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Medien und NeutralitätNeutralität gibt es nicht

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Seit vielen Jahren schreibe ich für die taz über Wirtschaftsthemen. Meine Mitgliedschaft bei den Grünen war dabei nie ein Problem. Bis jetzt.

Die Grünen haben 120.000 Mitglieder und die meisten sind Karteileichen Foto: Stefan Boness/Ipon

I ch habe immer meine Meinung geschrieben. Dieser Satz ist selbstverständlich, verliert aber gerade seine Selbstverständlichkeit. Denn ich bin Mitglied bei den Grünen. Das war nie ein Geheimnis, sondern steht gleich vorn bei Wikipedia. Lange Zeit hat es jedoch niemanden interessiert, dass ich einer Partei angehöre. Ich wurde als Journalistin wahrgenommen. Doch jetzt wird plötzlich zum Thema, dass ich nicht „neutral“ sein könnte.

Mir scheint daher, dass eine Erklärung nötig ist, wie ich die Rolle einer Journalistin verstehe. Also werde ich dafür die Meinungsseite nutzen, so ungewöhnlich dies ist.

Wie gesagt: Ich habe immer geschrieben, was ich richtig fand. Mein Ziel ist nicht, dass alle LeserInnen meine Meinung übernehmen – sondern ich will möglichst verständlich erklären, wie Wirtschaft funktioniert. Diese Arbeit hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren nicht verändert, aber die Rolle der Grünen wandelt sich. Sie sind nicht mehr die kleinste Oppositionspartei, sondern auf dem Weg in die Regierung. Die Grünen gelten jetzt als Machtfaktor, und dies setzt Fantasien frei. Mir Unbekannte vermuten plötzlich, dass ich demnächst eine Politkarriere in den Ministerien anstreben könnte. Offenbar wissen viele Menschen nicht, wie es in einer Partei zugeht. Sonst kämen sie gar nicht auf die Idee, dass eine einfache Mitgliedschaft reichen würde, um zu großem Glanz aufzusteigen.

Bei den Grünen bin ich eine Karteileiche. Ich zahle nur meine Mitgliedsbeiträge und war in den vergangenen zwanzig Jahren auf keiner einzigen Versammlung. Ich bin nur eines von 120.000 Mitgliedern, die meist ebenfalls Karteileichen sind.

Diese Erklärung überzeugt häufig nicht, wie ich feststellen musste, sondern provoziert eine Gegenfrage: Wenn ich als Parteimitglied so unwichtig sei – warum sei ich dann überhaupt bei den Grünen? Wieder schwingt die Idee mit, dass sich Engagement nur lohnt, wenn damit eine politische Karriere verbunden ist.

Ulrike Herrmann

ist ausgebildete Bankkauffrau, Autorin und Wirtschafts­redakteurin der taz. Ihr letztes Buch war „Das Ende des Kapitalismus“, Kiepenheuer&Witsch, September 2022, 352 Seiten, Hardcover.

Dabei ist es ganz schlicht: Ich bin bei den Grünen, weil ich durch das Waldsterben politisiert wurde. Als 18-Jährige hat es mich schockiert, dass ein so großes Ökosystem wie der Wald tödlich gefährdet war. Das Thema Umweltschutz hat mich seither nie wieder losgelassen, und dieses Anliegen ist bei den Grünen am besten aufgehoben.

(Für alle, die Wikipedia intensiv studieren: Ja, es stimmt, dass ich zunächst bei der Union war. Denn anfangs dachte ich, dass ausgerechnet die CDU in Hamburg der ideale Ort wäre, um den Umweltschutz voranzubringen. Leider fehlt hier der Platz, um diesen Irrtum zu erklären.)

Eine Grüne, die keine grünen Politiker bejubelt

Ich bin Grüne, doch folgt daraus noch lange nicht, dass ich grüne Politiker stets bejubeln würde. Trotzdem glauben neuerdings viele, dass ich gehorsam die Befehle der Parteispitze ausführen würde. Fragt sich nur: welche Befehle? Bei mir meldet sich nie jemand. Noch nicht einmal eine Anstecknadel gab es, als ich 25 Jahre grünes Mitglied war. Da ist der Alpenverein weiter.

Zudem ist es schlicht falsch, dass Parteimitglieder brav ihrer Spitze folgen würden. Die grüne Basis ist notorisch selbstbewusst, aber auch in anderen Parteien geht es hoch her, wie sich derzeit bei der CDU beobachten lässt.

Jedenfalls habe ich die Grünen nie geschont, die aus meiner Sicht katastrophale Fehler begangen haben, als sie von 1998 bis 2005 regierten. In dieser Zeit wurden die Steuern für die Reichen gesenkt, was bis heute etwa 60 Milliarden Euro pro Jahr kostet – während gleichzeitig die Langzeitarbeitslosen bestraft wurden, indem sie sich in Hartz IV wiederfanden. Völlig sinnlos wurde zudem die gesetzliche Rente eingedampft und die Riester-Rente eingeführt, von der immer klar war, dass sie nicht funktionieren würde. Das alles habe ich auch damals schon geschrieben.

Neutralität gibt es nicht

Trotzdem bin ich Grüne geblieben, was ebenfalls viele verwundert. Wie kann man so enttäuscht sein – und nicht austreten? Ich hoffe eben noch, dass die Grünen sich besinnen: Es braucht eine Partei, die Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit verbindet.

Das ist jedenfalls meine Perspektive – und auch ein Grund, warum ich bei den Grünen geblieben bin. Die LeserInnen sollen wissen, dass ich nicht neutral bin. Denn Neutralität gibt es nicht. Wenn eine objektive Wahrheit existieren würde, wären Kommentare und Meinungsartikel genauso sinnlos wie verschiedene Zeitungen, die auf unterschiedliche Lesergruppen zielen. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Welt oder die FAZ eine völlig andere Weltsicht haben als die taz und ihre GenossInnen.

Als kleines Schlaglicht: Die letzte Umfrage ergab, dass die taz-GenossInnen zu 57,2 Prozent den Grünen zuneigen, die Linke kommt auf 20,9 Prozent, die SPD auf 13,2 Prozent, die FDP auf 3,2 Prozent und die Union auf 0,7 Prozent. Bei der FAZ dürfte es umgekehrt sein: viel CDU und keine Linken. Die Redaktionen spiegeln die Präferenzen ihrer LeserInnen wider und sind damit alles andere als „neutral“.

Trotzdem hält sich der Fetisch der Neutralität. Jede Nähe zu einer Partei wird beargwöhnt. Zuletzt traf es Claudia von Brauchitsch, die das dritte ­Triell moderiert hat. Sie war nämlich lange Jahre für CDU.TV tätig – und schon wurde vermutet, dass sie Laschet bevorzugen könnte. Hat sie aber nicht. Hinterher waren sich alle Kommentatoren einig, dass die Moderatorinnen des dritten Triells die besten gewesen waren.

Es war sogar hilfreich, dass von Brauchitschs Vergangenheit bekannt war. So konnte jeder selbst überprüfen, ob sie parteiisch moderierte. Gefährlich sind nicht die Parteimitglieder, sondern die angeblich „neutralen“ Journalisten, die ganz und gar nicht neutral sind.

Trotzdem: Diese Debatten ermüden. Also habe ich bei den Grünen beantragt, dass meine Mitgliedschaft ruht. Damit ich endlich wieder ungestört die Arbeit machen kann, die ich schon seit zwanzig Jahren mache.

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91 Kommentare

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  • Wer eine nicht neutrale Berichterstattung haben will, die 100% der eigenen Meinung entspricht, der schreibt seine News am besten gleich selber.

  • Die Grünen haben mich irgendwann verloren. Nachdem sie Rudolf Bahro rausgeschmissen hatte. Dies ist aber mein Kopierer in der Bonner Colmannstrasse. Aus der kleinen Villa in die Große. Der Greenpeacegründer ist schon lange ein Freund der CO2 freien Atomkraft. Wann werden die Grünen merken, dass sie kein Verbrechen, sondern ein Segen ist? Das gilt auch für den Frieden.

  • In ihrem Artikel "Lügen und lächeln" taz.de/Laschets-Steuerpolitik/!5781084/ zu "Laschet Steuerpolitik" (die es nicht gibt, sondern die der CDU ist) haben Sie Laschet entgegengehalten dass er im Wahlkampf-Sommerinterview den Wegfall des Solis aus dem Wahlprogramm der CDU unterschlagen hätte, haben aber nicht erwähnt, dass er in eben diesem Interview darauf Bezug nahm.

    Das war nicht nur nicht neutral, sonder einfach nur falsch, ebenso wie der daraus resultierende Lügenvorwurf.

    Der Neutralitätsanspruch beim Journalismus bedeutet nicht 100%, Das gibt es nicht. Er bedeutet handwerklich gute Arbeit wo korrekt recherchiert wird, Fehler offen korrigiert werden und Artikel nicht ins Populistische abrutschen.

  • Und außerdem möchte ich wissen was jede*r einzelne in der TAZ/Redaktion gewählt hat. Und alle die grün gewählt haben dürfen künftig nicht mehr schreiben oder die müssen versprechen mir wieder zu wählen oder bei allen Parteien ein Kreischen zu machen solange sie für die TAZ arbeiten. Und außerdem wäre es nicht mehr als recht und billig, dass sie überhaupt ihre Staatsbürgerrechte ruhen lassen - oder Journalist*innen per se aberkannt werden. Aber dann sind die ja wieder den Verurteilten gleich gestellt und würden deshalb nicht ausgewogen berichten. Es gibt keine Lösung! Oder hat jemand eine?

  • Mir ist die Mitgliedschaft bei den Grünen tendenziell zu teuer.

  • Wenn man Journalisten mit Kontakten zu AfD oder anderen Nazis unterstellt Rechts zu sein und entsprechendes Gedankengut zu verbreiten, muss man das bei ALLEN anderen Journalisten mit Kontakten zu einer Partei/Genossen usw.

    Insbesondere bei ARD und ZDF

    • @Dirk Langen:

      Das "muss man" eben nicht und das ist auch gut so, denn das würde bedeuten, das daß Recht sich journalistisch öffentlich zu äußern in dem Moment zumindest stark eingeschränkt wird, sobald eine Person in eine Partei eintritt.

      Journalisten haben selbstverständlich das Recht eine Meinung zu haben und diese auch zu vertreten.



      Das Recht haben auch rechtsradikale Journalisten mit AFD-Kontakten. Die können dann für irgendwelche rechten Zeitungen schreiben.

      Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist indes eine ganze andere Angelegenheit als die TAZ, FAZ, die junge Freiheit, die Zeit, der Spiegel oder die Blöd. Die eine Kritik nicht mit der anderen verwechseln.

  • Ulrike Herrmann habe ich zuletzt in einer Talkrunde im TV gesehen, da saß sie direkt neben Wolfram Weimer. Und da hatte man dann den direkten Vergleich, was politische Voreingenommenheit betrifft...

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @zmx52:

      Ja. Hab's auch gesehen. Es war super, wie U.H. den grünen Kanzlerkandidaten Olaf Scholz verteidigt hat. 😃

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    @TAZTIZ: „Neutralität wird doch gar nicht gefordert. Vielmehr geht es doch um Objektivität und Distanz. Journalisten sollten keine Aktivisten sein…“



    Puuh. Ja. Da habe ich schon einen halben Aufsatz geschrieben und finde nun von Ihnen genau die Zusammenfassung meiner Gedanken. Objektivität trotz Zuneigung. Diese Kriterien finde ich bei Ulrike Herrmann und auch bei anderen taz-Autor*innen durchaus. Aber es gibt auch Artikel, die vermuten lassen, Autor*in möchte Pressesprecher in einer grün-geführten Regierung werden. Die Spottbezeichnung „grüner Bayernkurier“ kommt ja nicht von ungefähr.

  • Hallo Frau Herrmann,



    ich kenne leider die Vorgeschichte nicht, die Sie leider nur nebulös andeuten, freue mich aber, dass Sie die Vorwürfe, die man Ihnen macht, proaktiv entgegentreten. Sie sind schon mehreren Jahren auf "meinem Schirm" und ich könnte nicht beziffern, wie oft ich Videos oder Tonaufnahmen gehört habe, in denen Sie gesagt haben, dass Sie inaktives Parteimitglied der Grünen sind. Menschen, die das nicht wissen, haben sich also auch sonst nicht mit Ihnen beschäftigt.



    Ich bin aber mit den Ihren Schlussfolgerungen der "causa" unzufrieden: Von den drei Möglichkeiten, die Sie gehabt hätten, damit umzugehen, haben Sie leider die meiner Meinung "unklügste" gewählt. Parteimitgliedschaften ruhen zu lassen, halte ich für Unfug. Sie haben nichts falsch gemacht, also bleiben Sie Mitglied der Partei, wenn sie die Richtige für Sie ist. Wenn die Grünen überhaupt mit Ihrer doch oft scharfen Kritik klarkommen, um so besser. Falls Sie aber der Meinung sind, es wäre für Ihre journalistische Tätigkeit besser, kein Parteimitglied zu sein, dann treten Sie aus. Ich bin mir nicht mal sicher, dass man eine Parteimitgliedschaft überhaupt ruhen lassen kann. Was soll das sein? Sie sind kein Mitglied, zahlen aber Beitrag?

  • tat: Die Redaktionen spiegeln die Präferenzen ihrer LeserInnen wider und sind damit alles andere als „neutral“.

    Das kann man aber so nicht sagen, denn die WELT und die FAZ sind sehr neutral *lol*. Die WELT ist sogar so "neutral", dass sie in den ZDF Logo-Kindernachrichten, wo über den Youtuber Rezo berichtet wurde, einen ihrer Journalisten "eingeschleust" haben, um Rezo zu diskreditieren. Blöd nur, dass sie sich damit immer selbst ein Bein stellen. ***ZDF über Rezo - Hä?*** www.youtube.com/watch?v=2mkpNj7c7gQ

  • Den Kommentar von Martin Semm finde ich sehr klug, auch die kurze Anmerkung von Dörthe Dietz. Ergänzen möchte ich noch etwas. Auch ich habe es sehr schmerzhaft erlebt, als Mitglied einer Partei und mit einem kommunalen Mandat, für das ich gewählt wurde, nicht für die regionale Zeitung als Journalistin schreiben zu dürfen - obwohl ich Synergieeffekte hätte nutzen können und meine Aufgaben als Rats- und Parteimitglied gut trennen konnte von journalistischer Arbeit. Für mich wäre es kein Problem gewesen, im Rat für eine Entscheidung zu stimmen, die ich in der Zeitung kritisiert hätte (natürlich nur in Ausnahmefällen). Eigentlich sollte es viel selbstverständlicher sein, dass fast jeder ein Parteibuch hat und dadurch in keiner Weise ausgegrenzt wird. Im Übrigen leben wir in einem Zeitalter von Informations- und Meinungsüberflutung. Der Rückzug in eine eigene Filterblase ist da keine Lösung. So genieße ich es, neben der TAZ auch die FAZ zu lesen (beide allerdings nur teilweise).

    • @Agnes Til:

      Hört sich ja nett an, ist aber nicht glaubhaft..., wie Sie schon selber schreiben "Ausnahmsweise kritisieren"...natürlich nur ,weil Sie davon überzeugt sind für das Richtige zu sein. ABER im Endeffekt ,wenn die Toleranz zum "falsch handeln" steigt, würden Sie nichts gegen die eigene Partei sagen, und wenn es nur darum geht das Sie niemand kritisiert, egal ob ihr Geschreibe gerechtfertig wäre...

  • Es wäre nicht das erste Mal, dass Menschen Erklärtalent (und inhaltliche Übereinstimmung) mit Umsetzungstalent gleichsetzen und meinen, ersteres tauge zu einer Karriere bei den Umsetzern. Ich würde mir nicht zuviel daraus machen, Frau Herrmann.

    NOCH lieber wäre mir natürlich, wenn Sie den Menschen hier an angestammter Stelle zur Abwechslung mal erlären würden, wie Wirtschaft WIRKLICH funktioniert. Weisheiten aus der nachfrageorientierten Theoriendose von vor hundert Jahren bringen da nämlich nur wenig weiter...

    • @Normalo:

      Na, dann arbeiten Sie sich doch mal mit Ihrer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik an diesem Artikel ab: taz.de/Nobelpreis-...vid-Card/!5805724/

      Bin gespannt.

      • @Yossarian:

        Wieso sollte ich? Die vernünftige Alternative zu einer rein nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik ist im Zweifel NICHT eine rein angebotsorientierte. Insofern können einzelne Elemente einer nachfrageorientierten Politik durchaus Sinn ergeben.



        Ich würde auch nie behaupten, dass JEDE Erhöhung des Mindestlohns zu mehr Arbeitslosigkeit führt. Nur dass sie es nie tut (egal wie beliebig hoch man den Mindestlohn schraubt), halte ich für illusorisch. Es gibt nunmal für alle Waren und Dienstleistungen eine Preisschwelle, oberhalb derer die Nachfrage stark abnimmt - und in einer stark exportbefeuerten Wirtschaft ist das nur begrenzt die Binnennachfrage.

        Nehmen wir Fernseher, die über 3500 € kosten (der Einstiegspreis der letzten in Deutschland hergestellten TV-Endgeräte): Wer gibt dieses Geld für eine Glotze aus? Ergebnis: Die Arbeitsplätze im Bereich TV-Herstellung in DE sind weg. Vergleichbares im Niedriglohnbereich: Wenn der Frisörbesuch per se 60, 80 Euro kostet oder die Halbe in der Kneipe 10 Euro, dann hören viele Leute irgendwann auf, für die Leistung zu bezahlen, lassen sich die Haare länger wachsen, trinken ihr Bier lieber zuhause, putzen die Wohnung oder pflegen ihre Eltern selbst etc. (zumal, wenn ihnen der gutbezahlte Job in der TV-Herstellung abhanden gekommen ist...). Das ist keine lineare Entwicklung sondern im Zweifel "trial and error" - wofür sich die staatliche Mindestlohn-Gießkanne nur begrenzt eignet.

  • Wenn Frau Herrmann schon lange eine Karteileiche war, wie will sie diesen Zustand dadurch noch steigern können, dass sie die Mitgliedschaft ruhen lassen will... Was ist das denn für ein Framing?

  • Richtig, Neutralität beir Themen politischen, sozialen Anliegen, gibt es nicht, aber sehr wohl "Überparteillichkeit", die sich Zeitungen als Dauerzeile auf ihre Fahne schreiben, sind sie doch ohnehin mehr von Anzeigenkunden abhängig denn von Oppositionsparteien, bei Regierungsparteien sieht das anders aus, da geht es darum. dass Ämter, Ministerien in Zeitungen Großformat Anzeigen schalten oder nicht.



    Was bedeutet das, Partei Mitgliedschaft in ruhen zu lassen, werden dann weiter Mitgliedsbeiträge gezahlt, oder nicht? Begibt sich Ulrike Herrmann durch Ruhenlassen ihrer Grünen Partei Mitgliedschaft schlimmverbessernd auf präsidiale Ebene vergleichbar Bundespräsident Richard von Weizsäcker (1920-2015)?, von dem bekannt ist, dass er seine CDU Mitgliedschaft während seiner Amtszeit 1984-94 ruhen ließ, Mitgliedsbeiträge schuldig blieb, was später in der CDU Thema war. "Wirtschaftswunderminister" Ludwig Erhard (1897-1977) von der CDU aufs Schild gehoben, war erst als Bundeskanzler 1963-66 sozusagen zwangsweise CDU Mitglied, CDU Vorsitzender zu werden, blieb aber trotzdem Mitgliedsbeiträge schuldig.



    Dass Ulrike Herrmann in ihren Kommentaren Kolumnen, Essays meinungsstark bemüht auftritt, finde ich gut, weniger gut finde ich, dass sie n. m. E. nicht selten dazu neigt überschießend meinungstark kategorisch Meinungen anderer selbst in Phoenix Runden gar nicht hanseatisch öfter im Eifer des Gefechts als Unfug abzutun, begleitet von ihrem legendär süffisanten Auflachern. Journalistisch dialogisch fragend geht anders. Dass das möglichweise mit ihrer Grünen Migliedschaft in Zusammenhang gebracht wird, ist wenig hilfreich, weil das Problem nicht nur sie betreffend n. m. E. tiefer liegt, beim Verständnis von Journalismus, mehr Antwort oder Frage gebend aufzutreten?

    Übrigens wer bei unseren Parteien auch Grünen seine Mitgliedsbeiträge nicht mehr zahlen kann, fliegt kommentarlos ohne Mitteilung raus schon gar nicht mit Nachfrage, woran es liegt?

  • Statt dieser allgemein-unverbindlichen Zeilen wäre eine konkrete Schreibe mit Fallbeispielen sinnvoll: wo hat Frau Herrmann mit welchen Argumenten die Politik der Grünen unterstützt oder kritisiert, wo ist sie in ausuferndes Framing verfallen - und sei es einfach behaupteter oder bestrittener Klimaschutz. Wie der Ausbruch des Tabora gezeigt hat, gibt es eben wegen der Eis- und Warmzeiten wenig Möglichkeiten, die Sonne so scheinen zu lassen, wie wir es wollen, könnten uns aber womöglich klüger anpassen... und das wäre dann eine ganz andere Politik, als die Grünen vorschlagen.

  • Ich sach's mal so: Neutralität ist die Ideologie derjenigen, die immer gern behaupten, sie seien völlig ideologiefrei.



    Alles im Grunde nicht der Rede wert.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Sehr schön "gesagt". Ist Schmierseife eigentlich neutral? Mit einem Lakmustest erfahren wir die Wahrheit.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Neutralseife schmiert auch.

  • Die Forderung nach Neutralität eines Journalisten ist IMHO ganz schlicht völliger Mumpitz und entspringt AFAIK neurechter Agitprop. Printmedien haben Zielgruppen, Journalisten haben - wie jeder andere Mensch auch - Meinungen. Diese müssen natürlich gekennzeichnet werden (Kommentar etc.), das wars dann aber auch.

  • Bei Ulrike Herrmann schätze ich insbesondere ihre Neutralität und ihr rein fachliches Urteil. Damit liegt sie innerhalb der TAZ noch in der "alten Schule", wohingegen der aktuelle Trend eher in Richtung Stimmungsartikel mit "woker" oder "wertewestlicher" Ausrichtung geht.

    Als Diplom-Volkswirt kann ich alle Artikel von Ulrike Herrmann sachlich nachvollziehen, genau wie die Schilderung ihrer persönlichen Beweggründe zur Grünen-Mitgliedschaft. Beschämend finde ich es dagegen, wenn ausgerechnet eine Kompetenz wie Ulrike Herrmann überhaupt in eine Rechtfertigungssituation gedrängt wird, während andere, die kein Parteibuch haben, ganz klar tendenziöse Artikel schreiben dürfen, ohne deswegen angegangen zu werden.

    Viel interessanter als solche unsinnigen Angriffe gegen Ulrike Herrmann wäre mal eine Diskussion darüber, wie und warum die Grünen von einer unabhängigen ökologisch-sozialen Partei zu einer neoliberal-transatlantischen Organisation mit grünem Anstrich geworden sind.

  • Eigentlich haben Sie es nicht nötig, sich zu erklären, Frau Herrmann. Dass Sie es so gut und gesund gemacht haben, rettet die Sache.



    Danke und alles Gute!

  • Die Beiträge von Frau Herrmann machen für mich einen großen Teil der Restmotivation aus, die taz zu lesen - die übrigen Teile sind Berichte über afrikanische Staaten, Alternativlosigkeit und Gewohnheit.



    Sie ist meines Erachtens die Letzte (in der taz-Redaktion), der man eine unkritische Haltung gegenüber den Grünen, die Aufgabe von Prinzipien oder projiziertes Machtdenken inklusive schwarz-grüner Fantasien nachsagen könnte (andere sind da viel weiter).

    Sehr geehrte Frau Herrmann,



    vielen Dank für Ihre Arbeit, für Ihre Wahrhaftigkeit und Moral im doppelten Sinne!

    Tatsächlich hochachtungsvoll,



    ein mittlerweile wohlsituierter Beamter

  • Steht doch schon im Titel:



    "Neutralität gibt es nicht"



    Und das ist gut so!

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Doch schon: Das Orakel von Delphie- Soll aber leider nicht umsonst sein- bedeutet also doch: Wes Brot ich es, des...

      • @zeroton :

        Oh, das Orakel war voll parteiisch - immer pro Apollon und gegen Artemis (die erste dokumentierte misogyne Streiterei innerhalb der LGBTIQ-Szene übrigens...)! ;-)

      • @zeroton :

        Natürlich gibt es in den Medien keine Neutralität. Jedes Kind weiß, dass die taz das Leib- und Magenblatt der Grünen und der grünen, akademischen Mittelschicht ist.

        Die FAZ lesen die, denen deutlich mehr vom Land gehört und die Welt die, die intelligenter wirken wollen, als sie sind.

        Jedem Tierchen also sein Pläsierchen.

        Passt doch eigentlich, oder?

        • @Jim Hawkins:

          Yes, Minister.

        • 9G
          97760 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          Wenn Ihnen sehr viele Fabriken und Mietshäuser gehören lesen Sie bestimmt nicht die FAZ , weil da irgendeine Hypothekenbank für den Traum vom Eigenheim wirbt( getarnt als Redaktionbeitrag) oder drittklassige "Chefvolkswirte" von Banken ihren Senf absondern. Genauso langweilig wie früher 2 Kg PapierStellenanzeige, durchgehend mit,"Controller gesucht" . Dann lieber versuchen zu verstehen, warum 240K Wohnungen in Berlin enteignet werden sollen, anstatt 20% unter Mietspiegel Vermietungsverpflichtig für Großbesitzer zu fordern.

        • @Jim Hawkins:

          Liggers & Pyrrhussieg Mr. ZEROTON¿

          Nö. We lost the race - but win the party!

          unterm——- servíce —-



          “…Im ursprünglichen Sinne geht der Sieger aus dem Konflikt ähnlich geschwächt hervor wie ein Besiegter und kann auf dem Sieg nicht aufbauen.“



          Genau letzteres iswar hie wie da anders!

          • @Lowandorder:

            Thanks für metaphorische Trennschärfe! Anderseits: ging ja letztendlich für die Griechen auch nicht so gut aus.

  • Kann man so akzeptieren wenn Sie auch bei anderen Personen daran denken, dass bloße Mitgliedschaften oder gemeinsane Treffen etc. nicht zwangläufig (!) eine gemeinsame Agenda bedeuten.

  • Ein gelungener journalistischer Beitrag zielt aus meiner Sicht nicht auf "Neutralität" (die gibt es tatsächlich nicht), aber auf eine differenzierte Darstellung des Themas oder Ereignisses, über das berichtet wird. Was mich (nicht nur) an der Taz zunehmend stört ist ein "aktivistischer" Journalismus, wie er vor allem in identitätspolitischen Kontexten betrieben wird. Da gibt es Beiträge, in denen von der ersten bis zur letzten Zeile einseitig das Bild einer "zutiefst rassistischen, sexistischen, homophoben usw." Gesellschaft gezeichnet wird, wo ich mich frage, in welcher Realität diese Autor:innen eigentlich leben? Und wenn dies dann noch in Form eines Shitstorns gegen missliebige Personen verbreitet wird, hört der Spaß auf. Mit der "objektiven Wahrheit" ist es auch so eine Sache. So weit ich weiß, gibt es in Mathematik, Logik und Naturwissenschaften durchaus "Wahrheiten", die man nicht vernünftig bestreiten kann. Sonst könnte die Erde ja auch eine Scheibe sein. Im politischen Kontext gibt es sie natürlich nicht! Ich kann nicht "beweisen", dass es besser ist, z.B. Hartz IV in seiner jetzigen Form abzuschaffen. Aber ich kann zeigen, dass es relativ zu bestimmten Wertvorstellungen plausibel ist, eine Grundsicherung anders aufzubauen. Im politischen Raum geht es nicht um Wahrheit, sondern um Plausibilität. Ein Grund mehr, ein differenziertes Bild der Wirklichkeit zu zeichnen. Das ist meine Forderung an guten Journalismus! Nicht: "Neutralität". Bei Ihren Berichten und Kommentaren, Frau Herrmann, fühle ich mich diesbezüglich immer gut aufgehoben. Man merkt, dass Sie "links" und "grün" sind, aber ja, Sie haben die Grünen nie geschont. Sie konfrontieren mich mit ihrer Meinung, geben mir aber die Chance, davon abzuweichen. So soll es sein.

    • @Running Man:

      Kleine Ergänzung.



      Wissenschaft ist Irrtum auf dem neuesten Stand der Erkenntnis. Eins und Eins ergibt Zwei, aber auch in den Naturwissenschaften gibt es viel Humbug. Hier bedingt die Fragestellung oftmals die Sinnhaftigkeit einer Antwort und die Fragestellung ist wieder subjektiv. "Hausmaus geht zu Hausmaus. Feldmaus zu Feldmaus"-da hatte Hitler objektiv betrachtet recht, nur begründete er mit dieser einfachen Wahrheit seine absolut subjektive und unwissenschaftliche Rassentheorie.

      Ansonsten stimme ich Ihnen weitestgehend zu. Wobei der Stellenwert von Identitätspolitik wohl auch subjektiv von der "Identität" der angesprochenen Person abhängig ist.

      Plausibilität ist ein guter Ansatz, obwohl nicht davon auszugehen ist, das konservative oder neoliberale Personen beim Wort zu nehmen sind. Mit anderen Worten: ich kaufe der CDU und FDP nicht ab, das sie wirklich an einer Armutsbekämpfung interessiert sind

      • 9G
        97760 (Profil gelöscht)
        @Alfonso Albertus:

        "Armut" , ...das Thema werden die nicht los, auch wenn Sie ab morgen allen 300 Euro monatlich mehr überweisen. Die Jogginghose bleibt an, der Aschenbecher voll, die Haare blond bis lila, Tattoos bis zum Hals, 20 Ladekabel an der Wand und und und.

      • @Alfonso Albertus:

        Selbst Eins und Eins ist zwei stimmt nicht in der Realität, da es nie zwei hundertprozentig identische Dinge gibt die man addieren könnte, es ist letztendlich nur eine Annäherung an die Realität. Objektivität und Neutralität in politischen Fragen gar sind deshalb völlig unmöglich.

        • 9G
          97760 (Profil gelöscht)
          @Suchender:

          Wir müssen sowieso alles sekündlich neu bewerten und verhandeln. Z.b. Wohnungen. Nach der Relativitäts- und Raum/Zeit Theorie ist ein Raum den Sie betreten und verlassen haben nicht mehr derselbe wie vohrer .

          • @97760 (Profil gelöscht):

            Ja, das sagt meine Frau auch immer.

  • Liebe Ulrike Herrmann,



    sie gehören für mich zur DNA der TAZ, auch und gerade in jounalistischer Hinsicht.



    Insofern verwundert mich nur, das eine Journalistin von ihrem Format so eine Rechtfertigung überhaupt nötig hat.



    Ich lese ja die TAZ, weil ich einen engagierten, kritischen Journalismus bevorzuge, der seine Haltung aus einer politischen Haltung bezieht.



    Daher halte ich eine „Neutralität“ für wenig förderlich.



    Allerdings auch nicht das Gegenteil davon, den Hass und die Ausgrenzung, die 1000%igen, die es in der TAZ Redaktion ja leider auch gibt.



    Gegenüber diesen VertreterInnen der „reinen Lehre“ ist das Ruhenlassen ihrer Grünen Mitgliedschaft, so unspektakulär es auch immer sei, ein Fehler.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @neu_mann:

      ".eine Rechtfertigung überhaupt nötig hat [....] .seine Haltung aus einer politischen Haltung bezieht.[....] die 1000%igen, die es in der TAZ Redaktion ja leider auch gibt..[....] VertreterInnen der 'reinen Lehre' "



      Zitieren ist das neue Parodieren.

    • @neu_mann:

      diesem Kommentar schließe ich mich uneingeschränkt an. Das waren genau die Gedanken die mir beim Lesen des Artikels kamen. Die Mitgliedschaft ruhen zu lassen ist aus meiner Sicht keine Lösung.

  • In Erklärungsnot geraten ..und der Nötigung nachgegeben? Au backe!



    Vll, Frau Herrmann, haben Ihnen die Grünen auch nicht mehr so recht gemundet, und das Ihnen unterbreitete Neutralitätsdefizit war die Steilvorlage zum Abgang. Ruhende Mitgliedschaft, weder Fisch noch Fleisch, eher schwammiges Bindegewebe.

    • @zeroton :

      Gemach Gemach - Forsch - das Privileg der Jugend. Reingeheimnissen nicht.

      Sach mal so:



      Hab auch einmal in meinem Berufsleben gemeint - so derart - wg grotesker Unterstellungen - mit dem Rücken an der Wand zu stehen - daß ich mich offen gerechtfertigt habe. Trotz verfassungsgarantierter richterlicher Unabhängigkeit war mir das Hemd näher als der Rock. Genützt hat es zwar nichts - aber mir a weng Luft zum Atmen verschafft. Das schon & war gut so.

      kurz - Jeder Jeck ist anders & ich habe vollstes Verständnis •

      Soweit mal

      • @Lowandorder:

        Klar doch, Pyrrhussiege konnte sicher jeder mal feiern- doch der Nachgeschmack! Zu guter Letzt aber: Werden die Fliegen in der Not selbst den Teufel fressen.

  • Ich habe Journalistik studiert und in dem Fach ein Diplom und eine Promotionsurkunde erhalten. Beides ist lange her (Diplom: 1988). Einer der wichtigsten Lehrsätze, die mir bis heute im Gedächtnis geblieben sind, stammt aus der Erstibegrüßung in der ersten Studienwoche: „Die Objektivität des Journalisten liegt darin, dass er seine Subjektivität kenntlich macht.“ Neutralität zu erwarten, ist heute ebenso naiv wie es schon zu allen Zeiten war. Dazu sind beispielsweise zum Thema Sozialisation kilometerweise Bücher von Soziologen, Politikwissenschaftlern, Psychologen etc. geschrieben worden. Außerdem sind (die meisten) Medienunternehmen gewinnorientierte Betriebe mit einer relativ genau definierten Kundengruppe. Kein Unternehmer wird zulassen, dass sich die Tendenz des Geschriebenen dauerhaft gegen diese Kunden richtet. Schon die ersten Zeitungen des 17. Jahrhunderts richteten sich an die Reichen und Mächtigen. Revolutionäre Texte finden sich dort nicht. Der Meinung der Kollegin Herrmann stimme ich in allen Punkten zu.

    • @Marten de Trieste:

      das war aber ganz am Anfang. Später im Studium werden Sie sicher auch gelernt haben, wie man Fakten so darstellt, dass man die eigene Meinung im Wesentlichen heraushält und beide Seiten (oder noch mehr) zu Wort kommen lässt. Im Jura-Studium ist mit die wichtigste Unterscheidung die, Tatsachen und deren rechtliche Bewertung zu trennen, also erst die Tatsachen festzustellen und danach erst die rechtliche Würdigung vorzunehmen. Genau der erste Teil wäre ein "Bericht".

      Genau das fehlt mir bei der jungen Generation oft - im Gegenteil wird ja zum Teil sogar betont, so verstehe man die Aufgabe....für den Lester vorzufiltern.

    • @Marten de Trieste:

      Da stimme ich zu. Hinzu kommt auch noch so Themen wie Werbepartnerschaften, die die Zeitungen auch nochmal in gewisse wirtschaftliche Abhängigkeiten bringen.

  • "Trotzdem glauben neuerdings viele, dass ich gehorsam die Befehle der Parteispitze ausführen würde." Die Identifikation von Sympathie bzw. Zustimmung mit Gehorsam ist ein Kennzeichen des berühmten autoritären Charakters.

  • Wo ist denn das Problem? Wo ist das neue Problem? Wer hat denn ein Problem mit der Grünen- Mitgliedschaft einer Taz- Redakteurin? Wer gibt vor nicht zu wissen, dass viele Journalisten Parteimitglieder sind? Oder vielleicht auch bei Amnesty oder den Fridays. Was soll denn das für eine sinnentleerte Neutralität sein, die solche Leute fordern?



    Im konkreten Fall sind die Beiträge von Frau Herrmann ja keineswegs immer besonders grün oder links, ich kann eigentlich gar nicht nachvollziehen, dass sie besonders angegriffen wird, oder höchstens von Leuten, die auch Wahlplakate zerstören und jetzt ein neues Hobby suchen.

  • "Denn Neutralität gibt es nicht. Wenn eine objektive Wahrheit existieren würde, wären Kommentare und Meinungsartikel genauso sinnlos wie verschiedene Zeitungen, die auf unterschiedliche Lesergruppen zielen."

    Sehr wahr.

    "Gefährlich sind nicht die Parteimitglieder, sondern die angeblich „neutralen“ Journalisten, die ganz und gar nicht neutral sind."

    Noch wahrer. Mit dem Schein der Neutralität kann besser Einfluss auf Menschen genommen werden.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Gefährlich sind nur die Populisten, Fake-News Fans und Polit-Marketing-Hanse, die nicht verstanden haben, was mit Neutralität gemeint ist.

  • Eine Parteimitgliedschaft ist bei der privaten Presse kein Problem, die ist systematisch als Tendenzpresse konzipiert, geht also. Albern wird es erst wenn man die eigene Meinung als alleingültige Wahrheit verkündet, ist ja aber gerade nicht das Thema.

    Beim ÖRR ist es hingehen eher kritisch. Selbst der ÖRR muss nur insgesamt „neutral“ (richtiger: ausgewogen) sein, also nicht in jedem Beitrag „neutral“ sein, sondern nur insgesamt die ganze Bandbreite darstellen. Im Einzelbeitrag darf also auch dort eine Tendenz zu erkennen sein. Jetzt ist halt bei solch singulären Großereignissen wie einem „Triell“ schwierig die Ausgewogenheit durch darstellen der gesamten Bandbreite herzustellen. Da hilft dann nur strikte Neutralität und wer dazu nicht in der Lage ist, der darf da halt nicht moderieren. Aber die von Brauchitsch hat’s ja hinbekommen, insofern alles gut.

    Tendenzpresse darf und soll eine Tendenz haben, der ÖRR muß insgesamt ausgewogen sein und strikte Neutralität ist nur der Spezialfall der manchmal angezeigt ist. Es ist nicht ganz so schwierig, aber irgendwie scheitern ausgerechnet die lautesten Kritiker am kläglichsten daran…

  • Geschätzte - immer gern gelesene - ok aber - Nehmses ab jetzt - bitte mit Humor. Dank im Voraus.



    Die langen klugen Darlegungen sprechen zwar vordergründig eine etwas andere - gut verständliche Sprache. Aber trotzalledem & Viel 🍀 -



    & 🦆 🦆🦆 =>



    Den Rücken frei halten via Ruhenlassen:



    Für Sie ersichtlich ein kluger Schachzug.

    unterm— btw erheitert & aus dem Skat:



    Bekanntlich gehöre ich traditionell - außer - via Rudern - LRG RRC & DLRG - zur Marx-Fraktion - “Ich würde nie einem Verein beitreten - der mich als Mitglied akzeptiert!“ © Groucho Marx - but =>



    “ Mir Unbekannte vermuten plötzlich, dass ich demnächst eine Politkarriere in den Ministerien anstreben könnte. Offenbar wissen viele Menschen nicht, wie es in einer Partei zugeht. Sonst kämen sie gar nicht auf die Idee, dass eine einfache Mitgliedschaft reichen würde, um zu großem Glanz aufzusteigen.“ Ach was! © Loriot -



    Indeed. Wiewohl - wie gesagt - auch dieser Partei nicht angehörend - gab es - lange vor Schwatz-Immergriiens - post Friedensbewegung & als im Umweltschutzrecht gestählter VerwRi - eine Zeit “Mensch - bring deine Kenne in einen von deren Think tanks ein!“ But!!



    “Wenn du einmal zeigst - durchblicken läßt - daß du - ich kenn dich ja - keine höheren Weihen anstrebst!



    Kannste deine Beiträge in die Tonne kloppen. Interessiert fortan keine Sau!“



    Ein Urgestein & erfolgreicher grüner Strippenzieher. War mir eine Lehre - wa



    Normal.

    So geht das • & 💐 -

  • Neutralität wird dochgar nicht gefordert. Vielmehr geht es doch um Objektivität und Distanz. Journalisten sollten keine Aktivisten sein oder Teil einer Partei. Ein bloßes Parteimitglied ist jedoch noch kein Prteifunktionär. Also die Aufregung verstehe ich nicht.

  • Ich finde die Beiträge von Frau Herrmann stets erfrischen. Da muss ich nicht immer ihrer Meinung sein. Dass sie Mitglied bei den Grünen war bzw. ist, wusste ich nicht. Und das spiegelt auch nicht unbedingt ihre journalistische Arbeit wider. Vielleicht eher die Grünen aus den Zeiten, wo sie nicht olivgrün waren, sondern eine friedenspolitisch orientierte Umweltpartei. Zumindest bis zum ersten Angriffskrieg der Bundesrepublik nach dem Faschismus.



    Dass Frau Herrmann nicht spätestens danach die Grünen verlassen hat, wundert mich doch sehr. Und dennoch finde ich ihre Arbeit nicht so anbiedernd an die grünen Bellizisten und auch nicht an die Ideologie der Umetikettierung einer radikalen, wachstumsorientierten Marktwirtschaft als vermeintlich grüne sozialökologische Marktwirtschaft, die Tarnkappe der Neoliberalen.

  • Ich lese so ziemlich alles gerne, was sie schreiben. Dass sie nicht neutral berichten ist mir dabei natürlich klar, das versuchen sie auch gar nicht zu verstecken und auch das ist gut so. Bei ihnen ist es nur so, dass sie ihr journalistisches Handwerk verstehen und auch über fundiertes wirtschaftswissenschaftliches und kaufmännisches Wissen verfügen.

    Das ist aber leider in der deutschen Presselandschaft selten. Zu oft scheint scheint es auszureichen, wenn man eine Haltung hat und das nachplappert, was gerade in ist, ohne nachzudenken. Genau das trifft auf sie eben nicht so. Darum blieben sie bitte eine gute Journalistin und eine grüne KArteileiche.

  • Wer stelllt denn solche Fragen? Wenn ich taz lese, weiß ich was mich erwartet und ich lese sie, um aus dieser Perspektive informiert zu werden - was für mich nur schwierig wäre, wenn es allein die taz gäbe.

    Daher sehe ich das Problem nicht.

    Wo ich ein Problem mit Neutralität sehe, ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk - weil der einen gänzlich anderen Auftrag hat als private Medien und weil man dort nicht aussuchen kann, was man bezahlt und was nicht.

  • Sorry, jetzt noch ein dritter Kommentar, da ich doch überrascht bin, wie unkritisch die bisherigen Kommentare sind.

    Die Mitgliedschaft in einer Partei verpflichtet zu einer gewissen Treue gegenüber der Partei. Und die Arbeit für eine Zeitung verpflichtet natürlich auch zu einer gewissen Treue gegenüber der Zeitung.

    Als Mitglied der Grünen verpflichtet man sich "den Grundkonsens von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und die in den Programmen festgelegten Ziele zu vertreten"

    Als Mitglied der CDU verpflichtet man sich auf parteischädigendes Verhalten zu verzichten. "Parteischädigend verhält sich insbesondere, wer [...] in Versammlungen politischer Gegner, in deren Rundfunksendungen, Fernsehsendungen oder Presseorganen gegen die erklärte Politik der Union Stellung nimmt;"

    Die TAZ ist eine Zeitung aber auch ein "politisches Projekt" taz.de/Das-Online-...l-der-taz/!153704/



    Wenn man als Mitglied der CDU in der TAZ negativ über die CDU schreibt, dann könnte man sicherlich darüber diskutieren ob das nicht parteischädigend ist. Und genau das führt zu einem Interessenskonflikt.

    Ein Journalist der Mitglied einer Partei ist, und für eine Zeitung schreibt, und sich einfach sagt "och, ich bin doch niemandem verpflichtet und schreibe einfach was ich denke", der ist meiner Meinung nach entweder naiv oder dumm.

    Abschließend sei gesagt, dass man die Medien oft als 4. Gewalt bezeichnet. Bei den 'ersten' 3 Gewalten ist es völlig selbstverständlich, dass diese geteilt sein sollten. Bei der 4. sollte es sich meiner Meinung nach genauso verhalten.

    • @MartinSemm:

      Gilt diese übergriffige Gehorsamserklärung auch bei den Grünen?

    • @MartinSemm:

      Also ich glaube, dass der Umstand, dass Sie meinen, dass hier 'zu wenig' kritische Kommentare geschrieben würden, eher darauf zurück zuführen ist, dass es hier einen weitestgehenden Konsens gibt (den Sie hal nicht mögen, aber das kommt vor und ist ja auch wichtig und richtig).



      Die Diskussion um Neuträlität wird übrigens gerne von der AfD genutzt und in einen Vorwurf umgewandelt. Aber in v.a. öffentlichen Ämtern bzw. Beschäftigungsverhältnissen bedeutet Neutralität nicht keine Meinung zu haben oder unpolitisch zu sein, es bedeutet, andere nicht zu beeinflussen. Die Frage ist also wo Einflussnahme anfängt, eine Diskussion über gesellschaftliche Themen, wie den Klimawandel, kann (und sollte) wohl kaum als solche gelten. Schade, dass das Neutralitätsgebot dahingehend instrumentalisiert wird, so wird nämlich Dissenz verhindert und den brauchen wir ja bekanntlich.



      Schade auch, dass Frau Herrmann ihre Mitgleidschaft ruhen lässt, meiner Meinung nach ein falsches Signal...aber das muss sie selbst wissen.

    • @MartinSemm:

      Vor allem Journalisten bezeichnen sich selbst gern als „Vierte Gewalt“, um ihre de facto nicht vorhandene Wichtigkeit zu betonen und sich selbst nicht eingestehen zu müssen, dass sie auch nur abhängig Beschäftigte sind. Dieser Ausdruck ist durch nichts legitimiert und in Zeiten der digitalen Medien und eines weltumspannenden virtuellen Netzwerks absolut nicht mehr zeitgemäß.

    • @MartinSemm:

      Hat nicht gearde der Kad(av)ergehorsam bei SPD wie CDU erst dazu geführt, dass die Linientreuen meinten, ihre Anschauungen würden durch die Wähler getragen?

    • @MartinSemm:

      Ich finde auch, dass das Unfug ist. Und selbst wenn es kein Unfug wäre, wäre es höchst undemokratisch. Aber dass die CDU nicht gerade die demokratischste unserer Parteien ist, ist ja nun wirklich nichts neues.

      • @t-mos:

        "Aber dass die CDU nicht gerade die demokratischste unserer Parteien ist, ist ja nun wirklich nichts neues."

        Da haben Sie ganz sicher recht.

    • @MartinSemm:

      Sorry, aber das ist Unfug. Auch innerhalb einer Partei gibt es heftig widerstreitende Meinungen - wie auch innerhalb einer Zeitung oder zwischen deutschen Richtern. Jemandem parteischädigendes Verhalten nachzuweisen ist nicht leicht, wie man am Fall Sarrazin gesehen hat, und das ist auch richtig so. Dafür reicht es nicht, eine "abweichende Meinung" zu vertreten. Nicht ein Journalist, der schreibt, was er denkt, ist naiv oder dumm, sondern das simple Verständnis von journalistischer Arbeit und politischen Interessen, das Sie hier vertreten.

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @MartinSemm:

      Zu Deinem letzten Absatz: soweit ich das sehe spricht in der taz niemand Recht, niemand erlässt Gesetze und niemand setzt geltendes Recht durch. Deine Sorge ist also unbegründet ;-)



      Und überhaupt: Frau Herrmann hat doch kein politisches Mandat - was sollen das denn für weltbewegende Interessenkonflikte sein?



      Interessenkonflikt für Wirtschaftsjournalisten wäre im Wirtschaftsteil Jubelarien auf Tesla singen und deren Aktien halten oder Honorar von Musk für irgendwas nehmen. Als Karteileiche bei der grünen Partei bekommt man aber nichts, man bezahlt etwas.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @MartinSemm:

      gewisse Treue...



      „Wenn man als Mitglied der CDU in der TAZ negativ über die CDU schreibt, dann könnte man sicherlich darüber diskutieren ob das nicht parteischädigend ist."



      So denken CDU-Mitglieder... Armin Laschet z.B. kennt nur zwei Kategorien. „Das schadet uns.“ oder „Das nützt uns.“ (Könnse in der Causa Maaßen nachprüfen.) Journalist*innen schreiben objektiv. Wenn Wahrheit parteischädigend ist, taugt die Partei nicht.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        anschließe mich.

        kurz - “parteischädigend“ - ist die komplett falsche Kategorie •



        (schrieb nicht der gute Karl Kraus was von “autoritären Charakter“?! Danke.



        Genau Genau “…solange du die Füße 👣 unter meinen Tisch stellst!“



        Ja - diese geistigen Vollklemmis sterben nicht aus - wa! Dat wüßt ich ever.



        Normal!;)((

  • Unbeirrt weitermachen!



    Lassen Sie sich nicht durch den Unfug beeinträchtigen, Frau Herrmann.



    Ob Ihre Mitgliedschaft ruht oder nicht, ist in der Sache völlig belanglos. Und es wird die Trolle nicht zufriedenstellen. Im Gegenteil - jedes Entgegenkommen erzeugt nur mehr Stress, weil Erfolg die Trolle motiviert.



    Ignorieren ist das einzige was auf Dauer hilft...

  • Mir ist ja vollkommen schleierhaft, wieso eine Journalistin einer eindeutig nicht neutralen Zeitung selbst neutral sein sollte. Was für ein Unsinn.

  • Solange Sie nicht für die Öffentlich-rechtlichen arbeiten sehe ich kein Problem.

    • @DiMa:

      ...sie meinen, weil die Mitarbeiter der ÖR-Medien allesamt KEINE Parteibücher haben? Nicht Ihr Ernst.

  • RS
    Ria Sauter

    Frau Hermann, Sie als Ministerin.



    DAS wäre wünschenswert!



    In der Basis liegt mehr Potenzial als in den oberen Rängen.

  • Noch ein Nachtrag. Wie würden Sie es sehen wenn ein Richter Mitglied (Karteileiche) der AfD ist und über eine Klage der AfD entscheidet? Wie würden Sie es sehen wenn der Sprecher der Tagesschau Mitglied einer Partei wäre und dann über die Partei berichtet? Jetzt mag Richter oder Sprecher der Tagesschau eine verantwortungsvollere Position sein als Journalistin bei der taz, aber das Grundproblem ist ähnlich.

    • @MartinSemm:

      Wie würden Sie es sehen, wenn der Richter ganz übel von einem Hund gebissen wurde und über einen Beißvorfall urteilen soll? Oder wenn er sich seit Jahren darüber ärgert, dass seine Garageneinfahrt ständig zugeparkt wird und darüber urteilen soll, ob A die Garageneinfahrt von B zugeparkt hat? Richterliche Neutralität oder Objektivität gibt es ebensowenig wie journalistische.

    • @MartinSemm:

      Was ist denn ihr Vorschlag?



      Berufsverbot für alle Parteimitglieder?



      Oder reicht es, wenn die Haltung nicht mehr so schön sichtbar ist?



      Nicht eine Mitgliedschaft ist das Problem, sondern eine persönliche Meinung. Das ist die Parteimitgliedschaft eher ein Zeichen von Transparenz, weil die leichter erfassbar ist als die innere Haltung.



      Zudem ist "Wirtschaft" per se ein höchst ideologisches Thema, selbst als universitäre Pseudo-"Wissenschaft".



      Also kann wohl erst recht von Wirtschaftsjournalisten nicht mehr als eine fundierte Meinung erwartet werden. Ich wünsche mir nur, zumindest unterschiedliche dieser Meinungen lesen zu können.



      Daran hindert keine Parteimitgliedschaft...

    • @MartinSemm:

      Und was ist, wenn der besagte Richter keine Karteileiche bei der AfD ist, diese aber trotzdem ganz dufte findet? Es ist ja nicht so, dass der Verzicht auf eine Parteimitgliedschaft den Verzicht auf politische Positionen impliziert. Ein befreundeter Lehrer meinte einmal, der Neutralität wäre viel eher gedient, wenn man seine Meinungen offen artikuliert, dann wissen die anderen wenigstens, mit welchen Befangenheiten man zu rechnen hat. Das gilt auch und gerade für die Presse: ein nicht zu kleiner Teil der journalistischen Prominenz fällt ja durchaus durch Meinungsstärke statt durch sorgfältiges Abwägen auf. Daher ist es wenig zielführend, sich allein an der Parteimitgliedschaft abzuarbeiten. Ich möchte meinen, dass die meisten taz-Leser intelligente Leute sind, die kritisch lesen und in der Lage sind, einen sorgfältig recherchieren und argumentierenden Artikel von breitgetretenen Parteithesen zu unterscheiden. Und sollte ein Artikel diesem Anspruch gerecht werden - ist es dann nicht egal, ob die Autorin bei den Grünen ist?

  • Also: ich lese Ihre Beiträge immer gerne und aufmerksam. Danke dafür!

    Ob grün oder nicht, das ist mir tatsächlich egal.

    Also danke, und bitte mehr davon.

    P.S: wer auch immer behauptet "neutral" zu sein führt sehr wahrscheinlich etwas im Schilde.

  • Wenn eine Journalistin Mitglied einer Partei, insbesondere einer Regierungspartei, ist, dann kann das durchaus problematisch sein. Das Stichwort hier heißt Interessenkonflikt. Denn die Interessen einer Zeitung bzw. von Journalisten sind mit Sicherheit manchmal im Widerspruch zu den Interessen der Partei. Aus diesem Grund ist es beispielsweise üblich und sinnvoll, dass Wirtschaftsjournalisten in einem Artikel über Unternehmen X berichten vermerken dass sie beispielsweise Aktien des Unternehmens besitzen.

    Das Argument man sei ja nur eine Karteileichen halte ich für merkwürdig. Ab wann würde denn ein Problem bestehen? Wenn Sie einmal im Jahr zu einer Versammlung gehen? Einmal im Monat? Einmal die Woche?

    • @MartinSemm:

      Karteileiche heißt für mich grundsätzlich inaktiv. Parteiaktivitäten beschränken sich nicht auf Versammlungen, man denke nur an Abstimmungen und Wahlkampf. Ob das journalistischer Seriosität entgegenstehen muss, kann man anders sehen. Dazu gibt es auch den umgekehrten Fall. Beispiel Steffen Seibert, Journalist, noch Regierungssprecher, und CDU-Mitglied. Letzteres m.W. erst im Zuge dieses beruflichen Aufstiegs geworden. Natürlich liegt es auch hier nicht an mir, tatsächliche Motivation, Ehrlichkeit oder Ernsthaftigkeit zu bewerten. Aber unzweifelhaft dürfte sein, dass eine Partei als etwaiges Karrieretrittbrett eher noch mal gewisse Loyalitäten abringt, sei es eingebildet oder in vorauseilender Gehorsam, und dass auch er nicht noch mal in den alten Beruf zurückkehrt, ist ja wohl auch nicht gesagt.

    • @MartinSemm:

      Nun, die Antwort liegt auf der Hand: überhaupt nicht!



      Eine Mitgliedschaft ist eben relativ unwesentlich, egal wie oft man irgendwohin geht.



      Das ist lediglich Ausdruck einer persönlichen Meinung - und die kann man auch direkt im Artikel lesen...



      Relevant wäre aktive politische Arbeit, z.B. in Gremien oder Funktionen.



      Selbst das ist aber erlaubt, z. B. können auch aktive Lokalpolitiker als Richter.o.ä. arbeiten.



      Gefährlich dagegen wird erst Manipulierbarkeit z.B. durch die Drohung von Nachteilen aus dem Entzug politischer Unterstützung o.ä. - und da sind normale Mitglieder eben völlig sicher.

  • Merci, Frau Herrmann.



    Weiter gutes Arbeiten.

    • RS
      Ria Sauter
      @fly:

      Dem Wunsch schließe ich mich gerne an!

  • Ein ehrliches und ermutigendes und vorbildliches Verhalten. Es stimmt. Erst wenn ich die Grundhaltung eines Menschen kenne, kann ich beurteilen ob sein Verhalten über längere Zeit einseitig oder fair und gemeinwohlorientiert ist. Alle Amtsträger legen einen Eid auf das Gemeinwohl ab. Viele haben danach sofort vergessen, was das eigentlich bedeutet…..



    Weiter so Frau Herrmann!

  • Die Forderung nach Neutralität sollte misstrauisch machen. Das sind und waren die Argumente von Orban, Putin und der polnischen PIS-Partei um die Meinungsfreiheit einzuschränken.

    • @Alfonso Albertus:

      Die Forderungen nach Neutralität der Presse kommt vorwiegend aus den Ostblockstaaten und hier bei uns von der AfD die damit ein ostdeutsches Narrativ bedient. Man kann das jetzt abbügeln oder versuchen zu verstehen wie 40 Jahre Gehirnwäsche und Propaganda gleichgeschalteter Medien im Kommunismus nachwirken. Was waren wir erleichtert als es endlich nicht nur offizielle Verlautbarungen von Parteisoldaten zu lesen und hören gab. Es gibt da einfach eine komplett andere Sozialisation.

  • Gelten für Journalisten nur eingeschränkte Bürgerrechte? Journalisten sind Bürger des Landes wie jeder andere. Deshalb stehen ihnen auch die gleichen Rechte zu wie jedem anderen Bürger. Dazu gehört die Mitgliedschaft in einer Partei. Wer dies negativ auslegt sollte sein Demokratieverständnis noch einmal überprüfen.