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Aufrüstung als SackgasseMilitärische Zeitenwende

Die aktuelle Aufrüstungspolitik führt in eine Sackgasse. Daher sollten wir uns dringend vom Mythos der propagierten Wehrhaftigkeit verabschieden.

Kann er uns den Weg weisen? Kommandeur beim feierlichen Gelöbnis der Rekruten der Logistikbataillone Foto: Jens Kalaene/dpa

N eulich diskutierte ich beim Steirischen Herbst, einem Festival für zeitgenössische Kunst in Graz, mit einem General über Aufrüstung (mein Wort) beziehungsweise Nachrüstung (sein Wort). Unsere Positionen waren nur ein Präfix voneinander entfernt – und doch lagen Welten dazwischen. Einig waren wir uns nur hierin: Krieg ist die brutalste Form der Inhumanität und die dümmste Form, Konflikte zu lösen.

Doch leider sei die Welt so und nicht anders, sagte der General, sie zwinge uns also, immer mehr in Sicherheit zu investieren. Deswegen die regelrechte Explosion der Ausgaben: Die weltweiten Militärausgaben erreichten 2024 einen Rekordwert von 2,718 Billionen US-Dollar, ein Anstieg von 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2024 markierte das zehnte Jahr in Folge mit steigenden Militärausgaben. Dabei machen die fünf größten Militärmächte – USA (997 Milliarden), China (314 Milliarden), Russland (149 Milliarden), Deutschland (88,5 Milliarden) und Indien (86 Milliarden) 60 Prozent der weltweiten Ausgaben aus. Die europäischen Nato-Ausgaben wuchsen von 2014 bis 2024 um über 70 Prozent. Die Behauptung, „wir“ hätten das Militär sträflich unterfinanziert, ist schlichtweg falsch.

Ilija Trojanow

ist Schriftsteller und Autor mehrerer Bücher. 2023 ist sein Roman „Tausend und ein Morgen“ bei S. Fischer erschienen, aktuell im Handel: „Das Buch der Macht – Wie man sie erringt und (nie) wieder loslässt“ im Verlag Andere Bibliothek.

Mit diesem Schlagloch verabschiedet sich Ilija Trojanow nach einer über 20-jährigen Autorenschaft an dieser Stelle zu unserem großen Bedauern und mit einem noch größeren Dank an Ilija und seine ideenreichen, argumentationsstarken und originellen Texte. Alles Gute, lieber Ilija!

Die Schlagloch-Vorschau:

5. 11. Gilda Sahebi

12. 11. Georg Diez

19. 11. Robert Misik

26. 11. Georg Seeßlen

Nachrüstung sei notwendig, weil Europa wehrhafter werden müsse, sagen die FürsprecherInnen. Doch schon jetzt sind die europäischen Nato-Staaten hinsichtlich Wirtschaftsleistung, Verteidigungsausgaben und Waffensystemen Russland klar überlegen. Wer profitiert also von der neuen Aufrüstung?

Ganz sicher nicht die Mehrheit der Bevölkerung, sondern eine Rüstungslobby aus Politik, Industrie und Militär, für die der Angstzustand das beste Geschäftsmodell bleibt. Zentralisierte Verwaltungssysteme neigen dazu, die Welt um sich herum zu vereinfachen, die eigenen Möglichkeiten zu überschätzen und andere Sichtweisen nicht zu akzeptieren. So entsteht ein in sich geschlossenes System von Sonderinteressen, das kaum reformierbar ist.

Militarisierung frisst Debattenkultur

Während Sozialwohnungen, Kitas und Windräder fehlen, blättert die „Zeitenwende“ Milliarden für Drohnen und Panzer hin – 28 Prozent mehr Militärausgaben in einem Jahr. Die Militarisierung frisst nicht nur den eigenen Haushalt, sondern auch Geist und Debattenkultur. Zugleich verschärft die Militarisierung systematisch die bestehenden Krisen und Ungleichheiten. Militärausgaben werden immer öfter als alternativlos dargestellt, die demokratische Kontrolle zerbröselt unter dem Diktat der Sicherheit.

Intransparente Vergabepraktiken, Kostenexplosionen, Lobbyismus und ein Drehtüreffekt zwischen Verteidigungsministerium und Konzernetagen sind zum Alltag geworden. Oder mit den Worten der Rocklegende Frank Zappa: „Die Regierung ist die Unterhaltungsabteilung des militärisch-industriellen Komplexes.“ Transparency International beziffert, dass rund 40 Prozent der Korruption im Welthandel beim Waffenhandel stattfinden – ein Skandal, den man hierzulande selten in Talkshows verhandelt.

Verdrängt werden auch die ökologischen Kosten dieser Maschinerie. Das Militär ist für etwa 5,5 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich, als Land wäre es weltweit der viertgrößte Klimasünder. Die aktuellen Nato-Aufrüstungspläne bedeuten schon jetzt jährlich 200 Millionen Tonnen zusätzliches CO₂ fast ein Drittel der gesamten deutschen Emissionen. Während die Zivilgesellschaft an vielen Enden sparen muss, wird zur selben Zeit das Zerstörungspotenzial der Zukunft ausgebaut. Die Pariser Klimaziele werden dadurch de facto außer Kraft gesetzt.

Der Export „unserer Werte“ spezialisiert sich zunehmend auf den Waffenexport. Deutsche und österreichische Gewehre, Pistolen, Munition finden sich in Krisengebieten auf der ganzen Welt. Rüstungsexporte an autokratische Regime (Saudi-Arabien war 2024 mit 126,4 Millionen Euro der viertgrößte Empfänger deutscher Rüstungsexporte) zerstören jegliche Rhetorik von „Wertepolitik“.

Perfider Mentalitätswandel

Was hierzulande angeblich der Sicherheit dient, destabilisiert andernorts ganze Regionen, treibt Menschen in Flucht und Elend – und wir kassieren mit. Und wie sehr die Militärausgaben „nur“ unserer Selbstverteidigung dienen, zeigt die Nato-Geschichte der vergangenen Jahrzehnte: Erinnern wir uns an den globalen „Krieg gegen den Terror“, bei dem angeblich ein Erfolg den nächsten jagte, am Ende jedoch 8 Billionen US-Dollar verpulvert, eine ganze Region destabilisiert und 900.000 Menschen getötet worden waren (laut des „Costs of War Project“ der Brown University).

Besonders perfide ist der Mentalitätswandel, der die gesellschaftliche Debatte vergiftet. Wer nichtmilitärische Optionen hochhält, gilt inzwischen als „Lumpenpazifist“ – ein Begriff, der den Sound von „Wehrkraftzersetzung“ aus dunklen Zeiten aufgreift. Verschiedene Medien loben die Forderung von Boris Pistorius nach „Kriegstüchtigkeit“, PolitikerInnen sind dabei, „Kriegstüchtigkeit“ zur neuen Staatsdoktrin zu stilisieren. Die neue soziale Norm bedingt, sich „wehrhaft“ zu geben: Die Militarisierung des Denkens ist so gefährlich wie die materielle Aufrüstung, weil sie Zweifel und Alternativen systematisch diffamiert.

Was fehlt, ist eine offene Debatte darüber, wie Sicherheit jenseits von Panzerketten aussehen kann: Investitionen in soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Bildung, Gesundheit. Das Beharren auf universellen Werten. Das Vermitteln von Strategien und Techniken der sozialen Verteidigung.

Die eigentliche Bedrohung für Demokratie, Wohlstand und Friedlichkeit ist eine Aufrüstung, deren einziges gesichertes Ergebnis darin besteht, ihre eigenen Voraussetzungen immer wieder selbst zu schaffen – mehr Unsicherheit, mehr Gewalt, mehr autoritäre Versuchungen. Hinter der vom Sicherheitsapparat befeuerten Erzählung von der ständigen Gefahr, für die immer mehr Waffen die einzige Antwort bieten sollen, steckt ein teurer Trugschluss: Wer Freiheit und Demokratie sichern will, braucht weniger Rüstung und mehr kritisches Nachdenken über die wahre Natur von Sicherheit im 21. Jahrhundert.

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ist Schriftsteller und Autor mehrerer Bücher. 2023 ist sein aktueller Roman „Tausend und ein Morgen“ bei S. Fischer erschienen und druckfrisch im Handel: „Das Buch der Macht. Wie man sie erringt und (nie) wieder loslässt“ im Verlag Andere Bibliothek.  
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132 Kommentare

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  • Lösungsvorschlag: Wir pflanzen gaaanz, gaaanz viele Bäume entlang der Ostflanke. Das ist gut fürs Klima, und es kommt kein russischer Panzer durch. Und wenn doch, dann pflanzen wir Sonnenblumen in die russischen Geschützrohre. Und gegen Drohnen schicken wir co2 neutrale Taubenschwärme. Das wird gut. Durch gute soziale Absicherung müssen auch nicht mehr so viele Menschen ihr Haupt vor dem kapitalistischen Dämon senken und haben Zeit, all die Bäume zu Pflanzen. Ich bin absolut zuversichtlich.

  • Der Autor bekommt ja hier so einiges an Gegenargumenten frei Haus serviert. Vielleicht könnte er auf die mal reagieren?

  • Danke!



    Endlich mal ein kluger Beitrag zur Debatte, der nicht in den Abgrund rennt!

  • Beides: der militärisch-industrielle Komplex ist überzüchtet, feist und gefräßig, auch bei uns. Korrupter sein könnte höchstens Pharma, Auto und ääähm, wer noch?



    Doch Putin einen Freifahrschein ausstellen will doch auch keiner. Und dass die USA sich davonstehlen ist ein denkbares Szenario.

    Ist es vielleicht eine Option, auf Effizienz zu drängen? Europäisch in den Wettbewerb und in die gemeinsame Kostensenkung zu gehen.



    Wollen muss man das natürlich auch.

  • Was in der ganzen Diskussion völlig übersehen wird, ist die Entstehung der Kosten. Unsere Produzenten von Militärgütern betreiben keinen vielfältig aufgestellten Einzelhandel, der nach den Regeln der Sozialen Marktwirtschaft im Wettbewerb miteinander steht und für geringstmögliche Preise sorgt.



    Die Anbieter sind Profiteure an der Spitze der Nahrungskette. Die Preise orientieren sich nicht an den Kosten, sondern am Bedarf. Zugleich werden in immer kürzeren Abständen neue Modelle vorgestellt, die alten nimmt man natürlich, "wenn es denn sein muss", Gebührenfrei zurück und verkauft sie erneut, siehe Gepard, wenn sich die Gelegenheit bietet.



    Wir lassen unseren Militärhaushalt ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Eine einzige Aktie von Rheinmetall vor einem Jahr gekauft brächte mir heute eine Rendite von 254,71 %. Man könnte sagen, Rheinmetall ist "SUPER GUT" im Geschäft und wir zahlen deren Profite mit unseren Steuergeldern.

  • DIese Kolumne ist die Versinbildlichung des Elfenbeinturmes.

    Da wird sich auf irgendeine Quelle berufen, über die sich so ziemlich alle die tatsächlich direkt mit der Materie zu tun haben die Haare raufen und auf ihr basierend dann vollkommen realitätsferne Forderungen erhoben.

    Das ist etwa auf dem Niveau, dass man doch endlich mehr abschieben solle, weil ja so viele Straftäter einen Migrationshintergrund hätten.

    Und dann wird im Schlussatz auch noch etwas von kritischem Nachdenken erzählt, obwohl hier offenbar das Wichtigste des kritischen Nachdenkens vergessen wurde:



    Nämlich die Fragen



    "Könnte ich mich irren?" und "Könnten meinen Quellen irren oder unzureichend sein?".

  • ich moechte die Autorin danken. Gut dass es noch Menschen gibt die sich nicht dem Amerikanischen/Westerse Propaganda beugen.



    Ein Niederlaender.

  • Als Teilzeitmarxist versucht man die ökonomischen Basics halbwegs zu verstehen. Da stellt es sich m.E. so dar: Die Industrie hierzulande lebte lange vom Nachfrageüberschuss des Auslandes. Der ist jetzt in Frage gestellt, zum einen wegen weltweitem Protektionismus, zum anderen weil die technologische Weltmarktführerschaft im Bereich Automobil und Maschinenbau auf China übergeht. Der Binnenmarkt kann das schon allein strukturell nicht kompensieren. Also soll der Staatskonsum (Rüstung) die ausfallende Auslandsnachfrage ersetzen. Das dahinterstehende Problem ist zweifellos real. Dennoch halte ich die Idee, im Rüstungskeynesianismus den Ausweg zu finden, für fatal. Er ist nicht nachhaltig, er ist gefährlich, und die Bevölkerung wird mittelfristig dafür geschröpft werden, vor allem durch die Privatisierung von Risiken im Bereich Gesundheit, Pflege und Rente. Das ist in Ansätzen ja schon erkennbar.

    • @Kohlrabi:

      Kriegswirtschaft als Kompenssation für das steigende Exportdefizit - das ist ja mal eine kreative Deutung. Haben Sie auch Zahlen dazu, die das irgendwie untermauern, oder war das einfach mal so eine Idee von Ihnen? Stellen Sie sich das dann so vor, dass wir demnächdt alle in der Rüstungsindustrie arbeiten?

  • Den Begriff "Lumpenpazifisten" für Putin-Versteher finde ich übrigens super. Klingt gut, trifft's gut, lässt sich gut heraus schreien. Wie damals auf der pro-ukrainischen Demo vor der Feldherrenhalle. Am Publikum dieser Veranstaltung wurde ein Demonstrationszug zum Marienplatz vorbei geleitet und deren überwiegend ergrauten Teilnehmer lächeln und brüllen hämisch und eiskalt herüber, schwenkten dabei ihre Fahnen mit Hammer & Sichel, Gewerkschaftslogo oder YPG-Zeichen. Dann ist der Begriff einfach ein Volltreffer und man stimmt gerne mit den Ukrainerinnen ein.



    Ja, ich bin mir bewusst, dass ich zu einem Meinungsaustausch bei diesem Thema nicht fähig bin.

    • @KaosKatte:

      "... Demo vor der Feldherrenhalle. Am Publikum dieser Veranstaltung..."

      Ernsthaft?

  • Vielleicht sollte der Autor erst einmal seine - sorry, aber ziemlich lapidar hingerotzte - Ausgangsthese überprüfen, dass die Nato-Staaten Russland militärisch ja so zweifelsfei überlegen seien, dass dessen Aggression gar nicht wirklich drohe.

    1. Geldausgeben für Militär übersetzt sich im besten Fall in Wehrhaftigkeit. Nur demonstriert gerade das extrem teure, aber ebenso verblüffend kampfschwache deutsche Militär, dass dieser beste Fall in der Nato nicht die Regel ist. Deutschland ist alles andere als die viertgrößte MilitärMACHT der Welt.

    2. Ohne die zunehmend unzuverlässigen USA sind die restlichen Natostaaten bislang eine harmlose Ansammlung von Milizen. In so ziemlich allen Bereichen besetzen sie irgendeine Schlüsselstelle in der technischen, personellen oder logistischen Ertüchtigung der anderen Streikräfte, an der sie niemand ersetzen kann.

    3. Wenn Putin rational dächte und sich durch unangenehm starke militärische Gegenwehr abschrecken ließe, hätte er nicht den Angriff auf die Ukraine befohlen oder ihn zumindest nach vier Wochen abgebrochen.

    Daher frage ich spitz, wie es denn um den Stand von sozialer Gerechtigkeit, Klimaschutz, Bildung etc. im Donbass bestellt ist...?

    • @Normalo:

      Vor allem liegt dieser Ausgangsthese das allerunwahrscheinlichste Szenario zugrunde: Nämlich ein Krieg Russlands gegen die gesamte NATO. Auf deren Seite sind derzeit mindestens Ungarn, die Slowakei und die Türkei absehbar Totalausfälle



      Ein sehr viel plausibleres Szenario hat etwa Carlo Masala beschrieben: Einen Angriff auf Estland und die Besetzung estnischen Territoriums. Da gerät die Bundeswehr schon allein deshalb ins Schleudern, weil sie für einen Einsatz gar nicht die notwendigen Transportkapazitäten hat. Bereits bei der Brigade (5000 Soldaten!!!) in Litauen wird eine Einsatzbereitschaft erst 2027 erwartet.



      Und dann bleibt ohnehin die Frage, ob Deutschland seinen Bündnispflichten gemäß Artikel 5 des NATO-Vertrages nachkommen wird. Schaue ich mir so den Mützenich-Flügel in der SPD an, die AfD und die Linkspartei, kann ich mir die Debatten ausmalen. Und die USA? Sagt Trump, das sollen die Europäer unter sich regeln, und regiert in Frankreich eine Marine Le Pen, wird das bündnispolitische Eis schon sehr sehr dünn.

  • Genau, anstatt in Waffen sollten wir vielmehr ins deutsche Formularwesen investieren. Dann wird Putin, so wie Asterix und Obelix bei der Eroberung von Rom, an der Suche nach dem richtigen Formular und der passenden Dienststelle scheitern.

    Ob sich Putin an der sozialen Gerechtigkeit usw. in unserem Land orientieren wird, darf bezweifelt werden. Deswegen sollten wir verteidigungsfähig sein! Nicht mehr und nicht weniger.

  • 1



    Bei den Waffenexporten gingen Waffen im Werte von über 8 Milliarden an die Ukraine, an die Saudis lediglich Militärgüter im Werte von knapp 150 Millionen.



    2



    Rüstungsgüter für über 88 Milliarden sind eine gewaltige Summe. Man fragt sich jetzt natürlich, ob die an der richtigen Stelle investiert werden. Immer wieder habe ich in den vergangenen Jahren gelesen, dass die Geräte veraltet sind oder sogar funktionsunfähig.



    3



    Putin wird Deutschland in naher Zukunft ober überhaupt nicht angreifen. Aber die Ukrainer erleben eine andere Realität und die baltischen Staaten machen sich große Sorgen. Ob Putin beim Lesen des Artikels sich neu besinnen wird, wage ich zu bezweifeln.

  • Schönen Gruss noch an Frau Wagenknecht Ilija .Kremlpropaganda mal durch die kalte Küche .

  • Es ist richtig, die Aufrüstung grundsätzlich und radikal in Frage zu stellen. Für micht sticht am deutlichsten hervor, dass Durchschnittsarbeitnehmer über die Einkommenssteuer diese Aufrüstung finanzieren müssen. Die SPD hat sich das ausgedacht und einen sozialen Ausgleich oder eine andere Verteilung der Lasten ist nicht vorgesehen, im Gegenteil ist fester Bestandteil, dass die Durchschnittsmenschen den Spaß bezahlen. Sie werden dann auch in den Kriegen sterben und ihre Familien, in Armut und Trauer zurückbleiben.



    Dass nach Jahren der Aufrüstung Arbeit, Wohnungen, grüne Infrastruktur und Pflege fehlen werden, steht jetzt auch fest.



    Interessant ist, dass es gar keine Diskussion um die Verteidigung und Strategie gibt, es werden einfach Waffen gekauft und es werden mehr Waffen hergestellt. Dass es massiv kopflos ist und wirkt, juckt die Regierung nicht, auch nicht ihre Vorgänger.

  • „ Sicherheit jenseits von Panzerketten aussehen kann: Investitionen in soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Bildung, Gesundheit. Das Beharren auf universellen Werten.“



    Genau.



    Wie heute berichtet wurde, wird in russischen Grundschulen Granatenwerfen geübt.



    Ist das Bildung oder Beharren auf universellen Werten?



    Bei allem Kriegsgeschwätz, es ist extrem unwahrscheinlich, dass in einer überblickbaren Zukunft die EU Russland angreift.



    Also, wozu wird das geübt?

    • @fly:

      Siehe 1984. Und Putin kommt aus dem Dauerkrieg kaum noch heraus. Das Problem hatte Hitler übrigens auch schon mir seiner Überrüstung.

    • @fly:

      Eben. Dass Russland die EU/NATO angreift, ist nämlich nicht ganz so unwahrscheinlich. Und dann mit heruntergelassener Hose dazustehen, dürfte ziemlich peinlich sein.

      Verletzungen des polnischen und litauischen Luftraums. Durchgeschnittene Kommunikationskabel im Meer, Drohnen an den Flughäfen, Sabotage an Bahnanlagen und potenziell der Stromversorgung... Der Krieg Russlands gegen uns ist eigentlich doch längst da. Er findet nur unterhalb der Schwelle zum Peng-Peng statt.

      Dass der Kreml die Putin-Jugend sogar in der Schule schon verpflichtend militärisch ausbildet, ist eben die russische Antwort darauf, dass in der Ukraine derzeit tendenziell 5 russische für jeden ukrainischen Soldaten sterben. Die Blutmühle braucht frische Opfer.

  • Sehr guter Beitrag nur in einem Punkt würde ich abweichen. Ein Land muss in erster Linie selbst für seine Verteidigungsfähigkeit sorgen. Das wird nicht nur am vorhandenen Material festgemacht sondern an der Fähigkeit der einzelnen militärischen Komponenten, wie bei der Luftwaffe oder der Marine.

    Israel mit einem Verteidigungsetat von 45 Milliarden Dollar liegt im Ranking der Budgets auf Platz 18. Finnlands Etat beträgt gerade einmal 6,5 Milliarden Euro. Die Militärs beider Länder sind aber sowohl in technischer als auch in personeller Hinsicht professionell aufgestellt und eingespielt.

    Die ständigen Vergleiche anhand des Global Fire Arm Index ergeben lediglich ein schiefes Bild über den Ist Zustand und sagen nichts über die militärischen Fähigkeiten aus. Gleiches gilt für die Verteidigungsbudgets. Bestes Beispiel Deutschland. Platz 4 bei den Ausgaben, aber nichts funktioniert.

    Dann hätte noch ein Wort zur Ukraine dem Beitrag gut getan. Ist sie doch ein Beispiel dafür, dass Aufrüstung manchmal unabdingbar ist, um Unterstützung zu gewährleisten.

    • @Sam Spade:

      Die Ukraine erwähnen? Wo denken Sie hin? Das sind doch die schlimmsten Kriegstreiber von allen...

      ...oder Herr Trojanow gehört zu jenen Mitmenschen, denen die schiere Existenz der Ukraine und vor allem ihre Renitenz im Umgang mit ihrem friedliebenden nord- und östlichen Großnachbarn insgesamt ein Dorn im Auge ist. ;-)

      • @Normalo:

        Ich würde Hrn. Trojanow nichts unterstellen - oder haben Sie da Ansatzpunkte?



        Ansonsten dabei, dass die Ukraine zeigt, dass Putin zum wiederholten Male auf Völkerrecht & Verträge pfiff. Popularität durch Kriegführen, das schmerzt.

      • @Normalo:

        "….friedliebenden nord- und östlichen Großnachbarn insgesamt ein Dorn im Auge ist. ;-)"



        Genau das hab ich mir auch gedacht …. und nicht zuletzt muss man eben auch die Putinversteher bei Laune halten.

  • "Was fehlt, ist eine offene Debatte darüber, wie Sicherheit jenseits von Panzerketten aussehen kann: Investitionen in soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Bildung, Gesundheit."



    Da können wir sofort darüber reden, sobald mir irgendjemand eine logische Erklärung gibt, wie Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Bildung oder Gesundheit Vladimir Putin aufhalten sollen 🤷



    Wie russische Panzer so stoppen?



    Wie das Baltikum oder Polen und Finnland - denen wir nunmal verpflichtet sind - so verteidigen?



    ---



    "Wer Freiheit und Demokratie sichern will, braucht weniger Rüstung und mehr kritisches Nachdenken über die wahre Natur von Sicherheit im 21. Jahrhundert."



    Toller Satz. Fahren Sie doch mal an die ukrainische Front oder in eine der zahllosen Städte, die fast täglich von Russland bombardiert werden und sagen Sie ihr Sätzchen da nochmal so auf - und schauen Sie, wie die Reaktionen der Ukrainer, die tagtäglich dem russischen Wahnsinn ausgesetzt sind, darauf ausfallen.



    Viel Spaß dabei, kleiner Tipp, vllt vorher ne ordentliche Zahnzusatzversicherung abschließen

    • @Saskia Brehn:

      Beides ist nötig, und der Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Darum ist da zumindest ein Punkt.



      Er könnte aber auch mal wieder geholt werden von den wenigen Extremreichen, der Euro. Das bin ich bereit einzuräumen. Sicherheit ist leider wohl nicht für lau zu haben. Wir geben sehr viel Geld aus, d.h. die Effizienz wird das Thema.

  • Danke für die klaren Gedanken und Worte.



    Am übelsten finde ich die Diffamierung jeder Position des Zweifels als "Putin-Versteher" etc. Das erinnert mich an die vormals beliebte Redewendung von : "dann geh doch in die DDR/ Sowjetunion rüber!"

    • @degouges:

      Verstehen sollte mensch andere möglichst immer.



      Aber die Positionen teilen möglichst fast nie.

      Wenn Du nicht zum Krieg gehst, kommt er zu Dir - Brecht lesen ist manchmal schon aktuell: Dansen, Gewehre der Frau Carrar.

    • @degouges:

      Nicht jede Position des Zweifels. Nur die, die weitestgehend der Kreml-Propaganda entsprechen.

      Mit Verlaub, manche Leute argumentieren wirklich wie gekauft.

    • @degouges:

      Es gibt nun mal Situationen, in denen Neutralität oder der Versuch, die Situation einfach zu ignorieren, nur dem Aggressoren nützt.

  • Die Welt rüstet auf und rüstet ab, was sie eigentlich schützen sollte: Klima, Gerechtigkeit, Diversität, Frieden. Ilija Trojanow erinnert uns daran, dass Sicherheit nicht aus Panzerstahl besteht, sondern aus sozialer Stabilität und ökologischer Verantwortung. Die globalen Militärausgaben steigen seit zehn Jahren, 2024 auf 2,7 Billionen US-Dollar. Während Sozialwohnungen fehlen und Windräder stagnieren, fließen Milliarden in Drohnen und Panzer. Die Militarisierung frisst nicht nur Haushalte, sondern auch Debattenkultur und Zukunft.



    Freud schrieb 1932 an Einstein: „Der Mensch hat einen Hang zur Destruktion.“ Doch Kultur könne diesen Trieb zähmen. Heute scheint das Gegenteil der Fall. Die Pariser Klimaziele von 2015 werden durch die CO₂-Bilanz der Rüstungspolitik faktisch außer Kraft gesetzt. Das Militär wäre als Land der viertgrößte Klimasünder der Welt.



    Was fehlt, ist eine neue Definition von Sicherheit – jenseits von Wehrhaftigkeit. Wer Frieden will, muss in Bildung, Gesundheit und Klimaschutz investieren. Wer Freiheit sichern will, braucht weniger Waffen und mehr Mut zur Debatte. Trojanows Abschied ist ein Appell: Nicht der Krieg ist alternativlos, sondern politischer Pazifismus

    • @Joachim Petrick:

      "Was fehlt, ist eine neue Definition von Sicherheit"

      Das ist es! Wir definieren Sicherheit einfach so um, dass sie bewaffnete Angriffe anderer Länder nicht mehr betrifft. Dann muss man auch diese unbequeme Debatte darüber nicht mehr führen, was diese Eskapade in der Ukraine wohl für Europ bedeutet.

    • @Joachim Petrick:

      Dann erklären Sie mal, wie solch ein politischer Pazifismus funktionieren soll gegenüber Agressoren wie Putin. Wie könnte bspw. die Ukraine sich pazifistisch wehren, ohne ihre Existenz aufzugeben?

      Wenn Sie mich überzeugen, bin ich sofort dabei. Bis dahin sehe ich keine Alternative zu militärischer Abschreckung.

      • @doda:

        Gerne:



        Politischer Pazifismus ist kein moralischer Appell, sondern eine strategische Konzeption und Praxis. Er setzt nicht auf Waffen, sondern auf ökonomische Hebel, um Kriege wie Russlands Angriff auf die Ukraine seit 2022 oder den Konflikt im Sudan finanziell auszutrocknen. Fossile Rohstoffe sind die monetäre Lunge dieser Kriege – wer die Nachfrage nach Öl, Gas und Kohle senkt, nimmt den Aggressoren die finanzielle Puste. Wenn Preise unter den Selbstkosten fallen, geraten kriegführende Staaten und ihre Investoren unter Druck. Die Binnenwirtschaft kollabiert, Inflation frisst Kaufkraft, Versorgung bricht ein – während die Kriegsmaschinerie unterfinanziert ins Leere läuft.



        Doch das funktioniert nur international. Politischer Pazifismus braucht vernetzte Zusammenarbeit, um Straflosigkeit zu beenden, Völkerrechtsbruch nicht länger erdulden zu müssen Er ersetzt nicht die Selbstverteidigung der Ukraine, er flankiert sie um eine globale Strategie: Kriege ökonomisch austrocknen, statt sie militärisch verlängern. Wer Frieden will, muss die Kriegsökonomie treffen – nicht nur die Front. Abschreckung allein schafft keine Zukunft. Aber ein klug vernetzter Pazifismus kann sie sichern.

        • @Joachim Petrick:

          Ok, und was davon wird zur Zeit nicht gemacht? Das wievielte Sanktionspaket wurde gerade verabschiedet? Und warum schließen sich Wirtschaftssanktionen und Investitionen in die Verteidigungsfähigkeit aus? Glauben Sie ernsthaft, dass die Ukraine heute noch existierte, wenn sie keine Waffen bekommen hätte? So schnell können Sanktionen gar nicht wirken. Ich stimme Ihnen also zu, meine aber, dass man das Eine tun sollte, ohne das Andere zu lassen.

  • Unter einem Herrn Putin brauchen wir auch keine Sozialwohnungen, Kitas oder sonstiges mehr.

  • "Nato-Staaten hinsichtlich [...] Waffensystemen Russland klar überlegen" - eine Anlayse im SPIEGEL vor einigen Monaten kommt zu einem anderen Schluss, z.B. bei Drohnen sind die Europäer noch nicht besonders gut.



    Weiterhin ist viel Gerät in Türkei und Griechenland konzentriert und nützt nichts bei einer (hoffentlich natürlich ewig theoretischen) Verteidigung nördlicher.



    Russland hat die Ukraine überfallen, da müsste die Kriegsschuld eigentlich klar sein.

  • Wow! Mir ziemlich exakt aus der Seele gesprochen. Das gibt es selten.



    Obwohl es mir nicht behagt, müsste man nur an einer Stelle die Zahlen etwas korrigieren. Der Anstieg der Rüstungsausgaben scheint sich auf absolute Zahlen zu beziehen? Da wäre wichtig, ob bzw. dass sie inflationsbereinigt sind. Ist das hier so?

    Sonst machen wir den gleichen Fehler, den die Rechtspopulisten von AfD und cdU z.B. beim Bürgergeld gerne machen. Das wird auch als gestiegen dargestellt während es relativ gesunken ist. Dort wird der Fehler natürlich absichtlich gemacht.

  • Stellt euch vor



    niemand gäb kein Tausendstel mehr



    für's Milli-tär

    • @kommentomat:

      Putin würde es freuen. Und einige andere auch.

  • USA: Hegseth schimpft vor Top-Militärs über „fette Generäle“

  • Gerd Grözinger , Autor , Prof., Europa-Univ. Flensbu

    Danke! Dass die NATO Russland in Punkto militärische Stärke auch vor diesen Rüstungsexzessen in praktisch jeder relevanten Kategorie weit überlegen war, konnte man im jährlichen SIPRI-Bericht detailliert und online nachlesen. Und wer das bezweifelt, das kann man immer noch!

    • @Gerd Grözinger:

      Von welchem jährlichen SIPRI-Bericht, der frei zugänglich ist, sprechen Sie genau? Sie suggerieren, dass ihn jeder aus dem Stehgreif einsehen könnte, sofern er möchte. Können Sie bitte darlegen, unter welchem Suchbegriff auf der Homepage www.sipri.org/ der Bericht zu finden ist. Außerdem wäre es hilfreich, wenn Sie kurz angeben könnten, welche Teile des Berichts Sie für Ihre Aussage „in praktisch jeder relevanten Kategorie weit überlegen“ als zentral ansehen.

    • @Gerd Grözinger:

      Ein Kernpunkt wirksamer Verteidigungs- und Sicherheitspolitik ist es, einem potenziellen Feind gegenüber eine glaubwürdige Abschreckungskulisse vorzuhalten. Also quasi die Garantie, dass bei einem Angriff die Antwort zu seinen Lasten ginge, weil man so wehrhaft ist, dass die einzige sinnvolle Entscheidung für den potenziellen Gegner ist, nicht anzugreifen. Das ist bei einer konventionellen Übermacht, der Fall.

      Was der SIPRI-Bericht nicht abbildet ist hingegen die im Ukrainekrieg auffälligen Massen an Material aus russischen Depots, die dann sukzessive immer wieder an der Front auftauchten, obwohl doch eigentlich die Abrüstungskontrolle immer wieder dafür gesorgt haben sollte, dass die Panzer, Haubitzen usw. eigentlich vernichtet sein müssten. Offenbar ist dem nicht in dem Maße so, wie bisher gedacht.

      Dass die Ukraine entgegen den Unkenrufen der ersten Stunde nicht binnen Tagen zusammengeklappt ist, sondern sich seit Jahr und Tag tapfer gegen Russland hält und inzwischen sehr empfindliche Schläge gegen die russische Ölindustrie führen kann, ist für unsere sicherheitspolitische Lage ein Glücksfall. Ansonsten wären in Narwa und Moldawien längst grüne Männchen ohne Hoheitsabzeichen.

    • @Gerd Grözinger:

      Das wir überlegen sind bezweifle ich gar nicht - wir haben aber aus unserer Moral heraus den Anspruch, alle Bürger innerhalb unserer Grenzen zu schützen.



      Putin sind 'seine' Bürger scheißegal - ich kann es nicht weniger drastisch ausdrücken.



      Deshalb ist dieser ewige Vergleich zwischen den Ausgaben Russlands und der NATO völlig hanebüchen, da wir nicht annähernd die gleichen Ziele mit diesen Ausgaben verfolgen

      • Gerd Grözinger , Autor , Prof., Europa-Univ. Flensbu

        @Saskia Brehn:

        Rein logisch kann ich das Argument schwer nachvollziehen. Und historisch haben die NATO bzw. Mitglieder davon gezeigt, dass man auch im Westen recht imperial handeln kann (wenn das gemeint ist): Serbien, Afghanistan, Irak.

        • @Gerd Grözinger:

          Haben Sie @Saskia Brehn wirklich so missverstanden?

          Imperialgehabe war nicht ihr Thema. Es geht um die Frage, wieviel materiellen Aufwand man treibt, um militärische Erfolge mit möglichst geringem eigenen Blutzoll erkaufen zu können. Russland ist hier, historisch und auch gerade wieder in der Ukraine, ein Beispiel für einen geradezu verächtlichen Umgang mit der persönlichen Sicherheit seiner Soldaten - sowohl in der Ausrüstung alsauch inden angewandtewn Taktiken. Russische Herrscher haben sich nie groß darum geschert, dass sie ihre Truppen verheizten, solange sie nur genug menschlichen Nachschub hatten. Entsprechend ist deren Ausrüstung auch vergleichsweise billige Massenproduktion - teilweise genial konstruiert, aber vor allem billig.

          Die Militärdoktrin der westlichen Demokratien ist da diametral entgegengesetzt: Ausrüstung und Taktik werden darauf ausgerichtet, möglichst viele Soldaten lebendig aus dem Krieg wieder zurückzubringen (Grund: Der demokratische Souverän goutiert Zinksärge weit weniger als autokratische Despoten das tun). Entsprechend viel aufwändiger pro Soldat ist ihre Ausrüstung. Und sie wird natürlich auch auf westlichem Lohnniveau bezahlt.

          • Gerd Grözinger , Autor , Prof., Europa-Univ. Flensbu

            @Normalo:

            Sicher, man kann den Zar als paradigmatischen Russen zitieren. Aber dann bitte auch Napoleon mit seiner grandios vernichteten Grande Armée als typischen Franzosen und Kaiser Wilhelm Zwo, Sinnbild Deutschlands, der noch Millionen in den Schützengräben verrecken liess als der Krieg längst verloren war.

            • @Gerd Grözinger:

              Sorry, aber das ist erinnert mich an die "der hat aber angefangen"-Diskussionen aus der Kita. Das ist Sandkasten-Niveau. Natürlich stehen wir im Westen in einer imperialistischen Tradition und es gibt Vieles, das man kritisieren kann und sollte.

              Aber hier geht es darum zu überlegen, wie wir uns vor dem Großmacht-Anspruch und den mittlerweile unverhohlenen Drohungen aus Russland schützen. Putin macht immer wieder sehr klar, dass er an Einigungen nicht interessiert ist, sondern nach Expansion strebt. Und da geht es für uns in erster Linie um Mobilmachung, denn ohne Soldaten bringen uns im Zweifel die besten Waffen nichts. Russland beweist gerade im ukrainischen "Fleischwolf", dass ihm die eigenen Landsleute ziemlich egal sind. Da hat er also im Zweifel noch eine Menge "Material", das er in die Schlacht werfen kann.

            • @Gerd Grözinger:

              Von einem Professor, der schreibt, die NATO sei „in praktisch jeder relevanten Kategorie weit überlegen“ und „konnte man detailliert und online nachlesen“, hätte man nun eigentlich eine konkrete Quellenangabe aus dem SIPRI-Bericht mit Hyperlink zu selbigen erwarten können. Außer ausweichender Rhetorik ist da bisher jedoch nichts zu erkennen.

    • @Gerd Grözinger:

      Das einzige was man bezweifeln sollte ist, ob die USA als verlässlicher NATO-Partner zu bewerten ist. Falls nicht, kann man auch den SIPRI-Bericht gerne noch einmal studieren.

      • Gerd Grözinger , Autor , Prof., Europa-Univ. Flensbu

        @Tom Tailor:

        Will man 'unnützes' Wettrüsten vermeiden, muss auch die Wahrnehmung von Russland betrachtet werden. Und die beruht auf 'worst case', also einer vollständigen NATO.

        • @Gerd Grözinger:

          Und die Worst-Case-Betrachtung der NATO beruht auf einem DJT oder JDV, die nicht bereit sind, amerikanische Soldaten für Suwalki sterben zu lassen...

        • @Gerd Grözinger:

          Was macht Sie so sicher, dass die Wahrnehmung der russischen Führung hinsichtlich der NATO-Partnerschaften genau so ist, wie Sie denken?

    • @Gerd Grözinger:

      Der Sinn der Sache ist, dass es für die Mitglieder der NATO gar nicht erst so weit kommt, in der Praxis auszuprobieren, wer in welcher Kategorie überlegen ist. Dabei entstehen nämlich, auch für die überlegene Seite, beträchtliche Zerstörungen und menschliches Leid.

      Das Prinzip nennt sich Abschreckung. Man kann die Details und die Implikationen detailliert in vielen Regalmetern Literatur nachlesen, aber sicherlich auch online.

      • Gerd Grözinger , Autor , Prof., Europa-Univ. Flensbu

        @nihilist:

        Auch das habe ich logisch nicht ganz verstanden. Wenn eine Seite, NATO, praktisch überall schon vorher überlegen war, was soll das für Russland bedeuten ausser, dass eine weitere Aufrüstung des Westens das angestrebte Gleichgewicht noch weiter verzerrt?

        • @Gerd Grözinger:

          Das soll für Russland bedeuten, lieber in Russland zu bleiben, weil es auf NATO-Gebiet nichts zu gewinnen gibt. Es ist wirklich nicht kompliziert. Lesen Sie einfach mal ein Buch über internationale Beziehungen.

        • @Gerd Grözinger:

          Gegenfrage: warum betrachtet Russland die NATO als eine Organisation, der man militärisch gleichberechtigt gegenüber treten muss?

  • In diesem Kommentar finde ich nur Schlagwörter. Der Hinweis, Europa sei Russland militärisch bereits überlegen, wird nicht belegt oder zumindest erklärt. Und mit sozialer Gerechtigkeit und guter Kinderbetreuung wird sich wohl nicht ernsthaft ein Krieg verhindern lassen???

  • Es geht nun mal nicht ohne glaubhafte Wehrhaftigkeit gegen aggressive Regime wie das Russische. Mit kritischem Denken wird man denen nicht bekommen; im Gegenteil. Das es nebenbei auch noch Investition in andere Bereiche braucht geschenkt, aber ohne ein glaubhaft starkes Militär wird es leider nicht gehen.

    • @Fran Zose:

      Man sollte halt aufpassen, dass man mit dem idiotischen "whatever it takes" nicht so viel sinnlos in Rüstung steckt, dass es nicht mehr zu verteidigen gibt. Und wenn die Rüstungsausgaben auf die Hälfte des gesamten Bundeshaushalts hochgeschraubt werden, dann haben wir diesen Punkt wohl erreicht.



      Vor allem sollte man mal schauen, wieviel von diesem Geld - wie im Beitrag erwähnt - in dunklen Kanälen versickert: Berateraffären, nicht hinterfragte Preise, gar Korruption, ineffiziente Verwaltung (allein für die Beschaffung werden 12.000 Menschen bezahlt, die Ausrüstung für 180.000 Soldaten beschaffen). etc.



      Fun Fact am Rande: Übrigens waren die Rüstungsausgaben relativ zum BIP in Deutschland das letzte Mal 1937 so hoch (5%). Aber das hat uns ja auch nicht geschadet, oder doch?

      • @Jalella:

        Das dafür Sorge getragen werden muss, dass das Geld möglichst effizient in der Rüstung eingesetzt werden muss und nicht irgendwo versickert ist eine Binsenweisheit, die im Übrigen auch im für den sozialen Sektor gilt.

        Aber an der Sache kommen wir nicht vorbei und zwar nicht weil wir für einen Überfall auf unsere Nachbarn rüsten wie 37, sondern weil wir notfalls uns und unsere Nachbarn gegen einen Aggressor verteidigen müssen. Insofern ist der insinuierte Vergleich mit dem 3. Reich schlicht polemischer Schwachsinn.

        Aber ich höre gerne von Ihnen, was wir angesichts der Bedrohungslage tun sollen um ohne Militär der der realen Gefahr zu begegnen? Was sollte die Ukraine tun? An dieser Stelle kommt von solchen Pazifisten reinsten Herzens wie Ihnen leider nie etwas. Und so lange das so bleibt, kann ich Ihre und ähnliche Beitrage schlicht nicht ernst nehmen. Bringen Sie einen konkreten Vorschlag und ich diskutiere gerne mit Ihnen.

    • @Fran Zose:

      Dann sitzen wir lebenslänglich in Glaubhaft.

  • Meine Hoffnung war wenigstens ein Halbsatz in diesem Artikel, welche Wege eingeschlagen werden können, um aktuell auf Nach- oder Aufrüstung verzichten zu können.

    • @Friedel Castrop:

      Man kann halt nicht jeden Punkt in einem Artikel beleuchten. Sonst hätte z.B. auch noch eine Analyse gefehlt, wie die tatsächliche militärische Bedrohungslage überhaupt ist. Russland, das es (zum Glück!) nicht mal schafft, den direkten Nachbarn Ukraine zu besiegen nach fast vier Jahren, soll die EU oder gar Europa angreifen mit militärischen Mitteln? Lächerlich. Russland geht dafür ganz andere Wege.

      • @Jalella:

        Genau, und die Voraussetzubg dafür, dass Putin mit so einem Unterfangen scheitern würde ist, dass wir darauf vorbereitet sind, uns zu wehren. Die Ukraine gibt es auch nur deshalb noch, weil die Ukrainer*innen sich verteidigen.

      • @Jalella:

        Stimmt, man kann nicht alles in einem Artikel behandeln. Aber der Autor macht ja Vorschläge, " wie Sicherheit jenseits von Panzerketten aussehen kann: Investitionen in soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Bildung, Gesundheit. Das Beharren auf universellen Werten. Das Vermitteln von Strategien und Techniken der sozialen Verteidigung."

        Wie das allerdings jemanden wie Putin von irgend etwas abhalten soll, müsste mir nochmal jemand erklären.

        • @doda:

          Es ist einfach billig und täuschend, verschiedene Bereiche gegeneinander auszuspielen. "Kita statt Rüstung", "mehr Rente durch weniger Bürokratie". In der Praxis steigt das Budget für Soziales nicht, nur weil das für Rüstung kurz gehalten wird.



          ,Und dann noch so einen Begriff wie "Gerechtigkeit" ins Spiel bringen. Da kann sich ja jeder was bei denken.



          Mehr Geld für die Armen (Linke), mehr Geld für die Geringverdiener (SPD), mehr Geld für "Leistungsträger" (FDP), mehr Geld für Deutsche (Nazis), mehr Geld für die Mitte (Union)... was ist denn nun gerecht?

  • Lieber Ilija Trojanow,



    Bravo, und vielen Dank für diesen runden, treffenden Artikel!



    Genau das brauchen wir gerade: vernünftige Stimmen gegen die blindwütige Militarisierung. Damit Otto Normalbürger nicht denken braucht, die Fixierung auf Kriegstüchtigkeit sei alternativlos. Oder, ebenso wichtig, man könne seine Stimme nicht mehr für Friedfertigkeit und Völkerverständigung erheben.



    Danke dir!

    • @Dr. M.:

      Kann mich da nur anschließen. Allerdings befürchte ich, daß das Wort "Kriegstüchtigkeit" schon zu tief in den Schädel des deutschen Michels einghämmert wurde.

    • @Dr. M.:

      Was ist denn nun die Alternative? Warum wird hier keiner von mal konkret???

      Was ist die Alternative für die Ukraine? Sie müssen doch irgendeine Vorstellung haben, was die Ukrainer tun sollen, oder?

      • @Suryo:

        Weil Sie da schlicht blank sind, so einfach ist es. Aber solange man sich aufgrund der eigenen pazifistischen Haltung für moralisch überlegen halten darf, ist die Welt für eine bestimmte Klientel in Ordnung. Scheiß drauf was mit den Ukrainern ist oder was unsere osteuropäischen Nachbarn denken, die lange genug unter der russischen Besatzung gelitten haben.

      • @Suryo:

        Sich endlich ergeben und aufhören, so stur der Völkerverständigung im Weg zu stehen.

        • @nihilist:

          Steht im "Schlagloch" nirgends geschrieben; Ilija Trojanow stützt seine Argumentation auf: " Doch schon jetzt sind die europäischen Nato-Staaten hinsichtlich Wirtschaftsleistung, Verteidigungsausgaben und Waffensystemen Russland klar überlegen. "

        • @nihilist:

          Wer live "vor Ort" ist braucht niemand, der ihn dazu auffordert zu kapitulieren. Diejenigen, die in der Ukraine kämpfen haben auch noch andere Gründe als Vaterlandsliebe (diese vielleicht auch). Sie kämpfen in erster Linie dafür, das es eine Zukunft für ihre Familien gibt, das ihre Frauen und Mütter nicht vergewaltigt werden, das ihre Kinder nicht deportiert werden und auf dem russischen "Sklavenmarkt" weitergereicht werden. Und auch, das alle Mitmenschen in der Ukraine in Frieden und Freiheit ihre Zukunft gestalten können. Reicht das nicht? Und Sie plädieren für Völkerverständigung mit Staatsterroristen? Zeigen Sie mir und den Ukrainern doch bitte mal, wie das gehen soll.

  • Mehr Diplomatie, mehr Ehrlichkeit und mehr Respekt vor wichtigen Grundlagen des Völkerrechts würde mehr und besser zu unserer Sicherheit beitragen als jede militärische Aufrüstung.

    Das würde auch keine Kosten verursachen, sondern wohlstandsförderneden Handel erleichtern, ist also direkt in unserem rationalen Interesse.

    Meine Empfehlung an jeden der mal unsere "westliche" Poltik reflektieren möchte:

    1.) Auch ausländische "nicht-westliche" z.B.. indische (englischsprachliche) Nachrichten lesen oder ansehen (youtube).

    2.) Wirklich mal auf "harte Fakten" sehen, z.B. Dinge wie Völkerrechtliche Verträge UN-Resolutione oder Minsk-2 (Anlange zu UN-Soicherheitsresotlutin 2202) im Orginal lesen.

    Der Exakte Wortlaut von Minsk-2 oder auch Rom-Statut widerspricht stellenweise sehr verbreitetetn "Narativen" unserer Politik und Medienberichterstattung.

    3.) Qualifizierten Kritikern unserer Geopolitik zuhöhren wie z.B. dem Politikwissenschaftler Prof. John Mearsheimer der Uni Chicago,



    der z.B. dem "Westen" die Hauptschuld an dem Ukraine-Russland krieg jetzt gibt und bereits vor Jahren auf die Kriegsgefahr hingewiesen hat.

    • @Jörg Heinrich:

      Meinen Sie wirklich, dass die von Ihnen genannten Punkte einen Angriffskrieg der Russen mit zigtausenden Toten rechtfertigen? Wie verträgt sich das mit Ihrer Forderung nach "mehr Respekt vor wichtigen Grundlagen des Völkerrechts"?

      Und damit wollen Sie die Russen wieder aus der Ukraine kriegen? Das klingt für mich wenig überzeugend.

    • @Jörg Heinrich:

      Sie sollten den gestern veröffentlichten Bericht der UN, demzufolge Russland gezielt und bewusst Kriegsverbrechen gegen ukrainische Zivilisten verübt, lesen.

      Was wollen Sie dagegen tun? „Hey, Russen, warum macht ihr sowas? Wisst ihr nicht, dass das böse ist?“

      Das Problem ist: Ja, das wissen sie. Und sie tun es genau deswegen.

  • Lieber Herr Trojanow, Putin hat die Ukraine überfallen lassen und schickt jeden Tag hunderte Drohnen, Raketen und Bomben hinein. Er macht keinen Hehl daraus, dass weitere Staaten auf seiner Agenda stehen. Gerne denke ich jenseits von Waffen, aber aktuell kommt mir das wie Traumtänzerei vor.

  • Er spricht mir aus dem Herzen....und hat, gerade wenn es um Soziales ( und damit um den Kitt, der diese Gesellschaft zusammenhält) vollkommen recht! Aber wehe, einer spricht gegenüber den Rüstungskonzernen das böse Wort aus, das keiner nennen darf.....Übergewinnsteuer....dann ist was los! Übrigens: wenn uns der Staat durch extreme soziale Schieflage von innen um die Ohren fliegt, helfen Marschflugkörper auch nicht weiter....

    • @Andreas Horn:

      Und wenn uns die Marschflugkörper um die Ohren fliegen, hilft der Sozialstaat nicht weiter.



      Vielleicht sollte man überlegen, ob es so eine tolle Idee ist, hbeides bedingungslos gegeneinander auszuspielen. Für Sozialabbau hat es auch in den 20 Jahren vor der Ukraine-Invasion keine Aufrüstung gebraucht.

      • @nihilist:

        Wo ist denn der Sozialabbau? Im Regierungsentwurf sind knapp 38% des Bundeshaushaltes für Soziales verplant.

        Klar, es war mal (bei deutlich geringeren Gesamthaushaltssummen) prozentual mehr, aber woran machen Sie jetzt den Sozialabbau fest, wenn absolut heute mehr Geld denn je für soziale Zwecke ausgegeben wird?

        Oder ist es - Gott bewahre - dann doch nicht so, dass in sozialen Fragen das Gewissen vor allem durch ausgegebene Euros beruhigt werden kann?

  • Die wahre Natur der Sicherheit wäre die Frage, wie die Militarisierung von Russland und China hätten gestoppt werden können.

    Hybride Arbeit für Frieden. In allen Ländern -- das bedeutet auch, Propaganda für Frieden in Länder zu bringen, deren Herrscher das nicht wollen.

    Spätestens 2014 war es für das als *einzige* Strategie aber zu spät. Da hat Putin angefangen, für den Krieg zu rüsten, und an dem Punkt durfte dieser Krieg keinen Erfolg mehr haben können.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Wie wollen Sie denn verhindern, dass ein Land aufrüstet, wenn es das aus eigener Kraft machen kann und einen Präsidenten hat, der das will?

      Sie können auch nicht verhindern, dass sie jemand auf der Straße tritt, egal wie friedvoll Sie leben.

      Die Vorstellung man könne alle Menschen zu den eigenen Werten bewegen ist absolut realitätsfern.

  • Nicht ein Wort davon, dass Russland uns aktiv bedroht.



    Und wer meint, dass Europa Russland militärisch überlegen sei, sollte mal die Anzahl der Kampfpanzer Russlands mit denen der europäischen Staaten vergleichen…

    • @Suryo:

      Wer von Militärtechnik und Militärwesen auch nur etwas Ahnung hat weis und sieht das Russlands Streitkräfte nicht auf das Angreifen und Besetzten weiter von Russland entfernter Länder in Europa ausgerichtet ist.



      Es ist selbst jetzt nach "Ausstockung" um ca. 1 Million mehr Soldaten als vor 2022 nichtmal wirklich in der Lage die ganze Ukraine zu besetzten und besetzt zu halten.

      Die Faken:

      1.) Um ein Land von der Größe der Ukraine zu besetzten und auch gegen Widerstand besetzt zu halten braucht man ca. 2 Millionen Mann -- Russland hat laut ukr. Stellen 0,7 Millionen Soldaten in der Ukraine.



      Das war das Ergebnis der US-Auswertung des Irak-Caos 2003 bis 2007 dessen Ursache zu wenig Besatzungstruppen waren. Irak und Ukraine sind ähnlich groß.

      2.) Krieg ist zu großen Teilen Logistik.



      Russlands Militär ist stark an eine "Eisenbahn-Logistik" gebunden, hat z.B. recht wenig Lufttransportfähigkeiten und auch mäßig viel Technik für LKW basierende Logistik.



      Damit kann man in Russland und am Rand von Russland Truppen gut versorgen, in Mitteleuropa schon nicht mehr.

      Fazit:

      Um "uns" zu bedrohen müsste Russand voll mobilisieren und würde sich wirtschaftlich bis zum Zusammenbruch überfordern.

    • @Suryo:

      Wenn man schaut, dass Russland nach vier Jahren nicht mal die Ukraine militärisch besiegen kann, kann man eigentlich nicht ernsthaft davon ausgehen, dass es Europa oder gar die NATO militärisch angreift. Mit Sabotage, Cyber-Attacken und Trollfarmen sicher, aber bestimmt nicht militärisch.

      • @Jalella:

        Besiegen muss auch nicht unbedingt sein. Zerstören wäre für Putin auch schon ein Erfolg. Wäre auch ein Schritt, das freiheitliche Europa zu spalten, zu unterwandern und zu destabilisieren. Einen "echten" Krieg oder eine weitere Spezialoperation braucht's dann nicht.

      • @Jalella:

        Doch, auch militärisch. Wenn nämlich die Bereitschaft, für beispielsweise die baltischen Verbündeten Krieg zu führen, nur ausreichend gering ist, wird Putin dort auch einmarschieren und Fakten schaffen.

        Und es wird wieder haufenweise Richard David Prechts geben, die von einer "moralischen Pflicht" sprechen werden, sich zu ergeben, um unnötiges Sterben zu verhindern. Das Sterben der Zivilbevölkerung aufgrund russischer Repression anschließend ist dann in den Augen dieser Denker wohl "nötig"...

      • @Jalella:

        Wie nett, ich bin sicher, so ein paar Jahre Drohnenkrieg, ständige Kriegsverbrechen und Tausende Tote steckt Deutschland locker weg.

      • @Jalella:

        Die Ukraine hat die beste Armee Europas und hat sich 8 Jahre auf Krieg vorbereitet. Frankreich kann 40km 1 Monat lang verteidigen, UK noch weniger und Deutschland hätte nach einer Woche keine Ersatzteile und Munition mehr. Eine neu-organisierte Russische Armee, massiv erfahren und mit starken Dronenkräften würde die NATO ohne USA massiv in Bedrängnis bringen.

      • @Jalella:

        Oh ja, das hoffe ich inständig.

        Aber die Rhetorik in Russland ist nun mal eine andere, das Land hat auf Kriegswirtschaft umgestellt, und auch schon den Angriff auf die Ukraine haben viele für Unsinn gehalten, weil er einfach nicht im Interesse eines rational denkenden, auf wirtschaftliche Prosperität zielenden russischen Staatschefs sein kann.

        Aber hier geht es um Ideologie, und ich fürchte, dass Putin zu Einigem fähig ist, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht. Er hat nichts mehr zu verlieren, ausser als Verlierer dazustehen.

        • @doda:

          Diskutieren Sie das mal mit einem ideologischen Pazifisten der alten Schule, im Vergleich dazu ist Putin geradezu rational.

  • Ja, so habe ich früher auch gedacht, als ich an fruchtbaren Austausch, Überzeugung und ein globales Miteinander glaubte. Heute wird die Diskussion, wie die Welt aufgeteilt werden soll, von wenigen Männern und Interessengruppen beherrscht, die einer Diskussion über ein global friedliches Zusammenleben, das Wohlergehen aller und der Krankheit unseres Planeten eigene totale Machtansprüche entgegenstellen, ohne jede Rücksicht auf Mitmenschen. Der Graswurzelgedanke von einst mag sich da austoben, wir werden damit allein keine friedlichere und lebenswerte Welt erreichen können. Die aktuell sogar gewählten Herrscher der großen Länder kennen nur noch die Sprachen der Macht, der Überlegenheit, der Gewalt, des Krieges. Dem können wir aus europäischem Denken heraus - trotz und wegen unserer schrecklichen Geschichte - nur über Standhaftigkeit, eigene Anstrengung und Stärke antworten. Doch mir fehlt auch eine echte Antwort auf die Frage, wie wir die verrückten Herrscher zur mitmenschlichen Vernunft, zur Empathie, zum Ausgleich zurückholen könnten. Ilija Trojanows Position empfinde ich eher als defensiv, passiv, die Mächtigen erduldend. Einen Aufstand der Demokraten seh ich auch nicht. Schade.

  • 2025 einen Text über Rüstung zu schreiben und den Krieg in der Ukraine nicht mal zu erwähnen?

  • Ich finde, Trojanow hat mit einigem recht – etwa wenn er auf Korruption, Lobbyismus oder die sozialen Kosten der Aufrüstung hinweist. Aber was mir fehlt, ist die Anerkennung, dass es manchmal keine Alternative zur Verteidigung gibt. Die Ukraine führt keinen Angriffskrieg, sie kämpft ums Überleben. Ohne Waffen gäbe es dort keine Freiheit, keine Demokratie, keine Zukunft.

    Wehrhaftigkeit als „Mythos“ abzutun, geht an der Realität vorbei. Militärische Stärke ist kein Ideal, aber sie ist die Voraussetzung dafür, dass wir überhaupt über Klima, Bildung oder soziale Gerechtigkeit reden können.

    Klar: Mehr Nachdenken über Sicherheit jenseits von Waffen ist wichtig. Aber solange es Staaten gibt, die mit Gewalt Politik machen, bleibt Wehrhaftigkeit kein Mythos – sondern bittere Notwendigkeit.

  • Dass wir in Deutschland uns nicht direkt bedroht fühlen, ist verständlich. Würde die Autorin ähnlich argumentieren, wenn sie aus der Perspektive von bspw Litauen schreiben würde? Soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Bildung, Gesundheit sind alles gute Ziele, in die man investieren sollte. Das ist ja vollkommen richtig. Nur wenn die Freiheit weg ist, weil man von Putin oder einer seiner Marionetten regiert wird, ist das alles hinfälliges Wunschdenken. In Litauen ist das eine ziemlich konkrete Bedrohung.

    Wie sieht denn bitte "die wahre Natur von Sicherheit im 21. Jahrhundert" aus? Das bleibt leider das Geheimnis der Autorin...

  • Vielen Dank Herr Trojanow für diesen sehr prägnanten und vernünftigen Beitrag, der auch auf die institutionelle Seite des Ganzen hinweist. Die im Zuge der Militarisierung entstehenden Strukturen und politisch-industriellen Verflechtungen werden sich eben nicht später einfach so zurückfahren lassen, sondern ein gewaltiges Beharrungsvermögen entwickeln.

    Nur ein Teilaspekt: Man kann sich lebhaft vorstellen, was geschieht, wenn tatsächlich so etwas wie eine Aktienrente eingeführt wird und wenn die Ersparnisse vieler Menschen in den Rüstungssektor und in die von ihm zunehmend abhängige Metallindustrie fließen. Dann wird man später argumentieren, ein Rückbau der Rüstungsindustrie gefährde die Alterssicherung.

    • @Kohlrabi:

      Was schlagen Sie denn vor für den Umgang mit der sicherheitspolitischen Lage? Das Beharren auf universellen Werten?

    • @Kohlrabi:

      Das „gewaltige Beharrungsvermögen“, dass sich durch den massiven Rückbau militärischer Fähigkeiten im Glauben an die ewige Friedensdividende nach Ende des Kalten Krieges gezeigt hat?

      • @Suryo:

        Der "massive Rückbau" in den 90-er Jahren betrug (mit wenigen Ausnahmen) nur so um die 3-5% weniger Rüstungsausgaben im Jahresvergleich. Setzen Sie das bitte ins Verhältnis zu den jetzt angestrebten jährlichen Steigerungen und überlegen Sie, wie es lange selbst bei einer neuen Entspannungsphase dauern würde, bis man die Rüstungsausgaben überhaupt erst einmal wieder auf den aktuellen Stand zurückgeführt hätte. Das ist wohl so, als würde man mit einem Bagger etwas auftürmen und dabei sagen, man könne es ja hinterher mit der Schaufel wieder abtragen.

  • Was ist denn das für eine realitätsferne Argumentation mit anschließendem Wünsch-dir-was? Frau Wagenknecht wird ihre wahre Freude an diesem Artikel haben, denn Unlogig war noch nie ein Problem für Populistinnen ...

  • Und wieder ein Beitrag, der völlig unbeeindruckt von der bisherigen Debatte nur mantrahaft Glaubenssätze wiederholt, die längst diskutiert und widerlegt worden sind. Man muss ja die konkreten Bedrohungsszenarien, selbst wenn sie von ausgewiesenen Experten dargelegt worden sind, nicht teilen, aber es gehört doch zur argumentativen Redlichkeit, sich wenigstens mit ihnen auseinanderzusetzen. Stattdessen eine Predigt an die true believers.



    Da überzieht ein Diktator, dessen imperiale Ideologie überall nachzulesen und von Fachleuten hinreichend anaylsiert worden ist, sein Nachbarland seit 2014 mit dem blutigsten Krieg, den Europa seit WK II erlebt hat und versucht gleichzeitig, die westlichen Demokratien systematisch mit seinen Proxies, seiner Propaganda, aber auch ganz real mit Sabotageaktion zu unterminieren, in der Hoffnung, dass das durch einen erratischen bis desinteressierten amerikanischen Präsidenten ohnehin geschwächte Verteidigungsbündnis im Ernstfall auseinanderfallen würde. Aber Trojanow sieht die Hauptbedrohung in der Rüstungsindustrie und setzt auf den Abschreckungseffekt von mehr Kitas.

    • @Schalamow:

      Kitas sind sehr wichtig. Das sieht man alleine daran, dass wir Litauen erst mit unseren Panzern, in deren Sitzen auch Schwangere Platz haben, verteidigen können, wenn genügend Kitas gebaut sind. Ansonsten wäre es für unsere Soldaten einfach nicht möglich, in Litauen stationiert zu sein.

  • Es gibt sie also noch:



    Stimmen der Vernunft in einer ansonsten eher militaristischen gewordenen TAZ

    • @Peter Klein:

      Welche Lösungsvorschläge haben Sie denn im Falle eines militärischen Angriffs auf Deutschland durch einen anderen Staat?

      Bratwürste werfen? Kartoffelpüreefontänen gegen Panzer?

      Es ist eine Binse, dass wir fast alle Frieden wollen und keine Waffen. Solange Einzelne aber Krieg wollen, braucht es Abschreckung und Verteidigungsmöglichkeiten.

      „Bitte Bitte nicht“ wird einen Soldaten eines angreifenden Staats nicht aufhalten.

    • @Peter Klein:

      Es gibt sie also noch:

      Realitätsverweigerer, die lieber schimpfen, als über konstruktive Vorschläge für den Umgang mit der veränderten sicherheitspolitische Lage nachzudenken.

    • @Peter Klein:

      Okay, bitte:

      Was ist die vernünftige Antwort auf einen russischen Angriff?

      „Sicherheit anders denken“? Die russische Drohne hat mich gar nicht erschossen?

  • Bei den Militärausgaben der EU-Länder, die jetzt schon 3,4 mal so hoch sind wie die von Russland im Krieg, wird ja immer argumentiert, bei uns ist alles teurer (Personal, Renten für Soldaten, Material, usw.).



    Deshalb wäre ein Artikel über die tatsächlichen Waffenbestände der EU-Länder im Vergleich zu Russland gut.



    Wir haben mehr Panzer, mehr Flugzeuge, mehr Raketen, mehr von fast allen Kategorien von Waffen - außer vielleicht Drohnen.

    • @Semon:

      Das stimmt alles definitiv nicht.

      Russland hat zB SEHR viel mehr Panzer als Europa.

      • @Suryo:

        Nur so gefühlt? Oder haben sie dazu auch Zahlen?

  • Hat das Beharren auf universellen Werten die russischen Truppen in der Ukraine gestoppt? War vor der "Zeitenwende" Geld für Sozialwohnungen, Kitas und Windräder da? Wurden gar vor 2022, als die NATO noch hirntot war, die Klimaziele erreicht???

    Immer das gleiche Gelaber. Seit drei Jahren. Und wenn einem dann keiner mehr zuhört, einfach jammern, es fehle an einer offenen Debatte und kritischem Nachdenken. Dafür, dass man nichts sagen und nichts denken darf, findet sich in Deutschland immer ein offenes Ohr.

    • @nihilist:

      Die universellen Werte sind es im übrigen auch wert, mit Gewalt verteidigt zu werden.

      Innerhalb eines Krieges zeigen sie sich dann zB darin, dass man darauf verzichtet, absichtlich Kriegsverbrechen zu begehen und Zivilisten zu ermorden. Also so, wie die Ukraine es tut, während Russland - gestern erst wieder von den Un bestaetigt - absichtlich und bewusst die universellen Werte mit Füßen tritt.

  • Ich hatte auf einen konkreten Vorschlag gehofft, was denn die Antwort auf Putins Expansionspläne und die bereits massiven hybriden Angriffe sein kann.



    Stattdessen leider wahre Hinweise auf die Kosten der Nachrüstung (nun ja, Zeiten ändern sich- und die zitierten Ausgaben sind eben erst in 2024 angelaufen).



    Sollten wir nicht diskutieren über die Art der Verteidigungswaffen, die wir uns leisten wollen?



    Drohnenabwehr, Iron Dome über Europa oder wenigstens Berlin, Warschau und Paris?



    Über den Anteil, der für die Abwehr von Desinformation aufgewendet wird?



    Über die gesamtgesellschaftliche Verantwortung für ein freies und demokratisches Europa, über Solidarität durch Sozialen Dienst, Militärdienst und politische wie militärische Zusammenarbeit?

    Stattdessen die immer gleichen sprachlichen Abziehbilder von "Militärlobby" (also, ich möchte schon geschützt werden!), steigenden Gewinnen (was ist uns Sicherheit wert?) und die Trauer über hunderttausende Tote durch westliche Waffen.



    Die Trauer ist berechtigt, das militärische Engagement im Nahen Osten müsste diskutiert werden. Nur- aktuell wehrt sich die Ukraine seit drei Jahren tapfer gegen den russischen Moloch.

  • Ich verstehe nicht, warum bei so einem Kommentar, der Ukraine Krieg völlig ausgeblendet wird. Ein starkes Nachbarland hat ein kleines Land überfallen, um sich Gebiete davon anzueignen. Was soll das kleine Land nach Meinung des Autors machen?

  • "Wer Freiheit und Demokratie sichern will, braucht weniger Rüstung und mehr kritisches Nachdenken über die wahre Natur von Sicherheit im 21. Jahrhundert."

    Dann wäre es doch mal ein Anfang gewesen, in dem Beitrag etwas über die "wahre Natur von Sicherheit im 21. Jahrhundert" zu verraten.

    Putin, Jinping und so einige andere freuen sich ungemein, wenn wir Sicherheit nur "jenseits von Panzerketten" definieren.

    Leider haben wir nicht mehr den Luxus, uns auf die Großmächte verlassen zu können, wenn es um die Landesverteidigung geht, das hat zuletzt (aber nicht zuerst) Trump sehr deutlich gemacht.

    Dass wir auch "Investitionen in soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Bildung, Gesundheit" tätigen müssen, bleibt definitiv ein wesentliches Ziel.

    Aber das Eine gegen das Andere auszuspielen, greift einfach zu kurz.

    • @doda:

      Richtig.

      Ich frage mich, welchen Rat Herr Trojanow wohl für die Ukrainer parat hat. Sollen die auch einfach mal „Sicherheit anders denken“?

    • @doda:

      Das mag man ja so sehen, nur was steht am Ende? Das der stärkere gewinnt? Das Frieden aus Stärke heraus kommt? Genau das wird natürlich nicht passieren. Es wird ein Gemetzel.



      Keiner hat eine Lösung für diese Konflikte! Also sollten nicht einige so tun, als hätten sie eine.

      • @Kay Brockmann:

        Unterwerfung aus Schwäche ist Ihnen lieber als der Versuch, sich gegen Aggression zu wehren, oder - im besten Fall - Aggression durch glaubwürdige Verteidigungsfähigkeit zu verhindern?

        Oder was wäre Ihrer Ansicht nach die Alternative? Ihre Sichtweise scheint mir nicht ganz zu Ende gedacht.

      • @Kay Brockmann:

        Frieden aus Schwäche funktioniert aber leider genau so wenig, wenn man einen aggressiven, imperialistischen Nachbarn hat. Und darum ist auch Trojanows Text keine Lösung.

      • @Kay Brockmann:

        Was war denn das Ende des Zweiten Weltkrieges?

        Die Aggressoren wurden mit massiver Waffengewalt besiegt und aus den von ihnen besetzten Ländern vertrieben. Wie sähe die Welt heute aus, wenn das nicht geschehen wäre?

  • Schön, wenn sich Sesselstrategen über CO2-Emissionen des Militärs echauffieren, da erkennt man sofort das Expertentum!

  • Leider wussten Ukrainer und Kurden, Vietnamesen und Masalit und viele andere nicht, dass "Investitionen in soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Bildung, Gesundheit. Das Beharren auf universellen Werten. Das Vermitteln von Strategien und Techniken der sozialen Verteidigung" den jeweiligen Aggressor zur Strecke gebracht hätten.

    Hätten sie mal die taz gelesen.

    • @KruegerParc:

      Die syrischen Kurden werden u.a. mit Hilfe deutscher Leopard-Panzer angegriffen. Trotzdem genehmigt die Bundesregierung die Lieferung von 40 Eurofightern.

      Erdogan ist eben unser Schuft, da geht das schon klar, irgendwie.

    • @KruegerParc:

      Welchen Aggressor meinen Sie im Fall der Kurden?

      • @Francesco:

        Daesh, auch als IS bekannt...?

      • @Francesco:

        Und welchen Aggressor haben die Masalit militärisch besiegt?

      • @Francesco:

        Welchen hätten denn die zitierten Maßnahmen zur Strecke gebracht?

        • @nihilist:

          Ist das die Frage? Die Beweislast liegt bei dem, der Aufrüstung fordert.

        • @nihilist:

          Die Beweislast liegt bei demjenigen, der Rüstung für notwendig hält.

  • Gegen den Inhalt der Kolumne ist nichts zu sagen.

    Leider fehlt wie so oft die Erklärung wie nichtmilitärische Investitionen zum Beispiel in Deutschland andere Länder davon abhalten mit militärischen Mitteln zum Beispiel gegen Deutschland zu agieren.

    Als Beispiel sei hier die Ukraine genannt, die ihre Atomwaffen abgegeben hat, sich auf Verträge verlassen hat mit den wichtigsten Großmächten und sich der Demokratie zugewandt hat. Jetzt wird sie seit über drei Jahren von Russland mit Krieg, Terror, usw. überzogen.

    Wie soll bzw. kann es global erreicht werden, dass so etwas eben nicht passiert?

    Klar, wenn alle Menschen mitmachen, dann klappt das, aber die Geschichte zeigt, dass immer wieder Menschen geboren werden, die eben nicht bereit sind, ausschließlich gewaltfrei/nichtmilitärisch zu handeln.

    Nichtmilitärische Investitionen in einzelnen Ländern ändern nicht die militärischen Investitionen und Handlungen anderer Länder.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Die Ukraine hatte nie die Verfügungsgewalt über Atomwaffen.