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Wahlergebnis der GrünenIn der Realität gelandet

Die Grünen haben das Kanzleramt angestrebt – und bleiben weit hinter ihren Zielen zurück. In der Partei ist die Gefühlslage ambivalent.

„Wir wollten mehr, das haben wir nicht erreicht“, sagte Baerbock am Wahlsonntag Foto: Christopher Soeder/dpa

Berlin taz Als Annalena Baer­bock Mitte April in der Malzfabrik, einem Industriedenkmal in Berlin-Schöneberg, die Bühne betrat, schien alles möglich. „Ich möchte heute hier mit meiner Kandidatur ein Angebot machen für die gesamte Gesellschaft“, sagte die frisch gekürte Kanzlerkandidatin der Grünen.

Ein kurzer Hype begann. Baerbock lächelte von den Magazincovern, die Grünen schossen in den Umfragen nach oben und überholten sogar die Union. Eine grüne Kanzlerin, sie schien denkbar.

Verglichen mit diesen paar Traumwochen sind die Grünen am Wahlabend recht unsanft in der Realität gelandet. Rund 14 Prozent, das ist deutlich weniger, als sie sich erhofft hatten. Um 18.47 Uhr betreten Baerbock und ihr Ko-Vorsitzender Robert Habeck auf der Wahlparty in der Kreuzberger Columbia-Halle die Bühne. Alle sind da, die Rang und Namen in der Partei haben. Cem Özdemir, Renate Künast, die Hamburgerin Katharina Fegebank.

„Wir wollten mehr, das haben wir nicht erreicht“, sagt Baerbock nach dem obligatorischen Dank. Sie räumt Fehler zu Beginn des Wahlkampfes in der Kampagne ein – und auch eigene Fehler. „Dieses Mal hat es noch nicht gereicht, aber wir haben einen Auftrag für die Zukunft.“ Wirklich glücklich klingt das nicht.

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Habeck zieht sein Mikro aus der Tasche – und dankt seiner Parteifreundin überschwänglich. Baerbock sei „eine Kämpferin“ und habe „ein Löwenherz“. Es sei eine Speerspitzen-Aufgabe gewesen, die erste Kanzlerkandidatin in der grünen Geschichte zu sein – mit vielen emotionalen Aufs und Abs. „Du hast es gestanden.“ In den nächsten Wochen gehe es nun darum, endet Habeck, die Wirklichkeit zu verändern. Die Grünen, heißt das, wollen regieren.

Ambivalente Gefühle

Zuvor gab es in der Halle einen seltsamen Moment, nämlich als die Balken mit den ersten Prognosen auf dem Bildschirm erschienen. Plötzlich jubelten dutzende Grüne um Renate Künast herum los und lagen sich in Armen. Sie beklatschten das Grünen-Ergebnis der Berliner Abgeordnetenhauswahl. In ersten Prognosen lagen sie hier ganz vorne, dabei könnte es auch nach der Auszählung aller Stimmen bleiben. Die Partei, die die Kanzlerin stellen wollte, freute sich als allererstes über das Ergebnis in einem Stadtstaat – das passte zu dem ambivalenten Gefühl der Grünen.

Rund 14 Prozent der Wählerstimmen im Bund, das ist im Vergleich mit dem 8,9-Prozent-Ergebnis von 2017 zwar ein deutlicher Zugewinn. Aber damals war die Debattenlage eine andere: Die Klimakrise schien ferner als heute, es gab noch keine so brutalen Dürresommer, keine Flutkatastrophe mitten im Wahlkampf und auch noch keine globale Jugendbewegung Fridays for Future, die engagierten Klimaschutz fordert. Auch hatten die Grünen damals nicht drei erfolgreiche Jahre hinter sich, in denen sie in Umfragen stabil bei 20 Prozent lagen.

Der Verweis auf 2017 taugt deshalb nicht wirklich, höchstens als Entschuldigung. Gemessen an dem, was möglich war, an dem, was die Partei als eigenen Anspruch ausgegeben hatte – das Land zu führen –, und gemessen daran, was durch die Klimakrise auf dem Spiel steht, ist das Ergebnis nur so mittel okay.

Ein Grund für das mäßige Abschneiden war sicher, dass viele Menschen der 40-jährigen Baerbock, die keine Erfahrung als Ministerin oder Ministerpräsidentin hat, das Kanzleramt am Ende nicht zutrauten. Die Kandidatin schnitt bei der Kanzlerfrage deutlich schlechter ab als Olaf Scholz, ihre Fehler bei den Nebeneinkünften, beim Lebenslauf und beim Buch trugen dazu bei.

Nicht nur Baerbock

Aber es wäre unterkomplex, Baerbock allein die Verantwortung für das Ergebnis zuzuschieben. Die Grünen als Ganzes wirkten in einem Wahlkampf, der von der Konkurrenz und manchen Medien brutal gegen sie geführt wurde, manchmal überfordert, manchmal argumentierten sie mit Spiegelstrichen aus der Trotzecke heraus, fielen also in eine Haltung zurück, die sie eigentlich ablegen wollten. Ein Beispiel war die Woche im Juni, in der sie die Veröffentlichung der ersten Plagiate in Baerbocks Buch mit „Rufmord!“-Gebrüll konterten – was kurze Zeit später nur noch lächerlich wirkte.

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Eigentlich war der Grünen-Wahlkampf der Versuch einer freundlichen Einladung an die ganze Gesellschaft. Baerbock und ihr Co-Chef Robert Habeck nutzten eine versöhnliche Sprache, bezeichneten Klimaschutz als Garanten für Jobs und Wohlstand, und sie versuchten, den nötigen Wandel mit einem Sicherheitsversprechen zu kombinieren. Nicht ohne Grund lautet der Titel des Grünen-Grundsatzprogramms: „Veränderung schafft Halt.“ In ihrem jetzt schon legendären Wahlwerbespot („Ein schöner Land“) zeichneten sie in warmen Farben das Bild eines heimeligen Deutschlands.

Doch selbst die behutsam vorgetragene Veränderungsbotschaft war offenbar zu viel für viele von Corona erschöpfte Deutsche. Rund 14 Prozent, das ist, als habe die Gesellschaft müde abgewinkt. An dieser Erkenntnis werden die Grünen noch lange knabbern.

Habeck gewinnt

Im Binnenverhältnis der beiden starken Figuren verschieben sich durch das Ergebnis die Gewichte. Baerbock hat als Kandidatin nicht das geliefert, was sich viele erhofft haben. Habeck, der selbst gerne Kanzlerkandidat geworden wäre, sich aber loyal verhielt, wird wichtiger.

Größere, öffentlich ausgetragene Friktionen sind allerdings nicht zu erwarten. Die Grünen-Spitze weiß, dass sie in den anstehenden Sondierungen geschlossen auftreten muss. „Annalena und Robert müssen das gemeinsam wuppen“, hieß es vor der Wahl in der Fraktion. Beide seien zur Gemeinsamkeit verdammt, um den Erfolg nicht zu gefährden.

Und nun? Ziehen die Grünen das durch, was sie sich vorgenommen haben. Baerbock und Habeck wollen unbedingt mitregieren. Kompromissfähig sein, neue Bündnisse eingehen, staatstragend ans große Ganze denken, all das haben sie den Grünen als Vorsitzende eingebimst. Es ist wahrscheinlich, dass eine Regierungsbeteiligung gelingt. Die Grünen wären laut ersten Hochrechnungen bei zwei Optionen im Spiel, in einer Jamaika-Koalition oder einem Ampelbündnis.

Oberste Priorität hat für sie die Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles von Paris. Die Grünen werden keinen Koalitionsvertrag unterschreiben können, durch den das nicht glaubhaft möglich erscheint. In der Sozialpolitik hatte Baerbock in einem taz-Interview als erste Priorität einen Mindestlohn von 12 Euro genannt. Außerdem kündigte sie an, sich für eine Kindergrundsicherung einzusetzen, um Kinder aus der Armut zu holen. Beide Ideen wären mit der SPD leichter umzusetzen als mit der CDU.

Entscheidend aber ist: Die Grünen werden sich wahrscheinlich mit der FDP arrangieren müssen. Für eine neue Regierung müssen Schnittmengen mit den Liberalen gesucht und gefunden werden, was nicht ganz einfach, aber machbar ist. Habeck organisierte 2017 erfolgreich eine Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein. Und in der Opposition ist das Vertrauen zwischen beiden Parteien gewachsen, auch weil man bei Themen wie der Wahlrechtsreform erfolgreich zusammenarbeitete. Annalena Baerbock, die Kanzlerin werden wollte, hat gute Chancen, Ministerin zu werden.

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67 Kommentare

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  • Optisch nähert sich Habeck schon dem Joschka an. Mal sehn, wieviel vom ach so neuen Politikstil übrig bleibt. Die leicht weinerliche Attitüde muss er jetzt jedenfalls ablegen.

  • In der Realität landet jeder Politiker, auch Scholz muss jetzt noch mit Laschet rechnen.



    Aber die Grünen hatten zu viel zu schnell vor und dafür stimmten die Vorbereitungen nicht. Die Partei ist nicht stark genug und teilweise auch nicht besonders gut strukturiert. Das addiert sich nach oben.



    Aber die Grünen sind sehr weit gekommen. Noch in den 1980ern schockten junge Menschen ihre Eltern mit GAL und AL und Grünen, das ist heute eher so, dass Mami und Kinder zu Fridays for Future gehen und die Grünen für ihren 'Realitätssinn' kritisieren.



    Aber die Grünen haben mit Konzepten zur Veränderung von Hartz-IV schon eine Wirkung gehabt. Erstaunlicherweise, denn das war nicht das zentrale Anliegen. Auch sind die eher bunten Lebensläufe der Politiker und Mandatsträger akzeptiert.



    Ich finde die Grünen gut, aber außerhalb des Kanzleramts, bis auf weiteres.



    Die kulturelle Wirkung des gestrigen Abends die gefällt mir am besten: Dieser Einheitsbrei einer CDU/CSU mit pseudo-sozialen und christlichen Statements- das geht auf die Nerven. Merkel hat Schröder seit 2005 vertreten, aber ohne große Wellen und mit weniger Furore. Aber das waren fast alles miese Regierungen, sieht man von Kleinigkeiten ab.



    Die Grünen können jetzt sehr viel besser in die Regierung eintreten als 1998.



    Jetzt haben sie die Möglichkeiten, qualitativ Änderungen durchzusetzen.



    Wer hätte das vor 40 Jahren gedacht. Oder vor 30 Jahren. Das ist doch gar nicht schlecht. Und die Partei ist zwar deutlich mehr und stärker in der Mitte, sie ist aber nicht rechts, sie ist auch immer noch offen, nicht festgenagelt. Einzig und alleine das Personal und die Mitgliederstärke sind echt großer Schwachpunkt. Daraus resultiert viel, vieles wäre dann vermeidbar. Das sieht man dort, wo die Partei stark ist. Sonderbar sind die Grünen auch, etwa in Baden-Württemberg, wo der Ministerpräsident eigentlich auf die Altersbank gehört, aber keiner bereit stand, die Aufgabe zu übernehmen. Insofern: Es geht bergauf.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @Andreas_2020:

      Hat sich in Württemberg hinsichtlich der Mobilität etwas verändert? Stuttgart 21, Rheinschiene, Autobahn, Porsche und Daimler. Wieviele Windmühlen wurden im Schwarzwald und auf der Alb neu errichtet? Wieviele Gesamtschulen?

  • Die Fehler von Frau Baerbock waren lächerlich klein. Das bis zum Schluss zu hörende Credo der angeblichen Fehler schon unerträglich. Hier fehlte schlichtweg die Professionalität auf allen Ebenen der Partei mit dem Schmutz der Anfeindungen umzugehen.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Sondierungsgespräche FDP - GRÜNE.



    Der Lindner mit seinen 10% maßt sich tatsächlich an, zu bestimmen wer in Deutschland demnächst regiert. Und traut sich, die deutlich größeren Parteien vor sich her zu treiben - in eine erneute GroKo - Gott bewahre.

    • @82286 (Profil gelöscht):

      Dieser Lindner, so eine Anmaßung mit seinen lächerlichen 11,5 %. Hätte er wenigstens 14,8, ja, dann, vielleicht – aber so geht das ja gar nicht. Am Besten, man bastelt eine Regierung ohne ihn! Das hat er dann davon :-)

      • 8G
        82286 (Profil gelöscht)
        @Matthias:

        "Am Besten, man bastelt eine Regierung ohne ihn! Das hat er dann davon :-)"



        Nur so geht's. Ist meine feste Überzeugung. Wie an anderer Stelle schrieb: für die Bequemlichkeit einer parlamentarischen Mehrheit werden alle Programme/Vorhaben/Versprechen über den Haufen geworfen.

  • Mit der Wahl Baerbocks zur Spitzenkandidatin hat man sich keinen Gefallen getan. Und man hat sich damit auch in mehrer Hinsicht die Realität verweigert.

    Es geht gar nicht darum, die Spitzenposition unbedingt mit einer Frau zu besetzen. Das war sie die letzten 16 Jahre mit Merkel bereits, von der Leyen ist Chefin der EU Kommission. Für echte Gleichberechtigung hat das nicht gesorgt.

    Wer Frauenrechtewirklich stärken will, der brauch für seine Politik möglichst viele Stimmen. Und wer den Wählerwillen nicht respektiert, wird, kann seine Inhalte eben nur schwer durchsetzen. So einfach ist das.

  • Eines der wichtigsten Probleme der Grünen ist - und ihre Milieus - dass sie überhaupt keinen Kontakt mehr zu denen haben, die anders denken. Die Zersplitterung der Gesellschaft hat die Milieus extrem getrennt, dazu kommt ein Habitus, der die Gespräche auch nicht unbedingt erleichtert (Wir sind die Guten und Klugen, wer es anders sieht, muss dumm oder böse sein).

    Mit dieser Haltung wird man im eigenen Milieu (Lehrer, Journalisten, sonstige "Studierte") sicher weiter glänzen können und in mancher Großstadt noch mehr Direktmandate gewinnen - aber man wird nie über dieses Milieu hinaus Erfolg haben.

  • Mit zwei kombinierten Aussagen kann sich derzeit jede politische Gruppierung unglaubwürdig machen.

    1. Einhaltung des 1,5 Grad Zieles



    2. Bleibender Wohlstand (materiell, wie wir ihn kennen)

    Aber wer das nicht trompetet wird natürlich nicht gewählt......

  • "Oberste Priorität hat für sie die Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles von Paris. Die Grünen werden keinen Koalitionsvertrag unterschreiben können, durch den das nicht glaubhaft möglich erscheint."



    "Nicht glaubhaft möglich erscheint",ist eine sehr interessante Formulierung mit fast juristischer Spitzfindigkeit. Glaube läßt eine Menge möglich erscheinen,notfalls auch gegen jedes Naturgesetz. Und es wäre schon ein kleines Wunder,wenn man das globale 1,5-Grad-Ziel halten könnte.Allerdings hat da Deutschland relativ wenig Einfluß drauf.



    Aber wenn man fest glaubt... kann man zu seinem Wort und muß trotzdem nicht in die Opposition gehen. ;-)

  • Die Grünen haben während des Wahlkampfs ihre Bodenhaftung verloren. Hätten sie der Realität ins Auge gesehen, wären sie gezwungen gewesen, eine andere Strategie mit anderen Kandidat:innen zu fahren. Als schon lange klar war, dass Baerbock es nicht schafft, sagte diese immer wieder, sie kämpfe für das Kanzleramt bis zum Schluss. Wie ist so etwas möglich? Zumindest die Partei hätte da reagieren müssen.

  • Na ja, freuen wir uns auf ein "nachhaltiges" Weiter-So. Egal mit wem, ob CDU oder SPD im Kanzleramt.



    "Unsere Industrie braucht Klimaschutz!" haben die B90/Grünen ja schon plakatiert. Vor allem also neue Serverparks, Batteriezellfabriken und Chipfertigung, Hyperloops (als Präsent für die FDP), Industrien zur Synthetisierung von Treibstoffen und Herstellung von Wasserstofffabriken (nebst Infrastrukturen zum CO2-Null-Tarif!?), Energieimporte von "Erneuerbaren", Externalisierung von CO2 Emissionen und "Kompensation" in Drittstaaten, Weltraum- und Tiefbahnhöfe,... damit die Industrie nicht so sehr unter dem Klimawandel leiden muss!



    Wenn es dafür ein Tempolimit (eine fette zu schluckende Kröte für CDU/FDP), einen Kohleausstieg 2035 statt 2038 und höhere Kaufanreize für E-Mobile für Geringverdiener gibt, dann wird die künftige Regierung die Industrie ausreichend vor dem Klimawandel geschützt haben.

  • Trotz geballten medialen Grünen-Themen-Settings haben 86 Prozent in diesem Lande offensichtlich davon abweichende Lebensthemen, als die konsumfreudigen, vielreisenden CO2-Ausstoßkönige der zumeist heuchelnden Grünenwählerschaft.

    Etwas beunruhigend, dass die SED-Nachfolgepartei trotz nur 4,9 Prozent, immerhin 39 Abgeordnete*innen Staatskohle von dem ihr verhassten System abgreifen können. Und das nur, weil sie in drei ewiggestrigen ostdeutschen Wahlbezirken Direktmandate knapp erreichen konnte. Umstrittene Lösung, die uns demokratischen Steuerzahlern Millionen kostet.

  • RS
    Ria Sauter

    Das ist eine herbe Klatsche.



    Jetzt werden sie vielleicht noch mit der CDU und FDP kuscheln und dann völlig in der Versenkung verschwinden.



    Argumentiert wird dann wahrscheinlich, mit der FDP war dies der einzige Weg.

  • Vorschlag: bei nun ähnlich starken (oder schwachen) Parteien: warum tun sich Grün FDP und CDU nicht zusammen und stellen jeweils für 16 Monate Kanzler / Kanzlerin (muss ja nicht Laschet sein). Das wäre mal was Neues: Rotation im Kanzleramt.

    • @Johnson:

      Hätte ich den Grünen vorgeschlagen, dass die das machen sollen:

      Halbtags-Kanzler:in.



      Und wenn das nicht geht - halbe Legislatur der/die eine+der/die andere Kanzler:inamtsminister:in

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    In der FRANKFURTER RUNDSCHAU wurde ein Gedanke, den ich schon gestern in meinem Bekanntenkreis formulierte, nämlich den einer RG-Minderheitsregierung, vorgeschlagen.

    • @82286 (Profil gelöscht):

      Das klappt nur, wenn sie von einer Partei toleriert/gestützt wird. Und wer soll das sein? Die Linken haben nicht genug stimmen. Andersrum steht diese Option im Raum: Schwarz-gelb toleriert von blau. Von daher: Schnell weg mit dem Gedanken einer Minderheitsregierung.

      • 8G
        82286 (Profil gelöscht)
        @Strolch:

        Es ist so knapp, daß schon die gesamte Opposition geschlossen mit den Nazis der AfD stimmen müßten. Das halte ich doch für sehr unwahrscheinlich. Aber wahrscheinlich scheitert dieser Gedanke, der ja auch mehr Demokratie bedeuten würde, an der Bequemlichkeit der Politiker, die auf eben diesem Opfertisch der satten Mehrheiten, alle fortschrittlichen Vorhaben in die Tonne klopfen.

  • Ihre eigene Hybris stand dieser Partei im Weg. Ein schwerer Verlust für den Klimaschutz. Warum war die Frauenquote wichtiger als mit einem Kandidaten ins Rennen zu gehen, der das Kanzleramt für den Klimaschutz hätte gewinnen können. Das überhöhte moralische Selbstverständnis dieser Partei ist ihr größter Bremsklotz. Vielleicht ist man nun wirklich auf dem Boden der Tatsachen angelangt.

  • Es riecht förmlich danach, dass der Lindnersche Coup gestern Abend in der Berliner Runde, dass FDP und Grüne zuerst miteinander reden sollten, auf Vorabsprachen zwischen Vertretern beider Parteien beruht … vielleicht ist der Vorstoß direkt zwischen Habeck und Lindner hinter den Kulissen ausbaldowert worden, wer weiß?



    Zuzutrauen wäre es den beiden Herren allemal, zumal ja beide Richtung Jamaika streben … mit diesem schlauen Schachzug könnte zugleich der Versuch unternommen werden, die Jamaika-Gegner bei den Grünen auszubooten.



    Fest steht, dass die Grünen jetzt bedingungslos ihrem Frontmann Habeck folgen … was etwa Hofreiter oder Trittin (die sich inzwischen schon skeptisch zu Jamaika äußerten) meinen, ist da nebensächlich.

    • @Abdurchdiemitte:

      Was ist denn an dem Vorschlag so besonders. Wenn es keine große Koalition geben soll (worin fast alle einig sind), wird man Grüne und FDP brauchen und da beide eher die Gutverdiener repräsentieren, wenn auch mit anderen Schwerpunkten, macht es Sinn, dass sie erst mal festlegen, wo ihre Gemeinsamkeiten sind.



      Und dann guckt man, mit welcher der beiden großen Parteien man das besser durchsetzen kann oder mehr davon. Mir wäre die SPD lieber, weil dann die Armen nicht ganz hinten runterfallen.

  • Hallo, also ich hätte da mal zwei Fragen und vielleicht kann die mir jemand beantworten:



    1. Warum wurde Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin nominiert obwohl Robert Habeck die besseren Gewinnaussichten hatte, aufgrund der besseren Umfragewerte.



    2. Warum hat Robert die Annalena als KanzlerkandidatIn nicht abgelöst, als es im Juli schon nicht mehr realistisch war zu glauben das mit ihr an der Spitze sich das Kanzleramt noch erobern lässt.



    (Wollte er nicht oder durfte er nicht?)

    • @Dime:

      Zu 1: (Auch wenn ich AB nicht sonderlich mag): Bessere Gewinnaussichten zu attestieren, ist gewagt. Hinterher ist man immer schlauer (1) und wer weiß, welchen Schnitzer sich RH geleistet hätte, weiß man nicht. Vielleicht wäre er bei einem Sachthema gestolpert und dann wäre sofort gekommen, AB wäre das nicht passiert...

    • @Dime:

      zu 2:das kostet mehr, als dass es bringt.

    • @Dime:

      1. Ideologie



      2. Der Parteitag hat vorwärts immer, rückwärts nimmer gerufen, selbst im angesichts des sich schon abzeichnenden Desasters. Mit 98,5 % mit Volldampf am Wählerwillen vorbei. Die wollten eben auch mal ihren Schulzzug!

      Salat serviert.

    • @Dime:

      1. weil Frauen in der partei der Vortritt gelassen wird

      2. weil ein Wechsel des Kanzlerkanidaten (war in der CDU auch die Rede von) an der Glaubwürdigkeit der Partei gerüttelt hätte

    • @Dime:

      zu 1.: weil sie eine Frau ist



      zu 2.: weil das nicht sein Stil ist - er wollte das nicht, er hätte sich beim Rasieren morgens im Spiegel nicht mehr in die Augen sehen können - was ihn von den meisten seines Schlages unterscheidet...

      • @Grenzgänger:

        .......und was ist mit Klimaschutz? Da könnte ich mich an seiner Stelle aber auch nicht mehr im Spiegel anschauen!

        • @Dime:

          Die 2. Frage war eine andere. Und schliesslich: "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein"

          • @Grenzgänger:

            ....ich meinte Quote gerettet, Klimaschutz an die Wand gefahrn.



            Das hätte Robert eigentlich verhindern können.

            • @Dime:

              Auch für die Grünen ist eben Klimaschutz nicht Alles - vor allem nicht Alles, was sie vor sich und ihren Wählern glaubwürdig macht. Insbesondere ist ihnen die These, dass man besser mit dem Mann Habeck die "richtige" Politik machen kann als mit der Frau Baerbock, den Grünen anathema. Anders gesagt: Eine Partei, die für jedes Amt, das ein Mann besetzen kann, daneben ein gleichwertiges vorhält, das nur für Frauen zur Verfügung steht, KANN nicht eingestehen, dass Effektivität und Geschlechtergleichstellung konträre Zielsetzungen sein können.

              Davon abgesehen sind 28% auch keine absolute Mehrheit. Auch ein Kanzler Habeck hätte den Klimaschutz erstmal mit einem/gegen einen Koalitionspartner durchsetzen müssen, damit es WIRKLICH mehr gebracht hätte.

        • @Dime:

          er musste fürchten das es mehr schadet als hilft.

          Ich mag es nicht unterstellen aber es ist denkbar das er die größten Chancen auf eine Kanzlerschaft in 4 Jahren gesehen hat und sieht.

          Und ganz wichtig:

          In der Partei hatte Baerbock den größeren Rückhalt. Also nicht unter den Wählern oder den Mitgliedern aber da wo es zählt, bei der Führung. Der sicherste Weg war und ist die Kandidatin ins offene Messer laufen zu lassen, Minister zu werden und ev. in 4 Jahren Kanzler.

          Klima hin oder her, Berufspolitiker in Spitzenpositionen denken durchaus auch die eigene Karriere.

          Und auch als Koalitionspartner kann einiges erreicht werden.

          Aber selbst wenn Habek keinerlei Ambitionen haben sollte bei siener Entscheidungsabwägung.



          Am Ende des Tages war es das Risiko ganz einfach nicht wert.

          Ich traue Habek zu das er Charakter hat und einer Parteikollegin nicht in den Rücken fällt auch wenn es im Namen der gemeinsamen Sache sein sollte.

  • Der Weg mit der FDP über die Union in die Regierung wird der einfachere werden. Erstens weil die CDU sehr kompromissbereit sein wird und man die Grünen mit deren Kernthema Klima mit entsprechenden Zusagen wird ködern können.



    Mit der SPD als Senior sind hingegen Steuerthemen oder auch Mietthemen seitens FDP nicht diskutierbar und die werden da aus den Sondierungen vorher aussteigen. Ich befürchte, dass die FDP diejenige sein wird, die bei bestimmten Themen Kompromisse verhindern wird. Alle anderen scheinen schon jetzt zu allen möglichen individuellen Deals bereit.

    • @Tom Farmer:

      Da werden Sie leider recht haben -- in der CDU kämpfen zu viele ums politische Überleben und sind dewegen zu vielem bereit. Nur sind die Grünen dann auch auf Bundesebene verbrannt. Zu oft als Lebensretter der CDU auftreten wie hier in Ba-Wü geht einfach nicht.

  • "Baerbock und ihr Ko-Vorsitzender Robert Habeck"

    "ihr"? Hat Frau Baerbock einen eigenen Ko-Vorsitzenden? 🤔

  • Leider ist den Grünen zuzutrauen, was lange für sie selbst undenkbar gewesen wäre: Jamaika mit unter anderem Merz bei der CDU sowie der CSU. 2017 in SH gelang Jamaika ja nur, weil es aufgrund der schwachen SPD kaum andere Optionen gab. Aber im Bund? Wenn sie das tun und dafür nicht wenigstens mit einer Welle von Parteiaustritten bestraft werden, sind sie wirklich die neue FDP: eine heuchlerische Hure der Macht.

    • @Suryo:

      Ich habe das so verstanden, das die grundsätzliche Frage längst geklärt ist: Natürlich würden die Grünen mit den Schwarzen auch im Bund.Alles nur eine Sachen der Konditionen.



      Ansonsten haben die Grünen schon vor langem gezeigt wo sie sozial stehen: Welche Koalition hat nochmal die Hartz-Reformen zu verantworten?

    • @Suryo:

      "Wenn sie das tun und dafür nicht wenigstens mit einer Welle von Parteiaustritten bestraft werden, sind sie wirklich die neue FDP: eine heuchlerische Hure der Macht."

      Sie haben es schon zweimal gemacht: In Hessen und in Baden-Württemberg. In Hessen prügeln sie Autobahnbauten durch und schützen die Verweigerung des Innenministers, den rechten Sumpf in Polizei und Verfassungschutz auszutrocknen. Und in Baden-Württemberg beatmen sie eine sklerotische CDU, die auf Ebene der Kreise und Kommunen in den letzten Jahren so ziemlich alles blockt, was nach Verkehrswende und Klimaschutz aussieht. Aber sie haben ja einen Auftrag ...

    • @Suryo:

      Nun, die Grünen sollten den Kretschmann machen. Der hat in BW praktisch alle Klimawünsche bei der Union durchgesetzt. Sie sollten ein "Wer bietet mehr?" in Klimafragen machen.

      • @Kartöfellchen:

        Was hat Kretschmann denn bitte durchgesetzt? Ba-Wü liegt beim Klimaschutz mitnichten vorne, ganz im Gegenteil!

  • Ja ja, wenn Wunsch auf Wirklichkeit trifft, knn das hart sein...

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Für eine neue Regierung müssen Schnittmengen mit den Liberalen gesucht und gefunden werden, was nicht ganz einfach, aber machbar ist. Habeck organisierte 2017 erfolgreich eine Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein.“



    C. Lindner erklärte am Sonntag im TV, dass die FDP in Bundesländern in allen möglichen Koalitionen präsent ist. Die FDP kann mit allen. Was er nicht erwähnte: In Thüringen ließ sie sogar ihren Herrn Kemmerich mit Hilfe der AfD zum Ministerpräsidenten wählen. Lindner soll anfänglich ganz begeistert gewesen sein.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      "Lindner soll anfänglich ganz begeistert gewesen sein." Soll oder war? Das eine ist Hörensagen, das andere Beweis. Also bitte.

      • @Pia Mansfeld:

        Ooch Pia mia - links sind dazu gegeben.



        Sich selber schlau machen - eben



        “ Zusammenhang der Regierungskrise in Thüringen 2020 wurde Christian Lindners Amtsführung von führenden Liberalen kritisiert. Er hatte die Aufstellung Thomas Kemmerichs als Kandidat für das Amt des Thüringer Ministerpräsidenten unterstützt und nach dessen Wahl, die nur mit den Stimmen der AfD möglich gewesen war, zunächst geäußert, die FDP könne nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wer sie wähle. Am 6. Februar 2020, dem Tag nach der Wahl, fuhr er dann aber nach Erfurt, um Ministerpräsident Kemmerich zum Rücktritt zu bewegen, woran er auch sein eigenes Amt als Parteivorsitzender knüpfte.[55] In einer außerordentlichen Sitzung des FDP-Bundesvorstands am 7. Februar 2020 stellte Lindner die Vertrauensfrage.[56][57][58] Sowohl die Kandidatur Kemmerichs als auch seine Annahme der Wahl seien Fehler gewesen, die geeignet waren, Zweifel an der Grundhaltung der FDP auszulösen.“

        Das - ist mehr als begeistert das nennt man Steigbügelhalter.



        Verweise nochmals auf Tucho Einführung der Prügelstrafe!



        “Der alte Blödmann!“ da hätt Peterles Unfried sei Perle sowas von recht.



        Aber ehra Superhyperpiper PU - zu sojet Superperformer is auch hück =>



        Griff ins 🚽 •

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Was Mann so hört... Danke für Service.

  • Der große strategische Fehler lag wohl darin, nur eine Person als Kanzlerkandidat, Kandidatin aufzustellen. Wenn schon wegen Klima- und Sozialwende nicht Klein-Klein helfen kann, wäre gerade eine gemeinsame Aufstellung ein positives Zeichen für Veränderung gewesen.



    So hätten beide ihre medialen und politischen "Minuspunkte" gegenseitig ausgleichen können und zur Erneuerung unseres Landes aufrufen können; auch hinsichtlich des politischen Betriebes.

    • @Sonnenhaus:

      "re gerade eine gemeinsame Aufstellung ein positives Zeichen für Veränderung gewesen."

      Äh? da sagt das GG halt was anderes!

  • "Die Grünen werden keinen Koalitionsvertrag unterschreiben können, durch den das nicht glaubhaft möglich erscheint."

    Kein Koalitionsvertrag wird das glaubhaft möglich machen.

    PS: die Zahlen der Wissenschaft haben ja eine Schwankungsbreite... wollte man das 1,5 Grad Ziel sicher einhalten müsste man 1,25 oder gar 1°C anpeilen. Aber was soll man von Leuten erwarten die nicht mal e hoch x bei Corona zusammen bekommen

    • @danny schneider:

      Warten auf Innovationen -- was sonst?

  • Obwohl die Grünen im ÖRR gepuscht wurden und das Thema Klimawandel Tag ein Tag aus in allen Medien war, haben die Bundesbürger wohl andere Probleme.

  • Na Herr Schulte, da haben Sie aber vergessen zu erwähnen, dass es neben den paar Medien die aktiv gegen die Grünen gearbeitet haben auch noch eine deutliche Mehrheit gab, die quasi Wahlkampfhilfe für die Grünen geleistet hat.

  • Ja nu. Welche Überraschung. Eine Partei, die mit keinem geringeren Anspruch angetreten ist, als den Weltuntergang zu verhindern, nur um sich dann schon bei der Wahl des Spitzenkandidaten selbst zu sabotieren, ist jetzt Dritter. Folgerichtig. Vielleicht lernens die Grünen ja noch.

  • Wenn die Grünen tatsächlich Jamaika machen, folgt hoffentlich eine Welle von Parteiaustritten. Ansonsten soll die Partei es nie wieder wagen, sich als progressiv und modern darzustellen.

  • Rein rechnerisch sieht es so aus, als hätten die Grünen den Linken und der AfD Stimmen abgenommen. Damit haben sie zumindest bewirkt, die scharfen Enden des Hufeisens zu kürzen.

  • Na ja, mein Kommentar zu dem Kollaps grüner Hoffnungen: Die ultraRealos hatten zu lange, geleitet von den hohen Umfragewerten für die CDU, ein schwarzgrünes Projekt anvisiert, und damit den fortschrittlichen Kräften und ihrer Erwartung einer s o z i a l en Wende, im Zeichen z.B. eines Mietendeckels, einen Bärendienst erwiesen. "Freiheit und Wohlstand sichern"- das war Baerbocks Parole (oder war es ihre PR-Abteilung) - ich hätte noch Adenauers Spruch "Keine Experimente" hinzugefügt. Die CDU sprach dann netterweise im Gegenzug von Klimaneutralität (irgendwann in weiter Ferne, wenns sowieso längst zu spät ist). Was bleibt -- ist die knallharte Herausforderung physikalischer und biologischer Prozesse im Zuge globaler Erhitzung, denen wir seit dem Rio-Prozess 1992 (Konferenz der UNO zu "Umwelt und Entwicklung") höchstens theoretisch und analytisch, aber nie in der Praxis, gewachsen waren.



    Zu Habecks Kommentar oben: "Es sei eine Speerspitzen-Aufgabe gewesen, die erste Kanzlerkandidatin in der grünen Geschichte zu sein – mit vielen emotionalen Aufs und Abs. 'Du hast es gestanden'.“ Was hat er gesagt? Du hast es bestanden? Du hast es verstanden? (Bitte um Aufklärung)

    • @Ataraxia:

      Umgekehrt wird ein Schuh draus: Jene Grünen, die es bis auf 28% in den Umfragen hochgeschafft hatten, waren nicht die "fortschrittlichen Kräfte" (=Fundis), sondern eben genau die Schwarz-Grün-Annäherer. SIE haben, mit dem stets vermittlungsbereiten Habeck als Realo-Galionsfigur, die breiten Wählerpotenziale erreicht, die eine "Merkel-CDU in Grün" lieber haben wollten als das, was von der echten CDU ohne Merkel übrig bleibt.

      DANN kam die Hybris/der ideologische Fliegenfänger, die Wahl statt mit NICHT-Bürgerschreck Habeck mit der inhaltlich deutlich konsequenteren Baerbock gewinnen zu wollen. Das (und die Stockfehler im Wahlkampf, die im Zweifel aber auch demselben Team unter Habeck passiert wären) hat den Stimmanteil dann wieder nahezu halbiert. Wenn Sie also jetzt mit "Die waren zu weich!" ankommen, spiegelt sich das in den Zahlen nicht wieder. Wären die Grünen hart geblieben, wäre es nie zu den 28% gekommen - und zu den gut 14% gestern im Zweifel ebenfalls nicht. Dann wäre wieder nur der einstellige harte Kern geblieben, auf den sich die Grünen in der Vergangenheit schon häufiger ausgerechnet zur Wahl durch markige Ansagen haben zurechtstutzen lassen.

    • 7G
      70704 (Profil gelöscht)
      @Ataraxia:

      Neben einem strategischen Lob - was man halt fairerweise so sagt an so einem Abend bei so einem Ergebnis - klingt bei Habeck zwischen den Zeilen Erleichterung durch, dass er das nicht machen musste, die "Speerspitze" der Grünen zu sein. Er konnte sich diesmal aus der zweiten Reihe ansehen, was das heißt und mit einem macht.

    • @Ataraxia:

      Ich würde das komplett anders sehen. In den Gegenden in denen Wähler einen entsprechend progressiven Kurs goutieren, waren die Grünen doch bereits sehr stark siehe Berlin. Wenn die Grünen allerdings Kanzler wollen, reichen eben dann 2,9% wie in meinem Wahlkreis nicht aus.

    • @Ataraxia:

      Das ist wohl eine dem Sport entliehene Formulierung. Z. B. beim Skispringen muss man für die volle Punktzahl nicht nur möglichst weit springen, sondern auch möglichst sauber und sturzfrei landen. Nur dann hat man den Versuch "gestanden".



      Ähnliches beim Turnen.

      • @weaver:

        Danke, Weaver. Ich selber bin beim Skispringen ausgerutscht, aua.



        Übrigens, bei allen scharfen Schüssen aus der letzten Reihe: Baerbock (und Habeck) hatten als Handelsreisende einen unmöglichen Job: Die Herausforderung ist gigantisch, aber darf dem Kunden nicht wehtun. Das auf Solardächer etc herunterzubrechen, fand ich klug. Die Umworbenen können nicht behaupten, dass es keine konkreten Vorschläge gab. Bin jetzt für Ökodiktatur durch einen Bayer, am besten Naturwissenschaftler.

      • @weaver:

        In der Aussage von Namaste steckt sicher der Kern des Verlustes: "Konservativ in der Erneuerung" - paßt irgendwie nicht. Auch jetzt ist es scheinheilig das 1,5° "Ziel" einzuhalten, wenn das Parteiprogramm dazu es nicht hergibt. Nicht weil viele (inkl. mir) Maßnahmen darin Vorgeschlagen haben, die ggf. kompatibel gewesen wären, NEIN, weil es von der PR als zu forsch abgelehnt wurde. - Die Menschen sind noch nicht so weit. Oder bloß nicht zu konsequent! - Das macht viel Unmut in der Basis.

        Viele Sprüche auf den Wahlplakaten klangen weichgespühlt und die Gängelung zu immer unsinnigeren Regeln in der Corona-Politik, die die Grünen mittragen machen unglaubwürdig und tw. wütend. Wir haben die Krankheit ernst genommen, haben Impfstoffe ausgegeben und endlich verletzliche Gruppen weitestgehend geschützt. Die Verantwortung und wissenschaftliche Qualität ist dabei zuletzt auf der Strecke geblieben. Genauso wie Kinder- und Jugendliche; Unternehmer:innen; Menschen auf der Flucht, deren Leben offenbar nicht so schützenswert war, wie ein Coronakranker, mit oder ohne..., und natürlich die Ursache für Zoonosen: mangelnder Umweltschutz und Ausbeutung. Die Notwendigkeit für eine Aufrechterhaltung des Ausnahmezustands ist längst nicht mehr gegeben. Die Grünen machen trotzdem weiter. Dabei wollten sie doch keine Partei der "Verbote" sein und die Ursachen bekämpfen, statt gegen Schüler:innen, die sich nach der Schule eh auf einem Haufen austauschen müssen. Ich kenne viele Grünwähler:innen die lieber Die Basis wählten. -> Wie war das mit den Volksentscheid und Basisdemokratie der Grünen?

        Für die kommenden Wahlen wünsche ich mir, dass die 5% Hürde abgeschafft wird/Alternativstimme und jede:r, d. 3 Jahre hier lebt, wählen kann.

        Für die jetzigen Verhandlungen wünsche ich mir von den Grünen gegen Olaf ein spürbaren "System change" und gleiche Rechte auch für Väter, die es auch leben wollen.

  • Die Niederlage der Grünen ist hausgemacht. Wenn der männliche Teil der grünen Führungsspitze, Robert Habeck, der in allen vorherigen Umfragen deutlich vor seiner weiblichen Co-Chefin lag, aufgrund offensichtlich unpassenden Geschlechtes nicht zum Spitzenkandidaten gekürt wird, dann sind die Grünen hier selbstverschuldet an ihrer Ideologie gescheitert.

    • @Nikolai Nikitin:

      PS:



      Und der wird auch gewählt um einen Kanzler Söder zu verhindern.

    • 0G
      02854 (Profil gelöscht)
      @Nikolai Nikitin:

      Volle Zustimmung!

    • @Nikolai Nikitin:

      Trifft es perfekt. Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler, hat mal ein alter Wahlkampfmanager gesagt.



      Die Grünen-Stammwähler hätten Habeck eh gewählt. Aber Habeck hätte deutlich in den 20ern punkten können....