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Arbeitskräftemangel in DeutschlandAka­de­mi­ke­rkinder in die Produktion!

Kommentar von Gunnar Hinck

Überall fehlt es hierzulande an Personal. Dabei sollten AkademikerInnen anfangen, Ausbildungen zu machen – denn soziale Mobilität nach unten ist wichtig.

Es müssen nicht immer nur kluge Gedanken sein, mittels denen Bürgersprösslinge die Funken sprühen lassen Foto: Jens Büttner/dpa

I m Film „American Beauty“ bewirbt sich Protagonist Lester Burnham, gespielt von Kevin Spacey, um eine Stelle in einem Burger-Lokal. „Ich suche den möglichst geringsten Grad an Verantwortung“, ruft Anzugträger Burnham, ein desillusionierter Angehöriger der amerikanischen Mittelschicht mit großem Einfamilienhaus, Frau und Kind, der verblüfften Angestellten durch das schmale Fenster am Drive-thru zu.

Nach einem Gespräch mit dem anfänglich skeptischen Filialleiter („Ihre Fast-Food-Erfahrung liegt 20 Jahre zurück“) bekommt er den Job. „Sie werden doch sicherlich irgendeine Form von Fortbildungsprogramm haben. Es ist unfair anzunehmen, dass ich nicht lernen will!“ Dagegen kann der Filialleiter nichts einwenden.

Lester Burnhams Entscheidung (o. k., er stirbt am Ende des Films, aber das ist ein anderes Thema) weist den Weg aus dem derzeitigen Arbeitskräftemangel in Deutschland. Der ist nicht nur darin begründet, dass die Gesellschaft altert und es zu wenig Nachwuchs für den Arbeitsmarkt gibt. Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass immer mehr junge Leute Abitur machen, danach studieren wollen und so später eher nicht eine Ausbildung zum Industriekaufmann oder zur Zerspanungsmechanikerin beginnen wollen. Zwar sind Arbeiterkinder immer noch deutlich unterrepräsentiert, doch auch sie sind Teil des Sogs an die Unis.

Wenn nun aber alle, selbst FDP-PolitikerInnen, Aufstieg durch Bildung gut finden, muss trotzdem irgendjemand die notwendigen Blue-Collar-Jobs machen. Man kann nicht soziale Mobilität nach oben fördern und gleichzeitig erwarten, dass die sogenannten unteren Schichten die für sie sonst üblichen Berufe übernehmen.

Überall fehlt es an Personal

Die Lösung ist: Wir brauchen mehr Abstieg trotz Bildung. Akademikerkinder und AkademikerInnen sollten umsatteln und Hilfsjobs annehmen oder eine Berufsausbildung anfangen. Es wird zwar Widerstände im eigenen Milieu geben, aber dennoch lohnt es sich für sie.

Es fehlen derzeit nicht nur Fachkräfte, also Polizistinnen, Krankenpfleger, Heizungsinstallateurinnen oder Lkw-Fahrer. Es zeigt sich auch ein großer Mangel bei den Anlernjobs: Es fehlt Personal in der Gastronomie, es fehlen Lagerarbeiterinnen, es fehlen Securitys, es fehlen Loader – das sind die meist unsichtbaren Flughafenmitarbeiter, die die 20 oder 30 Kilo schweren Koffer in den Flugzeugbauch wuchten und später wieder aus ihm herausholen.

Medien beschreiben die Lage in einem Ton, der zwischen Überraschung und Kränkung changiert. Der Spiegel titelt: „Wo sind die nur alle hin?“ Die Zeit schreibt zielgruppensicher: „Mitarbeiter vermisst! Urlaub, Konzert, Restaurant – das alles wäre jetzt so schön, würde nicht überall das Personal fehlen“ – das besorgte Nicken in den Vintage-Lese­sesseln der Professorenhaushalte der Republik kann man förmlich sehen. Der Subtext: Das ungezogene niedere Personal will nicht mehr die Jobs, die ihnen die Klassengesellschaft, in der man sich selbst gemütlich eingerichtet hat, zuweist.

Wenn plötzlich das Personal verschwunden ist

Die meisten, um die Spiegel-Frage zu beantworten, haben sich Jobs gesucht, die nicht unbedingt besser bezahlt, aber krisensicherer sind und bessere Arbeitsbedingungen bieten. Sie arbeiten im Supermarkt, bei der Post oder als Busfahrer bei einer kommunalen Verkehrsgesellschaft. In einer Zeit, in der man die Wahl hat, sind diese Jobs attraktiver, als sich von cholerischen Küchenchefs anbrüllen zu lassen oder mit ständig wechselnden Schichtplänen bei 40 Grad auf dem Vorfeld eines Flughafens seinen Rücken zu ruinieren – oder als Lkw-Fahrer wegen langer Abwesenheitszeiten seine Ehe.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Die Lage ähnelt psychologisch gesehen der in den Südstaaten der USA vor 100 Jahren, als die Nachfahren der Sklaven wegen fortdauernder Diskriminierung in Massen in den liberaleren Norden zogen, der bessere Lebensbedingungen bot. Damals saßen die ehemaligen Sklavenhalterfamilien und weißen Privilegierten plötzlich ohne das gewohnte Dienstpersonal da, heute ist man in Berlin-Dahlem ratlos, weil der Lieblingsitaliener einen weiteren Ruhetag eingeschoben hat – Personalmangel! – und die Putzfrau gegangen ist, weil sie nicht mehr „schwarz“ arbeiten möchte.

Hartnäckig hält sich derweil das altbackene Nachkriegsideal, dass es beruflich immer nur nach oben gehen soll – mit Blick auf die individuelle Lebensgeschichte, aber auch bezogen auf Familienbiografien. Doch wenn man den Begriff soziale Mobilität ernst nimmt, ist auch soziale Mobilität nach unten nötig.

Nicht alle haben Lust auf das Studium

Natürlich sollte die analytisch begabte und belesene Akademikertochter nicht zwingend als Gabelstaplerfahrerin anfangen, das wäre eine Vergeudung von Talenten. Aber es ist stark anzunehmen, dass unter den 75 Prozent Akademikerkindern, die jedes Jahr ein Studium beginnen, einige sind, die das nicht tun, weil sie wirklich Lust darauf haben, sondern weil die Familie es so erwartet und weil „man das eben so macht“ im eigenen Milieu.

Auch dynastisches Denken ist noch immer kraftvoll: „Dein Großvater war auch schon Jurist“ ist ein Satz, der schon an manchen gediegenen Esszimmertischen gesagt worden sein dürfte; Berufsberatung in der eigenen Familie kann manchmal seltsame Formen annehmen.

Jeder kennt Geschichten über die merkwürdigen Lebensläufe in gehobenen Kreisen. Da ist der Sohn, diskret finanziert von den Eltern, der nach dem lustlos absolvierten Studium erst mal drei Jahre lang auf Weltreise geht und den 372. Fernreise-Instagram-Kanal eröffnet. Oder die Tochter, die ein nicht näher definiertes „Aufbaustudium“ anhängt. Den Schein zu wahren oder sich (scheinbar) selbst zu verwirklichen gilt trügerischerweise immer noch als bessere Option im Vergleich zu einer Entscheidung für einen womöglich passenderen, handfesten Job.

Dabei entgehen den Bürgerkindern zentrale Emanzipationserfahrungen, die prägender sind, als Strandbilder aus Indien zu posten oder mit 35 noch im Hörsaal zu hocken. Die soziale Aufsteigerin, Strafrichterin am Landgericht, zieht Freitagnachmittag ihre Robe aus und trinkt am Wochenende im Kleingarten ihrer Cousinen Bier aus der Dose und tanzt zu Helene Fischer – wie man das in ihrer Herkunftsfamilie eben so macht. Sie kennt zwei Welten.

Und wenn es in einer der Welten zu absurd wird, kann sie innerlich vor sich hin lächeln und weiß, dass es noch ein anderes Leben gibt. Sie kann Distanz halten. Das gilt für ihre Arbeit am Landgericht genauso wie für die Freizeitgestaltungen ihres Herkunftsmilieus.

Bürgerkinder bleiben ihrer Klasse treu

Diese Erfahrung ist eher selten in bürgerlichen Milieus. Man mag an einen anderen Ort ziehen, aber man bleibt seiner Klasse treu. Und auch wenn man nicht eindeutig begabt für eine akademische Karriere ist und diese auch nicht will, beugt man sich den Berufserwartungen der Eltern, auch um familiäre Subventionen oder die Schenkung einer Eigentumswohnung nicht zu gefährden. Dinge, die insgeheim einkalkuliert sind, aber eben auch abhängig machen.

Nicht wenige dürften sich fremdbestimmt fühlen wie Lester Burnham aus „American Beauty“. Individueller Aufstieg ist ein Akt der Emanzipation. Umgekehrt kann der Ausbruch aus dem Milieu nach unten ebenso selbstbefreiend sein: Ich gehe meinen eigenen Weg.

Hilfsjobs sind, wenn der 12-Euro-Mindestlohn bald kommt, finanziell gar nicht mal so unattraktiv. Während man hinten im Backshop Brötchen schmiert, kann man ungestört über das Leben nachdenken. In geistig fordernden Jobs geht das nicht. Und nach Feierabend hat man wirklich frei, weil man nicht durch E-Mails des Chefs belästigt wird.

Es gibt viel Spielraum nach oben

In Jobs mit Berufsausbildung und Tariflohn ist die Bezahlung sehr ordentlich. Industriemechaniker fangen in Westdeutschland im ersten Berufsjahr mit 2.900 Euro brutto ohne Zulagen an, da sind sie in der Regel Anfang 20. Egal ob Speditionskauffrau oder Lagerist – die 3.000-Euro-Schwelle ist schnell erreicht, bei unbefristeten Verträgen. Und weil Arbeitskräfte gesucht werden, ist zumindest bei verhandelbaren Löhnen derzeit viel Spielraum nach oben.

Nie war es attraktiver, diese Berufe zu ergreifen, anstatt die Erwartungen anderer zu bedienen oder sich in angeblich prestigeträchtigen, eigentlich prekären Jobs an der Uni oder im Kunstbetrieb zu zermürben.

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ist Redakteur im taz-Ressort Meinung.
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156 Kommentare

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  • Der Satz „Wir brauchen mehr Abstieg trotz Bildung“, offenbart nicht nur eine unsägliche Arroganz der Autorin (die damit sich sicher nicht selbst gemeint haben wird), sondern auch eine vollkommene Unkenntnis vom Stand sozialwissenschaftlicher Forschung.

    Dass die Koinzidenz von Bildung und sozialem Status gleich Einkommen schon seit bald zwei Generationen in Auflösung begriffen ist und man seit Ulrich Beck mit der Fahrstuhltheorie Ende der 80er die Schichtentheorie deutlich komplexer und differenzierter sieht, ist der Autorin entgangen.

    Aufstieg durch Bildung ist heute nur noch ein Claim der FDP. Stattdessen ist heute Lifelong Learning LLF der Standard (dem sich Staat und Betriebe entziehen, weil das kostet).

    Vor diesem Hintergrund bei Blue-Collar-Jobs von Abstieg zu sprechen, offenbart Halbwissen, Arroganz und Lebensfremdheit. Halbwissen ist nicht zu Ende gedacht, und falsch bleibt falsch.

    • @rakader:

      Lieber Rakader, ich glaube Sie nehmen die Autorin zu streng beim Wort. Ich denke, es ist eher ironisch zu sehen: Jedermann bildet sich ein, dass nur akademische Ausbildung Aufstieg sei - so dass mittlerweile nahezu jeder "Idiot" einen akademischen Ausweis will -, während die tatsächlich NOTWENDIGEN Arbeiten dabei unter die Räder kommen. Und in dem Punkt hat sie recht.

      Seit Jahrzehnt plärrt es, dass höhere Bildung höhere Einkommen bringt, wobei das eben nur die halbe Wahrheit ist. Die Ganze sieht doch ein wenig anders aus und lässt sich jederzeit nachlesen. Also nicht ganz so streng mit der Dame ...

      • @Kahnt Karl-Heinz:

        Nun ja, lieber Rakader, wir scheinen beide ein Opfer der Gendersternchen geworden, Ihr Autorin - is ein Mann, wie ich nach kurzem Nachlesen oben unter Autor*in festgestellt habe ...

  • wenn das Geld bei den richtigen ankommt - also Leuten, die hart arbeiten - dann darf es gern teurer werden.

  • Das nenne ich doch mal die Wahrheit "BÖSE" serviert!

    Besonders gefällt mir die Stelle mit den Sklaven aus den Südstaaten ...

    Und, lieber Suchender, Sie bringen's perfekt auf den Punkt: Am Ende kommt bei dem vielen Studieren nicht mehr raus, als "auf höchstem wissenschaftlichen Niveau darüber diskutieren zu können" - wieso wir so tief in der Scheiße sitzen ...

  • Warum soll ausgerechnet MEIN SOHN Taxifahrer werden?



    Igitt, ich will kein Kanalarbeiter sein!



    Ja aber Pfleger müssen alten Leuten den Arsch abwischen!

    Und das lustige ist, viele Eltern sind schon enttäuscht, wenn der Sohn irgendwas mit Computern macht oder von "E-Sports" labert.

    Haben wir hier nicht eher ein elitäres Problem?

  • Der Artikel ist nicht so schlecht, wie die Überschrift andeutet. Die Überschrift klingt nach DDR - nicht das Talent zählt, sondern die Herkunft - welchen Beruf man ergreifen darf.

    Aber der Text liest sich eher wie ein Appell und dem kann ich zustimmen. Es ist keine Schande und finanziell kann es sogar lohnender sein, einen Handwerksberuf zu ergreifen, wenn einem dieser mehr liegt. Egal woher man stammt. Dass es eine wertvolle Erfahrung ist - selbst wenn man dann doch noch studiert - sich in nicht akademischen Milieus zu bewegen, sollte zudem außer Frage stehen, das "erdet" bei mancher abgehobenen Diskussion.

    Sollte dies die Aussage sein - danach klingt es für mich - dann ist dem zuzustimmen.

  • Aka­de­mi­ke­rkinder in die Produktion?

    und Arbeiterkinder in die Kanzel?

    Warum nicht?

    • @Justin Teim:

      Letzteres hatten wir doch auch schon. Einen Herr Schröder, zum Beispiel.

    • @Justin Teim:

      Oder noch besser als die Kanzel sind Parlament und Kanzleramt.

  • hmm... naja, also diese Plattitüde von den wohlhabenden Akademikern, ick wees ja nich... ich kenne solche Leute persönlich überhaupt nicht. Vielleicht gibts die nur im Westen? Die wohlhabenste Type in meinem Umfeld ist ein Steuerberater aus meinem Dorf - und der hat nicht studiert, das war nach der Wende ne Umschulung. Gefolgt von der Ergo-Versicherungs-Tante, auch umgeschult, und dem Tankstellenpächter. Gut, ich hab zugegeben keinen Einblick in die Kontoauszüge. Die Akadmiker:innen mich eingeschlossen, sind eher so unterwegs, dass sie lieber wenig verdienen, dafür das tun, was sie wirklich gerne tun und ihren Kindern auch genau diesen Rat mitgeben. Ich schätze mal, sich vom Vorarbeiter anbrüllen zu lassen, gehört für den Nachwuchs eher nicht zum Berufswunsch. Meine Akademiker Kinder haben übrigens schon mit 13 Zeitungen ausgetragen. Ich glaube dieses Aufstiegsversprechen, das bis in die 80er, 90er Jahre wahr gewesen sein mag, dass ein Studium ganz selbstverständlich zu Wohlstand führt, hat sich längst erledigt.

    • @Pitta:

      Wenn sie sich die Arbeit danach aussuchen können, dass sie ihnen Spaß macht und sie mehrere Kinder zum Studium gebracht haben, ist das wohl Wohlstand.

      Reich wird man durch ehrliche Arbeit nicht. Das war schon immer so.

      • @WeisNich:

        "Reich wird man durch ehrliche Arbeit nicht. Das war schon immer so."



        Doch, mit etwas Glück und Talent kann man das schon - ich kenne da welche - ist aber selten.

  • 8G
    80851 (Profil gelöscht)

    Der Beitrag von Gunnar Hinck war doch Satire bzw. Ironie - oder?

  • Danke für diesen Beitrag, sonst hocken wir demnächst alle in weisen Akademikerkreisen und verhungern weil niemand mehr die Felder bestellt.



    Na zumindest können wir dann bis zum Schluß selbstverständlich auf höchstem wissenschaftlichen Niveau darüber diskutieren wie es denn dazu kommen könnte und vielleicht noch einen Arbeitskreis gründen.

  • "Die Lösung ist: Wir brauchen mehr Abstieg trotz Bildung."

    Selten so eine wilde These gelesen.



    Die letzten 40 Jahre waren Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss die Sorgenkinder der Gesellschaft, jetzt sollen Menschen, bei denen in dieser Hinsicht alles gut läuft, absteigen?

    Warum zahlen die Unternehmen nicht besser, machen bessere Angebote?

    Warum müssen die Menschen sich selbst dann - so die These hier - bewusst unter Wert verkaufen, damit einige Branchen weitermachen können?

    Die gesamte Perspektive dieses Textes würde ich ganz dick in Frage stellen.

    Schon das Bild, dass wir jetzt Absteiger dringend benötigen, ist doch nicht zu halten. 2020 gab 45.000 Schulabgänger ohne Abschluss, das waren anteilig sechs Prozent. Und davon brauchen wir jetzt mehr?

    Und bei Menschen mit Migrationshintergrund steigen diese Zahlen an, ist das wirklich gut?

    Stimmt den überhaupt diese These?

    Momentan kommen viele Flüchtlinge und viele Menschen aus der Ukraine, viele müssen am unteren Ende mit einem Job starten.

    Wenn immer noch Menschen bzw. Arbeitskräfte fehlen, wird das schon Grüne dafüg geben?

    Außerdem fehlen bei qualifizierten Stellen ja teilweise auch Arbeitskräfte. Im Bereich Gesundheit, Erziehung und Soziales gibt es teilweise auch einen Mangel. Aber nicht an Menschen ohne Abschluss bzw. mit miesem Hauptschulabschluss (ESA).

    Ich glaube, dass wir durch Hartz IV, Mindestlohn und andere staatliche Eingriffe jahrelang Menschen mit niedrigem Bildungsniveau derart KO gehauen haben, dass dies hier durchaus gewollt ist.

    Vielerorts wurde doch darauf spekuliert, dass diese Menschen nichts finden und dann einen schlecht-bezahlen Job mit unglaubelichen Anforderungen sieben Tage die Woche in Schicht annehmen.

    Das tunt sie aber nicht und das aus verständlichen Gründen, es geht nicht, lohnt sich einfach nicht. Diese Jobs sind zu schlecht bezahlt, die Belastungen zu extrem.

    Deswegen sind dies vielleicht gute Zeiten, um die Arbeitswelt zu verbessern. Aber nicht als Abstieg.

  • Das ist ja sowas von 80er. Der Autor hat offensichtlich nicht mehr sehr viel Kontakte zu der akademischen Jugend. Sonst wüsste er sicherlich, dass man an den Kassen von Aldi, Rewe und Lidl ziemlich häufig angehende Akademiker:innen findet. Anders ist für viele nämlich ein Studium nicht mehr zu finanzieren. Das vermeintlich bourgeoise Familien-Milieu ist auch nicht abschreckend genug, Bier zu zapfen, Büros zu putzen und in der Pflege zu jobben. Aber wenn die Grundannahme für einen Kommentar mehr so känguru-würdig ist (habe gehört, habe gelesen, stand in einer Studie, haben schwedische Wissenschafler herausgefunden), kann sowas Putziges natürlich dabei herauskommen.

    • @Markus Wendt:

      Schon mal was von Dualem Studium gehört? BWL bei Aldi oder Lidl, oder bei Siemens, Audi und BMW.

    • @Markus Wendt:

      Die Studierenden die im Supermarkt Regale auffüllen oder Abends am Tresen arbeiten, sind aber in der Regel nicht die Studierenden, die einem wohlhabendem, akademischem Elternhaus entstammen.

      • @Alfonso Albertus:

        Also das Kriterium ist, wenn die Kinder im Studium nicht dazuverdienen, sind die Eltern wohlhabend?



        Ich dachte, das ist man dann, wenn die Kinder weit über der Bafög Grenze liegen und sich etwas dazu verdienen müssen.

        Was ist mit den Hiwi Jobs an der Uni?

      • @Alfonso Albertus:

        Das würd ich auch so sehen. Ist wohl eher dem Umstand geschuldet, dass immer mehr Kinder aus "normalen" Verhältnissen studieren und sich dann eben ihre Brötchen nebenbei verdienen müssen. BaföG ist ja auch nicht üppig.

      • @Alfonso Albertus:

        Doch. Schon seit Generationen sind gebildete Familien nicht unbedingt wohlhabend. In meiner Generation hat niemand von denen, die mit mir promoviert haben, ein mehr als durchschnittliches Einkommen. Und das sind nur die, die es in die IT geschafft haben. Promovierte Chemiker, Archäologen, Biologen, Philosophen, Medizinerinnen, Ingenierinnen usw. Die Kinder studieren, weil sie am Wissen der Menschheit teilhaben und beitragen wollen. Aber auch die Wirtschaftsinformatiker landen neben den Abbrechern in irgendwelchen Entwicklerteams.

        • @myron:

          Promovierter Chemiker - Anfangsgehalt 75 bis 85 T€.



          Und nach fünf Jahren sind sie über 100 T€.

          Müssen sie allerdings in die Industrie gehen, wo die Meisten landen.

        • @myron:

          Selbst die minderbegabtesten Schülerinnen und Schüler möchten heute eher etwas mit Internet, Computern und Medien machen (O-Ton), als sich ihrer Fähigkleiten bewußt, für Handwerk oder Verwaltung zu entscheiden. Die Traumtänzerquote ist dermaßen hoch, daß wir uns über Fachkräftemangel im Handwerk und Industrie nicht zu wundern brauchen. Auch ist das Bildungsniveau derer die ohne Ausbildungsplatz die Schule verlassen in den letzten Jahren enorm gesunken. Es läuft etwas in den Schulen schief, ganz gewaltig sogar.

          • @Lars B.:

            Dass Sie die Schüler*innen, die sich ihrer Fähigkeiten bewusst, für Handwerk oder Verwaltung entscheiden sollten, als minderbegabt bezeichnen, zeigt, dass nicht nur in der Schule etwas schief läuft...

        • @myron:

          Deshalb: Augen auf bei der Berufswahl.

  • Das Menschen aus moralischen Erwägungen heraus einen schlechter bezahlten Job annehmen, das ist utopisch. Gleichzeitig bedeuten diese Jobs weniger Macht, Einfluß, Mitbestimmung und Sozialprestige.



    Machen wir uns nichts vor-es handelt sich in vielen Bereichen um Sch....jobs.



    Das ändert auch die Aufzählung von den paar wenigen Berufen im Handwerk oder der Produktion nicht, bei denen etwas besser bezahlt wird. Es handelt sich um Ausnahmen.



    Im Prinzip ist es doch ganz simpel. Gibt es einen Arbeitskräftemangel in einem bestimmten Bereich, dann stimmt irgendwas in diesem Bereich nicht.



    Ob es die Bezahlung, die Arbeitszeiten, starre Hierarchien oder eine stumpfe Beschäftigung als solche ist-die Veränderung muss eine Veränderung dieser Berufsfelder sein.

    Nebenbei bemerkt fände ich es gut, wenn in der TAZ auch mal Nichtakademiker*innen zu Wort kämen, die aus ihrem Arbeitsleben berichten. Ja, da gibt es auch Menschen die schreiben können. Es wird nämlich nur über die Tresenkräfte, Pfleger*innen und Personen im Handwerk geschrieben, aber nicht mit ihnen selbst gesprochen, geschweige denn zugehört.

    Wenn in der TAZ Minderheiten(zu Recht) ihre Kolumne haben. Wie wäre es dann mal damit, wenn auch mal Arbeiter*innen Gastbeiträge schreiben könnten?

    • @Alfonso Albertus:

      Da bin ich mir nicht so sicher. Ich habe viel mit jungen Leuten in ihren 20ern zu tun - durchaus eher alternativ, links, bis extrem links orientiert, aber so eine kleine Nische ist das ja nun auch nicht - und ich beobachte einen enormen Fatalismus - no future - bei dem ganz klar artikuliert wird, dass trotz Studium, Karriere, Festanstellung etc. überhaupt keine Option sind, sondern lieber im Club/Kneipe (natürlich im Club in dem die eigene Peergroup abhängt) oder beim Bühnenbau auf Festivals/Konzerten oder auf dem Bau für Mindestlohn und natürlich in Teilzeit gearbeitet wird. Immer genau so viel, dass es mit Containern und Minimal-Konsum gerade so zum Leben reicht. Ist nicht repräsentativ, das ist mir auch klar, aber ich beobachte das in den letzten Jahren wirklich mit einer auffälligen Häufung - und kann diese Haltung auch gut nachvollziehen. Wär mal interessant, ob das rein anekdotisch ist, oder es wirklich eine Tendenz dazu gibt.

      • @Pitta:

        Diese Leute gab es zu meinen Jugendzeiten aber auch schon, bzw. als ich studiert habe. Oft lagen sie mit ihren Befürchtungen auch nicht ganz falsch, weil sie etwas studiert haben, das ihnen Spaß machen sollte oder "politisch wichtig" war - aber mit desolaten Berufschancen.

  • "Wenn nun aber alle, selbst FDP-PolitikerInnen, Aufstieg durch Bildung gut finden, muss trotzdem irgendjemand die notwendigen Blue-Collar-Jobs machen."



    Die FDP fand das schon immer gut. Warum sollte sie etwas dagegen haben? Ab und zu sollte man seine Vorurteile überprüfen, ob sie noch aktuell sind ;-)

  • Sobald sich "unten" nicht genug Inländer finden, zu niedrigen Löhnen die Arbeit zu machen, wird irgendein Kontintekt als Immigrations-Lücke geöffnet, um "Fachkräfte" (das sind in der Regel eben keine Facharbeiter) anzuwerben.



    Siehe jüngste Entwicklung bei der Security am Flughafen.



    Das verhindert dann zuverlässig ein ausgewogenes Gehalts-Verhältnis.

    In den gehobenen Berufen gibt es diese Konkurrenz nicht, weil Ärzte nicht ins Land gelassen werden, Juristen nun mal nicht das deutsche Rechtssystem kennen.

    • @meerwind7:

      Bei den Ärzten kann ich Sie nur beglückwünschen, dass Sie oder nahestehende Personen lange nicht mehr im Krankenhaus waren. Dort dürften inzwischen weit mehr ausländische (nicht "mit Migrationshintergrund, sondern aus dem Ausland) Ärzte arbeiten als Deutsche. Viele deutsche Ärzte wandern dagegen aus.

  • Das ist etwas kurz gedacht...



    Wieso Akafemiker? Wieso nicht auch alle anderen zb H4ler?



    Brauchen beides nicht in der Produktion... In der Produktion braucht man Menschen die schaffen wollen und nicht jene die sich in ihrer Hängematte oder "Status" ausruhen wollen.

    Und das Problem mit den Akademikern löst sich bald von ganz alleine. Die Masse der Personen entwertet ihren Titel. Bachelor ist doch heut schon oft eher ein Gesellen Brief. Erst ab Master oder höheren Abschlüssen kann man jemanden Akademiker nennen... So meine Meinung. Der Bachelor ist eher eine erfolgreiche "Teilnahmeurkunde".

    Sorry wenn sich daran einer stört, aber das ist eben meine Meinung... Dauert im Normalfall genau so lang wie ne Ausbildung und erreicht hat derjenige nach Abschluss genau so viel wie ein Azubi. Vielleicht sogar noch weniger, weil er keinerlei Erfahrungen hat. Vorallem jetzt wo gefühlt jeder Bafög bekommt und keiner mehr arbeiten muss um zu studieren.

    • @panda:

      Weder Hängematte noch Status. Nur möchte ich für meine Lebenszeit eine angemessene Bezahlung und soziale Sicherheit, Und das Gefühl, den Kunden, Gästen, Patienten usw wirklich etwas bieten zu können und nicht nur Schaden begrenzen.

    • @panda:

      Was die Bewertung von Bachelor betrifft, stimme ich mit Ihnen überein. Meiner Meinung nach haben Leute, die eine Berufsausbildung gemacht haben, mehr Wissen (die gehen ja auch in eine fachspezifische Schule) und zudem praktische Erfahrungen, die einem auch in allen möglichen Lagen im späterem Leben dienlich sind.

    • @panda:

      So wenig gesagt, aber so viele Vorurteile mitgenommen.



      Zunächst mal, wieso sollen alle Akedemiker und H4ler automatisch faul sein? Nur weil man einen Abschluss hat, bekommt man kein Geld hinterher geworfen. Genauso ist man nicht faul, nur weil man grade keine Arbeit findet. Sehr interessante Sichtweise, alle außer die Leute in der Produktion abzustempeln.

      Ausbildung und Studium bringen ganz unterschiedlich Qualifikationen. Beide wertvoll und notwendig, aber deren Wert daran festzumachen, wer dem Unternehmen an Tag 1 nach dem Abschluss mehr bringt, ist etwas... kutzsichtig.

      Und zum BAföG, ich bin in der bundesweiten Studivertretung aktiv. Zurzeit ist die BAföG Förderung auf einem Tiefstand, heißt übersetzt gefühlt KEINER bekommt BAföG, im Vergleich zu früher. Siehe hier oder viele andere Quellen, einfach BAfög Quote oder Anteil Studierende suchen (www.tagesschau.de/...t/bafoeg-149.html). Daher ist auch diese Meinung von Ihnen fakt-frei oder post-faktisch, was zurzeit grade der Modebegriff ist.

      Sie werde ich nicht überzeugen, aber vielleicht andere Leser.

  • Es wäre günstig, eine unverzerrtes Bild des Arbeitsmarktes zu erhalten. Eigentlich würden sich die Stellen ideal verteilen, wo Angebot und Nachfrage zusammenkommen.



    Einige Arbeitsstellen würden dann nicht besetzt werden, sie wären dann aus Sicht der Nachfrager attraktiv bzw. aus Sicht derjenigen die Arbeitskräfte suchen würde ihr ganzes Geschäft nicht mehr funktionieren, wenn der Staat sich nicht beteiligen würde: Es würde schlicht niemand für die unsubventionierten Löhne arbeiten wollen, bei denen das Geschäft noch läuft. Wenn aber dann bei Wegfall der Subvention über Anpassung der Preise nicht auskömmliche Löhne gezahlt werden können, dann ist diese Dienstleistung kein Unternehmen wert.

    Durch die ganzen Subventionierungen von Firmen und Arbeitsstellen, ist aber alles verzerrt. Das führt dazu, das in ziemlichen Sinnlosbranchen wie Transport und zum Teil auch Gastronomie - diese sind aufgeblasen und haben sehr fragwürdige Effekte auch für die Ballungsgebiete - sehr viele Menschen arbeiten, die anderswo fehlen.

    Klar, nehmen wir die Pflege: ich sehe die Schwierigkeit, wenn der Staat sich nicht mehr beteiligt. Dann kann die Versorgung vielleicht wegen mangelnder finanzieller Ausstattung nicht mehr gewährleistet werden, obwohl ein objektiver Pflegebedarf besteht. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: 1) Eine Änderung der sozialen Verhaltens - viel höhere Pflegebeiträge, mehr eigene Rücklagen für die Pflege, vermehrter Wiedereinstieg der Familie oder 2) Pflegedienstleistungen konsequent über den Markt inklusive Einpreisung der Personalkosten und dass die Firmen selbst auskömmliche und attraktive Stellen schaffen müssen. Das könnte dann natürlich ein ganz anderes Niveau haben als bisher. Mindeststandards müssten allerdings nach wie vor gesichert sein.

    Das kann in letzter Konsequenz natürlich bedeuten, dass Pflege durch Arbeitskräfte fast nur mehr für Reiche erschwinglich ist.

    Aber so wie es jetzt ist - geht es ja auch nicht weiter.

  • 1) Wir haben in Deutschland nur wenig Rohstoffe. Unser Rohstoff ist das Know-How. Das ist zumindest eine Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung der letzte 200 Jahre. Unterstützt auch durch viele dezentrale Unis und die dort ausgebildeten Akademiker.



    2) Ein wichtiger Grund für das Fehlen von Facharbeitern ist unser schlechtes Schulsystem. Schlecht dahingehend, dass soziale Schranken nur selten durchbrochen werden können. Motivierte Schüler kommen auch mit Frontalunterricht klar, unmotivierte dagegen nicht. Um denen Freude am Neuen nahezubringen, werden mehr Pädagogen benötigt, und zwar schon im frühen Kindesalter. In den skandinavischen Ländern haben Erzieher im Kindergarten einen Uni-Abschluss, in Deutschland dagegen ist der Lehrberuf noch nicht einmal mit Lehrgeld bezahlt. Die müssen auch noch selber zahlen. Wenn womöglich 10-20% nach 9 Jahren Schule keine ausreichenden Kenntnisse in Rechnen/Schreiben/Lesen haben, dann ist das ein strukturelles Problem.



    3) Das alles wurde durch die Baby-Boomer Jahrgänge verdeckt. Jetzt tritt es zutage.



    4) Auch Fort- und Weiterbildung von Langzeitarbeitslosen ohne qualifizierte Ausbildung wird nur wenig Erfolg haben bei Menschen, die es nicht gelernt haben, sich im Arbeitsalltag eigenverantwortlich zurechtzufinden.



    Fazit) Nicht die grosse Anzahl von Akademikern ist das Problem. Oder andersrum: Ich frage mich, warum wird einer Paketzusteller und nicht eher Klempner, Elektriker oder Tischler?

  • Die Arbeitslosenanzahl unter den Akademikern ist nur halb so groß wie der Bundesdurchschnitt. Da die Arbeitslosenzahlen aber frisiert sind, wie wir alle wissen, ist der Anteil der Arbeitslosen ohne akademischen Abschluß wohl noch größer. Es gilt also nach wie vor, studiere und sei weniger von Arbeitslosigkeit/Armut bedroht.

    Und wenn man sich mal die Anzahl der Arbeitslosen so ansieht, dann kann ich nur zu den Schluss kommen, das das eigentliche Problem, am mangelnden Willen der Wirtschaft liegt, die Menschen zu motivieren bei ihnen zu arbeiten und sie auszubilden und umzuschulen.

    Also wieder mal eine Scheindebatte.

  • Von den goldenen Zeiten im (SHK-) Handwerk habe ich noch nichts mitbekommen. Stattdessen für 12,80 die Stunde (HWK-Tarif) den Körper auf der Baustelle kaputtmachen und nicht mal die Heimfahrt in die Firma gezahlt kriegen - Nein danke!



    Das war bei einer Firma mit eher überdurchschnittlich guten Arbeitsbedingungen bei uns in der Gegend.



    Selbstständig kommt halt leider von selbst und ständig und wird sich dank massiven Fachkräftemangel bei einer Frimengründung nicht so schnell ändern.



    Ich habe jetzt meinen Masterabschluss (statt dem ursprünglich angepeilten Meisterbrief) in der Tasche und bin zufrieden.

    • @10L9K:

      ...statt deS ursprünglich angepeilten MeisterbriefeS...

  • Die massive Zunahme der Studienzahlen in der letzten Dekade in Deutschland ist das Ergebnis eines Umdenkens in der Politik - man wollte deutlich mehr Akademiker haben. Nun ist es eben soweit.

    Also kann auch die Politik wieder dafür sorgen, dass die Ausbildungsberufe attraktiver werden.

    Solange aber die Sozialsysteme so ranzig sind, wie sie sind, und damit auch die zukünftigen Rentenaussichten - warum sollte dann bitte jemand, der studieren und damit möglichst viel Gehalt einfahren kann, einen Ausbildungsberuf wählen, bei dem am Ende des Arbeitslebens die Rente unter Hartz IV liegt?

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Wie wäre es mit dem hier.



      Statt Wehrdienst wird eben eine Ausbildung in die Pflichten der Staatsbürgerschaft aufgenommen.



      Da finden sicher die ein oder anderen ihre Leidenschaft und verwerfen das Studium zum Veterinärtheologen. Stattdessen gibt's dann vielleicht den nächsten Schreinermeister.

      Fänd die Idee nicht schlecht. So muss man sich aus der komfortzone rausbewegen ohne Dienst an Waffe oder so nen Mist. Außerdem lernt man immer was fürs Leben... Selbst wenns die falsche Ausbildung wäre!

      • @panda:

        Ich halte davon gar nichts, erstens: warum sollte ausgerechnet die aktuelle Jugend, die von den älteren Generationen nichts als verbrannte Erde vermacht bekommen, auch nur irgendwas verpflichtend für diesen Staat tun? Ich sehe dafür keine Begründung.

        Zweitens wäre so etwas ziemlich sicher mit Artikel 12 Grundgesetz nicht vereinbar, also verfassungswidrig.

        Drittens bin ich gegen Pflichtdienste egal welcher Art.

        • @Herbert Eisenbeiß:

          Verbrannte Erde? Noch nie war das Lebensniveau in D-Land so hoch wie heute. Also schreiben Sie keinen solchen Unsinn.



          Und den Klimawandel können wir uns alle auf die Fahne schreiben. Der wird aber nicht nächstes Jahr zum Höhepunkt finden, das wird sich schleichend über Jahre hinziehen.

          • @Lars B.:

            Verbrannte Erde ist kein Unsinn, sondern Tatsache. Noch hat sich eine ältere Generation so sehr auf Kosten der jüngeren bereichert in Deutschland, wie aktuell.

            20% aller Kinder in Deutschland leben in Armut. Die Infrastruktur verrotet, und damit meine ich längst nicht nur Straßen. Ich hatte noch das Glück, in den 80ern zur Schule gehen zu können, da war Bildung bei uns noch etwas wert und man leistete sich diese.

            Wenn ich mir anschaue, wie marode heutzutage viele Schulbauten sind - so etwas kannten wir nur aus der DDR und lästerten arrogant über diese, heute gibt es das in Deutschland-West überall, wie überfüllt die Klassen und wieviele Stunden ausfallen, dann gibt es auch da nur ganz klar dafür einen Schuldigen: den Wähler. Und damit nicht die junge Generation, denn die kann ja noch nicht wählen...

            Früher konnte man sich von einem einigermaßen ordentlichen Gehalt noch Familie, Haus, Auto, Familie und Urlaub leisten. Dank Reallohnsenkung seit den 90ern ist auch das Geschichte.

            Und zu allem Überfluss kommt dazu, dass die ältere Generation CO2-mäßig total hemmungslos auf Kosten der Jungen die Sau rausgelassen hat. Die älteren Generationen werden es nicht mehr wirklich erleben, was dies mit dem Planeten veranstalten wird, wir aber schon.

            Also daher - ja. Die Älteren haben übermäßig an Kosten der Jüngeren bereichert, und hinterlassen ihr nur ein Land und Planeten, der ökologisch als auch in anderer Hinsicht im Arsch ist.

  • Als jemand, die, aus einer Nichtakademikerfamilie stammend, ein Blümchenfach-Studium absolviert und danach nahezu nahtlos begonnen hat, den Lebensunterhalt im Baunebengewerbe zu verdienen, muss ich sagen: Ich habe in der TAZ schon seit Langem nichts so was Lustiges gelesen wie so manche Kommentare unter diesem Artikel.



    Fast mein Favorit ist der Akademiker, der den Unterschied zwischen Stundenlohn und Stundenverrechnungssatz nicht verstanden hat und meint, dass Mobbing nur in "niederen Berufen" stattfindet.



    Der absolute Knaller aber ist die These von @ein wenig vernunft, bitte: Dass HandarbeiterInnen wegen ihrer niedrigen Bildung (!) keinen Durchblick haben und sich deshalb "verwählen", weswegen es wichtig ist, zu studieren um die komplexen Zusammenhänge des Weltgeschehens zu erkennen und sich so automatisch für die "richtigen" Parteien zu entscheiden. Aua.



    Schöne Grüße von "ganz unten" (auch von Platon).

    • @Barbara Falk:

      Standesdünkel gibt es leider halt auch in der taz. Das führt dann dazu, dass die in handwerklichen Berufen eben auch einiges über die "Akademiker" zu lachen haben - nur weniger öffentlich, da sie medial kaum wahrgenommen werden.

  • Angebot und Nachfrage

    Je mehr "unten" die Arbeitnehmer(innen) fehlen, desto höher steigen die Gehälter.



    Bald wird es keine Rolle mehr spielen ob der Mindestlohn 12 oder 14€ ist, denn die Arbeitgeber(innen) müssen mehr bezahlen um überhaupt noch Personal zu bekommen.



    Die Bedienung in einer Gaststätte wird bald nicht mehr mit 450€ Kräften oder Mindestlohn zu bekommen sein.



    Und manche Facharbeiter(innen) verdienen heute schon deutlich mehr als Studierte im Büro.



    Der Arbeitskräftemangel hat auch Vorteile - für Arbeitnehmer!

    • @Rudi Hamm:

      Ist doch ein guter Trend. Endlich, siehe mein Post unten, sind die Billiglöhner weg. Wenn jetzt dann auch mal die Qualität besser wird ist allen gedient.

      • @sachmah:

        "Ist doch ein guter Trend. "



        Im Prinzip ja, nur wird so eben auch alles teurer.

        • @Rudi Hamm:

          Das ist richtig, doch war der Lebensstandard unsere Großeltern insgesamt noch deutlich niedriger. Weil für Leistung anständiger gezahlt wurde, was am Ende insgesamt nachhaltiger für eine Gesellschaft war und ist. Man sollte sich schon überlegen müssen, was man sich leisten kann und will anstatt einfach loszukonsumieren. Im Endeffekt ist, so meine Vermutung die man sicher belegen oder widerlegen kann, die Billigheimerei auch Grund dafür, dass das gute alte ALG und die Sozialhilfe durch das minimalistische Hartz ersetzt wurden. Niedriglohnsektor funktioniert erst dann wenn das Leben ohne Arbeit fast unmöglich gemacht wird. In dem Sinne muss man den Aufschrei jetzt einfach mal aushalten. Es wird besser werden.

    • @Rudi Hamm:

      Oder man rationalisiert.



      Ich verstehe nicht, warum Koffer am Flughafen händisch sortiert werden müssen.



      Den Brotverkauf kann ein Roboter übernehmen.

      Dann bekommt man statt Eier-Weck, die Eier weg.🤪

  • Auf die Barrikaden, Bildungsbürgertum!

    • @Dr. Nötigenfalls:

      Gewiss, gewiss. Ist´s doch des Gedankens edle Absicht hier, den Geist zu schützen, zu stärken ihn für neues Leben. Doch wie zur Tat nur schreiten? Zimmerleute braucht es für die Barrikade, Gerüstbauer, meisterliche Schlosser... Die sind mit Aufträgen aber alle ausgebucht und können frühestens in einem halben Jahr damit anfangen. Und die fahrenden Gesellinnen und Gesellen auf der Walz sind alle auch schon anderweitig verdungen.



      Wie soll sich helfen nun das akademischen Prekariat in den befristeten Jobs als Schullehrerinnen und Schullehrer? Als Sprachlehrer in den Kursen für Migranten? Die qualifizierten Leut´die es auch gibt in den "Maßnahmen" für die Erwerbslosen? Zu Hilfe den Buchhändlerinnen und Buchhändlern, deren Geschäft aufgekauft wird von den alles und alle verschingenden Ketten. Doch, ein Teil der akademisch ausgebildeten hat auch Not.

  • ja ja. Das ganze Geschrei kommt nur daher, dass die billigen Osteuropäer nicht mehr in der Masse da sind, bis vor kurzem gab es noch viele Hungerleider die für fast umsonst den Buckel für unseren Wohlstand krumm gemacht haben. Gastronomie nehme ich kaum in Anspruch, das ist mir zu teuer. Handwerker: kommen teilweise wegen der selben Sache fünf mal (kein Witz). Da mangelt es nur deswegen an Personal, weil erstens zuviel gebaut wird (Umwelt geht kaputt dabei…) und zweitens die Qualität seit Wegfall der Meisterpflicht in vielen Berufen so Scheisse ist wie noch nie. Auf dem Altar des Geldes wird die Qualität geopfert und es entsteht Mangel 😂

  • Nun, ich wäre weiland gerne Tischlerin geworden, meine akademischen Eltern wussten das zu verhindern. Aus Sorge, ich könnte in so einem "Männerjob" Anfeindungen oder Diskriminierung ausgesetzt sein, aber v.a., weil sie - als jeweils erste Akademiker ihrer, nach dem Krieg ziemlich ärmlichen Arbeiter-Elternhäuser einfach wahnsinnig stolz darauf waren, sich da raus studiert zu haben und sie der tiefen Überzeugung waren, als Akademiker habe mensch es "geschafft" und hätte quasi die Eintrittskarte für das "gute Leben". Bei ihnen war das noch so. Ich bin heute kreatives Prekariat, aber hey, mit drei Uni-Abschlüssen - aber die Freifahrtkarte für irgendwas ist Uni schon lange nicht mehr. Übrigens, mein ältester Sohn, studierter Politikwissenschaftler, ackert für Mindestlohn im Punkclub hinterm Tresen, hat er sich so ausgesucht, immer nur so viel arbeiten wie er unbedingt zum Leben braucht, studieren hätt' er dafür nicht müssen, der Mittlere reist als Zimmermann auf der Walz durch die Gegend und kann sich vor Arbeitsangeboten kaum retten - und verdient auf die Stunde weit mehr als icke, mit meinen Illustrationen. Also entschieden sich meine jüngeren Kinder für Ausbildung statt Uni, hätt ich da keinerlei Akademikerinnen Dünkel. Aber ich find ja, Eltern sollten ihren Kindern nicht so viel rein quatschen, Handwerk, Pflege oder Service ist halt auch nicht für jeden und jede was - und das mit Verlaub unabhängig vom Bildungsstand der Eltern.

  • "Hilfsjobs sind, wenn der 12-Euro-Mindestlohn bald kommt, finanziell gar nicht mal so unattraktiv. Während man hinten im Backshop Brötchen schmiert, kann man ungestört über das Leben nachdenken."



    Ähem, die Passage geht dann doch an der Lebensrealität vorbei. Mindestlohnarbeitende werden sich wohl nicht ungestört Gedanken über das Leben machen, sondern angesichts Preissteigerungen für Lebensmittel, Strom, Heizung, Warmwasser, bereits hoher Miete ... sich Sorgen um ihre Zukunft machen, hoffen, dass sie und Familienmitglieder gesund bleiben bzw. nicht kränker werden. Diese Romantisierung von Armut kann ich so gar nicht nachvollziehen. Einige TAZ-Redakteur*innen bräuchten wohl mal Fortbildungen zu den Lebensrealitäten der Ärmeren ...

    • @Uranus:

      Natürlich ist die Inflation ein Problem.



      Allerdings kann man sie nicht ausgleichen, denn die Ursache ist doch ein Mangel, hervorgerufen durch Krieg und Corona. Die wiederum durch Ressourcenübernutzung hervorgerufen wurden. Weil nicht mehr genug für alle da ist.

      Man kann die Folgen mildern, aber weniger ist das Motto der Zeit.

      • @WeisNich:

        Was die Nahrung angeht, durchaus - wenn es denn akut notwendig wäre. Es wird dahingehend auch gesagt, dass Spekulation großteils die Preisttreiberei verursacht hat. Wie auch immer, einer Nahrungsmittelverknappung kann mensch durch Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung und Massentierhaltung entgegenwirken. Und zur Energieproblematik lässt sich sagen, dass grundsätzlich gecheckt und verändert werden müsste, was, wieviel produziert werden soll. Definitiv muss die Industrie Energie einsparen. (Ihrer Aussage "weniger ist das Motto der Zeit" stimme ich zu.) Und da gibt es sicher mehr Einsparpotenziale als das Ausschalten von Leuchtreklame (was ja auch schon mal was wäre). Der Zubau von erneuerbarer Energien und Umbau des Netzes ließe sich auch beschleunigen. Genug Geld ist ja dafür da: zuhauf bei den Reichen. Dafür bräuchte es den Willen. Jetzige Regierung sollte aufpassen, dass sie durch Zögern, Verschleppen, Blockieren von notwendigen sozialökologischen Reformen keine so großen sozialen Verwerfungen schafft, dass die Rechte durch die Decke schießen würde ...

    • @Uranus:

      Es scheint, dass in Deutschland die Armut nicht das Hauptproblem ist, das Hauptproblem ist der Flughafenstreik und dass Greti und Pleti alle Zug fahren wollen, sowie die Coronadiktatur und dass die Ukrainer den Einheimischen gleichgestellt werden. Das Problem in Deutschland ist, dass sich selbst Abiturienten und Bafög- Empfänger als arm empfinden. Ich mein so richtig arm, so wie die Ärmsten der Armen und trotzdem brennt das Parlament nicht. Die Montagsspaziergänger, ja die, die bringen das System zum wanken und verbreiten Angst und Schrecken. Scheinbar ist die Lebensrealität der Armen nicht geeignet für eine revolutionäre Situation.

      • @Pepi:

        Ja, frech auch, dass jetzt Alle (außer Porschefahrer Lindner) Zugfahren - auch die, für die es vorher zu teuer war. Und klar Flughafenstreik usw. - Alles frech! Der "grüne Kommunismus", möchte mensch laut auflachen, wenn es denn nicht so traurig ist, und einige so was tatsächlich glauben. Ich wäre da auch nicht so optimistisch, dass die politische Linke von Verwerfungen profiitieren würde. Die Rechte schafft es relativ gut, sich Anhänger*innen zu angeln. Da hilft auch nicht das achjso große große Lehrenziehen aus der Vergangenheit - bei den Recht(saffin)en sowieso nicht. Ein teils vorher nicht rechter Teil demonstrierte Geschichtsvergessenheit (Gruß an Jana(?) aus Kassel) zuletzt im Kontext von Leerdenken allzu deutlich

  • Nü Genössen, der Arbeiter- und Bauernstaat ist vorbei...

  • Natürlich tut es der Gymnasiastin / Studentin aus dem Bildungsbürgerhaushalt mal gut, in den Schul-/Semesterferien auf dem Bau, an der Supermarkt-Kasse oder in einem Handwerksbetrieb zu arbeiten. Meine Eltern haben mir nur unter dieser Voraussetzung das Studium teilweise finanziert.



    Aber ansosnten finde ich den Artikel ziemlich daneben - er wirkt auf mich, wie wenn sich jemand mal seinen Hass auf die Kinder gutbetuchter Eltern von der Seele schreiben wollte.



    By the way: die beiden Chefs von mir, die am schnellsten denken konnten, haben beide nie eine Uni besucht, sondern eine Berufslehre gemacht!

  • "... heute ist man in Berlin-Dahlem ratlos, weil der Lieblingsitaliener einen weiteren Ruhetag eingeschoben hat – Personalmangel! – und die Putzfrau gegangen ist, weil sie nicht mehr „schwarz“ arbeiten möchte."



    "Zum Glück" gibt es ja noch genügend Menschen, die sich ausbeuten lassen "dürfen" - nicht zuletzt weil sie ohne miesen Job noch schlechter dastehen würden. Gerne werden Leute ohne sicheren Aufenthaltsstatus oder aus dem EU-Ausland genommen. Die dürfen dann bspw. Luxus-Malls bauen, Essen ausliefern und werden womöglich noch um Teile ihres Lohnes geprellt. Aber ja, obiges Zitat klingt natürlich dramatisch. Vielleicht sollte eine Telefonseelsorge für Reiche eingerichtet werden, die jetzt ohne Putzkraft dastehen. Schlimmsten Fall müssten VHS-Kurse angeboten werden, um die armen Reichen zu empowern, selbst zu putzen. Anonyme Selbsthilfegruppen könnten auch der psychischen Belastung und Abwertung entgegenwirken: "Hilfe, ich bin wohlhabend und mir ist meine Putzkraft abhanden gekommen!"

  • taz: "... es fehlen Loader – das sind die meist unsichtbaren Flughafenmitarbeiter, die die 20 oder 30 Kilo schweren Koffer in den Flugzeugbauch wuchten und später wieder aus ihm herausholen."

    Es fehlen also Arbeitskräfte für schlecht bezahlte Hilfsarbeiterjobs. Hatte man dafür nicht einmal die Jobcenter flächendeckend über Deutschland ausgebreitet, damit die mit § 10 SGB II Arbeitslose in solche "Jobs" zwingen können?

    Und weshalb Krankenschwestern und Pfleger fehlen, sollte eigentlich bekannt sein. Die beiden Zauberworte, um Pflegekräfte aus dem Zylinder zu ziehen, heißen bessere 'Arbeitsbedingungen' und höhere 'Löhne'. Das geht aber natürlich nicht, denn dann könnten ja die smarten BWL-Typen, die schon sämtliche Krankenhäuser und ähnliche Einrichtungen mit dem "spitzen Bleistift" leiten, nicht mehr mit dem dicken Portemonnaie in der Gesäßtasche herumlaufen. "Mit der Privatisierung des Gesundheitswesens stieg der wirtschaftliche Druck auch in kommunalgeführten Krankenhäusern." [NDR - Mai 2021]. "Die jungen Leute werden nach der Einarbeitung auf Station inzwischen völlig verheizt", heißt es dort. Und in den anderen Handwerksberufen sieht es doch nicht besser aus, denn auch dort sind die Arbeitsbedingungen und Löhne miserabel.

    Wer hat eigentlich die hohen CO2-Werte und den Klimawandel zu verantworten? Ach ja, das waren ja die Wirtschaftsmanager mit ihrem 'Wirtschaftswachstumswahn'; die allerdings immer noch nicht zur Kasse gebeten werden, da ja der naive Bürger die Rechnung für sie übernimmt und jetzt sogar der Akademiker 'gefälligst mal zum Wohl der Reichen mit anpacken soll'. Der Akademiker soll also am Flughafen als Loader arbeiten, damit die Fluggesellschaften weiterhin CO2 erzeugen können. Hatte man in der Anfangszeit von Corona nicht gesagt, dass man dieses unsoziale Wirtschaftssystem mal überdenken sollte? Aber das klimaschädliche Monopolyspiel soll weitergehen, schließlich hat man ja auch mit 9 Milliarden Euro Steuergeldern die Lufthansa "gerettet".

    • @Ricky-13:

      "Der Akademiker soll also am Flughafen als Loader arbeiten, damit die Fluggesellschaften weiterhin CO2 erzeugen können." - Eigentlich hätte ich ja 'Akademikerkind' anstatt Akademiker schreiben sollen. Da aber auch schon viele Akademiker arbeitslos sind und die Jobcenter mit § 10 SGB II sogar aus einem arbeitslosen Ingenieur frech einen Hilfsarbeiter machen, stimmt das dann wieder.

      Was ist eigentlich mit den jungen Arbeitslosen, die wir in Deutschland haben? "Neben der schlechten Wirtschaftslage gilt als eine der Ursachen für die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland unter anderem das Bildungssystem, das Jugendliche nicht ausreichend auf das Arbeitsleben vorbereite", heißt es seit Jahren. Dass dann unser Schulsystem in den letzten zwei Jahrzehnten total versagt hätte, das wird aber merkwürdigerweise nicht angesprochen.

      Mal so am Rande. Wenn Millionen junge Menschen alles ungebildete Hohlköpfe wären, dann passt das doch nicht mit dem zusammen, dass fast alle jungen Leute ein Studium anstreben, also Abitur oder mindestens Fachabitur besitzen müssen - oder? Was ist denn jetzt die Wahrheit? Sind nun alle jungen Leute faul und ungebildet oder Abiturienten auf dem Weg zum Akademiker?

      "Insgesamt haben in Deutschland gut 30 Prozent der Menschen zwischen 25- und 64 Jahren ein Studium abgeschlossen. Damit gibt es weniger Akademiker als in anderen vergleichbaren Ländern. Im OECD-Schnitt haben 37 Prozent der Bevölkerung studiert." [SZ - Süddeutsche Zeitung, 2019]

  • Die Begriffe „oben“ und „unten“ sind der Zeit nicht mehr angemessen, Ideologie von vorgestern, ebenso wie die klischeehaften Bilder.



    Es gibt Fachkräfte mit unterschiedlichen Ausbildungswegen, je nach Neigung des einzelnen Menschen. Das ist das Rückgrat unserer Gesellschaft.

    • @alterego:

      Meiner Wahrnehmung nach ist eher die 'nivellierte Mittelstandsgesellschaft' von vorgestern. Der Gini-Koeffizient wächst und wächst seit Jahren, Vermögensaufbau wird selbst für Gutverdienende zunehmend zum aussichtslosen Unterfangen während die aussichtsreichste Methode es materiell zu etwas zu bringen das Erben bleibt und gleichzeitig ein neues Dienstleistungsprekariat in der Gig-Economy wächst. Nein, die Gesellschaft mit pluralen, aber egalitären Ausbildungswegen sehe ich da eher nicht.



      www.sueddeutsche.d...wie-1913-1.3791665

    • @alterego:

      Wo stehen dann Niedriglohnarbeiter*innen, HartzIV-Bezoeher*innen, Grundsicherungsbezieher*innen ... und wo Manager*innen, Vorstände, Multimillionär*innen ...?



      Wie sind Aufstiegschancen und wieviele bleiben in der Sozialen Schicht/haben das Einkommen ihrer Elternteile?

  • Mir hat mal ein Vater gesagt: "Mein Sohn darf bei dem Projekt nicht mitmachen.



    Der nimmt keinen Schraubenzieher in die Hand!



    Der wird Jurist wie ich.



    Nicht dass sie dem noch irgendwelche Flöhe ins Ohr setzen!"

  • Ich bin fassungslos. Dieser Artikel ist gänzlich realitätsfremd und sinnfrei.



    Ich habe eine Berufsausbildung als Kaufmann gemacht und wohne in Süddeutschland. Ich habe 10 Jahre Berufserfahrung und wurde letztes Jahr leider arbeitslos. Ich hatte in der letzten Firma zum ersten Mal in meinem Berufsleben 3000€ Bruttoeinkommen im Monat und versuche seit mittlerweile 9 Monaten eine neue Beschäftigung zu finden. Mir werden für Stellen als operativer Einkäufer, Disponent oder Fakturist mittlerweile durchgehend 2100€ im Monat geboten, was wahrlich nicht für den Reiz einer Berufsausbildung spricht.



    Wenn Sie schon eine Berufsausbildung in den heutigen Zeiten empfehlen wollen, dann gerne so:



    Abhängig vom Wohnort kann die Arbeitssuche einem Marathon gleichen, es ist wahrlich viel Ausdauer erfordert. Auf die meisten Bewerbungen wird nicht reagiert, Vorstellungsgespräche bieten endloses Eskalationspotential, wenn gar der GdB angezweifelt wird weil man ja "normal" aussieht, und als Arbeitskraft mit Durchsetzungsvermögen, verhandlungssicherem Englisch, maximaler Stressresistenz, großem Engagement und umfassenden Kenntnissen in XY kann man satte 2100€ Brutto verdienen. Die 635€ Kaltmiete in einer süddeutschen Großstadt kann man sich damit locker leisten, für den Urlaub reicht es am Ende aber nicht mehr. Aber Hey, immerhin ist der Arbeitsvertrag befristet! So hat man durchgehend andere Sorgen.

    • @Harald Spanier:

      Sie haben den Grund entdeckt, warum jedes Jahr ca. 130000 gut ausgebildete Deutsche im Ausland ihr Glück suchen. Leider ist das so...

      • @Herbert Eisenbeiß:

        Glück suchen - und finden !

        Viele gehen erst mal "kurz" ins Ausland ("hab hier ja eh keinen Job...") und stellen dann fest: Geil! Und bleiben dann dort.

        • @Bolzkopf:

          Ja, jedem er es schafft sei es gegönnt. Im Grunde ist der Mangel gerade nur ein Ergebnis des Kapitalismus: damit dieser funktionieren kann, müssen einfach gewisse Dienstleistungen billig sein.

          Darunter zählt z.B. Reinigungskräfte, Straßenunterhalt, einfache Dienstleistungen usw. Und dann ist letzten Endes auch der Arbeitsmarkt eben genau das: ein Markt. Die Arbeiter werden versuchen, sich nicht unter Wert zu verkaufen.

          Es gibt also daher in einem Land wie Deutschland mit hohen Lebenshaltungskosten bei den niedrigen Löhnen in den Bereichen für viele einfach keine Motivation, in diesen Bereichen arbeiten zu wollen, weil es mehr ein Arbeiten um zu Überleben als anderes wäre.

          Also muss man billige und willige Arbeitskräfte von dort importieren, wo die Leute mit dem Mickergehalt noch einen sozialen Aufstieg erreichen können. In der EU stammen diese Leute aus Rumänien und Bulgarien, genau deswegen hat man sie in die EU aufgenommen. In Rumänien, Bulgarien und Polen wiederum stammen die Billigkräfte dann aus der Ukraine.

          Und so dreht sich das immer munter weiter. Man sieht es ja auch an China: nicht grundlos fabrizieren viele Textilfirmen inzwischen in Vietnam, ganz einfach weil es dort billiger als in China ist.

  • Bin ich der einzige der nicht besonders viel Wertschätzung am Studium festmacht?

    Wenn ich mir das Spektrum an sozialwissenschaftlichen Studiengängen ansehe würde ich mindestens der Hälfte weniger Wertschätzung entgegen bringen als manch einer Ausbildung.

    • @Questor:

      Das Problem ist ganz einfach dieses: wir brauchen nicht so viele Akademiker, wie wir aktuell jedes Jahr ausbilden.

      Und manche Studienfächer sind ohnehin eher der längste Taxischein der Welt, wie Germanistik oder Sozialpädagogie.

  • Seitenweise Kommentare - da hat aber einer die bürgerliche taz-Blase mächtig angepiekst.

    • @Tiene Wiecherts:

      Oder aber der Autor hat tatsächlich mächtig danebengelangt.



      Wie hat mir mal ein Chef gesagt: "Wenns aussieht wie ein Pferd, wiehert wie ein Pferd und riecht wie ein Pferd, dann ist es meistens auch ein Pferd - und nicht ein mutiertes Dromedar"

  • Warum soziale Mobilität nach „unten“? Ein selbständiger Handwerker kann ein Akademikergehalt locker verdoppeln…man muss halt Buckeln dafür.

  • Millionen von Arbeitslosen aber ein mangel an Arbeitskräften,wie geht das?

    Ich behaupte mal , weil es sich nicht für sie Lohnt.



    Harzt 4 Empfänger werden ncht mehr Sanktioniert bekommen sogar Nebenkosten erstattet ,wäre ja Doof dafür Arbeiten.

    Nur der Arme Renter muss noch Arbeiten, weil er es muss da nichts geschenk bekommt.

    • @ulf hansen:

      "Ich behaupte mal , weil es sich nicht für sie Lohnt."



      Wozu sich auch anstrengen und nach Fakten suchen wenn es auch mit Behauptungen und Ressentiments geht? Andernfalls müsste man ja schließlich seine Vorurteile revidieren wenn man feststllen würde, dass wir es gegenwärtig größtenteils mit struktureller Arbeitslosigkeit zu tun haben und bei den davon Betroffenen oft gleich mehrere 'Vermittlungshemmnisse' wie mangelnde Qualifikation, gesundheitliche Beeinträchtigungen, Betreuungsverpflichtungen von Angehörigen oder Kindern, mangelnde Mobilität, hohes Alter, ... vorliegen.



      www.bpb.de/themen/...de-content-title-4



      statistik.arbeitsa...ublicationFile&v=4

    • @ulf hansen:

      Wenn man, wie in Bayyern eine Arbeitslosenquote von knapp über drei Prozent hat, befindet man sich auf dem Niveau der natürlichen Arbeitslosigkeit. Die natürliche Arbeitslosigkeit ergibt sich z.T. aus der Zeit, die man zwischen zwei Anstellungen herumhängt. Alle drei Jahre den Job gewechselt nd dazwischen einen Monat Pause? = 1% Arbeitslosigkeit. Zieht man für den neuen Job um, werden aus einem Monat rasch zwei bis drei.

    • @ulf hansen:

      Von den Millionen Arbeitslosen wird ein Gutteil schwarz arbeiten und uns betrügen. Am Betrug beteiligt ist das Bürgertum. Putzfrauen und Gärtner wären sonst zu teuer.



      Die, die wirklich auf Hartz4 angewiesen sind haben mein Mitgefühl.

      • @WeisNich:

        "Von den Millionen Arbeitslosen wird ein Gutteil schwarz arbeiten und uns betrügen."

        Richtig, denn das steht ja so auch immer in den Mainstreammedien, dass Arbeitslose alles "Betrüger" sind und sich frech an der Gesellschaft "bereichern". Nun ja, das wird ja seit Einführung der "Hartz"-Reform in diesem Land erzählt. So kann man die einfache Bevölkerung auch geschickt aufeinander hetzen, damit sie nicht über die wirklichen Verursacher der sozialen Ungerechtigkeiten nachdenken. Der Lohnempfänger wird gegen den Niedriglohnempfänger aufgehetzt und der Niedriglohnempfänger gegen den Hartz IV Empfänger. Derweil bereichern sich die Mächtigen weiterhin am kleinen Bürger, denn der darf mit seinen Steuergeldern die nicht existenzsichernden Löhne aufstocken, die Arbeitgebern den ca. 10 Millionen Niedriglohnempfängern "bezahlen". Dass in Deutschland 'jährlich' Steuern im Umfang von 125 Milliarden Euro von Wirtschaftskriminellen hinterzogen werden, wie aus einer Untersuchung der University of London im Auftrag der sozialdemokratischen S&D-Fraktion im EU-Parlament hervorgeht, davon möchte der kleine Bürger ja auch nichts wissen.

        Und das Kleinrechnen des Hartz IV Regelsatz (demnächst ja Bürgergeld, damit sich das etwas mehr nach einem echten demokratischen Sozialstaat (Art. 20 GG) anhört, obwohl der arbeitslose Bürger wohl immer noch sanktioniert werden darf) hat etwas mit dem Freibetrag für die Einkommenssteuerzahler zu tun, denn wenn man die Hartz IV Sätze nicht anhebt, wird natürlich auch der Freibetrag nicht angehoben und so "spart" der Staat etwa 25 Milliarden Euro im Jahr an seine Bürger. Prof. Dr. Sell (Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften) sagt: "Das scheint der zentrale Grund zu sein, warum die Politik eine Anhebung der Hartz IV Sätze scheut wie der Teufel das Weihwasser".

        Aber lasst uns lieber weiterhin nach unten treten und nach oben buckeln, anstatt über die wahren Betrüger in diesem Land nachzudenken.

        • @Ricky-13:

          Ich hatte doch wohl eindeutig zwischen den Bedürftigen und dem Rest unterschieden.



          Auch habe ich die Schuld am Sozialbetrug auf Oben und "Unten" verteilt.



          Wobei die Oben den größeren Reibach dabei machen und nicht daran interessiert sind, dass das aufhört.

          Und ja, manchmal ist man gezwungen zur Schwarzarbeit zu greifen, weil die keinen Handwerker auf Rechnung hinter dem Ofen hervorgelockt bekommen.

    • @ulf hansen:

      Das liegt daran, dass man nicht einfach jeden Arbeitslosen an jeden Arbeitsplatz setzen kann.

      Mit der passenden Ausbildung findet man innerhalb kürzester Zeit Arbeit

      • @Questor:

        @questor was ist denn die "passende Ausbildung", mit man "innerhalb kürzester Zeit Arbeit" findet? Ich mach die sofort. Allerdings nur, wenn ich von der Arbeit meine Miete zahlen, meine Heizkostenrechnung begleichen und mir eine neue Winterjacke kaufen kann, die ich dringend brauche.

  • Echt jetzt? Hier wird der sozialistische Klassenkampf auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Was kann ein Kind dazu , dass es in einer akademischen Familie aufwächst? Warum nur die diese Abtiurgruppe? Warum schreibt man nicht Abiturientinnen im allgemeinen, nein es müssen die mit akademischen Eltern sein! Sonst kann man einen Klassenkampf ja nicht herbei reden. Der Artikel ist reine Zeitverschwendung ! Wenn Ihr wollt, das Kinder in nicht akademische Berufe gehen , dann macht die attraktiver ! Denn wer glaubt das Eltern Ihren volljährigen Kinder etwas vorschreiben können ist genauso naiv wie der Autor

    • @Thomas Zwarkat:

      Ach doch, das gibt's noch.



      Schatzi - Einzelkind - hat erst BWL studiert, der Mama zuliebe, dann Ingenieur, dem Papa zuliebe.



      (Ergebnis: Garstige Kollegen (einige wenige, nicht alle, aber trotzdem), wegen Neides ... Studienabschlüsse, auch wenn sie für den Beruf gar nicht so viel zu tun haben, sind halt immer noch Statussymbole.)

  • Seltsamer Artikel. Viele Menschen machen heute Abi, weil ihnen das die meisten Wahlmöglichkeiten offenlässt.

    Weiter gibt es Handwerkszweige, da würde ich mir heutzutage dreimal überlegen, ob ich das riskiere, weil eine kleinen Firma kaum eine Chance gegen große Konzerne hätte - Bäckerei, Lebensmittel, Bioladen, Klamotten, kleine PC-Bude, Buchhandel kann man vergessen. Von den kreativeren Berufen ganz zu schweigen, von einem Fotografinnenlohn im ersten Lehrjahr lässt sich keine Wohnung bezahlen.

    Mechatroniker beim Autoteilehersteller im Schichtbetrieb? Ja, wenn man nach 10 Jahren Herzrhythmusstörungen in Kauf nimmt. Dachdecker geht gut, ist aber auch nicht für jede. Estrichleger können richtig abräumen, vor allem, wenn sie am Wochenende nochmal schwarz ausrücken. Orthopädische Schuhmacherin - kommt auf den Chef an, ob das gut läuft. Schreinerin geht gut, Installateur und Metzger kann auch als kleiner Laden gut klappen, wobei die letzten beiden Berufe muss man schon mögen. Und viele, die sich für einen Beruf interessieren, wollen oder können nicht gleich auch ein Geschäft führen.

    Dann zu den ganzen brotlosen Studiengängen - mit Geschichte, Romanistik oder Philosophie können Sie evtl bei einer Anwaltspraxis als Schreibkraft anfangen oder nach Umschulung im Online-Marketing eines Energieversorgers.

    Ich vermute, der hohe Anteil an Menschen, die studieren, ist eher der Versuch, sich breitbandig möglichst weit aus der Gefahrenzone zu katapultieren. Oftmals geht es gar nicht mehr um den konkreten Beruf, denn die Politik der letzten Jahrzehnte hat viele Berufe so prekär gemacht, dass die Vermeidung davon ein zentrales Auswahlkriterium geworden ist. Und schließlich können Menschen mit Studium oder wenigstens Abitur auf einem höheren Level der Bezahlung in Behörden einsteigen. Selbst diese Berufe sind trotz unglaublich schlechter Organisation und dummen, veränderungsresistenten Strukturen in Zeiten weit verbreiteter prekärer Arbeit wieder interessant.

  • Als Akedemiker im öffentlichen Dienst habe ich alle Bildungsstufen mit Bestnoten abgeschlossen, aber kann von einer Stunde Arbeit heute bei weitem keinen Handwerker für eine Stunde bezahlen- weil meine Studienfächer mir offenbar keinen Marktwert verschaffen.



    Wenn es für mich eine Umschulung gäbe, würde ich mich als Fliesenleger oder Schlosser selbständig machen. Im öffentlichen Dienst hält mich jedenfalls nur die Tatsache, daß ich anderswo kaum Chancen habe.

    • @Sebastian1341:

      " kann von einer Stunde Arbeit heute bei weitem keinen Handwerker für eine Stunde bezahlen- weil meine Studienfächer mir offenbar keinen Marktwert verschaffen."

      Ziemlich dummes Argument.



      Der angesprochene Handwerker muß auch 2-3 Stunden arbeiten, um sich eine Stunde eines Kollegen leisten zu können.



      Dabei ist der Unterschied zwischen Netto und Brutto bei besagtem Handwerker deutlich größer als bei Ihnen als Beamter. Erstaunlicherweise weisen in diesem Bereich auch die bestausgebildeten Beamten erstaunliche Wissenslücken auf.

    • @Sebastian1341:

      Wer in den ÖD und nicht die freie Wirtschaft geht, der hat sich eben trotz Bestnoden dafür bewusst entschieden?

      Und - wo ist nun das Problem daran?

    • @Sebastian1341:

      "aber kann von einer Stunde Arbeit heute bei weitem keinen Handwerker für eine Stunde bezahlen"

      Das ist doch völlig klar. Sie bezahlen ja nicht nur den Lohn des Handwerkers, sondern auch die von ihm genutzen Geräte, die Leute, die im Büro arbeiten und nicht zu letzt die Steuern, die der Handwerker abführen muss (nicht zu letzt um Ihr Gehalt zu bezahlen).

    • @Sebastian1341:

      Wenn sie der Boss im Handwerk sind ist das gut, wenn nicht nimmt ihr Chef 50€ die Stunde für ihre Arbeit, zahlt ihnen 18€ aus und schreit sie an, wieso sie so lange gebraucht haben.

  • "Bürgerkinder bleiben ihrer Klasse treu"

    Das ist doch beruhigend. Bildung scheint irrelevant zu sein. Nur die Herkunft zählt!

    Dann bleibt ja auch die überzählige Zahl der Arbeiterkiddies ihrer Klasse treu und alles ist klassenschubladenmäßig alles dufte wie immer.

  • Ich würde mal sagen,dass Krankenpfleger_innen, Heizungsinstallateur_innen sowie LKW- Fahrer_innen eine gewisse Sportlichkeit und Fitness voraussetzt. Im Alter ab ca. 40 ist dann eine gewisse Fettleibigkeit bei allen Berufsgruppen anzutreffen. Ich kenne mehr dicke Polizisten als Krankenpfleger_innen und von denen kenne ich eine ganze Menge. Gemeinsam ist ihnen aber eine gewisse Gelassenheit im Alter, also mehr Verbindendes als Trennendes.

    • @Pepi:

      War für @Katholischer Atheist bestimmt.

  • Selten so eine dummen bzw. besser: bildungsfeindlichen Artikel in der taz gelesen ... Studium an einer Uni ist mehr als Erwerb einer Berufsqualifikation, viel mehr ... pars pro toto: behaupte hier mal frech und verkürzt, dass der Umgang mit wissenschaftlichen Daten/Aussagen, nichtzuletzt auch der Umgang mit Daten & Statistik entscheidend ist, sich in unserer Welt zurechtzufinden (siehe Corona und die Millionen von Menschen, die weniger als die Hälfte der Diskussionen verstanden haben) ... last not least sind höhere Bildungsabschlüsse mit einer höheren Lebenserwartung assoziiert (!) ... warum soll ich mich freiwillig für ein kürzeres Leben mit weniger Spielräumen und Autonomie entscheiden?! Würde ich nicht einsehen wollen! Solange Sie Statistik, Mathematik, Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie, Logik, etc. etc, nicht studiert und kapiert haben ... kann man Ihnen alles erzählen/verkaufen und Ihnen ein X für ein Y vormachen. Gerade die Krisen wie Corona und last not least Klimawandel, haben doch gezeigt, dass die Zielerreichung (auch) daran scheitert, dass das Gros der Bevölkerung schlicht zu wenig kapiert (manche wollen auch nix kapieren, das ist ein anderes Problem, ein psychologisches).



    Aber auch politische (!) Bildung erfahren Sie nicht als Hilfskoch, Handwerker oder Industriearbeiter ... schon mal darüber nachgedacht, warum in Städten (mit einem höheren Akademikeranteil) anders gewählt wird als in den ländlichen Gegenden?



    Nee, nee ... Sie romantisieren das Leben des weniger gut ausgebildeten Teils der Bevölkerung, klingt fast ein wenig zynisch Ihre Schreibe ... überdenken Sie Ihren Beitrag bitte nochmal. Und werden Sie bitte nie Bildungsminister!

    • @Ein wenig Vernunft, bitte!:

      "Aber auch politische (!) Bildung erfahren Sie nicht als Hilfskoch, Handwerker oder Industriearbeiter .."

      Weil man sie ihnen vorenthält? Politische Bildung habe ich in der Schule erfahren, nicht im Studium. Das geht an der Berufsschule prinzipiell genauso wie am Gymnasium. Bzw. auch der Abiturient kann eine Ausbildung im Handwerk machen.

      Das ist doch der Dünkel, Menschen in nichtakademischen Berufen bräuchten keine Bildung.

      Und: Der Germanist oder der Jurist wird im Studium keine der von Ihnen genannten Kompetenzen im Umgang mit Daten und Statistik erwerben. Ich kenne einige Handwerker, die mehr von Mathematik verstehen als viele Akademiker.

    • @Ein wenig Vernunft, bitte!:

      "Und werden Sie bitte nie Bildungsminister!"



      Hat wohl auch mit Akademikern besetzt die letzten Jahre nicht so geklappt - mal als Fazit aus dem von Dir Angemahnten.



      Was also tun, wenn Du in der Kneipe weiterhin bedient werden willst oder der Klempner den Rohrbruch reparieren soll? 4000 € Gehalt; Vor Ausbildung ein Abitur mit mindestens Abschluss 3- evtl. Studium; 3 Monate Kur im Jahr, damit max. Lebenszeit erreicht wird?



      Und werde bitte nicht Bildungsminister - und auch nicht sonstiger!

    • @Ein wenig Vernunft, bitte!:

      Ich, als Nichtakademiker, habe selbstverständlich nicht Statistik, Mathematik, Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie, und schon gar nicht Logik studiert und trotzdem die Corona- und Klimawandelproblematil kapiert. Denn ich verfüge über logisches Denkvermögen.



      Und über meine politische Bildung mache ich mir schon seit meiner Jugend keine Sorgen. Die hat zumindest dafür gesorgt, dass ich die Arroganz der Bildungsbourgasie richtig erkenne und einordne.

      • @AusBerlin:

        Dann Gratulation ... will Ihnen weder Ihr logisches Denkvermögen noch Ihre politische Bildung in Abrede stellen ... vermutlich stellen Sie dann eher eine Ausnahme dar. Es ist nicht Ausdruck von Arroganz, sondern eine nüchterne Feststellung: Wer Cum-Ex-Geschäfte nicht durchschaut, wer "Kipp-Punkte" nicht versteht und wer die Mathematik bzw. Epidemiologie nicht kapiert ... der bewegt sich in dieser Welt, aber hat sie nicht verstanden. Dieser Tatbestand ist unabhängig von dem subjektiven Gefühl (siehe Corona-Leugner-Szene, da wähnen sich Hinz & Kunz auch "schlauer" als Drosten & Co) ... Aber insbes. bzgl. politischer Bildung stimme ich Ihnen zu (hierbei handelt es sich auch nicht um einer "Wissenschaft" i.e.S.): Ein Studium ist ganz sicher nicht Voraussetzung, eine profunde politische Meinung zu bilden ... und anders herum: Es gibt auch Akademiker in der AfD ... dennoch müssen Sie sich fragen, warum - zumindest mehrheitlich - Menschen mit geringerer Bildung eher "konservativ" (oder gar reaktionär) wählen, und AkademikerInnen tendenziell eher liberal. Dass sich - siehe USA - dann Subkulturen bilden, die sich von "liberalen Eliten" wie an der Ostküste nicht mehr repräsentiert sehen, hat seine eigenen Gründe, spricht aber nicht gegen meine Thesen.



        BILDUNG ist Voraussetzung für Demokratie, je mehr, desto besser ...

        • @Ein wenig Vernunft, bitte!:

          "dennoch müssen Sie sich fragen, warum - zumindest mehrheitlich - Menschen mit geringerer Bildung eher "konservativ" (oder gar reaktionär) wählen, und AkademikerInnen tendenziell eher liberal."



          Ganz einfach: Hat was mit existenzieller Sicherheit/ Wohlstand zu tun. Soll heißen, die Chancen am Arbeitsmarkt bestimmen, ob ich mich eher in ein autoritäres, schlecht bezahltes Arbeitsverhältnis begeben muss oder eben ein relativ selbstbestimmtes Arbeitsumfeld habe. In bspw. niederen Dienstleistungen ist Leistungsdruck plus schlechte Bezahlung dem liberalen Weltbild absolut nicht zuträglich. Du informierst dich sicher regelmäßig tagespolitisch. Ich kenne eine Reinigungskraft, die hat neben ihren 2 Kindern einfach dazu keine mentale Kraft mehr. Ich denke deshalb keinen Moment herablassend über sie.

        • @Ein wenig Vernunft, bitte!:

          Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

          Die Moderation

      • @AusBerlin:

        Mit Harry Rowohlt in memoriam gesprochen “Eins rauf - mit Mappe!“

        unterm—— btw servíce—



        Zen & die Kunst ein Motorrad zu warten



        Motorcyling über die Prärien:Sozius: “Ist es nicht Quatsch daß die Indianerkinder in den Quaquauquas (~ indianische Volksschule) was über heilige Quellen & Berge lernen?!“ -



        Vater (Robert M. Pirsig;) “Naja. Schau - die Quantenmechanik verstehen auf der Welt auch nur zwei Hände voll Menschen. Der Rest glaubt das!“



        &



        Nischt for unjut - wa!;)

        unterm—- Kultbuch der 70er —



        de.wikipedia.org/w...Motorrad_zu_warten



        & Däh! both 🏍



        encrypted-tbn0.gst...cwsmPPz7g&usqp=CAU



        (später auch wieder in Silikon Valley gelandet - eine andere Geschichte!;)(

      • @AusBerlin:

        Diese Arroganz, die Sie sehen, trägt auch zur Spaltung und Entsolidarisierung bei. Es gibt in den USA eine Studie, welche die Überheblichkeit und der kulturelle Führungsanspruch der mehr gebildeten Küstenregionen gegenüber den "fly-over-states" als einen Grund für den damaligen Wahlsieg Trumps genannt hat.

    • @Ein wenig Vernunft, bitte!:

      anschließe mich.



      & mal aus dem Skat -



      Ein Kollege - dank Ehefrau Augenärztin mit Porsche unterwegs - beschwerte sich - wir würden als Richter zu wenig verdienen. Vor allem - wenn man bedenke - wann erst wir zu verdienen begönnen - anders als ein Arbeiter.



      “Ach. Sie wären also lieber Elektriker geworden - weil es grad keine andere Lehrstelle gab - oder ab 14 untertage oder am Band - statt Emilia Galotti oder Thomas Mann zu lesen¿!“

    • 8G
      8378 (Profil gelöscht)
      @Ein wenig Vernunft, bitte!:

      Lustig, ich hab nur den ersten Halbsatz von Ihrem Kommentar gelesen und das wollte ich auch schreiben.

    • @Ein wenig Vernunft, bitte!:

      Ein wenig Standesdünkel, oder? Die Deppenquote ist unabhängig vom Bildungsgrad - mein Fazit nach mehr als fünf Jahrzehnten.

      • @Lieblich:

        Null Standesdünkel. Und natürlich gibt es auch unter AkademikerInnen eine relativ hohe Deppenquote (im Corona-Rahmen siehe KBV-Chef-Gassen), das will ich nicht bezweifeln, im Gegenteil. Bsp. aus dem Gesundheitsbereich: Gerade LehrerInnen und Menschen aus der Mittelschicht lassen sich Zuckermoleküle als Medizin verkaufen (das wird dann Homöopathie genannt). Und dennoch, meine Kernaussage ist letztlich, dass eine akademisches Studium zumindest die Möglichkeit eröffnet, wissenschaftliches Denken zu erlernen und sich neue Räume der Kultur zu erschließen (dass nicht jeder Akademiker / nicht jede Akademikerin davon Gebrauch macht, unabhängig vom Fachbereich, ist mir völlig klar). Daher: Kein Standesdünkel - aber die Erkenntnis, dass BILDUNG das beste und verlässlichste Ticket für "sozialen Aufstieg" und mehr Lebensqualität ... wer das verneint, verleugnet die Realität. D.h. nicht, dass Sie nicht auch ohne Studium viel Geld verdienen können (gibt es bekanntlich zig Beispiele) ... aber Geld keine ausreichende Bedingung für ein differenziertes Denken ...

        • @Ein wenig Vernunft, bitte!:

          "Kein Standesdünkel - aber die Erkenntnis, dass BILDUNG das beste und verlässlichste Ticket für "sozialen Aufstieg" und mehr Lebensqualität ... "

          Für mich ist das eine Herabwürdigung der Bildung. Und das nach allem was sie davor darüber geschrieben haben, dass Bildung für jeden wichtig ist.

      • @Lieblich:

        Ach Jung. Dachte mir - daß so ein drop & return ♦️ einfach kommt.



        Es geht um einen Mehrwert.



        Mein Sidekick Mailtütenfrisch - mit keinem Buch im Haus gestartet - zitiert hück locker jöhten Schäks sein 🍺 usw



        Großes Bruderherz - Schulabbrecher - mit zwei Lehrberufen - Bundestrainer - Bootswerftlegende.

        kurz - Aus welchem Stand sollte ich denn mal einen Dünkeln?



        Ihr Lebensbefund anders gewendet - ist doch geradezu erfreulich. Manchmal aber schadet es halt nich “Läuse &! Flöhe“ zu haben. Gelle.



        Wennse mal versuchen wollen - zu verstehen - was nicht nur ich - hier meine. - 🙀🥳 -



        Dank im Voraus & scheunen Sündach

  • ein gelernter glaser ...

    in selbstständigkeit, verdient solider als ein akademikus.

    doch kaum wer, der das den kids erklärt.

    mama und papa träumen von einer akademischen karriereleiter, die sie selbst nicht erklommen haben.

  • Es wird viel zu hierarchisch gedacht!

    Die Begabungen unterschiedlich, aber wir kennen doch meist nur das Oben und das Unten.



    Der Akademiker ist meistens "oben", der Handwerker doch oft "unten". Auch wird immer noch in Lebensabschnitten gedacht. Dabei fließt alles.







    Es gibt Leute die lieben es Nachts zu arbeiten, Menschen die nichts davon halten als Rentner von der Berufswelt abgeschnitten zu sein. Der Urlaub, der Ort des Arbeitens, die Zeit, alles reglementiert. Und zu guter Letzt die Bildung! Dabei fließt doch alles und das immer schneller -.

    Weder findet die Wirtschaft, und am aller wenigsten die Politik, einen Weg dem Rechnung zu tragen.



    Zur Flexibilität gehört aber auch die Fähigkeit sich dieser Flexibilität stellen zu können. Da wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen , so wie das Homeoffice. Warum tut man sich so schwer damit?

    Wer sagt denn das nach der Schule und einem Job in einem Handwerk daneben nicht auch die Bildung weiter laufen kann, das Bildung im Alter aufhören muss, incl Förderung?



    Wir wissen doch wie erfolgreich der Zweite Bildungsweg ist, aber auch wie stressig , was ja nicht sein muss.

    Der Mensch verändert sich im Laufe des Lebens, wird viel älter als früher und bleibt doch leistungsfähig. Was nützt der Gesellschaft der Hochleistende, der mit vierzig Jahren ins Gras beißt weil ausgebrannt? Das wäre ja dann eine lausige Bilanz.



    Dieser Veränderung des Lebens, nach dem viele Akademiker, anfangs akademisch erfolgreich, im Laufe des Lebens doch erhebliche Knicke verzeichnen, vice versa im Positiven jener Nichtakademiker, so tragen manche ihre Akademischen Grade wie Adelstitel vor sich her.

    Nur trägt dem weder unsere Bildung noch Wirtschaftssystem Rechnung. Alles wird eingeteilt und aufgeteilt wie immer. Das aber reicht schon lange nicht mehr, will man die Gesellschaft leistungsfähiger gestalten.



    Dazu gehört eben die Sichtweise auf den Menschen direkt, was er will und welche Fähigkeiten entwickelt werden müssen.



    Viel zu tun für Nahles.

    • @Thomas Rausch:

      Das Akademiker "oben" zu verorten sind, ist der letzte Strohhalm der Taxifahrer und Angestellten um die 50 mit Doktor, die immer noch depressi in befristeten Arbeitsverträgen rum hängen.

    • @Thomas Rausch:

      "Der Akademiker ist meistens "oben", der Handwerker doch oft "unten"."

      Außer wenn beim "Akademiker" was kaputt geht, dann ist der Handwerker oben.

      • @WeisNich:

        Das kommt darauf an, ob es sich um das Wasserrohr oder die Wohnzimmerlampe handelt.

  • Was ist mit den Studienabbrechern? Landen die alle bei den Grünen oder der SPD?

    • @Rolf B.:

      Dieses vorherrschende Bild von Rechtspopulisten (oder sollte ich Linkspopulisten sagen?) entspricht nicht der Realität.



      Man kann nicht in die Politik gehen ohne Durchhaltevermögen.

  • Gibt hier genug Leute, die glauben, dass man von 3000 brutto nicht leben kann.

  • 12€ mindestlohn reicht halt nicht .. es müssen mindestens 30€… aber sonst grossartig!!!

  • Liebe Autoren,

    "Akademiker in die Produktion" geht nicht, weil dort ist doch schon die ehemalige Stasi. Alternativ auch im Tagebau. ;-)

  • Klingt so etwas nach Arbeiter-und Bauernstaat-Vision. Keine gute Idee!



    Studieren sollten die, die die Intelligenz dazu haben. Dazu bräuchte man endlich wieder ein niveauvolleres Abitur und ordentliche Bildung in Real- und Hauptschule.

  • Hi, dieser Artikel ist wirklich schrecklich. Was hat denn eine Ausbildung mit sozialer Mobilität nach unten zu tun? So ein kompletter Unsinn! Der Autor hat nicht die geringste Ahnung wie komplex handwerkliche Ausbildungen sein können, und wie geistig fordernd ein solcher Beruf sein kann. Ja es ist richtig, dass viele Leute besser nicht zur Uni gingen sondern einen *ordentlichen* Beruf ergreifen sollten. Aber doch bitte nicht obwohl sie dafür sozial absteigen müssen, sondern, weil es glücklich und zufrieden macht, weil man wirklich etwas für andere tut, weil man tatsächlich zu Mehrwert dieser Welt beträgt. Der Autor hat der Sache mit diesem Artikel echt einen Bärendienst erwiesen.

  • Ja da ist was dran. An "American Beauty" denke ich auch manchmal, wenn ich die "Mitarbeiter Gesucht"-Aushänge an den Supermärkten sehe. Vielleicht macht ein solcher Job ja mehr Spaß als die ewige Werkelei am Computer? Ich hab's noch nicht probiert, weil ich mich von wegen des sozialen Images einfach nicht traue.

    • @MikeyBln:

      Kleiner Tipp: Halten Sie sich den Schreibtischsessel warm. Nach etwa einem hlaben Jhar ist der Reiz des Neuen verflogen und Sie wünschen sich den Computer zurück.

  • Polizistinnen in einem Satz mit Krankenpfleger, Heizungsinstallateurinnen oder Lkw-Fahrer zu nennen ist schon mutig.

    Polizisten sind im Grunde zwar auch Fachkräfte aber erfordern Sportlichkeit, der deutschen Sprache sehr mächtig zu sein es ist kein normaler Ausbildungsberuf.

  • RS
    Ria Sauter

    Geschätzter Autor, bitte bewerben Sie sich umgehend zu einer dieser freien Stellen.



    Schreiben Sie Ihre positiven Erfahrungenn und anschliessend folgen Ihnen die 2, 4 Millionen Arbeitslosen auf Ihrem Weg.



    Einer muss den Anfang machen!

  • Ob Polemik wohl helfen wird das Problem zu lösen?



    "Auch dynastisches Denken ist noch immer kraftvoll: „Dein Großvater war auch schon Jurist“ ist ein Satz, der schon an manchen gediegenen Esszimmertischen gesagt worden sein dürfte;"



    Wie repräsentativ das hier beschriebene großbürgerliche Klischee für heutige Akademiker*innen tatsächlich ist dürfte klarer werden wenn man sich mal vor Augen führt, dass die Akademiker*innenquote in den 50ern noch bei rund 5% lag, inzwischen aber bei 56%. Die Vorstellung, dass Akademiker*in zu sein noch irgendwie mit dem Nimbus von Elite und Oberschicht verknüpfte sei ist ein Ressentiment aus längst vergangener Zeit, aber keine Beschreibung der realen Zustände.



    Und wozu sollte man sich auch mit Fragen der makroökonomischen Vernunft der Forderung Hochqualifizierte in Backshops zu stellen, damit sie dort und nicht etwa in wissenschaftlichen Publikationen "ungestört über das Leben nachdenken" können aufhalten, wenn man doch auch ganz einfach in die Kerbe des Anti-Intellektualismus hauen kann? Und macht es wirklich Sinn händeringend gesuchten MINT-Absolvent*innen, Ingenieur*inenn und IT-Expert*innen zur Karriere am Burger-Grill zu raten, statt sie einen Roboter konstruieren zu lassen der dann das Wenden der Patties übernehmen kann?



    "sich in angeblich prestigeträchtigen, eigentlich prekären Jobs an der Uni oder im Kunstbetrieb zu zermürben"



    Das Problem ist also nicht, dass die Jobs in Forschung, Lehre und Kulturbetrieb prekär und dürftig bezahlt sind, sondern, dass Wissenschaft und Kultur eh nur "angeblich prestigeträchtigen" Quatsch darstellen und wir eigentlich mehr Promovierte brauchen die im Akkord am Band schaffen und noch mehr Menschen eigentlich gar nicht erst die Chance auf ein Studium erhalten sollten um "soziale Mobilität nach unten" durchzusetzen? Na dann sind Rezesseion und Wirtschaftskrise ja genau das Richtige.

    • @Ingo Bernable:

      Ich glaube nicht, dass hier Ingenieure und Naturwissenschaftler gemeint sind. Von denen gibts nämlich auch viel zu wenige.

      • @Fabian Wetzel:

        Ach wirklich? Aber wer dann? Ärzt*innen, Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen? Oder sind Kultur-, Geschichts- und Geisteswissenschaften, Soziologie und Philosophie ein überflüssiger Luxus den wir uns als Gesellschaft eigentlich nicht leisten wollen? Oder sollten wir weniger Jurist*innen ausbilden damit die die daraus folgende Verknappung einen Rechtsbeistand für Normalverdiener noch viel unbezahlbarer macht als es ohnehin schon der Fall ist?



        Also, wer sind die überflüssigen Akademiker*innen denen die soziale Mobilität nach unten zu verordnen wäre?

  • Wenn da mal nicht die Klasse, das Milieu überschätzt wird. Akademiker sind sehr heterogen, zumal viele von denen, die heute Akademiker sind, selber aus Arbeiterhaushalten stammen. Und da man sich dem Usprungsmilieu nicht entziehen kann.... stehen die dem heute noch nahe.



    Wenn zuviele studieren, wo bleiben die dann, wenn es keine Jobs gibt? Die allermeisten studieren zwar, sind ja schöne 5+ Jahre, nehmen dann aber Jobs in Wirtschaft an, zugegeben, meist white-collar jobs.



    Und wenn man schon die Verdienstmöglichkeiten in anderen Jobs so heraushebt, wie verträgt es sich dann mit dem Vorurteil, das Akad-Kinder nur deshalb studieren, weil sie bald eine Eigentumswohnung erwarten? Oder führt das Studium doch zu erheblich mehr Einkommen? Aber we gsagt, das wird nur auf wenige als "Klasse" zutreffen.

    In einem hat der Autor aber uneingeschränkt recht: nicht alle der 75% Studierenden aus Akademikerhaushalten haben auch das Talent dazu.

  • Einen Absatz hätte ich mir dazu gewünscht, wieso der Autor, nach seinem Politik-/Medienstudium, als Autor arbeitet, und sich nicht von cholerischen Küchenchefs anbrüllen lässt oder mit ständig wechselnden Schichtplänen bei 40 Grad auf dem Vorfeld eines Flughafens seinen Rücken ruiniert. Es geht doch schließlich nichts über persönliche Erfahrungsberichte.

    • @AusBerlin:

      Danke, war auch mein Gedanke dabei.

      Warum wollen die Akademikerkinder wohl nicht in den autoritären Scheissjobs arbeiten, aus denen sich ihre Vorfahren rausstudiert haben?

      Einfach die Jobs besser bezahlen und die Arbeitsbedingungen verbessern.



      Das ist halt Kapitalismus. Wenn man keine Arbeitskräfte unter den Bedingungen für den Job findet, dann braucht es den Job nicht oder man muss halt mehr bieten.

      Die Nachfrage bestimmt das Angebot, nicht umgekehrt.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Dieser taz-Autor ist ja echt mal links ;-) - wenn's die Anderen richten sollen. Bei der taz- aufhören und bei mir im Garten arbeiten.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Mit diesem - aus anderer Leutz Leder ist gut Riemen schneiden - is der Autor inne taz nicht allein. Newahr.

      Nö. Normal nicht. Hatte ich doch unlängst Anlaß - Herrn Gernot Knörer zu fragen:“UND! WARUM SIND SIE NICHT BEIE SCHMIER ODER BEIM BUND?“



      “Genug gefremdelt mit Polizei und Militär



      : Linke, an die Waffen!



      Es ist ein strategischer Fehler, dass so wenige Linke zur Polizei oder zum Militär gehen. Damit geben sie ein Machtmittel aus der Hand.“



      taz.de/Genug-gefre...Militaer/!5741414/

      kurz - “Natalije un nu komms du!“

  • Am Autor scheint vorbei gegangen zu sein, dass die hauptsächlichen Gastrokräfte Studierende sind.



    Aber ein paar Vorurteile genüsslich ausbreiten macht eben mehr Spaß.....

  • Die soziale Durchlässigkeit wird es solange nicht geben, wie Jobs nach Status entlohnt werden und nicht nach Nutzen für das Gemeinwohl.



    Dazu kommt das Problem mit dem Lebenslauf - wer sich einmal qualifikationsmäßig nach unten bewegt hat, findet danach keinen Job mehr mit höherwertigem Profil.

  • "Macht mal!" ist ja immer leicht gesagt und wohlfeil. Ich bin ein Akademikerkind ohne Studienabschluss, jetzt 46 und kann nach langjähriger Erfahrung in zahllosen Jobs meinen Kindern vor allem einen Rat geben: Mach es bitte nicht so wie ich. Studiere! Und bitte kein Laberfach. Ausbildung auch fein. Aber bitte was Gesuchtes, gut Bezahltes. Sinnstiftendes! Der Kommentator weiß nicht wie es ist in seinen Kreisen immer der einzige Nichtakademiker zu sein. Bildet Euch, wenn Ihr könnt! Soviel Ihr könnt!

    • @Reisehank:

      Danke für deinen Erfahrungsbericht.

  • Viele Akademikerkinder arbeiten fünf Jahre in der Gastro und bessern ihr Stipendium auf.



    Oder arbeiten im Handel.

  • Die Konsequenzen des Fachkräftemangels werden vielfach Automatisierung, Steuerung durch KI, Verlagerung ins Ausland oder rückläufiger Service sein. Da die Grundidee von Märkten mit dem bekannten Rechtsrahmen und der bekannten Finanzstruktur kein Wunschkonzert einer Partei oder eines Teilnehmers ist, wird es eine Anpassung geben. Für alle Einsteiger:innen ein 'Studium generale', das war mir schon früher plausibel erschienen. Mehr Praxisbezug sollte auch Lehrer:innen und Jurist:innen sicherer in ihrer Berufswahl machen. Bei dem Problem der Koffer, die sich stapeln, denke ich über viele Flugmeilen und den ökologischen Fußabdruck eher nach, als über fehlende Utensilien in sog. Urlaubsparadiesen. Als Ferienjob nachts Pakete stapeln bei der Post, das war ehedem ein lukrativer und annehmbarer Job, körperlich manchmal grenzwertig, da manche 'Altgediente' unsichtbar werden konnten.

  • Der Text stammt offensichtlich von Jemand, der selbst nicht aus der Arbeiterschicht stammt.



    Wieso sollte man einen Job annehmen, für den man 3.000 Euro bekommt, wenn man auch einen Job meistern kann für 6.000 Euro oder 9.000 Euro? Das Argument mit weniger Freizeit und einem ruhigeren Berufsalltag zieht nicht. Es gibt genug gut bezahlte Stellen für Akademiker, bei denen neben dem Gehalt auch die Work-Life-Balance stimmt. Viele Manager arbeiten freiwillig mehr, weil sie meinen, das müsste man in der Position. Muss man aber nicht. Und: was nutzten zwei Stunden mehr Freizeit am Tag, wenn der Körper von der Maloche schmerzt, in der kleinen Wohnung die Decke auf den Kopf fällt und das Geld für´s Kino oder Restaurant fehlt? Nix. Einzige Lösung wären höhere Löhne. Viele begehrte Handwerker können mittlerweile Stundensätze wie Juristen oder Unternehmensberater aufrufen. Die richtigen miesen Drecksjobs werden miese Drecksjobs bleiben. Da sind nicht Akademiker(innen) die Lösung sondern die fortschreitende Automatisierung.

  • Die Menschen die der Gastronomie den Rücken zuwenden haben ihre Gründe. Die Bezahlung ist einer. Dazu unattraktive Arbeitszeiten.

  • Die Gründe für den fehlenden freiwilligen Abstieg bringt der Text doch selbst: Wer will sich schon von cholerischen Küchenchefs anbrüllen lassen? Wer will sich von Kunden, die von der Billig-Manie des Unternehmens genervt sind, anpöbeln lassen? Wer hat Spaß daran, bei der Arbeit im Sekundentakt durch die Aufgaben getrieben zu werden, statt (bei gleicher Gesamtleistung) seinen eigenen Arbeitsrhythmus zu finden?

    Übrigens sind Studierende seit jeher eine dankbare Zielgruppe für genau solche Anlernjobs. Von der System-Gastronomie übers Fließband bis zum Lager hält man es ohne wirtschaftliche Not ohnehin nicht länger als ein paar Jahre aus. Also: Studienbedingungen wieder etwas lockern, damit in die Extrasemester ein paar Billig-Jobs passen und alle Seiten gewinnen.

  • Naja, ist das ernst gemeint? Von meinen diversen Erfahrungen bei Ferienjobs während des Studiums habe ich da sehr viel sehr problematische Einstellungen und Verhaltensweisen erlebt. Rassismus, Sexismus, Homophobie, Studentenhass und konsequente nicht-Einhaltung und sogar Aushebelung von Arbeitsschutzmaßnahmen. Und der Großteil davon wurde nicht von oben vorgegeben oder vorgelebt. Es ging um die lustvolle Unterordnung von anderen.

  • Solche Tipps kenne ich ehrlich gesagt nur aus stockkonservativen Kreisen. Vielleicht kann der Autor mit gutem Beispiel voran gehen.

    Besser wärs Bildungsangebote breiter aufzustellen und ggf. die Arbeitsagenturen nicht nur Spielzeugweiterbildungen anbieten zu lassen. Wenn man Home-Office breiter anbieten würde, dann könnten Leute auch mehr zu Hause kochen und aus essen, wenn es sich wirklich lohnt.

    • @hey87654676:

      Restaurants werden wir trotzdem immer brauchen und wer soll die Jobs machen, wenn alle hochqualifiziert sind?

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @hey87654676:

      Naja, "XYZ in die Produktion" ist keine Kampfparole stockkonservativer Kreise.

      Die Forderung ist allerdings total unrealistisch: Wegen des eklatanten Fachkräftemangels stellen "wir" (IT-Dienstleister) gerade jede:n ein, das nicht bei drei auf den Bäumen ist. Sieht in allen Branchen gerade so aus. Gastronomie machen daher nur die, die unbedingt wollen (Glückwunsch) oder müssen. Das sind aber gerade nicht so viele.

    • @hey87654676:

      Soso, konservativ? Was ist denn bitte aus dem einstmals klassisch-linken Arbeiterklasse-Stolz geworden? Gibt’s wohl nur noch bei der MLPD um sich an die Werktätigen heranzuwanzen…

      Unabhängig davon: Es geht nicht darum noch mehr Leute in irgendwelche mehr oder weniger notwendigen Homeoffice-Jobs zu bekommen…nein, es geht darum für praktische Dienstleistung- und Handwerksberufe überhaupt noch genug Arbeitskräfte zu finden! Das ist ja auch durch Aufwertung dieser Jobs möglich, also eine bessere Bezahlung und vor allem auch flexiblere Teilzeitstellen!

      • @Saile:

        Die klassisch linke Arbeiterklasse gab es in der BRD nie, in der DDR nur zwangsweise, wer konnte ist ausgestiegen.

      • @Saile:

        Wer kann die Garantie geben, dass nach der Ausbildung auch ein sicherer Job kommt? Es haben zu viele erlebt, dass der ursprünglich gutbezahlte Kranfahrer durch ungelernte Kräfte ersetzt wurde.

        Das ist dann der soziale Abstieg, denn nach dem Rauswurf und der Neueinstellung zum halben Gehalt lässt sich der vorherige Lebensstandard nicht mehr halten, und dann besteht die Gefahr, dass schnell immer mehr auseinanderbricht.