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UN-Resolution zu NahostDer Westen verliert den Süden

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Anders als bei der Ukraine findet der Westen bei Gaza keine Mehrheit in der UNO. Aus Sicht seiner Kritiker stellt er Solidarität mit Israel über das Recht.

Dunkle Rauchzeichen: Im Umgang mit dem Gazastreifen droht der Westen den Globalen Süden zu verlieren Foto: Abed Khaled/ap/dpa

M it 121 zu 14 Stimmen bei 44 Enthaltungen forderte die UN-Generalversammlung am vergangenen Freitag eine „sofortige, nachhaltige und dauerhafte Waffenruhe“ für Gaza, ungehinderte humanitäre Hilfe und die Freilassung aller „gefangenen Zivilisten“. Die Resolution trug die palästinensische Handschrift. Israel und die USA lehnten sie ab. Deutschland enthielt sich, ebenso die Ukraine, einige europäische Länder wie Spanien waren dafür.

Mit 141 gegen 5 Stimmen bei 35 Enthaltungen hatte die UN-Generalversammlung am 2. März 2022 Russland zur „sofortigen Einstellung seiner Gewaltanwendung“ gegen die Ukraine und zum „sofortigen, vollständigen und bedingungslosen“ Rückzug aufgefordert. Die Resolution trug die proukrainische Handschrift. Russland lehnte sie ab. Indien und China enthielten sich, aber die meisten Länder des Globalen Südens waren dafür, auch Israel.

Das Votum von 2022 war ein Triumph westlicher Diplomatie. Das Votum von 2023 ist das Gegen­teil. Die Mehrheit der Welt steht nicht sowohl hinter der Ukraine als auch Israel. Übrigens auch nicht zugleich hinter Russland und der Hamas. Sie sieht im einen Krieg die Ukraine als Opfer und im anderen die Palästinenser.

Dafür gibt es Gründe, und mit Antisemitismus haben sie nichts zu tun. Nach mehreren Wochen schwerster Luftangriffe mit Tausenden zivilen Toten sind die Bilder aus Gaza kaum mehr auszuhalten. Bei ausgebombten Verzweifelten, die mit bloßen Händen ihre Kinder ausgraben, verbietet sich Relativierung genauso wie bei Hinterbliebenen völkermörderischer Terrorangriffe, die um ihre zerstückelten Toten trauern. Menschlichkeit ist unteilbar – eigentlich.

Die neue multipolare Welt kennt keine Werte

Ein Überlebenskampf, der aussieht wie ein Vernichtungskrieg, wird als solcher behandelt. Solidarität mit Israel, die über Leichen geht, wird als zynisch abgetan. Hätte die Ukraine in Reaktion auf den russischen Angriff Moskau in Schutt und Asche gelegt und die russische Bevölkerung aufgefordert, sich zum Weiterleben hinter den Ural zu begeben, wäre die globale Solidarität mit Kyjiw vermutlich weniger eindeutig ausgefallen.

Wenn der Westen Solidarität mit Israel an erste Stelle setzt statt Solidarität mit Menschen überall, verliert er den „Globalen Süden“, kaum dass er ihn im Fall der Ukraine gewonnen hat. Wenn Sergei Lawrow mit Verweisen auf das Völkerrecht mehr Gehör findet als Annalena Baerbock, hat die deutsche Diplomatie ein Problem. Und das wird sich nicht auf Gaza beschränken. Es wird auch die Ukraine treffen und jedes andere Feld der Diplomatie, in dem westliche Länder universelle Werte geltend machen. Denn die neue multipolare Welt, die sich jetzt manifestiert, kennt keine Werte. Es gilt das Recht des Stärkeren. Netanjahu hat das begriffen. Berlin hat darauf keine Antwort.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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133 Kommentare

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  • "Aus welcher Warte meinen Sie "erwachsen"?"

    Der globale Süden bildet sich seine eigene Meinung und trottet nicht mehr hinterher. Man hat ja schon länger (z.B. beim G20 Gipfel) gesehen, dass das politische Gewicht des "Westens" geschrumpft ist.

    PS: Lawrow gehört nicht zu globalen Süden, sondern zu Europa.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ok, wollte ich nur wissen. Aus meiner Sicht käme allerdings "halbstark" dem Zustand näher, den Sie beschreiben. Zum Erwachsensein gehört für mich nicht nur die Fähigkeit zur Auflehnung. Man sollte auch die Reife besitzen, die eigene Meinung mitsamt ihren Konsequenzen zu leben.

      ad PS: Lawrow gehörte aber zu den Unterstützern der Resolution, und auch wenn er unter diesen Platz 1 der Hitliste der größten Völkerrechts-Heuchler recht solide besetzt, finden sich auf den Plätzen 2-X noch genug Vertreter aus dem "globalen Süden", keine Sorge.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Leider verprellen wir mit unseren sehr engstirnigen und einseitigen Sichtweisen (siehe zb den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine) den globalen Süden. Das mag auf kurze Sicht unrelevant sein, langfristig brauchen wir aber möglichst viele Länder aus dem globalen Süden um gegen China bestehen zu können.



      Vielleicht wird es Zeit auch Mal zuzuhören statt immer nur belehrend aufzutreten.



      Auch dafür ist der Krieg in der Ukraine ein gutes Beispiel. Kritik an Diskriminierung von Minderheiten usw wird nicht geduldet; alles was nicht in das schwarz-weiß Schema passt, wird als Putins Narrativ abgetan.



      Ich fürchte, nicht nur die Menschen in der Ukraine, sondern auch wir werden langfristig einen hohen Preis für unsere Ignoranz zahlen müssen.

  • Interessant: Der israelische UN-Botschafter trug neulich einen Davidstern mit "Never Again". Dani Dajan, Vorsitzender des israelischen Holocaust-Gedenkzentrums, hat diese Geste seines Landsmanns kritisiert.

    Frage: Wie ordne ich diese Situation moralisch richtig ein? Jim Hawkins hat sicherlich eine Lösung, aber mir fällt keine ein. Weil der UN-Botschafter gehört zu denen, die die Hamas vernichten wollen. Aus Solidaritätsgründen muss ich mich auf seine Seite stellen. Doch in ein Fettnäpfchen will ich nicht treten.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Vielleicht lesen Sie das mit der Solidarität noch mal nach.

      Nur weil man sich mit Israel bedingungslos solidarisch erklärt, heißt das ja nicht, dass man alles moralisch einordnen muss, was irgendein Israeli auf dieser Welt tut.

  • Zwischen HamaSS und Israel gibt es seit Jahren Krieg. Jede Feuerpause nutzt die HamaSS, um ihre Tunnelsysteme auszubauen und sich mit Raketen auszurüsten, die weiterhin auf Israel abgeschossen werden - Tag und Nacht. Der 7.10.2023 ist eine Zeitenwende. Wer nach diesem Gemetzel den Israelis mit Humanität und Feuerpausen kommt und mit keinem Wort erwähnt, dass Ägypten und auch die anderen arabischen Länder keinen Finger krümmen, um der Zivilbevölkerung in Gaza zu helfen, der ist für mich entweder ein Antisemit oder ein Heuchler oder beides.

  • 6G
    665119 (Profil gelöscht)

    Schutz von Zivilisten bei Kriegshandlungen ist auch ein westlicher Wert und kommt aus der europäischen Aufklärung und der bürgerlichen Kultur des 19. Jahrhunderts.

  • Einige Gedanken zur UN:



    Die UN-Generalversammlung hat in den letzten 15 Jahren mehr Resolutionen gegen Israel verabschiedet als gegen alle anderen Staaten zusammen.



    Im UN-Menschenrechtsrat hätten nach Meinung des ehemaligen UN-Sonderberichterstatter über Folter, Manfred Nowak, im Menschenrechtsrat jene „Staaten, die die Menschenrechte am meisten verletzen, […] die Mehrheit“ (2010).



    Die Palästinenser haben in der UN ein eigenes Hilfswerk für Flüchtlinge, das UNRWA (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East). Das gibt es für keine andere Flüchtlingsgruppe weltweit.

    • @Edmund Piepereit:

      "Das gibt es für keine andere Flüchtlingsgruppe weltweit."



      Das liegt daran, dass das UNHCR erst später gegründet wurde. Und dass die UN sich soviel mit Israel und den Palästinensern beschäftigt, liegt u.a. an der fortdauernden Verantwortung aus der Mandatszeit.

  • Indien hat sich übrigens auch enthalten.

  • Nur mal so zum mitschreiben der sogenannte Westen hat denn Globalen Süden schon seit Jahrzehnten verloren.

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @David Istegal:

      Den sogenannten Globalen Süden. In nicht bildungsbürgerlich-verschwafelten Diskursen wird sich nicht lange mit Himmelsrichtungen aufgehalten, sondern mit ganz anderen Kategorien operiert.

  • D.e.r. Westen kann eben auch unterschiedliche Meinungen haben. Das ist kein Problem und empfinde ich als gesund. Was für mich aber eine große Schande darstellt, ist die Enthaltung Deutschlands. Dafür schäme ich mich und die Erklärung, daß dies aufgrund der Abstimmung mit den anderen europäischen Partnern geschehen ist. Wir haben damit eine historische Chance vertan.

    • @Nobodys Hero:

      Eine noch größere Schande:



      121 für Waffenruhe



      44 Enthaltungen



      14 dagegen

      179 Stimmen.

      14 / 179 = 0,0782122...

      7.8% scheinen noch einen Gesunden Verstand zu haben. Weit über 90% der Mitglieder, die ihr Land repräsentieren, repräsentieren zugleich Antisemitismus.

      DAS musst du dir mal geben....

    • @Nobodys Hero:

      Wieso das denn? Ich finde die Enthaltung sehr gut vertretbar, mit den gestrigen Erklärungen aus dem Außenamt umso mehr.

  • Eine multipolare Welt, in der sich das Recht des Stärkeren durchsetzt? Das ist nicht die Welt, in der ich leben möchte.



    Auch wer sich jetzt über die neue UN-Resolution zum Nahostkonflikt ärgert - oder auch nur über die Enthaltung Deutschlands in der UN-Vollversammlung -, sollte bedenken, dass eine solche auf das Faustrecht setzende Weltordnung letztlich nicht Israels Interessen dient, denn nur eine starke Weltgemeinschaft kann die Existenz des israelischen Staates garantieren.



    Und an den Westen im allgemeinen: wie wäre es mit ein bisschen mehr Glaubwürdigkeit hinsichtlich der Förderung von Menschenrechten, Gerechtigkeit und Demokratie weltweit … und weniger Überheblichkeit. Dann klappt’s vielleicht auch in der Zusammenarbeit mit dem globalen Süden.

    • @Abdurchdiemitte:

      Netanyahu glaubt ja tatsächlich, dass Israel "für immer durch das Schwert" leben wird. Ein fataler Irrglaube. Keine Nation kann das, eine jede, die so handelt wird irgendwann ökonomisch u mental erschöpft sein. Wenn sie so klein und abhängig von der Unterstützung des Hegemons Amerika ist, gilt das noch umso mehr

  • Wenn tatsächlich die Haltung zu Israel über Wohl und Wehe des Verhältnisses des "Westens" zum "globalen Süden" entschiede, dann sollte das den Westen in seiner Unterstützung Israels nur bestärken. Denn SO ein alles entscheidender Dorn im Auge kann Israel nüchtern betrachtet eigentlich nur für Antisemiten sein. Wer das nicht ist, dem sollten andere Brandherde deutlich wichtiger vorkommen.

    • @Normalo:

      Das Problem ist nicht Israel. Das Problem ist, dass der Westen Völkerrecht nur einfordert, wenn es ihm in den Kram passt.

      Einfach eine Frage der Glaubwürdigkeit. Und besonders verheerend, wenn man ständig erklärt, dass man DIE moralische Instanz in der Welt ist.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das spezielle Problem der UNO ist, dass sie auf Grindwerten aufbaut, die nur der abendländische Humanismus für wirklich zentral hält. Anderswo genießt insbesondere das Recht des Stärkeren durchaus mehr (auch moralisches) Ansehen und der Wert des Individuums weniger.

        Auch die Nationen, die diese Werte mal durchgesetzt haben, taten das nüchtern betrachtet nicht mit der Macht der moralischen Überzeugung sondern der des Militärs und des Geldes. Immerhin waren und sind sie zumindest partiell willens, für diese Werte auch mal zu bluten, aber das ist nicht, was die UNO möglich machte. Heute wächst die Zahl der Länder, die diesen Hegemonen demonstrieren wollen, dass sich diese Macht verschoben hat. Und damit wächst auch die Bereitschaft, ihnen ihre Moralvorstellungen - und jede Inkonsequenz, mit der sie die verfolgen - ins Gesicht zu werfen.

        Dass das auf Unzulänglichkeiten der ursprünglichen Protagonisten basiert, will ich nicht bestreiten. Aber ich warne davor, die Gegenbewegung als Stärkung der Grundwerte misszuverstehen.

        • @Normalo:

          Was für ein überheblicher Blödsinn zu behaupten das außerhalb der westlichen Welt Humanismus kein Wert hat. Mit rassistischen Behauptungen anderen Antisemitismus vorwerfen. Intellektuelle Glanzleistung zumal wir selbst oft genug aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen außerhalb der Westlichen Welt auf Humanismus Scheißen. Genau wegen dieser Heuchelei hat der globale Süden immer weniger Bock auf uns.

          • 6G
            665119 (Profil gelöscht)
            @Andreas J:

            Humanismus ist eine Geistesbewegung der europäischen Renaissance (14. - 16. Jahrhundert). Gerne nachschlagen.

          • @Andreas J:

            Was ist daran rassistisch, wenn ich behaupte, dass das das hohe Ross, auf dem sich die Eurozentristen moralisch wähnen, von Anderen eventuell als gar nicht so hoch angesehn wird?

            "Anderswo" ist nämlich nicht dasselbe wie "überall außerhalb der westlichen Welt". Und dass es weltweit verschiedene durchaus verbreitete Denkschulen oder kulturelle Gepflogenheiten NEBEN dem Humanismus gibt, die auf meine Beschreibung zutreffen, werden Sie doch nicht bestreiten, oder?

            Eine postkoloniale Überheblichkeit ist es aus meiner Sicht eher, den aus dem europäischen Humanismus stammenden Wertekanon für ein universell gültiges und akzeptiertes moralisches non plus ultra zu halten. Das sehen nicht wenige Erdenbürger - und nicht nur ihre Diktatoren - durchaus anders, vielfach in Nuancen und Gewichtungen, aber teilweise auch fundamental. Für die kann sich dieser Wertekanon sehr leicht oktroyiert anfühlen und im Widerspruch zu dem stehen, was sie eigentlich für "richtig" halten.

            Und ja, dass die selbsterklärten Hohepriester dieser vermeintlich überlegenen Ethik immer schon selbst große Schwierigkeiten hatten, ihre eigenen Maßstäbe zu erfüllen, verschärft solche Störgefühle natürlich noch.

          • @Andreas J:

            Satt andere Foristen anzugehen, könnten Sie mal einen flüchtigen Blick in die Kairor Erklärung der Menschenrechte werfen, insb. Art. 24 f. da bleibt Ihnen Ihr Spott schnell stecken.

        • @Normalo:

          Na ja. Die UNO ist die Lehre aus den Fehlern der Europäer und ihrer Ableger. Und entsprechend geprägt. Jetzt ist der Rest der Welt erwachsen geworden.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Aus welcher Warte meinen Sie "erwachsen"? Reicht dazu die Macht aus, den "Europäern und ihren Ablegern“ den Stinkefinger zu zeigen, während man selbst bei Bedarf gerne dieselben Fehler macht?

            Es ist ja eben NICHT so, würden all die Staaten, die jetzt von Israel die Einhaltung höchster humanitärer Standards einfordern, auch nur annähernd dieselben Standards an sich selbst legen. Sergej Lawrow ist nur das absurdeste in einer langen Reihe von Beispielen, die gerade mit bebendem Finger auf Israel zeigen, um nur ja nicht in den Spiegel schauen zu müssen.

        • @Normalo:

          Danke! Dass die AEMR und die darauf aufbauenden Konventionen und damit begründeten nationalen Gesetze auch in und von Europa und Nordamerika nicht vollumfassend proaktiv umgesetzt werden, entbindet doch die Staaten des sog. Globalen Südens nicht von ihrer Pflicht, ratifizierte Konventionen in ihrem Machtbereich umzusetzen. Auf den Splitter im Auge des Anderen ist immer gut zeigen ;)

          Die AEMR ist absolut relevant, alle Versuche, sie durch eigene, religiös und politisch motivierte Erklärungen zu unterwandern, negieren immer die Rechte eines Teils der Menschheit (und der je eigenen Staatsbürger*innen), das gilt etwa für die Kairoer Erklärung diverser Islamischer Republiken et al.

          Die UNO und ihre AEMR ff. als westliche Hegemonie abzutun, stärkt nur Machthaber, die von Menschenrechten im eigenen Land nichts wissen wollen.



          Denen sollte man nicht auf den Leim gehen.

          Die Durchsetzung und Fortschreibung der Menschenrechte gelingt nicht, indem man sich Positionen von de facto Diktatoren zu eigen macht, sondern indem man für Individualrechte gegenüber dem Staat kämpft.



          Kulturrelativismus hilft keiner iranischen Frau und keinem eritreischen Mann und auch keinem palästinensischen oder syrischen oder somalischen Kind.

  • Kennt keine Werte?

    Der Autor legt doch ziemlich klar dar, dass die meisten Regierungen eben doch nach Werten entscheiden.

    (Zumindest, wenn es um unverbindliche Resolutionen über ferne Konflikte geht.)

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @Frauke Z:

      Keine allgemein gültigen Werte...

  • "Die neue multipolare Welt kennt keine Werte"

    Darauf weisen die beiden genannten Abstimmungen aber nicht hin. In beiden Fällen hat einen deutliche Mehrheit im Sinne des Völkerrechts gestimmt.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Im Fall des Ukrainekonflikts: Ja.

      Zu Gaza: Ansichtssache, da die Hamas kein völkerrechtliches Subjekt ist und der Gazastreifen kein Staat. Das führt zu jeder Menge Unklarheiten, die man zugunsten oder zulasten Israels auslegen kann. Die Resolution lässt die "zugunsten"-Variante weitegehend unter den Tisch fallen, indem sie sich fast ausschließlich mit den Pflichten befasst, die sie bei Israel sieht, ohne diesen Pflichten erkennbare Grenzen zu setzen (und damit darauf Rücksicht zu nehmen, das Israel auch RECHTE hat, deren praktische Ausübung man nicht einfach untersagen kann - geschweige denn, dass diese Rechte erwähnt würden...).

      Es ist ein wenig die Resolutionsform von Appellen, wie man sie von "Friedensadvokaten" im Ukrainekonflikt häufig hört: "Der Krieg muss aufhören, also hört endlich auf, der Ukraine zu helfen! (und macht sie damit wehrlos gegenüber der völlig ungerührt weiterlaufenden russischen Aggression, aber das erwähnen wir mal nicht...)". Der Unterschied ist nur, dass diese UN-Resolution Israel im Wesentlichen dazu verpflichten möchte, sich die Hände SELBST zu binden.

      • @Normalo:

        Für die Behandlung der Zivilbevölkerung (und darum ging es ja vor allem in der UN-Resolution) spielt es absolut keine Rolle, ob die Hamas ein Völkerrechtssubjekt ist oder nicht.

        • @Francesco:

          Um die Worte des UNO-Generalsekretärs aufzunehmen, geschieht auch das Leid der Menschen in Gaza nicht im luftleeren Raum. Die mangelnde Tauglichkeit der Hamas zum Subjekt UND Adressaten völkerrechtlicher Regeln spielt eine Rolle insofern, als diese vermeintlich neutral auf die Einhaltung des Völkerrechts pochende Resolution dadurch in Wahrheit nur Forderungen an Israel enthält, sein Vorgehen gegen Hamas effektiv auf ein Maß zu beschränken, das das (übrigens völkerrechtlich verbriefte) Recht zur Bekämpfung ihrer menschenverachtenden Angriffe ad absurdum führt. So würde es jedenfalls die Hamas auslegen, sollte Israel die Resolution befolgen, und nach Einstellung der israelischen Kampfhandlungen dankbar auf die hingehaltene andere Wange einschlagen. Ihre Taktik, die eigenen Leute als menschliche Schutzschilde zu verwenden, würde voll aufgehen, und den Blutzoll müssten dann wieder israelische Zivilisten zahlen.

          • @Normalo:

            "sein Vorgehen gegen Hamas effektiv auf ein Maß zu beschränken, das das (übrigens völkerrechtlich verbriefte) Recht zur Bekämpfung ihrer menschenverachtenden Angriffe ad absurdum führt."



            Es gibt ein Recht auf Selbstverteidigung, d.h., einen gegenwärtigen Angriff abzuwehren. Das ist die völkerrechtlich Version des Notwehrrechts. Das Völkerrechtlich kennt aber kein Recht auf Selbstjustiz.

            • @Francesco:

              Die israelischen Angriffe dienen der Unterbindung WEITERER Angriffe. Bei einem Angreifer, der einfach nicht aufhört, ist das unstreitig Teil einer legitimen Verteidigung. Und wo sie sagen "Selbstjustiz": Wer wäre denn die Nicht-Selbstjustiz, die die Hamas-Terroristen zur Rechenschaft ziehen soll? Sie selbst?

              • @Normalo:

                "Wer wäre denn die Nicht-Selbstjustiz, die die Hamas-Terroristen zur Rechenschaft ziehen soll?"

                Z.B. der Internationale Strafgerichtshof.

                • @Francesco:

                  Den WER unter den maßgebend beteiligten Parteien anerkennt?

                  • @Normalo:

                    Palästina.

                    • @Francesco:

                      Ich schrieb "maßgebend". Was "Palästina" sagt, anerkennt oder möchte, ist in Gaza doch völlig egal.

          • @Normalo:

            Die Forderung nach einer Waffenruhe richtet sich an beide Seiten. Konflikte mit nichtstaatlichen Akteuren sind für die UN kein Neuland.

            • @Francesco:

              Und wer in der ganzen Vollversammlung erwartet ernsthaft, dass eine fanatische Terrororganisation auch nur mit dem Gedanken spielt, so einer Forderung nachzukommen? Mal davon abgesehen, dass denen derartiges Gehorchen wesensfremd ist: Was im Moment passiert - einschließlich der hyperventilierenden Reaktion aus jenen Ecken, die regelmäßig nur darauf schauen, was ISRAEL gerade wieder falschmacht, ist genau was die Hamas bezweckt. Die haben überhaupt keinen Anlass, aus ihrer bisherigen Rolle zu fallen, solange sie sie durchhalten können.

              • @Normalo:

                Es gab in der Vergangenheit schon einige zwischen Israel und der Hamas ausgehandelte Feuerpausen. An die sich auch beide Seiten gehandelt haben. Es gibt keinen Grund, völlig selbstverständlich davon auszugehen, dass in der gegenwärtigen Situation nicht möglich wäre.

                • @Francesco:

                  Die Situation ist aber auch so viel anders, als dass man nicht von einer Möglichkeit solch einer Einigung einfach ausgehen kann. Die Begrüßung der Resolution durch die Hamas war jedenfalls NICHT von irgendeinem Hinweis begleitet, dass man selbst zu ihrer friedfertigen Umsetzung beitragen wolle.

      • @Normalo:

        Das Recht zur Selbstverteidigung, das Israel ja eindeutig hat, heiligt aber nicht alle Mittel. Und genau das ist der Inhalt der Resolution.

        Natürlich macht das die Situation für Israel nicht einfach. Aber der Schutz von 2 Millionen Zivilisten geht nun mal vor.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Dass der Zweck die Mittel nicht heiligt, unterschreibe ich sofort. Aber wir sind hier nicht im Bereich der Heiligkeit sondern in einer kriegerischen Auseinandersetzung, in der eine Seite aus allen Rohren auf Alles schießt, was sie treffen kann, und die andere Seite vor der Frage steht, inwieweit sie das auch tun muss, um diesem Geschieße Einhalt gebieten zu können.

          Das Recht auf Selbstverteidigung ist ein Papiertiger, wenn man das, was dafür notwendig ist, nicht tun darf. Eine ernstgemeinte Forderung nach Waffenruhe oder bedingungsloser Schonung der Zivilbevölkerung, von der sich zwangsläufig nur Israel angesprochen fühlt, IST so eine "verkrüppelnde" Maßregelung. Der Hamas ist doch eh völlig egal, was da aus dem Hochhaus in New York tönt. Die stört allenfalls, dass das Haus noch steht...

          • @Normalo:

            "Das Recht auf Selbstverteidigung ist ein Papiertiger, wenn man das, was dafür notwendig ist, nicht tun darf."

            Ein großer Teil des Kriegsvölkerrechts ist naiv. Aber es ist nun mal da und die Mehrheit der UN-Mitglieder hat entsprechend abgestimmt.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Haben Sie, aber Israel ist NICHT naiv und hat Menschen im Feuer.



              Aber eine naive, absehbar für die eine Seite völlig irrelevante und für die andere daher nicht befolgbare Resolution ist es halt auch nicht mehr, als ein rein symbolisches Propagandawerkzeug, um - primär - Israel ins Unrecht zu setzen. Man kann es mit dem Atomwaffenverbot vergleichen, das auch Makulatur war, schon bevor es in Kraft trat, weil die wahrhaft Betroffenen es mit absoluter Selbstverständlichkeit ignorieren würden.

              Und nein, diese Resolution geht entscheidend weiter als das - nämlich doch nicht soo naive - Kriegsvölkerrecht. Sie versucht nämlich, effektiv JEGLICHE Kampfhandlungen zu unterbinden, die Israel in Gaza zur Selbstverteidigung durchführt - auch solche, die eigentlich vom Kriegsvölkerrecht gedeckt sind, weil sie militärischen Zielen gelten und nicht außer Verhältnis zum Wert dieser Ziele Zivilisten gefährden.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Genützt hat beides aber nicht, denn Putin und Hamas sind psychotische Autokraten, die als Voraussetzung für Gespräche und Verhandlungen ja ganz einfach fordern, dass man sie halt gewähren und gewinnen lässt. Niemand der auch nur ein bisschen bei Verstand ist und aus der Geschichte gelernt hat kann darauf eingehen. Da hätte man auch auf Verhandlungen auf Augenhöhe zwischen RAF und BRD eintreten müssen, was nicht mal die verwirrtesten gemacht haben.



      Die multipolare Welt kennt schon Werte, die heißen Autokartie, Kapital und Chauvinismus, das finden immer noch viele in der Kombination gut.

      • Annette Hauschild , Autor*in ,
        @Axel Schäfer:

        @ Axel Schäfer: Ihr Vergleich RAF und Hamas hinkt deutlich. Die Hamas wurde 2007 nach langen Kämpfen zwischen ihr und den anderen palästinensischen Gruppen gewählt. In einer Wahl!

        Und psychotisch sind die Hamasanführer schon gar nicht, eher politische und militärische Strategen. Und natürlich ideologisch sehr gefestigte Israelhasser. Aber bei klarem Verstand.



        Außerdem gibt es keine "westlichen Werte", sondern es sind universelle Werte, der Westen hat sie nur okkupiert.



        Die multipolare Welt kennt durchaus diese Werte, aber ein großer Teil der Länder des globalen Südens wurde Jahrzehnte bzw jahrhundertelang ausgebeutet von den Ländern, die sich jetzt "Wertewesten" nennen und die Ausbeutung als "Zivilisationsauftrag" verteidigten Sie mußten sich mit blutigen Befreiungskriegen gegen die Beherrschung durch die Engländer, Franzosen, Holländer, Portugiesen, Spanier wehren und wissen genau, was Freiheitskampf bedeutet. Das ist in ihrer DNA eingeschrieben. Beispiel Südafrika: Jahrzehntelang schlimmste Apartheid, unterstützt von Großbritannien und Westdeutschland Sie haben es geschafft, dieses Joch abzuschütteln, und zwar gegen den Wertewesten. Nelson Mandela saß Jahrzehnte lang in Einzelhaft im Gefängnis. Als er endlich auf internationalen Druck rausgelassen werden mußte, reichte seinem Gegner Frederick de Klerk die Hand zur Versöhnung. Eine große menschliche Geste.



        Südafrika ist jetzt eine Demokratie, korrupt zwar, aber dennoch eine Demokratie.



        Brasilien, mehrere Militärputsche, und zuletzt ein faschistischer Präsident , aber die Demokratie kehrte immer wieder zurück, wenn auch mit Korruption und nicht ohne Kampf.

        Ich kann Reros Analyse nur beipflichten. Besser als bei ihm habe ich die Absichten der Hamas nicht dargelegt gefunden.

        • @Annette Hauschild:

          "Außerdem gibt es keine "westlichen Werte", sondern es sind universelle Werte, der Westen hat sie nur okkupiert."

          Da wäre ich vorsichtig. Die wesentlichen Grundlagen insbesondere des humanitären Völkerrechts stammen 1:1 aus der Denkschule des Humanismus. Man mag sich - als Humanist - WÜNSCHEN, dass sie" universell" gälten (denn so sind sie nunmal gemeint), und ja, sie haben offenbar auch über Europa hinaus Anhänger gefunden. Aber von sich aus sind sie nicht nicht mehr als ein Angebot, das in großen Teilen der Welt bestehende Wertesysteme ergänzen oder auch ersetzen kann, aber der An- und Übernahme bedarf.

          Das kann man schön erkennen, wenn man mal Wertesysteme heranzieht, die anderswo entwickelt wurden, BEVOR die Europäer mit ihrer speziellen Mischung aus moralischem Sendungsbewusstsein und amoralischem Ausbeutertum ihre Finger dorthin ausstreckten. Ganz viele Elemente, die Sie für universell halten mögen, tauchen dort allenfalls punktuell auf, manche sind völlig anathema. Insbesondere das Konzept von Menschenrechten (und der damit einhergehende Gleichheitsgedanke), die das Individuum gegen jede weltliche oder spirituelle Autorität geltend machen kann, dürfte nahezu einzigartig sein. Aber auch ganz wesentliche Freiheiten - am offensichtlichsten Meinung und und Religion - sind in großen Teilen der Welt alles andere als indigen verwurzelt.

          Sprich: Man kann nicht okkupieren, was man selbst entwickelt hat. Okkupieren tun wir "Westler" eher den Anspruch, mit unserer Entwicklung das aus sich heraus gültige non plus ultra geschaffen zu haben. Insofern bedeutet eine multipolare Welt auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass eben dieser Anspruch und damit GERADE die Universalität der von uns durchgesetzten Werte unter Beschuss gerät. Im Moment sind die Machtverhältnisse noch so, dass sich Betroffene vielfach damit begnügen, die Werte auch mal gegen uns in Stellung zu bringen - manchmal mehr, manchmal weniger fadenscheinig. Aber das kann sich ändern.

      • @Axel Schäfer:

        Wo sind die Führer der Hamas psychotisch?

        Sie haben gerade eine mörderische Aktion durchgeführt, die in ihrer strategischen Effektivität eigentlich beeindruckend ist.



        Sie haben mit dem Massaker an 1400 Menschen Israel massiv in Bedrängnis gebracht. Die Israelis zweifeln, ob ihr Staat sie schützen kann.

        Im innerpalästinensischen Führungskonflikt haben sie nun eine Pool Position.

        Sie haben den aufkeimenden Frieden, der mit den Abkommen zwischen Israel und verschiedenen arabischen Staaten entstand, erfolgreich torpediert. Bis auf weiteres wird Saudi-Arabien das anvisierte Abkommen nicht unterzeichnen können.

        Araber, Muslime und Linke weltweit solidarisieren sich mit der Hamas als Sprecher der Palästinenser und bejubeln das Massaker. Sie setzen damit ihre Regierenden unter Druck, pro palästinensisch zu agieren.

        An Effizienz und Realitätseinschätzung ist dieser Coup kaum zu überbieten.

        • @rero:

          ob das Massaker an der jüdischen Zivilbevölkerung strategisch effektiv war, wird man vielleicht in 2 Jahren beurteilen können. Ob die Hamas dann noch Einfluss haben wird bleibt abzuwarten.

      • @Axel Schäfer:

        Die multipolare Welt ist nichts, was jemand mit Absicht geschaffen hat. Sie resultiert aus dem internationalen Kräfteverhältnis.

        Der Versuch mit einem Weltpolizisten ist gescheitert. Nicht zuletzt am Verhalten des Polizisten.

  • Wahre und kluge Worte, wie immer von Dominik ...

  • Wenn sich doch die Bevölkerungsmehrheiten im „Globalen Süden“ endlich mal gegen die Despoten richten würden, die sie allzuoft regieren. Die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen leidet in erster Linie deshalb, weil sie von der Hamas regiert wird, die als Terrororganisation das tut, wozu es sie gibt: Terror zu organisieren.



    Wo bleibt die Resolution, die die Hamas auffordert, sich aufzulösen, die Waffen herauszugeben, die Verbrecher an ein (gerne internationales) Tribunal auszuliefern, eine verfassunggebende Versammlung für alle Palästinenser:innen zu wählen und diese Verhandlungen über eine friedliche Zukunft aufnehmen zu lassen, sowohl mit Israel als auch mit Ägypten und Jordanien? Das wäre doch das logische Gegenstück zu den zahlreichen Resolutionen an Israel, sich auf die Grenzen von 1967 zurückzuziehen und das (Kriegs-)Völkerrecht zu achten.



    Und im Globalen Süden müsste es auch entsprechend ein deutliches Vorgehen gegen die korrupten Kleptokraten geben. Dann könnte man dem Westen vielleicht auch Doppelmoral vorwerfen, meinetwegen auch Israel, denn das Netanjahu korrupt ist und Rechtsradikale in der Regierung sitzen, dürfte Konsens sein.



    Zur Zeit erkennt man aber bei Israel eher als bei der Hamas, dass sich die Führung darum bemüht, palästinensische (!) Leben zu verschonen. Auch das müsste Konsens sein. Das ist aber anscheinend nicht im Geringsten anerkennenswert, weil es ja Jüd:innen sind. Und das nennt man dann halt beim Namen: Antisemitismus!

    • @Zangler:

      Danke für die klaren Worte. Der Gag ist doch, die, die in der UNO seitens des globalen Südens sitzen, das sind nicht die, die dort unterdrückt werden, sondern die Despot*innen. Und die interessieren sich für die Palästinenser*innen nicht, weil sie denen umbedingt helfen möchten, sondern weil sie sie als Ablenkungsmanöver nutzen können, um ihre eigene, unterdrückte Bevölkerung zu beschäftigen.

  • Beide Resulotionen stehen unter vollkommen unterschiedlichen Vorzeichen und es ist erschreckend, dass der Autor Äpfel mit Birnen vergleicht. Russland und die Hamas haben jeweils ihre Nachbarn angegriffen und die Angegriffenen haben das Recht, sich zu verteidigen.

    Wir können von hier aus überhaupt nicht einschätzen, ob Israel bei seinen Angriffen internationale Abkommen einhält oder nicht.

    Ganz anders dagegen die Russen in der Ukraine, wo die Situation ganz eindeutig ist.

    Mit dieser unreflektuierten Stellungnahme spielt der Autor der Hamas in die Hände.

  • Was hat sich Hamas eigentlich gedacht als es am 7. Oktober Israel überfiel,



    dass die Israelis sich dafür bedanken und Beifall klatschen?

    Ihnen war von Anfang an klar dass ihr Angriff grosses Leid für Israel und zehn Mal mehr für die Bevölkerung von Gaza bedeuten würde.

    Also sollte der Hamas-'Gesundheitsminister' zumindest den Mut und Anstand haben sich hinzustellen und, statt scheinheilig über arme getötete palästinensische Kinder zu berichten, sagen dass alles nach Plan läuft und die erwarteten Bilder in die Welt gesendet werden, dass genau dieses unsägliche Leid geplant war.

    Die UN-GA Resolution ist beschämend, und die einzig richtige Antwort darauf kam aus Tschechien.

    • @Fritz Lang:

      Ja, war zu erwarten, dass Netanjahu und Galant das Gleiche machen, das seit Jahren abwechselnd von Palästina und Israel gemacht wird: Brutalität mit noch mehr Brutalität vergelten, die dann mit noch mehr Brutalität beantwortet wird, worauf eine noch brutalere Vergeltung folgt.

      So gewinnt man die Herzen und entzieht extremistischen Spinnern auf beiden Seiten die Grundlage!



      Ich bin ja soooo gespannt wie es die nächsten Jahre weitergeht.

    • @Fritz Lang:

      Jetzt sollten Sie wieder so nüchtern sein anzuerkennen, dass es NICHT Teil des Plans sein kann, seine Existenz offen einzugestehen (und das Zeigen von "Mut und Anstand" ihm wesensfremd wäre)...

    • @Fritz Lang:

      Aktion, Reaktion



      So geht das seit Jahrzehnten.



      Sie beschreiben einen Kreislauf,der Repression zur Logik hat. Repression die vielfach höher sein muss,als die vorangegangene. Das ist aber eine archaische Logik auf Basis Zahn um Zahn.



      Weder Israels Regierung,die von Fundamentalisten durchsetzt ist noch die Fundamentalisten der Hamas und der Hisbollah,finanziert vom Iran sind an einem Frieden interessiert. Beide sehen ihre Legitimation in der Eskalation.



      Oder wie bewerten sie die Situation im Westjordanland?



      Natürlich können sie es sich leicht machen und den Angriff,das Progrom vom 7.10. isoliert betrachten. Es geht aber auch anders. Differenzierter,so wie es auch innerhalb von Israel differenzierter diskutiert wird. Es ist nicht die Aufgabe von Deutschland der momentanen Regierung von Israel nach dem Mund zu plappern. Ich erinnere nur an die Demonstrationen davor.



      Vielmehr ist es jetzt die Aufgabe von Deutschland die zu unterstützen,die konservativ an einer Lösung interessiert sind und nicht die,die den Rechtsstaat in Israel demonstrieren wollen. Nichts fürchten beide fundamentalistischen Gruppen mehr als den Ausgleich,denn der würde deren Existenz untergraben.

      • @fmraaynk:

        Natürlich haben Sie recht, die israelische Regierung unter Netanyahu ist von religiösen Fundamentalisten durchsetzt deren Ziel es ist sich durch voranschreitenden illegalen Siedlungsbau irgndwann das ganze Westjordanland einzuverleiben.

        Aber gerade aus Gaza hat sich Israel komplett zurückgezogen, es gab dort keine illegalen Siedlungen und auch keine israelische Besatzungsmacht die durch die Strassen patrouliert. Die ganze Weltgemeinschaft hat die letzten Jahre Milliarden in den Gazastreifen gepumpt, mit der Wirtschaft ging es aufwärts und viele pendelten nach Israel zur Arbeit.



        Daraus ist zu folgern dass der Versuch auf Ausgleich von der Hamas nur genutzt wurde um eine schlagkräftige Terrorgruppe aufzubauen und tausende Raketen ins Land zu scmuggeln, bzw mit den erhaltenen Hilfsgütern zu bauen.



        Welche Gruppen finden Sie derzeit im Gazastreifen die die Gewalt und menschenverachtende Kriegsführung der Hamas verurteilt und mit der auf einen Ausgleich hingearbeitet werden könnte?

        In Israel gingen vor dem Angriff monatelang Hunderttausende auf die Strasse um gegen die Regierung zu demonstrieren.

        • @Fritz Lang:

          Naja das ist aber auch nur die halbe Wahrheit. Israel hat den Gaza-Streifen verlassen, ja, aber sie haben Gaza auch abgeriegelt. Nicht mal mehr fischen durften die palästinenser und rein wurde auch nicht alles gelassen. Nichtmal genug Lebensmittel. Wenn die Bevölkerung in Armut auch von ksraelischer Seite gehalten wird, werden sich nur wenige auflehnen. Auch hat netanjahu die Hamas unterstützt, weil er die Fatah von Abbas schwächen wollte, damit die Vertretung der palästinenser schwieriger wird.



          Da tun sich alle Kriegführenden Parteien nichts und die Bevölkerungen leiden. Ich denke aber im Gaza-streifen ist es schwieriger für etwas anderexzu demonstrieren als in Israel. Die Situationen sind nicht wirklich vergleichbar

          • @Ramelow Cathrin:

            Die These dass Israel den Gazastreifen abgeriegelt hat wurde die letzten Wochen ad absurdum geführt. Oder sind die tausende Raketen tatsächlich vom Himmel gefallen und nicht von Gaza aus geflogen? Oder wachsen die dort auf den Olivenbäumen?



            Tatsächlich hat Israel 2021 den Warenübergang in Kerem Shalom komplett geöffnet und im selben Jahr die Fischereizone für Gaza ausgeweitet, unter der Bedingung von längerfristiger Ruhe in der Region (vgl. Zeit 1/9/2021).



            2022 wurde eine Meeresfischfarm in Gaza eröffnet die auch Dorade ins Westjordanland exportiert.



            Der Export des Fischfangs (nicht der Fischfang selbst) wurde im September 2023 von Israel unterbunden, nachdem auf Schiffen bei der Rückfahrt unter Kleidungsstücken Sprengstoff gefunden wurde. Der nicht entdeckte Sprengstoff wurde dann 10/2023 wo verwendet?



            Korrekt ist dass Netanjahu wohl die Hamas gezielt gefördert hat um die Fatah als Führung der gesamten Palästinenser zu schwächen. Im Westjordanland sieht das anders aus, dort überweist Israel die eingetriebenen Steuern monatlich an die Fatah.



            Im Gazastreifen wird niemand gegen die Hamas demonstrieren, weil das lebensgefährlicher ist als die israelischen Bomben.

            • @Fritz Lang:

              „Korrekt ist dass Netanyahu wohl die Hamas gezielt gefördert hat um die Fatah als Führung der gesamten Palästinenser zu schwächen.“



              Auch wenn das naheliegend erscheint - man traut Netanyahu, ob zurecht oder unrecht, ja jede erdenkliche Perfidie zu -, können Sie Ihre Behauptung auch belegen?



              Denn wenn DAS, was Sie zu wissen meinen, in der israelischen Öffentlichkeit bekannt wird … 😉

          • @Ramelow Cathrin:

            Könnten Sie trotzdem den Gedanken wirken lassen, dass es ohne den Terror der Hamas und es Djihad seit dem Rückzug Israels aus dem Gazastreifen keine Abriegelung desselben gegeben hätte?

            • @MeinerHeiner:

              www.972mag.com/gaz...m-biden-complicit/

              Mal bitte zum Thema Das zur Kenntnis nehmen. Israel wollte nie, dass Palästinenser dort in Würde leben können, sondern hat absichtsvoll schon lange vor der Machtergreifung der Hamas die Lebensverhältnisse dort zum Anschlag gebracht. Auch wenn es die Israel - Pundits versuchen zu zerreden: das Gaza- Problem, wie das Palästinenser- Problem insgesamt hat sich Israel selbst geschaffen.

              • @ingrid werner:

                Die Fakten sprechen gegen Sie.

                Der Gazastreifen hat in den letzten Jahres die Sperrung stark aufgeweicht.

                Selbst mit Hamas.

                Die bereits oben erwähnten Fischexporte sind nur ein Beispiel.

                Weitere Beispiele sind die Stromerzeugung, Wasserversorgung, die Dialysebehandlung kranker Kinder in Israel, diverse Importmöglichkeiten.

                Je kooperativer die Hamas zu werden schien, umso kooperativer wurde Israel.

                Wenn die Hamas am 6.10. beschlossen hätte, sie wollen statt mit Terrorismus nun mit Tourismus Geld verdienen, und würden Hotels am Strand bauen, in Israel hätte das niemand schlecht gefunden.

                Weil den Israelis klar ist, dass ihr Hauptproblem nicht die Palästinenser sind.

                Arye Shalicar sagt dazu: "Israel hat in Bezug auf Sicherheit drei Probleme. Das erste ist der Iran, das zweite ist der Iran und das dritte ist ebenfalls der Iran. Und die Probleme 4 - 10 heißen auch Iran."

                Historisieren hilft oft nicht weiter, weil die neusten Entwicklungen aus dem Fokus geraten.

                Diese Entwicklungen sind aber der Grund für das Massaker.

                • @rero:

                  Shalicar gibt ja hier nur das Credo seines Chefs Netanjahu wieder, der damit gerade ne gewaltige Bruchlandung hingelegt hat. Wenn man immer nur nach dem Iran schielt, der mehr als tausend km entfernt liegt aber seine eigene Grenze nicht unter Kontrolle hat, kann doch an der Analyse was nicht stimmen.

                  Und wenn in Gaza immer noch 80% der Bevölkerung von internationaler Nahrungsmittelhilfe abhängig ist und bei über 90% kein trinkbares Wasser aus dem Hahn kommt, reißen es ein paar Fische u gerade mal 15000 Arbeitsvisa für Kulijobs auch nicht raus. Bei so gut wie null Freizügigkeit für den Rest der Bewohner.

                  politisch betrachtet aber viel wichtiger ist der grundlegende Politikansatz der Israelis, wie im Artikel zu lesen: Gaza mit allen Mitteln zu isolieren um die Einheit der Palästinenser aus Westbank u Gaza zu verhindern und damit einen paläst.Staat. Dass Gaza, würde es sich nur wohlverhalten, eine Art Singapur hätte werden können u derlei Märchen der israelischen Propaganda, würde Israels Interessen, vorrangig die Kolonialisierung der Westbank einzutüten, zuwiderlaufen. Israel dachte es würde reichen ab und zu ein paar abgenagte Knochen in den Löwenkäfig reinwerfen, sich für seine Großzügigkeit selbst feiern (und ab und zu "den Rasen mähen") würde schon reichen.

                  Vielleicht wäre es doch besser Israel würde sich endlich ernsthaft um die Lösung des Konflikts kümmern um sich die Palästinenser gewogener zu machen. Dann haben die auch keinen Grund ihr Heil bei den Iranern zu suchen.

                  • @ingrid werner:

                    Gerade weil Shalicar für die israelische Regierung arbeitet, belegen seine Äußerungen, dass die israelische Regierung sich für die Palästinenser - anders als Sie meinen - in Gaza nicht mehr sonderlich interessierte.

                    Deshalb könnten Palästinenser aus israelischer Sicht dort grundsätzlich in Würde leben.

                    Die Isolierung Gazas von der Westbank ist auch im Interesse von Abbas. Er wird massiv von Israel gestützt.

                    Gaza wäre nicht isoliert, würden die Ägypter die Grenze aufmachen.

                    Das machen sie aber nicht - aus den gleichen Gründen wie Israel.

                    Wer die Isolierung anprangert, muss auch nach Ägypten sehen.

                    Die Hamas soll 700 Millionen Dollar im Ausland haben.



                    Meist investiert in Firmen.

                    Mit dem Geld hätte man manches in Gaza aufbauen können.

                    Es wären viele Investitionen nach Gaza geflossen. Eu, Deutschland und die USA hatten Finanzmittel schon bereitgestellt.

                    Haben Sie das alles nicht mehr in Erinnerung?



                    Deshalb ist das für Sie alles nur israelische Propaganda?

                    Ich vermute, die Israelis können diesen Konflikt nicht lösen, egal was sie machen.



                    Ob "Gewogener-machen" oder Kriegseinsatz.

                    Das Abraham-Abkommen war ein Versuch, eine Lösung auf breitere Füsse zu stellen.

                    Und das hat die Hamas gerade erfolgreich torpediert.

    • @Fritz Lang:

      Nein. Israel braucht sich nicht zu ' bedanken '. Warum haben Sie diese Übertreibung nötig ?

    • @Fritz Lang:

      Tschechien gehört neben Israel und den USA zu den 14 Staaten, welche gegen die UN-Resolution für eine sofortige Waffenruhe stimmten. In Tschechien haben wir es allerdings mit einer rechtsliberalen Regierung zu tun, die derzeit einen enormen Sozialabbau verbunden mit starker Aufrüstung betreibt. und im Falle des Krieges zwischen Russland und der Ukraine ausdrücklich alle diplomatischen Aktivitäten ablehnt.

      Was wir brauchen, sind aber diplomatische Lösungen und eine soziale Politik - in Tschechien, in Europa, in Israel-Palästina und in der gesamten Welt.

    • @Fritz Lang:

      Wahre Worte!

  • Israel könnte machen, was es wollte, selbst den Terror der Hamas ohne Widerstand über sich ergehen lassen: Die Israel- und Judenhasser würden auch dann nicht aufhören, Israels Vernichtung anzustreben. Daher ist es für Israel nur konsequent, konsequent für seine Sicherheit zu sorgen, die Hamas zu neutralisieren und dabei trotzdem zivile Opfer weitgehend zu vermeiden zu versuchen. Und derweil die bösartige Hetze über sich ergehen zu lassen.

    • @PeterArt:

      Sicherheit erwächst nicht aus Kriegsverbrechen. Und Israel begeht inzwischen Kriegsverbrechen. Leider. Das ändert nichts an meiner Verurteilung der beispiellos grausamen Verbrechen der Hamas.

      • @Konfusius:

        Dazu das schöne Wort der früheren Ministerpräsidentin Golda Meir: "Vielleicht können wir Euch eines Tages verzeihen, dass Ihr unsere Kinder tötet. Was wir Euch niemals werden verzeihen können ist, dass Ihr uns zwingt, Eure Kinder zu töten". Und genau das tut die Hamas, indem sie sich hinter der palästinensischen Bevölkerung als Schutzschild versteckt.

  • "Dafür gibt es Gründe, und mit Antisemitismus haben sie nichts zu tun."

    Gerade erst hat uns die Documenta 15 doch eines anderen belehrt.

  • Verstehe die Aussage nicht.



    Russland hat die Ukraine angegriffen, Hamas hat Israel angegriffen. In beiden Fällen steht die UN hinter dem Angegriffenen.



    Oder ist es jetzt schon ein UN-Verstoß, wenn Israel sich verteidigt und dort eingreift, wo die Raketen her kommen?

    • @Rudi Hamm:

      Leider ist es eben nicht so, dass die UN hinter Israel steht. 121 zu 14 Stimmen bei 44 Enthaltungen fordern eine sofortige Waffenruhe, d.h. sie fordern Israel dazu auf den Angriff hinzunehmen und jede Bekämpfung der Hamas zu unterlassen. Das ist mitnichten die gleiche Reaktion, wie auf den russischen Überfall auf die Ukraine. Und genau das ist das Problem.

  • danke für diesen ausgewogenen Kommentar - diese sind selten - leider auch in der taz

  • Was mir hier fehlt (auch bei anderen Kommentaren, bei den meisten) ist dass „sieht aus wie ein Vernichtungskrieg“ eine Frage der Darstellung ist. Warum passiert es „dem Westen“, dass die Hamas mit ihrem Narrativ des Angriffes durch Israel Erfolg hat?

    Hamas organisiert sich so, dass die ZIvilbevölkerung im Gaza-Streifen und in Israel die Kosten eines Krieges trägt, den Hamas gegen Israel führt. Israel versucht Leid in der Zivilbevölkerung zu minimieren, sie können aber nicht alle kalkulierten Grausamkeiten der Hamas ungeschehen machen.

  • Hamas hat erreicht, was sie wollten. Niemand spricht mehr über die Annäherung Israels mit arabischen Ländern, niemand spricht über die erbärmlichen Lebensumstaende der Menschen in Gaza, die unter islamistischem Terror, Gewalt und desastroesem Missmanagement der Gotteskrieger leiden. Stattdessen wird bestialischer Terror als Freiheitskampf verklärt. Und andere Terrorregime ganz voran Iran und Russland freuen sich über die willkommene Ablenkung von ihren Schandtaten...

  • Mit der bedingungslosen Solidarität mit Israel geht Deutschland den bequemen weg ohne Wiedersprüche. Schwarz, Weiß. Gut Böse scharf getrennt.



    Gerade in dem seit Jahrzehnten schwellenden Konflikt ist die einzige Gewissheit die,das der Konflikt nicht Schwarz Weiß ist. Gerade die jetzige Regierung ist für Israel eine große Belastung,die an einem Frieden kein Interesse hat. Im Westjordanland wird der Konflikt weiter forciert,wärend man sich als uneingeschränktes Opfer darstellt. Das dieser Wiederspruch auch von anderen Ländern wahrgenommen wird ist nicht weiter verwunderlich.



    Solidarität mit Israel ist auch diesen Wiederspruch anzuerkennen und nicht unkommentiert zu ignorieren. Es ist mit nichten so,das die Siedlungspolitik der Ultrarechten Siedler im Westjordanland in ganz Israel auf Gegenliebe stößt. Auch in Israel wird erkannt das genau diese Politik die Sicherheit von Israel untergräbt. So eindeutig wie sich der Westen zur Regierung in Israel positioniert, ist das Land selbst nicht.

    • @fmraaynk:

      Bedingungslose Solidarität schließt die Solidarität mit den Kritikern der Siedlungspolitik und der Ultraorthodoxen doch mit ein.

      Das alles ist Israel und darf Israel sein, weil es ein demokratisches Land ist.

      Deshalb ist die Solidarität ja bedingungslos.

      Bedingungslose Solidarität mit Israel heißt nicht bedingungslose Solidarität mit Netanjahu.

      Da haben Sie wohl etwas missverstanden.

  • Die These des Artikels ist falsch; die Reaktion des Globalen Südens hat alles mit Antisemitismus zu tun. Es kümmert den Globalen Süden nicht wenn in Westchina das Volk der Uiguren ausgelöscht wird; es kümmert ihn nicht wenn in Darfur 200.000 Menschen durch arabisch-muslimische Milizen ermordet werden und Millionen fliehen, und es kümmert ihn nicht wenn im Jemen 400.000 Menschen sterben und wieder Millionen fliehen.

  • witzig der großteil der Staaten des globalen Südens geht oder ging wesentlich brutaler mit Teilen der eigenen Bevölkerung um. Türkei mit den Kurden, Syrien und Irak mit den Sunniten, Pakistan in Baluchistan, Arabischen Staaten im Yemen (2x bereits), Assad in Syrien, Marroko in der Sahara, Afrika mit seinen zahllosen Massakern, Südamerika mit seinen anti-Guerilla aktionen bzw. die Guerillas die heute Politiker sind die auch nicht vor Mord und Folter zurückschreckten, etc. etc. Verlogenheit ist keine westliche Erfindung.

  • "Hätte die Ukraine in Reaktion auf den russischen Angriff Moskau in Schutt und Asche gelegt und die russische Bevölkerung aufgefordert, sich zum Weiterleben hinter den Ural zu begeben, wäre die globale Solidarität mit Kyjiw vermutlich weniger eindeutig ausgefallen."

    Das wäre wohl so gewesen. Vielleicht hätte die Ukraine so gehandelt, wenn es im Moskauer Untergrund ein komplexes Tunnelsystem geben würde, in dem sich 30.000 zu allem bereite Terroristen verbarrikadiert hätten, die erklärtermaßen das Ziel haben, alle Ukrainer zu ermorden.

    Manche Vergleiche hinken eben.

    • 6G
      655170 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Es braucht keine Vergleiche, kein Relativierungen, keine "Begründungen" und keine Kontextualisierung, um die Verbrechen zu qualifizieren.



      Die Morde der Hamas sind Verbrechen und Gräueltaten.



      Und das Bombardement der Zivilbevölkerung in Gaza sind Kriegsverbrechen.

      • @655170 (Profil gelöscht):

        Bei der Feststellung, ob es sich um Kriegsverbrechen handelt, geht es auch um Vorsatz und Verhältnismäßigkeit. Sie unterstellen der israelischer Seite den Vorsatz, die Zivilbevölkerung treffen oder einen Angriff mit unverhältnismäßiger Gewalt ausführen zu wollen, der keinen militärischen Vorteil brächte und nur die Zivilbevölkerung träfe. Mindestens den Vorsatz würde ich in Frage stellen - allein schon, weil es nach wie vor kein unterschiedsloses Flächenbombardement in Gaza gibt, auch wenn die Bilder anderes suggerieren mögen. Dem gegenüber sehe ich im anhaltende Raketenbeschuss Israels durch Hamas und Islamischen Djihad aus dem Gazastreifen klar Vorsatz und Unverhältnismäßigkeit, weil es mit diesen ungelenkten Artillerieraketen kaum möglich ist, militärische Punktziele in Israel und allein nur diese zu treffen. Hier wird also vorsätzlich Gewalt angewendet, die hauptsächlich Zivilisten und zivile Ziele trifft, ohne dass sich dabei irgendein militärischer Vorteil ergäbe. Und die Liste der fortwährenden Kriegsverbrechen der Hamas endet damit nicht: Geiselnahme, Nutzen der Zivilbevölkerung und ziviler Einrichtungen als Schutzschild, you name it.

      • @655170 (Profil gelöscht):

        Da wäre ich mir nicht so sicher.

        Israel bombardiert nicht gezielt und absichtsvoll Zivilisten. Die Hamas hingegen setzt darauf, dass möglichst viele Zivilisten getötet werden.

        Wie es heißt, soll sich das Hauptquartier der Hamas unter dem größten Krankenhaus in Gaza befinden. Perfider geht es kaum:

        www.zeit.de/politi...-kommandozentralen

        Was das Völkerrecht angeht:

        " Wenn eine Kriegspartei zum Beispiel ein Krankenhaus teilweise als Waffenlager benutzt oder wenn aus einem Wohnhaus Raketen abgeschossen werden, handelt es sich nicht mehr um ein ziviles Objekt, auch wenn sich trotzdem noch Zivilbevölkerung im Gebäude befindet. Trotzdem muss der Angriff verhältnismäßig sein, aber das zeigt die Schwierigkeit im Einzelfall."

        www.tagesschau.de/...ael-hamas-100.html

        Für die Hamas ist das Völkerrecht sowieso ein Witz, ein Regelwerk des verhassten Westens.

        • @Jim Hawkins:

          "Für die Hamas ist das Völkerrecht sowieso ein Witz, ein Regelwerk des verhassten Westens."

          --> Danke für Ihren unermüdlichen Einsatz als linke Stimme gegen Antisemitismus. Dem Kommentar schließe ich mich uneingeschränkt an.

  • Damals bei den beiden Kriegen in Tschetschenien gab es praktisch kein Land des Südens, das sich den verschiedenen Versuchen, eine UN-Resolution gegen das russische Wüten dort zu schmieden angeschlossen hätte. Ganz im Gegenteil, die Gegenstimmen kamen nicht nur von den üblichen Verdächtigen, sondern auch aus Libyen, Burundi, Liberia, Nigeria, Madagaskar, Kenia, .... Komisch.

  • In seiner Perspektivlosigkeit der deprimierendste Konflikt weltweit, es gibt keine Eindeutigkeit und doch stellen sich die meisten auf eine Seite. Militärisch ist der Konflikt nicht zu gewinnen, von keiner Seite. Warum gekämpft wird? Offenbar aus schierer Verzweiflung. Eine neue Generation muss den Faden von Oslo 94 wieder aufnehmen, auch wenn auf keiner Seite entsprechende Anzeichen zu sehen sind. Einfach nur schrecklich...

    • @Bambus05:

      "Diese Regierung, der ich gemeinsam mit meinem Freund Shimon Peres das Privileg habe vorzustehen, hat sich entschieden, dem Frieden eine Chance zu geben – einem Frieden, der die meisten Probleme Israels lösen wird. […] Der Weg des Friedens ist dem Weg des Krieges vorzuziehen. Ich sage euch dies als jemand, der 27 Jahre lang ein Mann des Militärs war.“

      Jitzchak Rabin, kommenden Samstag vor 28 Jahren ... wenige Minuten vor seiner Ermordung.

      • @Tezcatlipoca:

        Ein wirklich großer Politiker, sein Weg war richtig, auch wenn er selbst den höchsten Preis bezahlte. Man kann nur hoffen, dass im Nahen Osten wieder jemand ähnliches Format zeigt und diesen am Ende alternativlosen Weg weitergeht.

  • Der Kommentar mag nachvollziehbar sein; aber er ist nur eins: hilflos. Denn der zwischen den Zeilen aufflackernde „Lösungsansatz“ hieße, keine Solidarität mehr mit Jüdinnen und Juden im allgemeinen und Israel im speziellen zu zeigen. Nach dem Motto „man kann ja eh nichts machen“. Genau das wäre einfach nur erbärmlich.

    • @Markus Wendt:

      Das sehe ich anders. Natürlich kann und soll man Solidarität mit Jüdinnen und Juden sowie mit den zahlreichen nichtjüdischen Terroropfern der Hamas üben und kann gleichzeitig die Einhaltung des Völkerrechts und den Schutz der Zivilbevölkerung in Gaza sowie das Ende von Gewalt und Vertreibungen von Palästinensern im Westjordanland durch jüdische Siedler und Extremisten fordern. So tun es auch viele linke und friedensorientierte Israelis. Ein Problem sind hier diejenigen, die BEDINGUNGSLOSE Solidarität fordern und damit unverhältnismäßige Gewalt rechtfertigen, gerne auch, indem alle Kritiker sowie alle Vermittler und Repräsentanten der UNO pauschal als Antisemiten diffamiert werden. Diese Bildheit ist erstaunlich, weniger, dass dadurch die globalen Sympathien verloren gehen.

    • @Markus Wendt:

      Warum ist alles nur schwarz oder weiß?

      Warum soll es nichts zwischen unbedingter (kritikloser) Solidarität und keiner Solidarität geben?

      Warum kann Solidarität zu Juden in Deutschland nicht mit Mahnungen an Israel kombiniert werden?

      Ein komplexes Problem (und die Lage im Nahen Osten ist ein solches) hat keine einfache Lösung. Aber dies anzuerkennen ist nicht erbärmlich, sondern realsistisch.

    • @Markus Wendt:

      Diesen Ansatz sehe ich hier nicht. Man müsste Solidarität mit allen Menschen in diesem Konflikt zeigen und vor allem nach Wegen suchen, um die Lage zu verbessern, wenn schon eine Lösung derzeit kaum realistisch erscheint. Warum ist es denn verwerflich anzuerkennen, dass beide Seiten leiden und Ungerechtigkeit erleben? Und dass der Weg eben nicht Kampf und das Weiterdrehen an der Spirale ist, sondern Verhandlung und (so merkwürdig das klingen mag) Vergebung und Versöhnung?

  • "Nach mehreren Wochen schwerster Luftangriffe mit Tausenden zivilen Toten sind die Bilder aus Gaza kaum mehr auszuhalten."

    Ich finde es falsch von Israel, dass es die Bilder und Videos der Folterungen und Tötungen ihrer Frauen, Kinder, Greise nicht der breiten Weltöffentlichkeit zur Verfügung stellen, obwohl ich keinerlei Interesse daran habe, sie zu sehen. Ich sah ein einziges Foto und finde kaum noch in den Schlaf.



    Würden diese Fotos/Videos immer wieder gezeigt werden, denke ich, dass der ein oder andere vielleicht doch noch seine Meinung hinsichtlich Israel ändern würde. Israel/die jüdischen Bürger kämpfen um ihr Überleben, ihre pure Existenz, ihre Daseinsberechtigung. Wer sich nach diesen Fotos/Videos gegen Israel/jüdische Bürger und ihren Kampf ums Überleben stellt, stellt sich meiner Meinung nach gegen das Menschsein überhaupt ... auch wenn sie tanzen und Süßigkeiten verteilen.

  • Danke für diesen guten Komnentar.

  • Mit der Menschlichkeit kann es kaum weit her sein, wenn man bedenkt dass niemand ein Problem damit hat dass seit 2006 das palästinensische Volk im Gaza einem terroristischen Regime ausgesetzt ist.

    Fairerweise muss man der Welt zugestehen dass sich auch der Protest der Palästinenserinnen und Palästinenser dagegen in Grenzen hält - selbst derer die im Exil leben. Aus Gründen

  • Dominic Johnson sollte mal in die taz schauen (und nicht nur reinschreiben): taz.de/UN-Resoluti...n-Nahost/!5964131/

  • Danke für diesen ausgewogenen Kommentar.

    Und - der Westen hat schon länger den Süden verloren - gut so, für den Süden.

  • Hm, ich weiß nicht. Eine andere Lesart wäre: bei der Entscheidung 2022 sahen mindestens 141 Länder durch den russischen Angriffskrieg ihre Interessen verletzt. Bei der Entscheidung 2023 wollten 121 Länder ihre Unterstützung für die Palästinenser - im besten Falle für die bedrohten palästinensischen Zivilisten und die Grenzen des Rechts auf Selbstverteidigung signalisieren. Daraus folgt nicht automatisch, dass eine diplomatische Initiative des "Westens" in einem anderen Fall, der wie jener 2022 gelagert wäre, weniger erfolgreich sein würde.

  • Ich bin dennoch für uneingeschränkte Solidarität mit Israel."Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem das kroch"(Brecht) gilt immer noch , deshalb Israel first ! Die Werte des Westens müssen stärker denn je gegen Demokratiefeindlichkeit , Antisemitismus, Antiaufklärung ,Homophobie ...verteidigt werden.Jetzt sollten Liberalismus und Universalismus verteidigt werden !

    • @Barthelmes Peter:

      Die Werte des Westens sind aber leider nicht universell und besitzen nur dann Gültigkeit wenn es in den eigenen Kram passt. Diese Heuchelei kommt im globalen Süden überhaupt nicht mehr gut an. Wir stellen uns moralisch über jene die den Konflikt anders bewerten und rollen gleichzeitig den roten Teppich für Katar einen der größten Unterstützer der Hamas aus. Es gibt unzählige Beispiele für westliche Doppelmoral.

  • Den "Kritikern" wäre selbst sehr viel weniger Heuchelei vorzuwerfen, wenn sie wenigstens ein einziges Mal konzedierten, dass Israel ein recht dazu hat, die Terrororganisation Hamas zu vernichten.*

    Nach den Anschlägen vom 11. September ermächtigten die UN die USA und ihre Verbündeten, Al Qaeda in Afghanistan anzugreifen und zu zerstören.

    Warum darf Israel nicht ähnliches tun?

    * Mal davon abgesehen, dass gewisse Staaten es nicht wagen sollten, überhaupt das Wort Menschenrecht in den Mund zu nehmen. Der Vorwurf der Doppelmoral fällt auf sie selbst zurück.

    • @Suryo:

      Weil die Reaktion auf 9/11 ein Fehler war, wie selbst der Westen mittlerweile zugibt. Oder sehen Sie da einen Erfolg in Afgahnistan und Irak?

      • @Grauton:

        Die Reaktion auf 9/11 war an etlichen Stellen überzogen. Das heißt aber nicht, dass es besser gewesen wäre, NICHT zu reagieren.

        Davon abgesehen hat sie immerhin das wesentliche Ziel erfüllt, den für bin Laden und andere Terroristen elementar wichtigen Logistik-, Rückzugs- und Vorbereitungsraum in Afghanistan 20 Jahre lang zu verschließen - und vielleicht auch ein Stück darüber hinaus, wenn die Taliban ihre Lektion gelernt haben. Wenn es nach bin Laden gegangen wäre, wäre 9/11 nur der Anfang einer immer größeren Gewaltspirale gewesen, von der er sich durch keine Friedensinitiative der Welt hätte abbringen lassen. Dass das so nicht eingetreten ist, ist ein herzeigbarer Erfolgsnachweis.

        Die Lektion daraus sollte sein, dass man solche Teilziele auch anpeilen kann, OHNE das Kind mit dem Bade auszugießen. Der Grat zwischen unzureichender Gegenwehr und übertriebener "Befriedung" ist allerdings für Israel heute deutlich schmaler, als er für die USA war - und je nachdem, wen man fragt, war er schon für die USA damals eigentlich nicht existent.

        • @Normalo:

          Ich frage mich, wie es weitergegangen wäre, hätte man nicht den Krieg in Afgahnistan und schon gar nicht den im Irak vom Zaung gebrochen, sondern stattdessen einfach polizeilich und geheimdienslich gute Arbeit geleistet, die Täter von 9/11 festzunehmen.



          Alles im Rahmen der rechlich gesicherten schon vorhandenen Möglichkeiten...

    • 0G
      04332 (Profil gelöscht)
      @Suryo:

      "Nach den Anschlägen vom 11. September ermächtigten die UN die USA und ihre Verbündeten, Al Qaeda in Afghanistan anzugreifen und zu zerstören. Warum darf Israel nicht ähnliches tun?"

      Unter anderem, weil Al-Qaida trotz irrsinnigen Aufwands an verlorenen Menschenleben und ruinierten diplomatischen Beziehungen 22 Jahre später alles andere als zerschlagen ist. Die Mitgliedszahlen haben sich zwischen 2001 und 2018 mehr als verdreifacht.

    • @Suryo:

      Wie erfolgreich war denn in Ihren Augen der Krieg gegen den Terrorismus? Über 1 Millionen Menschen sind gestorben, und die Mehrzahl davon im Nahen Osten.



      Vielleicht hat ja die Menschheit tatsächlich mal etwas gelernt.

    • @Suryo:

      Weil die Angriffe auf Afghanistan und Irak auch menschenrechtswidrig waren, viele Tausend Unschuldige getötet, noch viel mehr verletzt, ihrer Heimat beraubt, ihrer Freiheit beraubt haben.



      Die USA haben da immer mit Geld, Wirtschaft und Drohungen Länder in ihrem Sinn beeinflusst.



      War die UN dermaßen in der Hand der USA?



      Wenn sich die Verhältnisse auf diesem Planeten drehen, wird es nicht gerechter zugehen, aber die triumphierenden USA werden vielleicht leiser werden.



      Und auch dort gibt es die, die von der Macht profitieren und die, deren Lebensverhältnisse immer noch an die Sklavenhalterzeiten erinnern.

  • Es gibt sowas wie internationale Gesetze, wie so ein Krieg zu führen ist. Dem Vernehmen nach werden die nicht eingehalten.



    Da verliert nicht der Westen den Süden, sondern der Westen verliert seine Kredibilität.

    • @Tripler Tobias:

      Tja, lieber Tribler, das ist der wohl große Irrtum, dass Kriege - wie Schachspiel zu behandeln sind, obwohl sie NIE so geführt werden können. Im Krieg gibt es GRUNDSÄTZLICH zivile Opfer. Nur wird das nur allzu gern vergessen.

      Wir haben in den letzten Jahren eine geradezu begeisternde Kriegstimmung erfahren, die den Krieg als solchen nicht mehr in Fage stellt. Und begonnen hatte das mit Afghanistan. - Das Land selbst hatte übrigens nichts mit dem Angriff auf die "zwei Türme" zu tun. Doch seit dem ist die Büchse der Pandora wieder geöffnet und jeder Konflikt wird nur noch mittels Gewalt "geklärt" ...

      Meine Sympathie gehört übrigens den Israelis.

  • Mit 121 zu 14 Stimmen bei 44 Enthaltungen forderte die UN-Generalversammlung am vergangenen Freitag eine „sofortige, nachhaltige und dauerhafte Waffenruhe“ für Gaza, ungehinderte humanitäre Hilfe und die Freilassung aller „gefangenen Zivilisten“.

    Vielleicht sollte uns dieses Ergebnis hier im Westen zu denken geben, dass wir mit unseren Ansichten an manchen Punkten doch irgendwie falsch liegen könnten!

  • "Dafür gibt es Gründe, und mit Antisemitismus haben sie nichts zu tun. Nach mehreren Wochen schwerster Luftangriffe mit Tausenden zivilen Toten sind die Bilder aus Gaza kaum mehr auszuhalten. Bei ausgebombten Verzweifelten, die mit bloßen Händen ihre Kinder ausgraben, verbietet sich Relativierung genauso wie bei Hinterbliebenen völkermörderischer Terrorangriffe"



    Das ist richtig. Darum hat Israel auch zur Räumung des nördlichen Gazastreifens aufgerufen. Es ist die Hamas, die die Bewohner zum Bleiben aufgerufen und teilweise auch an der Flucht gehindert hat. Es ist die Hamas die die Bevölkerung als Schutzschild missbraucht.



    Insofern ist es die Hamas die diese Toten kausal zu verantworten hat - nicht Israel!



    Wenn der Autor als auch einige Länder des globalen Südens diese Kausalkette nicht erkennen ist das bedauerlich.



    Soll also Israel jetzt abbrechen und sagen - okay, dann halt nicht? 🤷‍♂️



    Es ist die gleiche Gretchenfrage wie sie sich global schon nach 9/11 gestellt wurde - kann und darf man ein entführtes Flugzeug mit Unschuldigen an Bord abschießen?



    Auch in Deutschland wurde dies lang und breit damals diskutiert und für legitim beschieden. Um noch größeren unkalkulierbaren Schaden von der Öffentlichkeit fernzuhalten ist es legitim ein entführtes Flugzeug mit Zivilisten an Bord abzuschießen.



    Mit der selben Logik muss es auch Israel erlaubt sein im Zweifel Zivilisten des Gazastreifens zu opfern, um die Sicherheit ihrer Bevölkerung zu garantieren. Die Hamas bedroht seit jeher das Existenzrecht Israels und wird dies auch in Zukunft tun - friedlich ist ihr nicht beizukommen. Auf lange Sicht könnte eine Zerschlagung der Hamas aber mehr Frieden für beide Seiten bedeuten.

    • @Farang:

      Alttestamentarische Logik

      Zitat @Farang: „Mit der selben Logik muss es auch Israel erlaubt sein im Zweifel Zivilisten des Gazastreifens zu opfern, um die Sicherheit ihrer Bevölkerung zu garantieren.“

      Nein, das humanitäre Völkerrecht erlaubt keiner der beteiligten Konfliktparteien, „im Zweifel Zivilisten zu opfern“, und schon gar nicht die der Gegenseite. Die Geschichte dieses Konfliktes ist gepflastert mit den Totenschädeln „geopferter Zivilisten“ beider Seiten, ohne daß mit ihnen die Sicherheit der jeweils anderen Bevölkerung „garantiert“ worden wäre. Es ist nachgerade umgekehrt: Auf die Atrozitäten der Hamas mit alttestamentarischer Logik zu antworten, bereitet den Boden für immer neue Ungeheuerlichkeiten: 40% der Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens sind schließlich Kinder und Jugendliche, die Hamas-Kämpfer von morgen.

      „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ (Albert Einstein)

    • @Farang:

      "Insofern ist es die Hamas die diese Toten kausal zu verantworten hat - nicht Israel! "

      Worauf Johnson richtig hinweist: Dieser Narrativ verfängt offenkundig weltweit nicht annähernd so wie hierzulande. Guterres hatte sicher nicht Unrecht, dass der aktuelle Konflikt nicht im luftleeren Raum stattfindet. Er hat nur vergessen zu erwähnen (bzw. verschwiegen), dass auch die israelische Besetzung der Palästinensergebiete das nicht tut, sondern vor dem Hintergrund der Shoah und der nicht unbeträchtlichen Zahl an "Interessenträgern" zu sehen ist, die Israel schlicht und einfach WEGhaben wollen (und an die Umsetzung dieses Wunsches überhaupt keine nennenswerten humanitären Maßstäbe anlegen).

      Wenn UN-Generalsekretär und Vollversammlungsmehrheit den obigen Narrativ also derart einseitig erweitern, sollte das all Jene, die ihm selbstverständlich folgen, zum Nachdenken bringen. Dabei geht es nicht (nur) um die Frage, ob Israel möglicherweise heftiger reagiert, als langfristig gut für das Land und seine weltweite Akzeptanz ist, sondern (auch) was generell die moralische Autorität des Westens noch wert ist - sowohl an realer Wirkmacht alsauch an Glaubwürdigkeit.

    • @Farang:

      Nein, die Bundeswehr darf ein entführtes Flugzeug nicht einfach abschießen. Es besteht die Möglichkeit, dass ein Pilot der Luftwaffe eine geringe Strafe erhält. Darüber entscheidet ein Gericht mit Bezug auf den konkreten Einzelfall. Aber ein Abschuss wäre nicht legal. Ebenso differenziert muss die Beurteilung des konkreten Vorgehens von Israel im Gazastreifen erfolgen.

    • @Farang:

      Glauben Sie wirklich, daß man die Hamas mit dieser militärischen Aktion von Israel zerschlagen kann?



      Ich halte das für unglaubwürdig und kontraproduktiv.



      Terrorismus bekämpft man nich militärisch, allenfalls mit polizeilichen Maßnahmen, bestenfalls mit juristischen.



      Das schließt nicht aus, daß Israel sich gegen Raktenangriffe mit Raketenabwehr wehren kann.

    • @Farang:

      Ja, Israel sollte abbrechen!

      • @gitt:

        Und dann??

        Sich nicht provozieren zu lassen, bzw. die andere Wange hinzuhalten, mag aus abendländischer Sicht eine souveräne und den Gegner hinreichend beschämende Geste sein, dass sie zu Mäßiging führen kann(!). In der Welt der Hamas bedeutet sie aber nur, dass der Gegner lästigerweise immer noch steht und man offensichtlich nochmal (und möglichst fester) zuschlagen muss.

        • @Normalo:

          Der bekannte Rechtssatz aus der Tora ("... so sollst du geben Leben für Leben ..."), oft mißverstanden, hat seinerzeit die im alten Orient verbreitete Blutrache illegal gemacht und durch eine Verhältnismäßigkeit von Vergehen und Strafe abgelöst.

          Gemeint ist dabei die Verhältnismäßigkeit bei der Bestrafung eines Verursachers.

          Keineswegs gemeint ist eine Bestrafung Unschuldiger, und schon gar nicht im Unmaß.

          de.wikipedia.org/wiki/Auge_für_Auge

          • @gitt:

            Wir reden hier aber nicht von irgendeinem Tora-basierten Wolkenkuckkucksheim sondern von der Hamas. Die hat längst beschlossen, dass für sie JEDE "Bestrafung" von Israelis "verhältnismäßig" ist. Nennen Sie es eine vermeintliche Kollektivschuld für die Existenz ihres Staates, faschistische "Totaler Krieg"-Mentalität oder schlicht antisemitische Barbarei. Jedenfalls brauchen Sie denen mit so einem Sprüchlein nicht zu kommen. Die hauen weiter drauf, solange Israel sie nicht unschädlich macht.

    • @Farang:

      Vielleicht sollte man nach den jeweiligen Interessen der Seiten fragen und dazu gehört auch die Tatsache, dass Netanjahu der Finanzierung der Hamas durch Katar zugestimmt hat in den letzten Jahren, aber der Fatah immer wieder palästinensische Steuergelder vorenthalten hat, obwohl man mit dieser eine Sicherheitskooperation hat, welche sogar funktioniert.

    • @Farang:

      Nein, die Bilder sind schwer erträglich. Die Bevölkerung kann nicht unbegrenzt fliehen. Ein Blick auf die Karte zeigt, wie eng und dicht bebaut gaza ist.



      Man muss sich fragen, ob es eine humanitäre Grenze gibt, bis der letzte terrorist zur Verantwortung gezogen ist, in dem Fall also schlicht getötet ist. Bei 10000 ? Oder 100000?



      Wenn der Spiegel Bericht stimmen sollte, dass Siedler im west-jordanland die Situation quasi ausnutzen und palästineser vertreiben, verwischt die kausale Kette weiter.

  • Danke TAZ, das ist mutig.

  • Oh, doch Herr Johnson, die Gründe haben durchaus mit Antisemitismus zu tun. Auf gewisse Medienschaffende aus dem globalen Westen (und Norden) kann ich nur noch mit Humor reagieren:



    www.jpost.com/isra...ure/article-770628

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Das ist wirklich galliger Humor.

      Aber sehr treffend. BBC und die NYT überbieten sich in dieser Disziplin am laufenden Band.

  • Sehr wahrer und erschreckender Artikel. Menschlichkeit ist unteilbar.