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Vom Bundesvorstand nominiert: Annalena Baerbock Foto: Kay Nietfeld/dpa

Baerbock wird KanzlerkandidatinSie will

Die Grünen präsentieren mit Annalena Baerbock ihre erste Kanzlerkandidatin – ganz ohne Hickhack. Wie aus einer Fachpolitikerin ein Politstar wurde.

A ls Robert Habeck pünktlich um elf Uhr als Erster das Wort ergreift, ist es keine Frage mehr, welche Wahl seine Co-Vorsitzende und er getroffen haben. „Annalena Baerbock ist eine kämpferische, fokussierte, willensstarke Frau, die genau weiß, was sie will, und die die grüne Programmatik mit Leidenschaft in diesem Wahlkampf vertreten wird“, setzt Habeck an. Und dann sagt er den entscheidenden Satz: „Sie wird uns in diesem Wahlkampf anführen.“

Baerbock steht neben ihrem 51-jährigen Co-Vorsitzenden auf der Bühne. In ihren gefalteten Händen hält sie eine weiße FFP2-Maske. Die 40-Jährige schaut ernst, aber zufrieden. Ein ganz leichter Anflug eines Lächelns huscht über ihr Gesicht. Sie hat es geschafft: Sie ist die erste Kanzlerkandidatin in der Geschichte der Grünen.

Als Kulisse zu ihrer Präsentation hat sich die Partei die Malzfabrik ausgesucht, ein Industriedenkmal im Berliner Ortsteil Schöneberg. Coronabedingt ist ein größeres Publikum vor Ort nicht erlaubt, nur die akkreditierte Bildpresse ist zugelassen. Allen anderen bleibt lediglich der Livestream.

Als Baerbock ans Redepult schreitet, klopft sie Habeck kurz anerkennend auf den Arm. Heute beginne ein neues Kapitel für ihre Partei, sagt sie mit stolzer Stimme. „Und wenn wir es gut machen, auch für unser Land.“ Sie wolle mit ihrer Kandidatur ein Angebot für die gesamte Gesellschaft machen. Baerbock spricht von einer „Einladung, unser vielfältiges, starkes, reiches Land in eine gute Zukunft zu führen“. Salbungsvolle Worte. Sie traut sich etwas zu. Aber kann sie es erfüllen?

Keine Furcht vor luftiger Höhe

Sommer 2020. Vor der Feuerwache in Amberg, Schießstätteweg 13, ist die Hölle los. Der 326-PS-Diesel des 18 Tonnen schweren knallroten Monsters, auch „Teleskopgelenkmast TGM 32“ genannt, brüllt auf. Annalena Baerbock kneift im Sonnenlicht die Augen zusammen, dann wird sie im Korb neben Stadtbrandrat Bernhard Strobl hydraulisch in die Höhe gestemmt, hinein in diesen unverschämt blauen bayerischen Himmel, bis sie kaum noch zu sehen ist. Ein Feuerwehrmann in dunkelblauem Poloshirt grinst. Dann geht es wieder abwärts, recht schnell. „Und, keine Höhenangst, Frau Baerbock?“ – „Nö.“ Die Grünen-Vorsitzende taucht unter dem Geländer durch. „Tolle Aussicht. Die haben Solarzellen auf dem Dach, vorbildlich.“

Sie hat es geschafft, sie haben „miteinander um die beste Lösung gerungen“, sagt Habeck Foto: Kay Nietfeld

Das ist die Botschaft, die sie aussenden will: Um diese Frau muss man sich in luftiger Höhe keine Sorgen machen. Was ganz gut passt, denn dorthin wollen die Grünen ja: nach ganz oben. Regieren, das große Ganze im Blick behalten, nicht nur in Amberg, einer Stadt in der Oberpfalz, sondern in ganz Deutschland.

Baerbock ist im August 2020 unterwegs auf einer Sommerreise. „Zu achten und zu schützen“, unter diesem Motto stehen ihre Besuche bei Energieversorgern, Wasserwerken und Betrieben. Der Zitatschnipsel aus dem Grundgesetz klingt feierlich und staatstragend. So sehen sich die Grünen heute. Sie wollen den Staat schützen, indem sie ihn reformieren.

Baerbock hat dafür den passenden Slogan erfunden: Die Grünen müssten staatstragend und radikal zugleich sein. „Zukunft ist nicht, was einfach passiert“, sagt Baerbock am Montag. Was alles nicht geht, „das haben wir in den letzten Jahren genug gehört“. Jetzt zähle, „was alles geht“. Die Grünen wollen positive Botschaften aussenden. „Ich trete an für Erneuerung“, sagt sie selbstbewusst. „Für den Status quo stehen andere.“

Der rasante Aufstieg von Annalena Baerbock

Der Aufstieg der Annalena Charlotte Alma Baer­bock, Jahrgang 1980, vollzog sich ebenso rasant wie der hydraulische Lift in den bayerischen Himmel. Mit 28 war sie Landeschefin in Brandenburg, mit 32 Bundestagsabgeordnete, mit 37 Bundesvorsitzende. In diesem Amt schaffte sie es in Rekordzeit von der sachkundigen, aber völlig unbekannten Klimafachfrau der Fraktion zur prominenten Spitzenpolitikerin.

Wie ist ihr das gelungen? Wichtige Grüne stimmen wahre Loblieder an, wenn man sie auf Baer­bock anspricht. Neben ihrem „unübersehbaren wie unverzichtbaren Ehrgeiz“ schätze er drei Qualitäten an Baer­bock besonders, sagt der Europaabgeordnete und frühere Parteivorsitzende Reinhard Bütikofer. Erstens: ihre Kampfkraft. „Sie stellt sich auch dann einer notwendigen Auseinandersetzung, wenn manche der Truppen, die sie dafür braucht, noch zögern.“ Zweitens: ihre Hartnäckigkeit. „Sie lässt sich nicht schnell frustrieren; sie bleibt dran, auch wenn etwas scheinbar nicht vorangeht.“ Und, drittens: ihr Bestehen auf Sachkunde. „Annalena gibt sich bei Themen, ob sie sie gut kennt oder nicht, nicht mit der Oberfläche zufrieden. Sie gräbt tiefer.“

Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre die Entscheidung zugunsten Baerbocks eine Überraschung gewesen. Zu Beginn ihrer gemeinsamen Amtszeit mit Habeck schien das Gefälle zwischen ihnen riesig, wenn man öffentliche Erwartungen und Zuschreibungen als Maßstab nimmt. Die politmediale Deutungsmaschinerie legte bemerkenswert traditionelle Schablonen an. Habeck wurde in großen Porträts als philosophierender Popstar gehypt, Baerbock galt allenfalls als fleißige Fachpolitikerin. Aber sie erarbeitete sich mit der Zeit ein enormes Standing. Jour­na­lis­t:in­nen mussten ihr Urteil revidieren: Sie hatten Baer­bock grandios unterschätzt.

Wegen ihrer Liebe zu Details und Kontrolle ist sie eine gefürchtete und respektierte Verhandlerin. Angela Merkel, die ähnlich kontrolliert und detailversessen ist, schätzt Baerbock. Sie nahm sie im Bundestag manchmal beiseite, um Dinge von Frau zu Frau zu besprechen. Minutenlang plauschten sie, vertraut und entspannt in einer hinteren Reihe sitzend.

Das ist Annalena Baerbock

Herkunft und Jugend Annalena Charlotte Alma Baerbock wird im Dezember 1980 geboren und wächst auf einem Bauernhof in der niedersäch­sischen Kleinstadt Pattensen auf. Sie ist begeisterte Trampolinspringerin. Nach dem Abitur in Hannover studiert sie Politikwissenschaft, öffentliches Recht und Völkerrecht in Hamburg und London. Sie schließt mit einem Master ab, ihre Dissertation beendet sie nicht.

Arbeit Nach dem Studienabschluss 2005 arbeitet sie zunächst als Büroleiterin für die Europa-Abgeordnete Elisabeth Schroedter von den Grünen sowie beim British Institute of Comparative and Public Law.

Partei Baerbock ist seit 2005 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. Sie engagiert sich zunächst in der Europapolitik und wird 2009 Vorstandsmitglied der Europäischen Grünen Partei, dem Zusammenschluss dieser Parteien. Zudem wählt sie der Landesverband Brandenburg zu ihrer Vorsitzenden. Drei Jahre später kommt Baerbock in den 16-köpfigen Parteirat.

Bundestag Bei der Bundestagswahl 2009 scheitert Baerbock mit ihrer Kandidatur, vier Jahre später wird sie über die Brandenburger Landesliste gewählt und arbeitet als klima­politische Sprecherin. 2017 erlangt Baerbock erneut ein Bundestagsmandat.

Chefin Ende Januar 2018 werden Baerbock und Robert Habeck zu gleichberechtigten Partei­vorsitzenden gewählt und im Folgejahr bestätigt.

Privates Baerbock ist verheiratet und hat zwei schulpflichtige Kinder. (taz)

Die Ära Baerbock und Habeck, wenn man sie so nennen will, startete mit einem Versprechen. Als sie im Januar 2018 als neue Vorsitzende gewählt sind, hätten sie sich etwas versprochen, so hat es Baerbock einmal erzählt: „Wir haben uns zugeflüstert, dass wir uns durch nichts auseinanderbringen lassen werden.“ Diese Verabredung haben sie bis heute durchgehalten – was in dem brutalen, auf Konkurrenz angelegten Politikbetrieb ziemlich außergewöhnlich ist.

Weg vom alten Schema

Auch und gerade für die Grünen ist das etwas völlig Neues. Noch ihre Vor­gän­ge­r:in­nen verband vor allem eine innige gegenseitige Abneigung. Der Zwist zwischen Simone Peter und Cem Özdemir, die ab 2013 die Geschicke der Partei lenkten, ist geradezu legendär. Beide führten nicht gemeinsam, sondern achteten vor allem auf die Interessen ihrer Strömungen.

Peter gehört zu den linken Grünen, Özdemir zu den Realos. Äußerte sich der eine Chef öffentlich zu einem Thema, dauerte es manchmal nur Stunden, bis die andere Chefin widersprach. Peter litt darunter, dass sie weniger in den Medien vorkam als ihr prominenterer Partner. Und Özdemir schaffte es nicht, einen Schritt zurückzutreten – und der Kollegin Erfolge zu gönnen.

Auf in den Wahlkampf: Annalena Baerbock nach ihrem Auftritt an diesem Montag Foto: Annegret Hilse/ap

Bei Habeck und Baerbock ist das anders. Das könnte daran liegen, dass sie nicht durch die beinharten Strömungsauseinandersetzungen der beiden Anfangsjahrzehnte der Partei geprägt worden sind. Die „alten“ Grünen kennen sie nur aus Erzählungen, ihre Parteigeschichte beginnt erst nach der Jahrtausendwende: Habeck tritt 2002, also während der ersten und bisher einzigen rot-grünen Bundesregierung ein, Baerbock 2005 an deren Ende. Beide gehören dem Realoflügel an, aber beide vermeiden es, nur für ihre Strömung zu sprechen. So versiegte eine ewige Streitquelle bei den Grünen.

Dank Baerbock und Habeck treten die Grünen heute so geschlossen auf wie nie zuvor. Selbst in der K-Frage hat ihre Einigkeit keine Risse bekommen. „Wir setzen Maßstäbe, wie moderne Führung aussieht“, schwärmt am Montag Bundesgeschäftsführer Michael Kellner.

Wir beiden wollten es, aber am Ende kann es nur eine machen

Robert Habeck, Co-Chef der Grünen, über die Kanzlerkandidatur

Während sich in der Union Armin Laschet und Markus Söder eine offene Feldschlacht mit ungewissem Ausgang liefern, ist es Baerbock und Habeck gelungen, ihre Machtfrage ohne Verwerfungen zu klären. Um einer Beschädigung des einen durch die Nominierung der anderen zur potenziellen Merkel-Nachfolgerin entgegenzuwirken, haben sich die Grünen überdies zu einem geschickten Konstrukt entschieden: Der Bundesvorstand schlägt dem grünen Parteitag im Juni nicht nur Baerbock als Kanzlerkandidatin, sondern darüber hinaus sie und Habeck als Spitzenduo für die Bundestagswahl vor. Im Fall eines Wahlerfolges „werden Robert Habeck und ich gemeinsam in einer nächsten Bundesregierung auch eine entscheidende Rolle spielen“, kündigte Baerbock an.

Was gab den Ausschlag?

Was hat nun genau den Ausschlag für ihre Kanzlerkandidatur gegeben? Darüber geben weder sie noch Habeck an diesem Tag nähere Auskunft. „Es ging nicht darum, wer macht was besser oder schlechter“, versichert Baerbock. Sie hätten vielmehr „die unterschiedlichen Aspekte abgewogen“. Sie hätten sich „bei diesem Prozess nicht geschont“. Und Baerbock räumt auch ein, dass dies „emotional für beide gewesen“ sei. Zwischen ihnen gebe es auch weiterhin ein „tiefes Vertrauen“. Welche Kriterien letztlich maßgeblich waren, das gibt Baerbock auch auf Nachfrage nicht preis. Nur so viel: „Aber natürlich hat auch die Frage der Emanzipation eine zentrale Rolle bei dieser Entscheidung gespielt.“

In „vertrauten, intensiven, offenen, manchmal auch schwierigen Gesprächen“ hätten sie „mitein­ander um die beste Lösung gerungen“, sagt Habeck. „Wir beiden wollten es, aber am Ende kann es nur eine machen.“ Getroffen haben sie ihre Entscheidung jedenfalls bereits vor Ostern.

Dass die Grünen nun ihre Kanzlerkandidatin präsentieren, liegt nicht unmaßgeblich daran, dass die Partei die Coronakrise bislang erstaunlich gut überstanden hat – und das, obwohl es am Anfang ganz und gar nicht danach aussah. Denn mit dem Ausbruch der Pandemie brachen im Frühjahr 2020 zunächst die Umfragewerte ein. Urplötzlich wurde die grüne Agenda im gesellschaftspolitischen Diskurs irrelevant.

Die Gefahr der Erderhitzung rückte in den Hintergrund, stattdessen überschlugen sich die Medien mit Berichten über Infektionsraten, Kontaktbeschränkungen, einen möglichen Lockdown und eine drohende Rezession. Vor der Krise schienen grüne Themen Debatten zu bestimmen, Klimaschutz war in der Priorisierung vieler Bür­ge­r:in­nen nach oben gerückt, auch wegen der bedrohlichen Dürresommer in Deutschland. Bei der Europawahl im Mai 2019 gelang den Grünen mit 20,5 Prozent ein sensationeller Erfolg. Aber dann kam Corona.

In unsicheren Zeiten setzen die Bür­ge­r:in­nen lieber aufs Altbewährte. So sah es jedenfalls in der ersten Phase der Pandemie aus. Das von ihnen anvisierte Rennen um die Führung im Land schienen die Grünen schon vor dem Start verloren zu haben. Die Pandemie habe den Grünen „in vollem Lauf die Beine weggehauen“, musste damals Robert Habeck einräumen. Corona vertauschte Rollen. Union und SPD handelten plötzlich mit einer geradezu radikalen Tatkraft. Die Grünen standen mit offenem Mund daneben und konnten nur noch abnicken.

Zum Schutz der Bevölkerung vereinbarte die Kanzlerin mit den Mi­nis­ter­prä­si­den­t:in­nen nicht nur beispiellose Eingriffe in das öffentliche Leben und in individuelle Freiheitsrechte, sondern flankierte sie mit ökonomischen Hilfsmaßnahmen, die die Opposition blass aussehen ließen. Die Forderung der Grünen nach einem kurzfristigen Konjunkturprogramm in Höhe von 100 Milliarden Euro konterte die GroKo mit einem Paket von 130 Milliarden Euro. Der starke Staat breitete schützend seine Arme aus.

Die Pandemie ließ die Grünen zunächst verstummen. Nicht im Wortsinn, denn Habeck und Baer­bock gaben weiter Interviews, redeten in Hintergrundrunden per Videoschalte mit Jour­na­lis­t:in­nen und organisierten einen der ersten komplett digitalen Parteitage in Deutschland. Aber sie fanden nicht die richtige Sprache für diese Systemkrise.

Zwischenzeitlich lag die Partei in der Gunst der Wäh­le­r:in­nen nur noch zwischen 14 und 16 Prozent. Damit hätte sich eine eigene Kanzlerkandidatur erledigt gehabt. Denn Mobilisierungskraft kann eine solche Ausrufung nur dann entfalten, wenn sie wenigstens eine vage Aussicht auf Erfolg hat. Bei den Grünen erinnert man sich noch gut an das abschreckende Beispiel der FDP und ihres „Kanzlerkandidaten“ Guido Westerwelle 2002.

Die Union hat ihre Chance verspielt

Doch für die Grünen hat sich die Situation mittlerweile geändert. Das liegt daran, dass Krisen nicht nur im Guten, sondern auch im Schlechten Zeiten der Exekutive sind. Das Kapital, das sich die GroKo in der ersten Coronawelle erarbeitet hatte, hat sie inzwischen zu einem erheblichen Teil wieder verspielt. Die von vielen als zu schleppend empfundene Impfkampagne, eine immer noch fehlende nationale Teststrategie oder auch die krummen Geschäften von Unionsabgeordneten: im Jojo-Lockdown hat sich die Stimmung zu Ungunsten von CDU und CSU deutlich verschlechtert.

Die Zustimmungswerte für die Grünen sind hingegen auf das Vor-Corona-Niveau zurückgekehrt, also auf über 20 Prozent. Dabei profitieren sie davon, dass der Fokus der Öffentlichkeit auf die Bundesregierung und die Län­der­re­gie­rungs­che­f:in­nen gerichtet ist. „Man sieht doch, wie wir die Dinge besser machen können“, sagt Baerbock. Wenn man in der Pandemie nicht immer nur auf Sicht fahren würde.

Hinten runter fällt, dass auch die Grünen nicht ganz unbeteiligt am aktuellen Coronadesaster sind. Denn immerhin gehören sie mehr Landesregierungen an als jede andere Partei, exakt 11 von 16. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sie dieses Gewicht eingesetzt hätten, um den Versuch zu unternehmen, endlich die Kakofonie der Mi­nis­ter­prä­si­den­t:in­nen zu beenden.

Erstaunlich: Baerbock und Habeck reklamieren zwar einen gesellschaftlichen Führungsanspruch – scheinen aber nicht die Notwendigkeit zu sehen, ihre eigene Partei auf Bundes- und Länderebene auf eine gemeinsame Linie zu verpflichten. Während Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt am vergangenen Freitag die geplante „Bundes-Notbremse“ scharf als nicht ausreichend kritisierte, ist den Grünen in den Landesregierungen offenkundig die jeweilige Koalitionsräson wichtiger: Ob Team Vorsicht oder Team Fahrlässig – dabei sein ist alles.

In den Ländern regieren die Grünen mit allen demokratischen Parteien in allen denkbaren Koalitionen. Mit wem sie auf Bundesebene koalieren wollen, lassen sie bewusst offen. „Wir definieren uns nicht entlang anderer“, sagt Barbock dazu nur schmallippig. Wie auch immer: die politische Konkurrenz nimmt die grüne Herausforderung ernst. Dass der CDU-Vorsitzende Laschet den Grünen einen „fairen Wahlkampf“ zusicherte, hat dabei schon unfreiwillig komische Züge. Denn das schafft die Union bislang nicht einmal untereinander.

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51 Kommentare

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  • Sie verbrauchen also Energie nur zum Kochen, Heizen und Beleuchten? Da steh'n Sie aber alleine auf weiter Flur, Kollege.

    (Oder meinten Sie, dass die deutschen Verbraucher etc. auf Energie zum Heizen, Kochen, stundenlang Filme streamen, mit dem SUV zum Einkaufen fahren, für die Zucht unzähliger Rinder, für den Treibstoff für eine Flotte von Containerschiffen, die uns in Übersee hergestelltes Spielzeug bringen, etc... ANGEWIESEN sind?)

  • Gut für die Grünen, dass sich auch die Schwarzen (vorerst) für die nach der Sicht der Wähler zweitbeste Option entschieden haben.

    Aber das scheint zwischenzeitlich ja bei den fast allen Parteien breiter Konsens zu sein. Die Linken verfahren ja ganz ähnlich.

  • 6G
    68514 (Profil gelöscht)

    An was keine Partei vorbeikommen wird, ist die soziale Gerechtigkeit. Hier gibt es 'ne Menge zu tun. Ja, wir sind ein reiches Land, wie in einigen Kommentaren zu lesen ist, aber bei weitem nicht jeder hierzulande ist reich. Es ist ja kein Geheimnis, dass die soziale Schieflage in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. Das muss zuerst angegangen werden, wer dabei Kanzler/Kanzlerin ist, ist zweitrangig. Das muss auch im Wahlkampf thematisiert werden, und zwar deutlich. Ich hoffe, Baerbock, Habeck & Co. wissen dies.

  • Die Wirtschaftselite würde sie installieren: www.wiwo.de/politi...bock/27120196.html

    • @Linksman:

      Dort steht nicht "Wirtschaftelite" (mal auf der Seite googl'en, da kommt kein Keyword "Elite" vor :-) ), sondern dort steht "Führungskräfte" – das ist ein gewaltiger Unterschied – zumal der Großteil der Führungskräfte auf hohen Ebenen eh austauschwürdig ist, daher würde ich ganz bestimmt nicht nach deren Meinung gehen, wer Kanzler wird.

      Wenn sie Kanzlerin wird, dann muss sie liefern und ich hoffe, dass jene "Führungskräfte" merken werden, dass dann auch Themen angegangen werden, die denen nicht gut schmecken werden.

      • @KnallImAll:

        Ich hoffe doch sehr, Ihr Beitrag ist witzig gemeint...?

    • @Linksman:

      Die Berichte richtig lesen hilft:



      Die Summe der Stimmen bei allen anderen Kandidaten zusammen ist deutlich größer als die Stimmen für Baerbock. Baerbock erhält rechnerisch lediglich unter 30% der Gesamtstimmen. Mehr als 50% der befragten Wirtschaftselite wollen also diese Frau nicht.

  • Die Grünen Versammeln sich zuverlässig hinter ihren Talenten. Die Linken betreibt hingegen boshafte Agitation aus dem Hinterhalt um ihre Talente auszumanövrieren. Wer die Sendung von Markus Lanz mit Sarah Wagenknecht am 09.10.2020 gesehen hat, der wendet sich nur noch mit Abscheu von der Linken weg. Vor allem, dass Benrdt Reisinger (oder so ähnlich ) vormaliger Parteivorsitzender der Linken, die Intrigen aus dem Hinterhalt orchestrierte, lässt sehr tief in die Wesenszüge dieser Menschen blicken. Benrdt Reisinger der aus dem Nichts zum Parteivositzenden wurde, dank Oskar Lafontaine und Sarah Wagenknecht. Politik bei den Linken kennt keine Dankbarkeit.

    • @Nico Frank:

      Rieslinger! Nach ein paar Glas lässt er sich Rieslinger nennen.

  • Von Politiker B. würde ich garnicht sprechen

    • @Max Sterckxc:

      "Sie will" ist der Titel für diesen Artikel.

      Das erinnert mich doch sehr stark an das "Ich will hier rein!" - mit diesen Worten rüttelte der spätere Kanzlerkandidat Gerhard Schröder am Zaun des Bundeskanzlerpalastes.

      Oder in dem Nichtloslassen-Wollen vom Kanzler-Posten (Kohl, Merkel).

      Und was hat uns das in der Rückschau gebracht - ein Aufweichen der Arbeitslosenstatistik, militärische Auslandseinsätze und Millionen von Hartz4- Geknechteten.

      Wenn jemand sagt "Ich will", dann bin ich in dieser Republik doch sehr skeptisch geworden.



      Meist geht es doch nur um persönliche Profilierung - auf Kosten der eigenen Familie und auf dem Rücken von uns allen.

      Merken tun wir das erst 10 Jahre später.

  • Die Qualität von A.B.:



    norberthaering.de/...wirtschaftsforums/

  • Die Grünen sind in Meinungsumfragen 6% vor der CDU. Alles konzentriert sich jetzt auf das Jahr 2050:



    Warum? Nun, bisher mussten eine ganze Reihe von Bundestags- und Landtagsabgeordneten der



    Partei der Allerwertesten aus Bestechlichkeit und "Aserbeidschan" zurücktreten.



    Bei diesem Tempo wird das Parlament etwa gegen 2050 frei von Korruption und Lobbyismus/Klöcknerismus sein, also ungefähr zur selben Zeit, wo die Niederlande und London überflutet werden und sich der lebenswichtige Golfstrom aufgelöst hat, da die Pole so exponentiell schmelzen wie bisher.



    Die Grünen verfügen dann über eine Zweidrittelmehrheit, treffen sich in Booten auf dem Niederrhein mit ihren holländischen, britischen etc. Freunden. Mit Maske, na klar, und mit Muckefuck, da die Kaffeeplantagen wegen Dürre schon lange keine Ernte mehr hergeben. Wer dann Mitteleuropa noch bewohnen darf (oder kann), wird eine olivgrüne Frage sein, also eine militärische, wie im Grunde schon jetzt (siehe push-backs).

    • @Ataraxia:

      ">>Die Grünen sind in Meinungsumfragen 6% vor der CDU. Bei diesem Tempo wird das Parlament etwa gegen 2050 frei von Korruption und Lobbyismus/Klöcknerismus sein

  • Habeck hatte klar mehr Qualifikation und Erfahrung als Baerbock. Mit voluntaristischen Sprüchen von Baerbock kann ein Land nicht regiert werden.



    Es ist ein großer strategischer Fehler der Grünen, der allein auf der Quote basiert. Ob die Grünen sich und dem Land damit einen Gefallen getan haben, werden wir sehen. Ich bezweifle es.

    • @Rinaldo:

      Ich sehe es rein auf die Person bezogen ähnlich wie Sie, aber bezogen auf die Wahl .... ---> Wenn der gewählte schwarze Karren vom Gegner einen Totalausfall auf der Rennstrecke hat, ist es für die andere im modernen grünen Flitzer nicht so schlimm, mit welchen Wehwechen sie durchs Ziel fährt.

      Spätstens bei der Wahl in BW haben wir (nur eben nicht die CDU) gelernt, dass zum Größten Teil die Persönlichkeit es am Ende macht, und da ist Laschet im Verhältnis der Warnehmung bei den Wählern, m.M.n. keine Gefahr für die Grünen.



      Wenn die CDU noch jemand wählt, dann wegen dem Programm welches demjenigen gefällt (5%), oder weil man immer CDU gewählt hat (95% der CDU Wähler).

      Quintessenz für mich wäre: Die Wahl Laschets ist ein viel größerer Schaden für die CDU als es jemals Bearbock für die Grünen sein kann.

    • @Rinaldo:

      Sehe ich ähnlich.

      • @Jossi Blum:

        Falsch, Fr Baerbock ist sehr kompetent... Und nicht vergessen: Ihre Kinder und Jugendliche mögen sie und Ihre Politik..



        Neue Generation ist komplett grün. Und Jahrzehnte lang wird es so bleiben..

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Annalena Baerbock - jetzt auch in Brexit-Country.

    www.theguardian.co...ancellor-candidate

    Habeck to Annalena : The stage is yours - Baerbock thanked him for his generosity, insisting the party was putting the country before politics.

    So sieht also die Kanzlerkandidatur auf englisch aus - wobei das Stellen der Interessen des Landes vor Politik (gemeint ist eigentlich der Appell, die Interessen des Landes vor Partikularinteressen zu setzen) derzeit eine rein englische Diskussion ist.

    Das nun Baerbock an der "London School of Economics" studiert hat ist natürlich ein besonderes Bonbon gerichtet an das Selbstverständnis der Engländer - ohne Oxbridge, London oder ähnliches geht eben nix in Europa - eine tief verwurzelte Einstellung die nicht nur die unbehandelten Wunden des Brexits



    skizziert.

  • Na, da sind ja die Grünen auch bei den etablierten Parteien angekommen - zumindest, was den Lebenslauf ihres Spitzenpersonals anbelangt. Und als "Fachpolitikerin" ist sie also in Erscheinung getreten. Na dann.

    • @OutbackerAS:

      Die tazis hams schwatz-green knallen lassen 🤯 - greifen nur Pfingsten vor - haben hohläugige Erscheinungen & kamellen sich um alle Zungen 👅 👅👅 -



      Hirn wieder mal einschalten - versuchsweise - kommt erst danach.



      Wenn überhaupt. Schlicht peinlich.



      Hochjazzen - Polit 💫 - um jeden Preis der eigenen Reputation - brainless •

  • Gestern später habe ich den Reportage von Fr Baerbock auf Pro7 geschaut. Sehr gut war sie.

    Und sie hat recht...Wir müssen mehr CO2-Steuer bezahlen....



    Deutschland ist ein reiches Land. Punkt.

    • @Robert Boyland:

      "Wir müssen mehr CO2-Steuer bezahlen...."

      Glauben Sie allen Ernstes, dass eine CO2-Steuer in Deutschland - egal, wie hoch sie ist, den weltweiten CO2-Ausstoß auch nur irgendwie senken wird? Bis heute hat mir noch niemand erklären können, wieso die deutschen Verbraucher, die wie alle Verbraucher auf der Welt auf Energie zum Heizen, Kochen, Licht, etc. angewiesen sind, plötzlich eine CO2-Steuer zum Kochen, Heizen und Beleuchten zahlen sollen und wie dadurch CO2 gesenkt wird. Ich lass mir nicht den grünen Bären aufbinden, wonach mit teurer Energie in Deutschland das internationale CO2-Problem gelöst wird oder gar das Weltklima gerettet wird. Wir zahlen immer höhere Energiekosten, um angeblich etwas fürs Klima zu tun, und in Brasilien wird der Urwald trotzt Proteste weiter abgeholzt.

    • @Robert Boyland:

      Deutschland ist zwar ein stink reiches Land, aber nicht alle seine Bewohner. Ohne entsprechende Sozialpolitik geht der Schuss nach hinten los. Die Wende muss schon sozial-ökologisch sein.

    • @Robert Boyland:

      "Deutschland ist ein reiches Land. Punkt."

      Das stimmt. Aber es gibt da ein kleines Problem. Nicht alle Bürger sind reich. Der Reichtum ist sehr ungleich verteilt.

      Es ist also nicht ganz so einfach. Man muss diese Unterschiede beachten. Einfach mal eine Steuer erheben, funktioniert nicht. Es braucht schon etwas mehr Phantasie.

    • @Robert Boyland:

      Wir sind die 10% ? 🧐🍳

  • Ich finde es ehrlich gesagt ein bisschen lustig, dass direkt neben diesem Artikel der Text vom wirtschaftlichen Desaster in Kuba steht. Ein bisschen wie vorher nachher.

    • @Ruby Tuesday:

      Ich hingegen finde es ein bisschen lustig, in der TAZ Kommentare zu lesen, die selbst im Kommentarbereich der BILD als primitiv, inkompetent und von vorgestern wahrgenommen werden würden.

      • @Kaboom:

        Die taz ist eben ein offenes Blatt. - Aber ich finde, Sie übertreiben auch etwas. Vielleicht war es kein super Witz, aber Ihre Antwort ist ja richtig verbittert. Die Sonne scheint!

      • @Kaboom:

        Saulus/Paulus Erlebnis? 🤣

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ich sehe das erstmal positiv. Ein weiter so darf es nicht geben. Merkel hat diese Republik gespalten. Ihr Team ist eine Chaostruppe.



    Ich hoffe, dass die Grünen sich wieder den sozialen Fragen mehr öffnen. Die Tafel muss abgeschafft werden. Es ist ein Unding, dass es so eine Institution in diesem reichen Land gibt. Niemand sollte um Essen betteln müssen.

  • Selbstverständlich wird die Nominierung von Frau Baerbock in allen Medien hoch und runter kommentiert.



    Einen ganz besonderen Beitrag liefert das links-außen -Blatt „Junge Welt“. Im Titel ist zu lesen: „Grüne zu allem bereit - Kovorsitzende Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin nominiert: Sie hat sich mit Engagement für Aufrüstung und mit Russland-Hetze qualifiziert“.



    Die dadurch geweckten Erwartungen erfüllt der zugehörige Artikel voll und ganz. www.jungewelt.de/a...-allem-bereit.html



    Wünsche herzhaftes Lachen und Kopfschütteln!

    • @Pfanni:

      Gelacht habe ich auch. Über Ihre Empörung. Was ist an der Darstellung falsch?

  • Kadavergehorsam braucht es nun erst recht bei der Grünen Basis



    Ich zerbreche mir den Kopf, wie dieser Begriff in Grünsprech umzubiegen ist.



    Entfleischt und geschlechtergerecht.



    Hat den niemand gesehen, wie Frau Baerbock ihre Lippen während ihrer Thronrede immer wieder zum krokodilartigen Strich zusammenpresste?



    Vielleicht bin ich nur zu ängstlich.

  • Also ich finde es gut, dass die grüne Partei Frau Baerbock aufgestellt hat! Go Girl, sie ist eine starke und kluge Frau!



    Aber ich denke, es wäre ein dringend notwendiges Zeichen gewesen, eine Kandidat:in aus der BIPOC oder LGBTQ+ Community hätte ihren Platz als zukünftige Bundeskanzler:in eingenommen.



    Ich weiß es nicht genau, aber ist Frau Baerbock nicht heterosexuell?



    Damit würde die grüne Partei alte Rollenmuster perpetuieren, welche sie doch überwinden möchte? Wir sollten, als progressive Gesellschaft, doch inzwischen einen Schritt weiter sein. Die BRD ist eine Einwanderungsgesellschaft und das soll auch bis ins höchste Amt repräsentiert sein! Besser sofort als gar nicht. Keinen Finger breit den Rechten. Nimmerwiedersehen braunes Deutschland. Ich wünschte, meine Grünen machen das jetzt und hier klar und deutlich!

    • @raptiformica:

      Das soll jetzt Satire sein, oder?

      • @mlevi:

        Nein, auch positive Diskrimination für LGBTQ+ und BIPOC ist nötig.

        Grüne/B90 wird das verankern in der Gesetze bei nächster Legislaturperiode..

        Beispiele:



        - Bei Firmen, die Vorstand-Quotes für diesen Menschen

        - Die in unserer Sprache alle existierende negative/diskriminierende Wörter oder Bedeutungen abschaffen. Sofort...Ohne wenn und aber...

    • @raptiformica:

      But. “Allen zu gefallen - ist unmöglich“

      Lübecker Schiffergesellschaft



      images.app.goo.gl/k8PXWksrjXZvmLDp9

      • @Lowandorder:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - sportiv -

        “…auf Kiviif -



        Trara Rampolin... Sie ist Trampolin-Springerin. Das passt. Fremden Schwung aufnehmen und eine gute Figur machen. Aber Obacht.



        Runter kommen sie alle wieder.“

        kurz - taz Politstar - am Fighten.

        unterm—— FJS läßt grüßen. Newahr.



        images.app.goo.gl/TxqBGHcC6fyjatsC6 - Runter kommen sie immer -



        Normal - 😱 -

  • @ZMX52, sehr verschwurbelt, im Gegensatz zur geradlinigen, deutlichen und verständlichen Aussage der Kandidatin. Und trotzdem ist die Häme und Missachtung in den verschwurbelten Zeilen nicht zu überlesen.

  • "Die 40-Jährige schaut ernst, aber zufrieden. Ein ganz leichter Anflug eines Lächelns huscht über ihr Gesicht."

    Gibt es noch eine zweite Szene? Ich habe nur diese hier gesehen: www.youtube.com/watch?v=bYV95RRXkaI

  • Das ist keine Überraschung, es war schon vor Wochen klar. Mit Baerbock haben die Grünen nun eine Person am Start, die frisch, jung, energiegeladen und voller Visionen ist und sich nicht mit allzu bedächtigen Abwägungen (wie ihr Kollege Habeck) aufhält. Sogar eine unverbrauchte, was gerade in Corona-Zeiten (wo amtierende Politiker nur verlieren können) mehr zählt als Erfahrung. Und die taz hat ihren "Politstar" gefunden, auch nicht schlecht.

    Was sich zur Bundestagswahl und darüber hinaus zusammenbraut, kann man mit Sorge betrachten; ich aber rate dazu, es mit Humor zu nehmen. Egal, wer mit wem nach dem Herbst regiert, die Visionen von einem "grünen Kapitalismus" - den mittlerweile alle Parteien mit Ausnahme der AfD vertreten, bei Grünen, SPD und Linken dazu noch sozial ausgeglichen - werden auf unterhaltsame Art an den Kanten der Realität zerschellen. Dabei dürfte auch der ein oder andere Politstar kräftig Federn lassen.

    • @zmx52:

      Nehmen Sie das mal mit Humor; für Sie persönlich scheint davon ja nicht sonderlich viel abzuhängen. Aber no shit, die kanten der Realität sind für die meisten Leute auf diesem Planeten sehr scharf. Wen das juckt, die*der sollte sich nach gleichgesinnten umschauen und sich organisieren. Die nächsten Jahrzehnte werden hart und wählen reicht definitiv nicht aus. Da kann ACAB noch so frisch jung dynamisch und staatstragend radikal sein..

      • @Lurkus:

        Für jeden hängt viel davon ab, auch für mich. Ich kann es aber nicht ändern, weil ich die Menschen nicht ändern kann. Wenn Menschen zwischen unrealistischer Hoffnung und trostloser Realität wählen können, hoffen sie lieber. Damit verbauen sie sich fatalerweise den harten, aber zielführenden Weg hin zu einer Problemlösung, weil der Erfolg beim Problemlösen immer stark von der Qualität der Diagnose abhängt.

        In den grünen "Visionen" stecken gleich mehrere krasse Fehlannahmen, die härtesten davon hat die taz-Journalistin Ulrike Herrmann bereits genannt. Übel ist aber auch der Widerspruch zwischen Digitalisierung (von Baerbock vehement gefordert) und dem Anspruch, nachhaltig zu handeln. Das ist so krass, dass ich drüber lachen muss, Tschuldigung.

        • @zmx52:

          Sie müssen nicht lachen.. Grünen mit Annalena Baerbock wird die nächste Regierungspartei.

          Und sie werden tolle Reformen machen.



          Die Zeit ist für Grünen jetzt... Man kann das nicht mehr ändern...

        • @zmx52:

          Ich verstehe den Reflex, lieber zu lachen angesichts der Zustände und will wirklich kein gutes Haar an den Grünen lassen. Aber ich sehe eine Entlastungsstrategie darin, eine Möglichkeit, in der eigenen Ohnmacht zu verharren. Ich denke, dass Hoffnungslosigkeit eine größere Gefahr darstellt als empathische Verzweiflung. Um Öcalan zu zitieren: "Hoffnungslosigkeit ist völlig sinnlos". Nötig ist der Pessimismus des Geistes und der Optimismus des Willens. Wichtig ist vor allem, worauf sich Hoffnung gründet. Und ja, erstaunlich ist es schon, dass so viele Linksliberale angesichts der Geschichte noch weiter an Lösungen innerhalb des Systems glauben.