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Die taz gilt zwar als links, doch seit Jahren kommen Spitzen gegen die Grünen. Diesem Kommentar kann ich mich mal wieder gar nicht anschließen. Ich habe den Wahlkampf im wesentlichen im Internet verfolgt. Dort war Putins Schreiberlinge und Bots unübersehbar. Doch auch die Funke-Mediengruppe hat alles getan, um die Grünen schlechtzureden, der Rand des seriösen Journalismus wurde bis zum Anschlag genutzt. Bei den Hamburgern sind wir es gewohnt, dass sie unter die Gürtellinie gehen.
Nach der Wahl zählen nur noch die erhaltenen Stimmen. Wie jedes Mal vor Bundestagswahlen sinken die Stimmen wie durch Geisterhand. Doch diesmal nicht so sehr, wie bei früheren Wahlen. Mit den absolut meisten Stimmen holt man das beste Ergebnis der Parteigeschichte. Doch davon kann man wenig kaufen. Wichtiger ist das Verhältnis zu anderen Parteien. Gestartet ist man als kleinste Fraktion, jetzt liegt man auf Platz drei - vor der FDP und der Linken. Vor allem liegt man vor der AfD. Die Position des Oppositionsführers hat dieser Krawallgruppe zusätzliche Bedeutung gegeben. Bei einer neuen GroKo wären die Grünen Oppositionsführer und könnten Debatten eröffnen. Ansonsten ist man an der Regierung beteiligt. Mit Lindner klappt das besser als erwartet. Aber auch in der Koalition wäre man Platz zwei mit Anrecht auf den Vizekanzler, die Vizekanzlerin. Zusammen haben Grüne und FDP mehr als der große Koalitionspartner. Das gab es noch nie. Die Idee war früher, es gibt eine starke Partei, die mit Minderheit regieren könnte. Für die Stabilität wird ein fester Partner gesucht. Heute haben wir drei fast gleichgroße Fraktionen. Gemäß früherer Umfragen und Wahlergebnisse könnten die Grünen auch auf mehr Stimmen als die SPD kommen. Die hatte diesmal Glück mit ihrem Kanzlerkandidaten. Das kann sich auch wieder ändern.
@mdarge Ich kann weder hier noch in vorigen Beiträgen eine Voreingenommenheit gegen die Grünen erkennen. Im Gegenteil finde ich, dass sich die Medien insgesamt nicht mehr wie früher neutral verhalten und vor allem die Grünen regelrecht hypen.
Da werden z.B. bei EinsLive die Kanditaten interviewt und wenn in der Bewerbung der Name Laschet ausgesprochen wird, hört man förmlich den Kotzreiz im Hals der Moderaten aufsteigen während Annalena Bärbock in einer freudig euphorischen Stimme ausgesprochen wird, die emotionale Purzelbäume oder Freudentänzchen der Moderatoren vorstellen lässt.
Ich bin kein AfD-Wähler aber ich glaube, hätten die Medien die Grünen nicht so bevorzugt und die AfD berichtsneutral behandelt, sähe das Ergebnis noch etwas anders aus. Die knapp 15% der Grünen sind also noch gepusht, bei neutralem Verhalten der Medien wären sie mindestens auf Platz vier, wenn nicht fünf gelandet.
Retrospektiv, was für eine Peinlichkeit, Anspruch auf die Kanzlerschaft erhoben zu haben. Fast zehn Prozent hinter dem Zweitplaziertn, knapp drei Prozent vor der FDP und keine fünf Prozent vor der AfD, da hätten dann auch Christian Lindner oder Alice Weidel als Kanzlerkandidat auftreten können.
"Bereit, weil ihr es seid"? Eben nicht! Wohl eher "Nicht bereit für Grünenzeit"
Wenn man wie die grüne Fraktionschefin im bayrischen Landtag rumtönt, "..da die anderen Parteien nichts tun, müssen WIR die Welt retten..." und anschließend in die USA in Urlaub fliegt, wird man halt von vielen nicht gewählt, so einfach ist das.
Ja, irgendwie blöd, dass man tatsächlich an Worten und Taten gemessen wird... Das eine mit dem anderen in Einklang zu bringen könnte nützlich sein.
Die Frau Baerbock hat, außer sich parteiintern durchzusetzen, noch nichts geleistet. Eine absude Idee, jemand wie sie damit zu betrauen, die Interessen der EU und Deutschlands in China, den USA und in Rußland zu vertreten.
Ohne ihr übel zu wollen, aber jemand wie sie würde beim Staatsbesuch von Putin in die Teeküche geschickt, um Zucker zu holen.
Niemand käme auf die Idee, die Praktikantin, die sich eine pfiffige Idee für die Werbekampagne einer Bank ausgedacht hat, deshalb für qualifiziert zu halten, die Bank auch zu führen.
Wer meint, regieren könne man ja mit learning by doing und das benötige keine Erfahrung, der nimmt den Job nicht ernst und wird vom Wähler abgestraft.
Wer als Partei bei guter Augangslage eine solche Kandidatin präsentiert, der vergibt eine Steilvorlage.
@Gedankenverloren "Ohne ihr übel zu wollen, aber jemand wie sie würde beim Staatsbesuch von Putin in die Teeküche geschickt, um Zucker zu holen."
Die Frage wäre, wie Sie damit umgehen würde. Frau Merkel wurde beim ersten Russlandbesuch, auch der Hund Putins ins Zimmer geschickt... Sie scheint diese Situation aber wohl gemeistert zu haben.
"Wer meint, regieren könne man ja mit learning by doing und das benötige keine Erfahrung, der nimmt den Job nicht ernst und wird vom Wähler abgestraft."
Bei solchen Kommentaren frage ich mich immer: Gibt es irgendwo den Ausbildungsberuf 'Bundeskanzler/in'? Und wenn ja, als Chrash-Kurs oder ist es eher ein Studium?
wenn das eine klimawahl gewesen sein soll.,dann ist der beweis erbracht,dass
die brdwahlbeteiligten ihrer verantwortung auch hier nicht gerecht wurden.und viele auch diese menschenrechtliche verpflichtung
ideologisch verweigern.
Die Wirkung breit angelegter Verleumdungs- Hass- und Angskampagnen wird von vielen unterschätzt.
Dabei sind die Ergebnisse drastisch zu sehen: Brexit, Trump, Rechtspopulisten an der Macht, bis hin zu Mord.
Und diese Kampagnen wurden massiv und mit großer Mehrheit gegen die Grünen und Frau Baerbock geführt. Und das Ergebnis der Wahl reiht sich nahtlos in die oben genannten Vorgänge ein.
Und Herr Putin, der das fleißig unterstützt, darf sich auf die Schulter klopfen.
Dieses Wahlergebnis beweist, dass diese grüne Partei mit ihren vielen Promis an den Fleischtöpfen ihren Zenit bereits überschritten hat. Es begann mit Habecks Jamaica, einer Koalition, in der einmal vereinbart wurde, zusätzlich zum politischen Alltag mit einer Kommission aus Fachleuten und Vertretern aller Beteiligten eine Zukunftsvision für das Land zu entwerfen. Heute redet niemand mehr davon, engagierte Fachleute warfen das Handtuch mangels Unterstützung der Parteivorstände.Ein perspektivloser Alltag mit einem TV-geilen Ministerpräsidenten mit ständig neuen Corona-Ansagen läßt sich nur als Mängelverwaltung bezeichnen. (Kurz vor den nächsten Landtagswahlen, mit einem schwachen Personaltabeau, kommen Vorschläge, die eigentlich am Anfang einer Regierung stehen sollten). Die grünen Mandatsträger verheddern sich im Kleinkrieg und stellen sich dabei den 'bürgerlichen' Parteien auf eine Stufe. Angst vor einem vermeintlich auf dem Status Quo beharrenden Wählerwillen, beweist nur, wieweit auch diese Partei von den Wähler*innen, einem Aufbruch und einem glaubwürdigen Kampf gegen den Klimawandel entfernt ist. Dazu kommt noch eine struktur-konservative innerparteiliche Disziplin mit einem permanenten Blick nach oben. Der Fisch stinkt vom Kopf: Jubelszenen wie auf den Länderrat eine Woche nach der Wahl machen echte Klimaschützer nur traurig.
Simpel ausgedrückt: Bei allen Themen außerhalb des Themenblocks Umwelt- und Klimaschutzist die Zustimmung zu grünen Positionen deutlich geringer. Und je näher der Wahltermin rückte, dest mehr wurde halt auch auf andere Themen geschaut.
Ehrlicherweise lässt sich über die Gründe für das Abschneiden der Grünen nur spekulieren. Denn auch die Taz muss sich endlich an den großen Faktor Anonymität in der digitalen Propaganda ran wagen.
"Grundlage der Auswertung sind zwischen dem 1. Januar und dem 31. August dieses Jahres erhobene Daten der Faktencheck-Redaktionen der Deutschen Presse-Agentur, der Nachrichtenagentur AFP und des Recherchezentrums Correctiv. Sie beinhalten den Angaben nach 85 Desinformationsnarrative zu 30 deutschen Politikerinnen und Politikern.
Werden nur die drei Kandierenden fürs Kanzleramt betrachtet, steht Baerbock der Auswertung der Aktivistengruppe zufolge an der Spitze, 71 Prozent der ausgewerteten
Falschnachrichten zielten auf die Grünen-Kanzlerkandidatin. Laschet folgt mit 29 Prozent. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz treffe kein Desinformationsnarrativ. "
Mit dem nötigen (finanziellen) Apparat erlaubt Anonymität erlaubt schlicht, dass sich Millionen Konten erstellen lassen, von dem fake news und Delegitimierung verbreitet werden.
Es sind die vielen Aspekte und Strömungen in und um einen Wahlkampf herum, die zum Ergebnis führen. Alle im Artikel genannten Punkte treffen als Teilaspekte auch sicher zu. Meine Vorstellung ist, das eine erdrutschartige Umwälzung in Deutschland nur schwer möglich ist.
Das Wahlergebnis an sich ist schon ein Extrem genug. Wann es das gegeben, das die Dritt- und Viertplazierten die Regierungsbildung bestimmen? Selbige gemeinsam mehr Prozentpunkte aufbringen als der Wahlgewinner?
1) Das Politikangebot der Grünen interessiert StadtbewohnerInnen sehr wohl, kommt aber auf dem Land nicht an und im Osten auf em Land schon gar nicht. Eine Tendenz, die schon länger zu beobachten ist, aber auf die es offenbar noch keine Antwort gibt.
2) Die Entscheidung, eine/n KanzlerkandidatIn zu präsentieren, war nachvollziehbar, meiner Meinung nach auch richtig. Allerdings wurden die Folgen nicht hinreichend durchdacht. So wirkten Partei und Kandidatin schlicht unvorbereitet, als die "Schlacht" losging. Das lies sie dann auch als ungeeignet für die Spitzenposition erscheinen.
3) Ob die Grünen anders besser abgeschnitten hätten, möglich, ist aber vergossene Milch. Für einen "Sieg" hätte es wohl auch dann nicht gereicht, die meisten menschen in diesem Land sind schlicht nicht unzufrieden genug, um konsequenter zu wählen.
Danke fuer eine gute Analyse, die sich mal nicht nur auf Personen versteift!
Vielleicht liegt das relative Scheitern der Grünen in diesem Wahlkampf ja gerade daran, dass Aktivistengruppen wie Campact und die Woketwitter-Bubble so laut getrommelt haben, dass diese Wahl nun die "Klimawahl" ist auf die es zur "Rettung der Welt" ankommt?
Vielleicht war den Menschen die Formel "Baerböckchen Kanzlerin = Klima gerettet Laschofatz Kanzler = Klima kaputt" dann doch etwas zu unterkomplex?
@Florian K. Vermutlich. Mit den eingefahrenen ineffizienten Strukturen in Deutschland kann man das Klima nicht retten. Da Mittel reinzustecken wäre Verschwendung.
Wenn man diese Kommentare liest, weiß man, wo noch ein Problem liegt. Den Grünen fehlte der Biss. Gegenüber etlichen Kommentatoren, die mit Sicherheit weit rechts vom Spektrum der taz-Leser stehen, wirkt der Kampfmut der Grünen ziemlich erschlafft. Übrigens wächst in mir der Verdacht, dass hinter vielen Kommentaren eine Kampagne steht, die taz-Leser ein falsches Bild von den Stimmungen innerhalb der Leserschaft vermitteln soll.
Durch die Festlegung auf eine, für das Amt der Kanzlerin doch eher sparsam qualifizierte Frau haben die Grünen als Partei in der Tat unreife bewiesen. Als Gedankenkenexperiment kann mensch ja mal die Lebenläufe von Habeck und Bärbock gegeneianderlegen und sich fragen welcher Lebenslauf den eher zu der Person paßt, die das Land führen soll.
Frau Bärbock hat ebenfalls große Unreife bewiesen in dem sie das nicht erkannt und Habeck zum Kanzlerkandidaten gemacht hat. Aus meiner Sicht wurde neine historische Chance und geschätzte 10% Wählerstimmen verspielt!
Ich hab zähneknirschend SPD gewählt
@Thomas Dreher Ich wähle doch keine Person, sondern eine Partei mit ihrem Programm. Auch Frau Merkel ist keine Alleinherrscherin.
Die Grünen nicht zu wählen, weil sie Baerbock statt Habeck aufstellen, finde ich daher nicht vernünftig.
@Thomas Dreher Die Wahlkampagne mit den viel zu vielen Jubelarien fallen eher in das Ressort von Kellner und Habeck, die sowohl die Verschönerungen im Lebenslauf, einer Buchpräsentation und das für Alternative ziemlich hohe Gagen zu verantorten haben. Ohne eine Änderung an dieser Stelle geht diese Partei zahnlos in jede Verhandlung und wird noch unglaubwürdiger!
Der Bürger hat jeweils vier oder fünf Jahre Zeit, genau zu sehen, was Vertreter der Parteien an den verschiedenen Stellen tatsächlich tun. Stattdessen trifft er seine Wahlentscheidung allein auf der Basis von wenigen Wochen Rummel mit Programmen und leeren Versprechen.
In einer für mich vollkommen verwirrenden Ehrlichkeit sagte Christian Lindner vor einer für die FDP großartig gewonnen Wahl öffentlich im Radio wörtlich (oder so wörtlich wie mein Gedächtnis es zuläßt): "Das Vertrauen, das wir in vier Jahren Regierungsbeteiligung verspielt haben, müssen wir jetzt in sechs Wochen Wahlkampf zurückgewinnen." Es hat funktioniert und dazu fällt mir ehrlich gesagt gar nichts in guter Gesellschaft sagbares mehr ein.
"Engagierter Klimaschutz? Die deutsche Gesellschaft hat – wie Bartleby – müde abgewinkt."
Das ist nicht ganz richtig, denn auch Olaf Scholz und die SPD haben sich schließlich zum 1,5-Grad-Ziel und den überfälligen, großen Anstrengungen bekannt, und sogar ein rot-grünes Bündnis klar präferiert. Sogar Lindner hat sich zum Ziel bekannt und explizit den ordnungspolitischen Rahmen als geeignetes Instrument angeführt, damit Kreative in Wissenschaft und Wirtschaft innovative Lösungen vorantreiben können.
Das 1,5-Grad-Ziel ist also tatsächlich allen gemeinsam wichtig. Um das noch zu erreichen, müssen die Reduktionserfolge gerade anfangs besonders groß sein, um das uns verbleibende Kontingent nach hinten zu strecken, da die letzten 10 % technisch vermutlich noch etwas kniffliger werden.
Wenn man annimmt, dass Wähler*innen letztendlich doch häufig vernünftig sind und vernünftige Parteien zumindest stärken, muss man anerkennen, dass eine robuste Mehrheit genau das jetzt auch erwartet.
Die Lüge im Wahlkampf geschah gleich am Anfang: "keine Verbote". Sie stand am Beginn der grünen Talfahrt im Wahlkampf und begleitete sie.
Zahlen ohne Verbote heißt: Ich zahle weiter für die Freiheit durch SUVs. Das überzeugt niemand. Die Mehrheit bekam den Eindruck: Wenn die Grünen diesen Kampf nicht führen (können), dann wuppen sie auch kein Klimaziel.
Die Mehrheit MUSS die Grünen kämpfen sehen! Das Geraune über vorsichtigste Veränderung (#grz20 "die grüne Erzählung") soll die Reichen und Mächtigen beeindrucken, aber stößt die Mehrheit eher ab. Wenn die Durchschnittsverdiener zahlen müssen - für Corona und fürs Klima, dann müssen sie gesichert sehen, dass dadurch auch tatsächlich dem Klima geholfen wird.
Ich befürchte, der Grund für das sehr mäßige Abschneiden der Grünen ist viel banaler. Als eine Partei, die mit keinem geringeren Anspruch angetreten ist, als den Klimawandel aufzuhalten, hat sie bereits ganz zu Anfang den entscheidenden Schrittfehler begangen: Die Partei hat eine Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin gemacht, obwohl sie einen Robert Habeck hatte. Das sagt viel über den Zustand dieser Partei aus. Sie hat sich dafür entschieden, den kompetenteren und wählbareren Bewerber zugunsten der eigenen (feministischen) Ideologie abzulehnen. Was soll der Wähler daraus lernen? Klimarettung ja - aber nur mit Frauenquote? Weltuntergang verhindern - aber nur wenn dabei ordentlich gegendert wird?
Es wird Zeit für die Grünen endlich erwachsen zu werden und sinnvolle Prioritäten zu setzen und diese dann auch konsequent durchzuhalten. Wer sich ernsthaft um die Zukunft unseres Planeten sorgt, kann es sich nicht leisten aus ideologischen Gründen minderqualifizierte Bewerber ins Rennen zu schicken. Schon weil er damit öffentlich seine eigene Ernsthaftigkeit in Frage stellt.
@Samvim Genau so sehe ich das auch.
Die Grüne Wahlkampfzentrale hat die Vorbereitung verschlampt.
Es ist doch klar, dass die nicht wohlgesinnten jeden Stein umdrehen und alles für Negativecampaigning nutzen werden, was auch nur den Hauch einer Angriffsmöglichkeit bieten, gleich ob Bärbock oder Habeck. Also räumt man frühzeitig jegliche Problematik weg. Dann ist das Bärbock-Buchnatürlich ein gefundenes Fressen, denn damit wurde deutlich gemscht, dass die Kandidatin größer sein sollte als sie ist, anstelle sie als unverbrsuchte neue Kraft zu inszenieren und Haneck als kongenialen Konzeptträger an die Seite zu stellen.
Es war schlicht eine schlampige und falsche Strategie, nur Klima und Frau reicht halt nicht.
Solange die Grünen soziale Themen außen vor lassen, wie Rente und HartzIV etc. werden sie nicht so schnell ihre Prozentzahlen verdoppeln.
Die angestrebte Kindersicherung löst dieses Armutsthema nicht alleine auf.
Alle die SchwarzGrün/Jamaika verhindern wollten, bzw.die Grünen für Ihre Überlegung zu SchwarzGrün abstrafen wollten bekommen jetzt Ampel oder Jamaika...
Und was habt ihr jetzt damit gekonnt?
Gerade jetzt hätte es eine starke Grüne Stimme gebraucht.
@HoboSapiens LAschet ist raus?!
Ich habe seit 40 Jahren zum ersten Mal die Grünen nicht gewählt.
Sie sind mir inzwischen zu militaristisch. Und zu Russlandphob.
Und zu sehr Scharfmacher in Sachen Corona.
@john kling Danke für diese Entscheidung! In einem Moment, in dem sich einen Jahrzehnte lange Treue endlich auszahlen könnte den Rücken zu kehren, nur um Realitäten nicht anzuerkennen, spricht von besonderer Hasenfüßigkeit!
@john kling Die eigenen Werte auf den russischen Staat anzuwenden ist also russophob.
Also man kann ja durchaus mir zweierlei Maß messen, nur dann sollte man nicht von der universellen Richtigkeit der eigenen Werte und Ziele ausgehen. Ist man hingegen generell gegen Militarismus, Großkapital, willkürliche staatliche Repression, reaktionäres Menschenbild, völkisches Denken und Imperialismus - dann ist man zwangsläufig in Opposition gegen die russische Politik.
@john kling Naja, heutzutage scheint sich die "Regierungsfähigkeit" dadurch zu definieren, dass man für Kriegseinsätze und bewaffnete Drohnen ist. Das hat mit den Grünen der 80er Jahre eigtl. nichts mehr zu tun. Wählbar sind die für mich seit den Schröder-Jahren nicht mehr.
Auf der anderen Seite, sollten die in Ampel od. Jamaika reingehen, dann werden auch die ganzen jungen Leute begreifen wie schnell Parteien alles an Prinzipien über Bord werfen können, wenn's um Macht geht. Geschichte wiederholt sich irgendwie immer wieder.
"Engagierter Klimaschutz? Die deutsche Gesellschaft hat – wie Bartleby – müde abgewinkt"
Vielleicht sind deutsche Wähler auch einfach nur realistisch, sie wissen das Deutschland in den Klimaschutz investieren sollte, wissen aber auch, daß die Klimakrise nicht mit dem weniger als 3% Anteil der Deutschen am weltweiten Co2 Ausstoß gelöst wird.
Heftige deutsche Konsumeinschränkung Drosselung der deutschen Industrie, allgemeiner deutscher Wohlstandsverzicht etc. all das würde den Klimawandel gar nicht aufhalten, insbesondere nicht vor dem Hintergrund des zukünftigen globalen Bevölkerungswachstums.
Die Ehrlichkeit dies zuzugeben, haben die Grünen vermissen lassen.
@Paul Rabe Die Art und Weise wie die Grünen diese historische Chance versemmelt haben, macht mich extrem sauer. Die kleinen Affären um die Baerbock haben der Sache sehr geschadet. Nun ist da nicht eine Kanzlerkanditatin alleine angetreten, sondern ein ganzes Wahlkampfteam. Dessen Aufgabe wäre es gewesen, dieses Debakel zu verhindern. Gepennt haben sie alle . Geschadet haben sie nicht den Grünen alleine, sondern der gesamten Umweltbewegung.
@Paul Rabe Also dann doch lieber volle Kraft vorraus! Hurra diese Welt begeht unter ... MöpMöp
Ich habe bewußt nicht die Grünen gewählt. Während Herr Lindner - der nun weißgott nicht mein Freund ist - klar gesagt hat, dass er eine Regierung mit der CDU bevorzugen würde, haben sich die Grünen ins Unklare geflüchtet, haben erkennen lassen, dass sie nach allen seiten offen sind. Klimapolitik hat Vorrang, ist wichtig - allerdings Sozialpolitik als notwendiges Anhängsel der gesellschaftlichen Entwicklung zu betrachten ist zynisch.
Wer als Grüner glaubt, die ungerechte Vermögensverteilung mit Laschet, Merz und Lindner auch nur ansatzweise korrigieren zu können, der irrt, oder glaubt selbst auf der Gewinnerseite zu stehen.
@Bürger L. Wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht.
Und ja, die Bereitschaft der Grünen zu Schwarz-Grün war der Grund, Dunkelrot zu wählen, trotz aller Bauchschmerzen.
Laschet als Kanzler verhindern ging vor.
@Bürger L. Sehr gut analysiert! Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Fleischverzicht ist nun Mal auch eine Frage der Geldbörse und des Bildungsstatus.
Echter Umweltschutz geht nur sozial.
@Bürger L. +1
Aus unüberwindbarer Antipathie gegen jegliche SchwatzGrünen Experimente hab ich nicht Grün gewählt. Die Gelben wären das Eiterhäubchen auf diesem unbekömmlichen Menu.
Ich kann diesen Ausführungen schon zustimmen.
Aber ich sehe das etwas anders: Die Grünen liegen in ihrer Hochburg Hamburg unter 4.000 Mitgliedern. Ich habe keine Ahnung, ob die Mitgliederzahlen in BaWü oder Berlin deutlich höhere sind, aber diese Partei hat nur einen kleinen Pool an fähigen Leuten und diese hat die Partei gar nicht mal schlecht in Stellung gebracht.
Plus 5 Prozent ist ein satter Zugewinn und ein klares Zeichen der Zustimmung. Aber die Grünen müssten jetzt so etwas wie eine Volkspartei werden. Sie müssten deutlich besser in der Lage sein, für 20 oder 25 Prozent gut zu sein. Das sind sie m.M. nicht und anscheinend im ganzen Bundesgebiet (noch) nicht.
Die SPD hat einen endlosen Pool von qualifizierten Menschen (gehabt), eventuell hat dies auch dazu beigetragen. Und Scholz bietet Erfahrung an. Es ist mir zwar nicht ganz klar, ob diese 'Erfahrung' ihn nicht hätte auch disqualifizieren können, aber tatsächlich ist er eher in der Lage als Baerbock eine Regierung zu führen. Aber viel fehlte auch nicht.
Am Ende steht eines fest: Die Grünen haben die Wahlen gewonnen. Sie haben klar dazugewonnen und sie sind in der Lage, eine Regierung mitzubilden, sie zu prägen. Sie haben auch eine gewisse Rolle dabei gespielt, Alternativen zu Hartz-IV ins Spiel zu bringen. Das ist eine große Leistung. Selbst die FDP musste hier sehen, dass die Grünen dies können.
Wenn es um das Verhältnis von Armut, Hilfe und Reichtum geht, dass zeigt dies, nach m.M., dass die Grünen sehr weit gekommen sind. Sie sind in der Mitte der Gesellschaft von Links und prägen, machen Wege auf, zeigen Wege auf.
Dies gesagt, sie müssen klar auch nacharbeiten und sich stark verbessern. Diese Plagiatsgeschichten haben gezeigt, die Bevölkerung will keine Pseudeo-Wissenschaftler mehr als Politiker. Die Grünen müssen mit gestandenen und fertigen Persönlichkeiten kommen. Lückenloser Lebenslauf ist aber nicht das Kriterium, sondern e c h t. Darum geht es.
...ich sag nur Frauenquote gerettet,
Klimaschutz an die Wand gefahrn.
1. Keine Regierungserfahrung der Kandidatin.
2. Unbeliebte Elitenthemen wie Gendern oder mehr Migration.
3. Nach Corona die Aussicht eines Totalumbaus des Landes.
4. Nach 40 Jahren immer noch keine Basis auf dem Land etc. pp.
Es gibt viele Gründe warum es nicht geklappt hat. Aber wie bei den anderen Parteien werden die wohl nicht wirklich ehrlich aufgearbeitet.
Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob die Grünen nicht als Opposition mehr erreichen können, als mit Regierungsbeteiligung. Zu gut ist mir noch der erste Aufguss rot-grün in Erinnerung, mit all der Krötenschluckerei als zahlenmäßig unterlegener "Partner".
Eine grüne Kanzlerin hätte im richtigen Leben auch nur einen Bruchteil der anvisierten Ziele durchsetzen können, was ihr sehr viel übler genommen worden wäre, als das bei den anderen Parteien der Fall sein wird.
Sich als "David gegen Goliath" zu gerieren schafft immer Sympathien beim Wahlvolk ohne dass scheinbare oder wirkliche Niederlagen an den ursprünglichen Zielen gemessen werden müssen.
> "Entscheidend ist noch etwas anderes: Die Veränderungsbotschaft der Grünen traf in diesem Wahlkampf auf eine erschöpfte, von Corona geschüttelte Gesellschaft, die sich nach Normalität sehnt. Die große Mehrheit sieht sehr wohl, das sich etwas ändern muss, sie gibt in Umfragen an, Klimaschutz wichtig zu finden. Aber sie hat für behutsame Status-Quo-Anpassung gestimmt, zuckt also zurück, wenn es – durch grüne Programmatik – allzu schmerzhaft fürs eigene Leben wird."
Dieses Gefühl von Überforderung liegt aber eben auch mit genau daran, dass die Grünen bisher viel zu unkonkret sind, wie genau sie das Klima denn nun schützen wollen, und was dazu wirklich nötig ist.
Und das kann man belegen: Die große Unterstützung von Fridays For Future kommt ja gerade daher, dass diese die Herausforderung nicht klein reden oder beschönigen, und substantielle Lösungen verlangen. Das Kleinreden der Klimakrise ist letztlich ein Ausweichen vor der Realität. Und letzteres verträgt sich sehr schlecht mit einem Führungsanspruch, denn führen kann man nur, wenn man Realitäten benennt. Auch der Wahrnehmung von Robert Habeck als geeigneter, stärker dürfte es zugute gekommen sein, dass er dies etwas deutlicher getan hat.
tja trotz FFF , 8 Millarden pro Jahr für Mediale Grüne Dauerwerbesendung trotzdem es als alles entscheidende Klimawahl ausgerufen wurde wenieger als 14% ?
Evtl reicht der normalen Bevölkerung eine CO2 Neutralität bis 2040 die es auch mit SPD CDU FDP gibt ?(selbst das wäre noch Weltspitze unter den Industrienationen)
Bloss halt mit dem Unterschied das dann evtl noch Arbeitsplätze für normale Arbeitnehmer vorhanden sind die auch noch ein Auskommen ermöglichen und nicht alle in die Metropolen müssen um überhaupt noch irgenteinen Dienstleistungsjob zu bekommen.
Der Großteil der Bevölkerung gerade auf dem Land sagt lieber 2040 noch Fabriken in den Kleinstädten als Gorilla in Berlin….
Die Grünen müssen einen Weg finden auch eine Ansprache zu nicht akademischen Milieus zu finden. Nur mit den Stimmen des gehobenen Dienstes und der Studierenden wird es nichts mit der Kanzlerschaft.
@Šarru-kīnu Andererseits dürften Beamte und Akademiker ihnen eine Koalition mit FDP und CDU/CSU noch am wenigsten übelnehmen. Was schert einen das Proletariat, wenn man doch so schön von den materiell Abgesicherten getragen und einem von ihnen alles verziehen wird?
Gemessen an 2017 ein Erfolg, gemessen an den letzten zwei Jahren ein Mißerfolg. Die Grünen pendelten ab 2019 stets zwischen 20 und 24%, teilweise gab es Ausschläge bis 27%. Dieser Höhenflug ermöglichte es erst, eine Spitzenkanditatin für das Kanzleramt aufzustellen.
Am Ende grinste sich Scholz vom abgeschlagenen dritten Platz nach vorne. Der guten Werbekampagne der SPD, Annalenas Selbstüberschätzung und Laschets Unvermögen, sich von Übermutter Merkel abzukoppeln, sei Dank.
Allerdings waren die Grünen die einzige Partei, die hier einen Wandel angemahnt hat.
Sie haben mE wenig Untersützung durch die Leitmedien bekommen, die hier eine Informationspflicht gehabt hätten.
Aber dort ging es in den vergangenen Wochen ja um Gummistiefel, Plagiatsjäger und falsche Föhlichkeit
@05867 (Profil gelöscht) Also die Zeit, Taz, Faz und der ÖR etc. berichten seit 2-3 Jahren im Dauermodus über die Klimakrise!
Welche Leitmedien soll es den sonst noch geben in D?
Die Analyse würde ich im Wesentlichen teilen.
Es ist sicherlich so, das die Deutschen offenbar nicht bereit sind, einen vorbeugenden Klimaschutz zu betreiben.
Sie brauchen dafür noch einige weitere, vielleicht auch schlimmere Katastrophen wie jüngst an der Ahr.
Den meisten ist die Zukunft ihrer Kinder und Enkel einfach ziemlich egal, solange auf dem Weber Grill genügend billiges Nackenfleisch liegt
@05867 (Profil gelöscht) Ihre Meinung teile ich. Aber über die Wahlentscheidung der über 60jährigen bin ich doch ziemlich erschüttert. Das können doch nicht alles Alleinstehende oder Kinderlose sein, denen die Zukunft ihrer Nachkommen dermaßen egal ist.
Über Egoismus in der Generation der Kinder solcher Leute brauche ich mich dann auch nicht mehr zu wundern.
@05867 (Profil gelöscht) Genau, deswegen haben die Grünen knapp 15% bekommen. Wieviele Deutsche haben denn in Berlin und Hamburg einen Weber Grill ? Man muss schon ziemliche Vorurteile haben wenn man den Misserfolg an billigen Nackenfleisch fest macht.
Die Spd hatte die beste Kampagne und war die klare Wahl für alle die ein bisschen Veränderung wollten, aber die klimapolitische Realität nicht verkraften.
Für die Grünen gilt nun: zusammen mit den sozialökologischen Kräften in der SPD Scholz nach links schieben, die de facto Klimawandelleugner- und Klientelpartei FDP ausmanövrieren und in der Ampel klein halten und darauf vertrauen, dass nach den Katastrophen der nächsten vier Jahre vielleicht 20-25 % der Wähler die Realität anerkennen und sich von den extremistischen Klimakillerparteien abwenden.
@hessebub Dass die Wähler eben KEINE linke Politik wollen, haben sie doch eindrücklich gezeigt, in dem sie die Linke mindestens ebenso abgewatscht haben, wie die Union. Dass die Grünen die FDP klein halten sollen und der linke Flügel der SPD Herrn Scholz nach links schieben soll, halte ich für sehr wenig Ziel führend. Dann bleibt die Ampel, so sie überhaupt möglich wird, nämlich nur ein kurzes Intermezzo. Was ich dann auch hoffe.
Vor allem sollten die Grünen jetzt nicht der Versuchung erliegen, selbst das jetzt erreichte zu verspielen, in dem sie sich mit Schwarzgelb ins jamaikanische Bett legen.
@Suryo Warum sollten sie nicht ? Die Erfahrungen aus den Bundesländern mit dieser Konstellation ist doch gut, die Grünen konnten sich dort stets profilieren und haben tendenziell dabei noch an Wählern hinzugewonnen.
Stimme Herrn Schulze zu, aber einen wichtigen Faktor muss man immer auch mitdenken: als Laschets CDU schwächelte und Baerbocks Grüne Probleme hatten, stoß Scholz mit der SPD in die Lücke. Und sehr viele (z.b. Ich) haben in Anbetracht der Umfragen dann statt Grünen die SPD gewählt, da diese die realistische Chance hatte an der CDU vorbeizuziehen. Das heißt, die Fehler der Grünen sind die Ursachen, aber das Ausmaß der "Verluste" ist durch taktische Wähler*innen stark verzehrt.
Die Frage ist doch ob man es wirklich ernst nehmen muss, was Menschen in Umfragen sagen, solange die Wahl noch weit weg ist. Umweltschutz würde Verzicht oder mindestens Veränderung beim Konsum bedeuten. Kein Einfamilienhaus? Kein Auto? Keine Kurzurlaube? Höhere Steuern? (Man könnte ja doch noch reich werden dieses Leben) Dann doch lieber Groko, die Zusammengenommen am Ende kaum eingebüßt hat.
Vielleicht wollen eben alle ein weiter so.
Jedenfalls wählt die Mehrheit Parteien die Steuerhöhungen kategorisch ablehnen.
Vermutlich hätte auch eine weniger überfordert wirkende grüne Partei nur 5% mehr bekommen....und dann?
@syle x Wir haben zusammen mit Belgien bereits die höchste Steuer- und Abgabenquote. Wie hoch wollen Sie diese denn noch schrauben ? Wobei Menschen, die wenig verdienen, ohnehin keine Steuern zahlen.
Es gibt im Moment genau eine Sache, die die Grünen analysieren müssen: Wie man Christian Lindner beibringen kann, dass seine Partei die Nummer vier im Lande ist und deshalb bescheiden sein sollte. Ansonsten sollte man sich darauf konzentrieren gute Arbeit zu machen -- und für den nächsten Wahlkampf eine bessere Werbeagentur zu finden.
@wlm1954 Wieso sollte die FDP bescheiden sein, wo sie nur knapp unter den Grünen abgeschnitten hat. Wer jetzt denkt die FDP spielt das 5te Rad am Wagen und soll nicht mitreden, wird sich sehr täuschen.
@wlm1954 Zustimmung.
Was die Agenturen, egal ob Werbe- oder PR- angeht: deren Geist ist meist erstaunlich eindimensional. Nur wenige tanzen da aus der Reihe.
Diese Entwicklung sollte gestoppt werden. Für die nähere und fernere Zukunft sind Mediatoren und Vermittler erforderlich. Aber knallharte. 'Soft' allein löst keine Probleme.
Gehärtete Sensibilität ist das Motto.
Bitte nicht das (Horror-) Szenario RRG unterschätzen! Dieses mehrheitlich von Grünenanhängern befürwortete (75 %), geschichtsvergessene, Bündnis dürfte nicht wenige bewogen haben ihr Kreuz bei der Zweitstimme am Ende lieber bei FDP oder CDU zu machen!
Man mag in der Hauptstadt und in der Parteizentrale kein Problem bei der Linken sehen, im Rest des Landes sieht das aber ganz anders aus. Der blinde Fleck bestand nicht nur bei der Wahl der Kandidaten, sondern auch im mangelnden taktischem Überblick!
Kleiner Tipp: das derzeitige Spitzenpersonal ist unwählbar!
@danny schneider Ich dachte man wählt eine Partei, nach dem was in der Vergangenheit erreicht wurde und in der Zukunft erreicht werden soll.
Einen Sieger zum Verlierer küren geht nicht.
Die Grünen haben das Bundesweit beste Wahlergebnis seit Bestehen, es ist also ein ganz klarer Sieg. Richtig allerdings ist, dass das Ergebnis unter Habeck noch eine ganze Nummer besser ausgefallen wäre. Trotzdem sind sie klarer Sieger.
Klar sind die Verlierer: CDU und Linke haben eine desaströse Klatsche erhalten. Beide haben ihre besten Pferde im Stall gelassen und Kandidaten aufgestellt, welche die Wähler nicht wollten. Selbst schuld!
@Rudi Hamm Das ist wohl wahr. Was meinen Sie, wo die SPD gelandet wäre, wenn sie den gleichen Fehler gemacht und Esken oder Borjans ins Rennen geschickt hätte. Einzig Herr Scholz hat diesen Ausgang möglich gemacht, deshalb sollte man tunlichst nicht versuchen, ihn irgendwohin zu schubsen, wie das hier schon anklang !
Nicht vergessen: Dank der Inkompetenz im Saarland gab es keine einzige Zweitstimme aus dem Saarland. Da wurde von grüner Seite drauf gesch ... en. Diese Mischung aus Unfähigkeit und Inkompetenz kommt nicht gut.
Und jetzt Vorsicht: Wenn die verwesende CDU/CSU durch Jamaika noch vier Jahre in der Regierung gehalten werden sollte, dann brauchen wir eine neue Partei, die sich um Klimafragen kümmern wird.
Israels Premier Netanjahu zündelt, um an der Macht zu bleiben. Die Menschen in der Region, die Frieden wollen, drohen unter die Räder zu geraten.
Mäßiges Wahlergebnis der Grünen: Bitte keine Realitätsflucht!
Ein großer Erfolg? Wohl kaum: Die Grünen haben nur ein mäßiges Ergebnis eingefahren. Statt es schönzureden, müssen sie es nun ehrlich analysieren.
14,8 Prozent, das ist sicher kein großartiger Erfolg: Grünen-Wahlparty am Sonntagabend in Berlin Foto: Filip Singer/epa
Die Grünen sollten sich jetzt vor Realitätsflucht hüten. Angesichts des enttäuschenden Knapp-15-Prozent-Ergebnisses gibt es in der Partei zwei reflexhafte Reaktionen, die verständlich sind, sich aber nicht an der Wirklichkeit orientieren. Die eine Reaktion ist das Schönreden: Das Ergebnis sei – verglichen mit vorherigen Wahlen – ein historischer Erfolg, sagen manche, die Partei habe sich supertoll gegen heftigsten Gegenwind (Internethetze! Die Medien! Springer!) gehalten und die tapfere Annalena Baerbock großartig gekämpft.
Das ist nicht ganz falsch, aber auch ziemlich grün-romantisch. Der zweite Reflex ist, sich nun mit aller Energie in die anstehenden Sondierungen zu stürzen – und tiefgehende Ergebnisanalysen erstmal hintanzustellen. Das ist pragmatisch und wahrscheinlich geht es zunächst nicht anders. Es darf aber nicht dazu führen, dass eine ausführliche Reflexion umständehalber ausfällt, wie es zum Beispiel 2017 der Fall war.
Denn, liebe Grüne, ihr müsst jetzt tapfer sein: 14,8 Prozent, das ist eine Niederlage, die sich gut verkaufen lässt, aber sicher kein großartiger Erfolg. Eine Partei, die ein Jahr lang mit dem Anspruch durch die Gegend lief, das Land führen zu wollen, die explizit als Ziel ausgegeben hatte, die Kanzlerin zu stellen, muss sich an ihrem eigenen Anspruch messen lassen – und nicht am Ergebnis der Bundestagswahl 2017.
Damals war die Situation eine völlig andere. Es gab noch keine so brutalen Dürresommer, keine Flutkatastrophe kurz vor der Wahl und keine Jugendbewegung Fridays for Future, die Klimaschutz im gesellschaftlichen Diskurs stark macht. Und die Grünen lagen vor der Wahl 2017 nicht drei Jahre lang stabil bei 20 Prozent. Kurz: Wer 2017 als Referenzpunkt nimmt, betreibt Realitätsflucht. Zum Glück lassen die ambivalenten Äußerungen von Baerbock und Habeck darauf schließen, dass sie sich gegen diese Story entschieden haben.
Die Ursachen für das enttäuschende Abschneiden der Grünen sind vielfältig. Viele WählerInnen haben der 40 Jahre alten Baerbock, die keine Regierungserfahrung hat, das Amt der Kanzlerin am Ende nicht zugetraut. Ihre Fehler bei den Nebeneinkünften, dem Lebenslauf oder dem Buch taten – obwohl in der Sache Kleinigkeiten – das Ihrige dazu. Baerbock wurde gewogen und für zu leicht befunden, sagen manche Grüne – und liegen damit nicht falsch.
Die Grünen wirkten überfordert
Aber diese Analyse kratzt an der Oberfläche. Es wäre unterkomplex, die Verantwortung für das mäßige Ergebnis allein der Kanzlerkandidatin zuzuschieben. Baerbock hat in der zweiten Phase des Wahlkampfes großartig gekämpft und an Trittsicherheit gewonnen. Aber die Grünen wirkten als ganze Partei überfordert.
Manchmal zogen sie sich in die Trotzecke zurück, manchmal flüchteten sie sich in Spiegelstriche, die große Erzählung geriet ins Abseits. Sie fielen also in Verhaltensweisen zurück, die sie eigentlich ablegen wollten. Offensichtlich war ein Kanzlerinnen-Wahlkampf eine Überforderung für die Partei: Der Brutalität der Auseinandersetzung und der Fallhöhe, die damit einhergeht, war die Partei einfach noch nicht gewachsen.
Entscheidend ist noch etwas anderes: Die Veränderungsbotschaft der Grünen traf in diesem Wahlkampf auf eine erschöpfte, von Corona geschüttelte Gesellschaft, die sich nach Normalität sehnt. Die große Mehrheit sieht sehr wohl, dass sich etwas ändern muss, sie gibt in Umfragen an, Klimaschutz wichtig zu finden. Aber sie hat für behutsame Status-Quo-Anpassung gestimmt, zuckt also zurück, wenn es – durch grüne Programmatik – allzu schmerzhaft fürs eigene Leben wird. Dieses Setting, das sich psychologisch vielfältig deuten lässt, drückt sich in den 14,8 Prozent aus.
Das alles wirkt ein bisschen wie die Geschichte von „Bartleby dem Schreiber“, die der amerikanische Schriftsteller Herman Melville im 19. Jahrhundert verfasste. Ein Schreibgehilfe sitzt in seinem dunklen Büro in einer New Yorker Anwaltskanzlei, kopiert Verträge, lehnt aber andere Tätigkeiten mit der Ansage ab: „I would prefer not to.“ („Ich möchte lieber nicht.“)
Die Gesellschaft war eben nicht, „bereit, weil ihr es seid“. Diese grüne, für den Wahlkampf zentrale Grundannahme war falsch. Ernüchternd für die Parteispitze ist auch, dass sie ja immerhin versucht hat, die deutsche Sehnsucht nach Sicherheit und Stabilität zu antizipieren. Die Veränderungsbotschaften von Baerbock und Habeck waren fein dosiert, auch sie sagten nicht die ganze Wahrheit über die Veränderungen, die die sich zuspitzende Klimakrise nötig macht.
Aber selbst der behutsam vorgetragene Aufruf zur ökologischen Wende hat nicht verfangen, in einer Situation, in der die Klimakrise unbarmherzig mitten im Wahlkampf zuschlug – und die Union mit einem äußerst schwachen Kandidaten antrat.
Engagierter Klimaschutz? Die deutsche Gesellschaft hat – wie Bartleby – müde abgewinkt. Dies als ökologisch orientierte Partei nicht ausführlich zu analysieren, weil die eingangs beschriebenen Reflexe näher liegen, wäre fahrlässig.
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Schwerpunkt Bundestagswahl 2021
Kommentar von
Ulrich Schulte
Leiter Parlamentsbüro
Ulrich Schulte, Jahrgang 1974, schrieb für die taz bis 2021 über Bundespolitik und Parteien. Er beschäftigte sich vor allem mit der SPD und den Grünen. Schulte arbeitete seit 2003 für die taz. Bevor er 2011 ins Parlamentsbüro wechselte, war er drei Jahre lang Chef des Inlands-Ressorts.
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