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Mehr Härte gegenüber ArbeitslosenEs wird ungemütlich

Das Gesetz zur neuen Grundsicherung soll nächste Woche ins Bundeskabinett. Wer auch nur ein Jobangebot ablehnt, kann schnell ohne Geld dastehen.

Putzen im Laden – hoffentlich nicht, weil es das Amt verlangt Foto: Elmar Gubisch/imago
Tobias Schulze

Aus Berlin

Tobias Schulze

Der Ärger ums Bürgergeld sichert das Einkommen von Arne Böthling. Der Rechtsanwalt aus Braunschweig arbeitet ausschließlich für Mandanten, die Probleme mit den Jobcentern haben. Von morgens bis abends gehen ihre Fälle über seinen Schreibtisch. Er hat vermutlich einen guten Überblick über den Personenkreis, für den die Bundesregierung strengere Regeln plant.

„Nicht jeder Bürgergeld-Empfänger ist ein armes Schwein“, sagt Böthling. „Es gibt Leute, die haben bewusst keinen Bock zu arbeiten. Da ist es im Prinzip nicht falsch, die Sanktionen zu verschärfen.“ Einerseits. Andererseits komme es „immer sehr auf den Einzelfall an“ – und ein härteres Gesetz könne auch die Falschen treffen.

Böthling erinnert sich noch gut an früher, bevor das Bundesverfassungsgericht gegen massive Hartz-IV-Sanktionen urteilte und die Ampel die Regeln lockerte. Damals musste er regelmäßig für Mandanten vor Gericht ziehen, die ein Jobangebot abgelehnt hatten und zur Strafe weniger Leistungen bekamen. Einmal vertrat er eine Alleinerziehende, von der das Jobcenter verlangt habe, um 8 Uhr morgens zur Arbeit in Gifhorn anzutreten – 25 Kilometer von Braunschweig entfernt. In anderen Fällen sei es um gesundheitliche Probleme gegangen, oder um Arbeitsstätten, die ohne Auto nicht zu erreichen waren. „Unzumutbar war selten die Arbeit an sich. Die äußeren Umstände waren es manchmal aber schon“, sagt Böthling.

Ab wann eine Arbeit zumutbar ist, ist nur grob definiert

Bald könnte der Anwalt wieder mehr solcher Fälle bekommen. Der „Herbst der Reformen“, den Bundeskanzler Merz angekündigt hatte, endet zwar mit überschaubaren Ergebnissen. Zumindest soll am nächsten Mittwoch aber noch das Gesetz zur neuen Grundsicherung, die das Bürgergeld ersetzen wird, das Kabinett passieren.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Zumindest ein letzter Kontaktversuch

Der Gesetzesentwurf sieht an mehreren Stellen wieder mehr Härte vor. Das Verfassungsgericht ließ der Politik in seinem Sanktionsurteil 2019 ein wenig Spielraum. Den will Schwarz-Rot jetzt komplett ausnutzen, einige Pläne könnten ihn sogar sprengen.

Das Gericht sah Leistungsminderungen im Prinzip nur bis zu einer Höhe von 30 Prozent als verfassungskonform an, beim Regelsatz von aktuell 563 Euro entspricht das knapp 170 Euro. Laut dem Bürgergeld-Gesetz der Ampel dürfen die Jobcenter selbst diesen Betrag nur bei wiederholten Regelverstößen ausschöpfen. Künftig soll es schon bei der ersten Sanktion bis an die Grenze gehen.

In bestimmten Fällen könnten sogar mehr Kürzungen möglich werden: Wer mehrere Jobcenter-Termine hintereinander versäumt, soll gar nichts mehr bekommen, am Ende nicht mal mehr die Wohnkosten. Nach Auffassung der Regierung ist das – Urteil hin oder her – verfassungskonform machbar. In der öffentlichen Debatte hat dieser Punkt bisher die größte Aufmerksamkeit bekommen. Auch, weil der entsprechende Paragraf zuletzt den Kabinettsbeschluss über das Gesetz verzögert hat.

Laut Handelsblatt haben Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) ihr Veto gegen einen Satz eingefügt, der Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) wichtig war: Zum Schutz kranker Menschen, die Behördentermine gar nicht wahrnehmen können, soll das Jobcenter vor der Komplettsanktion einen letzten Kontaktversuch unternehmen.

Es kann direkt existentiell werden

Weniger Aufmerksamkeit gibt es bislang für eine andere Verschärfung: Wer auch nur ein einziges Stellenangebot ablehnt, das das Jobcenter als zumutbar einstuft, soll für mindestens einen Monat den gesamten Regelsatz verlieren.

Schon die Ampel war einen Schritt in diese Richtung gegangen. Sie hatte an dieser Stelle nur ein Jahr nach ihrer Bürgergeld-Reform die entschärften Sanktionsregeln wieder verschärft. Wer wiederholt Jobs ablehnt, riskiert seitdem als „Totalverweigerer“ eine 100-Prozent-Sanktion. Die Bedingungen dafür sind im Gesetz bislang aber so strikt formuliert, dass die Jobcenter die Möglichkeit so gut wie nie anwenden. Jetzt soll sie praxistauglicher werden.

Ab wann eine Arbeit als zumutbar gilt, ist dabei im Gesetz nur grob definiert. Konkrete Kriterien und Beispiele gibt es in einer Weisung der Bundesagentur für Arbeit an die Jobcenter, die aber jederzeit verändert werden kann. Demnach darf ein Alkoholiker nicht zur Arbeit als Barkeeper gedrängt werden und eine Konzertpianistin nicht zu einem Job, der ihre Fingerfertigkeit gefährdet. Generell gelten aber Jobs unterhalb der eigenen Qualifikation als zumutbar, ebenso tägliche Pendelzeiten von zweieinhalb Stunden oder Gehälter, die ein Drittel unter Tarif liegen.

Bisher können Betroffene ein Stück weit abwägen, wie sie mit entsprechenden Stellenangeboten umgehen. Einen Arbeitsvertrag auszuschlagen, bringt ihnen zumindest beim ersten Mal nur eine Leistungsminderung um einmalig 56 Euro ein. In Zukunft kann es direkt existenziell werden. Die Begründung der Regierung im Gesetzesentwurf: Die Verschärfung stärke die „Akzeptanz des Sozialstaats“. Hilfe der Allgemeinheit dürfe nur beanspruchen, wer wirklich bedürftig ist.

„Stärkere Arbeitsanreize“

Von einigen Arbeitgeberverbänden aus Branchen, in denen das Personal knapp ist und zum Teil Niedriglöhne gezahlt werden, gibt es Zuspruch zum Plan der Regierung – wenn auch keine Begeisterung. „Fehlanreize im Bürgergeld“ seien ein Grund dafür, dass Stellen für Hilfskräfte im Gastgewerbe unbesetzt bleiben, sagt Sandra Warden vom Branchenverband Dehoga. Es sei richtig, wenn Sanktionen „stärker spürbar und leichter durchsetzbar werden“. Es brauche aber auch „stärkere Arbeitsanreize bei den Hinzuverdienstregeln“. Ähnlich antworten auf Anfrage Vertreter aus den Branchen der Gebäudereinigung und der Callcenter.

Noch deutlicher stellt der Bundesverband Paket- und Expresslogistik auf Anreize ab. Ob die neuen Sanktionsregeln tatsächlich messbare Effekte auf die Personalgewinnung haben werden, müsse man abwarten, heißt es von dort auffallend distanziert. Entscheidender bleibe so oder so, dass Arbeitnehmer „nicht aufgrund von Druck“ in die Branche kommen, sondern weil sie dort „Perspektiven und Anerkennung“ fänden.

Ein Argument, das in ähnlicher Form auch aus einer anderen Ecke kommt: von der demokratischen Opposition im Bundestag. „Es ist nachvollziehbar, Jobangebote abzulehnen, die nicht zur eigenen Qualifikation passen“, sagt Timon Dzienus, in der Grünen-Fraktion für das Thema zuständig. „Niemandem ist geholfen, wenn Menschen irgendeinen Job annehmen und nach wenigen Wochen wieder auf der Matte des Jobcenters stehen. Es muss um langfristige Integration in den Arbeitsmarkt gehen, statt Angstmacherei.“ Wissenschaftliche Studien legen tatsächliche nahe: Ein höherer Sanktionsdruck bringt mehr Menschen in Arbeit. Ein zu hoher Sanktionsdruck bringt sie aber vermehrt in schlechte Arbeit und ist entsprechend weniger nachhaltig.

Und dann gibt es noch ein Argument, das der Paritätische Gesamtverband in einer Stellungnahme zu den Gesetzesberatungen anführt. Demzufolge wirkt sich die Verschärfung nicht nur auf Bürgergeld-Empfänger aus, sondern indirekt auch auf andere Arbeitnehmer. „Sanktionen machen Arbeitslose machtlos gegenüber prekären Arbeitsangeboten und führen damit insgesamt zu schlechteren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt“, schreibt der Sozialverband. Man kann also, ganz wie die Regierung, mit dem Interesse der Allgemeinheit argumentieren – aber zu einem ganz anderen Schluss kommen als sie.

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90 Kommentare

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  • Ich hab eine bombensichere Idee für alle in Zukunft Jobs in den Branchen nicht zu bekommen, die hier aufgezählt werden, falls sie genötigt werden; Tretet in eine Gewerkschaft ein, sagt beim Vorstellungsgespräch, dass ihr aktiv seid. Fragt nach einem Betriebsrat und wenn es wahrscheinlich keinen gibt, dass ihr euch darauf freut an einer Gründung mitzuwirken. Die Absage ist euch sicher. Und falls es widererwartend eine Zusage gibt: Dann ist der Weg frei Lohn und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Dann muss man eben nur zum Bewerbungsgespräch fahren. Oder man schreibt es eben gleich ins Anschreiben.

  • Wer die Möglichkeit hat und gesundheitlich arbeiten kann, soll das auch tun, auch wenn es etwas anstrengend wird. Zunächst ist jeder für seinen Unterhalt selbst verantwortlich und nicht die Gesellschaft, nur weil er keinen Bock hat. Natürlich ist derjenige zu unterstützen, der nicht selbst für seinen Unterhalt sorgen kann.

  • Was mich wundert bei dieser ganzen Diskussion, hier wird nur verglichen zwischen den oberen Zehntausend und denen, die davon betroffen wären.



    Ich als Arbeitnehmer, seit 39 Jahren ununterbrochen in Lohn und Brot, finanziere das Sozialsystem durch Abgabenlast und Steuern mit. Wenn ich mich alleine schon in meinem Umfeld umschaue, sind die meisten von denen, die Bürgergeld beziehen weder krank noch anderweitig verhindert einer Arbeit nachzugehen, sondern schlicht und einfach nur faul. In der sozialen Hängematte lebt es sich doch ganz gut. Deshalb bin ich für Sanktionen, man sollte aber Unterschiede machen z.Bsp. bei Alleinerziehenden Müttern und Vätern, ebenso bei Menschen, die krankheitsbedingt nicht mehr können. Für all jene, die gesund sind und der deutschen Sprache mächtig sind sollte es auf jeden Fall härtere Sanktionen geben. Wir schreien doch immer nach Fachkräftemangel und allgemeinen Mangel an Arbeitskräften! Dabei sollte es eine Pflicht zur Arbeit geben.



    Ich bin Baujahr 1971 und verstehe die Faulheit und das Desinteresse an Arbeit nicht, mittlerweile sind die Löhne etwas attraktiver gestaltet und in vielen Branchen gibt es einen Willkommensbonus. Wo ist das Problem???

  • In den letzten Legislaturen war eigentlich immer wieder nur festzustellen, dass es gegen Arbeitende und ehemals Arbeitende ging (Rentner).

    Jetzt hat man Bürgergeldempfänger auf dem Schirm. Leider wieder typisch deutsch: von einem Extrem ins andere!

    Grundsätzlich finde ich es allerdings richtig, Menschen zu sanktionieren, die sich einfach entschlossen haben, auf die Knochen Dritter leben zu wollen.

    Und man soll mir nicht erzählen, die gäbe es nicht oder kaum. Sie sitzen mir immer und immer wieder gegenüber und haben nur ein Interesse: abgelehnt zu werden, um weiter Stütze beziehen zu können. Das ist einfach nur faul und schmutzig.



    Und nein: ich vergebe keine prekären Mindestlohnjobs, sondern ab 15€ aufwärts für Ungelernte, gelernt weit darüber, alles tariflich abgesichert. Keine miesen oder gefährlichen Arbeitsbedingungen.

    Allerdings müsste bei solchen Verschärfungen eines gewährleistet sein: ein schnelles, effizientes Justizsystem, das Betroffene, die unverschuldet in Notlage sind (nicht in der Lage, zu arbeiten, Pflegeverpflichtungen im Familienumfeld, ungeklärte Kinderbetreuung, etc.), vor behördlicher Willkür und unbilligen Härten schützt.

  • Es gibt wohl doch so Einige, die lieber andere für sich arbeiten lassen, als sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Ich meine hier nicht die Arbeitgeber, die zumindest in meinem Umfeld ebenfalls arbeiten und dazu noch finanzielle Risiken übernehmen.

    Natürlich gibt es Arbeitsplätze und Tätigkeiten, die einem nicht gefallen. Statt zu jammern, sollte dies ein Anreiz sein, sich eine besser geeignte Beschäftigung zu suchen.

    Arbeitsagenturen sollten dies klarer Kommunizieren. "Die Ihnen angebotene Arbeit ist doch nur vorrübergehend, bis Sie selbst eine für Sie passendere Tätigkeit gefunden haben."

    Natürlich kann es vorkommen, daß jemand so VORRÜBERGEHEND eine Tätigkeit ausüben muß, für die er überqualifiziert ist. Selbstverständlich kann die Arbeitsagentur Niemanden auf eine Stelle vermitteln, für die er unterqualifiziert ist.

    Die Erfolgschancen auf einen passenderen Arbeitsplatz sind höher, wenn man in Eigeninitiative aus einer bestehenden Tätigkeit in eine Bessere herauswechselt, als wenn man von der Arbeitsagentur "untergebracht" werden soll.

    Man kann sogar plausible Wechselgründe nennen. Im genannten Fall, z.B., daß der neue Arbeitsplatz 25km näher wäre.

  • Seit der Einführung von Hartz4 ist viel in die eine oder andere Richtung justiert worden. Das ganze begleitet von einer Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen.



    Leider muß man feststellen, daß die Pläne für die sog. Grundsicherung (GruSi) die gewonnenen Erfahrungen nicht wirklich einbeziehen, sondern (teilweise) schlicht ignorieren.



    Offenbar sind hier irgendwelche obsessiven Ideologien im Spiel, das ganze auf unter Null..also noch unempathischer und entwürdigender als H4 in seiner Anfangszeit zurück drehen wollen.







    Und wofür das ganze.? Laut letzten Schätzungen können damit etwa 96 Mio € eingespart werden. Dafür nimmt man in Kauf, daß sich Millionen von Leistungsempfängern bedroht fühlen werden..und weitere zig Millionen Arbeitnehmer*innen ebenfalls. Tausende Menschen werden in die Obdachlosigkeit gedrängt..und Firmen bekommen Arbeitskräfte ohne jede Motivation.







    Das ganze Ansinnen wird weder die Wirtschaft stärken, noch die Gesellschaft in irgendeiner Weise besser machen. Im Gegenteil: die mögliche Beschließung dieses Vorhabens, wird die Gesellschaft weiter verängstigen..und ein Festtag nur für Spießer und Sadisten..von denen sich einige später noch ziemlich wundern werden..

    • @Wunderwelt:

      Sie haben da m.E. völlig recht. Das Ganze wird überhaupt keinen positiven Effekt haben, für niemanden. Diese Sache hätten sie sich komplett sparen können. Es ist reine Politiksimulation. Der eine Grund mag sein, dass damit von anderen sozialpolitischen Feldern abgelenkt wird. Aber es hat wohl auch damit zu tun, dass die Politik die untere Mitte künftig stärker auspressen will (etwa im Bereich Gesundheit und Pflege). Da wird zuvor symbolisch nach ganz unten getreten: Schaut mal, die da unter euch trifft es noch härter! - Leider wird es teilweise verfangen.

      Das gänzlich absurde Sahnehäubchen ist freilich die von den beiden Unionsministerien jetzt losgetretene Diskussion. Da fragt man sich wirklich, wie man auf solche Ideen kommen kann. Das Ganze wird gewiss eh wieder in Karlsruhe landen und teilweise einkassiert werden.

    • @Wunderwelt:

      Ich bin mittlerweile 61, 2 schwere Bandscheibenvorfälle Rücken, dann 2 kaputte Bandscheiben Hals.



      Dazu gekommen kaputtes Knie.



      Attest Amtsarzt, 4h am Tag und ergonomischer Arbeitsplatz.



      Wird aber jetzt schon immer wieder ignoriert.



      Dank der neuen Grundsicherung merke ich wie Angst und Depressionen einschleichen. Hilfe gibt es natürlich keine, weil keine freien Plätze bei Psychotherapeuten.

      Da schon vorher immer wieder meine Einschränkung ignoriert wurde, 8h Regale einräumen, habe ich echte Angst was da kommt.



      Und die Angst ist ja was gewollt ist, gar nicht die Einsparungen.



      Auch Angst in der arbeitenden Bevölkerung. Hält sie unter Kontrolle.

      Und die Menschen in Arbeit fallen drauf rein und hetzen fröhlich mit, vergessen dabei sie könnten morgen schon selbst betroffen sein.

  • Wenn der liberale Sozialdarwinist die Gelegenheit dazu hat, dann holt er den Hammer raus und zeigt dem Rest der Menschheit, worum es ihm wirklich geht. Wenn der liberale Sozialdarwinist auf Widerstand oder starke Konkurrenz trifft, dann schlägt er zu, um seinen Führungsanspruch zu verteidigen. So war alle republikanische Sozialpolitik, alle Maßnahmen zur Grundversorgung und Sozialhilfen schon immer abhängig davon, dass die nationale Wirtschaftsleistung ausreicht, um soziale Wohltaten ohne Schaden für die Wirtschaft zu finanzieren und schon immer darauf ausgerichtet, von alle BürgerInnen die maximale Wirtschaftsleistung zu bekommen. Darin sind sich die kapitalistische Wirtschaft und ihr republikanischer Staat über alle Interessenkonflikte hinweg einig, dass Wirtschaftswachstum und Lebensarbeitsleitung nie genug sein können und (int’l) Solidarität mit Menschen in Not oder Umweltschutz niemals zum Selbstzweck werden dürfen. Dafür hat, wenn man Max Weber folgt, die protestantischen Ethik gesorgt, die längst zu einem sportiven Wettbewerb ohne Sinn und Verstand jenseits der Zweckrationalität des Profitmachens mutiert ist.

  • taz: *Das Gesetz zur neuen Grundsicherung soll nächste Woche ins Bundeskabinett. Wer auch nur ein Jobangebot ablehnt, kann schnell ohne Geld dastehen.*

    Klasse, denn jetzt wird auch bei uns in Deutschland mit der 'Merz-Söder-Klingbeil-Koalition' die Obdachlosigkeit endlich Ausmaße erreichen, wie man sie sonst nur aus *Skid Row, Downtown Los Angeles - Homeless Problem in America* kennt. www.youtube.com/watch?v=KbTSDuQET94

    Ein Staat der auf der einen Seite immer noch den Art. 20 GG (Sozialstaatgedanke) im Grundgesetz stehen hat - und auch den Art. 1 GG (Menschenwürde) - auf der anderen Seite aber nicht erkennen will, dass die Armut in diesem Land immer größer wird (und die Armut mit "BlackRock-Merz" in den nächsten Jahren wohl rapide zunehmen wird), in so einem Staat stimmt schon lange etwas nicht mehr.

    Um Klimaschutz wird sich auch weiterhin in der 'Merz-Söder-Klingbeil-Koalition' nicht gekümmert, und eine Diskussion über faire Löhne und eine Erbschafts-/Vermögenssteuer möchten CDU/CSU und SPD auch nicht. Aber bei den armen Bürgern die Kneifzange ansetzen, das konnten unsere überbezahlten "Volksvertreter" ja schon immer sehr gut.

  • Zynische und für sehr viele Menschen herabsetzende Überschrift.



    Als wäre es bisher gemütlich, abhängig von der Unterstützung der Gemeinschaft zu sein.



    Als ginge es nicht sehr vielen Menschen an die Existenz, während wenige andere mit Immobilienspekulation, Dividenden und "Steuergestaltung" ohne nennenswerte Wirtschaftsleistung ganz gemütlich reicher und reicher werden.



    Als gäbe es dieses Geschäftsmodell nicht: Nicht existenzsichernde Löhne zahlen und dann den Staat aufstocken lassen.



    Wobei die Hälfte der Anspruchsberechtigten, aus Scham oder Stolz gar nicht Aufstockung beantragen und sich durchhangeln.



    Mathematische Verhältnisse einschätzen wäre hilfreich:



    Nicht berechtigter Bürgergeldbezug: etwa 260 Mio.



    Erbschaftssteuer-Umgehung: ca. 3 Mrd. Das ist das 11,5 fache.



    Steuerhinterziehung allgemein:



    Nochmal um Faktor 10 größer.



    Nicht zu reden von den legalen Möglichkeiten, keine Steuern zu zahlen, die nur reichen Menschen zugänglich sind.



    Sozialstaat ist nicht Problem sondern Errungenschaft. Missbrauch von Finanzmacht für Politik ist das Problem.

    • @Christian Götz:

      Was mich dabei viel mehr erschreckt, ein großer Teil der Bevölkerung stimmt zu. Sind gegen Vermögenssteuer oder Erbschaftssteuer.



      Haben selbst kaum was zu essen und denken es ist ok das wenige auch noch den reichsten zu geben.

  • Erstmal bin ich für meinen Lebensunterhalt selbst verantwortlich. Und wenn es für meine Ausbildung keine Arbeit vor Ort gibt, muss ich eben woanders schauen, den Radius erweitern. Oder mich erstmal mit einem Job begnügen, der formal unter meinem Qualfikationsniveau liegt. Ich vetstehe dieses Anspruchsdenken überhaupt nicht.



    Papa Staat soll! Papa Staat muss!!



    Das Arbeitslosengeld ist für Leute, die nicht können.

    • @Querbeet:

      So sehe ich das auch.



      Arbeitsunfähige und chronisch Kranke - da muss man nicht reden!



      Aber jahre- und jahrzehntelang Menschen Bürgergeld bezahlen, die sehr wohl arbeiten könnten, aber Jobs ablehnen bzw. wie in anderen Kommentaren geschrieben, ihre Einstellung bei Vorstellungsgesprächen selbst sabotieren: dafür habe ich keinerlei Verständnis.



      Ich glaube, man macht es sich auch zu leicht, wenn man sagt, der Deutsche würde bei solchen Diskussionen gern „nach unten treten“. Es sind schlichtweg Gerechtigkeitsfragen, die hier verhandelt werden.



      Ich bin ja nicht die Einzige, die sich schon krank in die Arbeit geschleppt hat. Die blöde Chefs, anstrengende Kollegen und stellenweise ätzende Kundschaft hatte. Die das Gefühl hatte, die Arbeit frisst das letzte bisschen Leben auf. So ist Arbeit eben manchmal, aber es ist gesellschaftlicher Konsens, dass man arbeitet, um für sich selbst zu sorgen.



      Ungerecht wird es dann, und dieses empfinden ist gefährlich für gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn die Arbeitenden das Gefühl haben müssen, dass andere ihnen eine lange Nase drehen.



      (Wie schnell man bei wem sanktioniert, das ist schwieriger. Bei Alleinerziehenden wäre ich großzügiger.)

    • @Querbeet:

      Wenn Sie schon so hier von Verantwortung reden, sollten Sie vielleicht den Unterschied von Arbeitslosengeld und H4/Bürgergeld/Grundsicherung kennen. Und nein, Leute sind nicht maximal flexibel, insbesondere wenn sie Kinder haben. Ein Umzug würde ich auch selbst nur für Jobs erwägen, die ich sicher mindestens zwei Jahre mache. Das ist aber im Niedriglohnbereich nicht Standard.

    • @Querbeet:

      Ja und nein: Ja, wer für seinen Lebensunterhalt selbst sorgen kann, ist verpflichtet, das zu tun. Wer es aber nicht kann, der wird von der Sozialgemeinschaft unterstützt –das gibt das Sozialstaatsgebot im Grundgesetz Art. 20 vor. Die Schwierigkeit ist also, das eine vom anderen abzugrenzen. Und der Vorwurf ist, dass das neue Gesetz sich diese Mühe eben nicht mehr tut, denn wenn jemand z.B. wegen psychischer Erkrankung nicht in der Lage, sein Leben im Griff zu behalten, dann versäumt er oder sie eben vielleicht nicht nur Termine beim Arbeitsamt, sondern ist auch nicht in der Lage, sich selbständig eine Praxis zu suchen, die diese Erkrankung attestiert.

  • Mit ein paar subtilen - und legalen damit unsanktionierbaren - Signalen an einen Arbeitgeber kann man jedes Jobangebot auch weiterhin verhindern.

  • Man sollte sich mal kurz in die Rolle der Bürgergeldempfä#ngerInnen versetzen. Was für Jobs sind es denn, die ihnen angeboten werden? Würde man die nicht typischerweise selbst auch ablehnen - vor allem bei dem Hungerlohn, den man da bekommt?

    Was hier passiert, ist nichts anderes als die endgültige Einführung der Zwangsarbeit/Lohnsklaverei. Die Leute, die darüber entscheiden, würden die Jobs niemals machen, die sie den Menschen hier aufzwingen wollen. Fett auf Steuergeldern sitzen, sich alles nehmen, was der Staatssäckel zu bieten hat, und dann auf die Untertanen solche Gesetze herabregnen lassen. Sollen sie doch Kuchen fressen!

    • @Jalella:

      Zeigt doch auch welche Branche es am meisten freut. Genau die Ausbeuter.

    • @Jalella:

      „Die Leute, die darüber entscheiden, würden die Jobs niemals machen, die sie den Menschen hier aufzwingen wollen.“

      Warum? Weil sie nicht müssen. Weil sie einen Beruf erlernt haben, der der Gesellschaft, der dem Arbeitgeber eben auch mehr Gegenwert bietet als der völlig Ungelernte und möglicherweise auch noch Unwillige.

      Ich vergebe Jobs an Ungelernte. Ab 15€ plus tarifliche Nebenleistungen, 30 Tage Urlaub, alle Arbeitsschutzregelungen etc. werden selbstverständlich beachtet. Aufstiegsmöglichkeiten und Ausbildungsangebote. Nix mit prekär.

      Verdammt viele kommen nur, um abgelehnt zu werden. Die interessiert der Job gar nicht.



      Letztes Jahr bin ich dazu übergegangen, freie Stellen nicht mehr zu melden. Einfach zwecklos auf diesem Kanal.

      Da stelle ich lieber Bewerber aus anderen Kanälen ein, die den Job auch wollen.

      Auch das ist ein Stück Wahrheit.

      Es gibt eben nicht nur den edlen, aber benachteiligten, Armen Bürgergeldempfänger und andererseits die pöhsen, ausbeuterischen Arbeitgeber. Das ist zu billig, das ist populistisches schwarz-weiss auf links.

    • @Jalella:

      Mhh wenn mir ein Job nicht passt der mir angeboten wird könnte ich ja meinen Allerwertesten hoch bekommen und mir selbst was suchen was mir besser gefällt oder wo ich besser bezahlt werde. Wenn mir die Qualifikation fehlt könnte ich mich drum kümmern sie zu bekommen.

      Ich habe in meinem Leben zog unschöne Jobs gemacht, das es mir jetzt besser geht liegt daran das ich meinen Hintern hoch bekommen habe und das trotz Drogenmissbrauch und anderen Problemen. Immer dieses gejammerund alle sind so böse ist einfach nur peinlich.

      Ich helfe gerne jedem der nicht kann aber ein wenig eigener willen sollte schon da sein.

  • Eine Bezahlung unter Tarif ist definitv kein Grund, einen Job anzulehnen.



    Dennoch würde ich im Vorstellungsgespräch nachfragen, warum es keinen Betriebsrat gibt, und mich offen darauf freuen, dem zukünftigen Arbeitgeber bei diesem Mangel behilflich sein zu können.



    Wenn es wirklich eine Sanktion für den Arbeitslosen geben sollte, weil der verschmähte Arbeitgeber Betriebsratsarbeit verhindern will, hätte das ein sehr medienwirksames Gerichtsverfahren zur Folge.

    • @Herma Huhn:

      Absatz 2 führt schon mal klar zur Nichteinstellung.



      Super Tipp!

      • @Mc Nair:

        Oder zur Einstellung. Dann wird der Arbeitnehmer versklavt und ihm sein Job so madig wie möglich gemacht, dass er daran zerbricht.

        Der Arbeitgeber kann dann sagen: Guckt her, der will ja garnicht arbeiten! Leistungskürzungen.

        Ein Gerichtstermin ist langwierig, die Anwaltskosten müssen bezahlt werden, und wenn das monatliche Konto nur 100€ hergibt, überlegt mansich das besser zweimal.

        Und sollten doch hunderttausende diesen Aufruf folgen: Wir sind im neoliberalen Deutschland. Dann werden Betriebsräte einfach verboten.

    • @Herma Huhn:

      Gute Idee. Aus meiner Sicht win-win. Gesellschaftlich finde ich es wichtig, dass es in mehr Unternehmen Betriebsräte gibt.

      Der Arbeitsuchende wird diesen Job dann vielleicht aufgrund seiner Frage (beabsichtigt oder nicht beabsichtigt) nicht bekommen, aber vielleicht vom Jobcenter nur noch Angebote für Unternehmen erhalten, die einen Betriebsrat haben. Finde ich auch gut.

  • Sehr aufschlussreich zum Thema: fragdenstaat.de/ar...g-202512140500-619

    • @TOM1976:

      Danke für den LINK.

      *Der Staat investiert Milliarden in Jobcenter-Maßnahmen. Doch anstatt die Menschen in Arbeit zu bringen, profitiert davon eine kaum kontrollierte Weiterbildungsindustrie.* [Frag den Staat – 6.11.2025]

      Die Gewinner des Hartz-IV/Bürgergeld-Systems 'waren und sind' natürlich die sogenannten Weiterbildungsinstitute, die sich dumm und dämlich an der hohen Arbeitslosigkeit in diesem Land verdienen, weil Jobcenter gerne Arbeitslose in solche Sinnlosmaßnahmen schicken. Man kann dann nämlich auf einen Schlag Tausende von Arbeitslosen aus der Arbeitslosenstatistik verschwinden lassen.

      Im September 2025 waren rund 2,955 Millionen Menschen offiziell arbeitslos gemeldet. Die reale Arbeitslosenquote, die zusätzlich die sogenannte "Stille Reserve" berücksichtigt, ist allerdings deutlich höher. Ein Staat der nur noch Hilfsarbeiterjobs "zu vergeben hat" und 3 Millionen arbeitslose Bürger mit Sanktionen bedroht, so ein Staat ist kein Sozialstaat mehr (Art. 20 Abs. 1 GG).

      Die Demontierung des Sozialstaatsgedanken darf jedenfalls nicht weitergehen, sonst können wir auch bald die ersten 19 Grundrechte im Grundgesetz vergessen und dann machen die "Mächtigen" was sie wollen.

  • Sollen die Slavenhändler doch ruhig die Bedingungen verschärfen. wer einmal Trainspotting gesehen hat, weiß, dass man ein Jobangebot nicht ablehnen muss, um einen Job nicht antreten zu müssen. Das funktiuoniert auch im echten Leben, wenn man es nicht übertreibt.

  • Vielleicht könnte man auf der anderen Seite das Gehalt der Vermittler kürzen, wenn sie von einer Alleinerziehenden verlangen, ihre Kinder einfach eine Stunde vor Unterrichtsbeginn vor der Schultür auszusetzen, damit sie pünktlich zur Arbeit kommt ;-)? Oder der Frau Plätze in einer Gifhorner Schule anbieten? Möglicherweise sollte man generell eine mehr ganzheitliche Betrachtung erwägen, in Zusammenarbeit mit Ärzten, die reale und angebliche Gesundheitsbeschwerden voneinander unterscheiden können, Psychologen, die helfen könnten, Blockaden zu lösen und wieder Routinen zu entwickeln, Eingliederungsprogramme, statt direkt 8 Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Und eine genaue Anamnese der privaten Situation. Was sind die individuellen Hindernisse, die einer Arbeitsaufnahme allgemein im Weg stehen? Kinder, die Betreuung benötigen? Eine chronische Krankheit? Oder nur Gewohnheit, nach jahrelanger Arbeitslosigkeit? All das lässt sich berücksichtigen und angehen.

    • @ANonnyMouse:

      Welchen Betreuungsschlüssel stellst Du dir denn bei der Arbeitsagentur vor? 1:1?

  • „Es gibt Leute, die haben bewusst keinen Bock zu arbeiten. Da ist es im Prinzip nicht falsch, die Sanktionen zu verschärfen.“

    Und das darf in der Taz stehen? Immerhin.

    Im Übrigen lehnen solche Leute ja gar nicht einfach so einen Job ab oder verpassen drei Termine beim Amt. So doof sind die nicht. Die gehen zum Bewerbungsgespräch und sorgen dafür, dass sie den Job nicht kriegen. Und wenn doch, dann haben sie halt nach ein paar Tagen Rückenschmerzen. Ich kenne genau so einen Fall. Das betreffende Paar arbeitet seit 30 Jahren nicht richtig und auch, wenn man sich das selbst kaum vorstellen kann: denen genügt das Leben auf Stütze. Es wurde sich zwischendurch zwar auch mal beschwert, weil das Amt anlässlich der Hochzeit nicht die Kosten des Nagelstudios übernehmen wollte, aber ansonsten sind die happy in ihrer von der Gesellschaft bezahlten Wohnung und mit ihrer ganzen Freizeit.

    • @Suryo:

      Und das kann man dann natürlich auf allen Bürgergeldempfänger übertragen.🤦



      Also sind ALLE Arbeitnehmer auf Steuerbetrüger und ALLE Handwerker Schwarzarbeiter.



      Nach deiner Logik

    • @Suryo:

      "... wenn man sich das selbst kaum vorstellen kann: denen genügt das Leben auf Stütze."

      Ich kann mir das sogar sehr gut vorstellen, für mich persönlich kam das Bürgergeld zu spät. Wohnung und ein Teil der Energiekosten werden übernommen, Krankenversicherung wird bezahlt, diverse andere Kosten fallen einfach weg, reduzierte Eintritte ... ganze Wochentage im Museum verbringen zu können.

      Aber ich bin ja ohnehin für ein bedingungsloses Grundeinkommen.

    • @Suryo:

      Genau das ist das Problem. Wer wirklich ein Totalverweigerer ist, kennt Mittel und Wege diesen Stempel aus seinen Unterlagen herauszuhalten.



      Und die wenigen Grillen, die es wirklich mit dieser Mentalität gibt, könnte unsere Gesellschaft problemlos verkraften, wenn wir nicht unnötig Ressourcen verschwenden würden, Bedürftige zu drangsalieren in der Hoffnung, irgendwann doch mal eine Grille zweifelsfrei identifizieren zu können.

      • @Herma Huhn:

        „Und die wenigen Grillen, die es wirklich mit dieser Mentalität gibt, könnte unsere Gesellschaft problemlos verkraften,…“

        Und genau das ist der Denkfehler! Es wäre eine bodenlose Unverschämtheit und Respektlosigkeit gegenüber denen, die fleißig zum Gemeinwohl beitragen, derartige Vögel nicht mit aller, gebotenen Härte zu sanktionieren!

        Wohlgemerkt: nur wirklich die Fälle, die sich bewusst und gewollt einen Lenz auf Knochen Dritter machen!

        Für die Anderen ist das System gemacht und eine wertvolle Errungenschaft, die erhalten bleiben muss.



        Wenn man aber die Pervertierung in Form der o.g. Müßiggänger zulässt, delegitimiert man es.

      • @Herma Huhn:

        Einerseits kann man solche Leute verkraften.

        Andererseits fragen sich dann Menschen, die anderthalb Jobs haben, damit Miete, Wärme, Strom, Wasser und alles andere bezahlen, um am Ende vielleicht 300, 400 Euro mehr im Monat an verfügbarem Einkommen zu haben als Leute, denen die Gesellschaft ihre immerwährenden Ferien daheim finanziert, warum sie sich eigentlich so anstrengen.

        Es ist immer sehr einfach, von der Warte der halbwegs bis sehr gut verdienenden Mittelschicht herabzublicken.

        • @Suryo:

          Mit welcher Einstellung geht denn jemand zur Arbeit, der sich ausrechnet, wie viel mehr Euros als ein Regelsatzbezieher man verdient?



          Wer vom eigenen Verdienst den Regelsatz gedanklich abzieht, bevor er überlegt, ob sich diese Arbeit "lohnt" trägt in sich doch genau die Einstellung, die er bei Bedürftigen so verachtenswert findet.



          Ist der Hass auf angebliche Schmarotzer also eigentlich Hass auf sich selbst?



          Von diesem Hass würde ich die Gesellschaft gerne befreit wissen. Denn Hass bringt uns nirgendwo hin.

        • @Suryo:

          Ach aber die fragen sich nicht wie es sein kann das über 70 Mrd Steuern hinterzogen werden.



          Das Erben durch Tricks keine Steuern zahlen?



          Es ist als wichtiger gegen kleine vorzugehen? 🤦

    • @Suryo:

      Sei ihnen gegönnt, dafür zahle ich doch gerne Steuern.

    • @Suryo:

      Na, dann ist doch alles in Ordnung.

      • @Lahmarsch:

        Sie meinen, es ist wirklich in Ordnung, wenn die große Mehrheit der Armen fleißig ist und sich abrackert, und andere sich ganz bewusst von der Gesellschaft aushalten lassen und kaum weniger kriegen als die hart arbeitenden Armen?

        Würden Sie das auch einem dieser hart arbeitenden Armen ins Gesicht sagen?

        Was der nämlich hört, ist das hier:

        „Ist ja schön, dass du so hart arbeitest. Aber es ist letztlich nicht viel mehr wert, als wenn einer gar nichts tut. Schön blöd bist du!“

        Verstehen Sie, wie respektlos und abwertend das ist?

  • "Demzufolge wirkt sich die Verschärfung nicht nur auf Bürgergeld-Empfänger auf, sondern indirekt auch auf andere Arbeitnehmer. „Sanktionen machen Arbeitslose machtlos gegenüber prekären Arbeitsangeboten und führen damit insgesamt zu schlechteren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt“, schreibt der Sozialverband. Man kann also, ganz wie die Regierung, mit dem Interesse der Allgemeinheit argumentieren – aber zu einem ganz anderen Schluss kommen als sie."



    Die Machtverhältnisse werden neu definiert, auch die Behörden und Ämter haben neben d. Verantwortung auch mehr Macht.



    "Es ist wichtig und mutig, sich gegen behördliche Willkür zur Wehr zu setzen“, betonte Steinhaus. „Die Erzählung, im Bürgergeld seien Menschen, die es sich bequem gemacht haben, ist faktisch nicht haltbar, im Gegenteil.“ Sie kritisiert die aktuelle Reform: „Die Demontage des Bürgergelds trifft vor allem Menschen, die ohnehin schon in Not sind.“ Totalsanktionen in der Grundsicherung bedeuten für Jobcenter eine Gratwanderung



    Steinhaus betonte dabei die Verantwortung der Jobcenter-Beschäftigten. Diese arbeiteten für Menschen, „die kein Sicherheitsnetz mehr haben“. Sie müssten sich „dringend an die Gesetze halten und..."



    fr.de

    • @Martin Rees:

      Was der Sozialverband ausklammert, aber eben zur Wahrheit gehört: Arbeitnehmer:innen sind so machtlos, weil sie sich nicht organisieren. Es war nie alleine Aufgabe des Staates Arbeitnehmer:innen gerecht zu vertreten. Genau deswegen gibt es Koalitionsfreiheit. Auch wenn ich keinen neoliberalen Begriff der Eigenverantwortung vertrete, der die materiellen Realitäten stets leugnet, müssen wir aufhören zu erwarten gerettet zu werden. Ja es ist anstrengend sich zu organisieren, ja grade in prekären Jobs ist es schwerer, ja es gibt Gründe von den DGB Gewerkschaften enttäuscht zu sein. Aber wenn wir nicht alle bald mal Kollektiv unserer Ärsche hochbekommen wird sich eben nichts an Gängelung, Rentenkürzungen und Lohndumping ändern lassen.

    • @Martin Rees:

      Frau Steinhaus hat da etwas falsch verstanden. Die Jobcenter-Beschaeftigen arbeiten nicht fuer ihre Kunden, sondern fuer ihren Arbeitgeber. Sie tragen die Verantwortung dafuer zu sorgen, dass ihre Kunden nicht laenger als noetig Kunden bleiben.

  • Eines ist auffällig:

    Es gibt kaum Kommentare zu sozialen Themen wie Armut.

    Und die, die es gibt sind meist zynisch-neoliberal, wie man sie auch von welt.de kennt. Hat der Neoliberalismus jetzt auch die taz-Leserschaft erfasst?

    • @Tom T.:

      Den Eindruck hab ich schon länger. Diese Leser halten sich für aufgeklärt, reproduzieren aber lediglich bekannte liberale Behauptungen und Mythen in einer Borniertheit, die einfach nur unempathisch und peinlich ist. Dass diese Thesen ausschließlich Kapitalinteressen entsprechen, scheint manchen nichtmals in ihrer bürgerlichen Moral aufzugehen

    • @Tom T.:

      Der Sozialstaat funktioniert nur, wenn die, die arbeiten koennen, es auch tun. Nicht die, die dies einfordern oder durchsetzen wollen, sind die Totengraeber des Sozialstaats.

    • @Tom T.:

      Mein erster Gedanke nach dem Lesen des Artikels "So,mal sehen wieviel diesmal geschrieben haben richtig so".



      Es ist eine verstörende Illusion zu glauben ,jemand der ein linkes Blatt liest, jemand der studiert hat auch einen höheren Grad von Bildung und damit/dadurch reflektiertes Denken= Zusammenhänge erkennen = in der Lage ist ein gesamtes Bild zu sehen.



      Es ist wirklich frustrierend mit zu erleben das es so viele Menschen gibt die sich daran laben nach unten zu treten.

      • @Flemming:

        Und dabei vergessen sie können morgen schon auch da unten sein.

  • "Zum Schutz kranker Menschen, die Behördentermine gar nicht wahrnehmen können, soll das Jobcenter vor der Komplettsanktion einen letzten Kontaktversuch unternehmen."

    Wenn es den Leuten nicht zuzumuten ist, bei Krankheit zum Arzt zu gehen und die AU-Bescheinigung in den Briefkasten zu stecken, dann ist ein Job schon garnicht zumutbar, denn da wird nichts anderes erwartet.

    • @elektrozwerg:

      Dabei geht es nicht um einen Schnupfen oder Fieber.



      Psychische Probleme sind Alltag

  • „Es wird ungemütlich“

    Das als Titel. Es soll auch nicht gemütlich sein! Es ist als absolute Rettung im Notfall gedacht, aber doch nicht um es sich „gemütlich“ zu machen…

    • @ToMuch:

      Den Titel finde ich auch unpassend. Aber nicht, weil es so gemütlich wäre vom Regelsatz zu leben, zu dem auch alle kranheits- oder behinderungsbedingt Erwerbsunfähigen verdonnert sind, sondern weil das Gegenteil der Fall ist und man für alles, was aus der Reihe fällt, wie z.B. dezentrale Warmwasserversorgung, vors Sozialgericht ziehen muss. Ich musste 2 Jahre klagen, um zu erreichen, dass ich mehr als einmal pro Woche warm duschen darf. In der Hinsicht haben sogar Gefängnisinsassen mehr Rechte, denn die dürfen mindestens 2 Mal pro Woche duschen.

    • @ToMuch:

      "Einmal vertrat er eine Alleinerziehende, von der das Jobcenter verlangt habe, um 8 Uhr morgens zur Arbeit in Gifhorn anzutreten – 25 Kilometer von Braunschweig entfernt." Eine Absurdität, oder? Vielleicht können Sie sich so weit eindenken - das Kind unterliegt der Aufsichtspflicht. Man kann und darf es also nicht einfach aussetzen. Übrigens fallen auch Selbstständige unmittelbar in ALGII. Das kann schnell passieren, wenn man zum Beispiel erkrankt.

      Mit schnellen Urteilen sollte man sehr vorsichtig sein und eventuell auch über die Folgen insgesamt nachdenken. Mit vernachlässigten Kindern können auch Sie in Kontakt kommen. Über die Umgestaltung der Arbeitswelt - Absenken von Standards etc. - wurde hier schon von anderen geschrieben. Es trifft also nicht nur die, die es sich "gemütlich machen" wollen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Subventionierung von Guttenbergs durch Reiche eher weniger kritisiert wird. Und das ist kein Whataboutismus, sondern nur die andere Seite der Medaille. Aber die ist eben hübscher und passt besser zum Weltbild. Reiche, Weimer & Müller sind eben einfach ein bisschen cleverer.

  • Für die Arbeitgeber hat es praktisch auch nur Nachteile, wenn da Bewerber unter starken Druck stehen statt tatsächlich motiviert und interessiert zu sein. Die melden ihre offenen Stellen erst garnicht beim Jobcenter nach meiner jahrzehntelangen Erfahrung.

  • Wir machen unsere Milliardäre reicher, 20% allein im vergangenen Jahr. Ob die wohl alle brav Steuern zahlen? Oder gibts da Verweigerer?

    • @kommentomat:

      Heute wieder Marx gelesen?

      • @Querbeet:

        Probieren Sie es doch auch mal 😉

      • @Querbeet:

        Und wenn? Ändert das was am Gehalt der Aussage? Wer sich wie ein Jordan Peterson seine Meinung über Marx nur anhand des kommunistischen Manifestes bildet versteht den Gewinn den eine Marx Lektüre darstellen kann aber wahrscheinlich weniger.

    • @kommentomat:

      Für Ausbeutung und Steuervermeidung/hinterziehung gibts genug Helfer, Komplizen, Sympathisanten und Verständnis von den richtigen Leuten an den richtigen Stellen.

  • Wer mehrere Termine hintereinander bei Jobcenter unentschuldigt nicht antritt, hat einfach keine Lust sich mit seiner Situation auseinanderzusetzen. Da ist es völlig ok sanktioniert zu werden. Es gilt in der Situation weiterhin: Ihr Job ist es, Arbeit zu finden.

    • @FraMa:

      "... hat einfach keine Lust sich mit seiner Situation auseinanderzusetzen."

      Oder hat einen einträglichen Job, bei dem der Unterschied zwischen brutto und netto nicht so hoch ist.

    • @FraMa:

      Sie treffen mit dieser Regel aber nie diejenigen, die wirklich einfach keinen Bock haben.



      Sie treffen die, die Angst haben ihren Briefkasten zu öffnen.



      Sie treffen die, die jeden Morgen aufwachen und überlegen, ob sie überhaupt noch leben wollen.



      Sie treffen die, die aufgrund elterlichen Drogenmissbrauchs nicht in der Lage sind, auch nur zwei Schritte im Voraus zu planen.



      All diese Menschen brauchen Hilfe, die weit über finanzielle Unterstützung hinausgeht. Aber ohne die finanzielle Unterstützung wird auch jede andere Hilfe ins Leere laufen.

      • @Herma Huhn:

        Ich danke Ihnen ausdrücklich. Der von Ihnen beschriebene Personenkreis wird selten mitgedacht.

        Wobei, und das soll jetzt keine Gegenrede sein, hätte ich so jemandem in meinem Umfeld, egal wie nah oder nicht, würde ich ihn in das nächste Krankenhaus oder die nächste Psychiatrie bringen. Diese Menschen alleine zu lassen, hilft ihnen nicht.



        (Und ja, ich habe das bereits 2x mit vollkommen fremden Menschen aus der Straßenbahn, als ich noch Straßenbahn fuhr, gemacht, mitten in der Nacht. Distanzlos, übergriffig; ich weiß das, aber ich habe die Not nicht ausgehalten. "Meine beiden" haben sich Wochen später gemeldet und bedankt; mein Verhalten war somit vielleicht nicht ganz und gar falsch.



        Im Nachhinein kurios war, dass mich eine Ärztin gefragt hat, "Und woher kennen Sie sich? Sie werden sich ja nicht von der Straße kennen." und meine Antwort wahrheitsgemäß lautete "Nein, aus der Straßenbahn.")

        • @*Sabine*:

          Ich sagte ja, dass weitergehende Hilfe notwendig ist.



          Nur was machen diese Menschen, wenn die stationäre Behandlung in der Psychatrie beendet ist, und aufgrund von Sanktionen die eigene Wohnung danach geräumt ist?



          Ich sagte nicht, das ein sanktionsfreier Regelsatz ausreichende Hilfe ist. Aber notwendig ist er in diesen Fällen auf jeden Fall.

      • @Herma Huhn:

        "Sie treffen die, die jeden Morgen aufwachen und überlegen, ob sie überhaupt noch leben wollen."

        Darüber habe ich mir auch gerade Gedanken gemacht. Wurden diese Menschen zuvor mir der regelmäßig einlaufenden Alimentierng einfach nur ignoriert und hat man sie alleine Zuhause im eigenen Saft schmoren lassen?

        Vielleicht ist es ja sogar etwas positives, wenn diese durch etwas Druck sich wieder vermehrt um sich kümmern und in stabilisierenden Arbeitsverhältnissen auch wieder aufbauende Kontakte zu Menschen haben.

        Und man kann solche Situation auch dafür nutzen, dass ein Sozialarbeiter mal nach dem Rechten schaut.

        • @Rudolf Fissner:

          Wenn jemand Depressionen hat, verstärken Sanktionen die Depressionen.

          Was die Regierung plant, ist das Gegenteil von "kümmern". Es ist ein tiefer in die Sch... stoßen. Hilfe sähe völlig anders aus.

          Allerdings. Wenn sich diese Menschen sich dann umbringen, sind die Sozialkassen auch entlastet...

    • @FraMa:

      Keine Lust, oder tatsächlich überfordert, etwa aufgrund einer depressive Episode - das ist eben die Frage.

  • ".... eine Alleinerziehende, von der das Jobcenter verlangt habe, um 8 Uhr morgens zur Arbeit in Gifhorn anzutreten – 25 Kilometer von Braunschweig entfernt. ..."



    Das nehmen aber doch schon einige so auf sich und können und wollen deswegen niemanden verklagen.

    • @Axel Schäfer:

      Lebenswelten unterscheiden sich schon stark. Hier geht es wohl um eine Frau, die kein Geld hat. Das heißt, es kann niemand engagiert werden, um auf das Kind aufzupassen. Gleichzeitig greift die Aufsichtspflicht. In so einem Fall kann man sich als armer Menschen entscheiden, ob man den Job nicht annimmt und somit kein Geld hat oder ob man sein Kind sich selbst überlässt. Um 8.00 Arbeitsbeginn bedeutet etwa um 5.00 aufstehen, Kind fertigmachen - Kita muss etwa 6.30 - 19.00 aufhaben - reibungsloses Funktionieren der Öffies ....(Wirtschaftlich gesehen - je jünger das Kind, umso weniger Geld ist geflossen/investiert worden - also haben Sie schon recht - die Frau sollte den Job nehmen und das Kind sich selbst überlassen. Bliebe noch die Aufsichtspflicht. Bei Kindern aus einkommensschwachen Familien sollte man die dann nach Ihrer Meinung lockern? Dann lässt sich die Arbeitskraft besser vernutzen und man umgeht Gerichtskosten. Oder Kinder aus einkommensschwachen Verhältnissen werden rechtzeitig "entnommen". )

    • @Axel Schäfer:

      Und wie lösen Alleinerziehende das, wenn Schule und Kindergarten erst um 7.45 Uhr ihre Pforte öffnen?



      Ich verlasse das Haus morgens gleichzeitig mit den Kindern und schaffe es selten pünktlich um 8 da zu sein. Meist braucht es zehn bis 15 Minuten länger, um die Strecke zurückzulegen.



      Eine strikte Schichtübergabe wäre um 8 unmöglich.

    • @Axel Schäfer:

      Das entscheidende Wörtchen ist "Alleinerziehende". Da ist dann die Frage, kann die Frau ihr Kind so früh in der Kitas oder Schule "abgeben", dass sie es bis 8 Uhr zu ihrem Arbeitsplatz schafft.

  • die sogenannten Reformen sind kostenlose Wahlkampfhilfe für die AFD. Besonders toll ist es, wenn derjenige, dem ein beschissener Job verpasst wird - weit unter seiner Qualifikation - nach wenigen Jahren Vorgesetzter von demjenigen wird, der ihm ursprünglich "geholfen" hat.

    • @SUDEK:

      Das muss dann ja kein Job für die Ewigkeit sein, jeder kann sich weiter entsprechend seiner Qualifikation für Jobs bewerben.

    • @SUDEK:

      AFD-anhänger träumen von Sachleistungen und sammelunterkünften für bürgergeldempfänger,wollen den Sozialstaat radikal zusammenstreichen. Die Idee das ein starker Sozialstaat die AFD schwächt ist eine linke Illusion.

  • Seid dem 1.12.2025 auf Erwerbsminderungsrente bis zur regel Rente im Jahr 2040.



    Über 35 Jahre eingezahlt. LKW Fahrer. Jetzt, mit 52 Jahren, knochen kaputt.

    Im Endeffekt: Für was ?

    Werde jetzt versuchen, das Leben zu genießen.



    Diabetes II, 2 Zehen wurden mir Amputiert am rechten Fuß (D1 und D3).

    Zum Glück kann ich nicht Sanktioniert werden.

    Dennoch!



    Verstehen kann ich das!

    Gruß aus dem Rheiderland (Ostfriesland).

    • @Harald Wiethe:

      Ich wünsche Ihnen alles Gute, vor allem für die Gesundheit!



      (Und vielen Dank dafür, dass Sie meinen geographischen Horizont erweitert haben. Das Rheiderland war mir noch kein Begriff, da werde ich mich einlesen …)

  • „Putzen im Laden – hoffentlich nicht, weil es das Amt verlangt“



    Warum diese Aussage?



    Weil ein Reinigungsjob minderwertig ist ? Wer legt das fest ?



    Vielleicht mal das Bild eines CEO oder eines Redakteurs mit dem gleichen Kommentar.

    • @M_Kli:

      Sie glauben, ein Redakteur, der zur Annahme dieser Arbeit gezwungen wurde, würde einen guten Job machen?



      Ganz egal, wie sehr seine Qualifikation über der Stelle liegt - ein ehemaliger BILD-Chef, der vom Amt gezwungen wird, eine Redaktionsstelle in der taz anzunehmen, würde einfach keine gute Leistung erbringen.

    • @M_Kli:

      Herrjeh, Sie wollen gezwungen werden schlechtbezahlte Arbeit aufzunehmen um dann weiter aufstocken zu müssen?

      • @sedeum:

        Nein, nein ... das missverstehen Sie; Andere sollen sich gefälligst nicht so haben, wenn das Schicksal ihnen übel mitspielt. Da ist ein bisschen Zwangsarbeit schon ganz schön.

        Es kann einen ja schließlich niemals nicht selbst treffen.

      • @sedeum:

        Das ist wahrscheinlich eine Frage von ganz grundsätzlichen Einstellungen. Viele Menschen sehen es als ganz selbstverständlich an, dass sie im Fall von Arbeitslosigkeit eben erstmal irgendeinen Job finden und dabei nicht wählerisch sein können. Sie erwarten nicht, dass ihnen sozusagen der Staat den Traumjob oder auch nur einen Job mit einem bestimmten Mindestgehalt garantiert.

        Mal davon abgesehen: wie oft wird es in der Realität denn wirklich vorkommen, dass eine Person mit guten Qualifikationen wirklich zum Putzen gezwungen wird, das sich also partout nichts anderes findet? Die Arbeitsämter gehen doch nicht so vor, dass sie eine Liste aller irgendwie verfügbaren Jobs haben und dann einfach eine Liste aller Arbeitslosen nehmen und jede Person darauf dann hopplahopp allen offenen Stellen zuordnen. Da wird selbstverständlich auch auf die Qualifikation geachtet. Wenn nun aber tatsächlich nur niedrigqualifizierte Stellen frei sind und ein Akademiker seit Monaten einfach keinen Job findet…warum sollten dann eigentlich nur niedrigqualifizierte Menschen diese Stellen annehmen?

  • Jetzt muss nur noch die täglich erlaubte Arbeitszeit auf 12h erhöht werden, dann können die Ärmsten noch besser in schlecht bezahlten Jobs ausgebeutet werden.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Apropos 12 Stunden - Ich war mal eine Zeitlang im ö D und hatte dort die Erlaubnis, 12-Stundenschichten ohne Pause absolvieren zu dürfen.



      Die Vergütung für eine Nachtschicht an Wochenenden und Feiertagen beschreibe ich nicht, ich will nicht zu laut ausgelacht werden...



      Aber egal - einigermaßen sicher war der Job auf jeden Fall.

  • Was der Paritätische sagt trifft den Kern des Themas. Ein prekärer Sozialstaat mit Zwangsmaßnahmen führt nur dazu, dass gerade den Arbeitgebern, die ihre Mitarbeitenden miserabel entlohnen und schlecht behandeln die Tore geöffnet werden. Eine Verschärfung im Bürgergeld darf es daher, wenn überhaupt nur mit einer schärferen Regulierung der Arbeitgeber und höheren Mindestlöhnen geben. Alles andere ist schlicht Ausbeutung und sozialer Kahlschlag. Auch muss sichergestellt werden, dass die Kranken nicht weiter durch das Raster fallen. Doch all diese Probleme sind der CDU sehr wohl bekannt und herzlich egal, wenn nicht gar gewollt. Erstaunlich ist weiterhin, dass nicht mal die Mehrzahl der Arbeitgeber davon ausgeht, dass diese Reformen irgendetwas verbessern werden. Blanker Populismus also, der Millionen Menschen in Unsicherheit und Krankheit presst.

    • @Jan Röser:

      "Blanker Populismus also, der Millionen Menschen in Unsicherheit und Krankheit presst."

      Gestresste, kranke Menschen werden nicht besonders alt. So löst man gleich noch ein weiteres Problem.

  • Es geht letztendlich beim Sozialabbau nicht um die paar Millionen, die man durch Sanktionen eventuell spart. Da weiß auch der Fritz, dass hier nicht viel zu holen ist.



    Es geht darum die Verhandlungsmacht von Arbeitnehmern und ihrer Vertretungen massiv zu verschlechtern, was zu geringeren Lohnabschlüssen führen wird. Das ist für die Arbeitgeber wichtig: endlich wieder Minimallöhne diktieren können und damit durchkommen. Die SPD legt sich mit dieser Reform in das Grab, das sie sich mit Hartz4 geschaufelt hatte. Es wird niemand um sie weinen.

    • @TeeTS:

      Hartz 4 ist nur in Augen der ewig gestrigen linken Fraktionssozen ein Problem.



      Stimmen der Arbeiter haben ganz andere Themen gekostet. Was glauben Sie, warum 38 Prozent der Arbeiter AfD und nicht "Die Linke" wählen?

      • @Querbeet:

        Was sollen "Fraktionssozen" sein?

    • @TeeTS:

      Yes. Man kann durchaus den Sozialstaat weiter abbauen, muß dann aber das Ergebnis an der Wahlurne ertragen. Im übrigen haben die Gewerkschaften in den letzten 25 Jahren massiv an Einfluß verloren. Sie werden vieles nicht retten können. Tatsächlich ist die Situation offen, die SPD wird aber endgültig marginalisiert.