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26.03.2024 , 19:12 Uhr
Warum sich die EVG mit weniger zufrieden gegeben hat, weiß ich natürlich auch nicht. Möglicherweise besitzt sie tatsächlich eine ähnlich hohe Bargaining-Power wie die GDL, nutzt sie aber aus unerfindlichen Gründen nicht bis zum Anschlag.
Ich wollte auf Ihre Behauptung hinaus, andere Gewerkschaften sollten sich von der GDL mal eine Scheibe abschneiden. Doch das können sie schlicht nicht. Das Gros der Gewerkschaften hat die dafür notwendige Bargaining-Power eben nicht, und außerdem müssen sie immer auch darauf achten, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten. Die Deutsche Bahn kann nicht pleitegehen, andere Unternehmen schon - aus meiner Sicht ein ganz entscheidender Punkt, wenn man verstehen will, warum die GDL (und von mir aus auch die EVG) so erfolgreich ist und viele andere Gewerkschaften an der simplen Aufgabe scheitern, Weselsky zu kopieren.
zum Beitrag26.03.2024 , 18:07 Uhr
Jedes Mal nach einem GDL-Streik das gleiche Lied: So geht Streik, da sollten sich die anderen Gewerkschaften mal eine Scheibe davon abschneiden.
Haben sie bislang nicht gemacht, seit etlichen GDL-Streiks nicht. Sind sie zu doof, um es den Lokführern gleichzutun?
Nein. Sie haben bloß nicht die Bargaining-Power, die die GDL hat. Erstens hat ein Lokführer-Streik besonders krasse Auswirkungen weit über die Bahn hinaus. Und zweitens kann die Bahn nicht pleite gehen, da es sich um ein Staatsunternehmen handelt - notfalls haftet der Steuerzahler.
Viele andere Gewerkschaften können gar nicht so rücksichtslos auftreten wie die GDL, und das ist der GDL auch scheißegal.
zum Beitrag19.02.2024 , 18:56 Uhr
vdL trägt zu einem gerüttelt Maß dazu bei, dass Europa von den Europäern nicht ernst genommen wird. Stand bislang auf keinem Wahlzettel und wird auch das nächste Mal nicht draufstehen. Bei einer echten Wahl hätte sie nirgendwo eine Chance. Sie ist deshalb Komissionspräsidentin, weil Macron den Deutschen ein Angebot machen musste, um Jens Weidmann als EZB-Präsident zu verhindern. Ein nachvollziehbares Anliegen, aber der Vorgang wirft eben auch ein Schlaglicht auf die Struktur der EU. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Und immer nur eingeschränkt handlungsfähig.
zum Beitrag07.09.2023 , 18:49 Uhr
Erstens ist überhaupt nicht klar, ob die Aiwangers Antisemitismus oder die Nazi-Verbrechen an sich lustig fanden. Und zweitens kann man aus dem Flugblatt keine grundsätzliche "Geistesverfassung" herauslesen, denn NS-Witze waren in den 80ern an Schulen gang und gäbe. Wieso das so war, müsste man mal genauer untersuchen, aber es war eben so, ich kann's bezeugen.
Man kann Aiwangers Rechtspopulismus ("Wir holen uns die Demokratie zurück!") ja gerne kritisieren, ihn aber für eine ausgeprägte Unreife von vor über 35 Jahren zur Verantwortung zu ziehen, ist einfach nur niederträchtig.
zum Beitrag09.03.2023 , 18:56 Uhr
Das Problem ist, dass es datenschutzkonform nicht geht. Das heißt, es geht natürlich schon, aber leider nur auf dem Papier.
Und das ist der Trick dabei: Es wird gesetzlich festgelegt, wer wann Zugriff auf die Daten haben darf, blabla, alles super, wer will da noch Nein sagen. In der Praxis ist es aber unmöglich, die Daten vor dem Zugriff von den Bereitstellern von App und Betriebssystem wirksam zu schützen.
Und gehackt werden kann prinzipiell auch alles, das ist immer nur eine Frage der Zeit. Gelingt es irgendwann, sind all die wohlklingenden Regelungen, wer wann was mit den Daten machen darf, wie stark sie für wen anonymisiert sein müssen, usw., für die Katz. Wobei man auch bedenken muss, dass Gesundheitsdaten extrem sensibel und ein entsprechend lohnenswertes Ziel darstellen.
Geht schon bei der App-Verpflichtung los. Die App wird sicher nicht auf meinem Smartphone mit GrapheneOS laufen. Dafür braucht's dann schon Google oder Apple. Im besten Fall sind meine Gesundheitsdaten damit tatsächlich irgendwie "sicher", viele andere dann aber nicht mehr.
Die Demokratie braucht Persönlichkeiten, keine Ameisen. Datenschutz ist wichtig, um die freie Entfaltung der Persönlichkeit zu schützen. Das scheint dem aufrechten Demokraten Karl Lauterbach nicht bewusst zu sein.
zum Beitrag15.10.2022 , 09:05 Uhr
Die Frage ist hier, was "über die Köpfe der Ukrainer hinweg" bedeuten soll. Natürlich muss die Ukraine in Friedensverhandlungen eingebunden werden, anders wird's kaum gehen. Aber wenn allein die Ukraine darüber bestimmen können soll, wer wann welche Verhandlungen führt und was zu akzeptieren ist und was nicht, dann gibt es schlicht keine Verhandlungen. Dann muss der Kampf bis zur letzten Patrone ausgetragen werden.
Was leider ein großes Problem aufwirft: Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich Russland freiwillig komplett aus der Ukraine zurückzieht, solange noch Karten da sind, die man spielen kann. Letztendlich bleibt das unappetitlich große Arsenal an ABC-Waffen.
Und da muss der Westen jetzt einfach mal zur Vernunft zurückfinden. Und sich klamachen, dass er maßgeblich mitbestimmt, was die Ukraine zu akzeptieren bereit ist - denn die Ukraine ist ganz und gar von westlicher Militärhilfe abhängig.
So langsam sollte Schluss mit Selensky-Videozuschaltungen in den Bundestag oder in EU-Gremien sein. Die Interessen der Ukraine, so verständlich und unhinterfragbar sie auch sind, sind nicht automatisch unsere Interessen. Wir tragen auch für Europa Verantwortung.
zum Beitrag03.10.2022 , 15:23 Uhr
Ich würde es auch für unverantwortlich halten, die Möglichkeit zu ignorieren, dass Putin nach der Ukraine im Baltikum oder wasweißichwo weitermacht. Daher hat die NATO die Reihen geschlossen, einen neuen eisernen Vorhang gezogen und Schweden und Finnland aufgenommen. Wenn Putin die NATO angreift, dann war's das, soviel ist klar. Aber erst dann.
Ist Putin schlimmer als Stalin? - Auch mit dem hat der Westen lieber verhandelt, anstatt einen dritten Weltkrieg zu provozieren. Die Einflusssphären wurden abgesteckt, und das hat gehalten. Gegen den Mauerbau wurde nichts unternommen, lediglich das Revier markiert. Weder den Ungarn noch den Tschechen kam der Westen zu Hilfe, als die ihre sowjetischen Marionettenregimes loswerden wollten.
Das war ungerecht, jedenfalls aus Sicht der Ostblockländer. Aber erheblich besser als ein Atomkrieg.
Es ist gelungen, den ehemaligen Ostblock in die NATO zu stecken. Der neue eiserne Vorhang verläuft ein gutes Stück östlicher als der alte. Die Ukraine aber ist verloren.
zum Beitrag03.10.2022 , 10:50 Uhr
Schön, dass Putin kräftig den Hintern versohlt bekommt. Darauf gleich erstmal die nächste Waffenlieferung...
Eines muss aber klar sein: Worauf wir zusteuern, ist nicht unbedingt der Sieg des Guten. Sondern erstmal der Showdown. Und der ist ein Risiko, für das mir das Wort "unverantwortlich" irgendwie noch zu schwach erscheint.
zum Beitrag30.09.2022 , 06:27 Uhr
Die Frage ist hier, ob Putin zwischen der Ukraine und NATO-Mitgliedsländern zu unterscheiden weiß, und da bin ich guter Dinge. Falls doch nicht, dann kracht's natürlich. Aber erst dann.
zum Beitrag29.09.2022 , 19:00 Uhr
Was die Ukraine akzeptiert und was nicht, hängt von der Bereitschaft westlicher Länder ab, sie weiterhin mit Waffen zu unterstützen. Ohne diese Unterstützung kann sie einpacken und muss so ziemlich alles akzeptieren. Denn anders als in der medialen Berichterstattung dargestellt, spielen ungebrochener Verteidigungswille und militärisches Geschick aufseiten der Ukraine bei der Abwehr des russischen Angriffs nicht die entscheidende Rolle, sondern die Militärhilfe des Westens. Setzt der Westen nun zunehmend auf Deeskalation, vielleicht, weil er seinerseits an seine Grenzen kommt oder weil er die Gefahr eines Atomkriegs nicht mehr ignorieren kann (oder beides zugleich), dann hat die Ukraine nicht mehr viel zu sagen. Es wird dann einfach keine Live-Übertragungen von Selensky in Militärkluft direkt in den Bundestag mehr geben.
Dass die Ukraine alles Recht der Welt hat, sich gegen Russland zu verteidigen, ist eine Sache. Eine andere Sache ist aber, wie wir uns dazu verhalten. Und wir als nicht direkt Beteiligte können und müssen es uns leisten, das große Ganze im Blick zu behalten. Herr Asmuth hat recht: Ein Atomkrieg wäre schlimmer als alles andere.
zum Beitrag29.09.2022 , 15:52 Uhr
Nein, ein Plädoyer gegen den Atomkrieg. Der Autor bedauert zutiefst, dass die Vermeidung eines Atomkriegs ohne Zugeständnisse an einen rücksichtslosen Diktator nicht möglich sein wird - so jedenfalls fasse ich den Artikel auf.
zum Beitrag07.08.2022 , 19:30 Uhr
Wenn mit "qualitativem Wachstum" alles steht und fällt, wie der Autor meint, dann wär's umso besser, wenn er mal sagen könnte, was wir uns darunter vorzustellen haben.
zum Beitrag29.07.2022 , 07:09 Uhr
Wir müssten mal klären, wer bei der Sache für was verantwortlich ist. Und wer welches Recht hat.
Natürlich kann man der Ukraine nicht das Recht auf Selbstverteidigung absprechen. Daraus erwächst für uns aber nicht die Pflicht, der Ukraine alles zu geben, was sie fordert. Denn wir tragen - anders als die Ukraine - nicht nur die Verantwortung für unser eigenes Land, sondern auch dafür, dass sich der Krieg nicht weiter ausweitet.
Das ist schwierig, denn vieles in diesem Krieg ist schrecklich unklar und lässt sich kaum einschätzen. Allerdings wissen wir aus der historischen und soziologischen Forschung, dass Kriege ihre eigene Logik haben und eine geradezu explosionsartige Dynamik der Gewalt entfalten können. Verantwortliches Handeln muss also die Priorität auf die Verhinderung der Eskalation legen, denn problematisch ist ja nicht, dass Putin gerne mal mit ABC-Waffen droht, sondern dass sie eingesetzt werden könnten, ohne dass da jemand groß drüber nachgedacht hätte. Denn eskaliert ein Krieg, sind die Entscheidungsspielräume ganz schnell weg, da wird dann nur noch schnell reagiert, aber nicht mehr lange überlegt und abgewogen.
Es ist ein Dilemma. Um der Ukraine wirklich zu helfen, müsste man so viele Waffen in die Ukraine schieben, dass die Grenze zum Kriegseintritt immer mehr verwischt; im Grunde könnte die NATO dann auch gleich richtig einsteigen. Geht aber nicht, weil der Gegner ABC-Waffen hat, und davon sehr, sehr viele. Es wäre gut, wenn dieser peinliche "Kulturkampf" zwischen angeblichen "Pazifisten" und angeblichen "Kriegstreibern" endlich mal aufhören würde und man sich darauf einigen könnte, dass hier ein Dilemma vorliegt, mit dem wir umzugehen lernen müssen.
zum Beitrag28.07.2022 , 19:25 Uhr
Einerseits gehst du von einer unbeirrbaren Rücksichtslosigkeit und Brutalität Putins bei der Verfolgung seiner Ziele aus; darauf gründet ja das Argument, man könne mit ihm auf keinen Fall verhandeln. Andererseits hältst du es für denkbar, dass Putin, sowie er an die Grenzen seiner konventionell-militärischen Mittel kommt, einfach nach Hause geht, vielleicht mit den Worten: "Naja, ich hab's versucht...". Nein, Ratten, die man in die Enge treibt, beißen wild um sich. Man muss dabei bedenken, dass Russland ein Massenvernichtungsarsenal wie kaum ein anderes Land besitzt. Nicht nur Atomwaffen, auch biologische und Chemiewaffen, eine scheußlicher als die andere.
Ich finde es richtig, dass die NATO die Reihen geschlossen, einen neuen eisernen Vorhang gezogen und Finnland und Schweden im Schnellverfahren aufgenommen hat. Und was die Ukraine betrifft, so ist es ja durchaus richtig, Militärhilfe zu leisten. Parallel dazu müssen aber kontinuierlich Gesprächskanäle gesucht und Verhandlungsmöglichkeiten ausgelotet werden, immer und immer wieder. Genau das fordert der "Schwurbler" Harald Welzer.
Wenn es gut läuft, kommt es zu einem Verhandlungsfrieden. Das liefe dann auf eine Kern-Ukraine hinaus, die der EU und vielleicht sogar der NATO beitritt, einige Gebiete ist sie dann aber los. Ein kompletter "Sieg" der Ukraine ist mit Waffenlieferungen nicht zu erreichen, sondern nur dann, wenn die NATO aktiv in den Krieg eintritt und der Bestie den Kopf abschlägt. Meine Frage an dich: Willst du das?
zum Beitrag28.07.2022 , 16:44 Uhr
Eine Lösung hat niemand. Einfach immer mehr Waffen in den Konflikt zu geben in der Hoffnung, dass Putin irgendwann den Schwanz einzieht, und das dauerhaft, ist jedenfalls völlig unrealistisch. Man müsste dem Biest schon den Kopf abschlagen, aber das geht ja nicht, weil wir dann einen Krieg zwischen den mit Abstand größten Atommächten der Erde haben. Beschränken wir uns allein darauf, immer mehr Waffen in den Konflikt zu geben, verlängern wir den Krieg bloß, befreien aber nicht die Ukraine. Das ist das Dilemma. Das muss man erstmal akzeptieren, bevor man sich ernsthaft Gedanken über mögliche Lösungen machen kann.
zum Beitrag28.07.2022 , 15:23 Uhr
Hör dir bitte die Sendung an, ab ca. 54:30 geht es darin um den Ukraine-Krieg. www.youtube.com/watch?v=6rQ754yqkas
zum Beitrag28.07.2022 , 13:03 Uhr
Frau Marinic, ich verstehe Sie nicht. In ihrem Podcast "Freiheit Deluxe" hatten Sie neulich einen dieser Intellektuellen zu Gast, nämlich Harald Welzer. Auch wenn Welzer Sie schlussendlich nicht überzeugt hat, so sollte nach diesem Gespräch immerhin klar sein, dass man kein dumpfer, die brutale Realität leugnender Wohlfühl-Pazifist sein muss, um die Waffenlieferungen kritisch zu sehen.
Die Lage ist unfassbar kompliziert, ein gruseliges Dilemma. Und mir würde es schon genügen, wenn endlich mal akzeptiert werden könnte, dass es keine "Lösung der Wahl" gibt.
zum Beitrag25.07.2022 , 20:13 Uhr
Panzer schicken beendet den Krieg aber nicht, das ist ja das Blöde an der gegenwärtigen Situation.
zum Beitrag25.07.2022 , 20:09 Uhr
Keine gute Idee. Einfach nehmen und bezahlen, was kommt. Und nicht groß drüber aufregen. Fertig.
zum Beitrag24.07.2022 , 09:59 Uhr
Wieso sollen die kleinlaut werden?
Indem der Westen kontinuerlich Waffen liefert, verhindert er - solange er es tut - einen Sieg Russlands, verlängert damit aber auch einen immer brutaleren Abnutzungskrieg. Um Russland zu besiegen, müsste die NATO aktiv eingreifen, sie tut es aber aus guten Gründen nicht. So bleibt's beim Gemetzel und fortschreitender Zerstörung der Ukraine.
*Allein* auf Verhandlungen mit Putin zu setzen ist leider keine Alternative, und das hat auch niemand gefordert. Es ging immer darum, parallel zu Sanktionen und Militärhilfe die Möglichkeiten für Verhandlungen zu prüfen und entsprechende Gelegenheiten zu nutzen. Ein mühsames Geschäft, das viele Anläufe erfordern und nur sehr kleinschrittig zu Verbesserungen führen wird. Aber eines muss man sich klarmachen: Der Krieg wird auf keinen Fall damit enden, dass die Ukraine Russland dank westlicher Waffenlieferungen kampfunfähig macht. Es wird schlussendlich nur mit Verhandlungen gehen.
zum Beitrag23.07.2022 , 19:18 Uhr
Ich kriege hier zwei Dinge nicht zusammen. Einerseits preist Frau Herrmann das Wachstum, das selbst zerbombte Länder wieder erblühen lässt. Andererseits heißt ihr neuestes Buch "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden".
zum Beitrag23.07.2022 , 19:09 Uhr
Habeck steht mit seinem Solidaritätsappell auf verlorenem Posten. Die EU ist viel zu heterogen und strukturell viel zu fragil, als dass alle an einem Strang ziehen könnten. Dazu kommen krasse Fehlbesetzungen wie z.B. v.d.L. als Kommissionspräsidentin; sie kann gar nicht integrieren, weil sie allein das liberale West-Europa wie auch die wirtschaftlich starken Staaten repräsentiert, die vor nicht allzu langer Zeit Südeuropa übel drangsaliert und gedemütigt haben. Wenn ein Land wie Griechenland όχι zu den Gassparplänen sagt, dann kann ich das sehr gut verstehen. "Isch over!"...
zum Beitrag22.07.2022 , 07:53 Uhr
"Man unternimmt nichts" - wer ist hier "man"?
Das ist aus meiner Sicht die Gesellschaft, der das Thema Datenschutz viel egaler ist als dem Grundgesetz (Persönlichkeitsrecht -> informationelle Selbstbestimmug...). Auch wenn es wehtut, die allermeisten Bürger nehmen stark mehrheitlich lieber in Kauf, gläsern zu sein, als auf die smarte Welt zu verzichten, die ihnen die IT-Industrie vorsetzt. Wir haben hier also den traurigen Fall, dass das Volk ein elementares Grundrecht einfach nicht will.
Nun ist das Persönlichkeitsrecht aber nach wie vor ein Grundrecht und muss irgendwie zur Geltung kommen - spätestens dann, wenn einer der ganz wenigen Unsmarten vorbeikommt und auf sein Recht pocht. Deshalb gibt es die DSGVO, und deshalb bekommt man auch auf Schritt und Tritt Einwilligungserklärungen vorgelegt, die es dem modernen, smarten Menschen ermöglichen, auf juristisch korrekte Art auf sein Grundrecht zu scheißen.
Das ist natürlich kein Zustand, und klar auch, dass es dabei immer wieder zu kuriosen Situationen kommen muss. Aber bevor sich was ändert, muss die Gesellschaft damit beginnen, das Thema ernst zu nehmen. Vielleicht geschieht das ja noch (in 20 - 30 Jahren...).
zum Beitrag06.05.2022 , 17:53 Uhr
Man muss sich klarmachen, was "Eskalation" eigentlich bedeutet: Es ist nicht nur die Intensivierung und Ausweitung von Kampfhandlungen, sondern auch ein sich in rasender Geschwindigkeit vollziehender Kontrollverlust auf allen Seiten. Die Vorstellung, man würde letztendlich vor X oder Y zurückschrecken, weil man dann ja eine entsprechende Antwort vom Gegner bekäme, ist naiv; Kriege funktionieren so nicht, sie haben ihre eigene "Logik". Ab einem gewissen Punkt gibt's nur noch Schlag und Gegenschlag, ohne dass überhaupt noch irgendjemand irgendetwas in Ruhe entscheiden könnte.
Russland will nun Waffenlieferungen nach Ankunft in der Ukraine angreifen. Als Antwort müssen noch mehr und noch schwerere Waffen her, doch wenn das nicht reicht, "um der Ukraine alles zu geben, was sie für die Abwehr der Invasion braucht", kommt die Idee mit der Flugverbotszone wieder auf den Tisch. Dann haben wir NATO gegen Russland, und wie das ausgeht, möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Sich darauf zu verlassen, dass Russland den Regeln des alten kalten Krieges auch heute noch folgt, halte ich für verantwortungslos.
zum Beitrag10.04.2022 , 20:34 Uhr
Die AfD liegt derzeit am Boden. Es ist nicht mal sicher, dass sie bei den kommenden Landtagswahlen in NRW über die 5%-Hürde kommt.
Das kann sich aber schlagartig ändern. Und zwar genau dann, wenn sich die Bundesregierung für ein Embargo entscheidet oder Putin von sich aus den Gashahn abdreht.
zum Beitrag08.04.2022 , 19:25 Uhr
Meines Wissens war das die ANEL (die "unabhängigen Griechen"), lupenreine Rechtspopulisten, aber keine ausgewiesenen Faschisten. Und sie waren mit ihren paar Prozentpunkten eher Mehrheitsbeschaffer ohne wirklichen EInfluss auf die Politik.
zum Beitrag08.04.2022 , 19:12 Uhr
Ist alles nicht falsch, was in dem Artikel steht - nur das mit den "drei kleinen Stichen" ist natürlich Unsinn. Darum geht es den Impfunwilligen nicht. Sie trauen bestimmten Impfstoffen nicht über den Weg oder sind generell der Meinung, dass die körpereigene Abwehr immer der bessere, da natürliche Weg ist, mit Infektionen fertig zu werden. Das mag man im Zusammenhang mit SarsCov2 für eine krasse Fehleinschätzung und dazu noch für assig halten, aber so denken die eben.
zum Beitrag06.04.2022 , 05:26 Uhr
1. "Ich bin nicht naiv, ich habe mit vielen Fachleuten gesprochen."
Das Problem dabei ist, dass es sich bei diesen Fachleuten um Ökonomen handelt, und die rechnen gerne mal was aus, was sich nicht ausrechnen lässt. Weshalb sie in der Regel auch daneben liegen, oft weit daneben. Kennen wir ja bereits...
2. "Wir befinden uns in einem Dilemma: Es sollte kein Geld mehr nach Russland fließen, damit der Krieg beendet wird, auf der anderen Seite gibt es eine Verantwortung der eigenen Bevölkerung gegenüber."
Robert Habeck hat neulich bei Lanz erklärt, warum es sich nicht um ein Dilemma handelt: Es wäre eines, wenn man mehrere Handlungsmöglichkeiten hätte, die alle GLEICHERMASSEN schlecht sind. Da der Krieg aber durch ein Embargo keinesfalls beendet würde (Russland produziert selbst genug Waffen und hat auch Grundnahrungsmittel im Überfluss), während wir es mit einer beispiellosen Energiekrise zu tun hätten, ist es besser, weiterhin Energie aus Russland zu beziehen und gleichzeitig unter Hochdruck die Abhängigkeit zu reduzieren.
3. "Aber es tobt ein Krieg vor unserer Haustüre."
Wenn wir nicht wollen, dass er zu uns kommt, dann müssen wir alles tun, damit er nicht eskaliert. Dazu gehört, dass die NATO die Linien klar zieht, was sie ja bereits tut, und dass sie auf gar keinen Fall in den Krieg aktiv eingreift. Blöd daran: Wir können der Ukraine nur dabei helfen, den Krieg ewig lang hinauszuziehen und ihn von Tag zu Tag immer brutaler werden zu lassen.
zum Beitrag19.03.2022 , 07:07 Uhr
Von Corona haben wir uns noch lange nicht erholt, jetzt soll der nächste Einbruch kommen, und den stecken wir natürlich auch locker weg... ja ne, is klar.
Im Ernst, es ist auch im Hinblick auf unsere Möglichkeiten, der Ukraine (und den Ukrainern, die zu uns kommen) zu helfen, ein schlechtes Geschäft, die deutsche Wirtschaft jetzt so richtig auf Talfahrt zu schicken. Natürlich ist es ein Unding und nur schwer auszuhalten, dass wir Putins Krieg maßgeblich mitfinanzieren. Es ist aber nun wirklich klüger, dies solange weiterhin zu tun, bis ein Embargo - das sowieso kommen muss - erheblich geringere bis gar keine Schäden mehr anrichtet. Davon trennen uns einige Monate.
Bedenke das Ende: Ein weiterer Einbruch um 3% wird Massenarbeitslosigkeit erzeugen, und dann ist die Unterstützung für die Ukraine und die ukrainischen Flüchtlinge ganz schnell weg.
zum Beitrag18.03.2022 , 20:45 Uhr
Die traurige Wahrheit ist: Die Ukraine kann den Krieg nicht alleine gewinnen. Gut, wir können ihr helfen, finanziell und mit Waffenlieferungen, aber das wird aller Voraussicht nach nur dafür reichen, den Krieg zu verlängern. Je länger der Krieg dauert, umso brutaler wird Putin vorgehen. Tut er ja jetzt schon, wo er merkt, dass der Traum von der schnellen Eroberung ausgeträumt ist. Aufgeben wird er aber keinesfalls, er *kann* auch gar nicht mehr zurück.
Wenn die Ukraine gewinnen soll, dann gibt es nur eine Möglichkeit: der Westen steigt in den Krieg ein. Das aber ist im Hinblick auf eine Eskalation derart riskant, dass es kein vernünftiger Mensch in Erwägung zieht.
Es ist ein fürchterliches Dilemma. Man kann es tapfer leugnen, aber hat das irgendeinen Sinn?
zum Beitrag18.03.2022 , 16:43 Uhr
""unverschämten Maximalforderungen" -als souveräner Staat existieren zu dürfen, würden Sie so nennen? Krass."
Wer es z.B. für brandgefährlich hält, eine Flugverbotszone einzurichten = in den Krieg einzusteigen, der spricht der Ukraine das Recht auf Souveränität ab?
"Und das "Moralische und Emotionale" in Selenskis Apellen zu bemängeln, verbietet sich ja wohl angesichts der Tatsache, täglich von einem größenwahnsinnigen Faschisten bombardiert zu werden."
Verbietet sich überhaupt nicht, denn auch hier hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Garnichts.
zum Beitrag18.03.2022 , 15:57 Uhr
Ich habe überhaupt nichts dagegen, das kapitalistische Wirtschaftssystem zu kritisieren. Ich gehe sehr ungern "shoppen" und besitze nicht mal ein Smartphone. Mir geht dieser Konsumzirkus auf die Nüsse, von mir aus könnte das alles weg.
Mir ist aber auch klar, dass man den Kapitalismus nicht einfach abschaffen kann. Und dass das System nicht nur Wachstum erzeugt, sondern auch Wachstum benötigt, um stabil sein zu können. Nimmt man dem System den Brennstoff, hagelt es Arbeitslose, da verlieren viele Menschen komplett die Perspektive und lassen sich vermutlich nicht mit dem Hinweis auf nöch schlimmer leidende Ukrainer besänftigen. Dann gibt's hier Krawall. Und am Ende eine AfD-Regierung.
Dass Deutschland seine Energie aus Russland bezogen hat, hat seinen Grund nicht darin, dass Deutschland unbedingt Verbrecher unterstützen wollte. Sondern es herrschte eine andere Denke, nämlich die, dass Wirtschaftsbeziehungen verbinden und sich die Gepflogenheiten des fairen Miteinanders durchsetzen. Das ist gescheitert, und man muss natürlich so schnell wie möglich von russischer Energie weg. Nur ist es eben so, wie Habeck bereits sagte: Kappen wir die Leitung jetzt sofort, ist Megakrise, die das Land tief und nachhaltig destabilisert. Dann können wir einpacken und sind auch für die Ukraine keine Hilfe mehr. Es ist wirklich erheblich klüger, diesen Einbruch zu verhindern.
zum Beitrag18.03.2022 , 05:27 Uhr
Ob und ggf. wann die Stimmung bei den Flüchtlingen kippt, ist schwer vorherzusehen. Schwieriger finde ich die Forderungen nach einem sofortigen Embargo gegen russische Energie und nach militärischer Hilfe.
Robert Habeck hat's bei Anne Will unmissverständlich gesagt: Ein Embargo würde Deutschlands Wirtschaft so hart treffen, dass die Stimmung garantiert kippen würde. Ein beliebter Einwand dagegen ist natürlich wieder moralisch: Die Leute in der Ukraine würden doch viel mehr leiden, da wär's doch irgendwie assig, über Arbeitslosigkeit zu jammern. Nur hilft es nix: Die Leute werden eben jammern, und sie werden die AfD wählen.
Was Militärhilfen betrifft, so ist das Dilemma noch verzwickter: Helfen wir mit Geld und Material, verlängern wir den Krieg. Russland wird - amoralischerweise - immer brutalere Mittel anwenden, um den Krieg zu gewinnen. Doch gewinnen wird Russland nur dann nicht, wenn wir die Grenze zwischen Hilfe und Einmischen noch weiter verschwimmen lassen und somit die Gefahr einer Eskalation rapide steigt. Russland hat Atomwaffen, und nicht wenige davon.
zum Beitrag17.03.2022 , 20:18 Uhr
Selensky ist ein Medienprofi. Da ist nichts zufällig, das fängt schon beim Outfit an (militärgrünes T-Shirt, da muss man die Ärmel gar nicht mehr hochkrempeln) und findet seine ewig lange Fortsetzung in Moralisierungsorgien.
Ja, what the fuck?
Der Krieg in der Ukraine ist schlimm, völkerrechtswidrig und brutal, und der Aggressor ist Russland - das steht außer Frage. Trotzdem sind unsere Prioritäten andere als die der ukrainischen Regierung. Die will den Krieg gewinnen und riskiert dafür alles, wir hingegen wollen zuallerst so wenig Blutvergießen wie möglich und - ganz wichtig! - eine Eskalation unbedingt verhindern. Denn die wäre das Allerschlimmste und würde auch der Ukraine nicht helfen, ganz im Gegenteil.
Ich könnte kotzen, wenn ich sehe, wie ukrainische Politiker so ziemlich jede Talkshow mit ihren unverschämten Maximalforderungen sprengen. Das gleitet alles sofort ab ins absolut Moralische und somit Emotionale und bleibt dort auch.
Was auch für ein sofortiges Embargo für russische Energie gilt. Klar, könnten wir machen. Dann aber heißt der nächste Bundeskanzler Tino Chrupalla, und zwar nicht erst in vier Jahren, sondern viel früher. Genau das, was Putin will: den Westen destabilisieren.
zum Beitrag24.02.2022 , 19:44 Uhr
Ja, aber wie soll denn bitte die "maximale Hilfe" aussehen?
Effektiv helfen können wir nur durch militärisches Eingreifen. Und das hätte fatale Folgen.
zum Beitrag24.02.2022 , 19:06 Uhr
Seit heute Nacht gibt es kein Zurück mehr, soviel ist klar. Die Vorstellung, Putin könnte noch irgendwie zum Rückzug bewegt werden, ist genauso naiv wie die Vorstellung, dass Sanktionen eine entscheidende Wirkung entfalten können.
Putin hat es (strategisch) genau richtig gemacht. Jetzt, wo die Energiepreise ohnehin schon durch die Decke gehen und die Inflation anheizen, sind Sanktionen gegen den Energielieferanten Russland maximal schmerzhaft für den, der sie verhängt.
Ein militärischer Eingriff in der Ukraine wäre die einzige Möglichkeit, das Land vor der russischen Übernahme zu bewahren. Das aber schließen die USA, die EU und die NATO kategorisch aus - aus gutem Grund: Der Krieg würde sich auf ganz Europa ausweiten, was keiner will, zumal Russland Atomwaffen hat.
Ich denke, auch die NATO macht alles richtig. Sie zieht jetzt die roten Linien und mit ihnen einen neuen eisernen Vorhang, der heute aber ein gutes Stück weiter östlich liegt als der alte.
Die Ukraine aber ist verloren.
zum Beitrag13.02.2022 , 20:28 Uhr
Ich weiß echt nicht, ob ich Steinmeier fünf weitere Jahre ertrage.
Eigentlich ist es ja egal, wer den Grüßaugust macht. Aber Steinmeier ist immer so schrecklich betroffen, wenn's mal in der Gesellschaft knirscht, und wenn man dazu weiß, dass der Mann die Agenda2010 maßgeblich zu verantworten hat, ist sein moralinsaures Auftreten doppelt schwer auszuhalten.
Und wieso soll seine Wiederwahl ein "Fest der Demokratie" gewesen sein? Mein Gott, da haben sich im Vorfeld SPD, Grüne, FDP und CDU aus strategischen Gründen auf einen Kandidaten geeinigt, und der wurde dann gewählt. Was für ein Fest!
zum Beitrag07.02.2022 , 05:21 Uhr
Ich glaube nicht, dass durchgeimpfte Erwachsene Kinder schützen können. Denn Infektion und Weitergabe des Virus verhindern die vorhandenen Impfstoffe kaum.
Soll man Kinder jetzt mit Impfstoffen vollpumpen? Von schwerer akuter Krankheit bedroht sind sie jedenfalls nicht. Durchaus möglich, dass auch symptomlose Infektionen Folgen haben könnten, die sich erst später zeigen, vielleicht auch erst viel später. Es ist aber genauso gut möglich, dass ein auf Lernen eingestelltes Immunsystem irgendwann mal komische Sachen macht, wenn man es jetzt mit allzu vielen Impfungen behelligt. Hand aufs Herz: Wir wissen's nicht. Schwere Entscheidung!
zum Beitrag06.02.2022 , 19:02 Uhr
Ausrotten werden wir das Virus nicht, keine Chance. Weil wir's nicht können, mussten wir solange, wie keine medizinische Gegenwehr möglich war, mit Kontaktbeschränkungen arbeiten. Nun aber kann man sich impfen lassen und damit das Risiko eines schweren Verlaufs dramatisch senken. Besser angepasste Impfstoffe werden kommen, wirksame Medikamente für bereits Infizierte auch.
Wenn sich Schulkinder immer wieder mit SarsCov2 infizieren, aber symptomfrei bleiben, macht mir das keine Sorgen. Das tun sie bei der Magen-Darm-Grippe auch (allerdings ohne symptomfrei zu bleiben, zum Bedauern der Eltern...). Erwachsene, insbesondere Ältere und Vorerkrankte sollten sich ganz dringend regelmäßig impfen lassen, das ist Plicht. Dann aber muss das Virus immer wieder durchrauschen, damit es endemisch werden kann und die Pandemie ihr Ende findet. Eine Alternative dazu gibt es nicht.
Oder hast du eine? - Ich bin ganz Ohr...
zum Beitrag06.02.2022 , 10:07 Uhr
Das mag schon sein, aber die bislang Ungeimpften wird man während dieser Mega-Welle nicht mehr doppelt impfen und boostern können. Selbst wenn die Impfpflicht heute noch beschlossen würde, käme sie zu spät, viel zu spät.
Es bleiben nur noch zwei ganz unterschiedliche Strategien: Die erste wäre, das Virus einfach durchlaufen zu lassen. Dies geschieht derzeit, und es hat den Vorteil, dass ein großer Teil der Bevölkerung Bekanntschaft mit SARSCov2 macht, also sein Immunsystem trainiert. Die Gelegenheit ist günstig, da Omikron leichtere Verläufe macht, das Risiko für den Einzelnen und für das Gesundheitssystem erheblich geringer ist als noch bei Delta. (Schüler erzählen mir nicht mehr von wochenlangem Leiden ihrer Eltern, vielmehr kriegen die jetzt für 2-3 Tage Fieber und starke Halsschmerzen).
Die zweite Möglichkeit wäre, die Schulen wieder zu schließen und vieles andere auch. Abgesehen davon, dass dafür sowieso die Mehrheiten fehlen, würde das Ende der Pandemie in weite Ferne rücken. Wir können uns nicht ewig mit nicht-medizinischen Maßnahmen schützen; gerade bei Omikron wäre der Aufwand ja auch erheblich höher als bei Delta. Man müsste sehr hart und sehr lange lockdownen.
Es lasse sich jeder regelmäßig impfen, der noch alle Sinne beieinander hat. Ansonsten: Augen zu und durch. Ich wünsche allen einen milden Verlauf.
zum Beitrag05.02.2022 , 20:49 Uhr
Als Lehrer, der in halbleeren Klassen unterrichtet und alle zwei Tage ein paar coronapositive Kinder rausfischt, kann ich bestätigen, dass es weniger Fatalismus, sondern eher die Sehnsucht danach ist, die Sache endlich hinter sich zu bringen. Dass ich mich in den nächsten Tagen oder vielleicht Wochen infizieren werde, ist gewiss. Es soll ja auch so sein, damit die Pandemie irgendwann mal ihr Ende finden kann.
zum Beitrag30.01.2022 , 13:08 Uhr
"Das Produkt ist aber nicht das Problem, sondern die Strukturen in dem es entsteht."
Diese Differenzierung ist richtig und wichtig. Andererseits kann man das Produkt natürlich nicht völlig unabhängig von den Strukturen betrachten. Wenn man sich anschaut, was der Kapitalismus seit seiner Entstehung vor 200 Jahren alles hervorgebracht und wie sehr diese Produkte unser Leben bestimmen (auch wenn wir sie im Einzelfalle gar nicht wollen), dann kann man schon ins Nachdenken kommen.
Beispiel IT: IT-Konzere wissen mehr über mich als ich selbst, eine Tatsache, für die das Etikett "problematisch" eine glatte Untertreibung wäre. Aber es ist eben auch ein wahnsinnig erfolgreiches Geschäftsmodell und typisch kapitalistisch. Selbstverständlich ist ein Smartphone erstmal nur Technik, deren Nutzung nicht notwendigerweise mit Dauerüberwachung verbunden sein muss. Faktisch ist die Technik aber nicht ohne Überwachung zu haben, und das hat eben sehr viel mit den ökonomischen Strukturen zu tun, innerhalb derer diese Technik entstand.
zum Beitrag15.01.2022 , 12:32 Uhr
Datenschutz ist im Kapitalismus sehr wohl Luxus. Und selbst wer ihn sich leisten kann, kann nicht verhindern, dass trotzdem sensible Daten abfließen. Das Problem lässt sich nur beheben, wenn es ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür gibt, und das ist nun wirklich nicht in Sicht.
zum Beitrag12.01.2022 , 20:09 Uhr
Es ist reine Symbolpolitik.
Impfen gegen Corona ist für den Einzelnen zwar wichtig und für das Corona-Management ein zentraler Baustein. Aber wie will man bei einem so flatterhaften Virus ein Gesetz schaffen, das einerseits wirkt, andererseits aber auch vor Gerichten Bestand hat?
Es ist kein Zufall, dass die Ampelregierung dafür den Kopf nicht hinhalten will und die Union die fehlende Führung beklagt.
zum Beitrag16.11.2021 , 05:31 Uhr
Die Frage ist doch nicht, ob eine Impfplicht zumutbar ist. Auch ich hätte angesichts der schwierigen Lage keine allzu großen Bedenken, nur frage ich mich, wie das umgesetzt werden soll, ohne dass plötzlich die Justiz hoffnungslos überlastet ist.
zum Beitrag22.10.2021 , 12:40 Uhr
Irgendwann wird jeder mit SarsCov2 in Berührung kommen. Denn es gibt keinen Impfstoff, der zu 100% immunisiert; Herdenimmunität wird es also nicht geben. Wohl aber schützen die derzeit vorhandenen Impfstoffe recht gut vor schwerer Krankheit. Und da ist jetzt die Frage, wann wir uns es leisten können, die Notlage für beendet zu erklären. Ich finde: Dann, wenn sich jeder jederzeit impfen lassen kann. Das ist nicht der Fall, solange Kinder unter 12 noch von Impfung ausgeschlossen sind. Zu berücksichtigen wäre auch das Potenzial von Ungeimpften, das Gesundheitssystem doch noch zu sprengen.
Klar muss aber sein, dass irgendwann in nächster Zeit der Abschied von der Infektionsprävention ansteht. Wer seine Sinne beieinander hat, der lasse sich impfen (und ggf. noch einen Booster verabreichen), aber dann machen Maßnahmen keinen Sinn mehr. Denn wie gesagt, der Kontakt mit dem Virus ist unvermeidlich.
zum Beitrag18.10.2021 , 09:39 Uhr
"Schnell ist die Jugend mit dem Worte". Mag ja sein, dass man *sowas* wie Frau Heinrich mit 14 selber nicht gedacht oder gesagt hat, dafür aber jede Menge anderen undifferenzierten Scheiß. Das Problem ist hier Twitter. Leider wurde nie hinterfragt, ob wir überhaupt in so einer Gesellschaft leben wollen, deren Rahmenbedingungen von Internetkonzernen festgelegt werden. Ne, wir haben das einfach so akzeptiert und für Fortschritt gehalten.
Ich erinnere mich ziemlich genau an jenen Tag im Jahre 2001, als ich zum ersten Mal Google aufrief und dort meine tw. dümmlichen Posts wiederfand, die ich Anfang der Neunziger in einem Mailbox-Netz geschrieben hatte. Google fand das cool, ich nicht so.
zum Beitrag15.10.2021 , 17:55 Uhr
Ulrike Herrmann habe ich zuletzt in einer Talkrunde im TV gesehen, da saß sie direkt neben Wolfram Weimer. Und da hatte man dann den direkten Vergleich, was politische Voreingenommenheit betrifft...
zum Beitrag06.10.2021 , 05:42 Uhr
Wenn man sich anschaut, wie unbeliebt Armin Laschet selbst bei Unionsanhängern ist, dann ist das Wahlergebnis für die Union noch erstaunlich gut. Viele zur SPD abgewanderten CDU-Wähler haben Scholz gewählt und nicht die SPD.
Eine Jamaika-Koalition mit einem Kanzler Laschet wird es nicht geben, das ist klar. Aber die Union könnte den Grünen ein verlockendes Angebot machen (so sie dazu in der Lage ist): Norbert Röttgen.
zum Beitrag29.09.2021 , 20:46 Uhr
Mir wird angst und bange, wenn ich das Foto sehe. Wenn die fertig sind, haben wir vermutlich wirklich 5G an jeder Milchkanne und keine Fortschritte beim Klimaschutz.
zum Beitrag19.09.2021 , 20:03 Uhr
Baerbock (zit. nach Artikel): „Das geht Hand in Hand. Klimaschutz sichert Arbeitsplätze, unseren Industriestandort und damit den sozialen Wohlstand“.
Das ist der Kern des grünen Konzepts, und der ist alles andere als ein Alleinstellungsmerkmal. Alle Parteien mit Ausnahme der AfD wollen das "grüne Wachstum", doch vermutlich checken viel mehr Leute, als man so denkt, dass das reines Wunschdenken ist. Oder ahnen es wenigstens. Allerdings propagieren die Grünen diesen Schwachsinn viel intensiver als andere Parteien - ist ja schließlich ihr Markenkern.
Hinzu kommt, dass Annalena Baerbock nicht so gut darin ist, den Unsinn zu verkaufen. Bei ihr wirkt alles irgendwie rechthaberisch - Habeck hätte die Botschaft viel besser an den Mann gebracht.
zum Beitrag17.09.2021 , 19:31 Uhr
Freiheit und Digitalisierung in einem Atemzug, immer wieder. Das ist zwar nicht nur bei Lindner so, aber ich verstehe trotzdem nicht, wie man so drauf sein kann.
zum Beitrag15.09.2021 , 20:00 Uhr
Zitat: "Im Fernsehen sauer werden, weil Kinder wichtige Fragen stellen?"
Ne, sauer wurde er, weil die Kinder keine Fragen stellten, sondern Fragen aufsagten. Die Kinder wurden benutzt. Ich bin absolut kein Laschet-Fan, aber auf so eine Farce irgendwann genervt zu reagieren, halte ich für kein Vergehen.
zum Beitrag14.09.2021 , 19:20 Uhr
Ja, Lindners Konzept ist wahnsinnig verlockend: Aus der trüben Realität werden 1000 neue Chancen, und der blöde Verzicht muss auch nicht mehr sein. Bei rechtem Hinsehen aber fällt auf: Wir müssen SOFORT dramatisch auf die Bremse treten, wenn wir noch eine Chance haben wollen, das Allerschlimmste abzuwenden. SOFORT heißt, dass wir mit denjenigen Technologien werden auskommen müssen, die HEUTE und nicht erst in zehn oder mehr Jahren zur Verfügung stehen. Wobei ja auch völlig unklar ist, ob es überhaupt noch größere Durchbrüche geben wird - könnte gut sein, dass sie schlicht an der Physik scheitern. Wenn ich dieses Gerede von Startups höre, die pfiffige Klimaschutztechnologien wie Kaninchen aus dem Hut zaubern würden, wenn man sie nur ließe, dann bleibt mir die Spucke weg. Das ist verantwortungslose Augenwischerei, zumal jede Technik einen Eingriff in die Natur darstellt und der Klimawandel beileibe nicht das einzige Umweltproblem ist, das wir haben. Wir müssen uns wohl oder übel ein völlig neues, viel kritischeres Verhältnis zu Technik und Technikeinsatz erarbeiten, anders wird's nicht gehen. Ich weiß, das ist schwer nchvollziehbar und wohl auch schmerzend für jemanden, der von den Fortschritten in der Digitaltechnik fasziniert ist und glaubt, der Mensch könne einfach alles, wenn er nur will. Kann er aber nicht.
zum Beitrag13.09.2021 , 05:45 Uhr
Zitat: "Mit dem Vorziehen des Kohleausstiegs auf 2030 und der Forderung nach einem Verbot neuer Verbrennungsmotoren machte sie als einzige konkrete Vorschläge dafür, wie die Klimakrise angegangen werden soll"
Dass die Grünen mehr Tempo beim Klimaschutz wollen, war auch vorher schon jedem bekannt. Die interessante Frage, wie man eine Volkswirtschaft so umgestaltet, dass sie weiter wachsen darf und dabei immer grüner wird, wurde nicht gestellt und hätte von Baerbock auch nicht konkret beantwortet werden können.
So gesehen war das Schluss-Statement von Baerbock das fragwürdigste überhaupt: Sie wolle sich später nicht fragen lassen, warum wir nichts gegen den Klimaschutzt getan hätten, sondern lieber: "Wie habt ihr das geschafft?". Ja, wie denn? Mit gutem Willen allein, mit "Bereitschaft zur Veränderung"? Zu was für einer Veränderung? Wie stellt man alles, was heute an Energie verbraucht wird, auf Strom um? Woher bekommt man die ungeheuren Öko-Strommengen, die eine wachsende Wirtschaft benötigt, und wie stellt man die Versorgung sicher?
Baerbock hat als Newcomerin ja eigentlich nur eine Chance: Sie muss inhaltlich punkten. Allzu weit kann sie aber nicht aus der Deckung kommen, weil das Konzept vom grünen Wachstum Quatsch ist.
zum Beitrag09.09.2021 , 19:37 Uhr
Nach der Wahl wird es sehr wahrscheinlich auf eine Dreier-Koalition hinauslaufen. Eine stabile Regierung wird es aber weder mit einer Ampel noch mit Jamaika geben, denn da ist immer ein Koalitionspartner mit im Spiel, der beim Klimaschutz und bei Wirtschafts- und Sozialpolitik allzu viele Kröten schlucken muss. SPD+Grüne+Linke scheint mir die aussichtsreichste Konstellation für eine Regierung zu sein, die vier Jahre durchhält. Und dafür muss man vor allen Dingen eines tun: links wählen. Zumal Merz und Lindner nun wirklich nicht zuzutrauen ist, mit den Problemen unserer Zeit fertigzuwerden. Gerade die nicht.
zum Beitrag07.09.2021 , 19:10 Uhr
Wenn es eine stabile Regierung geben soll, dann entweder Union + FDP (wofür es aller Voraussicht nach nicht reichen wird) oder SPD + Grüne + Linke (könnte nach derzeitigem Stand so gerade klappen). Alles andere dürfte ein fürchterliches Gewürge werden.
zum Beitrag06.09.2021 , 05:51 Uhr
Der Punkt ist doch: Der sog. "Umbau" kostet gigantische Summen, wird aber nicht im Ansatz das leisten können, was er leisten müsste, um das sog. "Grüne Wachstum" aufrechtzuerhalten. Ökonomisch wäre das totaler Wahnsinn, weshalb jede Regierung nur von Öko redet, aber so recht nichts tut.
Eine vernünftige Lösung ist erst dann möglich, wenn die Gesellschaft akzeptiert, dass es mit der billigen Energie vorbei ist und dass es ab sofort was kostet, auf diesem Planeten überleben zu dürfen. Man würde dann aus dem Kapitalismus aussteigen und eine Ökonomie anstreben, die ohne Wachstum, Werbung und Konsumzwang auskommt. Und das wäre nah an einer Revolution.
zum Beitrag05.09.2021 , 21:28 Uhr
Die Fakten zur Klimakatastrophe sind OK und werden auch korrekt belegt, und von mir aus darf man sie auch durch Schnitt und Musik zuspitzen, ohne gleich polemisch zu sein Aber letztendlich stellt Rezo doch die Frage, warum die Politik beim Klimaschutz bisher so dramatisch versagt hat. Und da muss man einfach das gigantische Dilemma sehen, mit denen die Regierung konfrontiert war und in Zukunft weiterhin sein wird: Dieses Wirtschaftssystem, das uns Arbeit, Einkommen, Sicherheit usw. gibt, lässt sich mit erneuerbarer Energie nicht aufrechterhalten, keine Chance. Auch wenn Claudia Kempfert vom DIW das anders sieht, es geht nicht. Erneuerbare Energie ist knapp und wird das derzeitige Niveau nicht halten geschweige denn für weiteres Wachstum sorgen können; ohne Wachstumsperspektive aber wird das System instabil und stürzt schließlich ein wie ein Kartenhaus. Ökonomische Lösungen sind gefragt, aber keiner hat welche, Rezo schon gar nicht.
zum Beitrag05.09.2021 , 20:47 Uhr
Ich habe mir das Video gerade mal angesehen. Es ist ein Musterbeispiel für Polemik, und ob das jetzt was Gutes ist... naja.
Mein Hauptkritikpunkt ist, dass Rezo die Tragweite des Problems nicht versteht, was er am Ende des Videos auch irgendwie zugibt. Seine Erklärungsansätze für das bisherige Nichtstun sind:
- In der CDU tummeln sich wissenschaftsfeindliche und verschwörungsideologische Dudes
- Allzu viele Politiker sind kognitiv nicht in der Lage, wissenschaftliche Basics zu begreifen
- Alles Lobbyismus und Korruption
Das Klimaproblem geht natürlich viel tiefer. Keine Sau weiß, wie man eine Wachstumswirtschaft aufrechterhalten kann, wenn die Energie dafür nicht mehr da ist. Oder wie man das Wachtumssystem beendet, ohne dass uns alles um die Ohren fliegt.
zum Beitrag05.09.2021 , 08:30 Uhr
Scholz als Merkel-Nachfolger ins Rennen zu schicken war natürlich Strategie, und keine unbedingt schlechte. Die Wirkung ist aber nur deshalb so viel besser als gedacht, weil die Konkurrenz erstaunlich schwere Fehler gemacht hat.
Die Union hat einen Kandidaten aufs Schild gehoben, der einfach nicht seriös genug rüberkommt und für garnix steht. Laschet kämpft nicht mal, er gibt einfach weiter den jovialen Typen. Das reicht heute nicht mehr, und so sehr überraschend ist das eigentlich nicht.
Die Grünen hatten eigentlich den idealen Kandidaten: Habeck kann breite Schichten ansprechen, wirkt glaubwürdig, ist redegewandt und verbindet Veränderungswillen mit Solidität. Doch bei den Grünen muss es ja unbedingt die Frau sein, wo kämen wir denn sonst hin...
Dass Scholz davon deutlich profitieren würde, war schon vor einem Vierteljahr klar.
zum Beitrag02.09.2021 , 19:29 Uhr
Klimaschutz mit Wirtschaftsstärke in Einklang zu bringen - das ist, was sich alle Parteien (mit Ausnahme der AfD) auf die Fahnen geschrieben haben. Die Methode: Grünes Wachstum. Dazu noch ganz viel Digitalisierung.
Man kann den Grünen vielleicht zugute halten, diesen beliebten Quatsch erfunden zu haben. Mehr aber auch nicht.
Um es kurz zu machen: Es wird nicht funktionieren. Nicht, weil die Angst vor Veränderung zu groß ist, sondern weil Wachstum niemals ökologisch sein kann. Man müsste schon die Wirtschaft auf ein umweltverträgliches Niveau herunterschrauben: Möglich und erlaubt wäre dann nur noch, was sich mit erneuerbarer Energie betreiben lässt. Auch eine klimaverträgliche Digitalisierung dürfte dann nicht mehr auf Google-/Apple-/Amazon-/Microsoft-/Facebook-Basis laufen - viel Spaß bei der "Transformation"!
zum Beitrag02.09.2021 , 16:16 Uhr
Ja, denn wenn's wenigstens so halbwegs wirken soll, muss man das wohl so machen wie in China, lückenlose Überwachung, hochautomatisiert und komplett ohne Datenschutz. Möglicherweise kommen wir eines Tages auch dort an, wenn wir mit unserem kritiklosen Technikgebruach so weitermachen, aber so weit sind wir eben noch nicht.
zum Beitrag02.09.2021 , 05:39 Uhr
Im Vergleich zur Erfassung per Zettel ist die Luca-App viel besser - reicht aber immer noch lange nicht, um bei der Pandemiebekämpfung nützlich zu sein. Auch wenn die Gesundheitsämter digital bewaffnet bis an die Zähne wären, so blieben die Daten immer noch viel zu ungenau. Technische Lösungen für eine präzise Erfassung von Kontakten sind bestimmt möglich, nur hätten die dann nichts mehr mit Datenschutz zu tun.
zum Beitrag31.08.2021 , 05:45 Uhr
Was wäre denn die Alternative?
Es gibt diesen Kompromiss zwischen optimalem Gesundheitsschutz und guter Bildung einfach nicht, das ist das Problem! Kompromisse sind bei Corona oftmals eher "das Schlechteste aus beiden Welten", zum Beispiel Wechselunterricht. Dieser Mist wird ewig weiterlaufen, wenn man weiterhin darauf setzt, jede Infektion zu vermeiden. Jetzt, wo wirksame Impfstoffe da sind und sich gefährdete Gruppen impfen lassen können, hilft nur noch die Flucht nach vorn. Denn mit dem Virus in Kontakt kommen wird früher oder später sowieso jeder.
Ich arbeite in einer Schule in NRW, und ja, es stimmt: Wir ziehen da jetzt täglich einige Positive raus. Krank werden die aber nicht - gefährdet sind die *Eltern*. Wenn *die* sich nicht impfen lassen, gibt's Probleme. Ich für meinen Teil hoffe auf die Wirksamkeit von Biontech...
zum Beitrag30.08.2021 , 21:55 Uhr
Die Programme der Parteien können im Bereich Klimaschutz doch gar nicht überzeugend sein. Wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel erfordern den Ausstieg aus einer Wirtschaft, die zwingend Wachstum benötigt. Dieser Ausstieg wäre viel mehr als nur eine "Transformation" - er wäre das Ende allzu vieler bequemer Selbstverständlichkeiten, wobei die Frage, wie man den Ausstieg eigentlich sozialverträglich organisiert, nicht mal ansatzweise beantwortet ist. Daher setzen alle Parteien auf "klimaneutrales Wachstum", auf den schwarzen Schimmel also. Auch die Grünen. Das kann nicht funktionieren, lässt sich aber gut verkaufen, weil alle Welt verständlicherweise daran glauben will.
zum Beitrag28.08.2021 , 19:27 Uhr
Der erste Abschnitt des Artikels ist irgendwie fragwürdig. Da wird suggeriert, es gäbe in Deutschland einen regelrechten Unwillen, sich zu digitalisieren. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Alle Welt ist begeistert von smarter Technik, alle wollen mehr davon, und als smartphoneloser Mensch spürt man das im Alltag immer mehr. Ich wollte nie Google-Kunde werden, Apple-Kunde auch nicht, ich hätte niemals freiwillig die AGB für die Nutzung von Clouds oder iPads akzeptiert. Und muss jetzt doch all den Scheiß nutzen, weil die Schulen, anders als die Autorin mutmaßt, sehr wohl durchdigitalisiert sind bis zum Anschlag. Datenschutz? - Ach wo, nur auf dem Papier, als Formalie zum Abhaken. Das WLAN in der Schule funktioniert auch prächtig, und die gesamte Lehrerschaft freut sich riesig - die haben nämlich eh schon alle Smartphones und benutzen sie genauso fleißig und kritiklos wie andere Teile der Gesellschaft auch. Da kommen das iPad und die Microsoft-Cloud gerade recht.
Als Merkel von "Neuland" sprach, meinte sie im Zusammenhang die gesellschaftlichen Auswirkungen der Technik bzw. des (unkritischen) Technikgebrauchs, nicht die Technik an sich. Und ja, die smarte Gesellschaft ist sehr wohl Neuland. Eine Gesellschaft, die sich innerhalb weniger Jahre derart radikal abhängig macht von den Produkten und Dienstleistungen einer extremst konzentrierten und entsprechend mächtigen Branche und die einen wichtigen Stützpfeiler des demokratischen Rechtsstaats, die informationelle Selbstbestimmung, einfach mal so für obsolet erklärt - im Gegenzug gibt's ja "Apps" vom großen Bruder, wenn man immer wieder brav mit Geld und Daten bezahlt - ist eine deutlich andere als vorher. Damit sollte man sich vielleicht mal auseinandersetzen, erst recht als Journalistin.
Sicherlich: Es könnte doch auch eine digitale Welt geben, die dem Datenschutz Rechnung trägt und dazu auch im Hinblick auf Umweltschutz nachhaltig ist. Denkmöglich ist das, vorstellbar nicht. Nein, nicht in dieser Welt.
zum Beitrag28.08.2021 , 08:31 Uhr
Welchen Sinn hat es, Spitzenkandidaten nach ihrem Musikgeschmack zu befragen und daraus Rückschlüsse auf ihre Eignung für politische Ämter zu ziehen? - Gar keinen! Denn erstens sagen die sowieso alle irgendwas Wahlkampftaugliches, und zweitens gibt es keinen Zusammenhang zwischen Musikgeschmack und politischer Kompetenz. Ich wüsste jetzt auch nicht, was - unter der zweifelhaften Voraussetzung, dass die Angaben stimmen - so schlimm an Laschet und besser an Baerbock sein soll. Hellhörig wäre ich geworden, wenn jemand von denen gesagt hätte: "Ich stehe auf Bachs harmonischen Kontrapunkt, diese Fugen aus dem WK zum Beispiel, eine schöner als die andere...".
zum Beitrag27.08.2021 , 19:45 Uhr
Die CDU hat exakt dieselbe Lösung wie die Grünen, steht auch auf einem ihrer Wahlplakate:
"Wir schaffen noch ein Wirtschaftswunder. Ein klimaneutrales".
Genau das versprechen die Grünen doch auch seit Jahr und Tag. Wirtschaftlicher Aufschwung nicht trotz, sondern durch Klimaschutz.
Toi, toi, toi.
zum Beitrag06.08.2021 , 19:21 Uhr
Ach, genug zu tun gäbe es im Zuge des "radikalen Umsteuerns". Das Problem ist, dass die Wirtschaft der südlichen Länder ohne Tourismusindustrie stark einbrechen würde, Griechenland und die Türkei würden wieder zu Agrarländern werden. Das wollen die natürlich unbedingt vermeiden.
zum Beitrag04.08.2021 , 08:27 Uhr
"Wenig zielführend" - in Bezug auf welches Ziel, bitte?
Ich lehne IT übrigens nicht pauschal ab. Ich denke nur, dass es Bereiche gibt, wo IT nichts zu suchen hat. Außerdem sollte jeder frei entscheiden können, welche Risiken er persönlich in Kauf nehmen, ob er z.B. ein Smartphone benutzen oder in einem Smart Home leben will.
Es fehlt einfach das gesellschaftliche Bewusstsein für die nicht gerade geringen Probleme, die IT aufwirft. Entsprechend kritiklos ist das Verhalten der allermeisten, und es fehlen nach wie vor Debatten darüber. Alle verhalten sich wie die Kinder. Bevor sich das nicht ändert, ist Besserung nicht zu erwarten.
Nun wäre es schön, wenn wenigstens die Medien mal damit anfangen könnten, ernsthaft über verantwortungsvollen Technikgebrauch nachzudenken. Da kommt leider nicht viel, wie man hier mal wieder sieht.
zum Beitrag03.08.2021 , 19:34 Uhr
Ich find's irgendwie schräg. In Nummer 1 der Serie wird festgestellt, dass hundertprozentige Datensicherheit eine Grundvoraussetzung für Digitalisierung ist. So dürfen z.B. Gesundheitsdaten *auf gar keinen Fall* Beine kriegen - 99,999% Sicherheit reichen also nicht aus. Andererseits ist aber auch klar, dass dieser Anspruch niemals erfüllt werden kann, ganz egal, wie sehr man sich anstrengt. Daraus kann man nur den Schluss ziehen, dass man besonders sensible Bereiche nicht digitalisieren darf. Digitalisierung ist nicht nachhaltig, Punkt.
Den aktuellen Artikel finde ich ähnlich grotesk. Google, Bitcoin, Netflix - böse, da energiefressend bis zum Anschlag. Smart Home - gut, weil man damit Energie sparen kann. Abgesehen davon, dass das Zuhause ebenfalls ein hochsensibler Bereich ist, geht dieses Cherrypicking natürlich nicht, es ist ganz und gar "naiv". Die digitale Infrastruktur wird von der IT-Wirtschaft bereitgestellt, und die ist turbokapitalistisch bis ins Mark. Man müsste sie verstaatlichen, um die "guten" Seiten zu erhalten und die "bösen" auszuschalten. Viel Glück dabei!
zum Beitrag03.08.2021 , 14:44 Uhr
Ich darf auf einen Rechtschreibfehler hinweisen: "Digital Natives" soll die Kolumne wohl heißen, da steht aber: "Kolumne Digital Naives". Andererseits kann man's aber auch so lassen, denn der Artikel passt perfekt dazu!
zum Beitrag02.08.2021 , 17:45 Uhr
Wenn die Risiken des Fingerabdrucks im Perso in keinem Verhältnis zu den Risiken stehen - wieso wird es dann gemacht?
Erstens, weil Politiker auch nicht besser Bescheid wissen als andere Menschen. Digital ist immer gut, ist immer smart, ist die Zukunft, also mehr davon und möglichst überall.
Zweitens gibt es ja auch eine Industrie, die von der Digitalisierung profitiert. Die hat leichtes Spiel, eben weil diese Gesellschaft keine Ahnung von IT hat, wohl aber überwältigt ist von der transformativen Kraft der Digitalisierung - und an die Zukunftsversprechen der Branche glaubt. Oder zumindest an die Unvermeidlichkeit einer durchdigitalisierten Zukunft, nach dem Motto "Widerstand zwecklos".
Wir müssten mal so langsam erwachsen werden, aber das sehe ich gerade nicht. Schade.
zum Beitrag26.07.2021 , 20:52 Uhr
Die Selbstzensur war einfach taktisch falsch. Bereits in der Defensive nochmal zurückzustecken wirkt nicht gerade souverän. ALB hätte einfach die Ausstrahlung abwarten und bei Bedarf reagieren können, und zwar betont offensiv. Es sei klar ersichtlich ein Zitat gewesen; absurd, ihr daraus einen Strick drehen zu wollen und noch absurder, ihr eine rassistische Gesinnung zu unterstellen. Fertig. Sie hätte damit die Mitte sogar umgarnen können, die stark mehrheitlich nicht rassistisch drauf ist, aber verschwitze Sprachregelungen ablehnt.
Mittlerweile ist ALB für die Grünen schwierig, weil sie die Partei zuverlässig unter 20% hält. Sie kommt einfach zu kleinformatig rüber, und da haben allzu viele Wähler Sorge, dass sie Kanzlerin werden könnte. So wird das Wahlergebnis der Grünen deutlich unter dem bleiben, was eigentlich möglich wäre...
zum Beitrag23.07.2021 , 19:53 Uhr
Scholz war auch schon vor Baerbocks Plagiatbuch und Laschets Lacher ein kleiner Geheimtipp für den typischen Mitte-Wähler. Der vermisst bei Laschet Solidität, und Baerbock beäugt er eher mit Argwohn - wer ist diese Frau? - Hellhörig bin ich geworden, als meine Eltern bekundeten, diesmal Scholz wählen zu wollen. Nicht aus Überzeugung, eher nach dem Motto: "Unter den Blinden ist der Einäugige König".
Aus meiner Sicht haben die Grünen einen großen Fehler gemacht: Habeck ist viel bekannter, hat Erfahrung, kann hervorragend reden, hat Charisma und kommt glaubwürdig rüber. Nun könnte es ja durchaus sein, dass Baerbock große Qualitäten hat und im Amt brillieren würde - nur kommt sie da nicht hin.
zum Beitrag20.07.2021 , 08:03 Uhr
Vergleiche zwischen Autos und IT gibt es schon ewig lange, meist im Zusammenhang mit der Frage, inwieweit man die jeweilige Technik verstehen können sollte, um sie verantwortungsvoll nutzen zu können. "Mein Auto kann ich ja auch nicht reparieren", heißt es dann immer. Das mag zwar sein, dennoch ist ein Auto auch für den Laien erheblich transparenter als ein Smartphone: Der jeweilige Zweck der einzelnen Komponenten ist sicht- und erfahrbar. (Fast) jedem ist klar, wozu ein Getriebe da ist, warum man nicht im 4. Gang anfahren kann, warum man überhaupt schalten muss. Tut das Auto nicht das, was es soll, kriegt man das i.d.R. schnell mit, oft auch die Ursache. Man ist an der Technik einfach näher dran, auch wenn man sich für Technik nicht interessiert.
Bei IT ist das anders. Das geht schon bei der Frage los, was ein Computer überhaupt ist. Eine Waschmaschine ist ein technisches Gerät für die automatische Reinigung von Textilien, ein Computer ist... (bitte vervollständigen).
Der eigentliche Punkt ist aber: Dinge, die unbedingt vertraulich bleiben müssen, dürfen nicht mit IT-Systemen in Berührung kommen. Denn es ist schlicht nicht möglich, Vertraulichkeit sicherzustellen. Mag hier und dort eine Lücke geschlossen werden, andere Lücken bleiben oder neue tun sich auf (wegen des technischen Fortschritts!). Ohnehin machen IT-Konzerne mit unseren Daten, was sie wollen, und seit Edward Snowden ist auch klar, dass sie verpflichtet sind, mit der NSA zusammenzuarbeiten.
In einer Welt, in der ein Leben ohne Smartphone kaum noch möglich ist, ist das ein echt fieses Problem. Man kann wählen, ob man am gesellschatlichen Leben teilnehmen oder sein Leben mit IT-Konzernen und Behörden (gelegentlich auch mit Hackern und Schurkenstaaten) teilen will. Daran wird kein Gesetz etwas ändern.
zum Beitrag19.07.2021 , 19:25 Uhr
What are you going to do about it?
Richtig, garnix. Der Punkt ist doch, dass sich kein Journalist mehr sicher sein kann, ganz egal, welche Gesetze die EU beschließt. Irgendwo auf der Welt wird es immer Unternehmen geben, die Tools wie Pegasus herstellen. Investigativer Journalismus wird tendenziell abnehmen.
Das grundsätzliche Problem ist, dass Digitaltechnik an sich sakrosankt ist - sie ist der heilige Fortschritt, den man nicht generell in Frage stellen darf. Wir benutzen das Zeug wie Siebenjährige, ernsthafte gesellschaftliche Debatten über Nutzen und Risiken finden nach wie vor nicht statt. Inzwischen geht's nicht mehr ohne, es ist ja auch so praktisch und bietet so viele Chancen und Möglichkeiten - da steht auf verlorenem Posten, wer die harten Nebenwirkungen thematisieren will.
Um es nochmal klar zu sagen: Wir werden auch den letzten Rest an Privatsphäre verlieren, und wir werden weiterhin die Demokratie demolieren, bis nihts mehr davon übrig ist. Gerade so, wie wir auch unsere natürlichen Lebensgrundlagen in die Grütze fahren.
zum Beitrag17.07.2021 , 09:35 Uhr
Gelebte Suffizienz mag jeder für sich praktizieren, aber wenn das viele oder gar alle machen, haben wir ein Problem. Aus systemischer Sicht wäre das die Mutter aller Absatzkrisen, und in Folge würde so ziemlich genau das passieren, was 1929 passiert ist. Es bräche dann nicht nur der Kapitalismus zusammen, sondern auch Arbeit, Einkommen, Erspartes, wären dann erstmal weg, kompletto. Es würde dann nicht lange dauern, bis ein Diktator an die Macht kommt.
Es ist nicht schön, zu akzeptieren, dass wir in der Wachstumsmühle gefangen sind. Aber das müssten wir erstmal, um das (ökonomische!) Problem - so unschön es auch ist - genauer analysieren und lösen zu können. Eine wirksame Therapie ist ja auch nur möglich, wenn vorher die Diagnose stimmt.
zum Beitrag16.07.2021 , 19:22 Uhr
Der Vergleich mit Fukushima hinkt doch sehr. Es war vergleichsweise leicht, der Atomkraft in Deutschland ein Ende zu setzen. Die fossile Wirtschaft zu beenden, ist dagegen nicht nur extrem schwierig, sondern praktisch unmöglich - auch beim allerbesten Willen.
Man muss sich nur mal vor Augen halten, was (gewiss nicht nur zum Spaß) passiert, wenn mal die Wirtschaft stockt. Dann ist bei der Regierung Alarmstufe Rot, und es wird alles, aber auch wirklich alles getan, um wieder Wachstum zu erzeugen. Doch eine Wachstumswirtschaft lässt sich mit erneuerbaren Energien nicht antreiben, no way. Ich weiß, an dieser Stelle möchten alle schöne Visionen von massivem Wind+PV-Ausbau, grünem oder qualitativem Wachstum und technischen Fortschritten bei der Energiespeicherung hören. Doch wenn man nüchtern draufsieht, wird schnell klar: Was auch immer möglich sein wird, die derzeitge Art des Wirtschaftens lässt sich damit ganz sicher nicht fortsetzen. Eine Energiewende, die ihren Namen wirklich verdient, bedeutet daher zwangsläufig auch eine Ökonomiewende. Doch wie organisiert man die, ohne buchstäblich alles, was diese Gesellschaft zusammenhält, aufs Spiel zu setzen?
Ich halte es weder Herrn Laschet noch Herrn Scholz noch Frau Baerbock ernsthaft vor, darauf keine Antwort zu haben.
zum Beitrag16.07.2021 , 10:44 Uhr
Was sollen die deutschen Konzerne machen? Die Produktion einstellen?
zum Beitrag15.07.2021 , 08:24 Uhr
Europa hat beim Klimaschutz einen strategischen Vorteil: Der Laden kann etwas beschließen, ohne dass die Europäer ihrem Unmut bei Wahlen unmittelbar Luft machen können. Letztendlich tonangebend ist natürlich der Ministerrat, also die Regierungschefs der EU-Mitglieder, was aber keine Sau weiß. Brüssel kann es sich locker leisten, "groß" zu denken, die Regierungen der einzelnen Mitgliedstaaten hingegen nicht. Anders als der Artikel suggeriert ist das keine Frage von Mut oder Zaudern, sondern schlicht eine strukturelle Kiste. Zurückhaltend gegenüber einschneidenden Maßnahmen dürften auch viele andere Regierungen in Europa sein. Gelbe Westen gibt es nicht nur in Frankreich...
zum Beitrag13.07.2021 , 10:54 Uhr
Besonders traurig finde ich an diesem beschissenen Wahlprogramm, dass es so schrecklich ideologiegetrieben ist. Erstmal Bürokratie wegräumen, weiter liberalisieren und Steuern senken, und der "Markt" regelt dann alles von ganz allein... was für ein Bullshit! Das hat soooooo einen Bart, unglaublich. Wer sowas in sein Programm schreibt - wo war der denn die letzten 20 Jahre?
zum Beitrag13.07.2021 , 07:25 Uhr
Was ist das denn jetzt für eine "Achse des Bösen"?
Ich darf mal darauf hinweisen, dass die Grünen auch mal auf Bundesebene mitregiert und alles, aber auch wirklich alles mitgemacht haben. Zusammen mit der SPD haben sie den schlimmsten Sozialkahlschlag aller Zeiten zu verantworten. Warum? - Weil sie naiv waren, keine Ahnung hatten und an die neoliberale Erzählung glaubten. Heute glauben sie auf ähnlich naive Art an angebliche Wunderkräfte durch Digitalisierung. Nachhaltig ist daran garnix.
zum Beitrag12.07.2021 , 12:34 Uhr
Wie soll der Kapitalismus denn wachsen, wenn man ihm den Brennstoff entzieht? Wachstum bedeutet "mehr davon", nicht weniger! Mit erneuerbaren Energien ist das heutige Niveau nicht zu halten; auch dann nicht, wenn man sie jetzt massiv ausbaut.
Wir müssen also eine Lösung finden, den Kapitalismus zu beenden, *ohne* dass alles den Bach heruntergeht. Auch wenn das nach einer irrwitzigen Aufgabe klingt - sie muss gewuppt werden. Alternativen: keine Umwelt mehr bzw. keine Wirtschaft mehr.
zum Beitrag10.07.2021 , 08:49 Uhr
Die Effizienz wird im Kapitalismus aber immer in höheren Rohstoff- und Energieverbrauch umgesetzt. Das nennt man Rebound-Effekt, und man kann ihn nicht verhindern, ohne gleichzeitig den Kapitalismus abzuschalten.
Tatsächlich sind viele Geräte in den letzten Jahrzehnten erheblich effizienter geworden - Rohstoff- und Energieverbrauch sind gleichzeitig deutlich gestiegen. Tja.
zum Beitrag08.07.2021 , 16:30 Uhr
Der Slogan "Klima schützen. Jobs schaffen" gibt exakt das wieder, was sich die Grünen schon vor Jahren ausgedacht hatten und heute alle Parteien (Ausnahme: AfD) wollen: den Kapitalismus grün machen. Da mittlerweile jedes Kind weiß, dass der Klimawandel schon längst eingesetzt hat und bei weiterem Nichtstun bedrohliche Ausmaße annehmen wird, kommt keine Partei, die gewählt werden will, um das Klimathema herum. Leider kann es sich auch keine Partei leisten, den Wählern reinen Wein einzuschenken: Wachstum und Umweltschutz gehen nicht übereins, es ist unmöglich. So gesehen ist Laschet nicht besser und auch nicht schlechter als andere. Details wie ein Tempolimit sind dabei ziemlich egal.
zum Beitrag05.07.2021 , 11:12 Uhr
Von mir aus sollen die christlichen (und andere) Kirchen weiterhin Sendezeit im ÖR bekommen. Aber nicht mehr als weltanschauliche Werbeunterbrechung, und schon gar nicht während der "Informationen am Morgen". Das ist echt perfide.
zum Beitrag05.07.2021 , 07:29 Uhr
Es ist eine Schnapsidee, die Spitzenkandidatin drei Monate vor der Wahl auszutauschen. Die Aussichten auf einen Wahlsieg sind zwar deutlich gesunken, aber nicht komplett weg. Das wären sie aber, wenn die Grünen sich eingestehen müssten, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Dann nämlich hat die ganze Partei ein Glaubwürdigkeitsproblem. Den Grünen bleibt nur die Flucht nach vorn.
zum Beitrag10.06.2021 , 19:30 Uhr
Politische Leistungen: keine.
Visionen: Ist immer gut, wenn man eine Vorstellung davon hat, wie die Zukunft idealerweise aussehen könnte. Aber das ist nicht mal die halbe Miete.
zum Beitrag09.06.2021 , 19:18 Uhr
Der Vergleich mit dem Ex-Taxifahrer Joschka Fischer hinkt: Fischer war nie Kanzlerkandidat, und außerdem hatte er bereits Erfahrungen als Minister in Hessen gesammelt, als er zur Wahl 1998 antrat.
Die Grünen wissen wohl sehr genau, dass nicht sie die Türen öffnen, sondern die Wähler. Und die Wähler haben zum Teil Probleme mit einer Kanzlerkandidatin, die nie ein politisches Amt bekleidet hat. Deshalb wird nun mit peinlicher Sorgfalt an Baerbocks Lebenslauf herumgefeilt - der soll es rausreißen.
zum Beitrag07.06.2021 , 19:14 Uhr
Es gibt keine Arbeiter mehr? - Ne, ich glaube, die gibt es durchaus noch. Die wählen aber AfD oder gar nicht. Das ist auch nachvollziehbar, denn die sind eben raus, sie gehören nicht mehr dazu.
zum Beitrag03.06.2021 , 19:26 Uhr
Keines der sogenannten "sozialen Netzwerke" kann die Welt zum Grünen verändern. Denn alle ziehen ihren Honig aus dem systematischen Ausspionieren von Menschen, um sie immer gezielter, subtiler und im Ergebnis effektiver zum Konsum zu verführen.
Sicher: Als mündiger Mensch kann ich bewusst (nicht) konsumieren, die IT-Konzerne beißen sich an mir die Zähne aus, fertig. Jetzt müsste es nur noch genug mündige Menschen geben... doch dann gäbe es auch kein Instagram mehr, das die Welt zum Grünen verändern könnte.
zum Beitrag20.05.2021 , 16:46 Uhr
Weil sich die im Frühjahr Geimpften bereits im Herbst ihre dritte Impfung abholen werden. Das Virus wird bleiben, regelmäßige Impfungen dürften noch für viele Jahre notwendig sein. Irgendwann wird sich das Virus so weit abgeschwächt haben, dass man ohne Impfung nur noch Schnupfen und Halsschmerzen riskiert.
Selbstverständlich werden die Industrieländer die ärmeren Länder mitversorgen müssen, aber da sehe ich kein großes Problem. Erstens, weil die Produktionskapazitäten weiter hochgefahren werden, und zweitens, weil ja jeder weiß, dass eine Pandemie ein globales Problem ist.
Der Klimawandel ist übrigens auch ein globales Problem. Sollten es die reichen Länder nicht hinbekommen, Covid19 weltweit in den Griff zu bekommen, müssen wir über den Klimawandel nicht mehr reden. Der ist sehr viel schwieriger.
zum Beitrag20.05.2021 , 15:15 Uhr
Die NoCovid-Strategie verfolgt nicht das Ziel, das Coronavirus lokal auszurotten und sich total abzuschotten, um dann die Rückkehr zum alten Leben zu feiern. Das wäre unrealistisch, und das wissen gerade auch die Wissenschaftler, die für NoCovid plädieren. Vielmehr ist es die Alternative zum Dauerlockdown: Rollt eine Welle an, dann ist ein kurzer und harter Lockdown unterm Strich besser als ein vergleichsweise milder und ewig langer.
Das Beispiel Schule verdeutlicht es recht gut: So viel Schule wie möglich, so wenig Ausfall wie irgend möglich - stets handelte die Politik im Laufe der Pandemie nach dieser Devise. Das hat den Schülern nicht gutgetan, denn die Auflagen sind derart heftig, dass die Schüler fast nur noch betreut, aber kaum noch unterrichtet werden. Mit einer Ausnahme: Zwischen Schuljahresbeginn 2020/21 und den Herbstferien ging was. Hätte man die zweite Welle im Herbst ähnlich konsequent bekämpft wie die erste, so hätte man nach drei bis vier Wochen wieder einigermaßen normal unterrichten können. Und das wäre besser gewesen als dieser gruselige Wechselunterricht, der jetzt seit einem halben Jahr läuft und von dem keiner so recht was hat.
zum Beitrag08.05.2021 , 19:28 Uhr
Es gibt keinen "institutionellen Rassismus" und auch keinen "kulturellen Rassismus". Das sind eigentlich Formen von *Diskriminierung* (z.B. aufgrund von kulturellen Wurzeln, etc.). Rassismus ist ebenfalls eine Form von Diskriminierung, und zwar aufgrund von äußerlichen Merkmalen.
Ich finde es wichtig, hier zu differenzieren, weil die Tendenz, alles mögliche gleich als "Rassismus" zu werten, diese unsägliche Shitstorm-Kultur noch befeuert. Immerhin ist Rassismus die dämlichste wie auch niederträchtigste Art der Diskriminierung, weil sie sich komplett grundlos direkt gegen eine Person richtet - nicht gegen das, was die Person denkt oder tut. Nicht, dass andere Formen von Diskriminierung harmlos wären, aber man muss nicht immer noch mehr Öl ins Feuer gießen.
zum Beitrag07.05.2021 , 21:07 Uhr
Ne, die Ungerechtigkeit verschärft sich durch die Digitalisierung. Und zwar deshalb, weil die Kinder wohlhabender Eltern vernünftige Computer besitzen, mit denen man gescheit arbeiten kann, die sich als Werkzeuge nutzen lassen. Die Kinder aus sozial schwachen Familien haben nur Smartphones und Tablets, also verdummende Konsumartikel, die dem User auch gar nicht gehören, sondern Apple oder Google.
Man könnte mit Digitaltechnik die Bildung befördern, sogar sehr effektiv. Dafür müssten aber Konzepte her, und die gibt es nicht. Es kann sie nicht geben, weil auf breiter Front niemand Ahnung von Digitaltechnik hat - weder Politiker noch Schulleiter noch Eltern noch Schüler. Die können alle nur wischen und klicken, damit ist kein Staat zu machen.
zum Beitrag07.05.2021 , 13:02 Uhr
Ich glaube nicht, dass man die Situation von heute mit früheren "Transitionen" vergleichen kann. Die Industrialisierung hat ja nicht nur technische Entwicklungen befördert und Menschen durch Maschinen ersetzt, sondern auch Wachstum geschaffen, also die industrialisierten Länder reicher gemacht, viel reicher.
Jetzt ist das anders: Wir sehen, dass es nicht mehr so weitergehen kann, und wir müssen den Gürtel wohl oder übel enger schnallen. Wenn wirklich Kimaschutz sein soll, dann werden wir wohl vom privaten Auto Abschied nehmen müssen. Und nicht nur davon. Kurzum, mit dem Wachstum wird Schluss sein, stattdessen müssen wir auf ein Niveau schrumpfen, dass man mit erneuerbaren Energien halten kann. Das ist kein "Strukturwandel", sondern ein heftiger Schnitt, den wir alle zu spüren bekommen werden.
Denn es gibt die "neuen Technologien" nicht, und sie sind auch nicht in Sicht. Die Vorstellung von einem "grünen Kapitalismus" sind reines Wunschdenken.
zum Beitrag07.05.2021 , 09:26 Uhr
Deutlich weniger Autos werden ganz automatisch auf den Straßen sein, wenn nur noch E-Autos zugelassen werden dürfen. Die Schnittmenge zwischen denjenigen, für die das Auto eine der größeren Anschaffungen darstellt und denen, die keine eigene Lademöglichkeit haben und ein E-Auto nur sehr eingeschränkt nutzen können, dürfte recht groß sein. Für diese Gruppe lohnt sich die Anschaffung beim besten Willen nicht mehr, die fallen also auch als Kunden raus. Das wird auch in anderen Ländern nicht viel anders sein.
Kurzum, es werden weltweit erheblich weniger Autos produziert werden. Einige Konzerne werden das nicht überleben, die Frage ist nur, welche es sein werden.
zum Beitrag03.05.2021 , 20:03 Uhr
Zitat: "Die Liste zeigt aber auch, dass ein Aus für Verbrennungsmotoren eben kein Wirtschaftskiller ist."
Doch, es ist ein Wirtschaftskiller. Für das Gros der Käufer ist der Autokauf ein richtig großes Ding, und da muss der Gegenwert einfach stimmen. Klar, wenn man Gutverdiener ist, im Eigenheim wohnt und sich eine Wallbox in die Garage hängen kann, mag so ein E-Auto noch so einigermaßen das bedeuten, was es früher bedeutete: fahren, wann man will und wohin man will. Für viele andere aber ist der Nutzwert stark eingeschränkt, und dann lohnt sich ein eigenes Auto nicht mehr.
Für Deutschland wird das schwierig, weil die Autoindustrie wirtschaftlich extrem bedeutend ist. Auch Exportmärkte dürften nicht die Rettung sein, weil auch potenzielle Kunden in anderen Ländern keine Karre kaufen wollen, die sie nur eingeschränkt nutzen können. Dafür ist das eigene Auto schlicht zu teuer.
Es stellt sich auch die Frage, inwieweit E-Mobilität überhaupt ein Beitrag zum Klimaschutz ist. Klimaschutz kann ja nur sein, wenn alle Energie aus regenerativen Quellen kommt. Sonne und Wind reichen gewiss nicht aus, um alle Sektoren mit Energie zu versorgen, planbar und zuverlässig schon gar nicht. Wir werden uns also überlegen müssen, was wir uns noch leisten und was nicht - und da gehört das private Auto sicherlich nicht dazu.
Es ist vorbei. Mein Rat: Lasst es nochmal richtig krachen.
zum Beitrag03.05.2021 , 19:36 Uhr
Apple hat diese Macht u.a. deshalb, weil die Leute alles nehmen, was der Laden ihnen vorsetzt. Sogar das Kunstwort "App" hat es von Apple übernommen, alle nutzen jetzt "Apps" statt Programme. Alle, außer mir.
Weil ich auf ein Programm angewiesen bin, das Apple bedauerlicherweise aufgekauft hat, sah ich mich vor einiger Zeit gezwungen, mir einen Hackintosh bauen. Um das alte Programm auf dem Ding ans Laufen zu kriegen, war ein Update fällig, und das bekam ich freundlicherweise gratis von Apple. Dafür musste ich aber mit einem Fake Account in den AppStore. Hatte ich vorher noch nie gesehen. Es war ein Kulturschock. Schon beeindruckend, wie ein Konzern von den Rohstoffen bis zum Absatz die komplette Wertschöpfungskette kontrolliert... aber egal. Mein Computer läuft, ich kann ihn als Werkzeug nutzen, und gut.
Nicht gesund, diese geballte Konzernmacht, da hat Frau Bergt sicher recht. Allerdings ist der Ansatz falsch, erstmal alles zu nehmen, was der Konzern einem hinwirft, jede Knebel-Kondition zu akzeptieren und dann darüber zu meckern, dass der Laden so mächtig geworden ist.
Politisch kann man garnix ändern - solange nicht, wie Apples "Kunden" (wie auch die von Microsoft, Facebook, Google und Anazon) nicht mal auf den Gedanken kommen, als mündige Konsumenten aufzutreten - und das ein oder andere Produkt einfach liegenzulassen.
zum Beitrag23.04.2021 , 19:55 Uhr
Ne, als Kritik an dem Corona-Management der Regierung kann das nicht durchgehen. Ich habe mir einige Videos angesehen. Ein gewisser Richy Müller (wer ist das?) atmet durch eine Tüte ein und in eine andere wieder aus und verhöhnt damit Schutzmaßnahmen als lächerlich und übertrieben, als von Hypochondern oder Leuten mit Paranoia erdacht.
Man kann natürlich so eine Meinung vertreten, und ich finde den Einwand, dass sie Querdenkern und der AfD gefallen könnte, schwierig - das kann nicht der Maßstab sein, sonst werden Diskussionen generell schwierig. Aber fundierte Kritik (an was eigentlich genau?) ist es nicht. Und es ist natürlich eine Verhöhnung der Pandemieopfer, was diesen Richy nun wirklich in keinem guten Lichte dastehen lässt.
zum Beitrag20.04.2021 , 20:36 Uhr
Die Union hat nicht _heute_ 7% verloren, sondern in der vergangenen Woche. Die werden sich schon noch wieder berappeln, und die Grünen werden bei der BTW sicher nicht 28% einfahren. Jetzt ist erstmal der Politstar-Frischer-Wind-Hype da, der aber rasch abflauen wird.
zum Beitrag20.04.2021 , 19:39 Uhr
Wahlen werden in der Mitte gewonnen. Mittlerweile hat die "Mitte" durchaus gemerkt, dass Veränderung unvermeidlich ist, hin zu einer ökologisch verträglichen Wirtschaft (geht im Rahmen des Kapitalismus zwar nicht, aber egal, die Hoffnung stirbt zuletzt). Folgerichtig haben auch alle Parteien mit Ausnahme der AfD den grünen Kapitalismus (Genuss ohne Reue) im Angebot, auch die Union. Allerdings vertritt ihn keine Partei so konsequent wie die Grünen.
Die Grünen reden auch schon fleißig von der "neuen Mitte", sie haben jedoch ein Problem: Annalena Baerbock. Wer Grün wählt, wählt die Dame möglicherweise zur Kanzlerin, und da dürfte der Spaß für Mitte-Wähler aufhören. Ohne Erfahrung in irgendeinem politischen Amt - geht für die "Mitte" gar nicht. Da dürfte auch der freundliche Hinweis von Claudia Roth (heute im DLF-Interview), Robert Habeck würde Baerbock zur Seite stehen, kaum hilfreich sein, ganz im Gegenteil.
Was macht die "Mitte" denn nun? Laschet zu lasch, Baerbock zu schrill. Das schreit nach einer Alternative, und die könnte allen Ernstes Olaf Scholz sein. Wenn der jetzt seine Chance gekommen sieht, liegt er möglicherweise nicht unbedingt falsch.
zum Beitrag20.04.2021 , 11:25 Uhr
Das wird ein spannender Wahlkampf. Ich würde die SPD nicht abschreiben, denn: Wenn's denn stimmt, dass Wahlen in der "Mitte" gewonnen werden und die "Mitte" auf solide Typen steht, dann könnte Scholz für viele eine ernsthafte Alternative sein. Laschet zu lasch, Baerbock zu unerfahren, bleibt noch der Scholzomat. Möglicherweise liegen die Stimmenanteile von Grünen, Union und SPD am Wahlabend näher beieinander, als man jetzt so denkt...
zum Beitrag20.04.2021 , 11:18 Uhr
Für jeden hängt viel davon ab, auch für mich. Ich kann es aber nicht ändern, weil ich die Menschen nicht ändern kann. Wenn Menschen zwischen unrealistischer Hoffnung und trostloser Realität wählen können, hoffen sie lieber. Damit verbauen sie sich fatalerweise den harten, aber zielführenden Weg hin zu einer Problemlösung, weil der Erfolg beim Problemlösen immer stark von der Qualität der Diagnose abhängt.
In den grünen "Visionen" stecken gleich mehrere krasse Fehlannahmen, die härtesten davon hat die taz-Journalistin Ulrike Herrmann bereits genannt. Übel ist aber auch der Widerspruch zwischen Digitalisierung (von Baerbock vehement gefordert) und dem Anspruch, nachhaltig zu handeln. Das ist so krass, dass ich drüber lachen muss, Tschuldigung.
zum Beitrag19.04.2021 , 20:02 Uhr
Das ist keine Überraschung, es war schon vor Wochen klar. Mit Baerbock haben die Grünen nun eine Person am Start, die frisch, jung, energiegeladen und voller Visionen ist und sich nicht mit allzu bedächtigen Abwägungen (wie ihr Kollege Habeck) aufhält. Sogar eine unverbrauchte, was gerade in Corona-Zeiten (wo amtierende Politiker nur verlieren können) mehr zählt als Erfahrung. Und die taz hat ihren "Politstar" gefunden, auch nicht schlecht.
Was sich zur Bundestagswahl und darüber hinaus zusammenbraut, kann man mit Sorge betrachten; ich aber rate dazu, es mit Humor zu nehmen. Egal, wer mit wem nach dem Herbst regiert, die Visionen von einem "grünen Kapitalismus" - den mittlerweile alle Parteien mit Ausnahme der AfD vertreten, bei Grünen, SPD und Linken dazu noch sozial ausgeglichen - werden auf unterhaltsame Art an den Kanten der Realität zerschellen. Dabei dürfte auch der ein oder andere Politstar kräftig Federn lassen.
zum Beitrag18.04.2021 , 21:15 Uhr
Die sind nicht beide verbrannt. Laschet hat fertig, Söder kann durchstarten. Und zwar genau so, wie es Populisten in anderen Ländern vorgemacht haben: Die Partei wird schlicht überwältigt und muss sich früher oder später der One-Man-Show unterordnen. Da Söder heute nicht zurückgezogen hat, kann man davon ausgehen, dass er nicht nur seine Position stärken, sondern wirklich ins Kanzleramt will - und dazu bereit ist, die Schlacht bis zum bitteren Ende auszufechten.
zum Beitrag13.04.2021 , 19:42 Uhr
Ja, schlimm. Aber solange alle Welt mit leuchtenden Augen von Digitalisierung spricht und einfach nur mehr davon will - insbesondere diejenigen, die keine Ahnung davon haben - wird das so weitergehen.
Stellen wir uns mal eine gute Fee vor, die einmal Schnipp macht und alle Politiker und Digitalkonzerne in fanatische Datenschützer verwandelt. Dann könnte man herausfinden, welches Sicherheitsniveau sich überhaupt erreichen lässt - und ich fürchte, das Ergebnis wäre bereits so ernüchternd, dass man der nächsten Frage gar nicht mehr nachgehen würde.
Sie lautet: Wie ersetzt man eine durch und durch kapitalistische digitale Welt durch eine andere, in der IT allein dem Gemeinwohl dient? Dafür müsste man beim Wirtschaftssystem selbst ansetzen, und das ist schlicht utopisch. Man kann den Kapitalismus nicht einfach beenden, ohne dass uns alles um die Ohren fliegt, und man kann auch seine moderne Ausprägung, den Überwachungskapitalismus, nicht wieder einfangen. Der Zug ist schon lange abgefahren. Aus die Maus!
zum Beitrag13.04.2021 , 10:32 Uhr
Wenn die Grünen auf Sieg spielen wollen, müssen sie Habeck die Kandidatur antragen. Denn dann muss die "Mitte" überzeugt werden, und die mag es solide, bodenständig und erfahren. Was nix mit Frau oder Mann zu tun hat und auch nichts mit denjenigen Stärken, die Annalena Baerbock möglicherweise hat, einer Mehrheit aber eben unbekannt sind.
Was richtig reinknallt: Baerbock hat keine Regierungserfahrung, was einem "Mitte"-Wähler, der gerade über die Kanzlerschaft zu entscheiden hat, eher nicht so gut gefallen dürfte. Damit vermasseln sich die Grünen nicht nur die Chance, stärkste Kraft zu werden, sondern auch die, zumindest ein gutes Wahlergebnis einzufahren und in einer möglichen Koalition ein entsprechend gewichtiges Wörtchen mitreden zu können. Ich kann mir gut vorstellen, dass der "Mitte"-Wähler dem Programm der Grünen eine Menge abgewinnen kann, aber eine Kanzlerin Baerbock nicht will.
zum Beitrag09.04.2021 , 19:27 Uhr
Meuthen ist ein Alt-/West-/Lucke-AfDler, insofern ist nicht irrelevant, dass er ein wirtschaftsliberaler Professor ist. Denn dort, im Wirtschaftsliberalismus, liegt Meuthens Motivation für sein Engagement in der AfD. Einbeziehen muss man auch, dass die AfD in Rechtskonservativ und Rechtsradikal gespalten ist und Meuthen deutlich Stellung gegen den "Flügel" bezogen hat, was ihn fast den Kopf gekostet hätte. Wagenknecht - deren Positionen ich überwiegend nicht teile - tut gut daran, hier zu differenzieren. Und zwar im Hinblick darauf, dass der rechtskonservative Teil der Partei durchaus zurückzuholen wäre; dann bliebe ein nicht mehr allzu starker Haufen von Nazis übrig. Diesen Weg verbaut man sich aber, wenn man die AfD komplett als Nazipartei diffamiert. In diesem Punkt hat Wagenknecht aus meiner Sicht recht.
zum Beitrag09.04.2021 , 12:48 Uhr
Ich frage mich immer wieder, was es da nicht zu verstehen gibt: Eine Lockerung der Priorisierung - wie z.B. in den im Artikel erwähnten USA - geht nur, wenn so viel Impfstoff da ist, dass niemand einem ernsthaft Gefährdeten den Impfstoff wegnimmt. Momentan sind wir von einer ausreichenden Versorgung noch weit entfernt. Kann sich schnell ändern, und genauso schnell kann man dann auch die Priorisierung lockern. Keine Bange, dafür ist sicherlich keine MPK erforderlich. ;-)
Es stimmt auch nicht, dass Familien die Hauptlast der Pandemie tragen. Am schlimmsten getroffen sind diejenigen, die auf den Intensivstationen um ihr Leben ringen und für den Fall, dass sie durchkommen, keine Aussichten darauf haben, ihr altes Leben zurückzubekommen. Daher haben die Risikomenschen Priorität, solange der Impfstoff fehlt.
zum Beitrag06.04.2021 , 20:46 Uhr
Armin Laschet hat ein Problem: Er spielt die Rolle, die er am besten kann, und kommt da auch nicht (glaubwürdig) raus. Er ist der joviale Typ, der Kirche-im-Dorf-Lasser, der Moderator, der Abwäger. Und das passt eben nicht zu Corona.
Kann sein, dass er trotzdem Kanzlerkandidat wird. Aber die Wahl im Herbst wird dann eng.
zum Beitrag05.04.2021 , 17:29 Uhr
Ein guter, runder und ausgewogener Artikel. Über die EU müsen wir allerdings nochmal reden. Denn die Pandemie führt uns so deutlich wie selten zuvor vor Augen, wie dysfunktional die EU ist - noch schlimmer als gedacht. Entweder wir machen daraus die Vereinigten Staaten von Europa oder wir schaffen den Laden ab - so wie derzeit kann's jedenfalls nicht bleiben.
zum Beitrag05.04.2021 , 17:08 Uhr
Das Testen muss in der Schule erfolgen, damit nachvollzogen werden kann, dass getestet wurde und was dabei herauskam. Die Situation ist natürlich pädagogisch schwierig, aber da müssen wir jetzt einfach mal durch.
Angesichts der angespannten Lage - es drohen Verhältnisse wie vor einigen Wochen in Portugal - ist das aber nur eine Option für Abschlussklassen und Prüfungen. Ansonsten: Distanzunterricht.Allein schon deshalb, um ein wenig Ordnung in den Laden zu bringen. Möglichst vielen Schülern wenigstens zeitweise Präsenzunterricht zu ermöglichen führt zu einem chaotischen Unterricht, von dem niemand so recht etwas hat.
Ich hoffe, dass nun endlich die Vernunft Einzug hält.
zum Beitrag02.04.2021 , 15:59 Uhr
Es war abzusehen, dass das Tübinger Modell scheitert. Interessant daran ist die Rolle, die es in den aktuellen Debatte spielt: Seht her, es geht. Allgemeiner: So eng ist sind die Spielräume gar nicht, man muss es nur richtig machen. Genau das wollen die Leute hören, und sie sind nach einem Jahr Corona nicht dazu bereit, schöne Träume gegen die trübe Realität einzutauschen. Was politisch schwierig ist, weil Palmers Vorstoß andere Politiker dazu zwingt, es auch in ihrem Bundesland mit dem Tübinger Modell zu versuchen - anstatt endlich die Notbremse zu ziehen.
Palmer ist ein Ausnahmepolitiker. Er hat echt begriffen, wie der Hase läuft. Was er sagt und tut, hat leider ziemlich harte Nebenwirkungen.
zum Beitrag31.03.2021 , 21:08 Uhr
"Sollte die dritte Welle nicht allzu schlimm werden und im Sommer tatsächlich ein großer Teil der Bevölkerung geimpft sein, dann könnte seine Strategie sogar aufgehen. Der wegen „Öffnungsorgien“ und Wankelmut vielfach Gescholtene könnte dann als Politiker dastehen, der die Wähler:innen vor den allergrößten coronabedingten Zumutungen geschützt hat."
Mit jedem weiteren Tag, an dem nichts passiert, wird die dritte Welle monströser ausfallen - in zwei bis drei Wochen. Bereits jetzt ist klar, dass sie schlimmer sein wird als das, was im Januar war. Laschet müsste sich also wirklich sehr bald zum Kanzlerkandidaten küren lassen, sonst wird das nix.
Wählen werde ich ihn aber nicht - aus persönlichen Gründen. Wenn man sich leicht ausrechnen kann, dass eine Covid19-Erkrankung nicht gut ausgehen würde, auf seine Impfung wartet und dann dabei zusehen muss, wie ein Politiker aus taktischen Gründen inmitten einer Welle gegen alle Abmachungen und gegen den ausdrücklichen Rat aller Wissenschaftler (außer Wodarg und Bhakdi) lockert statt schließt, dann hat man nicht mehr allzu viele Sympathien für solche Typen übrig. Ja, ich würde Herrn Laschet an dieser Stelle noch gerne etwas wünschen, aber das darf ich hier nicht schreiben.
zum Beitrag30.03.2021 , 19:37 Uhr
Für Risikogruppen wird das jetzt ein fieser Spießrutenlauf, ganz wie von Christian Drosten prognostiziert. Solange das Gesundheitssystem nicht kurz vor dem Kollaps steht, wird sich diese beschissene Ellbogengesellschaft nicht dazu bereitfinden, Einschränkungen hinzunehmen. Wer allen Grund dazu hat, sich vor Covid19 zu fürchten, hat eben Pech gehabt.
Vor 18 Jahren wurde eine Minderheit der Bevölkerung von Schröders "Neuer Mitte" für mehr oder weniger vorhandene wirtschaftliche Probleme vollumfänglich verantwortlich gemacht und in die Armut geschickt; von einer Mehrheit, die sich davon einen Aufschwung versprach und sich sicher wähnte, die Konsequenzen der Agenda selber nie tragen zu müssen. Das hat uns einen Gutteil jener Spaltung gebracht, die der Agenda-Architekt Steinmeier heute so bitter beklagt - ohne einer Spur von Reflexion und Selbstkritik. Die Betroffenen haben sich schon lange ausgeklinkt; sie gehen nicht mehr wählen, sie engagieren sich für garnix. Bislang zu meiner großen Verblüffung.
Doch das verstehe ich jetzt besser. Ich werde auch nicht mehr wählen gehen, nie wieder. Welchen Politiker, welche Partei sollte ich denn auch wählen? - Ich war politisch immer sehr interessiert, habe mich gesellschaftlich engagiert, aber ich mag nicht mehr. Es lohnt einfach nicht.
zum Beitrag29.03.2021 , 11:38 Uhr
Mich wundert das nicht so sehr. Solcherart "Massenpsychosen" sind eigentlich normal und lassen sich auf eine "Logik" zurückführen, die weit verbreitet ist und auch bei anderen aktuellen Themen dominiert:
"X wäre doch schön". --> "X ist wahr". "Y wäre ja schrecklich!" --> "Y ist falsch".
Beispielsweise scheint es für eine Mehrheit eine sehr unangenehme Vorstellung zu sein, dass mit unserem Lebensstil Schluss sein muss, wenn das Klima gerettet werden soll, und dass man auch mit Köpfchen und "intelligenten" Konzepten eine Wachstumswirtschaft nicht mal ansatzweise umweltverträglich machen kann. Nicht wahr sein darf dabei insbesondere die Aussichtslosigkeit, technische Lösungen zu finden. Der Mensch hat das zu schaffen, wo kommen wir denn sonst hin...
Wenn die Coronakrise vorbei ist, wird noch einiges auf uns zukommen, soviel steht mal fest...
zum Beitrag29.03.2021 , 09:59 Uhr
Natürlich wäre Turbo-Impfen die Lösung der Wahl, aber das geht eben nur, wenn auch genug Impfstoff da ist. Man könnte verschmähte AZ-Dosen so unbürokratisch wie möglich an Priorisierungsgruppe 2 verimpfen, das sollte man natürlich auch tun - aber die Impfdosen wären dann auch sofort weg. Impfen im Drive-By-Stil geht nur in den USA, wo der Staat nicht wie die EU als Impfstoff-Kunde, sondern als Impfstoff-Investor aufgetreten ist. (GB ist auch nur Kunde, hat aber früher zugeschlagen, ist ein hohes Risiko eingegangen und hat auch Glück gehabt...).
zum Beitrag28.03.2021 , 22:27 Uhr
Zitat: "Es ist Zeit, dass die Länder eigene Wege gehen dürfen, um mit der Pandemie umzugehen. Mit „Jugend forscht“, wie es Lauterbach nennt, hat das nichts zu tun. Es entspricht dem föderalen Prinzip und setzt auf Subsidiarität statt auf Basta-Politik."
Karl Lauterbachs "Jugend forscht"-Äußerung bezog sich auf neue, kreative und - wie Lauterbach selber einräumte - möglicherweise auch vielversprechende Öffnungskonzepte, die er jedoch (aus meiner Sicht: vernünftigerweise) *jetzt*, also in Zeiten dramatisch steigender Infektionszahlen, für nicht verantwortbar hält. Seine Äußerung bezog sich *nicht* auf die Frage, ob die Länder grundsätzlich eigene Wege gehen sollten.
Ich verstehe nicht, wie man das nicht verstehen kann. Das Setting ist denkbar schlicht: Entweder harter Lockdown jetzt - mit all den bösen Nebenwirkungen, die Frau Lehmann - zu Recht! - beklagt, oder harter Lockdown später - nur dass der dann härter wird und länger dauert, inklusive der Nebenwirkungen.
Corona ist nun mal scheiße. Fertig.
zum Beitrag25.03.2021 , 19:32 Uhr
"Neue Perspektiven, bitte!" - was soll das denn jetzt? Ist es der Aufmerksamkeit der Autorin entgangen, dass im Januar täglich ca. 1000 Menschen sterben mussten, weil man unbedingt bessere Perspektiven wollte und im November den damals eigentlich fälligen Lockdown nur sehr halbherzig durchgezogen hat?
Die Perspektiven schaffen nicht wir, die gibt maßgeblich das Coronavirus vor. Darf doch nicht wahr sein, ich weiß, ist aber wahr. Natürlich gibt es Handlungsspielräume, aber die sind unangenehm eng. Und das muss man einfach mal akzeptieren.
Heute haben wir 22.000 Neuinfektionen; wir sind also schon wieder fast dort, wo wir im Winter waren. In zwei Wochen wird es wieder rappelvolle Intensivstationen und 1000 Tote pro Tage geben, und da wird dann vermutlich nicht mehr über Perspektiven geredet. Mein Gott!
Ja, Schnelltests, gut. Die können ja gerne zum Einsatz kommen, aber sie stecken den Geist jetzt nicht wieder zurück in die Flasche. Erst muss ein harter Lockdown her, dann kann man vorsichtig öffnen - von mir aus Tübinger Modell - und schauen, was geht.
Schnelltests mit Impfungen auf eine Stufe zu stellen ist übrigens Quatsch. Schnelltests sind ein mehr oder weniger wirksames Mittel, um sich durchzuwurschteln, Impfungen hingegen sind eine echte Perspektive. Und die kommen bald, und dann is' gut. Vorher aber nicht.
zum Beitrag19.03.2021 , 19:55 Uhr
Zitat: "Die Kultusminister:innen schlagen deshalb vor, „bei Entscheidungen über den Schulbetrieb perspektivisch zu prüfen, das Kriterium der Inzidenz um weitere Kriterien zu ergänzen“. Gemeint sind etwa die Auslastung der Intensivstationen und der Anteil der schweren Verläufe."
Entweder sind sich die für Bildung zuständigen MinisterInnen nicht im Klaren darüber, dass der Ansturm auf die Intensivstationen immer mit 2-3wöchiger Verzögerung kommt, oder sie spielen ein zynisches Spiel mit der Gesundheit der Menschen.
Beides disqualifiziert die Truppe.
Ja, ich weiß, für die SchülerInnen ist die Situation schlimm. Aber das Problem ist das Virus selbst - auch das scheinen die Damen und Herren irgendwie nicht zu begreifen.
Vor Covidioten, die wochenends Kundgebungen abhalten, fürchte ich mich nicht. Die sind nicht gefährlich - die Realitätsverweigerer in den Landesregierungen hingegen schon.
zum Beitrag18.03.2021 , 05:53 Uhr
"Wir tun was, wir managen das und halten dabei Maß und Mitte". Das ist die Botschaft, die hinter der Politik in NRW und anderen Ländern steckt. Dieses Muster kennt man, und es wundert mich nicht, dass es im Superwahljahr besonders ausgeprägt ist. Mit Vernunft hatte das noch nie so wahnsinnig viel zu tun, geht es dabei doch in erster Linie darum, eine Gestaltungskraft zu zeigen, die eigentlich gar nicht exisitert.
Der Dortmunder OB hat recht: Mögen die Inzidenzwerte zwar "erst" bei 72 liegen, so ist es nur eine Frage sehr kurzer Zeit ist, bis sie die 100 durchbrechen. Demgegenüber stehen ganze 5 Tage Schule pro SchülerIn bis zu den Osterferien - ein grottenschlechtes Geschäft.
Es geht aber auch nicht um Bildung. Der Schulbetrieb wird durch die ganzen Hygienemaßnahmen und organisatorischen Erfordernisse mit Wechselunterricht, Halbdistanzlernen usw. kolossal behindert. Es lohnt einfach nicht.
zum Beitrag17.03.2021 , 07:13 Uhr
Natürlich kann man sich Gedanken über eine bessere, d.h. effizientere Organisation machen. Priorisierungsstufe 2 vorziehen, Hausärzte einbinden und so. Aber würde man jetzt solche Schritte gehen, so würde man binnen kürzester Zeit wieder bei dem eigentlichen Punkt ankommen: Es ist kaum Impfstoff da, und nennenswerte Mengen an Nachschub werden erst im Mai erwartet - wobei man da auch noch nicht weiß, ob wirklich so viel kommt wie zugesagt.
Man könnte mit den noch nicht verimpften AZ-Dosen die Hausärzte einmalig für eine knappe Woche versorgen. Und dann würde offenbar, wo das eigentliche Problem liegt. Das wollen die Politiker natürlich unbedingt vermeiden.
"Der Markt wird es richten" trifft übrigens exakt die Einstellung, mit der die naive EU-Kommission an die Sache herangegangen ist. Die Pharmakonzerne wollten ja durchaus mit der EU über einen massiven Ausbau von Produktionsstätten sprechen, aber die EU hielt das für nicht notwendig.
zum Beitrag16.03.2021 , 20:46 Uhr
Solange keine medizinische Gegenwehr existiert, kann man es nicht richtig machen. Wir leben hier ja nicht in einem Land, wo es nur aufgeklärte und einsichtige Menschen gibt. Politisch kann dabei nur ein Rumgeeiere herauskommen, wobei es Deutschland besonders hart erwischt: einerseits, weil es in die inkompetente EU eingebunden ist, andererseits, weil es vom Föderalismus geprägt ist.
Wir haben es nicht mit nur einer Regierung zu tun, die Wahlen bestehen muss, sondern mit ganz vielen kleinen. Gewählt wird in Deutschland eigentlich immer irgendwo, und schon kleine Verschiebungen im Bundesrat können gewaltige Konsequenzen haben. Also lockern, wo immer es irgendwie geht...
Auch unter diesen Umständen würde Deutschland erheblich besser dastehen, müsste es sich nicht immer auch darum kümmern, dass die EU nicht zerbricht. Ein deutscher Alleingang bei der Impfstoffbeschaffung wäre vermutlich ziemlich schwierig geworden. Blieb nur, die EU damit zu beauftragen, und das war tödlich: So schön die europäische Idee auch ist, für die EU-Kommission war es eine Nummer zu groß.
zum Beitrag12.03.2021 , 12:14 Uhr
Naja, es war ja schon vor einem Jahr klar, dass die Pandemie nur durch Impfungen beendet werden kann. Zwar gab es noch keinen Impfstoff, aber aussichtsreiche Kandidaten. Wenn es keinen Plan B gibt, muss man Geld in die Hand nehmen und auch was riskieren - das hat die EU nicht getan.
So blöd war selbst Donald Trump nicht. Der hat den Aufbau von Produktionsstätten vorangetrieben und sogar das Militär eingebunden.
zum Beitrag12.03.2021 , 10:05 Uhr
Die Debatte um die Einbindung von Arztpraxen ist eine Geisterdebatte. Das Argument, man könne dann mit dem Impfen richtig durchstarten, sticht nicht, denn womit will man die Arztpraxen denn versorgen? Den Mangel auf Impfzentren und Arztpraxen zu verteilen, ist jedenfalls kaum sinnvoll. Erst wenn genug Impfstoff da ist, kann's losgehen. Und das wird bis Anfang/Mitte Mai dauern.
Schauen wir der Realität ins Auge: Die EU hat's verbockt, und jetzt müssten wir eigentlich mal über die Struktur der EU und die Zukunftsperspektiven dieses intransparenten und inkompetenten Saftladens reden. Stattdessen läuft jetzt diese völlig sinnlose Arztpraxen-Debatte...
zum Beitrag09.03.2021 , 19:59 Uhr
"...eine einheitliche, digitale Kontaktverfolgung kommt viel zu spät."
Das Problem liegt tiefer. Ich wundere mich darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit davon ausgegangen wird, dass eine wirklich wirksame Anti-Corona-App in Deutschland auf die Beine gestellt werden könnte, wenn man nur wollte - natürlich unter Berücksichtgung des Datenschutzes. Das ist aber nicht so. Wenn eine Corona-App wirklich was reißen soll, kann sie nicht datenschutzfreundlich sein. Dann müssen sensible Gesundheits- und Bewegungsdaten zentral gespeichert werden, und die Auswertung dieser Daten muss knallharte Konsequenzen für die User haben (nämlich Qarantäne).
Nun kann man ja darauf verweisen, dass auch in Deutschland faktisch kein Datenschutz existiert und diese Tatsache fast allen egal ist. Der Deal "Daten gegen Apps" wird jedenfalls akzeptiert. Das ist aber nur scheinbar so: Weit verbreitet ist nicht das Einverständnis, sein Leben mit IT-Konzernen und Behörden zu teilen , sondern eine bodenlose Ignoranz. Immer dann, wenn die Folgen der Preisgabe persönlicher Daten direkt erfahrbar werden, schalten die Leute plötzlich in den Datenschutzmodus. Dann steht mitunter "Batman" oder "Micky Maus" in Restaurantlisten.
Mit dem IT-Konsum ist es also so wie mit dem Konsum von Industrielebensmitteln: Man weiß, dass nicht viel Gutes drinsteckt. Was genau drin ist, will man aber lieber nicht wissen, weil's dann nicht mehr schmeckt. In dem Moment, wo konkret aufgezeigt wird, wie das Zeug hergestellt wird, geht das Gewürge los, und die Menschen wenden sich mit Grausen ab.
Eine wirksame Corona-App würde auch dem Dümmsten schnell klarmachen, wie wichtig Datenschutz eigentlich ist. Mit der Folge, dass nicht nur die App in Verruf geriete, sondern das ganze Geschäftsmodell einer Branche, die so stark ist wie keine vor ihr - und entsprechend systemrelevant. Wir würden's gar nicht aushalten.
zum Beitrag05.03.2021 , 10:03 Uhr
Österreich hat aber trotz der Schnelltests Inzidenzen von über 100, mit Ausnahme Vorarlbergs. Und die Infektionszahlen steigen und steigen. Schnelltests sind eben kein Wundermittel. Einzig Impfungen sind die Fahrkarte zurück zur Normalität. Und da haben wir das grundsätzliche Problem, dass die Impfstoffe erstmal produziert werden müssen.
Dass etliche Dosen Astrazeneca-Impfstoff ungenutzt herumliegen, liegt wieder einmal an weit verbreiteter Ignoranz. Und da hat man politisch jetzt wieder das Problem, dass man es einfach nicht richtig machen kann. Da gibt es die So-schnell-wie-möglich-öffnen-Fraktion, die die AZ-Dosen gerne Lehrern zukommen lassen will. Und auf der anderen Seite jene Fraktion, die möglichst viele Risikomenschen zuerst impfen will. Den AZ-Impfstoff wäre man jedenfalls schnell los, wenn man Impfwillige aus der Priorisierungsstufe 2 vorziehen würde...
Ich will die Politik nicht von ihren Fehlern freisprechen, wohl aber darauf hinweisen, dass es wahnsinnig schwer ist, zu entscheiden, was richtig ist, das Richtige durchzusetzen und es auch so zu kommunizieren, dass es ankommt und akzeptiert wird.
zum Beitrag05.03.2021 , 07:24 Uhr
Ja, es stimmt: Nicht eine günstigere epidemiologische Lage, sondern die Coronamüdigkeit in der Bevölkerung hat die Politiker dazu bewogen, Öffnungen in Aussicht zu stellen. Und da klar ist, dass man sich das eigentlich gar nicht leisten kann, gibt's jetzt diesen kuriosen Stufenplan.
Eine Motivation ist sicherlich, vom eigenen Versagen abzulenken - das aber zu einem Gutteil nur ein vermeintliches Versagen ist: Allzuviele Mitbürger kapieren das Scheiß-Spiel nicht, das das Coronavirus mit uns veranstaltet. Diese weit verbreitete Ignoranz ist nicht neu: Auch zu Bankenrettungen muss es doch Alternativen geben, ebenso zur Aufnahme von Flüchtlingen, die bereits durch halb Europa marschiert und bereits in Deutschland angekommen sind. Wer als Politiker darauf verweist, dass nach Lage der Dinge so gut wie keine Spielräume bestehen, ist unkreativ, inkompetent und bereits angezählt.
Auch wenn in dieser Krise ärgerliche Fehler gemacht wurden, so ist es aus meiner Sicht falsch, die Schuld nur bei der Politik abzuladen. Corona legt ungeschminkt offen, wie diese Gesellschaft tickt - und das ist nicht schön anzusehen.
zum Beitrag02.03.2021 , 20:08 Uhr
Jetzt wird's hässlich. Das Superwahljahr hat begonnen, und da müssen natürlich Bonbons verteilt werden - zu Lasten derer, die eine Corona-Infektion nicht oder nur mit bösen Langzeitfolgen überstehen.
Die Sachlage ist doch klar: Mehr Tests, mehr Digital, mehr FFP2 - das sind keine wirklichen Lösungen, nur Augenwischerei. Aber die Mehrheit muss sich wegen Corona keine allzu großen Sorgen machen, und diese Mehrheit hat die Nase voll von Lockdown. Dass sie selber betroffen sein könnte, wenn Corona das Gesundheitssystem kollabieren lässt, ignoriert sie tapfer.
Möglicherweise wird es bald noch gefährlicher für Risikogruppen. Wenn die Priorisierungsstufe 1 mit der Impfung durch ist und die Spitzen abgeschnitten sind, wird das Gesundheitssystem nicht mehr so katastrophal schwer durch Corona belastet sein. Und dann fällt für die Ministerpräsidenten der Länder der Grund für Lockerungen komplett weg. Lockdowns haben die ja nur deshalb mitgetragen, weil es böse aussieht, wenn Leute keine medizinische Versorgung kriegen können, weil nicht genug für alle da ist.
zum Beitrag02.03.2021 , 13:08 Uhr
Das Datum 28.03. ist komplett bedeutungslos. Entscheidend ist. "Schrittweise Lockerungen". Das heißt, die Schulen machen am 8. März wieder auf. Und dann gibt's ein bisschen mehr Hygiene-Brimborium drumherum, ansonsten wird's wie im letzten Herbst laufen - nur diesmal mit B1.1.7.
zum Beitrag02.03.2021 , 08:49 Uhr
"das Hangeln der Soloselbstständigen von einem Soforthilfepaket zum nächsten, die prekäre Lage gerade der kleineren Fische im Kulturbetrieb, die wachsende Bildungsungerechtigkeit" - daran ändern wir mit "mehr Normalität" nicht so wahnsinnig viel. Beispiel Bildung: "Mehr Normalität" wären z.B. Konzepte, die auf Wechselmodelle abstellen, doch damit ist auch niemandem so richtig geholfen. Wir hätten dann immer noch massive Probleme mit Bildungsungerechtigkeit. Ich hab's selber erlebt, es taugt alles nix.
Richtig ist: Eine Normalität, in der Maske, Handhygiene und Lüftungssysteme völlig verschwunden sind, wird es so schnell nicht mehr geben. Aber es ist eine Normalität möglich, in der wieder alles offen ist, so wie vorher. Nur eben nicht jetzt, sondern voraussichtlich im Spätsommer, wenn ein Großteil der Bevölkerung geimpft sein wird. Jetzt unter hohem Risiko auszuprobieren, an welcher Schraube man vielleicht schon drehen kann, wäre irgendwie Quatsch. Denn wenn's nicht klappt, gibt's einen weiteren Lockdown, und der wird sehr hart ausfallen.
zum Beitrag28.02.2021 , 19:49 Uhr
Die Pandemie in den Griff zu bekommen, ist das oberste Ziel, keine Frage. Aber kann man das nicht so machen, dass erst diejenigen geimpft werden, die es am dringendsten brauchen?
Wenn nun Leute aus der Priorisierungsgruppe 1 einen bestimmten Impfstoff oder die Impfung generell ablehnen und Impfstoff übrig ist, sollte man einfach die nächsten Gruppen drannehmen. Es gibt genug chronisch Kranke, die sich den AstraZeneca-Impfstoff gerne verabreichen lassen würden.
Es wäre fatal, wenn sich nun junge und gesunde Leute (die einen schweren Verlauf kaum fürchten müssen) impfen lassen würden, weil das möglicherweise das Ticket für den nächsten Urlaub auf Malle sein könnte - während Menschen mit Asthma oder sonstwas noch monatelang ohne Schutz rumlaufen...
zum Beitrag21.02.2021 , 20:05 Uhr
Die Erzieher/Lehrer/innen werden dann aber sehr wahrscheinlich mit Astra-Zeneca geimpft. Und dieser Impfstoff wirkt leider nur bedingt.
zum Beitrag16.02.2021 , 20:48 Uhr
Dass es bei der Kanzlerkandidatur auf Laschet gegen Söder hinausläuft, ist schon ewig lange so gut wie sicher. Beide versuchen bereits seit einem Dreivierteljahr, sich voneinander abzugrenzen, um das eigene Profil zu schärfen. Söder hat schnell in die Rolle des Hardliners gefunden, Laschet blieb nur die Position "Lasst doch die Kirche im Dorf". Die vertrat er während der Pandemie stets recht tapfer, allerdings machten ihm die Entwicklungen ab Mitte November einen Strich durch die Rechnung. Jetzt, wo die Zahlen wieder sinken, ist er wieder in der Spur. Kein Wunder.
Ich denke, Laschet hat keine Chance gegen Söder. Das Virus ist leider nicht zu Verhandlungen bereit, was bedeutet, dass man weniger Lockdown nur zu dem Preis von mehr Lockdown haben kann - solange, bis das Virus medizinisch so einigermaßen unter Kontrolle ist. Bis nach der Wahl im Herbst also.
Laschet kann nach Hause gehen. Er hat bereits verloren.
zum Beitrag12.02.2021 , 20:29 Uhr
Zitat: "Masken im Unterricht, Lüften, Luftfilter, Unterricht in Schichten"
Die Fahrt findet bei jedem Wetter statt.
Es stellt sich die Frage, wie sinnvoll ein Unterricht unter diesen Umständen ist. Ich habe einige Monate lang Maskenunterricht erlebt - ist Scheiße. Das äußerst wichtige Lüften entfällt ohnehin, denn bereits bei einstelligen Plusgraden hält das keiner aus. Man stelle sich das mal bei den derzeit herrschenden -15 Grad am Vormittag vor...
Wenn man beabsichtigt, die Eltern und die Wirtschaft zu entlasten, kann man das OK finden. Wenn es aber um die Bildung geht, ist die Nummer dann doch zweifelhaft.
zum Beitrag12.02.2021 , 20:00 Uhr
Tablets taugen nix, die sind smart und dazu da, Menschen zu überwachen, sie zu verblöden und sie zu mehr Konsum zu verführen. Laptops müssten es schon sein. Überhaupt fehlt noch immer ein Digitalkonzept für den Bildungsbereich. Technisch sowieso, aber auch pädagogisch.
zum Beitrag10.02.2021 , 19:28 Uhr
Ich verstehe nicht, was diese bescheuerten Diskussionen sollen, ob man nicht vielleicht dieses oder jenes - unter strengen Auflagen natürlich - doch wieder öffnen könnte. Das ist doch Quatsch, frühzeitige Lockerungen sind einfach nur ein schlechtes Geschäft. Jeder Tag, den wir weiter durchhalten, zahlt sich doppelt und dreifach aus. So weit müsste man es doch begriffen haben. Natürlich gibt es irgendwann mal einen Punkt, wo der Lockdown nicht mehr viel bringt und wir wirklich ernsthaft über die Verhältnismäßigkeit reden können, aber der liegt dann wohl bei derjenigen Inzidenz, den die im Artikel erwähnten Wissenschaftler fordern: 20.
zum Beitrag07.02.2021 , 19:36 Uhr
Die Leute wollen ökologische Marktwirtschaft. Öko bekommen sie von den Grünen, Marktwirtschaft von der CDU. Die SPD hat zwar auch beides im Programm, aber sie hat sich in den letzten Jahren einfach zu oft und zu ausgiebig mit sich selbst beschäftigt, und das wirkt nach. Die Partei ist unsexy.
Spannend wär's geworden, wenn die Union Merz zum Parteichef gemacht hätte. Dann würde vielleicht so mancher dem seriöseren Scholz den Vorzug geben. Jetzt heißt das voraussichtliche Duell Laschet gegen Scholz, und da dürften sich Vor- und Nachteile aus Sicht des deutschen Wählers die Waage halten. Im Zweifelsfalle wählen die zahlreichen Anhänger des Mythos "Soziale Marktwirtschaft" dann wohl doch eher CDU. Wie immer.
Doch ganz egal, wie's kommt, turbulent wird es auf jeden Fall zugehen. Denn die vielbeschworene "ökologische Marktwirtschaft" ist gar nicht machbar. Wenn's wirklich ökologisch werden soll, muss man das Wachstum abschaffen, also genau das abräumen, an dem wirtschaftlich alles hängt. Keine Regierung wird das tun, erst recht nicht nach Corona - nichts braucht die Wirtschaft derzeit dringender als Wachstum. Nicht, damit wir alle immer mehr haben, sondern weil sonst die Wirtschaft abstürzt. Es klingt pervers und verrückt, ist im Kapitalismus aber so.
zum Beitrag02.02.2021 , 20:49 Uhr
vdL ist jetzt nicht unbedingt die geballte Kompetenz, wie jeder weiß, der ihr Wirken und ihre Äußerungen in den letzten 20 Jahren aufmerksam verfolgt hat. Der Kracher ist für mich nach wie vor ihre Feststellung, das Grundgesetz entspreche im Kern den 10 Geboten der Bibel.
Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es schlimmer hätte kommen können. Die Franzosen haben vdL nur deshalb vorgeschlagen, um einen anderen Deutschen - und zwar Jens Weidmann - an der Spitze der EZB zu verhindern. Das hat geklappt, und dafür bin ich den Franzosen dankbar.
zum Beitrag30.01.2021 , 19:34 Uhr
Zitat Neubauer: "Klimapolitik hingegen ist eine umfassende Bejahung, und was für eine: Ja zum Erhalt der Lebensgrundlagen, Ja zu sauberer Luft, Ja zur Artenvielfalt, Ja zu gesicherten Arbeitsplätzen, Ja zur Freiheit auf einem sicheren Planeten, Ja zur gerechten Transformation. Ja,ja, ja!"
Klingt nicht schlecht: Die Umwelt wird gerettet, das Leben wird wieder entspannter, man kann wieder Natur erleben und genießen, ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit gibt's auch dazu, die soziale Sicherheit bleibt gewahrt, und sozial gerecht geht's natürlich auch zu. Alles drin im Rundum-Sorglos-Paket. Klasse! Wer kann denn ernsthaft dagegen sein?
Aber mal im Ernst: Das ist pures Wunschdenken. Wenn man Ernst machen will mit dem Klimaschutz, muss man von der Wachstumswirtschaft wegkommen - von einer Wirtschaft, an der derzeit alles, aber auch wirklich alles hängt. Das ist keine Transformation, bei der man sich noch groß Gedanken darüber machen kann, wie sie sich sozial gerecht und unter Wahrung der Grundrechte durchführen ließe. Im Gegenteil, es wäre eine Herkulesaufgabe, die Homo Sapiens eine Gestaltungskraft abverlangen würde, die er nie zuvor in seiner Geschichte unter Beweis gestellt hat.
Und genau das ahnen wohl viele, weshalb sie lieber noch mal auf dem Vulkan tanzen, anstatt sich Perspektiven hinzugeben, die eigentlich nur Luftschlösser sind.
Und ich kann das gut verstehen. Bislang kommen von den Klimaschützern immer nur "Visionen" - auch der Artikel von Frau Neubauer geht nicht darüber hinaus - doch das reicht einfach nicht. Es fehlt ganz einfach ein konkretes Konzept für den Übergang zu einer auf Suffizienz basierenden Wirtschaft.
zum Beitrag10.01.2021 , 21:08 Uhr
> "Ich sehe keinen Rechtsanspruch, > auf das verbreiten von Bullshit über > private Firmen."
Ein gutes Stück gesellschaftlicher Teilhabe ist aber gar nicht mehr möglich ohne die Dienste dieser "privaten Firmen".
zum Beitrag10.01.2021 , 19:44 Uhr
Die IT-Wirtschaft ist - kapitalismustypisch - stark konzentriert, doch die an einer Hand abzählbaren IT-Konzerne haben eigentlich noch viel mehr Macht als z.B. Auto- oder Energiekonzerne. Sie geht weit über rein wirtschaftliche Macht hinaus. Ganz übel: Die komplette Weltbevölkerung ist für die Herren der Digitalwelt ein offenes Buch, während die Konzerne selbst total intransparent sind. Niemand weiß, was sie genau sammeln, wie sie es tun, auf welche Art die Daten ausgewertet und zu Profilen verwurstet werden und welche Möglichkeiten der Manipulation sich daraus ergeben. Weniger werden es es in Zukunft eher nicht sein, die Digitalisierung schreitet gnadenlos voran.
Bislang konnten sich die IT-Konzerne hinter ihrer zweifelhaften, ach was, verlogenen Firmen-"Philosophie" verschanzen, die Welt freier, kommunikativer und besser zu machen. Die tollen Möglichkeiten der Technik und ihre smarte Verpackung - jeder kann mitmachen, selbst Oma und Opa - überdeckte alles. Oma und Opa haben nicht den leisesten Schimmer, was hinter dem Display geschieht, und das trifft leider auch auf diejenigen Trottel zu, die Merkel wegen #Neuland auslachten. Tatsächlich sind die IT-Konzerne Macht ohne demokratische Legitimation und ohne demokratische Kontrolle.
Nun muss das Silicon Valley Farbe bekennen. Spätestens jetzt ist klar, dass sich die IT-Plutokraten nicht mehr hinter der Formel "Wir sind doch nur Dienstleister" verstecken können. Doch ist es damit getan, Twitter entscheiden zu lassen, wer posten darf und wer nicht? Das kann's nun wirklich nicht sein. Internet müsste eigentlich schon lange eine staatshoheitliche Aufgabe sein - mit strammen Regeln und engmaschigen Kontrollen, die sicherstellen, dass ein freies, selbstbestimmtes Leben trotz Digitalisierung möglich bleibt. Und genauso müsste der Rechtsstaat - und nicht Twitter - festlegen, wo die freie Meinungsäußerung im Internet aufhört und Straftatsbestände wie Aufhetzung beginnen.
zum Beitrag05.01.2021 , 21:32 Uhr
Armin Laschet hat bereits angedeutet, wie es mit den Schulen in NRW weitergeht: Man wolle dort anknüpfen, wo man vor der Weihnachtsferien aufgehört hat. Also keine Präsenzpflicht, aber wer kommen will, darf gerne kommen. Das ist nicht nur im Hinblick auf die Coronabekämpfung gefährlich halbherzig, sondern garantiert auch Scheiß-Unterricht für alle, weil die Lehrer Präsenzunterricht und Distanzunterricht gleichzeitig machen müssen.
zum Beitrag17.12.2020 , 21:12 Uhr
Ich finde die politische Kommunikation auch irgendwie schräg. Wie es aussieht, ist bei ansteigenden Infektionszahlen ein kurzfristiger und harter Lockdown - so unschön er auch sein mag - immer noch besser als alles andere, gerade auch für die Wirtschaft. Kommuniziert wird das aber kaum. Die Politiker scheinen den Bürgern nicht mehr zuzutrauen, derartige Sachverhalte nachzuvollziehen. Stattdessen eiern sie herum, machen (trotz besseren Wissens, da bin ich mir sicher) nur Lockdown Light und warten ab, bis hohe Sterbezahlen und ein Beinahe-Kollaps des Gesundheitssystems auch dem letzten wahlberechtigten Schwachkopf klarmachen, dass ein richtiger Lockdown unvermeidlich ist. Irgendwie befremdet mich das...
zum Beitrag21.11.2020 , 12:51 Uhr
Gleich schon beim ersten Satz kommt mir die Galle hoch: "Noch im Halbschlaf griff ich heute früh nach dem Handy und las wie jeden Morgen die Nachrichten."
Ja, wenn man ohne Smartphone nicht leben kann, dann muss man sich nicht wundern, dass man überwacht wird. Der Punkt ist hier doch, dass die digitale Überwachungsmaschine schon vor 20 Jahren den Betrieb aufgenommen hat und sich immer nur eine kleine Minderheit daran gestört hat. In dieser Zeit wurden ein paar wenige Konzerne zu den Herren über die digitale Welt, als Geschäftsmodell etabllierten sie Dauerüberwachung und Gängelung ihrer "Kunden". Wir waren alle dabei, 20 Jahre lang - doch Widerstand kam nie. Selbst als Edward Snowden mit seinen Enthüllungen rauskam, passierte nichts. Damals war Cloud-Computing am Start, und ich dachte: Uh, jetzt kriegt die Digitalwirtschaft aber Stress, sowas will doch jetzt bestimmt keiner mehr. Weit gefehlt! Ist ja so praktisch, wenn man seine Daten überall dabei hat... Um es mal klar zu sagen: Wer glaubt, man könne IT so nutzen wie eine Waschmaschine ("damit kenne ich mich auch nicht aus"), ohne über den Tisch gezogen zu werden, irrt gewaltig. Solange diese Technik nicht (grundsätzlich) verstanden und die Gesellschaft nicht mündiger wird, wird es weiter in Richtung Orwell gehen.
zum Beitrag18.11.2020 , 19:41 Uhr
Was die Mehrzahl der "Corona-Kritiker" treibt, ist ähnlich ordinär, dumm und unzivilisiert wie das, was die "Asyl-Kritiker" im Sommer 2015 forderten: Macht die Grenzen dicht - uns doch egal, was aus den Flüchtlingen wird. Möglicherweise gibt es da eine große Schnittmenge...
Aber davon mal abgesehen: Erstaunlich ist die Kurzsichtigkeit der "Corona-Kritiker". Was denn würde passieren, wenn sich die Regierung nicht um wirksamen Infektionsschutz bemühen würde? - Dann wären die Krankenhäuser bald hoffnungslos überlastet, was - nebenbei bemerkt - nicht nur Alte und chronisch Kranke zu spüren bekämen. Man muss sich die Tragweite mal richtig klarmachen: Ein Unfall im Haushalt oder im Straßenverkehr, eine Blinddarmentzündung, Gallenkoliken, ein Herzinfarkt oder Schlaganfall - und es wäre keineswegs sicher, dass man schnelle und professionelle Hilfe bekommt. Das würde unser zivilisatorisches Grundverständnis schwer und nachhaltig demolieren und eine Unsicherheit erzeugen, die unterm Strich noch schlimmere Folgen - gerade auch für die Wirtschaft - hätte, als noch so unbeholfene Versuche, die Pandemie irgendwie zu kontrollieren.
Was mich wieder auf die Flüchtlingkrise 2015 zurückbringt. Selbst wenn einem Menschenleben egal sind, kann man doch nicht allen Ernstes wollen, dass Bilder von mit Waffengewalt verteidigten Grenzen (anders wär's ja nicht möglich gewesen) zivilisatorische Selbstverständlichkeiten in Frage stellen. - Die Asylkritiker wollten im Kern ja bloß eines: ihr gewohntes Leben weiterleben, unbehelligt von fremder Kultur und "Sozialparasiten". Doch sie verkannten, dass ihr gewohntes Leben von einer Gesellschaft abhängt, die Schaden genommen und zu ihrem eigenen Nachteil eine andere geworden wäre, hätte man ihren Forderungen stattgegeben. Und so ist es auch mit Corona heute.
Besonders bitter: Anlass zu Kritik gäbe es, nur kümmert sich keiner darum: www.heise.de/tp/fe...sehen-4861122.html
zum Beitrag16.11.2020 , 20:46 Uhr
Schulen können nicht innerhalb eines halben Jahres coronatauglich gemacht werden. Letzten Endes sind alle Vorschläge, wie man "die Schulen offenhalten" und trotzdem wirksamen Infektionsschutz sicherstellen kann, Schnapsideen, die keine Chance haben, in der Praxis auch nur annähernd zufriedenstellend zu funktionieren.
"Und die Schulen völlig zu schließen – so wie im Frühjahr geschehen – fordert derzeit aus gutem Grund auch kaum jemand.", meint Herr Kreutzfeldt. Ja, es gibt sehr gute Gründe, die Schulen nicht zu schließen. Das Problem dabei: Dem Coronavirus sind diese Gründe ziemlich egal. Mit dem Ding kann man nicht verhandeln.
Es gibt derzeit nur eine Möglichkeit der Virusbekämpfung: Kontaktvermeidung, so gut es geht. Am besten funktioniert's, wenn man für einen überschaubaren Zeitraum möglichst krass Kontakte unterbindet, um eine Welle zu brechen. Schulen sind Virenschleudern, und man muss sie natürlich zuerst dichtmachen, wenn man wirklich die Absicht hat, eine Welle zu brechen.
Über 80% der Bevölkerung will keine Schulschließungen, und weil Politiker stets gut informiert sind über die aktuelle Stimmungslage, bleiben die Schulen auch offen. Das geht so weit, dass Schüler mit infizierten Geschwistern trotzdem die Schule besuchen können und den Eltern angeraten wird, ihre infizierten Kinder von den mutmaßlich nicht infizierten abzuschirmen. Bei solchen Nummern, die in der Schule natürlich auch Gesprächsthema sind, ist es kaum verwunderlich, dass dort keiner das Coronavirus mehr ernst nimmt. Über verlogene Appelle wie "Trefft euch nur noch mit eurem besten Freund" lachen die Kinder. Zu Recht.
zum Beitrag15.11.2020 , 08:26 Uhr
So langsam stellt sich die Frage, wo eigentlich der Unterschied liegt zwischen "Covidioten" und Politikern. Das zentrale Argument der Maßnahmengegner stellt darauf ab, dass es keine echten Beweise für eine ernste Gefährdung durch SarsCov2 gebe. Politiker wollen auf Biegen und Brechen die Schulen offen halten und begründen das teilweise damit, dass nicht erwiesen sei, dass Kinder und Jugendlich das Virus (genauso stark) verbreiten (wie Erwachsene). Schwachsinn! Solange die Sachlage nicht klar ist, muss man davon ausgehen, dass Schulen Virenschleudern sind, was denn sonst.
zum Beitrag13.11.2020 , 10:39 Uhr
In Wahrheit sind 5% der Schüler betroffen? Von was genau betroffen?
Machen wir uns nichts vor: Ein Virus, das von einem nur kleinen Teil der Infizierten überhaupt bemerkt wird, kann sich überall dort prima verbreiten, wo viele Menschen in kleinen Räumen zusammenkommen. Dass das Coronavirus zwischen Gaststätten, Bars, Kinos, Fitnessstudios und Schulen unterscheidet, mag ich jedenfalls nicht glauben. Und Schüler halten sich kaum an Hygieneregeln, die kann man ihnen auch nicht beibringen. Wer will Kindern denn verbieten, Kinder zu sein?
Die Schulen sind sicherlich nicht deswegen noch geöffnet, weil es um Bildung geht. Vielmehr müssen die Kinder aufbewahrt werden, damit die Eltern arbeiten gehen können. Dicht machen die Schulen erst dann, wenn im TV die ersten Bilder von auf Krankenhausfluren sterbenden Covid19-Patienten und Berichte über Triagen auftauchen. Nur so kommen wir von der aktuell überwältigenden Mehrheit pro Schulöffnung auf unter 50%, und dann können die Politiker endlich tätig werden. Vorher geht nichts.
zum Beitrag03.11.2020 , 20:09 Uhr
Es geht nicht um guten Unterricht, sondern darum, die Schulen auf Biegen und Brechen offen zu halten. Bleiben die Schüler zu Hause, haben die Eltern ein Problem. Und die Wirtschaft auch. Daher sind Konzepte, die einen Mix aus Distanz- und Präsenzunterricht vorsehen, nicht im Sinne dessen, was eigentlich bezweckt wird. Solange in den Krankenhäuern nicht das große Chaos ausbricht, bleiben die Schulen geöffnet. Dabei muss man auch sehen, dass zwei Player im Spiel sind, die Kanzler werden wollen, Laschet und Söder. Wer als erster handelt, kann nach Hause gehen. Es wäre das Eingeständnis der Niederlage.
Dass Schulen keine Ansteckungsherde sein sollen, ist kaum zu glauben. Selbst wenn Heranwachsende das Virus nur halb so effektiv übertragen wie Erwachsene, sind Schulen die Nr.1-Brutstätten für Covid19. Man sieht's nur nicht. Die Schüler selbst entwickeln ja so gut wie nie Symptome, und die Nachverfolgung von Ansteckungsketten ist ohnehin nicht mehr möglich.
zum Beitrag01.11.2020 , 20:10 Uhr
Es mag schon sein, dass sich Kontakte in Schulen recht gut nachverfolgen lassen und anonyme Kontakte in Bars oder Cafés so gut wie gar nicht. Andererseits ist der Schulunterricht eine tägliche Großveranstaltung, die in bundesweit über 40000 Schulen mit insgesamt 10,9 Millionen Schülern stattfindet. Dazu wäre noch zu sagen, dass...
...junge Menschen nur sehr selten Symptome zeigen und daher auch kaum getestet werden,
...Hygienekonzepte an Schulen nicht greifen können - sie stehen nur auf dem Papier. Für reichlich Desinfektionsmittel ist zwar gesorgt, und auch Masken werden mehr oder weniger korrekt getragen, aber das war's auch schon. Stoßlüften ist nicht praktikabel und oft auch gar nicht möglich, weil sich die Fenster aus Sicherheitsgründen nicht richtig öffnen lassen.
Es ist nicht zu fassen: Man fährt zur Schule und hört in den Nachrichten Horrormeldungen über explodierende Infektionszahlen; Merkel mahnt, Lauterbach warnt, jeder irgendwie vermeidbare Kontakt muss vermieden werden, sonst holt uns alle der Teufel. Mit dem Betreten der Schule ist das alles vergessen, business as usual, abgesehen von den Masken, an die sich schon alle gewöhnt haben und bei einigen Schülern immer wieder unter die Nase rutschen. Corona wird nicht ernstgenommen und kann auch nicht ernstgenommen werden, weil der Kontrast zwischen Anspruch und Wirklichkeit so eklatant ist, dass ein Abstumpfungseffekt einsetzt. Jede einzelne Unterrichtsstunde stellt einen groben Verstoß gegen alles dar, was Virologen, Frau Merkel und Karl Lauterbach dringend empfehlen. Hunderte von Haushalten kommen in kleinen, nicht lüftbaren Räumen zusammen. Überdies kann man Kindern auch nicht verbieten, Kinder zu sein. Sie toben, raufen und knuddeln sich. Sie rennen lärmend durch die Flure, übertreten dabei unbemerkt die auf den Boden gemalten Grenzlinien, und auf dem Schulhof stehen sie - Überraschung! - keineswegs brav auf den säuberlich aufgemalten Rasterpunkten, sondern in ihren Gruppen, so wie immer.
zum Beitrag31.10.2020 , 07:32 Uhr
Natürlich funktioniert der gezielte Schutz vulnerabler Gruppen nicht, allein schon deshalb, weil Vulnerabilität aus verschiedenen Gründen vorliegen kann (Alter, Vorerkrankung) und das individuelle Risiko immer ein "Mehr oder weniger" ist. Und es ist auch praktisch unmöglich, diejenigen, die sich Sorgen machen müssen, aus allen gesellschaftlichen Zusammenhängen herauszuziehen.
Dass dieses "Konzept" dennoch recht beliebt ist (insbesondere bei denjenigen, die sich maximal einen leichten Verlauf ausrechnen können), wirft kein gutes Licht auf diese Gesellschaft. Reiht sich nahtlos ein in die Liste naiver Vorstellungen, z.B. dass man den Kapitalismus mit Umweltschutz verbinden könne oder dass Datenschutz mit den derzeitigen Strukturen machbar sei. "Geht nicht" gibt's nicht - wo kämen wir denn da hin?
zum Beitrag30.10.2020 , 20:42 Uhr
Entweder ist Corona gefährlich, dann muss man - sowie die Zahlen durch die Decke gehen - reagieren, und das läuft immer auf Lockdown hinaus; ein anderes Mittel gibt es nicht. Oder Corona ist halb so schlimm, wenn auch für den ein oder anderen nicht so angenehm, dann lebt man eben damit, fertig.
Fällt die Entscheidung auf "Wir müssen eben damit leben", dann müssen Konzepte her, um "vulnerable Gruppen" zu schützen. Einmal, um sie zu schützen, und dann ist da ja noch das Problem mit der drohenden Überlastung des Gesundheitssystems. Wenn schwer Erkrankten nicht mehr geholfen werden kann, weil die Kapazitäten fehlen, dann muss man, zynisch gesprochen, dafür sorgen dass es im Verborgenen geschieht. Sowie Bilder von chaotischen Zuständen in Krankenhäusern auftauchen, wird's schwierig, weil damit zivilisatorische Basics in Frage gestellt werden. Das hat dann natürlich Auswirkungen auf das Selbstverständnis einer Gesellschaft. Ich glaube, sowas will jeder Politiker unbedingt vermeiden, weil die aus den Bildern sprechende Machtlosigkeit auf sie zurückfällt.
Interessant sind die Mixed Messages, die nur schwer zu verdauen sind. Auf der Fahrt zur Schule im DLF die aktuellen Infektionszahlen, schlimm, schlimm, eindringliche Warnungen und Mahnungen, Merkel appelliert, neuer Lockdown, "Wellenbrecher"-Söder, und so weiter. In der Schule dann business as usual. Die Schüler sind so drauf wie immer, nur mit Maske. Wenn Frau Merkel sehen würde, wie jeden Tag Personen aus ein paar Hundert Haushalten zusammenkommen, in kleinen Räumen mit Fenstern, die nur einen Spalt weit aufgehen, müsste sie eigentlich einen Herzanfall kriegen. Und der Herr Lauterbach erst recht, der des Warnens ja nicht müde wird, aber mittlerweile auch dafür ist, dass Schulen geöffnet bleiben.
Es passt einfach nicht so wahnsinnig viel zusammen, und das nervt gewaltig.
zum Beitrag29.10.2020 , 19:30 Uhr
"Individuell" - naja, wie das Wort schon sagt: Jeder hat so seine eigenen Lebenserfahrungen, aus denen er seine Weltsicht strickt. Und seine konkreten Einschätzungen zum gerade aktuellen Geschehen.
"Kollektiv" - das kann man durchaus besser hinkriegen; besonders gut, wenn die Gesellschaft kollektivistisch ist. Es wundert mich nicht, dass China erstaunlich gut mit der Pandemie zurechtkommt. Die Kehrseite der Medaille: Die Menschen leben längt in einem digitalen Panoptikum und werden per Scoring-System diszipliniert. Der demokratische Rechtsstaat hingegen setzt auf Individualismus, das Individuum hat also grundsätzlich Vorrang vor dem Kollektiv. In "normalen" Zeiten funktioniert das gut, im Ausnahmezustand aber gibt's Probleme, weil Grundrechte, an die sich die Menschen gewöhnt haben, eingeschränkt werden müssen - geht ja nicht anders.
Es wäre schön, wenn die Coronamaßnahmen-Kritiker etwas differenzierter zu Werke gehen könnten. Es reicht nicht, Einschränkungen zu beklagen und mit dem Grundgesetz herumzuwedeln. Äußerst sinnvoll wäre es hingegen, ein waches Auge auf Vorgänge zu haben, die wirklich schlimm sind. Beispielsweise hat Jens Spahn im Fahrwasser der Pandemie das Arztgeheimnis faktisch abgeschafft - nur wenige wissen das überhaupt. Genau dort müsste die Kritik ansetzen.
zum Beitrag28.10.2020 , 05:43 Uhr
Vernünftig wäre jetzt ein ziemlich harter Lockdown, und der muss natürlich auch für Schulen gelten. Wenn sich das Virus irgendwo rapide und unauffällig verbreitet, dann dort.
Aber die Wirtschaft will es nicht, und die Eltern wollen es auch nicht - verständlicherweise. Also wird es nicht gemacht. Das ist Wahnsinn.
Stattdessen wird auf "Hygienekonzepte" verwiesen. Die gibt es, ja. Können bloß nicht umgesetzt werden, wie dumm. Vor allen das "A & O", das Lüften, funktioniert in vielen Schulen nicht. Fenster sind nur einen Spalt weit zu öffnen, damit die Kinder nicht rausfallen.
Digital funktioniert auch nicht. Wie sollte es auch? Digitalisierung war ja nie eine pädagogische Initiative, sondern immer nur Show - kam super an. So trendy und cool...
Scheiß-verlogene Gesellschaft! *kotz*
zum Beitrag27.10.2020 , 21:33 Uhr
Schulen und Kitas bleiben auf, müssen aufbleiben, koste es, was es wolle. Nicht nur die taz hat damit kein Problem, selbst Karl Lauterbach hat dagegen nichts einzuwenden.
Für einen Lehrer über 50, der sich jeden Tag zusammen mit wechselnden Schülergruppen stundenlang in einem Fachraum ohne Lüftungsmöglichkeit aufhält, fühlt sich das Gerede über Corona irgendwie unwirklich an.
zum Beitrag18.10.2020 , 19:44 Uhr
Naja, da gibt's wohl tausend Aspekte, die mit der Energieerzeugung zusammenhängen; Ulrike Herrmann beackert die makroökonomische Perspektive, was legitim und wohl auch dringend geboten ist.
Was das Internet betrifft, so finde ich interessant, dass es bei Herrmann kaum eine Rolle zu spielen scheint, obwohl man daran die Funktionsweise des Kapitalismus wie auch seine brutale Ambivalenz ausgezeichnet erkennen kann.
Einerseits: Jedem seinen Hosentaschencomputer mit einer Leistung, die selbst Großrechner von vor 20 Jahren buchstäblich in die Tasche steckt. Andererseits: Verschwenderischer Konsumrausch, Daten-Overkill und dahinter ein Oligopol wie aus dem Bilderbuch, das über "Personalisierung" (Aushorchung) aus zielgenauer Konsumverführung seinen Honig zieht.
Sven Plöger (TP-Artikel, s.o.) erkennt den Wahnsinn durchaus, zumindest teilweise, sieht aber offenbar das System dahinter nicht; Ulrike Herrmann könnte es ihm in wenigen Minuten erklären. Ich finde das schon irgendwie kurios...
zum Beitrag18.10.2020 , 16:57 Uhr
Es ist keine Frage von Parteien. Keine Partei, die Aussichten auf den Einzug ins Parlament haben will, kann es sich leisten, der Bevölkerung das zu erzählen, was Frau Herrmann hier schreibt, im Kern also: Wir müssen vom Wohlstandsgaranten Wachstum runter, alle werden sich deutlich - und im Gegensatz zu Corona für immer! - einschränken müssen, Lebensversicherungen (also auch ein gehöriges Stück Zukunftsplanung und Sicherheit) sind weg, und ein ökonomisches Konzept für den Übergang fehlt eigentlich auch noch.
Es wundert mich kein Stück, dass die Grünen bis heute mit magischem Denken beim Wähler erfolgreich punkten. Die 20%, die sie derzeit haben, zeigen deutlich, wie stark verbreitet der Wunsch ist, wie bisher weitermachen zu können - nur bitte in Grün. Alles soll lediglich eine Frage von richtigen Investitionen, Klimazertifikaten und technischem Fortschritt sein... was natürlich Bullshit ist.
Aber Theologenlogik war schon immer beliebt: X wäre schön --> X ist wahr bzw. Y wäre ja schlimm! --> Y ist falsch.
zum Beitrag18.10.2020 , 07:40 Uhr
Zitat: "Eine Stunde Streamen im WLAN produziert 2 Gramm CO2. Es würde also nicht viel bringen, wenn sich die Deutschen plötzlich eine Internetdiät auferlegen würden, damit die Windparks klimaneutral errichtet werden können."
Da scheint was nicht zu stimmen. Der ARD-Meteorologe Sven Plöger hat den Stromverbrauch, der durch die derzeitige Nutzung des Internets entsteht, in einem Artikel für Telepolis aufgedröselt, siehe www.heise.de/tp/fe...ernet-4776573.html - demnach könnte man z.B. für einen Tweet mit einem sparsamen Benziner 2,5 Kilometer weit fahren.
zum Beitrag14.10.2020 , 16:35 Uhr
Das spricht gegen garnix; aber auffällig ist eben, dass das Märchen, wir hätten hier eine Marktwirtschaft, so unfassbar wirkmächtig ist. Und da glaube ich nun, dass das etwas mit dem weit verbreiteten Denken in moralischen Kategorien (auf Unterhaltungsfilmniveau) zu tun hat: Im Grunde ist der Mensch nett und "sozial", es läuft also alles von allein und zur Freude aller - stören tut dabei immer nur das "Böse": die "Gier", das "falsche Spiel", usw. Daraus wird dann der Schluss gezogen, man müsse lediglich die "Gier" bekämpfen (Harald Lesch, zum Beispiel, haut immer wieder mal so ein Ding raus), damit der Markt wieder rund läuft. Tatsächlich aber basiert das Wirtschaftssystem, dass seit 200+ Jahren Massenwohlstand produziert, den technischen Fortschritt getrieben und u.a. die moderne Medizin ermöglicht hat, ganz und gar auf Eigennutz. In Anbetracht der Tatsache, dass unsere moderne Zivilisation und Kultur kompletto am Kapitalismus hängt, ist diese Einsicht für kaum jemanden zu ertragen. Scheint mir jedenfalls so.
zum Beitrag13.10.2020 , 19:53 Uhr
Eine spannende Frage wäre, warum alle Welt so tapfer an der Vorstellung vom "freien Markt" festhält, obwohl mittlerweile ziemlich offensichtlich ist, dass eine kapitalistische Wirtschaft mit Marktwirtschaft nicht so wahnsinnig viel zu tun hat.
Vielleicht liegt es daran, dass der "Markt" ein entwaffnend elegantes System ist: wartungsarm, selbstreinigend, funktional und effizient - ideal, besser geht's einfach nicht. Das ist so wunderschön, dass man gerne daran glaubt und glatt vergisst, mal zu prüfen, ob es in der Praxis wirklich so läuft.
Eine weitere, daran anschlussfähige Erklärung wäre, dass die "Markt"-Weltanschauung dem Menschen schmeichelt: Wo Menschen zusammenkommen, so die Vorstellung, läuft grundsätzlich alles auf Fairplay hinaus; jeder bekommt, was er verdient. Und wenn's dann doch irgendwo hakt, sind "gierige" Manager oder andere Falschspieler am Werk, "böse" Typen. Damit wird überdeckt, dass Menschen - wie alle anderen Tiere auch, die die Evolution hervorgebracht hat - eigennützig sind und sein müssen, und dass sich dies in ihren sozialen Umgangsformen widerspiegelt: Den Moralphilosophen vielleicht schmerzend, sind Hierarchien, Vitamin B, Gefälligkeitsarrangements, Intrigen, Syndikate usw. das, was wir mit unserer biologischen Besonderheit, dem Großhirn, überwiegend veranstalten.
zum Beitrag10.10.2020 , 10:40 Uhr
Wozu das alles? Was ist die Frage, auf die die Digitalisierung der Schulen eine Antwort sein soll?
Nehmen wir die im Artikel erwähnten Smartboards: Die haben wir schon lange an unserer Schule. Und wir haben uns fortgebildet und dabei den motivierenden Worten von Smartboard-Trainern gelauscht - das war vor knapp 10 Jahren. Smartboards besitzen durchaus Vorteile, derer man aber erst gewahr wird, wenn man sich darauf einlässt. Hamwa gemacht. Dabei kam dann aber auch raus, dass den Vorteilen Nachteile gegenüberstehen. Richtig übel: Man kann Unterricht nicht doppelt konzipieren, einmal für einen Raum mit (funktionierendem) Smartboard und einmal ohne. "Wenn schon, denn schon", heißt die Devise, und die ist im schulischen Umfeld nicht erfüllbar. Mal gibt es kein Smartboard, mal geht das Schulnetz nicht, mal ist das Smartboard defekt (sonderlich haltbar sind die Dinger keineswegs).
Die Smartboards werden übrigens sukzessive wieder demontiert. Jetzt gibt es nur noch Beamer mit Apple TV, die Tafel ist jetzt ein iPad. Wer sich auf das Smartboard so richtig eingelassen und entsprechend Unterricht vorbereitet hat, hat die Arschkarte gezogen.
Auf dem iPad schreibt es sich nochmal schlechter als auf dem Smartboard, eine Zumutung. Und das Ding ist komplett zugenagelt, es ist eine eigene Welt - die Welt eines Großkonzerns, der von der ersten Inbetriebnahme an keinen Zweifel daran lässt, wer in seiner Welt das Sagen hat. Im Grunde gehört ein iPad nicht dem Käufer, sondern nach wie vor Apple (es sei denn, man möchte sich auf dem Ding lediglich ein Butterbrot schmieren). Gehört sowas in die Schule?
Ich wundere mich sehr, dass selbst ein linkes Blatt wie die taz es nicht fertigbringt, sich eine kritische Distanz zum modernen Digitalzirkus zu erarbeiten. Digitalisierung bedeutet Kommerzialisierung und Dynamisierung der Wachstumwirtschaft - die wir eigentlich loswerden müssten, wenn wir das Klima retten wollen. Statt Kreide und Tafel: Beamer an und im MS-Rechenzentrum einloggen...
zum Beitrag09.10.2020 , 08:09 Uhr
Nicht die Schulen allein, die Gesellschaft hat die letzten 10 Jahre gepennt. Alles, was aus dem Silicon Valley kam, wurde kritiklos angenommen und konsumiert. Selbst Oma hat heute ein Smartphone, kann es sogar bedienen und ist ganz hingerissen von den Möglichkeiten - das heißt aber eben nicht, dass sich Oma mit der Technik nun auch auskennt. Ganz im Gegenteil, denn "smart" ist folgender Deal: easy to use, dafür übernehmen Apple, Google und Microsoft die Vormundschaft für dich: wo du deine Daten hinlegst, was du wo gerade benutzen darfst, dass du jetzt ein Update brauchst, wann du ein neues Gerät anzuschaffen hast. Auch junge Menschen, die den älteren angeblich total überlegen sein sollen, haben sich schon längst an die totale Fremdbestimmung gewöhnt. Die wissen, wo man bei Insta klicken muss. Und wissen nicht - wenn sie ein Referat halten sollen - wo ihre Präsentationsdateien eigentlich liegen ("komisch, zu Hause ging's noch..."). Aha, fehlt "Bildung"? - Nein! Gegen eine Industrie, die alle Fäden in der Hand hat, kann man auch mit "Bildung" nicht anstinken. Das will diese Gesellschaft auch gar nicht. Und solange nur eine kleine Minderheit es überhaupt hinbekommt, sich zu dem kapitalistischen Digitalzirkus eine kritische Distanz zu erarbeiten, wird es auch mit einer *sinnvollen* Digitalisierung von Schulen nichts. Denn um Medien pädagogisch sinnvoll einsetzen zu können, muss man sie verstehen (was beim Computer leider deutlich komplizierter ist als beim OH-Projektor), man muss sich eine an pädagogischen Erfordernissen ausgerichtete, stabile Arbeitsumgebung schaffen (also *keine* iPads), in der der Computer ein *Werkzeug* darstellt, und dann müssen Konzepte her. Ja, und da starten wir tatsächlich bei 0. Wäre aber schön, wenn's endlich losginge...
zum Beitrag08.10.2020 , 20:39 Uhr
"Das per Mail verschickte Aufgabenblatt macht noch keinen digitalen Unterricht". Das ist wohl wahr. Aber wie soll digitaler Unterricht eigentlich aussehen? Diese Frage wurde nie gestellt, ganz einfach, weil man sich über solche pädagogischen Fragen nur dann Gedanken machen kann, wenn man weiß, was Digitaltechnik überhaupt ist. Wo ihre Möglichkeiten liegen, ihre Chancen, aber auch: wo sie einfach nichts bringt oder gar kontraproduktiv ist. Bislang bestimmen IT-Konzerne, dass Digitalisierung Pflicht ist und wie sie zu laufen hat, natürlich auch in der Schule. Politiker hingegen, aber auch Schulleiter, Lehrer und Schüler, konsumieren fleißig smarte Digitaltechnik, wissen aber NICHTS. Was wohl leider auch auf taz-Journalisten zutrifft. Viele von ihnen glauben - im Überschwang der Gefühle - begriffen zu haben, womit sie da hantieren. Wissen sie aber nicht. Folgerichtig werden sie von der IT-Industrie zu Datenvieh degradiert - und freuen sich noch über die tollen Möglichkeiten ihrer smarten Geräte. Dieses Setting macht Schuldigitalisierung nicht nut zur Datenschutzhölle - selbstverständlich benutzt man in der Schule Microsoft Teams, Widerstand zwecklos, und der "Datenschutzbeauftrage" drückt beide Augen zu, weil es ja nicht anders geht - vor allen Dingen ist man aber den Launen einer profitorientierten Industrie ausgesetzt, die Apps gibt und nimmt. Das KANN so nichts werden!!!
zum Beitrag08.10.2020 , 19:40 Uhr
Ich glaube, so denken die Leute nicht, die sich ein Auto anschaffen wollen. Egal ob E-Auto oder Verbrenner, so ein Ding kostet richtig Geld, und das muss sich dann auch lohnen. Sprich, man muss damit dann auch wirklich die komplette Mobilität abdecken können. Verlockend am eigenen Auto ist ja gerade die Unabhängigkeit: Fahren, wann man will und wohin man will. Mit e-Autos ist das bis heute nicht möglich, und ich fürchte, das wird auch nie möglich sein. Dafür müsste es eine Revolution in der Physik geben. Auch Tesla hat keine wirklich neue Batterietechnologie anzubieten - die kloppen einfach groteske Batteriemonster zusammen. Besonders schockierend finde ich, dass ohne Apps beim e-Auto gar nichts geht. Für mich ist das die größte Freiheitsbeschneidung überhaupt.
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