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Günstiger öffentlicher NahverkehrEin Bärendienst für den Klimaschutz

Das 9-Euro-Ticket hatte viele Fans, bald kann man für 49 Euro im Monat den Nahverkehr nutzen. Doch für die Verkehrswende braucht es andere Maßnahmen.

Die einen feiern das 9-Euro-Ticket, die anderen kritisieren das Konzept, Zug-Demo im Sommer 2022 Foto: Florian Boillot

E s leben nicht nur arme Menschen in Deutschland. Zum Glück geht es den meisten gut. Diese Tatsache wird jedoch schnell vergessen, sobald es um das eigene Lieblingsprojekt geht. Dann scheint es nur noch Benachteiligte zu geben, die dringend staatlich gefördert werden müssen. Diese seltsame Logik zeigt sich auch beim Nahverkehr. Im Sommer gab es das 9-Euro-Ticket, demnächst soll ein 49-Euro-Ticket folgen.

Bis heute wird geschwärmt, dass das 9-Euro-Ticket die „soziale Teilhabe“ ermöglicht hätte, weil alle BürgerInnen für billig Geld Busse und Bahnen besteigen konnten. Um Missverständnisse zu vermeiden: Es ist richtig, Arme zu subventionieren, damit auch sie ins Grüne fahren können. Aber im Sommer waren nicht nur Bedürftige unterwegs, denn insgesamt wurden in 3 Monaten 52 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft.

Immerhin einen guten Grund gab es für den 9-Euro-Unsinn: Noch blöder war nämlich der „Tankrabatt“, der alle Autofahrer subventionierte – wobei die Besitzer von spritfressenden Luxuskarossen besonders sparten. Es war also nur gerecht, dass auch die ÖPNV-FahrerInnen vom Regierungswahnsinn profitierten.

Doch die 9-Euro-Fans bringen noch ein zweites Argument vor: Sie behaupten, dass der Billig-Fahrschein einen Beitrag zum Klimaschutz geleistet hätte, weil AutofahrerInnen auf Bahn und Bus umgestiegen wären. Richtig ist, dass viele Züge so überfüllt waren, dass Eltern mit Kinderwagen leider keinen Platz mehr fanden und auf dem Bahnsteig zurückblieben. Radfahrer konnten Ähnliches erleben. Aber für die Überfüllung sorgten nicht nur einstige Autofahrer – sondern auch klassische Bahnfahrer, die nun noch mehr Bahn fuhren, um ihr 9-Euro-Ticket auszunutzen.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Jetzt soll also das 49-Euro-Ticket kommen. Den Staat wird es pro Jahr mindestens drei Milliarden Euro kosten, aber diese Riesensumme ist angeblich gut angelegt – um zumindest einige AutofahrerInnen in Busse und Bahnen umzulenken. Dieses Lockangebot dürfte funktionieren. Trotzdem ist es kein Klimaschutz, sondern behindert ihn sogar.

Das fatale Signal ist nämlich: Klimaschutz ist nur zumutbar, wenn er billig ist. Leider ist das Gegenteil wahr. Es wird sehr teuer, die gesamte Wirtschaft auf Ökostrom umzustellen. Auch der Nahverkehr ist nicht umsonst zu haben; Bahnen und Busse benötigen Personal, Energie und Infrastruktur.

Zudem dürfte der Autoverkehr gar nicht abnehmen, nur weil einige Pkw-Pendler in die Bahn umsteigen. Wenn die Straßen leerer werden und weniger Staus drohen, könnten viele Nochautofahrer verleitet sein, Extratouren zu planen. Dieser Bumerangeffekt ist altbekannt.

Das 49-Euro-Ticket krankt an dem Irrglauben, es würde reichen, den BürgerInnen „Angebote“ zu machen, damit der Klimaschutz vorankommt. Wahr ist jedoch das Umgekehrte: Man muss das Autofahren erschweren, indem es beispielsweise kaum noch öffentliche Parkplätze gibt. Dann steigen die Pkw-Nutzer automatisch um. Freiburg hat es vorgemacht: Dort kostet es jetzt bis zu 480 Euro im Jahr, sein Auto abzustellen. Natürlich sollten Bahnen und Busse attraktiv sein. Aber dieser Service kostet. Hilfen darf nur erhalten, wer wirklich arm ist – und nicht, wer sich künstlich arm rechnet.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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99 Kommentare

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  • Paula , Moderatorin

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  • Sorry, aber das ist totaler Quatsch, den man nur schreiben kann, wenn man in einer Stadt wie Berlin lebt, wo der Nahverkehr eh billig ist.

    ich bezahle monatlich als beruflicher Pendler 159 Euro. Das 49 Euro Ticket ist ein echter Game Changer, weil es sich dann wirklich nicht mehr lohnt, das Auto zu nehmen, auch wenn es zeitlich attraktiver ist (flexibel, max. 45 min statt 1:20 im Idealfall).

    Auch Kollegen haben während der 9-Euro-Phase ihr Auto stehen lassen. Jede gesparte Fahrt nutzt dem Klima.

  • 6G
    659428 (Profil gelöscht)

    Dieser Artikel führt seltsame Argumente an. Bahnfahren muss teuer sein? Schon komisch, wenn das effizienteste Transportmittel teurer ist als Auto und Flugzeug. Klar kann ich für 50€ bis nach Kroatien fliegen. Aber 100km mit der Bahn dürfen schonmal das dreifache Kosten, oder wie?

  • In einer Ulrike Herrmann taz KOLUMNE CASH & CRASH überrascht sog Bärendienst Neun € Tickets, Tankrabatts, gegenüber Klimaschutz, statt den Bärendienst Neun € Tickets, Tankrabatt in umgesetzter Form nach der Wahlkampf Hofbräuhaus All inclusive Devise "Zapfhahn Marsch, Bier für alle" als Power Futter der Binnenkaufkraft derer zu adressieren, die ohnehin vermögensnah in monetäre Watte gepackt zu viel an Cash auf Konten, in Säcken auf der Diele geparkt, ihr Eigen nennen, das, angesichts galoppierender Inflation wie ein Brandbeschleuniger wirkt nach eingestanden gescheitertem Nato Afghanistaneinsatz seit 2001 im August 2021, wie das Amen in der Kirche darauf sichtbar werdend allgemein inflationsschwangerer Staatsverschuldung weltweit intervenierender Länder nach Nine Eleven 2001 im Krieg gegen sog. internationalen Terrorismus, Beginn russischen Aggressionskrieges in der Ukraine seit 24.2.2022.

    Und was kann die Gesellschaft, Klimaschutz hin, Klimaschutz her, mehr spalten als eine verstetigte Inflation?, die selbst dann bleibt, wenn die Inflation zurückgeht, die die Schere der Einkommensverhältnisse zwischen Arm und Reich asymmetrisch extrem auseinander weitet, angesichts Teuerung Grundbedarfs an Lebensmitteln, medizinischer Versorgung, Energie, Bildung, Ausbildung, abgesehen Neun € Ticket, Tankrabatt, der Mobilität, Wohnung, Immobilie, einhergehend mit zunehmender Überschuldung von Privathaushalten, Betrieben, die den Zugang zu Vermögenswerten wie Grund, Boden, Immobilien, Aktien weiter im Preis erhöht für immer breitere Bevölkerungsschichten unerschwinglich macht.



    US Präsident Franklin D. Roosevelt (1882-1945) verkündet bei Amtsantritt 20.1.1933 New Deal gegen weltwirtschaftliche Depression mit Maßgabe, Binnenkaufkraft der Reichen, neben Konsumgüterindustrie, zu senken durch progressive Einkommenssteuer bis 96 %, die bis in US Präsidenten Ronald Reagan Ära 80ziger Jahre galt, Inflation Kaufkraft zu entziehen. Was damals richtig war, kann heute nicht falsch sein?

  • Warum soll der Nahverkehr überhaupt persönlich direkt was kosten, wenn das Ziel Klimaschutz und CO2-Reduktion ist? Kosten muss doch nur etwas, das über den Transport der eigenen Person hinaus geht.

    Ich würde weiter gehen. Warum nicht den Nahverkehr komplett kostenlos anbieten? Von 9€ auf 0€ ist es doch nun nicht mehr soooo weit.



    Dazu die Bahnen wieder komplett vergesellschaften und das Ganze aus Steuern finanzieren.



    Die Strecken werden wieder flächendeckend ausgebaut und auf Zuverlässigkeit getrimmt, damit der automobile Individualverkehr ersetzt werden kann. Den gibt es dann nur noch Carsharing und Buslinien. Gern auch durch autonomes Fahren ermöglicht.



    Vom ausgebauten Streckennetz könnte auch der Güterverkehr contra LKW profitieren.



    Dazu noch die Bahn als riesiger Arbeitgeber für die freiwerdenden Arbeitskräfte aus Arbeitsagentur (Auflösung und stattdessen Grundeinkommen), GEZ (Steuerfinanzierung) ....



    Irgendwie sowas. Hauptsache ein Ziel, dass die meisten gut finden können.

    • @Nansen:

      Richtig, nur wie mit dem Lindnerschen Gratis-Mentalismus umgehen? Diese Kopfschere wird noch lange scharf bleiben.

  • Das 9-EURO Ticket hat nichts mit der globalen Erwärmung zu tun und es war und ist kein Teil einer Verkehrswende.

    Was wir erleben, ist eine Konsequenz des gesellschaftlich gefordert und geförderten Individualverkehrs.



    Diese gewohnten Ansprüche und Anforderungen an Mobilität und Flexibilität können in einer zersiedelten Landschaft nicht von ÖPNV Systemen geleistet werden. Erst recht nicht von einem kaputten.



    Das ist alles.



    Auch das Lastenfahrrad und das E-Bike gehen an der Wirklichkeit aus Wetter, Topographie und Mensch vorbei.

    In A wohnen, in B arbeiten, Schule in C, Einkaufen am Rande von D.



    Und jetzt ohne Auto, 15min zur Haltestelle, dem Wetter ausgesetzt, mit Wechsel von Linie, von Bus zu Bahn, mit Verspätung und Ausfall. Arbeitgeber, Schulen und andere Einrichtungen sind nur zu bereit dies zu akzeptieren, oder?

    Wer verkehrsbedingte Emissionen senken will, muss an der Notwendigkeit von Verkehr ansetzen und nicht versuchen, das Auto durch den Bus zu ersetzen.

    • @Octarine:

      Wie stellen Sie sich das dann vor?

      Wir wohnen im Dorf Weitingen

      Kinderarzt Stadt Herrenberg



      (20min weg mit Auto)

      Kinderklinik/Notdienst am Wochenende in Böblingen

      Meine Arbeit ist in Sindelfingen (nicht Daimler!)

      -------

      Das Haus mit großem Garten ist aus den 50igern, wird von uns auch energetisch saniert, kostet aber erheblich weniger (!) als Miete in Herrenberg. Dort läge eine 100m² Wohnung locker bei 12-1400 kalt...

      Und selbst wenn wir dort wohnen würden, ohne Auto keine Chance ins KH zu kommen, weil Böblingen ist der nächste Kindernotfalldienst. Und Kinder halten sich selten an Öffnungszeiten.

      Als unser Großer sich den Arm gebrochen hat, bin ich nach Herrenberg (Notaufnahme), 20min Auto, dort dann nach Böblingen geschickt worden (Kinderambulanz), wieder knapp 30min, von dort (wir Röntgen nicht) nach Sindelfingen (Notaufnahme), wieder 20min. Mit ÖPNV nicht machbar. Selbst wenn wir in Herrenberg gewohnt hätten. Alternative zum Auto? keine!

      -----------

      Mein Job ist in Sindelfingen/Maichingen, ich komme gut mit ÖPNV hin, gut, kleiner Fussweg von 10min über Pferdekoppeln und entsprechende Wege, aber es geht. Dennoch kostet mich es da 159/Monat.



      Sobald ich jedoch 2x / Monat im Homeoffice bin (Urlaubszeiten abgezogen), kostet mich das Monatsticket, das ja eigentlich Vielfahrer belohnen soll, mehr als Einzelfahrten mit Bahncard. Absurde Welt.

      ------------------

      Was schlagen Sie vor? Da wohnen, wo der Job ist? Unbezahlbar! (aktuell: 1.800 Kalt/102m²)

      Dort Arbeiten wo mein zuhause ist?



      Prima, die Firma verlagert gerne...

      Mein Kinderarzt wechseln? Auf dem Dorf hat der Hausarzt 1x Nachmittags Sprechstunde...

      Es geht aktuell nicht ohne Mobilität.

      Homeofficepflicht wäre jedoch ein Anfang. Und eben 49 Euro/Monat, da das billiger ist als jedes Auto.

    • 6G
      650228 (Profil gelöscht)
      @Octarine:

      Richtig. Genau das ist es.

    • @Octarine:

      Ich arbeite in einer Schule. Gehe ab und an Einkaufen und Freunde besuchen. Der Laden ist eine Haltestelle weg, die Schule 20 Minuten Straßenbahn. Meine Freunde wohnen halt nicht einfach mal nebenan. Jetzt erklären Sie mir mal an welcher Stelle mein Bedarf nach Transport hier verringert werden könnte.



      Bauen wir in die Mitte der Städte 50 Stockwerke hohe und einen Quadratkilometer in Fläche fassende Superblöcke, damit alles möglichst dicht beeinander ist?



      Verkehr braucht man, ich kann kein Homeoffice, ich kann nicht ohne Essen und ich werde meine Freunde nicht nur online treffen. Näher geht fast nicht, die Stadt ist schon voll bebaut.



      Vieles was Sie ankreiden kann mit deutlichem Ausbau des ÖPNV angegangen werden. Und nur damit. Wir sind hier nicht in den USA mit ihren Suburbs. Wir bauen unsere Schulen und Läden bereits größtenteils in oder nahe den Wohnvierteln, logischerweise und auch noch nie anders. Keine Ahnung wo Sie leben.

  • Wenn, wie neulich bei meiner Frau, die mit unseren Neugeborenen im vollgepackten Kinderwagen am S-Bahnhof Schöneweide (Berlin) kein Fahrstuhl funktioniert, stellen wir uns künftig nicht die Frage nach einem 49 oder 9 Euro Fahrschein, sondern: Diesel oder Benziner?

  • Das Hauptproblem bleibt der Kapazitätsmangel in vielen ÖPNV-Bahnen, der durch subventionierte Tickets verschärft wird.



    Ferner der Mangel an Zuverlässigkeit durch Personalmangel und veraltete oder schlecht gewartete Technik.



    Ausserdem sind auch bei gutem ÖPNV viele Verbindungen mit dem PKW schneller.



    Viertens kanibalisiert man dadurch andere ökologische Verkehrsarten: Laufen und Fahrrad fahren.

    • @Christoph Strebel:

      Sehe ich anders. Viele Strecken wurden eingestellt, weil niemand mehr damit gefahren ist. Und das 49 Euro Ticket sorgt für Auslastung und gleichzeitig wird natürlich auch mehr drauf geschaut, dass es auch funktioniert -> mehr Druck zum Ausbau.



      Ne schneller nicht wirklich: 45min Pkw, ÖPNV 1h15h, wobei das bei besserer Taktung noch besser ginge. Und schon jetzt eben staufrei statt in A81 stehen...



      Laufen und Rad fahren sind bei 40km Pendelstrecke nicht wirklich möglich.



      Haben ein Haus gekauft vor dem Jobwechel UND Mieten sind in Stadt meines Arbeitgeber extrem teuer -> 1,800 kalt für 102m²..

      Komisch, dass nie jemand meckert, wenn der Bund mal wieder Milliarden für ne weitere Autobahnspur ausgibt... Dabei kannibalisiert das z.B. meine ÖPNV...

    • @Christoph Strebel:

      Laufen und Fahrrad fahren gehört mit zum ÖPNV. Meine Haltestelle ist nicht direkt bei mir in der Wohnung. Da muss ich schon hinlaufen. Das man andere ökologische Verkehrarten "kanibalisiert" ist abstruser Unsinn.

  • Niemand ist gezwungen, ein 49€-Ticket zu kaufen. Aber wem es nützt, der/die wird's gerne nehmen. Diese Autofahrer:innen wären dann schon mal von der Straße. Die aktuelle ÖPNV-Ausstattung könnte es mutmaßlich verkraften.

    Oder besser warten auf eine Lösung, die alle in Stadt, Land und Wolkenkuckucksheim glücklich und mobil macht, die sozialen Ungerechtigkeiten auf einen Schlag beseitigt und gleichzeitig das Klima rettet?

  • So schöne Klischees.







    "Die SUV-Fahrer stecken 480€ mal locker weg. Berufspendler mit ihrem Kleinwagen ..."

    Anekdote dagegen:



    An der Uni werden einige der größten Autos, klar als SUVs erkennbar, von den Reinigungskräften gefahren.







    Gelten die nun als prekär, reiche SUV-Fahrerin oder als Berufspendlerin?

    • @fly:

      sollte Antwort auf Bolzkopf 9:52 sein

      • @fly:

        Mmmh...Reinigungskräfte, ich behaupte, fahren durchschnittlich oft SUV ( in meinem Umkreis, auch Uni). Dazu kommt, dass die Reinigungskraft entgegen Klischee Prekariat auch in einer sehr gutbetuchten Ehe stecken kann.

  • 6G
    650228 (Profil gelöscht)

    Die flächendeckende Verbreitung von Online-Besprechungen seit Corona hat vermutlich mehr fürs Klima gebracht als das 9- oder 49-Euro-Ticket je schaffen wird. Vielleicht sollte konsequenter nach solchen Alternativen gesucht werden.

    Den ÖPNV und die Bahn finde ich schon deshalb abschreckend, weil alle zwei bis drei Minuten total nervige Durchsagen kommen, zum Teil sogar mehrsprachig. Da kann man nicht einmal in Ruhe was lesen. konzentriert was lesen

    • @650228 (Profil gelöscht):

      Sagen Sie das meinem Arbeitgeber. 5 tage Homeoffice / Monat, und das nur zähneknirschend. Da müsste es ein Recht auf HO geben, sofern machbar.

      Und na ja, im ÖPNV kann ich mich entspannen, Kopfhörer auf, fertig.

      Im Auto kann man als Fahrende Person auch nix lesen.

      Und beim 9-Euro-Ticket sind Kollegen, die sonst alles mit dem Auto machen, mit der Bahn gefahren. War halt einfach unschlagbar günstig.

    • @650228 (Profil gelöscht):

      Tatsächlich wäre flächendeckend gutes Internet und Home-Office Recht deutlich hilfreicher.

    • @650228 (Profil gelöscht):

      Oh ja, das nervt aber auch vor allem im Fernverkehr, diese ständigen ewig langen Durchsagen…ist ja echt nett gemeint, so bezüglich Infos zu Umsteigeverbindungen, jedoch in Zeiten des Smartphones wohl für die meisten Reisenden eher überflüssig…das Zugpersonal kann ja stattdessen besser Oma Erna gezielt Hilfe anbieten wenn diese schon etwas tüddelig-hilflos wirkt.

  • Um dem Klimawandel zu begegnen und unsere freiheitliche soziale Demokratie zu retten muss der Wandel für die meisten Menschen akzeptabel gestaltet werden.



    Die Methode ´machen wir Ressourcenverbrauch einfach unerschwinglich´ ist asozial und wird nicht funktionieren, wenn die Reichsten 5 Prozent für 50 Prozent des Ressourcenverbrauchs verantwortlich sind. Denn somit sollen die unteren Schichten den Oberschichtskonsum durch Verzicht kompensieren.



    Parken - nur für Benzfahrer, Warme Stube nur für Oberstudienräte die sich die WP leisten können, Fliegen nur noch für Leistungsträger, dafür Systemrelevante an die Scholle binden.



    Der Ressourcenverbrauch sollte demokratisiert werden. So wie jeder nur eine Stimme hat, sollte jedem ein Kontingent an Ressourcen zugebilligt werden. Wer mehr verbrauchen will muss sich das bei anderen abkaufen oder müsste progressive Sondersteuer bezahlen.



    Widerstand gegen das 49 €uro Ticket entlarvt jene, die meinen dass Unannehmlichkeiten der Transformation nur von jenen zu ertragen sein sollen, die mindestens eine Gehaltsklasse unter ihnen sind.

  • Das 9 Euro Ticket war ein erfolgreiches Instrument um die Inflation zu bekämpfen. Synergien nutzen und holistische Aspekte berücksichtigen, ist das denn so schwer?

    • @Hannah Remark:

      Das 9€-Ticket hat die Inflation überhaupt nicht bekämpft. Es hat gestiegene Preise (sowohl bei Energie als auch bei Personal) vom Fahrgast auf die Verkehrsunternehmen (Einnahmeausfälle) und den Steuerzahler (Teil(!)ausgleich der Einnahmeausfälle) verlagert.

      Inflation wird aber nicht dadurch niedriger, dass ein anderer bezahlt. Bestenfalls sehen die Statistiken besser aus...

    • @Hannah Remark:

      Wie dass denn? Die Preise sind heftig gestiegen. Und wer vorher nicht auf ÖPNV oder Auto angewiesen war, hatte deswegen effektiv keinen Pfennig mehr in der Tasche und musste die steigenden Preise voll bezahlen.

  • Der größte Fehler der Fahrkarte wird im Artikel nicht erwähnt. Die bundesweite Gültigkeit.

    Im Alltag ist sie weitgehend nutzlos, da es sehr wenige Menschen geben wird, die ständig quer durchs ganze Land fahren. Mit dem günstigen Fahrschein wird aber ein Teil des Fernverkehrs in die Nahverkehrszüge umgeleitet, ohne dass dafür Kapazitäten vorhanden sind. Das Ergebnis sind überfüllte Züge, die nicht dazu einladen, das Auto stehen zu lassen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die Bundesweite Gültigkeit war m.E. sinnvoll weil es einfach alle Tarifverbünde erfasste. Für eine Fahrt von Frankfurt nach Nordhessen muss sich der Pendler, auch Fahrgast genannt, nicht eine Karte beim MVG und beim NVV besorgen.



      Da Bilokation nur von wenigen Personen berichtet wurde die ihre irdischen Fesseln bereits abgestreift haben (was z.B. bei Franz von Assisi zur Heiligsprechung als Vorraussetzung wichtig war) ist mir nicht wirklich nachvollziehbar was der Fehler sein sollte.

      • @Mr.Henry:

        So ein Käse. Ich pendle mit Bus/Bahn zur Arbeit.

        je nach Busfahrer (!) wird mal mein Ticket klaglos akzeptiert, mal angezweifelt. Weil eben verschiedene Verbünde beteiligt.

        Und es ist für mich aktuell so: fahre ich direkt bis zum Bhf Eutingen und laufe 30min heim -> 5,25/Fahrt mit BC25, nehme ich den Zug via Horb, weil dort ein Bus auf meine Arbeitszeit passt -> 12 Euro... wegen Verbundswechseln.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Gerade Leute in dünn besiedelten Gebieten haben wenig vom 9€-Ticket: sie passen nicht mehr in die wenigen Züge, die durch ihr Gebiet hindurch fahren. Weil dort normalerweise weniger Fahrgäste unterwegs sind, sind auch die Züge kleiner.

      • @Christoph Strebel:

        Das macht aber nicht das billige Ticket schlecht, sondern zeigt nur das man mehr investieren muss. Investitionen in den öffentlichen Verkehr sind ja ein Teil der neuen Finanzierung, das könnte aber gerne noch höher ausfallen, besonders weil wir viel nachzuholen haben.

  • Im Juli 2022 hatte Frau Herrmann sich doch schon über das 9-Euro-Ticket aufgeregt, und das ist jetzt wohl Teil 2 mit dem 49-Euro-Ticket. Sich darüber aufzuregen, dass die kleinen Leute mit dem günstigen Ticket auch mal Ausflüge machen, sollte man doch lieber den neoliberal konservativen Medien überlassen, die damit gut von den wahren Verursachern des Klimawandels ablenken. Die kleinen Bürger möchten halt auch mal eine Freiheit genießen, die sie sonst nur von unseren "Volksvertretern" vorgeführt bekommen. Okay, mit einem Privatflugzeug zur Hochzeit nach Sylt zu fliegen, davon träumt wohl nicht einmal der kleine Lohnempfänger, der mit dem 49-Ticket nur brav zur Arbeit fahren soll, damit das klimaschädliche Wirtschafswachstum der Reichen und Mächtigen weitergehen kann. Aber auch mal ins Grüne fahren? Nein, da wird dem kleinen Bürger sofort ein schlechtes Gewissen gemacht und von "Klimaschutz" geredet. Wer hat eigentlich wirklich die hohen CO2-Werte und den Klimawandel zu verantworten? Ach ja, das waren ja die Wirtschaftsmanager mit ihrem 'Wirtschaftswachstumswahn'; die allerdings immer noch nicht zur Kasse gebeten werden, da ja der kleine Steuerzahler die Rechnung für sie übernimmt. Das Wort "Klimaschutz" kennen Manager doch gar nicht.

    Hundert Milliarden Euro für sinnlose Aufrüstung? - Kein Problem! Ein paar Milliarden Euro, wenn der Staat die teuren Dienstwagen subventioniert? - Kein Problem! Ein günstiges Bahn- und Busticket für den Normalbürger? - Stopp, denn jetzt hört der Spaß auch mal auf. Steuergelder sind doch nicht für die kleinen Bürger da. So lange die Autoindustrie bei uns auch das Sagen hat, wird sich natürlich nicht viel ändern. Irgendwann muss das Auto aber mal aus der Stadt verbannt werden, denn sonst wird es nichts mit der Mobilitätswende, wenn man erlaubt, dass die "CO2-Schleudern" weiterhin durch die Städte fahren dürfen. Da traut sich aber kein Politiker heran, denn die Autolobby ist zu mächtig.

    • @Ricky-13:

      Dass die "perfekte Verkehrswende" auch nicht von heute auf morgen funktioniert, das sollte doch wohl jedem klar sein. Aber man muss doch schließlich mal einen Anfang machen, und der wurde mit dem 9-Euro-Ticket gemacht und geht jetzt mit dem 49-Euro-Ticket in die zweite Runde. In deutschen Städten werden seit Jahrzehnten Menschen totgefahren - ("Seit 1950 gab es laut einer Studie 780.000 Verkehrstote und 31 Millionen Verletzte durch Verkehrsunfälle in Deutschland.") [SPIEGEL, 16.12.2017] - und der Klimawandel wächst durch die Autoabgase auch immer mehr. Als aber im letzten Sommer ein paar Leute mit dem 9-Euro-Ticket einfach mal "sinnlos" durch die Gegend gefahren sind, da war sofort der Teufel los, besonders bei denjenigen Leuten, die sich bei den klimaschädlichen CO2-Töfftöffs mit Kritik eher zurückhalten.

      Frau Herrmann spricht von einer "Riesensumme" (3 Milliarden Euro), die das 49-Euro-Ticket dem Staat jährlich kostet. Rund 30 Milliarden Euro sind bis 2030 allein für den Aus- und Neubau neuer Autobahnen vorgesehen: insgesamt 1741 Kilometer - und da sind neue Straßen in Städten noch gar nicht mit eingerechnet. Nach einem Bericht des Club of Rome werden die Treibhausgas-Emissionen 2030 ihren Höhepunkt erreichen, und ab da wird ein sich selbst verstärkender Klimawandel ausgelöst. Das passt doch zeitlich gut, denn bis 2030 sind die neuen Autobahnen auch fertig. Der Klimawandel bedankt sich schon mal bei der Politik und der Autolobby.

  • Frau Herrmann, das sind ja die klassischen FDP-Argumente :-)

    • @Rudolf Fissner:

      "Man muss das Autofahren erschweren, indem es beispielsweise kaum noch öffentliche Parkplätze gibt." Wo und wann war das denn jemals ein FDP-Argument?

      • @Hannah Remark:

        Die Regelung des Parkraumangebots über den Preis ist ein klassisches neoliberales Muster.

        • @Rudolf Fissner:

          "Man muss das Autofahren erschweren, indem es beispielsweise kaum noch öffentliche Parkplätze gibt" ist eben gerade keine Regelung über den Preis, sondern eine "planwirtschaftliche" Angebotsverringerung. Ich kann darin kein "klassisches neoliberales Muster" erkennen.

          • @Odine Mohl:

            "Freiburg hat es vorgemacht: Dort kostet es jetzt bis zu 480 Euro im Jahr, sein Auto abzustellen."

          • @Odine Mohl:

            Am besten gleich entlassen. Dann müssen diese auch nicht zur Arbeit pendeln.

            Und sicher doch, der gut versorgte Städter muss ja irgendwo auch sein Auto hinstellen können, wenn er gut versorgt mit Bus/Bahn bequem und gemütlich lesen könnend zur Arbeit fährt.

            Die Argumentation von Frau Herrmann und der FDP ergeben einfach mehr Sinn. Es braucht besseren, schnelleren und mehr ÖPNV. Das Geld gehört dahin investiert und nur für Menschen, die wirklich knapp bei Kasse sind.

            • @Rudolf Fissner:

              Nein, eben nicht. Niemand lässt das Auto stehen, wenn das Monatsticket 159 kostet. An der Firma kostet Parken nix.

              Aber für 49 Euro lassen KollegInnen das Auto stehen.

              Mir als Familienvater würde das sofort 1320 Euro / Jahr Entlastung bringen.

              Ich bin übrigens im Mobilitätsrat des Landes BW, wir erarbeiten an 4 Terminen Empfehlungen an Politik. Eine davon: Auto muss teurer werden, aber dann gleichzeitig ÖPNV erheblich billiger.

  • Bezahlbare Bahnpreise könnten zumindest der Anfang für eine gesellschaftlich akzeptierte Verkehrswende sein.

    • @Marlon22:

      Mobilität kostet eben und das ist grundsätzlich auch nicht verkehrt. Die Bahn war und ist schon immer billiger als das eigene Auto, wenn man dessen Kosten den vollständig und ehrlich berechnet. Und um etwa Sozialtickets oder andere Unterstützung für wirklich Arme zu schaffen braucht es keine subventionierten Angebote für Normal- und Gutverdienende.

      • @Ingo Bernable:

        1.320 Entlastung / Jahr sind auch für mich kein Pappenstiel als Familienvater.

        Bei uns kommen von 400 Leuten ev. 5 mit ÖPNV. Während des 9 Euro Tickets waren das locker 50, wenn nicht mehr.

      • @Ingo Bernable:

        Ich muss Ihnen da widersprechen. Ich bin auf Transportmittel angewiesen um zur Arbeit zu kommen und Essen kaufen zu gehen und grundlegend an der Gesellschaft teil zu haben.



        Diese Dinge werden von uns Bürgern erwartet und sind damit auch Pflicht und nicht reine Freiwilligkeit.



        Von daher ist es nicht grundsätzlich richtig das Mobilität kostet. Zumindest nicht ein gewisses Basislevel. Warum ich der Gesellschaft unbedingt Geld zurückgeben muss, damit ich meine Pflichten selbstständig erledige ist durchaus eine Diskussion wert.



        Luxus und überdurchschnittlich viele Urlaube und Freizeitfahrten sind ein anderes Thema.

  • Die Deutschen und ihre Autos sind wie die Amis mit ihren Waffen , völlig betriebsblind!



    Ich habe in Tromsø, Norwegen gelebt. Dort wurde jetzt kurzerhand in der Stadt ( wie überall in Norwegen) eine Maut eingeführt und zeitgleich das Monatsticket für Busse von 75 auf 50 Euro gesenkt. Die Menschen wollen die Autos aus der Stadt haben, Parkplätze waren vorher schon abartig teuer, da vergeht einem die Lust zum shoppen mit de Auto in die Stadt zu fahren. . Da wird nicht diskutiert ob evtl die Reichen weiter mit dem Auto fahren können und die Ärmeren ( ja , das alle reich sind in Norwegen, ist ein Klischee) evtl benachteiligt werden. Das interessiert niemanden, jeder wie er will und kann, Hauptsache die Situation in der Stadt wird besser und die Luft sauberer. Die Busse fahren in grosser Zahl im 10 min Takt und bestimmen das Stadtbild.



    Politik muss nur die Möglichkeiten schaffen, der Rest regelt sich von selbst.



    Ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich garnicht auf die Idee käme, mir wieder ein Auto zu kaufen. Mit den mehreren hundert Euro , die man monatlich für ein Auto ausgibt, jann ich mir Vieles leisten, was früher nicht mehr drin war , als ich noch ein Auto hatte.



    Bevor sich jetzt jmd aufregt, ja es gibt Fälle wo man auf ein Auto angewiesen ist. Aber mal ehrlich, die meisten Autofahrer die ich kenne, sind es nicht !

    • @Gabriele Crone:

      Stimmt, habe u.a. in Portland, OR, gelebt. Dort war 2006 (!) der ÖPNV in der Innenstadt kostenlos (fairless square), zu dem häufige Bustaktungen, Busse nehmen Räder mit auf speziellen Ständern. Man muss nur wollen. Dort wurde auch den Autofahrern eine ganze Fahrspur durch die Innenstadt weggenommen -> Radweg / Sbahn. Geht.

      oder Frankfurt, 30 Euro Jobticket, Kollegin bezahlte 300 für Dauerparkplatz...

      Auf dem Land sieht es mau aus, Kinderarzt oder Notfallpraxis nicht erreichbar ohne Auto.

      Aber es würde schon helfen, wenn die Pendelverkehre besser wären, dann fallen die paar Fahrten zum Einkaufen/Arzt nicht mehr ins Gewicht.

    • @Gabriele Crone:

      Dasselbe kann ich für die Schweiz bestätigen. In Bern z.B. kommen alle 6 Minuten oder Busse in alle Richtungen; Bahnfahren ist getaktet und pünktlich; Parkplätze sind immer weniger geworden und sind enorm teuer. Im ersten Jahr dort habe ich mein Auto verkauft, weil es nur rumstand - und nie vermisst. So muss es gehen - und nicht über Geiz-ist-geil-Tickets.

  • Volle Zustimmung - bis auf den letzten Absatz. Es braucht nicht günstige sondern funktioniernde Angebote: Selbst in Berlin gibt es genug Strecken, die mit dem Auto trotz katastrophaler Verkehrlage immernoch doppelt so schnell bewältigt werden wie mit Bus und Bahn. Dazu kommt die legendäre Zuverlässigkeit... Bitte den ÖPNV erstmal in einen funktionstüchtigen Zustand versetzen bevor man repressiv tätig wird. Gerade in Ballungsgebieten fährt niemand freiwillig Auto.

  • "Freiburg hat es vorgemacht: Dort kostet es jetzt bis zu 480 Euro im Jahr, sein Auto abzustellen."

    Genau hier wird einmal mehr deutlich, dass Klimaschutz über den Geldbeutel immer und unvermeidbar den "Kleinen" mehr trifft wie den "Gutverdiener".

    Denn eines ist klar: Die SUV-Fahrer stecken 480€ mal locker weg.

    Berufspendler mit ihrem Kleinwagen und Alleinunternehmer mit ihrem Montagewagen tun sich da schon schwerer.

    Und wenn ich die Freiburger Gebührenordnung jetzt richtig gelesen habe, sind die Gebühren für alle Autos gleich.



    Also hat man es auch hier nicht geschafft (oder gewollt) den Wohlhabenden mit ihren Spritschleudern tiefer in die Tasche zu greifen.

    • @Bolzkopf:

      Seit wann haben arme Menschen Autos?

    • @Bolzkopf:

      Das ist aber doch kein klimaschutzspezifisches Problem, sondern schlicht eine Folge davon wieviel Ungleichheit wir als Gesellschaft bereit sind hinzunehmen. Darüber kann und muss gestritten werden, aber es darf kein Argument sein um Klimaschutz bleiben zu lassen.

      • @Ingo Bernable:

        Das ist absolut richtig!!!

        Aber den Granden unserer Republik fällt ja offenbar nichts ein, dass das soziale Ungleichgewicht nicht noch verstärkt.

        Und das liegt sicher daran, dass sie alle aus dem gleichen Holz sind und eine ähnliche Kinderstube haben.

  • Das 9€ Ticket war klassische SPD Politik. Eine Rakete, und aus ist die Party.



    Zusätzlich nix gelernt bei der Beobachtung der Entwicklung. Viele Interessierte trafen auf eine cirka 40 Jahre zurück liegende Bahn und ÖPNV Struktur. Nix ging mehr.



    Und noch immer wird nicht laut gedacht und gehandelt.



    Auch das autofahren wird eine zunehmend verblödende Tätigkeit, nix geht mehr zu bestimmten Zeiten.



    Die LKW Fluten zerstören auch noch die letzte Autobahnbrücke.



    Wegen durchgehender Baustellen über zig Kilometer erübrigen sich Tempolimits in vielen Landesteilen.



    Wie soll das alles weitergehen?



    Wollen wir nicht wissen, wir legen "Sondervermögen" für Kriegsgerät auf.



    Das geht.



    Und so halte ich das 49€ Ticket wieder für einen Sylvesterknaller ohne Substanz. Es trifft immer noch auf eine zugrundegerichtete öffentliche Verkehrsstruktur.



    Besser wäre ein Sondervermögen öffentlicher Verkehr.



    Und zwar morgen noch.

    • @Hans Jürgen Langmann:

      Es war aber eine Idee der FDP und nicht der SPD. Und zwar eine der ganz wenigen guten Ideen der FDP in den letzten 12 Monaten.

  • "Bis heute wird geschwärmt, dass das 9-Euro-Ticket die „soziale Teilhabe“ ermöglicht hätte, weil alle BürgerInnen für billig Geld Busse und Bahnen besteigen konnten."



    Ich habe schon nach der ersten Fahrt entschieden, das 9€ Ticket nicht weiter zu nutzen. Jede Menge Proleten im Zug. Fast wäre es zu einer Prügelei gekommen.



    Die Autofahrer nun wieder und immer wieder kräftig zur Kasse zu bitten, halte ich für einen Fehler und für eine Ungerechtigkeit.



    Jede Menge Subventionen wurden für e-Autos gezahlt, von uns allen. Nun Rolle rückwärts. Jahrzehnte hat man gut von der Autoindustrie profitiert - alle!



    Baut mehr Tiefgaragen und v.a. viel mehr P+R-Plätze am Ende der S-Bahnen.

    • @Herry Kane:

      "Jede Menge Proleten im Zug". Nur Proleten fahren Öffis, wa? Und die sollten ihnen noch den Allerwertesten küssen weil sie alle davon profitieren das sie Autofahren. Was für ein Bullshit.

  • Ich sage es einmal provokativ. Die individuelle Fortbewegung mittels PKW ist unschlagbar. Kommt nur darauf an mit welcher Energie ein Fahrzeug betrieben wird. Ausnahme: Innerstädtischer Verkehr. Ansonsten ist es viel zu teuer den ÖNV so auszubauen, dass der gleiche Effekt erzielt wird. Bei dem Güterverkehr ist es genauso. Nur: Die Fahrzeuge für den Bürger müssen kleiner und langlebiger werden.

  • Das 9-Euro-Ticket verführt die nicht Umsteiger zu extrafahrten, weil die Straßen so schön leer sind?



    Ja, wann soll denn das sein?



    Zu den jetzigen Hauptverkehrszeiten sind die NichtUmsteiger doch ohnehin auf den Straßen, und zu den anderen Zeiten sind die Straßen jetzt schon schön leer.



    Wann also sollen die Extrafahrten stattfinden, die nur deswegen gefahren werden, weil das 9 Euro Ticket die Straßen leerfegt?

  • Frau Herrmann -- ich lese alle Ihre Artikel sehr aufmerksam. Sie sind klug, ohne pseudo-intellektuellem Brimborium.

    Auch hier ist eine sehr tiefe Wahrheit drin: die schmerzhafte Erkenntnis, dass wir zum Klimaschutz alle etwas dazu tun müssen verdrängen wir gerne. Sollen die anderen doch... (wer auch immer jeweils im Einzelfall "die anderen" sind).

    Dennoch sehe ich im verbilligten ÖPNV eine Chance, die Menschen dazu zu verleiten, Neues auszuprobieren.

    Für sich alleine, darin stimme ich mit Ihnen überein, ist das nutzlos. Auf der anderen Seite müsste eine berechenbare, stetige aber saftige Steigerung des Benzinpreises, etwa über den CO₂-Emissionshandel stehen. Oder (Horror!) eine Rationierung.

    Was allerdings die Autolobby im Verkehrsministerium dazu sagt können wir uns alle vorstellen. Mensch müsste also damit anfangen, den VDA aus dem Verkehrsministerium zu verjagen.

  • Was den Standpunkt Klimaschutz betrifft, hat Frau Herrmann recht.

    Einem Pendler ist es egal, ob das Ticket 9 Euro, 29 Euro oder 49 Euro kostet - alles deutlich günstiger als ein Auto.



    Das einzig Entscheidende ist, ob die Verkehrsanbindung und die Fahrzeit attraktiv ist.



    Wenn ich mit Öffis aber 3 bis 4 mal solang brauche, falls überhaupt vorhanden, könnten die Öffis kostenfrei sein, ich würde trotzdem nicht umsteigen.

    Geld kann man immer nur einmal ausgeben - dem Klima wäre mehr geholfen, man würde in neue Strecken und Taktung investieren.

    • @elektrozwerg:

      // Wenn ich mit Öffis aber 3 bis 4 mal solang brauche, falls überhaupt vorhanden, könnten die Öffis kostenfrei sein, ich würde trotzdem nicht umsteigen. //

      Ja, genau da liegt das, oder zumindest ein Problem. Mir persönlich nutzt weder das 9,- noch 49,- € Ticket was. Wo ich viermal pro Woche hin muss ist weit außerhalb der normalen Fahrzeit mit PKW.

    • @elektrozwerg:

      Jein!



      Ich bin jahrelang mit den Öffis gefahren. Dann kam ein neuer Job. Mit Öffis brauchte ich 1h10



      mit dem PKW 22 Minuten.



      Außerdem musste ich nicht mehr das ständige Gelaber im Zug und die überlauten Kopfhörer ertragen. Auch hatte ich ganz eindeutig weniger "Grippe-Symptome". Kein Ärger, weil der Zug wieder mal nicht kam- natürlich ohne konkrete Erklärung. Mir ging es einfach besser!

  • Über diesen Artikel kann ich, auch wenn der eine oder andere richtige gedankliche Ansatz zu finden ist, nur den Kopf schütteln.

    • @Schängel:

      Warum?

  • "Aber im Sommer waren nicht nur Bedürftige unterwegs, ..."

    Das ist richtig! Als halbwegs solventes Rentnerehepaar, etwas außerhalb wohnend und mit dem Diesel vor der Tür haben wir diesen in den drei Sommermonaten manchmal stehen gelassen; und sind mit dem "Ticket" gefahren.

    Nicht immer haben die Anschlüsse geklappt, aber es war Sommer und wir hatten Zeit, war es eben nice to have ...

    Mehr gibt's von uns nicht; und keinesfalls die nun im Raum stehenden 98 Euro.

  • Bravo, Frau Herrmann, damit sind Sie eine der wenigen, die sich nicht dem populistischen Unsinn der Mehrheit anbiedert. Dafür braucht es Mut!

    Statt Millionen Tickets zu verschenken, was ja nun Milliarden kostet, wäre das Geld sehr viel besser angelegt um endlich mal mehr "Güter auf die Schiene" zu bringen. Effizienter lässt sich sich nämlich kein CO2 sparen.

    Oder vielleicht mal den 150-Milliarden-Euro-Investitionsstau der Bahn anpacken?

    Und wie lief der Sommer der verschenkten Tickets für die S- oder Regionalbahnpendler? So einige meiner Kolleg*innen holten trotz ihrer Anfang des Jahres gekauften teueren ÖPNV-Jahrestickets ihre Autos aus der Garage und stiegen für Monate nicht mehr in die Züge ein.

    Entsetzen hatte sich breit gemacht.

    Bleiben die Züge voll und vor allem mit diesem nervigen Klientel, welches jetzt darin hockt, haben so manche ihre letzte Jahreskarte gekauft, und das Auto wird wieder das Alltagsfortbewegungsmittel.

    Besser so als diese Züge und ihr Publikum mitmachen zu müssen.

    Von dem im Übrigen jeder Zweite keine FFP2-Maske trägt. Und da hört bei mir der Spaß dann tatsächlich auf.

    Nun, weil das alles so schön umsonst war, sind dann auch Steuererhöhungen im Gespräch. Im Land der weltweit höchsten Abgaben!

    Weg mit diesen ganzen populistischen Maßnahmen! Hin zur Vernunft!

  • Endlich werden wieder mal Selbstverständlichkeiten geäußert und nicht immer nur das kritiklose Herunterbeten von Forderungen nach 9€ Tickets für alle.

    Verkehr gehört in den Emissionshandel mit aufgenommen!

  • 4G
    49242 (Profil gelöscht)

    Natürlich war und ist das 9 € Ticket sinnvoll - wie auch eine übertragbares (!) 49 € Ticket. Und natürlich müssen Mittel in den Ausbau des ÖPNV und in die Ertüchtigung der Bahn gesteckt werden. Zudem muss eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen her und Parkraum in den Städten und Vorstädten(!) ein teures, rares Gut gemacht werden. Nur so wird die Nutzung der Privatfahrzeugen unattraktiv und der Trend zum Drittfahrzeug gestoppt. Über eine einzige Massnahme nachzudenken ist sinnlos.

  • // Noch blöder war nämlich der „Tankrabatt“, der alle Autofahrer subventionierte //

    Nein, war er definitiv nicht. Es soll auch Menschen geben die aufs Auto angewiesen sind um ihre Arbeit nach zu gehen. Es haben eben alle Autofahrer was davon gehabt, das war am einfachsten umzusetzen.

  • Es ist schade, wenn Sozialpolitik gegen Umweltpolitik ausgespielt wird.



    Es ist positiv, dass das 49 Euro Ticket kommt.



    Hier, im Umland zweier Großstädte, gibt es zum Beispiel bereits Infrastruktur für Park and ride. Seit etwa 20 Jahren wird das System weiter ausgebaut.



    Das 49 Euro Ticket wird den Zulauf auf die Bahn weiter verstärken.



    Denn die Spritpreise sind hoch und das Ticket die günstigere Alternative.



    Die Tatsache, dass damit die Umwelt geschont wird, ist ein angenehmer Nebeneffekt.



    So darf sich der" Umsteiger" nicht als armer Schlucker, sondern als Klimaschützer fühlen und das zu Recht.



    Wenn das Image sich so wandelt, kann es Bestand haben, auch wenn die Preise für Benzin wieder sinken.



    Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier.



    Es wird aber auch in dieser Zukunft Menschen geben, die auf das Auto angewiesen bleiben.



    Handweklerinnen, Dienstleister, Schichtarbeiterinnen.



    Die sollen dann die hohen Gebühren für das Parken zahlen? - sehr sozial gedacht!



    Die Millionäre oder die, die sich gern so inzenieren, wird das nicht jucken. Schließlich fahren heute ja schon die Meisten Autos, die Sie sich nicht leisten können.



    Frau Hermann Sie haben ja große Ideen für die Zukunft.



    Glauben Sie die mit Herrn Merz und der AFD durchsetzen zu können?



    Wenn nicht, dann sollten JournalistInnen vielleicht mal anfangen Schritte in die richtige Richtung als solche zu erkennen und zu benennen.

    • @Philippo1000:

      Ja, aber bis her wird das Auto faktisch subventioniert (Klima/parken/Lärm/Platz) und damit von allen bezahlt..

      Vielleicht ist Autofahren auch einfach Luxus und damit was für Reiche. (Aber die Existenz bzw. die heutige Dimension von Reichtum kann man ja nicht öffentlich ernsthaft hinterfragen)

      Btw: "Glauben Sie die mit Herrn Merz und der AFD durchsetzen zu können?"

      Wenn das wirklich eine Notwendigkeit sein sollte sind wir schon verloren..just saying

  • Dem Artikel liegt ein Denkfehler der sehr geschätzten Ulrike Herrmann zugrunde: Tatsächlich kann die Bahn den Massentransport gar nicht mehr leisten.

    Als ich noch mit Kinderwagen unterwegs war, erlebte ich vor 10 Jahren solche Szenen zu jeder Hauptreisezeit únd an jedem Feiertag - und zwar teils noch schlimmer, als jetzt mit dem 9 Euro-Ticket beobachtet.

    Ist also nix Neues: Privatisierung und "Reformen" haben die Bahn bekanntlich geschreddert. Heute erhält sie genau so viele Staatszuschüsse wie vor den "Reformen", aber bringt nur noch einen Bruchteil der Leistungen auf viel weniger Strecke.

    Da wäre erstmal der ganz große Hebel anzusetzen!

    • @Rosmarin:

      Aber Sie widersprechen der Autorin doch eigentlich gar nicht.. ?

  • 9€ Ticket plus 100km/h Tempolimit würden zusammen bedeuten, dass Autofahren sich sowohl für lange Strecken als auch fürs Pendeln selbst für die Leute nicht mehr lohnen würde, die schon ein Auto haben.

    Mit dem Auto wären Leute dann weder billiger noch schneller am Ziel, wenn es auf der gleichen Strecke eine sinnvolle Bahn-Infrastruktur gibt.

    Natürlich gäbe es immernoch Situationen, in denen ein Auto das bessere Mittel ist. Beispiele sind größere Gepäckstücke von Bands oder eben Regionen ohne gute Bahnanbindung. Für die meisten Situationen wäre aber mit 9€ Ticket und 100km/h Tempolimit die Bahn die bessere Wahl.

    Ich gehe deswegen davon aus, dass die beiden Maßnahmen zusammen eine Verkehrswende einläuten würden.

    Und zwar nicht erst, wenn Leute so weit sind, sich zu entscheiden, kein neues Auto zu kaufen, sondern in der Zeit, die die Bahn braucht, um ihre Kapazitäten ausreichend hochzufahren.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Ich stimme Ihnen vollumfänglich zu.



      Was viele 9€-Ticket-KritikerInnen irgendwie missverstehen zu scheinen, ist der Umstand, dass sich ein gut ausgebauter und ein günstiger ÖPNV nicht ausschließen müssen (und sollten).

      Wir müssen massiv Geld in beides stecken - ein 9€-Klimaticket für alle und den Ausbau des DB-Angebots und die Bahn- und Businfrastruktur.

    • @Arne Babenhauserheide:

      "9€ Ticket plus 100km/h Tempolimit würden zusammen bedeuten, dass Autofahren sich sowohl für lange Strecken als auch fürs Pendeln selbst für die Leute nicht mehr lohnen würde, die schon ein Auto haben."

      Ob man nun für 9€ oder 90€ täglich ein paar Stunden mehr in nicht vorhandenen oder zu langsamen ÖPNV zur Arbeit dackelt macht keinen Unterschied.

      Mit Daumenschrauben und monetärenn Zucker wird man keine Verkerswende hin bekommen.

  • In vielen Fragen stimme ich Frau Herrmann zu, hier jedoch fehlt mir jegliches Verständnis.

    Das 9€-Ticket war sinnvoll und richtig, das 49€-Ticket mMn eine verpasste Chance.

    ÖPNV sollte für alle gleich günstig sein, nicht nur für Bedürftige, da das nur zu unnötiger Bürokratie und einer Verschärfung von sozialen Unterschieden führt, denke ich. Die Superreichen würden doch sowieso nicht auf die Idee kommen mit dem RE durch Deutschland zu gurken, selbst wenn es kostenlos wäre. Zudem profitieren von einem günstigen ÖPNV v.a. die Geringverdienenden- nicht nur, weil sie meist keine andere Möglichkeit haben mobil zu sein, sondern auch weil diese Menschen einen überproportional großen Anteil ihrer monantlichen Ausgaben für eben diese Mobilität ausgeben. Ob das Ticket nun 9€, 49€ oder 69€ kostet, dürfte den Einkommensstärksten ziemlich egal sein- den meisten Normalverdienenden definitiv nicht!

    3 Milliarden sind außerdem keine „Riesensumme“, sondern Peanuts- Deutschland kann und sollte mehr ausgeben für die soziale Gerechtigkeit und das Klima.



    Denn natürlich ist das 9€-Ticket ein Beitrag zum Klimaschutz! Das haben auch verschiedene Untersuchungen gezeigt. Viele AutofahrerInnen sind in diesen drei Monaten umgestiegen auf die Bahn und ja, deshalb waren die auch voll und ja, das ist auch ärgerlich! Aber das bedeutet doch nur, dass wir noch mehr investieren müssen in den Ausbau der Deutschen Bahn (das Geld ist da).

    Was mich an dem Text zudem irritiert ist die Sache mit dem „fatale(n) Signal“.



    Klimaschutz ist nicht immer populär, aber sollten wir es nicht begrüßen, wenn es eine Maßnahme gäbe, die nicht nur den Klimaschutz voran bringt, sondern auch die Lebensqualität von Millionen von Menschen massiv verbessert?



    Klimaschutz heißt oft Verzicht, aber manchmal eben auch Gewinn, was nicht heißt, dass das der zentrale Maßstab für klimapolitische Entscheidungen sein sollte-aber doch, zumindest im Falle des 9€-Tickets, ein schöner Nebeneffekt!

  • Wer von Lastenfahrrad, E-SUV und Tankrabatt spricht, muss auch 9-Euro-Ticket sagen, das würde als unsozial aufgenommen werden.



    Das ist das Eine.

    Das andere ist eine Reduktion der Emissionen.



    Das Bedeutet Vermeidung von Verkehr, sowohl Güter als auch Personen, der Vorrang von ÖPNV vor Individualverkehr.



    Keine Industrieansiedlung und keine Eigenheime im Grünen, Ende der Versieglung, Rückzug aus der Fläche, das dauert Generationen und sollte jetzt beginnen.



    Bevor jetzt jemand anfängt zu schäumen. Es wäre notwendig für die gerechte Welt mit 10 Milliarden, es wird aber nicht geschehen.

    Wir werden das Geld zum Fenster herauswerfen, weil die Lügen zu schön sind. Einige werden reich werden, manche werden aufwachen, wenn die globale Erwärmung, trotz Ablasszahlung, immer stärker wird.

    Keines unserer sozio-ökonomisch, politischen Systeme ist strukturell in der Lage, mit einer realen Krise (Demographie, Umwelt, Corona, etc.) fertig zu werden.



    Das müssen wir verstehen und reagieren und dann...

    • @Octarine:

      Schön wäre es.



      Aber das Haus, das wir aktuell sanieren (und damit CO2 einsparen, sowohl im Alltag als auch im Vergleich zum Neubau) auf dem Land hat noch Platz für bienenfreundliche Pflanzen, Spielplätze für meine Kinder, Gemüse aus dem eigenen Garten...

      Und vor allem:



      es kostet bei weitem keine 1.800 Euro kalt - das ist aktuell der Preis einer Wohnung in Sindelfingen...

    • @Octarine:

      Volle Zustimmung, zumindest zum zweiten Punkt.

  • Nun, das 49-Euro-Ticket wird Leute zum Umsteigen bringen. Diese werden sich beschweren, weil die Bedingungen nicht so sind wie sie sollten.



    Kann am Ende zu besserem ÖPNV führen.



    Und wenn der Klimaschutz so teuer wird, dann kann wenigstens einmal der Klimaschutz auch mal schön, günstig und anstrengungslos sein.



    Das VM hat 30 Mrd. Budget, daher wollte es die CSU immer haben. Hätte Frau Baerbock dieses Schlüsselministerium gewollt und gewonnen, hätte sehr viel mehr Geld in die Verkehrswende fließen können. Aber Frau Baerbock wollte Außen, dann hat Verkehr jetzt die FDP.



    Verpasste Chance. Daran trägt nicht das 49-Euro-Ticket die Schuld...

    • @Kartöfellchen:

      Ja logisch ! die Grünen sind mal wieder Schuld...

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Geschätzte Frau Hermann. Leider kann ich Ihnen so gar nicht zustimmen!



    Ich bin Rentnerin. Meine Rente ist so "hoch".dass mit staatliche Zuschüsse nicht zustehen. Nach Abzug der Miete und einer Haftpflichtversicherung bleiben mir noch 380 Euro für alles andere.



    Da ist sparen angesagt und sehr wenige Besuche bei meinen Töchtern in anderen Orten.



    Das ändert sich nun mit diesem Ticket, wenn es denn wirklich monatlich kündbar ist. Als Abo geht es nicht.



    Es wird momentan Geld ausgegeben als gäbe es kein Morgen mehr.



    Da sind diese Millionen Peanats.



    Mit dem Ticket kann ich zum Arzt und zum einkaufen. Kann eine Freundin treffen usw.



    Rentner/innen haben oft wenig Geld, liegen aber über jeglicher Zuschussgrenze.



    Die nächste Rentenerhöhung 23 bringt noch nicht mal 50 Euro mehr.

  • Eines noch: "Klimaschutz muss teuer sein." Genau davor haben Ärmere doch Angst! Jetzt ist es vielleicht schon schwierig, wie schaffe ich es, wenn ich außer den teuren Lebensmitteln und den teuren Nebenkosten noch weitere Aspekte teuer bezahlen muss, ohne das Geld dafür zu haben? Wenn jetzt schon das Konto in der dritten Monatswoche leer ist und man sich von wenigen Resten ernährt? Wenn man jetzt schon die Jacke in der Wohnung an hat, um die Heizung aus machen zu können? Wenn man jetzt schon überlegt, wann man den Nahrverkehr nutzt, weil man sich kein Monatsticket leisten kann und nur fährt, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt - also zur Arbeit und hinterher nicht mehr zum Einkaufen, sondern da zu Fuß hingeht?

    Es wird immer Armut mit Klimaschutz gleichgesetzt und damit ist gemeint, Klimawandel macht arm.



    Vergessen werden die jetzt schon armen Menschen in den Industrieländern - ja, die global immer noch "reichen" - die der KlimaSCHUTZ arm macht und denen der Klimaschutz Angst macht, weil sie nicht wissen, wie sie ihn mittragen sollen, ob sie dann noch essen oder heizen können!

    • @BlauerMond:

      Leider verdrängen Sie bei dieser Betrachtungsweise weiterhin die Tatsache, dass die Bewältigung von Klimawandelfolgen bedeutend teurer sein wird als Investitionen in den Klimaschutz.



      Wir können jetzt schon weltweit sehen, wer die existenziell Betroffenen von Klimawandelfolgen sind.



      Spoiler: Die Reichen sind es nicht.



      Mal ganz davon abgesehen, dass das, was Sie beklagen, nämlich Inflation und Verteuerung fossiler Energieträger nicht Folge von Klimaschutz ist, sondern die Folge eben nicht erfolgten Umbaus der Energiegewinnung in den vergangenen Jahrzehnten aus der jetzt aufgrund aktueller Kriegsereignisse eine vermeintliche Mangelsituation entsteht.



      Für den stetigen Umbau weg von den Fossilen gab es genug Modelle zum ökonomisch verträglichen Anpassungsprozess. Aber das wollte ja die Mehrheit ja einfach nicht.



      Jetzt haben wir den Salat und benötigen jede Menge Sofort-Wummse, die mit Klimaschutz leider so gar nichts zu tun haben.

  • Aus dem Bekanntenkreis: Jemand musste wöchentlich zu einem Arzt fahren. Dort gab es wenige Parkplätze. Nahm er also das Taxi, er konnte es sich leisten. Ein Auto gegen ein anderes getauscht. Den Nahverkehr hätte er nicht nehmen können, denn er war ein bisschen gebrechlich und der Weg von der Bushaltestelle zur Praxis - bergauf - nicht zu schaffen, vor allem nicht im Herbst und Winter.

    Der ÖPVN ist jetzt schon fast nur für "Arme". Oder Menschen, die sich kein Auto leisten können oder wollen. Und von denen fahren immer noch viele schwarz, weil sie sich den ÖPVN auch nicht so oft leisten könnten, wie sie müssen. Für die ist er zu teuer!

    • @BlauerMond:

      Zu ihrer Anekdote: Nen fahrservice für Mensch mit (nachweislich) eingeschränkter Mobilität um zum Arzt zu kommen auf Krankenkassenbasis sollte echt Mal eingerichtet werden (gibt es da gar nichts?)..

      Aber wie hoch ist der Prozentsatz von Autofahrten die zum Arzt und zurück müssen?

      • @syle x:

        Ich pendle 90% mit Bus und Bahn (10 % sind dann verknüpft mit Ikea, Wocheneinkauf für 4 Personen... mit dem Pkw).

        Der nächste Kinderarzt, der noch Kinder aufnahm 2017 war in Herrenberg (15km, 20 min Pkw, ÖPNV im Optimalfall 45, aber machen Sie das mal mit kranken Babys/Kleinkindern). Und jetzt, im Dorf hat der Hausarzt 1x Do Nachmittags 2h Sprechzeit...



        Daher Hausarzt in Nagold, 15km, Auto 20min, ÖPNV 2h!

        und Notfall noch blöder. Sohn (5) Arm gebrochen. Eine Odysee begann (natürlich am Sonntag abend).



        Vom Dorf nach Herrenberg nach Böblingen nach Sindelfingen. Mit dem Auto schon heftig, mit ÖPNV? Nada. 54km, 1h mit dem Pkw. (ohne Stops dazwischen).

        Krankenhaus gibt es auch in Nagold (nur 20min weg), oder Herrenberg, aber Kindernotfallambulanz für den Kreis Calw? In Böblingen. Bzw. zum Röntgen sogar nach Sindelfingen.

        Es gibt also Situationen, wo man dankbar für das Auto ist. Pendeln gehört nicht dazu.

  • nun man kann natürlich sagen, wir müssen jetzt alle sparen und verzichten, das mag im Sinne einer CO2 Einsparung das beste sein, auf der gesellschaftlichen Ebene ist es aber sehr unklug allen gleichmäßig vor den Kopf zustoßen. Wir sind nun mal eine Demokratie und das recht sich dann irgendwann.



    Der ÖPNV muß erschwinglich sein und muß ausgebaut werden und so belastbar sein, dass er viel mehr Passagiere transportieren kann, wenn er dann auch noch erschwinglich ist, kann er die Stimmung drehen. Nur dann taugt er als Positivbeispiel, wenn der Individualverkehr eingeschränkt wird. Dann meckern zwar immer noch einige, aber eben nicht mehr alle. Individualverkehr verteuern, ÖPNV teuer, dann meckern in der Folge alle, dann wird das nichts mit der Energiewende und dem Kampf gegen den Klimawandel.



    Das was buchhalterisch am meisten CO2 einspart, mag technisch gedacht das beste sein, die pragmatische Seite, welche Konsequenzen das haben wird, das das möglicherweise ein Pyrrhussieg sein könnte wird dabei allerdings ausgeblendet.

    • @nutzer:

      "Wir sind nun mal eine Demokratie und das recht sich dann irgendwann."



      Voraussetzung für das Funktionieren einer Demokratie ist aber eben schon die Fähigkeit des Demos richtige (Wahl)Entscheidungen treffen zu können, selbst dann wenn es bedeutet, dass man selbst zunächst einmal schlechter dasteht als bislang. Wenn Demokratie aber dahingehend verstanden wird jenen politischen Entscheidungen den Vorzug zu geben von denen man selbst kurzfristig am meisten profitiert, dann ist das eher ein Raubüberfall auf einen Selbstbedienungsladen, als ein langfristig tragfähiges System. Wenn Demokratie also dazu führt aus Angst davor, dass der Demos "meckern" könnte, die sicher unangenehmen aber zwingend notwendigen Entscheidungen um den Planeten bewohnbar zu halten nicht getroffen werden können, wäre es wohl langsam mal an der Zeit die Systemfrage zu stellen.

      • @Ingo Bernable:

        Die Metapher "Raubüberfall auf einen Selbstbedienungsladen" ist redundant.

        Ansonsten stimme ich Ihrem Beitrag zu.

      • @Ingo Bernable:

        Man könnte ja das Demos überzeugen. Was auch schon längst geschehen ist: 75% unterstützen Klimaschutzmaßnahmen. 20% wissen es nicht. Die restlichen 5% schreien nur lauter als beide anderen Gruppen zusammen (und sind massiv überrepräsentiert in den Medien).

        de.statista.com/st...r-den-klimaschutz/

        • @Arne Babenhauserheide:

          Nur wählen tun diese Menschen nicht entsprechend..

      • @Ingo Bernable:

        Sie vergleichen also einen günstigen ÖPNV als Raubüberfall auf einen Selbstbedienungsladen?



        Man kann ja die Wähler für dumm halten, weil sie sich nicht selbst beschneiden wollen, ändert aber nichts daran das es so läuft, deshalb muß man etwas anbieten. Beim Auto gibt es ja auch nicht nur Gaspedal oder Bremse, sondern auch einen Lenker... oder wir entscheiden uns für SIRI und ALEXA im Cockpit, dann brauchen wir aber keine Demokratie mehr.

        • @nutzer:

          @INGO BERNABLE mit "Systemfrage stellen" meinen Sie nicht etwa, die Demokratie in Frage stellen?

          • @nutzer:

            Wenn man feststellen muss, dass wir mit der Demokratie sehenden Auges in die Selbstausrottung steuern kann man ja schon mal die Frage stellen ob das wirklich das beste aller möglichen Systeme ist.

          • @nutzer:

            "mit "Systemfrage stellen" meinen Sie nicht etwa, die Demokratie in Frage stellen?"



            ...vermute eher den Kapitalismus.

            Bin zufrieden mit 49,-. das sind 20 weniger als mein Profi-Abo kostet. Hoffe nur sehr, dass ich dann auch mein Fahrrad wieder mitnehmen kann. Das war zu den 9€-Zeiten leider unmöglich.

            • @Anidni :

              vermutlich, ergibt in diesem Zusammenhang aber kaum Sinn. Weder Sozialismus noch Kommunismus waren umweltverträglicher und obendrein waren beides keine Demokratien.



              Und jede andere Wirtschaftsform als der Kapitalismus hätte genauso mit den uneinsichtigen Wählern zu kämpfen, wie jetzt auch schon, es sei denn es ist keine Demokratie...

              • @nutzer:

                Die Tatsache des zweifelsohne Scheitern von (real) Kommunismus/Sozialismus muss nicht unbedingt das hinterfragen de Kapitalismus auf alle Zeiten hin verhindern.

                Kapitalismuskritik hinsichtlich des Umweltschutzes ist auf jeden Fall nicht perse sinnlos.

                Die Autorin des Artikels hat darüber übrigens ein Buch verfasst (habe ich aber nicht gelesen)