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Kritik an Methoden der KlimabewegungWarum Klimaaktivismus alles darf

Josa Zeitlinger
Kommentar von Josa Zeitlinger

Olaf Scholz spricht der Klimabewegung ihre Redlichkeit ab. Sie sei nicht an einer Diskussion interessiert. Richtig: Denn Klimakrise ist keine Meinung.

„Error 404 Klimakanzler not found“, Schriftzug im Hamburger Stadtpark Foto: Hanno Bode/imago

E s war ein Offenbarungseid: Olaf Scholz, den „Klimakanzler“, erinnern Zwischenrufe von Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen während einer Podiumsdiskussion an „eine Zeit, die lange zurückliegt, und Gott sei Dank“. Er ist der Meinung, sie würden Veranstaltungen für ihre persönlichen Zwecke manipulieren und seien an keiner Diskussion interessiert.

Der offenkundige Vergleich zu nationalsozialistischen Praktiken ist dabei sicherlich am empörendsten. Für die Debatte um die Bewältigung der Klimakrise viel entscheidender ist jedoch das grundlegende Fehlverständnis der Problematik, dem nicht nur Scholz, sondern die meisten Kri­ti­ke­r*in­nen der Klimabewegung unterliegen.

Das Fehlverständnis, es ginge bei der Klimakrise um eine Haltung, eine Meinung, die unterschiedlich sein kann und diskutierbar ist. Geht es nicht. Es geht um die Anerkennung eines wissenschaftlich breit und eindeutig belegten Fakts, der uns alle betrifft. Nicht irgendeines Fakts, sondern der Tatsache, dass wir schon in den nächsten Jahren das einzigartige ökologische Gleichgewicht einbüßen werden, dass die gesamte bisherige Menschheitsgeschichte begleitet hat – unsere Lebensgrundlage.

Die Klimakatastrophe wird unsere Gesellschaft, wie wir sie kennen, über den Haufen werfen. Sie wird unzählige Tode und Verteilungskämpfe nach sich ziehen, in Größenordnungen, die wir uns heute kaum vorstellen können. Sie wird uns um existenzielle Ressourcen bringen, um Land, um Wasser, um Nahrung und um eine gesundheitsverträgliche Temperatur. Ressourcen, für die nicht einfach Alternativen gefunden werden können, und ohne die wir nicht leben können.

Eine lebensbedrohliche Wahrheit

Die aktuellen globalen Krisen sind zum Teil bereits Folgen des Klimawandels – und doch nur ein Vorgeschmack: Getreide ist knapp, weil in Indien eine Hitzewelle, die früher ein Jahrtausendereignis gewesen wäre, große Teile der Ernte vernichtet hat. Öl und Gas werden nicht nur wegen des Kriegs in der Ukraine teurer, sondern auch, weil wir (endlich) CO2 bepreisen. Und schon heute verlassen weltweit Millionen von Menschen ihre Heimat, weil diese in Folge von Hitze und ausbleibenden Niederschlägen nicht mehr bewohnbar sind.

Eine Gesellschaft, die schon durch ein paar Millionen Geflüchtete oder teures Benzin zu zerbrechen droht, sollte sich nicht die Illusion machen, mit einem Vielfachen davon umgehen zu können. Wir werden unsere Ansprüche, lebensqualitativ wie moralisch, noch sehr weit nach unten anpassen müssen. Würden diese Tatsachen anerkannt, gäbe es überhaupt keine Diskussion. Die Dinge, die auf dem Spiel stehen, sind viel zu grundlegend, um darüber verschiedene Meinungen zu haben.

Das Problem liegt, wie Luisa Neubauer es formuliert, darin, dass viele die Klimakrise nicht wahrhaben wollen. Und darum geht es bei Klimaaktivismus: Dass anerkannt wird, wie tief wir alle gemeinsam in der Tinte sitzen. Erst dann kann objektiv über die richtigen Mittel und Wegezu mehr Klimaschutz diskutiert werden. Dass wir seit den 90ern keine vernünftige Klimapolitik betreiben, ist der klarste Beweis dafür, dass das bislang nicht geschehen ist.

Und weil das so ist, darf Klimaaktivismus auch alles. Er muss sich nicht hinten anstellen, denn er vertritt keine Meinung unter vielen, sondern eine objektive und lebensbedrohliche Wahrheit. Diskussionen werden geführt, um alternative Positionen abzuwägen. Aber wollen wir überleben, dann gibt es keine Alternative zu radikaler Klimapolitik. Es geht schon längst nicht mehr um Meinungen.

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Josa Zeitlinger
Jahrgang 1998, studiert Volkswirtschaftslehre in Berlin und Mannheim. Will technologische und wirtschaftspolitische Antworten auf die Klimakrise finden.
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147 Kommentare

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  • Ich hab' grad so eine Art Déjà vu...

    Immer wenn es um Klimawandel, Klimagerechtigkeit oder Klimaaktivismus geht, kommen hier im Forum Diskussionen auf die fast das gesamte Spektrum der "Master list of logical fallacies" (utminers.utep.edu/...311/fallacies.htm) abbilden....

    Als Naturwissenschaftler kann ich euch fundiert versichern: Der Klimawandel ist kein politisches Problem, sondern ein physikalisches.

    Mit der Physik lässt sich weder ein Kompromiss finden oder verhandeln, noch kann ein Kuhhandel abgeschlossen werden.

    Die Fakten sind klar, eindeutig und werden in der Fachwelt von niemandem angezweifelt.

    Die Folgerungen daraus ebenso: Es gibt - zumindest wenn mensch die Erde auch in Zukunft noch bewohnen will - keine Alternative zur radikalen Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen.

    Und dazu gehört ganz wesentlich, dass insbesondere im globalen Norden ein massiver Konsumverzicht stattfinden muss - die "neuen Technologien" auf die die FDP und Teile der Grünen warten und die Alles wieder gut machen, wird es nicht geben.

    Die Politik tut bei weitem nicht genug, um diese völlig absehbaren und konkret beschriebenen Konsequenzen für die Menschheit und die Bewohnbarkeit der Erde abzuwenden.

    Als Klimaaktivist*in kann mensch sich jetzt schon die Frage stellen: Lass ich das so geschehen, gehe ab und zu mal demonstrieren und wähle alle 4 Jahre die Partei, der ich am wenigsten misstraue?

    Wie die Erfahrung zeigt, hat das aber keine Wirkung. Die Emissionen steigen weiter, die Wahrscheinlichkeit, den Klimawandel beherrschbar zu halten wird immer kleiner und die existenzielle Not vieler direkt vom Klimawandel betroffenen Menschen im globalen Süden wird immer größer.

    Sollen die Klimaaktivisti (eigentlich: die Menschheit) das jetzt als "Mehrheitswillen" hinnehmen und sagen "Na gut dann gehen wir halt unter"?

    Wenn ich noch soviel von meinem Leben vor mir hätte wie die Klimaaktivisti würde ich auch sagen: "Nein!"

    • @Paco:

      "...die "neuen Technologien" auf die die FDP und Teile der Grünen warten und die Alles wieder gut machen, wird es nicht geben."

      Es wäre deutlich einfacher, die Zögernden von Ihren sonstigen Punkten zu überzeugen, wenn Sätze wie dieser nicht einfach so apodiktisch hingeschmissen würden. Die Menschheit hat den heutigen Standard an Wissenschaft und Technologie vor allem aufgrund einer sehr resilienten "'Geht nicht' gibt's nicht"-Mentalität erreicht. Davon kommt man nicht so leicht weg.

  • Erstmal sollte man nicht vergessen das Deutschland alleine auch nichts gegen die globale Klimakrise machen kann. Einige scheinen ja zu denken das die ganze Welt gerettet ist,wenn dieses Land auf klimaneutral umschwenkt.



    Dummerweise sind die Emissionen eines ganz anderen einzelnen Landes global bedeutsamer:China. Da gibt es allerdings keine vergleichbare Klimabewegung.



    Zweitens ist der Klimaaktivismus davon abhängig das die Mehrheit der Bevölkerung mitmacht. Ob man die mehrheitlich konsumorientierte Bevölkerung überzeugen kann den Lebensstil zu ändern und zwar in Richtung Verzicht,ist eine weitere Frage.Die ich persönlich negativ beantworte.Sicher ist aber das überzogener Radikalismus ,der konträr gegen die Mehrheit steht ,von dieser ab einem bestimmten Punkt nicht nur nicht toleriert wird , sondern auch aktiv bis hin zur physischen Gegengewalt bekämpft wird. Im Moment werden gegen Aktionsformen wie Blockaden eher toleriert ,vor allem da wo Grün mit regiert. Das kann sich aber auch ändern. Die Vertreter des Rechtsstaates auf der Straße(Polizei)haben dabei eine ganze Palette von legitimierten physischen Methoden zur Brechung des Widerstandes in der Hand. Wer es nicht glaubt ,informiere sich über die Geschichte der 70er und 80er Jahre und später. Im Recht sein , reicht alleine einfach nicht.

    • @Mustardmaster:

      " "Ja, aber China" ist nur eine Ausrede. Eine Ausrede, die durch eine tödliche Kombination aus historischem Rassismus und aktuellem Egoismus genährt wird. Chinas Emissionen müssen sicherlich reduziert werden. Aber das Versäumnis Chinas, ausreichende Maßnahmen zu ergreifen, hebt die Untätigkeit hierzulande weder auf noch entschuldigt es sie. " - George Monbiot

    • @Mustardmaster:

      "Erstmal sollte man nicht vergessen das Deutschland alleine auch nichts gegen die globale Klimakrise machen kann."



      Fordert auch niemand. Kein Land der Welt, auch China nicht, kann das Klima alleine retten. Genau deshalb gibt es internationale Zusammenarbeit wie das Pariser Klimaabkommen. Wenn sie also die Rechtsstaatlichkeit so hoch halten, wäre allein das Grund genug die Einhaltung der dort gemachten Zusagen zu fordern, denn auch die sind rechtsverbindlich. Stattdessen rechtfertigen sie die anhaltende Untätigkeit indem sie mit den Finger auf Andere zeigen und das auch noch zu Unrecht. Die chinesischen Emissionen sind pro Kopf niedriger als die deutschen und dabei sind die exportbedingten Emissionen noch gar nicht berücksichtigt. Und würde der Ausbau der Erneuerbaren hierzulande mit vergleichbarem Druck druchgesetzt wie dort, wären 10H, Einspruchsverfahren und endlose Genehmigungsverfahren längst kein Thema mehr. Nicht, dass ich das für erstrebenswert hielte, aber es zeigt eben doch recht klar, dass auch andernorts etwas für Klimaschutz getan wird.



      Ihre Plädoyer dafür den durch Verdrängung, Trägheit und Unwillen zur notwendigen Veränderung motivierten, derzeitigen Kurs fortzusetzen und sehenden Auges die Grenzen der Anpassungsfähigkeit zu überschreiten ist weitaus radikaler und in den Folgen gewaltvoller als alles was ich bislang von der Klimabewegung vernommen habe.

  • 6G
    657630 (Profil gelöscht)

    Danke, Herr Zeitlinger, für Ihren Kommentar! Diesen würde ich gern jedem, der mit mir mal wieder über den Klimawandel diskutieren will und allen Journalisten, die sich lieber zynisch und herablassend über Schulschwänzer und Autobahnblockierer äußern statt die Verzweiflung und die Ziele der Aktivisten ernstzunehmen, entgegen schleudern!

  • "Dass wir seit den 90ern keine vernünftige Klimapolitik betreiben, ist der klarste Beweis dafür, dass das bislang nicht geschehen ist."

    In Deutschland wurden die CO2-Emissionen seit dieser Zeit um 40 Prozent gesenkt.

    • @Gast100100:

      Ein nicht unwesentlicher Teil dieser 40% geht allerdings nicht auf "vernünftige Klimapolitik" zurück, sondern auf den Zusammenbruch der DDR. Gleichzeitig sind die Emissionen immer noch rund viermal so groß wie sie sein dürften. Klimapolitik ist aber nur dann vernünftig wenn sie in der Lage ist den Fortbestand menschlicher Zivilisation zu sichern. Wenn die Grenze der Anpassungsfähigkeit bei 2° liegen, ist es eben kein Teilerfolg wenn die Erwärmung im Referenzjahr 2100 'nur' bei 2,8° und nicht bei 4° liegt.

  • Bombenanschläge gegen was? Infrastruktur, Menschen oder Gaspipelines ? Was soll das bringen ?



    Konsumverzicht für Alle, Geburtenkonntrolle sowie langfristige Umstellung auf nachhaltige Energieerzeugung sollte die Lösung sein. Zerstörung, Morde und ähnlicher Unfug verlangsamt diesen Prozess.

  • "Und weil das so ist, darf Klimaaktivismus auch alles. Er muss sich nicht hinten anstellen, denn er vertritt keine Meinung unter vielen, sondern eine objektive und lebensbedrohliche Wahrheit."

    finde ich schwierig. unter klimaaktivist*innen gibt es die, die auch gewalt gegenüber menschen in kauf nehmen und die, die solche gewalt ablehnen. da gibt es die, die zum beispiel klassismus oder rassismus mit einbeziehen und die, die es nicht tun. klar, klimaaktivistische gruppen erkennen die klimakrise an, sie existieren aber nicht isoliert.

  • Mir wird übel, wenn Leute davon träumen, "alles" zu dürfen.

  • Wir sollten uns nicht aufhalten an der Phrase "darf alles". Denn das ganze Forum hier bleibt wieder da hängen, wo es kein Problem gab: bei den Protesten gegen Scholz auf dem Katholikentag. Es waren v.a. Unvermummte und ganz normale Leute.



    Umgekehrt:



    aus allen Berichten der letzen beiden Tage in der taz geht hervor, dass die Autoindustrie, die Autofahrer, alles dürfen



    taz.de/OePNV-Model...ielefeld/!5858616/

    taz 2022-06-02 Studie hat die Autolobby auf ein Handelsabkommen zwischen der EU- und Südamerika eingewirkt. Sie will dort weiter Verbrenner verkaufen taz.de/Handelsabko...damerika/!5855356/

    Der Protest ist nicht das Problem. Die IAA ist es.

  • Mit diesen Fragen sind wir mitten in der Moral und nur einen Schritt weiter in der Politik. Und wenn diese Ansprüche gerechtfertigt sind - oder durch Masse und Kraft durchgesetzt werden – dann haben nicht die mächtigsten Menschen der Welt (a fortiori nicht wir hier Diskutierenden) weder das Recht noch die Kraft dies abzuwürgen.

    Das aber ist die Lage in der wir uns befinden. Es ist natürlich traurig und schwer auszuhalten, dass man nichts schnell, einfach, gemeinsam erreichen kann, aber das liegt einfach in der Natur der Dinge von 7 Milliarden Menschen, die alle eigene Interessen haben.

    Unter diesen Gesichtspunkten – neben dem oben angesprochenen Hauptproblem, dass die Menschheit um den Götzen Nutzen einen kontraintuitiv zerstörerischen Trott tanzt, ohne das absehbar wäre, wie sie wieder innehalten könnte (den Tanz tanzen auch die meisten Aktivisten) - verbuche ich den Artikel.

  • Man muss verschiedene Dinge ganz klar auseinanderhalten.

    1) Klimawandel ist nicht Wissenschaft, aber die Wissenschaft geht von einem menschengemachten Klimawandel aus.

    2) Die Folgen des Klimawandels werden lange erforscht und können zunehmend besser prognostiziert werden. Trotzdem ist in bezug auf viele wichtige Fragen hier noch große Unsicherheit vorhanden, was genau eintreten wird mit genau welchen Folgen. Aber unstrittig ist, dass es für die Menschheit und die Biosphäre wie sie heute sind ein großes Anpassungsproblem darstellen wird.

    3) Es gibt durch unsere menshclichen Produktions- und Konsumptionsprozesse weitere negative Folgen für die Biosphäre, die unsere Zukunft bedrohen.

    4) Wir manipulieren in der Biosphäre und an uns selbst zielgerichtet herum, so dass wir auch von der warte her unsere Zivilisation entgrenzen und ob wir das sehen oder nicht - auch die fortschrittlichen Weltretter - alles dem Götzen Nutzen unterwerfen. Es ist nicht sicher, das uns dieser Tanz um das goldene Kalb Nutzen in die seligkeit führen wird. Ich habe schwere Zweifel.

    5) In der ethischen Diskussion haben wir nicht ausreichend Klarheit und wo wir sie zu haben glauben, da haben wir lediglich nicht alles offengelegt.



    Das betrifft erstens die Frage, was wir retten wollen: Alle Menschen, alle Tiere? Sofern wir z.B. alle Menschen retten wollen, auf welche bezieht es sich, die heute ebenden, die in 50 Jahren, wann? Welche dieser Menschen haben aber wichtigere Ansprüche, nicht doch die heutigen? Und falls dem so ist, was benötigen die, Nahrung? Und was gehört noch zu einem guten menschlichen Leben, nicht auch Selbstbestimmung? Aber falls dem so ist, dann sollten die heutigen Menschen doch ihr Leben leben können und ihre Ziele anstreben? Wer darf es ihnen verbieten, von welcher Warte?

    • @JK83:

      Es ist ja nicht so, als würde dem Einzelnen heute das Erreichen jeden ziels mit jedem Mittel einfach erlaubt sein.



      Wenn ich eine bestimmte Position in einem Unternehmen haben will oder ein Unternehmen gründen möchte,j muss ich zuerst viele andere Menschen davon überzeugen, dass ich auch diesen einen entsprechenden Vorteil verschaffen kann.



      Gliechzeitig gibt es zahlreiche Regeln an die ich mich halten muss. Ich darf weder meinen Vorgesetzten umbringen noch Lebensgefährliches Kinderspielzeug verkaufen, um meine Ziele zu errreichen.



      Die Frage ist doch nicht, ob wir uns etwas verbieten lassen, sondern WO wir die Grenzen ziehen.

  • Die Rettung der Welt hat Anleihen bei zwei Vorstellungen, die in der westlichen Zivilisation als gescheitert gelten:

    1) Am Christentum und der Bewahrung der schöpfung - hier der arten, der Biodiversität. Dabei haben die führenden und kapitalunterstützdenden schichten unserer Zivilisation schon längst die genetische Schere an die gesamte Schöpfung gelegt. Da gibt es nichts mehr zu bewahren. Wir - viel mehr unsere wissenschaftlichen Eliten - verwirren die Fäden und hoffen, dass es gut wird. Noch schlimmer: eigentlich ist der Imperativ, dem sie gehorchen, der Nutzen. Ich glaube, das funktioniert leider nicht. Die Schöpfung jedenfalls werden wir sicher nicht retten.

    2) Das cileastische Heilsversprechen, dass wir die globale Entwicklung aktiv lenken können um ein Paradies (diesmal auf Erden) zu erhalten oder gar zu errichten. Es ist aber erstens kein Paradies (mehr?) vorhanden, zweitens hat die Menschheit keine Kapazität die Welt mit allem drum und dran zu lenken. Das ist Hybris und es ist sogar ein Albtraum, wenn sie - d.h. nach Lage der Dinge die führenden Eliten - die Welt lenken und auf bestimmte Bahnen zwängen.

    3) Jetzt kommen wir zum Kernproblem, das auch den Kommunismus in den Untergang geführt hat. Sofern Systeme konkurrieren und keine gemeinsames Vorgehen stattfindet, gibt es keine Möglichkeit einer solchen Lenkung wie in 2), sei sie erwünscht oder - wie ich fürchte - ein totalitärer Albtraum. Wir haben auf der Welt ca. 180 Staaten und einige Dutzend davon sind mächtig und haben andere Interessen als sagen wir eine geeinte und auf Weltrettung gepolte EU (die es so auch noch nicht gibt). Dann wird es keine Weltrettung geben. Aber diese Konstellation haben wir. Und unser Wirtschaftssystem ist da auch nioch involviert udn dieses unterliegt keinen einzelnen Akteuren - es ist nichts anderes als die Interaktion von Milliarden.

    Wir haben schlicht keine Chance auf diese Weltrettung, nach der unsere Aktivisten so lechzen.

  • Wenn Klimaktivisten alles dürfen, dann dürfen Klimaaktivisten natürlich auch alles machen gegen Klimaaktivisten "vom anderen Lager"

    Da gibt es dann keine Grenzen mehr im Umgang miteinander. Man miss sich nur das Bapperl Klimaaktivist anheften an you got the licence .

    Die Behauptung, Klimaaktivisten dürften alles, ist eine üble Verunglimpfung von Klimaaktivisten, die "die Grenzen kennen", die sich nicht anmaßen, demokratische Gren einzureißen..

    Die Behauptung "Klimaaktivisten dürften alles" vereinnahmt und instrumentalisiert alle Klimaaktivisten, spricht paternalistisch mit n deren Namen und instrumentalisiert diese füreigene politische Zwecke.

  • Klimakrise ist keine Meinung. Was man dagegen oder dafür tun sollte aber schon.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    @GUIDO F. GEBAUER



    „Was passiert, wenn Abermillionen Menschen Hitzewellen, Überflutungen, Nahrungsmittel-Knappheit ausgesetzt sind und gar nicht anders können, als sich dorthin zu bewegen, wo sich die wohlhabenden Staaten hinter ihren tödlichen Schutzwällen verschanzen?“



    Diese Frage habe ich (sinngemäß) erstmalig im Jahre 1989 in einer Diskussionsrunde gestellt. Da hat ein Gesellschaftswissenschaftler (sinngemäß) erklärt: „Dann wird die ‚Festung Europa‘ dichtmachen.“ Den Begriff „Festung Europa“ kannte ich vorher nicht. Seither treibt mich das Thema weiter um. Politisiert wurde ich als junger Mensch durch das viele Blut, das im Jahre 1960 in der ehemals belgischen Kolonie Kongo geflossen ist.



    de.wikipedia.org/w...hen_Republik_Kongo

  • Das ist großteils richtig, aber im Endeffekt kommt dann doch eine falsche Schlussfolgerung raus:

    Ja, der Klimawandel ist eine Tatsache und da geht's nicht um Meinungen. Das bestreitet aber weder Scholz noch seine Partei. Die argumentieren (wenn sie nicht gerade verfehlte Nazi-Vergleiche anbringen) eher damit, dass soziale Missstände ebenfalls eine Tatsache und keine Meinung sind. In der Diskussion auf dem Katholikentag ging es in dem Moment, als der Zwischenfall mit den Aktivisten geschah, um die Frage, wie man mit Beschäftigten aus der Kohleindustrie umgehen soll, wenn ihre bisherigen Arbeitsplätze zugunsten der Energiewende entfallen. Scholz wusste, nachdem er unterbrochen worden war, durchaus ein Fallbeispiel, in dem passende neue Arbeitsplätze geschaffen wurden und das Dilemma somit sowohl ökologisch als auch sozial verträglich gelöst wurde.

    Ja, man kann Scholz in diesem Kontext kritisieren. Wie gesagt, ich finde seinen Nazi-Vergleich und seine Diffamierung von Protestierenden auch daneben. Ungerechtfertigt ist aber eine Kritik, die suggeriert, er würde den Klimawandel in Abrede stellen.

    • @Ein alter Kauz:

      "wie man mit Beschäftigten aus der Kohleindustrie umgehen soll, wenn ihre bisherigen Arbeitsplätze zugunsten der Energiewende entfallen."



      Sind die Beschäftigten der Kohleindustrie denn tatsächlich unschuldige Opfer einer unverhersehbaren Entwicklung der die Solidargemeinschaft zu Hilfe eilen muss? Dass es ebene diese Kohleindustrie ist die die Katastrophe wesentlich herbeigeführt hat weiß man nun seit etlichen Jahrzehnten, dass sie genau deshalb keine Zukunft haben kann weiß man ebenso lange. Mehr als genug Zeit für eine berufliche Neuorientierung also. Ich bin nun wirklich kein FDP-Anhänger, aber ein Minimum an Eigenverantwortung erwarten zu können fände ich schon angebracht, andernfalls bräuchte es wohl auch immer noch staatliche Unterstützung für Küfer, Leinweber und Reepschläger.

      • @Ingo Bernable:

        Ein wenig pragmatischer ist die Befassung mit den Arbeitnehmern in der fossilen Energieerzeugung schon: AKTUELL braucht man sie noch (und zwar angesichts der Verschiebungen auf dem Rohstoffmarkt möglicherweise sehr bald ganz besonders dringend). Das gibt ihnen einen ziemlich wirksamen Hebel, ihre Sorgen von morgen zum Problem der Politik von heute zu machen.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Wann und wo hat Olaf Scholz irgend einer selbsternannten „Klimabewegung“ ihre Redlichkeit abgesprochen? Ich bin mir sicher, dass der Kanzler alle Probleme kennt und nach Lösungen sucht. Das ist mir lieber, als die Demokratie abzuschaffen und Robert Habeck zum Ökodiktator auszurufen. Der Robert glaubt ja auch an die „technologische[n] und wirtschaftspolitische[n] Antworten auf die Klimakrise“ Er glaubt sogar, dass er die Antworten kennt. Muss sie nicht erst „finden“. Tempolimits gehören natürlich nicht dazu.

  • "Es war ein Offenbarungseid"

    Zweifellos ist die Klimakrise das grundlegenste Menschheitsproblem dieses Jahrtausends und wir müssen dagegen mit aller Macht vorgehen. Dennoch halte ich die zentrale Aussage des Artikels für einen "Offenbarungseid", denn, wenn man ihn in seiner Radikalität ernst nimmt, darf - wenn es der Sache dient - im Namen der Klimakrise auch gemordet und Krieg geführt werden, gegen alle, die sich dieser Wahrheit aus welchen Gründen auch immer in den Weg stellen, denn "Klimaaktivismus darf alles". Ich bin mir sicher, dass der Autor das nicht gemeint hat, aber darum geht es auch gar nicht, denn es spielt keine Rolle, was hier gemeint oder impliziert wurde, sondern welche Effekte aus solchen Forderungen entstehen.

    Wäre man sehr fies, könnte man argumentieren, dass das obige Beispiel zeigt, warum Scholz mit seiner Assoziation eben doch recht hatte, wenn solche Schlüsse gezogen werden. DAS kann man im Kampf gegen die Klimakrise nämlich nun wirklich nicht wollen.

  • Wenn irgendwer für irgendwas alles darf in unserer Gesellschaft, dann bewegen wir uns auf dünnem Eis.

    Dann ist nämlich unsere Demokratie, unser Pluralismus mit seiner Vielfältigkeit nichts mehr wert. Dann werden Meinungen weggewischt, weil es ja nur die eine Wahrheit gibt.

    Das Erstaunliche daran ist: Diese Positionen werden von einem politischen Spektrum vertreten, die angeblich für die Vielfältigkeit in unserer Gesellschaft stehen. Schockierend und entlarvend!

    • @Black & White:

      Eine Demokratie in der es viele alternative Wahrheiten gibt es ebenfalls höchst gefährdet, weil es dann keinen gemeinsamen Nenner über die Fakten gibt. Man kann und soll sich gern darüber streiten ob der Klimakatastrophe besser mit Marktmechanismen oder doch eher mit Regulierung zu begegnen ist. Wenn aber die Faktizität des Realen selbst zu einer bloßen Meinung unter beliebig vielen gleichermaßen legitim vertretbaren wird, wird damit zwangsläufig jede Diskussion fruchtlos bleiben.



      Es gibt nur eine Wahrheit, sie heißt Klimakrise. Sie ist real und sie ist absolut. Entweder wir reißen das Ruder mit einer gwaltigen Kraftanstrenung doch noch in letzter Sekunde herum oder wir werden untergehen.

      • @Ingo Bernable:

        -Man kann und soll sich gern darüber streiten ob der Klimakatastrophe besser mit Marktmechanismen oder doch eher mit Regulierung zu begegnen ist.-

        Schön gesagt, probier das doch mal.



        Mit dem Argument Marktmechanismen ist man doch heute schon Leugner.



        Wenn man das Schlimmste mit der Erforschung von Geoengineering verhindern möchte im übrigen auch.



        Atomkraft zum Übergang für weniger CO2-Ausstoß?



        CO2-Auffangen und als Rohstoff nutzen?



        Alles Bäh, wird alles von anderen Ländern zumindest erforscht und bei uns gerade von den Aktivisten abgelehnt.



        Jeder E-Auto-Fahrer wird von der letzten Generation genauso in Mithaftung genommen wir der SUV-Fahrer.

        Es ist den Aktivisten schlicht egal, wen es trifft, was schon bei uns erreicht wurde, was in anderen Ländern passiert.



        Nur es ist dem Klima schlicht egal, wenn NUR bei uns was gemacht wird.

      • @Ingo Bernable:

        Aber wie soll dieses "Ruder Rumwerfen" funktionieren, wenn nicht im Rahmen des demokratischen Prozesses (also mit dem mühseligen, systemkonformen Beschaffen von Mehrheiten, die nicht nur den Klimawandel anerkennen sondern AUCH bereit sind, die Konsequenzen zu ziehen und entsprechend eine Politik zu unterstützen, die ihnen die notwendigen Opfer abverlangt)?

        Sehen Sie irgendein ernstzunehmendes Potenzial für einen klimapolitisch motivierten Umsturz oder ein ähnliches Vehikel, um die mangelnde demokratische Legitimation einer komromisslosen Klimapolitik zu überwinden? Und wenn ja, glauben Sie wirklich, dass so ein Vehikel tatsächlich eine Chance hätte, auch die FAKTISCHE Trägheit der Bevölkerung in der "Wahrnehmung ihrer Verantwortung für die Zukunft" effektiv zu überwinden?

        Aus meiner Sicht wäre so ein Vorgehen genau so todgeweiht wie seinerzeit der Versuch, mit vergleichbaren Methoden der Bevölkerungsmehrheit den Weg ins kommunistische Paradies zu oktroyieren. Sowas müssen die Leute selbst und auf individueller Ebene WOLLEN. Die bloße abstrakte Erkenntnis, dass "man" mal dringend "was tun müsste", ist allenfalls für marginale Veränderung des Individualverhaltens gut. Das sollte die Historie uns zumindest gelehrt haben.

      • @Ingo Bernable:

        Wollte noch kurz einwerfen, dass es in Zeiten der Postmoderne anscheinend keine absolute Wahrheit mehr gibt. Kommt immer auf den Standpunkt von Sender und Empfänger an. Logischer Positivismus hat ausgedient. Zumindest in woken, linken Kreisen. Was dein Untergang ist, ist einer anderen Person der Aufgang.

      • @Ingo Bernable:

        Wenn ich mir die Mehrheitsmeinung in unserer Gesellschaft anschaue, dann halten die meisten die Klimakrise für real. Dies ist also eher kein Streitpunkt.

        Es geht um die Umsetzung. Hier darf man (wie Sie übrigens auch selber bestätigen) durchaus verschiedener Meinung sein.

        Wieso aber die nicht-demokratisch legitimierten "Klimaaktivisten" die unbeschränkte Macht darüber haben sollten, erschließt sich mir nicht. Eine klimapolitische Autokratie lehne ich ab, ich bevorzuge die Demokratie.

      • @Ingo Bernable:

        Nein. Das sagt der Artikel nicht. Der Artikel sagt Alles. Und in dieser Absolutheit ist dem zu widersprechen. Ich gehe davon aus, dass Sie verstanden haben, dass ich hier nicht "fordere" Menschen umzubringen. Aber wenn dies nicht von "Alles" umfasst ist, sind wir doch in der Diskussion, was noch angemessen ist. In einem anderen Kommentar führen Sie ja auch mehrere Möglichkeiten auf, der Klimakrise zu begegnen. Der Artikel scheint diese mehren Möglichkeiten zu verneinen.

  • Vielleicht sind wir ja einfach zu viele Menschen. Ich würde sagen, wir entziehen einfach 7 von 8 Menschen das Leben. Problem gelöst und dank des Artikels legitimiert.

    Oder anders gewendet: Man sollte mit dem Wort "Alles" vorsichtig umgehen. Der Spruch stimmt schon bei der Satire nicht. Erst recht gilt er nicht, wenn es mehrere Lösungsmöglichkeiten gibt.

    • @Strolch:

      Menschen umzubringen hat aber doch niemand - außer ihnen - gefordert. Der konkrete Anlass der Diskussion war die Frage ob man einen Kanzler, der zur Abwendung der Klimakatastrophe bislang eher wenig getan hat, unterbrechen darf. Dies und vergleichbares wäre also der Inhalt mit dem der Platzhalter "alles" hier zu füllen wäre. Wenn wir allerdings weiterhin so untätig bleiben wie in den letzten 30 Jahren wird das mit ziemlicher Sicherheit zu Szenarien führen in denen der Kampf um die verbleibenden Ressourcen auch mit Gewalt und Mord geführt werden wird.

      • @Ingo Bernable:

        Der konkrete Anlass der Diskussion mag ein bloßes Unterbrechen sein. Die Positionierung hier aber ist, dass Klimaaktivismus "Alles" dürfe, und das endet eben NICHT beim bloßen Unterbrechen. Denn letztlich öffnet diese Position - und insbesondere auch die Argumentation des Autors für sie - gefährlich weit die Tür zum "Der Zweck heiligt die Mittel". Wer ernsthaft meint, dass es in diesem Zusammenhang, wo die Existenzfrage der ganzen Menschheit gestellt werden muss, nur um die Rechtfertigung unflätigen Diskussionsverhaltens ginge, ist mehr als blauäugig. Da kann man "Alles" nur als wirklich "Alles" verstehen.

  • Völlig richtig. Es kann keine zwei Meinungen geben, nicht über die Notwendigkeit, nicht über die Dringlichkeit und auch kaum über die Wege. Es kann auch nicht bestritten werden, dass die bescheidenen bisherigen Fortschritte den Umweltbewegungen zu verdanken sind und es kann auch nicht bestritten werden, dass die Politik immer gebremst hat. Ein wirklicher "Klima- Kanzler" müsste sich eigentlich bei den Aktivisten bedanken, dass sie ihm helfen, ihn treiben, ihm den Weg frei machen, Überzeugungsarbeit leisten. Und ein halbwegs verantwortungsbewusster Kanzler würde den Bürgern die Wahrheit sagen und nicht von den Arbeitern im Tagebau schwafeln. Die Wahrheit ist, dass es so nicht weitergeht, für einen halbwegs mutigen Kanzler gibt es momentan dazu noch die ideale Argumentationshilfe, dass wirklich jeder versteht, dass wir uns ganz schnell von der Abhängigkeit fossiler Energie befreien müssen und zwar am besten dadurch, dass wir Energie sparen. Stattdessen lässt ein Scholz aber zu, dass der Verbrauch zusätzlich subventioniert wird, und nicht nur für die wirklich sozial Schwachen. Als Beigabe unterstellt er von oben herab den idealistischen und verzweifelten jungen Klimaschutz- Vorkämpfern noch ein falsches Demokratieverständnis. In Wirklichkeit aber stimmt mit Scholz' Demokratieverständnis etwas ganz gewaltig nicht.

    • @Benedikt Bräutigam:

      "Es kann keine zwei Meinungen geben, nicht über die Notwendigkeit, nicht über die Dringlichkeit und auch kaum über die Wege."



      Und schon sind wir auf Abwegen.



      Es kann - und darf! - immer mehr als eine Meinung geben.



      Wirklichkeiten gibt es nur eine. Das ist aber nicht dasselbe wie eine Meinung.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Danke und nochmals Danke für diese sachbezogene Antwort auf die Aussagen des "Klima-Kanzlers".

  • Stimmt es denn nun eigentich, dass da bei den Veranstaltungen Leute in Schwarz sitzen und versuchen, die Veranstaltung platzen zu lassen?

    Es ging ja nicht einfach um Zwischenrufe.

    Der Vorwurf von Scholz war ja mehr.

    Ist das Spinne?

  • Unfug. Eine Diskussion über die verschiedenen Optionen, die Klimakrise und ihre Auswirkungen zu bekämpfen muss erlaubt sein und ist sogar zwingend notwendig.

  • An dieser Stelle möchte ich einen schon älteren Kommentar von mir verweisen:



    "Weltweit dominiert eine überzüchtete Konsumgesellschaft, die sich in allen Lebensbedingungen breitgemacht hat. Aus diesem kranken System heraus wird nichts die Katastrophe abwenden. Ein System, in dem unbedingtes Wachstum die Ausbeutung von Mensch und Natur voraussetzt, verkennt, dass gesunde Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik nicht auf unendlichem Wachstum beruhen kann. Das Wachstumssystem wird noch immer als Ersatzreligion verehrt. Wo bitte, sind Regierungen, die sich trauen, die Leute vom Konsum der Güter abzuhalten, deren Produktion und Gebrauch das Klima belastet, oder sie ihnen gar zu verbieten. Denn dann würden sie nicht gewählt. Ein Lebensstil, der es gewohnt ist, sein Selbstverständnis über die kapitalistische Konsum- und Massenkultur zu leben, der Grundlage des Kapitalismus, darf und muss sehr wohl endlich dynamisch in Frage gestellt werden. Die Grünen, noch in der Oppostion, wollen nun, in Regierungsverantwortung, einem so rücksichtslos, neoliberal verschachtelten, globalen Wirtschaftssystem die Rote Karte zeigen. Um an den großen Stellschrauben zu drehen, fehlt ihnen - wie allen anderen Parteien auch - der passende Schlüssel. Doch das Maß des Menschen bleibt ein Monster aus Gier und Selbstsucht, wie es dieser Raubtierkapitalismus eben geschaffen hat. "Wir haben von "diesem System" sicher in Teilen profitiert, aber in noch größeren Teilen macht es uns alle krank und blind gegenüber den Grundbedingungen des Lebens." (Wolfram Eilenberger) Es ist so, wie Warren Buffett sagte:„Es herrscht Klassenkrieg und meine Klasse gewinnt“.

    • @Struppo:

      Wiederholt und trotzdem nicht richtig. Wachstum im genannten Sinne bezeichnet stets das Wachstum des BIP. Das schließt auch jede Investition in Klimaschutz, Ressourcenersparnis und Recycling ein, ebenso Dienstleistungen, die keine Rohstoffe etc. verbrauchen. Daher ist sehr wohl auch in einer klimafreundlichen Gesellschaft dem Wachstum im volkswirtschaftlichen Sinne keine Grenze gesetzt. Alles andere ist ein Spiel mit Begriffen bzw. ein Kategorienfehler.

    • @Struppo:

      "Wo bitte, sind Regierungen, die sich trauen, die Leute vom Konsum der Güter abzuhalten, deren Produktion und Gebrauch das Klima belastet, oder sie ihnen gar zu verbieten." fragen Sie. Nun, davon gibt es so einige, die allerdings diesen Konsum nicht direkt verbieten, aber Zustände zementieren, in denen die Bevölkerung bitterarm ist. Und was machen die Leute in diesen Ländern? Freuen die sich, dass sie so einen niedrigen "ökologischen Fußabdruck" haben? Eher nicht.

  • Die Unfähigkeit/Untätigkeit der Politik wird direkt in den Untergang führen. Don‘t look up.

  • Da bringt also ein noch junger Redakteur die unterirdischen Anspielungen von Scholz auf den Punkt.



    Diesem kapitalistischen Wirtschafts- bzw. Gesellschaftsmodell muss ein Ende bereitet werden, der Wahnsinn muss ein Ende haben. Nur ein Beispiel von unzähligen... Da verschwinden seit Jahrzehnten intakte Dörfer wegen der Braunkohle...das muss man sich einfach mal vorstellen... Den ewigen Kampf des Profits gegen die Umwelt darf eben diese Profitgier und unser Wahnsinnskonsum nicht gewinnen, wenn wir noch eine einigermaßen intakte Umwelt unseren Kindern hinterlassen wollen. Unsere Ökonomie definiert grundsätzlich alles als Katastrophe, was das Klima wieder Schritt für Schritt zu einem guten Klima machen könnte. Zu lange schon befinden wir uns in einem Zustand der Entropie. Politik und Wirtschaft ziehen an einem Strang gegen die von der Evolution in Millionen von Jahren geschaffenen Umweltbedingungen. Sie nennen es Arbeitsplatzbeschaffung durch Wachstum. Sie merken nicht, dass genau diese Art von Arbeitsbeschaffung Globus und Klima stärker ruiniert, als noch so viele Windräder, CO2-Bepreisungen und E-Autos kompensieren können.

    • @Struppo:

      Wenn Braunkohle kein CO2 produzieren würde gäbe es damit doch gar kein Problem.



      Nur der CO2-Ausstoß ist überhaupt geeignet, da ein Dagegensein abseits von Nimby zu rechtfertigen.

  • Für die Umsetzung der Energiewende werden dringendst Handwerker:innen gesucht; sonst bleibt das alles Utopie. Wie wäre es damit, sich in diesem Bereich zu "aktivieren"?

    • @resto:

      "Geht arbeiten ihr Gammler." war ja schon immer ein beliebter Weg um notwendiger und angebrachter Kritik zu begegnen. Aber glauben sie wirklich es würde zu einer Implementierung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen kommen wenn all diejenigen die auf die Dringlichkeit des Themas aufmersam machen, damit aufhören um mehr Zeit für einen Job als Handwerker*innen zu haben, hoffend, dass die erteilten Aufträge auch welche sind die dem Klima helfen? Würde die Politik wenn sie nur noch dem Druck der verschiedenen Lobbys aber nicht mehr dem der Zivilgesellschaft ausgesetzt ist tatsächlich plötzlich die notwendigen Entscheidungen treffen die sie schon vor 30 Jahren hätte treffen müssen?

      • @Ingo Bernable:

        Das ist eine perfide Unterstellung Ihrerseits. Ernsthaft. Wie sollen all die Solaranlagen und Windkraftanlagen ohne geschultes Personal gebaut werden? Wir haben hier Haushalte, die schon ewig auf die Installation von Solarpanels warten. Nur vom Schreibtisch oder von der Straße aus passiert rein gar nichts.

  • Spätestens in wenigen Jahrzehnten werden wir uns in den Arsch beißen, warum wir eben >nicht< alles getan haben.

    Weil das tun wir bis heute nicht. Bis heute haben wir es nicht auf die Reihe gebracht, die Politik so zu beeinflussen, dass diese auf Wissenschaftler oder Klimaschützer hört anstatt die Wirtschaft dank Autokonzernen am Leben zu erhalten.

    Bis heute denken wir, wir müssen eine Art "Realpolitik" betreiben, um den Klimawandel aufhalten zu können. Man sieht, dass das nicht funktioniert. Wehe, man tritt zu aktivistisch auf, dann kommt die Keule Aktivismus = Diktatur oder es wird ein Kipppunkt gefürchtet, in der angeblich Umweltaktivistis zu Mördern werden. Bereits heute wäre schon alleine der Gedanke, den Individualverkehr zu reduzieren in den Augen der Autofahrer ein terroristischer Akt, also lieber weiter den Ball flach halten.

    Ja, ich prophezeihe es: In wenigen Jahrzehnten werden wir es bereut haben, zu lasch unsere Klimaziele durchgerungen zu haben.

  • Der weitaus größte Teil der Bevölkerung, Herr Zeitlinger hat, auch wenn das Ihrer Ansicht nach nicht sein kann, faktisch eine andere Meinung: Trotz Schub durch fridays for future haben die Grünen bei der Bundestagswahl nur 10% der Stimmen der Wahlberechtigten bekommen und die FDP, alles andere als eine Umweltpartei hatte gerade bei den jungen Wähler/innen hohe Stimmenanteile. Und zu meinem Leidwesen als Radfahrerwird tagtäglich auf den Straßen darüber abgestimmt, was die Menschen von Umweltschutz halten. Deshalb ist es irrelevant, ob Klimaaktivismus "alles" darf. Relevant wäre, wie er breitere Schichten der Bevölkerung erreicht. Mit Auftreten als "schwarzer Block" aber grenzt man sich ab und bewirkt das Gegenteil.

  • Manchmal muss man eben ein bisschen auf die Kacke hauen, damit sich etwas bewegt.

    Spätere Generationen, falls es sie dann geben wird, werden sicher wenigstens verständnisvoll urteilen oder die AktivistInnen und Aktivisten bekommen den Status von Helden.

    Wäre die Schwulenbewegung so in die Gänge gekommen, wenn es nicht die tagelangen Straßenschlachten in der Christopher Street gegeben hätte?

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      „Wäre die Schwulenbewegung so in die Gänge gekommen, wenn es nicht die tagelangen Straßenschlachten in der Christopher Street gegeben hätte?“ Kann sein. Der Vergleich ist aber nur eingeschränkt passend. Durch Toleranz und Akzeptanz jedweder sexuellen Orientierung und Lebensform werden ja andere Menschen nicht eingeschränkt. Das wurde irgendwann begriffen. Beim Thema Klima geht es jedoch ans Eingemachte. Von politischem Führungspersonal erwarte ich, dass sie demokratisch die Bevölkerung „mitnehmen“. Warum gehen nicht Menschen für Tempolimits auf die Straßen? Ich „freue“ mich schon auf den ersten September.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Der Punkt ist aber bei beiden Fällen, dass die Verletzung von Regeln und Gesetzen eine Dynamik in Gang setzt.

        Angesichts dessen, was uns erwartet, was die Wissenschaft sagt, wären jetzt schon Bombenanschläge legitim.

        Und wir eiern hier rum wegen ein paar angeklebten Händen.

        Aber, hey, was soll's, schließlich haben wir alle Zeit der Welt.

        • @Jim Hawkins:

          Aber welche Dynamik soll in Gang gesetzt werden?

          Eine spürbare Senkung des Lebensstandards für alle, die in Ländern leben, in denen zurzeit genug erwirtschaftet wird, um Nahrung, Wohnung, sauberes Trinkwasser, Stromversorgung, medizinische Versorgung etc. für die Gesamtbevölkerung zu gewährleisten, und eine Verweigerung entsprechender Lebensumstände für den "Rest der Welt"?

          Oder der Ausbau CO2-armer Kraftwerke, die auch dann noch die lebenswichtigen Funktionen aufrechterhalten, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht?

          Oder eine Dynamik, die dazu führt, dass die Menschheit sich auf die Folgen des Klimawandels einstellt und versucht, sich daran anzupassen und unter deren Bedingungen ein menschenwürdiges Leben für alle zu ermöglichen, statt zu erwarten, dass sich die Erderwärmung zuverlässig stoppen lässt?

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          „Angesichts dessen, was uns erwartet, was die Wissenschaft sagt, wären jetzt schon Bombenanschläge legitim.“ Do it like Putin? Vielleicht löst der ja auf seine Art die Klimakrise. [/Sarkasmus off]. Ich „freue“ mich schon auf den ersten September. Nicht auf den 11. September. Geschichte lehrt, dass Revolutionen umkippen in Totalitarismus. Folgen der französischen von 1789 waren Robespierre, Napoleon und die Restauration. Die russische Revolution wirkt bis heute. (s. Ukraine).



          Was „die Wissenschaft“ sagt… Ich zweifle nicht am Klimawandel, verhalte mich danach und „belehre“ Menschen seit mehr als zwanzig Jahren (s. meine Antwort @GUIDO F. GEBAUER weiter oben), aber mir graust vor einer neuen Inquisition, die sich auf Wissenschaft beruft. Wir benötigen besonnene Politik. Gewalt werden wir noch unendlich viel erleben. Ich habe bereits Albträume.

          • @95820 (Profil gelöscht):

            In meinen Albträumen geht es so zu:

            Die Eliten, die Reichen, die großen Gangster leben in geschützten Vierteln oder Communitys, der Rest kämpft jeden Tag auf der Straße ums Überleben.

            Ein bisschen wie in "The Walking Dead" oder in Cormac Mccarthys "Die Straße".



            Wobei, in dem Roman sind alle gefickt.

            Jedenfalls sehe ich keine Blumenwiesen, Windräder und glückliche Menschen.

            Der Zug fährt schon langsam aus dem Bahnhof.

            • 9G
              95820 (Profil gelöscht)
              @Jim Hawkins:

              Gated Communities sind nicht mehr die Lösung. Die sind ja auch nicht sicher vor Klima-Auswirkungen. Für „Eliten“ (RUDOLF FISSNER) gibt es bessere Lösungen. Hochseeyachten. Mal hier, mal dort. „Morbides Mittelmeer“ : taz.de/Die-Wahrheit/!5856239/ oder mal NY:



              www.kontextwochenz...te-clans-8217.html

            • @Jim Hawkins:

              Wie gut das es "Eliten" gibt. Dann kann man den Zaun hinter sich ziehen und die Toten im Mittelmeer fallen dann nicht so auf.

              • @Rudolf Fissner:

                Das war eine dystopische Vision.

                Davon abgesehen bin ich weder jetzt und auf gar keinen Fall in der Zukunft Teil der Elite.

                Was in anderen Träumen schade finde.

                • @Jim Hawkins:

                  Nun. ihre dystrophschen Visionen sind aber bereits Realität für die Ertrinkenden im Mittelmeer.

                  Und Sie sitzen auf Seite der 10% Weltelite auf dem Trockenen. Da hilft es auch nicht die Verantwortung deutsch-beamtenmäßig auf die 10% der 10% zu reduzieren und auf den nächsten Zuständigen zu referenzieren.

                • 9G
                  95820 (Profil gelöscht)
                  @Jim Hawkins:

                  Ihr dystopischer Albrraum ist doch in vielen Regionen dieser Erde längst Realität.

                  • @95820 (Profil gelöscht):

                    Das ist richtig.

                    Und wir können das nur ertragen, indem wir das meiste davon ausblenden.

                    Wahrscheinlich würde man durchdrehen, täte man das nicht.

  • "Der Weg ist das Ziel". Es geht nur friedlich und mit Respekt gegenüber allen Menschen. Wie würde denn der Kommentar ausfallen, wenn eine andere Gruppe, die ihr Anliegen als wichtigstes in der Welt definiert, für sich Absolution einfordern würde?

  • Ich würde mir mal wünschen, daß jemand Lösungen aufzeigt wie wir MIT dem Klimawandel leben können anstatt hier "Festkleben gegen Windmühlen" zu praktizieren.

    Einen Rückbau der technischen und zivilisatorischen Errungenschaften wird keiner unterstützen. Selbst der Homo hat den Faustkeil vor fast 2 Millionen Jahren nicht mehr hergeben wollen.

    An FCKW erinnert sich wahrscheinlich keiner mehr, aber auch damals wurde behauptet: das brauchen wir, das geht nicht ohne.



    Sucht mal nach "Foron" und dann sieht man eine ökologische Erfolgsgeschichte (Spoiler: ging auch nicht ganz ohne Kleber an den Finger denke ich, aber hatte mit dem Job zu tun).

    Mich erinnert der Klimaaktivismus übrigens nicht an die Nazizeit, wie Scholz andeutete. Eher so an die Zeit ca. 45 Jahre später, wo ein paar Studenten auch mal ein bißchen "aufrütteln" wollten. Wäre schön gewesen, wenn die sich nur festgeklebt hätten.

  • Nein, einfach nur nein! Die Bekämpfung des Klimawandels mag von hohem ideellen Wert sein, doch legitimiert dieser nicht, demokratischen Gepflogenheiten zu unterminieren. Die Demokratie ist das höchste Gut, dass wir in Deutschland haben. Nur in einer liberalen Demokratie ist eine Pionierrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels möglich. Aktivisten, die meinen, Recht sei, was dem Klima nütze, bewegen sich tatsächlich, wie der Kanzler es so treffend ausdrückte, auf historisch äußerst bedenkenswerten Pfaden. Die Idee, Aktivisten dürften alles, könnte somit zum Nährboden eines neuen Totalitarismus führen. Ähnliche Radikalisierungsprozesse führten letztendlich zur Bildung der RAF.



    Zumal es arrogant, bürgerlich abgehoben und elitär wirkt, es als "Schwachsinn" zu bezeichnen, wenn der Kanzler sich glaubhaft für Arbeitsplätze und Berufsperspektiven von Braunkohlekumpel einsetzt. So verspielt die Klimabedingung jeden Rückhalt in der Facharbeiterschaft und den Werkstätigen.



    Persönlich verstehe ich die hier geäußerte Kritik an der Klimapolitik der Bundesregierung ohnehin nicht. Die Wasserstoffwirtschaft ist die Zukunft. Der Ausbau der Erneuerbaren Freiheitsenergien wird forciert. So entwickeln wir eine nachhaltige Industrie- und Energiepolitik nicht nur für Deutschland, sondern auch ein Vorbild und lukratives Exportmodell für den globalen Süden. So bekämpfen wir nachhaltig und tiefgreifend den Klimawandel und erschöpfen uns nicht in einem eitlen, hippen, fotogenen Besserverdiener-Klimaaktivismus!



    PowerOlaf regelt!!!

    • @Tiberius Gracchus:

      Die Demokratie ist das höchste Gut? Da könnte man durchaus mal drüber nachdenken. Die höchsten Werte stehen zum Beispiel in unserem Grundgesetz gar nicht zur Disposition durch demokratische Entscheidungen. Die Demokratie ist eher eine Methode als ein Wert an sich. Man kann sie ziemlich sicher für die beste Methode halten und gewiss sind Schäden an der Demokratie sehr gefährlich, aber Schäden an der Demokratie können mitunter auch durch die Demokratie selber entstehen. Übrigens sind wir natürlich schon überhaupt keine reine Demokratie, dazu haben bestimmte Interessengruppen viel zu viel Einfluss. Wieso sollen dann nicht auch altruistische Interessengruppen mehr Macht bekommen? Generell ist es natürlich, dass die demokratischen Prozesse von den Engagierten geprägt und gesteuert werden, dies garantiert Entwicklung, während andere Kräfte gerne blockieren, verharren oder rein persönliche Prioritäten setzen. Die pure Demokratie haben wir nicht und das ist auch ok. Die Frage ist eher, welchen Interessengruppen wir mehr Einfluss geben wollen.

    • @Tiberius Gracchus:

      Demokratische Prozesse sind dort sinnvoll wo es alternative Möglichkeiten gibt und wo sie rechtzeitig zu einem Konsens führen. Im Klimakontext muss man allerdings ein vollständiges Versagen demokratischer Prozesse konstatieren. Obwohl die Notwendigkeit wirkungsvoller Maßnahme seit Jahrzehnten bekannt ist, wird eben nicht in ausrichendem Maße gehandelt. Das gefährdet nicht nur die Demokratie selbst, sondern auch den Fortbestand menschlicher Zivilisation.



      "Persönlich verstehe ich die hier geäußerte Kritik an der Klimapolitik der Bundesregierung ohnehin nicht."



      Don´t look up.

  • Sorry, aber nein, natürlich nicht. So real und bedrohlich wie der Klimawandel ist, so wichtig es ist, seine Ursachen zu bekämpfen und für diese Ziele zu kämpfen. Auch subversiv, keine Frage.

    Es gibt aber viele Dinge, die absolut richtig sind und die man trotzdem nicht einfach mit allen Mitteln durchsetzen kann. Die Auffassung von einem höheren Ziel legitimiert zu sein, "alles" zu dürfen ist schlicht die Grundlage für jeden Extremismus.

    Und es ignoriert auch auf erschreckende Weise, dass jede erfolgreiche Bewegung einen breiteren Rückhalt in der Bevölkerung brauch. Alles ander versandet früher oder später in einer Sackgasse oder mündet eben in destruktiver und narzistischer Gewalt. Das hat die Welt noch niemals besser gemacht.

    Schon bemerkenswert, dass man das erwähnen muss.

  • Auch von mir volle Zustimmung und Dank für die wahren Worte.

  • Selbst wenn alles richtig wäre, was der Autor schreibt - "alles" darf man schon deshalb nicht, weil die Mittel, die den Zweck angeblich heiligen, zumindest zielführend sein sollten. Das kann man bei so einigem dann doch bezweifeln.

    • @Dr. McSchreck:

      "Der Zweck heilgt die Mittel": Das Gegenteil dieses Sprichworts ist richtig!!



      Mit Gewalt wird der Umweltschutz in den Schmutz gezogen.



      Mit vielen angenehmen Dienstleistungen erscheint die Umweltzerstörung im guten Licht.

  • Nein. KEIN Zweck heiligt die Mittel.

    Aber mal davon ab: Welche Selbstherrlichkeit zu meinen, man sei der einzige, der die Wahrheit blickt. Den Klimawandel anzuerkennen, ist doch gar nicht das Problem!

    Das Problem ist der politische Wille, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen. Und so lästig es Euch Besserwissenden auch sein mag: Politischer Wille entwickelt sich in einer Demokratie nicht durch einseitige Ansagen und Verabsolutierung der eigenen Position über alle sonstigen Rechte, Werte und Entscheidungswege des Gemeinwesens hinweg. Konkreter: Den Kanzler anzugrölen verschafft den eigenen Vorstellungen noch lange keine parlamentarische Mehrheit.

    Fazit: Wer so argumentiert, präsentiert sich nicht als Durchblicker sondern im Gegenteil als ziemlich ahnungslos.

    • @Normalo:

      Wenn das Problem die parlamentarischen Mehrheiten sind, dann muß man das System ändern.

      Warum z.B. nicht Klimaräte schaffen die Vetos gegen parlamentarische Beschlüsse einlegen können?

      Warum nicht Klimakomissare schaffen die ohne parlamentarische Beschlüsse handeln können?

      Natürlich ist es wichtig das diese Räte und Komissare nicht mit Klimawandelleugnern oder Lobbyisten des Kapitals besetzt werden.

      • @Alreech:

        Antwort auf Ihre Fragen: Weil es auch DAFÜR bislang keine Mehrheiten gibt - weder parlamentarische noch populäre.

        Was an dem Wort "Demokratie" ist so schwer zu verstehen? Das Volk herrscht (und zwar absolut und nicht absetzbar). Es hat - Stand heute - mehrheitlich nicht die geringste Lust, sich von irgendwelchen Räten oder sonstwem erklären zu lassen, was es gefälligst denken müsste, wenn es endlich mal das "Richtige" dächte.

        Es gibt in unserem Land nun einmal keine inkarnierte "höhere Vernunft", die in der Lage wäre, eine etwa unvernünftige Mehrheit auszuhebeln und ihre Meinung für ungültig weil "den wissenschaftlichen Fakten widersprechend" zu erklären. Da kann man sich noch so einbilden, die Einsicht in die wahre Lage der Dinge mit Löffeln gegessen zu haben: Was die Mehrheit grundlegend anders sieht, bekommt man hierzulande nicht über die nächste Wahl gerettet, so klug oder "zwingend logisch" es auch sein mag.

        Also ja, nette Vorschläge. Haben Sie schon düber nachgedacht, wie Sie eine Mehrheit dafür organisieren? Die aktuell an der Macht befindlichen Politiker sind jedenfalls NICHT dafür gewählt worden, sowas durchzusetzen.

        • @Normalo:

          Es gibt eine Mehrheit die den Klimawandel nicht leugnet.



          Wer den Klimawandel leugnet hat vertritt keine Meinung, sondern hämmert an den Grundfesten unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

          Die Mehrheit also muß nicht organisiert werden, die Mehrheit muss sich durchsetzen.



          Notfalls durch Blockaden, Sabotage und Generalstreiks.



          Wenn sich die Mehrheit durchgesetzt hat, dann kann dies auch parlamentarisch Abgebildet werden, nicht vorher.

          • @Alreech:

            Die Mehrheit SETZT sich bereits durch. Und sie will eben keine kompromisslosen Öko-Umdenker als Regierung. Sonst hätten wir die nämlich längst.

            Sie wollen offensichtlich nicht wahrhaben, dass Ihre Mitmenschen durchaus in der Lage sind, mehrheitlich den nach Ihrer Ansicht notwendigen Wandel in ihren Lebensgewohnheiten abzulehnen, OBWOHL ihnen die Konsequenzen bewusst sind. Wir reden hier von Menschen, keinen abstrakten, stets rational reagierenden Kollektivbestandteilen. Und die haben eben in aller Regel auch was dagegen, sich zu ihrem Glück zwingen zu lassen, auch wenn das vernünftig wäre.

            Das Räte-Modell kommt immer wieder auf den Tisch, wenn jemand meint, es besser zu wissen als das dumme Volk, aber nicht eingestehen möchte, dass ihm deshalb die Demokratie stinkt. Dann kommen Räte, die angeblich repräsentativ agieren aber in Wirklichkeit genau nicht demokratisch kontrolliert werden sollen. Wo das endet, haben auch die Sowjets in Russland vor hundert Jahren erleben dürfen: Am Ende haben die die nominelle Macht, die am brutalsten danach streben. Und die Probleme, die das System mal lösen sollte, bleiben ungelöst.

            Und DESHALB ist in einer Demokratie eben bei aller Trägheit des Prozesses immer noch der "lange" Weg innerhalb der Systems der schnellste zur Lösung - nicht die Abkürzungen, die ganz besonders schlaue Durchblicker meinen, durchsetzen zu können, indem sie den Zweck ihre Mittel heiligen lassen.

            • @Normalo:

              Natürlich haben die Sowjets Russlands Probleme damals gelöst.



              Sie haben das alte, morsche System des Zarismus beseitigt und eine moderne gesellschaft auf wissenschaftlicher Basis errichtet, die immerhin 70 Jahre Bestand hatte bis der Neoliberale Umsturz erfolgt ist.

              Heute, nach mehr als 30 Jahren Neoliberalismus haben wir das gleiche Problem wie 1917: ein morsche korrupte Gesellschaft die nicht in der Lage ist die Herausforderungen der Zukunft zu meistern und sich weigert auf die Wissenschaft zu hören.

              • @Alreech:

                Ich würde mich scheckig lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Diese "moderne gesellschaft auf wissenschaftlicher Basis" war durch und durch korrupt, hat Millionen Tote allein schon in der direkten Aufrechterhaltung ihres Herrschaftssystems gefordert, die Bevölkerung systematisch belogen und polizeistaatlich unterdrückt, völliges Schindluder mit der Umwelt getrieben und es in einem eigentlich ressourcenreichen Land fertiggekriegt, von Anfang nur mit der Knute einen Lebensstandard aufrechterhalten zu können, der mit "Mangelwirtschaft" noch milde umschrieben ist. Ihre - im Vergleich zu anderen Systemen immer noch lächerlich kurze - Lebensdauer hat sie nicht ihrer Modernität sondern den Schergen des NKWD/KGB und den Panzern der Roten Armee verdankt.

                Ist DAS Ihre Vorstellung von gelösten Problemen?? Operation gelungen, Patient tot? In dem Fall willkommen im Kapitalismus! DAS toppt unser System mit links. Es braucht nur deutlich länger für die Vernichtung seiner demokratischen Basis...

      • @Alreech:

        Ihre Vorschläge lesen sich wie Lenin VOR der Machtergreifung der Bolschewisten. DANACH hatten die Räte nichts mehr zu melden und Bürokraten und Parteibonzen übernahmen das Ruder. Dass so die (Um-)Welt zu retten ist, kann niemand ernsthaft glauben.

        • @Callcenter-Agent:

          Lenin hat damals im Rahmen des Notstandes richtig gehandelt um die Revolution zu retten.



          Heute haben wir einen Klimanotstand, der nur von rechten Klimaleugner bezweifelt wird.



          Wollen Sie wirklich das dass Klima kippt?



          Das Milliarden von Menschen fliehen müssen?



          Das der Planet innerhalb weniger Jahre unbewohnbar wird?



          Nur damit gierige Kapitalisten weiter Profite mit fossilen Brennstoffen machen können?

          • @Alreech:

            "Lenin hat damals im Rahmen des Notstandes richtig gehandelt um die Revolution zu retten."

            ..und welchen erhaltenswürdigen Mehrwert hat eine Revolution, wenn sie in solchen Strukturen endet? Die Herrschaft der Parteikader war doch kaum weniger tyrannisch, ungerecht, nepotistisch und anti-egalitär als der Feudalstaat zuvor. Wohlstand und Freiheit hat sie der russischen Bevölkerung jedenfalls genauso wenig gebracht. Und warum? Weil es eben der Versuch war, eine Politik autoritär durchzusetzen, die dem Gemeinwohl nur dienen kann, wenn genau das NICHT passiert sondern die Menschen sie aus eigenem freien (und dann auch demokratisch manifestierbaren) Willen mittragen.

            Dasselbe gilt für eine wirklich taugliche Klimapolitik: Auch die wird nur verfangen, wenn sie nicht totalitär übergestülpt wird.

            • @Normalo:

              Die Besetzung der Räte mit Parteimitgliedern war nötig um eine Konterrevolution zu verhindern.



              Und das ist immerhin bis 1989 gelungen.

              Es würde auch heute keinen Sinn ergeben zuzulassen das politische Funktionen von Klimaleugnern oder Lobbyisten übernommen werden.



              So kann die Klimakatastrophe nicht abgewendet werden!

              • @Alreech:

                Ein System stabil zu halten - mit Biegen (von Menschen) und Brechen (von Knochen) ist kein Verdienst am Volk sondern an denen, die das Biegen und Brechen befehlen. Es war eine der Lebenslügen der Sowjetunion, dass "die Revolution zu erhalten" ein Wert an sich und dass das, was da erhalten wurde, noch eine Revolution gewesen sei.

        • @Callcenter-Agent:

          Was Sie da so reinlesen...



          Übrigens schreibt Alreech zumindest von einer Mehrheit. Die Bolschewiki hatten keine Mehrheit ...

          • @Uranus:

            Natürlich haben die Bolschewiki die Mehrheit repräsentiert.



            Hätten sie sich sonst als Bolschewiki bezeichnet?

            • @Alreech:

              Ich bezeichne Sie hiermit als Superman. Das bedeutet, dass Sie jetzt fliegen können. Suchen Sie sich gerne ein Fenster und probieren es aus. Aber vorher bitte niemanden versehentlich mit den Laseraugen rösten! ;-)

      • @Alreech:

        Warum nicht gleich die Demokratie abschaffen und mit "Notstandsgesetzen" regieren?

    • @Normalo:

      Der Klimawandel als aktuelle Beobachtung ist natürlich keine Meinung. Die Modellierung der zukünftigen Entwicklung, und welche Maßnahmen was bewirken würden, ist schon eher strittig, aber immer noch im Bereich der Wissenschaft.

      Ethische Fragen dagegen (Soll man etwas gegen den Klimawandel unternehmen? Was sind wir bereit dafür aufzugeben?) sind rein subjektiver Wille, reine Meinung. Jeder kann etwas anderes wollen, das ist keine Frage von wahr / falsch, eher: wie setze ich meinen Willen durch? Was will die Mehrheit?

      • @Descartes:

        Ich hätte so meine Zweifel ob die anhaltende Untätigkeit wirklich das Resultat einer rationalen und reflektierten Abwägung von ethischen Fragen ist. Also "Was will die Mehrheit?" Die Mehrheit will ziemlich sicher nicht, dass ihre Kinder, Enkel und Ur-Enkel sich in einem Mad Max-Szenario in einem endlosen Kampf um Wasser und Ackerland die Köpfe einschlagen. Die Mehrheit will aber auch ihre Gewohnheiten nicht ändern, sondern mit viel zu vielen PS Brötchen holen.



        In der Vergangenheit hatten die Entscheidungen der Mehrheit eben auch nur für sie selbst Konsequenzen, die Folgen eines weiterhin ungebremssten Klimawandels werden den Planeten aber auf einige Jahrtausende hinaus massiv verändern, das damit einhergehende Artensterben sogar auf einige Jahrmillionen. Wäre also etwa eine Mehrheit der Bewohner*innen beispielsweise der Stadt Ur legitimiert gewesen Entscheidungen zu treffen die unseren heutigen Zugang zu Trinkwasser und fruchtbarem Ackerland in Frage stellen?

        • @Ingo Bernable:

          Die Abwägungsgründe sind egal. Das Ergebnis zählt, und ja, das ist immer noch bei "Wasch mir den Rücken aber mach mich nicht nass!“. Es ist völlig legitim, auf den Wudersinn in dieser Einstellung hinzuweisen. Aber es wird zu nichts führen, sie per ordre mufti oder im" Der Zweck heiligt die Mittel"-Partisanenkampf (metaphorisch ausgedrückt) den Mensch auszuterrorisieren. Das klappt schlicht und ergreifend nicht. Am Ende ist man in der Sache genauso weit wie am Anfang. Die einzige Veränderung ist der Verlust an politischer Kultur.

        • @Ingo Bernable:

          Auch in der Vergangenheit hatten die Entscheidungen der Mehrheit nicht nur für sie selbst, sondern auch für die nachfolgenden Generationen Konsequenzen. Jede neue Generation wird in Zustände hineingeboren, die die vorangegangenen Generationen geschaffen haben, und muss die Fehler ausbaden, die diese Generationen gemacht haben.

    • @Normalo:

      Ziemlich späte Einsicht in dieser absoluten Notlage, wo wir feststellen müssen, wer seit mindestens 30 Jahren versagt. Es tut mir ja leid, wenn Dir die 'Durchblicker' auf die Nerven gehen, ich gebe ja zu, wir waren noch viel zu harmlos in unserem Protest, aber jetzt hier meckern, ist echt von vorgestern...

      • @Dietmar Rauter:

        Mir gehen "Durchblicker", die meinen, ihnen stünden als Ersatz für mangelnde demokratische Legitimation irgendwelche Sonderrechte zu, lange nicht so sehr auf den Nerv, wie sie mir leidtun. Sie wollen ja vielleicht das Richtige, erweisen ihrer Sache aber genau ab dem Punkt einen Bärendienst, wo sie besagte Sonderrechte einfordern und auch ausüben.

        Ich sage bloß das Eine: "Nicht nur hat nicht automatisch Recht, wer am lautesten schreit, sondern auch sollte, wer tatsächlich Recht hat, nicht glauben, dass er das durch das lauteste Schreien durchgesetzt bekommt." Das kannst Du gerne anzweifeln und widerlegen, aber BITTE nicht mit der wackeren Erkenntnis, dass die Rechthabenden offenbar NOCH LAUTER schreien müssten, um sich durchzusetzen. Das tut mir dann wieder einfach nur leid um die Sache (und um die vielen CO2-Moleküle, die Leute wie Du auf dem Weg zu ihren sinnlosen Aktionen produzieren).

  • Danke für den Beitrag, es ist richtig: Wissenschaft ist keine Meinung.



    Aber "Und weil das so ist, darf Klimaaktivismus auch alles" halte ich für naiv, gefährlich und kontraproduktiv.

    Im modernen Nationalstaat gibt es viele Kräfte und Instrumente, die nur darauf warten, KlimaaktivistInnen als



    Terroristen brandmarken zu können. Die Medien und die breite Gesellschaft wird dann pauschal den gesamten



    Klimaprotest kriminalisieren und wir verlieren die Unterstützung. Wir haben doch schon in Stuttgart mit dem Applaus des Publikums gesehen, dass diese Unterstützung fehlt. Das ist für mich das Hauptproblem und mit das Schockierendste an Stuttgart.

    Zu diesem strategischen Problem kommt noch ein schwereres moralisches: Die wissenschaftliche Lehre ist doch, dass



    wir alle in einem Boot sitzen. Wir schaffen es entweder zusammen oder gar nicht zu überleben.



    Damit haben die Menschen, die die Erkenntnis gewonnen haben, wohin das Boot steuert, eine Verantwortung den anderen



    gegenüber. Wir müssen im Diskurs bleiben! So sehr ich die Verbitterung auch nachvollziehen kann.

    Meinesachtens sollten wir versuchen in einen globalen, demokratischen Dialog zu kommen, am besten über ein



    online Weltbürgerparlament- aber das ist ein anderes Thema.

    • @ErstZuhoeren:

      Sie schreiben: "Die wissenschaftliche Lehre ist doch, dass wir alle in einem Boot sitzen."

      Welche Wissenschaft mag das wohl sein, die dies behauptet? Etwa die Klimawissenschaft? Hat diese herausgefunden, dass es keine Klassen mehr gibt, keine Armen und Reichen, keine Herrschenden und Beherrschten, keine Regionen, die stärker oder schwächer vom Klimawandel betroffen sind? Mir ist das alles neu.

  • Vielen Dank für diesen Artikel. Leider glauben einige, der Klimawandel beträfe sie nie, weil sie zu den Glücklichen gehören, die noch nicht betroffen sind. "Die Wirtschaft" bestimmt weltweit, wie gehandelt wird. Eine gesichts- und gefühllose Entität, die alle unter sich zermalmt. Das funktioniert, indem die, die in Lebensgefahr sind, wir alle, gegen einander aufgehetzt werden, entlang Altersgrenzen, Landesgrenzen, Einkommensgrenzen, Parteigrenzen. Politiker tun nichts gegen den Willen "der Wirtschaft" und dämonisieren jene, die die Wahrheit sagen. Die Wahrheit ist: Wir müssen uns vom Wirtschaftswachstum verabschieden, sonst gehen wir unter. Bald schon wird Geld wertlos sein und die einzig mögliche Wirtschaft Subsistenzwirtschaft. So weit hätte es nicht kommen müssen. Danke, Wirtschaft.

  • Ich seh schon, so kann man demnächst die Tankstellenangestellten als Repräsentanten des Schweinesystems zum Freiwild erklären. Sprüche wie „Klimaaktivismus darf alles“ sind hoffentlich nicht repräsentativ für die Umweltaktivisten, wo doch Sprache die Wirklichkeit formt.

    • @YeahYeah:

      Die Angst vor der 'grünen RAF' zu schüren ist mE vA ein rabulistischer Kniff jener die partout die zwingend notwendigen Veränderungen in Gesellschaft und Lebensstil vermeiden wollen. Jenseits von Kommentaren aus der konservativen Ecke gibt es nämlich wenig faktisches was auf eine real zunehmende Gewaltaffinität der Klimaaktiven hindeutet. Umso realer sind aber die Folgen einer weiteren Untätigkeit.

      • @Ingo Bernable:

        Ich hab den Spruch für bare Münze genommen, da wäre das doch nicht so abwegig, oder?



        Und wenn ich mir einen Teil der Kommentare hier so anschau, dann bin ich mir da nicht so sicher, ob es nicht doch Menschen gibt, die das bereits so sehen: Klimakommissare mit Vetorecht gegen das Parlament…. Goht‘s noh?

        • @YeahYeah:

          "Ich hab den Spruch für bare Münze genommen, da wäre das doch nicht so abwegig, oder?"



          Also, in meiner Realität ist es das.



          "Klimakommissare mit Vetorecht gegen das Parlament…. Goht‘s noh?"



          Also lieber parlamentarisch legitimiert weiterhin mit Vollgas auf den Abgrund zurasen weil die Wählenden verdrängen und die Gewählten auch kein Interesse daran haben die schmerzhaften aber notwendigen Maßnahmen zu ergreifen die notwendig wären um bei den Emissionen endlich die Notbremse zu ziehen?

      • @Ingo Bernable:

        Es geht gar nicht um eine grüne RAF, sondern um die grundlegende Aussage des Artikels, dass Klimaaktivismus alles dürfe und JA, dies würde selbstverständlich eine grüne RAF einschließen, wenn es dem Ziel, dem Klimawandel zu begegnen, nützen würde. Die Argumentation des Artikels ließe jedoch auch zu, gegen ganze Länder Krieg zu führen, die sich gegen den Kampf gegen den Klimawandel stellen. "Darf alles" bedeutet eben im Kleinen wie im Großen, dass alle Mittel erlaubt sind - ansonsten muss man als Journalist*in eben eine andere Formulierung finden. Punkt.

        • @White_Chocobo:

          "Die Argumentation des Artikels ließe jedoch auch zu, gegen ganze Länder Krieg zu führen, die sich gegen den Kampf gegen den Klimawandel stellen."



          Auch wenn sie die sicherlich provokativ gemeine Headline "Warum Klimaaktivismus alles darf" buchstäblich verstehen wollen, scheint es mir doch eher unwahrscheinlich, dass die Klimaaktiven demnächst einen Krieg vom Zaun brechen könnten. Zumal die Folgen der Erderwärmung von > 2,7° auf die wir derzeit zusteuern werden mit Sicherheit auch nicht friedlich sein. Aber solange man sich an gewollten Missverständnissen aufhängen kann hält einen das ja immerhin davon ab endlich mal mit den notwendigen Veränderungen anzufangen.

    • @YeahYeah:

      Ohhh Gott, sie trauen sich das so zu formulieren? Aber wir haben jetzt zumindest gelernt, dass eine faktenberuhende Aussage keine Meinung darstellt. Mal sehen wie es bei Ideologisch-Politisch nicht genehmen Fakten ist…

  • Lieber Herr Zeitlinger, Sie geben an technologische und wirtschaftspolitische Antworten auf die Klimakrise finden zu wollen.



    Wie sieht es mit dem Kräfteverhältnis aus zwischen Industrie, Kapital, Standortverteidigern und den ganzen Abhängigen und -losen? Landlosen, Machtlosen?



    Um diese Erderhitzung zu stoppen brauchen wir radikale Ökosozialistische Drosselung der Industrieproduktion, des Massenkonsums. Das geht nur durch transnationale Steuerung, die die Konkurrenz- und Standortlogik überwindet.



    Ich hoffe wir schaffen es.

  • Danke!

  • Klimaprotest darf alles? Also auch das Redaktionsgebäude der taz abfackeln? Mehrere 10.000 nicht gedruckte und nicht verteilte Zeitungen würden schon einen Beitrag zur Senkung des CO2-Ausstosses liefern.

    Aber ganz ohne Sarkasmus: Bei der angesprochenen Diskussion geht es ja nicht darum, ob es den Klimawandel gibt oder nicht (Das ist Fakt), sondern wo und wie und unter welchen Bedingungen und mit welchen Mitteln und mit welchen Folgen er bekämpft werden kann. Und da gibt es schon unterschiedliche Standpunkte, die sowohl aus technischer, politischer und wissenschaftlicher Seite her unterschiedlich bewertet, beurteilt, bevorzugt, abgelehnt werden.

    Und das "seit den 90ern keine vernünftige Klimapolitik gemacht wird" ist auch nicht unbedingt Fakt, sondern auch eher Meinung. Der CO2-Ausstoss in den europäischen Industrieländern sinkt seit 30 Jahren ständig.

    • @Jürgen Meyer:

      Danke, auf diesen Unterschied wollte ich auch hinweisen. Es geht nicht um das "ob", sondern das "wie" Klimawandel angegangen werden muss. In dem Bereich besteht offenbar Diskussionsbedarf und dazu muss man vernünftig diskutieren können und wollen. Die Welt ist nun einmal nicht schwarz oder weiß. Entscheidungen haben Folgen und tatsächlich versucht manch ein Politiker diese Folgen mitzudenken. Ich sage aber nicht, dass das beim Kanzler so ist. Und Verlust von Arbeitsplätzen - wie es beim Kohleausstieg wohl immer wieder angeführt wird - wäre für mich kein Grund. Dieses Problem könnte man relativ einfach lösen.

    • @Jürgen Meyer:

      Der CO2- Ausstoss mag ja sinken, aber nicht genug. Der Energieverbrauch übrigens steigt rasant. Verschiedene Meinungen gibt es übrigens von Seiten der Wissenschaft nur im Detail. Ganz klar ist hingegen, dass es keinen Königsweg gibt, keine Supertechnologie, die uns retten kommt, sondern dass auf allen Ebenen gearbeitet werden muss und zwar jetzt.

    • @Jürgen Meyer:

      Ich würde meinen, vernünftige Klimapolitik bedeutet Maßnahmen im notwendigen Ausmaß zu machen. Und so hat die Klimapolitik nun mal nicht ausgesehen. Es sind laufend Klimaziele verfehlt worden bzw. hat es die viel zu spät gegeben. Die Treibhausgasemissionen der europäischen Industriestaaten mögen sinken (Wenn das denn überhaupt stimmt. Auslagerung und globaler Handel müssen berücksichtigt werden), jedoch nicht im notwendigen Ausmaß. Und darauf kommt es an. Zur Veranschaulichung: Wenn Sie unter Wasser sind, reicht es nicht, ein paar Millimeter zur Wasseroberfläche hochzuschwimmen. Sie müssen schon die Wasseroberfläche durchbrechen, um Luft holen zu können. Andernfalls ertrinken Sie.

  • Nein, Klimaaktivismus darf nicht alles. Ganz gewiss nicht! Das wäre ein Freifahrtschein für alle anderen Begehren, die versuchen, eine Sache für die Menschheit voranzubringen. So dachten nämlich schon viele totalitäre Systeme, Tyrannen, Diktatoren, Terroristen jedwerder Coleur. Nein, niemand darf alles!

    • @Pia Mansfeld:

      Alles ist natürlich Quatsch, aber der Protest darf viel. Sehr viel. Es handelt sich um eine politische Form von Notwehr und Nothilfe. Da kann man auch schon mal ein paar Autos aufhalten. Und ganz sicher darf man einem solchen Kanzler wie Scholz ins Wort fallen. Rechtlich mag manches eine Nötigung sein, mit Gewalt oder gar Terror hat das aber nichts zu tun.

      • @Benedikt Bräutigam:

        "...mag manches eine Nötigung sein, mit Gewalt (...) hat das aber nichts zu tun."

        Nötigung _ist_ Gewalt bzw. Androhung derselben. Das nebenbei.

        Wer Nötigung rechtfertigt, rechtfertigt Gewalt. Ganz einfach.

        • @Encantado:

          Mag schon sein, ist aber ein weites Feld. Die Blockade von Autos durch Klimaaktivisten, oder die Blockade von Bahnstrecken durch Atomkraftgegner in den vergangenen Jahrzehnte, oder die Blockaden gegen die Nachrüstung vor 40 Jahren, das alles ist und war auch Gewalt, nicht legal, aber trotzdem legitim. Mindestens für die Vergangenheit gilt, dass der Protest sonst völlig untergegangen wäre. Gewalt gibt es immer und überall, sie ist auch notwendig, vorzugsweise natürlich als demokratisch legitimierte staatliche Gewalt. Die zivile Gewalt von Umweltaktivisten wie auch früherer Protestbewegungen zielt immer auf die Beeinflussung der demokratischen Diskussion. Sie zielt nicht auf Machtausübung an sich und ist deshalb meilenweit weg von Terror oder Diktatur.

    • @Pia Mansfeld:

      Gegenüber Scholz gab es einen Hungerstreik und jetzt kürzlich so was wie ein Go-in. Ansonsten wird viel demonstriert und wesentlich weniger blockiert.



      Für eine Einschätzung von Verhältnismäßigkeit bedarf es auch der Betrachtung, wie denn sonst so mit welcher Konsequenz gehandelt wird. Wie handeln also Staat, Unternehmen, Privatpersonen? Aktuell ist das Ergebnis aufsummierten Handelns der Akteur*innen ungebremstes Zusteuern auf die Klimakatastrophe bzw. genauer Ökozid d.h. die Zerstörung der Lebensgrundlagen und damit das begonnene Zerstören der Gegenwart von stetig mehr betroffenen Menschen im globalen Süden sowie die generelle Bedrohung der Zukunft der jüngeren Generationen.

  • Das ist genau der Standpunkt von Ideologen: Die von mir vertretene Auffassung ist so wichtig und richtig, dass man sie nicht bestreiten kann und mir alles erlaubt sein muss, um sie durchzusetzen. Der Autor vermengt hier den unbestreitbaren Fakt, dass es den Klimawandel gibt, mit der Frage, welche Konsequenzen hieraus für die praktische Politik folgt. Und letzteres muss natürlich Gegenstand der demokratischen Auseinandersetzung sein, weil man da ohne weiteres unterschiedliche Meinung sein kann und darf.

  • Nein darf er nicht. Die Sozialisten waren der selben Ansicht und haben dadurch der Menschheit viel Terror und Gewalt beschert.

  • Dieser Kommentar ist ja schon fast was für den Verfassungsschutz! Wenn Klimaaktivismus alles dürfte, wäre ja offensichtlich auch Gewalt akzeptabel! Da sind festgeklebte radikalisierte Jugendliche ja noch harmlos. Und selbstverständlich muss über den Klimawandel diskutiert werden dürfen. Es gibt nämlich durchaus unterschiedliche Meinungen, welche Faktoren eine Rolle spielen und wie man damit umgeht.



    Klimaaktivismus ist kein Freibrief und Panikmache kein guter Ratgeber!

  • Ganz klar Nein!



    Klimaaktivismus darf nicht alles. Schon weil das Hauptproblem nicht etwa der Umgang des Menschen mit der Natur ist, sondern schon die schlichte Anzahl des Spezies Mensch für diesen Planeten eigentlich zu hoch ist. Trotzdem darf man zur Lösung des Problems nicht "alles" machen.



    Über dieses Grundsätzliche hinaus: Auch die Begründung ist lächerlich. Denn der Klimawandel selbst wird ja nicht (ernsthaft) angezweifelt. Es sind die Lösungen, über die zu recht gestritten wird. Und gerade hier haben die "Aktivisten" erschreckend wenig beizutragen und noch weniger erreichen sie durch ihre Methoden. Davon abgesehen geben sie sich selbst der Lächerlichkeit preis, wenn sie unter Zuhilfenahme von Öl nach Schwedt oder Seefeld reisen, um dann da den Ölhahn abzudrehen...

    • @Samvim:

      "die schlichte Anzahl des Spezies Mensch für diesen Planeten eigentlich zu hoch ist"



      Das stimmt nicht. Hätten auch die Menschen im globalen Norden einen Ressourcenverbrauch wie beispielsweise der*die durchschnittliche Inder*in gäbe es keine Klimakrise. Das Problem ist nicht die Anzahl der Menschen, sondern, dass eine - global gesehen eher kleine Teilmenge - weit über ihre Verhältnisse leben.



      "Es sind die Lösungen, über die zu recht gestritten wird."



      Auch das stimmt nicht. Keine der Varianten über die von den entscheidend handlungsfähigen Akteuren gestritten wird ist eine Lösung für das Problem. Auch eine Klimaerwärmung um 1,5° wird massive Folgen haben, die Grenzen der Anpassungsfähigkeit menschlicher Gesellschaften liegt bei um die 2°, sollten ausnahmslos alle derzeit auch nur angekündigten Maßnahmen umgesetzt werden würde dies aber immer noch eine Klimaerwärmung von über 2,7° bedeuten.



      "Davon abgesehen geben sie sich selbst der Lächerlichkeit preis, wenn sie unter Zuhilfenahme von Öl nach Schwedt oder Seefeld reisen, um dann da den Ölhahn abzudrehen..."



      Ein billiges Argument und auch ein falsches. Kritik soll also nur äußern dürfen wer selbst absolut und ausnahmslos korrekt lebt? Bei moralischen Fragen mag man diesen Standpunkt vielleicht vertreten (wobei ich ihn auch dort höchst fragwürdig finde), hier geht es aber nicht um Moral, sondern um physikalische Fakten von denen letztlich die Zukunft menschlicher Zivilisation abhängt.

      • @Ingo Bernable:

        "Hätten auch die Menschen im globalen Norden einen Ressourcenverbrauch wie beispielsweise der*die durchschnittliche Inder*in gäbe es keine Klimakrise." - Leider nein. Um den sehr komplexen Sachverhalt dazu abzukürzen: Der globale Süden hat in Sachen Klimabewertung den Vorteil nicht vorhandener Daten und dem Import der energieintensivsten Güter. Indien hat sicher pro Kopf einen geringeren ökologischen Fußabdruck, aber keinesfalls in dem Maße wie der Konsum geringer ist.

        "... sollten ausnahmslos alle derzeit auch nur angekündigten Maßnahmen umgesetzt werden würde dies aber immer noch eine Klimaerwärmung von über 2,7° bedeuten." Was meine These untermauert: Wir sind leider schlicht zu viele.

        "Kritik soll also nur äußern dürfen wer selbst absolut und ausnahmslos korrekt lebt?" - Wer für sich in Anspruch nimmt "alles" zu dürfen sollte tatsächlich selbst korrekt leben.

        • @Samvim:

          "Was meine These untermauert: Wir sind leider schlicht zu viele."



          Ist ihnen schonmal aufgefallen, dass diese "These" von der angeblichen Überbevölkerung als Grundursache des Klimawandels eher selten aus der seriösen Wissenschaft, etwa dem IPCC vertreten wird, aber oft von Leuten die eher wenig geneigt sind ihre Emissionen zu reduzieren. Denn klar, mit einer Population wie im Paläolithikum könnte man auch pro Kopf im Megatonnen emittieren.



          Was also schlagen sie vor um die Anzahl an Menschen in den für die 1,5°-Grenze verbleibenden 7 Jahren auf eine für die planetaren Grenzen passende Menge zu reduzieren?

          • @Ingo Bernable:

            Bitte meinen Post nochmals lesen: Dass soetwas NICHT sein darf war ja gerade meine Aussage.

    • @Samvim:

      Hallo Samvim,

      es stimmt nicht, dass das Hauptproblem die Überbevölkerung ist, eine Minderheit (wir) sind für die überwiegende Mehrheit der menschlichen Klimagase verantwortlich.

    • @Samvim:

      Dummes Zeug. Wenn die Spezies Mensch sich die Luxusform westlichen Lebensstil sparen würde, wäre alles super mit dem Klima.

    • @Samvim:

      Nein, die Anzahl der Menschen ist nicht zu hoch für den Planeten.

      Die aktuelle Anzahl der Menschen kann unser Planet tragen. Aber nicht mit unserem Deutschen Resourcenverbrauch. Der muss sinken.

      Resourcenverbrauch ist allerdings nicht gleichbedeutend mit Lebensqualität.

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @Samvim:

      "Trotzdem darf man zur Lösung des Problems nicht "alles" machen."



      Bisher wurde gar nicht "alles" gemacht. Stattdessen wird immer wieder - siehe Scholz - das Schlimmste unterstellt. Die aufgebrachte Kritik steht in keinem rationalen Verhältnis zu den Aktionen.

      • @90118 (Profil gelöscht):

        Die Antwort ist trotzdem verheerend und bestätigt im Grunde die Kritik. Nach dem Motto : bisher haben wir noch gar nichts gemacht, aber wir dürften, wenn wir wollten.

  • Zu ergänzen ist, dass die Klimakatastrophe Rassismus fördert und bis hin zu einem neuen Völkermord gigantischen Ausmaßes führen kann:

    Was passiert, wenn Abermillionen Menschen Hitzewellen, Überflutungen, Nahrungsmittel-Knappheit ausgesetzt sind und gar nicht anders können, als sich dorthin zu bewegen, wo sich die wohlhabenden Staaten hinter ihren tödlichen Schutzwällen verschanzen?

    Wenn wir sehen, mit welcher Grausamkeit bereits heute diese Staaten mit Geflüchteten aus nicht-europäischen Ländern umgehen und mit welcher Bereitwilligkeit die in der Bürokratie dort beschäftigten Personen auch lebensgefährliche Abschiebungen organisieren und durchführen, die von der Gesellschaft letztlich getragen werden, können wir wohl nur vermute, dass in einem solchen Fall nicht nur die Bereitschaft vorhanden wäre, einem Massensterben zuzuschauen, sondern gegebenenfalls (vielleicht sogar mit scheinbar humanitären Argumenten) Massentötungen durchzuführen.

    Womöglich mögen diese Überlegungen von einigen als absurd, bizarr, übertrieben, unerhört erscheinen. Nach meiner Einschätzung ergeben sich diese Bewertungen aber vorwiegend daraus, dass die Auswirkungen der Klimakatastrophe nach wie vor unterschätzt werden und die bereits jetzt vorhandene Menschenverachtung der Hauptverursacher und deren mögliche Eskalation unterschätzt werden.

    Jedenfalls soll mitten in der Klimakatastrophe nun neue Gasvorräte erschlossen werden, es bleibt bei Fleischkonsum, vegane Kinder werden in Kindergärten oft nicht aufgenommen und stattdessen wird man vorwiegend aktiv, um militärisch aufzurüsten und Grenzen zu sichern.

    Wenn ein Bundeskanzler die Klimaschutzbewegung mit dem Nationalsozialismus vergleicht, besteht eigentlich nicht der geringste Grund, anzunehmen, dass diese Bundesregierung irgendetwas Signifikantes gegen den Klimawandel unternehmen wird.

    Die Zeit ist schon davon gelaufen und es scheint so, dass wir derzeit mit einem "Weiter so" in die Katastrophe treiben. Kosmetik ändert daran nichts.

    • @PolitDiscussion:

      Vielen Dank Guido F. Gebauer...sehr notwendig Ihre Meinung!

    • @PolitDiscussion:

      Danke !

  • Danke für diesen Artikel. Und volle Zustimmung.

  • Einfach nur: Danke.



    Als langjähriger Aktivist bei Extinction Rebellion hat mich Olaf Scholz' Verhalten vom letzten Freitag sehr stark gekränkt. Ich kann Luisa's Argumentation sowohl kognitiv, als auch emotional verstehen und habe mich anschließend gefreut, meine Sichtweise und mein Gefühl dazu vom stellvertretenden Chefredakteur der Zeit (!), Bernd Ulrich, von außen, und das auch noch von einem konservativen Medium, bestätigt zu bekommen (www.zeit.de/politi...l/komplettansicht).

    Ja, das ist keine Meinung und jeder, der das als Meinung abtut, die "so oder so" gesehen werden kann, hat sich kognitiv schlicht von der Realität verabschiedet. Vllt auch ein klarer Fall von Wohlstandsverwahrlosung, Boomeritis oder wie Bernd Ulrich es nennt "Boomerrealismus". Auch wenn ich, zumindest vom Kopf her, nicht alle "Boomer" in einen Topf werfen möchte, passiert mir das auf der Gefühlsebene einfach, denn es fühlt sich nur zu passend an.

    • @Florian Henig:

      Sie verwechseln augenscheinlich - wie der Kommentator - das Anerkennen der Realität mit dem bedingungslosen Nachvollziehen der Schlussfolgerungen daraus. Wer nicht alle Meinungen von Klimaaktivisten teilt, wie dem Klimawandel zu begegnen ist, bestreitet damit noch lange nicht den Klimawandel an sich. Er zieht nur andere Schlüsse.

      Und WEIL Menschen in aller Regel aus identischen Faktenlagen keine identischen Schlüsse ziehen und es auch häufig genug nicht nur einen "richtigen" Schluss gibt, funktionieren Demokratien am Ende besser als Diktaturen der selbsterklärt Besserwissenden - sehr zum Leidwesen derselben, das kann ich verstehen.

      Finden Sie sich einfach damit ab, das wir in etwa so viele Klimaexperten im Land haben wie Fußball-Bundestrainer. Der Unterschied ist, dass es in der Tat nur einen echten Bundestrainer gibt, die Entscheidung darüber, wie wir mit dem Klimawandel umgehen, aber wirklich uns allen obliegt.

    • @Florian Henig:

      Hallo Florian,

      ja, aber würdest Du



      "Und weil das so ist, darf Klimaaktivismus auch alles." unterschreiben?

      Sobald Klimaaktivismus als Klimaterrorismus verstanden wird, haben wir m.E. verloren und die Rechten werden lachend das Ruder übernehmen. Diesen Satz halte ich für äußerst schädlich.

    • @Florian Henig:

      Es geht hier doch aber nicht ernsthaft um die kompletten Klimawandelleugner sondern um die Diskussion wie genau wir jetzt die Klimakrise abwenden wollen. Da wird es im demokratischen Prozess jetzt Kompromisse bei der praktischen Umsetzung geben und genau da stößt die absolut kompromisslose Haltung vieler AktivistInnen an Grenzen. Es ist doch noch erlaubt über das Wie zu streiten und da auch mal anderer Meinung zu sein? Dieser totalitäre Anspruch ala George Bushs Credo "either you are with us or with the terrorists" schreckt das Bürgertum enorm ab. Ohne das Bürgertum werden Sie aber in Deutschland nie etwas bewegen. Da muss jeder selbst die Entscheidung treffen, ob nun konkrete Ergebnisse oder das Recht haben im Vordergrund stehen.

    • @Florian Henig:

      Die Lösung ist aber nicht "sich auf die Straße kleben" oder ähnliche Aktionen. Leute, die so etwas machen, verschrecken nur und überzeugen nicht. Wer etwas ändern will, kann sich in politische Gremien wählen lassen oder in einen entsprechenden Beruf gehen, z. B. Als Ingenieur klimafreundliche Produkte entwickeln. Oder gehen Sie in bestimmte Länder, um über Familienplanung aufzuklären, so dass das Bevölkerungswachstum gestoppt wird.

    • @Florian Henig:

      Kritik an den Methoden der Klimabewegung:

      The protests only ever affect – and alienate – a tiny minority of the voters. The rest of the populace just look on and wonder why the protesters aren’t at work.

      Their surfeit of passion doesn’t compensate for their weirdness, and failure to persuade decent people who are sympathetic but not earth murderers.

      The green argument needs political, not direct action, and through the mainstream system – laws, codes, taxes, incentives. What better way to achieve it than to change the winning party from the inside ?



      (The Independent)

      • @horsefeathers:

        "The green argument needs political, not direct action, and through the mainstream system – laws, codes, taxes, incentives. What better way to achieve it than to change the winning party from the inside ?"



        Ersteres wird ja die ganze Zeit vergeblich mit entsprechendem unzureichenden, vernichtenden Ergebnis versucht. Zum zweiten: wir lange wohl ein umkrempeln von SPD, FDP usw. dauern mag? Ich denke: zu lange. Es bedarf notwendiger(!) Maßnahmen JETZT.

        • @Uranus:

          "Es bedarf notwendiger(!) Maßnahmen JETZT."

          Aber wer wird sie ergreifen, wenn Aktivisten sich auf Methoden verlegen, die eher NOCH weniger Änderungswillen in der Bevölkerung erzeugen? Diese Kritik an den Aktivisten aus dem Independent stellt ja nicht in Frage, dass ihr Anliegen wichtig und dringend ist. Es geht um Effektivität, und die ist eben nicht mit plakativen Festellungen Einzelner wie Ihrem zitierten Satz zu erreichen.

          • @Normalo:

            Ebendrum meine Frage "wi[e] lange wohl ein umkrempeln von SPD, FDP usw. dauern mag?" und meine zugehörige Antwort: "Ich denke: zu lange." Was effektiv ist, kann mensch im vorhinein nicht immer vorher sagen. Meines Erachtens ist eine mehrgleisige Strategie sinnvoll. Es können ja welche es über Parteien und Parlamente versuchen. Gut wäre es, wenn auch auf anderem Weg Widerstand, Solidarität, Druck ... erzeugt wird.

      • @horsefeathers:

        I absolutely agree

      • @horsefeathers:

        Das ist schon sehr richtig - eines möchte ich ergänzen. Es ist auch gefährlich für die Psyche, wenn man glaubt, man sei im Recht und wüsste was zu tun ist - und die dumme Masse macht es einfach nicht.



        Man braucht schon Strategien, damit umzugehen, um nicht in Wut oder Depression sehr dumme Dinge zu tun, die niemanden weiter bringen.