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Wirkungslosigkeit der MietpreisbremseWarum gibt es keine Strafen für raffgierige Vermieter?

Eva Fischer

Kommentar von

Eva Fischer

Die Mieten steigen immer weiter, viele Neupreismieten sind illegal. Vermieter, die sich nicht ans Gesetz halten, dürfen nicht ungestraft davonkommen.

Günstiger Wohnraum ist knapp, auch weil die Mietpreisbremse nicht durchgesetzt wird Foto: Eckhard Stengel/imago

D ie Immobilienpreise in Deutschland sind auch im dritten Quartal dieses Jahres wieder gestiegen, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken am Montag mitteilte. Keine Überraschung – ebenso wenig wie die übliche Reaktion: das Bauen-bauen-bauen-Mantra. Dabei wird allerdings gern vergessen, dass sich Neubauwohnungen nur Besserverdiener leisten können.

Was ebenfalls vergessen wird, ist die Frage: Warum wirkt die Mietpreisbremse nicht? Damit sollte der starke Anstieg der Mieten verhindert werden. Laut Gesetz darf der Preis bei Neuvermietungen höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen – und das auch nur, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Auch die Möglichkeit, die Mietpreisbremse durch „Modernisierungen“ zu umgehen, ist streng geregelt: Es reicht nicht, das Bad neu zu machen, die Wände zu streichen und das Parkett zu polieren.

Das alles wissen Vermieter, doch sie ignorieren es. Anders lässt sich kaum erklären, warum etwa in Berlin fast alle Mieten auf Immobilienportalen illegal hoch sind. Unser Rechtssystem ermuntert sie zusätzlich, denn der Mieter muss seinen Vermieter rügen und verklagen, hohe ökonomische Risiken inklusive. Ein Individuum gegen die Rechtsabteilung eines Konzerns: Das ist immer eine schlechte Konstellation. Und wer will schon riskieren, dass der Vermieter einen loswerden will?

Zudem: Selbst wenn ein Mieter gegen die überhöhte Miete vorgeht, hat der Vermieter nicht viel zu verlieren. Er muss die Miete reduzieren und das zu viel Gezahlte zurückerstatten. Bestraft, dass er sich nicht an das Gesetz gehalten hat, wird er nicht.

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Warum eigentlich nicht? Der Staat könnte die explodierenden Mietpreise verhindern, wenn er systematisch und entschieden dagegen vorgehen würde. Ja, das wäre mit Kosten verbunden. Aber die Kosten, wenn alles so bleibt, sind viel höher. Denn wenn Menschen das Maximale abgequetscht wird, bleibt nichts übrig für Notsituationen, fürs Alter, für ein schönes Leben. Das Problem der Altersarmut dürfte so ins Unermessliche steigen.

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Eva Fischer
Chefin vom Dienst
Jahrgang 1989; seit Anfang 2025 bei der taz, derzeit als Nachrichtenchefin und Chefin vom Dienst bei taz.de. Vorherige Stationen: u.a. EU-Korrespondentin in Brüssel beim Handelsblatt, Redakteurin für Internationale Politik beim Tagesspiegel, Redakteurin bei der ZDF-Talkshow "Markus Lanz". Wirtschaftspsychologie-Studium mit Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie und dem Nebenfach Politikwissenschaft, Besuch der Holtzbrinck-Journalistenschule, gelernte Medienkauffrau Digital und Print beim Spiegel-Verlag.
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82 Kommentare

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  • Am ehesten könnte hier eine Zivilrechtsreform wirken:



    Einführung eines Strafschadenersatz (analog dem US-Recht).



    Mit der Aussicht auf den Strafschadenersatz könnte der Betroffene einen Anwalt "ködern", auch ein vom Streitwert völlig uninteressantes Verfahren engagiert zu betreiben.

    Das (öffentliche) Strafrecht hingegen würde hier nicht helfen. Die zuständigen Behörden schaffen in Deutschland doch heute schon nicht mehr, die zahlreichen Kleindelikte adäquat zu verfolgen und zu ahnden.



    Die meisten (berechtigten) Verfahren werden gleich wieder eingestellt, falls es die Betroffenen das Delikt überhaupt angezeigt haben.



    Denn viele verzichten spätestens nach der engagierter Gegenrede des diensthabenden Beamten auf die Aufnahme der Anzeige schon aus Mitleid mit dem überlasteten Personal (und dem Wissen, dass die Sache sowieso eingestellt wird).

  • Das gehört zu den Krankheiten dieses Landes. Geld- und Sachbesitz vermehrt sich überdimensional und verleiht die Macht dazu.



    Und Argumente dagegen (und seien sie noch zu bescheiden), werden als Neiddebatte verunglimpft. Lieber wird von Medien und Co. die Teuerung des Warenkorbs bejammert. Dabei frage ich mich ständig, wie Gurke und Co. zu diesen Preisen überhaupt ins Regal zu kriegen sind. Lebensmittel erfordern Arbeitskraft, Ressourcen und Materialeinsatz und müssten/könnten angemessen bezahlt werden, wenn Menschen nicht schon horrende Kosten für ein Dach über dem Kopf zu tragen hätten (so sie überhaupt eine Wohnung finden).



    Wenn es Zeiten gab, wo ein Normal-Alleinverdiener-Vater seine 6-köpfige Familie für ein Sechstel seines Gehaltes von einer Zweizimmerenge in ein Reihen-Eigenheim umsiedeln konnte, erübrigt sich doch jede Diskussion über die Schieflage in der Republik.

  • Heute in der TAZ gelesen das die Mietpreisbremse wirkt. Beide Artikel liegen m.E. falsch.

  • Weil das Kapitalismus ist. Märkte kennen keine "zu hohen Preise".



    Eigentum und Konkurrenz sind die Grundpfeiler des Geschehens.



    ich empfehle zu diesem Thema den Sammelband:



    Niklas Angebauer; Jacob Blumenfeld & Tilo Wesche Hrsg., 2025, Umkämpftes Eigentum. Eine gesellschaftstheoretische Debatte. Berlin, Suhrkamp 704 S. mit Seiten 303-460 über Wohneigentum.



    Mietendeckel und Mietpreisbremsen sind mit Kontrollen verbunden. Wie alle Regeln, die in einer Gesellschaft gelten sollen.



    Eine ökosozialistische Lösung ist m.E. das einzig Realistische, statt hier ein Püpschen und da ein bisschen Vorkaufsrecht und "Bestandsschutz".



    Es braucht einen Gebäude-Instandhaltungsfonds bundesweit, der unabhängig von Eigentümern funktioniert.



    Ein bisschen egalitäre Regeln hatten wir bei der Eindämmung der Pandemie - weltweit. Eine Übung für alle anderen Felder.

    • @Land of plenty:

      "Märkte kennen keine "zu hohen Preise" - Natürlich kennen Märkte zu hohe Preise. Es geht in der Marktwirtschaft darum, den optimalen Preis zu finden, nämlich den der den Gewinn maximiert.

      Wie viele Tomaten würde ein Supermarkt verkaufen wenn diese 1000€/Stück kosten würden?

      • @Chris McZott:

        Genau das, danke

  • Naiv. Wenn Vermieter nicht zu marktüblichen Konditionen neuvermieten können (liegen > Mietpreisbremse), dann werden die Wohnungen in informellen Netzwerke (family & friends) angeboten und dort sanktionsfrei zu marktüblichen Konditionen vermietet.



    Der Mieter freut sich über eine Wohnung ohne viel Suchaufwand und der Vermieter hat marktübliche Rendite.

    • @glk muck:

      Sie sind also der Meinung, dass Vermieter - wenn Sie Leuten mehr Geld fürs Wohnen abnehmen möchten - erstmal an Ihre Familienangehörigen und Bekannten denken? Da habe ich (zum Glück) eher das Gegenteil erlebt. Bei all dem Vermieterbashing... es sind auch nur Menschen.

      Bei Umgehungsstrategien (die ja wohl erstmal nicht primär die eigene Familie als potentielle Einnahmequelle betreffen) gilt es einzugreifen. Das ist auch der Inhalt des Artikels. Die ausgeklügelte aber rechtlich mögliche Strategie lautet: einfach erstmal mehr Geld verlangen (es gibt auch andere, kein Zweifel)

  • Natürlich gibt es Strafen für Vermieter die sich nicht an geltendes Recht halten, es sollte natürlich auch angezeigt werden.

  • Der Mietwohnungsmarkt gehört einfach nicht in private Hände sondern in staatliche oder wenigstens genossenschaftliche.

    • @Earth & Fire :

      genau, und deshalb funktioniert es ja auch so gut, weil der Bund , Länder und Gemeinden ja soviel bauen. wo sind die 400000 Wohnungen pro Jahr, es gibt sie nicht. Eins ist klar ohne privaten Vermieter wird es keinen neuen Wohnungen geben. Die Kassen in den Ländern und Gemeinden sind leer und gerade Berlin hat doch wegen seinen ständig leeren Kasse all seine staatlichen Wohnungn an die Genossenschaften verkauft. Träumt weiter dass der Staat es richten wird, die Mietpreisbremse hat nur eins bewirkt, es werden noch weniger Wohnungen gebaut - das ist Fakt

    • @Earth & Fire :

      Inwieweit löst dies Problem der fehlenden Wohnungen?

      • @ludwig_777:

        Beseitigung von Leerständen und Aufteilung zu großer Luxuswohnungen.

  • Bauvorschriften deregulieren. Mindesanzahl an Stockwerken im innerstädtischen Bereich, dann alle Mietspiegel, preisbremsen abschaffen. Und plötzlich wird gebaut werden ja die ersten Jahre werden de meisten anziehen aber dann entsteht mehr Wohnraum als gebraucht wird insbesondere wenn in die Höhe gebaut wird und die Preise für liegen fallen.

    • @Machiavelli:

      Ja, das ist ganz gewiss so, wie die unfassbar niedrigen Miet- und Immobilienpreise in London seit Jahrzehnten beweisen.

      • @Kaboom:

        In London fehlen aktuell geschätzt über 1 Million Wohnungen.



        Es ist das gleiche wie ünerall anders auch. Die Mieten sind hoch, weil es viel zu wenig Wohnungen gibt, als dass ein Wettbewerb entstehen könnte.



        Das nur noch Luxuswohnungen gebaut werden, liegt einerseits an den horrenden Baukosten, als auch natürlich an den beabsichtigten Gewinnmargen.



        Sozialwohnungen bauen zu müssen kann die Privatwirtschaft nicht gezwungen werden.



        Sie kann animiert werden durch Zuschüsse.



        Ansonsten obliegt die Schaffung günstiger Wohnräume den Staaten.



        Die kommen ihrer Aufgabe aber partout nicht nach UND sie fördern auch nicht den Bau günstiger Wohnungen adäquat.



        Staatliches Versagen hoch zwei also. Selber nicht bauen und Privaten keine Anreize schaffen.



        Mietpreisbremsen haben noch nirgends funktioniert. Auf lange Sicht hemmt das den Markt komplett, führt zum Verfall der Bestandsbauten und Einstellung der Neubauten.



        Es müssen Förderungen ins System, keine Verbote.



        Verbote führen stets nur zu Verdruss, dann geht das private Geld halt in Aktien oder andere rentablere Güter.



        So funktioniert Wirtschaft.

  • Fake. Es gibt Strafen für raffgierige Vermieter.

    Die Strafbarkeitsschwelle sieht der Gesetzgeber aber erst bei +50% über dem Mietspiegel. Zwischen +10% und +50% gibt es nur einen zivilrechtlichen Anspruch.

    Beispiel: Niedrigster Wert im Berliner Mietspiegel 2024 ist 5,44€. Mietpreisbremse >5,98€, strafrechtliche Relevanz >8,16€.

    • @Moby Dick:

      Wie Sie korrekt beschreiben liegt die Schwelle deutlich höher. Insofern ist es kein "Fake".

  • Ich halte das alles für Käse.



    Eine Mietpreisbremse ist ja nichts anderes als das Eingeständnis einer Fehlplanung.



    Die Wohnungen sind nicht teuer wegen der Vermieter, sondern wegen des Mangels.



    Mangel treibt die Preise immer nach oben, siehe Lebensmittelpreise in Gaza, Gaspreise direkt nach dem Überfall Russlands, etc



    Und ein Überangebot senkt Preise, siehe jetzt die Kartoffelpreise nach Rekordernte.



    Vermieter nehmen nur das Maximum was sie erzielen können. Das macht jeder so, egal ob er sein Auto verkaufen will oder egal was. Jeder versucht immer das Bestmögliche für sich herausholen zu können.



    Warum Vermieter an den Pranger gehören und jeder Gebrauchtwagenhändler oder Supermarkt, der im Winter 8€ fürs Kilo Tomaten will, erklärt sich mir nicht.



    Der Staat hat es über Jahrzehnte verpasst neue Wohnungen zu schaffen, alte zu sanieren und durch immense Umweltauflagen und Corona sind halt nun mal die Neubaupreise wie sie sind. Da können nur staatliche Träger bauen und hernach Wohnungen zu Sozialpreisen vermieten.



    Gäbe es Überkapazitäten wären die Preise unten. Eine Mietpreisbremse hilft null gegen den Mangel, eine Mietpreisbremse baut keine einzige Wohnung, saniert keine einzige Wohnung.

    • @Saskia Brehn:

      Die Mietpreisbremse greift nur bei Häusern die schon stehen. Wenn Sie ein neues Haus bauen wollen - um den Bedarf zu decken - können sie von Ihren Mieter:innen verlangen was sie wollen.

      • @drum:

        Ist mir völlig klar. Aber für Altbauten können nur diese Mietpreise aufgerufen werden, weil eben ein Mangel herrscht.



        Gäbe es genügend Wohnraum, hätten die Mieter Auswahl und dementsprechend würden die Mieten in Konkurrenzkampf zueinander gehen müssen und sinken.



        Noch ein Beispiel aus meinem Leben: den ersten Trabi hab ich für 8.000 Ostmark gekauft. Der war uralt und von einem Rentner der nicht mehr fahren konnte.



        Er meinte damals, er habe ihn selber vor 10 Jahren (!!!) für 8.000 gekauft und die hätte er gerne wieder.



        Wucher?



        Nö. Ich war überglücklich so billig und sofort ein Auto zu bekommen - sonst lag die Wartezeit bei 12 bis 15 Jahren...



        Angebot und Nachfrage.



        Wenn alle in Berlin wohnen wollen kostet es dort eben 25€ den Quadratmeter.



        Wenn hunderttausende Wohnungen fehlen kann man eben für die Wohnungen die da sind horrende Mieten aufrufen.



        Der Markt ist da.



        Der Angebotsmangel ist wie gesagt staatliches Verschulden nicht vorausschauend gebaut oder saniert zu haben.



        Außerdem könnte man auch einfach alle Umweltauflagen abschaffen oder bauen von Sozialwohnungen massiv bezuschussen.



        Tatsächlich tat weder die Ampel noch jetzt schwarz-rot irgendwas um den Mangel zu beseitigen.

        • @Saskia Brehn:

          Danke dass Sie sich so viel Zeit für Ihre Antwort nehmen.

          Wenn es hier um etwas anderes ginge als Wohnraum, ich wäre bei Ihnen (übrigens ein tolles Auto, das Schalten überfordert mich da etwas).

          Aber um bei Ihrem Beispiel zu bleiben, wenn am Trabbi Ihre berufliche Existenz und der Kitaplatz hängen würden, hätte er Sie bis auf die Knochen ausnehmen können. Ob nun 2000, 8000 oder 20000 Ostmark. Davon wurde kein Trabbi mehr oder weniger gebaut.

          "Tatsächlich tat weder die Ampel noch jetzt schwarz-rot irgendwas um den Mangel zu beseitigen."

          Das ist nicht der Fall. Es ist aber viel zu wenig.



          2019 wurde extra das GG geändert, damit der Bund in diesem Bereich direkt investieren kann (und muss). Den Abwärtstrend des Bestandes hat man bisher trotz gegenteilige Versprechen nicht aufgehalten. Trotzdem wird jedes Jahr deutlich mehr gebaut (2022->2024 +50%) und gefördert als das Jahr zuvor.

          Die Koalition hat den"Bau-Turbo" beschlossen, der "erlaubt Kommunen mit angespanntem Wohnungsmarkt, vorübergehend von nahezu allen Vorgaben des Bauplanungsrechts abzuweichen, wenn diese Abweichung dem Bau, der Erweiterung oder der Umnutzung von Wohngebäuden dient."

          • @drum:

            ""Tatsächlich tat weder die Ampel noch jetzt schwarz-rot irgendwas um den Mangel zu beseitigen."



            Das ist nicht der Fall. Es ist aber viel zu wenig."



            Darauf können wir uns sofort einigen. Danke.

  • Die Mieten steigen, weil die höheren Preise bezahlt werden. Sie werden bezahlt, weil das Angebot knapp ist. Die Lösung ist: bauen, bauen, bauen. Und zwar nach dem Motto: gut ist gut genug.



    Die Baukosten müssen runter: sinnvolle Standards, weniger Vorschriften und Bürokratie.



    Wir können uns 120%-Lösungen in allen Bereichen nicht mehr leisten. 80% sind in vielen Fällen ausreichend.

    • @MK:

      Die Lösung : bauen, bauen, bauen klingt zwar erst einmal gut.



      Aber können Sie auch mal sagen wo? Hier in Augsburg gibt es schon seit Jahren keine freien Grundstücke mehr. Bis ein neues Baugebiet zwischen Augsburg und Königsbrunn wirklich erschlossen ist, vergehen wohl noch Jahre. Und diese notwendigen Naturflächen sind dann auch für die nächsten mindestens 100 Jahre der Ökologie verloren gegangen. Selbst der Bauträger, der unser Mietshaus damals gebaut hat, würde gerne, findet aber schon seit Jahren kein freies Grundstück mehr. Was zusätzlich auch bedeutet, das er die Belegschaft erheblich reduzieren musste.

      • @Oleg Fedotov:

        In die Höhe. Wenn immer mehr auf dem immer gleichen Raum wohnen wollen heißt die Lösung -> Höhe.



        Ja dann verliert Berlin sein historisches Antlitz. Altbauten mit Stuck und 4 Meter Deckenhöhe sehen zweifelsohne schick aus, der Flächenfraß ist aber enorm.



        Stünden lauter 20-geschosser in Kreuzberg wäre genügend Platz für alle da.



        Einen Tod muss man sterben - hohe Mieten und zu wenig Raum oder ausreichend Wohnraum und akzeptable Mieten, aber dafür halt Hochhäuser statt Altbauflair.

      • @Oleg Fedotov:

        Was an der Überregulierung des Baumarktes durch Bauvorschriften liegt. Wenn man hier erheblich zurückfährt, also auch wirklich im großen Stil, dann finden die auch Flächen zum bauen.



        Ohne massiven Neubau geht es nicht. Da müssen dann andere Interessen zurückstehen

  • Folgendes Gedankenexperiment:

    Um steigenden Löhnen einen Riegel vorzuschieben führen wir einen Lohnspiegel ein. So weiß jeder Arbeitnehmer, was der aktuelle Wert seiner Arbeit ist. Bei jedem Jobwechsel werden den Arbeitnehmern nun Grenzen gesetzt. Sie dürfen für ihre Arbeit nicht mehr als 10% über dem Lohnspiegel verlangen.

    Die Folgen? Selbstverständlich werden die Arbeitnehmer bei ihren Gehaltsvorstellungen versuchen, den gesetzlich möglichen Rahmen voll auszuschöpfen. Der Lohnspiegel wird dadurch langfristig steigen und es kommt zu einer sich selbst verstärkenden Spirale.

    Ich halte die Mietpreisbremse für kontraproduktiv. Langfristig garantiert sie m. E. stetige Mieterhöhungen. Dass manche Vermieter dennoch nicht genug haben …

    Strafen und hohe Entschädigungssummen wären angebracht.

    • @nothingness:

      Ein Arbeitnehmer wird immer versuchen das Maximum auszuschöpfen (ebenso der Arbeitgeber). Sie deckeln es gesetzlich für den Arbeitnehmer und sind der Meinung, dass es das Lohnniveau anhebt. Das ist fern der Realität.

  • Anmieten und dann verklagen ? So einfach ist das nicht. Denn es gibt immer einen Mietvertrag, den der künftige Mieter unterschrieben hat. Die Gerichte kommen da nicht immer zu mieterfreundlichen Urteilen. Die Politik scheint das alles nicht zu interessieren.

    • @Wolfgang Laux:

      Verträge halten nicht zwangsläufig einer gerichtlichen Prüfung statt. Und dabei ist die Unterschrift eines oder beider Vertragspartner völlig irrelevant.

  • „Warum eigentlich nicht?“ Der Strafcharakter ist dem Zivilrecht fremd. Darum.

    • @Strolch:

      Dies. Und wenn so eindeutig ist, wie behauptet, wird sich ein Startup wie Flightright finden, welches die Klage finanziert (gegen Beteiligung an Gewinn).

  • Die Mietpreisbremse wird flächendeckend bundesweit umgangen. Die taz hat Recht, der Grund sind die vollkommen ungenügenden Strafen: Ordnungswidrigkeiten lediglich, danach das Prozessrisiko für den Mieter. Es braucht harte Strafen von mehreren Tausend Euro aufgrund klarer Straftatbestände!

    So lange eine handvoll Mitarbeiter gemeldeten Verstößen nachgehen, wird sich kaum etwas ändern.

    Vor allem: Ein großer Teil der Wohnungen wird möbliert vermietet, klare Gesetzeslücke, die es zu schließen gilt.

    Infam: Wohnungen werden in einzelne Zimmer aufgeteilt, die zu Horrormieten einzeln auf Zeit im "Co-Living" vermietet werden. Ein wenig luxuriös aufgepeppt sind z. B. in der Schanze in Hamburg pro Zimmer 900 Euro drin, also ein Preis, für den die ganze Wohnung vor ein paar Jahren noch zu mieten war!

    joinlifex.com/de-de/hamburg/homes

    Ganze Neubaukomplexe in Großstädten werden möbliert angeboten, umgehen so die Mietpreisbremse. Folge Segregation, die Mieten steigen für alle. Deshalb auch immer mehr Obdachlose.



    Selbst die Mitte der Gesellschaft hat Angst, die Miete nicht mehr zahlen zu können. Perfekter Nährboden für die AFD!



    Wer stoppt Faschismus fördernde Wohnungspolitik?

  • Mietwucher ab einem bestimmtem Maß ist durchaus eine Straftat, es muß nur angezeigt werden!

    • @Punita Iser:

      Klage abgewisen. Schließlich haben Vermieter wirtschaftliche Freiheiten im Neoliberalismus.



      Man muss den Vermietern schon ihre Freiheiten wegnehmen in Form von Verboten, Umwandlung in Staatseigentum und dergleichen.

  • Stimmt, "Bauen, bauen, bauen" allein reicht nicht - es muss dazu auch dereguliert werden. Der Mietspiegel verschärft die Wohnungsknappheit, weil er BestandsmieterInnen gegenüber mobilen NeumieterInnen benachteiligt. Schreibt etwa Reiner Braun von der Empirica AG: "Der beste Schutz vor zu hohen Mieten ist es, ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, der auch verfügbar ist. Verfügbar wird dieser Wohnraum entweder über Neubau oder über freigezogene Bestandswohnungen und deren jeweiligen Sickereffekte. Überzogener Mieterschutz im Bestand senkt dagegen die Umzugsbereitschaft, führt so zu Fehlallokationen und resultiert in einer nicht zu rechtfertigenden Ungleichbehandlung junger und mobiler Haushalte, allen voran junge Familien."



    Kann ich für meine Berliner Bubble nur bestätigen: wer einen alten Mietvertrag hat, gibt ihn nie wieder her.

    • @oldshatterhand:

      Wenn Sie Bestandsmieten sich selbst überlassen haben die mobilen jungen Familien - zu der ich mich zähle - erstmal überhaupt nichts davon, da wir ja diese Mieten ja dann bezahlen. Meine These ist: wenn man junge Familien unterstützen möchte, dann sollte man JUNGE FAMILIEN unterstützen. Und nicht Immobilienbesitzende, die auf Gebäudebestand sitzen und Reibach machen.

  • Ich halte die Mietpreisbremse geradezu für eine Aufforderung an anständige Vermieter, die Miete bei Neuvermietung über den Mietspiegel hinaus zu erhöhen. Auch, wenn sich die Immobilie schon x-fach ausgezahlt hat. Also total kontraproduktiv. Eine „Norm“ für Mieterhöhungen. Mehr verlangen, weil es so gängig ist. Nach jedem Zyklus von Mietwechseln steigt der Mietspiegel um die besagten 10% und es werden erneut 10% draufgeschlagen. Ein gesetzlich garantierter Reibach.

    • @nothingness:

      ein gesetz also, das zum gesetzesbruch auffordert? kurioser gedanke. eher schon zur umgehung, weil es so viele lücken hat und ausnahemtatbestände kennt. es ist übrigens nicht korrekt, dass nach jedem mietwechsel pauschal 10% mieterhöhung möglich ist, weil der mietpiegel pauschal um 10% steigt. es verhält sich umgekehrt: weil unter umgehung der mietpreisbremse vorgenommene mietaufschläge nicht nur nicht sanktioniert werden, sondern auch noch eingang in die nächste mietspiegelberechnung finden, steigt ständig die ortsübliche vergleichsmiete. die mietpreisbremse legt erst einmal klar fest, dass in gebieten mit angespanntem wohnungsmarkt die miete maximal bis zu 10% über die ortsübliche vergleichsmiete erhöht werden darf. die völlig unsanktionierte umgehung dieser festlegung und ist gegenstand des kommentars von eva fischer.

  • Der Kern des Problems ist:

    1.) Der Mangel an Wohnraum.

    2.) Das prinzipbedinte Machtungleichgeweicht zwischen Vermieter und Mieter -- der Mieter MUSS wohnen der Vermieter KANN vermieten.

    3.) Die geringe Quote an Wohneigentum in Deutschland von ca. 40% der Haushalte -- ein Aspekt der sehr ungleichen Vermögensverteilung.

    4.) Die ständig steigenden Bau und Renovierungskosten.

    Keine "Mietpreisbremse" der Welt wird daran etwas ändern, das "Gerede" von der Mietpreisbremse ist "Medien-PR" um vom "nichts-tun" ab-zu-lenken.

    Reden wir mal über "echte" Maßnahmen.

    1.) Die völlig übertriebene Bau und Sanierungsstandars zurücknehmen -- also das Gegenteil vom 2024er GEG welches alles am Bau nochmal verteuerte.

    2.) Massiver Ausbau "nicht-Gewinn-orientierter" Wohnungsunternehmen -- sprich solche wie "kommunale Wohnungsgesellschaften".



    Die es früher viel gab -- aber im Rahmen der "Schwarze-Null-Ideologie" oprivatisert wurden.

    3.) Förderung von Wohneigentum für Kein und Normalverdiener.

    Andere Länder Machen das.

    Österreich hat viel "kommuale" Wohnungsunternehme und daher günstigares Wohnangebebot, einigen Staaten haben um die 90% Wohneigentum der Haushalte durch Förderung erreicht.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass die Mieten so hoch sind, weil es eine unglaubliche Nachfrage bei einem gleichzeitig niedrigen Angebot gibt. Vielleicht sollte man potenzielle Bauherren ermuntern zu bauen.

  • Was ich mich frage ist, wenn jemand neu vermietet müsste er/sie ja die Berechnung machen, sofern man auf der sicheren Seite sein will. Wenn die Berechnung sowieso vorhanden ist, sollte diese nicht bei einer Neuvermietung dann regulärer/erforderlicher Teil des Mietvertrages oder der Wohnungsanzeige sein? Hat man da nicht am meisten gewonnen, wenn die Berechnungsgrundlage für die Mieter:innen transparent ist? Was sind da die Gegenagumente?

  • Die Mietpreisbremse wirkt doch und Mieter sind nicht schutzlos.

    Mieter können einfach eine vollkommen überteuerte Wohnung anmieten und dann ihren Vermieter verklagen. Ist die richtige Miete erst mal durchgesetzt, greift der Mieterschutz.

    • @DiMa:

      die mietpreisbremse wirkt nicht, sonst wären die mieten ja nicht nach wie vor weit über das zulässige maß der mietpreisbremse überhöht, wie sowohl die anzeigen in den immo-portalen als auch die mehr als 50.000 meldungen zu überhöhten mieten allein in berlin gut veranschaulichen.

      wirkungsvoll wäre das gesetz, wenn es tatsächlich einen meßbaren materiellen effekt hätte. dafür bedarf es aber weiter greifender sanktionsmöglichkeiten, wie sie in anderen fällen von offensichtlicher rechtbeugung und rechtsbruch ebenfalls vorliegen.

      viele mieter*innen haben einfach angst, sind verunsichert, verfügen über wenig geld oder informationen, können sich keine rechtsschutzversicherung leisten, haben vielleicht auch sprachschwierigkeiten – alles schlechte voraussetzungen, um mal so mir nichts dir nichts einen rechtsstreit zu starten.

    • @DiMa:

      Klingt sehr praxisnah, ich ziehe ein, verklage erstmal den Vermieter. Ein guter Start für ein möglichst kooperativ verlaufendes Mietverhältnis.



      Dazu gibt es ja auch noch jede Menge Ausnahmen bei der Mietpreisbremse. Sie kriegen das nicht schöngeredet,

      • @FtznFrtz:

        Hat mein Bruder jetzt zwei mal gemacht. So bekommt man bei angespannten Wohnlagen recht schnell eine Wohnung und der Vermieter kann nichts machen.

        Für das Mietverhältnis hat das überhaupt keine Folgen. Das ist ein Massengeschäft.

        Die Ausnahmen bei der Mietpreisbremse sind doch recht übersichtlich und man sollte halt nicht in einen Neubau einziehen.

        • @DiMa:

          Mag so sein, wenn der Vermieter eine Gesellschaft ist, Vonovia oder eine Wohnbaugesellschaft. Ist es Herr Maier oder Frau Müller können die dagegen vielleicht erstmal nichts machen. Dennoch steht die Rechnung offen und wird dann eben anderweitig beglichen.

  • Natürlich sollte es empfindliche Sanktionen für Vermieter geben, die Wuchermieten verlangen und denen Mietpreisbremse, Kappungsgrenze und Mietspiegel egal sind.



    Das Problem viel zu hoher Mieten ist auch ein gesamtwirtschaftliches: Bei vielen bleibt nach der Mietzahlung zu wenig zum Leben übrig. Über eine schwächelnde Wirtschaft braucht sich also niemand zu wundern, denn die Vermieter werden ihre Einnahmen nicht in derselben Weise ausgeben, sondern eher in profitable Geldanlagen (Wertpapiere, weitere Immobilien, ...) stecken, die jedoch weder Innovation noch Konsum fördern. Ich sehe das ja bei mir selbst.

  • Mieten sind Waren und unterliegen keiner Regulierung (sonst gäbe es sie nicht).



    Kann ich mir eine bestimmte Ware nicht leisten, muss ich meine Ansprüche anpassen.



    Warum nicht gebaut wird, muss ich wohl nicht erklären.

    • @Mal Nombre:

      Bitte mal die §§ 535 ff., noch besser §§ 549 ff. BGB lesen, da finden Sie die Regulierung, vor allem der Wohnraummiete.



      Zurecht schützt das Gesetz den Mieter wie es den Arbeitnehmer im Arbeitsverhältnis schützt. Die Fiktion gleichberechtigter Partner auf Augenhöhe trifft auf diese Verträge nämlich gerade nicht zu.



      Das ist die rechtliche Seite, die wirtschaftliche Seite ist aber oft die gewichtigere. Der Staat muss Wohnungen bauen und vermieten, es handelt sich hier um ein Grundbedürfnis wie Wasser, das eben nicht nur vom Markt bedient werden darf. Leider versagt hier die Politik seit Langem.

    • @Mal Nombre:

      vorsicht fake news! natürlich unterliegen mieten im deutschland regulierungen, die sowohl im zivilrecht als auch in baurecht zu finden sind und sich grundgesetzlich begründen lassen.

  • „Warum gibt es keine Strafen für raffgierige Vermieter?“

    Weil wir in einem unsozialen Land leben, das die Profite Weniger über das Wohl Vieler stellt.

    Trotzdem denken viele Deutsche, das wir einen funktionierenden Sozialstaat haben.



    Im Gegenteil.



    Hohe Mieten, niedrige Löhne (Deutschland hat den größten prozentualen Niedriglohnsektor in Europa), niedrige Renten, sehr hohe Lohnnebenkosten, hohe Steuern, Austeritätspolitik: Das sind neoliberale Rezepte für die Umverteilung von unten nach oben.

    Mit diesen Dingen sind wir leider führend in Europa.

    • @hsqmyp:

      „Warum gibt es keine Strafen für raffgierige Vermieter?“



      Wie kommen Sie und die Autorin darauf? Selbstverständlich gibt es Strafen für Mietpreisüberhöhung. Bußgeld bis zu 50T€ oder - bei Wucher (= 50% über ortsüblicher Miete) - kann es auch in den Knast gehen. Sie können also Ihre Tirade über den angeblichen neoliberalen Staat in Deutschland wieder einpacken.

  • Richtig, aber..



    1) "Dabei wird allerdings gern vergessen, dass sich Neubauwohnungen nur Besserverdiener leisten können."



    Wenn aber mehr Neubauwohnungen für "Besserverdiener" vorhanden sind und diese umziehen, dann wird auch mehr bezahlbarer Wohnraum frei.



    2) "Vermieter, die sich nicht ans Gesetz halten, dürfen nicht ungestraft davon kommen." Was nutzt ein Gesetz, wenn man es nicht kontrolliert und bei Verletzung den Verursacher sanktioniert?



    3) "Günstiger Wohnraum ist knapp, auch weil die Mietpreisbremse nicht durchgesetzt wird " Er ist aber in allererste Linie knapp weil zu wenig gebaut wird. Die Mietpreisbremse nutzt keinem etwas der eine Wohnung sucht, weil keiner aus einer günstigen Wohnung raus geht. Also hilft nur bauen, bauen, bauen. Bei den Vorschriften und Baukosten macht das nur kaum noch jemand.

    • @Hans Dampf:

      Wenn aber mehr Neubauwohnungen für "Besserverdiener" vorhanden sind und diese umziehen, dann wird auch mehr bezahlbarer Wohnraum frei.

      Das setzt voraus, dass die Besserverdienenden auch umziehen werden.



      Weshalb sollten sie das tun?



      - Um das gewohnte Umfeld zu verlassen? Eher nicht



      - Um mehr Miete zu zahlen für eine vergleichbare Wohnung? Eher nicht...

    • @Hans Dampf:

      Das ihre Punkte 1) und 3) sich gegenseitig widerlegen ist ihnen bewusst?

    • @Hans Dampf:

      Und wenn man noch Strafen draufsattelt, machen es noch weniger.

    • @Hans Dampf:

      100%.



      Bauen lohnt sich aktuell nur, wenn man Mieten über €20/qm erzielen kann.

    • @Hans Dampf:

      leider liegt für behauptung nr. 1 keinerlei empirische evidenz vor. im gegenteil: hamburg beispielsweise hat seit langer zeit durchgängig hohe neubauquoten und dennoch steigen die mieten. wenn man sich kurz vor augen führt, dass der ausweitung von wohnraum in zeit und raum immer systemische grenzen gesetzt sind und welche interessen jeweils mit dieser ausweitung in einer pluralistischen und deliberativen demokratie verbunden bzw. ausgehandelt werden, dann liegt es auch auf der hand, dass hier kein trickle-down-effekt zu erwarten ist. auf dauer könnte über wohnungsneubau nur mehr bezahlbarer wohnraum entstehen, wenn man gemeinwohlorientierter bauträger bauen läßt und nicht private kapitalanleger.

      • @Pflasterstrand:

        Weil trotzdem mehr Menschen nach hamburg ziehen als neuer Wohnraum entsteht.

        • @Machiavelli:

          na siehste. einer weiteres argument, mit dem sich die stichhaltigkeit von behauptung nr.1 widerlegen läßt. hat eben doch in erster linie mit eigentumsverhältnissen zu tun...

  • Eine Möglichkeit sich rechtssicher "zu wehren", bzw. das Kostenrisiko bei Rechtsstreitigkeiten zu minimieren, ist die Mitgliedschaft bei einem Mieterverein.



    Die Kosten sind überschaubar (insbesondere im Vergleich zu den möglichen Einsparungen) und die rechtliche Vertretung meist inklusive. Erfahrung und Fachwissen.



    Meist reicht es schon, dass die Mitgliedschaft bekannt ist, damit Vermieter nicht mehr versuchen unrechtmäßig Kosten umzulegen, oder Miete zu erhöhen.



    Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht und wenn alle in einem Mieterverein wären, dann wären die Mieten sicherlich auf einem 20% geringerem Niveau.

    • @Schusters Bernd :

      Theoretisch richtig aber warum soll ich für etwas zahlen was eigentlich die Aufgabe des Staates wäre, den ich eh schon finanzieren muss? Das Machtverhältnis zwischen M und Vm ist auf einem überhitztem Wohnungsmarkt nunmal bei all dem Mieterschutz assymetrisch zu Gunsten des Vm, weil Menschen jeden Preis akzeptieren müssen wenn sie nicht auf der Straße schlafen wollen - was einen staatlichen Eingriff berechtigt.

  • Ich bin unbedingt für die Einführung einer Übergewinnsteuer auf Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung! Während der Energiekrise war das auf Gewinne der EE-Anlagen auch möglich.

    • @cmkaiser:

      Die Nettorenditen bei vermieteten Immobilien liegen irgendwo bei durchschnittlichen 4 Prozent. Wovon wollen Sie bei so geringen Renditen eine Übergewinnsteuer einziehen, bzw. wo sehen Sie hier einen Übergewinn?



      Wir haben hier in Deutschland schon sehr hohe Belastungen, wollen Sie noch höhere Steuern? Wenn nicht mal 4% rausschauen, wer möchte dann bauen und vermieten? Da schneidet man sich doch in die eigene Hand.

    • @cmkaiser:

      Dann müssen Vermieter ja noch höhere Mieten verlangen, damit netto genug herauskommt. Nein, das halte ich für keine gute Idee, zumal die Mieter von einer "Übergewinnsteuer" nichts haben.

  • Gerade im Immobilienbereich muss einiges passieren. Die kleinen Vermieter lässt man im Regen stehe wobei sich die großen so einiges Leisten können.



    In dem Bereich wäre mal dringend Bürokratieabbau nötig.

    • @Captain Hornblower:

      "Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere..."



      (Cover v. P. Alexander)

    • @Captain Hornblower:

      Für mich als "kleinen Vermieter" spielt die Bürokratie praktisch keine Rolle. Die Bürokratie beschränkt sich in meinem Fall im Wesentlichen auf die Steuererklärung. Ich sehe auch nicht, wo ich "im Regen" stehengelassen werde.

      • @Aurego:

        Keine Nebenkostenabrechnung?



        Damit sind viele „kleine Privatvermieter“ völlig überfordert, sofern sie keine Hausverwaltung damit beauftragen. Quelle: eigene berufliche Erfahrung als „Sozialmakler“.

  • Liebe Frau Fischer, sie fordern Strafen für Vermieter, die das Gesetz brechen. Voraussetzung für Strafen ist jedoch, dass ein Fehlverhalten genau bestimmbar ist. Und hier gibt es ein Problem: Es ist für Vermieter oft unklar, welche Miete zulässig ist.



    Nehmen wir den Berliner Mietspiegel: Wann ist ein Stand-WC hochwertig? Was ist ein mit einer Wandfliese vergleichbarer Wandschutz? Wann ist die Lage besonders geruchsbelastet?



    Wissen Sie nicht? Ich lade Sie ein, die Antworten darauf einmal zu recherchieren. Sie werden merken, dass es keine oder nur widersprüchliche Urteile dazu gibt. Je nachdem, wie sie sich entscheiden, liegt die Miete z.B. bei einer kleinen Altbauwohnung bei 6,85 € oder 15,31 €.



    Später beim Rechtstreit: Ist das WC nun hochwertig? Sieht es zufällig ein Richter so wie Sie, sind Sie die soziale Vermieterin, die mit gutem Beispiel vorangeht. Sieht es der Richter anders, sind Sie ein raffgieriger Miethai, der bestraft werden muss.



    Bedenken Sie: Rund 1/3 der Vermieter sind Privatpersonen -mit Untervermietenden wohl deutlich mehr.



    Wie viele Jahre Gefängnis schlagen Sie vor für die 22jährige, die Ihre Wohnung untervermietete, und glaubte, das Stand-WC wäre hochwertig?

    • @Klaus Klarblick:

      Die Spiegelmiete kann man sich ausrechnen lassen. Und wenn man sich daran hält braucht man auch nicht komisch rumzurechnen.

      Ich will das mal auf den Strassenverkehr übertragen:

      Was schert mich der Bußgeldkatalog wenn ich mich an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halte ?

      • @Bolzkopf:

        Um die Spiegelmiete auszurechnen zu können, müssen Sie wissen, was "hochwertig", "vergleichbar" usw. ist. Und das ist halt unklar.

        Um in Ihrem Bild vom Straßenverkehr zu bleiben: Der Bußgeldkatalog käme Ihnen ziemlich bedrohlich vor, wenn nirgendwo klar definiert wäre, was die Geschwindigkeitsbegrenzung ist. Stellen Sie sich vor, auf irgendeiner Straße steht ein Schild: "Übermäßig schnell fahren verboten". Der eine Richter spricht bei 55 km/h frei, der nächste Richter entzieht bei 25 km/h die Fahrerlaubnis.

    • @Klaus Klarblick:

      ich habe die antworten auf Ihre fragen schon einmal recherchieren müssen und muss sagen: das ist bei weitem nicht so schwer, wie Sie es darstellen. sowohl die orientierungshilfen (inklusive berechnungstool) zur ortsüblichen vergleichmiete in berlin als auch die sammlung mit präzendenzurteilen zu wohnwertmindernden bzw. wohnwertsteigernden kriterien geben einen ausgezeichneten überblick. da ist dann z.B. die WC-frage auch rasch beantwortet. das problem bei den drastischen verstößen gegen die mietpreisbremse entsteht ja auch eher durch diejenigen v.a. institutionellen anbieter, die die ietpreisbremse in vollstem bewusstsein ihrer möglichkeiten umgehen.

      • @Pflasterstrand:

        Ich freue mich sehr, dass Sie meinem Argument nachgehen. Aber bleiben Sie nicht oberflächlich! Versuchen Sie wirklich einmal zu beantworten, was ein "hochwertiges Stand-WC" ist.



        Die Urteilssammlung ist völlig unbrauchbar. Im Vorwort: "Die Sammlung beinhaltet nur eine Auswahl an Urteilen. Sie erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Aktualität der Angaben. Die genannten Entscheidungen [...] stellen zudem Einzelfälle dar und sind nur eine Orientierung."



        Kern des Problems sind die vielen Mietspiegelmerkmale, die von einer völlig subjektiven Bewertung abhängig sind: "guter Zustand", "hochwertig", "besonders" usw.



        Da helfen auch keine Fachanwälte. Selbst Urteile sind unsicher, denn der nächste Richter beurteilt "hochwertig" vielleicht anders. Und der Staat weiß sowieso nicht, wie sein Mietspiegel zu deuten ist.



        Vor dem Gesetz sind alle gleich. Strafen für Immobilengesellschaften gelten auch für die Studentin. Siehe auch Taz-Artikel "Profitgier bei Untervermietungen". Natürlich sollte man gegen groben Mietwucher vorgehen. Aber vielleicht erst einmal mit präziseren Gesetzen statt mit willkürlichen Strafen.

        • @Klaus Klarblick:

          es gibt kein hochwertiges stand-wc. ein stand-wc mag in einem guten zustand sein. als hochwertig im sinne der technischen möglichkeiten und des gebrauchskomforts und damit als wohnwertsteigend gilt ein wc nur dann, wenn es hängt. so einfach ist das.

          die angesprochene urteilssammlung ist auch nicht "völlig unbrauchbar", sondern sie gibt orientierung zur rechtssprechungspraxis, an der sich wiederum die rechtssprechungspraxis zu orientieren hat bzw. von denen einen abweichung eben besonders stichhaltig zu begründen wäre. auch Sie als vermieter könnten sich daran orientieren, dann besäßen ihre maßgaben zumindest ein gewisse, wenn auch nicht völlige, rechtssicherheit.

          Ihrer suadra zum trotz – niemand hat in diesem zusammenhang gefängnisstrafen für 22-jährige studentinnen gefordert – ist beruhigenderweise die nachvollziehbarkeit des mietspiegels mit seiner spanneneinordnung gegenüber der methode sachverständigengutachten unlängst vom berliner landesgericht bestätigt worden.

  • "raffgierig"?



    Müsste es nicht korrekterweise "marktkonform" heissen?



    In einer Gesellschaft, in der die Vermögenshöhe in Bezug auf Lebenserwartung, politischen Einfluss, gesellschaftliche Anerkennung etc. eine entscheidende Größe darstellt ist es nur folgerichtig den maximalen Profit aus allen Unternehmungen und Besitzständen heraus zu holen.



    Es gibt auch einen Begriff dafür:



    Kapitalismus

  • "Bestraft, dass er sich nicht an das Gesetz gehalten hat, wird er nicht. Warum eigentlich nicht? "

    Weil es sich bei der Mietpreisbremse um einen zivilrechtlichen Anspruch handelt, der dem geschädigten Mieter die Möglichkeit gibt, Geld zurückzufordern.



    Daneben kann es durchaus noch Bußgelder für die Ordnungswidrigkeit geben, in diesem Fall vor kurzem ein Bußgeld von 26.000 €:

    www.rbb24.de/polit...cher-bussgeld.html

    In besonders schweren Fällen (Mietwucher als Straftat) ist auch Freiheitsstrafe möglich.

  • Wohlmöglich liegt die Erklärung ja in der Vermögens- und Einkommenstruktur der politischen und juristischen Entscheider ...

  • "Bauen Bauen Bauen - Dabei wird allerdings gern vergessen, dass sich Neubauwohnungen nur Besserverdiener leisten können."

    Das stimmt. Aber dann ziehen die bösen Besserverdienenden in die teuren Neubauwohnungen, und dann nehmen sie den lieben Schlechterverdienenden nicht mehr die Wohnungen weg.



    Oder ist der Status Quo wünschenswerter: daß die Besserverdienenden den anderen die besten Wohnungen wegschnappen?

    Spass beiseite: im aktuellen System bekommen die Normalverdiener die guten Wohnungen nicht - die bekommen die Besserverdienenden (es sei denn, man reguliert/steuert staatlicherseits die Vergabe privater Wohnungen, aber das wird glaube ich nix). Wenn man das ändern will, muss man bauen bauen bauen.



    Oder gibt es eine andere Lösung, auf die ich nicht komme?

    • @oldshatterhand:

      Das Problem mit dem Neubau ist, dass dieser auch keinen bezahlbarenWohnraum in den begehrtesten Wohnbereichen schafft. Preiwerter Wohnraum gibt is in Städten wo in jede Viertel ein ausreichender % Anteil der Wohnungen in Kommunaler Hand sind. Das hat direkten auswirkungen auf den Preis, auch bei den umliegenden Angeboten. Regulierungen von RBNB und co sind auch wichtig natürlich auch das Schafft Wohnraum im notwendigsten Bereich ganz ohne Neubau. Und dann noch die Option mit dem Umbau von Büros. Letzteres ist sehr kostenaufwendig aber es entsteht potenziell Wohraum im Zentrum, also ideale Lage. Mit guter ÖPNV Anbindungen auch den Wohnraum an der Perriferie attrativer gemacht werden.

      Richtig gutes billiges Internet an jeder Milchkanne macht Dörfer mit niedriger Miete wieder attraktiver. Junge Menschen aus dem Tech sektor die aufs ruhige Land ziehen sind dann wiederum auch wieder potentielle Kunden für Restaurants, Bars und co

      Und dann muss natürlich auch neu gebaut werden.