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Grüne und LinksparteiBis zur Selbstaufgabe

Daniel Bax

Kommentar von

Daniel Bax

Die Grünen werden für ihre Mittigkeit abgestraft, die Linke profitiert davon. Den Schuss scheinen die Grünen bis heute nicht gehört zu haben.

Ein Herz für (die) Mitte, alternativ sein ist die Vergangenheit: die Berliner Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai Foto: Annette Riedl/dpa

D er Verlust war ein Schock. Ausgerechnet in ihrer Hochburg, dem symbolträchtigen Wahlbezirk Kreuzberg-Friedrichshain – Prenzlauer Berg Ost, holten die Grünen bei der Bundestagswahl 2025 zum ersten Mal seit über 20 Jahren kein Direktmandat. Berlins Grünen-Chef Philmon Ghirmai sprach von einem „herben Schlag“, und Jürgen Trittin sah sogar das „Ende von Kreuzberg“ heraufdämmern, weil der Linke-Kandidat Pascal Meiser dort am Ende bei den Erststimmen vorne lag. Zugleich gewannen die Grünen in der Hauptstadt aber erstmals drei Direktmandate in anderen, bürgerlichen Stadtteilen. Man kann das als Zeichen sehen: Die Grünen sind in die besserverdienende Mitte gerückt. Dafür haben sie Teile ihrer ehemaligen Stammmilieus verloren.

Kreuzberg war lange Zeit fest mit dem Namen Hans-Christian Ströbele verbunden. Ströbele war gegen Aufrüstung, Waffenexporte und Bundeswehreinsätze im Ausland, für eine Vermögensteuer, für die Trennung von Amt und Mandat und dafür, den Verfassungsschutz abzuschaffen. Von solchen Zielen haben sich die Grünen längst entfernt. Sie regieren dagegen in mehreren Bundesländern inzwischen relativ geräuschlos mit der CDU zusammen.

Auch ihre Verbindung zur Jugend haben die Grünen verloren. Nicht nur trat der komplette Vorstand ihrer Jugendorganisation im Herbst 2024 geschlossen zurück und aus der Partei aus – zwei ehemalige Vorsitzende riefen später sogar zur Wahl der Linken auf. Und waren Grüne und FDP 2021 unter Erstwählerinnen und Erstwählern noch am beliebtesten, so war die Linke knapp vier Jahre später unter jungen Leuten mit Abstand am erfolgreichsten. Vor allem junge Frauen gaben ihr ihre Stimme.

Die Linke hat von der Enttäuschung über die Ampelparteien profitiert. Dass die Grünen unter Robert Habeck so stark in die Mitte gerückt sind, in der Ampelkoalition so viele Abstriche machten und sich trotz alldem noch zu einer Koalition mit Friedrich Merz bereit zeigten, hatte Folgen. Schon 2022 stimmten die Grünen im Bundestag einem umstrittenen 100-Milliarden-„Sondervermögen“ für die Bundeswehr zu.

Linken-Chef Jan van Aken wirkt ein wenig wie Joschka Fischer in jung oder Robert Habeck in frech

Dann wurde in Nordrhein-Westfalen der Weiler Lützerath von der Polizei geräumt, um den umstrittenen Braunkohleabbau in der Region auszuweiten. Er wurde zu einem Symbol für den Kampf gegen den Klimawandel und für den vermeintlichen Verrat der Grünen, die den Kompromiss mit dem Energiekonzern RWE als Teil der Landesregierung mit ausgehandelt hatten.

Im Sommer 2023 stimmten die Grünen dann den Asylrechtsverschärfungen der Europäischen Union zu – natürlich, wie immer, mit „Bauchschmerzen“. Die Haltung der Grünen und ihrer Außenministerin Annalena Baerbock zu Israels Krieg in Gaza trug zur weiteren Enttäuschung bei: Sie dürfte der Grund dafür sein, dass die Linke auch bei muslimischen Wählerinnen und Wählern mit 29 Prozent einen Spitzenwert erzielte. Hätten sich die Grünen weniger staatstragend gegeben und nicht bis zuletzt auf eine mögliche Koalition mit Merz spekuliert, wären sie womöglich weiter als Gegenpol zu Union und AfD empfunden worden.

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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Dass Robert Habeck kurz vor der Wahl auch noch einen Zehn-Punkte-Plan für einen härteren Kurs in der Migrationspolitik präsentierte, war ein strategischer Fehler. Die Grünen gaben sich selbst bei ihren Kernthemen Klima und Migration fast bis zur Selbstaufgabe kompromissbereit. Damit fielen sie als Hoffnungsträger aus und wurden selbst als Teil des allgemeinen Rechtsrucks empfunden.

In der Schlussphase des Wahlkampfs appellierten Habeck und Baerbock sogar an junge Wählerinnen und Wähler, doch lieber für eine Partei zu stimmen, die bereit sei, Verantwortung zu übernehmen, als für eine andere – gemeint war offensichtlich die Linke. Das ging nach hinten los. Heidi Reichinnek dagegen empfahl sich mit ihrer Brandrede im Bundestag und auf Tiktok als Identifikationsfigur für wütende junge Frauen, während Jan van Aken mit freundlicher Ruppigkeit daran erinnerte, wie rebellisch die Grünen in ihrer Anfangszeit auch einmal waren. Er wirkte ein wenig wie Joschka Fischer in jung – oder Robert Habeck in unangepasst und frech.

Linke gesamtdeutsch, Grüne westdeutsch

Die Linke ist seit 2025 eine neue Partei geworden, die Zahl ihrer Mitglieder hat sich mehr als verdoppelt. Sie ist jünger, weiblicher und endlich gesamtdeutsch, während die Grünen eine überwiegend westdeutsche Partei geblieben sind. Der Erfolg stellt die Linke aber auch vor ein Dilemma. Denn einerseits verdankt sie ihn vor allem jungen, progressiven Milieus in den Großstädten. Andererseits möchte sie Leute zurückholen, die sie an das BSW und an die AfD verloren hat. Will sie die Wählerinnen und Wähler halten, die von den Grünen und der SPD zu ihr gewechselt sind, darf sie bei Klimaschutz, Einwanderung und gesellschaftlicher Vielfalt keine Kompromisse machen.

Will sie Leute vom BSW zurückgewinnen, muss sie sich aber auch beim Thema Aufrüstung und Waffenlieferungen treu bleiben. Das wird nicht leicht. Vor allem aber muss die Linke aufpassen, bei Reizthemen wie ihrer Haltung zu Israel nicht wieder in alte Grabenkämpfe zurückzufallen. Denn der Zank in außenpolitischen Fragen hat viele potenzielle Wählerinnen und Wähler schon immer am meisten abgeschreckt.

Was die Linke beruhigen kann: Die Grünen machen auch ohne Annalena Baerbock und Robert Habeck keine großen Anstalten, wieder stärker nach links zu rücken. Zwar will Felix Banaszak sie zur „führenden Partei der linken Mitte“ machen und etwas sozialer aufstellen, wie er sagt. Aber Partei-Rechte wie Cem Özdemir warnen zugleich vor einem „Linksruck“, und zum mutmaßlichen Genozid in Gaza haben die Grünen bis heute keine angemessenen Worte gefunden. Da kann sich die Linke zurücklehnen: Von diesen Grünen droht ihnen keine Gefahr. Kreuzberg und ähnliche ehemalige Grünen-Hochburgen dürften ihnen auch in Zukunft weiter sicher sein.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Themenchef im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Am 19. November 2025 erscheint sein neues Buch "Die neue Lust auf Links" über das Comeback der Linkspartei im Goldmann Verlag.
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90 Kommentare

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  • Wer konsequent auf neokoloniale NATO kompatible Geostrategie setzt, wer es nicht mal schafft die Symbolgeste von Klimageld durchzubringen, wer die wachsende Vermögensungleichheit und Prekarisierung weiter Teile der Bevölkerung als 'ferner liefen' betrachtet, braucht sich doch nicht zu wundern, wenn er als Teil der neoliberal-militaristischen Mitte wahrgenommen wird.



    Diese Wahrnehmung stimmt.



    Die Botschaften des langjährigen Böll-Stiftungs Chefs sind kaum mehr von den Kettensägentiraden eines Lindner, Milei oder Musk zu unterscheiden, und der Grüne Haubitzenbeauftragte, immer noch als 'Parteilinker' titulierte, Hofreiter glänzt seit Jahren durch Schulterschluss mit Frau Flak-Rheinmetall und Oberst Kiesewetter.



    Die 'Diplomatie' des "We are fighting a war against russia", gepaart mit Waffenlieferungen an die israelische Armee im Rahmen der militärischen Spezialoperation in Gaza ist auch nicht zwingend kompatibel zur 'alten' d.h. ehemaligen Grünen Wähler:innenklientel.



    Zugleich ist es nicht unwahrscheinlich, dass die 'Linke' im Falle von 'verantwortlichem' Mitregieren einen ähnlichen Weg beschreiten wird/würde.



    #marktkonforme Demokratie

  • Tja, ist Umweltschutz noch ein Thema, mit dem man Wähler begeistern kann? Oder sind zu viele andere Themen wichtiger?

    Ich stelle mir einfach mal vor, nach der nächsten Bundestagswahl bieten die anderen Parteien den Grünen an, dass sie in Sachen Umweltschutz alles bekommen können, was sie haben wollen, falls sie bei anderen Themen Federn lassen. Ich vermute, hohe Sozialhilfe, Abtreibung, Rechte für LBQST-Leute werden dann wichtiger sein.

  • Das les ich jetzt hier schon seit Jahren. Und meiner Meinung nach ist und bleibt es eine völlig Fehleinschätzung. Die Grünen waren immer ein 5 bis 8% Partei bis zu dem Punkt, an dem sie sich der Mitte geöffnet haben. Als die Leute dann die GroKo satt hatten, haben viele Wähler die Grünen als Alternative gesehen, was dann zu 2021 zu hohen Umfragewerten und am Ende zu 15 % geführt hat. Das Scheitern der GroKo hat dann wieder Stimmen an verscheidene Lager gekostet. Für eine linke, radikal ökolgische, "rebellische" Partei fernab der Realpolitik ist einfach nicht mehr Wählerpotential vorhanden. Und war es auch noch nie.

    • @Deep South:

      Mir erscheint Ihre Zusammenfassung sehr treffend.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob der Artikel jenseits der Parteistrategie nicht allzu optimistisch auf den Zustand der politischen Linken insgesamt blickt - denn wenn man den Kurs der Grünen und den Zustand der SPD berücksichtigt, sind die Umfragewerte der Partei Die Linke immer noch mau. Weder die Grünen, noch Linke oder BSW schaffen es, ein politisches Projekt zu formulieren, dass größere Wählerkreise anspricht. Die linke Mehrheit in Deutschland ist auf absehbare Zeit Geschichte und daran ändert auch ein klug geführter Wahlkampf nichts wesentliches. In Reineckes Artikel über liberale Denkfabriken wurde darauf hingewiesen, dass die Libertären wenigstens eine Zukunftsvision haben. Das gilt auch für andere Rechtspopulisten. Natürlich ist das eine Vision, die frei von Vernunft und Anstand ist - aber offenkundig attraktiver als die Ratlosigkeit in der Linken Hälfte des politischen Spektrums. Wie wir diesem Debakel entkommen, weiß ich auch nicht - aber vermutlich müssen wir uns viel grundsätzlicheren Fragen stellen als der Differenz von Grünen und Linken.

  • Aufgrund des hohen Aufkommens an Kommentaren, haben wir die Kommentarfunktion temporär eingeschränkt. Wir bitten um Ihr Verständnis. Taz Kommune.

  • Völlig falsche Analyse. Wenn die Grünen wieder Wahlen gewinnen wollen, müssen sie in der Mitte bleiben.

    • @Drissejal:

      Da sind sie Propaganda auf den Leim gegangen.Und

      Die besagt, dass die Mitte dort ist, so die CDU ist. Oder vielleicht noch die Mitte zwischen CDU und SPD.

      Das ist aber Blödsinn. CDU und SPD repräsentieren i.w. Die reichsten 30%, bestenfalls die reichsten 50%. Damit liegt die Mitte zwischen denen bei 25%. Das ist nicht die Mitte.

      Erkennbar ist das z.B. daran, dass man die Flugverkehrssteuer billiger macht, das Deutschlandticket für die Bahn aber teurer. Wenn man wirklich etwas für die Mitte der Gesellschaft tun wollte, müsste es umgekehrt sein.

      Da CDU und SPD gerade noch auf da 40% der Stimmen kommen, kann kaum behauptet werden, dort würden Wählen gewonnen. Im Gegenteil. Die nächste Wahl wird von den beiden gross verloren werden - falls sie ihre Politik nicht radikal ändern und endlich eine Politik für die Mitte der Gesellschaft machen.

      • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

        Wo liegt dann Ihrer Meinung nach die Mitte? Zwischen den beiden stärksten politischen Gruppierungen, CDU/CSU und AfD?



        Bitte nicht...

      • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

        Propaganda machen halt immer nur die anderen.

        Und einer auf den Leim gehen tun erst recht nur die anderen, weil der eigene Standpunkt natürlich immer sachlich durchdacht und gut begründet ist.

        Gähn...

        Mir ist übrigens neu, dass die Mitte da wäre, wo die CDU ist.

        Ich kenne offenbar Ihre Mitte-Definition nicht.

        Wahrscheinlich bin ich einer Propaganda auf den Leim gegangen.

  • Die Erwartung an eine Partei, die zumindest im Bundestag, wie keine andere das Motto verfolgt vom Hörsaal direkt in den Bundestag und sich aus den oberen sozialen Schichten zusammensetzt, links ist zu sein ist von mehr als Hoffnung nicht zu tragen.

  • Die Grünen sind oben und damit in der Mitte angekommen. Sie haben die Wähler und Anhänger, die Abitur und Studium haben, die teilweise gut erben und sie reagieren viel besser und effektiver auf Veränderungen als andere soziale Gruppen, so sind sie extrem selten von Arbeitslosigkeit und Jobcenter betroffen, sie haben oft Wohneigentum oder in urbanen Räumen gute Wohnmöglichkeiten gefunden. Sie fahren oft Toyota Hybrid oder E und haben mindestens ein Fahrrad. Mitgefühl für arme Menschen haben sie, aber das wird nie im Zentrum ihrer politischen Arbeit stehen. Die Grünen verlieren deswegen gerade das 'arme' linksliberale Milieu in den Städten. Sie haben das nicht mehr nötig, sich gegen die Polizei bei Brokdorf oder Gorleben zu versammeln. Inzwischen arbeiten Grüne beim Verfassungsschutz und in den Ministerien. Die großen Konfliktlinien unserer Gesellschaft laufen meist an ihnen vorbei. Die Grünen sind eben so aufgestiegen, dass andere Parteien die Problemhaushalte bedienen müssen. Und die Grünen gehen zur Wahl, ihre Milieus verhindern radikale Wahlniederlagen. Deswegen wird die aktuelle Delle die Partei erst in fünf oder zehn Jahren wirklich zurückwerfen....

    • @Andreas_2020:

      Wie früher die FDP: Das Herz links, der Geldbeutel rechts. ;)

    • @Andreas_2020:

      Sie liefern eine gut zusammengefasste Analyse des grünen Wählerpotentials und wie es „tickt“, ohne dabei polemisch zu werden. Ich kann mich anschließen.



      Nur an einem Punkt muss ich widersprechen: wenn Sie vom „armen“ linksliberalen Millieu sprechen, ist das doch genau jenes Millieu, dass Sie vorher als saturiert beschrieben haben. Also, Linksliberale - ich will das Wählerklientel der Grünen mal unter diesem Begriff subsumieren - sind in der Regel Akademiker und materiell gut abgesichert, es sei denn, sie sind noch im Studium.



      Aber es lockt ja die Aussicht auf beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg nach der prekären Situation im Studium. Sollte das nicht gelingen, bleiben ja noch die Linken.😉

  • "Partei-Rechte wie Cem Özdemir" - nich' euer Ernst, oder?

    • @SirEliah:

      Das ist alles eine Frage des eigenen Standpunkts. Ein Geisterfahrer sieht aus seiner Perspektive ganz viele Geisterfahrer.

  • Die Zustimmung des Wählers zu einer Partei hängt zum großen Teil davon ab, welches Etikett an ihr haftet und welchen Nutzen oder Schaden ihre Politik für die Bevölkerung hat. Ersteres ist gewohnheitsmäßig eher in den westlichen Bundesländern Entscheidungskriterium, letzteres eher in den östlichen Bundesländern, wo man mit der längeren Diktaturerfahrung gerne unter Etiketten schaut. Berlin spielt bei dieser Betrachtung eine Sonderrolle. Die Grünen hatten gegenüber der Linken den Nachteil, ihre Politik in Regierungen beweisen zu müssen. Gerade bei ihren Kernthemen Klima und Migration hat die oft zu unromantische Realität ihre Position regelmäßig widerlegt und Korrekturen erforderlich gemacht. Oft waren ihre Wähler selbst von den negativen Folgen betroffen und haben sich abgewendet. Die letzte Regierungsbeteiligung der Linken erfolgte hingegen noch unter einem anderen Namen und liegt so lange zurück, dass die Folgen kaum noch ihr angelastet werden. Ohne Regierungsbeteiligung im Bund muss sie ihre Positionen nicht eine Realität messen lassen.

  • Ich fände es auch fatal, wenn die Grünen ihre Politik nach einer Kompatibilität zur Merz-CDU ausrichten würden. Ich sehe zwar Anzeichen davon, aber da ist auch viel Propaganda dabei. Klimaschutz ist bei den Grünen (hoffentlich!) immer noch zentral. Eine menschenfeindliche Migrationspolitik trage ich nicht mit, eine konsequente Unterstützung der Ukraine hingegen unbedingt. Die Linke überzeugt mich auch nicht restlos. Und irgendwo da muss ich eine Wahlentscheidung treffen.

    • @fhirsch:

      Klimaschutz soll bei den Grünen zentral sein ????

      Das ist seit Habeck nicht mehr der Fall. Für Habeck man die Wirtschaft an 1. Stelle. Dann lange nichts. Und dann ein bisschen Klimaschutz. Und soziale Gerechtigkeit war sch...egal.

    • @fhirsch:

      Mir geht es wie Ihnen. In dieser Bundestagswahl habe ich Die Linke gewählt, aber eigentlich gegen meine innere Überzeugung. Aber ich formuliere es mal so: der Zustand von SPD und Grünen hat mir überhaupt keine andere Wahl gelassen. Millieumäßig und ideologisch sind mir die Linken allerdings fremd, auch wenn ich Ihre sozialpolitische Ausrichtung unterstütze (weil ich in der immer größer werdenden sozialen Schieflage die größte Gefahr für unsere Demokratie sehe).



      Ich hätte übrigens auch gerne bei unseren niederländischen Nachbarn gewählt, weil ich zwischen D66 und GroenLinks/PvdA eine echte Entscheidungsalternative gesehen hätte.



      Vielleicht kommt ja noch die Fusion von Grünen und einer verzwergten SPD zu einem stärkeren Mitte/Links-Block.😉

  • Mich hat hingegen über die Jahre immer wieder erstaunt, wie geduldig die Stammwähler der Grünen sind/waren. Wie lange es dauerte, bis viele schlicht die Nase voll hatten. Schon 1998 bis 2005 wurden vom Kern grüner Identität pi mal Daumen 90 % schlicht entsorgt. Viele werden sich kaum mehr daran erinnern, dass die Grünen mal Teil der Friedens- und Umweltbewegung waren, und dass das Soziale mal Kernkompetenz der Grünen war.



    Und 20 Jahre später: Was ist geblieben von dem, was die Grünen mal ausgemacht hat? Während der Ampel haben sie das Klimaschutzgesetz, zwar auf Druck der FDP, aber eben dennoch schlechter gemacht, als die Version, die unter der Groko verabschiedet wurde. Der Kurs der Partei wird seit Jahren vom rechten Parteiflügel .... ehm ... den "Realos" bestimmt. Tja. Sowas kommt von sowas.

  • Den Drang zur Mittigkeit hat die taz aber auch sehr schön in Gefolgschaft der Grünen und deren Wählern mitgemacht.

  • Und was ist mit uns armen Wählern, die wir zwar Umweltschutz wollen, aber trotzdem keinen ungeregelten Zuzug von Migranten? Die eine Wärmepumpe haben und die mit Atomkraft speisen wollen, *oder* mit Fotovoltaik? Die Gentechnik wollen, nur nicht auf den Feldern? Die Russland nicht über den Weg trauen und den Kapitalisten auch nicht? Die das Stadtbild-Bild ablehnen, weil es zu kurz greift? Die finden, dass "Ja heißt Ja" gelten muss? Für uns gibt es niemanden 😭

  • Der inhaltlichen Analyse stimme ich zu. Am letzten Absatz stört mich aber das nonchalante "da muss sich Die Linke keine Sorge machen," dass die Grünen wieder nach links rücken könnten. Denn das mag den Linken weiter Stimmen sichern, aber es beraubt sie auch eines potentiellen Koalitionspartners. Und damit uns der Chance, jemals eine progressive Regierung zu bekommen.

  • Wo waren und sind die Grünen nochmal erfolgreich? Dort, wo sie besonders weit nach links gerückt sind? Also unter Habeck hat es ganz gut funktioniert (ohne Baerbocks Kanzlerinnenkandiatur wahrscheinlich noch besser), unter Fischer lief's auch. In Baden-Würtemberg stellen sie den Ministerpräsidenten, in Tübingen den Oberbürgermeister einer größeren Stadt. Und WAS haben all diese Politiker gemeinsam? Sie gehören dem Realoflügel an. Kann man bei der SPD genauso beobachten. Die LINKE hat es da einfacher, denn die muss einfach so gut wie nie in Regierungsverantwortung und kann aus der Opposition natürlich fordern was sie will (sieht in Thüringen dann schon wieder ganz anders aus, Ramelow würde ich jetzt auch nicht als "links-außen" bezeichnen).

    p.s.: Die Wahlen werden nicht in Kreuzberg entschieden...

  • Politik müsste sich (eigentlich) ehrlich machen. Zum Beispiel beim Auto und der individuellen Mobilität: Eigentlich ist der PKW eine teure Sackgasse, weil es -Japan und andere Länder beweisen es- nachhaltigere Mobilität geben kann: Schon bei der Herstellung der Fahrzeuge werden unnötig Rohstoffe und fossile Brennstoffe eingesetzt, die die Autobesitzer den Menschen vorenthalten, die sich kein Fahrzeug leisten können und das bei der gerade stattfindenden Deindustrialisierung werden das immer mehr. Mit öffentlichen Mitteln, die kaum noch ausreichen, einen sozial gerechten Staat zu erhalten, werden immer neue Strassen, gebaut, marode Infrastruktur, die kaputt gefahren wurde, ausgebessert und weiter Naturflächen nur zugunsten von Strassen und Parkplätzen geopfert, inzwischen weiss in den Ballungsräumen kaum noch jemand, wo das Blech abgestellt werden kann, der Versuch, mobil zu sein, wird zur Farce. Warum mogeln sich -und das ganz besonders die Grünen- an diesen TATSACHEN vorbei und verweigern sich der Realität? Um gewählt zu werden ? Was für ein krudes Zukunftsprojekt, von der Rentenlüge möchte ich an dieser Stelle lieber nicht sprechen, das ist fast noch schlimmer....

  • Wie "mittig" die Grünen angeblich sind, haben sie in der Ampel unter Beweis gestellt:



    Habeck galt unter den Grünen als "gemäßigt", und seine Politik war den meisten Wechselwählern deutlich zu radikal.

    • @Frauke Z:

      Ja, weil Bild & Co. sie erfolgreich als radikal geframet haben und es geschafft haben, so zu tun, als wolle er... keine Ahnung, was eigentlich? Was war denn so radikal? Die Wärmepumpen, die von der CDU jetzt doch auch weitersubventioniert werden?

    • @Frauke Z:

      Und in einer Koalition mit Grünen und SPD (in Bremen) stellt sich die Linkspartei als die Partei heraus die aktiv wichtige Grünflächen platt machen will ( Bebauung eine wichtigen Kaltluftschneise und Bebauung von per Volksentscheid als Grünfläche festgelegte Flächen )

      Der Linkspartei ist Klima und Grün wumpe. Sie holzt selbst dort, wo es aus Koalitionskonsens nicht notwendig ist.

    • @Frauke Z:

      Sie wie der gemeine Wähler sind offenbar nach rechts gerückt. Nur so schafft man es, Habeck als Radikalen zu sehen.



      Habeck könnte locker als Merkelianer in die CDU eintreten, gar kein Problem.

      • @FtznFrtz:

        Na ja, als Merkelianer würde ich es mir heutzutage gut überlegen, in die CDU einzutreten. Die CDU-Basis scheint aber ein recht opportunistischer Haufen zu sein, ohne Ruckeln und Murren haben sie den Schwenk zu Merz mitgetragen … und sie würden wahrscheinlich auch den Durchmarsch zur AfD mitmachen.



        Bürgerliche Mitte halt.

  • Danke für die wunderbar prägnante Beschreibung des Abstiegs der Grünen zu einer reaktionären Mitte-Rechts Partei.

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

    Christian Ströbele und Petra Kelly werden sich derweil verwundert im Grab umdrehen. Sie hatten einst in der GAL erfolgreich an der Schaffung einer visionären, echten politischen Alternative gearbeitet.

    Wichtig an dieser Stelle: Die Selbstzerstörung der Grünen hat eine Wählergruppe heimatlos gemacht, die sich für eine fortschrittliche Politik beim Klimawandel, Umweltschutz, Verkehr, Landwirtschaft, Demokratie, Menschenrechte und Sicherheit (uvam) einsetzen.

    Diesen WählerInnen kann die Linke sicherlich gute Angebote machen.

    • @hsqmyp:

      Bleibt die Frage, wo das Geld dafür herkommt. Bisher gibt es nur die Standardantwort „von den Reichen“.

      • @YeahYeah:

        Was ist das Problem an der Antwort, außer dass sie nicht umgesetzt wird?

    • @hsqmyp:

      Ich sehe meine Kernaufgabe jetzt nicht bei der Verteidigung der Grünen gegen unsachliche Kritik, aber ich frage mich, wie weit links man stehen muss, um die Grünen als eine "reaktionäre Mitte-Rechts Partei" wahrzunehmen. Das wäre in etwa so, als wenn eine weit rechts stehende Person die AfD als eine konservativ-bürgerliche Partei bezeichnen würde.

  • "Linken-Chef Jan van Aken wirkt ein wenig wie Joschka Fischer in jung oder Robert Habeck in frech"



    Fischer und Habeck waren Politiker mit Angeboten und vor allem Aussagen zu allen Themen, so wie man es von Führungspolitikern erwartet.



    Jan van Aken äußert sich hingegen nur zu Themen die in sein Portfolio passen.



    In der Elefantenrunde nach der diesjährigen Bundestagswahl fragte Habeck van Aken ganz direkt, wie denn seine Position sei zur Bundeswehr.



    Antwort? Keine.



    Die Linke ist letztes Jahr die Betonköpfe des BSW losgeworden und hat sich schlau gewandelt zur Partei 'aus der Bubble, für die Bubble'.



    Damit besetzt Die Linke ein verwaistes Feld. So wie die AfD am rechten Rand hat Die Linke am linken Rand keine Konkurrenz mehr, da die Grünen zweifelsohne gen Mitte gerutscht sind.



    Ob das etwas mit "Selbstaufgabe" zu tun hat weiß ich nicht. Ich denke vielmehr, die Grünen wollen nach Habeck und Baerbock weiterhin das Kanzleramt erobern. Dafür müssen sie aber in die Mitte, Realpolitik betreiben. Heißt, Wechsel des Wählerklientel.



    Das die alten Wähler nun abgesprungen sind bevor neue aus SPD und Union gewonnen werden konnten, ist dem Umbau im laufenden Betrieb geschuldet. Ob es klappt 🤷

    • @Saskia Brehn:

      Antworten

      Zitat @Saskia Brehm: „In der Elefantenrunde nach der diesjährigen Bundestagswahl fragte Habeck van Aken ganz direkt, wie denn seine Position sei zur Bundeswehr. Antwort? Keine.“

      Ein gutes Beispiel für das Rumgeeiere der Linken: Die Antwort von Kelly, Sebastian und Ströbele auf diese Frage war eindeutig und unmißverständlich…

    • @Saskia Brehn:

      "Linken-Chef Jan van Aken wirkt ein wenig wie Joschka Fischer in jung oder Robert Habeck in frech"

      Wirken ist halt auch nur oberflächliches Persil bei van Aken. Mehr Schein als Sein halt. Von Wirkem im Sinne von Wirksamkeit kann bei van Aken nicht die Rede sein.

      Bewirkt hat er noch nichts. Nicht einmal intellektuelle Anstöße sind nennenswerte von van Aken ausgegangen.Das ist bei Frau Reichinnek nicht anders.

      Die Linkspartei konnte vom Scheitern der Ampel und der Opposition gegen eine Migrationspolitik profitieren. Junge Wähler haben danach die Extreme gewählt: AfD und Linkspartei. Eigenständiges war da nicht. Nicht mal in den Stammlanden im Osten konnte man alte Wähler mobilisieren.

    • @Saskia Brehn:

      Im Gegensatz zu Linken und Rechten wollen die Grünen tatsächlich regieren. Da stimme ich zu. Allerdings haben sie während der Ampel eigentlich alle vergrault: Das Umweltklientel, welches sich Lösungen zu Plastik und Müll und einer fairen (nich Demeter!) Biologisierung der Landwirtschaft erhofft hatte, dem wurde nichts gegeben. Dem Wirtschaftsclientel wurde mit planloser "erstmal machen und dann schauen" Politik vor den Kopf gestoßen. Und beim Klimaklientel wurde mit Bau von neuen fossilen Kraftwerken, neuen Kohlgruben und der Unterschlagung des Klimageldes Unmut geschürt.

      Nein, wer die Grünen noch wählt weiss nicht was er tut. Die Grünen stehen in meinen Augen für rein garnichts mehr.



      Sie haben sich in der Umweltpolitik ähnlich verfranzt wie die SPD in der Arbeitnehmerpolitik.

    • @Saskia Brehn:

      Tja Frau Brehn,



      nur ist es überhaupt voll umfänglich krass rein gar nicht wahr, DIE LINKE oder Jan van Aken äussere sich nicht zu Bundeswehr, Wehrpflicht und Verteidigungspolitik.

      Offensichtlich gefällt Ihnen nur nicht, wie sich DIE LINKE und Jan van Aken zur Bundeswehr, Aufrüstung und Kriegspolitik, zu Verteidigung von Demokratie, Rechts- und Sozialstaat äussern.



      Womit Sie einen ältesten Kommunikationstricks anwenden, dessen Ziel es ist, die rationale, sachliche, inhaltliche, historisch redliche Auseinandersetzung nicht führen zu müssen.

      www.die-linke.de/s...ffenen-generation/

      • @Elise Hampel:

        "Es geht um den Zwang zum Dienst an der Waffe" schreibt van Aken in ihrem Link.

        Jan van Aken weiß, dass es einen Zivildienst gibt. Trotzdem behauptet er das Gegenteil. Wer so schreibt ist ein populistischer Faker.

      • @Elise Hampel:

        Vielen Dank für genau diesen Link - er unterstreicht meine These nur noch mehr.



        Die Linke ist dagegen. Sehr schön, das wissen wir alle.



        Wie aber möchte die Partei der realen Bedrohung durch Russland begegnen?



        Und wie dem eventuellen NATO-Ausstieg der USA?



        Realpolitische Lösungsangebote?



        Null. Nur dagegen ohne Gegenvorschlag. Bravo.



        Fabian Kösters Interview hat da einmal mehr die völlige Planlosigkeit der Linken zur Schau gestellt



        youtu.be/-xvV5JNdb...i=NrPEpNlHq14lbsYL

    • @Saskia Brehn:

      Sie unterliegen dem selben Irrtum wie die grünen Parteistrategen:



      Man muss sich nur komplett an das konservative, bürgerliche Milieu anpassen, dann gewinnt man auch Wahlen.



      Unsere Gesellschaft besteht aber nicht nur aus konservativen, wohlhabenden Bürgerlichen.



      Ohne eine Stammwählerschaft, gewinnt man auf Dauer keine Wahlen. Da können die Grünen sich mal bei der SPD erkundigen, die spätestens mit ihrer Performance in der Merzregierung die letzten Reste ihrer Stammwählerschaft vergraut haben.



      Für eine Stammwählerschaft braucht man Profil, gerade wenn man sich außerhalb des konservativen Bürgertums bewegen möchte.



      Und falls die Strategie sein soll, das wohlhabende konservative Bürgertum zu erobern: dort hat sich die Union über Jahrzehnte etabliert. Dort signifikante Zugewinne zu erreichen ist gerade für die Grünen ein sinnloses Unterfangen. Denn Konservative mögen keine Veränderung. Das ist deren Identität!

      • @TeeTS:

        "Sie unterliegen dem selben Irrtum wie die grünen Parteistrategen: Man muss sich nur komplett an das konservative, bürgerliche Milieu anpassen, dann gewinnt man auch Wahlen."

        Diese Denke, das Abstrakte sich Absetzen von der "bürgerlichen Mitte" statt sich mit konkreter Politik zu befassen ist genau das gleiche "Alternative" Gedöns als Gegensatz zu den etablierten Parteien gewählt haben., das die AfD auch betreibt.

      • @TeeTS:

        "Unsere Gesellschaft besteht aber nicht nur aus konservativen, wohlhabenden Bürgerlichen."



        Richtig. Aber mehrheitlich.



        Die Grünen wenden sich doch seit Joschka Fischer schon der Mitte zu - vom Steinewerfer zum Anzugträger - was er im Kleinen vollzogen hat, haben die Grünen im Großen vollzogen.



        Und ich sehe da auch das größte Potenzial, gerade wenn die Union immer weiter rechts blinkt.



        Realo-Grüne a la Baden-Württemberg. Da wird ordentliche Politik gemacht, sachlich ohne ideologische Verblendung. Habeck war da schon ganz gut auf Kurs, es zeigte sich nur während seiner Ampelzeit, dass er dann doch mehr sprachlich als wirtschaftlich begabt war.



        Baerbock war der gleiche Kompetenzausfall.



        Die Grünen müssen nur mal ordentliche Führungskräfte ans Zepter bringen, dann geht's wieder aufwärts.

        • @Saskia Brehn:

          Mit dieser Strategie werden die Grünen genauso scheitern wir die SPD nach Schröder gescheitert ist. Wenn die CDU mal bei der Wahl des Kandidaten und Klo greift, haben die Grünen vielleicht mal eine Chance, so wie die SPD unter Scholz. Aber ansonsten wird es stetig bergab gehen. Die Grünen Stammwähler werden immer mehr merken, dass die Grünen nichts mehr für die machen, so wie die Arbeiter das bei der SPD gemerkt haben.

        • @Saskia Brehn:

          Unsere Gesellschaft besteht mehrheitlich aus konservativen, wohlhabenden Bürgerlichen?



          Leben Sie in Monaco?



          In Deutschland ist die Bevölkerungsmehrheit nicht wohlhabend.



          Wohlhabende sehen das aber nicht, weil sie mit dem "Pöbel" nicht in Berührung kommen. Für sie können sich alle Flugreisen, SUV und Wohneigentum leisten.

    • @Saskia Brehn:

      Noch was:



      Realpolitik ist der Bau von Windkraftanlagen, Wohnungen, ÖPNV, Schulen und Altersheimen.

      Alles andere sind realitätsverweigernde neoliberale Fantasien.

    • @Saskia Brehn:

      „ Heißt, Wechsel des Wählerklientel.“

      So einfach ist das? Für mehr Macht gibt man sämtliche Positionen auf? Verprellt alle WählerInnen, die diese Partei demokratisch legitimiert haben?

      • @hsqmyp:

        Naja, das ist ja hierzulande heutzutage keineswegs unüblich. Merkel hat es uns vorgemacht, die für ihren bis zuletzt erfolgreiche Machterhalt die CDU von ihren Werten befreit hat, Merz hat in dieser Hinsicht von ihr gelernt. Wer erst einmal an den Fleischtöpfen der Macht sitzt, möchte sie nicht mehr missen.

      • @hsqmyp:

        Frau Brehn beschreibt aus der Lebensweise bereits vollumfänglich wirtschaftslibertär internalisierter Ökonomisierung von allem und jedem bis in die feinsten Verästelungen und Tiefen von Existenz und Identität ihre Entfremdung. Dient sie folglich allen anderen und anderem an.



        Ist alles nur noch die Schläue (nicht Klugheit!) der Verkaufsargumente, Verkaufbar- Käuflichkeit. Der Werbe-Marketingstrategien.



        Was sichin der selektiven Wahrnehmung, der Dummheit der Exceltabelle als kurzzeitiger und kurzfristiger Gewinn schönschauen lässt.

        So lassen sich die eskalierenden Gewalt- und Friktionsprozesse natürlich nicht in ihren Ursachen verstehen. Stattdessen macht man irgendwas mit "links" verantwortlich. Obwohl die seit spätestens 30 Jahren nirgends Rezept, Konzept, Regierung - gar von Weltbedeutung sind.

        Daraus gelingt kein grundlegender, kein redlicher, kein analytischer Blick mehr.

        Wer Politik, das Politische, die Vertretung und Durchsetzung von Poltisch-gesellschaftlichen, sozialen und ökonomischen Interessen derart auffasst,



        kann im Zuge solcher (Selbst)Optimierung selbstverständlich auch die Marke Kinderschokolade als gesunde Milchmahlzeit verkaufen.

        • @Elise Hampel:

          Wow, sowas habe ich seit Jahrzehnten nicht mehr gelesen. Offenbar ist Fukuyamas "Ende der Geschichte" und die Erkenntnis der Wandlungsfähigkeit des Kapitalismus als entscheidendem Systemvorteil an ihnen spurlos vorübergegagen. Jedenfalls kommen Sie aus der Nummer genausowenig raus wie Frau Hampel, wenn Ihre These stimmt. Und ich glaube nicht, dass die antikapitalistische Revolution - wenn auch nur im Denken wirklich eine wünschenswerte Option darstellt oder bei Frau Hempel als prinzipiell problematisch gelten muss, wenn es auch tatsächlich so wäre, wie sie behaupten.

          • @Moralapostbote:

            Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem im wesentlichen vollkommen leistungslos zufälligen Ticket für einen Platz auf der Arche des "wandlungsfähigen Kapitalismus"



            Das Glück haben nur wenige.



            Denen diese Willkür meist vollkommen reicht.

            Selbstverständlich ist mir die Prosa Fukuyamas namens "Ende der Geschichte" sowenig entgangen, wie des Ludwig -Zigarre- Erhards "Wohlstand für alle" Ein weiterer Gedichtband.

            Aber was haben die mit seriöser Wirtschaftswissenschaft, Volkswirtschaftslehre, evidenzbasierter ökonomischer und sozialer Analyse zu tun?



            Das sind halt lustige Storyteller. Was für Kirmes, Rummel, Talk-Show. Sozusagen die Schlagersänger der populärboulevardesken Wirtschaftswissenschaft und gesellschaftspolitischen Heimaterzählungen.

            Elise Hampel hat die Wandlungsfähigkeit ihrer zeitgenössisch kapitalistischen Moderne nicht überlebt. Obwohl sie doch zunächst so sehr daran glauben wollte. Wie auch ihr Mann Otto.

          • @Moralapostbote:

            Frau Brehn meine ich natürlich...

  • Ich bin keine Expertin. Meiner Meinung und meinem „Geschmack“ nach driften CDU/SPD in der Bundesregierung immer weiter nach rechts.



    Es muss aber eine Partei geben, die das Loch in der Mitte füllen kann. Und das können nur die Grünen. Das Thema Umweltschutz und Klimawandel darf kein reines linkes Thema bleiben. Es muss in die Mitte der Gesellschaft.



    Abgesehen davon ist es die Aufgabe der Linken, Stimmen vom BSW und AFD zurück zu holen. Meiner Erinnerung nach sind laut Zahlen die StammwählerInnen der Grünen der Partei bis heute weitestgehend treu geblieben. Ich halte es für einen Fehler, die Linke gegen die Grünen auszuspielen, denn viele hoffen auf eine Links/Grüne Koalition in der Zukunft.

    • @TaAl:

      Dass c-Parteien und spd nach und nach immer weiter nach rechts gerückt sind stimmt, aber wenn dann die 'Grünen' das 'Loch in der Mitte' füllen verstärkt das doch insgesamt den Rechtsruck, statt ihn zu bremsen.

    • @TaAl:

      "Es muss aber eine Partei geben, die das Loch in der Mitte füllen kann."

      Warum soll es dort ein Loch geben? Die gern beschworene Mitte, um die viele Parteien buhlen, ist doch ein fiktiver Punkt.

  • Die Grünen haben 12%, die LInke 11%. Wieviel kann man denn gewinnen wenn man nach links rückt? 2% oder 3%? Wieviel verliert man dann rechts an SPD oder CDU? 4% oder 5%? Oder mehr? Die Ausrichtung der Grünen sollte sich doch nach den Erfolgsaussichten, nicht nach Ideologie richten. Ich würde den Grünen eher raten hre Fachkompetenz z.B. in den Bereichen Energie, Wirtschaft, Aussenpolitik, Innenpolitik, Verteidigung usw aufzubauen um Wähler überzeugen zu können. Bisher war diese Kompetenz eher minimal, wie Annalena und Robert gezeigt hatten. Wenn die Grünen weiter nach links gehen dass schätze ich mal verzwergen sie sich weiter.

    • @Gerald Müller:

      Ihre Argumentation zeigt schön, dass dieses ganze Links\Rechts Denken inzwischen nur noch in die Irre führt.



      Stattdessen sollte man daran denken, für den man Politik machen will.



      Die CDU macht Politik für die reichsten 30% maximal 50%. Gewählt wird sie von 25%. Die SPD macht Politik zum einen für die gleiche Klientel wie die CDU, zum anderen manchmal für die Mindestlohnempfänger, manchmal für die Arbeitsl osen. Gewählt von 15%



      Die AfD wird gewählt von vielen der ärmsten 50%. Insgesamt von da 25%. Die Linken vermutlich vor allem von den Ärmsten 30%, aber nur von 10%.



      Die Grünen von Teilen der reichsten 50% , da 10%.

      Bei den Reichsten 50% ist es verdankt eng, selbst jetzt, wo die FDP weg ist. Wähler zu holen sind vor allem bei den ärmsten 50%. Alleine die AfD wächst dort unaufhörlich.

    • @Gerald Müller:

      Du beschreibst - ungewollt - das zentrale Problem (mMn.) der Grünen: Die sollen sich NICHT danach ausrichten, was möglicherweise, vielleicht, gegebenenfalls, eventuell bei den Wähler:innen ankommt, sondern sie sollen Positionen haben, für die sie stehen und kämpfen und nicht irgendwelche, die sich wie ein Fähnchen im Wind drehen, weil jemand aufjault.

      Es ist doch genau diese vorgebliche Rhetorik des Umwelt- und Klimabewusstseins mit sozialem Anstrich, dass dann, wenn man "Verantwortung" übernehmen will, der "Realpolitik" zum Fraß vorgeworfen wird. Verantwortung übernehmen heißt bei den Grünen eben eher "einen Posten haben", um dann die gleiche Politik zu machen bzw. mitzutragen, wie die SPD und Union, indem man die eigenen Positionen derart verwässert, dass man bloß nicht aneckt oder den Posten riskiert, weil die Koalition platzen könnte.

      Ja, die Grünen wurden in der Vergangenheit meistens abgestraft, wenn sie zu links waren. Trotzdem hat diese Partei vor allem kein erkennbares verlässliches Profil und das haben vor allem auch die jungen Wähler:innen während der letzten Jahre gemerkt.

    • @Gerald Müller:

      Es geht wohl eher um Milieus und Wählergruppen, die den Grünen so langsam abhanden kommen. Die Grünen haben aber Wähler, die meist Abi und Uni abgeschlossen haben und deswegen wird das nicht wie bei der SPD ablaufen, die Partei wird so stark nicht absacken, aber in fünf oder zehn Jahren könnte die Linke Grüne und SPD aufgemischt haben.

    • @Gerald Müller:

      Die Ausrichtung der Grünen (und jeder anderen Partei) sollte sich meines Erachtens nach Überzeugungen, nicht nach Erfolgsaussichten richten. Alles andere wirkt opportunistisch und unglaubwürdig.



      Wer eine Position aufgibt, weil er damit keinen Erfolg hat, der hat sie nie aufrichtig vertreten und wird auch mit der neuen Position niemanden überzeugen.

      • @XxmadrugalxX:

        Ich glaube schon, dass die SPD vor langer Zeit die Interessesn der Arbeiter aufrichtig vertreten hat.

        Aber nachdem die seit Schröder versucht, auch die Interessen der Wirtschaft richtig zu vertreten, überzeugt sie kaum noch jemanden.



        Ihr sterben die Wähler weg.

  • Die Grünen waren bei uns in der "westdeutschen Provinz" schon immer von besserverdienenden Akademikern* getragenes Projekt. Die Erfolge wurden dort auch mit Sachthemen, nicht unbedingt mit Personen oder Krawall erzielt.

    *) verbeamtete Lehrer, Ärzte, etc.

    • @Axel Schäfer:

      Deswegen auch im Osten keine Chance und dazu noch die ewige Besserwisserei. Dann lieber doch offen (!) meinetwegen auch Biowein, als Leitungswasser. Kenne einige grünistische Leutchen, die Multikulti über alles stellen, allerdings in einem der teuersten Villenviertel von Dresden wohnen und ihre Kinder in einer katholischen Privatschule haben, ähnlich wie der Robert. Der Joschka lebt ja mittlerweile auch im hoch-kapitalistischen Grunewald. Und über Annalena muss man ja auch nicht mehr reden. Keine nachahmenswerten Vorbilder.

  • Die Stimme aus der Echokammer: Ausgerechnet Kreuzberg als Referenz für den Rest der Republik! Man muss wohl Berlin nie wirklich verlassen haben, um auf solche Ideen zu kommen. Dass das aber bundesweit bestenfalls ein Nullsummenspiel ist, zeigt nun wirklich jede Umfrage. Cem Özedemir, so er denn überhaupt eine Chance haben will, tut jedenfalls gut daran, solche Vorschläge komplett zu ignorieren. In BW hält man es eher mit der Warnung von Boris Palmer bei Berlin-Besuchen ("Vorsicht! Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands"). Mit wirtschaftspolitischen Ideen direkt aus SED-Zeiten stößt man dort eher auf Skepsis. Wieviel Realitätssinn in diesen ganzen Vorschlägen stecken, offenbart allein schon die Vorstellung, ausgerechnet mit dem von Bax skizzierten Programmatik Wähler von AfD/BSW zurückholen zu können. Mit der Bereitschaft, die Ukraine Putin auszuliefern, mag das ja noch gelingen (AfD/BSW sagen's halt nur etwas deutlicher), aber auf den Themenfeldern Migration und Identitätspolitik zeigen ebenfalls alle Umfragen, dass deren Wähler deutlich anders ticken und genau das nicht wollen.

    • @Schalamow:

      Das Problem der Grünen in BW ist, dass sie von der CDU immer weniger zu unterscheiden sind. Schon beim letzten Mal haben viele nur noch grün gewählt, weil Kretschmann beliebt und die CDU Kandidatin eine Katastrophe war.

    • @Schalamow:

      Ich sag mal so: Es kommt auch in Bawü der Tag, an dem die Ansprüche an der Realität gemessen werden. Und das könnte richtig, richtig bitter werden, für den rechten Parteiflügel der Grünen. Lt. aktuellen Umfragen stehen die Grünen dort bei 17 - 20%, und werden wohl drittstärkste Kraft werden. Bei Verlusten von 12 - 15 %. Das wird wohl für eine Regierungsbeteiligung als Juniorpartner der CDU reichen, aber das wars dann auch.



      Der daraus zu ziehende Schluss ist eigentlich klar: Die konservativen Wählerschichten, die die Wandlung der Grünen zu einer FDP mit Flaschenpfand erschließen sollte, wurden nicht fest gebunden. Das waren Wechselwähler, die offensichtlich gerade dabei sind, wieder abzuwandern. Das nenn ich mal "in die Hose gegangen". Aber sowas von!

      • @Kaboom:

        "Und das könnte richtig, richtig bitter werden, für den rechten Parteiflügel der Grünen."

        Es steht eben nicht der "rechte Flügel der Grünen" zur Wahl, sondern "die Grünen". Und da hört man auf dem Land schon: "Der isch jo schon en Kerle, abr bei de Greane muschd halt en Haufe Grasdaggl mitwähle..."



        Und zwar aus Kreisen, die in Sachen Anti-AKW oder Umweltschutz durchaus "grünennah" waren oder sind, aber sonst eher den "christlichen Schöpfungsbewahrern" oder "Fortschritts- und Wissenschaftsskeptikern" (neudeutsch: Querdenkern) nahestehen. Die haben eher "Kretschmann" gewählt als "grün", und letztere haben sich während der Pandemie zu einem nennenswerten Teil sowieso abgewandt...

      • @Kaboom:

        Der Wechselwähler ist ein scheues Reh. Er flieht, wenn ihn etwas erschreckt, und ganz offensichtlich hat ihn die Performance der Grünen in den letzten Jahren erschreckt. Aber für eine Demokratie ist er essentiell.



        Wenn es nach Bax geht, wären die Grünen nur noch eine Variante der Linkspartei, vielleicht mit etwas Öko nebenher. Wozu es dann noch zwei Parteien braucht, die dasselbe fordern, bleibt sein Geheimnis. Aktuell steht die Linkspartei in BW bei etwa 7%. Soviel zur Attraktivität ihres politischen Angebots.

  • "In der Schlussphase des Wahlkampfs appellierten Habeck und Baerbock sogar an junge Wählerinnen und Wähler, doch lieber für eine Partei zu stimmen, die bereit sei, Verantwortung zu übernehmen, als für eine andere – gemeint war offensichtlich die Linke."

    "Verantwortung" ist doch nur ein Synonym für die Nähe zu Konzernen und zum Militär. Die maskuline Außenpolitik von Baerbock und die Anbiederung an "die Wirtschaft" des ökonomisch völlig frei drehenden Habeck (Motto: "Insolvenz gibt es nicht.") wurde allerdings durch top sitzende Anzüge und Frisuren überkompensiert.

    Das fehlt bei ihren Nachfolger:innen auch noch, aber die neobürgerliche Muffpolitik ist geblieben. Nichts von Frische, nichts von Kritikfähigkeit, nicht von Moral oder Charakter.

    "Linken-Chef Jan van Aken wirkt ein wenig wie Joschka Fischer in jung oder Robert Habeck in frech."

    Schlechtes Omen. Die Vorbilder sollten sich die Linken gewiss nicht bei diesen beiden suchen.

  • Wären die Grünen dagegen linker, würden sie von anderen für ihre Linkheit kritisiert.

    Das eigentliche Problem ist doch, dass die Partei aus sehr weit auseinander liegenden Flügeln besteht und das immer wieder zu Zerreißrisiken führt.

    Und seit wann ist "Migration" ein grünes Kernthema?

    • @DiMa:

      Also mal mindestens die ganze Ampel über hat bei dem Thema kaum eine Partei so viel zur Entsachlichung und Emotionalisierung des Themas beigetragen wie die Grünen. Daher, ja, ist kein Kompetenzbereich aber "symbolpolitisch" natürlich stets willkommen, um die anderen von dem Grünen Bessermenschentum zu überzeugen.

  • Für mich ist schwer nachvollziehbar, dass insbesondere junge Frauen die Linke wählen. Ich kann auch nicht verstehen, dass Leute wie Frau Reichinnek oder Herr von Aken so eine Zugkraft entwickeln können. Ich habe mal versucht, beiden wirklich zuzuhören und fand es einfach nur unerträglich.

    Aber gut, die Linke ist für mich ohnehin keine wählbare Partei und offenbar finden diese Leute für viele den richtigen Ton. Solange die Linke den Grünen die Stimmen wegnehmen ist ja auch nicht viel passiert. Aber dennoch möchte ich den Appell an die Linken-Wähler richten, dass sie schon auch genau hinhören, was ihre neuen Ikonen von sich geben. Da ist definitiv viel schwieriges Zeug dabei.

    • @Katharina Reichenhall:

      "Für mich ist schwer nachvollziehbar, dass insbesondere junge Frauen die Linke wählen."

      Warum? Ist es so schwer verständlich, dass junge Frauen für die Selbstbestimmung über ihren Körper sind? Die Linke tritt da mit am konsequentesten auf. Auch bei Themen wie Löhne, Betreuung u.ä. ist sie konsequenter und, weil noch nicht in der Regierung in faulen Kompromissen erstickt, glaubwürdiger.

    • @Katharina Reichenhall:

      Wie schwer muss es dann erst für viele sein nachzuvollziehen, dass ca. ein Drittel der jungen Wähler der afd weiblich waren.

      Und an sich, welcher Partei kann man den Zuhören? Grüne und SPD über 15 Euro mindestenlohn (eh mindestenlohn Richtlinie), haben sie geopfert um ein Wahlkampfthema zu behaben. Die 10 Milliarden für Intel direkt als sicher markiert. Die Aussage wir haben alle entlastet(SPD Grüne ) wohl wissend das durch zusätzliche Belastungen die unter dem Durchschnitt verdienenden weniger hatten.

      Es reicht vllt das Gesicht zu mögen, dem Worte von vielen sollte man nicht glauben. Sorry Frust einen über 20 Jahre langen grünen und SPD Wähler.

    • @Katharina Reichenhall:

      Beschluss von gestern: Strom wird günstiger für die größten Stromfresser, Fliegen wird billiger, mehr Gaskraftwerke werden gebaut.

      Ich denke DA ist viel schwieriges Zeug dabei.

      Ich teile Ihre Meinung, dass die Wählerwanderung zwischen Grün und Links nicht sonderlich viel berwirkt, wenn man sich anschaut, was da auf der anderen Seite gerade so passiert.

      Wissen Sie Frau Reichenhall, ich habe als Teil einer jungen Familie wirklich Angst davor was hier in unserem Land passiert, wenn unsere Bevölkerung zum überwiegenden Teil aus RentnerInnen besteht, die von wenig Geld leben, steigende Wohn- und Lebensmittelkosten erleben, deren politische Partizipation in Whatsapp-Gruppen stattfindet, die das Schließen der örtlichen Sparkassenfilliale als den letzten Sargnagel der Demokratie betrachten und jedes Verbot als einen Rückfall in die DDR.

      Die heute stabilen Ü75-jährigen werden weniger werden.

      Die LINKE hat wenigstens eine Vision für die Zukunft. Die Grünen haben viel Know-how beim Klimaschutz und Erfahrungen aus Wahlkämpfen als "Verbots-Partei".

      Wo auch Ihr Fokus sein mag, es geht uns doch hier darum reaktionäre, klimaschädliche und neoliberale Politik von heute zu verhindern. Oder?

  • Was gerne vergessen wird, der grüne Weg in die Mitte begann schon mit Joschka Fischer, der in Milosevic den neuen Hitler entdeckte (taz.de/!1293405/) und damit den grünen Antimilitarismus endgültig beerdigte. Kurz vorher hatten die "Realos" die Ökosozialisten aus der Partei weggebissen. Übrig blieben diejenigen, die in der Politik Karriere machen wollten. Seitdem zeichnet die Grünen nur noch der unbedingt Wille zum "Mitregieren" aus. Das rechtfertigt alle sogenannten Kompromisse. Und wenn man dann als Parteispitze mit bitterer Leichenbittermiene von "Bauchschmerzen" spricht, dann folgt die heutige grüne Basis diesen Politik weitestgehend brav.



    Als Löwe gestartet, als Bettvorleger geendet und dabei noch schnell seinen endgültigen Frieden mit dem umweltzerstörenden Kapitalismus gemacht. Es handelt sich halt doch nur um eine grün angemalte FDP.

    • @Favier:

      Einfach ein Kommentar, der den Nagel auf den Kopf trifft. Bester Kommentar seit langem zu diesem Thema. Chapeau!

    • @Favier:

      Naja, der wirtschaftskooperative Kurs hat sie für viele deutlich wählbarer gemacht, und nicht jede Berücksichtigung von Wirtschaftsstrukturen ist gleich wirtschaftsliberal/libertär oder FDP.

  • Das ist wohl eine Frage des eigenen Standpunktes. Mir sind die Grünen viel zu links geworden. Das Lieferkettengesetz hat gezeigt das sie nichts von Wirtschaft verstehen.

    • @Timelot:

      Das Lieferkettengesetz hat der CSU-Bundesentwicklungsminister Gerd Müller 2021 durchgesetzt



      .



      www.deutschlandfun...prung-zur-100.html



      .



      》Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat das Lieferkettengesetz im Dlf gegen Kritik verteidigt. Kein Unternehmen könne es sich mehr leisten, bei Menschenrechtsverletzungen nicht einzuschreiten. Deutsche Firmen könnten Made in Germany so auch zur Marke der globalen Verantwortung mache《



      .



      Habeck hingegen war im Oktober 24 für 》„Kettensäge anwerfen und das ganze Ding wegbolzen“《



      .



      www.fr.de/wirtscha...lzen-93336067.html

  • Das erinnert, nur spiegelverkehrt, an die Situation der CDU. Die ist unter Merkel nach links gerrückt und hat rechts die AfD stark gemacht. Das versucht sie zu korrigieren, indem sie wieder nach rechts rückt. In der taz hält man das für falsch, die Leute wählen lieber das Original, heißt es. Warum soll diese Logik nicht auch für die Grünen gelten? Warum sollen linke Grüne Erfolg haben, wenn es ein linkes Original gibt?

    • @Jochen Laun:

      Die AfD wurde entgegen rechter Agitprop keineswegs gegründet, weil die CDU unter Merkel nach links gerückt ist, sondern weil Merkel den alten Trick der CDU entsorgt hat, dass ein CDU-Parteibuch aus einem Rechten einen Konservativen macht. Exemplarisch kann man das wunderbar an der Personalie Martin Hohmann festmachen.



      Die ABGRENZUNG der CDU nach rechts unter Merkel war also die Ursache für die Gründung der AfD.

  • Um links zu sein braucht es also im Milieu von Herrn Bax eine klare Haltung zum angeblichen Genozid in Gaza? Genau dieser Unsinn hält uns von breiten Mehrheiten ab wäre eher mein Gedanke. Wer sich mal die Umfragen besonders auch hier im Osten ansieht ist ja erstaunt. Es gibt absolute Mehrheiten für mehr Umverteilung und mehr Gleichheit und trotzdem werden die Konservativen und Rechten gewählt. Eigentlich wäre das unsere Spielwiese könnten wir uns nur diesen ganzen wirren Ideologiekram verkneifen.

    • @Šarru-kīnu:

      Sehe ich genauso. Genau dieser unsinnige außenpolitische Fokus und so völlig sinnlose Parolen verhindern, dass mehr Menschen die Linke ernstnehmen

    • @Šarru-kīnu:

      Tatsächlich ist Deutschland, wie die meisten Länder auf der Welt, dazu verpflichtet, hat man doch die Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes unterzeichnet. Links sein steht für einen universellen Humanismus und keinen selektiven, für den es aktuell ein gutes Beispiel durch den Sprecher für Antisemitismusbekämpfung der CDU-Fraktion Timur Husein gibt.

  • Wenn ich mir einige Aussagen von Brantner vor Augen führe oder die Zustimmung der Grünen in BW zur Überwachungssoftware „Palantier“ betrachte, kommen schon große Zweifel daran auf, dass die Grünen noch in der Mitte oder links davon stehen. In meinen Augen beschreiten die Grünen gerade einen Irrweg und dies mit zunehmender Geschwindigkeit.

    • @Flix:

      Die Grünen rücken seit mindestens 30 Jahren ohne Unterlass nach rechts. Irgendwann ist da selbstverständlich der Punkt erreicht, wo sie sich zumindest auch rechts der Mitte befinden.