piwik no script img

Zukunft des PazifismusDie deutsche Friedensliebe

War das pazifistische Selbstbild der Deutschen nur eine nostalgische Kulisse? Pazifisten überzeugen kaum noch. Ein neuer Antimilitarismus ist gefragt.

Zeitenwende: Bundeskanzler Scholz im August vor einem Flugabwehrkanonenpanzer Gepard der Bundeswehr Foto: Marcus Brandt/dpa

N och bevor Harald Welzer in diesem Jahr seine Karriere als besonders unbeliebter Talkshowgast begann, gab er der taz Anfang März zu Russlands Überfall auf die Ukraine ein kleines Interview. Er staune darüber, wie die Militarisierung „der Sprache und womöglich auch der Mentalitäten“ binnen einer Woche funktioniere, sagte der Soziologe. „Im Grunde ist all das, was passiert, das Gegenteil von dem, wofür unsereiner mal vor 30 oder 40 Jahren angetreten ist.“

Es ist seither nicht leichter geworden, angesichts der Grausamkeit des Krieges, den Putin gegen die UkrainerInnen führt, das antimilitaristische Erbe Deutschlands öffentlich zu verteidigen. Welzer ist es auch im Verbund mit vielen sonst für klug gehaltenen Intellektuellen nicht gelungen. Sie überzeugten einfach niemanden, und wenn doch, dann vor allem diejenigen, die sowieso glauben, hinter allem stecke die CIA.

Kaum ein Zucken irgendwo

Dieser Misserfolg ist erst einmal verwunderlich. Schließlich kommt die Vokabel „Zeitenwende“ vor allem deshalb so geschichtsträchtig daher, weil Deutschland sich selbst eigentlich ziemlich kriegsunwillig und kriegsuntauglich findet und von aller Welt auch so gesehen wird. Um da eine neue Militärpolitik einzuläuten, braucht es dann große Worte, so groß wie die herumzureißenden Ruder in einer ganz unkriegerisch denkenden Gesellschaft, so groß wie die Summen, die ab sofort in die Bundeswehr gepumpt werden.

Dabei gibt es ja gar keine Gegenwehr. Kaum ein Zucken irgendwo. Auch die Linkspartei spaltet sich sauber auf in „weitgehend ratlos“ und „Putin-treu vernagelt“. Mein Verdacht bestätigt Harald Welzers oben zitierte Wut: Da lagerten gar keine antimilitaristischen Kulturvorräte mehr in den politischen Kellern und Speichern.

Ein neuer Antimilitarismus wächst

Das pazifistische Bild Deutschlands war womöglich nur eine nostalgische Kulisse, und wir haben es bisher einfach nicht bemerkt. Vielleicht ist die deutsche Friedensliebe schon lange nur ein Unwille gewesen, sich mit Kriegen anderswo zu befassen. Und wenn der Krieg aber in die Nachbarschaft kommt, dann rüstet man halt auf – schon gut, schon gut, wir machen ja schon, haben nur noch ein Weilchen am Exportüberschuss gearbeitet.

Ziemlich sicher bin ich aber, dass irgendwo auf den Trümmern einer Friedensbewegung, deren Analysekraft sich darin erschöpfte, dass stets die USA schuld waren, bereits ein neuer Antimilitarismus nachwächst, einer, der in Widersprüchen denken kann. Er müsste davon ausgehen, dass Demokratien in einer Welt voller Tyrannen wahrscheinlich wehrhaft sein, aber ihre Wehrhaftigkeit gut kontrollieren sollten.

Militärskeptiker hätten viel zu tun

Solidarität mit überfallenen Ländern in Europa wäre erstens selbstverständlich und diente zweitens der Verteidigung eigener Werte. Das besinnungslose Ausschütten von Geld für Waffen, die bestellt werden, weil sie halt am Markt sind, würde jedoch harsch kritisiert. Eine neue militärskeptische Bewegung würde Whistleblower im Rüstungsbeschaffungsamt auftreiben, die erklären, warum Milliarden in Panzer gesteckt werden, die nach ein paar Stunden den Geist aufgeben.

Sie würde die Verbindungen der Rüstungslobby bis an den hintersten Stehtisch beim Reservistenempfang nachzeichnen. Sie würde die Bundeswehr mit ihrer betulichen Selbstbezogenheit gut kennen, rechtsradikale Nester aufspüren. Sie würde verlangen, dass Generäle über Rolle und Selbstverständnis der Truppe öffentlich diskutieren müssen.

Militärpolitik müsste sich ständig rechtfertigen. Kein Kanzler käme mehr auf die Idee, der unmotiviertesten Person im ganzen Kabinett das Verteidigungsressort zuzuschieben.

Wäre alles natürlich anstrengend. Aber ziemlich nötig.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
Mehr zum Thema

89 Kommentare

 / 
  • Hier mal eine ukrainische Perspektive auf Pazifismus (und Friedenspreisträger):

    》„Die Lage für Pazifisten in der Ukraine ist gefährlich“

    Den Dienst an der Waffe verweigern – obwohl das eigene Land brutal angegriffen wurde? Der Pazifist Ruslan Kotsaba saß deswegen in seinem Heimatland Ukraine schon in Haft. Ein Gespräch《

    www.freitag.de/aut...ne-ist-gefaehrlich

  • der Weg in eine friedliche(re) Welt sieht so aus:



    Verteidigung findet niemals ausserhalb der eigenen Landesgrenzen bzw. ausserhalb des Nato-Bündnisgebietes statt. Streng neutrales Verhalten, keine Einmischungen, keine Garantien, keine Unterstützungen ausserhalb dieser Grenzen, ausgenommen Blauhelmeinsätze.

    • @Luxusverschmäher:

      "der Weg in eine friedliche(re) Welt sieht so aus:

      Verteidigung findet niemals ausserhalb der eigenen Landesgrenzen ... statt. Streng neutrales Verhalten, keine Einmischungen, keine Garantien, keine Unterstützungen..."

      Sieht man ja an der Schweiz, die das seit Langem praktiziert. In der Tat, ein friedliches Land, das soweit ich weiß in keinen Krieg direkt verwickelt ist.



      Inwieweit allerdings die Verweigerung von Hilfe für ein überfallenes Land (Ukraine und Munitionslieferung seien als Stichworte genannt) zu einer friedlichen WELT beiträgt, müsste man mir erklären...

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Die Bedeutung der sozusagen intrinsischen Logik der Diktatur in Russland kommt mir bei der Debatte, wie es zu einem "akzeptablen" Ende des Krieges kommen könnte, zu kurz.

  • Friday for Future und Millionen Anhänger*nnen, Kampagne "Letzte Generation" Anti-Militarismus abzusprechen, zu ignorieren, stattdessen von notwendig neuem Anti-Militarismus in Deutschland zu schreiben, finde ich unfair, wenn dann dieser neue Anti-Militarismus mit Ulrike Winkelmanns Worten als einer gefordert wird, der sich in Wettbewerb mit Militaristen*nnen u. a. zu begeben hat, Verdienste erwerben soll für effizientere Waffensystem Beschaffiungspolitik Bundeswehr Beschaffungsamtes, Korruptionsabbau, bei Personalwahl von Bundesverteidigungsministern*nnen für bessere Entscheidungen zu sorgen als die 2021 für die Ampel-Koalition getroffene, nämlich Christine Lambrecht SPD, ist das eine notwendige Debatte. Anti-Militarismus geht anders, s. Friday for Future, offene Briefe an Bundeskanzler Olaf Scholz SPD und deren über 2 Millionen Unterzeichner*nnen. Anti-Militarismus analysiert politisch Entscheidungen in Gegenwart, Vergangenheit, ob z. b. chaotischer Nato Afghanistanabzug August 2021 der sich zuspitzenden Gefahrenlage zwischen Russland. Ukraine geschuldet war? Warum bis zu Russischen Angriffskrieg gegen Ukraine 24.2.2021, Kiew nicht dringende Noten an UN-Sicherheitsrat, öffentlich legitime Appelle an Garantenmächte United Kingdom, USA Budapester Abkommens zwischen Russland -Ukraine 1994 richtete, zur Abwehr drohend russischen Angriffs im Vorfeld Manöver mit brit., US Truppen in Ukraine anzuberaumen, solange bis russische Truppen rings um Ukraine abziehen, sondern US Präsident Joe Bidens hörbar dringliche Warnung, zuletzt Mitte Februar 2022, Moskaus Angriff stehe kurz bevor, zu verwerfen, um dann kurz nach russischem Angriff imstande zu sein, landesweit Wehrpflichtige in großer Zahl effektiv rekrutieren zu können, aus Zügen gen Westen zu holen, wirft mehr Fragen auf, denn Fragen zu beantworten, wurde militärische Schwäche der Ukraine im Westen vorgetäuscht, für sich Momentum medialen "Überraschtseins" zu sichern als die Ukraine russischer Invasion standhielt?

    • @Joachim Petrick:

      Wer politischen Pazifismus in Deutschland als nostalgische Kulisse herabwürdigt, gar für tot erklärt, gleichzeitig Mehrheit in Deutschland bescheinigt, kriegsunwillig zu sein, statt politischen Pazifismus zu ermutigen, zumindest zu erwähnen, was will der denn noch mehr an Anti-Militarismus, Pazifismus, wie den UN Generalsekretäts Antonio Guerres, das Weizenlieferungsabkommen zwischen Russland, Ukraine zustande zu bringen, Gefangenenaustausch zu organisieren? Ist bei dem nicht eher zu befürchten, in verstörendem Zustand auf einem anderen Dampfer als dem des Anti-Militarismus zu unbekanntem Ziel unterwegs zu sein, ohne es kenntlich machen zu wollen?

  • Wer Frieden will, muß mit der Rüstungs-, Energie- und Rohstoff-Industrie Krieg führen !

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Matthias Schürle:

      Kein Krieg. Verteidigen. Gewaltfrei. Käufer:innenstreik.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        "'Wer Frieden will, muß mit der Rüstungs-, Energie- und Rohstoff-Industrie Krieg führen!'



        Kein Krieg. (...)Käufer:innenstreik"



        Wenn also die Ukraine im aktuellen Bild sich keine Waffen zur Verteidigung besorgte, wäre also Frieden.



        Friedhofsruhe quasi.

        Ich weiß ja nicht so ganz... irgendwie scheint mir das im Gesamtbild lückenhaft.

  • 》In der Ampelkoalition wird darüber diskutiert, ob Deutschland der Ukraine - wie von der ukrainischen Regierung gefordert - zusätzlich zu den bisher gelieferten Flugabwehrpanzern auch moderne Kampfpanzer liefern soll. 38 Prozent der Bundesbürger sprechen sich für die Lieferung solcher Kampfpanzer aus, 53 Prozent lehnen das ab. Mehrheitlich für eine Lieferung von Kampfpanzern sind nur die Anhänger der Grünen mit 59 Prozent《 (ntv)

    Da muss es ganz schön gegärt haben, in dieser Partei, die noch mit "keine Waffen in Kriegsgebiete" im Wahlprogramm gewählt worden ist.

    Wan muss auch nicht weit suchen, was so an dieser Partei gefressen hat: seit 1945 den ersten Angriffskrieg von deutschem Boden, noch dazu völkerrechtswidrig is.gd/r47AhL , hatte maßgeblich Joschka Fischer, hatten die Grünen mit zu verantworten.

    》Auf die Frage, ob sie in diesem Jahr die Frau (also die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock) wählen werde, sagte Schwarzer: «Ich habe noch nie eine Frau gewählt, nur weil sie eine Frau ist. Aber stattSchröderund Fischer hätte ich damals auch einem Kaninchen meine Stimme gegeben. Zum Glück stand eine intelligente Frau zur Wahl.»《 (zeit.de)

    Ihr problematisches Verhältnis zu Autoritarismus, das sich sich seinerzeit u.a. in der Unterwerfung unter Fischer zeigte, haben die Grünen nie reflektiert - Habecks Vorwurf "Vulgärpazifismus" wundert da kaum - intellektuell, moralisch und ethisch eine Bankrotterklärung des Vizekanzlers.

    O. Schily hat kürzlich den Bellizismus der Grünen kritisiert - die Hirnlosigkeit der aktuellen Diskussionen über fast nur noch Panzerhaubitzen und anderes Kriegsgerät wird vielleicht deutlich, wenn wan sich klar macht, dass es niewanden auch nur im Ansatz mehr zu interessieren scheint, was Christian Ströbele meinte, als er noch im Mai 22 "betonte, „bei dem Vorgehen, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern“, handele „es sich um erprobte, international seit Jahrzehnten anerkannte und auch gute Grundsätze der Friedenspolitik“

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @ke1ner:

      "Aber stattSchröderund Fischer hätte ich [Schwarzer] damals auch einem Kaninchen meine Stimme gegeben. Zum Glück stand eine intelligente Frau zur Wahl.»《 (zeit.de)"



      Alice im Wunderland. Statt für das Kaninchen hat sie sich für die Herzkönigin entschieden. Statt einer interlligenten Frau hätte sie ja eine kluge Person wählen können.



      Und haben die Grünen wirklich noch 59 Anhänger?

      • @95820 (Profil gelöscht):

        anschließe mich & “Fragen - die nur einer hören will - der stören will.“

  • Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Länder (gilt für alle, aber betroffen sind vor allem die reichen westlichen) aufhören würden, auf Kosten der ärmeren Länder zu leben, diese auszubeuten, zu erpressen, ihre Wirtschaft für Ausbeutung zu öffnen. Wenn dagegen aktiv angestrebt würde, gleiche wirtschaftliche Stärke zu haben, also für uns: ein Außenhandelsdefizit anstreben, ... dann wäre dies schon ein ganz wesentlicher Schritt zum Frieden.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    @JULIANM: Ho Ho Ho. Habe ich das richtig verstanden? Wehrdienst leisten, damit Sie sich nicht von den Coca-Cola-Imperialisten verteidigen lassen müssen? Von den Bürger:innen des Landes, das sie „God`s Own Country“ nennen, das sich auf Eroberung, Mord an der indigenen Bevölkerung, Sklaverei und Landnahme gründet? Ein Land im ewigen „Go West Young Man!“, in dem sogar ein ehemaliger „PoC“ (President of Colour) von Exceptionalismus schwärmt, in dem sich bewaffnen kann, wer will?



    de.wikipedia.org/w...r_Exzeptionalismus



    „dass wir einen europäischen Landkrieg ernten werden, wenn wir die Ukraine weiter der Sorge der USA überlassen.“ Wahrscheinlich sind Sie zu jung, als dass man Ihnen noch zuruft: „Geh doch nach drüben!“.



    [/Ironie? Satire? Sarkasmus?] [/Ratlosigkeit!]

    • @95820 (Profil gelöscht):

      anschließe mich - zum Haare raufen! Indeed •

  • Echte Zeitenwende hin zu einer friedlichen Gesellschaft. Mein Vorschlag: Zivile Verteidigung ins Grundgesetz!



    Genauso wie militärische Verteidigung vorbereitet und geübt wird, sollte auch die Vorbereitung und das üben von ziviler Verteidigung vom Staat organisiert werden. Mehr und eine Petition dazu unter muth-ah.info/pages...ng-.-gestartet.php

  • Beim lesen des Textes von Frau Winkelmann kommt mir die, 'irgendwie'



    verfälschte Etymologie in diesem Ukraine/Russia Krieg in den Sinn:



    Die Etymologie des "Friedens" beinhaltet



    ja Bereitschaft zu Rücksicht(Empathie) und zu Kompromiss.. um Gewalt und Zerstörung zu vermeiden.. damit eine zivile Kultur und Harmonie erhalten bleibt...



    "Krieg" kann dann entstehen, wenn Diplomatie für Frieden versagt..



    "Sieg" ist dann erreicht, wenn der Feind



    zerstört oder unterjocht ist, oder wenn ein akzeptabler Frieden/Kompromiss



    sichtbar ist..🤔



    Im WWII redeten die Nazis vom 'totalen



    Krieg' und vom 'Endsieg'...von quasi



    Unmöglichkeiten... die lediglich in unermesslichen Leiden in der Welt endeten!



    Die Etymologie des Krieges wie es in den Medien dargestellt ist, ist m.E. eine art



    "Endsieg" Logik: Frieden erst dann wenn der erkorene Feind zerstört!



    Der Geist der Aufklärung (des Friedens..)



    geopfert an den 'eingebildeten' jedoch



    unmöglichen Endsieg... 🙃🙂???

    • @vergessene Liebe:

      danke, gute Gedanken.

      • @Luxusverschmäher:

        anschließe mich

      • @Luxusverschmäher:

        Anschließe mich ♡

  • Als Pazifist aus der DDR habe ich nach der Wende einiges von den Friedensbewegten im westlichen Teil Deutschlands und die Unterschiede zu uns Friedensbewegten im Osten schnell gelernt:



    - Es ging ihnen im Westen kaum um eine Ansprache beider Großmächte. Im Zentrum ihres Agierens war die Anklage der USA und der Politik des Westens insgesamt. Wir im Osten waren so "naiv", beide Seiten im Blick zu haben.



    - Sie haben ihre Friedensarbeit meist mit der Überwindung des kapitalistischen Systems verknüpft. Uns war immer an der Überwindung des militaristischen sozialistischen Systems gelegen.



    - Irritierend für uns Waffengegner im Osten war immer die Akzeptanz von Waffen durch Linke im Westen, wenn sie denn den richtigen Zweck dienten, die Kampagne" Waffen für El Salvador" sei als Beispiel genannt.



    - Entsetzt war ich in vielen Fällen über die Empathielosigkeit, mit dem dies v erbunden war - es gab schon immer Opfer erster und zweiter Klasse.



    - Ich bin viel Gratismut begegnet. War für uns klar, das Verweigerung des Dienstes mit der Waffe gravierende Folgen haben konnte, eine Untergrundarbeit mit Zersetzungsmaßnahmen n Knast beantwortet wurde

    -

    • @Hans aus Jena:

      Ich stimme Ihnen zu. Die Demonstration in Bonn gegen den Nato Doppelbeschluß 83 empfand ich als Verhöhnung der Menschen im Ostblock.



      Schließlich waren unsere Herrscher die Militaristen, die uns Menschenrechte vorenthielten.



      Meine Frau war damals in Bon. dabei. Hat heute allerdings eine differenzierte Sicht auf die Dinge.

    • @Hans aus Jena:

      Sie verstricken sich in Ihren Ausführungen in (mindestens) zwei grundsätzliche Fehler: Sie setzen die Friedensbewegung mit der politischen Linken gleich (Pax Christi war und ist nicht unbedingt die Vorhut des Sozialismus...) und identifizieren letztere mit ihrem ehemals pro-sowjetischen Teil (die trotzkistischen/maoistischen Gruppen, die in der westlichen Linken ziemlich einflussreich waren, haben sich dezidiert gegen die SU positioniert, nicht nur und oft nicht einmal primär gegen die USA; die ganze liberale und sozialdemokratische Linke hatte mit den "realsozialistischen" Staaten ohnehin nichts am Hut. Ich könnte das noch im Detail durchspielen, aber im Grunde ist das müssig: Ihre Kritik arbeitet sich an einem Klischee-Bild der Friedensbewegung ab, das mit der Realität wenig zu tun hatte.



      Den Vorwurf "Gratismut" finde ich übrigens unsäglich zynisch: wollen Sie Menschen in demokratischen Staaten die Tatsache, dass sie ohne Angst ihre Grundrechte wahrnehmen können, ernsthaft zum Vorwurf machen?

      • @O.F.:

        Ach, da habe ich ja den richtigen getroffen, den der immer versucht, die Unterstützung von Bewegungen zu Diktaturen wie den Iran zu relativieren Nein, Sie verstehen nicht, wie es unter Diktaturen ist, sich politisch oder wenigsten unabhängig zu engagieren und zu agieren und wie wichtig dabei Solidarität von außen wichtig ist von denen, denen man sich eigentlich politisch oder zumindest ideell verbunden fühlt. Sie zu überzeugen, ist müßig.

        • @Hans aus Jena:

          Von den Unterstellungen einmal abgesehen (ein Tipp: es gibt einen Unterschied zwischen normativen und deskriptiven Sätzen), ist das keine Antwort auf meinen Einwand - es ist und bleibt zynisch, das Engagement von Menschen in einem demokratischen Staat zu entwerten, weil sie dafür nicht im Gefängnis landen.

    • @Hans aus Jena:

      unpraktische Kommentarfunktion...



      ..bis hin zu Knast beantwortet werden konnte, habe ich (ja es gibt auch andere Beispiele, über die auch viel berichtet wurde) die Leute im Westen meist gesichert als Rechtanwälte, lehrer, Wissenschaftler und anderen bürgerliche Karrieren wiedergefunden



      - Wir waren den Westlinken keine Verbündeten (Petra Kelly war eine der wenigen Ausnahmen), die SED-Nachfolger PDS und heute Die Linke waren da nach 1990 attraktiver, einigt doch der gemeinsame westliche Feind.

      Ich gebe deshalb wenig auf das altlinke Geschwätz, was sich hier im taz-Forum tummelt. Ich habe meine Positionen durch den Ukrainekrieg schmerzhaft infrage gestellt, das Bemühen sehe ich bei vielen nicht, dafür leben die alten Resentiments zu stark.

      • @Hans aus Jena:

        Sie reden mir aus der Seele.

      • 0G
        08786 (Profil gelöscht)
        @Hans aus Jena:

        "Wir waren den Westlinken keine Verbündeten"

        Lüften Sie doch bitte das Geheimnis, zu welcher Organisation Sie sich zählten gegen Ende der DDR. Dann kann man ihre 'Fundamental-Kelle' gegen die deutsche Friedensbewegung der 90er besser einordnen. So bleibt es nur bei einem 'wir haben es schon immer besser gewußt'.



        Btw: Die 90er sind schon lange vorbei.

        • @08786 (Profil gelöscht):

          Ach Gott, soviel Ignoranz in so wenigen Zeilen;



          - "deutsche Friedensbewegung" Sie verkennen, dass meine Kritik der westdeutschen galt, die in den 80ern uns eben nicht verstanden, verstehen wollten



          - "zu welcher Organisation Sie sich zählten" - wenn Sie sich auch nur ein Hauch mit der DDR-Opposition und unabhängigen Friedenbewegung beschäftigt hätten, würden Sie wissen, dass es keine "Organisationen" gab, solche entstanden erste 1989 (mit Ausnahme vieleicht der IFM), sondern viele informelle Gruppen, teils unter, teils nicht unter dem Dach der ev. Kirche. Falls es sie doch interessiert googlen Sie nach Stichworten wie "Jenaer Friedensgemeinschaft", "Frauen für den Frieden", "Gegenstimmen", "Solidarische Kirche", Umweltbibliothek, "Ambulancia", "Reformhaus", "Friedenskreise der Evangelischen Studentengemeinde", "Olaf-Palme-Marsch, "Friederichsfelder Arbeitskreis" etc. etc.



          - "Die 90er sind schon lange vorbei" - leider nein, hier im Forum sehr präsent.



          Aber Sie wissen bestimmt alles besser.

  • Frau Winkelmann fordert kritischen Antimilitarismus mit Whistleblowern, der Abzockereien in der Militärindustrie aufdecken, benennt aber nicht, dass der Whistleblower, der die meisten Verbrechen im US-Militär weltweit aufdeckte, Julian Assange, im Gefängnis sitzt und von Außenministern Baerbock seit Monaten ignoriert wird.

    Gerade beantwortete das Auswärtige Amt eine Presseanfrage des Deutschlandfunks zu einer Initiative zur Freilassung von Assange nicht.



    Die Nichtbeantwortung dieser Presseanfrage ist ein Skandal, den deutsche Medien - einschließlich der taz – wie den täglichen Wetterbericht hinnehmen.



    Dies ist eines der vielen von Welzer benannten Defizite in der Berichterstattung deutscher Medien zu starken Widersprüchen in der Außen- und Militärpolitik.

    Die Medien haben meist beste Kontakte zu Experten im thinktank der Bundesregierung für Sicherheitspolitik, aber nicht zu denjenigen, die wie die Friedensbewegung alternative Experten (Assange ist in Bezug auf US-Militärpolitik ein Experte) hervorbringen.



    Es ist naiv von Winkelmann von den Überresten der Friedensbewegung zu erwarten, einen Kontrapunkt zur neuen Militärlogik Zeitenwende bilden zu können, da der Staat hierfür keine finanziellen Ressourcen zur Verfügung stellt.



    Es sind sehr wenige Theologen, Journalisten und Ärzte, die die Friedensbewegung prägen.

    Der neue militärisch geprägte Journalismus (Welzer) generiert seine neuen Thesen zur Militärpolitik mehr oder weniger unhinterfragt mit genehmen Experten aus dem thinktank der Bundesregierung, was besonders bei politischen TV-Talkshows auffällt.

    Defacto ist Deutschland aufgrund der auf einem US-Stützpunkt in Büchel gelagerten Atomwaffen Atommacht. Büchel ist Erstschlag-Ziel.

    Den Protest der engagierten Friedensbewegung nehmen Medien nicht zur Kenntnis, obwohl gerade finanzielle Mittel zum Ausbau des Flughafens genehmigt wurden, was nur mit Atomwaffen Sinn macht.



    Die neuen in den USA bestellten Kampfflugzeuge können diese Atombomben tragen.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Optimistisches Liedchen



    ---



    Hie und da kommt es vor,



    dass einer um Hilfe schreit.



    Schon springt ein andrer in Wasser,



    vollkommen kostenlos.



    ---



    Mitten im dicksten Kapitalismus



    kommt die schimmernde Feuerwehr



    um die Ecke und löscht, oder im Hut



    des Bettlers silbert es plötzlich.



    ---



    Vormittags wimmelt es auf den Straßen



    von Personen, die ohne gezücktes Messer



    hin- und her laufen, seelenruhig,



    auf der Suche nach Milch und Radieschen.



    ---



    Wie im tiefsten Frieden



    ---



    Ein herrlicher Anblick.



    (Hans Magnus Enzensberger)

    Fröhliche Weihnachten

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Zitat Welzer : "" Im Grunde ist all das, was passiert, das Gegenteil von dem, wofür unsereiner mal vor 30 oder 40 Jahren angetreten ist.“"

    ==

    Das Ärgerliche an Welzer ist, das er entgegen den Gepflogenheit seiner Profession sich als unfähig erweist, seine Position zu prüfen und zu überdenken. Er tritt auf wie "August aus der Puppenkiste", in demonstrativer Unkenntnis und eindeutiger Nichtbeachtung von Tatsachen und Zusammenhängen und wiederkäut dabei liebgewonnene aber obsolet gewordene Glaubensgrundsätze wie eine Kuh - seltsamerweise völlig unreflektiert und nur noch vergleichbar mit dem Verhalten der Kurie der Katholischen Kirche, an Dogmen festzuhalten.

    Der Gipfel von Welzers Infamie ist seine Antwort auf die Feststellung der Ukraine - Befürwoter, das Welzers Haltung rüberkommt wie der Vorwurf der Weigerung der Ukraine, sich zu ergeben.(!) Welzer bewertete das als psychologisch verständliche Reaktion der Betroffenen; sie seien aber kein „Beitrag zur Zivilisation, sondern [.] Teil eines dezivilisierenden Prozesses.“

    Welzer schwafelt im Sinne Putins, der sich derzeit - man höre und staune - sich als Opfer des imperialistischen Krieges darstellt, den er allein und ohne Not vom Zaun gebrochen hat.

    Wenn Welzer von dezivilisierenden Prozessesen spricht, betreibt er die gleiche verrückte Täter - Opfer - Umkehr wie Putin. Denn die menschenverachtende Folterkeller - Brutalität des russischen Angriffskrieges existiert nicht erst seit dem 24 . Februar - sondern seit Putins Angriff auf die Ukraine im Jahr 2014.

    Dazwischen haben unzählige Verhandlungen stattgefunden mit dem Zwischenergebnis des Minsker Waffenstillstandsabkommens.

    Wenn ein Soziologe 7 Jahre Verhandlungen, Abläufe und Realität aus seinen Forderungen ausblendet und die "dezivilisierenden Prozesse"in den russisch besetzten Gebieten nicht erkennt - geschweige denn erwähnt - kann nur noch angenommen werden das die Krankheit "Putinismus" (Täter - Opfer Umkehr) Welzer voll erfasst hat.

  • Das parteipolitischer Pazifismus nichts anderes war als eine hohle Floskel, ist evident. Vor allem die Grünen haben vergessen einen Plan zu entwickeln, wie denn eine Politik aussehen könnte, die im Kriegsfalle die beteiligten Parteien zu einem Waffenstilstand bringt und den Konflikt auf eine nicht-militärische Ebene zwingt. Stattdessen ist die Partei blank und hat nichts anderes zu bieten, als Kriegspropaganda. Eine pazifistische Haltung wäre zum Beispiel, die Austrocknung militärischer Aktivitäten und die Priorisierung der Diplomatie. Von einer Außenpolitik, die sich nur wenige Wochen nach Kriegsausbruch mit markigen Beschimpfungen und militärischen Durchhalteparolen selbst ins diplomatische Abseits schießt, kann man nicht mehr viel erwarten, außer der allgemeinen Stimmung hinterher zu trotten.



    Darüber hinaus hätte sich außenpolitisches Handeln den Erfordernissen der Klimapolitik unterordnen müssen. In doppelter Hinsicht ein Versagen durch Überforderung.



    Will man in Zukunft eine eigene Waffenindustrie um militärisch wehrhaft zu sein, geht das nur mit einer Verstaatlichung, denn eine Waffenindustrie, die nicht mehr frei ihr Geld verdienen kann, ist marktwirtschaftlich nicht mehr wirtschaftlich.



    Und was die Solidarität mit überfallenen Ländern betrifft, die hat ja schnell ihr Ende gefunden in einer löchrigen, eigene Vorteile priorisierenden Sanktionspolitik, die letztlich einen anhaltenden Krieg zur Folge hat, der wiederum auch nur reduziert militärisch unterstützt wird, aus Angst selber Kriegspartei zu werden. Im Grunde alles halbherzig und lässt die Ukraine am langen Arm verhungern, um sich selbst als Verteidigerin europäischer Werte zu inszenieren.



    Eine neue wertebasierte Außenpolitik muss dann wohl sehr grundlegend neu aufgestellt werden.

  • Vor allem in Ostdeutschland gibt es viele Menschen, die der Losung mehr Rüstungsgüter für die Ukraine bedeuten automatisch einen Sieg der Ukraine gegenüber Russland und Frieden, instinktiv misstrauen.

    Frau Winkelmann wertet deren Misstrauen gegenüber US-Politik ab, obwohl sie nur wollen, dass der Krieg so schnell wie möglich endet.

    Die AFD greift diese den Frieden wollende Stimmung perfide auf, macht Punkte, weil die Öffentlichkeit nicht bereit ist, ehrlich



    z. B. über den völkerrechtswidrigen Krieg der USA gegenüber dem Irak zu diskutieren, der Hunderttausenden Irakern das Leben kostete.

    Die deutsche Außenpolitik schweigt zu den wenigen US-Kriegsverbrechen, die der Journalist Julian Assange aufdeckte und wofür er im Gefängnis sitzt. Mit mehr Doppelmoral kann Außenpolitik kaum verbunden sein.







    Es geht nicht um Aufrechnungslogik zwischen Militärblöcken, sondern um den Balken im Auge des jeweiligen Militärbündnisses, was auch in der Politik zu Russland eine Rolle spielte. Nicht mehr und nicht weniger will Welzer diskutieren.

    Der Realpolitiker Henry Kissinger, der etliche Kriege der USA befürwortete, denkt wie Welzer kühl out of the box und machte Vorschläge, wie ein Waffenstillstand durch Verzicht beider Seiten erreicht werden könnte.



    Kissinger schrieb in einem vor kurzem veröffentlichten Beitrag, Russland solle die Territorien behalten können, die es zu Kriegsbeginn kontrolliert habe, also die Krim und Teile des Donbass.



    Über den Rest der russischen Eroberungen seit Februar müsse verhandelt und der Wille der dortigen Bevölkerung durch erneute Referenden erhoben werden.



    Er warnt, dass es nicht möglich sei, Russland zu besiegen und dass es zu einem Weltkrieg kommen könnte. Gleichzeitig räumt er der Ukraine Schutz durch die Nato ein.

    Doch deutsche Politik vertraut auf das maximale Ziel eine Sieges der Ukraine, den deutsche think tanks und die deutsche Öffentlichkeit befürworten.



    Tausende von Russen und Ukrainer sterben monatlich in diesem Krieg.

    • @Lindenberg:

      Nun, man sollte sich vor allem auch klar machen: Putin wird nicht einfach aufgeben, weil er weiß, dass russische Anführer bei Niederlagen oft gestürzt werden.



      Von daher bedeutet "Keine Verhandlungen" auch, die Ukraine dem Ergebnis des Krieges auszusetzen.



      Wenn Moskau gewinnt, kann es sein, dass die neue Grenze am Dnjepr verläuft und nebenbei noch Odessa umfasst.



      Den "Rest", arm, ohne die berühmte Schwarzerde, Bodenschätze und Meereszugang, den darf der Westen dann haben.

      • @Kartöfellchen:

        Das wird so oder so das langfristige Ziel sein, ein Waffenstillstand jetzt wird daran nichts ändern dann greift Russland in ein paar Jahren nochmal an. Frieden gibt es nur wenn die Ukraine gewinnt und Russland auf dem Schlachtfeld entmilitarisiert wird.

    • @Lindenberg:

      "Verzicht beider Seiten"? Auf was soll Russland denn "verzichten"? Und wie lange würde ein so erzielter "Frieden" halten? Der Stand vom Februar war doch kein Frieden, es war das Ergebnis eines dauerhaften, wenn auch nicht eskalierten Angriffs auf die Ukraine. Kissinger ist übrigens ein ganz übler Zeuge, der kennt nur Krieg und unterscheidet allenfalls nach kalt, lauwarm und heiß.

      • @Benedikt Bräutigam:

        Die Originalquelle zu Kissingers vorweihnachtlichen Text, auf den die Ukraine erbost reagiert.

        www.spectator.co.u...he-push-for-peace/

        Älterer Text in deutscher Übersetzung von Kissinger, indem er vor einem drohenden Krieg in der Ukraine warnte, indem er das historische Recht der Ukraine auf einen Staat mit merkwürdigen historischen Bezügen in Frage stellt.

        www.infosperber.ch...r-ukraine-gewarnt/

        Es lohnt sich trotzdem, einen fast Hundertjährigen im spectator zur Kenntnis zu nehmen, der versucht, in historischen Vergleichen die Gefährlichkeit der Lage zu beschreiben, und der versucht, einen Ordnungsrahmen für einen Ausstieg aus dem Krieg augzuzeigen, der Russlands positive historische Rolle berücksichtigt.



        Nach der Logik beider Kriegsparteien könnte es noch jahrelang so weitergehen. Das bedeutet nichts weniger als ein Massensterben junger Soldaten und die vollkommene Zerstörung des Donbass.

        Putin, der gerade behauptete, verhandeln zu wollen, muss in Vorleistung gehen und seine Mobilisierung stoppen.



        Vielleicht gelingt es mit der UN, den Donbass zu sichern und den Konflikt einzufrieren. Besser als das Massensterben ist das allemal. Die Ukraine bekäme Sucherheitsgarantien der Nato.

        Der Nachrichtensender ntv überschreibt das Gesprächsangebot Putins mit dem Wort "surreal".

        Klar ist: einiges an der Rede von Putin ist Opperettenzauber für die Kulisse. Also wäre es gut, wenn eine hochrangige Delegation von Diplomaten aus mehreren Ländern Putin sofort auf den Zahn fühlt.

        www.n-tv.de/politi...ticle23806078.html

  • Sehr guter Vorschlag, den ich unbedingt befürworte: Friedensbewegte von heute sollten sich der Kontrolle eines effektiven und demokratischen Militärwesens widmen! Fürchte bloß, dass viele es schöner finden werden, weiterhin auf dem Sofa mit den alten, schlichten Glaubenssätzen zu kuscheln, die so viel weniger anstrengend sind als die Realitäten da draußen.

    • 6G
      666757 (Profil gelöscht)
      @dites-mois:

      „Frieden schaffen ohne Waffen“ - das Credo von Friedensbewegung und Friedensbewegten sowohl damals als auch heute. Wer keine Waffe zur Hand nehmen wollte konnte den Kriegsdienst verweigern und das mit gutem Recht.

      Und nun wollen Sie, dass sich Waffengegner, in welcher Form auch immer, um’s Militär kümmern?



      Wenn diese Waffenarsenal, Panzer etc. in kleinste Einzelteile zerlegen oder sofort verschrotten könnten, dann doch bitteschön sehr gern.

      Alles andere – Unsinn hoch zehn!

  • And the winner is!



    A $1.7 trillion omnibus spending bill released by Senate Appropriations Committee leaders Tuesday morning calls for a 10 percent increase in fiscal year 2023 defense spending to $858 billion from fiscal 2022 figures.

    US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, der in seiner Abschiedsrede vom 17. Januar 1961..:

    In the councils of government, we must guard against the acquisition of unwarranted influence, whether sought or unsought, by the military-industrial complex. The potential for the disastrous rise of misplaced power exists and will persist. We must never let the weight of this combination endanger our liberties or democratic processes. …

    Wir in den Institutionen der Regierung müssen uns vor unbefugtem Einfluss – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – durch den militärisch-industriellen Komplex schützen. Das Potenzial für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden und wird weiterhin bestehen. …

  • "Friedensliebe"?



    Welch ein Wort. Ist es nicht allemal besser eine Friedensliebe zu haben als eine Kriegsliebe?

    Es ist schlichtweg die unsägliche Geschichte die auf uns Deutschen liegt, die wir (leider zu Recht) nie wieder los werden, welche uns zu Anhängern "Friedensliebe" macht, und das ist gut so!

    Ich bin immer noch der Überzeugung, dass deutsche Truppen im Ausland (außer NATO-Gebiet) nichts verloren haben.

    • @Rudi Hamm:

      Bin der gleichen Meinung! Es gab mal irgendeinen Zeitungsartikel, in dem sich darüber aufgeregt wurde, dass viele in Deutschland es gerne sehen würden, wenn Deutschland eine größere Schweiz werden würde. Was ist denn daran Verwerfliches? Ich hoffe doch sehr, dass die Zeit des Deutsch-preußischen Militarismus vorbei ist, aber anscheinend nicht. Deutschlands Rolle kann nur in der Hilfe bei der (zeitweiligen) Aufnahme von Flüchtlingen sein, mehr bitte nicht.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Ist denn Frieden die Kunst den Krieg zu verhindern?



    Krieg kommt, wenn die Kunst Frieden zu stiften ungenügend gelebt wurde.

  • "War das pazifistische Selbstbild der Deutschen nur eine nostalgische Kulisse? Pazifisten überzeugen kaum noch. Ein neuer Antimilitarismus ist gefragt."

    "DIE Deutschen" hatten nie mehrheitlich ein pazifistisches Selbstbild.

    Eine lange Tradition hat dagegen die Verächtlichmachung als Vaterlandslose Gesellen, Feiglinge, realitätsferne Spinner, Weicheier oder Komplizen skrupelloser Herrscher.

    Im Zusammenhang mit dieser pauschalen Diskriminierung wird übrigens selten zwischen pazifistischer und antimilitaristischer Haltung unterschieden .

    Geändert hat sich nur, dass es heute vordergründig weniger um die Nationale Verteidigung sondern um die Verteidigung sogenannter westlicher Werte geht ... was immer auch diese Werte sein mögen.

  • Warum eigentlich keinen absoluten Antimilitarismus? Das BRD-ische Eingemische hat weder in Afghanistan, noch in Mali, noch im Kosovo etwas gebracht. Und Einmischen in den russischen Angriffskrieg in der Ukraine wird auch nüscht bringen. Also kann man es auch gleich seinlassen.

    • @Leningrad:

      Fuer Sie bringt es vielleicht nichts, Putin aufzuzeigen, dass sich ein Angriffskrieg nicht lohnt. Millionen Ukrainer:innen und andere Osteuropaeer:innen und auch Deutsche sehen das fuer sich allerdings anders...

  • Mir ist es nach mehrmaligem Lesen - meine ich zumindest - gelungen, die Intention der Autorin zu verstehen und es erscheint mir jetzt nicht mehr so wirr argumentiert wie am Anfang.

    Mir erscheint der dritte Absatz mit "Dieser Misserfolg ist erst einmal verwunderlich." als im Sinne der Argumentation der Autorin komplett misslungen. Schließlich führt die Auttorin im Folgenden aus, warum der Misserfolg sinnvoll und notwendig war und warum sie das genauso sieht.

    Da verwundert also eigentlich gar nichts. Letztlich war "die Gesellschaft" eben doch schlauer als H. Winkler & Co. . Diesen Schwenk bekommt man aber beim ersten Lesen nicht hin.

    Dummerweise sind die Schlüsselworte Pazifismus und Antimilitarismus offenbar nur ungenau definiert und werden anscheinend zum Teil deutlich anders gelesen als die Autorin sie im Zusammenhang wohl gemeint hat.

    Zuletzt stelle ich mit Bedauern fest, das es im Deutschen offenbar keinen adäquaten Begriff für Friedensliebe gibt, die - wiederwillig - die Notwendigkeit einer Wehrhaftigkeit akzeptiert.

    Solange wir nur mit (Anti)militarismus und breitbandigen "Pazifismus" als Schlagworten um uns werfen, ist eine zielgenaue Diskussion vermutlich sehr schwierig.

    • @Sonntagssegler:

      Den Begriff "Friedensliebe" erscheint sehr wichtig um den Friedenswunsch der Realität auf der Erde anzupassen. Dieses gespaltene Verhältnis ist doch aus unserer Geschichte entstanden. Wir haben zwei Weltkriege angezettelt und Gott sei Dank verloren. Am Ende des Krieges trägt der Verlierer aber die Alleinschuld. Ich versuche die Bundeswehr immer als notwendiges Übel zu betrachten, aber Ihre Notwendigkeit zu unterstützen. Diese hohen Investitionen sind doch der Versuch frühere Vernachlässigung aufzuholen. In der deutschen Nabelschau wird doch übersehen, das die noch blockfreien Staaten Finnland und Schweden ein Vielfaches unseres Verteidigungsetats bezogen auf das Bruttosozialprodukt haben. Es gibt natürlich auch Probleme bei der Bundeswehr, das hängt aber auch damit zusammen das sie Gott sei Dank noch nie in der Realität eines Krieges gefordert war. Der Ukrainekrieg zeigt doch exemplarisch, das Armeen nicht unbedingt Ihre Macht im Krieg umsetzen können. Es liegt daran ob man glaubt etwas verteidigungswertes schützen zu müssen.

  • "weil Deutschland sich selbst eigentlich ziemlich kriegsunwillig und kriegsuntauglich findet"



    Der Autorin mag entgangen sein, dass "Deutschland" (das Ausweichen ins Kollektive hier ist bezeichnent) seit gut 20 Jahren rund um die Welt militärisch tätig ist - übrigens gerne auch ohne UN-Mandat.

    • @O.F.:

      Naja. Kriegspartei Schland an 2 iW zwei



      Verfassungs&völkerrechtswidrigen Kriegen - das sind ja nicht Fischer & Co Peanuts & die fallen halt schnell durchs löchrige Sieb - der Willigen! Woll.



      So wird Journalismus zum eilfertigen Journailleismus - “da muß der Schuß sitzen“ & der Landserjargon darf in einem selbsternannten Linken Portal blühen! Fischeinwickelgazette! Woll.

      kurz - Du packst dich doch an die Nase



      Und denkst - “Ja lüg ich denn - Ja träum ich schonn?!“



      Normal Schonn. Aber eben grad nich •‘

  • Wenn die "Pazifisten" einsehen würden, das es Menschen gibt, die Gewalt und Krieg einfach gut finden und nur solche Gesprächspartner respektieren, die sie als ebenbürtig akzeptieren, wäre die Welt schon mal viel sicherer.

  • Warum geben wir nicht die gleiche Summe für Friedensforschung und -erhaltung aus, wie wir es für militärische Belange tun? Etwa mit den UN zusammen könnte das Ergebnis jeweils verpflichtend für die Beteiligten werden. Viele Konflikte sind so schon im Vorfeld zu beheben, freilich nicht alle..Man muss das jedoch wollen und da hört's schon auf. Die Grünen waren mal eine eher pazifistische Bewegung, warum forden die so etwas nicht bei jeder Gelegenheit???

    • @Perkele:

      Vielleicht weil sie den Verdacht haben, dass 100 in die Friedensforschung investierte Milliarden russische Imperialisten, iranische Terroristen oder chinesische Kolonisatoren nicht von ihrem mörderischen Treiben abhalten werden?

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @dites-mois:

        Hat also eh keinen Sinn. Geld für Waffen entspricht demnach besser der Realität, dass das größere Problem immer die Anderen sind. Die Abhängigkeit von der Feindseligkeit der Anderen ist unausweichlich. Das nahende Ende der planetaren Ressourcen für diesen Blödsinn (sic!) wird diesen erst noch beschleunigen. Politik als bestenfalls vernuftgeleitete Schaumkrone auf den Wogen unsteuerbarer kollektiver Kräfte?

    • @Perkele:

      Das mit der UN war wohl als Scherz gemeint. Von den 194 Mitgliedern sind die überwiegende Mehrzahl keine Demokratien. Und im Sicherheitsrat sind gleich 2 Staaten mit Vetorecht die zu dieser Gruppe dazu gehören.

      • @Klempner Karl:

        Es ist doch ein Irrtum, dass die demokratischen Staaten friedensliebend wären und die Diktaturen auf Krieg aus sind.

  • Seit Tag 1 des Angriffs auf die Ukraine beschäftigen wir uns nur mit uns.



    Unser Pazifismus, unsere Angst vor dem Atomkrieg, unsere Schuld am Krieg, unsere Solidarität im Krieg, unsere Energiesicherheit, unsere Inflation und so weiter. So weit, so armselig. Jetzt also brauchen wir einen neuen Pazifismus, der alte funktioniert nicht mehr. Hat er zwar nie, aber jetzt ist der Lack richtig ab. Aber wozu braucht man eigentlich Pazifismus, wozu braucht man einen "neuen" Pazifismus? Um sich dran zu wärmen während die Ukrainer frieren? Und was ist eigentlich Pazifismus? Nord Stream 2 ganz sicher nicht und eine unbrauchbare Bundeswehr auch wohl kaum. Verhandlungen mit Russland zu Lasten der Ukraine schon mal gar nicht.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Pazifismus ist - unter anderem - den Kriegsflüchtlingen zu helfen, damit ist schon bereits sehr viel getan. Alles andere bringt meines Erachtens nur sehr wenig, siehe Afghanistan, Mali, Kosovo.....

      • @Leningrad:

        Man muss schon zwischen zwischenstaatlichen und Bürgerkriegen unterscheiden. Sonst wäre Land leide im zweiten weltkrieg auch vergebens gewesen in ihrer Logik. Wenn die Ukrainer die Russen besiegen mit genügend Waffen und ihr Land befreien ist Frieden.

  • Warum ist Herr Welzer ein besonders unbeliebter Talkshowgast? Ich empfinde das Gegenteil.

  • Im Gegensatz zu einigen Anderen Texten, die sich eher mit dem Thema Frieden und Pazifismus auseinandersetzen, sticht hier deutlich die Ampelschelte heraus.



    Somit als Antwort hierauf:



    Angesichts der Tatsache, dass wir ganz knapp davor waren, unsere Bündnisfähigkeit zu verlieren, war es klug, nicht alle Marder verschenkt zu haben, denn nur durch Sie bleiben wir in der Lage, unsere Verpflichtung gegenüber unseren Nato Partnern zu wahren.



    Angesichts der noch desolateren Lage der Bundeswehr , als bisher angenommen, war es die richtige Entscheidung, Geld für die zeitgemäße Ertüchtigung der Bundeswehr zur Verfügung zu stellen.



    Ja, es ist eine Zeitenwende, wenn man bisher keine Waffen in Krisengebiete lieferte und dies nun für die Ukraine ändert.



    Ich hoffe, dass dies die Ausnahme bleibt und hoffe, dass wir zu der guten, alten, deutschen Tradition, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern, zurück kehren.



    Und schließlich:



    Was soll die ewige Klittelei an Frau Lambrecht?



    Klar, der Ursprung ist in der rechten Ecke, Frauen sind scheinbar untauglich.



    Zum Update für konservative Frauen und Männer: es dürfen , seit einiger Zeit, auch Frauen zur Bundeswehr.



    MinisterInnen sind ManagerInnen kleiner Unternehmen.



    Die Verteidigungsministerin muss daher nicht die Beste beim Schießtraining sein, sondern erkennen und organisieren, was die Jungs und Mädels am Schießplatz so brauchen.



    Das macht die Ministerin offensichtlich.



    Sie hat den ewigen Rufen nach " Waffen aus Beständen der Bundeswehr" einen Riegel vorgeschoben und frühzeitig angemahnt, dass wir trotz aller Solidarität, verteidigungsfähig bleiben müssen.



    Das ist Ihre Aufgabe, die Sie erfüllt.



    Wir haben die Ukraine nach unseren Möglichkeiten unterstützt. Wir sind keine militärische Großmacht, wie die USA. Die Mittel sind begrenzt.



    Und schließlich:



    Die Idee des Kanzlers, mit dem Ringtausch, der Ukraine zeitnah, ohne langwierige Ausbildung Waffen zur Verfügung zu stellen war richtig.



    Ein Panzer ist kein PKW und baut sich nicht über Nacht.

  • "Sie überzeugten einfach niemanden, oder jedenfalls kaum jemanden, und vor allem diejenigen, die sowieso glauben, hinter allem stecke doch die CIA."

    Hold your horses.

  • Sehr guter und konstruktiver Kommentar

  • Das Problem: Die Militaristen sitzen in den Regierungen von eher nicht demokratisch organisierten Staaten. Unter normalen Umständen würde keine demokratisch gewählte Regierung eines Wohlstandsstaates ihre Bevölkerung so ohne Weiteres in den Krieg schicken können, weil die Bereitschaft für Angriffskriege einfach nicht vorhanden ist. Die Ausnahme USA ist/war auch nur möglich mit einem Söldnerheer weit weg von der 'Heimat'. Da kann man natürlich die Antimilitaristen gut verstehen, hierzulande war der Protest gegen den Vietnamkrieg mit ein Auslöser für die 68er Bewegung (bei mir jedenfalls). Auch während des 2.Weltkrieges gab es eine (unterdrückte) pazifistische Tradition nach dem Motto 'lieber rot als tot'. So kann ich den Antimilitarismus nicht zuletzt aus den Kalten Krieg heraus nachvollziehen, vor allem mit Verweis auf die völkerrechtswidrigen Kriege der US-Militaristen als letztes Mittel -wenn ökonomische Einmischung, wie sie in Europa bis heute funktioniert, versagt.



    Genauso wie wir den Vietnam-Krieg, in dem die US-Truppen letztlich erfolglos waren, nur aus der Ferne kritisierten, hat die Weltöffentlichkeit bei den Anfängen des Putin-Regimes auch nur zugeschaut, nicht zuletzt aus opportunistischen Gründen, weil man billiges Gas beziehen wollte. Wenn wir heute die Ukrainer*innen militärisch unterstützen MÜSSEN, geht es für Europäer*innen um direkte Abwehr eines weiteren Einflusses von Putin & Co, der wiederum befürchten muss, dass er sich unter demokratischen Bedingungen wie auch schon in Belarus zeigt, sich nicht lange im Amt halten kann. Natürlich gibt es auch die andere Seite, das Interesse der US-Investoren, Ukraine in ihrem Einflussbereich zu halten. Ob ihnen das gelingt, wäre aber die Sache des ukrainischen Volkes, das WIR unterstützen in ihrem Kampf um Unabhängigkeit von allen Seiten. Leider geht es gegen Putin nur militärisch, sonst rottet er ein ganzes Volk aus. Dabei zuschauen ? Frieden funktioniert nur bei einer auch friedlichen Nachbarschaft.

  • 0G
    08786 (Profil gelöscht)

    "Vielleicht ist die deutsche Friedensliebe schon lange nur ein Unwille gewesen, sich mit Kriegen anderswo zu befassen."

    Das ist doch Unsinn. Die Bundeswehr machte Auslandseinsätze in der jüngeren Vergangenheit. Siehe Mali oder Afghanistan. Mit so einem Artikel wird doch nur ein Popanz aufgebaut mutmaßlich um Kriegsbegeisterung für den Krieg um die Ukraine bei der links-grünen Leserschaft zu erwecken.



    Sie sollten erwähnen, dass die Rüstungsausgaben der BRD lt. Statista steigen seit 2016. Von 39,9 Mrd US Dollar auf 56 Mrd US Dollar in 2021. Ich kann allein aus diesen Zahlen erkennen, dass es hier keinen 'Unwillen' gibt. Und ich bin froh, dass wir hier nicht gleich in einen Krieg ziehen, der leicht zum Atomkrieg werden kann. Außerdem sind wir ohnehin auch ohne direkte Intervention schwer angeschlagen durch die nun dauerhaft hohen Energiepreise. Das einzig Gute daran ist IMHO, dass dieser neue 'Militarismus', den der Artikel fordert, sich nicht in dieser Art entwickeln kann, da das Geld bald alle ist - auch für neue Militärausgaben.

  • Dem Text stimme ich weitgehend zu. Aber die "neuen Pazifisten" sollten sich für eine wirklich nachhaltige Lösung einsetzen, die die Tyrannen wirklich abschrecken könnte.

    Sie sollten fordern, dass friedensorientierte Staaten sich weltweit zu einer Allianz zusammenschließen.

    Und zwar nicht nur zu einer Wischi-waschi-Union die irgendwelche Erklärungen abgibt (wie das gescheiterte Budapester Memorandum), sondern eine wirklich wehrhafte Allianz, die für einander einsteht, eine Art globale Friedens-NATO.

    Die ausschließlich verteidigen darf (also nix mit Militärschlägen irgendwo in Übersee, weil mir irgendeine Ideologie nicht passt), das aber in allen friedliebenden Staaten und nicht nur im sogenannten "Westen".

    • @argie:

      Das ist eigentlich die UNO.

      Aber solange einige Staaten da gleicher sind als andere, funktioniert das nicht.



      Das Problem ist, dass diese Staaten - oh Wunder - auch mit die reichsten und mächtigsten sind und eine Änderung der UNO-Statuten bisher ganz demokratisch verhindern konnten. Insofern ist die UNO und deren Zustand bis zu einem gewissen Grad ein Spiegel der weltweiten Machtverhältnisse.

      Bei der Gründung Ihrer Friedens-NATO würde man leider auf dieselben Kräfteverhältnisse und Interessen stoßen.

    • @argie:

      Ich bin zugegeben auch ein Freund des Prinzips "Gewaffneter Friede". Diese Friedensallianz sollte der Uno unterstehen und auch nur auf deren Beschluss handeln dürfen, dann allerdings mit 2/3 - Mehrheit und nicht, dass der Angeklagte selbst ein Veto einlegt.

  • Da fehlt mir etwas: Friedenspolitik bedeutet, frühzeitig zu erkennen, wo Kriegslogik aufwind erhält, und Demilitarisierung auf allen Seiten zu fordern.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Die Grünen haben genau dies gegenüber dem Putinismus schon vor 20 Jahren konsequent eingefordert und werden heute von solch "Friedenspolitikers" angefeindet, dass sie zu der Notwendigkeit stehen, die Ukraine nun militärisch zu verteidigen zu müssen. Ihr Vorschlag ist die klassische Ausrede, eine Flucht vor der Realität.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Nun, Sie haben aktuell die Möglichkeit, z.B. von China gemeinsam mit Taiwan die "Demilitarisierung" zu fordern.



      Wäre an der Zeit.

      Nennen Sie eine Person auf der Welt, die das tun könnte und die Aussicht hat, von Xi zumindest ernst genommen zu werden.

      Und ich würde auch erwarten, das Sie eine Vorstellung abgeben können, warum Xi diese Person ernst nehmen sollte.

      Ich bin da mal gespannt.



      Tipp: Der Dalai Lama ist's sicher nicht.

      • @Sonntagssegler:

        Exakt! Doch da wendet sich die "Friedenspolitik" sofort ab.

  • Ich habe als Linker meinen Wehrdienst bei den Fallschirmjägern absolviert. Ich habe immer vertreten, dass wir selbst(!) als Republik wahrhaft sein müssen, dass die Drohung mit Massenmord an der zivilen Bevölkerung durch einen befreundeten Bully keine "Verteidigung" ist & auch keine Sicherheit schafft. Ich habe jahrelang davor gewarnt, dass wir einen europäischen Landkrieg ernten werden, wenn wir die Ukraine weiter der Sorge der USA überlassen. Es war alles völlig aussichtslos. Die Menschen wollten von diesen Dingen nichts wissen, sie wollten auch einfach gar nicht moralisch handeln, weder im Frieden noch gar im Krieg. Sie wollten immer nur bequem im Fett sitzen & waren bereit, absolut jedes Verbrechen an anderen zu akzeptieren, wenn es ihren Fetischen Sicherheit & Wohlstand dient. Und alle "Pazifisten" & "Antimilitaristen", denen ich in meinem Leben begegnet sind, waren lauter kleine Habecks & Hofreiters. Den Angriff auf den Irak habe ich als Rechtreferendar erlebt. Von den anderen 12 ReferendarInnen Unterschied ich mich in 2 Punkten: ich war die einzige Person, die beim Bund gewesen war, & die einzige, die sich gegen diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg aussprach. Alle waren dafür, weil Islam, Terror, Sicherheit & Saddam ist Hitler. Alle sind sie immer Hitler, nur wir Deutschen waren das nie. Noch Fragen?

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @JulianM:

      Danke für dieses Statement hier.



      Inhaltlich deckt es sich nicht wenig mit meinm Eindruck vom Bürgertum in persönlichen Erfahrungs- und Beobachtungumfeld.

      Ich habe Zivildienst geleistet und mich damals auch an Aktionen gegen die Verfolgung von Kriegs- und Zivildienstverweigerern beteiligt. Eine Waffenbesitzkarte hatte ich auch mal.



      Im Studium traf ich Kommilitonen, die nach dem Dienst in Fallschirmjäger-, Gebirgs-, Feldjäger- etc. Einheiten an die Uni kamen. Andere kamen aus der Szene der Gewaltfreien Aktion usw.



      Viele konnten respektvoll miteinander sprechen, auch wenn sie teilweise diametrale Auffassungen vertraten. Ich habe viel daraus gelernt, über gesellschaftliche Verantwortung zu reflektieren. Diese Gelegenheiten vermisse ich heute vielfach.

      Zur Sache:



      Was und wieviel lässt sich mit den Mitteln von Regierungspolitik für Frieden tun, solange dies unter den nicht überwundenen Bedingungen der Ausbeutung von Menschen und Natur durch Menschen geschieht?

    • @JulianM:

      Eine Anmerkung. Den Verweis auf H&H finde ich etwas unfair da einseitig. :-)

      Ansonsten ist dem wenig hinzuzufügen.

    • @JulianM:

      Nö. Chapeau.

  • Sorry - was ein tendenziöser wirrer Text!



    Nur zB “Ziemlich sicher bin ich aber, dass irgendwo auf den Trümmern einer Friedensbewegung, deren Analysekraft sich darin erschöpfte, dass stets die USA schuld waren, bereits ein neuer Antimilitarismus nachwächst, einer, der in Widersprüchen denken kann.“



    Mit Verlaub - einschließlich KÖFAZ - Richter & Stastsanwälte für den Frieden lange - auf verschiedenen Ebenen dabei! Und gut vernetzt! But.



    Sowas zB: “…Analysekraft sich darin erschöpfte, dass stets die USA schuld“



    Kann nur ein ahnungsloser geschrieben haben •



    Nein. Das riecht alles schwer subobtimal nach Beck & Fücks & Co.



    Der Rest ist Schweigen. Woll.



    Nothing else. Peinlich.

    • @Lowandorder:

      Marcuse nannte solche Manipulationsversuche «linguistische Therapie»

      • @guzman:

        Es hat mich geprägt, dass die Tommys in meiner Heimatregion lange das Sagen hatten. Ich hab mich unter deren Besatzung gut aufgehoben gefühlt. Die haben uns schließlich von uns befreit, ganz besonders auch nach Weltkrieg II. (bin sozialisiert mit BFBS und John Peel). Wenn aber die Deutschen irgendwen oder was befreien wollen, bleibe ich skeptisch und Pazifist…



        Aber auch die besseren Engländer trauen ihrem Miltär (zurecht) nicht besonders, dazu XTCs Generals and Majors, mit den äußerst unsympathischen Richard Branson (dem Proto-Musk) als General.



        www.laut.de/XTC/So...-And-Majors-942465



        Anekdote:



        „The music video shows the band playing servers and a group of men in military uniforms; one of them is Richard Branson, driving a Go-kart and jumping on a bouncy castle. According to Andy Partridge, Branson appeared "because he's a complete publicity hog. He decided he was gonna turn up and keep suggesting that he be in the video. That is the worst video ever made by man."“

    • @Lowandorder:

      Ähm... was ist das denn für ein Kommentar? Ich muss einfach mal sagen das es dringend nötig ist diese Debatte zu führen und ich möchte da beisteuern: die Leute, die nun mit Begeisterung die Pazifisten als Trottel dargestellt haben, sollten erst einmal verstehen, was das ist PAZIFISMUS, es ist das Gegenteil von Militarismus und dafür werden sich gerade heute die weltweit Betroffenen wohl brennend interessieren!

      • @Michael Meert:

        Die "Trottel" unter den Pazifisten verweigern sich dieser Diskussion bis heute.

        Wenn Sie als PAZIFIST zufällig auch gegen Diebstahl und Gewaltverbrechen sind, fordere ich Sie hiermit auf, das Schloß Ihrer Haustür zu entfernen und Sie sollten auch rechtsverbindlich auf Hilfe durch die Polizei verzichten. (Ich weiß, das geht nicht.)

        Besitzen Sie irgendetwas, das ich gebrauchen könnte?



        Keine Mao-Bibeln bitte.



        Eine Adresse wäre noch hilfreich, komme vorbei.



        Waffen habe ich keine, braucht man bei PAZIFISTEN aber ja auch nicht.

    • @Lowandorder:

      Ist schon doof, den Spiegel vorgehalten zu bekommen.



      BTW: Dein Schreibstil wirkt einfach nur gewollt, ist aber eigentlich nur kryptisch.

    • @Lowandorder:

      "Nein. Das riecht alles schwer subobtimal nach Beck & Fücks & Co."

      Anschließe mich. Peinlich diese Denke.

  • "Eine neue militärskeptische Bewegung würde Whistleblower im Rüstungsbeschaffungsamt auftreiben, die erklären, warum Milliarden in Panzer gesteckt werden, die nach ein paar Stunden den Geist aufgeben."

    Das was hier und in den folgenden Absätzen beschrieben wir würde ich nicht wirklich als militärskeptisch verstehen, denn auch Militärenthusiasten bis hin zu Berufssoldaten in meinem Freundeskreis sehen das genauso.

    • @Volker Racho:

      Übrigens: Hammer-Nick!!! d:-)

    • @Volker Racho:

      Ein Schelm könnte raunen: Das ist der Kniff.

  • Als ich Ende der 70er den Wehrdienst verweigerte, damals nur mit bestandener "Gewissensprüfung" möglich , in der Provinz damals sehr unüblich, hatte die Mutter meines besten Freundes, eher linksliberales Milieu, den Einwand, dass gerade Leute wie ich in die Bundeswehr müssten, damit dort nicht nur die Rechten das Kommando haben.



    Ist das jetzt der neue deutsche Antimiltarismus?



    Ich fürchte, auch hier frisst die Revolution ihre Kinder.

    • @Ignaz Wrobel:

      Tach! Schön mal wieder was zu lesen!

      “Genug gefremdelt mit Polizei und Militär: Linke, an die Waffen!



      Es ist ein strategischer Fehler, dass so wenige Linke zur Polizei oder zum Militär gehen. Damit geben sie ein Machtmittel aus der Hand.



      taz.de/Genug-gefre...Militaer/!5741414/



      Mit einer schön breiten Diskussion im Forum (icke als Florist krypt. dabei Woll