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Debatte um das 9-Euro-TicketBloß nicht verlängern

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Das 9-Euro-Ticket ist reine Geldverschwendung. Niemand steigt auf die Bahn um, die Schnäppchenjäger reisen einfach nur mehr.

Volle Bahnsteige in München: Angebote erzeugen Verkehr Foto: Frank Hoermann/Sven Simon/imago

B loß nicht! Es wäre eine ganz schlechte Idee, das 9-Euro-Ticket zu verlängern. Es ist schon schlimm genug, dass dieses Experiment drei Monate laufen soll. Die Züge sind zwar überfüllt, aber diese Fahrgastmassen brausen nicht gen Klimaschutz. Stattdessen unternehmen viele Menschen jetzt Reisen, die sie sonst unterlassen hätten – weil es gerade so schön billig ist. Die Schnäppchenjäger haben die Bahn entdeckt.

Dank Handyortung lässt sich ganz genau ermitteln, wie viele Menschen mit der Bahn oder dem Auto unterwegs sind, und die neuesten Statistiken ernüchtern: Der Bahnverkehr hat im Juni zwar um 42 Prozent zugelegt – aber der Straßenverkehr nur geringfügig abgenommen. Die Züge haben das Auto nicht verdrängt, sondern wurden zusätzlich genutzt.

Wieder einmal zeigt sich, dass „Angebote“ den Klimaschutz nicht voranbringen. Es ist eine Illusion zu glauben, dass der öffentliche Nahverkehr nur attraktiv genug sein muss, damit die Autofahrer ihre Kutschen freiwillig in der Garage stehen lassen. Stattdessen erzeugen „Angebote“ vor allem neuen Verkehr.

Klimaschutz funktioniert nur umgekehrt: Autofahren darf keinen Spaß machen. So ist es sehr wirksam, die Parkplätze zu verknappen. Wenn das Auto nirgends abgestellt werden kann, fährt es meistens gar nicht erst los. Eine Maut in den Innenstädten reduziert den Straßenverkehr ebenfalls, wie London oder Stockholm bezeugen können. Außerdem sollte man darauf verzichten, Autobahnen oder Landstraßen auszubauen. Es geht also um Verzicht, nicht um „Angebote“.

9-Euro-Ticket ist nur sinnlos teuer

Zugegeben: Für Parteien ist es schwierig, ihren Wählern zu erklären, dass sich die Mobilität verringern muss, wenn Deutschland Klimaschutz betreiben will. Verzicht kommt nicht gut an. Aber das 9-Euro-Ticket ist kein Ausweg, sondern nur sinnlos teuer. Der Dreimonatsrabatt wird den Staat 2,5 Milliarden Euro kosten.

Das einzig Gute daran: Diese Geldverschwendung kann sich die Regierung auf Dauer nicht leisten, sodass das 9-Euro-Ticket keine Zukunft hat. Zum Glück.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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96 Kommentare

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  • luzi , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Die Erde hat genug für unser aller Bedürfnisse, aber nicht für unser aller Gier (Gandhi). Wenn wir uns daran orientieren, haben wir eine Chance zu Überleben. AMERIKA first (oder Russland, China usw.) führt zur Vernichtung der Menschheit. Auf einem begrenzten Planeten bei steigender Bevölkerung ist Wohlstand und grenzenlose Freiheit = rücksichtslose Egoismus für alle nicht möglich.

  • Ich wäre ein bisschen gnädiger mit dem Ticket. Ich glaube, die Idee mit dem Klimaschutz besser funktioneren könnte, wenn die Bahn spontan besser geworden wäre. Sollte das überhaupt was mit Klimaschutz zu tun haben? Das sollte nur eine finanzielle Erleichterung für die Bevölkerung jetzt sein. Egal.

    Aber den Autoverkehr kann die Bahn nicht ersetzen solange man per Bahn als Pendler oft dreimal solange unterwegs ist wie mit dem Auto.

    Dann allerdings wäre es genial wenn die Bahn auch noch bezahlbar wäre und würde sicher den Autoverkehr reduzieren.

  • Weitermachen mit dem 9 Euro Ticket und über eine Luxussteuer auf SUVs finanzieren oder die Zuschüsse für Firmenwägen dafür hernehmen.



    Ich höre schon die Schreie der Autoliebeneden...

  • Der Zugewinn an Lebensqualität und Möglichkeiten für Geringverdiener*innen und Familien scheint für die Frau Herrmann irrelevant zu sein. Für einkommensschwache Personen die auf den ÖPNV in Form einer Dauerkarte angewiesen sind, ist das 9 Euro Ticket eine enorme Entlastung.

    Ich habe letztens einen See im weiteren Umland erkundet, zudem ich sonst wohl nie gefahren wäre. Das Resümee des Artikels macht mich sauer.



    Das 9 Euro Ticket ist ein Segen für den Binnentourismus und überfüllte Züge sind ein Problem das jahrelange die Vernachlässigung und der Rückbau des Nahverkehrs und des ÖPNV mit sich bringt.

    Ganz ehrlich muss ich noch dazu sagen, das ich einen überfüllten Nahverkehr gewöhnt bin und ich diese Überfüllung ertragen kann, wenn die Preise stimmen.



    Aber für diejenigen wo Geld keine Rolle spielt, ist das wohl ein großes Komfort-Luxusproblem

  • Danke für den aufschlußreichen Artikel.

    Ich persönlich finde grundsätzlich ein Deutschlandticket gut. Mir wäre ein 29 Euro Öffi-Monatsticket für ganz Deutschland inklusive IC (ICE?) Nutzung am liebsten.

    Den letzten Absatz des Kommentars finde ich komplett grundfalsch.

  • Wurde irgendwo erfasst, wie viel mehr ÖPNV eingesetzt wird? Falls viel mehr Menschen ÖPNV fahren, als zusätzliche Transportmittel eingesetzt werden, wäre das für mich trotz des relativ hohen Autoverkehrs ein Erfolg.



    Was die Kosten angeht, würde ich für regionale Begrenzung plädieren. Wozu muss ich mit dem 9€ Ticket nach und in Köln fahren können, wenn ich eigentlich in München lebe? Für derartige Reisen könnte schon mehr bezahlt werden.

  • 42% klingt nach richtig viel aber relevant wären doch eher wie viel mehr Züge fahren. Es ist zumindest für den CO2 Ausstoß kaum ein Unterschied ob ein Zug zu 20% oder 100% belegt ist.

  • "Zugegeben: Für Parteien ist es schwierig, ihren Wählern zu erklären, dass sich die Mobilität verringern muss, wenn Deutschland Klimaschutz betreiben will. Verzicht kommt nicht gut an."

    Nein, es ist lediglich schwer dem Wähler zu erklären, warum er auf Mobilität, Reisekomfort und damit gefühlte Freiheit verzichten soll. Besonders weil eine verstärkte "Unattraktivität" eine Zweiklassengesellschaft begünstigt, nämlich jene, die es sich leisten können, und jene, die es sich eben nicht leisten können. Am Ende kann die Politik nur mit Verboten arbeiten. Und so, wie ich meine Mitbürger kenne, hätten die auch kein Problem damit, wenn sie per Gesetz die Landkreis- bzw. Stadtgrenzen aus Freizeitgründen nicht mehr überschreiten dürften, weil es zu viel CO2 verursachen würde.

    Nein, die wahre Lösung heißt, Alternativen zu bieten. CO2-freies Autofahren ist auch heute möglich, leider bisher nur für die oberen Gehaltsklassen.

  • Geldverschwendung sind 100 Milliarden für ein Sondervermögen Rüstung.



    Das da Menschen bahnfahren, die auch bei Aldi einkaufen, wer hätte das gedacht?



    Es gibt nicht das geringsten Bahn Konzept. Es gibt Wunderkerzen.



    Ein Bahnkonzept hätte vor fünfzig jahren gestartet werden müssen.



    Wie in der Schweiz.



    Es gibt Politiker Sprüche, aber die gibts ja zu jedem Thema. Aktuell überbieten sich die Sprücheklopper.



    Ich sag mal, wir gehen frohen Mutes unter.



    F. Merz machts vor.

  • Warum nicht das Eine tun, und das Andere nicht lassen?



    PkW-Nutzung unattraktiver machen UND 9-EURO-Ticket weiterentwickeln!

  • Nebenbei nichts gegen die Berücksichtigung der Modelle aus London und Stockholm - aber missachtet diese Analyse nicht komplett jene, die sich ein Auto gar nicht erst zugelegt hätten, wenn es ein solches Ticket dauerhaft geben würde?

  • Zwar bin ich grundsätzlich kein Freund davon, aus Einzelerfahrungen viel abzuleiten - aber das befreundete Ehepaar, das aufgrund der Verteilung im Heiligen Deutschen Reich deutscher Tarifzonen und inkompatibler Arbeitszeiten zuvor beiderseits jeweils alleine einen 5-Sitzer von Bundesland A nach Bundesland B kutschiert hat, wird das nach Ablauf des 9-Euro-Tickets wieder tun.



    Da bin ich doch eher bei Wissing: Das war ausnahmsweise die "beste Idee für den Bahnverkehr seit ganz langer Zeit".

  • Nun, das ist ja auch wie beim ersten All-You-Can-Eat Restaurantbesuch. 2-43 Mal haut man sich die Wampe voll um schließlich bei einem normalen Essvolumen einzupendeln. Vielleicht wäre es sinnvoll, nur die letzten Wochen der 3 Monate zu bewerten.

  • Verzichten, Verbieten & Verteuern!

    Ein interessanter Denkansatz von der "Wirtschaftsfachfrau" Frau Herrmann. Mobilität wird immer mehr zum Luxusgut, den sich bald nur noch die Besserverdienenden leisten können.

    Viele Menschen kommen dann nur noch mit hohem Geld- und/oder Zeitaufwand zu ihren Arbeitsplätzen. Nicht wenige werden sich die Frage stellen, ob sich dieser Aufwand überhaupt lohnt. Ist es das, was Sie wollen, Frau Herrmann?

  • Das die meisten Autofahrenden ihre opulenten Potenzhilfen nicht zugunsten eines überfüllten, dem "Pöbel" vorbehaltenen ÖPNV aufgeben werden, ist ja nun keine neue Erkenntnis. Da hilft nur: Strassenraum weg und Kosten rauf..

    Allerdings braucht es dann schon einen gut ausgestatteten, geräumigen, schnellen, sicheren, flexiblen..sprich angenehmen ÖPNV.



    Und den allgemein attraktiver für möglichst viele Nutzer zu machen...dafür ist das 9€ Ticket dann doch eine gute Initialzündung...

  • Der Artikel könnte glatt von einem der Autolobbyminister Scheuer, Schmitt Dobrindt oder Ramsauer stammen. Da wird jahrzehntelang der ÖPNV ideologisch (oder korruptionsbedingt) kaputtgeplant und -gespart und jetzt stellt man fest dass unzuverlässige, schlecht getaktete Verkehrmittel nur für billige Ausflugsfahrten taugen. Konsquenz des Verfassers: Statt die Bahn endlich auf Vordermann zu bringen gehts besser wieder zurück zu überteuerten Tickets, leeren Zügen und vollen Strassen, so kann man wenigstens den Autobahnausbau weiter verteidigen. Bravo!

  • Mal wieder eindimensional gedacht. Die reduzierten Corona-Maßnahmen resultieren in deutlich mehr Verkehr ins Büro, die Menschen müssen / dürfen nicht im Homeoffice bleiben. Zudem ist Urlaubszeit, auch die hat Einfluss.

    Das treibt den Verkehr nach oben. Da sich die Zahlen aber nicht verändert haben, fahren eben mehr Menschen mit dem ÖPNV ins Büro oder zum Einkauf. Es mag noch andere gegenläufige Prozesse geben, aber so einfach wie Frau Hermann die Zusammenhänge darstellt sind sie nicht.



    Sehr geehrte Frau Hermann, warten sie doch erstmal das Ende der 3 Monate ab, und die Ergebnisse der glücklicherweise parallel stattfindenden Begleitforschung. Und dann kann man entscheiden, ob das Sinn machte oder nicht.



    Wie gesagt, das Thema ist zu vielfältig, um es hier so eindimensional darzustellen.

    Es wurden zudem die Zahlen von 2019 mit den aktuellen Zahlen verglichen, ganz eindimensional, gänzlich ohne alle gesellschaftlichen Veränderungen zu berücksichtigen, z.B. 2 Jahre Reiseeinschränkung, generelle Veränderung der Verkehrssituation etc.

    Man vergleicht ja auch nicht die Besucherzahlen im Freibad im Januar mit Juli, und schliesst dann daraus, dass die aktuell hohen Heizkosten die Menschen ins Freibad, treiben, auch wenn das die Zahlen beweisen.

  • Mit meinem ÖPNV-Jahresticket für fast 600 Euro komme ich mir ziemlich blöd vor.

    S-Bahnen und Nahverkehrszüge gnadenlos überfüllt mit einem Publikum, das die ganze Zeit laut in ihre Handys schreit, die Füße auf die Sitze legt und keine Maske trägt.

    Das 9-Euro-Ticket ist ein Corona-Mega-Booster. Pünktlich zwei Wochen nach Beginn des Tickets Anfang Juni hatten sich die Infektionszahlen verdoppelt. Mittlerweile mehr als verdreifacht.

    Wenn man zahlende Fahrgäste vergraulen will, verlängert man das Ticket.

  • Vollste Zustimmung. ÖPNV sollte schon längst kostenlos sein.



    Das käme, jedenfalls in Großstädten und um sie herum, mittelfristig wesentlich billiger als dieses komische Herumgemurkse.



    Die Idee, Dinge, die nur aus Eigenmotivation zu erreichen sind per Verbot durchzusetzen, hat übrigens damals schon mit dem Alkohol nicht funktioniert. Ist seitdem nicht erfolgversprechender geworden.

  • Das Ticket kam vor allem auch denjenigen zugute, die ein Monatsabo im ÖPNV haben.



    Das sind in der Regel Geringverdiener und Rentner.

    Es mag sein, dass zusätzlich Verkehr entstanden ist, wenn der Autoverkehr nicht abgenommen hat kann man allerdings nicht davon ausgehen, dass die Menschen gleichzeitig in Auto und Bahn saßen. Es können also nicht die Gleichen zur selben Zeit sein. Die Datenauswertung also hier Blödsinn.

    Vielmehr ist davon auszugehen, dass Menschen, die bisher nur in ihrer Kommune mit ÖPNV nur relativ mobil sein konnten, nun vermehrt Fern-Regional-Reisen antreten, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Einen ähnlichen Effekt hatte vor Jahrzehnten das erste Wochenend-Ticket.

    Die Forderung, die sollen zu Hause bleiben, kommt mir ein wenig zynisch vor.

    Wenn ein geringerer Anteil anderer dabei ist, der das Auto stehen lässt, ist es dennoch ein Erfolg.

    Die Kosten. Bei ÖPNV + überregionalem Nahverkehrsticket sind 2,5 Mrd. Euro für drei Monate doch relativ wenig. Immerhin generiert das Ticket auch Einnahmen, ohne dass es bisher genutzt wurde. Ich bin dafür ein Beispiel.

    Im Vergleich dazu: Tankrabatt mit direkten 3,15 Milliarden Subvention, der überwiegend Besserverdienenden und Unternehmen zu Gute kommt, mit entfallener Steuer, den Staat noch mehr kostet und für das Klima keinen besseren Effizienzgrad hat als das Bahnticket.

    In anderen Städten der Welt gibt es andere Denkmodelle als Herrmann hier präsentiert. Von kostenlosem, öffentlichen Verkehr in Luxemburg, Estland zu einem vergünstigten Jahresticket in Wien, Straßburg, Singapur, u.a.

  • Wo es kaum einen ÖPNV gibt, da nutzt einem ein 9-€-Ticket überhaupt nichts, zum Beispiel am linken nördlichen Niederrhein. Selbst die Verbindungen in nahe niederländische Großstädte wie Arnhem oder Nijmegen sind so gut wie nicht vorhanden. Hier hilft nur ein Auto. Ich persönlich habe mit meinem Uralt-Diesel noch besonderes Glück. Im Sommer kann ich den zu 50% mit dem billigsten Speiseöl vom Discounter fahren.

  • 6G
    657022 (Profil gelöscht)

    Es wird viel zu viel in den Straßenbau investiert, davon ein großer Anteil für den Neubau.



    Und es werden weiterhin viel zu viele Eigenheim- und Gewerbegebiete auf der grünen Wiese errichtet. Auf eine ÖPNV-Verbindung wird dabei nur in seltenen Fällen Wert gelegt, weil mit dem eigenen Auto ist ja jeder allzeit und schnell dort. Und es wird immer wieder davon gefaselt, dass ja genau dies die Wirtschaft ankurbelt. Das betrifft doch maximal die Bauwirtschaft, oder die Firmen, die sich dadurch eine günstigere Immobilie organisieren. Der dann folgende ganze Leerstand an anderer Stelle ist ja aus solcher Sicht immer das Problem der anderen.



    Und was den Artikel betrifft, ja knappe, und wesentlich teurer, Parkplätze sowie eine Maut in Innenstädten, oder überhaupt innerhalb geschlossener Ortschaften, begrüße ich sehr.

  • taz: "Das 9-Euro-Ticket ist reine Geldverschwendung. Niemand steigt auf die Bahn um, die Schnäppchenjäger reisen einfach nur mehr."

    Viele "Schnäppchenjäger" sind arme Menschen, die jetzt endlich einmal aus ihrer Stadt kommen und an die Ostsee oder Nordsee fahren können. Diese kleinen Leute, die sich über das 9-Euro-Ticket freuen, sind halt keine überbezahlten "Volksvertreter", die in ihrem Privatflugzeug zur Hochzeit unseres Finanzministers fliegen können, sondern Menschen für die schon eine Fahrt an die Ostsee/Nordsee jahrelang unbezahlbar war und sie jetzt endlich einmal eine Freiheit genießen, von der die "Freiheitspartei FDP" doch immer so gerne faselt. Nun ja, der "Freiheitsbegriff" galt aber schon immer nur für die Reichen und Mächtigen, aber nie für auf die Armen und Schwachen - und dass ist dann wohl auch die "Freiheit", die sich die "freiheitsliebende" FDP gerne vorstellt.

    taz: "Aber das 9-Euro-Ticket ist kein Ausweg, sondern nur sinnlos teuer. Der Dreimonatsrabatt wird den Staat 2,5 Milliarden Euro kosten."

    In Deutschland werden jährlich Steuern im Umfang von 125 Milliarden Euro hinterzogen, wie aus einer Untersuchung der University of London im Auftrag der sozialdemokratischen S&D-Fraktion im EU-Parlament hervorgeht. Davon könnte der Staat für seine Bürger viele 9-Euro-Tickets finanzieren, wenn man gegen Steuerbetrug endlich mal vorgehen würde. Man könnte auch den Spitzensteuersatz von derzeit 42% wieder auf 53% erhöhen, wie er ja damals noch unter Helmut Kohl war. Aber dann könnten die Reichen ja nicht mehr in ihren Luxuskarosserien herumfahren und sich über die armen Schlucker lustig machen, die sich über ein 9-Euro-Ticket freuen.

    Dass das Auto endlich aus der Stadt muss, das ist eine ganz andere Frage, die aber mit FDP und Union nicht umsetzbar ist, denn diese beiden Parteien leben immer noch in den 1950er Jahren, und einen Klimawandel scheint es für Lindner (FDP) und Merz (CDU) wohl auch nicht zu geben.

  • Es ist teuer, es ist ökologisch nutzlos, aber es ist für viele Menschen ein Segen. Um letzteres sollte es eigentlich gehen. Die hehren Ziele der Upperclass und der Bildungsbürgerlichen sind dagegen nur eines: Begründungen für anstehende Belastungen der „normalen“ Menschen.

  • Eine große Lücke für die Pendler aus dem Umland sind m.E. die fehlenden Park&Ride Parkmöglichkeiten an der Berliner Stadtgrenze. Dies erscheint mir ein ganz wesentlicher Punkt, um das Auto in Berlin auch für Brandenburger überflüssig zu machen.

  • Immerhin:



    "rund 20 Prozent der Befragten (gaben) an, zuvor den ÖPNV fast nie genutzt zu haben."



    www.merkur.de/poli...form-91661139.html

    Die Anschlußperspektive, die Grüne und LINKE vorschlagen, wird hier glatt unterschlagen. (s.ebd.)

  • Eine gute Kombination ist das BVG-Ticket bzw. -Monatskarte als "City-Maut". Nur wer ein BVG-Ticket kauft, darf mit dem Auto in die Innenstadt. Damit fällt das Kostenargument gegen den ÖPNV schon mal weg. Wer dann immer noch den Aufpreis fürs Autofahren erbringen will - bitte sehr. Alle anderen fahren mit der BVG, die sie eh schon bezahlt haben. Und in der Berliner Innenstadt ist die ÖPNV-Versorgung gut genug, um für jeden zumutbar zu sein.

  • Da die Studie Strecken unter 30km, also Pendlerverkehr, überhaupt nicht betrachtet, ist sie selbst und damit auch dieser Kommentar, nicht relevant, wenn es um die allgemeine Verkehrspolitik geht.

  • Ich kann Frau Herrmann nur zustimmen. Nur mit Zwang wird sich der Verkehr entspannen und in einer Marktwirtschaft kann der Staat daran verdienen.



    die Erlaubnis ein Auto oder Motorrad auf die Straße zu bringen wird wie Taxigenehmigungen versteigert.



    Pro 5000 Einwohner ein Gefährt. Gemeinden unter 5000 Einwohner halt kein Gefährt. Firmenfahrzeuge ausschließlich für den Transport. Banken, Versicherungen, Friseure brauchen keine Firmenfahrzeuge, es gibt ja Bus und Bahn. Den Verlust an KFZ-Steuer holt sich der Staat dann über die Fahrradsteuer. Die anstehenden Sanierungen unserer Autobahnbrücken die Milliarden kosten werden können wir uns sparen und in den öffentlichen Nahverkehr stecken. Wer will dann noch eben mal nach Malle fliegen wenn die Anreise zum Flughafen schon 3 Tage dauert? Unser Klima wird es uns danken.



    All die gesparte Energie in den Automobilwerken und deren Peripherieindustrie



    Ist das nicht erstrebenswert?

  • Das Ticket kam vor allem auch denjenigen zugute, die ein Monatsabo im ÖPNV haben.



    Das sind in der Regel Geringverdiener und Rentner.

    Es mag sein, dass zusätzlich Verkehr entstanden ist, wenn der Autoverkehr nicht abgenommen hat kann man allerdings nicht davon ausgehen, dass die Menschen gleichzeitig in Auto und Bahn saßen. Es können also nicht die Gleichen zur selben Zeit sein. Die Datenauswertung also hier Blödsinn.

    Vielmehr ist davon auszugehen, dass Menschen, die bisher nur in ihrer Kommune mit ÖPNV nur relativ mobil sein konnten, nun vermehrt Fern-Regional-Reisen antreten, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Einen ähnlichen Effekt hatte vor Jahrzehnten das erste Wochenend-Ticket.

    Die Forderung, die sollen zu Hause bleiben, kommt mir ein wenig zynisch vor.

    Wenn ein geringerer Anteil anderer dabei ist, der das Auto stehen lässt, ist es dennoch ein Erfolg.

    Die Kosten. Bei ÖPNV + überregionalem Nahverkehrsticket sind 2,5 Mrd. Euro für drei Monate doch relativ wenig. Immerhin generiert das Ticket auch Einnahmen, ohne dass es bisher genutzt wurde. Ich bin dafür ein Beispiel.

    Im Vergleich dazu: Tankrabatt mit direkten 3,15 Milliarden Subvention, der überwiegend Besserverdienenden und Unternehmen zu Gute kommt, mit entfallener Steuer, den Staat noch mehr kostet und für das Klima keinen besseren Effizienzgrad hat als das Bahnticket.

    In anderen Städten der Welt gibt es andere Denkmodelle als Herrmann hier präsentiert. Von kostenlosem, öffentlichen Verkehr in Luxemburg, Estland zu einem vergünstigten Jahresticket in Wien, Straßburg, Singapur, u.a.

  • "Die Züge haben das Auto nicht verdrängt, sondern wurden zusätzlich genutzt."

    Natürlich steigt ein Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit nicht auf 3 Stunden einfache Fahrt ÖPNV um statt 30 min Auto, nur weil das nun 9 Euro kostet.

    Das ist doch eine Binse.

    Aber es ist doch Super, wenn man seinen Urlaub nun mit der Bahn macht, statt mit dem Flugzeug oder dem Auto.

    "Klimaschutz funktioniert nur umgekehrt: Autofahren darf keinen Spaß machen."

    Siehe oben &: Das ist die alte Mär vom autogeilen Pendler, der gerne im Stau steckt, weil ihm dabei einer abgehen würde. Es ist die große Ausrede für die Untätigkeit der Politik.

    Dieses Vorurteil ist ein großes Hindernis für die eigentliche Aufgabe: Ausbau eines schnellen kurz getakteten ÖPNV und das auch auf dem Land.

  • RS
    Ria Sauter

    Muss Ihnen widersprechen, Frau Hermann.Das kommt selten vor :-)



    Im Bus sitzen viele Leute, die ich von meiner früheren ehrenamtlichenTätigkeit kenne.



    Sie können sich die normalen Preise nicht leisten.Sie laufen dann sehr weit in die Stadt. Sind meist Menschen älteren Datums.



    Am Anfang war ich auch gegen dieses Ticket wegen überfüllter Verkehrsmittel.



    Jetzt begrüsse ich es sehr.



    Die Zielrichtung sollte geändert werden. Zielführend ist nicht, dass viele Menschen auf den Öffi umsteigen. Zielführend sollte sein, dass jeder ihn nutzen und bezahlen kann, in ganz D.

  • Neun Euro Ticket Geldverschwendung, wirklich?

    Wer täglich Joggt oder radelt, der kann ein Lied davon singen! Auf jedem Trampelpfad begegnet dem Jogger oder Wanderer ein Sprit fressendes, Umwelt verschmutzendes, stinkendes Vehikel. Es steigt meist eine voluminöse Person aus dem Auto, eher ein Bierfass als Bauch vor sich her tragend. Und wer joggt das ist dann er aus dem Auto entlassene Hund, bis Herrchen ihn wieder ins Auto pfeift und mit dem guten Gefühl des Sportlers weg fährt.

    Also wie soll man die Verkehrswende angehen, die Gesellschaft zum gesünderen Leben anhalten, Umwelt schonen?

    Das neun Euro Ticket ist nicht defizitär , es kann sich ruhig auf einen Euro pro Tag erhöhen.



    Sicher aber ist es ein Anfang zum Umdenken, die Dreckschleuder stehen zu lassen. Alles braucht seine Zeit,



    so auch die Erkenntnis mit dem öffentlichen Verkehrsmittel viel billiger und eben auch zum Ziel zu kommen.



    Darüber hinaus ist es weitaus schlechter, sein Fahrrad mit dem Auto zu transportieren, das geht mit der Bahn auch besser. So erschließen sich mit der preiswerteren Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel auch neue Perspektiven für Aktivitäten und die Erkenntnis für die Betreiber - nach Medorns Weltkonzern Phantasien und dem Kahlschlag der Bahn - Ziel und kundengerechter zu investieren, gemäß dem Grundsatz von Angebot und Nachfrage.



    Ein Resultat nach gerade mal einem Monat festmachen zu wollen, trägt die Sache nicht. Sicher man könnte das Pferd auch vom Straßenverkehr her absatteln und Parkplätze verknappen. Wer aber will wirtschaftlich orientierte Logistik zum Wahnsinn treiben, wo für LKW nie genug Stellplätze vorhanden sind, der möge das tun.



    Umgekehrt aber ist eine Aufatmen spürbar. Viele (auch ohne Handy) erfahren nicht nur eine wirtschaftliche Entlastung durch das neuen Euro Ticket. Der dichte Straßenverkehr bedeutet auch Stress und Unfälle, neben Feinstaub.

    Gemessen an den Schäden die bei Autos nie eingepreist werden, gibt es eher kein Defizit beim neun Euro Ticket!

  • Bedauerlich, dass niemand den "Schnäppchenjäger " gesagt hat, dass sie die Bahn nicht benutzen dürfen und es eine Klimaschutz-Only Aktion gewesen ist.

    Eigentlich müsste man sich freuen, dass ärmere auch etwas von unserem Land sehen können.

  • "Der Bahnverkehr hat im Juni zwar um 42 Prozent zugelegt – aber der Straßenverkehr nur geringfügig abgenommen." Hier wäre konkrete und zusätzlich absolute Zahlen hilfreich. Da viel mehr Verkehr auf der Straße unterwegs, ist gar nicht zu erwarten, dass der Autoverkehr jetzt um 40% abgenommen haben sollte.

    "Klimaschutz funktioniert nur umgekehrt: Autofahren darf keinen Spaß machen."



    Bitte was? Mit dieser Argumentation schubsen sie ca. 2/3 der Wähler vom Thema weg. Das kann nicht gewollt sein.



    Die Umweltkosten, müssen realistisch ermitteln und auf den Preis umgelegt werden. Da könnte man leicht mit Spritsteuern auf Flugbenzin anfangen. Wenn fliegen endlich einen realistischen Preis hätte, dann würden auch mehr Kurzstreckenflieger auf Züge umsteigen.

    Ihren Gedanken zu Ende gedacht (kein Straßenausbau), bräucht man nur Tempolimit 30 auf allen Straßen einführen. Das geht sogar sofort. Keine Startinvestion notwendig. Und für 30 km/h brauchts auch keine guten Straßen. Das geht fast überall. Und es passen mehr Autos auf die vorhandenen Straßen - geringerer Sicherheitsabstand nötig.

    Da wir (zum Glück) in einer Demokratie leben, müssen sie die Mehrheit mitnehmen. Und das erreichen sie in dieser Beispiel durch ein besseres Angebot des ÖPV.

  • Leute können jetzt mehr reisen, ohne dass dadurch nennenswerte Klimaschäden entstehen.

    40% mehr Bahnreisen, das ist real gesteigerter Wohlstand; und das für weniger Geld als den Tankrabatt.

    Vielleicht — nur vielleicht — liegt die Nutzung des Autos trotz der in Zeiten des 9-Euro-Tickets massiven Zusatzkosten auch einfach daran, dass die meisten, die Auto-Pendeln, das machen, weil alles andere deutlich länger dauert.

    Und vielleicht, nur vielleicht, ist es Verhinderung von Autoreduzierung mit Ansage, *gleichzeitig* einen Tankrabatt zu zahlen. Der wäre nun wirklich nicht nötig gewesen.

    Die Bahn billiger zu machen, macht sie nicht besser. Es macht sie zugänglich.

  • Hm, an die einkommensschwachen Menschen hat man im Kommentar überhaupt nicht gedacht.

    Dass bei diesen Menschen der Klimawandel nicht an erster Stelle stehen kann will man wohl nicht begreifen.

    Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.

  • Gelesen habe ich diesen Artikel nur, weil ich auf eine satirische Pointe wartete, vergebens. Frau Herrmann offenbart in ihrem Kommentar eine m.E. privilegierte, arrogante Perspektive. Eine Perspektive, in der die Klimafrage völlig losgelöst von der sozialen Frage diskutiert wird. Der widerwertige Begriff "Schnäppchenjäger" für Menschen, die von Armut betroffene sind, ist da nur die Spitze des Eisberges. Das 9 Euro Ticket ist eine große Erleichterung für Menschen, die sich die irrwitzigen Preise des ÖPNV vorher nicht leisten konnten: Zum ersten Mal Bahnfahren ohne die ständige Angst kontrolliert zu werden und sogar mit einer Inhaftierung (§265a abschaffen!) rechnen zu müssen. So gesehen ist diese überraschend unbürokratische „Geldverschwendung“ eine sehr sinnvolle. Und ja machen wir das Autofahren unattraktiver. Aber das eine machen, das andere nicht lassen. Sonst sind arme Menschen noch abgehängter.



    Der Taschenspielertrick am Ende, in dem sie eine große Geldmenge ohne Relation, ohne Kontext nennt, rundet das ganze fein ab. 2,5 Milliarden als Zumutung für eines der reichsten Länder darzustellen, kann einen nur schmunzeln lassen und zeigt, dass die Autorin nicht an einer Umverteilung interessiert ist.



    Aber zu guter Letzt muss ich ihr recht geben: „Bloß nicht verlängern“, machen wir den ÖPNV komplett kostenlos!

  • Sehe ich komplett anderes.



    Ja, es stimmt, man muss das Autofahren, Parken, Autokaufen etc. unattraktiv machen, damit die Menschen das Auto stehen lassen.



    Aber man braucht auch Alternativen. Und dazu gehört ein gut ausgebauter und idealerweise kostenloser ÖPNV. Und das 9€ Ticket zeigt, dass wir hier noch viel Nachholbedarf gibt.



    Wenn jetzt schon die Züge überfüllt sind, wie soll es erst werden, wenn wirklich alle ständig Zug statt Auto fahren?



    Und übrigens: Mit den 100Mrd für die Bundeswehr könnte man das 9€ Ticket über drei Jahre lang durchziehen. Der Staat hat also das Geld, zur Not druckt er einfach nach (MMT)…

  • Man müsste weit mehr über die zusätzlichen Fahrten wissen als dass sie stattgefunden haben. Also, etwa ob das Leute mit Auto sind, die genausoviel Auto fahren wie immer und dazu noch mehr Bahn - oder Leute ohne Auto, die sich jetzt endlich überhaupt Mobilität leisten können. Ist das dann wirklich so schlimm, wenn die mal einen Ausflug machen? Oder auch wenn Leute mit Auto sich zum Anfang des 9-Euro-Tickets die Bahn mal angucken?

    Ich selber komme aus einer Familie ohne Auto und mit wenig Geld; die Einführung des Schönes-Wochenende-Tickets damals hat den Radius für Ausflüge am Wochenende in meiner Jugend stark erweitert (also: über Berlin AB hinaus). Ja, das waren zusätzliche Fahrten, die ohne ein preiswertes Ticket nicht hätten stattfinden können. Aber halt auch zusätzliche Erlebnisse. Weil es das unter der Woche nicht gab, war es als Teenager außerdem das Schlimmste überhaupt, wenn andere unbedarft vorschlugen, sich wo zu treffen, wo ich öffentliche Verkehrsmittel brauchte, um hinzukommen. Ich hatte einfach das Geld nicht, schämte mich aber auch, das zu sagen. Heißt: weil ich mich an Zeiten erinnern kann, in denen Mobilität ein riesiges Problem für mich war, finde ich das 9-Euro-Ticket aus Erwägungen der sozialen Gerechtigkeit heraus gut.

    (Heute bin ich Bahnpendlerin, immer noch ohne Auto, und fahre ganz sicher nicht öfter in der Gegend rum als ich ohnehin fahren muss - hätte aber in jedem Fall das Geld dafür, höchstens die Zeit nicht.)

  • In meinem Haus wohnt eine Familie, die mit Kindern, aber nicht mit Geld gesegnet ist. Die haben kein Auto, dass sie stehen lassen könnten.

    Seit es dieses Ticket gibt, sind die ganz aus dem Häuschen und reisen herum wie die Weltmeister.

    Geht es nach Frau Herrmann, ist der Spaß, Gott sei Dank sogar, bald vorbei.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Wer über den Tellerrand schaut, hat den Nachtisch im Blick - oder den Abwasch.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Ich nehme eine Crème brûlée mit Lavendel.

      • 6G
        657022 (Profil gelöscht)
        @95820 (Profil gelöscht):

        Erst das Vergnügen, dann die Arbeit. :-) ... nur für die Arbeit sind doch immer die anderen zuständig. Oder habe ich unser System falsch verstanden?

    • @Jim Hawkins:

      Was stört Sie persönlich daran, dass Ihre Nachbarn mit der Bahn reisen?

    • @Jim Hawkins:

      Danke. Beim lesen hatte ich auch die ganze Zeit das Gefühl dass hier eine gewisse privilegierte Arroganz der Autorin vorliegt.

      Ich hoffe es war nicht beabsichtigt, kommt aber so rüber.

  • In der Tat Frau Herrmann, ganz treffend erfasst: wenn der Grund für die Einführung des 9-Euro-Tickets, wie von der Regierung verkündet, in der gleichzeitige Verlagerung des Autoverkehrs auf die Schiene liegen soll, dann zeigt die Empirie dafür keinen Niederschlag in Zahlen.

    In meinen Augen zeigt das 9-Euro-Ticket der Bevölkerung etwas ganz anderes. Es zeigt die Preise im öffentlichen Nahverkehr sind politisch gestaltbar. Die soziale Taktlosigkeit von Seiten der Politik war von Beginn an eine solche Maßnahme für Autofahrer*innen einzuführen. Ein(e)jede*r konnte vorausahnen, der ÖNVP würde nicht alleine aus Preisgründen zur tragenden Umstiegsoption für Personen avancieren die individual motorisiert sind. Mögen die Gründe in der schieren logistischen Unmöglichkeit, der zeitlichen Unattraktivität oder auch emotionalen Motiven wie der sozialer Distinktion, oder Angst liegen.

    Allerdings erleben Menschen gerade nach Jahrzehnten neoliberalem "Geiz ist geil," dass plötzlich zumindest ein monatlicher Posten von Staats wegen zur symbolischen Summe eingedampft wird.



    Sonst heißt es, man sei nicht in der Lage ist unsere Mieten zu begrenzen und fraglich bleibt wie wir zukünftig für die Heitzkosten aufkommen sollen. Die Leute werden mit deregulierten Arbeitsverhältnissen und lächerlichen Häppchen wie einem 12 Euro Mindestlohn abgespeist, über den jeder Innenstadtvermieter lacht und den die Inflation bis zur Einführung weitgehend aufgefressen haben wird. Es droht die Grundrente mit Sachbearbeiter*innenkontakt bis zur Bahre und davor das Hartz IV Sanktionsregime.



    Wer da zynisch über Schnäppchenjäger schreibt die nur reisen wollen, kann wohl nichts gönnen. Nur Umweltprobleme zu sehen ist auch ein Akt sozialer Distinktion.

    Zynisch dass immer nur die Kosten der Motorisierten diskutiert werden - Für viele Menschen wäre eine entsprechendes Günstig Ticket im Herst/Winter wenn der ÖNVP witterungsbedingt oft alternativlos ist ganz wichtig. Nun wissen wir: es geht!

  • Ich stimme zu, auf Dauer lässt sich so ein 'Angebot' nicht aufrecht erhalten, nicht zuletzt, weil es eher zusätzlichen (z.b Ein Tages-) Verkehr generiert, gerade in der Urlaubszeit, der es ja kaum Chancen für eine Kapazitätserweiterung auf den touristisch interessanten Strecken geben konnte. Das einzig positive 'Ergebnis' ist die Einsicht, dass ein Gemeinschaftstarif das Reisen einfacher macht und damit die Prüfung von Großraumabonnements vor allem für Pendler fördert. Warum soll jemand, der 60 Minuten in ein Ballungsgebiet pendeln muß, auch noch mehr dafür bezahlen, als eine/r, der das Glück hatte, im näheren Einzugsgebiet eine Wohnadresse zu finden ? Aber Investitionen, die die Anreisen verkürzen helfen, die Lücken im ÖPNV schließen, sind auf jeden Fall besser angelegt, als ein oftmals rückständiges Verkehrsangebot auch noch unnötig zu strapazieren. Ich sehe auch noch Schwächen in der Erhebung, auf welchen Strecken die Reisezeiten verkürzt werden müssen, damit ein Vorteil dabei entstehen kann, Staus zu umfahren und nicht mehrmals im ÖPNV umsteigen zu müssen.

  • Das "niemand" in der Überschrift kann stimmt schon mal nicht: Wir sind beide schon mit Öffis Strecken gefahren, für die wir sonst das Auto genommen hätten.

  • "Der Bahnverkehr hat im Juni zwar um 42 Prozent zugelegt – aber der Straßenverkehr nur geringfügig abgenommen"

    Daraus zu folgern, daß niemand vom Auto auf die Bahn umsteigt, ist entweder ein Irrtum oder absichtlich Irreführend.

    In der verlinkten Statistik ist zwar, zu sehen, daß die Zahl der Bewegungen im Schienenverkeher im Juni um ca 40% zugenommen, und die gleiche Zahl für den Straßenverker nur im einstelligen Prozentbereich abgenommen hat.

    Diese beiden Zahlen sind aber eben nicht direkt mit einander vergleichbar, weil es Prozentangaben sind, die sich jeweils auf ein anderes Ganzes beziehen.

    Kurzes googeln hilft, um z.B. diese Statistik zu finden de.statista.com/st...hr-in-deutschland/

    Dort sieht man, daß der Straßenverkehr über 90% des Verkehrsaufkommens ausmacht, die Schiene nur mickrige 6%, also 15 mal weniger.

    Will sagen: Wenn sich 1% des Straßenverkehrs auf die Bahn verlagerte, wäre das für die Bahn eine Zunahme von 15%.

    Wenn sich das Verkehrsaufkommen bei der Bahn also um 40% vergrössert, und man davon ausgeht, daß dieser Zuwachs komplett durch vom Auto umgestiegene verursacht ist, dann wäre ein Rückgang des Autoverkehrs um gerade 2,6% zu erwarten.

    Das Problem sind also absolut nicht irgendwelche "Schnäppchenjäger", sonder eher die Tatsache, daß noch viel mehr auf die Bahn umsteigen müssten, um mehr als ein Tropfen auf dem heissen Stein der Straßenverkehrsblechlawine zu sein.

  • Ich finde, was in dem Kommentar von Frau Herrmann leider nicht beachtet wird, ist die Tatsache, dass das 9-Euro Ticket doch auch (oder sogar vorrangig?) als Entlastungspaket für die Bürger:innen geplant war, nicht als Klimaschutz-Ticket was die Autos von der Straße holt. Es sollte (parallel zu dem Tankrabatt und den Einmalzahlungen) Menschen entlasten, denen die Verteuerungen zu schaffen machen. Jetzt Menschen quasi vorzuwerfen damit Geld zu sparen ist doch reichlich am Thema vorbei. Und diejenigen, die von Ihnen höhnisch als "Schnäppchenjäger" bezeichnet werden sind in meiner Wahrnehmung wirklich nicht das Hauptproblem dieser Debatte. Die jetzt mit der Bahn in den Urlaub oder an den Badesee fahren und es vorher nicht getan haben, warum gönnt man denen das nicht? Ich freue mich eher über die Berichte von Familien, die sich durch das 9-Euro Ticket nun besser leisten können, am Wochenende eine Reise zu machen. Vielleicht trägt das 9-Euro Ticket wirklich nicht zum Klimaschutz bei (kann ich nicht einschätzen), aber es ermöglicht auf jeden Fall soziale Teilhabe.

  • Oh, ein FDP Kommentar in der taz. Hoffentlich werden es nicht mehr…

    • @Gnutellabrot Merz:

      Ich frage mich auch schon des Öfteren, ob ich hier noch in der taz bin. Dieser Satz - "Diese Geldverschwendung kann sich die Regierung auf Dauer nicht leisten, sodass das 9-Euro-Ticket keine Zukunft hat. Zum Glück." - könnte auch aus der Springerpresse WELT oder der FAZ sein; für die es ja bekanntlich keine armen Menschen gibt, die sich auch nach den drei Monaten über ein 9-Euro-Ticket freuen würden.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Hmm, FDP und "Parkplätze verknappen"??? FDP und auf den Ausbau rückwärts gewandter Straßenprojekte verzichten? Das erscheint mir aber ganz und gar nicht schlüssig!

    • @Gnutellabrot Merz:

      Das dachte ich auch …

    • @Gnutellabrot Merz:

      Genau mein Gedanke!

      Oder: Bloss nicht mehr Menschen das Reisen ermöglichen, sonst kommen die noch nach Sylt...

    • 6G
      656279 (Profil gelöscht)
      @Gnutellabrot Merz:

      Der war gut ...

  • Was für ein abgehibener Kommentar von jemand, der offensichtlich nicht viel Bezug zu den vielfältigen Lebensrealitäten von Menschen unter 1500€ netto hat.



    Genau, die soziale Gerechtigkeit, die ein derartiges Angebot endlich schafft und deren Bedarf so dringend ist, ist einfach nur unnötig, sagt die Autorin, die wahrscheinlich keine Ahnung davon hat sich weder Auto, Führerschein oder Bahnticket leisten zu können. Die ignoriert, dass es die, die zusätzlich nun den Zug nutzen, die sind, die endlich seit jahren mit ihrer vierköpfigen Familie mal wenigstens zum campen an die Ostsee können, was sie vorher komplett mit Familie 500 € Euro kosten würde und nicht leistbar war. Es sind Familien und Menschen, die sich jetzt wenigstens dadurch auch etwas Mobilität und Lebensqualität wie Urlaub oder Ausflüge leisten können, was vorher unmöglich war. Auch ich nutze die Bahn mit dem 9€ Ticket mehr als vorher. Endlich kann ich mir auch als Alleinerziehende (ohne Unterhalt, ohne ALG, mit 25 Std Woche, die im Niedriglohnsektor angesiedelt ist) dieses Jahr, seit Jahren das erste Mal, Urlaub leisten, ohne dass ich am Bahnticket pleite gehe, weil das sogar teurer ist, als die Unterkunft, die man gerne buchen würde. Auto oder Flugpauschalreise sind finanziell nicht möglich.



    Stört sich die Autorin nun daran, dass viele arme Menschen, nun auch ein bisschen was sehen und erleben dürfen? Viele Kinder dank dieses Tickets, nun das erste Mal in diesen Sommerferien, aus ihrem Kiez rauskommen?



    Unser Nachbarsjunge, ebenfalls alleinerziehendea Elternteil, der seit Geburt nichts anderes kennt, als Neukölln, war das erste Mal jetzt in Polen an der Ostsee, das erste Mal in seinem 9jährigen Leben nicht nur in einem anderen Land, sondern überhaupt raus aus Berlin. Der Kleine war ganz aus dem Häuschen vor Freude.



    Und das war unnötig, Frau Autorin?



    Die zitierten Statistiken, zeigen nichts anderes, als das endlich auch die Verlierer der Gesellschaft sich mal etwas Mobilität leisten können und sie nutzen.

    • @Edda:

      Aber wo kommen wir den hin wenn Hinz und Kunz als Geringverdiener*innen nun auch noch Urlaub an der Ostsee machen?



      Billigfliegen ist böse, Autofahrern ist böse und das 9 Euro Ticket sorgt dafür, das der Pöbel in den schönen Kurorten einfällt.

      Soll der Pöbel zuhause bleiben und mit dem Fahrrad zum Baggersee fahren. Das reicht dem Pöbel. Darauf noch einen Gläschen Bio-Wein aus dem schönen Frankreich

  • Diese Aussage kann nur von jemanden kommen der finanziell besser aufgestellt ist.

    Ich wohne in Düsseldorf meine Lebensgefährtin in Köln. Ich fahre die Strecke regelmäßig. Vor dem 9 € Ticket hat mich eine Strecke ca. 10€ gekostet (EEZY Tarif) das sind folglich 20€ hin und zurück. Es ist für mich ein unglaublicher Attraktivitätsgewinn günstig nach Köln zu kommen.

    Wenn Ich jetzt den Kommentar von Frau Herrmann lese sehe ich darin eine gut situierte Grüne die den Bezug zu dem "normalen" Bürger verloren hat.

    Und es hat schon etwas arrogantes der Bevölkerung die Mobilität verbieten zu wollen. Vielleicht sollte man bei den Lieferketten ihrer Bücher anfangen. Dann ist vermutlich ein 9 € Ticket auch für sie sexy...

  • Pressemitteilung: Das 9€ Ticket reduziert Autofahrten nicht, dennoch mehr als 50% Zunahme des Bahnverkehrs.

    Die gelernte Bankkauffrau liest: "Stattdessen unternehmen viele Menschen jetzt Reisen [...] weil es gerade so schön billig ist." oder kurz "Die Schnäppchenjäger haben die Bahn entdeckt."

    Alternative - weniger zynische - Leseart: Menschen die sich bislang nicht mal die 20-30€ für ein reguläres Regionalticket leisten konnten, wird es ermöglicht auch mal die Infrastruktur Schiene zu nutzen, die sie mit ihren Steuern mitfinanziert haben.

  • Man kann natürlich den Aspekt der Inklusion und der gewonnenen Bewegungsfreiheit für Armutsbetroffene in der Rechnung vollkommen ignorieren.

    Man kann auch ignorieren, dass sich Teile der Gesellschaft das erste mal trauen überhaupt den ÖPNV zu nutzenn weil der undurchsichtige Tarifdschungel passé ist.

    Ebenfalls kann man ignorieren, dass eine Zeit von nur 3 Monaten ziemlich knapp ist um wirklich was zu bewirken. Sowohl für Nutzer als auch Anbieter brauchen wir mehr Zeit.

    Zuguterletzt kann man dann natürlich auch noch voll in die neoliberale Soße greifen und behaupten es wäre zu teuer, während unmengen mehr an klimaschädigenden Subventionen in den Verkehrssektor fließen.

    Kann man machen, find ich aber schade, vor allem in der Taz.

    • @Moritz Arndt:

      Danke, das bringt es auf den Punkt. Liebe Grüße, Claudia Johannsmeier

    • @Moritz Arndt:

      Sie haben es auf den Punkt gebracht, eine derartigen Kommentar hätte ich in der Welt oder FAZ vermutet.....

  • Frau Herrmanns Schlussfolgerung aus der destatis Pressemitteilung, dass das Auto innerstädtisch nicht vom 9€-ÖPNV verdrängt worden wäre, sind unbegründet:

    Die zugrundeliegende Mobilfunk-Auswertung funktioniert nur für Distanzen weiter als 30km. D.h. gerade im innerstädtischen Verkehr konnte nicht zwischen ÖPNV und Auto unterschieden werden. Bus und Auto lässt sich überhaupt nicht unterscheiden. Es geht hier nur um Zugfahrten mit Distanzen länger als 30km.

    s. methodische Hinweise der verlinkten Pressemitteilung von destatis.

    Korrekt und wenig überraschend ist die Zunahme des Wochenend-Ausflugsverkehrs. Das hätte man nicht subventionieren müssen.

  • "Stattdessen unternehmen viele Menschen jetzt Reisen, die sie sonst unterlassen hätten – weil es gerade so schön billig ist." (U. Hermann)



    Das mag ja richtig sein. Aber eine auf 3 Monate begrenzte Maßnahme (im Sommer !) kann gar kein anderes Ergebnis bringen. Wer sollte denn da sein Auto aufgeben, wenn er danach ohnehin wieder mit dem eigenen Auto in die Arbeit fahren muß? Ganz sooo doof sind die Leute ja nun auch wieder nicht. Und überfüllte Bahnen sind auch nicht gerade ein echter Anreiz.



    Der Rest des Artikels ist mal wieder die Suada einer Metropolenbewohnerin die ein funktionierendes öffentliches Verkehrssystem vor Ihrer Haustüre hat und den nächsten Supermarkt gleich um die Ecke weiß - und nun auch noch Ambitionen einer Klima-Domina für sich zu entdecken scheint. (Parkplätze verknappen et all).



    Ich weiß nicht, wieso es sooo schwer ist sich vorzustellen daß dies in ländlich strukturierten Regionen ganz anders aussieht. Berlin ist nicht die Welt und schon gar nicht deren Nabel! Das scheinen die aber erst zu kapieren, wenn mal alle diejenigen, die vom Lande kommend die Versorgung der Stadt durch ihre Arbeit sicherstellen, einfach mal ein paar Tage zu Hause bleiben... Das wäre dann wohl mal ein wirksamer und bewußtseinserweiternder Klima-Streik!



    Für mich unverständlich: Wieso wollen so viele Menschen bloß in solch überbevölkerten, lärmenden und stinkenden Städten noch wohnen und arbeiten? Artgerechte Haltung ist das sicherlich nicht.

  • Kann schon gut sein, dass da jetzt nicht viele Bahn gefahren sind und das Auto dafür stehen lassen haben.



    Und es ist sicherlich so, dass ohne einen massiven Ausbau des ÖPNV der Umstieg kaum gelingen wird.

    Aber eins kann ich nach etlichen Diskussionen zum Thema wirklich nicht mehr nachvollziehen. Es war nie die Rede davon, dass das 9 Euro Ticket ein Klimaschutzprogramm sein soll.

    Es wurde ausdrücklich angekündigt und auch hier in mehreren Artikeln dargelegt, dass dieses Ticket Teil eines ersten Entlastungspakets für die Bürger aufgrund der allgmeinen Preissteigerungen sein soll.

    Und für diejenigen, die wenig in der Tasche haben und tagtäglich den ÖPNV oder die Bahn benutzen, hat das doch auf alle Fälle was gebracht.



    Und schon mal wesentlich mehr, als der Tankrabatt.

    Darauf geht der Artikel nicht eine Silbe ein.

  • Reisen jetzt möglich auch für Menschen mit wenig Geld - Pfui Deibel ;)



    Für den innerstädtischen Verkehr hat die verlinkte Statistik offenkundig keinerlei Aussagekraft. Und wenn sich die Regierung die Summe einer durchschnittlichen Provinzbankrettung tatsächlich nicht "leisten" kann - die kürzlich versprochenen 30Mrd. jährliche Geschenke an Rheinmetall und Lockheed streichen, und die Finanzierung ist gesichert.

  • Es ist natürlich unerträglich, wenn man, den Laptop unterm Arm und die Latte Macchiato in der anderen Hand, aus der ersten Klasse hinaus sich durch die Massen von schweißtriefenden, maskenlosen Kreti, Pleti und anderen Schnappchenjägern zum Ausgang zwängen muss. Da kann man gleich noch einmal duschen. Das 9-Euro-Ticket gehört abgeschafft, damit die Bahn wieder das wird, was sie schon immer war, was sie sein muss, der Umwelt zuliebe: ein Vergnügen für die Happy Few, ein Schonbezug für das Gewissen, den sich gefälligst teuer zu erkaufen hat, wer ihn sich leisten kann. Der Pöbel. die Schnäppchenjäger, Kreti und Pleti gehören auf die Autobahn, wo sie in ihren Abgasen schwitzen und nicht weiter auffallen. Malthus lässt grüßen.

    • @Birne Helene:

      Der Pöbel gehört in die Zweizimmer-Wohnung am Stadtrand.



      Sie haben den Artikel falsche verstanden. Die Frau Hermann möchte es den ÖPNV Nutzern nicht einfacher machen, aber den Autofahrern dafür schwerer. Also eine gute Repressionskeule ausbacken und dann draufhauen auf den Pöbel, der verreisen will.

      Der Pöbel soll Urlaub auf dem Balkon machen

  • 6G
    656279 (Profil gelöscht)

    "Niemand steigt auf die Bahn um, die Schnäppchenjäger reisen einfach nur mehr."

    Stimmt; fast ...

    Wenn es gerade passte, dann haben wir den Schadstoffdiesel in den letzten Wochen schon mal stehen gelassen; nicht zuletzt auch um zu vergleichen, was wir an ihm haben.

    Mal kurz die Kinder/Enkel besuchen. Von Tür zu Tür mit dem Diesel 30 Minuten, mit dem Ticket (dreimal umsteigen) gut 90 Minuten.

    Wobei die hier vom RMV/VRN errechneten Umsteigezeiten schon knapp waren, einen Sprint vom Bahnhof zum Bus und das mit 70+ schon mal eingeschlossen.

  • Andererseits ist eine Fahrt im Regionalexpress für 9,- das letzte Abenteuer ;-) !

  • Reisen darf nur für diejenigen sein, welche genügend Geld haben? Jene die sich ein Auto oder ein entsprechend teures Zugticket leisten können?



    Frau Herrmann hat in ihrem Kommentar einen entscheidenden Fakt vergessen zu erwähnen. Es gibt einen eklatanten Unterschied zwischen Individualverkehr und öffentlichen Verkehrsmitteln. Der CO2-Ausstoß eines Zuges oder eines Busses ist fast der selbe, ob nur eine Person damit befördert wird, oder er rappelvoll ist. Auch die allgemeinen Kosten bleiben identisch, denn die Fahrten im ÖPNV sind festgelegt. Der Zug fährt immer und nicht nach Bedarf. Daher ist eine möglichst hohe Auslastung wünschenswert.

    Hat eigentlich mal jemand beobachtet, in wie weit die Fernbusse in den letzten Wochen ausgelastet waren? Wenn diese sogenannten "Schnäppchenjäger" vom Fernbus auf die Bahn gewechselt sind, dann hätte diese Aktion sehr viel gutes gehabt.

  • Macht Autofahren denn Spaß? Für mich ist das Pendeln ziemlich alternativlos falls ich meine Kinder unter der Woche auch noch zu Gesicht bekommen möchte.

    Es bleiben zwei Alternativen zum Auto: Ein ländlicher ÖPNV der ökologisch ineffizient (weil überwiegend leerfahrend) die nötigen hochfrequenten Verbindungen schafft, oder aber (eher perspektivisch) wohl oder übel das Abenteuer des Hamburger Wohnungsmarktes. Ich habe gehört da zeichnet sich eine Entspannung ab und die Lücke kann man gut mit ehemaligen Pendlern füllen

  • So viel Verachtung für Leute mit wenig Geld

  • "Es ist eine Illusion zu glauben, dass der öffentliche Nahverkehr nur attraktiv genug sein muss, damit die Autofahrer ihre Kutschen freiwillig in der Garage stehen lassen."

    Wenn man "Attraktivität" mit "günstig" gleich setzt, hat Frau Hermann Recht. Wenn man unter "Attraktivität" enge Taktung, sicheren Sitzplatz, schnelle Verbindungen und saubere Züge versteht, stimme ich nicht zu. Solange ich aber, mit dem Auto 29km in ca. 35 Minuten zur Arbeit zurücklege und mit der Bahn 42km und 1h05 brauche, dabei (zumindest morgens) 20 Minuten in der Bahn und 10-15 Minuten an dem Gleis stehe, und insb. am Abend Verspätungen von 5-10 Minuten die Regel sind und mindestens 1x in der Woche ein Zugausfall hinzukommt und dann die Reisezeit schnell 1:30 bis 1:40 beträgt, werde ich nicht (mehr) Bahn fahren.

    • @Strolch:

      Berlin beweist leider, dass auch ein "attraktiver" ÖPNV kaum eine*n Autofahrer*in aus der Blechkiste lockt. Engere Taktungen und schnellere Verbindungen als hier findet man weltweit in kaum einem anderen ÖPNV, wie diverse Rankings zeigen.

      Die Wahrheit ist leider, dass "Attraktivität des ÖPNV" und "weniger Autos" zwei sehr verschiedene paar Schuhe sind, die nahezu nichts miteinander zu tun haben. Die meisten Autofahrer würden selbst dann nicht umsteigen, wenn sie die Haltestelle direkt vor der Tür hätten, der Bus alle 5 Minuten fahren würde und man ihnen jeden Monat 9€ dafür bezahlen würde, dass sie ihn nehmen.

      In diesem einen Punkt hat Frau Herrmann leider völlig recht: als Klimaschutzinstrument taugt das 9€-Ticket leider nicht. (So sehr ich es selbst liebe.)

    • @Strolch:

      Dazu noch die Anschlussproblematik. Brauche ich mit dem Auto 10 min länger, komme ich 10 min später an. Braucht der Bus 10 min länger, ist die Bahn weg und ich komme eine Stunde später an. Und ja, wenn so jemand wie ich eigentlich immer nur von Ortsrand zu Ortsrand und nicht ins Zentrum will, unternimmt mit dem ÖV jedes Mal ne halbe Weltreise.

    • @Strolch:

      Die Milchmädchenrechnung der Autorin im flächendeckend ÖPNV versorgten Großberlin geht nicht auf.



      Aufdem Land, in Klein- und Mittelstädten und selbst in Großstädten ist der ÖPNV keine Alternative.



      Und ja, das 9€ Ticket entlastet die Straßen. Ich selbst fahre jedes WE 400 km zu meinen Eltern, um diese zu versorgen. Mit der Bahn dauert es zwar jeweils 2 Stunden länger, ich habe diesen Monat aber schon 250 € gespart. Ich käme aber nie auf die Idee, für Fahrten von und zur Arbeitsstelle (9 km) vom PKW (14 min) auf ÖPNV (45 min plus 1500m Fußweg einfach) umzusteigen.



      Und nein, liebe "dann fahr' doch mit dem Fahrrad" Freunde, das ist keine Alternative.



      Aus rechtlichen Gründen muss ich ca. 20 kg Material mit mir führen, ca. 60 Höhenmeter überwinden und zeitnah verfügbar sein.

    • @Strolch:

      Demnach müsste das Parkplatzangebot soweit reduziert werden, dass es im Schnitt mehr als 30 Minuten dauert einen zu finden um den ÖPNV attraktiv zu machen.

      • @Ingo Bernable:

        Klar, das ist die Lösung, wenn man keine Lust hat, etwas zu verbessern. Es gab mal den Satz: Pünktlich wie die Bundesbahn.

        Ganz nebenbei: Ich bezweifle, dass ich mit ÖPNV umweltfreundlicher unterwegs bin, wenn ich mir anschaue, dass ich 1,5x so viele Kilometer zurück lege. Die Bahn deckt ihren Bedarf aus Kohlestrom, schließlich wurde extra für die Bahn ein Kohlekraftwerk gebaut. Das man dann Ökostrom kauft, könnte man einfach Greenwashing nennen.

  • Uff.



    Das ist ein vor sozialer Verachtung nur so strotzender Artikel. Das 9 Euro-Ticket ermöglicht gerade jenen Mobilität, die gar kein Auto zur Verfügung haben. Dieser Aspekt kommt mir hier etwas kurz.



    Oder um es überspitzt zu sagen: Wer es sich nicht leisten kann, Oma zu besuchen, hat halt Pech und ist nur ein böser Schnäppchenjäger, wenn er das 9-Euro-Ticket dafür nutzt.

    • RS
      Ria Sauter
      @Gachmuret:

      Das habe ich auch gedacht.



      Leider völlig abgehobener Artikel.

  • So einen reudiger und den Ökozid befeuernden Beitrag hatte man bei Springer erwartet, aber nicht hier. Realisierung von Grundrechten wie Art. 11 GG hat keine Bedeutung? Wie viel verdient die Autorin? Zugfahrten sollte ihr möglich sein... Da kann man es anderen auch wieder verbieten. Btw wenn der Straßenverkehr doch abgenommen hat, war es sinnvoll. Aber jo, klaro: Arme sollen mal schön das Klima schützen, damit die Reichen es weiter zerstören können??

    Klassizismus raus aus der Taz!

  • Warum sollte ich auch umsteigen?

    Mit dem Auto spare ich 1 Stunde Fahrzeit am Tag wenn ich zur Arbeit fahre (1x in der Woche), fahre an meinen Rewe dabei vorbei mit nur 3 Minuten Umweg, wo ich mit Bus usw. noch eine weitere Stunde Zeit verliere. Darüber hinaus noch all die Annehmlichkeiten (kann losfahren wann ich will usw.)

    Zwei Stunden Lebenszeit in der Woche spare ich, da müsste die Bahn Geld drauf zahlen bevor ich diese hergebe.



    Die Autorin mag Zeit in Überfluss haben, ich nicht.

  • let's agree to disagree... das 9 euro ticket für den innerstädtischen öffentlichen verkehr ist der hit. bei den regionalzügen bin ich ihrer meinung...



    abgesehen davon, dass ich denke, der öffentliche verkehr sollte eine dienstleistung sein, die grundsätzlich keine gewinne einfahren muss. dann wären auch die bahnverbindungen erschwinglicher... denn auch was hier geschrieben wurde ist sache::: taz.de/Soziale-Ger...hnfahren/!5856589/

    • @Nafets Etnep:

      Die Grenze zwischen innerstädtisch und regional ist allerdings fließend.



      Natürlich war das 9 Euro Ticket nicht dafür gedacht, mit der Familie durch halb Deutschland in den Urlaub zu fahren. Aber in manchen ländlichen Regionen ist die Bahn das, was in der Stadt die S-Bahn ist.



      Das Ticket auf eine bestimmte Anzahl an Stationen zu beschränken ist unkontrollierbar. Dann lieber die wenigen Urlaubsfahrer akzeptieren. Egal ob arme Leute oder Pöhse Schnäppchenjäger.

  • Jein. Es geht auch um Angebote. In Nicht-Home-Office-Zeiten fahre ich 6 km mit dem Auto zum nächsten Bahnhof, und dann 20 km S-Bahn. Komplett mit Bus&Bahn dauert es zu lange. Wenn das Angebot besser wäre, würde ich natürlich nur ÖPNV nutzen. Auch ohne 9-Euro-Ticket-Strohfeuer, das bringt in der Tat wenig. Aber ein 365-EUR-Jahresticket für den ÖPNV wäre schon ganz nett...

  • Die Idee hat was. Wir machen das Fahren eines PKW finanziell und infrastrukturell so unattraktiv das man es nicht mehr nutzen kann. Und bleiben gleichzeitig bei den happigen Preisen des ÖPNV, der in naher Zukunft nochmal deutlich steigen wird. In Und in ferner Zukunft ebenfalls, weil Vater Staat ja nicht dumm ist und die absehbaren einbrechenden Einnahmen bei KFZ- und Mineralölsteuer gerne kompensiert haben möchte.

    Sprich wir machen Mobilität im Allgemeinen für gut die Hälfte der Bevölkerung unbezahlbar. Das gilt sowohl für den Geringverdiener, der dank 9 €-Ticket mal die Chance hat, kostengünstig an die See oder in die Berge zu kommen, als auch für den Pendler, der sich die Frage stellt ob er nun die Pest (pünktlich und teuer mit dem KFZ zur Arbeit fahren) oder die Cholera (unpünktlich und teuer mit dem ÖPNV) wählen soll.

    Freuen werden sich im Endeffekt dann die "Gutverdiener" über leere Autobahnen und leere Züge. Der Pöbel darf dann zusehen wie er von A nach B kommt. Positiver Nebeneffekt : Mit der Klimaschutzhysterie ist es dann vorbei, weil dann ganz andere direkt greifbare Probleme Priorität haben.

  • Menschen, die mehr günstig reisen. Pfui. Mama, Opa und alte Bekannte besuchen kann man wieder günstig. Auf keinen Fall mit Steuergelder. Die Arbeiterklasse soll gefälligst Essen auf Fahrräder ausliefern.

  • Genau das habe ich befürchtet. Als ausschließlich ÖV-Nutzerin sehe ich derzeit fast nur Freizeitreisende, die mal hierhin, mal dahin fahren; weils quasi umsonst ist. Ich frage mich sowieso, warum die Benutzung des ÖV nichts kosten soll, während x-tausende Zaster für Riesendreckschleudern und -straßenvollstopfer ausgegeben werden. Ich bin immer noch der Meinung: Wenn's nichts kostet, ist es nichts wert (eine psychische Reaktion). Das Geld hätte dringend in die Verbesserung des ÖV gesteckt werden müssen. Andere Länder haben da andere Prioritäten: Luxemburg gibt rund 5 mal, die Schweiz 4 mal, und sogar Österreich gibt doppelt so viel pro Einwohner:in für die Schiene aus als Deutschland.

    • @resto:

      Als erwerbsarbeitende, allein 2 Kinder Erziehende und diese oft durch die Gegend Bewegende, in einem Landkreis ohne Bahn, nur mit Bus als ÖPNV Lebende kann ich sagen: Ohne die benzinverbrennende Dreckschleuder bräuchte ich bitte einen Tag mit mit Stunden. Das E-Bike mit Kinderhänger ist für die trockene und wärmere Zeit des Jahres für den innerörtlichen Verkehr gut, fürs Umland wird es aufgrund des Mittelgebirges schon arg schweißtreibend und ist für anschließende offizielle Termine nicht so praktisch, aber fürs private Wochenende ok. Der ÖPNV ist sogar für 9 Euro schlicht zu unpraktisch und zeitraubend wegen nötiger häufiger Umstiege, großer Taktung mit Glück an Werktagen auf Hauptstrecken 1h, ansonsten 2h oder mehr, bis zum Bahnhof erst einmal latschen, mit Kleinkind ggf. inkl. Kinderwagen, der dann wiederum nicht vernünftig in den Bus passt... keine guten, sicheren Parkplätze für Räder an den Haltestellen... Leerfahrten mit Standardbussen sind hier häufiger als ne Auslastung, weil man einfach mit dem Bus sooo deutlich länger braucht von Ort und Ort als mit dem Auto. Warum die keine 15-20-Sitzer nutzen, ist mir übeigens auch ein Rätsel. Schüler*innen fahren günstig mit einen Zusatzticket zum Schulbusticket im ganzen Verbundgebiet, das ist gut. Ansonsten sind die normalen Preise einfach dermaßen hoch, dass es sich nicht rechnet, und die Ticketsysteme viel zu komplex.

  • Signalisiert aber auch, daß mal was für die getan wird, die sonst immer zu kurz kommen. Zusätzlicher Bahnverkehr kann ja auch heißen, daß man es sich sonst nicht leisten kann.