkt fragen würde. Das ist ja ihr Gefühl, dass in Bezug auf sie eine totale Entfremdung herrscht, ein Nichtwissen.

taz: Wären Sie nicht weiß, würden Sie dann anders über Ihre Nachbarn reden?

Zeh: Ich glaube nicht, aber das kann ich natürlich nicht beschwören. Da müssen Sie die Menschen mit Migrationshintergrund fragen, die hier auf den Dörfern leben. Mein Eindruck ist, dass das ganz gut funktioniert. Gewiss sagen manche Nachbarn Sachen wie: „Den Ausländern wird alles in den Arsch geschoben, und wir machen drei Jobs und können die Raten für das Einfamilienhaus nicht bezahlen.“ Solche Aussagen gibt es. Aber es ist immer noch ein Riesenunterschied, ob man politisch so redet oder ob man eine Person ablehnt, die einem gegenübersteht.

Die AfD ist anschlussfähig mit dem, was sie so rumplärrt, mit ihrer Elitenfeindlichkeit und Verachtung für Politiker. Ich würde sagen, dass die Elitenverachtung von fast allen hier geteilt wird, selbst von Menschen, die nicht AfD wählen. Auch von Leuten mit Abi und Studium

taz: Aus Worten können Taten werden.

Zeh: Wird oft gesagt, stimmt aber Gott sei Dank in der Regel nicht. Jedenfalls beobachte ich das hier nicht.

taz: Fühlen Sie sich hier zu Hause?

Zeh: Ja klar, wir sind ja bald seit 20 Jahren hier. Und wir haben uns wirklich schnell sehr wohl gefühlt. Ich war enorm froh, Menschen kennenzulernen, mit denen ich sonst niemals Kontakt gehabt hätte.

taz: Leute, die nicht so sind wie man selbst.

Zeh: Genau. Dieses etwas abgenutzte Reden von Bubbles und Blasen stimmt ja. Es gibt immer weniger Kontakt zwischen den gesellschaftlichen Schichten. Das sind geschlossene Communitys. Ich finde es sehr bereichernd, wenn ich die Möglichkeit habe, da reinzuschauen und Menschen wirklich kennenzulernen.

taz: Ab und an brauchen Sie doch die Stadt. In einem Arte-Porträt haben Sie gesagt, dass Sie regelmäßig nach Berlin fahren und die Nacht durchtanzen. Wirklich?

Zeh: Ja, ich tanze die Nacht durch und miste morgens den Pferdestall aus.

taz: Alle paar Monate?

Zeh: Nein, schon so einmal die Woche. Sonst wäre es ja nicht der Rede wert.

taz: Warum wählen denn so viele im Dorf AfD?

Zeh: Die Leute sind einfach extrem unzufrieden. Sie haben nicht das geringste Vertrauen in die herkömmlichen Parteien, weil es an allen Ecken und Enden an der simplen Grundversorgung fehlt: Bildung, Mobilität, Gesundheit, Pflege, bezahlbarer Wohnraum. Mir hat eine Frau erzählt, dass ihrer Tochter ein Schulplatz zugewiesen wurde, den sie kaum erreichen konnte. Es gibt ja nicht wirklich öffentlichen Nahverkehr bei uns. Das Mädchen musste x-mal umsteigen. Die Mutter wollte nicht, dass ihr Kind alleine bei Kälte und Dunkelheit am Bahnhof steht. Also hat sie es immer gefahren. Deswegen kam die Mutter jeden Tag zu spät zur Arbeit. Nach zwei Wochen wurde ihr gekündigt. Ein halbes Jahr später haben sie doch noch einen Schulplatz etwas näher zum Wohnort bekommen, Gott sei Dank. Aber der Job der Mutter war weg. Dass Menschen, die so etwas erleben, AfD wählen, wundert mich nicht.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

taz: Denkt diese Mutter wirklich, dass die AfD für mehr Schulplätze sorgen würde?

Zeh: Nein. Die meisten, mit denen ich spreche, glauben gar nicht, dass die AfD Lösungen parat hätte.

taz: Aber?

Zeh: Die AfD ist anschlussfähig mit dem, was sie so rumplärrt, mit ihrer Elitenfeindlichkeit und Verachtung für Politiker. Ich würde sagen, dass die Elitenverachtung von fast allen hier geteilt wird, selbst von Menschen, die nicht AfD wählen. Auch von Leuten mit Abi und Studium. Man kann daraus aber nicht ableiten, dass alle gegen die Demokratie sind. Es gibt auf rechtsextremer und linksextremer Seite Leute, die ernsthaft glauben, dass Demokratie nicht die richtige Staatsform ist. Aber das ist nicht die Mehrheit, das sind wenige.

taz: Moment mal. Die AfD-Wähler hier im Dorf erwarten nichts mehr von der liberaldemokratischen Regierung, aber die Demokratie an sich finden sie gut?

Zeh: Ja, selbstverständlich. Das sind doch zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Die Leute, die AfD wählen, die wollen ja zum Teil sogar mehr Demokratie. Die wollen mehr Plebiszite, mehr Einfluss des Volkes. Die sind der Meinung, dass ein großer Teil der Bevölkerung ihre Auffassung teilt, zum Beispiel bei der Kritik an Zuwanderung, und dass die sogenannten Eliten in Wahrheit undemokratische Institutionen sind. Aus dieser Sicht haben die Eliten die Pressefreiheit eingeschränkt und einen homogenen medialen Diskurs geschaffen. Die Eliten treffen angeblich Entscheidungen, die nicht vom Volk getragen sind. Sie machen eine Top-down-Politik im Land, obwohl sie demokratisch gewählt sind.

taz: Frau Zeh! Die wollen nicht mehr Demokratie, die tragen auf der Fiktion einer Volksmehrheit minderheiten- und migrationsfeindliche Positionen mit.

Zeh: Frau Lang-Lendorff und Herr Unfried! Demokratie ist nicht, wenn Menschen Dinge wählen, die man selbst gut und richtig findet! Sonst müssten Sie die Schweiz als eine untergegangene Demokratie betrachten, weil es dort erfolgreiche Plebiszite gegen den Bau von Minaretten gibt. Man muss unterscheiden können zwischen eigenen politischen Überzeugungen und Demokratie. Im Extremfall setzt unsere Verfassung auch demokratisch legitimierten Entscheidungen Grenzen, aber man kann nicht alles als undemokratisch bezeichnen, was einem nicht gefällt. Der durchschnittliche AfD-Wähler will nicht das Parlament abschaffen. Er hegt vielmehr ein tiefes Misstrauen gegen alle Entscheidungsträger in den Hauptstädten. Natürlich ist das Misstrauen in dieser Form aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt. Aber wenn man irgendetwas verstehen will, muss man es zur Kenntnis nehmen.

taz: Seit dem Frühjahr haben wir eine neue Bundesregierung. Wie wird die bewertet?

Zeh: Das interessiert schon gar keinen mehr, würde ich sagen. Ich will den Defätismus nicht größer reden, als er eh schon ist. Aber dieses Wegdriften ist schon dramatisch. Dadurch werden die Leute verführbar und manipulierbar durch Extremisten.

taz: Mit Wegdriften meinen Sie die Systemferne?

Zeh: Nennen wir es mal so. Wenn man jahrzehntelange in der Diktatur gelebt hat, ist das Misstrauen gegenüber staatlichen Instanzen sowieso noch mal größer, und es wird auch an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Für mich als Westlerin ist es normal zu sagen: Ich bin zu Hause in dieser Staatsform, ich traue den gewählten Vertretern auch dann, wenn sie nicht meine Favoriten sind. Sich so stark mit dem Staat zu identifizieren, kann aber für jemanden, der aus der DDR kommt, ganz merkwürdig sein. In Diktaturen lernen die Menschen: Man wurschtelt unter dem Radar, grenzt sich von Politik ab und setzt nicht so große Hoffnungen in sie.

taz: Bei urbanen Schnöseln wird schon darüber gesprochen, in welches Land man gehen könnte, wenn die AfD regiert. Das käme für Sie nicht in Frage?

Zeh: Weggehen wegen der AfD? Ich würde fliehen, wenn man mich politisch so verfolgt, dass ich Angst haben muss um mein Leben und meine Familie. Ich bin nicht der Heldinnen-Typ. Aber das ist nicht die Situation, vor der wir stehen. In unserer Geschichte gab es das ja, nicht nur die Flucht aus dem Dritten Reich, sondern auch aus der DDR. Heute leben hier Syrer, die im Schlauchboot über das Mittelmeer fliehen mussten. Und wir sitzen da, beim Rotwein, und sagen: „Ach Gott, ich halt’s nicht mehr aus.“ Also, das ist ganz schön wohlfeil.

taz: Was halten Sie selbst von der Merz-Regierung?

Zeh: Ich bin kein Fan von Friedrich Merz.

taz: Fanden Sie hilfreich, was er über die „Probleme im Stadtbild“ gesagt hat?

Zeh: Nein. Ich will ihm nichts unterstellen, aber häufig genug werden solche Debatten ja nicht geführt, um tatsächlich Probleme zu benennen und Dinge zu verbessern. Es geht nur darum, eine Form von Alarm zu machen, in der Hoffnung, man könnte Leute vom rechten Rand zur CDU zurückholen. Das halte ich für absolut kontraproduktiv und das Dümmste, was man machen kann. Funktioniert einfach nicht.

Wenn man sagt, die Apokalypse droht, wer hat dann noch Zeit für Demokratie und Liberalismus? Dann befördert man den Erfolg der Rechtspopulisten

taz: Dass die Leute wegdriften, liegt Ihrer Meinung nach vor allem am Politikversagen, richtig?

Zeh: Die ganze Regierungsphase Merkel hat das Land bei der Daseinsvorsorge nicht vorangebracht. In der Zeit ist ein riesiger Rückstau entstanden, was Reformen angeht. Bildung, bezahlbares Wohnen, Mobilität, Gesundheitsversorgung. Ich zeige da auch auf meine Partei, die SPD, weil die vor allem für Menschen zuständig ist, die sich keine Privatschulen und keine private Krankenkasse leisten können. Abgesehen davon hat der Erfolg von Rechtspopulisten natürlich auch was zu tun mit dem Hin- und Herschwingen des Pendels zwischen Progression und Reaktion. Schließlich gibt es die Entwicklung nicht nur bei uns, sondern in der ganzen westlichen Hemisphäre.

taz: Wenn das Pendel nun zurückschwingt, was kann man da tun?

Zeh: Standhaft bleiben. Kein Geld mit Alarmismus verdienen, das geht jetzt auch in Ihre Richtung. Wenn man sagt, die Apokalypse droht, wer hat dann noch Zeit für Demokratie und Liberalismus? Dann befördert man den Erfolg der Rechtspopulisten. Das gilt für jeden, der wegen einer erfolgreichen Schlagzeile so tut, als stünden wir unmittelbar vor dem Zusammenbruch des Landes oder vor dem Dritten Weltkrieg.

taz: Wenn der Rechtspopulismus derart an Zuspruch gewinnt, müssen wir dann unsere Demokratie nicht schützen?

Zeh: Ja, gerne, und wie? Mit einem AfD-Verbotsverfahren oder der Brandmauer, meinen Sie? Gute Frage. Ich weiß nicht, ob die AfD heute ohne Brandmauer besser oder schlechter dastünde.

taz: Sie sind dagegen?

Zeh: Ich bin kein Fan davon, ich bin halt auch Juristin. Man sollte nicht die eigenen Regeln und Grundsätze über Bord werfen, um einen politischen Gegner zu bekämpfen. Ich kann einfach nicht glauben, dass das funktioniert. Man begeht quasi Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Die Brandmauer hat zum Teil auch diesen Effekt.

taz: Sie hält die AfD von der Macht fern.

Zeh: Scheint mir nicht so, die Prozente der AfD steigen ja immer weiter. Abgesehen davon bewegt man sich ja selbst oft in der Grauzone des Verfassungsrechts, indem man versucht, die AfD auf diese Weise zu bekämpfen. Zum Beispiel, wenn AfD-Mitglieder kategorisch vom Staatsdienst ausgeschlossen werden sollen und Ähnliches.

taz: Wenn eine Partei gesichert rechtsextremistisch ist, dann muss die Demokratie sich schützen.

Zeh: Das kann man so sagen, und alle Nicht-AfD-Wähler werden zustimmen. Aber was soll das denn konkret heißen? Der Versuch, mit der Brandmauer die AfD kleinzuhalten, hat in den letzten zehn Jahren nichts gebracht. Im Brandenburgischen Landtag gibt es schon jetzt keine Zwei-Drittel-Mehrheit mehr ohne die AfD. Um beispielsweise einen Verfassungsrichter zu wählen, braucht man aber zwei Drittel des Landtags. Wählen wir dann halt keine Verfassungsrichter mehr?

taz: Sie waren vehement gegen ein AfD-Verbot. Sind Sie es immer noch?

Zeh: Ich bin doch nicht prinzipiell gegen ein AfD-Verbot. Ich sag’s noch mal: Ich bin Juristin. Wenn ein Parteiverbotsverfahren Aussicht auf Erfolg hat, kann und muss man es anstrengen. Wenn nicht, wird es der AfD nutzen. Wenn Sie einen halbwegs cleveren AfD-Funktionär fragen, was auf seinem Wunschzettel für 2026 steht, dann sagt der wahrscheinlich: Ich wünsche mir ein Parteiverbotsverfahren. Allein der Versuch, sie zu verbieten, würde der AfD krass nutzen.

taz: Wir haben eine Situation, in der fast alles dem Rechtspopulismus nützt.

Zeh: Außer guter Politik und gutem Journalismus vielleicht.

taz: Dafür muss man möglicherweise die systemischen Grundlagen für erfolgreiche Politik überarbeiten.

Zeh: Momentan sehen wir einen Teufelskreis. Je stärker die AfD wird, desto zufälliger werden die Koalitionen, desto dysfunktionaler läuft es ab und desto leichter kann die AfD sagen: Hahaha, die kriegen es wieder nicht hin. Das heißt, die Mitglieder einer noch so schwierigen Koalition müssten ihr Profilierungsstreben beiseite lassen und gemeinsam sagen: Bildung, Krankenhäuser, Transport, billiges Wohnen, das werden wir jetzt vier Jahre lang machen.

taz: Das hätte doch Ihr Parteigenosse Olaf Scholz tun können.

Zeh: Hätte er müssen. Das ist, wenn überhaupt, der einzige Hebel, wie man den Rechtspopulisten beikommen kann – durch Politik, die wirklich konkrete Probleme adressiert. Und dadurch das Misstrauen auflöst.

taz: Wir haben auch noch so kleine Probleme wie die Erderwärmung, die Amerikaner, die Russen, die Chinesen. Regieren ist nicht mehr so einfach wie zu den goldenen Zeiten der Volksparteien.

Zeh: Ich glaube nicht, dass es jemals einfach oder irgendwie golden war. Die Verklärung der Vergangenheit ist eine weitere Ursache für Zukunftsangst, sie verstärkt das Misstrauen gegenüber den demokratischen Institutionen. Damit sollte man vorsichtig sein.

Wenn man es so weit kommen lässt, dass das Land wirklich gespalten ist, wie in den USA, dann kriegt man halt irgendwann gar nichts mehr auf die Kette

taz: Auch in den Städten gibt es Probleme mit Wohnraum oder Schulplätzen, und trotzdem wählen die Menschen nicht AfD. Die Probleme auf Rente, Miete, Schule und Gesundheit zu reduzieren, ist zu einfach.

Zeh: Die Probleme in den Städten betreffen ebenfalls die Peripherie, Stadtrandlagen, wo eher Benachteiligte wohnen. Wenn man den gesellschaftlichen Frieden wahren will, muss man verstehen, dass es berechtigte Interessen gibt, die in einer Demokratie von den Wählern ausgedrückt werden. Wählen und Demokratie ist nicht in erster Linie eine moralische Angelegenheit, so gerne wir auch von Werten sprechen. Es ist ein System zur Herstellung von Interessenausgleich und damit von gesellschaftlichem Zusammenhalt. Wenn man es so weit kommen lässt, dass das Land wirklich gespalten ist, wie in den USA, dann kriegt man halt irgendwann gar nichts mehr auf die Kette. Keine Verteidigung, keine Wirtschaft, keine Klimapolitik, gar nichts.

taz: Sie mischen regelmäßig in der öffentlichen Debatte mit. In dem Arte-Porträt sagten Sie: „Ich habe das Gefühl, dass es wichtig ist, dass ich das mache.“ Warum?

Zeh: Ich kriege das gespiegelt, und das treibt mich immer wieder an. Ich hätte es gemütlicher, wenn ich mich nicht einmischen würde. So schön ist das nicht, sich dauernd ankacken zu lassen.

taz: Bekommen Sie viele Shitstorms?

Zeh: Schon manchmal.

taz: Sie haben früh die Corona-Politik kritisiert, Sie haben zusammen mit Sahra Wagenknecht Waffenlieferungen an die überfallene Ukraine kritisiert. Wo kommt der Antrieb her, gegen die linksliberale Mehrheitsmeinung zu sprechen?

Zeh: Der Antrieb ist simpel: Das Thema muss mir wichtig sein und die kritische Position zu wenig vertreten. Meinungspluralismus ist das Gesundheitselixier der Demokratie. Daran mitzuwirken, ist aus meiner Sicht gerade eine Aufgabe von freiberuflichen Intellektuellen. Wenn medial so ein komisches Schweigen herrscht, dann denke ich immer: Hier stimmt was nicht. Jetzt muss ich was sagen.

Ich kann sagen, was ich will, ganz egal, was gerade die Parteilinie ist

taz: Ist Ihnen immer klar, für welche Rolle Sie für Talkshows gecastet werden?

Zeh: Ich denke schon. Es gab eine Phase, in der ich viele Einladungen abgelehnt habe, weil ich als Punchingball kommen sollte. Etwa zur Ukraine, wenn da vier Leute sitzen, die der Meinung sind, wir müssen das durchkämpfen, wir besiegen Russland militärisch. Und dann braucht man noch eine Person, die was dagegen sagt, damit die anderen sich daran abarbeiten können. Bei so was mache ich nicht mit. Aber in letzter Zeit werde ich wieder für eine Rolle eingeladen, mit der ich mich gut identifizieren kann.

taz: Welche?

Zeh: Als jemand, der nicht fest in einem Lager verortet ist.

taz: Naja, Sie sagen immer „meine Partei“, wenn Sie von der SPD sprechen. Zeh: Weil ich da Mitglied bin. Aber ich bin keine Politikerin, ich muss nicht für eine Institution sprechen. Ich kann sagen, was ich will, ganz egal, was gerade die Parteilinie ist. Man kann mich ja nicht stoppen.

taz: Mal erwogen, zum BSW zu wechseln?

Zeh: Nein.

taz: Teilweise spricht Sahra Wagenknecht ähnliche Dinge aus wie Sie.

Zeh: Ich bin Sozialdemokratin. Das ist für mich nicht nur eine politische Idee, sondern eine Weltsicht. Und wenn die Realität nicht so ist, muss man nicht gleich austreten. Man kann auch versuchen, für etwas einzutreten.

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199 Kommentare

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  • „... ist ein riesiger Rückstau entstanden, was Reformen angeht. Bildung, bezahlbares Wohnen, Mobilität, Gesundheitsversorgung…“



    Man kann es nicht mehr hören! Dieses ewige, immer wiederholte Gejammer wird auch noch von Frau Zeh wiederholt.



    Im internationalen Vergleich steht die BRD ganz gut da: Man gehe mal in das r e c h t e Wunderland USA und betrachte Wohnen und Wohnkosten, Mietrecht, Arbeitsrecht, Bildung und Bildungskosten, Gesundheitsversorgung!!! und Gesundheitskosten, Lebensmittelsicherheit, ja, auch Mobilität. Dort könnten Sie tatsächlich meckern!!



    Ach ja, und die „Eliten“. Wer oder was soll das sein? Das ist eines der Schlagwörter der Rechten , von denen niemand genau weiß , was sie eigentlich bedeuten oder wer gemeint sein soll, die jedoch unbekümmert benutzt werden wie "Dr. No" im James Bond Film.

    Es drängt sich nach Lektüre dieses Beitrages der Gedanke auf, das der Umzug auf das Dorf für Frau Zeh nicht die beste Entscheidung ihres Lebens war.

  • Durch dieses Interview verstehe ich Frau Zeh etwas besser. Als sie "neu" war, wollte ich sie so gerne respektieren, weil ich glaubte, sie würde uns Stimmen von Menschen zeigen, die wir noch nicht kannten.

    Wir erfahren, dass es Ungerechtigkeit, Leid und Ressentiment gibt, aber keine Analyse davon, welche Bedingungen dazu geführt haben. Angeklagt wird das Verhalten von gewählten Politikern, nicht die Gefahren von Umwelt, Krieg und unreguliertem Kapital. Vor allem wird Solidarität nicht verstanden. Diese Menschen sprechen nicht aus eigenem Denken.

    Es gibt weder einen sachlichen noch einen moralischen Zusammenhang zwischen der Situation dieser Menschen und der Wahl einer rechtsextremen Partei. Spätestens mit Blick auf die USA (falls man sich ans dritte Reich nicht erinnern mag) ist evident, dass die rechte internationale nur zerstören will und die vorhandenen Ressourcen plündern wird.

    Dabei ist es egal, ob wir Rassismus oder andere rechte Ideen verstehen oder tolerieren, das kann Frau Zeh ja gerne machen. Wir stehen nicht in einem Kulturkampf, Frau Schriftstellerin. Es geht um Macht, Krieg und Tod.



    Hätten die Interviewerinnen auch mal besser in Frage stellen können.

  • Auch im Faschismus waren die meisten Menschen nette Nachbarn, solange man sich angepasst hat und der Norm entsprach.

    • @Andreas J:

      Genau, und manche Leute sind damals wie heute derart moralisch flexibel, dass ihnen selbst die Unperson des zwanzigsten Jahrhunderts schlechthin in einem ganz anderen Licht erscheint, wenn sie nur auf einem entsprechenden Fotos gezeigt wird: Zusammen mit einem treuen Schäferhund, beim Tätscheln der Köpfe artig aufgereihter Kinder oder vor der malerischen Bergkulisse in der Umgebung von Berchtesgaden. Dann liegt manchen die Frage auf der Zunge, wie in Gottes Namen ein solcher Mensch nur derart verunglimpft und dämonisiert werden kann. Da sich aber nun mal nicht leugnen lässt, dass sein weltgeschichtlicher Einfluss desaströs war, werden die treuherzigen Deutschen als arme verführte Wesen dargestellt, die nur seinem angeblichen Charisma erlegen sind. Angesichts solcher Verrenkungen eines gefühlsduseligen Menschenschlags mit der Nation im Herzen ist es geradezu eine Pflicht, jedes noch so vage Aufkommen ähnlichen Gedankenguts an eisiger Ablehnung zerschellen zu lassen.

  • Wow, was für ein gutes Interview, Danke!

    Die Demokratie wird gerettet, wenn wir miteinander reden, und versuchen zu verstehen.

  • Eine über 90-Jährige SPD-Wählerin aus einem Dorf in Ostdeutschland ist massiv erschüttert über den Erfolg der AFD.



    Deren Lebenswirklichkeit, die Hitler als Kind noch prägte, relativiert Frau Zeh, wenn sie vor Alarmismus in Hinsicht vor der AFD warnt und vor allem juristisch argumentiert, anstatt ökonomische Faktoren, Faschismus, Populismus und Autoritarismus genauer zu analysieren.



    Wie kann Frau Zeh AFD wählende Bürger in ihrem Dorf in Schutz nehmen ohne zu wissen ob sich diese Bürger und AFD nicht weiter radikalisieren, wenn die AFD erst herrscht?

    Einem jungen Schulleiter aus Ostdeutschland missfällt, Schüler zu bilden, selbst zu erkennen, warum die Demokratie die beste aller Herrschaftsformen ist.



    Eine Plattenbausiedlung mit vielen Arbeitslosen bezeichnete seine Schulleitung intern mit einem extrem abwertenden Begriff.

    Die der AFD nahe stehende autoritäre Gedankenwelt, dass zeigen diese zwei Beispiele aus dem Schulalltag, kommt nicht aus dem Nichts und sollte uns alle stark beunruhigen, da wir, wie Hape Kerkeling im aktuellen Spiegel zurecht in Bezug auf das Nie Wieder! warnt: "Wir rutschen mit einem Schulterzucken in den Autoritarismus!"

  • Sie sagt über Politik eigentlich nur Selbstverständliches. Für AfD-Wähler im Westen gilt das ziemlich genauso: Die Erwartungen an die Politik und an das eigene Leben sind teilweise in bisschen anders, die Enttäuschung ist ähnlich.



    Ja, anders, als immer mal wieder berichtet wird, ist der durchschnittliche AfD-Wähler glücklicherweise ja kein Rechtsradikaler. Doch er und sie könnten es werden, und zwar genau wegen der permanenten Skandalisierung und des Ausschlusses der AfD.



    Denn unter vielen anderen die taz meint offenbar immer noch, Attribute wie "gesichert rechtsextrem!" oder "hatte Kontakt zu verurteiltem Rechtsextremisten!" sei ein Zauberspruch, der jede Diskussion sofort beendet. Doch wenn jemand keiner Partei etwas Sinnvolles zutraut und die AfD für den "Sound" wählt, verfangen solche Pfui-Rufe nicht.



    Sondern können sich, weil sie chronisch vorgebracht werden, ins Gegenteil verkehren: Wenn Demokratie mit den Altparteien, die für viele versagt haben, (fälschlicherweise) gleichgesetzt wird, entsteht dann nicht der Eindruck, dass Demokratie nichts taugt?



    Der Begriff "rechtsextrem" hat so schon seine abschreckende Wirkung verloren. Dass es damit weiter geht, ist meine Befürchtung.

    • @Frauke Z:

      Wir können ja auch darauf warten, bis "durchschnittliche nicht rechtsextreme AFD-Wähler" der gesichert rechtsextremen AFD die absolute Macht über das ganze Land verschaffen. Was die dann mit dieser Macht anfangen, können Sie sich sicher vorstellen.







      Werden Sie dann weiter die Wähler entschuldigen? Schließlich waren die Wähler ja so enttäuscht von der Demokratie, und überhaupt, langer Schulweg, pleitegehende Landwirte usw.; was hätte sie denn anderes machen sollen...

      Für mich ist jeder, der Rechtsextreme samt deren politischen Ziele unterstützt (sprich: wählt) ein Rechtsextremer. Einfach weil er damit sein Einverständnis und seine Zustimmung (!) gibt.

    • @Frauke Z:

      Doch, jeder Wähler einer gesichert Rechtsextremen Partei ist selbst rechtsextrem.

      Würde irgendwer behaupten, dass ein Stammwähler der CDU nicht konservativ ist oder eine Stammwählerin der Grünen keine Grüne?

    • @Frauke Z:

      Ich kann Ihrem Kommentar zu 100% zustimmen. Ich fürchte, das es so weitergeht und das wir deshalb in 5 Jahren auch im Bund im günstigsten Fall eine Regierung unter Beteiligung der AFD haben werden. Über den ungünstigsten Fall mag ich eigentlich gar nicht Nachdenken...

    • @Frauke Z:

      Geben sie hier der Taz und anderen Medien die Schuld, dass die Menschen AFD wählen?

  • Ein gutes Interview und Fr. Zeh vertritt durchaus eine Meinung, die ich zu einem großen Teil teilen kann. Ich kenne aus meinem persönlichen Umfeld einige AFD Wähler und eigentlich keiner ist der Nazi wie er im Buche steht. Ja, ich rede mit denen, denn nur so kann ich Sie hoffentlich überzeugen nicht mehr die AFD zu wählen, sondern wenigstens nicht zu wählen. Ich habe für mich inzwischen auch den Punkt erreicht, wo ich nicht mehr wählen gehe.

  • Die Aufmacher vor dem eigentlichen Interview, in denen das Äußerliche von Frauen oder wie hier die Kargheit eines Dorfs beschrieben wird, sind ja öfter zum Fremdschämen. Aber warum muss man extra erwähnen, dass hier eine Person auf ihre Privatsphäre achtet und ihre Adresse nicht so einfach mitteilen möchte? Man lenkt dadurch doch erst recht den Fokus auf diese Daten.

    Ich finde Juli Zeh in ihrem Hauptsache dagegen sein ziemlich lost. Das Interview ist trotzdem schlecht geführt.

  • Interessante Diskussion. Besonders die Beträge, deren Verfasser sich beschweren, dass die Aussagen von Frau Zeh nicht in ihr gut/böse Schema passen.

    Dabei gibt sich Frau Zeh nur Mühe, die Situation objektiv zu betrachten.

  • taz: Wir haben auch noch so kleine Probleme wie die Erderwärmung, die Amerikaner, die Russen, die Chinesen. Regieren ist nicht mehr so einfach wie zu den goldenen Zeiten der Volksparteien.

    Diese Probleme sind für die allermeisten eher abstrakt wenn die Daseinsvorsorge nicht stimmt, wenn schon der Alltag ein erhebliches Problem darstellt.



    Die stehen bei Maslow eher weit oben, und wenn das Fundament nkcht stimmt, sind sie weniger relevant.



    Die Frage entstammt insofern einer privilegierten Sicht.

  • Es ist bezeichnend, wieviel Widerspruch Julie Zeh hier in den Kommentarspalten für ihre Antworten erntet. Dabei hat sei den meisten Foristen den Umstand voraus, dass sie seit 20 Jahren in der brandenburgischen Provinz lebt und ein Nahverhältnis mit den Menschen dort aufgebaut hat Wäre es da nicht angemessener, ihr erst einmal zu zuzuhören und sich zu fragen, warum die Landbevölkerung die dörflichen Bedürfnisse nicht in den politischen Diskurs einspeisen kann? Das ist offenbar nicht geschehen und jetzt wir den dafür (mit)verantwortlichen Parteien die Quittung ausgestellt. Eine Politik, die für erreiche Schulen, gute gesundheitliche Versorgung und Arbeitsplätze auch auf dem Lande sorgt, ist eben alternativlos.

    • @Dobby:

      Das Verlangen nach funktionierender öffentlicher Daseinsvorsorge ist legitim. "warum die Landbevölkerung die dörflichen Bedürfnisse nicht in den politischen Diskurs einspeisen kann?" - erstens stimmt das nur halb, die Bauernverbände sind extrem effektive Lobbyorganisationen; zweitens und besonders für Ostdeutschland zutreffend: in der Breite mangelndes Engagement, geboren aus dem Wissen, dass es nicht mehr so wird, wie man das Früher erinnert/imaginiert, verbunden mit der Unfähigkeit/Unwilligkeit eine aktualisierte Zukunftsvorstellung zu verfolgen.

  • Sehr interessantes Interview…es sind eben teilweise nur Leute, die von der Politik nicht gesehen werden…

    • @Fritzi Bauer:

      Was wäre, wenn UMGEKEHRT ein Schuh daraus würde … die 25% AfD-Wähler zu viel Beachtung erfahren würden.



      Offensichtlich werden hier Ressentiments geschürt (von der AfD) und die etablierte Politik (Bundesregierung) gibt dem noch nach und bestätigt die AfD-Anhänger in ihren Fehlurteilen. Derweil wird kein EINZIGES der Probleme gelöst, die die Menschen wirklich bedrücken.

    • @Fritzi Bauer:

      Eigentlich werden nur diese "Leute" gesehen. Versuchen Sie mal wirklich progressive Positionen zu Zuwanderung, Wirtschaftsordnung und Verkehrspolitik bei den im Bundestag vertretenen Parteien zu finden. Derzeit wird der progressive Teil der Bevölkerung ignoriert.

  • Zur Horizonterweiterung ein Interview zum Versagen der Linken im Umgang mit der AFD. Augstein im Gespräch mit Ronzheimer (für Schmalspurlinke eine Zumutung, ich weiß ;-) aber für Menschen mit einem etwas größeren Karo bereichernd.

    Wenn dein Klempner AFD wählt....

    youtu.be/TsX28b7VN...i=77FrC1S5TwvdPCVf

    • @independent:

      … dann würde ich ihn rausschmeissen und mir einen neuen suchen.😉



      Tschuldigung, aber MUSS ich die politische Gesinnung eines jeden Handwerkers kennen, der bei mir im Haus etwas zu reparieren hat.

  • Die Interviews hier sagen als mehr über den Interviewer als über den die Interviewiete. Ein eingefahrenes Weltbild gefüttert von der eigenen bubble. Und was in der bubbel nicht sein kann, kann es nicht geben. Anders sind Überraschungen die sich bei alltäglichen Aussagen ergeben nicht zu erklären.

    • @Hitchhiker:

      Schön formuliert. Ist das erste, was auch mir beim Lesen in den Sinn gekommen ist…

  • Frau Zeh, meine Altvorderen haben auch nicht die Diktatur gewollt, auch nicht den millionenfachen Mord an den Juden und die haben dennoch die NSDAP gewählt. 1932/33 war die Lage für die meisten proletarischen Familien verzweifelt, die materielle Not war himmelschreiend, so auch für meine Familie (sie war zuvor politisch gespalten, ein Teil der erwachsenen Familienmitglieder hat SPD gewählt, ein anderer KPD - den Nazis wurde angerechnet, die bedrückende politische Spaltung überwunden zu haben), wenn ich den Erzählungen meiner Großeltern glauben kann. Die damalige historische Situation muss ich nicht näher ausführen, sie darf als bekannt vorausgesetzt werden.



    Und jetzt wählen die Leute AfD, WEIL sie ihr Einfamilienhaus NICHT abbezahlen können, eine Partei, die die Remigration in ihr Parteiprogramm hineingeschrieben hat, also die millionenfache Deportation von Menschen nichtdeutscher Herkunft, sofern die dieses Land nicht freiwillig verlassen wollen? Im Ernst?

    • @Abdurchdiemitte:

      Danke, es ist tatsächlich so simpel. Mit einem einfachen "Das sind keine Rechtsextremen" kommt man nur bedingt weiter.

  • 'Das heißt, die Mitglieder einer noch so schwierigen Koalition müssten ihr Profilierungsstreben beiseite lassen und gemeinsam sagen: Bildung, Krankenhäuser, Transport, billiges Wohnen, das werden wir jetzt vier Jahre lang machen.' (....)' Das ist, wenn überhaupt, der einzige Hebel, wie man den Rechtspopulisten beikommen kann – durch Politik, die wirklich konkrete Probleme adressiert. Und dadurch das Misstrauen auflöst.'

    Mehr ist dazu eigentlich kaum zu sagen. Und wenn das dann für den Wähler/ Bürger spürbar ist - dann schauen wir mal, wo die AfD steht.

  • Ich finde es wichtig, differenzierter und emphatischer mit AfD-Wähler*innen umzugehen — weil das nötig ist, um sich der AfD und ihrer demokratie- und menschenfeindliche Ideologie erfolgreich entgegen zu stellen.

    Das darf aber nie abgleiten ins Rechtfertigen oder Legitimieren der rassistischen Parteiideologie.

    Leider rutscht Julie Zeh in Teilen des Interviews in dieses Territorium ab und zeigt dabei ein Verständnis von Demokratie, das ich nicht teile und sogar für gefährlich halte. Speziell erwähnt sie, dass in der Demokratie der Wille der Mehrheit herrschen sollte — aber nicht, dass die Demokratie auch eine Verantwortung hat, Minderheiten vor Übergriffen der Mehrheit zu schützen.

    Ich finde, man kann für Verständnis für seine AfD-wählenden Nachbar*innen werben, ohne muslimfeindliche Politik zu rechtfertigen.



    Man kann für eine Brandmauer in den Parlamenten Deutschlands sein und gleichzeitig in Kontakt mit Wähler*innen sein, die die Parteien jenseits der Brandmauer wählen. Das ist kein Widerspruch, sondern nötig, um erfolgreich pro-demokratisch und anti-rassistisch zu handeln.

    • @Hier ist einen kreativen Nutzernamen einfügen:

      Frau Zeh weist auf den Minderheitenschutz hin, indem sie sagt, dass die Verfassung auch demokratisch legitimierten Entscheidungen Grenzen setze.

    • @Hier ist einen kreativen Nutzernamen einfügen:

      Zustimmung meinerseits!

    • @Hier ist einen kreativen Nutzernamen einfügen:

      "Ich finde es wichtig, differenzierter und emphatischer mit AfD-Wähler*innen umzugehen..."

      Ja, auch darum geht's. Das heißt nicht, dass man nicht klar Stellung beziehen soll. Das heißt, dass wir nicht pauschalisierend urteilen sollten und respektvoll mit/über den/die Menschen sprechen sollten.

      Im Grunde dasselbe, was wir z.B. von Rechten erwarten, wie sie über Migranten sprechen sollten.



      Das ist eine Frage der eigenen Werte.

  • Leider ist Frau Zeh doch vielleicht ein wenig einfältig. Sie sollte als Juristin und Schriftstellerin doch mal die sehr zahlreichen Aussprüche verantwortlicher Funktionäre der AfD sich anhören oder lesen. Vielleicht würde es ihr Erleuchtung und Erkenntnis bringen. Ein Studium der Geschichte zum Nationalsozialismus bis zu den Jahren 1933 und Übereinstimmung der Inhalte von damals und heute würde auch dazu beitragen, die Methodik der AfD besser einzuschätzen und dem Argument entgegen zu treten, es sind ja nur die unzufriedenen Wähler und so schlimm wird es ja wohl nicht kommen. Es wird so schlimm kommen und vielleicht noch viel schlimmer.

    • @michi1943:

      Mansplaining much? Es geht in dem Interview um die Wähler.

      • @Horst Köhler:

        Anders, als immer mal wieder berichtet wird, ist der durchschnittliche AfD-Wähler glücklicherweise ja kein Rechtsradikaler, war der Satz von Frau Zeh. Und da liegt das Problem unter anderem auch. Ohne AfD -> würden dieselben Menschen demokratische Partei wählen oder sich verweigern. Aber die demokratiefeindlichen Parteien kämen nicht in die Parlamente.

    • @michi1943:

      Deshalb - gute Politik. Aber „linke“ Politik wird die AfD nur noch stärker machen. Ok, viele glauben das nicht und die Wahlergebnisse die nächstes Jahr bei den vielen Landtagswahlen anfallen werden wahrscheinlich ignoriert. Denn es kann nicht sein was nicht sein darf.

      • @Der Cleo Patra:

        Es darf nicht sein, was der übergroßen Mehrheit der Menschen im Land (inklusive der AfD-Wähler*innen) existentiell schadet.

      • @Der Cleo Patra:

        Es geht nicht um linke Politik! Es geht um gerechte Politik und die sollte das Wesen von Demokratien sein. Links und Rechts sind Erfindungen von Populisten und die machen es sich in ihrer jeweilige Ecke gemütlich.

      • @Der Cleo Patra:

        Was ist linke Politik?



        Vernünftige Löhne?



        Bessere Bildung?



        Mehr Steuern für die Top3% für den Ausgleich der versicherungsfremden Leistungen und weniger Sozialbeiträge?



        Vermögenssteuer ab 2M€?



        Mehr Geld an die ausgehungerten Kommunen?



        ...



        Das kann man gegen die AfD emontionalisieren. Selbst wenn Springer dagegen mobil macht.

      • @Der Cleo Patra:

        Und Herrn Merz halten sie für fähig gute Politik zu machen? Oder warum schlagen sie hier auf die Linke ein?

        • @Fritzi Bauer:

          Merz war nicht das Thema. Und ich sprach von linker Politik. Und ja, ich halte die Partei Die Linke für absolut populistisch. Insbesondere die beiden Vorsitzenden. Im Populismus ist sie nicht weit von der AfD entfernt. Meine Meinung eben.

          • @Der Cleo Patra:

            Populismus per se zu verurteilen geschieht doch genau von jenem hohen Ross herab, das Juli Zeh kritisiert. Und: wenn rechte und linke und sozialdemokratische und liberale und grüne Politik die Rechte stärker macht, ist dann nicht eh alles egal? Was für eine Aussage soll das sein?

  • In Sachen AfD-Verbot bin ich ganz auf der Linie von Juli Zeh. Da es nicht von heute auf morgen geht, würde die AfD nur davon profitieren.

  • Ich finde es immer wieder gut, wenn Frau Zeh ihre Meinung sagt, auch wenn ich z. B. bzgl. der Waffenlieferungen in die Ukraine nicht ihrer Meinung bin.



    Aber ihre Fragen zum Umgang mit der Afd finde ich richtig.



    Denn da ist gründlich was in der Sackgasse gelandet, wenn sich die Abgeordneten dieser Partei im Bundestag verdoppeln.



    Die Brandmauer ist das falsche Konzept, zudem ist es undemokratisch.



    Es ist ein Konzept der Arroganz und der Hilflosigkeit.

    • @NinaZ.:

      Die AfD ist rechtsextrem und ist damit Feindin der Demokratie.

      Demokratie ist wie ein Spiel, dass auf einem Spielfeld mit bestimmten Regeln gespielt wird. Das Spielfeld ist die Verfassung und die Regeln sind die des Anstandes.

      Die AfD steht aber nicht mal auf dem Spielfeld. Es ist die AfD, die undemokratisch ist und die deswegen eben nicht mitspielen kann.

    • @NinaZ.:

      Was ist denn an der Entscheidung, nicht mit einer undemokratischen, verfassungsfeindlichen Partei zusammenzuarbeiten bitte schön undemokratisch? Wer das glaubt, hat wirklich auf zu viele falsche Videos bei Youtube geklickt.

      • @My Sharona:

        Hier www.instagram.com/...hreGlsZWJhcG91bQ== ist ein Ausschnitt aus einem Gespräch zwischen Lanz und Frauke Brosius-Gersdorf (der vor kurzem gescheiterten Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht), in dem sie sehr klar auf das im GG verankerte Parteienprivileg hinweist, das besage, solange eine Partei nicht verboten sei, gelte sie als verfassungsgemäß.



        .



        Und ein Parteienverbot sei für die AfD noch nichtmal beantragt (was ich persönlich für einen großen Fehler halte taz.de/-AfD-Jugend...bb_message_5131157 )



        .



        Ihre (@My Sharona) Einschätzung (die ich teile) beruht also alleine auf der Einstufung durch Verfassungsschutzbehörden - danach zu handeln soll demokratisch sein?



        .



        Waffenlieferungen an die Ukraine z.B.: weil die AfD sich im Ergebnis ähnlich positioniert, wird das dann immer wieder als faschistisch denunziert.



        .



        Eine Haltung, mit der die Grünen grundsätzlich, "keine Waffen in Kriegsgebiete", noch in die vorletzte Bundestagswahl gezogen sind - so kann Demokratie nicht funktionieren: vom Saulus zum Paulus (bzw. umgekehrt), und dann sind alle "Putler"-Trolle, die sich nicht schnell genug umstellen?

  • Ein Ergebnis der Brandmauerstrategie wird sein, daß in Sachsen-Anh. eine Koalition aus CDU, BSW und -falls die es denn in den Landtag schaffen- Grünen und SPD unter Duldung der Linken nötig sein wird, um einen AFD-MP zu verhindern. Dies wird den im Osten aufgewachsenen Wähler dann stark an die Blockparteien erinnern und zu einer weiteren Stärkung der AFD führen. Zeh hat recht, die Brandmauer ist unsinnig und diese Politik gescheitert. Und Kommentare wie "... wer rechtsextreme Parteien wählt, ist ein Rechtsextremer," mögen den Hang zur einfachen Weltsicht ebenso wie der eigenen moralischen Sicherheit dienen, bringen jedoch im Ergebnis nichts. Wenn man sich weigert, mit anderen zu reden, wird man zunächst nur selbst ungehört bleiben. Zu den Interviewern noch: Suggestivfragen, falsche Behauptungen (AFD in westdeutschen Städten in Stichwahlen um Spitzenämtern werden schlicht verdrängt), Realitätsverweigerung oder auch schlichte Unkenntnis der Realität sind nun wirklich keine Voraussetzungen für guten Journalismus.

    • @mumba:

      Sobald die AfD politisch wird (und nicht nur eine Kraft im parteienpolitischen Spektrum ist), kann auch mit ihr geredet werden - allein, dass es dazu kommt, ist wenig wahrscheinlich. Allen anderen vorzuwerfen, dass sie nicht zuhören würden, ist angesichts des dauerfeuernden On-Way-Propaganda-Apparats der AfD schon eine besonders pikante Realitätsverweigerung.



      Und was heißt jetzt politisch sprechen? (1) faktenbasiert, (2) lösungsorientiert, (3) minimal nachvollziehbar und rational, (4) ethisch abwägend, also anerkennend, dass es konfligierende Rechtsgüter geben kann, (5) verantwortungsvoll (nicht verhetzend).

    • @mumba:

      Mitte Oktober hatte die AfD bei den Umfrage 40% (!) (dawum.de/Sachsen-Anhalt/)



      Jetzt ist schon ein viertel Jahr weiter. Neuere Umfragen gibts noch nicht. Es wird spannend nächstes Jahr bei 5 Landtagswahlen.

  • Ein bemerkenswertes Interview, einfach guter Journalismus.

    Wie geschockt die "Hardcore AfD Demon Hunter" Kommentar Gemeinde hier im Lesekreis war/ist....zeigte sich erst Heute.

    Bei bis zu 30 Kommentare ..... noch durchaus nachdenkliche Beiträge.

    Heute bei 96 Kommentaren wieder alles beim Alten.....einheitliches durchatmen. Wieder Übereinstimmung der Satan trägt blau.

    Einmal noch geschlafen und dann wird erklärt ......

    • @Fairness85:

      Wenn man sich Ihre Kommentare durchliest, fragt man sich, was Sie als unbelehrbarer AfD-Sympathisant hier bei der Taz suchen. Bei der rechtsoffenen Russenpostille „Berliner Zeitung“ sind Sie besser aufgehoben.

    • @Fairness85:

      Frau Zeh verteidigt mit wenig nachvollziehbaren Argumenten die Wähler*innen der AfD (die sinngemäß sagen: "Mir ist so kalt, drum zünde ich das Haus an), SIE verteidigen hier die AfD, ganz ohne ein einziges Argument - es sei denn bei Ihnen gilt der Verweis auf eine angebliche ""Hardcore AfD Demon Hunter" Kommentar Gemeinde" schon als Argument.

  • "gegen die linksliberale Mehrheitsmeinung zu sprechen?" Gibt es wirklich diese "linksliberale Mehrheitsmeinung"?

    • @Wilfried Bergmann:

      "Gibt es wirklich diese "linksliberale Mehrheitsmeinung"?" Natürlich nicht. Es gibt Menschen, die sich lösungs- und/oder erkenntnisorientiert, unter Achtung von Verfassungsordnung und Menschenrechten und noch dazu abwägend mit Problemen beschäftigen statt selbstdienliche und selbstaufwertende Gefühlsbewirtschaftung zu betreiben. Das allein gilt schon als linksliberal, mitunter auch woke.

  • Das grenzt teilweise an Naivität. Ich könnte so viel entgegnen, aber mir fehlt die Zeit und die Muße, um das Interview in den richtigen Kontext zu rücken. Ich bin in den „Baseballschlägerjahren” aufgewachsen und trage einige sichtbare und unsichtbare Narben davon. Weihnachten war ich wieder einmal in meinem Herkunftsort. Glaub mir, Julia Zeh, ich kann die Stimmung sehr gut einschätzen und die Wut auf die Politik sowie die Ängste und Sorgen der Menschen nachvollziehen. Auch die Traumata aus der Wendezeit sind mir nicht unbekannt. Aber ich muss das nicht immer verstehen. Wenn mir kühle und menschenverachtende Äußerungen entgegenkommen, lässt mich das schaudern und erinnert mich an dunkle Zeiten. Viel Austausch und Diskussion ist da nicht mehr möglich. Du scheinst viel an dir selbst abzuarbeiten und vergisst dabei, genau hinzuschauen. Angst lässt Menschen emotional verkümmern. Die AfD geht genau dahin und schürt noch mehr Angst. Sie sind die einzigen Retter und können uns aus der erlebten Ohnmacht befreien. Das hat schon etwas Euphorisches. So müssen sich die dreißiger Jahre für viele angefühlt haben. Sie sind nur ein Steigbügelhalter.

    • @Flotte:

      'Angst lässt Menschen emotional verkümmern. Die AfD geht genau dahin und schürt noch mehr Angst.'

      Woher kommt die Angst? Und wo sind die demokratischen Parteien und was tun sie, um der AfD nicht das Feld zu überlassen ?

      • @B. Trübt:

        Mmhhh …. Gerade erlebt: Mein Bruder, der sein Haus gebaut hat und finanziell gut dasteht, berichtet von Kriegen, die nicht unsere Kriege sind, und von messerstechenden Ausländern, obwohl es keine Migrant*innen vor Ort gibt. Die Grünen zerstören die Wirtschaft. Sein ganzer Freundeskreis scheint so zu fühlen. Die Angst ist augenscheinlich sichtbar. Was kann Politik vor Ort tun? Mehr Abschieben und keine Waffen mehr an die Ukraine liefern? Den Klimawandel ignorieren?

  • Stets sehr erfrischend, die Kommentare von Juli Zeh!



    Schade, dass Sie am Ende doch noch in die BSW-Schublade verbracht werden sollte, statt sie nach ihrem eigenen Denken zum Ukrainekrieg und zum politischen Handeln unserer Verantwortlichen zu befragen.



    Einem Großteil der Leser wird ihr Empfinden, als Punching-Ball geladen wurden zu sein, wohl Fragezeichen in den Kopf gezaubert haben.



    Man bekommt es halt nicht mit, wenn Sie den Sendungen, so wie viele andere, mit ihrer Haltung fernbleibt.



    Und man selbst schwer zufrieden ist, mit den Kiesewetters, Strack-Zimmerfrauen, Florence Gaubs oder selbst den van Akens.



    Danke Frau Zeh, dass Sie für sich einen Weg gefunden haben, unsere Art von Meinungsfreiheit im ÖRR nicht zum Stolperstein für sich werden zu lassen.

  • Wenn man Zeh glaubt, gibt es ja eigentlich nirgendwo Rechtsextremisten. Solange man nicht explizit das Parlament abschaffen will, ist alles in Ordnung und überhaupt sind die Leute eben nur verdrossen. Das sind kleine Kinder, denen darf man ihre Wahl der AfD nicht zurechnen. Und selbst wenn doch: siehe oben.

  • Eine Verharmlosung der AfD ist sehr, sehr gefährlich. Im deutschen Bundestag herrscht, Dank der AfD, ein vergiftetes Ambiente. Die AfD hätte schon längst verboten werden sollen.



    Unerträglich was die Frau erzählt.

    • @Andreas Flaig:

      Die Verharmlosung der AfD ist genauso gefährlich wie die Skandalisierung der AfD.



      Das gilt insbesondere für ihre Wählerschaft.







      Die Heroisierung des "Kampfes gegen Rechts" führt dazu, dass immer mehr Menschen als "Rechte" oder schlimmer gebrandmarkt werden. Die Schwelle zum Rechtssein sinkt immer mehr. Pauschalisierungen helfen aber nicht weiter, eine differenzierte Betrachtung tut Not.







      Juli Zeh hat dieses Verständnis. Sie lenkt den Blick auf die Menschen, die mit der aktuellen Politik unzufrieden sind. Ihren Erklärungsansatz halte ich für nachvollziehbar.

  • Ein Aspekt bei der AFD Diskussion kommt mir immer zu kurz. Die Einschätzung, dass die AFD gesichert rechtsextrem ist, kommt vom Verfassungsschutz und wieso trauen auf einmal so viele dem Verfassungsschutz?



    Sind die NSU-Verwicklungen und frühere ungerechte Behandlung von Linken vergessen?



    Was ist mit der alten linken Forderung nach Anschaffung des Verfassungsschutzes?

    • @Peter Schütt:

      Ich brauche keinen Verfassungsschutz.

      Es reicht schon, die Kommentare auf Welt.de oder so zu lesen, um den unumstößlichen Beweis zu bekommen, dass die Wähler der AfD zutiefst rechtsextremistisch sind und damit automatisch auch verfassungsfeindlich

    • @Peter Schütt:

      Letztlich kann nur das Verfassungsgericht dies beurteilen. Aber ein Gerichtsurteil will die Mehrheit der Bundespolitiker nicht.



      Viel bequemer ist es auf die "Expertise" des Verfassungsschutzes zu verweisen.

  • Ja, wen wählst Du nun, wenn Deine Lebenssituation bzgl. Wohnen, Bildung, Gesundheit sich in den letzten 15-25 Jahren nicht verändert hat? Wieviel Chancen gibst Du Union, SPD und Grünen noch, bevor Du stirbst oder Enkel/Urenkel bekommst? Dass Unzufriedenheit bei rechts mehr einzahlt als bei links, war nicht so unwahrscheinlich. Dass die Massenproteste gegen die AfD eher Eintagsfliegen waren, beunruhigt uns weniger als der Zuspruch für die Rechtsextremen?

  • Für mich zeichnet sich Frau Zeh schon seit langem dadurch aus, Stereotype und Klischees zu reproduzieren - und in ihren Romanen (literarisch hochwertig!) bis ins Detail auszumalen - statt irgendetwas zu verstehen, geschweige denn zu analysieren. Die von ihr hier mal wieder angeführten "Gründe", AfD zu wählen, müssten die Leute eigentlich Die Linke wählen lassen, die genau die benannten Missstände unüberhörbar in ihrer Programmatik und Rhetorik hat. Die sind 54% ihres Dorfes aber eben zu links, sie wollen einen Volkstribun, der durchgreift.

  • Ich empfehle da mal einen Artikel aus "SPON" "Wie die AfD Angst verbreitet".



    Bei der AfD und deren Anhänger gibt es nichts mehr zu verharmlosen.

  • Mir ist in diesem Gespräch von Seiten Jule Zehs zu viel Relativierendes dabei, was die AFD aber auch deren Wähler betrifft. Manchmal hatte ich beim Lesen das Gefühl, hier tritt die Juristin in Verteidigerinfunktion auf, indem sie Wahlententscheidungen pro AFD zu rechtfertigen versucht. Das Beispiel mit dem Schulweg und dem damit verbundenen Verlust des Arbeitsplatzes, zeigt ihrer Meinung nach exemplarisch den Weg hin zur AFD. Dieser tragische Umstand bietet laut Zeh Grund genug für die Betroffene jetzt AFD zu wählen. Ist es aber nicht, und ob die Mutter so denkt ist ja aus dem Gespräch auch nicht ganz ersichtlich.



    Zeh stimmt ein in den Kanon "nichts funktioniert, alles ist schlecht u.s.w.",



    Ihre Analyse ist zwar sehr wohl eine Zustandsbeschreibung, zeigt aber leider keine Lösungen auf 'weg von der AFD', sondern bietet, wenn wohl auch nicht direkt gewollt, eine quasi Rechtfertigung für deren Positionen.

  • Dieses Interview ist das beste, was seit langem zum Thema Osten und AfD erschien. Interessant ist, dass die meisten Kommentatoren hier offensichtlich nicht lesen und verstehen wollen, was Juli Zeh sagen will. Ich teile ihre Analyse komplett, und würde das zum Teil noch wesentlich drastischer formulieren, was sicher an meinem Ossi-Hintergrund liegt.

    • @Marco Bünger:

      Ich teile da lieber die Sicht von Kowslczuk. Aber der ist sicher ein bösartiger Nestbeschmutzer, was?

  • Traurig. Wichtige Probleme werden adressiert, aber auf eine Weise eingeordnet, die zeigt, dass für Frau Zeh verstehen eben doch entschuldigen heißt, sie mithin eine Position einnimmt, die ich emphatisch verneine. Die politische Verwahrlosung der AfD-Wähler*innen wird klein geredet. Der wichtige Punkt, dass Deutschland für viele eben kaum funktioniert, wird eingeordnet mittels unterstellten Argumenten, die direkt von ganz weit rechts kommen, beispielsweise: Wählen ist keine Frage der Moral - No Kidding, aber niemand behauptet das oder fordert das - es ist AfD-Sprech zur Delegitimierung von Menschen, die sagen: wählt die AfD nicht, ihr schadet euch selbst und anderen und dem Land damit (und die dafür faktenbasierte Argumente haben). Frau Zehs Positionierung zur Frage der Eliten und Elitenfeindlichkeit verläuft genauso: von der Feststellung "So sehen die Brandenburger*innen das" zum Mainstream-Bla-Bla, das politisch Verantwortliche mit Intellektuellen, Journalist*innen, Kulturschaffenden in einen Topf wirft, und fälschlicherweise behauptet, es gebe Sprech- und Denkvorgaben.

  • Aus meiner Sicht spricht aus Frau Dr. Zeh überwiegend der Polittext der jahrelangen politischen Verbindung. Es ist egal, ob dies zu 99% oder 101% der eigenen Überzeugung entspricht. Jedenfalls höre ich daraus das vornehme politische Wegschauen, wie es als sehr wahrscheinlich angesehen werden kann, wenn keine Ideen und oder keine Energien für die Veränderungen wieder hin zu dem früheren Sozialstaat hat und oder vertreten will. Juristen, der Talar sei den dort vorhandenen verlodderten Seelen gnädig, die offen oder verdeckt politisch tätig sind, ziehen sich dann gerne auf die Grundrechte zurück. Insbesondere hinsichtlich der Meinungsfreiheit und der sog. "Aussicht auf Erfolg" lässt sich so schön auch für die Freiheit des Andersdenkenden eintreten, selbstverständlich auch für die, welche unter einer rechten und konservativen Knute leiden werden. Weitere betroffene, aber bewusst gesetzte Reflexe ist die Selbstkritik an der Ehrlichkeit der Politik. Die AfD und wesensgleiche Vereinigungen gehören verboten. Vertrauen in die Politik wird nur ökonomisch hergestellt, weil dort die früheren Verfehlungen zu Gunsten der Reichen begangen wurden. Nur hier fehlt der Wille, der der AfD hilft.

  • Juristin und erfolgreiche Schriftstellerin hin und her - für mich ist Zehs Wahrnehmung an Naivität kaum zu überbieten. In den 1990er-Jahren hatte ich beruflich im Bereich der Kriminalprävention viel in den ländlichen Gegenden Ostdeutschlands zu tun. Das war die Zeit, in der junge Rechtsextremisten mit Glatze und Springerstiefeln das "Dorfbild" bestimmten. Endlich durfte Gesinnung offen gezeigt werden! Liberaldemokratische Jugendlichen machten die Biege gen Großstädte und Westdeutschland. Ich erinnere mich an so manche dumpf-bräsige, vom Alkohol benebelte, jammerlappigen Gesprächen mit älteren "Wendeverlierern", die der guten alten Zeit nachweinten, in der das Dorfleben so schön solidarisch gewesen sei. Schon damals waren "die da oben" Schuld an allem Ungemach. Leider reicht der Platz hier nicht aus, das weiter auszuführen.



    Die AfD als letzte Option für eigentlich demokratisch gesinnte Wähler? Auf diese Logik muss man kommen! Schaut euch die alten weißen Männer im Bundestag an, mit ihren monothematischen Debattenbeiträgen und widerwärtigen Auftritten. Mein Rat für Zehs Dorfbewohner: sich kommunalpolitisch engagieren und beim nächsten Mal (von mir aus) die Linke wählen!.

    • @Tazacorte:

      „Schaut euch die alten weißen Männer im Bundestag an, mit ihren monothematischen Debattenbeiträgen und widerwärtigen Auftritten.“

      Die von welcher Partei meinen Sie jetzt gleich? Und inwieweit unterscheiden sie sich in ihrer Arroganz der Bevölkerung gegenüber von den Vertreter(ja, auch -Innen) der anderen Parteien?

      Mir fällt es immer schwerer, noch irgendwelche Anzeichen dafür zu finden, dass irgendeine Partei irgendeinen Ansatz hätte, der mit dem Leben der Menschen noch zu tun hätte und nicht nur mit der eigenen Ideologie und Interessen der eigenen Bubble.

      Insofern ist die AgD doch in bester Gesellschaft. Das Desinteresse und die Arroganz eint sie alle. Nur die Thesen sind unterschiedlich. Insofern ähnelt es eigentlich eher einem pervertierten Gesellschaftsspiel einer entrückten Elite. Ganz gleich, ob rechts, links, „Blackrock-mittig“ oder ökodiktatorisch.

      Ich kann jeden verstehen, der sein Kreuz bei den „Falschen“ macht. Ich tu‘s auch. Aus meiner Perspektive. Weil ich keine Richtigen mehr finde. Nein, es ist nicht die AgD. Ich mag die Fremdenfeindlichkeit nicht. Aber die Anderen kann ich auch nicht mehr akzeptieren. Alle.

    • @Tazacorte:

      Niemand wird gezwungen AfD zu wählen. Es gibt auf den Wahlzetteln noch viele weitere Parteien, auch Protestparteien. Da soll mir keiner erzählen, er wähle nur deshalb die AfD, obwohl er deren Ansichten doof findet, um die anderen Parteien zu ärgern oder gar zu bestrafen. Da lachen ja sogar die Hühner. Nein, die eignen Einstellungen passen zu den Ansichten, die von der AfD vertreten werden. Und das sind nicht die fehlenden Busverbindungen auf dem Land, die da ganz oben auf der Liste stehen. Die gab es schon in den 1970ern nicht. Was aber immer gern und auch von der AfD unter den Teppich gekehrt wird, das ist eine berechtigte Unzufriedenheit über die immer größer werdende materielle Ungerechtigkeit in D. Das Thema wird dann aber immer schön kanalisiert, in Richtung zu hohe Mieten für Sozialhilfeempfänger - haben die sich die Mieten selbst erhöht?- und Stadtbilder, weil es ja so schön ist, sich den ganzen Tag mit vielen wildfremden Menschen aus vielen Kulturen in einer Turnhalle aufzuhalten. Bald stehen dann überall Schilder, wer wo sein darf und wer nicht. Ein rassistische Partei hat ebensolche Wähler. Wer diese Partei wählt, der ist zu allem fähig. Und alle wissen es.

      • @Achsachbloß:

        "Ein rassistische Partei hat ebensolche Wähler. Wer diese Partei wählt, der ist zu allem fähig."







        Aussagen dieser Art sind einer der Gründe, weswegen die AfD gewählt wird. Wenn nicht mehr differenziert betrachtet wird, sondern nur noch pauschal abgewertet und beleidigt wird, dann wird die Diskussionskultur zerstört. Die Folge: schrittweise werden immer mehr Menschen die AfD wählen.







        Wahnsinn!

        • @Black & White:

          Wahnsinn ist es, Ursache und Wirkung zu vertauschen.



          Ihrer Logik nach würde jede beliebige Partei immer stärker, je mehr man ihre Wähler kritisiert? Das müssen Sie mir mal bitte mit Argumenten erklären, nicht nur mit Behauptungen.

      • @Achsachbloß:

        Bei welcher der vielen anderen Parteien auf dem Wahlzettel zeitigen die Wähler denn irgendeinen Effekt, wenn sie sie ankreuzen? Wer als Protestwähler seinen Unmut ausdrücken möchte über etablierte Parteien bzw. über das was er für die etablierten Politik hält, wählt genau die, die gerade noch demokratisch anschlussfähig scheinen und die bei allen anderen Abscheu hervorrufen.

        • @Rohek:

          Ich nenne jetzt mal einfach eine Tierschutzpartei, da gibt es sogar mehrere, wenn ich mich richtig erinnere. Oder „Die PARTEI“, ist sogar im EU-Parlament, hat ein interessantes Programm. Stattdessen wählen die Leute eine Partei, die ganz viele Dinge so ändern will, wie sie vor langer Zeit waren, bis hin zu Monarchisten, wie Fr. v. Storch.



          Wer das anschlussfähig findet, der gehört zu denen, dessen Rechte von der AfD nicht infrage gestellt werden.

          • @Achsachbloß:

            Oder die Grauen Panther, oder die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands .... Nur schocken die niemanden. Wer fühlt sich denn bitte von einer der (von Ihnen und mir) genannten Parteien provoziert? Wenn es nun aber stimmt, dass die AfD eine Politik macht (machen würde), die für viele ihrer Wähler ökonomisch verheerend wäre, dann hat die AfD aber ziemlich viele Wähler, deren Rechte von dieser Partei auf die ein oder andere Art in Frage gestellt werden.

    • @Tazacorte:

      Gibt es bei den Linken keine alten weißen Männer oder wie begründet sich Ihre Wahlempfehlung?

      • @Goodfella:

        Man hat hier nur 1.200 Zeichen.



        Also Goodfella: Alte weiße Männer gibt es natürlich überall im Bundestag. Vergleichen Sie aber bitte den Altersdurchschnitt und den Frauenanteil nicht nur zwischen AfD (Alte für Deutschland) und der Linken, sondern auch mit den anderen dort vertretenen Parteien. Und: Nach Juli Zehs Thesen müsste eigentlich Die Linke die Favoriten dieser "Demokraten" sein, denn sie ist zurzeit DAS Sprachrohr für Abgehängte, gegen Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Ansonsten gibt es hier zahlreiche gute Argumente gegen Zehs Wahrnehmung.

  • "Ein halbes Jahr später haben sie doch noch einen Schulplatz etwas näher zum Wohnort bekommen, Gott sei Dank. Aber der Job der Mutter war weg. Dass Menschen, die so etwas erleben, AfD wählen, wundert mich nicht."

    Mich schon. Denn die AfD würde es ja ehe noch schlimmer machen.

    Aber natürlich ist das nur ein Punkt. Juli Zeh hat vollkommen Recht. Und die Leute, von denen sie erzählt, haben auch Recht. Ich vertraue auch keiner der üblichen Parteien mehr. Allerdings die AfD eingeschlossen. Die einzigen, denen ich zutraue, dass sie wirklich Politik für "die kleinen Leute" und die Mittelschicht machen, ist die Linke.

    Aber die Politik von AfD, fDP, sPD, cdU/csU und leider de facto auch den Grünen ist Gift für diese Menschen. Es wird von allen - in unterschiedlichem Ausmaß - von unten nach oben verteilt.

  • 1. Die AfD ist eine rechtsextreme Partei

    2. Jeder Wähler ist erwachsen und seine Wahl ist ihm hundertprozentig zuzurechnen

    3. Also sind Wähler der AfD Rechtsextremisten

    4. Es gibt keine rechtsextremen Demokraten. Rechtsextremisten haben kein Recht darauf, am demokratischen Prozess teilzunehmen, sie sind ausnahmslos Feinde der Demokratie.

    5. Also sind Juli Zehs Nachbarn keine Demokraten

    6. Also hat Juli Zeh unrecht.

    • @Suryo:

      "Rechtsextremisten haben kein Recht darauf, am demokratischen Prozess teilzunehmen,"



      Das GG sieht das allerdings anders. Solange die Partei nicht verboten WURDE, ist sie Teil des demokratischen Prozesses. Ob sie verboten werden KÖNNTE, spielt insofern keine Rolle.

    • @Suryo:

      Es gibt auch keine linksextremen Demokraten. Kommt hier deswegen irgendjemand auf die Idee, sie vom gesellschaftlichen Diskurs auszuschließen?

      Moralische Erhabenheit und Empörung der „Richtigen“ wird die Probleme, die andere Menschen für sich sehen, nicht lösen und die Unzufriedenen nicht bekehren zum reinen Sozialismus.

      In einer Demokratie müssen Wahrheiten ausgehandelt werden. Von allen, nicht nur von Linken. Sonst war es das mit der Demokratie. Insofern sind bereits Kernprozesse der Demokratie derart beschädigt, dass sie für viele ihre Glaubwürdigkeit längst verloren hat.

      Also hat Frau Zeh gar nicht so unrecht.

      Ich würde mir tatsächlich auch wünschen, dass man AgD-Wählern zuhört, sie und ihre Belange ernst nimmt. Auch, wenn ich eine andere Meinung habe.

      • @Hungerboomer:

        Wusste gar nicht, das die LINKE vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Mmhhh, mal schauen......

      • @Hungerboomer:

        Nirgendwo in Deutschland sitzen Linksextremisten im Landtag oder im Bundestag. Nirgendwo stehen sie kurz davor, zwei Landtagswahlen zu gewinnen. Nirgendwo haben Linksextremisten in irgendeiner Region die Hegemonie.

      • @Hungerboomer:

        Welche linksextremen Parteien gibt es denn? Wer sollte da ausgeschlossen werden, um irgendeine Hufeisensymetrie herzustellen?

        • @Gärtnerin:

          Die SED Nachfolgeorganisation ist schon, was ich linksextrem nennen würde. Und sie hat sehr wohl zunehmende Macht.

          Allerdings: als Demokrat lehne ich eine Ausgrenzung konsequent ab. Deren Wähler sind zu respektieren wie alle anderen auch.

  • Zitat Lena Korte (Wahlkampf AFD Brandenburg, übrigens gesichert rechtsextrem):



    "...Abzuschiebende in den Flieger setzen, außer Landes bringen, ganz egal wohin. Kotré spricht langsam, betont jedes Wort und sticht dabei mit dem rechten Zeigefinger in die Luft: "Hauptsache – sie – sind – weg...."







    Die gleiche Lena Korte, die im Wahlkampf gerne Kubotans, eine Art Metallstift zur "Selbstverteidigung" verteilen möchte.







    Auch das ist die AFD in Brandenburg, von der Frau Zeh offenbar nichts mitbekommen möchte. Man will es sich natürlich auch nicht zu schwer machen, wenn man in einem Dorf lebt, das bei der letzten BTW 57% der Erststimmen der AFD gegeben hat.







    Das ganze Interview ist Verharmlosung pur und hat nichts mit blinden Großstadtbubbles, Arbeitsplatzverlust auf dem Land oder Erfahrungen mit einer Diktatur vor 40 Jahren zu tun. Vielleicht hat sie in einigen "taktischen" Punkten Recht, wie dem Eigentor der Brandmauer oder dem Risiko eines Verbotsverfahrens. Aber zu glauben, dass Menschen eine Partei wählen, die offen fremdenfeindliche Positionen auf den Wahlplakaten zeigt, selbst ganz liebe einfache Leute sind, ist bestenfalls naiv!



    Umfeld prägt halt auf Dauer, echt traurig.

  • War datt Gras nicht in Ordnung ?



    OBACHT Frau Zeh, unterstellen Sie nicht etwas zuviel Intellekt bei den Konsumenten ihrer öffentlichen Person ?



    54 % im Dorf wählen die rechtsextremistische, undemokratische, menschenverachtende Partei der Ahnungslosen - die AfD und datt Frau Zeh möchte diesen Leuten also in Talkshows & jetzt wohl auch hier in der TAZ ein Gesicht, eine Stimme geben, nicht nur ein Gesicht - sondern das Gesicht von Juli Zeh, auch wenn Frau Zeh es besser finden würde die, im speziellen ca. 40 AfD Bauern aus ihrer Wahlheimat, würden selber sprechen.



    Sie gibt sich öffentlich als Projektsionsfläche einer rechtsextremistische Partei her, wie naiv & gefährlich von Frau Zeh.



    Dazu die Wählerschaft der AfD differenziert betrachten zu wollen, jeder mit seiner Wählerstimme - und sei er noch so politsch ein Depp, macht sich mit der Abgabe seiner Stimme für die AfD zum Rechtsextremisten. Soviel Hirn sollte bei einem Wahlberechtigtem wohl vorhanden sein, falls dieses Bewusstsein nicht vorhanden ist, wäre die Geschäftsfähigkeit und somit auch ein einhergehendes Wahlrecht zu überprüfen.

    Wer Autodiebe bittet, ein Stück mitgenommen zu werden, macht sich bewusst mit zum Dieb !

  • Mir ist in diesem Gespräch von Seiten Jule Zehs zu viel Relativierendes dabei, was die AFD aber auch deren Wähler betrifft. Manchmal hatte ich beim Lesen den Eindruck, hier tritt die Juristin in Verteidigerinfunktion auf, indem sie Wahlententscheidungen pro AFD zu rechtfertigen versucht. Das Beispiel mit dem Schulweg und dem damit verbundenen Verlust des Arbeitsplatzes, zeigt ihrer Meinung nach exemplarisch den Weg hin zur AFD. Dieser tragische Umstand bietet laut Zeh Grund genug für die Betroffene jetzt AFD zu wählen. Ist es aber nicht, und ob die Mutter so denkt ist ja aus dem Gespräch auch nicht ganz ersichtlich.



    Zeh stimmt ein in den Kanon "nichts funktioniert, alles ist schlecht u.s.w.",



    Ihre Analyse ist zwar sehr wohl eine Zustandsbeschreibung, zeigt aber leider keine Lösungen auf 'weg von der AFD', sondern bietet, wenn wohl auch nicht direkt gewollt, eine quasi Rechtfertigung für deren Positionen.

  • "Christian ist der feinste Mensch, den ich kenne, AfD-Wähler, übrigens" - so lautet ein Satz aus einem Roman von Juli Zeh. Kontext hin oder her, ich halte dieses Verständnis für die AfD und ihre Wähler für unerträglich. Der Grund dafür mag in scheinheiliger Pseudomoral liegen, vielleicht will Frau Zeh es sich aber auch einfach nur mit ihren Dorfnachbarn im schönen Brandenburg nicht verscherzen und verklärt feigen Opportunismus als Verträglichkeit und Umgänglichkeit. Wer sich aber den Ungeist der erstarkenden Rechten ohne jegliche Beschönigung bewusst macht, kann sich aus meiner Sicht gar nicht so sehr verstellen, dass nicht die einzig passende Reaktionsweise zum Ausdruck drängt und vielleicht als bitteres, bitter notwendiges Gegengift ihre Wirkung entfaltet: abgrundtief angewidert zu sein!

    • @Waldgaenger:

      Aha…und wie ist das wenn Ihr selbst am neuen Wohnort (oder auch am alten, spielt ja keine Rolle) einen sympathischen und hilfsbereiten Menschen kennenlernt, der sich dann aber leider als AfD-Wähler outet…was dann?

    • @Waldgaenger:

      Cool. Du meinst, Deine persönliche Ekelgrenze bringt die AfD runter? Du willst die - je nach Bundesland - 10 bis 40 Prozent der Wähler vom politischen Diskurs ausschließen? Hast Du Beispiele, wo das eine gute Idee war, außer sich besser zu fühlen?

      • @echnaton192:

        Niemand wird ausgeschlossen. Nur bestimmte politische Positionen sind ausgeschlossen. Die Anhänger der AfD können sich gerne einbringen mit Meinungen und Positionen, die im Rahmen von Verfassung und Anstand bleiben.

    • @Waldgaenger:

      Eine Gesellschaft, die ob anderer Meinungen und Überzeugungen nicht den Impuls hat, zu diskutieren, sondern nur abgrundtief angewidert zu sein, erscheint mir auch nicht gerade attraktiv.

      Ich bin beeindruckt von der ehrlichen Empathie der Frau Zeh.



      Sie nimmt die Menschen wahr und ernst, die nicht „auf Linie“ sind, interessiert sich für sie. Will verstehen, was sie antreibt.

      Unsere Politiker und andere Weltverbesserer wären gut beraten, sich davon mal eine Scheibe abzuschneiden.

      Es liegt mir fern, AgD zu wählen. Die Anderen in all ihrer Arroganz allerdings ganz sicher auch nicht. Aber das muss in einer Demokratie jeder für sich entscheiden.

      • @Hungerboomer:

        Allein schon, dass Sie die Treue zum Grundgesetz als „Linie“ verächtlich machen…

    • @Waldgaenger:

      Zustimmung!

      Ansonsten kann Zeh sich ja mal die Interviews mit Winifred Wagner ansehen und wer für die einer der feinsten Menschen war, den sie kannte.

      • @Suryo:

        Liggers & gehe sicherlich nicht fehl in der Annahme - daß es sich “nett“ um den “Chef“ handelt. Woll



        Bis zum Arbrechen in



        “Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei“



        Vom Reichsklumpfuß (“Guter Redner - lausiger Schreiber“ Hanns Mayer;)



        auch zu Winifred angeführt - wa!



        Aber Wiglaf Droste hat schon recht



        “Nett - sind sie alle - Vorsicht Falle!“ •

    • @Waldgaenger:

      Den Eindruck habe ich auch, dass Frau Zeh es sich nicht mit den Dorfnachbarn verscherzen will. Die Alternative wäre dort isoliert zu leben und mit Anfeindungen zu leben, wie diese Lehrkräfte in Burg: www.rbb24.de/panor...mismus-schule.html

      • @Hannah Remark:

        Das ist die konsequenteste Lösung des Dilemmas, einerseits die dem Rechtsruck zugrundeliegende Denkweise abzulehnen, andererseits mit dem betreffenden Leuten im Alltag konfrontiert zu sein. Voraussetzung dafür ist aber eine selten anzutreffende Charakterstärke, die so ziemlich jedem Anlass zur Selbstkritik gibt.

        Wenn aber jemand meint, mit grenzenloser Empathie, als "Genie des Herzens" oder mit der Nächsten- und Feindesliebe des christlichen Erlösers mehr zu erreichen und die betreffenden Leute umstimmen zu können: Nur zu und viel Erfolg! Wer diesen Weg wählt, möge nur aufpassen, dass sich nicht am Ende auch ein unendliches Verständnis gegenüber etwas einstellt, das es wahrlich nicht verdient hätte: der rechten Programmatik als solcher.

    • @Waldgaenger:

      Und was machen Sie dann nach dem Angewidertsein?

      Die Leute lösen sich ja nicht einfach in Luft auf.

  • Juli Zeh bekundet Befund, Mehrheit AfD Wähler hat keine Erwartung an Partei. Da befindet sich AfD Mehrheit mit Mehrheit Wählern SPD, CDU, CSU, FDP außer Linkspartei im selben Wartesaal umgeräumt zum Wettbüro in Gesellschaft von Medienvertretern, Vertretern von Anwaltskammern, Richterbund, Kultur, Sport, Gewerkschaften, Krankenkassen, Kirchen, Parteien, Ostausschuss der Wirtschaft, Wirtschaftsverbänden, auch sie hegen keine Erwartungen an gesellschaftliche Corporate Identity zu deren Geist sie sich zu Loyalität berufen geben im Sinne Gemeinwohl Handlungskompetenz. Dabei führen sie gemeinsam einsam jeder für sich in Echokammern deutsches Theaterstück der Erwartungslosigkeit auf, tun überrascht, wenn sie auf Gemeinsamkeit Wartens angesprochen werden. Dieses deutsche Theaterstück ist Dauerbrenner, der für Empörungsökonomie steht die durch Kopf iaus dem Fenster Fahrt durch Fahrtwindwind vortäuscht, wie in letzten Tagen Weimarer Republik Jahreswechsel 1932/1933 bis zur Ankunft Schwarzen Schwans damals Adolf Hitler, einem Ereignis, mit dem Niemand rechnen konnte und doch viele Wetten laufen hatten. Während an Börsen Erwartungen nur gehandelt werden, lebt Demokratie von Erwartungen an sie

  • Ob Zeh, die sich (indirekt) für die ungeordnete Migration ausspricht, indem sie an den Sympathisanten der AfD Kritik übt, mit der damit einhergehenden Veränderung der Gesellschaftswerte, vor allem mit Blick auf das Frauenbild, sich selbst einen Gefallen bereitet, muss stark angezweifelt werden; es scheint, dass Zeh mit der Antizipation ihrer politischen Gedanken insofern auf Kriegsfuß steht, dass sie sich deren Konsequenzen mitnichten bewusst ist!

    • @Martin Kienzle:

      Juli Zeh ist also für Umvolkung?

  • Willy Brandts "Mehr Demokratie wagen" erschall just zu einer Zeit, als die Gesellschaft nicht weniger polarisiert war. Mir gefällt da Zehs vehementes Eintreten für demokratische Prozesse, auch wenn uns nicht jedes Ergebnis gefallen mag. Entscheident für eine Demokratie ist ihr langfristiger Erfolg und dafür braucht es gerade jetzt mehr Mut.

    • @DieLottoFee:

      So wie in Ungarn?

  • Ich bin entsetzt von der Verharmlosung der AfD-Wähler durch Frau Zeh.



    Das sind deutschnationale Extremisten, die Menschen anderer Herkunft und Hautfarbe ablehnen - aus dem Ossi Spiesser Schrebergarten. Deren Verachtung für die Eliten ist nichts Anderes als Arroganz des Primitivismus und der Ignoranz.



    Dass Frau Zeh die Ukraine nicht unterstützt, disqualifiziert sie zusätzlich.



    Danke an Eure Redakteure, die von dem naiven Geschwätz offenbar ebenso konsterniert waren. Ja, ich finde auch Frau Zeh sollte lieber zum BSW wechseln. Das ist die pseudo-intellektuelle Variante der AfD. Aber keinen Deut besser.

  • Frau Zeh verteidigt dass Demokratieverständnis vieler im Osten, die eine Dichotomie sehen zwischen Bürgern und Politikern und beklagen, dass „die Eliten angeblich Entscheidungen treffen, die nicht vom Volk getragen sind.“ Dass es in der Bevölkerung Mehrheiten gibt, die sich in der Politik nicht abbilden, ist erstmal eine Behauptung, die für jedes Thema genau geprüft gehört. Selbst wenn sie stimmt: In der repräsentativen Demokratie entscheidet nun mal nicht das Volk direkt, sondern dessen gewählte Vertreter. Und wenn das Parlament in der Mehrheit z.B. gegen eine nennenswerte Einschränkung der Zuwanderung ist, dann ist das auch Demokratie. Warum lassen wir zu, dass sich Rechtsextreme als die wahren Demokraten gerieren können, und warum hat Frau Zeh dafür Verständnis?

    Zur Brandmauer: Bisher hat die AfD keine Mehrheiten für echte Einflussnahme. Die Brandmauer ist eben nicht gescheitert, denn ihr Ziel war nicht, die AfD klein-, sondern sie von der Regierung fernzuhalten. Ob das auf Dauer gelingt, ist nicht ausgemacht. Eine liberaldemokratisch denkende Mehrheit gibt es nach wie vor, und die muss sich nicht zwangsläufig immer kleiner werden. Mehr Mut und Selbstbewusstsein uns allen!

  • Frau Zeh verharmlost die Wählerschaft der AFD und die Gefahr, die von der AFD ausgeht. Dabei brächte es dringend einen Schriftsteller oder eine Schriftstellerin, die den Erfolg der AFD in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten untersucht. Es geht um die Wurzeln des Faschismus, die in der BRD und der DDR in verschiedenen Formen überdauerten und den Nährboden für neues rechtes autoritäres und rechtsextremes Denken liefern.



    Es ist eine Mähr zu behaupten, den Menschen auf dem Land gehe es schlecht, weil die Parteien versagen.



    In Ostdeutschland gibt es hautsächlich landwirtschaftliche Großbetriebe, die, wenn sie gut geleitet sind, auch Erfolg haben.



    Dem Handwerk geht es gut. Häuser sind propper und gepflegt. Warum also wirkt das Gift des AFD bei fast jedem zweiten In Ostdeutschland? Antworten darauf liefern Medien und Kunst sehr wenige,

    • @Lindenberg:

      "Warum also wirkt das Gift des AFD bei fast jedem zweiten In Ostdeutschland? Antworten darauf liefern Medien und Kunst sehr wenige,"

      Wenn ich ein Rassist bin und dumm genug zu glauben, dass nach unten treten die Welt für mich persönlich besser macht, und wenn ich dann noch zwischen den Zeilen eines Parteiprogramms ganz gut lesen kann, dann wähle ich im Osten CDU.



      Wenn ich zu letzterem zu blöd bin, wähle ich halt den ganz offenen und plakativen Rassismus der AfD.

  • Was für ein Interview, was für ein guter Journalismus!

    Was für zwei knüppelharte Journalisten, was für ein Nachfassen, was für ein offenes Visier, welches unbeirrte Linie....welche Ruhe und welche Qualität im Frage- und Antwortduell.

    Auf die Schriftstellerin trifft Gleiches zu.

    Mir ist es schwindlig, ich glaube nicht was ich hier in Frage und Antwort erlebe.....

    Knallhartes und gut vorbereitetes Team, unerschüttert in seiner Grundüberzeugung, trifft auf ein Gegenüber mit gleicher Qualität.

    Und es geht....es geht..... kein Hass, keine Verachtung für die Andere Seite.

    Mir wurde endlich klar... nur schwarz und weiß, nur eingefahrenes Denken und nur Verachtung für für ein Rechts oder für ein Links bringt uns nicht weiter.

    Wenn nur eine handvoll taz Leser, erkennen ....auch wenn es ihnen wehtut.... eine AfD Zustimmung/Akzeptanz bedeutet nicht automatisch.....mir sitzt ein Nazi gegenüber.

    Guter, nachdenklich machender Journalismus.... da mach ich mal wieder meinen Geldbeutel für die taz auf.

    • @Fairness85:

      "Wenn nur eine handvoll taz Leser, erkennen ....auch wenn es ihnen wehtut.... eine AfD Zustimmung/Akzeptanz bedeutet nicht automatisch.....mir sitzt ein Nazi gegenüber."



      Na, dann hat Frau Zeh ja schon viel erreicht bei ihrer Verharmlosung des Faschismus.

  • "Frau Lang-Lendorff und Herr Unfried! Demokratie ist nicht, wenn Menschen Dinge wählen, die man selbst gut und richtig findet!"



    Danke, Frau Zeh. Ich finde Ihre Positionen sehr bedenkenswert und einen Lichtblick in der Debatte.

  • Zeh interessiert sich nicht für Ideologien, Parteibücher und Programme, sondern bewertet Dinge aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung und Überzeugung. Diese Haltung gefällt mir.

    • @drrainerklimkeaufalarich:

      Dinge nur nach "persönlicher Erfahrung" zu beurteilen, führt oft ins Fehlurteil. Schließlich erfährt man nicht alles in eigener Person (Gott sei Dank!).

    • @drrainerklimkeaufalarich:

      Mir auch!

    • @drrainerklimkeaufalarich:

      Vermutlich interessiert sie sich auch nicht für Konsequenzen. Sonst würde sie gerade als Juristin ahnen können, dass und wie die AfD die demokratischen Institutionen kaputt machen wird (siehe USA). Will sie das?

    • @drrainerklimkeaufalarich:

      Jaja, was sind schon Neonazis, wenn Frau Zeh nen guten Eindruck von ihnen gewonnen hat

  • Kann es sein, das Frau Zeh die letzten 2 Jahrzehnte ein wenig sehr weit weg vom „Schuss" lebt?



    Denn den AFD Anhängern, auch in der Brandenburgischen Provinz, die immernoch der Meinung sind, das die AFD endlich mal was für die kleinen Leute und Rentner macht, empfehle ich einen Blick in die USA.

    Hier ein kleiner Einblick in die Wirklichkeit.

    youtu.be/Phq71beWW...i=ZrIvjv_r9xp6BGwN

    • @Thomas Böttcher:

      Interview gelesen und verstanden?

      Zeh sagt nicht, dass die Leute von der AfD viel erwarten. Sie sind nur von den anderen Parteien/Blockparteien/Altparteien enttäuscht. Wäre das BSW im Bundestag, gäbe es eine Alternative zur Alternative...

    • @Thomas Böttcher:

      Verstehe ich jetzt nicht, Frau Zeh weist doch ausdrücklich darauf hin dass die ihr bekannten AfD-Wählenden sich auch keinen Illusionen diesbezüglich hingeben und diese Partei eher aus Protest wählen.

    • @Thomas Böttcher:

      Das wissen wir. Und die Wähler aus den Fly-Over-States ahnen es zumindest. Aber weißt Du, wer ganz sicher nichts für sie tat? Die Globalisierungsfetischisten der etablierten Republikaner und Demokraten, die global investierten und ganze Landstriche ohne jede Perspektive verarmen ließen, weil in China in totaler Ausbeutung analog Ende des 19. Jahrhunderts in Europa billiger produziert wurde.

    • @Thomas Böttcher:

      Die AfD wird für die kleinen Leute nixht gut sein. GENAUSO WENIG WIE trump in den USA.



      Aber Sie irren, wwnn Sie glauben, dass deswegen weniger Personen die AfD wählen. Denn Sie wählen die AfD in erster Linue, weil die etablierten Parteien nichts für die kleinen Leute machen

    • @Thomas Böttcher:

      Und was sagt sie eigentlich zu Leuten wie Steffen Kotré und seiner Frau Lena?

      Ganz normale Menschen, wie sie Brandenburg so liebenswert machen, was?

  • Das sind einfach nur naive Positionen die Juli Zeh in Hinsicht auf die AfD und ihre Wähler vertritt und unterm Strich betreibt sie damit nicht nur eine Verharmlosung des Rechtsextremismus sondern trägt auch zur erfolgreichen Diskursverschiebung der Rechten bei.

    Derartige Positionen öffentlich vertreten, tragen dazu bei der AfD Tür und Tor zu öffnen und sich noch weiter in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren.

    Wer ernsthaft glaubt das lediglich die Verachtung für die Eliten und speziell für die Politik die treibende Kraft für AfD Wähler ist, der hat versäumt ganz viele nationale und internationale Studien zum Thema zu lesen.

    Sozioökonomische Gründe sind ein Schwerpunkt, nicht minder aber eint AfD Wähler Fremdenfeindlichkeit und völkisches Gedankengut.

    Und wie jemand der mit dem Verfassungsrecht vertraut ist, ernsthaft davon ausgehen kann, das AfD Funktionäre es begrüßen würden wenn man ein Verbotsverfahren einleitet, ist mir absolut schleierhaft.

    Da haben die Reaktionen der AfD Funktionäre schon bei der Hochstufung durch den Verfassungsschutz eine andere Sprache gesprochen. Es gab sogar ein internes AfD Memo mit der Anweisung sich etwas gemäßigter zu äußern. Noch Fragen?

    • @Sam Spade:

      Mal von der Theorie in die Praxis wechseln wäre mein Hinweis.



      Seit 10 Jahren steigen die Zustimmungswerte der AfD, trotz Brandmauer.



      Weil alle so gute Politik machen und die Probleme Infrastruktur, Demographie, Verteidigungsfähigkeit, Wohnraum,... gelöst wurden? Ja sicher, das ist die Praxis.



      Und jetzt..... sagen Sie eher, also Theorie, dass das daran liegt, dass hie oder da mal einer doch auf Gemeinderatsebene oder im Bundestag ein Türchen für die AfD aufgemacht hat.



      Naja, so wird das nix mit der AfD Nullung.

    • @Sam Spade:

      Hervorragend analysiert!

    • @Sam Spade:

      Diverse nationale Studien stützen doch Frau Zeh.

      Die Studien, wonach die AfD nur eine Defizitpartei ist.

      Sie wird nicht gewählt, weil sie das tolle Programm liefert, sondern weil die anderen so schlecht sind.

      Die Studien, nach denen nur ein relativ geringer Anteil der Wähler ein dezidiert rechtsextremes Weltbild hat.

      Die Studien, dass eine Mehrheit in diesem Land - auch ein überraschend großer Anteil im AfD-Fanclub - nicht das Asylrecht an sich in Frage stellt, sondern zahlenmäßig weniger Flüchtlinge aufnehmen will. Zudem soll durch Migration die Gesellschaft nicht verändert werden.

      Die Studien, die erklären, wer warum fremdenfeindlich wird.

      Jemand, der Ahnung von Verfassungsschutz hat, ahnt womöglich, dass die Begründung für ein Parteienverbot mager ist.

      Als Punkte des Gutachtens an die Presse durchgestochen wurden, kam ja wenig Substanzielles rüber.

      Das Memo zur Mäßigung würde jeder Rechtsanwalt der AfD als Beleg verwenden, dass nur Einzelne in der Partei rechtsextrem sind und die Partei versucht, diese zu bekämpfen.

      Sie merken, da bleiben noch eine ganze Menge Fragen.

      Vor allem, wie man denn nun die Wähler konstruktiv einbindet und von der AfD wegholt.

    • @Sam Spade:

      Zitat: - "Derartige Positionen öffentlich vertreten, tragen dazu bei der AfD Tür und Tor zu öffnen und sich noch weiter in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren."

      Frau Zeh wohnt an einem Ort, wo die AfD bereits in der Mitte der Gesellschaft etabliert ist. Über den Literaturbetrieb kennt sie aber auch den entgegengesetzten Ort. Sie gibt dort ihre Erfahrungen und Einschätzungen von der anderen Seite der "Brandmauer" wieder.

      Wenn solch eine Position in liberalen überregionalen Medien keinen Platz mehr fände, dann wäre die "Brandmauer" alsbald eine Mauer zwischen Milieus und Regionen, zwischen Zentrum und Peripherie.

      • @Kohlrabi:

        Es geht nicht darum das derartige Aussagen "kein Platz in liberalen Medien" mehr haben dürfen, sondern darum das Aussagen von Personen wie Juli Zeh, die in der Öffentlichkeit über ein gewisses Renommee verfügen, auf einen ganz anderen Widerhall stossen und gerade dieses sensible Thema ein hohes Maß an Verantwortung verlangt.

        Das hat sie vermissen lassen, indem sie von sich aufs Ganze schließt und jegliche Differenzierung ausser acht lässt.

        Es mögen nicht alle AfD Wähler in ihrem Dorf überzeugte Rechtsextreme sein und die Demokratie ablehnen, ändert jedoch nichts daran das in deren Menschenbild Teile der AfD Positionen fest verankert sind.

        Wäre es nur der Frust gegenüber den Eliten der sie zur AfD tendieren lässt, dann müsste man diesen Menschen so einiges an geistigen und emphatischen Fähigkeiten absprechen. Dieses dürfte aber nur bei einem geringen Teil der Fall sein.

        Oder frei nach Jean Amery "sie wussten ganz genau was sie da tun".

        Unter diesem Aspekt ist es eine verantwortungslose Verharmlosung der Problematik, die Juli Zeh hier betreibt.

        • @Sam Spade:

          👍👍👍👍

    • @Sam Spade:

      … anschließe mich

    • @Sam Spade:

      Absolut richtiger Kommentar!

  • Frau Zeh lese bitte mal taz.de/Verharmlosu...remismus/!6015092/ , da wird auf statistische Fakten hingewiesn bezüglich Afd-WählerInneN: 70% sind für das Programm der AfD! Natürlich sind das, da hat sie Recht, keine Rechtsradikalen, sondern eher schlimmer, Rechtsextreme. Natürlich noch keine Extremisten, die Pogrome begehen, aber extreme politische Auffassungen unterstützend.

    • @Uwe Kulick:

      "70% sind für das Programm der AfD!"

      Und wie viele davon kennen das Programm?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich möchte nicht wissen, wie viele hier das Programm nicht kennen. Wie vielen es reicht, erzählt zu bekommen, „die sind rechts und böse, dagegen müssen wir aufstehen“.

        Außerdem ist das Programm nicht das Problem, sondern die Figuren dahinter.



        Das eint sie dann wieder mit den anderen Parteien.



        Den einen vertraut man nicht, weil man befürchtet, wahrscheinlich zu Recht. Den anderen vertraut man nicht mehr, aus Erfahrung.



        Er hat es auch nicht leicht, der Wähler. Gescholten wird er in jedem Fall.

    • @Uwe Kulick:

      Auch da sagt Zeh, dass das Programm nicht undemokratisch und gefährlich ist, nur weil es einem persönlich nicht gefällt; siehe ihr Schweiz-Beispiel.

    • @Uwe Kulick:

      Sie zitieren ungenau:



      Im von Ihnen verlinkten Artikel steht, die Wähler wählen die Partei wegen ihrer Forderungen.

      Da genügen einzelne Forderungen.

      Die AfD werde aber nicht als Protestpartei gewählt.

      Frau Zeh sagt da nichts anderes

      Im verlinkten Artikel steht zudem;

      "82 Prozent der befragten AfD-­Wäh­le­r:in­nen sagen über ihre Partei, es sei ihnen „egal, dass sie in Teilen als rechtsextrem gilt, solange sie die richtigen Themen anspricht“.

      Exakt das sagt Frau Zeh.

    • @Uwe Kulick:

      Auf welche Punkte im Programm der AFD beziehen Sie sich denn bitte? M.E. steht da nichts drin, was die seligen Dregger und Strauß nicht mitgetragen hätten. Aber vielleicht habe ich etwas überlesen. Mit den beiden in CDU/CSU hätten wir die AFD heute nicht. Einfach nur persönliche Horrorvorstellungen auf eine Partei zu projizieren greift zu kurz.

  • Ein wirklich allen Nachdenken wertes Interview.

    Juli Zeh: "Der durchschnittliche AfD-Wähler will nicht das Parlament abschaffen."

    Was mir an der AfD wirklich Angst macht: Diese Diskrepanz zwischen den verbalen Äußerungen der AfD-Anhängerschaft z. B. gegenüber den Arbeitslosen, die extrem radikal sind, teils bewusst am Grundgesetz vorbei argumentiert, aggressionsgeladen und mindestens "wenig menschlich", und den vielleicht sogar viel weniger schlimmen menschlichen Haltungen, die dann gelebt werden, mag es wohl geben. Das wäre schon ein Glück.



    Dieser verbal geäußerte Radikalität traue ich eines aber zu: Das gewähren lassen. Wenn die AfD als Partei (mit-)regiert, die Partei würde diese Radikaltät z. B. gegen die Arbeitslosen umsetzen, gegnüber Geflüchteten sowieso. Würde dann Widerspruch, Widerstand aus den Reihen der eigenen, anständigen Mitglieder- u. Wählerschaft, die vielleicht aufwachen und Nein sagen würden? Oder würde man da vielleicht sogar mit einer gewissen Sorge dabei, das doch "lieber nicht tun"?



    Eine Partei wie die AfD hat besondere ideologische Macht über ihre Anhängerschaft. Die Radikalen der Partei handeln u. lassen die Anhänger zusehen u. die machen dabei mit.

    • @Moon:

      Ihre Gedanken zum Mitläufertum und zum Gewährenlassen sehe ich auch als einen sehr wichtigen an. Genau dazu würde es kommen. Das zeigt ja unsere Geschichte des Nationalsozialismus, und in den USA ist ähnliches zu beobachten.

  • Welch ein Interview in der taz. Alles was Frau Zeh berichtet über das Zusammenleben mit AfD-Wähler kann ich so unterschreiben.



    Verdruss nicht Menschenhass ist bei den allermeisten AfD-Wählern der Motor diese Partei zu wählen.



    Glaubt mir hier nie einer. Vielleicht hilft ja dieses Interview von der 'Front' mal ein paar Lesern ihre Sicht aus ihrer entfernten Innenstadtperspektive zu überdenken.

    • @Saskia Brehn:

      Ich empfehle da mal den Artikel bei "SPON" "Wie die AfD Angst verbreitet".



      Ansonsten verharmlosen Sie was das Zeug hält.

    • @Saskia Brehn:

      Es ist also Verdruss, wenn in den Chor der Regierenden eingestimmt wird, daß "zuviele Ausländer" im brandenburgischen Kleinstadtbild rumrennen, daß AlgII-Berechtigte Schmarotzer sind, daß "die in Berlin" "uns" des Fleisch, Autos, IndianderundCowboy, ..., und öffentlich geäußerte Menschenverachtung verbieten wollen?



      Hass isses auch ned, sondern des letztgeäußerte (Menschenverachtung).

    • @Saskia Brehn:

      Glaubt auch zurecht keiner, da die Fakten dagegen sprechen.

      Über die Wahlgründe für Parteien vom rechtspopulistischen bis zum rechtsextremen Spektrum gibt es Studien und Analysen in ganz Europa.

      Wählen sie aus zwischen Niederlande, Belgien, Österreich, Schweiz, Norwegen, Schweden oder Dänemark. Ich sende ihnen dann die Links für den Zeitraum 23-25.

      Für Deutschland empfehle ich die Studie "AfD - Radikalisiert und etabliert" der Otto Brenner Stiftung oder die Studien des SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen.

      Auf Anfrage hätte ich aber auch Links von anderen deutschsprachigen Studien zum Thema von 2017-25 im Angebot.

      Aus diesen Studien ist klar zu entnehmen das ihre Aussage nicht nur nicht haltbar ist sondern auch eine gefährliche Verharmlosung des Themas darstellt.

      Die Ablehnung der AfD Wähler gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund liegt in einigen Studien über 50%, gegenüber Flüchtlingen sogar 75%.

      Sieht in Europa nicht viel anders aus. In Dänemark, Norwegen, Schweden, Niederlande und Schweiz ist es die Fremdenfeindlichkeit die an erster Stelle für den Zuspruch rechter Parteien sorgt, nicht der Frust gegenüber den Eliten.

      • @Sam Spade:

        Soziologische Studien nach heutigen wissenschaftlichen Standards (Unglaubliche Fortschritte in der Methodik, nicht nur in den Naturwissenschaften) bringen sicher mehr Erkenntnis als Erzählungen einer Schriftstellerin.

        Das ganze erinnert mich an JD Vance und seine Hillbilly Elegy, wo er auf Kosten realer Menschen zunächst das Bedürfnis der Leser, die Trumpwähler zu verstehen, zu bedienen schien. Vielleicht meinte er es damals ehrlich, auf jeden Fall hat Peter Thiel darin den Hang zur Selbstverherrlichung ohne jede Empathie erkannt und ihn zu dem aufgebaut, was er heute ist. Wenn euch wirkliche Literatur über die Appalachen interessiert, Demon Copperfield von Barbara Kingsolver.

      • @Sam Spade:

        Sie schreiben am Thema vorbei. Wenn 50-75% Migranten ablehnen, heißt das nochnicht, dass die AfD genau deshalb gewählt wird. Vielmehr sind es multiple Gründe, plakativ auch das Thema Migration. Nach meiner Einschätzung aber eher ein Verstärker, dass schlechte Politik gemacht wird und nicht der Hauptgrund.



        Gegenthese: Wenn Schulen, Renten, Infrastruktur, Wohnraum.... alles top wäre, dann wäre das Thema Migration kein AfD Trigger.

    • @Saskia Brehn:

      Was ändert dies denn wenn letztlich die AfD-Politiker Faschisten sind?

    • @Saskia Brehn:

      Ganz ehrlich? Es bestärkt mein Gefühl der Entfremdung von den Provinzler:innen.



      Denn dem Verdruss könnte man ja Herr werden, indem man mal irgendwas Vernünftiges wählte. Ich bin mit den Landesregierungen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen ganz zufrieden; die kommen weitgehend ohne rechtskonservativen oder noch schlimmeren Schwachfug aus.



      Wenn alles so schlecht ist, müsste man es doch mit den Idealist:innen halten, die es besser machen wollen, oder? Stattdessen diejenigen zu wählen, bei denen es erwiesenermaßen noch schlimmer war und wieder werden wird, ist einfach nur Quatsch!

    • @Saskia Brehn:

      Wer als erwachsener Mensch eine Partei wählt, die rechtsextrem ist, ist selbst Rechtsextremist.

      Wer die Demokratie und die Menschenrechte abschafft, weil er verdrossen ist, der war nie Demokrat und hatte auch nie etwas für Menschenrechte übrig.

      Es gibt einfach keine Rechtfertigung für die Wahl der AfD. Wähler sind erwachsen. Ihre Wahl ist ihnen voll und ganz zuzurechnen.

  • " Der durchschnittliche AfD-Wähler will nicht das Parlament abschaffen." (Zeh)



    Der durchschnittliche AfD-Wähler vielleicht nicht - Ich hege jedoch den Verdacht, dass die AfD-Elite davon träumt, eines Tages die Herrschaft als Partei des "Volkswillens" ausüben zu können. Hatten wir da drüben schon einmal - das steckt den Menschen dort noch im Blut. Das Parlament ist dann überflüssig.

    • @Il_Leopardo:

      „Dort“? Die Demokratie wankt auxh in den „strukturschwachen“ (durch Globalisierung - aka „Ausbeutung“ - deindistrualisierten) Regionen des Westens.

    • @Il_Leopardo:

      „Das Parlament ist dann überflüssig.“

      Genau dahin steuern wir doch bereits. Diverse Kompetenzen an Frau von der Leyen und Co. abgegeben, über ein Drittel der gewählten Abgeordneten dürfen im Bund nicht mitspielen.



      Demokratische Wahlergebnisse werden ignoriert. Man meint, einfach immer „weiter so“ machen zu können. Etc..



      Demokratie geht anders.

      Demokratie ist gefährlich, -stimmt. Allerdings ist es wie mit der Freiheit: sperrt man sie ein, ist sie weg.

      Ich habe auch keine gute Lösung. Außer Politik, die alle Menschen ernst nimmt, vielleicht. Wie das geht? Wenn ich das wüsste, würde ich es tun.

    • @Il_Leopardo:

      Was "den Menschen" doch alles so "im Blut" zu stecken scheint! - Beängstigend, nicht wahr? Und vor allem "da drüben".

    • @Il_Leopardo:

      Die AfD würde so einen Staat wie Ungarn anstreben.

      In Ungarn gibt es natürlich noch ein Parlament.

  • Hui - so ein reflektiertes Interview, ein seltener Lichtblick. Frau Zeh ist offenbar nicht nur nach Brandenburg gezogen, sondern hat es auch verstanden. Mögen ihre Worte Gehör finden. Beim nächsten mal gerne den Teil mit der Verantwortung des Journalismus mehr ausführen, die tazzies können nur profitieren ;)

  • Fragen aus der Blase an jemanden, der außerhalb der Blase lebt und denkt. Ein gutes Interview. Schön, dass die TAZ diesen Schritt gewagt hat.

  • Muß man -ausnahmsweise - der taz wirklich hoch anrechnen; dass sie dieses Interview veröffentlicht hat.

    Juli Zeh bleibt ob der nicht wenigen Suggestivfragen absolut souverän und benennt entsprechend auch diesen taz-Journalismus als das, was er ist.

    Ein Grund also, hier doch immer mal wieder reinzuschauen!

    • @sutrebe:

      Reinschauen. Tun Sie das. Die Seitenwende haben Sie ja auch hinbekommen.

  • Das größte Problem ist, dass viele Menschen/WählerInnen so schlecht über Politik, politische Zusammenhänge und Zuständigkeiten informiert sind. Es ist erschreckend was man da so teilweise hört.

  • Ja wie? Was bitte sagt denn 🤖?



    Juli Zeh Panzer" bezieht sich auf die Schriftstellerin Juli Zeh und eine Kontroverse, bei der sie wegen ihrer kritischen Haltung zu bestimmten politischen Themen, insbesondere Waffenlieferungen und Gendern, als "Panzer-Juli" diffamiert wurde, was zu heftigen Debatten über Meinungsfreiheit und politischen Diskurs führte, besonders nach ihrem Aufruf, die AfD nicht pauschal auszugrenzen. Zeh ist eine bekannte Juristin und Autorin, die oft gesellschaftliche und politische Themen in ihren Werken und öffentlichen Äußerungen behandelt, wie auch bei Diskussionen über die „Brandmauer“ zur AfD.



    Hintergrund der Kontroverse: Der Spitzname "Panzer-Juli" entstand im Zuge der Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine und ihre Kritik am Gendern, wobei sie für ihre Positionen angefeindet wurde.



    Kürzlich äußerte sie sich dazu, dass der Versuch einer politischen "Brandmauer" gegenüber der AfD gescheitert sei, was erneut zu Diskussionen führte.



    Sie ist eine erfolgreiche, promovierte Juristin und Schriftstellerin, die seit 2018 ehrenamtliche Richterin am Verfassungsgericht Brandenburg ist und der SPD angehört.“

    “…Und die Birnen leuchteten weit und breit,…“

    • @Lowandorder:

      Und was hat das jetzt mit em Artikel zu tun? Ablenkungsmanöver von Scharf links?

      • @BS:

        Ja wie! Ach Sie!



        BS - der mit dem raaansten A - 🙀🧐& icke?



        🌶️ links?? ach du heiliger Strohsack!



        “Jung! Geh ins Bett!



        ‘N besssren Witz machste heute nicht mehr!



        Ansonsten 🤓 Fielmann?



        Lesen hilft vor allem bis zu Ende.



        Ich weiß - das fällt one-trick-ponys besonders schwer - wünsche Besserung im neuen Jahr 🎊🎉🍾

  • "Ich würde sagen, dass die Elitenverachtung von fast allen hier geteilt wird, selbst von Menschen, die nicht AfD wählen."

    Da muss man sich nur mal die Kommentare in der taz durchlesen. Um gegen Eliten und Politiker zu haten kann die AfD einen bereits vorgewärmten Ofen nutzen. Manche Parteien wie die Linkspartei betreiben dies sogar explizit und haben im Osten diese Elitenfeindlichkeit bereits geschürt als es die AfD noch gar nicht gab.

    • @Rudolf Fissner:

      Wir haben eine Elitenkontinuität seit dem Kaiserreich und diese Eliten haben sich selten für eine bessere Gesellschaft, für eine gleichberechtigte Teilhabe aller eingesetzt. Diese sogenannten Eliten haben den deutschen Faschismus ermöglicht und von ihm massiv profitiert und diese Profite in die BRD gerettet. Das ist dann ein wichtiger Bestandteil des angeblichen Wirtschaftswunders gewesen. Wie beim degenerierten Adel ist auch beim Geldadel äußerste Vorsicht geboten, er neigt sehr schnell zum Abbau von Grundrechten, wenn er finanzielle Vorteile verspricht. Siehe die Forderungen von Ministerin Reiche.

    • @Rudolf Fissner:

      Das war aber noch zu Zeiten der PDS.



      Die Politiker von Die Linke heute machen das schon lange nicht mehr.



      Hier in Thüringen beispielsweise verhielten die sich bis auf den Blumenstraußwurf vor Kemmerichs Füße immer absolut unauffällig. Ramelow achtete da auch immer sehr darauf, dass die gesittet auftreten.



      Nein die Verachtung für Politiker und Eliten ist vor allem geerbt hier im Osten, da brauchte es kein Schüren mehr - geerbt aus Zeiten der DDR und was die SED und die Kader da so gemauschelt haben.



      Darum habens auch die Grünen so unsagbar schwer hier im Osten - eine abgehobene Elitenpartei aus der Großstadt für die Großstadt. Das wird nie was werden in den Flächenländern des Ostens.



      Die könnten auch öffentlich n Benziner volltanken und Windräder schreddern und sie kämen trotzdem nicht auf 5% hier.

    • @Rudolf Fissner:

      Bei manchen steckt hinter der Kritik an Elitenfeindlichkeit nur die Angst vor der eigenen Bedeutungslosigkeit und dem Verlust der leistungslosen Bequemlichkeit.

  • „Sozialdemokratie. Nicht nur eine politische Idee, sondern eine Weltsicht. Wenn die Realität nicht so ist, muss man nicht gleich austreten. Man kann auch […] für etwas eintreten.“



    Ein schönes Fazit.

  • Vieles was Frau Zeh sagt ist sicher richtig, wenn auch nicht neu.

    Aber:



    was die AfD Wähler möchten und was die AfD umsetzen wird, so sie an der Macht ist, sind zwei unterschiedliche Dinge. Es wollte sicher auch nicht jeder Trump Wähler Projekt 2025, den momentanen Irrsinn dort. Bekommen haben die Amerikaner denIrrsi dennoch. Offen gestanden ist es mir daher egal, ob ein AfD-Wähler sich selbst als Faschist betrachtet. Er ermöglicht Faschismus, er handelt faschistisch.

    Man kennt den Spruch: wenn etwas riecht und aussieht wie ... dann ist es das auch.

    • @Warim Wilke:

      Sehr gut zusammengefasst!

    • @Warim Wilke:

      Nein. Ein Kollaborateur ist zurückholbar. Ein ideologisch gefestigter Faschist wie Höcke und sein Fanclub ist es nicht. Und 10 - 40 Prozent der Wähler für die Demokratie aufzugeben (je nach Bundesland) ist eine Anleitung zum Desaster.

      • @echnaton192:

        Erst mal: sorry für meinen fetten Tippfehler (Wurstfinger + Handy)

        @Echnaton.

        Das ist richtig, aber so wichtig es ist die Ursachen des allgegenwärtigen Frusts zu benennen, die Ursachen zu bekämpfen (was nicht getan wird, wir sprechen ja nicht einmal über Probleme und Lösungen, sondern nur noch über "Stadtbilder" u.ä.), diese Wähler zurückzuholen, so wichtig wäre es mMn auch klar zu artikulieren, dass man nicht Faschisten wählen kann, sich dann aber auf eine "so war es nicht gemeint" Position zurückziehen kann.

        Es gibt gute Gründe, dass bestimmte, ethisch nicht zu legitimieren Positionen lange stigmatisiert wurden. Zu kommunizieren: "Hey Du machst gerade Faschismus möglich, bist aber sonst einen feiner Typ,", das ist nicht gut.

        Jeder Mensch hält sich selbst für gut und baut sich im Zweifel Rechtfertigungskrücken um sich in diesem Selbstbild zu bestätigen. Ihm klar zu sagen DAS geht nicht, ist deshalb extrem wichtig.

    • @Warim Wilke:

      Danke für den Kommentar!

  • Die afd steht nicht allzu weit weg von Regierungsbeteiligung.

    Wollen wir ihnen wirklich noch beibringen dass "falsche " Partei Mitgliedschaft zu Ausschluss aus jobs führen soll?



    In Konsequenz müssten dann alle Ämter von partei Soldaten besetzt werden....

    • @Todesfister:

      "Wollen wir ihnen wirklich noch beibringen dass 'falsche' Partei Mitgliedschaft zu Ausschluss aus jobs führen soll?"



      Denen musst du nichts mehr beibringen. Das ist bei denen längst im Detail geplant. Du siehst es bei ihren Gesinnungsfreunden in den USA. Da hat es nur wenige Wochen gedauert, bis dieser 'große Austausch' in der Administration angegegangen und umgesetzt wurde.



      Genau diese Naivität ist es, die man einer zur intellektuellen 'Elite' gehörenden Frau Zeh vorwerfen muss. Ihre Verharmlosung ist die Vorstufe zum faschistischen Untergang.

      • @Tiene Wiecherts:

        Also wenn diese Partei bereits vor der Wahl etwas bis ins Detail planen kann ist das eigentlich eine Kompetenzzuschreibung. Alle anderen Parteien müssen erst mal Kommissionen einsetzen deren Ergebnisse erst mind. 1 Jahr nach der Wahl Ergebnisse präsentieren. Und dann dauert es wohl ein weiteres bis diese umgesetzt werden, wenn überhaupt.

      • @Tiene Wiecherts:

        @Tiene Wiecherts.

        Danke.

  • Erst kamen das werbefinanzierte Fernsehen, wo jedes Jahr Abermilliarden für Schaumschlägerei und und Oberflächlichkeit verpulvert wurden, dann die EU-Osterweiterung, beides um dem Kapitalismus eine Freude zu machen. Später, als die Menschen langsam begriffen, dass das alles sich nicht im sozialen Gemeinwesen auswirkte, wurden nochmals die Tore aufgemacht und der Bürger noch verhöhnt, als die BK verkündete: "Wir schaffen das", und viele Linke jubelten mit. Und jetzt ist halt das eingetreten, was Juli Zeh beschreibt. Da werden sich halt viele gefragt haben, warum sie nicht die anderen wählen sollten. Aus Frust und Ärger, weil sie nur für blöd verkauft werden. Wenn sich das im Osten stärker auswirkt, dann deswegen, weil die ja noch das Schwafeln und Verarschen der DDR-Politiker quasi im Blut hatten.

  • Juli Zeh als Bundespräsidentin!

  • Es wurde einmal Zeit, die Bedingungen zu benennen, die den Rechtsextremismus fördern: Die fast grenzenlose Überheblichkeit der wirklich nur mittelmässig qualifizierten Parteisoldaten, die alles nur schön reden, weil sie sich persönlich so eingerichtet haben. Ganz ehrlich: Ohne Merz, Söder, Linnemann, Klingbeil, Spahn und wie sie alle heissen, könnte zumindest die Lage besser sein, wenn diese Parteien wirklich Leute aufstellen würden, die sich kümmern und die Realität, insbesondere die in den neuen Bundesländern zur Kenntnis nehmen und sich gleichzeitig auch an die Warnungen der Klimaforscher und Wissenschaft halten. Wenn jetzt noch die jungen Menschen den Glauben an diese Form der Demokratie verlieren, weil sie keine Zukunftsperspektive anbieten kann oder diese verleugnet, dann weiterhin 'gute Umnachtung' : Naseweise 'Linke' in ihrem blinden Hass auf 'Rechte' machen es ganz schwierig, die Gesellschaft (wieder?) demokratisch und gleichberechtigt zusammenzubringen. Eine 'Klasse' der Unterprivilegierten, die in der Politik eine demokratische Mehrheit abbildet, hat keine eigene Partei. Danke für das Interview !

  • "Frau Lang-Lendorff und Herr Unfried! Demokratie ist nicht, wenn Menschen Dinge wählen, die man selbst gut und richtig findet!" Bester Satz im Interview...gilt besonders auch für Salonlinke.

    • @Die_Mitte_machts:

      Sehe ich genauso. :-)

  • Ich wohne in einer Gemeinde mit 16 % AfD-Anteil, aber beunruhigt bin ich deswegen nicht. Diese Wähler sind häufig auch unzufrieden und suchen Schuldige, aber kaum wirkliche Lösungen. Die Politiker der AfD sind nicht an gut Politik interessiert, sondern wollen eher Chaos und persönliche Vorteile für sich, wenn sie an die Macht gelangen .Bin froh, dass wir eine stabile Regierung aus CDU/SPD haben. Wichtig ist, dass diese Leute jetzt Reformen anpacken, also Rentenreform (Alle müsssen in die Rente einzahlen, Politiker und Beamte auch), Krankenkassenreform (Warum laufen wir Deutsche so häufig zum Arzt?), Pflegereform (ein Riesenproblem für ärmere Menschen) sowie Reform der Bundesarbeitsagentur in Nürnberg. Wie effizient ist diese Behörde mit 100.000 Leute überhaupt noch ? Wenig Vermittlungserfolg, kaum Weiterbildungsmassnahmen und eine Chefin Andrea Nahles, die Arbeitslose verhöhnt, dass es schlecht aussieht für sie. Mit voller Hose läßt sich gut stinken. Dabei hat sie nur noch rechtzeitig einen hochdotierten Posten im politischen Versorgungsbetrieb bekommen.

    • @KLaus Hartmann:

      "Pflegereform (ein Riesenproblem für ärmere Menschen)"

      Wieso das denn bitte?



      Niemand zahlt die Pflege von seiner Rente, das reicht bei keinem. Den Rest zahlt der Staat oder die Kinder, wenn sie mehr als 100.000 Euro im Jahr verdienen. Daran ändert auch eine Pflegereform nichts.

    • @KLaus Hartmann:

      "... Bin froh, dass wir eine stabile Regierung aus CDU/SPD haben. Wichtig ist, dass diese Leute jetzt Reformen anpacken ..." Erwarten Sie von denen wirklich noch ernsthafte Reformen?

      • @Axel Schäfer:

        Nun, ich persönlich erhoffe sie mir. Ich will nicht, dass Europa an Putin und Trump in einigen Jahren anschlussfähig wird, weil die etablierten Parteien versagt haben. Le Pen oder Melenchon dürfen in Frankreich ebensowenig an die Macht kommen wie die AfD bei uns.

  • Ein gutes Interview von Juli Zeh: klar, nachvollziehbar, intellektuell und mit Blick über den eigenen Horizont hinaus.



    Von Seiten der Interviewer*innen lässt sich das leider nicht in gleicher Weise sagen.



    Der Eindruck entsteht, als käme eine urbane Elite aufs Land, weniger um zuzuhören als um bestehende Vorurteile bestätigt zu sehen.

    • @Stefan Schmitt:

      ja, stimme zu.



      Gutes Interview und noch bessere Antworten, zum Nachdenken über Verbote, (durchlöcherte oder einstürzende) Mauern und Demokratie und ihre Probleme und ihr Versagen. Nur die Bergrifflichkeit Fan im Verhältnis zu Merz oder Verbot ist für miczh nicht stimmig.

    • @Stefan Schmitt:

      "Von Seiten der Interviewer*innen lässt sich das leider nicht in gleicher Weise sagen."

      Den Eindruck hatte ich ebenfalls ...

    • @Stefan Schmitt:

      Wenn jemand urbane Elite ist, dann wohl doch auch Frau Zeh.

      • @Klabauta:

        "Wenn jemand urbane Elite ist, dann wohl doch auch Frau Zeh."

        Man kann auch Elite sein (mit Abi, Studium, Geld, Kopf-Job, Verstehen und Nutzen der Vokabeln der linken Sprache o.ä.) ohne sich als moralisch und menschlich besser und wichtiger zu empfinden. Wenn man da im brandenburger Kaff anständig auftritt und den Menschen vor Ort auf Augenhöhe begegnet, dann werden sie auch kein Problem mit einer westdeutschen Frau aus der Elite haben.

  • Wieso wird in der Städten nicht AfD gewählt? Bei den letzten Bundestagswahlen haben 15,2% der Wähler die Afd gewählt, bei den Komunalwahlen in NRW war die AfD in vielen Städten die zweitstärkste Partei. Also so einfach ist es nicht wie die taz es sieht.



    Und ja, Frau Zehn hat Recht - die Brandmauer hat nur der AfD geholfen - leider!

    • @Bernd Simon:

      Trifft sogar für Berlin zu, ein Direktmandat bei den Bundestagswahlen 2025.

    • @Bernd Simon:

      Am 19.11.2025 hat der RBB eine Umfrage veröffentlicht.

      Auf die Frage, welche Partei die nächste Landesregierung anführen sollte, wurde in den Westbezirken mehrheitlich die CDU genannt, in den Ostbezirken dagegen die AfD.

      In Berlin hatte die AfD bei der letzten Bundestagswahl deutlich mehrere Hochburgen.

      Insbesondere in den prekären Vierteln.

      Ich wohne in Berlin in einem Wahlbezirk, der nur wegen der Stelle hinter dem Komma nicht an die AfD, sondern an die CDU ging.

      Dass man in den Städten nicht AfD wählen würde, ist in dieser pauschalen Aussage Wunschdenken.