piwik no script img

Weltweite HungerkriseFleischverzicht gegen Putin

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Europäer verfügen über eine gewaltfreie Waffe gegen Putins Russland: weniger Fleisch essen. Doch leider nutzen sie sie nicht. Wie schade.

Wertvolles Getreide wird an Tiere verfüttert Foto: Frank Hoermann/picture alliance

G etreide ist knapp und teuer. Millionen Menschen wissen kaum noch, wie sie sich ernähren sollen. Die Not trifft Sri Lanka genauso wie Ägypten oder den Libanon. Für den Westen steht schon fest, wer schuld ist: Putin. Er würde „den Hunger als Waffe“ missbrauchen, indem er die Getreideexporte der Ukraine blockiert.

Natürlich ist nicht zu bestreiten, dass Putin ein zynischer Despot ist. Trotzdem wäre es zu einfach, den weltweiten Hunger als eine Art bedauerlichen Kollateralschaden des Ukrainekrieges abzuhaken. Der Westen ist nicht machtlos. Stattdessen wäre es sogar ganz einfach, den Getreidenotstand abzuwenden: Man müsste nur weniger Fleisch essen.

In der Werbung stehen Kühe zwar immer auf grünen Wiesen, aber in der schnöden Wirklichkeit fressen die meisten Nutztiere kein Gras, sondern Getreide und andere Futtermittel. Mindestens die Hälfte des EU-Getreides landet in Tiermägen. Dieser Umweg ist eine extreme Verschwendung, denn es können bis zu zehn Getreidekalorien nötig sein, um eine einzige Fleischkalorie zu erzeugen. Schließlich müssen die Tiere erst einmal am Leben bleiben, bevor sie Gewicht ansetzen können. Das kostet Energie.

Der maßlose Fleischkonsum hat abstruse Konsequenzen: Das reiche Europa ernährt sich auf Kosten der restlichen Welt. Die Umweltorganisation WWF hat ausgerechnet, dass die EU 11 Prozent der verzehrten Kalorien und 26 Prozent des Proteins importiert.

Fleischkonsum ist gefährlich – für Gesundheit und Klima

Die Europäer würden nicht leiden, wenn sie weniger Fleisch konsumierten. Im Gegenteil. Das viele Fleisch macht krank. Unter anderem begünstigt es Darmkrebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme, Nierenversagen, chronische Entzündungen, Arthrose und Rheuma. Besonders gefährlich ist verarbeitetes Fleisch, also die geliebte Wurst. Sie ist so tödlich wie Nikotin – sagt die Weltgesundheitsorganisation.

Derzeit essen die Deutschen im Durchschnitt 60 Kilo Fleisch pro Jahr. Verträglich sind aber nur maximal 15 Kilo, macht 300 Gramm in der Woche. Es wäre also eine Win-win-Situation, wie es auf Neudeutsch heißt: Wenn die Europäer an ihre eigene Gesundheit dächten, könnten sie genug Getreide freischaufeln, damit sich die Menschen im Globalen Süden nicht mehr um ihr tägliches Brot sorgen müssen.

Nebenbei würde es auch dem Klima helfen, wenn der Fleischkonsum sinkt, denn eine ausgewachsene Kuh stößt pro Tag rund 300 Liter Methan aus. Dieses Treibhausgas ist etwa 25 Mal so schädlich wie das CO2.

Doch der eigene Konsum ist in Europa sakrosankt. Über Verzicht darf nicht geredet werden, selbst wenn er die Gesundheit fördern würde. Das ist völlig unverständlich, denn für Putin wäre es eine strategische Niederlage, wenn er die Macht über die weltweiten Getreidemärkte verlieren würde. Die Europäer verfügen über eine gewaltfreie Waffe und nutzen sie nicht. Wie schade.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
Mehr zum Thema

54 Kommentare

 / 
  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.   

  • Es haben ja nur Wenige verstanden bzw. ganz Viele verdrängt: Mitteleuropa ist auf dem Rückweg: Letztlich werden es sich Landwirte nicht mehr leisten können, für ihr hochgezüchtetes Vieh Futter von außerhalb zu importieren. Wir merken das ja schon am Weizenpreis. Aber die größere Grausamkeit besteht darin, dass die Kaufkraft hierzulande sinkt, weil Importe zu teuer werden und Exporte nicht mehr dazu führen, dass unser Lebensstandard gehalten werden kann, wenn unsere Produkte mit einem schwachen € auf dem Weltmarkt verramscht werden. Das führt ja dazu, dass wir mit unserer Arbeit weniger Werte erwirtschaften können. Die Landwirte sind ja schon immer die letzten einer Kette gewesen, wenn es darauf ankam, die Lebensmittelpreise in Deutschland möglichst günstig zu halten, damit die Löhne nicht noch höher ausfallen müssen. Da wir hierzulande keine geplante Wirtschaft haben nach dem Motto: 'Wie können wir erreichen, dass möglichst wenige hungern müssen' und da hat der Anbau von Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Obst etc. eindeutig die besseren Karten, werden insbesondere die kasernierten Rinder- und Schweinehaltungsbetriebe in diesem Wettbewerb das Nachsehen haben (die Schafzucht wird schon allein wegen der ständig zu erhöhenden Deiche überleben können). Der Schlachtruf dürfte eher auf ein 'Tafel für alle' hinauslaufen als Teil einer gemeinwohlorientierten Wirtschaft, falls es gut läuft und eine Tierhaltung wie bisher passt da sowieso nicht mehr.

  • Naja, die alte Leier mit dem Appell an das Individuum. Bin selbst seit 9 Jahren Vegetarier, aber es erscheint mir zwar nach wie vor richtig solche Artikel zu verfassen und immer wieder auf diese Option hin zu weisen. Andererseits sehe ich gerade im Bezug auf Ressourcenverschwendung eigentlich primär die Regierung in Verantwortung. Es ist doch wie immer: Alles was erlaubt ist, wird auch gemacht

  • Was machen wir nicht alles um Putin abzustrafen. Wir frieren, verzichten auf Fleisch, und verlieren unser Geld. Alles im Interesse der Ukraine.

  • "Für den Westen steht schon fest, wer schuld ist: Putin. Er würde „den Hunger als Waffe“ missbrauchen, indem er die Getreideexporte der Ukraine blockiert."

    OMG, die Schuldfrage an den Auswirkungen der Blockade der Getreideexporte tragen also die Kartoffeln mit ihrer Schnitzelbeilage.



    Irgendwie peinlich dieser Move.

    Est mehr Kartoffeln statt Nudeln!

  • Der Zusammenhang, den die Überschrift suggeriert, existiert so natürlich nicht. Selbst wenn entsprechende Veränderungen heute begonnen würden, ist Putins Leiche längst vermodert, bevor die Auswirkungen im globalen Süden relevant würden.



    Wünschenswerte Ideale werden so ganz allgemein durch unredliche Argumentation und verfälschendes Zitieren (Nikotin) eher selten erreicht, und das Predigen von Verzicht hat in der Menschheitsgeschichte bisher auch nicht oft funktioniert - außer für ein paar von den Predigern, versteht sich.

  • Ja Ja die Oliv-Grünen



    Erst EUR 2,50 für den Sprit



    Dann Aufwärmhallen für die Omis



    dann



    Kohle-Strom für die ewig Fortschrittlichen



    Blos nicht Gas oder gar Kernenergie

  • Zuerst einmal, bitte den verlinkten Artikel richtig zitieren, "Sie ist so tödlich wie Nikotin" steht da nicht drin, sondern daß stark prozessierte Fleischprodukte so tödlich wie Rauchen sein sollen. Da ist sicher auch was dran, denn da wird häufig Nitritpökelsalz verwendet, welches im Körper zu Nitrosaminen umgebaut wird.



    Der Ansatz des reduzierten Fleischkonsums ist auf jeden Fall richtig, aber ganz ausschließen würde ich ihn nicht, da man mit Weidetieren immer noch Flächen für die Nahrungsproduktion erschließen kann, die für andere landwirtschaftliche Nutzung ungeeignet sind (zusätzlich zum teilweise auch landschaftspflegerischen Aspekt). Außerdem gibt's den menschlichen Nachwuchs, der manchmal auch noch von den Drüsenprodukten diverser Paarhufer abhängig ist, wo am Ende auch noch das eine oder andere Stückchen Fleisch für die Suppe abfällt.



    Jedoch benötigt eine derartige Umstellung einen größeren Zeitraum und auch das als Futter angebaute Getreide ist weniger für die menschliche Ernährung geeignet, so daß ich eine Wirkung auf die gesamte derzeitige Situation eher für illusorisch halte.

    • @Wurstfinger Joe:

      Das mit dem längeren Zeitraum ist richtig. Man denke nur an die Bauern, denen man lange erzählt hat, alles werde gut, wenn sie nur mehr Tiere hielten. Gerade Schweinehalter sind derzeit in einer mehr als prekären Situation. Und das sind nicht alles "böse Großkonzerne".



      Falsch ist allerdings, dass Babys manchmal auf Kuhmilch o.Ä. angewiesen sind, da es entsprechende Produkte in gleicher Qualität auch auf pflanzlicher Basis gibt.



      Außerdem ist es fraglich, ob wir tatsächlich auf die Erzeugnisse aus Weidehaltung angewiesen wären, wenn wir die fruchtbaren Flächen alle für den Anbau pflanzlicher Nahrung verwenden würden und nicht z.B. wie in Deutschland zu etwa 70% für Tierfutter. Es wäre aus Gründen der Biodiversität bei mancher Weide wahrscheinlich auch kein Schaden, sie einfach eine Wiese sein zu lassen.



      Summa summarum muss man einfach festhalten, dass die Herstellung tierischer Produkte verglichen mit pflanzlichen Produkten im Allgemeinen extrem ineffizient ist. Und da haben wir die ethischen Aspekte der Tierhaltung noch gar nicht angesprochen...

    • @Wurstfinger Joe:

      Wenn Wurst "so tödlich wie Nikotin" wäre ,hätte sich das Problem schon längst von selber erledigt. Es hat schon seine Gründe ,warum auch Kautabak nicht geschluckt wird. Umgekehrt ist reines Nicotin nicht kanzerogen ,in den Mengen die man durch Rauchen,Schnupfen,etc. zu sich nimmt wirkt es stimulierend ,ähnlich wie Koffein und ist auch nicht schädlicher.



      Das Problem beim Tabakrauch sind die ganzen anderen Stoffe, die man noch so aufnimmt.

    • @Wurstfinger Joe:

      Ja, richtig, ...benötigt eine derartige Umstellung einen größeren Zeitraum. Das sollte aber eher ein Argument sein, besser heute als morgen damit anzufangen...

  • Die Verträglichkeit von Fleisch wurde sogar von 300g auf 150 g pro Woche gesenkt, um keine Risikofaktoren zu aktivieren. Für Deutschland wurde aber zeitgleich ein Wert von 600 g pro Woche von der Fleischindustrie vorgeschlagen. Guten Appetit.

  • Ja, Frau Herrmann. Sehe ich genauso. Wir ärgern uns zu Recht über Putins Verhalten, vergessen allzuleicht jedoch, wieviel die aktuelle Misere auch mit unserem etwas zu tun hat.

    Das vertrackte ist: wenn jemensch in der Politik darauf hinweist, wird er von einer absurden Allianz aus Lobbies, Ewiggestrigen und derer, die auf dieser schmutzigen Schaumkrone surfen niedergetrampelt.

    Wie kriegen wir die notwendigen Veränderungen hin? Oder müssen wir erst gegen die Wand fahren?

  • @MARC T.

    Gegen Ihren Fusspilz hätt' ich was. Auch die freundliche Hausärztin bei Ihnen um die Ecke kann helfen (wär' ich Sie, würd' ich mich für zweiteres entscheiden).

    Gegen Ihre Widerstände, sich mit Veränderung zu befassen ist, fürchte ich, kein Kraut gewachsen 🤷

  • Tierhaltung/Fleischkonsum als Feindbild ist ja nicht neu, aber dafür den Ukraine Krieg zu instrumentalisieren ??



    In Deutschland werden Backwaren die auf ca. 400000 ha angebaut wurden, weggeworfen ( www.wwf.de/themen-...nser-taeglich-brot )da kann man natürlich nichts ändern.



    Der Weltweite Nachernteverlust von Getreide beträgt je nach Ländern 5 - 15 %, da kann man natürlich nichts ändern.

  • Was habt Ihr Journalisten nur immer gegen das Fleisch essen. Die Zeilen können Sie sich in Deutschland locker sparen. Fleisch essen ist ein Zeichen von Wohlstand und das wollen viele erreichen und nicht aufgeben.

  • Ein gewitzter Gedanke!



    Bringt mich zum Schmunzeln...



    Der Weg zur Weltrettung bleibt spannend.



    Nach 30 Jahren Vegetarier konnte ich beobachten, dass die Verbraucher durch Nachfrage Bio und Veggie bis in den Discounter gebracht haben - und die Nachfrage steigt.



    Bei Nachfrage nach Photovoltaik übersteigt die ja gerade deutlich das Angebot.



    Wir sind doch auch eigeninitiativ zu Einigem fähig.



    Manchmal geht es etwas langsamer, manchmal ganz fix.



    Nach Jahrzehnten Kampf gegen Atomkraft wäre es allerdings schön, wenn der jetzt mal endet.



    Die Pausenclowns sollten endlich mal von der Bremse und sich an zukünftigen, regerenativen Energien orientieren.



    Wer auch zukünftig Arbeitsplätze in Deutschland will, sollte sich nicht an Schnarchnasen wie Meckermerzi oder dem Windkraftverhinderer Söder orientieren.



    Und wer als Bauer Wind müllert, kann daneben noch schön ein paar Kälbchen grasen lassen...

  • Denke nicht das , dies was bringt. Ebenso wenig wie unser Ölboykott oder all die Sanktionen. Das freut nur alle anderen Länder. Indien kauft das Öl billig von Russland, china das Gas , Länder in Afrika das russische Getreideetc. Alle Länder ausserhalb EU machen Ihre Geschäfte und freuen sich, das wir diesen Weg gehen! Nicht falsch verstehen ich befürworte die Sanktionen gegen Russland sie sind leider nutzlos und so wird es auch mit dem Fleischverzicht sein…..

  • Absolute Zustimmung.

    Nun, auf Fleisch verzichte ich seit einer Reihe von Jahren. Die armen Viecher tun mir einfach zu leid.

    Leider sind es nicht nur die Deutschen oder Europäer, die zu viel Fleisch essen. Die Amerikaner liegen bei weit über 100 Kilo Pro Kopf, so Australien.

    Und China hat den weltweit größten Fleischkonsum.

    Übrigens geht die Hälfte des hier erzeugten Fleisches nach China.

    Und der Globale Süden holt auf:

    Das größte Wachstum des Fleischkonsums wird in den Ländern des Südens stattfinden. Der Industrieländerorganisation OECD zufolge steigt die Nachfrage dort bis 2028 vier Mal mehr als in den Industrieländern.

    Allerdings von einem jetzigen Stand von etwa 17 Kilo pro Kopf.

  • 9G
    93851 (Profil gelöscht)

    Als ob Putin sein Getreide, wie auch sein Öl und Gas nicht woanders los werden würde und wird!

    Langsam geht's mir auf den Senkel, ganz unabhängig davon, dass Fleisch ja schon fast wie Gift "gehandelt" wird, dass Massenproduktion verbunden mit ebensolcher nicht artgerechten Tierhaltung schlimm ist usw.

    Fehlt noch, dass "Senf essen gegen Putin" als nächste vermeintliches Sanktionspaket "auf den Tisch kommt".

    Die Einschränkungen ereilen uns ohnehin und zukünftig weitaus heftiger als sehr vielen Europäern lieb sein wird. Man muss nicht auch noch aus Fleischkonsum eine angebliche Waffe gegen Putin"basteln".

    Der lacht sich doch eh schon schlapp über den Westen. Grund genug hat er, denn deutsche bzw. europäische Sanktionen kommen als Bummerang nach Deutschland /Europa zurück! Letzteres war doch vorherzusehen.

    Nur komisch, dass Atomstrom mittlerweile "grün ist", oder Herr Habeck? Dann brauchen Sie schonmal kein schlechtes Gewissen haben, wenn demnächst Frankreich den hierzulande fehlenden Energiebedarf deckt, oder wie jetzt!?

    Alles schräg!

  • Das Problem dabei ist, dass ein massiver Fleischverzicht ähnliche wirtschaftliche Auswirkungen haben würde, wie ein Embargo auf russisches Gas.

  • "Die Umweltorganisation WWF hat ausgerechnet, dass die EU 11 Prozent der verzehrten Kalorien und 26 Prozent des Proteins importiert."

    Die EU hat letztes Jahr rund 20 Millionen Tonnen Getreide mehr exportiert als importiert. Die Fleischexporte betragen ebenfalls ein Vielfaches der Importe. Wir könnten problemlos ohne jegliche Importe alle hier konsumierten Viecher halten und mästen. Einzige Gründe für Getreide- oder Fleischimporte sind "woanders ist billiger" oder "in Argentinien sitzt der nächste Produzent, der mir nicht frisch geschlachtete Kuh als Steak verkaufen will"...



    Aber garantiert ißt das "reiche Europa" dem Rest der Welt nicht die Nahrung weg.

    Ps.: Die obligatorische Info, dass Avocado böse sind, weil sie mehr Wasser verbrauchen als Tomaten, fehlt ^^

  • Bundestagswahl 1980: ganzseitige Anzeige von terre des hommes zu Getreideimporten der EG aus v.a. Indien. Das gleiche Thema - Getreide für europäische Schweine statt hungernde asiatische Menschen. - Der Werte-Westen lässt grüßen und wundert sich über fehlende Zuneigung in Teilen der Welt.

  • Was bin ich froh, das Fr. Herrmann für die TAZ schreibt und hier immer wieder für verstörenden Sachverstand sorgt.

  • 8G
    83635 (Profil gelöscht)

    Die Frau Herrmann zu lesen ist jedesmal ein Genuß! Auf diesem Niveau gibt es wenige, zu wenige, viel zu wenige Journalisten und Kommentatoren! Mir scheint mit dem Propagandakrieg rundum die Ukraine sind allzu viele in die Journaille abgerutscht!

  • Danke Frau Herrmann für den Anstoß und Artikel! Wichtig zu ergänzen ist, dass mit 60 Kilo Fleischkonsum nur der Konsum von Landtieren gemeint ist. Allerdings essen die Deutschen im Schnitt zusätzlich noch 14,1 Kilo Fleisch von Tieren aus Gewässern.[1] Hierfür fischen schwimmende Fischfabriken auch die Meere vor Afrikas Küsten leer, sowie werden auch Nahrungsmittel bzw. große Mengen kleiner Fische für sogenannte Aquakulturen, Fischzucht verfüttert. Nicht bloß der Angriffskrieg Russlands sollte Anstoß sein, Tierproduktion zu verändern sondern auch die katastrophalen Auswirkungen der Tierproduktion und des Fischens auf Ökosysteme, Klima und letztlich auch auf die betroffenen Tiere und das Leid, was damit einhergeht. Wem das egal ist, sollte dann doch aus Eigeninteresse und Interesse für die (eigenen) Kinder die eigene Ernährung umstellen und dies auch politisch einfordern. Kollabieren der Ökosysteme bedeutet letztlich auch die Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlagen, der Wasser- und Nahrungsmittelversorgung.



    [1] de.statista.com/st...ch-in-deutschland/

  • Ahh! Der obligatorische vegane Gedanke. Fleischverzicht als Lösung aller Probleme. Wie konnte man das nur vergessen. Hilft auch gegen Corona, Warzen, eingewachsene Nägel und Fußpilz.

    • @Marc T.:

      Ah der notorische Fleischesser. Keine Gegenargumente, aber trotzdem am nörgeln.

    • @Marc T.:

      Schafft Veganismus eine Energiewende? Nein. Schafft Veganismus eine Mobilitätswende? Nein. Das ist auch gar nicht das Ziel von Veganismus. Ursprünglich und auch weiterhin ist er im Kern ein Ausdruck von Protest gegen Tierleid und ein Versuch, durch den Menschen verursachtes Tierleid zu vermeiden. Aktuell allerdings könnte vegane Landwirtschaft jedoch einen großen Teil zur Reduzierung von menschlichen Eingriffen in Natur und Klima beitragen. Denn vegane Ernährung und Abschaffung der Tierproduktion reduzieren die Treibhausgasemissionen und vegane Landwirtschaft bedeutete geringeren Flächenverbrauch und geringeren Austrag von Gülle und Pestiziden und weniger Vergiftung bzw. Belastung von Böden und Gewässern. Klima- und Ökosysteme würden infolge weniger belastet, weniger Tiere würden verdrängt, vergiftet und getötet. Veganismus wäre also ein konsequenter Schritt in die richtige Richtung. Löst dies alle Probleme? Nein. Wie auch, es betrifft die Landwirtschaft - dies aber in einem großem Umfang zum besseren - so denn die freigewordenen Flächen frei gehalten werden. An jenen Flächen könnten Wälder entstehen und Wildtiere in eingerichteten Reservaten leben. Damit wäre weder der Kapitalismus abgeschafft, noch bspw. Homofeindlichkeit überwunden. Es bleibt also viel verschiedenes. Ihre Polemik mag auf einzelne Stimmen naiver, bürgerlicher Veganer*innen zutreffen, im allgemeinen jedoch läuft sie ins Leere.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Marc T.:

      „Wenige Dinge auf Erden sind lästiger als die stumme Mahnung, die von einem guten Beispiel ausgeht.“ (Mark Twain - nicht MARC T.)

    • @Marc T.:

      Unsinn. Es geht um weniger Fleisch, nicht um gar kein Fleisch auf dem Teller.

      • @Konfusius:

        "Unsnn"

        Blödsinn. Es um die weltweiten Folge der Blockaden der Getreideexporte durch Russland.

        Weniger Fleisch essen ist aus diversen Gründen absolut wünschenswert aber keine gangbare Lösung gegen den akuten durch die Blockaden ausgelösten Hunger.

    • @Marc T.:

      Gegen Pandemien ja. Dann müssen wir nicht exotische Tiere essen, welche garnicht von uns gefressen werden oder in sonstiger Weise interagiert.

  • Am Rande: Laut Unstatistik des Monats ist Wurst nicht genauso gefährlich wie Nikotin. Genauer heißt es hier:

    „Was bedeutet es, dass Wurst in die gleiche Kategorie wie Asbest und Rauchen eingestuft wurde? Es bedeutet, dass man vergleichbare Beweise für die krebsauslösende Wirkung hat, nicht aber, dass das Krebsrisiko gleich hoch sei. Nicht alle Medien stellen dies richtig dar. Die Münchner Abendzeitung etwa erklärt ihren Lesern fälschlicherweise, dass Wurst genauso krebserregend sei wie Asbest, Alkohol und Zigaretten“

  • richtig kombiniert - aber nur mittelfristig zielführend und ohne Ansätze wie die wirtschaftliche Störung des Fleischmarktes gepampert wird.



    Zum Fleischreduzieren im Sinne der Entwicklungshilfe gehört auch ein Verbot von patentierten Samen und Abhängigkeiten zur Firma Beyer und dem Rest der Bande.



    Zumindest ist der Artikel ein guter Anstoß mit dem Fleischverzicht endlich anzufangen. Dann könnte es im Frühjahr durchaus seine Wirkung zeigen. Mindestens in der Gesundheit und im Geldbeutel der Durchstarter.

  • Vllt. mal aufhören, unter Entwicklungshilfe gen-modifiziertes Saatgut zu verkaufen, das nur einjährif wächst und die Bauern abhängig von den austeilenden Gesellschaften macht. Zudem mehr regionale, alte Pflanzen und Getreidesorten anbauen, die die Entwicklungshilfe durch Einfuhr von z.B. Weizen völlig verdrängt hat.

    • @Kirsten Tomsen:

      Erzählen sie das mal einem konservative en anleger, der u.a. Bayer-Aktien hält.

      "Das ist ein Angriff auf meine persönliche Altersversorgung.



      Da habe ich jahrelang schwer für gearbeitet."

      Oder so ähnlich...

    • @Kirsten Tomsen:

      Geht nicht. Das wäre nachhaltig und würde die Länder unabhängig machen.

    • @Kirsten Tomsen:

      Was Sie auch tun ist chancenlos bei dem Bevölkerungswachstum seit 1950.

      Afrika soll sich bis 2050 ja nochmal verdoppeln, wie ist mir schleierhaft.

      Wenn jetzt schon Hunderte von Millionen Menschen von internationalen Nahrungsmittellieferungen abhängig sind. Und die zumeist kargen Böden dort nicht mehr hergeben.

      Während die Wälder noch schlimmer abgeholzt werden als in Brasilien, wodurch die Böden erodieren und einfach weggeweht werden.

    • @Kirsten Tomsen:

      Vllt. trotzdem auch mal bei sich selber hinschauen, wenn man unter so einem Artikel kommentiert? Natürlich muss all das dringend seit Jahrzehnten geändert werden. Aber deswegen können wir trotzdem einfach weniger Fleisch essen, oder?

  • Fleisch war die Nahrung der Neandertaler.



    Entwickeln wir uns etwa zurück?



    Hat uns der Kapitalismus in seiner Raffgier, schnell effizient Profite zu erwirtschaften, darauf getrimmt, Proteine kompakt und schnell in uns reinzustopfen um dann noch schneller fett und bewegungslos zu sterben?

    Von dem Neandertaler haben wir nur zwei Prozent Anteil in unserem Genom, scheinbar mit steigender Tendenz. Auf jeden Fall isst der Mensch der Zukunft keine Tiere respektive unsere Mitlebewesen und lebt dadurch länger weil gesünder.



    Und warum sollte wertvolle Nahrung erst an Tiere verfüttert werden wenn man sie direkt verzehren kann und das noch dazu gesünder ist?

  • Der Artikel rennt bei mir offene Türen ein.

    Seit drei Jahren lebe ich vegetarisch mit Ausschlag ins Vegane.

    Angefangen habe ich aus gesundheitlichen Gründen und - siehe, staune, gute Laune - nach einem Jahr verbesserten sich alle Vitalwerte um wenigstens 20 Prozent.

    Das Gewicht um 10 Prozent und die Libido, hallo!

    Was also sollte daran falsch sein?

    • @Jim Hawkins:

      Ohne Fleischkonsum sinkt halt irgendwann der Östrogenspiegel.



      ;-)

    • @Jim Hawkins:

      Ein alter Aberglaube sagt, dass jedes Mal ein Seemann stirbt, wenn jemand sich eine Zigarette an einer Kerze anzündet.

      Heute lautet der Aberglaube, dass irgendwo ein Kind vor dem Hungertod gerettet wird, wenn man Gurken-Sesamsalat, Penne mit mit Champignon-Lauchrahm als Hauptspeise und zum Nachtisch Weißes Schokoladenmousse mit Beeren verputz ( lecker Speiseplan der taz-Kantine von heute, 13.7.22, taz.de/!106584/ )

    • @Jim Hawkins:

      Oh ja die Libido, hossa, anschließe mich!

    • @Jim Hawkins:

      Ich ernähre mich seit einem Jahr vegetarisch, meine Entzündungsmarker, Harnsäure und schlechtes Cholesterin sind stark gesunken und im unteren Normbereich.

      Ich esse weiterhin Milchprodukte und auch mal ein Bio-Ei, aber die bescheidene Qualität des Industriefleisches steht geschmacklich in keiner Relation zu den gesundheitlichen Nachteilen.

      Erstaunlicherweise lassen sich gerade omnipräsente Hackfleisch und Brühwurst-Produkte wunderbar durch vegane Dinge ersetzen, ganz ohne Rügenwalder oder Beyond Meat. Geschmacksträger sind sowieso Gewürze, Fett und oft Tomatenmark.

    • 9G
      93851 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Nichts.



      Aber alles wegen Putin?



      Demnächst soll man hier vielleicht gar nicht mehr duschen oder wie jetzt?

    • @Jim Hawkins:

      habe beste Werte, bin fit und habe Idealgewicht. 2-3 mal gutes Fleich die Woche, also deutlich weniger als der Durchschnitt. und viel Spass ung Genuss dabei. Das kann auch nicht falsch sein. Oder anders:das muss drin sein.

    • @Jim Hawkins:

      Klasse, dass Sie mit Ihrer Ernährungsumstellung auch gesundheitliche Verbesserungen erzielen konnten! Also ich kann nur bestätigen, dass die Auseinandersetzung mit dem Mensch-Tierverhältnis, mit der Klima- und Umweltproblematik und im Anschluss die Auseinandersetzung mit Veganismus als ein Schritt in die richtige Richtung und die entsprechende Umorientierung Richtung vegane Ernährung bei mir auch viel positives ausgelöst hat. Energievoller, bessere Haut, geringeres Völlegefühl nach Mahlzeiten usw.. Zudem kann mensch leckere neue Gerichte kennenlernen. Wenn mensch will, kann mensch sich damit beschäftigen, wo welche Nährstoffe drin sind und kann dann entsprechend die eigene Ernährung gesünder und bewusster gestalten. Ein Muss ist das aber nicht. Vegane Ernährung ist keine Wissenschaft. ;-) Was mensch aber unbedingt tun sollte, ist Vitamin B12 extra zu ergänzen.



      Wer Informationen über Gesundheit und Inspiration für die vegane Ernährung sucht, die*der kann diese bspw. auf der Seite der Veganen Gesellschaft Österreich finden. Die Informationen zur Gesundheit sind von einer diplomierten Ernährungswissenschaftlerin aufbereitet und entsprechend auf neuestem Stand und fundiert. Siehe:



      www.vegan.at/categories/gesundheit



      Wer mal vegane Ernährung ausprobieren möchte, der*dem sei die Aktion "Veganer Monat" empfohlen:



      www.vegan.at/monat



      Auch auf ProVeg (ehemals VeBu Vegetarier Bund) gibt es viele Informationen:



      proveg.com/de/ernaehrung/



      Wer sich tiefgehender mit veganer Ernährung auseinandersetzen will, der*dem sei das Buch vom Ernährungswissenschaftler Nico Rittenau empfohlen:



      www.vegan.at/inhalt/vegan-klischee-ade

  • Im Prinzip richtig, aber wie hilft das gegen putin? Kühe notschlachten? Tierhaltung sofort verbieten? Die Bauern sind schon auf der Straße - wegen weniger.



    Verbot des proteinimports? Ja, aber dann klagen die Exportländer.



    Erstmal anfangen, den Fleischexport von hier einschränken.

  • Der Fleischkonsum pro Kopf nimmt seit Jahren ab. Vielleicht nicht in ausreichendem Maß - aber so zu tun, als würde gar nichts passieren, als wäre das gar kein Thema für die Menschen, ist kontraproduktiv.

  • Folgende Szene - Ich kam heute aus einem dieser Discountmärkte. Neben mir am Fahrradständer ein fluchender Kunde. Er zeigt mir seine 500 Gramm Hack. "5 Euro, und dass alles nur wegen Putin. Wo soll das denn noch hinführen?" Fleisch ist bis zur Verzehrfertigkeit reine Energieverschwendung. Das wirkt sich zwangsläufig auf den Preis aus. Rohstoff- bzw. Getreideverknappung sind Kostentreiber. Der Markt regelt die Preise. Die Diskussion über zu hohen Fleischkonsum erledigt sich von selbst.

  • Ein absolut richtiger Gedanke, den Ulrike Herrmann artikuliert. Leider viel zu kompliziert für den Ochlos, der hierzulande in der Mehrheit ist. Für den gilt so ähnlich wie vor 2000 Jahren: carnem et circenses, Fleisch und Spiele.

    • @Michael Myers:

      Ich esse nur argentinische Rindersteaks, original aus der Pampa. Diese seit Jahrhunderten ökologisch gehaltenen Tiere kommen ohne jegliches künstlich erzeugtes Tierfutter aus.