Unwetterkatastrophe in Spanien: Vorbote auf Schlimmeres
Der Klimawandel ist die Ursache der Unwetterkatastrophe in Spanien. Aber Sparmaßnahmen und ein neoliberaler Geist haben sie verschlimmert.
D ass es viel stärker regnete als je zuvor, dafür kann die konservative Regionalregierung Valencias, die sich von der rechtsextremen Vox unterstützen lässt, nichts. Aber sie kann sehr wohl etwas für das fehlende – auch unbedingt vorbeugende – Handeln angesichts der latenten Gefahren.
Carlos Mazón, dem konservativen Chef der Regionalregierung in Valencia, fiel nach seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr nichts Besseres ein, als die Behörde, die eben die Antwort auf Naturkatastrophen wie Waldbrände und Überschwemmungen durch Starkregen verantwortlich ist, zu schließen. Es war seine Art, das neoliberale und populistische Wahlprogramm, mit dem er angetreten war, umzusetzen.
Für Vox ist alles, was mit Klimawandel zu tun hat, „Umweltfanatismus“. Die konservative Partido Popular in Spanien, die PP, hat sich dies zum großen Teil zu eigen gemacht. Mazón wies damals selbstgefällig alle Kritik von sich, wie auch jetzt wieder nach der erschreckenden vorläufigen Bilanz von über 150 Todesopfern. Die Rettungskräfte wurden erst ordentlich koordiniert, als der zentrale Krisenstab in Madrid eingriff. Dabei ist Katastrophenschutz eigentlich Sache der Regionalregierungen. Viele der Opfer hätten vermieden werden können, doch die Warnung auf den Handys kamen bis zu 13 Stunden zu spät.
Was nicht zu spät kam, war die Kampagne von Trolls in den Netzwerken, die sich über das Wetteramt lustig machten, als dieses bereits morgens vor der heraufziehenden Gefahr warnte. Die Interessen der Wirtschaft über den Klimaschutz und den Schutz der Bevölkerung zu stellen, tötet und wird in der Zukunft immer mehr töten.
Denn was derzeit in Spanien passiert, ist sicher das verheerendste Unwetter, das das Land in den vergangenen 100 Jahren gesehen hat. Aber wenn der Katastrophenschutz nicht ausgebaut und vor allem wenn keine ernsthafte Klimapolitik gemacht wird, könnte es bald schon eine der kleineren Katastrophen gewesen sein, im Vergleich mit dem, was uns dann erwartet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen