Transformation in der Autoindustrie: Sie können es nicht lassen

Die deutsche Autoindustrie verbreitet in Sachen Wandel zur E-Mobilität Angstnachrichten. Dabei wird die Branche mit Milliardensubventionen unterstützt.

Arbeiter am Band bei Autoproduktion.

Die Branche braucht strengere politische Vorgaben: E-Auto-Produktion bei Volkswagen in Zwickau Foto: Jens Meyer/ap

Ausgerechnet an dem Tag, an dem VW ein sehr gutes Quartals­ergebnis vorlegt und die Republik über das Vorziehen der Klimaziele diskutiert, präsentiert der Verband der deutschen Autoindustrie (VDA) echte Angstnachrichten: Ein Jobverlust von mindestens 215.000 Stellen sei durch die Transformation hin zur E-Mobilität bis 2030 möglich, haben die Forscher des Münchener Ifo-Instituts im Auftrag des VDA ausgerechnet – ohne die Gegenrechnung zu machen, wie viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Der VDA kann es nicht lassen, die Transformation in der Autoindustrie als Gefahr auszumalen, um so weitere Erleichterungen der Branche etwa durch Steuersenkungen zu fordern. Die Branche wird bereits mit vielen Milliarden an Subventionen unterstützt.

Darüber hinaus schiebt der Staat den Verkauf von E-Autos mit einer enormen Förderung an und finanziert so Teile der Transformation. RepräsentantInnen der Branche wollen den Umstieg trotzdem nicht als Chance sehen, sondern dämonisieren ihn, weil sie gegen jede Vernunft an der Verbrennertechnologie festhalten wollen.

Gleichzeitig stellt sich der Branchenverband gegen das Vorziehen der Klimaziele – statt zuzusagen, alles Machbare dafür zu unternehmen, so schnell wie möglich klimaneutral zu werden. Auf diese Zusage hat die Gesellschaft, haben die künftigen Generationen aber ein Recht.

Branche braucht strengere politische Vorgaben

Das alles zeigt eines: Mit Appellen wird die Politik nicht weiterkommen. Die Branche braucht strengere politische Vorgaben – und sie ist finanziell stark genug, um die zu verkraften. Und das gilt nicht nur für die Klimaziele.

Noch ist unklar, wie viele Jobs der Umstieg auf E-Mobilität kosten wird. Möglicherweise sind es gar nicht so viele. Aber etliche Beschäftigte fürchten, dass die Transformation auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Sie brauchen ein positives Signal, wenn sie für den Klimaschutz gewonnen werden sollen. Ideen dafür gibt es genug, zum Beispiel Jobgarantien im Zusammenspiel mit Arbeitszeitverkürzung oder die Pflicht der Unternehmen, Beschäftigten eine Umschulung oder Weiterbildung anzubieten.

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