piwik no script img

Ex-RAFler über Letzte GenerationEs gibt keine Klima-RAF

Politik und Gesellschaft reagieren hysterisch auf die Aktionen der Letzten Generation. Ein Gastbeitrag von Ex-RAFler Karl-Heinz Dellwo.

Ein Klimaaktivist der Letzten Generation protestiert in München Foto: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Keine Rettung in Sicht. Wer die Welt von heute betrachtet, muss unweigerlich depressiv werden oder zynisch. Es dominiert die überall erkennbare Verachtung und Missachtung des Menschen. Wir leben in Gesellschaften, die vorwiegend herrschaftlich strukturiert sind und in ihren zentralen Bereichen dem Diktat von Befehl und Gehorsam folgen. Alles ist grundiert von Kriterien, die die Verwertung des Lebens für eine tote Sache verfolgen, so effizient wie gnadenlos. Mit dem Ausdehnen der ökonomischen Verwertung auf alle Lebensbereiche ist der Befehl des Mitmachens längst zum inneren Trieb des Einzelnen geworden.

Pier Paolo Pasolini erfasste das ab Mitte der sechziger Jahre mit seinem Begriff der „anthro­pologischen Mutation“. Indem der Kapitalismus alle Werte überrannte und überrennt, die noch eigenständig und nicht von seiner Welt der Verwertung durchdrungen sind, löst er jedes grundsätzlich Eigene des Menschen auf. Damit war und ist die Bedingung gesetzt für jene neue Doxa von Produktion und Konsum, die längst unsere Lebensrealität bestimmt. Nie war der Mensch hoffnungsloser zum Objekt degradiert als heute.

Vergleiche drängen sich dabei auf: In den 1960er Jahren scheiterte der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard mit dem Versuch, die „formierte Gesellschaft“ auszurufen. Alle Einzelinteressen sollten einem „Gemeinwohl“ unterworfen werden, welches aus Sicht der Wirtschaft definiert wurde. Heute ist die „formierte Gesellschaft“ längst zur bitteren Realität geworden.

Die Letzte Generation agiert mit Bedacht

Der Name „Letzte Generation“ irritiert und ist doch zutreffend. Wenn die Menschheit ohne Dystopie überleben will, endet mit der heute lebenden Generation die alte Geschichte der Weltvernutzung. Man kann das als Epochenbruch sehen, ähnlich dem Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit.

In diesem Bild ist die Zeitenwende, die Olaf Scholz verkündete, eine Phrase, die das Gegenteil maskiert. Die Zeitenwende, angekündigt in den tektonischen Brüchen der alten Weltordnung, soll aufgehalten und dort, wo sie bereits eingetreten ist: umgedreht werden. Das Alte soll bestehen bleiben. Das Mittel dazu ist die neue Militarisierung. Bis zum Gedankenspiel eines Atomkrieges.

Die Gruppe „Letzte Generation“ operiert seit ihrem Bestehen demonstrativ symbolisch und offenkundig mit Bedacht. Es scheint, dass sie alles unternimmt, um Schäden an dem zu verhindern, was sie als sachliches Vehikel für ihre politischen Positionen nutzt. Warum arbeiten sich so viele mit schlechten Argumenten an ihnen ab? Claudia Roth führt das lächerliche Argument ein, dass wegen dieser Gruppe die Kunst in Tresore verschwinden könnte. Im Angriff auf die letztlich kleinen Aktionen der „Letzten Generation“ tritt auch zutage: Die, die Macht haben, möchten auch die Moral des Widerstands besitzen.

Karl-Heinz Dellwo

Der Autor

Dellwo, 70, lebt als Herausgeber, Filmemacher und Autor in Hamburg. 2009 gründete Dellwo den Laika-Verlag. Dort gab er etwa die „Bibliothek des Widerstands“ heraus.

Der RAF-Terrorist

1975 stürmte das Kommando Holger Meins, zu dem Dellwo gehörte, die Botschaft der BRD in Stockholm. Bei der Geiselnahme, mit der Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und andere RAF-Gesinnungsgenossen freigepresst werden sollten, wurden der Militärattaché Andreas von Mirbach und der Wirtschaftsattaché Heinz Hillegaart von den Terroristen erschossen. 1977 wurde Dellwo dafür zu lebenslanger Haft verurteilt, kam aber 1995 frei.

Umgang mit der Vergangenheit

Die Stockholm-Aktion bezeichnete Dellwo als „politischen und moralischen Fehler“. Die Debatte um Reue lehnt er als „Gradmesser, wie weit man sich unterwirft“, ab.

Das symbolisch Alarmierende der Gruppe lässt sich als Versuch deuten, die allumfassende Ohnmacht der Gesellschaft gegenüber den Bedingungen, mit denen sie sich tagtäglich festigt und reproduziert, zu durchbrechen. Seit über 50 Jahren weiß jeder politisch Verantwortliche, dass das Konzept der Verwertung der Welt und die Strategie des ewigen Wachstum in eine globale Destruktion kippt. Wesentliches getan wurde nichts, es hat die meisten einfach nicht interessiert. Das ferne Desaster wird getoppt vom unmittelbaren Interesse nach Fortsetzung des Bestehenden. Alle Versprechen, gegen die in Gang gesetzte Zerstörung vorzugehen, blieben rhetorisch. Das System setzt auf integrative Verdauung des Protests und kennt hier seinen Erfolg.

In ihrer Analyse hat die Gruppe „Letzte Generation“ natürlich recht: Politik in dem Sinn, dass sie die Dinge der Gesellschaft im Interesse der Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschheit regelt, existiert nicht. Die Reaktionen auf die „Letzte Generation“, die in der üblichen Eintracht zwischen der politischen Kaste und ihren Medien auftritt, ist nicht weiter überraschend.

Manche reagieren auf diese Gruppe so, als stünde ein neuer bewaffneter Kampf vor der Tür. Die Hysterie ist ein bewährtes Mittel der Diskursverschiebung. Tiefenpsychologisch könnte man denken: Die, die die Macht haben, erwarten offenkundig eine Abstrafung. Sie wissen selbst, ihr „grüner Kapitalismus“ ist eine Schimäre. Alle wissen: Sie werden gar nichts ändern.

Es wird so weitergehen wie bisher. Manche wollen auch nichts anderes, weil ihr Interesse mit dem des Kapitals identisch ist. Der Bezug auf die RAF hat aber noch eine andere Seite: Sie enthält die Ankündigung, gegebenenfalls alles einzusetzen, über jede Grenze zu gehen, wenn die Politik der „Letzten Generation“ eine reale Machtfrage aufwerfen würde.

Vereint ist die politische Klasse im gleichen Blick auf die Gesellschaft. Für ihre Handlungsorientierung des „Weitermachens“ hat die Gesellschaft zu funktionieren. Das Verlangen der politischen Kaste ist simpel und orientiert sich an der Betriebsführung: Die im Betrieb Eingebundenen haben den Zustand ihrer Verwaltung zu akzeptieren. Belohnt werden sie mit Konsum und Scheinfreiheiten – und, wenn es gerade kriselt, mit der Geste des „großen Wumms“, der Abfederung ihrer neuen ökonomischen Nöte von oben, die aber auch nichts anderes ist, als die Lasten der Masse für die Zukunft zu steigern.

Wo Protest und Widerstand die ihnen zugedachten dekorativen Rollen verlassen, wird von offizieller und medialer Seite mit Verlogenheit und Instrumentalisierung zurückgeschossen. Nach dem parallelen Tod einer Radfahrerin zu einer Aktion der „Letzten Generation“ in Berlin wird diese dafür verantwortlich gemacht. Zu Ende gedacht, dürfen Demonstrationen und Proteste in Zukunft nur noch auf der entfernten Wiese durchgeführt werden.

Bis zum Jahresende 2022 werden etwa 400 Radfahrer im Straßenverkehr ums Leben gekommen sein. Das war bis jetzt kein gesellschaftlicher Aufreger, das gehört zur Normalität und wird de facto achselzuckend hingenommen. In diesen Fällen bleibt jeder Tote ein individueller Schicksalsschlag, mit dem die Angehörigen zurechtkommen müssen. Die Instrumentalisierung der toten Radfahrerin gegen die „Letzte Generation“ verweist nur auf die Hemmungslosigkeit der Ausbeutung und die Umkehrung dessen, was in Wahrheit verantwortlich für alle Verkehrstoten ist.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

„Meiner Meinung nach bleibt im Kunstschaffen immer ein bestimmter Raum übrig, der ‚nicht integrierbar‘ ist.“ (Pier Paolo Pasolini, 1974)

Die „Letzte Generation“ nutzt auch die Kunst als Vehikel ihrer Botschaft. Hinter den Attacken auf die „Letzte Generation“ steht auch der eliminierende Wunsch gegenüber dem grundsätzlich Anderen, das in den bestehenden Verhältnissen nicht integrierbar ist. Die Folgen davon liegen auf der Hand: Ohne dieses Nichtintegrierbare herrscht nur die Fatalität des Gegebenen, die es dann einfach macht, die daraus entwickelten Schlussfolgerungen als „alternativlos“ darzustellen.

Das kennen wir seit Jahrzehnten. Die Welt der Verwertung gilt als alternativlos. Das Nichtintegrierbare im eigenen Raum jedoch stört den Frieden des Falschen. Es ist deshalb das, was von allen, die Machtpositionen innehaben, gehasst wird. Es ist aber auch das, was am Ende die Vernichtung auf sich zieht. Und doch ist es unverzichtbar.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

111 Kommentare

 / 
  • Jeder aus meinem Bekanntenkreis, der beim Klima wach ist, findet die Versuche einiger, sich für Kunst stark zu machen, "hysterisch", denn sonst beschränkt sich deren Kunstbegriff nur auf deutsches Blech und PS-Zahlen.



    Wenn sie bald bei 45 Grad gegrillt werden und alle heißen Länder unbewohnbar sind, ist es zu spät.



    Was Karl-Heinz' Einführung oben angeht, geht es auch um verlorene Hoffnungen. Nur kurz: Der Iraner Mehram Nasseri musste 17 Jahre auf dem Flugzeugterminal in Paris verbringen, weil es kein Land für nötig hielt, ihn als Mensch anzuerkennen und aufzunehmen (schon Brecht stellte fest, dass ein Pass viel mehr wert sei als der Mensch, der ihn besitzt). Ähnliches passiert an der polnischen Grenze.



    Andererseits hat eine große Mehrheit in Berlin dafür gestimmt, dass Gemeineigentum vor Privateigentum geht. Gut, angesichts der Berliner SPD-Spitze wird das weiter blockiert, aber immerhin: Die Menschen sind nicht doof und lassen sich nicht alles bieten.



    Oder schauen wir auf Iran: Trotz der Aussicht, vom Régime gefoltert und ermordet zu werden, rufen die Frauen dort seit Wochen "Frauen, Leben, Freiheit". Das eiskalte, nur von Menschenrechten labernde europäische Establishment hat zwar einige Folterer auf eine Liste gesetzt, aber bisher noch nicht einmal die Atomverhandlungen abgebrochen oder (mindestens) iranische Menschenrechte zur Verhandlungsmasse hinzugefügt. Oder Pakistan: Wegen unseres CO² Verbrauchs ist eine große Masse dieses riesigen Landes den Fluten ausgesetzt, Zehntausende sind den Folgen erlegen, ein Drittel der Menschen musste fliehen.



    Auch nach dem arabischen Frühling ist meine Folgerung diese: Es gibt in dieser Welt keine andere Hoffnung, als für einen kleinen Moment im Funken der Wahrheit gelebt zu haben. Oder wie es Bettina Wegner in ihrem Song "Man sagt" ausgedrückt hat: Wenn du fürchtest, zu zerbrechen, weißt du niemals, wie man tanzt.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Karl-Heinz Dellwo muss seine Vergangenheit - auch nach der Haftstrafe - aushalten. Seiner fortdauernden Verzweiflung am "System" begegnet er durch Befassung mit Kunst. Das ist sicher für ihn ein guter Weg.



    Für mich stellt sich die Frage, ob ich ihn als Autor aushalten will. Ich will und kann. Das Wichtigste ist für mich die Überschrift mit dem Fazit, das in vielen Kommentaren ignoriert wird: "Es gibt keine Klima-RAF".

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Aushalten muss man immer nur die Gegenwart, und das kann man kaum.

  • Das Gerede von „der politischen Kaste und ihren Medien“ ist Verschwörungsgerede: Es unterstellt, die Handelnden, unabhängig von Parteizugehörigkeit und vertretenen Inhalten, hätten gar nicht die Absicht (und sie nie gehabt?) „die Dinge der Gesellschaft im Interesse der Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschheit“ zu regeln. In dieser Logik gibt es keinen Unterschied zwischen den Klimapolitkverhinderern Merz und Lindner und der (unzureichenden) Klimaschutzpolitik der Grünen, keinen zwischen ARD und RTL, Welt und taz, Spiegel und Frankfurter Rundschau. Ganz abgesehen davon, dass die Welt ein wenig größer ist als Deutschland. Und überall müsste es dann wohl solche „Kasten“ geben, vereint „im gleichen Blick auf die Gesellschaft“, unberührt von zerstörerischen Folgen unserer Wirtschaftsweise für sie selbst und ihre Kinder und Enkel?



    Es sind nicht die Handelnden, die den Kapitalismus zerstörerisch machen. Unsere Wirtschaftsweise ist zerstörerisch völlig unabhängig von den Handelnden. Nur haben wir bislang keine brauchbare Alternative entwickelt.

  • Letzte Generation: der Name ist leider wirklich treffend gewählt, es ist wirklich die letzte Generation. Es muss endlich einen Ruck durch die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft gehen, damit wir als Menschheit noch das Ende des Jahrhunderts auf der Erde erleben können.

  • Du hast recht Karl-Heinz. Die RAF hat geglaubt, daß "Schweinesystem" würde sich ändern, wenn man ein paar Menschen umbringt, die man für Führungsfiguren hielt. Das hat nicht geklappt, das System hat schnell Nachfolger hervorgebracht. Die letzte Generation kann machen was sie will . Sie ist die letzte Generation. Danach geht die Evolution auf der Erde ohne Menschen weiter.

    • @Matt Gekachelt:

      Ich bin da für einen Kompromiss. Von den 8 Milliarden Homo Lupus, die wir laut Radio heute gerade erreicht haben, werden höchstens vier Milliarden überleben. Ich hoffe, so die Optimistinnen und Pessimisten gleichermaßen zufrieden zu stellen.

    • @Matt Gekachelt:

      "Sie ist die letzte Generation. Danach geht die Evolution auf der Erde ohne Menschen weiter."



      Was für ein Unsinn. Es wird noch weier reichlich menschliche Generationen geben. Für manche wird es unbequemer als heute, für andere aber auch nicht.

    • @Matt Gekachelt:

      Die Menschheit wird nicht in 30 Jahren und auch nicht in 100 Jahren von diesem Planeten verschwunden sein - nicht durch den Klimawandel. Die Lebensumstände für die bis dahin nim. 10 Mrd. Menschen werden sich extrem verändern. Die Zukunft allemal mehr als düster.

  • Wie kann "Volkskanzer" Ludwig Erhard (1897-1977), s. gleichnamiges Buch seines Regierungssprechers Johannes Gross (1932-1999), mit Einführung "Formierter Gesellschaft" im Kalten Krieg 1948-1989 nach Konzept NS Staastrechtlers Carl Schmitt ( 1888-1985) in Westeutschland, Westberlin als NS Nachfolgemodell gescheitert sein, wie Karl-Heinz Dellwo meint, wenn wir doch selbst nach Berliner Mauerfall 9.11.1989 bestimmt im Unterscheiden von Freund- und Feindrecht in "Formierten Gesellschaft" insbeondere nach Nine Eleven 2001 Nato Enstfalles unvermindert geltenden Krieges gegen sog internationalen Terrorismus inzwischen global leben?



    Eigentliche Pointe Letzter Generation, die, anders als die RAF nicht mit Maximal- sondern Minimalforderungen unterwegs ist, bleibt in diesem Beitrag unerwähnt. Die Letzte Generation will, anders als die RAF nicht die Regierung entmachten, sondern die Bundestagsopposition mit ihren Minimalforderungen stärken, bzw. als untätige "Schlafwandel" entlarven, wie beim ausbleibender Tempolimit auf Autobahnen 100-120 Stundenkilometer mit demoskopisch eruiert hohem Konsens in der Bevölkerung, dass Bettina Röhl *1962, Journalistin, Tochter RAF Mitgründerin Ulrike Meinhof (1934-1976), nach eigenem Bekunden RAF Expertin, die vor Radikalisierung "Letzter Generation" in Richtung RAF warnt, andererseits sich bei Servus TV hinreißen lässt, die Kimaaktivisten*nnen "Letzter Generation" aufgrund ihrer Minimalforderungen wie Durchsetzung Tempolimits intellektuell als armseilg zu beschimpfen. Peter Schneider *1940 nannte diese Haltung von Kritikern*nnen gegenüber Studentenbewegung 68er, Hüben und Drüben, die diese dadurch marginailsieren wollten, dass sie verbalradikal weit über Forderungen der Studenbewegung hinausgingen, Kriechkritiker*nnen, wie z. B. Spiegel Herausgeber Rudolf Augstein (1923-2002), der Rudi Dutschke (1940-1979) auf Audimax Podium in Hamburg 1967 zurief, wir (Spiegel-, Stern-, ZEIT- Komplott gegen Springer Verlag) wünschten sie uns subversiver

  • Echt schwer zu lesen der Artikel,



    Die Vergleiche RAF und "letzte Generation" sind zu lächerlich um darüber zu diskutieren finde ich und kommen von den üblichen Politikern.



    Die Kriminalisierung der letzten Generation geht in die völlig falsche Richtung und könnte natürlich den einen oder anderen vielleicht in eine extreme Richtung befördern.



    Schön wäre es wenn die Politik gelassen damit umginge und sich nicht vor den Karren der Welt und Bild spannen liese.



    Mal mit der letzten Generation reden und ins Gespräch kommen wie wäre das

    • @Opossum:

      "Die Kriminalisierung der letzten Generation geht in die völlig falsche Richtung und könnte natürlich den einen oder anderen vielleicht in eine extreme Richtung befördern."



      Möglicherweise zieht eine Terrorismus-Suggestion Extremisten erst an. Auch möglich, dass wie aktuell die Mahner einer Terrorismus-Tendenz bewusst oder unbewusst solche Entwicklung befördern. Damit ließe sich die Inszenierung als sicherheitspolitische Feuerwehr bekräftigen.

      • @zeroton :

        Wann sickert es endlich zumindest in die Köpfe der einigermaßen begabten in der LG hinein? Das in Kauf nehmen von Toten infolge Behinderungen von Rettungsdiensten ist Terrorismus. Das mag auf diverseste Art grottenfalsch sein. Aber da hat schlicht das Empfinden recht.

        Will die LG keine Verantwortung für die Blockade von Rettungsfahrzeugen übernehmen, dann bleibt ihr nur die reguläre Anmeldung von Demonstrationen. Damit ist sie ausdem Schneider.

        Man kann auch mit vielen kleinen angemeldeten Demonstrationen der Welt wirkungsvoll auf die Füße treten. Mann muss nicht gleich die Zeit von Hunderttausenden verschwenden.

        Unangemeldet blockieren kann man übrigens auch unendlich viele andere Ereignisse. Fußballspiele z.B. Oder Shoppingcenter. Musik-Großereignisse.

        • @Rudolf Fissner:

          "Aber da hat schlicht das Empfinden recht." Ist aber äußerst subjektiv.

  • Einen vom Weg abgekommenen Menschen und Terroristen hier den Maßstab definieren zu lassen, ist zielmlich befremdlich, wenn nicht gar zynisch gegenüber allen Opfer der RAF und deren Umfeld.

    • @Pia Mansfeld:

      Hat er einen Maßstab für alle verbindlich definiert?

      • @zeroton :

        Wenn Sie aufmerksam zu lesen verstehen, auch zwischen den Zeilen, dann werden Sie es gemerkt haben.

    • @Pia Mansfeld:

      Geht es eine Nummer kleiner? Da definiert keiner einen Maßstab, da sagt einer seine Meinung. Ich finde sie interessant und sehe das ganz ähnlich. Ok, sie finden Festkleben und Kartoffelbrei offensichtlich nicht so gut, aber deswegen andere Meinungen mit unlauteren Mitteln zu verteufeln ist nicht gerade pluralistisch. Glauben Sie einfach ein bisschen an den Rechtsstaat: Delwo hat seine Strafe bekommen und abgeleistet. Er ist schlicht ein Mensch.

      • @rolf platiel:

        Welche "unlautere Mittel" genau haben Sie denn in den drei Zeilen entdecken können? Bitte um Erläuterung. Danke!

  • Die Klimaaktivisten sind nervige Menschen - aber keine eiskalten Mörder. Wo soll da ein Bezug zur RAF sein?

  • Na, das ist ja mal ein Highlight in der taz. Um Martin Sonneborns zeitlose Frage zu beantworten: "Wo ist die RAF, wenn man sie mal braucht?" Hier.

    Und um gleich die unvermeidlichen Nachfragen zu beantworten - nein, Funktionäre abzuknallen ist nicht die Lösung und ändert die Verhältnisse nicht, im Gegenteil. Sich dabei auf Notwehr zu berufen ist einfach nicht zutreffend, damals noch weniger als heute.

    Dellwos Analyse und Einordnung ist mE nicht schlecht. In letzter Zeit gibt es solche klaren Worte eher selten.

    Der ebenso unvermeidliche Einwand, "ja wenn nicht Kapitalismus, was denn dann? Sozialismus wars ja erst recht nicht." ignoriert, dass der "reale Sozialismus" der SU, DDR u.a. ebenfalls als eine widerliche autoritäre Variante der Herrschaft der Wenigen über die Vielen umgesetzt wurde. Auch da spielte die Umwelt und Natur nicht die geringste Rolle, sondern wurde wie im Kapitalismus hemmungslos und rücksichtslos ausgebeutet. Das ist der gemeinsame Nenner dieser beiden Ansätze.

    Als wenn es auf Erden nur diese beiden dummen Konzepte gäbe. Von Gemeinwohlökonomie könnten wir reden, oder vom Verhältnis aller Ureinwohner zur Natur und dem sich daraus ergebenden Verhalten. Dann wären wir schon eher bei Ansätzen, die nicht zuverlässig die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zur Folge haben.

    Dafür müssten wir nicht in den Wald ziehen und uns von Ameisen ernähren, aber einige Glaubenssätze aufzugeben könnte helfen.

    • @uvw:

      "ja wenn nicht Kapitalismus, was denn dann? Sozialismus wars ja erst recht nicht."



      Leider ist diese binäre Denkweise zu verbreitet und jede weitere Diskussion über Alternativen wird darüber abgewürgt.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Danke für diesen Beitrag.

  • Sehr geehrter Karl-Heinz Dellwo,

    vielen Dank für diesen Artikel. (und vieles mehr)



    Wären derartige Artikel in der taz nicht immer seltener geworden hätte ich mein Abo vor Jahren wahrscheinlich nicht gekündigt.



    Alles Gute!

    • @tom meq:

      Anschließe mich.

      Man kann von Dellwo halten, was man will, aber (und das zeigen auch viele der ablehnenden Kommentare) er ist und bleibt Kind einer Zeit, in der vielleicht zum einen und einzigen Mal in der deutschen Geschichte seit Gründung des deutschen Staats im modernen Sinne der Antiintellektualismus sich nicht triumphierend keckernd auf einem Misthaufen aus wohlfeilen Sophismen aufplusterte.

      Ein anstrengender Artikel - im besten Sinne. Kein gefälliges Lesegut, das der "formierte Mensch" sich mit dem Breilöffelchen einverleiben kann, sondern eine wuchtige Reflexion, die ohne langsames und aufmerksames Lesen allemal kryptisch bleibt.

      Man kann Dellwos Thesen zustimmen oder ablehnen, aber beides setzt voraus, dass man sich damit eingehend auseinandersetzt, und das ist - wie bei jedem guten[*] Text - eine Herausforderung. Oder man macht es sich einfach, und sagt: meine BILDung reicht dafür nicht.

      [*]"Gut" als Text, nicht als dessen Inhalt. So, wie alle rechtschaffenen Linken sowohl Jüngers "Marmorklippen" als auch Hitlers "Mein Kampf" inhaltlich zurückweisen müssten, aber dies nur bei letzterem angesichts seiner stumpf-verblödeten Plattheit aus dem Handgelenk tun können, bei ersterem hingegen die entscheidenden Denkfehler herausarbeiten müssen.

    • @tom meq:

      Der Respekt gebührt nicht Herrn Dellwo, sondern den Familienangehörigen der Ermordeten. Dellwo hat seine Strafe abgesessen, die Angehörigen und Kinder bekamen lebenslang, mein lieber Herr Tom.

  • Mirbach wurde nicht erschossen,



    sondern mit mehreren Schüssen



    regelrecht hingerichtet, sein Todeskampf dauerte Stunden.



    Eine ähnliche Brutalität, wie sie die



    RAF bei ihren Aktionen zeigte, kann



    man nun wirklich bei der Letzte Generation nicht im Ansatz erkennen.

  • Ich gestehe offen, mir nicht sicher zu sein den tieferen Sinn des Artikels überhaupt verstanden zu haben; sollte dieser tiefere Sinn tatsächlich enthalten sein.



    Doch wenn wir einfach mal die Themen



    I. „Demonstration/Protest“ und



    II. „Mechanismen des Staates“



    herausgreifen und gegenüberstellen:



    Zu I. Diejenigen, welche durch „Demonstration/Protest“ mit einem Thema heraustreten, haben selbstverständlich ein ihnen sehr wichtig erscheinendes Anliegen, welches sie möglichst schnell umgesetzt, bzw. gelöst haben wollen. Insofern ist schon unter diesem Gesichtspunkt die „Ungeduld“ der LG völlig nachvollziehbar.



    Zu II. Diese „Ungeduld“ treffen auf eine Gesellschaft und die „Mechanismen des Staates“. Doch die Gesellschaft folgt vielfach ihren eingeschliffenen Gewohnheiten. Und die „Mechanismen des Staates“ SIND GANZ BEWUSST so angelegt, dass alles in Sachen „Veränderung“ G A N Z LANGSAM geht! Grund: Dies sichert den Staat bestmöglich in seinem Bestand und vor Umsturz.



    Folgerichtig musste die RAF ihren Kampf auch gegen den Staat führen, was wie bekannt endete.



    REIN LOGISCH gedacht, müsste die LG ähnliche Überlegungen anstrengen, weil sich das Gefüge des Staates weder leicht noch beliebig beschleunigen lässt.



    Doch in Sachen RAF war bekannt, welche Ziele verfolgt werden.



    In Sachen LG ist dies nicht bekannt, weil sich die LG fortgesetzt verweigert in die Komplexität des Klimathemas einzusteigen; z.B. unter gleichzeitiger Einbeziehung von Gesellschafts- und Wirtschaftssystem.



    INFOLGE dieser fortgesetzten Weigerung in diese Komplexität konstruktiv und mit Sachverstand einzusteigen, verliert die LG zunehmend an gesellschaftlicher Zustimmung; inhaltlich wie aktionsbezogen.

    Mehr ist es eigentlich nicht; weshalb der LG-Vorwurf, man würde mit ihnen medial so hart & ungerecht umspringen, Jammern auf hohem Niveau ist; UND vermeidbar wäre, würde sich die LG konstruktiver und lösungsorientierter Einbringen als bislang.

    😉

  • Es ist nicht "der Kapitalismus", der die Menschen knechtet und unterwirft und die Umwelt ausbeutet. Besser war " der Sozialismus " auch nicht.



    Es sind die Menschen, deren Verhalten entscheidend ist.



    Einige gute Punkte in dem Artikel. Und auch die Verurteilung der klimaaktivisten als das Böse schlechthin ist natürlich absoluter Quatsch, da sind wir uns sicherlich alle einig. Man kann einzig darüber streiten ob die Aktionen tatsächlich dazu führen, das gewünschte Ziel zu erreichena

    Aber die Fokussierung auf ein System hat den angenehmen Vorteil, dass man einem Begriff die Schuld geben kann.



    Überzeugt die Menschen mit euren Argumenten dann werden die auch gewählt und könnt auf demokratischem Weg Veränderungen veranlassen. Alles andere führt zu Autokratie und Terror. Oder glaubt tatsächlich jemand dass die Welt eine bessere wäre, wenn die RAF und ihre Mitstreiter tatsächlich den Umsturz geschafft hätten?

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Emmo:

      "Es ist nicht "der Kapitalismus", der die Menschen knechtet und unterwirft und die Umwelt ausbeutet. Besser war " der Sozialismus " auch nicht."



      Säure trinken ist nicht giftig, nein, denn Lauge trinken ist schließlich auch nicht ungiftig.

  • In dem Text steckt viel dunkle Nostalgie: Phrasen, Leerformeln, Kälte. Und nicht zuletzt der bewährte Euphemismus vom 'bewaffneten Kampf'. Nix für mich.

    • @Jochen Laun:

      Völlig richtig - aber die Nostalgie verfängt, wie man hier im Kommentarbereich schön sehen kann.

      • @Wurstprofessor:

        Leider

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Ich hatte sehr viel Sympathie für RAF Aktionen.



    Das hat mit den Morden bei mir aufgehört.



    Deshalb finde ich sehr befremdlich einem Mörder oder Tatbeteiligten so viel Raum zu geben.

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Vor allem jemanden, der zwar Fehler



      eingeräumt , aber keine Verantwortung für jede Menschlichkeit



      vermissende Aktionen übernommen



      hat.

  • Ich finde kaum Worte für das was derzeit in Bayern geschieht..

    Das "vorsorgliche" Wegsperren von Klima Aktivisten und deren komplett Faktenfreier hochsilisierung zu angeblichen Terroristen a la RAF ist einfach nur ungeheuerlich.

    Mich schüttelt es vor entsetztem Staunen...ich hab mich noch nie so für das Gebahren dieses sog. Rechtsstaates geschämt...

    Es ist widerlich, verwerflich unwürdig: Schande über Dobrindt und all die anderen Hetzer...

  • danke für diesen bedachten artikel. in der kommentarspalte ist wieder zu erkennen wie wenig die dringlichkeit sofortigen handelns in bezug aufs klima bei uns angekommen ist. in deutschland wird ja davon gesprochen 2030 oder auch später mal die hebel anzuschauen, die man dann eventuell noch ein bisschen später gedenkt in bewegung zu versetzen... leuten, die diese dringlichkeit erkannt haben, ist diese gemütlichkeit eben unerträglich. fassungslosigkeit und wut in angesicht lokaler und globaler ignoranz führen evt. zu protestform radikalisierungen. den massenhaften tod bringt aber das festhalten an gegenwärtigen strukturen und verhältnissen—dürre / hunger / kriege um ressourcen / fluchtbewegungen. und ja! das freihalten der rettungswege ist wichtig. und auch! radfahrer_innen werden von autofahrer_innen totgefahren.

  • Politik und Gesellschaft reagieren hysterisch auf die Aktionen der Letz.....



    Nein, Politik und Gesellschaft reagieren "relativ besonnen" auf hysterisches Verhalten einzelner Demonstranten*innen.

  • Demonstrationen und zahlreiche andere menschliche Tätigkeiten, wie Inurlaubfahren, Unfallbauen, Almabtrieb, Flüssedurchklimawandelüberdieufertretenlassen usw., führen zu Staus. Aus fadenscheinigen Gründen jetzt den Klimaaktivisten einen Strick zu drehen (Vergleich mit Terroriste und Mördern!!!) halte ich für unlauter oder optional alternativ für dümmlich.



    Abgesehen davon tun die hier schreibenden Ankläger so, als ginge es denen um mehr Nutella auf der Früstückstulle und nicht um die allgemnein ebenso bekannte wie de facto ignorierte Tatsache, dass die Erde am Abkacken ist. Aber gut, in unseren Breiten ist es ja noch ganz erträglich, da kann man noch ein paar Jährchen ignorant vor sich hin kommentieren.

    • @rolf platiel:

      Flüssedurchklimawandelüberdieufertretenlassen usw., führen zu... Staus

      Da gebe ich ihnen recht. Es wird aber noch weitaus schlimmere Folgen geben.

    • @rolf platiel:

      Ihre Aufzählung ist zwar insofern richtig, dass diese Verkehrstaus verursachen können (den Almabtrieb lassen wir mal dahingestellt), der Unterschied - und den blenden Sie enteweder aus oder erkennen ihn nicht - liegt darin, daß diese es nicht explizit darauf anlegen einen Stau zu verursachen.

  • Sehr guter Artikel!

  • Der Autor missversteht LG offenbar als eine Art Systemopposition. Dafür gibt es keinen Grund. LG übernimmt grundsätzlich die Narrative der Regierungsparteien, will auf ein Thema aufmerksam machen, das in den Massenmedien sowieso jeden Tag rauf- und runtergedudelt wird, und stellt Forderungen, die völlig harmlos und mit einem "grünen Kapitalismus" bestens vereinbar sind. Der radikale Gestus der Gruppe ändert daran nichts.

    Und die Vorstellungen von LG und vieler anderer Klimaschutzaktivisten sind einer "formierten Gesellschaft" näher, als Dellwo wahrhaben will. Ob das angebliche "Gemeinwohl" nach den Interessen der Mineralölindustrie oder nach denen der Windkraftindustrie definiert wird, macht diesbezüglich keinen Unterschied.

    • @Budzylein:

      Die LG eckt offensichtlich gerade viel an. Sie stören scheinbar das Weltbild großer Teile der Gesellschaft und sind in dieser Hinsicht zumindest in Opposition zu einigen teilen unseren bisherigen Systems.



      Das sie dabei nicht auf RAF-Niveau sind sagt ja auch Herr Dellwo. Es geht hier um RAF-Vergleiche und die Haltung der Gesellschaft zur LG. Sicherlich hätte Herr Dellwo auch Kritik an der Gruppe zu bieten, das kann aber gar nicht das Thema eines einzigen Kommentars in einer Zeitung sein.



      Sie interpretieren hier reichlich Dinge rein, die man gar nicht rauslesen kann. Vielleicht schauen Sie einfach mal ob Herr Dellwo irgendwo genauer darauf eingeht, er ist schließlich Autor und wird noch mehr dazu zu sagen haben.

  • Ich bin erschrocken, in welchem geistigen Gulag sich der Autor immer noch befindet, überall Verschwörung der Herrschenden witternd, kapitalistische Mächte im Hintergrund wähnend, die die Fäden ziehen. Dabei wird geflissentlich übergangen, dass Umweltschutz keine Erfindung antikapitalistischer Gesellschaftsformen ist. Es stimmt wohl eher das Gegenteil. Man denke nur an die Verwüstungen, die der sozialistische Raubbau hinterlassen hat, den man mindestens bis zur Wende in Bitterfeld oder Wismut bewundern konnte. Selbstverständlich ist Umweltverschmutzung aber aus Dellwos Sicht kein menschliches, sondern kapitalistisches Problem. Dabei fahren Kommunisten auch gerne Auto und sitzen beim Verfassen ihrer Manifeste gern in einem geheizten Zimmer. Solche verqueren Überlegungen aus der geistigen Einzelzelle des Hrn. Dellwo helfen in der Sache kein bisschen weiter.

    • @Fünfpluseins:

      Dass alles Kapitalismuskritische gleich mit der Sowietkomunismuskeule erschlagen werden muss kenne ich eher aus meiner fernen jugend. Da hieß es immer gleich, wenn man Franz Joseph Strauss nicht so gut fand: Geh doch rüber!!! (in die DDR)

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Fünfpluseins:

      In einer kapitalistischen Produktionsweise ist die Vernutzung und Verwertung von Mensch und Natur strukturell angelegt (als Zwang zu "Wachstum" und "Fortschritt").



      Weder in einer zentralen, noch in einer dezentralen Planwirtschaft gibt es einen derartigen strukturellen Zwang. Er kann allerdings von außen ausgeübt werden, wie das für den sowjetischen Kriegskommunismus der Fall war.



      In jedem Kapitalismus ist Umweltverschmutzung ein strukturelles Problem. Erst im Kommunismus wird es - wenn nicht Imperialisten gegen ihn Krieg führen - zum (allzu-)menschlichen Problem.

  • "Der Bezug auf die RAF hat aber noch eine andere Seite: Sie enthält die Ankündigung, gegebenenfalls alles einzusetzen, über jede Grenze zu gehen, wenn die Politik der „Letzten Generation“ eine reale Machtfrage aufwerfen würde."

    Das Gespenst der "Grünen RAF" wurde von einem prominenten Sprecher der Klimabewegung / Ende Gelände / Interventionistische Linke, Tazido Müller auf den bundesdeutschen Debattiertisch gescheucht und wurde unzählige male zitiert ( www.google.de/sear...Cller+RAF&hl=de-de )

    "Werden die Klimaproteste militant, wenn sie ohne Wirkung bleiben? Ja, aus Notwehr, warnt der langjährige Aktivist Tadzio Müller" & "Wer Klimaschutz verhindert, schafft die grüne RAF" heißt es im Spiegel ( www.spiegel.de/pol...-ab23-45dfb0d2db89 )

    Das sind keine neuen Drohszenarien der CSU, dass sind Szenarien aus dem inneren Kreis der linken extremeren Klimabewegung selber.

    Dazu sollte ein Ex-RAF zuvorderst Stellung beziehen. Zumindest aber die Faktenlage der Begriffsverwendung in DE im Zusammenhang mit der Klimabewegung auch kennen.

  • Erstens frage ich mich immer, welches "System " den die Alternative wäre... der Sozialismus hat ja wohl gezeigt, dass er nicht funktioniert.



    Ich befürchte, dass es eben nur noch eine Frage der Zeit ist, bis einige sogenannte Aktivisten doch Gewalt anwenden.



    Zweitens ist es psychologisches Basiswissen, dass Menschen sich dann verändern können, wenn das Angebot gut ist. Klar, die Weltrettung ist natürlich ein Superangebot, aber letztendlich doch recht unkonkret. Umweltfreundliche Technologien, die Spass machen oder Geld sparen, sind ein viel größerer Anreiz.

  • Nicht vergessen, dass die RAF eine erstaunlich (und für den Staat alarmierend) starke Sympathie in der Bevölkerung genoss, die erst nach den ersten gezielten Morden kollabierte.

    In diesem Stadium sind wir damit auch gerade.

    • @Mustardman:

      Das glaube ich erst, wenn SUV-Fahrer ihre eigenen Karren selbst anzünden. Dann sehe ich Sympathie mit Klimaaktivisten. Nicht vorher. Jetzt sehe ich Verkehr auf den Straßen, wie wenn der Sprittpreis unter 1€ pro Liter liegt. Von Sympathie also keine Spur.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Die plastic people unserer Gesellschaft haben zuletzt mehr Autos gekauft als jemals zuvor.

    • @Mustardman:

      Karl - Heinz Dellwo versucht hier seinem Handeln einen Sinn zu geben und um sich als fehlgeleitete Person darzustellen. Er ringt um Anerkennung seiner Taten als damalig politisch erforderlich. Er kann sich der Sympathie ehemaliger Alt68er gewiss sein, deshalb durfte er auch bei der Totenfeier Ströbeles eine Rede halten.

    • @Mustardman:

      Das stimmt, wenn man sich nur innerhalb der Blase bewegt

    • @Mustardman:

      Wenn ein Laster eine Radfahrerin überfährt und Klimademonstranten in der Nähe mitschuldig an einem Stau sind ist das das selbe wie wenn einer mit ner Knarre wo hingeht und jemanden totschießt??? In welchem Stadium sind SIE denn?

      • @rolf platiel:

        Wir sind in dem Stadium, in dem es MÖGLICH (und von mancher Seite erwünscht) ist, der Letzten Generation die Verantwortung für genau sowas anzuhängen.

        Die moralische Integrität muss demontiert werden, damit die Unschuld weg ist und wenn sie erst mal weg ist, hat man leichtes Spiel mit ihnen.

        Dass Problem ist, dass das Medienecho auf drastische Aktionen von den Akteuren selbst leicht mit Wirksamkeit verwechselt wird.

  • Endlich gibt es wieder Schuldige und wir könne alle auf jemanden zeigen und dabei vergessen, dass wir auf dem rechten Auge blind sind. NSU und Konsorten sind Einzeltäter und jemand der bei der LG mitmacht ein Terrorist? Bei uns stimmt etwas nicht in den Köpfen……

    • @pesetenpaule:

      ... und die, die Klima- und Umwelt und damit die Lebensgrundlagen zerstören und von dem verursachenden Wirtschaften stark profitieren, kommen damit durch. Da stimmt so einiges nicht.

    • @pesetenpaule:

      Ich muss mich immer ganz arg zusammen reißen nicht überall Zeichen zu sehen, dass da jemand mit Plan dahinter steckt. Vor allem wenn jetzt wieder so eine rechte Gang gut Fuß fassen kann im Dunkeln wird es schwierig für mich keine Verschwörungstheorien zu entwickeln.

  • Satz für Satz, ein mir kongruentes Statement. Danke an den Verfasser, danke an die taz, die Raum gibt.

  • Nun, weder die Letzte Generation noch Extinction Rebellion sind eine grüne RAF. Aber in der Entwicklung der Klimademonstration ist schon eine Verschärfung zu beobachen, die m.E. schon zu einer weiteren Radikalisierung führen wird.

    Auch der Autor dieses Artikels hat erst als Hausbesetzen angefangen, bevor er zu der Meinung kann, dass Mord ein legitimes politisches Mittel ist. Hat bei ihm zwei Jahre gedauert. Schauen wir mal, wo wir in zwei Jahren sind.

    • @Jürgen Meyer:

      Aber was spricht für die Annahme einer quasi deterministischen Radikalisierung? Ich fühle mich von diesem Gedanken regelmäßig an die alte Debatte um 'Einstiegsdrogen' erinnert, nach der wer einmal an einem Joint zieht, zwangsläufig als kaputter Junkie auf Crack und Heroin enden wird.



      Und entlang welcher Kriterien definiert man die Grenzen der legitimen politischen Mittel in einer Situation die der jungen Generation zumutet in einer nach allen Prognosen und Modellen dystopische Zukunft entgegen zu sehen, in der sich die wechelseitig verschärfenden Effekte der Klimakatastrophe derart akkumulieren, dass noch zu ihren Lebzeiten ein Kollaps von staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen relativ wahrscheinlich ist? Ist der Rückzug auf eine legalistische Position hier wirklich konsistent argumentierbar wenn es eben gerade auch die so institutionalisierten Strukturen sind die die Katastrophe hervorbrachte?



      Wenn sie also die 'grüne RAF' fürchten, wäre der beste Weg doch wohl der, ganz einfach endlich den Klimaschutz zu machen der ohnehin notwendig und Paris vor inzwischen sieben Jahren auch zugesagt wurde, dann könnte die Jugend auch wieder Jugendsachen wie Party oder auf TikTok abhängen machen, statt sich an den Versäumnissen der vorangegangenen Generationen abarbeiten zu müssen.

      • @Ingo Bernable:

        Der normale Gegenentwurf wäre denn Alkohol und der normale Mob, der johlend die Schläger*innen und Hetzer*innen gegen all jene anfeuert, die nach derer Ansicht nach nicht hierher gehören. Die normale Festung Europas und Deutschlands an deren Grenzen dann die stetig steigende Zahl von Klimaflüchtlingen versucht wird mit jeglichen Mitteln am Durchkommen zu hindern.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Wo Protest die ihnen zugedachten dekorativen Rollen verlassen, wird von offizieller und medialer Seite mit Verlogenheit und Instrumen-talisierung zurückgeschossen. Nach dem parallelen Tod einer Radfahrerin zu einer Aktion der „Letzten Generation“ in Berlin wird diese dafür verantwortlich gemacht. Zu Ende gedacht, dürfen Demonstrationen und Proteste in Zukunft nur noch auf der entfernten Wiese durchgeführt werden.""

    „Letzte Generation“ operiert seit ihrem Bestehen demonstrativ symbolisch und offenkundig mit Bedacht."

    ==

    Wirklich?



    Wenn Dellwo Hysterie als Mittel der Diskursverschiebung kritisiert - warum setzt er Hysterie und maßlose Übertreibung im Artikel selbst als Mittel der Agitation ein?

    Einatmen - Ausatmen - Diskursideologie mit Anleihen aus den 60ziger Jahren helfen jetzt auch nicht weiter. Diese sind schon einmal gescheitert - und Aufwärmen hilft wenig um Antworten auf dringende aktuelle Fragen zu finden.

    Es geht um die Akzeptanz oder Nicht-Akzeptanz der Aktionen der "letzten Generation."

    Die Unmöglichkeit schnelle Hilfe während des Fahrradunfalls herbei zu schaffen ist nur ein extremes Beispiel von vielen. Um die Auswirkung der Klebeaktionen auf Teile der Gesellschaft klarer zu beschreiben: Die Klebeaktionen finden zwar im öffentlichen Raum statt - haben aber die gleiche Wirkung, als wenn jemand mit Akkuschrauber tausende von Wohnungen mit Schrauben unpassierbar vernagelt hätte.

    Völlig egal was geplant oder was sich real ereignet: Ob Feuerwehr-oder Polizeieinsätze, Busfahrten, Nutzung von ÖPNV, Schul - Kitabesuch - , Reparaturen - Arbeit - egal für was und warum - ob es sich um Notfälle handelt oder nicht - werden durch die Folgen der großflächig produzierten Verkehrsstaus verunmöglicht.

    Gleichzeitig wird durch den Stau mehr CO2 in die Umwelt geblasen als ohne die Totalblockade.

    Inwieweit Blockade hilfreich sein soll Klimaschutz umzusetzen bleibt unklar - das Gegenteil scheint der Fall zu sein.

    Warum keine autofreien Sonntage?

    • @06438 (Profil gelöscht):

      "Warum keine autofreien Sonntage?"

      Wenn es nach der letzten Generation ginge gäbe es die bestimmt. Die Frage ist wie die das umsetzen sollen... Nur sonntags Straßen blockieren Dafür aber alle oder was?

      • 0G
        06438 (Profil gelöscht)
        @esgibtnureinengott:

        "...an alle Autos Krallen dranmachen ...."



        ==



        Wirtschaftlich zu aufwendig und zu kleinteilig.

        Hauptverkehrsstrassen langfristig durch Demos an Wochenenden blockieren - und ÖPNV & Taxis etc. ungehindert fahren lassen -- reicht völlig.

        Oder hat die letzte Generation etwa keinen langen Atem?

      • 0G
        06438 (Profil gelöscht)
        @esgibtnureinengott:

        "Wenn es nach der letzten Generation ginge gäbe es die bestimmt."



        ==



        Okay - dann sollte die letzte Generation alles dafür tun das es nach Ihr geht. Wer oder was hindert sie daran? Nichts und niemand.

        Oder hat die letzte Generation Angst davor sich in hunderten von Gremien zu engagieren & konstruktiv für den Umbau zu kämpfen?

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @06438 (Profil gelöscht):

      Ach so, dann soll die Letzte Generation in der Nacht von Samstag zu Sonntag an alle Autos Krallen dranmachen und diese in der Nacht von Sonntag zu Montag wieder abmachen?



      Dieser Vorschlag hilft ihr bestimmt weiter.

  • "Das symbolisch Alarmierende der Gruppe lässt sich als Versuch deuten, die allumfassende Ohnmacht der Gesellschaft gegenüber den Bedingungen, mit denen sie sich tagtäglich festigt und reproduziert, zu durchbrechen."

    Und so geht es gerade weiter:

    "Hinter den Attacken auf die „Letzte Generation“ steht auch der eliminierende Wunsch gegenüber dem grundsätzlich Anderen, das in den bestehenden Verhältnissen nicht integrierbar ist."

    Da klingt für mich noch ein bisschen die Rede von dem Wunsch der Vernichtung der RAF-Gefangenen durch den Staat durch.

    Wurde da nicht ein bisschen zu viel hineininterpretiert?

    Die LG verlangt ein Gespräch mit Scholz, eine Tempobegrenzung und günstigen ÖPNV.

    Das klingt nicht gerade antagonistisch.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Terroristen sind "feindliche Kämpfer" und für sie gelten weder Bürgerrechte, noch das Kriegsrecht, sondern der §129b.



      Terroristen können schon mal erschossen werden, ohne Prozess. Das ist weltweite Praxis des NATO-Krieges-gegen-den Terror.



      Sind sie es also nicht selbst, der in Dellwos Satz ein bißchen zu viel hineininterpretiert?

    • @Jim Hawkins:

      Die Forderungen sind natürlich keineswegs antagonistisch oder irgendwie revolutionär. Im Grunde kann man die Zielsetzung die Bewohnbarkeit des Planeten zu sichern auch im besten Sinne konservativ nennen. Für den Umgang der Gesellschaft mit dem Thema Klimakatastrophe ist der Begriff aber mE schon recht passend, etwa wenn gemeinhin erwartet wird, dass die untätige Mehrheit von ein paar jungendlichen Aktiven erwartet, dass diese sie vom Klimaschutz 'überzeugen' müssten, gerade so als ob man die Menschen davon überzeugen müsste jeden Tag zu essen um nicht zu verhungern, oder etwa wenn sich anhört in was für Gewaltphantasien sich die Leute ausmalen wie sie denn mit diesen impertinenten Klimaklebern verfahren würden wenn diese sich doch nur mal vor dem eigenen Auto fixieren würden.

      • @Ingo Bernable:

        Der Blick über den Tellerrand ist leider nicht jedem gegeben.

        In diesem Fall sitzt der Großteil der Bevölkerung ziemlich tief im Teller drin.

        Natürlich weiß jeder, dass das mit dem Klima sich gefährlich verändert hat und schon längst von einer abstrakten zu einer sehr konkreten, sichtbaren und fühlbaren Gefahr geworden ist.

        Aber, die Routine, der Alltag, der Ablauf des eigenen Lebens, das sitzt tief und ist bei vielen schon voll mit Schwierigkeiten und Problemen.

        Deshalb ist es, wie es ist. Man kann natürlich das Publikum beschimpfen, aber im Beschimpfen ist das immer besser und rücksichtsloser.

        Alles müsste schnell gehen und die Kaptitalverwertung steht dem massiv im Weg.

        Auf die wird allerdings nicht verzichtet werden.

        Was tun? Frau Hermann schlägt eine Art gesteuerte Kriegswirtschaft vor, Herr Kreuzfeldt sagt, das kann schon klappen mit dem Grünen Kapitalismus.

        Ich für meinen Teil bin zu dumm für eine vernünftige Antwort.

        • @Jim Hawkins:

          Ohne gleich alles wissen zu müssen, denke ich schon, dass zu eingen Punkten durchaus Antworten möglich sind. Etwa die, dass fast jede Maßnahme (Ich sehe die Replik die das als Aufruf zum Massenmord missverstehen will schon kommen.) besser wäre als sich weiterhin in eher symbolischen Programmen zu ergehen. Ob das nun grüner Kapitalismus, De-Growth, Anarcho-Primitivismus, ... dürfte, wenn man berücksichtigt was auf dem Spiel steht, fast schon sekundär sein, gegenüber der Einsicht, dass man auf dem Weg dorthin, eben weil so viel auf dem Spiel steht, einen in dem Sinne konservativen Ansatz wählen sollte, als dass er möglichst sicher eine Begrenzung der Erderwärmung gewährleisten muss und nicht nur dann wenn eine ganze Reihe höchst optimistischer Annahmen eintreffen.



          Und auch eine Publikumsbeschimpfung kann ja durchaus einem aufklärerisch, pädagogischen Ziel dienen, setzt aber eben so etwas wie Narrenfreiheit vorraus. Und, dass dieses Publikum, das in dem ganzen Drama eben selbst Akteur ist, die die da schimpfen und warnen, bepöbeln und ausbuhen ändert eben nichts daran, dass der Saal längst lichterloh in Flammen steht und es dann doch klüger wäre sich nach einem Notausgang umzusehen, statt sitzen zu bleiben und den nächsten Akt des alten Stücks zu fordern.

          • @Ingo Bernable:

            Alles richtig, die Hütte brennt.

            Und es ist bisher noch nicht gelungen, glaubwürdige Schritte in die Wege zu leiten, den Brand zu löschen oder doch zumindest seine Ausdehnung zu begrenzen.

            Für Optimismus sehe ich keinen Grund, aber zum einen stirbt das possierliche Tierchen namens Hoffnung bekanntlich zuletzt und zum anderen kann die ganze Malaise eine Dynamik entfalten, deren Wucht oder Stärke nicht abschätzbar ist.

            Die Zeiten sind ja so, dass ein halbes Jahr ein Zeitraum geworden ist, in dem sich sehr viel ändern kann.

            Das Beispiel von FFF hat mittlerweile Staub angesetzt, dennoch bleibt das Faszinosum einer Bewegung, die auf eine einzige Person zurückzuführen ist.

            Es liegt also etwas in der stets zu warmen Luft. Es können Dinge passieren, die man noch nicht ahnt.

            Fängt man an, darüber nachzudenken, läuft der Möglichkeitssinn heiß.

            Und dem Publikum muss vielleicht im Stil des epischen Theaters zugerufen werden:

            "Glotzt nicht so romantisch, macht was."

            Und bei aller Kritik, das tut die letzte Generation.

  • Der Vorsitzende der Deutschen Umwelthilfe berichtet von sich häufenden Morddrohungen. Das untermauert Dellwos Artikel.

  • Ich glaube, was RAF und letzte Generation gemeinsam haben, ist auf einer psychologischen Ebene die Selbstüberschätzung, mit der sie sich über demokratische Prozesse und Mehrheiten in der Bevölkerung hinwegsehtzen, die Vorstellung mit Gewalt Probleme lösen zu können, ohne echte Lösungsansätze zu haben. Wahrscheinlich auch die verblendete Verzweiflung angesichts schwerwiegender Probleme, wobei ich da die letzte Generation noch eher verstehen kann, als die RAF im relativ sozialen Wohlstandswestdeutschland der siebziger oder achtziger Jahre.

    Der wesentliche Unterschied ist die Qualität der Gewalt. Sich auf eine Straße zu kleben, ein Glasscheibe vor einem Kunstwerk zu beschmieren hat nichts damit gemeinsam, Menschen zu erschießen. Hoffentlich bleibt es dabei, die RAF hat auch mit Puddingattentaten angefangen

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Ruediger:

      Die letzte Generation fordert, dass sich die demokratischen Prozesse ändern. Es sollen Bürgerräte ausgelost werden, die dann politische Instrumente erarbeiten.



      Das ist etwas völlig anderes, als sich über demokratische Prozesse hinwegsetzen zu wollen. Angesichts dessen, dass allen demokratischen Institutionen eine totalitäre Tendenz innewohnt, ist ein Prozessfetischismus mehr als unangebracht, er ist demokratiefeindlich.



      Der Bundestag würde sich schließlich kaum selbst abschaffen, selbst dann nicht, wenn eine Bevölkerungsmehrheit ihm durch Nichtbeteiligung an der Wahl die demokratische Legitimation entzöge und rätedemokratischen Institutionen das Vertrauen aussprächen.



      www.youtube.com/watch?v=dxA0QiQKehM

    • @Ruediger:

      Genau, wenn man die trüben Tassen schon mal im Vorfeld gnadenlos und geschichtsvergessen mit allen möglichen Vergleichen kriminalisiert, dann sitzen die im Knast, bevor sie jemanden totkleben können. WIe die Diskussion so läuft, bin ich echt verwundert, dass noch niemand die Nazis genannt hat

  • Mal am Rande bemerkt...



    Die LG nehmen sich u.a. Kunstwerke vor - leider die falschen!

    Die alten Meister sind z.T. unter prekären Umständen entstandene Werke, von denen der Maler damals noich nicht ahnen konnt, was sie mal wert sind.

    Die LG sollten sich lieber die dekadente Kunst der Neuzeit vornehmen; Skulpturen, Gemälde, etc., die nichts relevantes darstellen, der Künstler eine Botschaft "hineinlegt" und nur deshalb hoch gehandelt wird, weil er entsprechende "Sponsoren" auf dem Kunstmarkt hat, die diese "Kunstwerke in den Himmel heben.

    Und da kommen dann Sachen zustande, die plötzlich irrwitzige Summen aufrufen, in Wirklichkeit aber noch nichtmal das Arbeitsmaterial wert sind.

    Es läuft sowieso grundsätzlich etwas falsch in unserer Welt, alleine die Riesensummen Geld, die für



    - Sportler (Stichwort: Berater)



    - unnötige Rüstung



    rausgeworfen werden, oder 44 Milliarden von Musk, die er für Twitter rausschmeisst!!!

    Da wirds mir schlecht, wenn ich dran denke, was man mit dem Geld alles anfnagen könnte.

    • @Juhmandra:

      Die "alten Meister" des Expressionismus,Pointillismus,usw. waren in ihrer Entstehungszeit die "jungen Wilden",deren Werke vom etablierten Kunstbetrieb auch als "noch nichtmal das Arbeitsmaterial wert" betrachtet wurden!



      Und das das Porträt einer jungen Frau der Renaissancezeit, heutzutage als Inbegriff der Malerei gilt und dazu noch Millionen wert ist ,erschließt sich mir in letzter Konsequenz auch nicht.



      "Kunst"und Vermarktung gehen doch schon seit Jahrhunderten Hand in Hand. Sei es nun als Auftragsmalerei , z.B. die Porträtmalerei ,mit denen die Maler ihr täglich Brot verdienten und die noch zum (Kunst)Handwerk zu rechnen ist, oder als "Kunst an sich",welche dann zur Kunst als Wertanlage führte.

    • @Juhmandra:

      Abeg jetzt bitte nicht mit entarteter Kunst kommen! Kunstmarkt von Kunst bitte peinlichst trennen. Es geht doch darum, dass sich bei der symbolischen Zerstörung eines van Gogh alle Welt aufregt, während die Zerstörung der Erde hingenommen wird, weil, naja geht halt nicht anders.

    • @Juhmandra:

      Die alten Meister sind ein perfektes Spiegelbild der Verwertung der Welt: Die, die den Wert geschaffen haben, haben nichts von der Verwertung. Die Verwertung gilt rein denen, die die Werte in ihren Besitz gebracht haben.

      Und die alten Meister sind hinter Glas, eine Analogie für die Unerreichbarkeit für die Normalbevölkerung.

      Passenderweise ist es das Glas, das angegriffen wird.

  • Herr Dellwo versteht, wie schon 75, Personen und Situation nicht. LG bekämpft nicht den Kapitalismus. Sie fordern das 9 € Ticket und Tempo 100 auf deutschen Autobahnen - als Symbole der Veränderung zu klimaschonenderer Lebensweise. Die Form des Wirtschaftens ist davon überhaupt nicht berührt.

  • Es wäre sinnvoller, wenn langsam eine Panik wegen des Klimawandels aufkäme, anstatt eine (künstlicher) Panik wegen der Protestierenden.

    Panik hilft durchaus oft nicht, aber eine beginnende Panik könnte die Bereitschaft der Politik und Gesellschaft verbessern, endlich etwas gegen den Klimawandel zu tun. Anstatt weiterhin auf einem Recht auf Fleisch zu pochen, gehört dazu auch und mit am ersten die pflanzenbasierte vegane Ernährung.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      Moral ist kein Ersatz für Politik.

  • Ehrlich gesagt, finde ich die Diskussion um diesen Begriff von vorn bis hinten ziemlich daneben.

    Dass sich die BILD, Rechte und konservative Spießbürger darauf stürzen und die Sache aufblasen, war kaum anders zu erwarten.

    Aber es war Tadzio Müller, der in einem Spiegel Interview diesen angstgbesetzten Terminus -nicht ohne Kalkül- in den Raum gestellt hat.

    In verschiedensten Artikel auch hier ( taz.de/Klimabewegu...ne+gr%C3%BCne+raf/ ) wurde dann ziemlich sinnbefreit die Frage aufgeworfen, ob man "grüne RAF" benötigt. Natürlich ohne Gewalt gegen Menschen und so.

    Im Ernst. Wer eine Organisation, deren Namen untrennbar mit Terror, Bombenanschlägen und Dutzenden Morden in Zusammenhang mit notwendigen Klimaprotesten ins Spiel bringt, der hat entweder keine Ahnung vom Thema oder will bewußt zündeln.

    Die letzte Generation mit der RAF zu vergleichen und harte Gesetzesverschärfungen zu fordern ist natürlich völliger Nonsens.

    Aber ich halts auch für absolut falsch, diesen verqueren Begriff immer wieder ins Spiel zu bringen und sogar noch einen, wegen Mordes verurteilten Ex Terroristen dazu kommentieren zu lassen.

    • @Deep South:

      Danke dafür!

  • Auf den Punkt gebracht.

  • Ich finde den Vergleich RAF/LG erhellend. Die Reaktion eines signifikanten Teils der Gesellschaft ist in ihrer Hysterie tatsaechlich qualitativ vergleichbar. So wenig braucht es dazu heute, und so weit geht der Anspruch der 'Mehrheit' auf Diskurshoheit: "Die, die Macht haben, möchten auch die Moral des Widerstands besitzen."



    Da kann man der LG nur zugestehen: touché.

    • @Delphina Jorns:

      Ein signifikanter Teil der Bevölkerung? Wo ist der? Die RAF/LG-Synonyme wurden doch von Medien aufgegleist, der stärkeren Skandalisierung wegen. Und bevor ich einem ExRAFler eine Stimme gebe, würde ich Menschen aus der vielbescholtenen Bevölkerung zu Wort kommen lassen. Sonst dreht sich alles nur im Kreis.

  • Lieber Herr Dellwo, eine der besten Zustandsbeschreibungen, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Wir haben uns eine Welt geschaffen, in der Orwells “1984“ und Huxleys „Schöne neue Welt“ miteinander verwoben sind. Das Nachdenken wurde uns aberzogen. Und mit Emotionen sowie der Angst lassen sich Massen vortrefflich steuern. Wir Alten haben es vergeigt. Die Jungen Menschen wachen gerade auf und ich verneige mich vor deren Mut.

  • Natürlich erzeugt die Person des Autors wieder erhöhte Aufmerksamkeit zum Thema. Aber inhaltlich unlogisch und abstrus.

    • @alterego:

      Ob es nicht gerade darum geht? Nachtigall...

    • @alterego:

      Ihr Kommentar ist ziemlich abstrus - sozusagen Quatsch und unnütz

  • Danke für den Artikel



    Danke LG - und FFF allen tollen jungen Leute



    Das ist euer Verdienst, ohne Euch wären wir verloren.

    Klar: Das Verbrechen(die verbrecher/die Teroristen sind Autlobbyisten und -fahrer, die keine Rettungsgasse bilden, die nicht 100 km/h fahren und endlich in der Politik durchbringen. Sie nehmen diese Toten billogend in Kauf.

    Aber NIEMALS idie Überbringerinnen dieser schlimmen Nachrichten

    Und jetzt auch noch diese Hetze und der respektlose und unverantwortliche psychische Druck auf diese mutigen jungen Leute, Das ist nicht nur respektlos, sondern würdelos und ein Verbrechen an der psychischen Gesundheit dieser jungen Menschen...



    Claudia Roth hast du dir das mal überlegt? Was du mit deiner bemerkung anrichttest.



    Dieser verf* Kunstbetrieb ist die Krönung der Kapitalismus-Fratze und du lässt dich da instrumentalisieren, uf dem roten Teppich. Pass auf, dass du nicht nur dein Lebenswerk kaputt machst.

    Weißt du nicht mehr wie auf uns die Wsserwerfer losgegangen sind.? Poltiker, die ihre jungen Leute bedrohen (mit dem Rechtsstaat, mit Diffamierungen mit gemeingefährlichen Anschuldugungen. etc etc.) sind die ewig egstrigen und die alte-weiße-Männer-Politik, wie im Iran, Russland etc.

    Und da willst du dich einreihen?



    Claudia, kannst du mir mal sagen, wie du zu dieser Behauptung kommst - ...es schadet der Bewegung - Das ist einfach schlimmer Quatsch.



    Ich erwarte von dir eine Richtigstellung

    Ich weiß noch genau den Kipppunkt der Grünen, als es schick wurde sich schick zu amchen - durfte / darf man das??? NEIN



    @Claudia Roth: NEIN! - was ist passier, dass du so einen Satz sasgst - der ist einfach gefährlicher Quatsch.

    Der Friede des Falschen...

    • @Evelyn Schwirkus:

      Danke, genau so.

    • @Evelyn Schwirkus:

      Autofahrer die nicht 100 fahren sind Verbrecher?



      Das ist echt harter Tabak, den sie da verbreiten. Mit solchen drastischen Aussagen verhärten sie die Fronten statt sie zu vereinen. So findet man nicht zusammen, das ist wie vorsätzlich spaltender Trumpismus - nicht Zielführend.

      • @Rudi Hamm:

        Menschen die nicht bereit sind von ihren Bequemlichkeiten nur ein wenig runterzugehen, langsamerfahren oder so, die sind diejenigen die an der Misere schuld sind, nicht die die sich festkleben. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen.



        Was soll das das du dich an dem Wort "Verbrecher" so aufhängst?

      • @Rudi Hamm:

        Übrigens: Ja im Strafrecht gibt es nur Vergehen und Verbrechen ...



        ebenso unterlassenen IHilfeleistung - die Verkehrstoten, die Klimatoten ...

        Das muss man eigentlich einem kalr denkenden nicht erklären, deine Frage ist einfach gemein und populistisch wie T**

      • @Rudi Hamm:

        Ich finde deine Antwort beschämend - du sitzt im Glashaus..



        Du springst genau auf den Zug auf, den du wohl mit Trumpismus meinst - mit solchen Äußerungen wirst du vom Bock zum Gärtner, der alles zertrampelt.

        What Paul says about Peter tells us more about Paul than about Peter

        • @Evelyn Schwirkus:

          Interessant. Wenn jemand Autofahrer die schneller als 100km/h fahren zu Verbrechern erklärt, dann stimmt ihr zu.



          Wenn ich sage, dass ich solche pauschalierten Vorwürfe spaltend finde, dann macht ihr mich zum Populisten.



          Eines waren die Antworten in jedem Fall, ein Beleg dafür dass die Spaltung schon weit vorangeschritten ist.

          Eines kann ich daraus schließen: Bei solchen Fronten wie hier wird es nie einen Konsens geben. Und wo es keinen Konsens gibt, gibt es keinen Fortschritt im Klimaschutz, den wir aber dringendst brauchen.

          Und zur Klarstellung: Trump ist eine Katastrophe!

          • @Rudi Hamm:

            Na ja, ich kann Evelyn und dich beide gut nachvollziehen. Reden wir übers konkrete Leben, ein Beispiel: Ich fahre seit 30 Jahren kaum Auto (und auf dem Land ohne ÖPNV würde ich mir ein Elektromoped zulegen). Aber wenn ich zur Pflege Angehöriger gelegentlich aufs Land muss, fahre ich Auto, auch mal 140 bergrunter (wobei ein Tesla in minus drei Sekunden auf Hundert kommt, also alles fast dasselbe in Nickel und Alu).

            Ich versichere aber hoch und heilig, dass ich sofort auf die Bremse meiner Blechkiste trete, sobald sich mir von hinten ein schnelles, teures Auto nähert (ich meine jetzt nicht jene Rettungswagen, die man viel zu selten sieht - Rettungswagen, welche den Verkehr stoppen und so die Erde retten).



            Ist das nicht das wahre Problem (siehe Jim Hawkins): Dass wir vor lauter eigenen Problemen, eigenen Bäumen den Regenwald nicht mehr sehen?

  • Nö, die Klimakatastrophe höchstselbst wird dem Kapitalismus den Garaus machen.



    Wer jetzt für Klimaziele kämpft, verlängert bewusst das Elend.

    • @Ceebee:

      Haha - schön die alte Kamelle von Lenin und dem Bettler umgedichtet!

  • Der Letzte macht's Licht aus!

  • Spannend. Wenn ich nicht wüsste, dass hier von Deutschland die Rede ist, ich könnte es nicht erkennen. Liest sich so, als wären hier alle geknechtet, könnten nicht wählen und es gibt nur wenige, die die Macht haben und alles in einem großen Plan bestimmten. Lediglich an einer Stelle klingt als Erklärung die Plattitüde des "goldenen Käfigs" ("Belohnt werden sie mit Konsum und Scheinfreiheiten ...") durch.

    Somit eine Mischung aus "Verschwörungstheorie" und "Alle dumm außer ich".

    • @Strolch:

      Also, Alle dumm außer mir trifft ja eher nicht zu. Dass es heute praktisch keinen Lebensbereich mehr gibt, der nicht irgendwie profitorientiert beackert wird, ist ja unter halbwegs kultivierten Menschen weithin bekannt. Dass Ihnen so eine Behauptung so fremd vorkommt...?!

    • @Strolch:

      Versuchen sie doch mal aus dem System auszusteigen. Wird immer schwieriger. Freiräume werden immer weniger, weil fast alles irgendjemandem Gehört. Die allgemeinen Kosten steigen und somit auch der Zwang sich am Kapitalismus anzupassen. Wir werden immer mehr in Abhängigkeiten getrieben. Selbst die Verschiebung der gesetzlichen Altersvorsorge hin zur privaten, macht und vom Wohl des Kapitals abhängig. Die Interessen des Kapitals werden zunehmend zu unseren Interessen gemacht. Resultat ist die Hysterie weil sich Leute auf die Straße kleben um auf Missstände aufmerksam zu machen, die Zeigen das das System so nicht funktioniert. Für sie gar eine Verschwörungstheorie. Freiheit ist was anderes.

    • @Strolch:

      "Alle dumm außer ich" ← er schreibt hier über Gruppen, die dagegen aufstehen. Das ist also eine unpassende Zuschreibung.

    • @Strolch:

      @STROLCH Mir wäre es ja ganz recht, wenn das alles nur eine Verschwörungstheorie wäre. Aber 30 Jahre Erfahrung als Ingenieur (Urbanist) zeigen mir, dass Wissenschaft und und Technik nur Gehör finden, wenn sie das 'weiter so' und das 'noch mehr für mich' bedienen. Dazu benötigt es keine 'Wenigen, die die Macht haben' und kein Verbot von Wahlen. Es reicht, wenn die Strukturen bis hinunter zum kleinen Amtsleiter und zum Ausschussmitglie in der Kommunalpolitik die notwendige Veränderung aufhalten.



      Und von wegen 'Alle dumm': Mitnichten, aber mit Intelligenz alleine ist der Blockade gegen den Wandel nicht beizukommen.

  • Danke.