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Debatte um Sahra WagenknechtDer kulturelle Faktor

Sahra Wagenknecht macht symbolische Bedürfnisse verächtlich. Damit offenbart sie die kulturelle Achillesferse der politischen Linken.

Mischung aus Populismus und Häme: Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht polarisiert mal wieder Foto: Christoph Soeder/dpa

„Man muß sich auch davor hüten, die Bedeutung der Kunst für den Emanzipationskampf des Proletariats zu überschätzen“. An dieses Verdikt des sozialistischen Historikers Franz Mehring fühlt man sich erinnert bei der jüngsten Debatte um Sahra Wagenknecht.

Die Mischung aus Populismus und Häme, mit der die Linken-Politikerin argumentiert – geschenkt. Ihre Attacke belegt aber einmal mehr die groteske Missachtung dessen, was man den kulturellen Faktor nennen könnte – ein Kardinalfehler der Linken, nicht nur in der Partei ohne Sternchen, als die Wagenknecht Die Linke gern sähe.

Gegen ihr Zerrbild der Linksliberalen, gegen das Argument, Gender- und Sternchen seien Probleme der verwöhnten Gören der arrivierten Mittelschichten, ist schon genug eingewandt worden. Auch gegen die empathielose Herablassung, mit der sie real existierende Marginalisierte an den Katzentisch der „skurrilen Minderheiten“ verbannt. Der Kampf um nichtmaterielle Identitätsbedürfnisse wird keineswegs nur von Hafermilch-Trinker:innen mit von den Pro­fes­so­r:in­nen­el­tern finanzierter Eigentumswohnung und Greta-Aufkleber auf dem Tesla mit Sitzheizung in Prenzlauer Berg ausgefochten. Meist entstammen die Aufbegehrenden, die sich den Feldern von LGTIB+ oder People of Color zurechnen, eher der prekären Subkultur.

Zwar mag manche Fraktionierung, die sich dort vollzieht, auch übertrieben und essenzialistisch sein. Dass es immer mehr werden, zeigt aber, dass das Aufbrechen der heteronormativen Zwangsjacke, das seit einigen Jahren in den Kulturen des Westens zu beobachten ist, einer bislang schwer vorstellbaren Vielfalt sexueller, ethnischer und kultureller Selbstverortungen endlich Raum und Sichtbarkeit gegeben hat.

Wenn Wagenknecht jetzt davon spricht, dass die Mehrzahl der Menschen sich „immer noch als Mann und Frau“ versteht, beruft sie sich auf eine verstaubte Spießermoral. Fast wundert es einen, dass sie nicht auch noch vor „Sodomiten“ gewarnt hat. Mit ihrer Wortwahl befestigt sie auch die Machtverhältnisse, auf denen diese Rollenverteilung in der Regel fußt.

Wechsel akzeptiert

Dass keineswegs nur Gender-Aktivist:innen darum kämpfen, Geschlechtervielfalt als Teil der menschlichen Kultur und Geschichte anzuerkennen, sondern auch Ethnolog:innen, scheint bei der Mutter Teresa der Proletarier aus Marzahn-Hellersdorf und Wanne-Eickel nie angekommen zu sein. Von Nordamerika über Indien bis Thailand fanden fanden Gen­der­for­sche­r:in­nen unzählige Varianten und Kombinationen „dritter“, „vierter“ und weiterer Geschlechter. Viele präkolumbianische Kulturen kannten mehr als zwanzig soziale Geschlechter. Die allesamt den institutionalisierten Wechsel von Geschlechterrollen akzeptierten.

Nur an der Oberfläche unserer Wahrnehmung besteht die Welt aus binären Gegensätzen: Himmel und Erde, Feuer und Wasser oder Mann und Frau. Sie wieder festschreiben zu wollen, zeugt von dem mangelnden Verständnis für die ins Fließen geratenen Übergänge zwischen diesen Polen. Sie zeugt auch von kolonialistischem Hochmut. Die Pathologisierung solcher Lebensformen kam mit den Eroberern aus dem Westen.

Vor allem negiert Wagenknecht, dass es neben der sozialen auch so etwas wie symbolische Ungerechtigkeit gibt. Denn diese bislang nicht bemerkten und im Alltag nicht bloß über die Gehaltshöhe, sondern auch auf dem sozialen „Bildschirm“ ausgeblendeten Identitäten haben ein Recht darauf, als solche angesprochen, dargestellt zu werden: Teilhabe ist nicht nur soziale und materielle Teilhabe, sondern auch symbolische.

Symbolische Gewalt

Das fängt bei der zu niedrigen Zahl von Frauen in den Parlamenten weltweit an und hört bei den genderneutralen Toiletten nicht auf. Es war auch lange „ungerecht“, dass es keine Nach­rich­ten­spre­che­r:in­nen mit Migrationshintergrund gab, obwohl die Gesellschaft, zu denen sie sprachen, längst nicht mehr biodeutsch aussah. Es war immer ungerecht, ja, es entsprach symbolischer Gewalt, Menschen mit einem Geschlechtsdispositiv zu bezeichnen, das ihnen nicht entspricht.

Es gibt also eine veritable Krise der symbolischen Anerkennung. Gerechte Repräsentation funktioniert in der postindustriellen, digitalisierten und durchvisualisierten Gesellschaft nun mal auch über den Schein: also über Sprache, Symbole, Zeichen, Chiffren. Womit wir bei der Kunst wären, die Franz Mehring abtat.

Sie sind nicht deswegen plötzlich zweitrangig oder bloß die (post)strukturalistische Marotte eines intellektuellen Geistesadels französischer Provenienz, weil sich die Klassenfrage – weniger martialisch ausgedrückt: die Schere zwischen Arm und Reich – derart zugespitzt hat. Und mit dem Nichtmateriellen, dem Schein haben (materialistische) Linke offenbar immer noch ihre Probleme.

Das symbolische und kulturelle Kapital, dieser von den Mechanismen in der Welt der „feinen Unterschiede“, also dem Feld, in dem symbolische Machtkämpfe ausgefochten werden, abgeleitete Begriff Pierre Bourdieus steht bei Klassenkämpfern noch immer unter dem Verdacht, den orthodoxen Kapitalbegriff aufzuweichen. Dabei reproduzieren sich Klassen, Pseu­doma­lo­che­r:in­nen vom Schlage Wagenknechts sei’s gesagt, nicht nur über Geld und Vermögen, sondern auch über die unsichtbaren Reichtümer: Geschmack, Manieren, Haltung. Auch bekannt unter dem Namen Habitus.

Mit diesem verkürzten Gesellschaftsbild ist kein alternativer Staat zu machen. Solange Linke aller Parteien kein Verständnis für diese kulturelle Dimension des „Klassenkampfes“ entwickeln, so lange wird die „Arbeiterklasse“, für die Wagenknecht zu kämpfen vorgibt, „ohnmächtig gegen diese erhabenen Mächte“ (Franz Mehring) bleiben.

Warum also nicht die materielle mit der symbolischen Emanzipation verknüpfen? Sie sind die zwei Seiten derselben Medaille des Kampfes gegen Unterdrückung in all ihren Manifestationen. So wie Sahra Wagenknecht das eine gegen das andere ausspielt, hinkt das nicht nur Lichtjahre dem Diskurs hinterher. Es ist ganz einfach dumm und reaktionär.

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138 Kommentare

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  • Sahra Wagenknecht greift "den" Habitus von benachteiligten Menschen natürlich eben auf, der sonst oft geflissentlich ignoriert wird. Das ist doch einer der Punkte. Es ist völlig logisch, dass Menschen mit existenziellen Ängsten und Nöten (vielleicht auch nur erstmal) mit einem x-ten Geschlecht nicht viel anfangen können oder es zumindest nicht priorisieren. Diese Debatten gehen an deren Realität vorbei, nehmen deren Probleme nicht ernst und greifen sie direkt nicht auf. Im Gegenteil, sie können vielleicht sogar eher eine Mauer errichten und zum Ausschluss oder Spaltung führen. Sie hat Recht, wenn sie sagt, dass nicht alle Menschen so viel Zeit und Ressourcen haben, um sich leisten können, sich mit Gender studies intensiv (oder überhaupt) auseinanderzusetzen.



    Ich wohne in einer Großstadt, in der in meinem akademisch geprägten Umfeld das Gendern für einige zur Normalität zählt. Aber das gilt bestimmt nicht für alle Menschen und vielleicht sogar nicht für die Mehrheit. Ich kenne dabei auch kluge, starke, gebildete, emanzipierte Frauen, die sich als Frauen verstehen und damit rein gar nichts anfangen können. Die meisten davon leben nicht in einer Großstadt.



    Und, ja, leider habe auch ich eine gewisse Arroganz und Empathielosigkeit von Seiten der akademischen "Gender-Menschen" gegenüber weniger gebildetenen Menschen, die nicht gendern, kennengelernt. Das ist alles andere als solidarisch. Was sie schreibt, entspricht damit auch meiner Realität. Natürlich gilt das aber auch nicht für alle und immer.



    Die entscheidende Frage ist doch: Kann eine veränderte Sprache den weniger privilegierten Menschen helfen, in naher Zukunft einen sicheren, gut bezahlten Job zu bekommen, zu halten und ihren Kindern eine gute Bildung und Zukunft zu ermöglichen? Kann das die derzeitige Regierung ermöglichen? Gender-Studies werden staatlich finanziert und unterstützt, während viele andere Studiengänge ums Überleben kämpfen.



    Die ernüchterne Antwort auf die obige Frage lautet: Leider nein.

  • Och nö, ich finde den Artikel völlig an der Realität vorbei und nicht gerade schlau.

    Wagenknecht betont immer wieder, dass sie die Rechten bzw. die AFD als Oppositionspartei im Bundestag weghaben will, sie will nicht mit Rechten klüngeln und ist mit ganz, ganz großer Gewissheit nicht rechts, oder genderfeindlich oder schwulenfeindlich.

    Was Wagenknecht will ist eine Linke Mehrheit, sie möchte dass die LINKE wieder Oppositionspartei im Bundestag ist und sich nicht selber marginalisiert oder sich mit den falschen Themen selbst zerlegt, sie denkt dass die LINKE Ihre Partei ist.

    Deshalb: Sie denkt aus der Sicht der einfachen Leute, die ursprüngliche Wählerschaft, die zur AFD oder zu den Grünen abgewandert sind, einfache Arbeiter interessieren sich doch nicht um Genderthemen oder Identitätspolitik, oder ob es 20 Geschlechter im Himalayagebirge gibt, die herr Arend sicher von 1-20 minutiös aufzählen kann, sondern diese Leute möchten gerne wissen wie sie die nächste Miete bezahlen und warum sie in 2 schlechtbezahlten Jobs arbeiten.

    Darüber sollte mal Herr Arend mal referieren und vielleicht auch mal, vollmundig wie er hier Identitätsthemen anpreist, erklären, warum immer mehr Linke Wähler nicht mehr LINKS wählen, sondern GRÜN und AFD, vielleicht kann Herr Arend hier auch etwas kluges kontributieren?

    Der ganze Aufsatz ist derart abgehoben und elitär und selbst ich als gutsituierte Akademikerin finde diesen so realitätsfern von der Lebenswirklichkeit einfacher Menschen, sorry, ich verstehe nun warum einfache Menschen keine Lust auf so einen Humbug haben und sich, in der Tat wirklich nur als Mann oder Frau fühlen, und mit so einem abgehobenen Gedöns nichts zu tun haben wollen.

    Im Übrigen finde ich solche Beiträge empathielos und nicht Wagenknecht, die sich wenigstens in die Gendanken einfacher Leute hineinversetzen kann.

    Die Linke ist jetzt schon bei so 6%, na super, Herr Arend wird der Linken mit seiner profunden Analyse helfen, sich selbst wieder zu finden.

  • Wagenknecht benennt eine Gefahr, die auch schon Thierse benannt hat. Wenn man Randthemen zu Hauptthemen stilisiert verliert man die "normalen" Wähler, die sich fragen: Und was habt ihr für mich noch im Programm.



    Diesen Fehler haben schon die US-Demokraten gemacht. So verlockend es im ersten Moment erscheint sich auf derlei Themen zu fokussieren, so birgt es doch die Gefahr, dass man damit mehr Wähler verprellt, als gewinnt. Man verprellt sie nicht deshalb, weil sie ein Problem, weil sie von diesen Themen nichts wissen wollen, sondern weil sie irgendwie das Gefühl bekommen, dass jetzt andere und nicht mehr sie selbst die Partei interessieren.

  • Polemik war noch nie ein brauchbarer Ersatz für ein gutes Argument. Dass die Mehrzahl der Menschen sich „immer noch als Mann und Frau“ verstehen, ist schlicht und ergreifend eine Tatsache. „Verstaubte Spießermoral“, oder gar eine Warnung vor „Sodomiten“ wird aus dieser Festellung auch dann nicht, wenn Sahra Wagenknecht sie trifft. Das ist genauso abwegig, wie die Vorstellung „Machtverhältnisse“ ließen sich aus einer „Wortwahl“ herstellen oder verfestigen.

    • @Rainer B.:

      Arends Argument ist, dass Wagenknecht den Stellenwert gesellschaftlicher Konflikte allein daran bemessen will, wieviele Menschen sich aufgrund eigener Betroffenheit überhaupt dafür interessieren. Genau so aber funktioniert Gesellschaftspolitik nicht, denn fast alle Missstände betreffen (zumindest direkt) nur Minderzahlen. Solidarität bedeutet, sich für die Nachteile anderer zu interessieren. Die Spießermoral demgegenüber ist "Betrifft mich nicht, mit 'sowas' setz ich mich nicht auseinander, ich will mit 'sowas' nichts zu tun haben." So bleibt man in Blick auf das "sowas" bequem bei den eigenen Vorurteilen. Insofern ist auch der Senior Product Manager spießig, wenn er über die Kassiererin in seinem Edeka denkt "Pech, hätte sie halte was Gescheites lernen sollen".



      Das mit den "Sodomiten" kommt wirklich polemisch daher, aber überlegen Sie, dass sich die gesellschaftliche Bewertung männlicher Homosexualität allein dadurch verändern konnte, dass eine Mehrheit begann, sich für die Lebensrealität einer Minderheit von Betroffenen zu interessieren, sich anschließend zwischenmenschlich, sozial, wissenschaftlich und politisch damit auseinandergesetzt hat - und dies, obwohl sie nicht direkt betroffen war.



      Abgesehen davon gibt es niemals nur direkt Betroffene, die Familie z.B., die ebenso die Konsequenzen zu spüren bekommt, wenn eines ihrer Mitglieder gesellschaftlich benachteiligt wird, das komplett auszublenden und die direkt Betroffenen auf sich selbst zu verweisen ist zynisch. Und ich schreibe hier von *allen* Nachteilen, kulturellen ebenso wie ökonomischen.

      • @mats:

        Auch die veränderte „gesellschaftliche Bewertung männlicher Homosexualität“ konnte doch nichts daran ändern, dass „die Mehrzahl der Menschen sich immer noch als Mann und Frau“ verstehen. Das eine schließt doch das andere auch gar nicht aus. Gesellschaftspolitik muss - wie es der Name schon impliziert - immer die ganze Gesellschaft im Blick haben. Dazu gehören Minderheiten und Mehrheiten gleichermaßen. Die Linke und Frau Wagenknecht haben diesbezüglich auch nie eine andere Position eingenommen - ganz im Gegenteil.

        • @Rainer B.:

          Na wenn das so ist, worüber streitet man hier überhaupt?

          • @mats:

            Gute Frage! Ich weiß es auch nicht.

  • "Es war auch lange „ungerecht“, dass es keine Nach­rich­ten­spre­che­r:in­nen mit Migrationshintergrund gab, obwohl die Gesellschaft, zu denen sie sprachen, längst nicht mehr biodeutsch aussah." Nicht das wir uns falsch verstehen, ich finde unsere Nachtensprecher:innen sehr gut, aber sieht denn insbesondere bei der ARD die Gesellschaft so migrantisch aus, wie die Gesellschaft zu denen sie sprechen? Und besetzen wir Stellen in Zukunft ausschließlich nach Proporz und nicht mehr auch nach Können? Und wenn es denn danach geht, gibt es denn in der Gesellschaft, zu der sie sprechen, keine Behinderten? Ist Gerechtigkeit in dem Fall nicht erst dann hergestellt, wenn die/der erste Nachrichtensprecher:in wenigstens Rolli-Fahrer:in ist? Oder brauchen wir dann nicht mindestens einen Rolli-Fahrer und eine Rolli-Fahrerin? Oder mal ganz global, kommt in Fragen der Teilhabe zuerst die symbolische und dann die soziale und materielle Teilhabe, sondern? Muss die Dreigroschenoper umgeschrieben werden: Erst kommt die Moral und dann das Fressen?

  • Die Umfragewerte letzten Sonntag ergaben erstmals (seit wieviel Jahren eigentlich?) eine hauchdünne Mehrheit für Grün-Rot-Rot. Im Falle einer grünen Kanzlerinnenschaft eine gute Alternative zu Grün-Rot-Gelb.

    • @Pele :

      Bei den Außenpolitischen Vorgaben der stramm transatlantischen Grünen geht das nur mit einem Bekenntnis zur US-geführten NATO und deren geostrategischen Interventionskriegen.



      Die SPD hat sich ebenso positioniert.

      Also Schluss mit der Träumerei von GRR.

      • @J_CGN:

        Es ist keine Träumerei, sondern eine wenig erfreuliche Tatsache, dass GRR das mit Abstand kleinste Übel ist, dass der deutschen Parteienlandschaft entnommen werden kann. Die geostrategischen Interventionen anderer Großmächte sehe ich übrigens auch als keineswegs kleinere Übel.

  • Und was einfach nur noch zum totlachen ist: dass die AfD in Sachsen-Anhalt Wahlwerbung mit Sahra Wagenknecht macht. Tja, sowas kommt von sowas.

    Wer nationale Positionen vertritt und gegen Minderheiten hetzt, hat doch in einer sogenannten linken Partei nichts verloren!!? Sie macht nur diese Positionen, die sowieso schon von allen anderen Parteien vertreten werden, noch selbstverständlicher.







    Die hier Kommentierenden scheinen eh nur darauf aus, möglichst viele Wählerstimmen abzuholen. Das war schon immer der Fehler (nicht nur linker) Parteien, die Politik nach Wählergunst ausrichten zu wollen, und nicht nach dem was richtig ist.

    • @SWM:

      Inwiefern hetzt Wagenknecht gegen Minderheiten?

    • 2G
      21659 (Profil gelöscht)
      @SWM:

      Seitens der AfD handelt es sich hier eher um eine feindliche Übernahme. Das muss aber nichts heißen. In dieser unsäglichen Partei hat derzeit sogar Frau Weidel Platz, die offen mit einer dunkelhäutigen Frau zusammenlebt, was eigentlich nicht zum Markenkern der AfD gehört.

      Was ist links? Eine gute Frage, auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Sich für jede Minderheit mit der gleichen Verve einzusetzen wird in der Praxis eher unmöglich sein und wird und wurde auch von allen, die sich als links bezeichnen, nicht geteilt. Der große Traum von Toleranz gegenüber allen anderen ist letztlich naiv.

      Parteien, die sich nicht nach der Wählergunst ausrichten, bleibt letztlich nur die Diktatur. Gabs ind gibts auch schon, schwarz, braun, blau oder auch in verschiedenen Rottönen.Und wer sagt was richtig ist? Da kommen wir beide nicht auf einen Nenner. Nehmen wir also noch drei Kommentatoren hinzu und spielen dann "5 Leute 9 Meinungen".

  • Ihr konzentriert Euch auf die Petitessen und überseht das große Ziel!



    Fundis gegen Realos; oder warum DIESE LINKE die 10%-Hürde in der Wählergunst niemals knacken wird.

    Um politisch etwas bewegen zu können braucht es MEHRHEITEN!



    Unterstellt, die Wiederherstellung des sozialen Friedens und sozialer Gerechtigkeit sei unser höchstes Ziel, so brauchen wir DIESBEZÜGLICHE Mehrheiten. Fakt ist, dass der Neoliberalismus (nicht seit den 68er*innen) sondern seit der Kohl-Ära den gesellschaftlichen Zusammenhalt aufgelöst hat. Beispiel: Die Arbeiterschaft fühlt sich nicht mehr als Arbeiterschaft, und viele die es sind, wollen nicht mehr dazugehören. Also ist unsere Gesellschaft IN VIELE Kleingruppen zerfallen, und besteht KEIN gesellschaftliches Zusammengehörigkeitsgefühl und KEIN sozialer Zusammenhalt fort, fast den Kapitalisten perfekt in die Hände spielt, da sie sich keiner großen (politisch einigen, und damit kraftvollen) Gruppe (früher Arbeiterschaft) gegenübersieht, sondern machtLOSEN Kleingruppen.

    Bei aller in Teilen auch berechtigten Kritik an Sarah Wagenknecht: Sie macht auf diese neoliberalistisch bedingte Zerfledderung unserer Gesellschaft in (machtlose) Kleingruppen aufmerksam und sucht nach einem Weg, wie wir wieder eine (natürlich sehr veränderte Gruppe der) "Arbeiterschaft" gesellschaftlich ansprechen und zusammenführen können. Denn nur über diese Einsicht und diesen Weg werden wir die oben erwähnten DIESBEZÜGLICHEN Mehrheiten für eine sozial gerechtere Welt herstellen können.

    Was an diesem Ziel ist bitte falsch?

    ;-)

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @tazeline:

      Nichts ist falsch!

    • @tazeline:

      An dem Ziel ist nichts falsch, der Weg ist nicht der richtige. POC und LGBTQI-Belange als Marotte von Linksliberalen abzutun ist dumm! Genau diese Menschen sind in der Regel nicht die gut verdienenden Linksliberalen. Die These das die Flüchtlinge von 2015 schuld an der Sozialen Lage in diesem Land sind, ist mehr als schäbig. So bekommt man keine Mehrheiten im Kampf gegen den Kapitalismus. So verkauft man Bücher.

    • 2G
      23495 (Profil gelöscht)
      @tazeline:

      👍

  • "Es war auch lange „ungerecht“, dass es keine Nach­rich­ten­spre­che­r:in­nen mit Migrationshintergrund gab, obwohl die Gesellschaft, zu denen sie sprachen, längst nicht mehr biodeutsch aussah." Nicht das wir uns falsch verstehen, ich finde unsere Nachtensprecher:innen sehr gut, aber sieht denn insbesondere bei der ARD die Gesellschaft so migrantisch aus, wie die Gesellschaft zu denen sie sprechen? Und besetzen wir stellen in Zukunft ausschließlich nach Proporz und nicht mehr auch nach Können? Und wenn es denn danach geht, gibt es denn in der Gesellschaft, zu der sie sprechen, keine Behinderten? Ist Gerechtigkeit in dem Fall nicht erst dann hergestellt, wenn die/der erste Nachrichtensprecher:in wenigstens Rolli-Fahrer:in ist? Oder brauchen wir dann nicht mindestens einen Rolli-Fahrer und eine Rolli-Fahrerin? Sind nicht auch Nachrichtensprecher mit Migrationshintergrund deutlich in der Minderzahl gegenüber den Nachrichtensprecherinnen mit Migartionshintergrund? Oder mal ganz global, kommt in Fragen der Teilhabe zuerst die symbolische und dann die soziale und materielle Teilhabe? Muss die Dreigroschenoper umgeschrieben werden: Erst kommt die Moral und dann das Fressen?

    • @VDS:

      Ihr Beitrag ist deutlich erhellender als der Artikel auf den Sie sich beziehen.

  • Tja, manche Missstände gehen einfach nicht von alleine weg, so sehr man sie auch ignoriert und den Kampf dagegen als überholt (, whatever) deklariert.

  • Aber es ist doch ganz einfach:



    man spielt die emanzipatorischen Anerkennungszeichen nicht gegen die materielle Umverteilung aus - und spaltet also auch nicht das linke Spektrum.

  • Sahra Wagenknecht hat in allen Punkten Recht. Und seitdem Gregor Gysi und sie nicht mehr als rhetorisch brillante Identifikationsfiguren die Linke führen, geht es auch in der Wählergunst steil bergab.

    • @Nikolai Nikitin:

      Ich finds immer wieder spannend, dass die Anhänger von Wagenknecht EXAKT so argumentieren, wie die Anhänger von Sarrazin oder auch Höcke. Hat inzwischen was Sektenartiges.

      • @Kaboom:

        Oh Mann, das ist so ein typisches Totschlagargument was sie da bringen. So richtig beweisen oder widerlegen kann man das eh nicht. Deswegen ist ihr Beitrag nur hohle Polemik.



        Sie könnten sich schon etwas mehr anstrengen und konkrete Beispiele ihrer Behauptung bringen.

        • @chinamen:

          Nö, das ist keine Polemik oder gar ein "Totschlagargument", sondern ganz schlicht FAKT. Fängt bei dem völlig inhaltsfreien Charakter dieser Statements an (Details kommen - wie in dem Beitrag des Foristen NIE vor), setzt sich mit dem unumgänglichen "Absolutismus" fort (Wagenknecht hat - genau wie Sarrazin oder Höcke - immer und bei allem Recht) und endet in Untergangsphantasien. Bei den Sarrazin- und Höcke-Fanboys ist es Deutschland, bei Wagenknecht ist es die Linke.



          Und nicht zuletzt sind diese Statements in Summe ähnlich differenziert, wie die von Mitgliedern der Zeugen Jehovas.



          Man kann hier im Kommentarbereich der TAZ dutzende, wenn nicht hunderte solcher Kommentare finden.

          • 2G
            21659 (Profil gelöscht)
            @Kaboom:

            Möglicherweise sagen auch Sarrazin und selbst der Faschist Höcke auch ma etwas richtiges, nur begründen sie auch in diesen seltenen Fällen falsch. Bei Sarrazin waren es bspw. biologische Begründungen, die natürlich falsch sind.

            Wagenknecht weist meiner Meinung nach zurecht darauf hin, dass Mindertenprobleme nicht den Diskurs bestimmen sollten. Dieses ist aktuell Thema bei "linken" Parteien von den Grünen bis zur Linken. Es wurde auch Zeit. Sektenartig sind eher die Leute, die mit Randthemen den Diskurs bestimmen wollen und sich vermutlich dabei nicht einmal wundern, dass sie damit außerhalb ihres Recht engen Zirkel keinen Hund hinterm Ofen hervorlocken. Dass in der derzeitigen Situation die Linke nichts reißt, die bürgerlichen Grünen die erfolgrrichste ""linke" Partei ist, das wundert sie nicht?

            • @21659 (Profil gelöscht):

              Schon die These, dass die politische Linke sich aktuell nur mit Minderheiten-Problemen auseinandersetzen ist die typische Demagogie von ganz rechts außen. Die reale Welt ist Mietbremse, Mindestlohn, Elterngeld etc. pp. Das sind Minderheitenthemen? Seit wann?

              • 2G
                21659 (Profil gelöscht)
                @Kaboom:

                Das habe ich so nicht geschrieben. Zudem wäre nach ihrer Logik vermutlich dann ja auch ein FDPler, der linke Identitätspolitik kritisiert rechtsaußen. Wolfgang Thierse und Sahra Wagenknecht auch. So kann man nur denken, wenn man linksaußen ist. Das ist auch nicht besser als rechtsaußen.



                Mietpreise, Mindestlohn etc. sind auch Themen. Die reale Welt sind allerdings auch Arbeitsplätze bei RWE, die komplexen Probleme mit Zuwanderung, wer bezahlt das Bürgergeld, ist eine Reichensteuer wirklich immer gerecht, benötigen wir eine Bundeswehr etc.. Nicht alles, was die "Linken"ansprechen betrifft die Mehrheit. Die Linke (Partei) hat jedenfalls von allen Bundestagsparteien die geringste Zustimmung. Das neue Programm der Grünen ist hingegen sehr anschlussfähig.



                Und gestatten sie mir noch eine Bemerkung. Ich bin kein Wagenknecht-Fan. Sie jedoch quasi in einem Atemzug mit Sarrazin und Höcke zu nennen ist vollkommen daneben. Es gibt sicher auch Übereinstimmungen zwischen Wagenknecht und Andreas Baader. Dennoch kann man beide nicht auf eine Stufe stellen.

            • @21659 (Profil gelöscht):

              Sie widersprechen sich m. E. selbst - einerseits "Sektenartig... Randthemen... ausserhalb ihres recht engen Zirkels keinen Hund hinterm Ofen hervorlocken." Andererseits " die bürgerlichen Gruenen die erfolgreichste 'linke' Partei"? Denen wird doch staendig vorgeworfen, sich mit diesen "Randthemen" zu beschaeftigen. So eng ist der "Zirkel" dann wohl doch nicht?

              • 2G
                21659 (Profil gelöscht)
                @Volker Scheunert:

                Die Grünen beschäftigen sich aufgrund ihrer Geschichte auch mit den angesprochenen Randthemen. Allerdings ist diese Beschäftigung beim grünen Establishment deutlich weniger ausgeprägt als in der Basis . Zudem gibt es mittlerweile auch Widerstand innerhalb der Partei gegen bspw. die Zeitgeist-Identitätspolitik. Manchen geht dies auch bei den aktuellen Grünen, die mittlerweile nüchtern betrachtet sehr stromlinienförmig sind zu weit. Grundsätzlich werden Baerbock und Co. jedoch ihre Bürgerlichkeit und den Machtanspruch für z. B. queer-Themen nicht aufgeben.



                Mit dem engen Zirkel meinte ich für diesen Punkt eben auch nicht die Grünen, sondern viele der hier versammelten Kommentatoren sowie der von Wagenknecht angesprochenen Randgruppen. Die dort vorhandenen Themen interessieren die Mehrheitsbevölkerung schlicht nicht. Selbst aufgeschlossene urbane Grünenwähler habennach meiner Erfahrung in der Regel kein in der Tiefe ausgeprägtes Interesse an diesen Randthemen. Man lebt ja schließlich nicht am politischen Rand.

                • @21659 (Profil gelöscht):

                  Ihre Argumentation verstehe ich nicht: Einerseits sind die Gruenen derzeit bei potenziellen Waehler:innen beliebter als die Linke. Die Basis der Gruenen beschäftigt sich mit "Randthemen" deutlich mehr als das Establishment, wobei es innerhalb der Partei mehr und mehr Widerstand dagegen gibt. Weshalb sind die Gruenen dann derzeit so erfolgreich und die Linke nicht? Und wie koennte letztere wieder erfolgreicher werden? Indem sie "Minderheitenthemen" (Problematisierung toxischer Maennlichkeit? Gesellschaftliche Teilhabe von Minderheiten? Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung?) als "Zeitgeist-Identitaetspolitik" abtut?

                  • 2G
                    21659 (Profil gelöscht)
                    @Volker Scheunert:

                    Warum sind denn Ihrer Meinung nach die Grünen deutlich beliebter als die Linke? Wie sähe Ihr Plan für eine Linke mit breiter Zustimmung aus?

                  • 2G
                    21659 (Profil gelöscht)
                    @Volker Scheunert:

                    Ich habe mich eventuell unklar ausgedrückt. Die Grünen sind nach meinem Eindruck gemessen an den Vorstellungen u.a. vieler Kommentatoren hier keine linke Partei. Sie sind aktuell in Umfragen u. a. sehr beliebt, weil sie bürgerlich sehr anschlussfähig sind. Klar haben die Grünen zu vielen Randthemen zumindest theoretisch eine klare eher linke Haltung. Wegen dieser Themen wird Frau Baerbock sicher keine Koalition mit der Union scheitern lassen. Die Basis, auch der größte Teil der jungen und gar nicht mehr so linken Mitglieder wird dies hinnehmen. Knackpunkt könnte sein, wenn es noch einmal zu einer Situation wie 2015 kommt.



                    Die Linke ist aus meiner Sicht aus verschiedenen Gründen nicht erfolgreich. Immer noch im Osten stärker verankert, die DDR wird von sehr vielen Mitgliedern nicht als Unrechtsstaat bezeichnet, nach wie vor spielen kommunistische oder sozialistische Ideen eine große Rolle, bis auf zwangsweise Umverteilung von oben (ein dehnbarer Begriff) nach unten (auch dehnbar) fällt ihnen nicht viel ein, wenn es um Finanzierung und finanzieller Teilhaber geht. Sozialneid ist da auch immer sichtbar. Gegen Rassismus sind auch die Union und die FDP. Wenn man jedoch die von Ihnen genannten "Minderheitenthemen" deutlich überbetont spricht man die Mehrheit nicht an. Erst kommt immer noch das Fressen, dann die Moral, frei gesagt. In gewissen "linken" Kreisen sind dieser Themen aktuell sehr präsent, Zeitgeist eben. An der Realität der vielschichtigen Mehrheitsgesellschaft geht dies total vorbei.



                    Wenn Sie jetzt eine Partei gründen und plakatieren ausschließlich/mehrheitlich die genannten ""Minderheitenthemen" (Problematisierung toxischer Maennlichkeit? Gesellschaftliche Teilhabe von Minderheiten? Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung?)", damit holen sie bei einer Bundestagswahl weder 5% noch einen Blumentopf.

                    • @21659 (Profil gelöscht):

                      Meinen Sie, diese "Minderheitenthemen" sind durch die Gruenen bereits besetzt, und wenn die Linke diese uebernimmt, wird dann doch eher das Original gewaehlt?

                      • 2G
                        21659 (Profil gelöscht)
                        @Volker Scheunert:

                        Nein. Das habe ich nicht geschrieben.

                        Warum sind denn Ihrer Meinung nach die Grünen deutlich beliebter als die Linke? Wie sähe Ihr Plan für eine Linke mit breiter Zustimmung aus?

                        • @21659 (Profil gelöscht):

                          So, dann weiss ich immer noch nicht, was Sie sagen wollen. Zum ersten Teil Ihrer Frage: Vielleicht, weil sie mit Klima und Umwelt Themen ansprechen, die tatsaechlich uns alle angehen? Zu Ihrer zweiten Frage: Ich bin kein Parteistratege der Linken, und habe mich daher auch nicht darum zu kuemmern, wie die Partei potenzielle Waehler:innen gewinnt, aber den Kampf um soziale Gerechtigkeit zu fuehren, ohne den Kampf gegen Diskriminierung einzubeziehen, hielte ich angesichts der Morde in Halle, Hanau, Dresden und jüngst in Potsdam (die zeigen, wie akut lebensbedrohlich Diskriminierung im Extremfall werden kann), fuer eine Partei, die sich die Linke nennt, fuer ziemlich fahrlaessig.

                          • 2G
                            21659 (Profil gelöscht)
                            @Volker Scheunert:

                            Tja, dann schreiben wir wohl aneinander vorbei.



                            Klima und Umwelt sind die grünen Kernthemen, hier spricht man ihnen eine hohe Kompetenz zu.



                            Mich kümmert es auch nicht, wenn die Linke bei 7% verharrt. Aber eigentlich wäre jetzt genau ihre Zeit, soziale Unsicherheiten, die soziale Schere, etc.



                            Diskriminierung ist sicher ein wichtiges Thema. Die aktuellen Debatten bspw. um LGB..., das soundsovielte Geschlecht nehmen jedoch nicht nur in meinen Augen einen zu großen Rahmen ein. An der Mehrzahl der Menschen geht das vorbei. Themen sollten bei Parteien nach Relevanz gewichtet werden. So wie ich Wagenknecht verstehe, möchte sie die öffentlich wahrnehmbare Gewichtung bei ihrer Partei sowie bei einigen "Linken" korrigieren.

          • @Kaboom:

            Na, ich weiss nicht. ich denk, der chinamen hat da nicht so ganz unrecht. Sie greifen sich nur zwei "Anhängerschaften" heraus und setzen sie gleich. Ihre Beschreibung könnte man aber auch auf andere Fangemeinden ausweiten, zB die noCovid-Leutchen, und dann ist Ihr Vergleich schon wieder äusserst selektiv und damit schon ein Totschlagargument.

            • @Yossarian:

              Und - nur mal so gefragt: Sie können nachweisen, dass es sich um zwei verschiedene Anhängerschaften handelt? Meine These ist nämlich, dass die Wagenknecht-Claqueure zu signifikanten Teilen AfD-Anhänger sind.

              • @Kaboom:

                Ich muss das nicht nachweisen, Sie müssten Ihre These schon belegen. Einfach behaupten reicht nicht.

  • Hm, "orthodoxer Kapitalbegriff" (?) sie meinen wohl einen marxistischen Kapitalbegriff nach welchem Kapital per Definition nach seiner verwertung und Vermehrung strebt ... wüsste nicht das S.W. diesen Begriff zuletzt bemüht hätte. Ihr schweben offenbar eher keynesianische Wirtschaftskonzepte vor ... Was nun Bourdieus Kapitalbegiff angeht, vielleicht hätte er lieber von symbolischem und kulturellem Reichtum sprechen sollen, schließlich wird da gar nix verwertet eher geht es um eine Art symbolischer oder kultureller Schatzbildung die eine Verortung im sozialen Raum erlaubt. Wie dem auch sei an dererlei "Reichtümern" ist kein Vermieter und keine Bank interessiert.

    Tja ihr merkt es schon, meine emanzipations Projekte sind klar materialistische ... deshalb ist auch das Gender-Sternchen super, damit Kinder von klein auf nicht mehr mit Berufsbildern die nach Geschlechtern sortiert werden aufwachsen müssen und sich so hoffentlich irgendwann der pay gap schließt.



    Ein materialistischen Zugang, der Wagenknecht sträflich entgangen zu sein scheint ... Allerdings entgeht auch den identitätspolitisch Bewegten so einiges. Feministische Subjekte werden neuerdings als Flinta summiert, für Huren findet sich im neuen Kürzel immer noch kein Platz ... Dabei ist die Hure sein ein so starker Ausschluss aus der regulären Geschlechterordnung, dass ein Outing für viele heute immernoch undenkbar ist. Vielleicht haben Flintas aber auch einfach Schiss vor ungewohntem Terrain, schließlich müsste dafür über sexuelle Identität und Arbeit gesprochen werden, aber über Arbeit schweigt sich der queer Feminismus eher aus. Tragisches Defizit.

    Zum Schluss diverse genders oder Geschlechtstransitionen in irgendwelchen Kulturen sind kein emanzipatorischer Ausblick. So ist z.B. die dramatischste Form der weiblichen Genitalverstümmelung eigentlich eine temporäre Transition. Die lange Infibulationsnarbe wird mit einem Penis assoziiert und die Trägerin wird erst durch Penetration wieder ganz Frau. Autsch.

    • @LuckyLulu :

      "(...) deshalb ist auch das Gender-Sternchen super, damit Kinder von klein auf nicht mehr mit Berufsbildern die nach Geschlechtern sortiert werden aufwachsen müssen und sich so hoffentlich irgendwann der pay gap schließt." (Luckylulu)



      Aha! Gendersternchen schließen also die Lücken in den Geldbörsen von arbeitenden Frauen.... irgendwann... irgendwie... und sowieso.



      Schön dass wenigstens Sie noch an das Märchen vom Sterntalermädchen glauben. Das nenne ich mal eine optimistische und zukunftsorientierte Lebenseinstellung, gell.

  • Sahra Wagenknechts Meinung ist nicht repräsentativ für die Linke.

    Im Artikel wird die zu niedrige Zahl von Frauen in Parlamenten angesprochen. Bei der Linken sind 53,6 % der Bundestagsabgeordneten Frauen.



    In der Linken gibt es relativ viele Menschen mit Migrationshintergrund. Die sind nicht marginalisiert, sondern haben eine starke Stimme, siehe z. B. die Linken-Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali.



    Die Linke ist nicht erst 2020 auf den „Black Lives Matter“-Zug aufgesprungen, sondern arbeitet schon seit Jahrzehnten auf Augenhöhe mit BIPoC zusammen u. setzt sich für deren Rechte u. gegen Rassismus ein (Beispiele: Einsatz der Linken für Angela Davis, Nelson Mandela, Ureinwohner*innen in Brasilien, …).



    Es gibt größere LGBTQI+ Gruppen (u. das sind nicht nur Kinder reicher Akademiker*innen) in der Linken, die öffentlich sehr aktiv sind, nicht nur im „Pride Month“.

    Wagenknecht behauptet, dass sich vor allem Menschen aus der Mittel- u. Oberschicht an identitätspolitischen Debatten beteiligen würden, während kaum Arme beteiligt wären.



    Das stimmt so nicht: Menschen, die BIPoC und/oder LGBTQI+ angehören, sind auch wegen ihrer Stellung als Minderheit in Deutschland u. wegen Diskriminierung der weißen, heteronormativen Mächtigen besonders stark von Armut, prekären Arbeitsverhältnissen u. geringen Einkommen betroffen. Eben deshalb beteiligen sich diese Menschen sehr stark an Debatten.

    Wagenknecht behauptet auch, dass Fridays for Future dazu beigetragen hätte, dass mehr Menschen in der Bevölkerung gegen Klimaschutz wären.



    Alle Umfragen zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist. Die Großdemos von FFF haben den Klimaschutz doch erst ganz nach oben auf die politische Agenda gebracht.



    Klar muss Klimaschutz mit sozialer Gerechtigkeit verknüpft werden, aber genau das sagt FFF ja von Anfang an.



    FFF ist auch keine rein weiße elitäre Gruppe. Z. B. gehört die schwarze ugandische Klimaschutz-Aktivistin Vanessa Nakate zu den besten Freundinnen von Greta Thunberg.

    • @Pjotr J. Golečko:

      "FFF ist auch keine rein weiße elitäre Gruppe. Z. B. gehört die schwarze ugandische Klimaschutz-Aktivistin Vanessa Nakate zu den besten Freundinnen von Greta Thunberg."

      Es ist aber schon so, dass FFF-Aktive in Deutschland deutlich überproportional aus weiß-akademischen Familien kommen. Und es war übrigens die taz, die ein Rassismusproblem bei FFF öffentlich gemacht hat.



      taz.de/Klimabewegu...inierung/!5689986/

    • 2G
      21659 (Profil gelöscht)
      @Pjotr J. Golečko:

      Vanessa Nakate ist nicht weiß, dass stimmt. Aber nicht elitär? Ihr Vater war Vorsitzender des Rotary Clubs in Bugolobi, Kampala. Der Rotary Club ist nicht elitär? Meine Herkunft ist da schon deutlich mehr working class.

    • 2G
      21659 (Profil gelöscht)
      @Pjotr J. Golečko:

      Die Linke steht allerdings bundesweit nur bei etwa 8%, spielt also nur für eine kleine Minderheit in Deutschland eine Rolle. Wagenknechts Kritik ist innerhalb der Partei wohl nicht mehrheitsfähig, grundsätzlich aber richtig.

      Der größte Teil der deutschen, sicher auch europäischen FFF-Bewegung gehört Studien zufolge überwiegend der gebildeten und nicht ganz so armen Bevölkerung an. FFF waren evtl. sind sie es noch, wichtig dafür das Thema Ökologie auf die Agenda zu setzen. Sie treiben die Politik quasi an, gelegentlich vor sich her. Gute umsetzbare Vorschläge kommen da eher nicht. Die Ökonomie bei der Ökologie mitdenken heißt eben nicht nur, die bösen Kapitalisten zu schützen, wie manche gerne diskreditierend kommentieren. Es geht auch um Arbeitsplätze. Im Ruhrgebiet kann man sehen, wie Strukturwandel seit über 50 Jahren nicht funktioniert. Das kann man in den Braunkohlerevieren des Westens und Ostens nicht wiederholen

  • Wagenknechts Mut kommt viel zu spät.

    Andere haben da schon ordentlich vorgearbeitet. Zudem hat man bei ihr, wie immer, das Gefühl, dass sie populistisch auf den rechten Rand schielt. Das ist das gleiche Spiel wie seinerzeit bei den Gelbwesten.

    Wirklich zündende wirtschaftliche oder soziale Ideen kommen von ihr nicht. Auch in den Debatten zur Identitätspolitik war sie nie kritisch begleiteten involviert. Schlau reden können viele, aber sie kann selbst in ihrer eigenen Partei nicht viel bewegen.

  • Die Anzahl der Menschen in Deutschland, die die im Text vertretene Meinung nachzuvollziehen fähig ist, wird sich nicht mit den Wahlstimmen der Linken zur nächsten Bundestagswahl decken. Denn ich teile die Meinung des Autors nicht, da ich die Erhöhung der Identität gemeinhin ablehne. Ob man sich nun zum zwanzigsten Geschlecht zählt ist Lifestyle. Dieses Wissen geht den meisten Männern und auch vielen Frauen am Allerwertesten vorbei, denn diese Interessen spielen in ihrem Leben keine Rolle und sie werden sich zurecht nicht damit abfinden, aufgrund von Minderheiten ins Abseits gestoßen zu werden. Habt ihr alle 2015 schon vergessen? Seitdem sollte jedem klar sein, wer in diesem Land wählt und dass man hier nur was für Minderheiten ändern kann, wenn man sich zuerst auf die Interessen der Mehrheit richtet.

    Soziale Gerechtigkeit geht nur für alle, oder für keinen. Eine Linke, die SW dafür kritisiert, Realpolitik zu betreiben, will ganz viele Wahlstimmen gar nicht haben. Schade

  • Das, wofür SW eintritt, sehe ich hier in Berlin-Lichtenberg, Marzahn, ... und das, dessen Bedeutungsüberschuss sie kritisiert, sehe ich in Charlottenburg, Gleimviertel, Kollwitzkietz, ... ach Ihr wisst schon, wo noch.



    Es scheint also beides wirklich zu geben wa.



    Und es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass die Leute in Lichtenberg (wo die Linke wirklich genderindifferent zur Schüppe greift) irgendwann tatsächlich mal davon profitieren, dass auf ihren ALG II-Anträgen alle möglichen Gendervarianten korrekt formuliert zur Auswahl stehen.



    Was ist also das Problem mit SW, die lediglich andere Prioritäten möchte?

    • @Jossito:

      Ich glaube und kann ein Stück Erfahrungswissen einbringen, wovon Sie schreiben, hat viel mehr Gewicht, als man gemeinhin annehmen könnte. Denn ich kann aus meinen Erfahrungen in der Grundsicherung ebenfalls >nicht von der Hand weisen, dass die Leute in der Grundsicherung in „Lichtenberg-überall“ irgendwann tatsächlich mal davon profitieren, dass auf ihren ALG II-Anträgen alle möglichen Gendervarianten korrekt formuliert zur Auswahl stehen.< Erwerbslosigkeit bedeutet „Existenzverluste“ materieller Art und „Identitätsverluste“, mithin (erhebliche) Verunsicherungen hinsichtlich des eigenen „So-Seins“ mit entsprechenden Folgen. Ein Bild dafür gibt die enorme heterogene Zusammensetzung der Gruppe der Menschen in der Grundsicherung nach Geschlecht, Alter, Gesundheit, Qualifikation, Vorbildung, Staatsangehörigkeit, Herkunft, Hautfarbe, Religion…Und immer ist und bleibt es die Biographie der einzelnen Menschen!



      Die gegenwärtige Situation der Erwerbslosigkeit stellt politisch und administrativ Existenz und Identität der Erwerbslosen unter Vorbehalt in dem Sinne, dass sie diese zwar einerseits nicht (ganz) verleugnen kann, andererseits aber den Anspruch des Erwerbslosen, die real zu leben unter den Vorbehalt der Arbeit und ihrer Aufnahme stellt. Es ist vorbehaltliche Existenz und Identität im Wartestand und in „Bewährungsproben“ als oftmals Endlosschleifen (Klaus Dörre). Existenz und Identität dürfen deshalb „eigentlich“ nur sein, wenn sie sich wieder über Arbeit verwirklichen wollen und können. Das geschieht in einem administrativen Prozess der Umdeutung von Existenz und Identität, der mindestens Identitätswandel bzw. Identitätspreisgabe fordert/herbeiführt, herbeiführen kann. (dazu: Bettina Grimmer, Folgsamkeit herstellen. 2018). Eine Paradoxie dieser Vorgänge ist deshalb, dass sie die Arbeitsfähigkeit eines Menschen untergraben können und mithin das Gegenteil von dem erzeugen, was sie erreichen wollen. Welche Antworten hat Identitätspolitik?

  • Frau Wagenknecht hat recht, ein Blick auf die Umfragen genügt. Die Linke hat keinen Blick für die Alltagsprobleme der Mehrheit.

  • ´ne Frage:



    Wer von den Kommentaristi hat denn S.Ws. Buch gelesen?



    Es wäre nicht das erste Mal, dass Zitate von ihr aus dem Kontext gerissen werden.

    • @MC:

      Bin noch nicht ganz durch mit der Lektüre, kann Frau Wagenknecht aber großteils nicht widersprechen. Und der hier vorliegende Artikel illustriert sehr beeindruckend, wenn auch unfreiwillig, wie richtig ihre Analyse ist.



      Was das mit den aus dem Kontext gerissenen Zitaten betrifft: Das ist die gängige Methode, wenn man sich nicht an unbequemen Inhalten abarbeiten will und deshalb lieber auf die persönliche Ebene ausweicht, indem man einen Popanz aufbaut.



      Allerdings war auch das schon mal krasser. Die scheinheilige Inqusition ist ein klein wenig zurückhaltender geworden. Die scheinen gelernt zu haben dass aufgetürmte Scheiterhaufen das werte Puplikum doch leicht irritieren.

  • Zumindest der Vorwurf des Elitären muss für sich genommen ernstgenommen werden. Gerndersternchen oder Genderdoppelpunkt, es kommt aus kleinen Zirkeln, eine Pause mit Glottisschlag zu sprechen, gerade weil dieser bei weniger privilegierten Jugendlichen gerade ausstirbt. Ein wenig Klassismus, ein wenig Vereinnahmung von Transmenschen und People of Colour durch eine selbsternannte Avantgarde - das ist schon spürbar.



    Manchmal trifft man auf die Sprechweise, statt des Gaps vor "innen" ein Zögern in der natürlichen Silbentrennung vorher zu sprechen: "Professo...rinnen". Das ist von manchen gedacht, auch Nichtbinäre besser abzubilden, klingt dabei aber auch so natürlich, dass es vielleicht bei allen, auch der "bildungsfernen" "Unterschicht" Akzeptanz fände.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @BUBU:

      Wie sinnvoll der Vokalabsetzlaut für eine gendergerechtere Grammatik ist, mag bezweifelt werden. Was aber wissenschaftlich haltbar ist, ist, dass die Grammatik als eine Struktur der Sprache die Kultur beeinflusst. Der Vokalabsetzlaut durchbricht zwar das Repräsentationsschema der Schrift (weil er nicht repräsentiert ist, wie bei "beachten"), damit wird aber kein drittes "geschlechtsneutrales Geschlecht" in die Grammatik eingeführt.



      Man könnte z.B. durchaus auch "Arbeiterich" oder "Autorich" sagen und schreiben, wenn Männer gemeint sind. Die Mehrzahl wäre dann "Arbeiteriche". Das wäre auch viel enger an bestehende Worte wie "Wüterich" oder "Enterich" und "Gänserich" oder "Knöterich" und "Wegerich" angelehnt.



      Dann würde "Arbeiter" als geschlechtsneutrale Bezeichnung stehenbleiben und Männer würden explizit als geschlechtliche Wesen ausgewiesen. Ob dann noch geschlechtsneutrale Pronomen und Artikel gebraucht werden, wie sie in Schweden eingeführt wurden, und ob es für so genannte Nichtbinäre etwa "Arbeiterix" oder "Arbeiterex" heißen sollte, will ich hier mal offenlassen.



      Mein Punkt an dieser Stelle ist, dass der Diskurs darüber, dass Gendern auf verschiedene Weisen geht, zu kurz kommt und dass sich dadurch das Denken über diese Praxis wieder auf einen Repräsentationskontext verkürzt, obwohl das Recht, nicht repräsentiert zu werden (im Sinne einer geschlechtsneutralen grammatischen Struktur), gleichursprünglich mit dem Recht ist, repräsentiert zu werden.



      Außerdem ist die Lyrik-Tauglichkeit von Gender-Doppelpunkt oder -Sternchen oder Binnen-I anzuzweifeln. Dieser schon sehr technische Ansatz ist zu formalistisch, um damit gute Lyrik zu schreiben.

  • Identität muss man mit sich selbst ausmachen, nicht der Gesamtgesellschaft aufdrängen. Statt jede Teilidentität "repräsentiert" zu sehen, müsste man die Gesellschaft im Gegenteil von Identitäten (und Stereotypen!) frei halten, weil sie sachlich in der Regel keine Rolle spielen (oder spielen sollten).

    Frau Wagenknecht erkennt in ihrem Buch durchaus die Macht des Habitus an, nur zieht sie daraus den Schluss, den Habitus in den Hintergrund zu drängen, nicht ihn durch weitere Habutus (Plural) zu ergänzen.

    Es geht um die _allgemeinen_ Werte, nicht um gruppen(selbst)segregierte Schrebergärten und Quoten. DAS ist linke Politik!

    • @bestrosi75:

      "Identität muss man mit sich selbst ausmachen"



      Das ist Blödsinn, Idetitäten werden Individuen von (Teilen) der Gesellschaft zugeschrieben, und wenn mir die entsprechende zugeschrieben wird, kann es sein, dass ich in der Gaskammer lande.

      • @mats:

        Und wenn ich das falsche sage, werde ich standrechtlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt, oder wie?

        Nein, zumindest was Geschlechtlichkeit betrifft, dreht sich der aktuelle Konflikt nicht um fremdzugeschriebene und selbst nicht anerkannte Identitäten, sondern genau andersherum.

        • @Ruhig Blut:

          Das macht keinen Sinn. Was ich mir selbst oder was sich irgendeine Gruppe selbst an Identität zuschreibt, hat keinerlei gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Es wird erst in Wahrnehmung und Diskussion durch andere gesellschaftlich und politisch real. Und die Gesellschaft übernimmt nicht einfach eins zu eins irgendwelche Identitäten, die Sie sich selbst ausgedacht haben. So funktioniert das nicht (sie können es ja mal ausprobieren).



          Des Weiteren sind Identitäten wie "Frau" in ihrer Bedeutung "emanzipierte Frau" immer in Gegenbewegung zu fremdzugeschriebenen Idetitäten wie "Frau" als "zuständig für Kinder und Herd, nicht für Wissenschaft und Politik geeignet" entstanden. So funktioniert Emanzipation eben, nur über die Anerkennung durch die Nicht-Betroffenen (im Beispiel: durch die Männer). Auch sind es gar nicht die Mitglieder von Gruppen (z.B. "LGBTIQ*), um die es hier geht, die sich irgendwas selbst zuschreiben würden. Der Social-Justice Warrior (oder auch der "Lifestyle-Linke", auch übrigens eine Fremdzuschreibung) ist ja nicht selbst betroffen, sondern macht Fremdzuschreibungen über andere (z.B. wer angeblich wie leidet oder nicht).



          Stimmt also hinten und vorne nicht was Sie schreiben.



          "werde ich standrechtlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt"



          Ja, das gibt es, wenn eine Gruppe so mächtig ist, dass sie das tun kann und damit durchkommt. Und es gibt auch heute noch Beispiele davon, z.B. in Saudi-Arabien (wenn man von der Hinrichtungsmethode mal absieht). Aber was genau hat das mit dem Thema hier zu tun?

          • @mats:

            Das mit der Identitätskonstruktion ist schon klar.



            Der Konflikt in der Linken ist aber ein anderer; es geht um die fatale politische Schwerpunktsetzung, wie hier in vielen Kommentaren bereits ausgeführt wurde. Muss ich nicht wiederholen.



            Und was die gesamtgesellschaftliche Diskussion betrifft, da bin ich mir sicher, überwiegt weniger das Bedürfnis, Abweichler auf tradierte Rollen und Normen festzulegen. Außer am rechten Rand, der eh zu viel Aufmerksamkeit bekommt. Es ist vielmehr das Unbehagen gegenüber einer umfassenden und sehr offensiven Delegitimierung von tradierten Identifikations- und Rollenmodellen, in denen die große Mehrheit der Leute nach wie vor verhaftet ist und vmtl. auch bleiben wird.

            • @Ruhig Blut:

              "offensiven Delegitimierung von tradierten Identifikations- und Rollenmodellen"



              Diese Alarmphrase müssen Sie schon erläutern. Wer genau macht hier was genau? Und wie genau wirkt sich das auf "die große Mehrheit" aus?

        • 2G
          23495 (Profil gelöscht)
          @Ruhig Blut:

          Daumen hoch, dafür!

  • Wagenknecht verkörpert den inneren Widerspruch (alt)linker Denke: Sie glaubt, eine auf dem hehren Ziel des Allgemeinwohls basierende Ideologie verkaufen zu können, indem sie Menschen dafür auf Basis egoistischer Motive begeistert. Entstprechend wenig Verständnis hat sie für Inhalte, die von den meisten Wählern Altruismus verlangen würden, damit sie sie unterstützen.

    Dass diese Ambivalenz zum Gegensatz Egoismus-Altruismus langfristig schiefgehen muss, ist eigentlich längst bekannt. Aber man kann's ja immer wieder versuchen, solange es genug Menschen gibt, die glauben, von einer Durchsetzung der Ideologie profitieren zu können...

    Das gesagt, hat Wagenknecht mit ihrer Kritik nicht NUR Unrecht. Alle Argumente des Artikels bezüglich symbolischer Benachteiligung und ihrer sozialen Folgen treffen zwar zu, aber haben sie auch das Gewicht verdient, das große Teile des linken Spektrums ihnen zumessen? Die Frage ist nicht so sehr: "Hilft gendergerechte Sprache, Wokeness etc., soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen?", sondern "Ist das so viel wichtiger als z. B. eine armutssichere Rente oder ein höherer Mindestlohn, dass man SO VIEL politische Energie darauf verwendet?"

    Aus Sicht der von Diskriminierung aller Art Betroffnen Identitätsträger lautet die Anwort auch auf die zweite Frage natürlich "Ja!" - womit wir wieder am oberen Ende dieses Postings angekommen wären...

    • @Normalo:

      "Die Frage ist nicht so sehr: "Hilft gendergerechte Sprache, Wokeness etc., soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen?", sondern "Ist das so viel wichtiger als z. B. eine armutssichere Rente oder ein höherer Mindestlohn, dass man SO VIEL politische Energie darauf verwendet?""

      Ich denke, dass die Frage auch lauten könnte: In welchem Zustand befindet sich eine hoch entwickelte Wirtschaftsnation, wenn Armutsrenten oder fairer Mindestlohn keine große Rolle spielen und quasi als spießg abgefertigt werden. Für mich bestätigt das die Verankerung des Neoliberalismus im zeitgeistigen Denken.

      • @Rolf B.:

        Immerhin sind wir in ausreichend "sozial entwickeltem" Zustand, dass wir unter "Armut" selbstverständlich "relative Armut" verstehen. Ist das nicht in Ihrem Sinne? Aus Sicht derer, die NICHT Frau Wagenknechts Devise "Wenn jede Volkswirtschaft an sich denkt, ist an alle Volkswirtschaften gedacht." folgen, könnte man das freilich ganz schön dekadent finden. Was ist mit den Milliarden, die noch gegenüber einem deutschen Kleinrentner "relativ arm" sind, aber das Pech haben, NICHT in einer hoch entwickelten Wirtschaftsnation zu leben? Sie merken So richtig Allen Recht machen kann es selbst die Rote Sarah nicht...

        Lassen Sie sich doch nochmal den ERSTEN Teil meines Postings durch den Kopf gehen. Vielleicht geht Ihnen dann auf, das "Neoliberalismus" (eh nur ein Kampfbegriff) vielleicht ein Weg ist, wirtschaftlichen Egoismus zum System zu machen. Wagenknechts Linkspopulismus ist allerdings auch nur ein weiterer. Also werfe den ersten Stein, wer ohne Sünde ist (Zitat des geistigen Vaters von Karl Marx).

        • @Normalo:

          Lassen Sie sich doch nochmal den zweiten Teil meines Postings durch den Kopf gehen. Dort formulierte ich eine Frage mit der Betonung auf KÖNNTE ....



          Außerdem ist der Begriff NEOLIBERALISMUS kein Kampfbegriff. Vielmehr ist der Neoliberalismus nach dem Faschismus die schlimmste Herrschaftsform des Kapitals. Wer so denkt wie sie, müsste auch den Begriff "Faschismus" als Kampfbegriff diffamieren.

          Mein Beitrag zu Ihrem Post war als Ergänzung gedacht, nicht als Aufforderung, Unsinn zu schreiben.



          Ihre völlig unsachliche Kritik an Wagenknechts Meinung ist für mich keine Grundlage zur Diskussion. Vielleicht lesen Sie mal etwas von S.W. Voraussetzung: Sie kennen sich mit volkswirtschaftlichen Theorien aus. Als Volkswirt kann ich S.W. Ausführungen durchaus nachvollziehen, weil sie weit entfernt von Ihrer leichtfertigen Interpretation ist.

          • @Rolf B.:

            Schwallen Sie nicht überlegen daher, machen Sie mich schlauer! Erklären Sie mir, was an meinen Ausführungen so unsinnig ist und ob für Sie eine Staatsquote nahe 50% ein notwendiger Bestandteil einer "neoliberalen" Wirtschaftsordnung ist oder eher ein Unfall, weil die neoliberalen Menschenverächter an der Stelle irgendwie geschlampt haben! Ich bin gespannt...

            • @Normalo:

              Ich würde ja gerne etwas zu Ihren Ausführungen oben sagen, wenn ich erkennen könnte, wo Sie inhaltlich seriös und redlich argumentieren. Ich habe unten, Montag, 21:20, alles gesagt.

              Zusätzlich noch:

              Natürlich ist der Nationalstaat die Grundlage dafür, den dort lebenden Menschen einen Rahmen zu bieten, der soziale Sicherheit gewährleistet. Und natürlich hat Wagenknecht Recht, wenn sie sich als Internationalistin dafür einsetzt, Menschen in unterentwickelten und ausgebeuteten Ländern massiv zu unterstützen, dass sich dort positiv etwas ändert und der Wertewesten nicht auch noch das Elend in bestimmten Ländern forciert. Dagegen etwas zu unternehmen ist allerdings deutlich anstrengender als Grenzen zu öffnen.



              Schauen Sie sich mal die Kobaltgewinnung im Kongo an. Kinderarbeit für unsere schöne E-Mobilität.

              • @Rolf B.:

                Sie haben doch mit der undifferenzierten Verwendung des Begriffs "neoliberal" angefangen. Ich gestehe ein, dass meine Antwort darauf ein wenig spitzig war. Ich mag es halt nicht, wenn jemand versucht, meine Äußerungen umzudrehen.

                Denn an einem Punkt kommen Sie immer noch nicht vorbei: Wagenknechts Rezept bleibt, ihrer Partei anzuraten, linke Politik als Klientelpolitik zu betreiben - was aber nicht funktionieren kann, denn sozialistisches Wirtschaften funktioniert nicht, wenn die Bevölkerung den individuellen Eigennutz priorisiert.

                Zum "Internationalismus": Wo will Frau Wagenknecht denn das Geld hernehmen, andere Länder "massiv" zu unterstützen. Ihre Konzepte sehen keinen massiven Kapitalabfluss aus der nationalen Wirtschaft vor. Der würde für die Binnen-Umverteilung fehlen.

                • @Normalo:

                  Was in Ihrer Argumentation unsauber ist (aber auch in Rolf B.s) ist die permanente Vermischung von Wirtschafts- und Herrschaftsformen (Neoliberalismus vs. Sozialismus). Das eine hat nicht unbedingt etwas mit dem anderen zu tun, aber das wissen Sie ja.

                  • @Yossarian:

                    Würde mich da Herrn B. - insoweit - anschließen, dass die Unterscheidung bei diesem Begriffspärchen eher theoretische Bedeutung hat. Wir reden in beiden Fällen von einem kombiniert politisch-wirtschaftlichen Motivations- und Verteilungssystem. Denn letztlich bestimmt der Staat, was Eigentum ist und wem es zusteht, und die Wirtschaft füllt diesen Begriff mit mehr oder weniger Substanz. Beide bedingen sich gegenseitig, und schließen sich inhaltlich gegensätzliche Herrschafts- und Wirtschaftsformen gegenseitig aus.

                    • @Normalo:

                      D'accord, bei beiden Antworten. Mir schienen die Begriffe halt etwas bewusst in die jeweilig vertretene Argumentation "gedrückt" worden zu sein. Danke für die Antworten.

                  • @Yossarian:

                    Die Frage ist, ob die Unterscheidung zwischen Wirtschafts- und Herrschaftsformen in diesem Fall nicht sogar falsch ist. Der Neoliberalismus ist logischerweise eine kapitalistische Wirtschaftsform, die -und das ist ja entscheidend- mit extremen politischen Implikationen verbunden ist. Es ist unerheblich, ob z.B. die soziale Marktwirtschaft, irgend ein Ordoliberalismus oder eben der Neoliberalismus vorherrscht. Entscheidend ist doch die kapitalistische Herrschaftsform, die je nach gesellschaftlicher Entwicklung mehr oder weniger brutal sein kann. Natürlich kann man das auch ganz anders betrachten, wenn z.B. der Schein das Bewusstsein prägt. Marx nannte genau das Ideologie.

          • @Rolf B.:

            "Vielmehr ist der Neoliberalismus nach dem Faschismus die schlimmste Herrschaftsform des Kapitals."

            Hoppla - da haben Sie aber den (verbalen) Zweihänder ausgepackt - aber was für einen Neoliberalismus meinen Sie überhaupt?



            In der ökonomischen Theorie ist "Neoliberalismus" ein Konzept, das besagt, dass ein Markt effizientere Ergebnisse hervorbringt als der Staat, SOFERN kein Marktversagen besteht. Und Marktversagen resultiert u.a. bei natürlichen Monopolen (z.B. Bahnnetz), externen Effekten (z.B. Umweltverschmutzung), Informationsasymmetrien und öffentlichen Gütern.

            Sie scheinen aber unter "Neoliberalismus" das komplette Gegenteil zu verstehen, nämlich die ungehemmte Durchsetzung von Marktlösungen unter allen Umständen und in allen Lebensbereichen. Das ist aber zum einen kein Neoliberalismus, und zum anderen grundsätzlich auch keine Bedrohung - mit Blick auf die steigenden Staatsquoten und die stark ansteigende Regulierungsdichte.

            ABER - und da gebe ich Ihnen völlig recht - sind in den Fällen, in denen Marktversagen tatsächlich herrscht, die Staatseingriffe viel zu zaghaft (Umweltschutz) oder es wird unterstellt, es gäbe einen Markt, wo tatsächlich keiner ist (z.B. Arbeitsstellen für Langzeitarbeitslose).

            Trotzdem - mit Polemik kommen wir hier auch nicht weiter.

            Schönen Abend!

            • @Emmo:

              Einer der Väter der neoliberalen Theorie, Friedrich August von Hayek, hat konkret die Militärdiktatur in Chile beratend begleitet, um seine antidemokratischen Vorstellungen quasi am offenen Herzen zu realisieren.

              kontrast.at/hayek-...iberalismus-chile/

              Sie können gerne anderer Meinung sein. Für mich ist der Neoliberalismus nach dem Faschismus die schlimmste Herrschaftsform des Kapitals.

              Natürlich ist es die Grundlage der neoliberalen Theorie, Freiheitsrechte einzuschränken, Gewerkschaften zu beschränken, soziale Leistungen zu minimieren und den Markt auch so zu stärken, indem kommunale Leistungen wie Wasser- oder Energieversorgung und Infrastruktur sowie Krankenhäuser u. Altenpflege alleine durch Privatanbieter zu ermöglichen sind.

  • Der ethnologische Bezug im Beitrag erinnert mich an das "Argument" "Iß Deinen Spinat auf, denn in Afrika hungern die Kinder". Ich muß dem Kommentar von Chinamen zustimmen.

  • Wagenknecht hat recht, leider hört niemand darauf. Bin jetzt aus der Linkspartei ausgetreten, unwählbar ist sie schon länger. Und dass die taz auch immer nur Wagenknecht-Kritiker zu Wort kommen lässt, zeugt auch nicht gerade von journalistischer Qualität. Und nicht jede Kritik an der Identitätspolitik ist rechts, aber das anzuerkennen fällt natürlich schwer, wenn man in jedem Artikel Werbung für dieses politikkonzept macht, das (zum Glück) nicht mal ansatzweise mehrheitsfähig ist.

  • Kapitalismuskritik ist nicht per se links, genau wie Staatskritik nicht links sein muss. Entscheidend ist eine emanzipatorische "Füllung" dieser Kritik, sowie ein universelles Interesse für alle Ausgebeuteten weltweit. Beides ist bei Wagenknecht nicht vorhanden. Das ist keine Linke. Dementsprechend kratzt der Artikel auch nur an der Oberfläche eines Themas, zu dem es viel relevantes zu sagen gäbe.

    • @Lurkus:

      Genau um diese internationale Solidarität sollte es doch gehen. Nicht nur mit den wenigen, die’s irgendwie lebendig hierher geschafft haben und jetzt die Bedürfnisse nach „Buntheit“ und billigen Arbeitskräften befriedigen. Sondern mit den vielen, die weder Mittel noch Kraft und zumeist vmtl. nichtmal den Ansatz einer Idee haben, wie aus ihrem materiellen Elend ausbrechen. Welches, immer noch, maßgeblich von den reichen Staaten, deren Regierungen, multinationalen Konzernen und transnationalen Organisationen verursacht wird.



      Dazu ist von allen Parteien ausgesprochen wenig zu hören. Wagenknecht immerhin hat es in Interviews regelmäßig angesprochen.



      Der Witz ist ja, wenn ich darüber mit Leuten diskutiere, sind es auffällig oft die Super-PC-Nasen, die Oberantirassisten, die dann altklug abwinken: Nee, also das ist halt der Kapitalismus, DAS zu ändern, da bräuchte es schon die große Revolution, ist nicht realistisch. Und überhaupt, das mit der Ausbeutung ist ja schon seeehr anachronistisch, Dependenztheorie und so, spricht den Leuten die agency ab, damit sehr paternalismusverdächtig, eigentlich schon wieder rassistisch. Fakten, konkrete Fallbeispiele noch und noch und nöcher, seit der Kolonialzeit durchgängig – scheiß drauf. Werden rabiat aus ihrer akademisch-bornierten (und verdammt privilegierten)Wohlfühlblase rausgehalten.



      Insofern hab ich ein ziemlich konkretes Bild vor Augen, wenn Wagenknecht nu gegen diese „Kulturlinke“ stänkert.

      • 2G
        23495 (Profil gelöscht)
        @Ruhig Blut:

        *ymd, finaly! THX

  • Oh meine GöttIn,



    sie gnädig bei meinen Mikro -Aggressionen!



    Gleich ob Du XX,XY oder doch X/* bist, glaube mit uns das es einmal so etwas wie Aufklärung gegeben hat & das wir seit dem versuchen "Glauben durch Fakten" zu ersetzen.



    "Glaubensgemeinschaften" in allen Ehren, jeder darf & soll wenn er/Sie&Es das möchte, glauben, aber...



    ... missioniren sollten wir heute lassen!



    Der Ärger, den wir mit den "Galiben" in den letzten 2.000 Jahren haben&hatten, reicht mMn.



    Da müssen wir nicht noch eine neue Baustelle aufmachen!



    Gr.Sikasuu

  • "Wenn Wagenknecht jetzt davon spricht, dass die Mehrzahl der Menschen sich „immer noch als Mann und Frau“ versteht, beruft sie sich auf eine verstaubte Spießermoral." Alleine mit diesem Satz bestätigen Sie doch komplett Wagenknechts Thesen.

    • @Karl B:

      Die Spießermoral ist "Kenn ich nicht, betrifft mich nicht, mit sowas will ich nichts zu tun haben".

  • Sarah Wagenknecht versucht einem spiessigen BILD Proletarismus einen Touch Moderne zu geben.



    "Der Arbeiter", sozialkritisch, oftmals dennoch national, im Blau"mann", mit Henkeltopf und klarer Abgrenzung zu "denen da oben" wird ersetzt durch das durchaus vorhandene Prekariat an minimalstbezahlten Menschen. Dieses Prekariat ist aber eben bunter, diverser und oftmls weniger national als die traditionell linke Kundschaft. Diese Menschen holt Sarah Wagenknecht mit ihren Thesen nicht ab, sondern eben doch eher den mittlerweile meist recht gutsituierten Blaumannträger, der sein "gegen die da oben" doch lieber gegen ein "gegen die komischen und die anderen" austauscht. Ist ja auch einfacher und viel konformer mit BILD Artikel und eigenem Rassismus, den viele Linke auch nie abgelegt haben.



    Die bunte Welt dreht sich weiter, überdreht sich auch manchmal dabei, aber sie schmeisst dabei doch recht entspannt den verknöcherten Politikstil vergangener Jahrzehnte über Bord.

    • @Toulouse31:

      Ist alles so schön bunt hier. Da brauchen wir nicht mehr gegen Unterdrückung zu kämpfen. Das wäre ja nur verknöcherter Politikstil. Es scheint ja wichtigere Dinge zu geben. Im übrigen bezweifle ich, dass das neue Prekariat dafür bunter und diverser ist - allenfalls oberflächig, von Hautfarbe und Nationalität her, betrachtet.

      • @resto:

        Wieso zum Teufel schliessen sich der Kampf gegen Unterdrückung, ein Ablehnen alter Normen und keine Lust auf Nationalismus gegenseitig aus?

        • 2G
          23495 (Profil gelöscht)
          @Konrad Ohneland:

          Weil beim Stand der Dinge, ich sachma Raute und Globus, sich so dermaßen lange nix bewegt hat, dass diese Konzepte erstmal noch herhalten müssen um überhaupt Mehrheiten zu bekommen. Oder wollen wir hier etwa demokratischen Konsens als Notwendikeit übersehen?

  • "Meist entstammen die Aufbegehrenden, die sich den Feldern von LGTIB+ oder People of Color zurechnen, eher der prekären Subkultur."

    Das würde wohl aus Sarah Wagenknechts Sicht bedeuten, dass die "Lifestyle Linke" sich nicht einmal um die Verbesserung der prekären Situation dieser Menschen kümmert, weil sich diese Art der Linken sich insgesamt nicht um die Verbesserung prekärer Situation kümmert.

    • @Rudolf Fissner:

      Es ist ein populäres Sichtbarmachen. Was ja ansich nicht verkehrt ist. Aber nicht die Dominanz in der Politik sein kann. Erst das verbessern der prekären Lebenssituation, kann Abhilfe schaffen. Dann spielt die Situation und die Diskriminierung weniger Rolle. Nicht dass sie dann immer noch Beachtung bedarf.

    • @Rudolf Fissner:

      Ich kann mir auch vorstellen, dass Frau Wagenknecht zutreffend entgegnen könnte, dass auf jede/n Aufbegehrende/n aus der prekären Subkultur ungefähr drei stellvertretend Aufbegehrende aus dem weit vom Prekariat entfernten Bionade-Biedermeier kommen.

      • @Meister Petz:

        wie Sie das so schön auf den punkt gebracht haben.

  • Lieber Herr Arend,



    ich versteh nicht, warum Frau Wagenknecht, die ja die Ikone der alten Linke ist, hier für die gesamte Linke herhalten muss!!!???

    genau das ist doch das problem der ganzen debatte und der grabenkämpfe!



    obwohl ich schon sehe, das sie auch versuchen, diese zu minimieren, aber das wird erschwert, in dem sie alle Linke über ein kamm scheren.

    der ideologische kern der linken ist längst Katja Kipping und eine moderne soziale theorie. Die wohl schlauste Politikerin in ganz Deutschland.



    Die es auch schafft, nicht die selben fehler wie frau wagenknecht zu machen. Nur leider verstehen sie die wenigsten.



    Frau wagenknescht gehört zu einer alten generation der linken die längst verdrängt wird durch das soziologisch erneuerte linke milieu, welches längst demokratie und sozialismus vereinigt haben.

    die linke ist schon längst weiter als hier im artikel gefordert, nur eben halt nicht als ganzes. das ist das problem. die guten alten grabenkämpfe.



    und frau wagekencht schafft es leider, diese noch mehr zu befeuern, im gegensatz zu den meisten anderen politikern der linke, welche eben eher zur neuen formel tendieren.

    frau wagenkencht steht gewiss nicht für die ganze linke, mittlerweile ganz im gegenteil!



    und das ist auch gut so, denn die grabenkämpfe müssen endlich aufhören!!!!



    das geht nur, wer fähig ist seine theorie 100% inklusiv zu gestalten und eben die spaltung von links und rechts zu überwinden.

    da hat "die linke", ja fast jeder, gewiss noch einen langen weg vor sich ... so lange muss man aber auch den zeitgeist erkennen, und zu dem stehen was man ist und was im sozialen kontext einfach besser ist ... und das ist nun mal links in all seinen formen ... tut mir leid rechts ... ;)



    Aber wir sind jederzeit bereit, auf diese kennzeichnug zu verzichten, sobald die soziale repression auf allen seiten aufhört!

    • 2G
      23495 (Profil gelöscht)
      @Christian Will:

      „das geht nur, wer fähig ist seine theorie 100% inklusiv zu gestalten und eben die spaltung von links und rechts zu überwinden.“

      und wer das mit Hans Georg Maaßen hinbekommt ist schon längst rechts runter gefallen...

      lachhaft, echt mal. Ich empfehle mal einen längeren Kurlaub außerhalb der eigenen Blase. Wie wäre es mit dem südlichen Thüringen?

    • @Christian Will:

      Danke.

  • Die finde ich gut, die Frau Wagenknecht. Sie ist eine der ganz wenigen, die die materiellen Aspekte der Gesellschaft nach vorne stellt. Ja, die Linken und Mittleren, die sich lieber mit Kultur und Gendergeschichten und so Dinge befassen haben wir ja zur genüge. Aber um diese himmelschreiende ungerechte Verteilung des Besitzes in unserer Gesellschaft, da machen die einen Bogen. Warum? Ist es Feigheit oder mangelndes Einfühlungsvermögen eines Akademikers mit einem Sachbearbeiter bei einer Stadtverwaltung?



    Da was zu ändern bedeutet echte Arbeit und vor allem politische Einsamkeit, wie Frau Wagenknecht ja gerade erfahren darf. Die Dame war ja schon immer eher am Rande des "mainstreams", aber als sie diesen ganz verlassen hat scheint sie ja das Feindbild aller Gutmenschen zu sein, von links bis rechts. Dabei war die gerechte Umverteilung von Besitz ja mal echte sozialistische und linke Tradition. Die wurde von diesen mehr oder weniger aufgegeben, als im Zuge des Wirtschaftswunders irgendwann mal jede Familie ein Auto hatte und ein mal pro Jahr in den Urlaub reisen konnte. "So das wars, wir haben's geschafft. Was machen wir jetzt Genossen?"



    Klar man muss nicht allem zustimmen wofür jemand steht, selbst mit meiner Frau, die ich liebe, habe ich Differenzen. Doch die Frau Wagenknecht ist eine Mutige und sie macht für mich die Linken wählbar.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @chinamen:

      d'ac­cord!

  • ... und so gilt es jeden Kaninchenzüchterverein in seiner sozialen, ethnologischen und emanzipatorischen Bedeutung zu würdigen und Teilhabe für alle marginalisierten Liebhaber von Dauercamping am Binnenseen zu fordern. Die Mühe, sich mit Strassenkindern, Heimbewohnern oder lebenslang Pflegebedürftigen zu solidarisieren, macht sich mittlerweile nur noch der deutsche Spießer mit altruistischen Berufsethos.

    Die postmaterialistsiche Leugnung realer Bedürfnisse und Erfordernisse zugunsten von irgendwelchen egozentrischen Empfindungen ist geradezu grotesk.

    Der eine trage des anderen Last.

    • @TazTiz:

      "... und so gilt es jeden Kaninchenzüchterverein"



      Das nenn ich mal Schwarz-Weiß!



      "Der eine trage des anderen Last."



      Genau. Und mit Fragen und Zuhören fängt es an, nicht mit einmal Schauen und dann alles schon Wissen. Sie wollen bestimmen, welcher andere tatsächlich Last trägt und welcher nicht, das ist der Knackpunkt.

      • @mats:

        "Sie wollen bestimmen, welcher andere tatsächlich Last trägt und welcher nicht, das ist der Knackpunkt."

        Nein, das will ich nicht, denn es ist völlig uninteressant. Entscheidend ist, dass man selbst bereit ist, für andere eine Last zu tragen, wenn man es denn kann.

        Dem gegenüber steht die moderne (oder woke?) Haltung, dass ich, ich, ich aufgrund von diesem und jenem ganz viele Ansprüche gegenüber der Gesellschaft habe.

        • @TazTiz:

          Das ist nicht "woke", das ist normal. Jeder Mensch hat viele Ansprüche gegenüber der Gesellschaft, auch Sie. Es wäre Ihnen also wirklich egal, wenn die Gesellschaft im Mainstream der Meinung wäre, dass Sie aufgrund Ihrer familiären Herkunft Ihren Beruf nicht mehr ausüben dürfen, und sie das durch die Wahl einer entsprechenden Koalition politisch gegen Sie zur Durchsetzung bringen würde? Und wenn das Ihnen oder jemand anderem passieren würde, das wäre also "völlig uninteressant"? Ich glaube Ihnen kein Wort.



          Es geht doch immer in einer Demokratie um die Abwägung von Ansprüchen und Interessen, und das bloße abqualifizieren von Ansprüchen anderer als "nicht gesellschaftlich relevant" ist anmaßend und destruktiv.

  • Der Artikel bestätigt Sarah Wagenknecht ja wirklich in jedem Satz. Große Leistung.

    Wer ernsthaft "symbolische Anerkennung" als relevantes linkes Programm verkaufen möchte, hat wohl völlig aufgegeben und es sich in einem Postmaterialismus bequem gemacht, der niemanden etwas kostet und die Besitzverhältnisse unangetastet lässt.

    • @relation:

      Sie (und Sahra Wagenknecht) uebersehen, dass die von Ihnen so verachtete "symbolische Anerkennung" Voraussetzung oftmals mit der "materiellen" Hand in Hand geht. Wer diskriminiert wird, steht in der Regel auch materiell schlechter da. Und selbst, wo dies nicht (oder nicht deutlich) der Fall ist, etwa bei Jued:innen oder Afrodeutschen, hat deren Diskriminierung oft psychische (und hier und da auch physische) Folgen, auf die sie gern verzichten wuerden. Kampf gegen Diskriminierung ist also sehr wohl relevantes linkes Programm.

      • @Volker Scheunert:

        Symbolische allein ändert aber nichts an den ausbeutenden Strukturen. Das ist doch der Knackpunkt. Es hilft mir doch nichts, dass die Bosse dann nicht mehr 'alte weiße Männer' sondern 'bunt' sind. Das ist doch Augenwischerei.

        • @resto:

          Erstmal: Das Wort "Voraussetzung" solle eigentlich gelöscht sein, steht so jetzt in meinem Beitrag etwas zusammenhanglos rum.



          Zu Ihrem Kommentar: Von "Symbolische allein" sprechen weder der Autor des Artikels noch ich selbst. Umgekehrt wird ein Schuh draus - Wagenknecht haelt die "symbolische Anerkennung" fuer überflüssiges Gedoens. Lesen Sie sich bitte noch einmal den letzten Absatz von Ingo Arends Artikel durch!

      • @Volker Scheunert:

        Gute Antwort!



        Und es ist sogar noch schlimmer: Die materiell schlecht gestellten bekommen im Zweifelsfall nicht deshalb nicht den besserbetahlten Job, weil ihnen der Personaler ins Portemonnaie spioniert hat, sondern weil letzterer aufgrund von Lebenslauf und Habitus den Bewerbern eine bestimmte Identität und damit verbundene Eigenschaften zuschreibt. Man nennt das gemeinhin Vorurteil, und man muss endlich anerkennen, dass dessen Auswirkungen auf das materielle Leben real sind. Es ist seit langem erwiesen z.B., dass Diskriminierung, Vorurteil, Abwertung und mangelnde gesellschaftliche Teilhabe krank machen.

        • @mats:

          Es sind doch aber nicht nur sogenannte Minderheiten, die materiell schlecht gestellt sind. Wie geht es denn vielen Leuten aus 'einfachen' Verhältnissen an der Uni, wenn sie mit dem elitären Habitus und dem Networking nicht zurecht kommen? Und hier kommt eben wieder die Klassenfrage zum Tragen.

          • @resto:

            "nicht nur sogenannte Minderheiten, die materiell schlecht gestellt sind"



            Das schreib ich ja, Krankheit z.B. aufgrund von Armut beschäftigt einen ganzen Zweig des Gesundheitssoziologie.



            Ich denke, die Mechanismen von Ausgrenzung sind immer dieselben, egal ob es um Rechte, Teilhabe, Chancen oder Ressourcen geht. Die eine gegen die andere benachteiligte Gruppe dabei auszuspielen ist falsch, vielmehr sollten alle von den Erfahrungen anderer lernen.

        • @mats:

          Das ist zwar richtig, setzt aber voraus dass PersonalerInnen sich überhaupt inhaltlich mit den vorliegenden Bewerbungen auseinandersetzen. Und diesbezüglich habe ich schon die haarsträubensten Sachen erlebt. Von schlichtem Desinteresse angefangen , über individuelle Vorurteile, bis hin zu idiotischen assoziativen Zuschreibungen und Verwechslungen von Personen.



          Fakt ist aber auch: PersonalerInnen größerer Unternehmen vergeben Berge von Bewerbungen an private ausserbetriebliche "Vortester". Ich hatte mal das "Vergnügen" von einem solchen dessen Vorgehen erläutert zu erhalten.



          Zitat: "Ich habe natürlich auch keinen Bock mich wegen einer Stellenausschreibung bei XY durch 200 Bewerbungen zu ackern. Ich gehe die erstmal nach Gewicht und Umfang durch und schmeiße alles weg, was zuviel Text ist. Danach schlage ich nur jene auf, deren äußere Gestaltung mich rein ästhetisch anspricht. Der Rest kommt wieder in die Tonne. Und wenn dann noch ein Dutzend dabei übrig bleibt, dann vergleiche ich diese mit dem verlangtem Persönlichkeits-Ausbildungs-und Berufserfahrungsprofil. Daraus mache ich dann dem Auftraggeber meine Einstellungsvorschläge. Alles andere wäre zuviel Arbeit und Streß".



          Tja, da verfliegen Illusionen über die Rolle von Geschlecht, Hautfarbe und persönlichen Befähigungen dann ja wohl in alle Winde, gell.



          So simpel macht's der Gimpel - der Rest ist Gedöns.

          • @LittleRedRooster:

            lange nicht mehr so gelacht...das mit dem Gimpel...und sie haben recht dazu!

  • Ein guter Artikel, da der Autor mit Logik überzeugen will, zum Beispiel durch Verweis auf die verallgemeinerte Kapitaltheorie von Pierre Bourdieu.



    Ich weiss allerdings nicht, ob der Autor Bourdieu richtig anwendet. Ich glaube Bourdieu hat gemeint, dass sich die kapitalistische Konkurrenz von der Sphäre materielles Industrie-Kapital auf nichtmaterielles (u.a. kulturelles) Kapital verlagert, als eine Domäne von Eliten. Das ist gut für den Umweltschutz, aber ich kann darin nicht zwangsläufig einen sozial progressiven Zweck sehen.



    Kommunard*en 😉, gemäss marxistischer Theorie ist der soziale Zweck von privatem (dominantem) Kapital im Kapitalismus, durch reinvestierten Mehrwert (Profit) mehr privates Kapital und mehr ökonomische, soziale und kulturelle Ungleichheit unter den Menschen zu schaffen. Oma’s „Kapital“ auf dem Sparbuch ist kein Kapital.



    Soziales und kulturelles Kapital im Sinne von Bourdieu müsste als dominantes Kapital (verkörpert in philantropischen Kapitalisten, Politikern, Akademikern) existieren um den Namen Kapital zu verdienen.



    Sarah Wagenknecht hätte also Marxismus-konform behaupten können, Kulturelles Kapital sei eine von neuartigen Eliten angeeignete Domäne auf Kosten traditioneller Links-Wähler, statt sich über Minderheiten lustig zu machen die daran unschuldig sind.

    • @RotEiche:

      "Sarah Wagenknecht hätte also Marxismus-konform behaupten können, Kulturelles Kapital sei eine von neuartigen Eliten angeeignete Domäne auf Kosten traditioneller Links-Wähler, statt sich über Minderheiten lustig zu machen die daran unschuldig sind."



      Wow, ich glaube, so wird ein Schuh draus.



      Mit dieser These wird auch eines evident: Dass diese "Anhäufung von kulturellem Kapital" nicht mit der alten "Ausbeuter"-Masche beschrieben werden kann. So einfach ist das nicht (mehr). Warum? Weil z.B. der individuelle Erwerb von akzeptiertem und honoriertem Habitus anderen Individuen nichts wegnimmt - jedenfalls nicht direkt. Stattdessen funktioniert das "Abhängen" von denen, die dann nicht mehr mithalten können, über das egoistische Ausnutzen vorhandener Konkurrenzstrukturen und das allmähliche Verschieben von Standards und Anforderungen. Man könnte es als eine perfide Subtilisierung des Kapitalismus betrachten, eine Vernebelung des Zusamenhangs zwischen individuellem Handeln und gesellschaftlicher Auswirkung.



      Auf kulturelles Kapital aber kann man zugusten des Allgemeinwohls keine Steuer entrichten, höchstens auf den materiellen Vorteil, den man daraus zieht. Auch hier ist das einzige was hilft: Einsicht in die eigenen Vorteile und Solidarität mit jenen, die diese nicht genießen.

  • Naja im Mittelalter kannte man weitere Geschlechter wie den Adel oder den Klerus. Ich denke nicht dass man Geschlechterrollen akzeptieren muss, im Gegenteil, man sollte Menschen akzeptieren, auch wenn diese sich nicht einer Rolle unterwerfen,einordnen bzw. eingliedern wollen. Achso die Wagenknecht ist mir egal, ihre Schriften habe ich nicht gelesen... wie offensichtlich viele die meinen über sie schreib zu müssen

  • Herr Arend, ich glaube nicht, dass Sie das hier realistisch darstellen. Natürlich ändert sich die Gesellschaft, das werden grundlegend auch wenige ganz bestreiten. Aber Wagenknecht und andere werten LGBT und andere Gruppen nicht ab, sondern reden von angemessenen Anteilen, wer was vorzugeben hat. Auch Menschen, die sie als dominante und verkrustete Mehrheiten abhaken haben Mitspracherechte.

    Die Machtverhältnisse (Regierung, Medien, Unis etc.) werden im Moment mehr von den genannten "Minderheiten" (dann argumentiert man wieder, dass man für fast alle Menschen spricht) bestimmt als von Wagenknecht. Auch "Ihr" Lager besteht aus sovielen Gegensätzen, dass sie außer der Ablehnung der "Anderen" kaum von einer neuen einigen Gesellschaft reden können. Die schärferen Ablehnungen gehen im Moment in vielen gesellschaftlichen Bereichen (nicht in allen - klar) von "ihrer Gruppe" gegen die "Anderen" aus, nicht umgekehrt.

    Auch in ihrem Artikel ist ihr Urteil über die "Anderen" ziemlich klar und vernichtend. Ich kenne eigentlich keine Artikel, die sich so vernichtend über LGBT etc. auslassen (rechtsextreme Zeitungen lese ich nicht - gibt es aber bestimmt auch, keine Frage).

    Dass sich als "Mann und Frau" verstehen eine verstaubte Spießermoral sein soll, finde ich heftig. Ich nehme mal an, Sie sind auch verletzt und hauen jetzt um sich - ok, das kann mal sein. Aber toll finde ich so ein Niedermachen anderer Menschen nicht.

  • Wagenknecht spricht davon, dass die meisten durchaus sich selbst als Mann oder Frau wiederfinden. Und mit LGBTI für sich selbst nichts anfangen können. Dies ist keine verstaubte Spiessermoral, sondern einfach für gut 90% kein Wahlargument. Ihre eigene vernachlässigte Situation ist bei aller Wokeness entscheidender. Das ist populistisch markiert, soll aber nicht bedeuten, dass nach ihr Menschen nicht auch ein Recht hätten anders zu sein



    Ohne Wagenknecht in der Vergangenheit, wären sie schlechter aufgestellt gewesen. Sie besiegelte eigentlich erst die Erneuerung, und jetzt zu alten Werten hin. Mit der Zeit wurde sie schwierig wahrgenommen - mit ihr besteht die Chance Leute mit zunehmen, die sonst verloren sind.



    Erstmal will sie den Sitz im BT sichern, dabei bleibt sie im Gespräch. Wagenknechts Thesen sind nicht so kontrovers wie man denken könnt. Ihre Angriffslust nimmt dabei keine Rücksicht auf Gefühle. Fraglich ist ob das für Die Linke gut oder schlecht ist, das hängt vom Umgang ab.

    • @BlackHeroe:

      Dieses "Argument" Wagenknechts könnte auch von Weidel oder Höcke stammen. Kein Unterschied. Zudem vollkommen irrelevant, da es in diesem Kontext um Minderheitenschutz und Gleichberechtigung geht. Vor allem aber im Kern - selbstverständlich - spießig und rechtsreaktionär.



      Frau Wagenknecht hat sich offenkundig mit steigendem Alter - wie so viele vor ihr - auf den Weg nach rechts gemacht. Es bleibt abzuwarten, wohin sie das führt. Aber schon heute ist - abgesehen vom "Klassenbewusstsein" offenbar nicht mehr viel "Linkes" übrig bei der Dame.

      • @Kaboom:

        Altersdiskriminierung ist so ziemlich die einzige, die heutzutage unsanktioniert bleibt. Empfehlung: Bill Maher!



        Der Weg führt nach einem konfliktreichen, reflektierten Leben zu Weisheit. Eine Bedingung ist allerdings wichtig; das Herz muss jung geblieben sein. Und dann ist es wie in der Musik: es gibt keine gute und schlechte Musikrichtung, sondern nur gute und schlechte Musik- soviel zum Thema rechte und linke Positionen.

      • @Kaboom:

        Eine Tatsachenfeststellung ist für Sie also 'spießig und rechtsreaktionär'? Natürlich geht es um Minderheitenschutz und Gleichberechtigung, aber bei Wagenknecht eben um die materielle Seite und nicht vor allem um die symbolische Seite.

        • @resto:

          Eine "Tatsachenfeststellung" ist mit einiger Wahrscheinlichkeit auch, dass "unter Hitler nicht alles schlecht war". Dennoch wird dieses Statement nur von gewissen Kreisen gemacht, und damit wird eine bestimmte Absicht verfolgt. Und genauso verhält es sich mit Wagenknechts Statements.



          Und wenn - so wie meist in den letzten Jahren - die Statements Wagenknechts nicht von denen von AfD-Funktionären zu unterscheiden sind, dann sagt das etwas über die politische Entwicklung der Frau aus, auch wenn manchem das nicht gefällt

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Sarah Wagenknecht schüttet mal wieder das Kind mit dem Bade aus.

  • Sicherlich richtig und wichtig, den Diskurs über Bourdieus symbolische Gewalt und symbolische Teilhabe und Ungerechtigkeiten zu führen. 25 Jahre Betriebsratsarbeit lassen mich aber eher zu SW tendieren. Wenn u.a. materielle Ungerechtigkeiten mMn nicht bald aufgelöst werden, wird sich hier und anderswo etwas ändern. Die symbolischen Ungerechtigkeiten zu ändern wird mE wesentlich länger dauern, dafür kenn ich meine Pappenheimer zu gut.



    Ob die Abqualifizierung SWs durch I. Arend dabei hilfreich ist, bezweifle ich doch stark.

  • Da der Schein nicht das Bewusstsein prägt, kann es auch kein linkes Denken in der Scheinwelt geben. Da herrscht klassisches bürgerliches Denken, das schon immer gegen linkes Denken gerichtet war. Immer! Das wäre ja auch nicht weiter erwähnenswert, wenn es nicht den Anspruch bürgerlicher Kreise gäbe, linkes Denken ersetzen zu wollen. Und zwar mit einer simplen Umettiketierung. Kein Wunder, dass ausgerechnet Sahra Wagenknecht das Feinbild für die Protagonisten des Scheins darstellt. Auch wenn die Wucht, mit der gegen S.W. polemisiert wird, kaum nachvollziehbar ist, weil der Schein sowieso an der Realität scheitert. Der Zeitgeist ist mit dem Schein. Das hat dazu geführt, dass Menschen, die Klassenunterschiede und soziale Spaltung als Grundübel betrachten, einfach als "Mottenkiste" abgestempelt werden. Es lebe der gefühlte Unterschied, die Individualisierung der Diskriminierung. Der Neoliberalismus entwickelt offensichtlich eine neue Scheinkultur. Warum beklagt er sich, dass Linke da nicht mitmachen wollen?

    • @Rolf B.:

      Sie bauen hier mit vielen Worten einen Popanz auf. Lesen bitte auch Sie sich den letzten Absatz von Arends Artikel noch einmal durch. Es sind Wagenknecht und Sie und noch diverse andere im Forum, die nicht einsehen wollen, dass "Materielles" und "Symbolisches" zusammengedacht werden sollten, sondern meinen, der Kampf gegen Diskriminierung nehme dem Kampf um materielle Gerechtigkeit etwas weg!

    • @Rolf B.:

      Sehr gut! der schein ist aber mittel zum zweck. der Heiligenschein zur Macht. solchen leuten, den Moralaposteln, war noch nie zu trauen.darum auch die wut auf SW.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    "Wenn Wagenknecht jetzt davon spricht, dass die Mehrzahl der Menschen sich „immer noch als Mann und Frau“ versteht, beruft sie sich auf eine verstaubte Spießermoral."

    Naja, die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität ( dgti ) e.V. geht von 60.000 bis 100.000 trans* Personen in Deutschland aus.

    Bei 83,3 Millionen Menschen sind das ca. 0,1 % der Gesamtbevölkerung. Also die Aussage von Frau Wagenknecht sind absolut korrekt.

  • ..kulturelle Achillesferse...welch Theatralik.....an den politischen Rändern gibt es nur Achillesfersen...wussten Sie das denn nicht Herr Arend?

  • Ich glaube Wagenknecht ist nicht so zu verstehen, dass sie die Spielarten des menschlichen Seins nicht anerkennt oder gar vergessen machen will. Sondern eher so, dass wenn ein materieller Ausgleich zwischen Arm und Reich stattfindet, automatisch die Widersprüche sinken. Dass Rassismus dann nicht nur weniger Bedeutung hat, sondern auch generell weniger wird. Das Menschen unabhängig ihrer bisher begrenzten materiellen Möglichkeiten, die Freiheit haben so zu Leben wie sie es wünschen. Nicht die Andersartigkeit sind die Hürden die es zu überwinden gilt, sondern die der Möglichkeiten.

  • Sarah Wagenknecht ist fast der einzige Grund, die Linke zu wählen. Ihre Ansichten ermöglichen es, Menschen in sozial schwierigen Situationen, hier Lösungsansätze zu finden. Und ja, es gibt die Vielfalt der Meinungen und dies verkörpert sie, ohne es zum Heiligtum zu erkären.

  • Sie blenden im Übrigen die psychologische Betrachtung bei Ihren Überlegungen vollkommen aus. Menschen funktionieren nicht so, wie Sie sich das vorstellen. Man kann sich die Welt nicht ganz so einfach machen (auch nicht, indem man einen hochtrabenden Artikel schreibt, der eigentlich kaum zu verstehen ist und diesen dann am Ende mit dem Wort "dumm" abrundet). Mehr Differenzierung wäre wirklich sehr wünschenswert.

  • Ich würde Frau Wagenknecht gerne fragen, ob sie konkrete Beispiele für den Schutz quasi künstlicher Minderheitsgruppierungen hat, die sie in ihrem Buch anprangert. Es ist zwar vom Prinzip her nachvollziehbar, aber dann doch wieder völlig belanglos, da Beispiele nicht genannt werden. Sie schließt ja all dies aus, was ihr zurecht Rassismus- oder Homophobie-Vorwürfe einbringen könnte. An dem Satz freuen und stören sich viele. Dabei ist er einfach Ramsch und sollte aus dem Buch gestrichen werden da er nur verwirrt. Der Rest naja.

  • Auf Vattern Mehrings "Verdikt" folgte damals der nicht unwichtige Satz: "Die Versuchung dazu liegt ja sehr nahe, wenn man die hohe Bedeutung erwägt, welche die Kunst für den Emanzipationskampf ganz besonders auch des deutschen Bürgertums gehabt hat. Indessen, wenn die bürgerliche Klasse in Deutschland ihr Heldenzeitalter auf künstlerischem Gebiete gehabt hat, so doch nur, weil ihr der ökonomische und politische Kampfplatz verschlossen war." Soll & kann man diese Erkenntnis heute vergessen oder ersatzlos streichen?

  • Ich wähle oft die Linke und versuche, Frau W. dabei gründlich zu vergessen, da sie eigentlich die Partei unwählbar macht für Menschen, die linke Politik wollen statt albernem und zuweilen bösartigem Populismus. Sie applaudiert dieser blödsinnigen nicht ganz dichten Initiative von Schauspieler:innen, die erst im Nachhinein (und auch nur z.T.) gemerkt haben, auf welchen Leim sie da gekrochen sind und ist inhaltlich größtenteils ununterscheidbar von der AfD und anderen rechten Hassprediger-Gruppen. Mit Frau W. hat die Linke einen veritablen Mühlstein um den Hals hängen.

    • @Roland Kroeger:

      Alle Parteien haben Sonne und Seuche.

      Und in jeder Partei gibt es Menschen über die man nur den Kopf schütteln möchte.

      In der Linkspartei nimmt diese Rolle u.a. Sahra Wagenknecht ein.

    • @Roland Kroeger:

      Ich wähle nicht die Linke.



      Ich bin gespalten. Die Herkunft von S.W..



      Ihr Werdegang.



      Ihre Darstellungs"kunst".



      Kurze Zusammenfassung:



      Weniger Migrantenklimbim, mehr Umverteilung.



      S.W. ist schon unterscheidbar von der AfD und anderen Hasspredigertruppen.



      .....Ihre eigentliche Welt ist die der Wörter. Im Alter von vier Jahren hat sie sich selbst das Lesen beigebracht. Und während der Zeit ihres politischen Engagements hat sie gemerkt, wie sehr ihr die intensive Beschäftigung mit Philosophie und Literatur fehlt....



      .....Zudem ist sie groß geworden mit Goethe, mit der klassischen Philosophie, insbesondere der Hegels, und hat ihren Marx komplett studiert, sie kam also als Theoretikerin in die Politik.....



      Da gibt(gab) es größere Steine mit Vergangenheit a.d.l.v.Land.

    • 9G
      91491 (Profil gelöscht)
      @Roland Kroeger:

      Anschliessen mich 👍

    • @Roland Kroeger:

      Ich wähle IMMER die Linke und würde mir wünschen, es würden mehr ihrer Mitglieder dem Beispiel von Sarah Wagenknecht folgen. Wie unterschiedlich eine Wählerschaft doch sein kann. Denn so wie sich die Partei (aktuell) darstellt, ist sie (scheinbar) schwer wählbar. Und das ist schon erstaunlich für eine Partei, die eigentlich genau die Interessen eines Großteils der Gesellschaft vertritt.



      Ich finde übrigens Ihren Kommentar "blödsinniger" und noch weniger "dicht" als den Beitrag von Schauspielenden, die ihren Job machen und genau den Beitrag zu einer Demokratie leisten, den unsere Bundesregierung versäumt. Wir brauchen mehr FLEXIBILITÄT im DENKEN. Das gehört leider nicht zu den Stärken konservativer Parteien.

    • @Roland Kroeger:

      "blödsinnigen nicht ganz dichten Initiative". Warum? Auf welchen "Leim sind sie gekrochen"? Ich verstehe Ihren Kommentar nicht. Es wäre nett, wenn Sie diese beiden Punkte etwas ausführlicher darlegen könnten. Vielen Dank.