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„Schuh des Manitu“ und HomophobieDer Trotz des „Bully“ Herbig

„Winnetouch“ war ein Highlight tuntiger Repräsentation – und gleichzeitig ein billiger Lacher. Bully Herbig wittert nun die Comedy-Polizei.

Bully Herbig in Schuh des Manitou Foto: Imago

D eutsche Komiker sind vor allem in einem gut: bierernst sein. Michael „Bully“ Herbig wurde bei der ARD-Talkshow „3 nach 9“ gefragt, ob er seine Hit-Komödie „Der Schuh des Manitu“ heute noch mal so drehen würde. Herbig war eigentlich zu Gast wegen seines neuen Films über den Relotius-Skandal. Nun ist aber „Der Schuh des Manitu“ eine Parodie der „Winnetou“-Filme, und über Karl May ist, nun ja, zuletzt verstärkt debattiert worden. Da durfte diese kritische Frage natürlich nicht fehlen.

Der „Schuh“ ist ein farbenfroher, blechflacher Wildwest-Klamauk von 2001, in dem Winnetou bairisch redet, einen tuntigen Bruder hat und in dem „die Schoschonen“ statt des Kriegsbeils einen Klappstuhl ausgraben. Deutsche Comedy passt unter der Tür durch, niemand hat je etwas anderes behauptet.

Jedenfalls, Herbig antwortete: Nein, den Film würde er so heute nicht noch mal drehen. Auf die Nachfrage, warum nicht, sprach Herbig von einer „Comedy-Polizei“, und dass man Leuten schnell „auf die Füße“ trete. Er beklagte zudem einen Verlust seiner künstlerischen Freiheit. An dieser Stelle hörten bei „3 nach 9“ die kritischen Nachfragen auf und das Genicke fing an. Einzig Doris Dörrie widersprach. Der Kulturwandel mache Comedy komplizierter, aber keineswegs unfrei.

Comedy altert selten gut. Drum ist es nichts Neues, dass Comedians eigene Werke kritisieren. Matt Lucas hat sich zum Beispiel mal von seiner Hitshow „Little Britain“ distanziert, konkret vom Blackface und den Transvestiten-Figuren. Seine Sichtweise habe sich „weiterentwickelt“, so Lucas. Zum Vergleich: Lucas begreift gesellschaftliche Veränderung als etwas, mit der Ko­mi­ke­r*in und Werk umzugehen haben. Herbig dagegen verschiebt das Problem zu den anderen, die es wagen, seinen Film nicht mehr bedingungslos zu lieben.

Mut, Karl May zu zerpflücken

„Der Schuh des Manitu“ hatte den Mut, die Karl-May-Reihe zu zerrupfen. Wir wissen, wie weh das den Deutschen tut. Herbig zermalmte alles, was an „Winnetou“ eine weiße, gutbürgerliche Projektion ist. Aus dem edlen Wilden und dem weißen Aussteiger, in die sich abenteuerlustige Langweiler wahlweise hineinträumten, machte Herbig zwei Idioten in der Midlifecrisis.

Die hehre Männlichkeit unterlief er mit der tuntigen „Winnetouch“-Figur auf der „Puder Rosa Ranch“. Dafür warf ihm „Winnetou“-Darsteller Pierre Brice höchstpersönlich mangelnden Respekt vor. Brice, der nicht verstand, wie wenig respektvoll sein eigenes Oeuvre war.

Für mich ist „Winnetouch“ ein Highlight tuntiger Repräsentation der 2000er. Es ist aber natürlich auch wahr, dass queere und indigene Figuren beim „Schuh“ nichts weiter sind als Mittel zum Zweck: einfache Lacher. Heute verbitten sich Minderheiten so etwas. Und darüber hätte man reden können. Stattdessen steckte Bully am Ende fest zwischen pflichtschuldiger Distanzierung und trotziger Verteidigung. Gelernt hat daraus niemand was. Humorlos war es dafür allemal.

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Peter Weissenburger
Freier Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, queeres Leben, Wissenschaft.
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146 Kommentare

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  • Dann ist ja wohl "Ein Käfig voller Narren" auch nicht mehr politisch korrekt. Ich finde diese Debatte absued. "Tuntiges" Verhalten oder Sprechen war und ist in der Schwulenszene immer schon "normal", wenn auch nicht die Norm.

    • @Elena Levi:

      Der Schuh des Manitu sollte also kein flacher Witz über tuntige Indianer sein, wo sich das Heteropublikum in Spielfilmlänge ausschließlich darüber beömmelt, daß die so komisch reden, sondern stattdessen eine Hommage?

      Gut das Sie das richtig stellen

      • @Alfonso Albertus:

        "...Der Schuh des Manitu sollte also kein flacher Witz über tuntige Indianer sein, wo sich das Heteropublikum in Spielfilmlänge ausschließlich darüber beömmelt,..."



        Nur dass sich das schwule Publikum genauso darüber beömmelt hat.



        Und es ist dabei völlig wurscht, ob man den Film als flachen Witz oder Hommage bezeichnet.

      • @Alfonso Albertus:

        Nein, es ging um die Winnetou Filme.

        Genau wie die Sissi Parodien...

  • Es ist so absurd wie diese Debatte 2022 geführt wird.

    Da gibt es wochenlange Diskussionen über den Song Laila und Ballermann-jünger fühlen sich zensiert, weil der Schrott auf zwei Volksfesten nicht gespielt wird.



    Währenddessen füllen Rammstein im Japan, den USA und Russland ganze Stadien und "du hast" ist das international erfolgreichste deutsche Lied auf Spotify, aber im Radio oder im Fernsehen finden die Gruppe überhaupt nicht statt. Wacken ist das zweitgrößte Festival in Deutschland, aber Metal läuft auf keinem öffentlichen Fest in Deutschland.



    Kraftwerk gilt als eine der einflussreichsten Elektro-Bands. Öffentliche Wahrnehmung gleich Null.

    Die Rocky Horror picture Show läuft vielleicht alle zwei Jahre mal um 1 Uhr nachts im Fernsehen. Nicht weil dieser Film irgendwas mit Horror zu tun hätte, sondern wegen der anzüglichen Travestie-Szenen . Der Schuh des Manitu ist dagegen leichte Unterhaltung für Kinder-ist klar.

  • Habe die Filme nicht gesehen und 3 nach 9 natürlich auch nicht. Hab da wohl nichts verpasst.



    Die ganze Geschichte ist so richtig deutsch und doof: Ueber alles diskutieren und jeder fühlt sich gleich angegriffen. Zeitverschwendung

  • Ich habe 3 nach 9 gesehen und verstehe Bully - trotz des Widerspruchs von Doris Dörrie - vollkommen.

    And now for something completely different…

  • Wenn Personen (komischerweise bevorzugt alte Männer) von "Sprachpolizei" oder angeblicher "cancel culture" fabulieren, geht es eben NICHT darum, dass sie etwas nicht mehr dürfen...es geht schlicht und einfach darum, dass sie auf fragwürdige Sätze nun auch eine Reaktion und belebte Diskussion erfahren. Also eine Rückmeldung, mehr ist es ja nicht.

    Diese Herrschaften waren jahrelang gewohnt, nie kritische Fragrn zu hören oder gar Widerspruch, sondern nur unterwürfige Lobhudelei aus den klassischen Medien. Dass es plötzlich statt unwidersprochenem Monolog jetzt eine sofortige Rückmeldung über Social-Media gibt, überfordert deren Geist anscheinend.

    Man muss auch klar sagen, dass sie allesamt eine hervorgehobene, elitäre Position innehatten, in der sie ihre persönliche Meinung über Fernsehen bzw. Interviews in Zeitungen verbreiten könnten (meistens unwidersprochen). Die Möglichkeit hatte der Normalbürger natürlich nie.

    Promis wie Schauspieler oder Comedians hatten also die Macht, den Diskurs in den Medien zu steuern und zu bestimmen.

    Diese Macht haben sie teilweise immer noch, müssen jetzt aber mit einer Reaktion und Gegenrede von normalen Menschen über Social-Media leben. Darum geht's! In Wirklichkeit wollen diese Leute wie früher ihren elitären unwidersprochenen Monolog führen und lehnen die Demokratisierung des öffentlichen Diskurses ab!

    Wer von "Sprachpolizei" oder "cancel culture" redet, will also zurück zum undemokratischen Monolog und jede Diskussion oder Gegenrede unterdrücken!

    • @tazzy:

      Stimme in vielerlei Hinsicht zu, wenn es um Winnetou und ähnliches geht.

      Das betrifft in Deutschland aber leider nicht nur alte Männer. Der Song Laila wurde auch nie verboten, aber die im Schnitt eher jüngeren Ballermann und Goldstrand Touristen wollen diesen Dreck eben immer und überall störungsfrei und unwidersprochen hören können und wer nicht mitlacht/gröhlt und schunkelt, der ist ein Nestbeschmutzer.

      Diese ganze Diskussion ist einfach absurd. Nie stand ein Verbot von Winnetou, der Schuh des Manitu oder Laila im Raum.

      • @Alfonso Albertus:

        "Nie stand ein Verbot von Winnetou, der Schuh des Manitu oder Laila im Raum."



        Stimmt, da ist Gott sei Dank die verfassungsmäßig garantierte Meinungs- und Kunstfreiheit vor.



        Aber der Wunsch dazu wurde recht laut und intensiv geäußert. Und wird immer noch. So etwas läuft heutzutage nämlich nicht mehr über simple Verbote (das geht nämlich nicht so einfach, siehe oben), sondern über moralisierende Lynchmobs.

    • @tazzy:

      Ihre Zuschreibung "alte Männer" ist genau das, was Sie hier kritisieren, und zwar auch von einer elitären Position heraus.

  • Ist schon schade, das sich der Trend der kollektiven Empörung über alles und jedes, vornehmlich aus dem geschützten Bereich der Onlineanonymität, weiter fortsetzt. Trefft doch mal "Betroffene" und fragt einfach nach, was die wollen. Und wenn Ihr ganz mutig seid, diskutiert mit denen, über Sinn und Unsinn. Und kommt dann zu einem Konsenz, oder auch nicht. Live, wohlgemerkt. Abstrakt über die Köpfe der sogenannten Minderheiten zu entscheiden, was die wohl wollen würden, wenn DIE ich wären, finde ich persönlich genauso vorurteilbelastet und arrogant wie wichtigtuerisch.Aber leider hat man uns in den 70ern und danach in der Schule vermittelt, das jeder eine richtige Meinung hat und damit gerne auch die Umwelt verschmutzen darf.

    Was ist eigentlich aus der sinnigen Idee des Menschen im Spiegel geworden?....das ist nämlich der Einzige, den ich persönlich und nachhaltig ändern kann und damit meinen Beitrag zur Gesellschaft leiste.

    Und das kann zb sein, das ich nicht Mario Barth kritisiere, weil mir sein Humor nicht gefällt, sondern ich Ihn mir in Zukunft einfach nicht mehr anschaue. Das sollte dann der Mitgestaltungspflicht in einer Gesellschaft genug sein:-)

    • @Spiegelverkehrt:

      In den 1970ern war ich noch nicht auf dieser Welt und nicht jeder Mensch hat eine "richtige" Meinung, wie Sie schreiben. Der Mario Barth zum Beispiel ganz bestimmt nicht und nebenbei äußert sich selbiger auch gerne mal auf Bild-Nivau zum politischen Tagesgeschehen.



      Der Autor dieses Artikels ist übrigens nicht Hetero und somit ein Betroffener dieser Thematik (Schwulenklischees).

      • @Alfonso Albertus:

        Lieber Alfonso,



        mir ist nicht klar, was die Tatsache, das Sie nicht in den 70ern geboren sind und der Autor schwul lebt mit meiner Meinungsäusserung zu tun hat.



        Auch habe ich nicht geschrieben, das jeder eine richtige Meinung hat, sondern das dies in den 70er und 80er Jahren (und nur von denen kann ich persönlich berichten) in der Schule vermittelt wurde, und sich das anscheinend bis in die heutige Zeit auswirkt.

        Vielleicht lösen Sie meine Verwirrung auf und schreiben mir , wo die Kommunikation nicht funktioniert hat..

        lieben Dank.

  • Ein wichtiger Teil von Humor besteht darin, etwas zu inszenieren, was eigentlich nicht zusammen passt.

    Bei Leben des Brian sprachen die Mensch des Altertums plötzlich wie heutige.

    Im "Schuh" Wildwest-Helden bayerisch oder sächsisch.

    Auch im "Brian" wurde übrigens gestottert und gelispelt.

    Insgesamt war der "Schuh" schon sehr hochwertig, vor allem durch Drehbuch, Kamera, Tempo und Ideen.

    Nicht umsonst der erfolgreichste deutsche Film aller Zeiten.

    • @drafi:

      Wollen Sie wirklich einen Klassiker wie "das Leben des Brian" mit diesem Schrott vergleichen?



      Das Leben des Brian baut nicht seinen gesamten Witz darauf auf, das mal wer stottert oder lisbelt.

  • Wer über Humor debattiert hat ihn wohl irgendwo verloren.

  • man kann sich aber überlegen, ob man 'indianer' oder lieber doch 'indigene völker' sagt, wenn sich betroffene menschen explizit wünschen. für mich ist das respektvoll und diplomatisch.

    • @herstory:

      "man kann sich aber überlegen, ob man 'indianer' oder lieber doch 'indigene völker' sagt, wenn sich betroffene menschen explizit wünschen. für mich ist das respektvoll und diplomatisch."



      Ich halte es eher für problematisch, aufgrund des Wunsches einzelner Menschen allgemeine Bezeichnungen zu ändern, mit denen womöglich der größere Teil der angesprochenen Population wunderbar leben kann.



      Wer legt bei diesem ganzen Umbenennen eigentlich fest, was korrekt ist? Ich höre immer nur lautstarke Teil-Minderheiten oder Einzelpersonen.



      Nebenbei bemerkt ist der Begriff 'indigene Völker' recht aussagelos - seit der Völkerwanderung hat es wohl keine autochthonen Völker mehr gegeben.

      • @Encantado:

        Wer die Begriffe prägt, hat die Macht. Satre

    • @herstory:

      Ja, wenn...

      Nun wünschen sich die Indianer das aber nicht.

      Die stehen je nach Land eher auf First Nations oder Native Americans.

      Und spezifisch genug wäre "indigene Völker" auch nicht. Indigene Völker gibt es viele auf der Welt.

    • @herstory:

      This!

      Wie sehr würden die Rechten herumkeifen, wenn in einem französischen Film konsequent nicht "Allemands" gesagt würde, sondern "sales Boches", oder in einem niederländischen "Kankermoffen" statt "Duitsers"!

      • @Ajuga:

        Die Rechten keifen doch nicht mal herum, wenn sie in slawischen Ländern als "Nichtsprechende" bezeichnet werden.

        Nichts anderes bedeutet "niemec" etc.

        Da sind die Rechten komischerweise ziemlich handzahm.

        Im Gegensatz zu Ihren Beispielen ist "Indianer" jedoch keine Beleidigung.

        Und "Allemand" haben sich die Deutschen auch nicht ausgesucht.

        Ist so, als würden wir alle Indianer "Sioux" nennen.

        Die Briten sagen zu den Niederländern Deutsche, und zu den Deutschen Germanen.

        Sind Sie scharf darauf, Germane genannt zu werden?

        Diese primitiven Typen, die auf Bärenfellen schlafen und immer nur Met saufen?

        Ich nicht.

        Interessiert nur die Briten und die Franzosen so gar nicht.

      • @Ajuga:

        "Wie sehr würden die Rechten herumkeifen, wenn in einem französischen Film konsequent nicht "Allemands" gesagt würde, sondern "sales Boches", oder in einem niederländischen "Kankermoffen" statt "Duitsers"!"



        Vermutlich gar nicht, weil sie wie die meisten Deutschen eher die synchronisierten Fassungen sehen...

  • Deutschland ist Weltmeister und Nummer Eins! Laut einer repräsentativen globalen Umfrage, wo 30.000 Menschen aus 15 Nationen nach dem unlustigsten und humorlosesten Volk der Welt befragt wurden, haben wir knapp Nordkorea geschlagen! (Kann natürlich sein, das die Menschen in Kirgisistan noch besser aufgestellt sind, aber deren Humorlosigkeit zu unbekannt ist, um in der Bewertung eine Rolle zu spielen).



    theworld.org/stori...lobal-humor-survey



    Was haben die Nordkoreaner, was wir nicht haben?

    Vielleicht haben wir aber auch etwas, was die Nordkoreaner nicht haben? Nämlich eine ernste Beziehung zum deutschen Humor, wo natürlich ein Till Schweiger oder eben der Schuh des Manitu genauso wie Mario Barth eine tragende Rolle spielen.



    Oder eben Dj Ötzi, Kölner Karneval und Songs wie Leila-sowas findet das Volk urkomisch, wo Menschen anderer Nationen nur angenervt und verstädnislos den Kopf schütteln oder Kopfschmerzen bekommen.

    Den abgesehen vom politisch fragwürdigen Inhalt besteht der gesamte Witz dieses unglaublich schlechten Films darin, daß bayrisch und betont tuntig gesprochen wird.

    In Deutschland gibt es doch Gesetze und Regeln für alles. Eine Comedy-Polizei wäre in der Tat eine sinnvolle Angelegenheit. Über das politische reden wir dann später...

    • @Alfonso Albertus:

      Na, so schlimm ist es dann doch nicht. Deutsche sind zB super darin, Wehrlose dem Gespött preiszugeben. Und unsere Pipi-Kaka-Witze gehören zu den besten Pipi-Kaka-Witzen der Welt.

      Die Selbstironie hingegen, die im britischen oder jüdischen Humor essentiell ist, ist der deutschen Nachuntentreter-Kultur fremd.

      • @Ajuga:

        Die Pipi-Kaka-Witze sind fast so gut wie die Blondienwitze oder die Türkenwitze, die früher auf dem Schulhof erzählt wurden.

        Deutsche Selbstironie findet gerne mal als entschuldigende Einleitung zum nach unten treten in homöopathischen Dosen statt.

        Ein Chris Tall (heute ist Kristallnacht höhöhö..verstehste, kennste, kennste? ) startet seine Comedy gerne mit der Einleitung " ich bin fett..."



        Weil der Chris Tall sich selbst als fett bezeichnet, kann der Chris Tall sein restliches Programm darauf aufbauen, fiese Sachen gegen jede erdenkliche Minderheit zu sagen. Darauf baut sein gesamtes Humorkonzept auf. Chris Tall hat fiese Sachen über Frauen, Türken und Behinderte gesagt. Höhöhö...

    • @Alfonso Albertus:

      Bewerben Sie sich doch um den Posten eines Comedy-Polizisten, das wäre ein Witz, über den wirklich jeder lachen könnte, sogar die Nordkoreaner.

      • @UPPS:

        Sobald die Stelle frei wird, werde ich mich selbstverständlich bewerben. Stellen Sie sich auf frostige Zeiten ein. Ganz im Sinne des nordkoreanischen Humors werde ich mit harter Hand vorgehen. Deutscher Humor muss sterben damit wir lachen können!

    • @Alfonso Albertus:

      Eine Comedy-Polizei wäre so ziemlich das unlustigste-deutscheste was ich mir vorstellen kann…was ist eigentlich mit Loriot? Vergleichen Sie den etwa auch mit Mario Barth?

      • @Saile:

        Yo May, scho a bisserl blöd, wenn ma den Artikl gor ned gläsn hot...dann würdst aach maine Ondoitung mit der Comedy- Polizei verstehn....

        Sie sind außerdem der zweite der hier Loriot erwähnt. Loriot hat ein paar ganz gute Filmchen gemacht, die halbwegs witzig waren. Nicht mehr und nicht weniger und zudem ist das jetzt ja auch schon eine Weile her und niemand sprach von einem deutschen Gendefekt, der Humor verunmöglicht.



        Ich poste hier erstmal nur eine Umfrage. Meinetwegen können Sie sauer auf die Begragten dieser Welt sein, oder Sie machen sich Gedanken. Das bleibt ihnen überlassen.

        Mario Barth füllt das Olympiastadion" Frauen, Männer.....kennste, kennste kennste!"



        Außerdem besticht deutsche Lustigkeit durch Volksmusik und Ballermannschlager.



        Till Schweiger Filme sind Kassenschlager, oder eben tuntige Winnetous die bayrisch reden.

        • @Alfonso Albertus:

          Wenn man "deutsche Comedy" kritisieren möchte, aber noch nicht mal eine halbe Ahnung von Loriot hat, ist das ein bisschen schwierig.



          Und Till Schweiger, so katastrophal er als Schauspieler auch sein mag, würde sich selbst sicher nicht als relevant für die "deutsche Comedy" (was immer das auch sein mag) bezeichnen.



          Neben Mario Barth gibt es übrigens außer Loriot noch einen Harald Schmidt, einen Bastian Pastewka, einen Gerhard Polt, um nur ein paar zu nennen. Ich glaube kaum, dass die alle "unter der Tür durch passen".

          • @Brobdignag:

            Der Loriot ist für den deutschen Leithumor der ultimative Joker, der immer dann mal Erwähnung findet, wenn die Humorlosigkeit der Deutschen zur Sprache kommt. " aber der Loriot..."



            Freilich geht den allermeisten Deutschen die humorvolle Betrachtung des Alltags eines Loriots völlig abhanden. Was aus der Distanz als witzig empfunden wird, wäre nie eine Option zur Betrachtung des eigenen, spießigen Alltags.

            Der Polt ist auch lustig. In jedem Land gibt es ein paar lustige Menschen. Der Mainstream-Humor der meisten Deutschen geht aber anders.



            Wie sich Till Schweiger selbst sieht, ist dabei irrelevant. Seine unlustigen Komödien sind Kassenschlager, genauso wie der Ohrenkrebs am Ballermann.

        • @Alfonso Albertus:

          "Mario Barth füllt das Olympiastadion" (Alfonso Albertus)



          Ja schon. Aber lustig finde ich das nicht.

    • @Alfonso Albertus:

      "Den abgesehen vom politisch fragwürdigen Inhalt besteht der gesamte Witz dieses unglaublich schlechten Films darin, daß bayrisch und betont tuntig gesprochen wird."

      Quot er hat selber demonstrandum 🤪

      • @Rudolf Fissner:

        unglaublich schlecht war er nicht und ich fand auch nicht alle Persiflagen ungeheuer platt.

        Wir haben beim ersten Mal gut gelacht und gut. Auftrag erfüllt.

        Was halt keine Bachmann Verfilmung.

  • Sich über Humor aufzuregen ist, als ob ein Toter die Würmer, die ihn fressen, der Pietätlosigkeit beschuldigt.

    Am Ende gilt, Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

    • @UPPS:

      Am Ende gilt, Humor ist, wenn es lustig ist. Das ist der Schmuh vom Winni Puuh leider nicht

      • @Alfonso Albertus:

        Humor hat viel mit inneren Störungsbildern zu tun - frage das innere Kind. Deshalb lachen nicht alle über das Gleiche. Ich fands lustig - dieser volltrottelige Winniquatsch - so völlig niveaulos- hat mein Zwerchfell leicht und nachhaltig vibrieren lassen. Mein Vater fand, dass Karl May lesen schlechte Literatur lesen sei. Dafür fand er die Bibel super. Was sagt uns das?

        • @StefanMaria:

          Das ist ja der Kern der ganzen Sache. Die Dorftrottel in meiner Schulklasse damals, fanden es lustig wenn jemand gebrochenes Deutsch gesprochen hat und hier liegt der ganze Witz des Films, in einer betont tuntigen Aussprache. Die Störung sind hier also homophobe oder rassistische Stereotypen.



          Stellen Sie sich mal diesen Film mit Untertiteln vor: keine einzige Person ohne Deutschkenntnisse fände irgendeine Szene in diesem Film witzig.

          Monty Python funktioniert sowohl synchronisiert als auch mit Untertitel weltweit und da war auch nicht immer alles politisch korrekt.

          • @Alfonso Albertus:

            Eben deshalb - Zeitgeist, Änderungen der Wahrnehmung - ist doch alles ok. Wenn die folgende Generation das nicht nur als Quatsch bewertet, sondern als schädlich für eine gesunde Entwicklung der Menschheit - ok. Meine Alten haben Heinz Rühmann und Hans Alberts geliebt, da war ich ein bisschen irritiert und heute kräht fast keiner mehr danach. Vielleicht ist es angesichts der jüngsten Diskussion wirklich geschmacklos, - und ich gehöre jetzt zu den Alten. Aber ich lach auch über mich oder andere, ohne deshalb gleich ein Menschenhasser zu sein.



            Ich unterstelle Herbig, dass er niemanden verletzen wollte und einfach Stereotype aus der Gesellschaft geklaut und dargestellt hat. Das gehört für mich zur Freiheit der Kunst und hier eben der Kunst zu Blödeln mit grenzwertigen Inhalten. Gerade dadurch könnten auch Probleme angesprochen und verdeutlicht werden? Vielleicht ist Fasse-Winne-an sozialkritisch?

            • @StefanMaria:

              Es geht aber doch gar nicht um die Einschränkung der Freiheit oder um ein Verbot. Das war weder bei Winnetou, noch dem Song Laila noch bei diesem Quatschfilm der Fall.



              Es ist teilweise absurd wie diese Debatte in der Öffentlichkeit geführt wird. Da wird eine, meiner Meinung nach, berechtigte Kritik als Zensur der Kunst aufgefasst.

              Ich höre immernoch keinen Punk, Deutschrap, Techno oder Metal im Radio, obwohl Wacken das zweitgrößte Festivals in Deutschland ist. Stattdessen gibt's die Hitparade der Volksmusik oder Schlager im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

              Diese genannten Genres werden kaum in der Öffentlichkeit gespielt und die Zensur im Fernsehen, Radio usw findet hier wie selbstverständlich statt, aber wehe irgendein Bierzelt weigert sich Laila zu spielen-dann ist was los in Schland und man wittert schon die Stasi vor der Tür.

              Das gleiche gilt doch für Filme die nicht den gängigen Klischees entsprechen.



              Ich fand den Schuh des Manitu schon doof und absolut unlustig als dieser Film rauskam und bin froh, das mal darüber gesprochen wird.

              • @Alfonso Albertus:

                Es ist also Zensur, wenn persönliche Präferenzen nicht befriedigt werden? Oder habe ich da was falsch verstanden? Persönlich wäre ich ja auch dafür (und das auch noch als alter weißer Sack), daß sich mal auch Metal oder Punk in das Programm verirren, aber das ist nun mal nicht Mainstream. Dafür das Schlagergedöns, schon allein von der Altersstruktur der Bevölkerung ist das unvermeidlich.



                Ich vertrete eher die Meinung, jedem Tierchen sein Plaisierchen. Gibt ja genug Alternativen, sich mit dem zu versorgen, was man möchte.



                PS: Rammstein finde ich vollkommen überbewertet, aber jeder, wie er möchte.

  • Ein Film, dessen Humor ganz wesentlich aus faulen Schwuchtelklischees besteht. Es wäre in Deutschland aus gutem Grund ein Unding, auf Herrenwitzniveau über Schläfenlocken und krumme Judennasen herzuziehen, wohingegen Schwule selbst auf Leinwand und Bildschirm nach wie vor als Witzfiguren herhalten müssen. Die Nazis haben halt nicht mehr als zehn-, fünfzehntausend Schwule umgebracht. Das liegt wohl noch im ulkigen Bereich.

    • @Erich Virch:

      Wenngleich ich Ihnen inhaltlich gerne rechtgeben würde, muss ich dennoch widersprechen. Humor ist keine Frage ob man lachen "darf" oder nicht, sondern die Frage warum man lacht, oder eben nicht?

      Um Humor im Alltag wahrzunehmen, bedarf es einer gewissen Lockerheit im Umgang mit Situationen die abseits der Norm stattfinden. Auch eigene Missgeschicke können so etwas leichter genommen werden. Der Humor einer Person spiegelt auch deren Weltsicht wieder. Anderswo mag die Devise gelten:" die Situation ist aussichtslos aber nicht ernst". Im deutschen Alltag ist es andersrum: Situation unter Kontrolle, ernste Lage wie immer".

      Derart ungeübt im alltagstauglichen Humor braucht der Deutsche natürlich einen Ausgleich. Der Ausgleich geht dann ins absolute Extrem und der Humor hat dann eben gar nichts mehr mit dem Alltag zu tun.

      "Tuntige Indianer die bayrisch sprechen?-Haha, fast so lustig wie Ballermannschlager und Karneval".

      Die Frage ist also eher, wie verkümmert ein Humorverständnis sein muss, um sich 90 Minuten lang über sowas amüsieren zu können?

      • @Alfonso Albertus:

        Das Tuntige, die Travestie ist halt nicht jedermanns Ding. Nur eins macht keinen Sinn: Mit der Ablehnung desselbigen einzutreten für Tunten.

        • @Rudolf Fissner:

          Als Nächstes erzählen Sie mir noch, das dieser Schrottfilm eine Huldigung an die Travestie war...

          • @Alfonso Albertus:

            ROFL Huldigung ("ritalisiertes Treueversprechen") passt irgendwie null zu dieser Komödie.

            Welchen Filmen "huldigen" Sie?

  • Ach, könnten doch alle über sich selbst lachen. Dieser Film war so banal, flach und albern, es wurde so ziemlich jedes Vorurteil durch den Kakao gezogen, dass man hier schon sehr verkniffen sein muss, um das beleidigend zu finden.

    • @Emsch:

      Mhmm, gute Idee. Nur wer genau soll hier über sich selbst lachen? Schwule Indianer?

      • @mats:

        Naja, vor allem würde man es Jenen gönnen, die mit moralisaurem Bierernst Alles auseinandernehmen, worüber sie sich selbst nicht amüsieren können. Loriot hätte viele diese Menschen nicht bissiger (über)zeichnen können, als sie das selbst tun, und es ist traurifg, dass ihnen auch DIESE Komik entgeht. ;-)

        Der Punkt ist, dass in der Diskussion völlig untergeht, ob z. B. Schwule nicht über eine Figur wie Winnetouch herzlich lachen können oder ob ein Native American (ist das noch die akzeptable Bezeichnung?) zumindest nach Genuß der Karl-May-Version nordamerikanischer Geschichte die wahre Stoßrichtung der Schoschonen-Parodie verstehen würde (auch ein echter Erzschurke könnte sich durch die



        Tanzeinlage von Sky du Mont in seinem Männlichkeitsbild gekränkt fühlen, wird aber im Zweifel trotzdem mitlachen...).

        Letztlich sind es genauso weiße Mehrheitsbürger wie Herbig, die sich - im Zweifel zur eigenen Gewissenserleichterung - aufschwingen, besser als dieser zu beurteilen, was man Menschen mit den angesprochenen Identitäten zumuten kann und was nicht - weil Herbig ja ein weißer Mehrheitsbürger ist, der das nicht ermessen kann. Die Ironie sollte eigentlich offensichtlich sein.

        (Dönchen: Als mir im hillijen Kölle mal der Ausgehvorschlag "in die Zicke und schlechte Transen gucken" zu Ohren kam, stammte der sicher nicht von einer Hete - und das darauffolgende, schallende Gelächter auch nicht...)

        • @Normalo:

          Immer wenn es um den absolut unlustigen deutschen Hauruck-Humor geht, dann kommt irgendwo ein Verweis auf Loriot daher. Loriot war nicht schlecht und sticht deshalb mit ein paar anderen satirisch begabten Personen aus dem furchtbaren deutschen Comedy-Geschehen heraus.

          • @Alfonso Albertus:

            Loriot war hier die Wahl, weil seine Satire genau den Typus des bierernsten Pharisäers bürgerlicher Umgangsformen zum Ziel hatte, nicht weil er so unglaublich "zitierfähig" ist. Vielleicht können Sie Sich mal auf den Inhalt konzentrieren und weniger auf die "Markenkunde"...

            • @Normalo:

              Schon verstanden. Das ändert nichts am Namedropping( der Loriot...), sobald es eine Kritik am deutschen "Humor" gibt.



              Inhaltlich kann ich folgendes dazu sagen: ich kann sehr gut über Ricky Gervais lachen, der auch nicht nur meine eigene Meinung wiedergibt und Monty Python oder Little Britain war auch nicht allzeit politisch korrekt.

              Da passt dann die Mischung halbwegs. Da wird ausgeteilt und eingesteckt, sich selbst auf die Schippe genommen, um dann andere durch den Kakao zu ziehen. Wo findet das bei dem Schuh des Manitu statt?

              Ich finde es vorallem nicht lustig. Über Geschmack lässt sich indes trefflich streiten, denn dieser Geschmack sagt etwas über den Konsumenten wie Produzenten aus.

      • @mats:

        Sind Sie Sprecher der Indigenen Nordamerikas?

        Meines Wissens (z.B. der Apache Gonzo Flores "über die deutsche Winnetou-Debatte und darüber, wofür er Karl May dankbar ist" im Spiegel, Nr. 36, 2022) sehen die Indigenen es wesentlich differenzierter als ihre paternalistischen selbsternannten bleichgesichtigen Sprecher in DE.

        • @Rudolf Fissner:

          Mats hat eigentlich nur gefragt.



          Aber "Meines Wissens sehen es die Indigenen ..." erinnert mich irgendwie an Günther Schabowskis "... nach meiner Kenntnis ..." - der sprach damals für die DDR-Regierung.

          • @yul:

            Na hat doch funktioniert, die Menschen in Ostdeutschland rissen darauf hin die Mauer ein. Es gibt halt auf der Welt noch mehr Mauern, auch im Kopf. Warum soll man eine Mauer nicht auch durch Lachen zum Einsturz bringen oder durch die Trompeten von Jericho.

        • @Rudolf Fissner:

          Übrigens nennen sich die Indigenen in den USA nur in Alaska Indigene, in den übrigen Staaten sind es American Indians. Also sollte das I-Wort vielleicht doch nicht tabu sein.

          • @resto:

            What is the correct terminology: American Indian, Indian, Native American, Indigenous, or Native?

            All of these terms are acceptable. The consensus, however, is that whenever possible, Native people prefer to be called by their specific tribal name. In the United States, Native American has been widely used but is falling out of favor with some groups, and the terms American Indian or Indigenous American are preferred by many Native people.

            Ändert sich anscheinend auch alle paar Jahre (ähnlich wie der Begriff Behinderte oder Migranten), womit die ganze Diskussion um das Wort "Indianer" aber noch absurder wird, wenn jetzt doch wieder das englische "Indian" Teil der Selbstbeschreibung ist.

            • @DJ Doena:

              Wenn man aber nicht einzelne tribes meint, sondern in Abgrenzung zu den Zugewanderten diejenigen, die schon vor den Europäern da waren, gilt eben das "American Indians" bzw. "Native Americans".

        • @Rudolf Fissner:

          Ausser das Gonzo Flores auch nur eine (1) Person ist und genauso wenig als Sprecher aller Indigenen taugt.

          • @Anna Bell:

            Als Apache ist er aber besser geeignet als eine deutsche bierernste Kartoffel.

            • @WeisNich:

              Würden Sie auch sagen, ein Deutscher - nennen wir ihn mal "Bernd Höcke" - sei per se besser geeignet als irgendein Nicht-Deutscher, am Beispiel der eigenen Meinung die Sichtweise "der Deutschen" zu diesem oder jenem moralisch brisanten Thema zu erläutern?

              • @Normalo:

                Wollen Sie damit sagen, dass der zitierte Gonzo Flores ein Nazi-Apache ist, nur weil er ihr sicheres Wissen, was Indianer zu denken haben, in Frage stellt?

            • @WeisNich:

              "Als Apache ist er aber besser geeignet als eine deutsche bierernste Kartoffel."



              Als Apache ist er - wenn wir die Tribalisierung und Trennung aufgrund ethnischer Herkunft tatsächlich ernst nehmen - in keiner Weise qualifizierter für einen Sioux zu sprechen als der oben verunglimpfte mutmaßlich weiße Deutsche.



              Oder stellen wir jetzt Rangordnungen auf, welche Ethnie sich zu was wie qualifiziert äußern kann?

          • @Anna Bell:

            Einen Tod muss man sterben: Entweder man wirft Herbig vor, als identitär Nicht-Betroffener nicht beurteilen zu können, was er mit seinen Witzen anrichtet, ODER man spricht Betroffenen die Fähigkeit ab, ihre Identität zu repräsentieren. Wer sich da nicht entscheiden kann, weckt den Verdacht, schlicht sein eigenes Urteil für allein maßgeblich zu halten und daher Alle diskreditieren zu wollen, die diesem widersprechen...

            • @Normalo:

              "Entweder man wirft Herbig vor, als identitär Nicht-Betroffener nicht beurteilen zu können, was er mit seinen Witzen anrichtet, ODER man spricht Betroffenen die Fähigkeit ab, ihre Identität zu repräsentieren."

              Demnach dürften nur Menschen die identitär betroffen sind Witze über die eigene Gruppe machen?

              Im Zweifel bleiben wir halt das unlustigste Volk der Welt. Es gibt so viele Identitäten wie es Menschen gibt und sich über seine eigene Person zu belustigen interessiert doch keinen.

  • Es würde mich interessieren, was eine Tunte zu dieser Diskussion sagt.

    • @Marc T.:

      Kurz: Fragen Sie zwei Tunten, dann haben Sie zwei unterschiedliche Antworten 🤓

      Kürzer: Tunten haben keine Einheitsmeinung!

    • @Marc T.:

      Fragen Sie doch eine.

      Ich kenne Schwule, die von Little Britain begeistert sind, obwohl sie nicht "der einzige Schwule im Dorf" sind.

  • Man sollte nachsichtig sein mit den alten Komödchen-Zeiten, ist doch das Zerrbild der lächerlichen Tunte seit den späten 60ern schlicht aus der nackten Panik der Cis-Hetero-Männer heraus geboren. Denn wenn er



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    ein Auge geworfen hat auf dich und deinen Allerwertesten ... mit zugekrampfter Rosette macht Mann nun mal immer so eine furchtbar schlechte Figur vor den Mädels. Da hilft dann nur noch, sich das lustige Märchen von der lächerlichen Tunte zu erzählen ... Pfeifen im Walde eben.



    So betrachtet ist der "Schuh" doch auch heute noch recht lustig.

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Wenn man darüber reden sollte, dass queere und indigene Gruppen inso einem Film nur für einfache Lacher herhalten, müsste mann allerdings auch darüber reden, dass heute die AfD bevorzugtes Thema ist, wenn einfache Lacher in Satire-Sendungen wie Heute Show, extra3 oder bei Böhmermann gefragt sind. Deren Wählerschaft rekrutiert sich immerhin zum großen Teil aus Bevölkerungsgruppen, die sich im politischen, medialen und gesellschaftlichen Mainstream heute marginalisiert sieht; dieser ist heute rot-grün und wird von Satirikern ausgesprochen zahm behandelt.

    • @14231 (Profil gelöscht):

      Na ja, da kann man gegenhalten. Die AfD ist eine Partei,die man sich aussucht und aktiv wählt -- oder eben nicht. Die eigene Herkunft oder Sexualität ist dagegen einfach da. Und ob AfD-Wähler wirklich marginalisiert sind oder sich nur so fühlen ...

      • @Tuff:

        "... Die eigene Herkunft oder Sexualität ist dagegen einfach da. ..."



        Falsch. Stellen Sie einfach mal in die derzeit immer wieder laufende(n) Transgender-Debatte(n) hinein diese Behauptung auf. Achtung vor lautstarkem Gegenwind...

    • @14231 (Profil gelöscht):

      Im Gegensatz zu Indigenen ist die AfD in der Tat eine bemitleidenswerte und lächerliche Sekte.

    • 6G
      659428 (Profil gelöscht)
      @14231 (Profil gelöscht):

      Schaust du die genannten Sendungen überhaupt? HeuteShow und Extra sind flach und fast ohne Anspruch - die Anstalt und Böhmermann nehmen die Regierungsparteien sehr oft aufs Korn. Ich denke dabei zB. an Böhmermanns Sendung über die Grünen zur Wahl oder jede Sendung der Anstalt zum Thema Klimaschutz.



      Abgesehen davon darf man sich jederzeit über die minderintelligenten Faschistenwähler lustig machen - wie auch nicht, bei so einem lächerlichen Pack

      • @659428 (Profil gelöscht):

        Ich finde es furchtbar, wie sich Menschen, die sich als links bezeichnen, andere aufs massivste abwerten. Daran ist so rein gar nichts links, sondern pure Überheblichkeit.

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @659428 (Profil gelöscht):

        Genau Ihre Ansicht ist das Problem.

        Viele wurden mit dem Gleichheit-Ansatz erzogen. Und da passt eine Vorzugsbehandlung eben schlecht rein und lässt sich argumentativ auch schwerer belegen. Ein Förderung (Frauenquote z.B.) kann dabei noch gut begründbar sein, aber die Aussage "Die haben die Falsche Meinung, die darf man Beleidigen" ist halt etwas völlig Anderes.

        Kunst muss immer im Kontext der Zeit betrachtet werden. Und Kunst muss auch nicht Allen gefallen. Ich denke vielen der Kritiker fällt einfach schwer, eine Negative-Kunstfigur als solche zu verstehen und interpretieren Sie stattdessen als Werbung eines abweichenden Gesellschafts-Verständnisses. Und weil die eigene Interpretation ja stets richtig ist ... Siehe Lisa-Eckart z.B.

        Wir können natürlich auch im 1984 Style alle Kunst den aktuellen Normen anpassen und korrigieren. Nennen Sie mal Ihr Lieblingsbuch / Film. Ich find sicherlich Gründe damit dieses verboten oder von Grund auf verändert wird.

  • "Sich etwas zu verbitten" ist der Inbegriff der Humorlosigkeit. Pauschal ganzen "Minderheiten" so etwas zu unterstellen, scheint mir eine realitätsfremde Fehleinschätzung zu sein. Natürlich ändert sich das Publikum und damit das Verhältnis zu alten Filmen und Satiren. Im Vergleich zu den Ottofilmen der 80er ist der platte "Schuh" aber geradezu große Kunst. Und naja, weinerliche Comedians sind natürlich auch irgendwie peinlich. Die Engländer würden beim Betrachten dieses Kommentars und der ganzen Diskussion nicht ganz unberechtigt sagen: "Germans aren't funny".

    • @Dorian Müller:

      Zumal solche Verallgemeinerungen meistens von denjenigen getroffen werden, die gar nicht betroffen sind. ich erinnere mich noch an eine Talkshow mit Roberto Blanco, wo der Moderator ihn auf die Bezeichnung eines, ich glaube es war damals auch ein Moderator, ansprach. Dieser andere Moderator bezeichnete Blanco damals als (Zitat): "Wunderbarer Neger" (/Zitat) und der Moderator, der mit Blanco im Gespräch war, empörte sich über das N-Wort und war lustigerweise sehr irritiert, als ihm Blanco erklärte, dass er sich von dieser Bezeichnung keineswegs herabgewürdigt sehe, sondern diese, durch den Kontext "Wunderbar" positiv addressiert sah. Für den Moderator hatte der Kontext aber keine Rolle gespielt, er hatte nur das N-Wort gehört und damit war für ihn alles "klar".



      Man kann ja zu Blanco stehen wie man will, aber solche Absoultheitsansprüche und Verallgemeinerungen sind in den meisten Fällen einfach Quatsch, weil die Realität, Konnotationen, Kontexte usw. viel komplexer sind. Manche Leute sollten einfach mal öfter aus ihrer eigenen Bubble herauskommen.

    • @Dorian Müller:

      Unwahrscheinlich. John Cleese sagt ungefähr das Gleiche: www.irishtimes.com...derstand-1.4654933

      • @Meister Petz:

        Er sagt, völlig "korrekt" über political correctness:

        “The main thing is to try to be kind. But that then becomes a sort of indulgence of the most oversensitive people in your culture, the people who are most easily upset … I don’t think we should organise a society around the sensibilities of the most easily upset people, because then you have a very neurotic society."

  • "Herbig zermalmte alles, was an „Winnetou“ eine weiße, gutbürgerliche Projektion ist. "

    Zermalmen!? Liebes Göttchen!



    Herbig ist Komiker, kein Berserker.

    Er machte aus einem angestaubten gutbürgerlichen pathetischen homoerotischem Blutsbrüder-Westerngedöns eine neu verföhnte lustige moderne tuntige Klamotte.

    • @Rudolf Fissner:

      ... und das noch nicht mal sonderlich gut, aber sehr lukrativ: der Streifen soll das zehnfache seiner Kosten (7 Mio.) eingespielt haben.

      • @EDL:

        Ob nun gut oder schlecht, erfolgreich oder nicht, "zermalmt"wurde in der Klamotte niemand.

  • "Heute verbitten sich Minderheiten so etwas."

    LOL....... Na und? Wtf cares?

    "Comedy altert selten gut."

    2 Worte reichen aus um diesen Blödsinn zu widerlegen: Monty Python.

    Wenn Comedy schlecht altert dann war sie bereits zur Entstehungszeit nicht komisch. Wie der gesamte Schrott der heute produziert wird. Siehe z.B. eine x beliebige Show wie Böhmermann: nur noch gezwungene Lacher und pflichtschuldiger Applaus.

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

    • 6G
      655170 (Profil gelöscht)
      @nottiredofwinning:

      Zu Ihrem letzten Satz:



      "Zerstören" kann man nur, was Niveau hat.



      Wenigstens unterstes.



      "Comedy" hat kein Niveau.



      Auch wenn Michael Herbig für billige Witzchen unter Niveau gutes Geld bekommen (nicht "verdient") hat - (es sei ihm gegönnt).



      Dass Menschen für etwas bezahlen, das keinen oder nahezu Wert und damit auch faktisch keine Substanz hat, ist nicht ungewöhnlich. Das gilt für Yachten, dicke Autos, überteuerte Protzbauten, Pressebälle, Rolex - und eben auch für Comedy.



      Aber "zerstören" kann man wert- bzw. substanzloses nicht.



      Und: Monty Python war und ist keine Comedy. Dafür ist es zuviel Kunst (was Comedy nie, niemals ist) und zuviel Intelligentz (was dto.).

      • @655170 (Profil gelöscht):

        ""Zerstören" kann man nur, was Niveau hat."



        Steile Aussage. Wie kommen Sie auf dieses schmale Brett?



        Einmal davon ab, dass Niveau durchaus unterschiedlich gesehen werden kann, ist die Gleichung "Niveau = Wert und damit zerstörbar" zweifelhaft.

      • @655170 (Profil gelöscht):

        "...Dass Menschen für etwas bezahlen, das keinen oder nahezu Wert .... Rolex - ..."



        Warum hat eine Rolex-Uhr z.B. keinen Wert?



        Ich habe meine 1978 gekauft, trage sie noch immer, sie läuft immer und ich könnte sie heute für das fünffache des damaligen Kaufpreises verkaufen.



        Das nenne ich übrigens auch nachhaltig, wenn man Gegenstände von hoher Qualität lange nutzt und besitzt. Das gilt auch für Schuhe, Kleidung, Möbel und auch Autos.

    • @nottiredofwinning:

      "selten" meint, nicht immer

    • @nottiredofwinning:

      Du verkennst Böhmermann aber reichlich, oder hast lange nicht mehr verfolgt, was er macht. Mit Comedy hat das nichts mehr zu tun ... das Magazin Royal hat sich zu einer erstaunlich bereichernden Satire-Late-Night-Show entwickelt, mit einem festen Thema pro Sendung, das investigativ, zuweilen gar nicht witzig beleuchtet wird.

      Abgesehen von den Filmen, schaut sich heute auch niemand mehr Monty Python an, der nicht irgendeinen pers. nostalgischen Draht ins Königreich der 60er Jahre hat. Und das ist mit Loriot ganz ähnlich ... es wird nun mal in jeder Zeit über andere Dinge gelacht.

  • Satire agiert immer als Drahtseilakt zwischen dem Aufzeigen des Lächerlichen innerhalb sich-selber bitter-ernstnehmender Spießermilieus und profanen Beleidigungen.

    Das ist nichts Neues und sollte nicht dazu verführen, ersteres mit letzterem zu verwechseln und die Intention der Satire als Kritik an herrschaftlichen Verhältnissen mit der Intention der Diskriminierung in einen Topf zu werfen.

  • Übrigens enthält der Artikel eine Beleidigung der Karl-May-Leser, und ich beschwere mich darüber auch nicht ;)

  • Comedy die irgendwo nach unten tritt altert an genau dieser Stelle schlecht, war schon immer so, wird immer so sein.



    Ist kurz lustig, irgendwie weibisch (Frau=hysterisch+albern) sind diese Schwulen ja schon, die kann man darum nicht ernst nehmen ahaha, (haha=zum Glück bin ich keine solche Witzfigur). Auch ganz kurz witzig ist sowas wie "der Spasti sieht aus wie ein T-Rex" usw.



    Ist schon mal ein Witz schlecht gealtert der wirklich total nach oben getreten hat?!



    ...Ich meine jetzt nicht "boahn ist der Sigmar Gabriel fett, hahaha," das ist nämlich nach unten treten, Übergewicht ist eine Schwäche da tritt man als Schlanker nicht rein.

    • @Eva Kern:

      Humor kennt weder oben noch unten. Alles verdient es, dass man darüber lacht. Am besten ist Humor allerdings, wenn man auch über sich selbst lachen kann.



      Was aber auch bedeutet, dass der "unten" Stehende es können sollte wie der "oben" Stehende. Und beide dürfen auch übereinander lachen.-



      Always look on the bright site of life.

  • Ich empfehle Russell Peters. Zu Beginn jeder Bühnenshow guckt er sich als Marginalisierter andere Minderheiten im Publikum aus (die dort die Mehrheit sind), involviert sie in bizarre Konversationen und man lacht gemeinsam über Eigenheiten aber auch Vorurteile und Gemeinheiten der Mehrheitsgesellschaft.

  • Wenn in unserer politisch korrekten Zeit, Comedy kompliziert wird, dann ist das ein Todesstoß des schlichten Humors und ob das so gut ist? Wir Deutschen sind gut in kompliziert, aber ein großer Lacher, kommt von einfachem Irrsinn ...

    Wenn sich Matt Lucas (aus welchen Gründen auch immer) heute distanziert, dann hat er vielleicht vergessen, warum er vor 20 Jahren diese Comedy produziert hat. Weil diese derbe, an Geschmacklosigkeit grenzende, politisch inkorrekte Comedy der (britischen) Welt den Spiegel vor Augen gehalten hat.

    Humor erfüllt seinen Zweck, wenn Leute lachen können und wenn ihnen das Lachen auch vergeht ... hätte jemand vielleicht in dieser TV-Runde in eben diese werfen sollen.

  • "Es ist aber natürlich auch wahr, dass queere und indigene Figuren beim „Schuh“ nichts weiter sind als Mittel zum Zweck: einfache Lacher. Heute verbitten sich Minderheiten so etwas."

    Das heisst: Einfache Lacher darf man nur noch mit Mehrheiten machen. Aber:

    Hetero-Frauen verbitten sich das, weil sie diskriminiert werden, Kinder weil sie besonders schützenswert sind, alte Hetero-Männer, weil sie schwerhörig und halb blind sind, Männer unter 25 weil ihr Gehirn noch nicht ganz ausgereift ist. Die letzten verbleibenden Hetero-Männer verbitten sich das, weil sie beleidigt sind, wenn man einfache Lacher allein auf ihre Kosten produziert. Sie sind schliesslich eine Minderheit.

    • @ecox lucius:

      Damit die Logik funktioniert muss man schon kapieren dass es einen ganz gewaltigen Unterschied macht ob man ein weißer gesunder Heteromann ist oder ein schwarzer, schwuler Behinderter...



      Preisfrage: Wer ist die Minderheit, wer wird diskriminiert?

      • @Eva Kern:

        "...Unterschied macht ob man ein weißer gesunder Heteromann ist oder ein schwarzer, schwuler Behinderter..."



        Wenn man also gesund ist, hat man es verdient ausgelacht zu werden? Seltsame Weltsicht.

      • @Eva Kern:

        Das ist aber jetzt ne gewollte Steilvorlage, oder? Auch schwule, schwarze Behinderte können ätzend sein... ;)



        nixfürungut und danichfür

      • @Eva Kern:

        Wenn Sie schwulen Menschen mit Behinderung einen safe space zuweisen grenzen Sie diese damit aus. Nach meiner Erfahrung wollen die genauso behandelt werden wie alle anderen Menschen.

    • @ecox lucius:

      Wie wäre es mit Lachern, die nicht auf Kosten, sondern mit anderen funktionieren?



      Ist nicht mehr so billig zu haben, aber altert vielleicht auch nicht so schnell.

      • @Herma Huhn:

        @HERMA HUHN Wer sagt denn, dass man auf Kosten anderer nicht auch mit jenen anderen lachen kann. In der Regel kann ein guter Charakter über sich selbst lachen ... was sehr wichtig ist, um im Leben zu bestehen, gerade man nicht dem Normativ zugehörig ist.

        Falsch verstanden wird Humor eigentlich nur, wenn er ernst genommen wird und das passiert bei so einer Diskussion, was man darf und was nicht, auf jeden Fall.

        • @EDL:

          Also spätenstens wenn man vor dem Zentralrat der Juden jüdische Witze vorträgt, dann kann man Humor einfach nicht mehr verteidigen. Es gibt durchaus Momente, wo Humor aus gutem Grund ernst genommen wird.

          • @Troll Eulenspiegel:

            warum soll man keine intelligenten oder absurden Witze über Juden machen können? Im "Leben des Brian" gibts ja schon ein paar davon.



            Motive wie die Judensau sind halt massiv negativ ausgelutscht. Aber eine ins absurde drehende Commedy über Verschwöhrungstheorien, wo die Weisen von Zion den internationalen Handel mit Katzenhaarbürsten kontrollieren ... why not?

          • @Troll Eulenspiegel:

            Ich glaube der Zentralrat kann über jüdische Witze herzlich lachen, nur Judenwitze dürften (mit Recht) problematisch werden.

      • @Herma Huhn:

        Guter Humor ist es dann, wenn man über sich selbst lachen kann.



        Das kostet dann auch nix.



        Das FDP Motto frei interpretiert: "Wenn alle über sich selbst lachen können, ist über alle gelacht!"

  • Ja, gerade in einem Film der Parodie düften ja auch die Klischees eine Parodie auf dieselben, in anderen Filmen ernsthaft oder unbedarft eingesetzt, sein.

    Das ist die Krux an der Sache, dass man nicht für die Gruppe sprechen kann, die parodiert wird. Dies vorausgeschickt, würde auch ich sagen, Winnetouch ist eher eine neckische Parodie, keine bösartige.

  • „Der Kulturwandel mache Comedy komplizierter, aber keineswegs unfrei.“

    Na dann mal los. Man kann sicher Comedy heute anders als früher machen und trotzdem die alten Sachen respektieren. Ob das Neue dann wirklich besser wird, werden wir ja sehen. Freier als früher wird’s jedenfalls nicht mehr.

  • Der Film kann so bleiben, wie er ist. Wer hat sich denn bei Winnetouch beleidigt gefühlt? Meine (teils sehr tuntigen) schwulen Freunde haben ihn gefeiert.

    Warum darf man über "Minderheiten" keine Witze machen? Gerade das freundschaftliche Necken muss erlaubt sein! Ich behandle meine weißen Cis-Hetero-Freunde ja auch nicht wie rohe Eier.



    Die Parodie ist eine hohe Form der Anerkennung!

  • Der Film ist harmloser Spaß, nicht mehr und nicht weniger. Schade, dass die Frage überhaupt gestellt wurde.

    • @Winnetaz:

      Hätte Bully ja auch einfach so sagen können. Hat er nicht, deswegen der Artikel

      • @Eric Parpart:

        Ist doch egal was bully gesagt hätte, es wäre in jedem Fall das falsche gewesen.

  • Zu viel Rücksicht auf moralisierende Minderheiten, das ist was micht nervt. Ich bin froh, dass es in meiner Gegend noch heimische Bands gibt, die zum Fun aller super Reggae-Songs spielen und alle Besucher ihren Spass daran haben. Wem´s nicht pass kann sich ja verziehen.

    • @maestroblanco:

      "moralisierend" auch so ein herrlich neurechter Sprech. Passend zu Ihrer "Wems nicht passt, kann sich ja verziehen" Einstellung.

      • @Eric Parpart:

        neu statt neo ist irgendwie retro

      • @Eric Parpart:

        Dieses 'Wenn's nicht passt, kann sich ja verziehen' bzw. dieses Land verlassen, gab es schon bereits und wurde seinerzeit von 'neulinken' Recht gefeiert.



        Ab wann ist der Spruch nun gut und wann nicht?

      • @Eric Parpart:

        "neurechter Sprech" auch so eine " neulinke?" Marotte alles und jeden sofort zu kategorisieren, abkanzeln, und wer nicht meiner Meinung ist sofort in die rechte Ecke stellen und fertig. Sonst nichts drauf?

      • @Eric Parpart:

        MICHAEL WEISS hat Recht. Man kann sich auch verziehen. Das mache ich meistens bezüglich Fernsehen und Kulturprogrammen, die mich nicht ansprechen - diese Freiheit gebe ich mir. Und was das mit Rechts zu tun hat, müssen Sie mir erklären.

  • Ich als queere Person, die feministisch aktiv ist, finde den Film immer noch toll, denn er ist eine Parodie. Auf die stereotypen alten Western, auf Rollenklischees und anderes, das man an unserer Gesellschaft kritisieren kann, und als jemand, der unter Freund:innen auch über bspw. „Schwulenwitze“ lachen kann, immer mit einem ironischen Zwinkern und dem Gedanken an das queere Bild der meisten Cis-Heteros in Deutschland.



    Der Film ist ein herrlich dummer, quietschbunter Unsinnsstreifen zum Kopf abschalten. Ähnlich wie die folgenden. Und dafür muss man sich nicht schämen, auch wenn man ihn jetzt nicht mehr so drehen würde. Das hier ist nur meine persönliche Meinung; ich weiß aber dass es vielen schwulen und queeren Menschen genauso geht!

    Die mangelnde Kritikfähigkeit bzw. das Wittern einer Art Einschränkung der Kunstfreiheit und Anklänge an diktatorisches von Herrn Herbig finde ich allerdings wirklich schwach.

    • @Lichtwolf:

      Aber gibt der Artikel Bully nicht indirekt recht? "Heute verbitten sich Minderheiten so etwas [Reduzierung auf Lieferanten für einfache Lacher]" - in einem Film der ebenso wie die damalige Show fast ausschließlich auf (teil sehr intelligent gemachten) einfachen Lachern beruhte ist das schon eine Form von "General-Veto"

      Wäre Herbig nicht damals, sondern heute mit dem Drehbuch für den Schuh bei den Studios aufgeschlagen, dann hätten wir den Film mit ziemlicher Sicherheit nicht zu Gesicht bekommen. Das dürfte aber weniger auf die humorlose Teilmenge der im Film vorkommenden Minderheiten, sondern bwreits im Vorfeld auf die Risiko-Abwägungen der Studios zurückzuführen sein. Heute kann auch aus harmlosen Fehltritten ein veritabler Shitstorm werden und Bullys Humor ist mitunter derbe. Und dieser Umstand kann durchaus als "Humor-Polizei" begriffen werden. Regulierend sind hier zumeist nicht Minderheiten aktiv, sondern wir - also die "sozialen" Medien.

      Ich empfehle mal die "Best of"-Sammlungen der Bullyparade. Zum Einen weil die wirklich lustig sind, zum anderen aber auch weil es mich überraschen würde wenn Sie nicht immer wieder bei einzelnenen Szenen feststellen würden dass es "sowas heute auf keinen Fall mehr ins Fernsehen schaffen würde"

      Nichtsdestotrotz, die Tage der Bullyparade sind gezählt, Herbig macht jetzt ernsthaft(er)es Kino und das - soweit ich es beurteilen kann - hochwertig. Diesen Wandel hat er wohl selbst schon eine ganze Weile angestrebt, von daher wünsch ich ihm dabei viel Spaß und Erfolg.

  • Ganz ehrlich, ich habe den homosexuellen Bruder immer als Parodie aller Vorurteile, die dumme Menschen über Homosexuelle haben wahrgenommen. Genauso wie "Uschi" für mich ein Verhohnepipeln aller Klischees über Frauen in den Original-Winnetou Filmen und ähnlichen Filmen aus dieser Zeit ist. Das gleiche gilt für mich auch bei der Darstellung der Schoschonen: hier werden keine Lacher über "Indianer" produziert, sondern über die Art und Weise, wie im Western und auch in den Winnetou-Verfilmungen die "Indianer" dargestellt wurden. Am meisten machen sich doch Bully Herbig und seine Mitstreiter*innen dabei über mich selbst lustig. Ich meine Sky Dumont als Bösewicht nimmt sich doch so etwas von selbst hopp, das kann niemand übersehen - oder? Also von daher, nee, für mich sind diese Verfilmungen nicht sexistisch, homophon, rassistisch oder ähnliches. Es ist ein Film, der sich genau über solche Einstellungen und den damit verbundenen Phantasien in den Köpfen der Leute lustig machen. Das das ganze dabei z.T. flacher Humor ist? Geschenkt, wer die Bully-Parade kannte, der wusste doch, dass ihn jetzt hier nicht Monty Python erwartet (die auch manchmal ganz schön flach sein konnten...).

    • @Patricia Jessen :

      Guter Beitrag. Aber Sie sind dann halt nicht die Comedy Polizei. Dass es da ein paar Bubbles gibt, die sehr schnell sehr laut sind, ist denke ich konsensfähig. Der Umgang damit ist dann entscheidend. Sage ich "mimimi die Comedy Polizei" oder reflektiere ich die sich ändernden Umstände, erkläre, wie das damals gedacht war, und was davon auch heute noch oder ähnlich gemacht werden würde. Das geht natürlich nur, wenn etwas mehr dahinter steckt, als "lass ma Tunte machen, das gibt viele Lacher".

    • @Patricia Jessen :

      Gerade Monty Python ist kein guter Maßstab für gute Comedy.



      Im Vorspiel zum berühmten Lumberjack Song wird tran-Frauen psychopathische Tendenzen untertellt, im Abspann der Brief eines fiktiven Crossdressers gezeigt und der Lächerlichkeit preisgegeben.



      Im Leben des Brain wird der Befreiungskampf des palestinänsischen Volkes gegen die zionistischen Unterdrücker durch Juden & Römer ersetzt und die Pluralität der Widerstansgruppen (Volksfront von Judäa vs Judäische Volksfront) verhöhnt.



      Statt Solidarität erfährt die einzige trans-Frau im Film (Loretta) nur Mikroaggressionen von den eigenen Allies.

      • @Alreech:

        Im Ernst?

      • @Alreech:

        "Deutsche Komiker sind vor allem in einem gut: bierernst sein."



        Deutsche Kritiker sollen da nicht ganz unschuldig dran sein. :-P ;-)



        Otto Waalkes -der in den doch noch sehr biederen frühen 70er-Jahren Trendsetter und "Tabubrecher" für den deutschen Quatsch-und Nonsenshumors war - hat mich als Jugendlichen in einem Interview für die Berliner Abendschau beeindruckt. Bei dem Waalkes nicht eine Sekunde aus seiner Rolle als "Otto" gefallen ist, trotz aller Bemühungen des Reporters ein ernsthaftes Interview zu führen.



        Okay, ich bin älter geworden und Otto auch. natürlich hat er stark gelassen. Früher war eh alles besser! ;-)



        Aber vom Umgang des "jungen Otto" mit Inteeviewern könnten sich alle Komiker 'ne Scheibe abschneiden und nicht zu ernst sein.Auch wenn man dann vielleicht etwas weniger eingeladen wird.

      • @Alreech:

        Beinahe wäre ich darauf reingefallen.Habe noch rechtzeitig erkannt ,das das genau der Kommentar ist ,den nur ein echter Monty- Phyton -Kenner und Liebhaber so schreiben kann: Sarkastische Satire mit gehörig Eigenironie!

      • @Alreech:

        Ernst oder Ironie? Ich bin bei Ihrem Beitrag nicht sicher, heute ist ja vieles denkbar.

      • @Alreech:

        Hallo alreech. Gute Rede. So pur und unverfälscht, quasi das Konzentrat unserer neuen Zeit. Und damit geeignet selbst als Vorbild für eine Parodie.

      • @Alreech:

        "Gerade Monty Python ist kein guter Maßstab für gute Comedy."

        Ja klar. Haben damals die gläubigen Hardliner, allen voran die Kirche von England ebenfalls ganz aufgeregt behauptet, weil angeblich der Heiland persönlich verunglimpft würde. Blasphemie, am Besten verbieten!

        Dabei warens die religiösen Eiferer selbst und ihr anmaßender, spießiger, sauertöpfiger Dogmatismus der da persifliert wurde.

        Oder zum Beispiel überhöhte Männlichkeitsklischees beim Lumberjacksong oder das geltungsbedürftige Sektierertum linker Aktivisten bei der Volksfront von Judäa.

        Monthy Python haben alle möglichen menschlichen Verhaltensweise, gesellschaftlichen Gruppen und Klischees aufs Korn genommen. So treffend, dass das Allermeiste auch heute noch aktuell ist.

        Aber durch die gleiche humorbefreite und selbstgefällige Brille, wie sie die Kleriker von damals aufhatten, kann man auch heute noch Monthy Python unterstellen, ihr Humor würde gezielt Menschen diskrimieren.

        • @Deep South:

          Das ist ohnehin das Auffälligste: es war nach den Zeiten des "anything goes" und oft genug der "Provokation um der Provokation willen" eigentlich klar, dass es da eine Gegenbewegung geben würde. Alles, was titanic vor 30 Jahren gemacht hat - da war ich regelmäßiger Leser - ginge heute kaum noch oder nicht mehr.

          Erstaunlich ist nur, dass diese Gegenbewegung von "links" kommt, dass man dort auf einmal "Anstand und Moral" für sich entdeckt hat, böse Worte, die man nicht sagen, darf, böse Gedanken und Gelüste.....ein neuer Puritanismus?

          • @Dr. McSchreck:

            Es gibt ja diverse Abhandlungen darüber, dass sich da eine Generation von der Style geprägten Hipstergeneration abgrenzen will, aber in Wirklichkeit nur Ästhetik durch Moral ersetzt und die mit gleicher Selbstgefälligkeit und Pentranz vor sich herträgt, wie es jahrelang scheinbar Vollbartträger im Holzfällerhemd gemacht haben.



            Nach der Theorie also whrscheinlich eine eher temporäre Erscheinung. Wer weiß.

            Die Titanic les ich jetzt regelmäßig seit 20 Jahren. Vor 30 Jahre war ich noch zu grün dafür. Und ja, selbst in der Zeit ist sie noch um Einiges entschärft worden.

      • @Alreech:

        Ich hoffe, sie haben es so gemeint, denn so wie sie schreiben, funktioniert Satire.

    • RS
      Ria Sauter
      @Patricia Jessen :

      Ihr Kommentar trifft genau den Punkt!

      • @Ria Sauter:

        Anschließe mich.

    • @Patricia Jessen :

      So sehe ich das auch. Schade, dass Herr Herbig selber das vergessen zu haben scheint, aber es ist seitdem ja auch viel Wasser den Rio Grande hinabgeflossen.

      • 9G
        90118 (Profil gelöscht)
        @Tetra Mint:

        Ein Trauerspiel! Künstler sollten ihre Arbeit nie erklären - damit zerstören sie nur den unvoreingenommenen Blick des Betrachters.

        • @90118 (Profil gelöscht):

          Und trotzdem wurde genau das von ihm verlangt, noch dazu in einem Kontext, der damit überhaupt nichts zu tun hatte. Und so fing er an, etwas zu rechtfertigen, was keiner Rechtfertigung bedurft hätte.



          Sie haben recht, das war ein einziges Trauerspiel.

    • @Patricia Jessen :

      Danke für diese wunderbare Sichtweise, die der meinen entspricht und den dogmatischen Kritikern überzeugend widerspricht!

  • Interessant wäre es zu sehen, wie Matt Lucas heute Comedy produzieren würde.

    Ohne Homophobie, Fat-Shaming, Misogynie, Blackfacing, Klassismus.

    Fragen wir Vicky Pollard:

    "Oh mein Gott, ich kann nicht glauben, dass Du das jetzt gesagt hast. Halt die Fresse!"

    • @Jim Hawkins:

      Aber ja, aber nein, aber ja, aber nein!



      Bin ich jetzt schon wieder Schuld oder was?

      • @Ringelnatz1:

        Der Computer sagt Nein

      • @Ringelnatz1:

        @Jim Hawkins / @ Ringelnatz1

        Oh mein Gooott. Wie kann man glauben, Vicky sei "klassistisch"? Als Sprecherin ihrer Community ist nur SIE berechtigt, Kritik am Medialen Herrschaftssystem zu üben, dass ihre Klasse unterdrückt. Sie entlarvt das sogenannte Unterschichtfernsehen, dass die schlimmen Verhältnisse ihrer Lebenswelt zur Beruhigung der Oberen Schichten mit ekelhafter Harmoniesoße zudecken will. Da haben die die Fresse zu halten. So lautet die Reine Lehre.

        Aber ja.

        Hier ist der Beleg:

        Vicky soll sich zu ihrem Alten bekennen. Der braucht aber gar nicht erst antanzen, der scheiß Chauvinist:

        www.youtube.com/watch?v=0tqDzrnvXt0

        Vorwärts Vicky! Vorwärts!

        • @Moon:

          .. So lautet die Reine Lehre.



          Aber ja...



          Schön Moonbaby!



          ;-)