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Fortsetzung des Krieges in GazaKrieg auf Teufel komm raus

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Israels Kriegsführung ist eine Katastrophe. Um die Gewaltspirale zu brechen, sollte die internationale Staatengemeinschaft Gaza übernehmen.

Essensausgabe in Rafah im Südteil Gazas am 2. Dezember Foto: Ibraheem Abu Mustafa/reuters

D ie Feuerpause zwischen Israel und Hamas ist beendet, die zweite Kriegsphase hat begonnen. Sie dürfte noch tödlicher werden als die erste, die schon verheerend war. Nachdem der Norden des Gazastreifens weitgehend dem Erdboden gleichgemacht wurde, ist jetzt der Süden an der Reihe.

Viele Palästinenser flohen auf Aufforderung Israels dorthin, jetzt kommt der Krieg hinterher – im Namen des von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu formulierten Kriegsziels des „totalen Sieges“ und der „Auslöschung“ der Hamas, die von radikalen Kräften in Israel pauschal mit Gazas Bevölkerung gleichgesetzt wird.

Israelische Medien haben berichtet, wie die Armee hohe zivile Opferzahlen bewusst in Kauf nimmt und wie Politiker über eine „Ausdünnung“ der Bevölkerung Gazas auf das „minimale Niveau“ diskutieren. Ist das ethnische Säuberung? Ab wann wird daraus Genozid? Wie viele Menschen in Gaza sollen noch sterben, bevor Netanjahus Kriegsziele als erfüllt gelten können?

Diese Fragen zu stellen, ist keine Parteinahme für die Hamas und ihren völkermörderischen Angriff auf Israel am 7. Oktober. Es ist eine Parteinahme für die Menschen – und für einen Frieden, der funktioniert.

Denn selbst wenn die Hamas „ausgelöscht“ wäre – solange es noch Palästinenser gibt, gibt es palästinensischen Nationalismus und den Wunsch nach Freiheit, und je mehr Kinder in Gaza sterben, desto stärker wird der Ruf nach Rache und damit die Bedrohung für Israels Bevölkerung, die für radikale palästinensische Kräfte als legitimes Angriffsziel gilt. Netanjahus Krieg bedroht langfristig auch Israel selbst.

Die internationale Staatengemeinschaft kann den Weg in eine Katastrophe, die Palästinenser wie Israelis gleichermaßen in den Abgrund reißt, vielleicht noch aufhalten. Sie müsste dafür aktiv die Verantwortung für Gaza übernehmen. Nur das kann gleichzeitig das Überleben der Palästinenser und den Schutz Israels gewährleisten. Wenn beide Völker weiter nebeneinander existieren sollen, brauchen sie beide Sicherheit voreinander.

Die UN-Doktrin der „Schutzverantwortung“, also der ausländischen Intervention zum Schutz bedrohter Bevölkerungen, blieb bisher immer Theorie, weil die staatliche Souveränität ihr einen Riegel vorschiebt. In Gaza gibt es keine staatliche Souveränität.

Wäre nicht Ägypten in der Lage, in Absprache mit beiden Seiten seine Armee über die Grenze zu schicken und Gaza zu besetzen – als Schutzmacht für die Palästinenser und als Garantiemacht für Israel? Was hindert die UNO daran, eine solche Intervention zu beschließen? Wo, wenn nicht dort? Und wann, wenn nicht jetzt?

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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67 Kommentare

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  • Die Kritikfähigkeit der israelischen Medien könnten sich so manche UnterstützerInnen der Palästinenser mal als Beispiel nehmen.

  • Der Krieg,den Israel führt entspricht der Logik der Regierung Netanjahu. Was den Palestinensern verbal vorgeworfen wird, verfolgt Israel seit Jahrzehnten praktisch. From the River to the sea,hat konsequent weiter gedacht unter Netanjahu Einzug in die israelische Verfassung gezogen,durch den Verweis die Siedlungspolitik zu unterstützen und auszubauen. Wie auch hier nachverfolgt werden kann,mangelt es der deutschen Gesellschaft in Bezug auf Israel die humanistischen werten auch hier nachzukommen. Wir verlieren unseren Kompass und geben die Werte an der Garderobe ab,auf denen die Republik aufgebaut wurde. Natürlich kommt jetzt sofort der Vorwurf,aber die Hamas hat angefangen.....



    Das wird auch nicht in Frage gestellt. Nur Barbarei legitimiert nicht selbige.

  • Die UNO ist eine prima Idee. Alle setzen sich zusammen und lösen die Probleme. Gemeinsam.



    Leider hat die schöne Idee einen Schönheitsfehler: Die undemokratischen Staaten in sind in der UNO deutlich in der Mehrheit. Deshalb verwundert es nicht, dass von der UNO eine Resolution nach der anderen gegen Israel rausgehauen wird. Weil sich Israel halt als äußerst praktische Projektionsfläche für das Ablenken von eigenem Versagen eignet. Das schonmal vorausgeschickt.



    Warum sich kein Staat aus der Region bereit erklärt, die Verantwortung für Gaza zu übernehmen? Weil den umliegenden Staat die Bevölkerung von Gaza ebenso schnurzegal ist wie der Hamas.



    Davon abgesehen sollte man einfach mal damit aufhören, diesen Krieg als "Rachefeldzug" Israels zu erklären (wobei D. J. lobenswerterweise auf den Begriff "biblisch" verzichtet). die IDF tut alles, was in ihrer Macht steht, um Zivilisten zu schonen - was allerdings schnell an Grenzen stößt wenn die Hamas im Gegenteil dran interessiert ist, zu Propagandazwecken so viele tote Zivilisten zu produzieren wie möglich.

    Und noch etwas, das nicht nur in diesem Artikel aufstößt: Die zwei Lieblingsargumente der "Israelkritiker" ist immer, dass



    a) die Bevölkerung von Gaza (jedenfalls die Mehrheit) nicht hinter der Hamas steht und deshalb nicht mit dieser gleichzusetzen ist und



    b) dass es völlig nutzlos ist, die Hamas zu beseitigen, weil sich sofort eine neue Terrororganisation bildet...



    Fällt eigentlich keinem auf, dass sich diese beiden Argumente gegenseitig ausschließen?



    In Fall 1 würde sich die Bevölkerung von Gaza hüten, noch einmal eine solche Organisation zu wählen (ja, die Hamas ist gewählt worden!), die ihr eine solche Tragödie beschert hat.



    In Fall 2 müsste man sich fragen, ob zumindest die Mehrheit von Gaza nicht doch voll und ganz hinter der islamistischen Ideologie steht...

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Israelische Medien haben berichtet, wie die Armee hohe zivile Opferzahlen bewusst in Kauf nimmt....""



    ==



    Israelische Medien berichten nicht über das ""bewußte Inkaufnehmen ziviler Opfer""sondern darüber, ob die eingesetzten Daten in der Zielerfassung und Nutzung von KI tatsächlich zu einem Mindestmass ziviler Opfer führen.

    Zitat: ""Die von der „KI-Zielbank“ empfohlene Präzision der Angriffe wurde in mehreren Berichten israelischer Medien hervorgehoben. Die Tageszeitung Yedioth Ahronoth berichtete, dass die Einheit „so weit wie möglich sicherstellt, dass unbeteiligten Zivilisten kein Schaden zugefügt wird.

    Eine ehemalige hochrangige israelische Militärquelle teilte dem Guardian mit, dass die Aktivisten eine „sehr genaue“ Messung der Rate der Zivilisten verwenden, die ein Gebäude kurz vor einem Angriff evakuieren. „Wir verwenden einen Algorithmus, um zu bewerten, wie viele Zivilisten noch übrig sind. Es gibt uns ein Grün, Gelb, Rot, wie eine Ampel.“

    Experten für KI und bewaffnete Konflikte, die mit dem Guardian sprachen, sagten jedoch, sie seien skeptisch gegenüber Behauptungen, dass KI-basierte Systeme den Schaden für die Zivilbevölkerung verringerten, indem sie eine genauere Zielerfassung förderten.""



    www.theguardian.co...ct-bombing-targets

    2.. Opferzahlen werden vom Gesundheits-Ministerium Gaza bekannt gegeben. Auch dieses Ministerium wird von der Terrororganisation Hamas kontrolliert.

    400 - 500 der 9.000 von Hamas abgeschossenen Raketen sind auf dem Boden von Gaza abgestürtzt.

    Das bedeutet:



    Die bekannt gewordenen Opferzahlen berücksichtigen nicht die durch eigene Raketen produzierten Opfer, Raketen -- die von Gaza abgeschossen wurden aber abgestürtzt sind. Darüber hinaus unterscheidet Hamas auch nicht zwischen Opferzahlen eigener Kämpfer und Opfern von unbeteiligten Zivilisten.

  • "Ägypten hat bereits vor 40 Jahren, als Israel im Rahmen eines "Land für Frieden"-Abkommens den Sinai an Ägyten übergab die Übernahme Gazas abgelehnt, weil man dort Terrorstrukturen annahm und man Terror nicht importieren wollte."

    Bitte belegen. Ägypten war nur daran interessiert, den Sinai zurückzubekommen, da der Gazastreifen ja nie wirklich Teil Ägyptens war, sondern von Ägypten nur verwaltet wurde. Meines Wissens gab es aber von keiner Seite ein Angebot oder einen Vorschlag, den Gazastreifen an Ägypten zurückzugeben. Begin hätte das nie getan. Denn im Gegensatz zum Sinai ist der Gazastreifen Teil von Eretz Israel und war deshalb für Begin nicht verhandelbar.

  • // Die internationale Staatengemeinschaft kann den Weg in eine Katastrophe, die Palästinenser wie Israelis gleichermaßen in den Abgrund reißt, vielleicht noch aufhalten

    Diese Staatengemeinschaft (wer immer das auch sein soll) könnte dann eine demokratische Gesellschaft aufbauen. Das funktioniert aber nur, wenn demokratische Staaten dort das Sagen haben. Und danach sieht’s eher nicht aus.

  • Der Vorschlag ist allenfalls für eine Situation geeignet, in der die Hamas bereits vollständig vernichtet ist und Sicherheit in Gaza herrscht. Vorher wird niemand in einen Krieg ziehen, denn ein Krieg würde es sein. Auch innenpolitisch kann sich kein arabischer Staat das leisten. Für die Zeit eines Wiederaufbaus aber ist vielleicht eine treuhänderische Verwaltung durch mehrere arabische bzw. islamische Staaten denkbar. Eine gute Idee, die nur nichts daran ändert, dass jetzt erst mal weiter gekämpft und gestorben wird, weil sonst die Vorraussetzung fehlt. Israel hat legitime Gründe die Hamas vernichten zu wollen und Netanjahu hat egoistische Gründe zur Härte, dagegen kommen sogar die USA nicht an.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Die Hamas kann nicht mit Bomben besiegt werden. Je mehr Unrecht und leid es gibt,desto mehr wird sie nachwachsen.

  • Gleiche Moslem-Brüder, gleiche Moslem-Kappen?

    Das derzeitige Vorgehen des Netanjahu-Regimes gegen die Bevölkerung von Gaza als Rache für das Hamas-Pogrom vom 7. Oktober erinnert sehr vergleichbar an das Massaker von Hama in Syrien 1982. Als Reaktion auf den Aufstand des syrischen Ablegers der islamistischen Moslem-Brüder gegen das vergleichsweise säkulare Assad-Regime, dem zahlreiche opferreiche Anschläge vorausgingen, legten Armee und Luftwaffe die 350 000 Einwohner zählende Stadt in Schutt und Asche und töteten 30 000 Zivilisten, vom Westen als Gräueltat eines moskautreuen Terrorregimes gebrandmarkt.

    In Erinnerung an diese Vorgänge brachen bekanntlich 2011 in Hama erneut Unruhen aus, Auslöser eines landesweiten regierungsfeindlichen islamistischen Aufstandes gegen das Assad-Regimes mit fast einer halben Million Opfer auf beiden Seiten und v. a. unter Zivilisten.

    Hier hat sich die Erkenntnis von Mahatma Gandhi bewahrheitet: „Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten". Die alttestamentarische Antwort der Netanjahu-Regierung auf das Hamas-Pogrom wird sie nur bestätigen.

    Dominic Johnson hat (diesmal) sehr Recht: „Israels Kriegsführung ist eine Katastrophe.“ Hama läßt grüßen.

  • Fast Alles richtig und gut analysiert....

    Nur die Lösung....eine internationale Staatengemeinschaft soll übernehmen...

    Wer in dieser internationalen Staatengemeinschaft ist frei von Schuld, frei von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.



    Niemand von den Staaten, die die militärische Stärke und politische Macht haben ..ist moralisch dazu berechtigt/geeignet.



    Die Hoffnungslosigkeit des Instruments UNO ist Abgrundtief und abschreckend.

    • @Peace85:

      Ich würde jetzt nicht die blütenweiße Weste verlangen. Guter Wille und hinreichende militärische Möglichkeiten reichen. Ägypten wäre der natürliche Kandidat, aber auch andere Staaten kämen in Frage.

      Nur: Wer wird sich die Finger schmutzig machen?

      Das Problem ist doch, dass in Bezug auf die Hamas die israelische Härte in Gaza durchaus der Maßstab ist, den man ansetzen muss, wenn man dort etwas erreichen will. Die Hamas wird keiner Besetzung des Gaza-Streifens durch irgendwen, der NICHT Israel vernichten will, tatenlos zuschauen. Und die Mittel, mit denen sie kämpft, sind bekannt. Dazu gehört neben Massakern, Bomben und Tunnelsystemen die erschreckend erfolgreiche Propaganda gegen ihre Feinde.

      Ergebnis: Jeder muslimische Staat, der in Gaza einmarschiert und versucht, dort Ruhe und Frieden zu stiften, wird dazu die Hamas verlustreich niederringen müssen und sich dabei auch noch in den Augen der islamistischen Propaganda zum Büttel Israels machen. Jeder NICHTmuslimische Staat erst recht.

  • Was bitteschön ist eine Internationale Staatengemeinschaft ? Die UNO kann sicher nicht gemeint sein und mir fällt



    kein westlicher Staat ein der auch nur



    einen Soldaten da hinschicken wird.

    So hässlich es klingt, höchsten China hätte die Mittel dort was zu erreichen:

    1. China ist dort nicht historisch vorbelastet.

    2. Bis heute meiden es die Islamisten sich mit China anzulegen ( Als Chinese soll man der ungefährdeste Mensch in Kabul gewesen sein ), denn so blöd sind die ja auch wieder nicht.

    3. Iran hängt von Handel mit China ab, die wären zwar sauer, würden ihre Hunde aber aus Eigeninteresse an die Kette legen.

    Ob die USA sowas aber zulassen, ist aber stark zu bezweifeln.

  • Wie soll Ägypten oder die UN die Kontrolle über Gaza übernehmen ohne die Hamas zu entmachten? Glaubt der Autor dieses Artikel tatsächlich, dass die Hamas sich so einfach entmachten lässt? Ägypten hat schon genug damit zu tun, die Muslimbrüder im eigenen Land zu bekämpfen. Und die Vorstellung, dass UN-Blauhelme in der Lage wären, die Hamas zu bekämpfen, scheint mir sehr naiv zu sein.

  • Abgesehen von dem hingeschluderten "jaja die Hamas ist auch ganz schlimm" macht der Autor die Rechnung bei seiner Forderung gänzlich ohne die selbige. Die Hamas müsste diese Besatzung ja ebenfalls dulden. Wird sie aber nicht tun. Unter keinen Umständen. Es ist eine Terrororganisation deren Ziel in keinster Weise das Wohlergehen der Palästinenser sondern ausschließlich die Vernichtung des Judentums ist. Denen ist das Leid der Menschen in Gaza absolut schurzpiepe. Im Gegenteil es ist von der Hamas genau so gewollt und zentraler Teil ihrer Strategie. Ägypten oder die UN müssten im geforderten Fall genau so resolut vorgehen wie Israel um eine Besatzung gegen den Wiederstand der Hamas aufrecht zu erhalten

    • @silicananopartikel:

      Das scheint in der Tat wenig durchdacht von Johnson.

      • @Günter Picart:

        Ja, der Kommentar von Herrn Johnson ist überhaupt nicht durchdacht. Als würden irgendwelche muslimischen Staaten im Gazastreifen die Hamas bekämpfen. Oder die Hamas einfach verschwinden, wenn nur eine Besatzungsmacht da ist.

        Israel hatte den Gazastreifen doch genau deshalb geräumt, um den Palästinensern zu ermöglichen, einen Staat aufzubauen.

        Die Hamas hat aus dem Gazastreifen eine islamofaschistische Terrorgesellschaft gemacht. Und die geht nicht einfach wieder weg.

  • Zwar hat Herr Johnson geschafft allein in den ersten 3 Abschnitten 5 Mal das Wort "Krieg" in Bezug zu Israel unterzubringen, aber seine Quintessenz ist irrelevant. Ägypten hat bereits vor 40 Jahren, als Israel im Rahmen eines "Land für Frieden"-Abkommens den Sinai an Ägyten übergab die Übernahme Gazas abgelehnt, weil man dort Terrorstrukturen annahm und man Terror nicht importieren wollte. Wie recht Ägyten hatte haben Anschläge auf ägyptische Soldaten und Polizisten in direkter Gazanähe in den letzten Jahren bewiesen. Leider hat Ägypten nicht die geringste Absicht sich in Gaza zu engagieren. Zugegeben, auch ich habe die Hoffnung, dass sich eine Gruppe arabischer Politiker und Entscheidungsträger findet, die bereit ist Verantwortung zu übernehmen. Natürlich ist die Zerstörung durch die israelischen Bombardements groß, das wirkt nicht gerade einladend. Viel schlimmer ist jedoch die von Kindheit an durch die Islamofaschisten verhetzte Bevölkerung, daraus ein irgendwie friedlich lebendes Gebilde zu formen, wird schwierig. Und ja, das war schon vor dem 7.10 so und vor der Reaktion darauf. Die Hamas hat angekündigt solche Massaker immer wieder zu wiederholen und das meint sie auch so.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      》... allein in den ersten 3 Abschnitten 5 Mal das Wort "Krieg" in Bezug zu Israel unterzubringen, [...]《 - und zwar unter der Überschrift "Krieg auf Teufel komm raus".

      Die Versicherung: 》Diese Fragen zu stellen, ist keine Parteinahme für die Hamas und ihren völkermörderischenAngriff auf Israel am 7. Oktober. Es ist eine Parteinahme für die Menschen – und für einen Frieden, der funktioniert《 überzeugt nicht, denn "diese Fragen" - "Ist das ethnische Säuberung? Ab wann wird daraus Genozid? Wie viele Menschen in Gaza sollen noch sterben, bevor Netanjahus Kriegsziele als erfüllt gelten können?" - behaupten ihre Antworten schon in der Fragestellung, sind rhetorisch.

      Zumal Johnson auch erklärt: "...solange es noch Palästinenser gibt, gibt espalästinensischen Nationalismusund den Wunsch nach Freiheit" - als seien Freiheit und Nationalismus -letzterer immer die Abwertung des Anderen - zu vereinbaren, als könne also Freiheit und "Hamas" überhaupt zusammen gedacht werden.

      Freiheit ist nur in einem demokratischen Rechtsstaat denkbar.

      D.h.: die "Justizreform" Netanjahus gehört zurückgenommen, und auf der anderen Seite muss es aufhören, dass offenbar noch nicht mal die UN-Resolution 181, der Teilungsplan für Palästina, wirklich anerkannt wird: wenn bei jedem Anlass, sogar nach den bestialischen Morden vom 7. Oktober, der Schlachtruf "From the River to the Sea, Palestine will be Free" zu hören ist, wird klar, dass auch auf palästinensischer Seite (und der ihrer vermeintlichen Unterstützer) erhebliche Spielräume vorhanden sind, zu einer anderen als einer nationalistischen Perspektive (auch und gerade für die Generation der heutigen Kinder) zu gelangen.

      Israel zu diabolisieren: dass ist das Ziel der Hamas, deshalb befinden sich ihre Stellungen bei/unter Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern.

      Das sollte wan so nicht aufgreifen, sondern dergestalt Einfluss auf Israel, seine Regierung nehmen, dass es die ihr von den Terroristen zugewiesene Rolle nicht übernimmt.

  • Wie kommt Herr Johnson darauf, dass die Hamas, Muslimbrüder, Hisbollah etc ein Interesse an einer Lösung hätten, bei der Israel nicht vernichtet wird? Die Ägypter werden ihre Soldaten sicher nicht der Hamas zum Fraß ihres Hasses vorwerfen. Wenn man schon Vorschläge macht, sollten die auch wenigstens annähernd etwas mit der Realität zu tun haben

    • @Klaus Kuckuck:

      "Ägypten soll da rein, ernsthaft? Israel hat doch Ägypten, Saudi Arabien und Qatar gefragt, ob die Gaza übernehmen wollen, die lehnten alle ab - die Palis sind denen zu fanaticsh."

      Wann wo? Ich halte das für eine Erfindung. Mit welchem Recht hätte Israel denn den Gazastreifen einem andern Staat anbieten können?

    • @Klaus Kuckuck:

      "Zur Befriedung des Konflikts gibt es seit den 1970er Jahren eine UN Mission im Libanon. Wie wir sehen, werden weiterhin Raketen von der Hisbollah nach Israel abgefeuert und Israel antwortet mit Luftschlägen."

      Hat die nicht die Aufgabe, den Rückzug Israels sicherzustellen? Die Hisbollah existierte damals jedenfalls noch nicht.

    • @Klaus Kuckuck:

      Es gibt von 2017 eine neue Version der Hamas-Charta, in der die Vernichtung Israels nicht gefordert wird.



      (Und umgekehrt lehnt ja auch der Likud kategorisch die Bildung eines palästinensischen Staats ab.)

  • Und was soll die internationale Gemeinschaft dort tun, um die Islamofaschisten im Gazastreifen daran zu hindern weiter die eigene Bevölkerung und Die Israels zu bedrohen?



    Ich sehe da ein neuerliches Afgahnistan drohen. Das wäre für die Menschen im Gazastreifen keine Verbeserung.

  • Es wäre natürlich schön, wenn es eine einfache Lösung für ein 60 Jahre altes Problem gäbe.



    Es ist ja nicht gerade so, als hätte sich in dieser Zeit Niemand mit der Problematik beschäftigt.



    Zuletzt hat Israel den Gazastreifen militärisch verlassen und die Palästinenser intern ihr Gebiet verwalten lassen.



    Die Folge war eine interne militärische Auseinandersetzung in Gaza .



    Dann wurde Isreal jahrelang mit Raketen beschossen und antwortete gelegentlich mit Luftschlägen.



    Dieser "Alltag" entspricht einem Kriegszustand.



    Zur Befriedung des Konflikts gibt es seit den 1970er Jahren eine UN Mission im Libanon. Wie wir sehen, werden weiterhin Raketen von der Hisbollah nach Israel abgefeuert und Israel antwortet mit Luftschlägen.



    Der Unterschied, trotz UN Mission, ist für mich da nicht erkennbar.



    Wieso sollte das in Gaza anders laufen?



    Abgesehen von dieser, von Herrn Johnson skizzierten



    " Alltagslösung", hat es ein Progrom auf Israelischem Boden gegeben.



    Wir erinnern uns kurz, wie weitreichend die Reaktion der USA auf einen dementsprechenden Terrorakt war.

    Irsael hat ein moralisches Recht, seine Bevölkerung vor derartigen verabschiedungswürdigen Angriffen zu schützen.



    Zivile Opfer in einem Krieg sind schmerzhaft und die toten PalästinenserInnen zu betrauern.



    Doch die vorangegangenen Geiselbefreiungen gründen nicht auf plötzlich erwachter Menschlichkeit auf Seiten der Hamas, sondern der Härte, mit der die israelische Armee die Hamas in die Enge getrieben hatte.



    Für diese verfahrene Situation gibt es keine einfache und schmerzfreie Lösung.



    Für ein Himmelfahrtskommando "Schutzmacht", sehe ich bisher keine Freiwilligen.

  • Herr Johnson, Sie wissen, um was es geht: die Hamas hat das Ziel Israel in einen langanhaltenden Krieg zu verwickeln.



    Wie die Lage und die Äußerungen der Hamas der letzten Jahre zeigen, sind die Einwohne Gazas einzig Kanonenfutter, und reines Instrument, um "Massenmordguthaben" zu erzeugen.



    Die aktuelle Entwicklung dürfte Ihnen auch bekannt sein:



    Terrorangriff auf Zivilisten an einer Bushaltestelle in Jerusalem nach der Waffenruhe.

  • ich bin langsam soweit, den vorschlag der ein-staaten-loesung unter UN-kontrolle, als einzigen ausweg zu sehen. israel als staat hat unter den jetztigen umstaenden seine legitimation eigentlich aufgegeben. wenn alle in frieden leben wollen, dann geht das nicht unter der fuehrung von skrupellosen und religioes fanatischen hardlininern. alle menschen im israel-palaestinensischen gebiet verdienen schutz, nicht nur die des juedischen glaubens.

    • @the real günni:

      Ziemlich unrealistisch, ihr Vorschlag.



      Wenn Israel tatsächlich unter Führung von skrupellosen und religioes fanatischen hardlinern steht, wird es wohl kaum darauf eingehen.

  • Ein paar gute und schlechte Punkte: Ja, die internationale Gemeinschaft sollte den Gaza Streifen regieren und kontrollieren. Natürlich will das kein westlicher Staat tun, der einigermassen bei Trost ist, und es würde auch nicht von der Bevölkerung in Gaza akzeptiert werden. Bleiben also nur Ägzpten und Jordanien. Denn was klar sein muss: die Hamas darf nicht länger Gaza kontrollieren und die eigene Bevölkerung für ihre Ziele missbrauchen. Israel führt Krieg gegen die Hamas, nicht gegen Gaza. Leider sterben dabei Zivilisten, jeder ist einer zu viel, aber es ist kein "Genozid" (Sie können nicht ernsthaft behaupten, dass Israel alle Bewohner Gaza's töten oder vertreiben will). Die Hamas trägt sehr wohl dazu bei, dass Zivilisten getötet werden.

  • Credo der Hamas: Tod allen Juden! Wie sollte da ein Kompromiss-Friede aussehen? Dass Israel der Forderung zumindest zur Hälfte nachkommt? Mit solchen Leuten und ihren Unterstützern ist kein Verständigungsfriede möglich. Die aktuelle Situation ist Ergebnis der idealistischen Fiktion "Land gegen Frieden" von 2005. Seither wurden tausende Raketen auf Israel abgefeuert. Warum sollte Israel den Arabern noch ein Wort glauben? Nur damit man an deutschen WG-Küchentischen weiterhin von einer Zwei-Staaten-Lösung schwadronieren kann? Und dann ist da noch ein ganz praktisches Problem: Wer sollte denn im Namen der "Palästinenser" einen wie auch immer formulierten Vertrag unterschreiben? Das Abbas-Regime? Aufgrund welcher Legitimation?

    • @Holger Westermann:

      Dass "Land gegen Frieden" - in der Vergangenheit - nicht funktioniert hat, ist eine tragische historische Ko-Produktion. Bei den Knackpunkten des Friedensprozesses (Siedlungen und Ostjerusalem) haben die Israelis geglaubt, dass sie am längeren Hebel sitzen und sich in einer Warum-sollten-wir-mehr-anbieten?-Haltung zurückgelehnt (ganz ähnlich übrigens wie die Palästinenser*innen beim Teilungsplan von 1948) und kräftig Fakten geschaffen. Die PA hatte nicht den Mut und die Kraft einen besonders mit Blick auf Ostjerusalem sie selbst delegitimierenden Frieden zu schließen.



      Die Rede vom fehlenden Partner im Friedensprozess ist in beide Richtungen zutreffend, nachdem die PA gegenüber der Hamas immer weiter an politischem Boden verlor und Israel stärker als andere Länder noch nach rechts rückte (wo die Meinungen seit Jahren zwischen auf Dauer gestelltem Besatzungsmanagement plus Siedlungsbau und Vertreibungsfantasien oszilieren).



      Und wie könnte ein "Kompromiss-Frieden" aussehen? Die Zweistaatenlösung könnte z.B. für den palästinensichen Staat im Verfassungsrang eine Bestimmung enthalten, die nur einem friedlichen Miteinander verpflichteten Parteien die Teilnahme an Wahlen gestattet. Eine vielleicht an Bosnien angelehnte (aber besser gemachte) Rolle für die internationale Gemeinschaft, könnte ein Element einer Lösung sein. Fakt ist aber: solange man den Palästinenser*innen nichts anbietet, werden sich Menschen in Gaza nicht in großer Zahl gegen die Hamas stellen. Viele haben Angst, viele sind Opportunisten, manche im inneren Exil und viele unterstützen sie auch, aber auch von denen kann man einige noch erreichen, wenn ein gutes Leben realistisch in Aussicht steht.

  • Die Internationale Staatengemeinschaft soll Gaza über nehmen? Das wird sicher nicht passieren, denn ich habe irgendwie das leise Gefühl, dass man dort nicht gerne fremdbestimmt wird.

    Ägypten soll da rein, ernsthaft? Israel hat doch Ägypten, Saudi Arabien und Qatar gefragt, ob die Gaza übernehmen wollen, die lehnten alle ab - die Palis sind denen zu fanaticsh.

    Und zu Ägypten möge man sich bitte auch noch an die Rede von Präsident Al Sisi erinnern, der den Grenzübergang nicht öffnete und meinte, die Palis mögen da bitte für die Sache im Zweifelsfalle sterben.

    Nein, Ägypten will da nicht rein, denn das wäre nur eine Stärkung der Muslim-Bruderschaft, mit denen sie schon so genug zu tun haben.

  • Solange jeden Tag Raketen auf Israel abgeschossen werden, ist die israelische Armee berechtigt, die Verursacher zu suchen und zu bekämpfen. Stelle man sich das mal in Berlin vor. Jeden Tag würde es Raketen auf die Stadt regnen. Was wären ihre Forderungen? Was ist so schwer daran, den Raketenbeschuss zu unterbinden?

    • @Dirk Osygus:

      "Was ist so schwer daran, den Raketenbeschuss zu unterbinden?"

      Das versucht Israel seit fast 20 Jahren. Scheit also schwer zu sein.

  • Danke Dominic Johnson. Dieser Kommentar war dringend notwendig für die TAZ. Siehe dazu auch:



    www.fr.de/kultur/g...inks-92706015.html

    • @Rinaldo:

      T.I.N.A.

      Danke für diesen Lektüre-Tip aus der Frankfurter Rundschau, der einer Konkretisierung Wert ist. Es handelt sich um die Rede der israelisch-amerikanischen Philosophin und derzeitigen Direktorin des Einsteinforums in Potsdam Prof. Susan Neimnn zum 50. Jahrestag der SPD-Grundwertekommission. Deren Kernbotschaft zur Nahost-Krise an die Adresse Deutschlands: „Heute sind die Mehrheit der Israelis der Meinung, dass am 7. Oktober auch das Sicherheitskonzept des Staates zerstört wurde. Selbst wenn es allein um den Schutz jüdischen Lebens ginge, können militärische Mittel Israel nicht retten ohne eine ernstgemeinte, von der internationalen Gemeinschaft geforderte politische Lösung. Deutschland ist Israels zweitwichtigster Partner. Vor dem Hintergrund seiner Nazi-Vergangenheit wäre eine deutsche Forderung nach einer politischen Lösung die einzig richtige.“

      Dominic Johnson scheint sich in seinem Kommentar begrüßenswerterweise dieser Sicht anzuschließen. In der Tat: There Is No Alternative!

  • "Was hindert die UNO daran, eine solche Intervention zu beschließen?"

    Die Existenz der Hamas.

    Welcher Staat soll da "Verantwortung" übernehmen, nur um sich dann potentiell sehr bald in dieser alptraumhaften Lage wiederzufinden, in der die "Friedenstruppen" permanent von irgendwelchen "unsichtbaren" Terroristen angegriffen werden?

    Und selbst wenn die Angriffe auf die eigenen Truppen ausbleiben, wie reagiert man auf Raketen die aus dem eigenen "Schutzgebiet" auf Israel abgeschossen werden? Usw...

  • Die Idee einer internationalen Friendenstruppe, sowie massive humantiäre und wirtschaftliche Hilfe für den Gaza Streifen, um extremistischen Kräften den Nährboden zu entziehen (denn wer ein gutes geregeltes Leben führt, schließt sich in den meisten Fällen keinen religiösen Fanatikern an) ist die richtige Strategie.

    Das Problem hier ist, dass es wohl niemanden auf der Welt gibt, der sich freiwillig in dieses Wespennest setzt und den Verlust hunderter seiner eigenen Soldaten dafür riskiert.



    Ägypten wird das nicht tun und ich sehe auch keinen anderen Staat, der dazu bereit wäre.

    • @TeeTS:

      massive humanitäre und wirtschaftliche Hilfe... die bekommt Gaza bereits seit 2005, als Israel dort abzog...



      Y. Sinwar, der Drahtzieher des Pogroms vom 7. Okt., hat 20 Jahre in israelischen Gefängnissen gesessen - u. a. wegen des Mordes an 12 Palästinensern. Während der Haft ist ihm von israelischen Ärzten das Leben gerettet worden, sie haben ihm einen Gehirntumor entfernt. Man sollte meinen, das sollte jemanden zum Nachdenken bringen. Statt dessen wird Sinwar mit dem Statement zitiert, er hätte seine Haft genutzt, um "den Gegner zu studieren".



      Das sieht mir eher so aus, als ob humanitäre HIlfe zwar gerne in Anspruch genommen wird, aber letztendlich als Schwäche ausgelegt wird.



      Sollte man deshalb die humanitäre Hilfe einstellen? Nein, natürlich nicht. Aber man sollte sich besser auch keine Wunder davon erhoffen...

  • Die Hamas hegt also den Wunsch nach Freiheit.

    Steile These.

    Die Freiheit, die Hamas sich wünscht, ist eine ohne Juden, ohne Menschenrechte, ohne Frauenrechte, eben ohne jede Freiheit.

    Erklärtermaßen will man nicht einen Nationalstaat regieren, sondern ein Kalifat.

    Ein Frieden, eine Verständigung wird mit diesen Menschenfeinden nicht funktionieren.

    Und natürlich geht es denen primär um die Vernichtung der Juden, aber dann um die Vernichtung der Freiheit.

    Dieser Kampf hat erst begonnen, gewinnt Fahrt und so lange die Zivilgesellschaften schweigen und die Fanatiker die Straße dominieren, sieht es nicht gut aus.

    Zeit für eine Houellebecq-Lektüre.

    • @Jim Hawkins:

      "Die Hamas hegt also den Wunsch nach Freiheit.

      Steile These."

      Also ich find den Artikel ja auch etwas naiv, aber die "steile These", dass die Hamas "der Wunsch nach Freiheit" treibt, die stellst hier einzig du auf.



      Die Debatte ist mittlerweile dermaßen vergiftet, dass viele nur noch lesen und hören was sie lesen und hren wollen. Man muss kein Staubkorn Verständnis für Hamas und Konsorten haben, um die martialische Wortwahl Netanjahus und anderer Hardliner bemerkenswert zu finden. Das Wort "Vernichtung" wird momentan auf verschiendensten Seiten mit einer Selbstverständlichkeit benutzt, die nur noch sprachlos macht.

    • @Jim Hawkins:

      Wo steht im Artikel, dass die Hamas einen Wunsch nach Freiheit hat? Der Autor schreibt von einem palästinensischen Nationalismus verbunden mit dem Wunsch nach Freiheit. Das dürfte nach wie vor ein Unterschied sein, außer natürlich, man setzt sämtliche Palästinenser*innen mit der Hamas gleich. Abgesehen davon finde ich den Artikel selbst schwach, denn er lässt vollkommen außer Acht, dass extremistische Gruppen (und davon gibt es ja alleine im Gazastreifen mehr als nur die Hamas) eine wie auch immer geartete Schutztruppe kaum dulden werden. Dann werden nicht nur arabisch-muslimische und jüdische Israelis sowie alle Palästinenser*innen, die eben keine Anhänger*innen von Terror sind, sondern sich eine friedliche Lösung wünschen, von diesen Terrororganisationen bedroht, sondern auch noch die Mitglieder der Schutztruppe. Erst muss Israel diesen Krieg führen, erst muss die Hamas (und am besten alle weiteren Terrororganisationen in Gaza und der Westbank sowie die, die vom Ausland her operieren) deutlich dezimiert sein (eine endgültige Auslöschung erscheint mir schwierig, zudem, es werden neue Terrorzellen nachwachsen), bevor es irgendein neues Regime in Gaza gibt - sei es eines durch die Fatah, sei es durch internationale Schutztruppen. Aber dann muss auf jeden Fall zügig die Zweistaatenlösung implementiert werden, denn sonst installieren sich nur neue Terrorgruppen, die Palästinenser*innen fühlen sich weiter unterdrückt und die Spirale der Gewalt dreht sich weiter. Dabei gilt es auch zu bedenken, die radikalen Siedler*innen aus dem Westjordanland auszuweisen, denn wie soll eine Zweistaatenlösung funktionieren, wenn mitten in palästinensischen Gebiet autonome israelische Siedlungen existieren? Das wären doch auch wieder tickende Zeitbomben...

  • Ich halte die These mit dem Hass, der immer größer wird, mittlerweile für nicht mehr richtig. Der Hass kann nicht mehr größer werden.



    Hamas-Terroristen richten ein furchtbares und genau geplantes Massaker an Zivilisten an, von denen viele den Palästinensern freundlich gesinnt waren und viele weder Juden noch Israelis waren. Und die Bevölkerung Gazas tanzt auf den Straßen ....

    Vielleicht führt ja die Zerstörung zu einem Umdenken, wenigstens aus Gründen des rationalen Eigeninteresses. Im 2. Weltkrieg wurden deutsche Wohnviertel planmäßig plattgebombt, Nacht für Nacht, jahrelang. Danach waren die deutschen Allmachtsphantasien weg. Und zwar nicht, weil die alten Nazis ihre Meinung geändert hatten, sondern weil sie unmissverständlich erlebt haben, dass sie so ihr eigenes Leben zerstören.

    Nach der Zerstörung konnte der deutschen Zivilgesellschaft die Hand zum Wiederaufbau gereicht werden. Wenn es der israelischen Gesellschaft gelänge, diesen Schritt ebenfalls zu tun, gäbe es eine realistische Chance auf eine Zweistaatenlösung.

    Klar ist auf jeden Fall: die arabische Welt muss und wird umdenken. Israel hat klar gemacht, dass es nicht einfach verschwinden will. Es wurde mit dem Militäreinsatz bewiesen, dass ein wirklicher Genozid, also die Auslöschung aller 2 Millionen Bewohner des Gazastreifens, innerhalb weniger Wochen möglich gewesen wäre. Dass die meisten Palästinenser noch leben, verdanken sie der Tatsache, dass die israelischen Soldaten vollkommen anders vorgegangen sind als die Hamas-Terroristen.

    • @Breitmaulfrosch:

      Völlig d'accord !

  • Die Überlegungen sind leider furchtbar theoretisch. Israel hat bereits versucht, den Status als Schutzmacht an Ägypten abzugeben, doch Ägypten hat dankend abgewunken. Es ist eine unbequeme Tatsache, dass kein Land sich mit Palästinensern, Hamas und anderen radikalisierten Gruppen abgeben möchte.



    So, wie es momentan aussieht, kann keine Schutzmacht der Welt die Hamas davon abhalten, Israel weiter zu beschießen, und wenn welche Schutzmacht auch immer sie versucht, davon abzuhalten, diese gleich mit zu bekriegen.



    Die Hamas wird jede Bemühung um Frieden verhindern, weil sie keinen Frieden mit Israel will. Sie wollen Israel nicht. Und dafür gibt es - so wie es aussieht und der Konflikt sich über Jahre und Jahrzehnte gestaltete - momentan keine gangbare friedliche Lösung, die ad hoc funktioniert.



    Und ja, ich denke auch an die Palästinenser:innen. Leider hat die Gescchichte gezeigt, dass Frieden und Intervention von außen nie funktionieren, wenn die Bevölkerung nicht die Kraft oder die Einsicht zur Selbstbefreiung hat. Siehe Afghanistan, siehe Irak etc.

  • Mutiger Kommentar, Dankeschön dafür.

  • Blauhelme sofort

  • Voreinander



    "...brauchen sie beide Sicherheit voreinander" - ja, und das ist ganz was anderes als das gepredigte "miteinander" bisheriger 2-Staaten-"Lösungen". Dafür müssten Besatzungen beendet, Grenzen begradigt und dann 20-meter-hoch zubetoniert werden - was das ökonomische Aus für mindestens das Wetsjordanland bedeuten würde.

    • @lesnmachtdumm:

      Mauern bieten keine Sicherheit. Siehe 7. Oktober.

      Mehr Sicherheit würde z.B. eine Friedenstruppe bieten.

  • WEnn der Teufel, Yahia Sinwar rauskommen würde, wenn also die Hamasführung kapituliert, wäre der Krieg vorbei. So einfach.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Das wird die Hamas auch bestimmt tun...

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Und nur weil er das nicht macht, ist es legitim Zehntausende, vielleicht am Ende auch Hunderttausende Zivilisten abzuschlachten.

      Als ob dem Typen irgendwas an der Zivilbevölkerung im Gaza liegt. Selbst wenn man es als legitim betrachten würde, ihn mit der Ermordung der Zivilisten zu erpressen, wäre das eine schwachsinnige Idee, die ihm direkt in die Hände spielt.

      Je mehr Zivilisten in diesem Konflikt sterben, je stärker werden die radikalen Islamisten - in Gaza und sonst auf der Welt. Egal ob sie Hamas heißen oder Islamischer Staat oder sonst wie.



      Netanjahu bekämpft nicht den Islamismus mit seinem Krieg, er beschafft ihm gerade größtmöglichen Zulauf!

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Yahia Sinwar ist nach Wikipedia "seit 2017 der Leiter der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen".

      Sorry. Ich werde da ganz ungehalten und erinnere mich an meine christlichen Wurzeln (obwohl ich nicht mehr Christ bin), nach denen es gar nicht geht, Menschen als "Teufel" zu bezeichnen. Er ist immer noch ein Mensch, egal was er tut.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Wenn die Hamas sich für die eigene Bevölkerung interessieren würde, würde sie das auch machen bzw würde sie nicht dauernd als menschliche Schutzschilde benutzen.

      Aber wir wissen ja alle dass die Hamas, daran kein Interesse hat, im Zweifel ist jeder Tote Palästinenser*in für die ein gefallener*e Mätyrer*in.

  • Danke für ihren Kommentar Dominic Johnson. So klar und ohne irgendwelche Schnörkel spricht er mir aus meinem Herz.

  • Die UN wird von Israel angesehen als ein Konglomerat von Israel-hassern. Das wird Israel nicht akzeptieren. Die Palästinenser streben (zu Recht) nach Freiheit und Autonomie. Wer könnte diese und gleichzeitig das israelische Sicherheitsbedürfnis garantieren?



    Ich möchte an dieser Stelle auf den Podcast "Heimspiel" hinweisen, wo der Deutsch-palestinensische Journalist Yassin Musharbash



    Diese Frage aufgreift.

  • Eine UN-Besetzung wäre Wasser auf die Mühlen der Dekolonisten hier, aber wenigstens wäre dann vielleicht Israel aus der Schusslinie. Aber wer würde sich mit der Hamas anlegen wollen und tatsächlich Frieden garantieren? Hat ja schon mit den Taliban nicht geklappt

  • Vielen Dank für diesen mutigen Artikel in unserer "Stahl und Eisen-Zeit".



    Endlich mal eine Stimme, die es nicht nur schafft die unfassbaren Verbrechen Russlands in der Ukraine beim Namen zu nennen und nicht zeitgleich die rücksichtslose Kriegsführung Israels als caritatives Geschenk für die Welt darstellt, ohne dann dabei die Verbrechen der Hamas zu relativieren.



    Danke für diese differenzierte Sicht!

  • Die Idee einer internationalen Truppe die sozusagen als Schutzmacht in beide Richtungen agiert, ist sicher sinnvoll; ich bezweifle aber, dass dieser Ansatz funktioniert, wenn nicht gleichzeitig ein Staatsgründungsprozess eingeleitet wird, der auch die bisher besetzten Gebiete im WJL und Ostjerusalem einbezieht. Andernfalls wiederholt sich das alte Spiel nur mit einem zusätzlichen Akteur und früher oder später würde die internationale Truppe nur zu einem Komplizen in einem Status quo werden, in dem den Palästinensern die nationale Selbstbestimmung verweigert wird. Ich glaube jedenfalls nicht, dass die Menschen in Gaza zufrieden sind, wenn es ägyptische statt israelischer Soldaten sind, unter deren Stiefel sie leben (und leiden) müssen.

  • Warum sollte Ägypten den Gazastreifen besetzen?

    Ägypten hat kein Interesse daran, sich I slamofaschistische Terroristen über eine Besetzung des Gazastreifens ins Land zu holen.

    Egal wer dort als Schutzmacht eingesetzt wird, die Hamas wird weiter morden und vergewaltigen.

    Es ist schrecklich, was die Hamas den Menschen im Gazastreifen und in Israel antut. Deshalb kann nur eine komplette Zerstörung der Hamas Frieden in der Region bringen.

    Ägypten wird sich da bestimmt nicht die Finger verbrennen und sich die Probleme ins Land holen wollen.

    • @Gnutellabrot Merz:

      "Deshalb kann nur eine komplette Zerstörung der Hamas Frieden in der Region bringen."

      Wie soll das erreicht werden, mit jedem zivilem Opfer dieser vermeintlichen Auslöschung der Hamas entstehen neue Feinde. Die Kinder derer die heute getötet werden sind die Neuen von morgen.



      So richtig wie das Ziel der Zerstörung der Hamas ist, so unmöglich ist dies durch eine Zerstörung des Gaza zu erreichen. Eher das Gegenteil wird die Folge sein.



      Um die Hamas zu beenden muß die Führung erledigt werden, dem Fußvolk, den Zivilisten sowieso muß eine andere lohnenswertere Perspektive geboten werden, um das Ganze nicht von vorne zu beginnen. Ist diese Hamas weg, kommt eine neue, nur der Name wird ein anderer sein.



      Mit der Zerstörung von Gaza wird es quasi unmöglich sein, zumindest für sehr lange, eine friedliche Koexistenz zu schaffen.



      Das ist reine Logik, Krieg schafft keinen Frieden. Der Groll der Überlebenden ist die Nahrung für die nächsten Terroristen.

      • @nutzer:

        Entstanden 1945 denn Millionen neue Feinde, als Deutschland als Strafe für den Krieg zerbombt wurde und wahrscheinlich jede Familie Opfer zu beklagen hatte?



        Nein gab es nicht, weil nach der Zerstörung klar war, dass wir es verdient hatten.

        Anders wird es auch im Nahen Osten nicht gehen, bevor man neben Aufbauarbeit auch Aufarbeitung mit den Menschen vor Ort betreibt.

        • @Walterismus:

          nein, nicht weil klar war, dass wir es verdient hatten, da war die Mehrheit ganz anderer Meinung.



          Aber die Amerikaner hatten was zu bieten, nämlich Wohlstand und sie haben die Deutschen nicht klein gehalten ganz im Gegenteil. Über Geld vergißt der Mensch so manchen Groll oder stellt ihn zumindest in die zweite Reihe. Aber genau das wird im Gaza nicht passieren, dort wird nicht die Wirtschaft aufgebaut, den Menschen eine Betäubung geboten, für das erlebte. Wenn Gaza arm bleibt (und abgeschottet) dann beginnt alle svon vorne.



          Das ist der Untershcied zw. Dtl 1945 und dem Gaza nach dem Krieg.

      • @nutzer:

        Ich stimme zu.

        Und verstehe sowieso nicht, warum man nicht die Drahtzieher der Hamas in ihren Villen in Katar und anderswo zur Rechenschaft zieht und stattdessen zehntausende zivile Opfer in Kauf nimmt.

        Mit jeder weiteren Gewaltorgie wie den Pogromen vom 7. Oktober und der beispiellosen Reaktion darauf, wird dieses wunderbare Land (mindestens) zweier Völker mehr und mehr zu einer unbewohnbaren Wüste.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Sehe ich auch so. Kann alles nur gelingen, wenn sich die Bevölkerung in Gaza gegen die Hamas stellt.



      Gleichzeitig muss Israel seine religiösen Vollpfosten, sprich Siedler, zur Verantwortung ziehen und bestrafen.

      Wer sollte sich jetzt freiwillig in den Bereich der Mörderbande begeben?



      Warum sollte ein ägyp.Soldat daran Interesse haben?

      • @M. Dilsburg:

        Genau. Israel muß unter dem Strich wieder deutlich saekulärer werden, also wieder eine echte Demokratie werden. Diese Gottesstaat-Allüren der Fanatiker müssen enden, denn sonst würde Israel schlußendlich nur zur Medaillenrückseite Irans werden. Israels Menschen sind in der Mehrheit nun wohl nicht mehr so dumm, einem Netanjahu weiter zu folgen.

        Keine Ahnung, warum so viele Deppen weltweit irgendwelchen Kotzbrocken hinterherlaufen, bzw. sie wählen. Nur die allerdümmsten Kälber ...

        Die Hamas muß natürlich weg - sie selbst hat es durch ihre Taten erbeten. Das ist die erste Entscheidung Netanjahus, die ich unterstütze.

      • @M. Dilsburg:

        In Prinzip haben sie recht

        Das sich ein Großteil der Bevölkerung in Gaza geschlossen gegen die Hamas stellt ist leider eher unwahrscheinlich.

        Die Mischung ausreligiöser/antisemitischer Ideologie und Repression ist leider recht effektiv, um sich die Kontrolle zu sichern.