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Stadtbild, Migration, RenteDeutschland leistet sich die dümmsten Debatten

Gastkommentar von

Nikolaos Gavalakis

Wenn sich nur noch erregt und nicht mehr ernsthaft diskutiert wird, sucht man nicht nach Lösungen. Das ist Erregungstheater und keine Diskurskultur.

Münster, NRW, 23. Oktober: Protestaktion nach den Aussagen von Bundeskanzler Merz zu Stadtbild und Migration Foto: Alex Talash/dpa

E s ist fast schon ein Volkssport: Debattieren über Nebensächlichkeiten, bis keiner mehr weiß, worum es eigentlich geht. Kaum sagt jemand etwas Unbequemes, schaltet das Land binnen weniger Stunden kollektiv in den Skandal-Modus. Wir führen keine Debatten mehr, wir veranstalten moralische Kostümfeste, und der Ablauf folgt stets derselben Dramaturgie: Einer provoziert, die Gegenseite hyperventiliert – und die Substanz bleibt auf der Strecke.

Nehmen wir die jüngste Debatte um Friedrich Merz’ „Stadtbild“-Äußerung. Sie war pauschalisierend, überspitzt, ohne Kontext. Aber anstatt nüchtern zu widersprechen, kam der gewohnte Reflex: „Rassismus! Nazi!“ Zack, Diskussion beendet. Und das, obwohl hinter Merz’ plumpem Satz ein reales Problem steckt: Die meisten sehen irreguläre Migration kritisch. Nur hätte der Kanzler sich und uns allen einen Gefallen getan, wenn er nicht suggeriert hätte, dass Migration zwangsläufig dazu führe, dass sich Menschen auf den Straßen unwohl fühlen. Empört wird sich in den Debatten selten über das, was jemand wirklich gemeint hat, sondern über das, was man hören will, um sich zu empören. Es geht nicht um Argumente, sondern um das Ritual. Man legt dem anderen das Schlimmstmögliche in den Mund und klopft sich anschließend selbstzufrieden auf die Schulter.

Bild: privat
Nikolaos Gavalakis

ist Politikwissenschaftler, Journalist und Chefredakteur des IPG-Journals für Internationale Politik und Gesellschaft.

Mit einem ehrlichen Meinungsaustausch hat das wenig zu tun. Und all das findet in einer Blase statt, die mit der Mehrheit immer weniger zu tun hat. Die meisten Menschen im Land haben andere Sorgen: steigende Lebenshaltungskosten, fehlende Ärzte, kaputte Schulen. Während um Wörter und Empfindlichkeiten gestritten wird, hat sich die politische Debatte längst von der Lebensrealität vieler Bürger entkoppelt. Migration ist dafür das beste Beispiel. Sie wird entweder verklärt oder verteufelt. Die einen wollen offene Grenzen für alle, die anderen am liebsten Mauern und Stacheldraht.

Dazwischen gäbe es reichlich Platz für Vernunft: illegale Migration begrenzen, Straftäter abschieben, qualifizierte Zuwanderung fördern, Integration endlich ernst nehmen. Stattdessen wird alles in denselben Topf geworfen – Asyl, Arbeitsmigration, Fachkräftebedarf – und so lange umgerührt, bis am Ende nur noch Empörung übrig bleibt.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Beim Verbrenner-Aus das gleiche Spiel: Die einen tun so, als könne Deutschland das Weltklima im Alleingang retten, die anderen hängen an ihren Benzinern wie an einem Familienerbstück. Dazwischen die Vernünftigen, die sagen: Natürlich müssen wir umbauen – aber mit Blick auf Wirtschaft und Arbeitsplätze. Ebenso bei der Rentendebatte. „Länger arbeiten!“, ruft die eine Seite. „Bloß nichts ändern!“, die andere. Niemand fragt, ob die Pflegekraft mit 68 noch Nachtschichten stemmen kann. Oder ob es fair ist, dass ich mit meinem Laptopjob dieselbe Regelung habe wie jemand, der körperlich kaputt ist, bevor er 60 wird. Das aktuelle Rentensystem ist langfristig nicht tragbar.

Das Lieblingsgespenst der Republik: die AfD

Und dann das Lieblingsgespenst der Republik: die AfD. Seit zehn Jahren wächst diese Partei. Und seit zehn Jahren reagiert das politische Establishment mit denselben Rezepten: Empörung, Ausgrenzung, Verbotsfantasien. Hat bislang nicht funktioniert – und wird es auch künftig nicht tun. Das Gerede von der „Brandmauer“ hilft der AfD mehr als jede Kampagne. Es zementiert die Vorstellung einer abgehobenen Elite, die mit der Realität des Alltags nichts mehr zu tun hat. Dass die Brandmauer längst mehr Symbol als Strategie ist, scheint niemanden zu stören. Sie war gut gemeint – als klare Abgrenzung gegen rechts –, ist aber zum Selbstzweck geworden.

Diese Debattenkultur hat eine Ursache: Moral hat die Analyse ersetzt. Aber die permanente Zuspitzung, das Denken in Lagern, verhindert, dass wir überhaupt noch Gemeinsamkeiten finden oder pragmatische Lösungen zulassen. Kluge Antworten erfordern jedoch Nachdenken, Abwägen – und manchmal auch das Eingeständnis, dass mehrere Wahrheiten gleichzeitig existieren können. Doch wer differenziert, gilt als weich. Wer übertreibt, bekommt Applaus. Und wer versucht, beides zu verbinden – Vernunft mit Haltung –, wird von beiden Seiten beschimpft.

So funktioniert keine demokratische Streitkultur, sondern Erregungstheater. Unsere politischen Debatten sind längst keine Orte des Austauschs mehr, sondern Bühnen für Selbstinszenierung. Man will recht haben, nicht verstehen. Und weil das bequemer ist, drehen wir uns in Endlosschleifen aus Empörung, Ironie und Belehrung. Deutschland leistet sich die dümmsten Debatten – weil es sich den Luxus leistet, nicht ernsthaft nach Lösungen zu suchen. Dabei wäre genau das nötig: weniger Schaum vorm Mund, mehr Substanz im Kopf.

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202 Kommentare

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  • Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Wenn die Diskussionen ausfallend werden, zu weit vom Thema abweichen, oder die Zahl der Kommentare zu groß wird, wird das manchmal leider nötig. Sonst können wir die Kommentare nicht mehr zeitnah moderieren.

  • Vielen Dank für den Kommentar! Ich sehe vieles ähnlich. Mehr Pragmatismus und Sachlichkeit wäre sicher hilfreich in diesen Zeiten. Gute, schnelle Lösungen finden, z.B. für die maroden Schulen und die fehlenden Ärzt*innen wäre längst überfällig und würde vermutlich unter anderem auch der Spaltung im Land entgegen wirken.

  • Diese Debatten hilft eigentlich nur der AFD und die AFD ist sehr ruhig aktuell! Diese Migrationsdebatte hatte wir schon vor 25 Jahren und da wurden die Diskussionen auch persönlich und hat der Debatte nicht geholfen!

    Was grüne, Linke und SPD machen ist die politische Mitte zu zerstören! Das das nicht gut ist und nur der AFD hilft zeigt die Politik in Frankreich und Brasilien die so gespalten ist das die sich nicht mehr einig werden.

    • @Marcelo:

      „Was grüne, Linke und SPD machen ist die politische Mitte zu zerstören!“



      Im Ernst? Die politische Debatte über Merz‘ Stadtbild-Äußerungen scheint an Ihnen ja komplett vorbeigelaufen zu sein.



      Was ist mit Banazsaks Ausführungen zum Thema, was mit Bas‘ Vorschlägen, Sozialbetrug einzudämmen, was mit dem Vorschlag aus der SPD-Fraktion, einen Stadtbild-Gipfel im Kanzleramt einzuberaumen, um die Probleme auf den Tisch zu bringen?



      Ich finde, goldenere Brücken kann man der Union überhaupt nicht bauen … sollten sie und der Kanzler nicht darauf eingehen, zeigen sie nur, an Lösungen nicht interessiert zu sein, stattdessen lieber auf Spaltung und Hetze zu setzen.



      Und das zahlt allein aufs Konto der AfD ein.

    • @Marcelo:

      Warum zählen Sie ausgerechnet diese Parteien auf? Da fehlt mir die CDU und FDP in ihrer Rechnung.

    • @Marcelo:

      Ach und die Union und (die FDP bis vor kurzem) haben nichts damit zu tun, dass die politische Mitte gespalten wird? Die Union macht alles richtig? Ernsthaft?

  • "Wenn sich nur noch erregt und nicht mehr ernsthaft diskutiert wird, sucht man nicht nach Lösungen. Das ist Erregungstheater und keine Diskurskultur."

    Ja nun.



    Da widmen wir uns doch mal seriöser Analyse der Entfremdung und Manipulation im Spätkapitalismus. Der zeitgenössisch technologisch-wissenschaftlich immer ganz auf der Höhe ist.



    Nur eben für die wirtschaftslibertär-autoritäre Moderne.



    Und nicht für eine Wette auf die Zukunft , die dem sozialen Ausgleich, der Akzeptanz konkurrenzloser Differenz und Vielfalt, dem Frieden dient, der mehr ist als die Abwesenheit von Krieg.

    Da werden Gesprächskultur-Aufrufe nicht helfen. Denn die wirtschaftslibertär-autoritäre Moderne - historisch stets ein Vorläufer des Faschismus -



    ist an keiner Gesprächskultur interessiert, in der sie ihre Macht, ihr Geld, ihre Deutungshoheit über Kultur, Gesellschaft, Zugehörigkeit, Legitimität verliert.

    Schöner Trick übrigens dieser Moderne: Angeblich sind die Leute das Problem, die radikal der Erzählung nicht folgen wollen, das Stadtbild sei verjudet. Ach nein. Da gibt es ja nun ein Update. Den Platz hat jetzt irgendwas mit Ausländer eingenommen. Der natürlich immer irgendwie illegal ist.

    • @Elise Hampel:

      Endlich mal der Versuch einer analytischen Einordnung. Danke. So etwas vermisse ich mittlerweile selbst in der taz … wohl auch ein Kennzeichen der wirtschaftslibertär-autoritären Moderne.

  • Danke, danke, danke! Es ist die treffenste Analyse, die ich seit langem gelesen habe und sie fasst zusammen, woran es - nicht nur in Deutschland - krankt.



    Aus meiner Sicht wurde der status quo hauptsächlich von den asozialen Medien herbeigeführt. Und die Empörungsmaschinerie durch so genannte Talkshows auch noch vom ÖR kopiert, nur um Quoten zu bekommen.

  • Mir ist komplett unerklärlich das selbst nach diesem Artikel immer noch 50% der Kommentatoren irgendwas vonwegen „Merz ist Rassistisch“ Oder „Nazi“faseln.



    Das das Quatsch ist wissen die meisten dabei wohl selbst, aber das Ritual alles und jedem was einem nicht passt mit Nazi oder ähnlichem zu bezeichnen um ja nur nicht Argumente finden zu müssen, ist so tief eingeübt und verankert- viele können wohl nicht mehr anders.



    Und was ist der Effekt? ALLEN, einschließlich dem Kanzler ist es völlig egal als Nazi bezeichnet zu werden, es hat jede negative Bedeutung verloren und steht jetzt für jemanden der eine unbequeme Wahrheit ausspricht.

    • @Shan Yun:

      Tut mir leid, Ihnen - sachlich - sagen zu müssen:



      Die von Ihnen inkriminierten 'Schimpfwörter' sind hier überhaupt nur zweimal "in den Mund genommen worden": einmal von Herrn Gavalakis und jetzt einmal (in treuer Kopie) von Ihnen selbst.

  • Die ganzen Empörungsdebatten haben eines gemeinsam: ihre möglichen „Lösungen“ kosten kein Geld, sondern bringen welches. Dem Staat, den oberen 10.000.

    Migranten? Abschieben! Renten? Idealerweise gar nicht mehr zugänglich machen, mindestens kürzen! Bürgergeld? Weg damit! Cannabis? Erlauben! Selbstbestimmung? Egal! Soll jede/r machen, was er oder sie will, Hauptsache, kostet nichts! Etc..

    Wenn es aber darum geht, etwas zu investieren, kann nicht lange und „differenziert“ genug diskutiert werden und am Ende passiert: nichts!

    Allenfalls Aufrüstung und immer neue Bürokratie gehört zu den „Erfolgen“ dieser Politik und findet die nötigen Mittel. Nicht erst seit Merz, nicht erst seit der Ampel, sondern zunehmend schon in den Jahrzehnten davor.

    Das wäre Empörung wert. Und nicht „Migranten“, „Bürgergeldempfänger“, „Männer“ und wie die Säue alle heißen, die je nach Gusto jeden Tag durchs hoch moralische Dorf getrieben werden.

  • Möge bitte der Gastkolmentator erst einmal erörtern, was er unter "irregulärer" Migration denn verstanden wissen möchte. Mit dieser Aussage scheitert schon eine sachliche Debatte an den Fakten. Wenn wir allerdings nicht mehr faktenbasiert diskutieren, dann ist jede Debatte sinnlos.



    Das der Instinkt des Herrn Merz, der einen Eid geschworen hat Bundeskanzler aller Deutschen zu sein, von 'linken Spinnern, die nicht alle Tassen in Schrank haben', fabuliert, trägt auch nicht zur Versachlichung der Situation bei.



    Das das Statement zum 'Stadtbild' rassistisch kanoniert ist, kann man nur bestreiten, wenn man äußerst wohlwollend alle weiteren nachfolgenden Sätze ignoriert. Gesellschaftliche Debatten mit geworfenen Nebelkerzen zu führen und Dogwhistles zu ignoren ergibt aber in der Sache keinen Sinn. Das ist das Gegenteil von Nachdenken und mehr Substanz im Kopf.

    • @Hatespeech_is_not_an_opinion:

      Genau so. Danke für den Kommentar.

  • Ein durchdachter und differenzierter Kommentar, dem ich mich vollumfänglich anschließen kann. Hätte ich zu dem Thema in der taz gar nicht erwartet.

  • Also vielleicht leistet sich die BRD ja die dümmsten Debatten. Das mag sein oder auch nicht.



    Die taz leistet sich aus meiner Sicht mit diesem Kommentar jedoch einen ziemlich zweifelhaften Beitrag - rütteln wir jetzt auch hier schon an der Brandmauer? Leugnen wir hier schon den Zusammenhang von politisch-analytischen und moralischen Handeln?



    Ich bin zunehmend von den Kommentaren der User*innen in letzter Zeit irritiert (bin ich noch bei der taz oder ist das schon die Welt?) - aber dass jetzt auch noch die Artikel in solche Thesen abdriften, dass lässt schon an Paralleluniversum denken...

    • @Patricia Jessen :

      Stellvertretend für viele Kritiker möchte ich Ihnen antworten, was Sie (alle) aus meiner Sicht falsch verstehen...der Autor wendet sich gar nicht gegen Moral - aber Moral allein ist kein Argument, jedenfalls nicht zwischen erwachsenen Menschen. "Das tut man nicht" sollte man begründen können, wenn es um inhaltliche Fragen geht.

      Um mal von dem hochstrittigen Flüchtlings-thema wegzukommen, hatten wir in der Schule die Aufgabe, einen Aufsatz "für oder gegen die Todesstrafe" zu schreiben - und zwar mit Argumenten für beide Seiten und dann einer Schlussfolgerung, warum wir uns wie entscheiden.

      Letztlich geht es um genau das: Ansichten begründen, nicht einfach nur sagen "wer so etwas sagt/fordert/denkt, ist inhuman, muss ausgeschlossen werden....."

      Das hat mich - obwohl geimpft und zwar nicht nur aus Pflicht - schon bei Corona genervt, wie sehr die Argumentation da ins Moralische abdriftete, z.B. "Ihr bringt die Alten um, weil Ihr so rücksichtslos seid...."

    • @Patricia Jessen :

      Ich finde es eher erfrischend zu sehen, dass hier eine echte Debatte stattfindet. Während bei Welt und den anderswo der rechte Stammtisch tagt und bei den Linken moralische Selbsterhöhung stattfindet, braucht es doch gerade diesen Austausch.

  • Interessant zu lesen, wie viele dem Autor zustimmen um eine Zeile weiter direkt darauf zu verweisen, dass natürlich "die Anderen" die Bösen sind 😉

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das ist die gewöhnliche Heuchelei der heutigen Pharisäer.

  • Das Dreigliedrige Schulsystem. Warum begegnen sich Migranten und Nichtmigranten so wenig? Welche Schulen besuchen die Kinder der CDU?

    Am Gymnasium habe ich furchtbare Menschenfeindlichkeit erlebt. Ich erinnere mich noch an eine türkische Mitschülerin, die extra zu uns gekommen ist, weil sie an einem anderen Gymnasium schon so gemobbt worden ist. Oder an eine Mitschülerin die nicht den Geschlechterrollenerwartungen entsprochen hat. Beide hat man gequält und gefoltert.

    Über mich ist man hergefallen, weil ich links bin. Und weil ich World of Warcraft gespielt habe, und das durften die CDU-Kids nicht.

    Die Straße auf der ich aufgewachsen bin war früher ein Kinderparadies, da haben hunderte Kinder frei draußen spielen können. Kinder aus den Mehrfamilienhäusern, denn die CDU-Kids aus den Reihenhäusern durften das nicht. Desto leistungsorientierter die Eltern, desto weniger die Kinder draußen, desto größer die Zugehörigkeit zum Kreis der Täter. Man sucht sich seine Ventile, und diese triebhafte Neigung bleibt bis ins Erwachsenenalter bestehen.

    Ich habe Angst vor den Töchtern von Friedrich Merz, denn ich denke sie sind genau wie meine Mitschüler!

  • Was für eine Versachlichung der Debatte wünscht sich den der Autor, wenn er selbst so polarisiert.



    Wenn ich sachlich über das "Stadtbild" im Zusammenhang mit dem Thema Asylpolitik nachdenke, fallen mir bestenfalls manche Asylunterkünfte ein, die sich vermutlich aus Kostengründen nicht so gut in das Stadtbild einpassen.



    Das Wort "Stadtbild" mit den sich in einer Stadt aufhaltenden Menschen in Verbindung zu bringen, haben wir in Deutschland seit dem Ende des 3.Reichs aus guten Gründen aufgegeben.



    Und welche Kultur rechtskonservative Politiker meinen bewahren zu wollen, wenn sie Wörter der deutschen Sprache missbräuchlich falsch verwenden, ist mit ein Rätsel.

  • "Und das, obwohl hinter Merz’ plumpem Satz ein reales Problem steckt: Die meisten sehen irreguläre Migration kritisch. "

    Was hat das mit der Äußerung Merzens zu tun? Genau, gar nichts.



    Außer man kann neuerdings einem Menschen ansehen, ob der ein "irregulärer Migrant" (vollkommen lächerlicher Term IMO) ist.



    Das, was Merz ursprünglich sagte, bedeutet - anders formuliert - inhaltlich nicht anderes, als wenn die AfD von "millionenfacher Abschiebung" spricht.

    "Natürlich müssen wir umbauen – aber mit Blick auf Wirtschaft und Arbeitsplätze"

    Jeder, der sich ein wenig mit Politik beschäftigt, weiß, dass es aktuell den Versuch gibt, alle Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel zurückzudrehen. Überall auf der Welt passiert das. Und es ist völlig irrelevant, ob das Mittel dazu eine Verschiebung der Maßnahmen ist, oder aber die komplette Streichung. Läuft nämlich auf dasselbe hinaus.

    "Niemand fragt, ob die Pflegekraft mit 68 noch Nachtschichten stemmen kann."

    Dochdoch, eine Seite tut das. Die andere nicht.

    Achja:



    Demokratische Streitkultur also. Mit der AfD? Da lach’ ich doch drüber!

  • Wie weit der Autor daneben liegt sieht man wohl daran wie erfolgreich rechtes Agenda-Setting ist. Allein die CDU zeigt am Selbstexperiment was dabei herauskommt. Menschenverachtung wie Rassismus normalisieren sich.

    • @Klobrille:

      das sich Rassismus normalisiert liegt auch daran das alles was einem nicht passt als Rassismus abgestempelt wird. Desto häufiger ein Wort fällt desto normaler und unwirksamer wird es! Jedes Mal Rassismus zu schreiben hilft der Sache nicht. Das selbe ist wie zwei andere Begriffe die häufig genannt werden um Rechte bloß zustellen

      • @Marcelo:

        Nun ja, was ist es DANN, wenn es nicht Rassismus ist? Wieder alles nur „besorgte Bürger“? Die Debatte kommt mir bekannt vor.



        Bei der jetzt heftig wogenden Stadtbild-Debatte besteht das Problem ja nicht darin, dass es die angesprochenen Probleme NICHT gibt - sonst hätten wir die Intensität der Diskussion überhaupt nicht -. sondern es mangelt an Klarheit der Problem- und einer umfassenden Ursachenanalyse. (Und es ist logisch nachvollziehbar, dass die AfD gerade daran KEIN Interesse hat.)



        Statt sich jetzt also die Brocken um die Ohren zu hauen und wohlfeiles CDU-Bashing zu betreiben, sollte man es wenigstens versuchen, die Debatte zu versachlichen … Ich finde, Felix Banazsak ist hier einen wesentlichen Schritt auf die Gegenseite zugegangen. Und auch der Vorschlag aus der SPD-Fraktion zu einem Stadtbild-Gipfel im Kanzleramt geht grundsätzlich in die richtige Richtung.



        Jetzt wäre es an Merz (und Spahn), diese Signale aufzugreifen und sich in Richtung SPD und Grüne zu bewegen. In Konkurrenz bzw. im Überbietungswettbewerb zur AfD schwimmen der Union derzeit nämlich mächtig die Felle davon.

        • @Abdurchdiemitte:

          Für ein großer Zeil der Bevölkerung ist es halt kein Rassismus sondern ein Ansprechen eines Problem! In diesem Fall muss nicht die CDU auf die Grüne und SPD zugehen sondern umgekehrt. Den die CDU hat das Problem benannt und nicht umgekehrt. Aktuell hat man das Gefühl die SPD und die Grüne nehmen das Problem nicht ernst!

          • @Marcelo:

            "die CDU hat das Problem benannt und nicht umgekehrt." - nee, sehe ich gar nicht so. Die CDU hat das Problem nicht benannt, sondern in eine bestimmte Schublade gesteckt und damit erst mal bestimmte Ressentiments geweckt. So, wie sie es schon immer machen.

            • @mwanamke:

              In ihren zweiten Satz tauschen Sie jede Partei aus die sie wollen und es passt immer

      • @Marcelo:

        Klassische Schuldumkehr. Linke sind politisch weitgehend irrelevant, daher ist die "Mitte" am Ball das Problem zu lösen und die macht das ja mit dem Einhegen. Ganz praktisch zeigt sich nach diversen Asylrechtsverschärfungen durch die "Mitte" ja genau gar keine Linderung, wenn Merz nun die Angst der Töchter umtreibt und die Afd in Umfragen Rekorde feiert.

        • @Klobrille:

          Das ist keine klassische Schuldumkehr sondern auch ein Problem in der Debatte! Die Mitte hat das nicht kritisiert sondern die politische Linke Seite! Die Mitte hat Merz Recht gegeben

        • @Klobrille:

          So kann man die Welt natürlich auch verklären, die Linken einfach als Irrelevant abstempeln. Ich mach mir die Welt wie sie in mein Weltbild passt. SPD, Grüne sind jetzt nicht mehr Links und holen nicht bei jeder Kleinigkeit direkt die ganz große Keule "Rassismus" und dergleichen raus.



          Ja es gibst keine Linderung, weil de Facto sich ja auch so gut wie nichts ändert.



          Es wird jede Asylrechtsverschärfung skandalisiert und über 1-3 Wochen durch sämtliche Medien und Proteste getrieben, nur um dann nachzuschieben, dass diese ja nur Symbolpolitik seien und zb "nur 600 Menschen" betrifft und das den Braten ja auch nicht Fett macht.

          Das Linke Spektrum ist insofern Problematisch, dass sie Probleme nicht diskutieren will. Was ja auch zunehmend führenden Linken wie Banaszak auffällt.

  • Nikolaos Gavalakis BEMERKT zu recht, was hier nicht funktioniert, aber das Problem ist, dass dieser Nicht-Diskurs, das emotionale Rumgestochere in Gefühlen, schon eine sehr starke Wirkung auf die Bevölkerung hat.



    Friedrich Merz hat Olaf Scholz aus dem Kanzleramt verdrängen können, in dem er eine rechtsextreme Kampagne gefahren ist. Die hat er vor dem Bundestagswahlkampf betrieben und im Wahlkampf und bei der bleibt er jetzt.



    Dieses emotionale Aufmischen der Bevölkerung ist nicht nur Ablenkung, sondern es geht Merz darum, einen Teil der links-liberalen Kreise, Parteien, Initiativen und Verbände nachhaltig zu schwächen/zu bekämpfen.



    Und das gelingt ihm.



    Und wenn ihm das auch nur zu einem Teil gelingt, dann sorgt er dafür, dass eben nicht über Armut, Arbeitslosigkeit, hohe Inflation, schwache Lohnsteigerungen, ungerechte Steuern, niedrige Renten oder der Mangel an bezahlbaren Wohnraum gesprochen wird. Je dämlicher die Sau, die durchs Dorf getrieben wird, desto besser, um die Diskursfähigkeit der Gesellschaft zu erschüttern. Es ist ein bekanntes Muster der Politik (Rom: Brot und Spiele), was hier betrieben wird ...



    Die SPD macht (leider) mit. Und es nützt der AfD.

    • @Andreas_2020:

      Zitat: - "Friedrich Merz hat Olaf Scholz aus dem Kanzleramt verdrängen können, in dem er eine rechtsextreme Kampagne gefahren ist."

      Das halte ich für unzutreffend. Scholz ist an einer disparaten Koalition gescheitert, und an einer Entscheidung des BVerfG, die es unmöglich gemacht hat, die Widersprüche innerhalb dieser Koalition weiter mit Geld zuzukleistern.

      Merz hat überhaupt nicht aktiv die Kanzlerschaft gewonnen, sondern sie ist ihm gleichsam zugefallen mangels anderer Prätendenten. Ob ihm seine rechte Kampagne genützt oder geschadet hat, sei dahingestellt. Ich denke, sie hat keine große Rolle gespielt.

      Dass die SPD jetzt mitmacht und z.B. beim Bürgergeld die Verfassung auf ihre Dehnbarkeit testet, ist freilich fatal. Weiter rechts könnte hier auch eine CDU-AfD-Koalition nicht segeln, ohne vom BVerfG zurechtgewiesen zu werden.

      • @Kohlrabi:

        Das Zugthema von Merz (CDU/CSU) war Migration, illegale Migration und Asylbewerber, die sich nicht gut verhalten. Und das war sehr durchdacht und sehr hart gegen Scholz gerichtet worden. Das hat die Wähler bewegt und es hat der AfD genutzt, das wiederum hat die Grünen geschwächt, die FDP hat einen mitbekommen. Es war ein Wahlkampf, der zu einem großen Teil rechtsextrem war, die CDU/CSU hat mit Aussagen und Themen gepunktet, wie früher die NPD oder die Republikaner. Dass Scholz darauf nicht gut genug reagiert hat, dass er brüchig und unklar wirkte, da würde ich ihnen zustimmen. Aber es war ein Bundestagswahlkampf, der sehr wenig sachlich oder thematisch ausgerichtet war, es ging doch eigentlich nur um das eine Thema.

  • "Die Brandmauer ist zum Selbstzweck geworden..."

    Eben nicht, das ist doch eins der Probleme. Die Btandmauer erfüllt für SPD, Grüne und Linke den extrem wichtigen Zweck der CDU einen Koalitionspartner bzw die Möglichkeit oder Verhandlungsoption hierfür zu nehmen. Dadurch wird die CDU dazu gezwungen mit SPD, Grünen und Linken zusammenzuarbeiten, auf alle Forderungen einzugehen, und ist daher der Garant für eine Machtoption. Und für Stellen und Pfründe. Ansonsten stimme ich dem Autor zu, "Diese Debattenkultur hat eine Ursache: Moral hat die Analyse ersetzt."



    Man findet ja kaum noch eine objektive politische Analyse, alles wird (sehr oft vom hohen Roß herab) als moralisches Problem angesehen wobei die jeweils gültige Moral von den Leuten auf dem Roß definiert wird und als Ausschluss-Kriterium dient. Und sehr häufig wenig bis nichts mit den tatsächlichen Verhältnissen zu tun hat. Wadephul ist ein Beispiel selbst von der CDU dafür- erst kritisiert er China um in Deutschland Punkte zu sammeln, und dann wundert er sich dass in China niemand mit ihm reden will.

    • @Gerald Müller:

      Wadepuhl hat - völlig zu Recht - Chinas Unterstützung des russischen Angriffskrieges und dessen permanente Bedrohung Taiwans kritisiert. Mit Moralisieren hat das herzlich wenig zu tun. China ist mittlerweile ein hochaggressiver Akteur in der Weltpolitik, und eine nochmalige Fehleinschätzung wie früher im Falle Russlands, sollte man sich nicht erlauben.

    • @Gerald Müller:

      "Die Btandmauer erfüllt für SPD, Grüne und Linke den extrem wichtigen Zweck der CDU einen Koalitionspartner bzw die Möglichkeit oder Verhandlungsoption hierfür zu nehmen."

      Die Brandmauer dient dem Zweck, ein zweites 1933 zu verhindern. DAS, und nur das ist der Zweck.

      • @Kaboom:

        ich würde sagen die Brandmauer verbindet das (moralisch) Angenehme mit dem (praktisch) sehr Nützlichen.. in gewisser Weise illustriert ihr Beitrag den Tenor des Artikels - es gibt keine objektive Analyse und alles wird ausschließlich aus moralischer Sicht betrachtet. Was natürlich den Blick auf die Wirklichkeit verstellt...

        • @Gerald Müller:

          Sollte es Ihnen nicht bekannt sein, wie der Verfassungsschutz die AfD einschätzt? Das ist selbstverständlich eine objektive Analyse.

        • @Gerald Müller:

          Für mich ist eine Brandmauer das objektiv bestes Mittel (unter schlechten) im politisch-handwerklichen Umgang mit einer Partei, die gegen das agiert, was ich einmal als Wertekonsens verstanden habe. Eine Zusammenarbeit bei anderen Themen, führt zu einer Normalisierung völkisch-nationalistischer Positionen einiger wortführender AfD-Funktionäre. Das können Sie ja anders sehen, für Sie führt das vielleicht auch zu einer "Entzauberung" einer Partei, die doch auch viele WählerInnen abholt, die Ihrer Unzufriedenheit lauthals Luft machen wollen und solche Bestrebungen tolerieren aber nicht vollständig teilen.

          Ich habe plausible Untersuchungen gelesen, nach denen es für die konservativen Parteien nicht zweckmäßig ist, den Sprech und die politischen Forderungen der rechten Extremparteien zu übernehmen (es gibt ja auch nicht nur Dänemark). Man kann die wirklich einfach googeln und sich im Anschluss hervorragend darüber streiten.

          Dem politischen Gegner lediglich persönliches Machtinteresse zu unterstellen ("praktisch Nützliches") und keine differenzierten moralischen Überlegungen ("moralisch angenehm") zuzutrauen, steht aber möglicherweise Ihrem "Blick auf die Wirklichkeit" im Weg.

      • @Kaboom:

        "Die Brandmauer dient dem Zweck, ein zweites 1933 zu verhindern."

        Sie funktioniert aber nur, solange die AfD unter 50% der Sitze bleibt. Wie lange wird denn das nach den letzten Wahlergebnissen noch der Fall sein?🙄

  • Motzende spätpubertierende Narzisst*innen drängen weltweit in politische Führungspositionen, lassen populistische, hetzerische Sprüche ab, - und es wir erwartet, dass sachlich mit ihnen über ihre Nichtargumente diskutiert wird.



    Ich bin kein Psychiater, und ich war und bin kein guter Pädagoge.

    • @StarKruser:

      Du hast gar nicht verstanden, worums geht. Es geht nicht darum, mit diesen Leuten immer sachlich zu diskutieren. Es geht darum, dass ein sich notorisch selbst in Empörung und Moralbestätigung zu suhlen und mit diesem Mindset schon in jede Debatte einzusteigen, einfach niemanden irgendwie weiterbringt. Immer problem- und kaum noch lösungsorientiert. Ich hab Recht und mir ist es wichtiger, dass das jeder weiß, als das sich wirklich etwas ändert. Eines der aktuell meist verwendeten Trendwörter ist Resilienz. Aber sobald irgendwer was sagt, was falsch ist oder falsch verstanden werden kann, dann "widerspricht man nicht nüchtern" und bietet echte Lösungen an, sondern man badet im Empörung, bis der nächste Aufreger vor der Tür steht. Alles dreht sich nur noch um die gesagt Dummheit.



      Es gibt etliche Analysen, die belegen, dass Donald Trump bei seiner ersten Wahl nur durch die permanente mediale Schalmmschlacht um seine billigen seiner Provokationen die Chance hatte, Kandidat und später Präsident zu werden.



      Und btw. bedeutet progressives Denken nicht einfach links zu sein und Haltung zu haben, sondern über den eigenen Tellerrand zu schauen, und Strategien zu entwickeln, die Probleme lösen.

      • @Deep South:

        Ich glaube du hast auch nicht richtig verstanden worum es geht. Durch das Bullshitting hat Trump eine Atmosphäre geschaffen, bei der sich Politik und Gesellschaft nur noch an den von ihm gesetzen Themen abarbeitet und die eigentlich wichtigen Themen nicht mehr adressiert. Wenn Merz das billig kopiert, kann Empörung durchaus das richtige Mittel sein. Du scheinst schon akzeptiert zu haben, dass wir ein Irgendwas-mit-Stadtbild-Problem in Deutschland haben und da unbedingt Lösungen für dieses undefinierte Problem nüchtern suchen müssen. Dabei bist du schon von rechts Außen geframed und deine irrationalen Ängste finden Bestätigung. Toller Tellerrand

        • @So mal:

          "Du scheinst schon akzeptiert zu haben."

          Nein. Der Satz ist natürlich dumm, gefährlich und eines Kanzlers unwürdig. Hab ich hier auch schon geschrieben. Ich hab ebenfalls dem Autor zugestimmt, dass man nüchtern widersprechen sollte. Niemand hat hier geschrieben, dass die Aussage von Merz zu rechtfertigen ist. Wie Dauerempörungsschleifen und schwarz/weiß Debatten aber dabei helfen sollen, den Nährboden für einen Rechtsruck -nämlich politische Ignoranz gegenüber existenten sowie gefühlten Ängsten und Problemen in Teilen der Bevölkerung- erfolgreich zu bekämpfen kann ich nicht erkennen. Wenn Banaszak von "Angsträumen" mit vielfältigen Hintergründen spricht, die es nicht geben sollte, nimmt er das Thema ernst und widerspricht Merz trotzdem deutlich.

          Mit "nicht verstanden" hab ich im Übrigen gemeint, dass es dem Autor hier eben nicht nur um die "Stadtbild" Geschichte geht. Sondern prinzipiell darum, dass man mit einer versachlichten Debattenkultur im Kleinen und im Großen wieder zu mehr Erkenntnisgewinn und Lösungsansätzen kommen muss. Und da halte ich den Satz "es wir erwartet, dass sachlich mit ihnen über ihre Nichtargumente diskutiert wird" für eine völlige Verkürzung.

        • @So mal:

          "Du scheinst schon akzeptiert zu haben, dass wir ein Irgendwas-mit-Stadtbild-Problem in Deutschland haben und da unbedingt Lösungen für dieses undefinierte Problem nüchtern suchen müssen." --- hier liegt doch die Wurzel der Debatte. Die einen sagen, es gibt gar kein Problem, die anderen sagen doch, und die dritten sagen, ja, aber das Problem ist ein anderes. Ich halte es für meinen Teil für sehr gewagt einer Mehrheit zu unterstellen, sich ein Problem nur auszudenken oder herbeizureden.

      • @Deep South:

        „Du hast gar nicht verstanden, worums geht. "



        Tolle Einleitung eines Gesprächs. Lesen Sie einfach meinen Text noch einmal. Vllt. verstehen Sie dann. Ergänzend hilft @My Sharona: taz.de/Stadtbilder...bb_message_5113011



        --



        Und wie wollen Sie damit umgehen, dass die ursprünglichen Niederträchtigkeiten von Friedrich Merz mal eben für eine Meinungsumfrage des ZDF (!) zu einer rudimentären Suggestiv-Frage zusammengefasst wurden, der dann 60-80 Prozent der Befragten zustimmen?



        taz.de/Merz-neue-S...bb_message_5111245



        --



        Ich suche dringend eine Strategie, um die Probleme Merz, Union und AfD zu lösen. Und die meisten Menschen, die behaupten, sie würden über den Tellerrand schauen, haben doch nur den Nachtisch im Blick.

        • @StarKruser:

          Es gibt ja konkrete Vorschläge aus dem eher linken Spektrum (Banaszak, SPD-Fraktion, Bas), die einen Beitrag zur Versachlichung darstellen … also, mehr Entgegenkommen in Richtung Kanzler und Unionsparteien geht eigentlich nicht.



          Wenn die Union sich jetzt nicht auf Grüne und SPD zubewegt, bedeutet das, dass Merz sich nicht irgendwie tollpatschig oder so geäußert hat, sondern mit Kalkül erneut den Schulterschluss zur AfD sucht. Und dass in einer Situation, in der sich die AfD in Umfragen bereits vor die Union geschoben hat.



          Ich würde sagen, dass sich die Fronten damit dann wohl definitiv geklärt hätten … was die SPD dann dennoch in dieser Koalition hält, ist mir allerdings ein Rätsel.

          • @Abdurchdiemitte:

            Banaszek hat, was ich sehr löblich finde, eingeräumt, dass es eben auch migrationsbedingte Probleme gibt. Ob er damit allerdings nur seine eigene Meinung vertritt, ist derzeit offen. Ricarda Lang & Friends inszenieren sich derweil mit einem offenen Brief, der schwerlich auf Versachlichung angelegt ist. Die SPD wiederum möchte, wie gehabt, das Thema Migration ganz außen vor lassen, siehe 8 Punkte-Plan. Die Erwartung, Merz möge sich doch einfach ihrer Problemanalyse anschließen, kann man jedenfalls schwerlich als "Entgegenkommen" bewerten.



            Vollends irritierend finde ich Ihre, meiner Erinnerung nach, hier schon mehrfach geäußerte Hoffnung, die SPD möge die Koalition sprengen. Und dann? Zwei Zeilen zuvor deuten Sie noch an, Merz suche möglicherweise den Schulterschluss mit der AfD, und dann wünschen Sie sich eine politische Konstellation, in der die CDU nur noch die AfD als Koalitionspartner hätte?

      • @Deep South:

        "Es gibt etliche Analysen, die belegen, dass Donald Trump bei seiner ersten Wahl nur durch die permanente mediale Schalmmschlacht um seine billigen seiner Provokationen die Chance hatte, Kandidat und später Präsident zu werden."

        Verlinken Sie mal eine diese Analysen.

  • Es ist wichtig, Rassismus als das zu kennzeichnen, was er ist. Die AfD hat die Grenzen des diskursfähigen weit ins Extreme und Rassistische ausgedehnt. Wenn ein CDU Kanzler sich mit Dogwhistling am AfD-Positionen heranwanzt, miss auch entsorechend gebranntmarkt werden, denn so verlässt die CDU die Mitte deutlich in Richtung rechter Rand.

    • @Henne Solo:

      Völlige Zustimmung!

  • Der Autor wirft den Debattierenden vor, nicht nüchtern auf Merz' pauschalisierende, überspitzte (Worte des Autors) Aussage nüchtern argumentierend zu reagieren. Dabei übersieht er, dass genau das oft gar nicht möglich ist. Es liegt in der Natur der Sache, dass vereinfachende Aussagen vom Publikum eher aufgenommen werden, die Erfolge der AfD auf TikTok beweisen es. Wenn die Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörenden und -sehenden derart kurz ist, dass sie einer differenzierten Auseinandersetzung gar nicht mehr folgen wollen oder können, was tut man da? Eben, man verkürzt und spitzt zu, auch wider besseres Wissen. Der Autor bleibt m.M.n. die Antwort darauf schuldig, wie er diesem Mechanismus begegnen will.

  • Nur ist es eben sehr fraglich, wo "Ideologie" aufhört und "Vernunft" anfängt. Das beginnt damit, welche Dinge es überhaupt in den Status einer "gesellschaftlichen/politischen" Debatte schaffen. Ist es vernünftig, Konflikte anhand ihrer ökonomisch oder ökologisch berechenbarer Implikationen oder anhand von Opferzahlen in der Debatte zu priorisieren oder anhand Ihrer emotionalen Sprengkraft?

    So macht es natürlich auch für diskutierte Lösungen einen Unterschied, ob ich bei jedem Konzertbesuch damit rechnen muss, in die Luft gesprengt zu werden oder eben nicht. Wenn dem so wäre, haben Lösungen eine größere Berechtigung zur "Härte", als wenn dem nicht so ist -> Wirksamkeit einmal angenommen (keine Selbstverständlichkeit). Man muss sich also bei den Problemen über das Ausmaß eines Problems einigermaßen einig sein, um sinnvoll miteinander reden zu können. Sonst werden Vorschläge schnell als ungerecht oder unzureichend wahrgenommen.

    Eine gute Orientierung finde ich den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz, also was möchte ich mit einem Vorschlag erreichen, ist er wirksam, gibt es kein milderes Mittel um das zu erreichen und ist er verhältnismäßig.

    • @drum:

      "Man muss sich also bei den Problemen über das Ausmaß eines Problems einigermaßen einig sein, um sinnvoll miteinander [darüber] reden zu können."



      Diesen gutgemeinten Rat, finde ich, müsste man öfters unserem Kanzler geben. (Aber wollte der überhaupt mit jemandem über die Implikationen des Problems Stadtbild reden...?)

  • Das seh ich absolut genau so! Egal welches Thema und egal welche politische Richtung jeder meint es besser zu wissen und wer nicht der selben Meinung ist wird beleidigt und verurteilt. Anstatt sachlich über Probleme zu diskutieren werden Probleme verdrängt und Probleme verschoben.

    Thema Stadtbild da wurde ein Problem von einer Gruppe benannt und eine andere Gruppe macht daraus ein anderes Problem und leugnet das erste Problem. Nur weil man selbst nicht von betroffen ist gibt es diese Probleme doch nicht!

    Ist genauso wie das mit dem Auto einer der das Auto nicht braucht kann nicht nachvollziehen für andere wie wichtig das Auto für die ist!

    Diese Debattenverschiebung stärkt nur Gruppen die man nicht stark haben will

    • @Marcelo:

      Also, ich nehme jetzt mal einfach 'Problem' statt 'Auto':



      Einer, der ein Problem nicht braucht, kann nicht nachvollziehen, wie wichtig ein Problem für einen anderen ist.



      Stimmt's so?



      (Ich versteh's trotzdem nicht. Kann mir



      bitte jemand helfen?)

  • Ich zitiere mal die gestrige taz:



    "Und dann das Lieblingsgespenst der Republik: die AfD. Seit zehn Jahren wächst diese Partei. Und seit zehn Jahren reagiert das politische Establishment mit denselben Rezepten: Empörung, Ausgrenzung, Verbotsfantasien. Hat bislang nicht funktioniert – und wird es auch künftig nicht tun. Das Gerede von der „Brandmauer“ hilft der AfD mehr als jede Kampagne. Es zementiert die Vorstellung einer abgehobenen Elite, die mit der Realität des Alltags nichts mehr zu tun hat. Dass die Brandmauer längst mehr Symbol als Strategie ist, scheint niemanden zu stören. Sie war gut gemeint – als klare Abgrenzung gegen rechts –, ist aber zum Selbstzweck geworden. Diese Debattenkultur hat eine Ursache: Moral hat die Analyse ersetzt."



    Vielleicht sollten denn auch die bayrischen Grünen mal diesen Artikel lesen, statt Altpapier aus Plenarsitzungen zu erzeugen.



    Lösungsvorschläge bitte die Damen und Herren Parlamentarier, Lösungsvorschläge!



    Und keine Verbotsphantasien. Damit gewinnt ihr null. Damit gewinnt Deutschland null. Damit verlieren nur wir alle.



    Stimmung, Politik, Wahrnehmung. Ihr habt die Mittel, ihr MÜSST es gebacken kriegen, dafür werdet ihr bezahlt - von uns

    • @Saskia Brehn:

      Ich zitiere auch mal, bloß kürzer:



      "Und dann das Lieblingsgespenst der Republik: die AfD. [...] Das Gerede von der 'Brandmauer' [...] zementiert die Vorstellung einer abgehobenen Elite [...] Diese Debattenkultur hat eine Ursache: Moral hat die Analyse ersetzt."



      Ich übersetze mal frei (!) den abgehoben-überheblichen Politikwissenschaftlerstil ins gemeine Deutsch: Die Geisterfahrer von der AfD und die am liebsten einsteigen und mitfahren wollen, pfeifen auf die Spaßverderber, die von Demokratie schwafeln.

      • @Auweiowei:

        Nachtrag:



        "Das politische Establishment"



        (ein gängiges Schlagwort der AfD), die "abgehobene Elite", wer soll das sein?



        Natürlich die armen Irren mit ihrem "Altpapier aus Plenarsitzungen" (was immer das sein soll), die 'linksgrün Versifften' eben. Die mit ihren Verbotsfantasien.



        Und die "Brandmauer", dieses Verbotssymbol? Ganz dumm steht sie nutzlos herum. Von anderen 'Etablierten', denen mit dem hohen C, einst zur Ab- und Ausgrenzung der Lieblingsgespenster erfunden. "War gut gemeint", doch das interessiert uns heute einen

        'Alternativen feuchten Dreck'.

        Denn das Verbot muss weg,

        Die Strategie ist nur Selbstzweck.

        Demokratie verläuft im Sand...



        Aufwiedersehn im Wunderland!

        • @Auweiowei:

          Auweiowei... Für die nachträgliche Selbstreflexion: An einem solchen Beitrag erkennt man, wer getrost zum "politischen Establishment" gerechnet werden kann. Merkmale:



          1. Realitätsverweigerung - Wenn die eigenen "antifaschistischen" Maßnahmen das Gegenteil bewirken, schiebt man die Schuld uneigennützig auf die Parteien mit dem großen C, die ja nicht extrem genug gebrandmauert haben.

          2. Opferrolle: Aus einer diskurshegemonialen Position heraus schreibt man aus der Perspektive eines Opfers von rechten Agenden und Hetze und lässt die Sachebene vollkommen außen vor.

          3. Worst-Case Interpretation: Der unliebsame Autor wird in die Nähe der AfD gerückt, wenn es auch nur geringe Überschneidungen mit Dingen gibt, die auch schon mal ein AfDler gesagt hat, unabhängig von der Realität der Aussage und wer sie sonst noch treffen würde.

          4. Verzicht auf jede Argumentation zugunsten einer wahlweise empörend oder ironisch/sarkastisch anbiedernden Selbstvergewisserung, die in der eigenen Bubble ein gutes Gefühl hinterlässt.

          5. Das alles hat mit der Repräsentationskrise des "Establishments" gar nichts zu tun.

    • @Saskia Brehn:

      Sie und der Autor ignorieren hier völlig die entsprechenden Studien dazu, die belegen (selbst aus der CDU nahen Ludwig-Erhard-Stiftung, d.TAZ berichtete) das nicht eine "Brandmauer" zum Erstarken des Rechtsextremismus in Europa geführt hat, sondern die Übernahme deren Themen, rechter Narrative, eine polit. Anbiederung vor allem der konservativen Parteien an die Rechtsextremen☹️

      Dies ist genau das was auch in Deutschland passiert und die AfD immer größer Macht❗

      Nicht dass was der Autor hier völlig Abseits der politologischen Forschung hier einfordert👎

      Hier werden durchgängig rechte Narrative im Mantel der Ausgewogenheit, der Vernunft und von vorgeblicher Sachlichkeit transportiert, ein politisch verheerendes Signal❗

      So wird der notwendige Kampf gegen Verfassungsfeinde, für ein Überleben ohne Klimakatastrophe, negiert und als "Erregungstheater" diskreditiert❗

      Ob ich das noch sagen darf, oder bin ich schon zu empört❓

      • @Orabos:

        „ Nicht dass was der Autor hier völlig Abseits der politologischen Forschung hier einfordert“

        Ich gehe doch stark davon aus, dass der Chefredakteur eines von der Friedrich Ebert-Stiftung herausgegebenen Journals über den Stand der politologischen Forschung informiert ist.

      • @Orabos:

        Keine Sorge, das haben Sie richtig gut gesagt. Eine völlig zutreffende Analyse.



        Wir dürfen uns von solchen 'feinen Schimpfwörtern' wie 'Erregungstheater', 'Empörung/Empörtheit' und anderen mehr nicht irritieren lassen, mit denen ganz gezielt Meinungsmache betrieben wird (vgl. die Echo-Verstärker oder Claqueure hier im Forum)!

    • @Saskia Brehn:

      Die Messlatte ist nicht zu hoch, zugegeben, aber was Lösungsvorschläge für reale Probleme angeht, sind die Parlamentarier der Grünen eher im oberen Tabellendrittel zu finden. Im Übrigen schließen sich konkrete, problemorientierte Sachpolitik und ein Verteidigen der Demokratie (von Ihnen als Verbotsphantasie bezeichnet) nicht aus.

    • @Saskia Brehn:

      Der Kommentar sollte eigentlich rüber zu den bayrischen Grünen

  • Ich halte den Text für sehr nichtssagend. Er strotzt von Unterstellungen. Rhetorischen Tricks (Schaum vorm Mund), und schlägt undifferenziert auf die politischen Ränder ein (weil die Wahrheit ja vermeintlich immer in der Mitte liegt). Der entscheidende wahre Kern an dem Beitrag ist vielleicht der, dass Politik viel zu sehr zu einer Frage der eigenen Identität geworden ist. Das ist aber kein besonders deutsches Phänomen, sondern in den USA schon länger so.

    • @Corina Strößner:

      Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte.

      Aber der Kompromiss liegt in der Mitte.

      Den braucht man, um als Gesellschaft eine Lösung zu finden.

      Die Ränder sind am Rand, weil sie keinen Kompromiss wollen.

      Im Artikel geht es nicht um Wahrheitssuche.

      Nur um Diskurs und Problemlösungen.

      Dass Identitätspolitik ein wesentlicher Teil des Problems ist, dass bin ich voll bei Ihnen.

      Sobald etwas identitär aufgeladen ist, ist es kaum möglich, einen Kompromiss zu finden.

      Man müsste dann einen Teil seiner Selbst aufgeben.

      Da meinten Linke leider, von den USA lernen heißt siegen lernen.

      Das fliegt uns gerade um die Ohren und lässt sich nur langsam abbauen.

      • @rero:

        Dann seien Sie doch froh, dass es jetzt diesen Beitrag von Banazsak zur Versachlichung der Debatte gibt … und den SPD-Vorschlag für einen Stadtbild-Gipfel. Das ist nicht der große Wurf, um all die angesprochenen Probleme zu lösen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten (nicht erst seit 2015!) angestaut haben, das ist mir auch klar.



        Aber es wäre ein Anfang und ich finde es an der Zeit, dass die Union in dieser Frage jetzt auf SPD und Grüne zugeht.

  • Im Großen und Ganzen stimme ich dem Beitrag zu, dennoch einige Beobachtungen:



    (1) Merzens Statement war sicher "pauschalisierend, überspitzt, ohne Kontext", aber eben mit genau diesen Eigenschaften authentischer Ausdruck des Mindsets der Union. Und daher nicht so leicht mit einem: "Hört doch mal zu, was er wirklich gemeint hat" einzuordnen.



    (2) Ich kenne nach wie vor niemanden im Politikbetrieb und nur sehr wenige in der Wissenschaft (dann meistens Philosoph*innen, keine Sozialwissenschaftler*innen), die offene Grenzen fordern. Wer Sachlichkeit fordert, muss sachlich sein.



    (3) Der Autor macht es sich zu leicht, wenn er behauptet: "Moral hat die Analyse ersetzt." Das ist selbst ein neurechtes, quasi Sarrazin-haftes Framing. Sachlicher wäre es gewesen, festzustellen, dass der richtige Platz oder der richtige Stellenwert ethischer Abwägungen in Debatten, die mehr als nur akademisch sind, umstritten ist.

    • @My Sharona:

      Ich stimme ihrem vernünftigen Beitrag weitestgehend zu, muss als Diskursforscher jedoch anmerken, dass die (etwas pauschalisierend) Ersetzung von Analyse durch Moral erst in der (Sozial-)"Wissenschaft" (Diskursforschung zu Rechtsextremismus oder Transgenderdiskriminierung bspw.) und dann in der Politik sehr weit verbreitet wurde, sehr zum Leidwesen aller (i.d.R. weit links verorteter) Wissenschaftler, die hierin eine Grenzüberschreitung sehen. Das ist keinesfalls ein originär sarrazinhaftes Framing. Das größte Problem dabei ist, dass sich die moralisierende Analyse als, je nach Geschmack, sachliche/objektive Analyse, empirisch unproblematische oder sogar angemessene Haltung oder gar als wertneutral ausgibt, indem sie widersprüchliche Perspektiven in den Bereich "antidemokratischer", "menschenfeindlicher" Werte etc. verschiebt. Damit werden sachliche Debatten strukturell verunmöglicht, wenn diese Perspektiven nicht - wie ursprünglich gedacht - als bloße Kritik an herrschenden Verhältnissen auftritt und kontrovers diskutiert, sondern selbst zur hegemonialen Diskursstruktur wird. Ich muss dem Autor deshalb auch und gerade in dieser Feststellung absolut recht geben.

      • @Moralapostbote:

        Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie ein NICHT "weit links verorteter Diskursforscher", der, wie Sie sagen, die "moralisierende Analyse" [ihrer allzu weit links stehenden Zunftgenossen?] kritisiert,



        weil sie "sachliche Debatten strukturell verunmöglicht", was sogar, Ihren Beobachtungen zufolge, "zur hegemonialen Diskursstruktur" wird... (Oder schon geworden ist?)

        Entschuldigen Sie bitte, wenn ich mir erlaube zu erwidern: Das ist mir zu hoch.



        Wenn Sie glauben, Sie müssen "dem Autor [Nikolaos G.] deshalb auch und gerade in dieser Feststellung absolut recht geben" - so kann ich für meinen Teil nur feststellen:

        Ich nicht.

        • @Auweiowei:

          Fair enough. Ohne meine Ansicht nachvollziehen zu können wäre ich vermutlich auch ihrer Meinung.

      • @Moralapostbote:

        Diskursforscher?

        Kurze Anmerkung zu ihrer Disziplin.

        Moralisierung wird als Analyse- und als politischer Kampfbegriff verwendet. Es handelt sich also um zwei unterschiedliche Sphären, auch wenn sie gemeinsam in Erscheinung treten können. Ihr Kern ist es Ambivalenz zu reduzieren.

        Den Gegenpol der kommunikativen Moralisierung bildet die kommunikative Normalisierung von Ereignissen und Verhältnissen. Sie stützt sich auf Kurven, Statistiken oder normalisierende Semantiken, also auf wissenschaftliche Erkenntnisse.

        Und in denen wurde die "Analyse" auch nicht durch die "Moral" ersetzt.

        Wie sie jetzt vielleicht erkennen können, ergibt ihre Gegenüberstellung der Begriffe Moral - Analyse keinen Sinn. Wissenschaftlich betrachtet, ist die von ihnen definierte "moralisierende Analyse" nicht existent, kann sich daher auch nicht als "irgendwas ausgeben" und stellt somit auch kein Problem dar.

        Weil Moralisierung und Normalisierung ein strategisches Paar bilden, lassen sich festgelegte Normalisierungsgrenzen auch leicht moralisieren z. B. per Ridikülisierung durch Übertreibung oder provozierte Empörung z. B. durch einen Tabubruch.







        Nur als kleine Randbemerkung zum Schluss.

        • @Sam Spade:

          Und vielleicht noch ein kleines Gedankenspiel dazu: Wenn der Verfassungsschutz bei seiner "Analyse" - wir wollen ja nicht unterstellen, dass der moralisch geleitet ist, sondern möglichst sachlich und objektiv vorgeht - ausschließlich Zitate vorlegt, die als möglicher Ausdruck einer verfassungsfeindlichen Gesinnung vorgebracht werden, wieviel Interpretation steckt dann da drin? Oder ist das eine Analyse, die als quasi wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis in den öffentlichen und politischen Diskurs gehört? Wo wird eine Interpretation zur Unterstellung und was macht diese Unterstellung mit dem Diskurs? Muss man da Haltung zeigen oder die Interpretation aufs allernötigste Beschränken? Sie werden feststellen: Anwälte der interpretationsminimierten "Analyse" finden sich wenige. Anwälte der moralisierenden Analyse hingegen haben Diskurshoheit.

        • @Sam Spade:

          Ich weiß nicht von welcher Disziplin sie hier sprechen und wer auf die Idee kommen würde, Moralisierung als Gegenteil der Normalisierung zu bezeichnen. Auch sonst erschließt sich mir ihr Beitrag nicht und irgendein Bezug zur Disziplin der Diskursforschung ist mir auch nicht ersichtlich.

          Es geht hier um die Frage inwiefern kulturelle Wertelogiken wie bspw. (durchaus auch ambivalente) Interpretationsformen des Humanismus analyseleitend, -begleitend oder Ergebnis von Sozialwissenschaft sein sollten oder ob "Moral" da rausgerechnet werden muss. Der Konflikt ist Jahrzehnte alt und wurde weltweit geführt, in Deutschland bspw. auch von Habermas und der Frankfurter Schule, wie sie sicherlich wissen, wenn sie mit der Disziplin vertraut sind.

          Nun gibt es gerade in den "kritischen" Sozialwissenschaften seit längerer Zeit einen Drift zur Aufweichung der Differenzierung zwischen Analyse und Interpretation. Das provoziert wiederum die Frage, wieviel "Moral" eine Analyse unwissenschaftlich macht. Anders gesagt: wo und wann geht Objektivität verloren, wenn wir moralgeladene Diskurse analysieren oder nach irgendeinem "moralischen Wert" beurteilen. Vielleicht wollen Sie sich dazu positionieren.

  • " wer übertreibt, bekommt Applaus".

    Man kann es als Henne-Ei Problem sehen. Die über 60 % die Merz beipflichten haben das Thema auch schon zuvor so gesehen. Die angesprochenen Probleme und Statistiken existierten auch schon davor und auch danach.

    Politik ist, sich mit solchen gesellschaftlichen Debatten auseinanderzusetzen und sich nicht vor diesen wegzuducken .



    Auch Whataboutismn hin zu anderen Problemen ist da nicht hilfreich. Zu behaupten, dass da nichts ist geht nicht.

  • Ich bin nicht dieser Auffassung, dass es harmlos war. Die Wortwahl war mit Söder abgesprochen, und das Wording wurde bewusst in einer Pressekonferenz verteidigt, in der es Merz eigentlich sogar noch schlimmer gemacht hat, indem er Migranten mit Vergewaltigern gleichgesetzt hat. Merz möchte offenbar die Republik für eine AfD-Herrschaft öffnen. Er wendet als Blackrocker dafür Trump'sche Muster an ("flooding the zone with shit"). Wenn man weiß, wie mächtig die AfD-Finanziers sind, wie sehr die Bildzeitung schon auf AfD-Kurs gerutscht ist und wie bereitwillig Medien einschwenken, wie zuletzt die manipulative ZDF-Umfrage zeigt, die als 2/3-Zustimmung für Merz gewertet wurde, aber tatsächlich nach Ablehnung von Straftätern gefragt hatte, dann kann einem Angst und Bange werden. Ich muss ehrlich sagen, dass ich seit diesem Wortbeitrag von Merz nun kein Vertrauen mehr habe, dass ich als schwuler Linker und Anwalt in diesem Land in fünf Jahren noch sicher leben kann. Es gibt schon jetzt viele Angriffe. Vielleicht muss ich nach Westafrika gehen? Aber ich würde viele Migranten zurücklassen, die mich dringend in Deutschland brauchen.

    • @hedele:

      Und dieses "Migranten mit Vergewaltigern gleichgesetzt" ist auch wieder so eine Extremdeutung. Wo GENAU hat der das denn getan? Das ist mir entgangen. Er hat sich überhaupt nicht allgemein über Migration geäußert, sondern über bestimmte Problemverhaltensweisen.

      Es ist eine ziemliche Verzerrung, dass so weit zu drehen.

    • @hedele:

      Naja, die ZDF-Umfrage ist eine Sache; aber die Maximalinterpretation von Merz' Aussagen ist die andere Seite der Wahrheit. Selbst die hochgeschätzte Ricarda Lang ist in der Debatte so abgedreht... Sie unterstellt Merz, er hätte das Aussehen von Menschen iSv. Hautfarbe kommentiert. Dabei ist es einfach tausend Mal naheliegender, dass der sich an Armut und Kriminalität (bzw. Belästigung von Frauen durch Gruppen migrantischer Männer) in manchen Gegenden gestört hat (und nicht die Extremdeutung, dass er das allgemein nach Hautfarbe macht). Deshalb macht es schon Sinn, nach Straftaten zu fragen...

      Es ist doch eine super Chance für die Linke, bessere Lösungen anzubieten.

      Ich kann nur den Kopf schütteln über diese Erregungsreflexe der eigentlich von mir präferierten Parteien. KEIN MENSCH HAT ZEIT FÜR SO ETWAS. Die Bevölkerung will, dass etwas getan wird, nicht Wortklauberei betrieben wird. Also bitte: pusht doch den Stadtbildgipfel bei Merz, bis er nachgeben muss. Das wäre sinnvoll.

      Und diese Ängste als Linker und Schwuler und Anwalt: ja, grad müssen sich alle warm anziehen. Aber es gibt eben derzeit keine bessere Welt; es sei denn, Sie wollen ernsthaft nach Westafrika.

      • @EH 553:

        " Sie unterstellt Merz, er hätte das Aussehen von Menschen iSv. Hautfarbe kommentiert. "

        Weil es genau das ist, was man sieht, wenn man von Straßenbild redet. Man sieht die Hautfarbe, kann aber nicht in die Menschen hineinsehen.

        "Dabei ist es einfach tausend Mal naheliegender, dass der sich an Armut und Kriminalität (bzw. Belästigung von Frauen durch Gruppen migrantischer Männer) in manchen Gegenden gestört hat "

        Wenn er das gemeint hätte, hätte er es auch gesagt. Denn genau das sieht man im Straßenbild NICHT.

    • @hedele:

      Sie wissen aber schon, wer Sie als schwulen Anwalt ablehnt?



      Bei solchen Aussagen wird mir echt mulmig...wie kann man die Realität derart ablehnen?

    • @hedele:

      Nichts für ungut, aber sind die letzten Sätze wirklich ernst gemeint oder Satire?

  • Der beste TAZ Artikel des Jahres, vielen Dank an den Autor und an die Redaktion für die Veröffentlichung des klugen Textes.

  • Weitgehend zutreffend. Aber kommt leider auch nicht ohne Pauschalisierungen aus. „ Die meisten Menschen im Land haben andere Sorgen: steigende Lebenshaltungskosten, fehlende Ärzte, kaputte Schulen. “



    Lebenshaltungskosten steigen, wie immer schon. Fehlende Ärzte? Die Dichte ist sehr hoch. Kaputte Schulen? Gern genommenen, aber es gibt sehr viele gute oder zumindest intakte Schulen.



    „ wir [drehen] uns in Endlosschleifen aus Empörung…“. Wir können das gerne machen. Aber einige von dem wir sollten einfach Entscheidungen treffen. Wobei, keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung.

    • @fly:

      Tatsächlich kann ich als Lehrkraft viele Lieder von kaputten Schulen singen (herabfallende Fenster, die Kolleginnen und Schülern Schulterverletzungen beschert haben oder sogar ins Krankenhaus gebracht haben, heruntergekommene Toiletten, auf die keiner mehr gehen möchte, vor kurzem wurde in Frankfurt eine Grundschule kurzfristig gesperrt, weil sie vom Einsturz bedroht ist, die Liste ist lang) Das höre ich von Kolleg*innen und habe es selbst erlebt. Und das ist ein riesengroßes Problem, da hilft auch nicht, dass es "auch" funktionierende Schulen gibt. In Limburg (keine Kleinstadt!) gab es vor kurzem keinen Kinderarzt mehr für Kassenpatienten, das wurde auch in der Zeitung thematisiert. Auch bei anderen Ärzten gibt es große Probleme, weil es viel zu wenige für viel zu viele Menschen gibt. Die Dichte ist vielleicht in Berlin hoch, aber in anderen Gegenden sieht das ganz anders aus und das ist nicht nur in ländlichen Gebieten so. Im RheinMainGebiet habe ich es erlebt, dass junge Menschen über zwei Jahre gebraucht haben, bis sie einen Hausarzt gefunden haben. Von Psychotherapeuten und Psychiatern brauchen wir gar nicht erst anfangen. Es ist genau so wie der Autor beschreibt.

    • @fly:

      "Fehlende Ärzte? Die Dichte ist sehr hoch."

      Kommt drauf an, wo man wohnt.

  • Erregungstheater:

    In der TAZ dominiert seit Tagen genau DIESES Thema. Etwas, was Cem Özdemir übrigens schon vor über einem Jahr noch sehr viel expliziter in der FAZ in einem Gastbeitrag adressiert hat. Die Artikel, die sich sachlich an dem Thema in dieser Zeitung abarbeiten, halte ich für überschaubar, vielmehr wird sich überboten in Empörung und falsch verstandener Moral. Kann man alles machen, über die nächsten Landtagswahlergebnisse soll sich dann aber bitte niemand wundern...

  • 'Deutschland leistet sich die dümmsten Debatten' (d-d-d), ein alliterierender Werbespruch wie einst 'B. weiß was Frauen wünschen' (w-w-w) - und alle, die am liebsten fröhlich-dümmlich ' Mit Merz mehr [Abschiebungen? Olympia? AfD wagen' skandieren möchten, stimmen frohlockend ein.



    Ein kleiner Ruck noch nach rechts, und schon schweigen die Vöglein im Walde (Goethe), und es gilt endlich: Ruhe - ist die erste Bürgerpflicht! (Oder ins Völkische übersetzt: Maul halten!)

    Von da an brauchen wir keine Debatten mehr über "Nebensächlichkeiten [!], bis keiner mehr weiß, worum es eigentlich geht" (Nikolaos Gavalakis). Aus der Traum vom "Volkssport", womit bis ins Wort hinein (Volk-demos!) unsere liebe Tante Demokratia als überalterte, altersschwache 80jährige gemeint ist.



    Als sie noch jünger war, hatte sie nämlich für ein lebendiges "Erregungstheater" in Form parlamentarischer und manchmal sogar außerparlamentarischer Debatten, frei nach dem Motto 'Mehr Demokratie wagen!' gesorgt.



    Lang, lang ist's her - und die (dummen und dümmsten) Debatten finden bald nur noch in social media oder threads oder sonstigen nicht mehrheitsfähigen Blasen statt.



    Wie gesagt: Ruhe ist...! (Maul halten!)

  • Kein Mensch ist illegal!

    Aber weil die Durchschnittshautfarbe in Europa zunehmend dunkler wird, fürchten alle um ihren Wohlstand.

    Fakt: Wir können 84 Millionen Deutsche durch 84 Millionen afrikanischstämmige Menschen ersetzen, die Konjunktur und der Wohlstand werden weiterhin hoch bleiben. Oder sind Menschen dunkler Hautfarbe etwa keine Menschen? Denn ich habe das Gefühl, die Asyldebatte läuft genau darauf hinaus: Je dunkler deine Hautfarbe, desto unerwünschter bist du. Alles andere ist Ablenkung.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Wir könnten die Bevölkerung langfristig aber auch auf ein "Normalmaß" von 60 Mio abschmelzen lassen, bedingt durch die geringere Fertilität der autochtonen Bevölkerung. Dies würde sowohl dem dringend notwendigen De-Growth Rechnung tragen als auch dem Klima guttun und den Wohnungsmarkt entspannen.

      • @Tom Tailor:

        Mit längeren Arbeitszeiten wäre das möglich 🤓

      • @Tom Tailor:

        Auch eine Idee.

        Jedoch ist diese Idee verdächtig, weil rund 60 Millionen Einwohner, auf die du dich beziehen möchtest, zufällig allesamt Biodeutsche sind und keiner mit Migrationshintergrund.

        Statistisches Bundesamt sagt nämlich: "Laut Erstergebnissen des Mikrozensus 2024 leben in Deutschland 25,2 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund."

        • @Troll Eulenspiegel:

          Der Verdacht ist unbegründet, da ich von einer langfristigen Entwicklung gesprochen habe, welche ausschließlich der geringen Fertilitätsrate der Gesamtbevölkerung Deutschlands geschuldet ist. Also nichts mit "Remigration".

  • taz. tut manchmal weh. Das ist eine platte Schuldzuweisung. Beim lesen kam mir Wagenknecht in den Sinn.

    • @Andreas J:

      Ich kann Ihre Kritik nicht nachvollziehen - was ist eine platte Schuldzuweisung, wenn man dazu auffordert, wieder Argumenten den Vorrang vor moralischer Abwertung zu geben und Ziele zu definieren, die man anstrebt und über den Weg dahin sachlich zu diskutieren?

      Damit wird nicht einmal Partei ergriffen, schon gar nicht Schuld verteilt. Es wird einfach um die Einhaltung von ein paar Regeln des menschlichen Miteinanders gebeten.

  • Danke Herr Gavalakis für diesen Kommentar.



    Ohne eigene Zuspitzung, sondern der ratio geschuldet.



    Das ist übrigens genau das, was die meisten Leute in meiner Umgebung denken.

  • DANKE!

    Sehr guter Beitrag, der den Finger auf die Wunde legt. Ideologie kommt leider heute zu oft vor sachlicher vernünftiger Abwägung.

    Großartig, dass die TAZ und der Autor den Mut gehabt haben, diesem Denken zu Sichtbarkeit zu verhelfen.

  • Vielen Dank Herr Gavalakis für diesen diesen realistischen und eindrucksvollen Kommentar, dem ich vollumfänglich zustimmen darf. Es geschehen auch in der TAZ noch Zeichen und Wunder!

  • >illegale Migration begrenzen<

    Was ist illegale Migration? Wenn praktisch jeder Flüchtling das Recht auf Einreise einklagen kann, ist die Migration wohl kaum illegal sondern - im Gegenteil - deren Abwehr ist illegal.

    Der richtige Begriff wäre hier "unerwünschte Migration" oder noch präziser "mehrheitlich unerwünschte Migration".

    • @A. Müllermilch:

      "illegale Migration" ist, wenn ich in ein Land einreise und dabei die Gesetze dieses Landes breche; z.B. weil die Gesetze dieses Landes besagen, dass es für mich illegal ist in das Land einzureisen oder mich dort aufzuhalten.



      Z.B. wenn ich in einem Boot über das Mittelmeer fahre, dann in Tunesien anlande und dort dann durch die Gegend reise.

      "illegale Migration begrenzen" heißt also solche Gesetzesverstöße zu minimieren, bzw wenigstens zu verfolgen.

      Würden sie genauso nachfragen wenn jemand davon redet "Diebstahl zu begrenzen"?



      (Bei "Migration" braucht man noch den Zusatz "illegal", weil es ja auch "legale Migration" gibt, während "legaler Diebstahl" normalerweise ironisch gemeint ist.)

      Nur zur Klärung: Ich glaube nicht, dass die Begrenzung von "illegaler Migration" irgendein Problem löst. Aber den Begriff absichtlich zu mißverstehen hilft nicht gerade.

      • @lundril:

        Legaler Diebstahl findet schon durch den Niedriglohnsektor statt. Millionen Menschen werden um den realen Wert ihrer Arbeit bestohlen. Nur ganz legal halt, weil unsere Lohnpolitik nicht für Arbeitnehmer gemacht wird. Die Handlanger der Industrie & Wirtschaft & Kapitaleliten , also die CDU/CSU FDP und nun auch die SPD Politker sind für die Zustände in Deutschland verantwortlich ! Was ist mit der Wirtschaftskriminalität, wieder laut BKA um 57,6 % gestiegen über 60.000 Verbrechen die nicht genügend verfolgt werden, mit einem Schaden von ca 2,6 Milliarden Euro in 2023 also nun fast bei 4 Milliarden Euro...

    • @A. Müllermilch:

      Gegen etwas Klagen zu können ist schnöder Rechtsstaat. Deswegen wird nicht plötzlich alles legal. Da haben Sie etwas missverstanden.

    • @A. Müllermilch:

      "Praktisch jeder"?

      Wieviele Flüchtlinge konnten denn in den vergangenen 5 oder 10 Jahren ihr Recht auf Einreise einklagen?

      Mir fallen da nur die Afghanen ein, die eine Zusage der deutschen Behörden hatten.

      • @rero:

        >Wie viele Flüchtlinge konnten denn in den vergangenen 5 oder 10 Jahren ihr Recht auf Einreise einklagen?<

        Wieviel Flüchtlinge mussten denn klagen? Klagen müssen Flüchtlinge erst, seit die Merz-Regierung versucht hat, Einreisewillige zurückzuweisen. Da ist die Rechtslage relativ eindeutig. Der Flüchtling, der es bis an die deutsche Grenze schafft, hat einen gerichtlich durchsetzbaren Anspruch auf Einreise, weil nach EU-Recht die Zuständigkeit für die Durchführung eines Asylverfahrens festgestellt werden muss. Dauert dieses Verfahren länger als sechs Monate oder findet sich kein aufnahmewilliges Drittland, wird daraus ein Rechtsanspruch auf Durchführung eines Asylverfahrens in Deutschland. Verfahrensdauer mehrere Jahre.

      • @rero:

        Die statisch größte Quelle der Migration ist der Familiennachzug und der ist sehr wohl einklagbar.

        • @Šarru-kīnu:

          Stimmt, beim Familiennachzug haben Sie recht.

  • "Migration ist dafür das beste Beispiel. Sie wird entweder verklärt oder verteufelt. Die einen wollen offene Grenzen für alle, die anderen am liebsten Mauern und Stacheldraht."

    Falsch. Historisch-kritisch nachprüfbarer Unsinn. Aber schon Teil eines tief verinnerlichten Sieges der wirtschaftslibertär-autoritären Ordnung, bis in die kleinste Verästelung der menschlichen Existenz, der Beziehungen, Identität, des zusammen Lebens, des gesellschaftlichen Alltags.

    Im besten Sinne militante, analytische, historisch redliche Linke, hat die Entwicklung zur grössten Flucht- und Migrationsbewegung der aufgeschriebenen Menschheitsgeschichte nie, niemals und zu keinem Zeitpunkt zum schönsten Multi-Kulti-Erlebnis auf Erden erklärt. Bereits vor 40, 50 Jahren.



    Wo in solcher Bewusstlosigkeit vom Multikulti-Fest fabuliert wurde, sollte das schon Angebot an jene sein, die sich stets in jeder Hinsicht für die Eigentümer des Dorfes, des Landes, des Kontinents, der Welt halten. Man sieht sich weiterhin als Eigentümer von allem: Moral, Ökonomie, Geografie - schlägt aber vor, gegenüber dem irgendwas mit Anderem, Unberechtigtem, grosszügiger zu sein.



    Feudalismus mit freundlichen Antlitz. Kulturbeflissen.

    • @Elise Hampel:

      An dem zitierten Satz von Gavalakis ist nichts falsch.



      Die Linkspartei hat 2018 auf ihrem Parteitag offene Grenzen gefordert und diese Position bis heute beibehalten www.die-linke.de/t...thaltstitel-jetzt/ Ebenfalls 2018 war der Satz "„Auch wenn nicht alle, die kommen, bleiben können“ noch ein Aufreger auf einem grünen Parteitag taz.de/Europaparte...-Gruenen/!5549450/



      Und die Einwanderungsgesellschaft als Vision einer orientierungslosen Linken hat Daniel Cohn-Bendit schon kritisiert, als er noch Leiter des "Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten" in Frankfurt war. Dieses verklärte, aller Schwierigkeiten einer Migrationsgesellschaft ausblendende Bild finden Sie doch bis heute in den Verlautbarungen der Linkspartei.

    • @Elise Hampel:

      "fabuliert"

      Ähm ... Der von ihnen kritisierte Multikulti-Zusammenhang kommt in dem von ihnen kritisierten Zitat gar nicht vor.

    • @Elise Hampel:

      Sie schmeißen die Migration komplett in den Asyl-Topf.

      Das ist exakt der Fehler, den Herr Gavalakis meinte.

      Migration ist mehr als nur Asyl.

      Vom "Multikulti-Fest" fabulieren eigentlich nur Sie.

      Vielleicht sollten Sie das wirklich mal historisch-kritisch nachprüfen.

  • "Das ist Erregungstheater und keine Diskurskultur. "



    Oh ja, so ist es. Allerdings genau so von links, welche die Aussage zu ihren Gunsten völlig aufbauscht. Was Merz gesagt hat und was man ihm jetzt in den Mund legt, sind zweierlei Dinge.



    "Erregungstheater" ist ein schönes Wort, passt aber eher zu links, rechts ist "Angstmacherei".

  • Irreguläre Migration darf man kritsch sehen, muss man sogar. Verstößt sie doch gegen geltendes Recht. Oder wollen wir uns an der Demokratiezerstörung beteiligen? Ein Fehler war auch, dass oft die Migration debattiert wurde, die Integration aber gemeint sein musste. So kann man nur aneinander vorbei reden.



    Es liegt aber auch an linker Historie, die ist ja nicht durch gepflegte Auseinandersetzung geprägt, wenn ich es höflich formulieren darf.



    Wenn man schon in die rechte Ecke gestellt wird, nur weil man sich auf satirische Weise mit dem Kopftuch auseinandersetzt, läuft was gewaltig schief. Ich nenne die derzeitige Debattenkultur von links übrigens Politik des 17. Juni. Das muss sich ändern. Schnellstens.

    • @BS:

      Mir missfällt der Begriff"links"bei solchen Beschreibungen Die Schublade ist viel zu groß um da irgendetwas beschreiben zu können. "links" das geht von linksliberal bis linksextrem-autoritär.

      Sein Sie sich sicher. Es wesentlich mehr Linke, die das platte Schubladendenken nicht mit machen und ablehnen. Laut ist nicht gleich Mehrheit. Es wäre aber wünschenswert, wenn Linke gegen Plattitüden von anderen Linken auch mal den Mund aufmachen würden.

    • @BS:

      "Es liegt aber auch an linker Historie, die ist ja nicht durch gepflegte Auseinandersetzung geprägt, wenn ich es höflich formulieren darf."

      Ja ist richtig. Es ist zwar die wirtschaftslibertär-autoritäre Moderne, die die sozialen, ökonomischen, politischen, kulturellen, geografischen, militärischen Friktionen eskaliert. Über die stehenden wie natürlich aufzustockenden Armeen verfügt...

      Aber irgendwas mit links und die Linke und natürlich auch DIE LINKE haben keine "gepflegte" Auseinandersetzung gepflegt.



      Inmitten all der Schlachtfelder, Massenmorde, Interventionen, Handelsgesetze, Diktaturen, Kriege, die die wirtschaftslibertäre Moderne seit bereits sehr vielen Jahrzehnten eskaliert.

      Das schönste Bullerbü der Entfremdung. In vollster Überzeugung kritischer Geist, kritische Haltung zu sein.

  • Respekt für diese Stimme der Vernunft. Dank an die taz, dass sie dafür Raum gegeben hat.

  • Wahnsinn, was für ein großartiger Beitrag.

  • Ja, sehr gut.



    In diese Richtung habe ich zwar auch schon öfters argumentiert, aber meine Beiträge werden, dann wenn etwas der taz-Linie zuwiderläuft, nicht freigeschaltet.



    Die Mieten auf ein drittel senken,



    öffentlich-rechtliche Sammeltaxis statt Pkws kaufen.

    Der Punkt ist der: die Rechtsradikalen haben sich etabliert und sind von der Sozialschicht her breit zusammengesetzt, v.a. die Wähler.

    Wenn die sozialen Konflikte wirklich von der Basis her angefangen werden, auszutragen, dann kann es eine Gegenmacht gegen die AfD und ihre Blase geben. Von unten.



    Regierung und Verwaltung tun das nicht. Das Personal begnügt sich mit Appellen.



    Das aktuell in Bremen besetzte Haus ist zwar am Stadtrand und leider nicht in der Innenstadt, aber es ist noch nicht geräumt, weil die Aktion nach Wohnraum für alle verlangt und deshalb auf sehr viel Sympathie stößt. Das Haus stand 20 Jahre leer, weil es Eigentum ist.

    Eine Gruppe von stehlenden Straßenkindern aus Marokko gab es immer wieder mal in deutschen Städten. Die Polizei bat die Politik, sich darum zu kümmern. Das geht auch ohne Aufregung. Manuel Ostermann sollte nicht als Experte in den Medien auftauchen und Merz ist für das BK-Amt ungeeignet.

    • @Land of plenty:

      Das mit dem besetzten Haus in Bremen ist auch ein schönes Beispiel für Erregungstheater.

      Die Sympathien für die Besetzung in Bremen sind ziemlich schnell verpufft, nachdem sich herausstellte, dass dahinter kein Geld-Hai mir scharfen Zähnchen steckt, sondern dass das Haus wesentlich kürzer leer steht und einem eher Gebiss-losen 87-jährigen gehört, der aufgrund seines Alters keine Kredite mehr bekommt für notwendige Renovierungen.



      www.weser-kurier.d...x1lu57zya1hmxudh0c

      Nachdem das klar war, kam von den Besetzern aber nicht der solidarische Vorschlag, Hallo Opi, wir sind jung, wir bekommen Kredite, wir helfen Dir. Man hat gar nicht realisiert, dass die weltanschaulichen Prämissen der Besetzung nicht passten.

    • @Land of plenty:

      Der taz kann man ja nun wahrlich keine einheitliche Linie mehr vorwerfen

  • Vom ersten bis zum letzten Wort - absolute Zustimmung.



    Sehr erfrischende, weil ausgewogene Beleuchtung ohne ideologische Scheuklappen.



    Derlei Sachlichkeit aber auch Tabulosigkeit in Debatte als auch Herangehen bräuchte es republikweit, um wieder einen Staat zu bekommen, der schnell aber dennoch zielsicher sich den mannigfaltigen Herausforderungen stellen kann.

  • Deutschland wird von Ritualen gelähmt



    Macht man auf Probleme der Migration aufmerksam schallt es von links: „Rassist“

    Spricht man die soziale Ungleichheit insbesondere bei Vermögen an schallt es von rechts: „Sozialist“

    Macht man sich Sorgen über den Klimawandel dann ruft es: „Grüner“

    Spricht man die kommende Rentenkatastrophe an, ausgelöst durch den demographischen Wandel dann rufen alle: „ Aber Norbert hat versprochen die Rente ist sicher.“

    Es wird Zeit, dass zumindest die Medien aus diesen Ritualen herausfinden

  • Das Niveau der deutschen Debattenkultur lässt sich allabendlich in den diversen Talkshows betrachten.



    Da sitzen die verschiedenen Meinungsvertreter und Posaunen ihre Haltung in den Äther - und das vollkommen losgelöst und unbeeinflusst von den Äußerungen der "Gesprächspartner".



    Man kann eigentlich immer nach den Einführungsstatements jedes einzelnen abschalten. Danach kommt nichts mehr.



    Ich sehe mir das seit Jahrzehnten nicht mehr an. Kann mir nicht vorstellen, dass das heute besser geworden wäre.



    Und so läuft an sich die politische Debatte: Talkshowniveau.



    Nur scheinen mir die rechten Debattenführer einfach besser darin zu sein. Wer differenzieren möchte, hat keinen Erfolg.

    • @Nansen:

      Dem kann ich nicht folgen. Die Debatten, die ich in Talkshows sah, waren eigentlich immer sehr informativ und nachdenklich.



      Aber vielleicht könnten Sie ja mal den Link auf einen Mediathekeintrag posten, damit man ihre Aussage nachvollziehen kann.

  • Ja. Genau das läuft schief im Land. Es geht nicht mehr um Lösungen, sondern um Gefühle. Besonders schlimm ist, dass nicht mehr nur Politiker vom Rand so arbeiten, sondern welche in führenden Positionen. Auch dort ist die Fähigkeit zur schachbezogenen Arbeit immer weniger zu finden. Können wird durch Parolen ersetzt.

  • Sehr treffender Kommentar! Hätte nicht gedacht, dass in der taz so ein differenzierender Kommentar veröffentlicht wird.



    Danke, Herr Gavalakis !

    • @Siegmar Reich:

      Hätte nicht gedacht, dass in der TAZ so ein politisch Verheerender Standpunkt vertreten werden könnte (zb keine Brandmauer mehr zur AfD etc)



      Zu dem Politikwissenschaftlich nicht haltbar, s. dazu entsprechende Studien und auch ein Interview hier in der TAZ wo es um das Erstarken der AfD ginge.

      Die gute alte Linke TAZ gibt es schon lange nicht mehr ☹️☹️



      gut dass für solche Artikel wie hier nun keine Bäume mehr gefällt werden müssen, um sie zu drucken, immerhin😁

  • ..." wer übertreibt, bekommt Applaus".



    Dies liest sich in den Kommentaren.



    Merz ist Populist.



    Grundsätzlich ist Merz für sein Amt einfach ungeeignet.



    Ein Kanzler hat die Aufgabe, die Bevölkerung zu einen, Merz hingegen spaltet.



    Die Politik der Union " mehr Grenzkontrollen", ist umgesetzter Populismus.



    Lösungen bietet der Möchtegernkanzler nicht, nur Prügelknaben.



    Was wir allerdings brauchen ist Zuwanderung und Fachkräfte, die Ampel hat hier richtige Schritte eingeleitet und



    legale Migration ermöglicht.



    Das gilt es auszubauen und somit die Argumentation von links, von der Arbeit her, neu zu beleuchten.



    Es sind nicht die Millionäre, die dieses Land am laufen halten.



    Es ist gut, dass Banaszak und Bas die Diskussion versachlichen und Merz dumme Bemerkungen in Sachpolitik umändern.



    Die gesamte Ministerriege der Union ist ein Trauerspiel der Inkompetenz.



    Nun bietet sich die Gelegenheit, zu sagen, was wir für ein Landbild wollen.



    Dazu braucht es PolitikerInnen, die machen, statt dumme Sprüche zu klopfen.

  • "Moral hat die Analyse ersetzt."



    Die beste Erklärung für unvernünftige Politik.

    • @Donald Duck:

      "Lass dich nicht von deiner Moral daran hindern, das Richtige zu tun."



      Isaac Asimov in "Foundation"

      • @Erfahrungssammler:

        Himmler sagte in seiner berühmten Posener Rede vom 4. Oktober 1943: „Ehrlich, anständig, treu und kameradschaftlich haben wir zu Angehörigen unseres eigenen Blutes zu sein und zu sonst niemandem.“ Die partikulare Moral richtete sich scharf gegen den Universalanspruch der christlichen Nächstenliebe. Sie legitimierte sich nur gegenüber der eigenen Volksgemeinschaft und galt auch nur für sie. Deshalb war die systematische Ermordung von vielen Millionen Menschen zwar ein organisatorisches, aber kein moralisches Problem. Ein Legationsrat konnte deshalb auch guten Gewissens „Liquidation von Juden“ als Grund für eine Dienstreise in der Spesenabrechnung angeben.

      • @Erfahrungssammler:

        Gefährlicher Satz. Die Forderung, sich nicht von einem moralischen Impetus abhalten zu lassen, das "Richtige" zu tun, erinnert mich fatal an Himmlers Posener Reden.

    • @Donald Duck:

      Das war der einzige Satz, der mir nicht so gefallen hat. Ansonsten ist der Artikel ja super, aber der Satz wertet den Stellenwert der Moral zu sehr ab. Analyse und Vernunft müssen immer auch mit moralischen Maßstäben einhergehen, sonst gerät man schnell auf eine schiefe Bahn.

      • @Winnetaz:

        Ich glaube eher dass dies der wichtigste Satz war. Weil es immer den Konflikt gibt, was man moralisch für richtig erachtet, und dem was möglich ist. Von mir aus kann jeder Mensch auf der Welt in Deutschland sein Glück finden, ich weiß aber das unsere Sozialversicherung dass nicht packen kann. Also muss der Unterschied gemacht werden zwischen "was möchte man" und "was kann man"

      • @Winnetaz:

        Und genau das ist der Fehler, weswegen die Diskussion scheitert. Die Moral spielt eine zu große Rolle. Wer analytisch und mit Vernunft handelt, handelt automatisch nach gewissen Moralischen Prinzipien. Aber die Moral hervorzuheben bewirkt nur, das partikulare Moralinterpretationen laut schreien und die Diskussion an die Wand fahren. Genau das passiert momentan, weswegen der Artikel so wohltuend ist.

  • Was in diesem Artikel schon seltsamerweise ausgelassen wurde, ist die Eine-Wurst-Debatte. Jedes Mal, wenn ich jetzt vor dem Veggie-Regal stehe, kann ich mir das Lachen nicht verkneifen. Und das hat überhaupt nichts mit "Deutschland leistet sich die dümmsten Debatten" zu tun. Und zwar deswegen nicht, weil das Verbot von Anfang an eine vollkommen absurde Schnapsidee war. Dann kann sich daraus von Natur aus nichts anderes mehr entwickeln als eine Nonsense-Debatte.

    Aus diesem Artikel: >Empört wird sich in den Debatten selten über das, was jemand wirklich gemeint hat, sondern über das, was man hören will<

    Sehr interessant! Das Problem aber ist doch, dass Merz nicht sagt, was er """wirklich meint""". Wenn die Debattanten erstmal anhand von ein paar Wortschnipseln erraten müssen, was der Redner meint, ist das wenig sinnvoll.

    Ein guter Artikel hierzu:



    taz.de/Stadtbild-A...Kanzlers/!6121879/



    Darin steht:



    >Man solle die eigenen Töchter fragen, sagte er: „Alle bestätigen, dass das ein Problem ist, spätestens mit Einbruch der Dunkelheit“. Was „das“ ist, sagt Merz nicht.<

    Ist das ein Quiz? Lassen sich auf Merz' Äußerungen Politikwetten im Wettbüro abschließen?

    • @Wanna Relax:

      Genau, dieses geraunte "ihr wisst schon, was ich meine" (*wink wink, nudge nudge*) finde ich so besonders fatal an dieser Kommunikationsleistung des Kanzlers. Wenn er meint "man wird doch wohl nochmal sagen dürfen", dann soll er bitte auch explizit sagen, was er denn meint. Ansonsten kommt das lediglich so rüber, dass er möglichst viel Raum geben will, damit möglichst viele ihr persönlichen Lieblingsstereotype in seine Aussage lesen können, sich darin bestätigt fühlen und sich dann darüber auslassen können, dass man ja gar nichts mehr sagen darf heutzutage, während der Herr Kanzler plausible deniability hat - den er hat ja nur von wichtigen Abschiebungen gesprochen und vom Stadtbild und von Töchtern.

  • "Wenn sich nur noch erregt und nicht mehr ernsthaft diskutiert wird, sucht man nicht nach Lösungen. Das ist Erregungstheater und keine Diskurskultur."

    Wer diese Ablenkungsmanöver und das dahinter stehende Muster, noch nicht verstanden hat, die dem nur dient um von den eigentlichen Probleme für die man gar keine Lösungen parat hat abzulenken, dem ist nicht mehr zu helfen! Das selbe Muster und Vorgehensweisen sieht man auch in den USA, was Trump jeden Tag durch den Äther schickt, um eine große Empörung hervor zu rufen, um nur von den Epstein Akten abzulenken!

  • es tut so gut, das zu lesen. Volltreffer, danke

  • Nun mal halblang! Hier ist ein Mann Regierungschef, der bereits vor 23 Jahren von seinen Parteifreunden wegen Unfähigkeit aus dem Amt des Fraktionsvorsitzenden gekegelt wurde (er selbst glaubt natürlich, das sei eine Verschwörung gewesen). Älter geworden ist er inzwischen, aber nicht klüger und fällt immer wieder durch Sprüche auf, die in keiner Weise durchdacht sind. Er kann es einfach nicht.



    Und daher ist nicht die Debatte dumm. Sondern sehr berechtigt.

  • Eine utopische Forderung des Autors. Im digitalen Zeitalter ist kein Common Ground in öffentlichen Diskursen mehr herzustellen. Dafür bedarf es nämlich einer gemeinsamen Wissensbasis um auf Sachebene einen Aushandlungsprozess führen zu können.

    Der Grund für das Fehlen dieser Basis ist die Unmenge an Informationsquellen mit variabler Glaubwürdigkeit. Erschwerend hinzukommt, das immer weniger Menschen in der Lage sind die Qualität von Informationen fundiert zu beurteilen. Das führt zu einer starken Verunsicherung und Vertrauensverlust in das gesamte Informationsökosystem. Dies verändert und verschiebt auch den gesellschaftlichen Diskurs, er wird emotionalisiert, polarisiert und fokussiert sich seltener auf komplexe Zusammenhänge.

    Die politische Klasse und die sogenannten Eliten sind in dieser "Neuen Welt" die Multiplikatoren, die zudem oftmals noch zu den Verbreitern von Fehlinformationen gehören. In der Politik gilt Empörung seit jeher als probates Mittel, um von wirklichen Problemen abzulenken.

    Es bleibt Empörung first, Wahrhaftigkeit second. Diese ist aber unabdingbar um Debatten in dem vom Autor geschilderten Sinne zu führen.

    • @Sam Spade:

      "Dafür bedarf es nämlich einer gemeinsamen Wissensbasis um auf Sachebene einen Aushandlungsprozess führen zu können."

      Ich gehe mit, mit allem was sie geschrieben haben. Deswegen wurde ja die Bildung von der Politik gegen die Wand gefahren um die wie sie es nennen Wissensbasis zu zerstören, dadurch erhält man eine stupide Bevölkerung die sich ganz leicht manipulieren und kontrollieren lässt, eine sehr gut gebildete Bevölkerung lässt sich nun man nicht so leicht über den Tisch ziehen mit irgend einem politischen Schwachsinn ( eine künstliche Empörung die keine Lösung auf Sachebene bietet ), und der größte teil der Bevölkerung bekommt es nicht mit, das es dumm gehalten wird, das ist die wahre Tragödie in unserem Land, die in einer noch größeren Tragödie wieder münden wird.

    • @Sam Spade:

      Am Anfang steht die Analyse, das Erkennen des Problems. Das leistet der Artikel vorzüglich.

      Bei der Frage nach der Lösung sind Sie pessimistisch. Ich hoffe, Sie liegen falsch, indem Sie rs aussichtslos nennen. Aber selbst wenn Sie recht hätten, ist es wichtig, erst das Problem zu erkennen und benennen.

  • Ja genau..reden wir über den psychologischen Kern, nämlich ANGST-RÄUME:

    Ängste können wohl begründet sein, wenn eine echte Gefahr besteht. Oder aber von irrationaler Natur, wenn die "Gründe" eher gefühlter Natur sind. Insofern geht es bei dem Thema (fast) immer auch um sehr subjektive Wahrnehmungen.







    Nun wäre gerade die Politik gut beraten rational geprägte Ängste in den Focus zu nehmen, denn nur auf dieser Basis kann man zu Lösungen oder Verbesserungen kommen.







    Merz &Co haben aber genau das Gegenteil getan..und mit ihrem Geraune die eher irrationalen Ängste Vieler getriggert. Im Ergebnis wurden Unsicherheiten und Ängste eher noch verstärkt..wobei..und das ist das eigentliche Problem: ohne realisierbare Lösungsansätze anbieten zu können.!! (daß die cdU sich jetzt einem Stadtbildgipfel verweigert, ist Beweis genug).







    Dabei gibt es rational begründete Angst-Räume zuhauf. Beispiele wie z.B. auch durch Autos versperrte Sichtachsen, denen jedes Jahr tausende Menschen zum Opfer fallen, etc.







    Offenbar haben wir aber einen Kanzler der nicht willens ist, die wahren Probleme zu erkennen und zu lösen, dafür aber selber welche macht. Zusammengefaßt als:







    -> *Aktion Sorgen(-mach-)kanzler*

  • Volle Zustimmung. Vor allem, weil sich dieser Zeitgeist bei Weitem nicht nur in der angesprochenen Debatte zeigt und in vielen Bereichen lösungsorientertes Handeln lähmt. Das ist jetzt in relativer kurzer Zeit der dritte/vierte Artikel in der taz, der in diese Kerbe schlägt. Macht Hoffnung.

    • @Deep South:

      Genau so ist es !

  • Im Grunde alles prima, was der Artikel feststellt.



    Was mir zu kurz kommt: Dass die Empörung mittlerweile von der selbsterklärten Politik der Mitte ausgeht. Die Union hat lange genug die Mäßigung ihrer Gegenüber erleben dürfen, obwohl sie ausgeteilt haben, als wäre das normal (Ampel, Habeck usw.)



    Ich stimme zu, dass der Diskurs wieder beruhigt werden muss. Aber zuerst muss diese dreckige CDU/CSU in Einzelteile zerlegt und mit den Resten wieder neu zusammengesetzt werden, die noch in der Lage sind, maßvoll zu agieren und zu kommunizieren.



    Dann funktioniert auch „Brandmauer“ wieder, weil es klare Abgrenzung gibt. Und dann können auch die AfD-„Verbotsphantasien“ Realität werden, weil der Radikalismus dieser Partei gegenüber einem anständigen demokratischen Diskurs wieder Konturen erhält.

    • @Hektor Rottweiler:

      Oh Herr Rottweiler,



      Ihr Name scheint Programm zu sein :-)



      Lassen Sie doch die CDU in Ruhe.



      Das ist nun wirklich die einzige Partei, die sich derzeit anstrengt und sagt, was ist.



      Von Links ist hier nichts zu erwarten.



      Und die AfD steckt hinter der linken Brandmauer fest - mal sehen wie lange noch ...



      Alles Gute Ihnen !

      • @Frank R.:

        Wo sagt die CDU was ist? Sie spitzt Themen die Bevölkerung triggert zu, produziert Empörungswellen und präsentiert Prügelknaben statt Lösungen. Es gibt gerechtfertigte Empörung von Links die sich gegen rechte Libertäre Politik richtet und die gespielte Empörung von rechts, um die eigene Menschenfeindlichkeit zu legitimieren. Dafür bedienen sie sich der stetig wachsenden rechten und libertären Empörungsmaschinerie, die von schrägen und gefährlichen Überreichen finanziert wird. Die betreiben Empörung als Business.

      • @Frank R.:

        "Das ist nun wirklich die einzige Partei, die sich derzeit anstrengt und sagt, was ist.

        Von Links ist hier nichts zu erwarten."

        Genau. Ist Bewusst- und Begriffslosigkeit, Geschichtsklitterung, Gefühls-, Empörungs- Marketing- Metropolenchauvinismus-Modus, zu einem einzigen Entfremdungsklops zusammengebacken



        - so das er sich wie eine naturgesetzliche Naturgesetzlichkeit anfühlt - also zur selbstverständlichen Selbstverständlichkeit, zu alltäglich gelebter Existenz und Abklatsch von Identität geworden ist....



        ...muss man sich auch den historischen Tatsachen, der Wirklichkeit, dem Kräfteverhältnis, den Machtverhältnissen nicht mehr stellen.



        In der Autorität der wirtschaftslibertären Moderne kann ja jeder sein und werden was er will. Wenn nicht: Selbst schuld.



        Was zählt da schon, dass bereits vor vielen Jahrzehnten internationalistische, radikaldemokratische Linke (sonst rein niemand) vor den Folgen einer Weltordnung warnte, die überall nur destruktive Ökonomie, Krise, Krieg, die Macht der Wenigen über die Vielen hinterlässt - woraus wie stets in der Menschheitsgeschichte, die gewalttätigsten Friktionen und Fluchtbewegungen entstehen. Von deren Ursachen man nie etwas wissen wollte.

      • @Frank R.:

        Richtige Antwort ,danke !

      • @Frank R.:

        Um mal zu "sagen was ist":



        due Union ist derzeit so zerstrittenen wie lange nicht, Spahn und Merz haben ihren eigenen Laden nicht im Griff.



        Wie die Diskussionsgrundlage zeigt, ist Merz einfach der Falsche für den Job. Das zeigte sich schon in der Opposition - für schlaue CDU PolitikerInnen, wie Merkel, bereits vor 20 Jahren.

    • @Hektor Rottweiler:

      "Ich stimme zu, dass der Diskurs wieder beruhigt werden muss. Aber zuerst muss diese dreckige CDU/CSU in Einzelteile zerlegt und mit den Resten wieder neu zusammengesetzt werden . . "

      Köstlich.

      • @shantivanille:

        You (He) made my day. :-))

      • @shantivanille:

        Exakt, Sie sparen mir eine Antwort.

    • @Hektor Rottweiler:

      Die Geisteswissenschaften, explizit d. Philosophie, und Künstler*innen hatten früh getrommelt: Empört Euch!



      "Das Lied Empört euch ist als Allusion an den gleichnamigen Essay Empört euch (franz. Indignez-vous) von Stéphan Hessel zu verstehen. Hessel war ein franz. Widerstandskämpfer, UN-Diplomat und Überlebender des KZ-Buchenwald. Wie Wecker war Hessel Pazifist und spricht sich gegen den Finanzkapitalismus aus. Er warnt in seinem Essay Frankreich vor aufkommenden faschistischen Bewegungen und ruft die jüngeren Generationen zu politischem Engagement auf. Wecker überträgt dies auf sein Lied, weswegen der Titel als Hommage an Hessel zu verstehen ist. Die Botschaft ist wie bei Hessel unmissverständlich formuliert, denn Wecker spricht die Problematik gezielt an und wendet sich dem Finanzkapitalismus zu, wenn es heißt: „Die Menschenwürde, hieß es, wäre unantastbar, / jetzt steht sie unter Finanzierungsvorbehalt“ (Wecker 2011). Die Menschenwürde, die in Artikel eins des Grundgesetztes als unantastbares Recht festgeschrieben steht, scheint vom Neoliberalismus in Frage gestellt, so Weckers Fazit, denn die Gegenwart ist nicht von ideellen Werten, sondern von kalten Marktlogiken..."



      uni-due.de

      • @Martin Rees:

        Merci für den Stéphan Hessel,



        War bisher unbekannt.



        Ich lebe ja auch erst knapp 30 Jahre in Französien...

    • @Hektor Rottweiler:

      So isses!

  • Natürlich waren Merz' Stadtbildäußerungen unglücklich, um es freundlich auszudrücken.



    Aber die im linken Spektrum reflexhaft geschwungene Rassismuskeule gegen den Kanzler nutzt m. E. nur der AfD.



    Links scheint im Gegensatz zu weiten Teilen der Union noch immer nicht zu erkennen, wie sehr die Hütte bereits brennt und eine AfD-Regierung nicht mehr völlig außerhalb des Möglichen liegt.



    Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit dem zustimmen, was Merz ausdrücken wollte. Wenn ich meinen Freundes-/Bekanntenkreis betrachte, sehe ich das bestätigt und AfD-Wähler gibt es da nicht.



    Bei allem z. T. verständlichen Widerwillen gegen Merz muss auch die politische Linke endlich realisieren, was auf dem Spiel steht und nicht über jedes Stöckchen springen, das sie sich selber hinhält.



    Es könnte sonst passieren, dass auch sie sich in ein pasr Jahren mit Wehmut an diesen Kanzler erinnert.

    • @Horst Franke:

      ich finde das eine abenteuerliche verdrehung von ursache und wirkung, wenn man der gesellschaftlichen linken unterstellt, es sei ihre rassismuskritik bzw. ihre empörung über die äusserungen von merz, die zumweiteren erstarken der afd beitrage – und nicht die übernahme von afd-sprech und afd-positionen durch die sog. bürgerliche mitte bzw. vertreter*innen konservativer parteien. in seiner beharrlichen irrationalität hat das schon was von querdenkertum. flucht und migration in dieser hemmungs- und schamlosigkeit vornehmlich verantwortlich zu machen für unliebsame stadtbilder und andere übel in diesem land, noch dazu von jemandem, der sich mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit nie in seinem leben persönlich an den von ihm als fremd markierten orten aufgehalten hat, und dann noch eins drauf zu setzen, indem man suggeriert, die bedrohung für frauen ging vor allem von migrantischen männern aus (was statistisch schlicht und ergreifend falsch ist) – das ist einfach reaktionär. und es wird auch dann nicht weniger reaktionär, wenn 60%, 70%, 80% oder 100% der deutschen, solchen fragwürdigen bzw. falschen aussagen zustimmen.

      • @Pflasterstrand:

        Vielen Dank!

      • @Pflasterstrand:

        Ja und was machen wir jetzt aus der Feststellung, dass zwei Drittel der Deutschen "reaktionär" denken? Das ist doch nur linke Selbstbeweihräucherung und moralisches Naserümpfen. Man kann die Mehrheit natürlich ablehnen, völlig verständlich. Dann ist man aber in Debatte und Politik nicht mehr relevant. Oder man versucht, die Ursachen der Zustände und dieses Denkens zu begreifen.

      • @Pflasterstrand:

        Ihre " alles klein " - Schreibweise ist sehr anstrengend. Und alles was Sie schreiben ist falsch. Sie verschließen genauso die Augen vor den Problemen, wie die Leute, die der Kommentator meint.

      • @Pflasterstrand:

        "ich finde das eine abenteuerliche verdrehung von ursache und wirkung, wenn man der gesellschaftlichen linken unterstellt, es sei ihre rassismuskritik bzw. ihre empörung über die äusserungen von merz, die zumweiteren erstarken der afd beitrage"



        Ich sehe hier auch d. Saat d. sogen. "konservativen Revolution" aufgehen, deren Protagonist*innen haben sehr genau verstanden, wo ihre Rhetorik verfängt und wie sie sich ins "rechte Licht" rücken können als vermeintl. Retter*innen und gegen d. Bedrohung ihres Strebens n. Macht u. Vorherrschaft.



        Diskursverschiebung war früher eindeutig konnotiert, jetzt wird sie neu determiniert.



        Bei bpb.de



        "Themen, Argumente, Slogans, Rhetorik und Performance (also geschriebene, gesprochene und visuelle Texte über bestimmte Themen) von RPP (...) werden akzeptabel und von – meist konservativen – Mainstreamparteien übernommen. Mit solchen Diskursverschiebungen gehen Prozesse der Normalisierung, des Mainstreamings und des democratic backsliding einher. Mehrere Voraussetzungen sind für das Gelingen dieser signifikanten Veränderungen relevant."



        RPP = Rechtspopulistische Parteien



        Weiter dort:



        "„Message Control“ impliziert die gezielte Auswahl von Informationen..."

    • @Horst Franke:

      " was Merz ausdrücken wollte"

      Richtig, nur hat er das eben nicht gemacht. Erst auf mehrmaliges beharrliches Nachfragen hin.



      Vorher hat er einfach einen primitiven, pauschalisierenden Stammtischspruch rausgehauen in den jeder hinein interpretieren konnte was er wollte.

      Und Verzeihung, aber diese plumpe Provokation von Merz als "Stöckchen" zu bezeichnen ist verharmlosend.

      • @Barnie:

        Genau!



        Klassenkasper und Kanzler ist eben nicht derselbe Job.



        Leider kommt diese Erkenntnis für



        Bewerber und Wähler nun zu spät.



        Aber angesichts der Tatsache, dass Merz so ein erfolgreicher Spalter ist, dürfen wir hoffen, ihn nicht ewig ertragen zu müssen.

      • @Barnie:

        Und wieder geht es um die zugegeben dumme Formulierung des Herrn Merz und nicht um die Probleme, die er anspricht und lt. Umfrage von 63% der Deutschen auch so oder ähnlich gesehen werden.



        Wenn das so weitergeht, halte ich für 2033 eine absolute Mehrheit der AfD für möglich..

    • @Horst Franke:

      Sorry, aber Wehmut wird es bei mir sicherlich nicht sein. Eher die Erinnerung an den Wegbereiter der Entmenschlichung der Politik.

  • "Doch wer differenziert, gilt als weich. Wer übertreibt, bekommt Applaus. Und wer versucht, beides zu verbinden – Vernunft mit Haltung –, wird von beiden Seiten beschimpft."



    ...



    Da sag ich mal nur:



    "HEIZUNGSGESETZ"!

    • @Martin Rees:

      Jetzt langts aber, man wird doch wohl noch mit russischem Öl heizen dürfen???!?

      • @TV:

        Fragen Sie bei jedem Einkauf, woher die Produkte für die Waren, also dem Endprodukt ursprünglich herkommen ?

  • Merz macht dem Trump, und vernünftige Menschen sollen ihn einhegen. Dann mal ran. Mit Populisten reden. Viel Spaß dabei.



    taz.de/Stadtbild-Debatte/!6122407/



    „ ,Unser Beitrag soll helfen, die Debatte zu versachlichen', sagte der SPD-Abgeordnete und Initiator des Acht-Punkte-Papiers, Adis Ahmetović, der taz"



    [...]



    „ ,Die zehn SPD-Abgeordneten fordern, mit Merz und Vertretern kommunaler Organisationen über ein ,soziales, sicheres und solidarisches Stadtbild' zu diskutieren."

    • @StarKruser:

      Zum "Fremdschämen" fand ich was im Handelsblatt, vom Kanzler selbst:

    • @StarKruser:

      "Mit Populisten reden. Viel Spaß dabei."



      /



      Mit Populismus-Opfern reden: Ich bin erschrocken, wer sich im Fokus der verbalen Merz-Adresse selbst sieht und / oder sich dort fremdverortet fühlt.



      Ich sag 'mal stellvertretend "Tschuldigung", das legt sich hoffentlich bald wieder.



      Denn der Kanzler kennt das Zauberwort:



      "Vertrauensfrage



      „Es ist zum Fremdschämen“ – wie Friedrich Merz den Kanzler verabschiedet



      Olaf Scholz will mit einer mutmachenden Rede den Wahlkampf einleiten. Merz will ihm das nicht durchgehen lassen."

  • so ein dünnes brett ist in der taz schon länger nicht mehr gebohrt worden. dass dieser aufruf zu mehr debattenkultur am ende zu mehr debattenkultur beitragen kann, ist zu bezweifeln. erstens weil ihm selbst eine weitgehend evidenzbefreite dichotomisierung zugrunde liegt, deren paradoxer preis gleichzeitig die relativierung von politischen positionen in gesellschaftlichen auseinandersetzungen und die verwässerung real existierender konfliktlinien ist. zweitens, weil hier debatten über und positionierungskämpfe um die frage, wem vor dem hintergrund materieller ungleichheit was und auf wessen kosten zuzustehen hat und zugestanden werden sollte, als niedliche sprachspiele bzw. begriffsfixierungen mißverstanden werden. als wären politische debatten jemals einfach nur "Orte des Austauschs" gewesen und niemals auch und noch viel mehr als "Bühnen für Selbstinszenierung" – ein blick in marx' "achtzehnten Brumaire des Louis Bonaparte" könnte an dieser stelle erkenntnisgewinne mit sich bringen. um im sprachbild des gastkommentars zu bleiben: eine scheinbar dumme debatte ist durch diesen beitrag nicht unbedingt klüger geworden.

    • @Pflasterstrand:

      Sehr guter Kommentar!

    • @Pflasterstrand:

      Kleiner Hinweis: akademisch-aktivistische Sprache und belehrender Ton hilft in der Debatte niemandem. Außer, man will eben keine Debatte.

    • @Pflasterstrand:

      Selten habe ich solchen geistigen Dünnpfiff gelesen wie oben vom Pflasterstrand.

      Da hilft auch nicht dessen Sabotage besserer Lesbarkeit durch Weglassen von Satzzeichen, Absätzen und Großbuchstaben, wo sie hingehören (hierzu hat der Pflasterstrand sich immerhin zu Ausnahmen bequemt).

      Dem von ihm diffamierten Artikel kann ich dagegen voll zustimmen. Pluspunkt auch für die taz dafür, dass sie ihn nicht ausgebremst hat.

  • Die Analyse einen wichtigen Punkt: Öffentliche Debatten in Deutschland drehen sich oft im Kreis, statt echte Lösungen für soziale Probleme zu suchen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Themen wie Gesundheit nicht untergehen – zum Beispiel bei der Petition zum medizinischen Cannabis: epetitionen.bundes...tition_184070.html



    Das ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema, das uns alle betrifft und ernst genommen werden sollte.

  • Völlig richtig(-er Artikel).

  • Den Gegenueber gewollt missverstehen, somit einen Strohmann aufbauen, der dann moralisch heroisch bekaempft wird, um in der eigenen Bubble Pluspunkte zu sammeln. So geht das schon seit Jahren.

  • sehr guter Artikel, ich befürchte nur, dass er zu spät kommt. Die Fronten sind schon zu verhärtet.

  • Ich glaube nicht, dass die im Text beklagte Entweder-Oder-Konfrontation wirklich so stattfindet. Dass zu viele Menschen in der Politik sich nicht die Mühe der Differenzierung machen, ist sicher richtig. Das gilt leider auch für die Stimmen in den Medien, die sich ruhig noch mehr Mühe geben könnten. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass Schwarz-Weiß-Denken vorherrscht. Im Gegenteil, ich höre und lese auch viele abwägende und vernünftige Stimmen.

    Der Text bauscht auf und übertreibt. Das ist weder angemessen noch hilfreich.

    • @Lutz Horn:

      Unterschreibe ich so - im Beruflichen wie im Privaten. Der Kommentar baut genau die Strohmänner (und -frauen) der Dichotomie auf, die er dann vorgeblich kritisiert. Dass die jeweiligen Extreme laut sind, dass ein Demoschild nicht so differenziert ist wie langer Austausch in einer dreistündigen Konversation, ist eine Binse.



      Der Kommentar bleibt mir zu oberflächlich und zu beliebig und zustimmungsfähig. Da können wir jetzt alle nicken und sagen: Der Andere isso, ich nich.



      Empörung ist nicht per se schlecht, Moral ebensowenig, wir sind ja keine Roboter (apropos Binse...).



      Und dann können wir wieder differenzieren.



      Wo ich zustimme: Verschiedenheit auszuhalten - gar nicht so easy.

  • Es gibt für das "Erregungstheater" eine passende Redewendung: "Eine Sau durchs Dorf treiben".



    Alle sind abgelenkt von den eigentlichen Themen: Umweltverschmutzung, marode Schulen, ein nicht funktionierendes Eisenbahnnetz, die Armut, die immer größer wird und so weiter und so fort.

    • @Il_Leopardo:

      "Eine Sau durchs Dorf treiben".

      So macht man das heute in Zeiten von TikTok, um die einfältigen von den wahren Probleme für die man keine Lösungen parat hat, über die eigenen niederen verkümmerten Instinkte billig triggern und ablenken zu können! Die Konservativen hier bei uns lernen sehr schnell, das Vorgehensmuster von Trump zu kopieren und bei uns sich das zunutze zu machen!

    • @Il_Leopardo:

      Sie haben aber auch die Folgen der Migration vergessen. Das ist nicht nebensächlich.

  • Sie haben in vielen Punkten Recht. Allerdings muss nach wie vor die Raumnahme der Rechten in Politik und Alltag gestoppt werden.

    • @aujau:

      Das gefährliche System m. Trittbrettfahrer*innen dahinter muß insbes. in Form der "Neuen Rechten" entlarvt werden, es ist virulent u. toxisch f. unsere Demokratie u. die sie tragende Zivilgesellschaft:



      "Die Neue Rechte bezieht sich unter anderem auf antidemokratische Vordenker der Konservativen Revolution während der Weimarer Republik und strebt die Beseitigung oder zumindest die Beeinträchtigung des demokratischen Verfassungsstaates an. Mittels einer kulturellen Einflussnahme, die in eine Massenbewegung münden soll, ist es das Ziel, der Demokratie letztlich ihre Legitimation zu entziehen und das politische System von Grund auf zu ändern."



      Quelle



      verfassungsschutz..../die-neue-rechte-0



      "Um Meinungsbildung und Erziehung zu beeinflussen, gibt sich die Neue Rechte betont gewaltfrei und greift auf Marketing-, Rhetorik- und Kommunikationsstrategien zurück, mit denen sie ihre demokratiefeindlichen Gesellschaftsvorstellungen fest in den öffentlichen Diskussionen und der politischen Sprache verankern will.



      Um sich nicht in Diskussionen zu verrennen und neurechter Rhetorik entschieden entgegenzutreten, ist es..."



      tolerantes-sachsen.de

      • @Martin Rees:

        Danke für die Info. Es muss klar herausgestellt werden, dass die Neue Alte Rechte mit von Ihnen beschriebenen Strategien an den wirklichen Fragen zu Fluchtgründen und weiteren gesellschaftlichen Themen vorbei redet.

  • Das Problem der Brandmauer ist ihre Interpretation. Nicht das verdruckste Wegducken kann damit gemeint sein, sondern klare politische Positionierung und Herausarbeiten des rechtsextremen Mistes, den die AfD verzapft, inklusive Abgrenzung.



    Einerseits zu sagen, die AfD sei der größte Gegner und drei Sätze später den gleichen Unsinn wie die AfD zu verzapfen ist in etwas so glaubhaft wie ein Versprechen von Jens Spahn oder die Verkehrspolitik der CSU. Die Union hat eine (von mir aus auch migrationskritische) Haltung, sie steht aber auf dem Boden des Grundgesetzes, sie achtet die EU und grenzt sich nachvollziehbar vom Rechtsextremismus ab.



    Verbotsphantasien müssten zur Realität werden, wovor hat man denn Angst bei der Union? Entweder die AfD wird zurecht verboten oder sie ändert sich während des Verbotsverfahrens in eine demokratische rechte Partei.



    Ansonsten kann man dem Artikel in Vielem nur zustimmen. Natürlich hat die Verlagerung des Diskurses in soziale Medien viel dazu beitragen, diese sind offenkundig ungeeignet, ordentlich miteinander zu streiten. Sich gegenseitig anzublaffen, die eigene Blase pflegen, sich wie ein Vollidiot benehmen, dafür sind soziale Medien super.

    • @FtznFrtz:

      Wovor die CDU Angst hat? Die CDU ist hier sofort Geschichte wenn sie das jemals unterstützen würde. Es ging hier bei uns ja bereits innerhalb von 10 Jahren von absoluten Mehrheiten der CDU zur zweiten Kraft hinter den Blauen. Würden die jetzt auch noch den Verbotsantrag aus dem Westen offen unterstützen, wäre das quasi ritueller Selbstmord im Osten.

      • @Šarru-kīnu:

        Verbotsantrag aus dem Westen? Aus Großbritannien?Reiner Haseloff ist also aus dem Westen? Er hat bei der Landtagswahl 2021 in seinem Wahlkreis Wittenberg (Sachsen-Anhalt) 53,9 % der Erststimmen bekommen. Haseloff hat immer klare Kante gegen rechts gezeigt. Und dafür ist er gewählt worden.



        "Der Osten" ist anscheinend doch noch keine AfDDR.



        Alle demokratischen Parteien sollten lieber die tatsächlichen Probleme angehen, statt sich über die AfD auszulassen. Nur wenn die Wähler den Eindruck haben, die Politik tut was, um Probleme zu lösen, haben Krawallparteien keine Chance.

      • @Šarru-kīnu:

        Nicht dass der Osten unwichtig wäre, aber dann doch ein bisschen wenig als Gegenargument. Die Ossis werden sich eine neue „Armer-mißverstandener-Osten“-Partei suchen, ist ja offenbar egal ob Linke, Nazis oder Satanisten, Hauptsache das Schweinesystem Demokratie leidet.

        Dass die Anhänger der Nazis nicht Hurra schreien werden ist klar, aber dadurch werden aus Nazis nicht Demokraten. Alternativ können wir den Art. 21 Abs. 2 GG ja auch streichen , Beitrag zum Bürokratieabbau.

  • Genau so ist es - Kompliment für die treffende Analyse !

  • 100% Richtig.

  • "Wenn sich nur noch erregt und nicht mehr ernsthaft diskutiert wird..."



    Da bin ich doch mal voll und vorbehaltlos beim Autor – schön, das auch mal zu lesen, insbesondere in der taz!



    Mindestens 23 Artikel zum Stadtbild des Bundeskanzlers allein in der taz in den letzten 10 Tagen (hab beim Zählen sicherlich nicht alle erwischt), sowie die Erregungs- und Empörungswellen in den Kommentaren unter den jeweiligen Artikeln sprechen Bände!

  • Ich muss gestehen: Als ich den Titel des Kommentars gelesen hatte, war mein erster Gedanke, ja, okay, und was kommt jetzt wieder?



    Ich habe ihn dann zweimal gelesen, mich noch einmal vergewissert, dass er tatsächlich in der taz erschienen ist, um festzustellen: Da kann ich wirklich jeden Satz unterschreiben. Und zumindest mein Gefühl sagt mir, dass eine Mehrheit in diesem Land ähnlich denkt.

    • @Schalamow:

      Genau so ging es mir auch !

    • @Schalamow:

      Genau so !