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Die taz, die Polizei und der MüllWir müssen reden

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Warum die Polizei-Müll-Kolumne aus der taz mehr als grenzwertig ist und radikale Identitätspolitik in bleiernes Schweigen führt.

Balkone am taz-Haus in der Berliner Friedrichstraße Foto: Karsten Thielker

D ieser Text ist Auftakt einer innerredaktionellen Debatte über die Kolumne „All cops are berufsunfähig“ von Hengameh Yaghoobifarah. Es werden in den kommenden Tagen weitere, konträre Texte folgen, die das gesamte Spektrum der Diskussion abbilden.

In der taz ist in 40 Jahren viel Unfug geschrieben worden. Die RAF wurde mal gegen den „Bullenstaat“ verteidigt, Pädophile durften sich, als von der bürgerlichen Gesellschaft unterdrückte Gruppe, vor Jahrzehnten auf taz-Seiten austoben. Die taz war immer libertär und durchlässig für Strömungen und Ideen. Manche davon waren visionär, wie die radikale Ablehnung der Atomtechnik oder die von manchen Männern lange für lästig gehalten Frauenquote.

Die Grenzen des Erlaubten sind in der taz weiter gesteckt als in Medien, in denen Hierarchien Schräges und Sperriges filtern. Die Polizei-Müll-Kolumne von Hengameh Yaghoobifarah überschreitet indes eine Grenze, die wir achten sollten: die Herabwürdigung einer Gruppe von Menschen.

Der Text ist keine Satire. Damit macht man sich einen schlanken Fuß. Denn Satire darf ja irgendwie alles. Auch das stimmt nicht. In der taz ist die Liste der zu vermeidenden Worte und von satirischen Bemerkungen auszusparenden Gruppen im Laufe der Jahre länger geworden.

PolizistInnen werden in diesem Text als untauglich für jeden anderen Beruf beschrieben und landen am Ende als Abfall auf dem Müll: „Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.“ Das mag, streng nach Definition, keine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sein, riecht aber ähnlich übel.

Man identifiziert eine Gruppe, die in der eigenen Community als Feindbild tauglich erscheint, und bekübelt sie mit Herabwürdigungen, die ein kleines bisschen – zwinker, zwinker – lustig gemeint sind. Im Kern aber eben nicht.

Klicks auf Kosten der Aufklärung

Deshalb ist der Schluss kein dummer Ausrutscher, wie er TextproduzentInnen, die einen Ruf als originell und scharfzüngig zu verteidigen haben, halt mal passiert. Die Müll-Metaphorik ist die notwendige Klimax des Textes: unbrauchbar, Abfall. Und der Trigger-Punkt, mit dem die taz Klicks generiert. Nichts gegen Klicks, aber nicht auf Kosten der Aufklärung.

Gilt Abfall eigentlich auch für die 16 Prozent Frauen in der Polizei? Auch für das Drittel der neu eingestellten PolizistInnen in Berlin mit Migrationshintergrund? Oder nur für biodeutsche Männer?

Eine Gruppe wird beschimpft, ausgegrenzt, entwürdigt. Das erinnert an rechte Hate Speech. Und hat mit rhetorisch geschärfter Machtkritik nichts zu tun. Rechtsextreme Hassrede richtet sich zwar gegen Minderheiten, während hier eine Berufsgruppe attackiert wird, die eine Wahl getroffen hat. Aber Polizisten sind selbst schuld, ist gedankenarme Ablenkung.

Wie wäre es mit: Singles sind Müll? (Nehmen anderen die Wohnung weg.) Unterschichtsangehörige sind Müll? (Hätten sich mehr anstrengen sollen.) Oder: taz-KolumnenschreiberInnen sind Müll? Das verdeutlicht, wie absurd Kollektivbeschimpfungen sind. Die extreme Identitätspolitik mit ihrem Wir-Die-Raster ist ihren Feinden näher, als sie ahnt.

PolizistInnen repräsentieren den Staat: Also fight the power und so? Und verstehen nur weiße Männer das nicht, die unfähig sind, ihr Privileg zu begreifen, von der Polizei nicht rassistisch angegangen zu werden? Dieses Argument ist stets zu bedenken. Wahrscheinlich haben wir, weiße Männer, diesen Unterschied noch nicht ausreichend begriffen.

Ein fast unmöglicher Diskurs

Die Sprecherposition aber zu essentialisieren und zum entscheidenen Dreh-und Angelpunkt zu machen macht den Dialog fast unmöglich. Wird die Sprecherposition als finales Argument benutzt (Betroffenheit versus Nichtbetroffenheit), schrumpfen Argumente zur B-Note. Das ist die Persiflage jedes aufklärerischen Diskurses. Wenn nur Betroffene legitimiert sind zu reden, zerfällt die Öffentlichkeit. Der Austausch und Abgleich von Interessen und Symbolen mit allgemein anerkannten Regeln schützt die Gesellschaft vor der Barbarei, vor dem puren Recht des Stärkeren.

Die Hybris, diskursive Regeln ignorieren zu dürfen, gedeiht offenbar auf dem Humus des Bewusstseins, Betroffene zu repräsentieren, recht gut. Aber dieses Recht hat niemand in der taz. Kein Opferstatus rechtfertigt Kollektivherabwürdigungen. Polemik? Gerne. Menschenfeindliche Metaphorik? Nein. Es ist befremdlich, dass einige in der taz diese zivile Selbstverständlichkeit für eine Zumutung halten.

Und: Überprüfe dein Privileg? Darüber müssen wir reden. Aber das gilt für alle. Vor ein paar Tagen war die Straße vor der taz gesperrt. Ein junge Polizistin mit Migrationshintergrund regelte den Verkehr. Es war heiß und die bösen Blicke der AutofahrerInnen noch das Wenigste. BerufsanfängerInnen bei der Polizei bekommen in Berlin 2.000 Euro brutto im Monat, mit Schichtdienst. Aufstiegschancen übersichtlich.

Eine Geste sozialer Verachtung

Das linksalternative Bild, dass eine taz-Autor:in mit Migrationshintergrund, die „nach oben“ (Polizei) tritt, alles darf, weil sie angeblich aus einer Position der strukturellen Unterlegenheit schreibt, ist allzu gemütlich. Den Text durchzieht eine Geste sozialer Verachtung, die in der Müll-Metapher mündet. Die Polizisten, die unbrauchbar für alles sind – das ist der Blick von den Anhöhen diskursiver Bildungs- und Sprachmacht nach unten.

Das verweist auf einen blinden Fleck im Konzept des Kampfes gegen Diskriminierung nach Geschlecht, Ethnie und Klasse. Klasse ist dort zwar theoretisch mitgedacht. Praktisch aber spielt der 16-jährige Biodeutsche aus bildungsfernem Haushalt in einer Kleinstadt, für den ein Polizeijob ein Geschenk wäre, keine Rolle. Mit einer Biografie als schwuler, urbaner Migrant lässt sich auf den Aufmerksamkeitsmärkten mehr Kapital generieren als mit einem Dasein als Normalo in Eisenhüttenstadt.

Kein Missverständnis: Es geht um keinen neomarxistischen Aufguss von Haupt- und Nebenwiderspruch. Aber es ist auffällig, dass in den aktuellen identitätspolitischen Diskursen Klasse kaum eine Rolle spielt. Es gibt eine uneingestandene Nähe des Konzepts der Intersektionalität, der Mehrfachdiskriminierung mit individualistischen Mustern, die durchaus anschlussfähig an neoliberale Ideen sein können.

Wir brauchen eine Gesellschaft ohne Diskriminierung. Auf dem Weg dorthin benötigen wir ein paar diskursive Basisregeln. Sie schützen übrigens gerade Minderheiten. Halten wir uns dran.

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189 Kommentare

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  • Liebe Kommunard*innen, vielen Dank für Eure Kommentare!

    Wir wissen, dass im Moment viel Diskussionsbedarf besteht. Dennoch ist die Menge an Kommentaren für uns personell gerade nicht zu bewältigen, weshalb wir nach gewisser Zeit die Kommentare schließen müssen.

    Ihr helft uns, sie offenzuhalten, wenn es weniger Kommentare gibt, die bereits geschriebenes wiederholen.

    Danke Euch!

    • @Moderation:

      Dann würde ich mich auch freuen, wenn nicht einfach Kommentare (insbesondere kritische zur Kolumne in einem anderen thread) ohne Begründung von der Moderation gelöscht werden. Diese waren hart in der Sache aber sachlich im Ton. Hätte die taz diese Sorgfalt auch an den Kolumnetext selbst angelegt, wäre diese Diskussion hier gar nicht erst entstanden.

  • Danke.

    Ganz Ihrer Meinung.

  • In einer guten Demokratie ist selbstverständlich eine korrekte, von Anstand geprägte Polizei notwendig. So sind dann auch korrekte und anständige Polizeibeamten/innen mit einer notwendigen Achtung zu begegnen.

    Respekt:



    „auf Anerkennung, Bewunderung beruhende Achtung“



    oder



    „vor jemandem aufgrund seiner höheren, übergeordneten Stellung empfundene Scheu, die sich in dem Bemühen äußert, kein Missfallen zu erregen“

    3 x NEIN – Niemals habe ich „Respekt“ vor „Staatsgewalt-Tätige“ Beamte die Ihre Machtbefugnisse in einer Art mafiöser Vereinigung ausüben, Frauen begrapschen, Wehrlose mit brutaler Gewalt niederprügeln lügen und betrügen und glauben sie ständen über dem Gesetz.

    Selbstverständlich habe ich hohe Achtung vor teils schweren, z. T. lebensbedrohenden Einsätzen von anständigen Polizeibeamten die ihre ganze Kraft der Aufrechterhaltung unserer Demokratie widmen und Bürger/innen vor Unrecht schützen.

    Den rechtsnationalen und rechtsradikalen Politikern – rechts neben der SPD, den Grünen und der Linken – sei jedoch folgendes in Erinnerung gerufen:

    „Polizei, wessen Freund und wessen Helfer“. Polizei, Himmlers grüne Helfer“. Wissenschaftliche Berichte zu "Deutsche Polizeibataillone säubern den Osten". Im Falle des Polizeibataillon 309 zeigte sich aber, dass nicht immer Befehle von oben ausliegen mussten. Offiziere und Mannschaften der Bataillone handelten oft aus Eigeninitiative, wenn sie mordeten und sie mordeten mir Freude und Genuss in erschreckend hoher Zahl. Sie wurden nach 1945 von der amtierenden post-Nazijustiz kaum zur Verantwortung gezogen und durfte weiterhin Dienst auf deutschen Straßen tun, wurden befördert und durften mit ihrem niedrigen, mörderischen Charakter nachfolgende junge Polizeibeamte ausbilden.



    Da stellt sich die Frage:



    Wer oder was sind denn die Polizei, die Justiz, die rechtsnationalen Politiker heute?



    Fragen an den „100.000 DM Kofferträger“, einem rechtsbrüchigen Innenminister, u.s.w.

  • Herr Reinecke, Sie haben recht.



    Am besten wäre es, Autor*in zieht die Kolumne selbst zurück, statt sich und andere weiter in hoffnungslose Rechtfertigungsschleifen zu binden.

    • @Idomeneo:

      Die Kolumne ist leider voller Verachtung und Hass für die Polizistinnen und Polizisten, die täglich - oft mit großem Einsatz für wenig Geld - unser friedliches Zusammenleben schützen.

      Wer den Wert einer funktionierenden Polizei nicht erkennen kann, der sollte eine Weile in Gebieten reisen, die ohne Polizei funktionieren. Eine Woche Geschäftsreise im Nigerdelta haben bei mir ausgereicht. Selbstbewaffnung ist einfach keine Alternative und Warlords sind nicht wirklich nett.

      Satire - wenn es denn eine sein soll - darf übertreiben und geschmacklos sein. Das ist OK, das müssen wir aushalten. Die Autorin hat aber - vor allem mit ihrem letzten Absatz - die rote Linie überschritten. Das ist eine Herabwürdigung und ein Aufruf zum Hass. Nach den Worten folgt meistens Gewalt.

      Die Autorin sollte jetzt ganz schnell laut und deutlich machen, dass sie einen Fehler gemacht hat, Hass und Gewalt ablehnt und nie wieder einen solchen Aufruf schreiben wird.

      Ich freue mich für die TAZ, dass Stefan Reinecke hier einen klaren Standpunkt einnimmt und zum respektvollen Diskurs aufruft.

      • 0G
        01349 (Profil gelöscht)
        @Leo Lietzenburg:

        Sie versuchen, der Autorin einen Gewaltaufruf anzudichten. Und im nächsten Satz reden Sie dann vom "respektvollen Diskurs."

        Aber was soll's; das Ganze findet unter einem Artikel statt, in dem der "klare Standpunkt" vertreten wird, die Autorin habe mit ihrer Kolumne eine Grenze überschritten, die die Verteidigung von Terror und pädophilem Missbrauch nicht überschritten habe.

  • Pauschalen Verunglimpfungen liegt regelmäßig keine differenzierte Betrachtungsweise zugrunde und sind schon deshalb stets zu vermeiden.



    Jedoch drängt sich in unserer neoliberalen Republik einem zusehends stärker werdend der Eindruck auf, dass das Benennen von etwas schneller und konsequenter verfolgt und sanktioniert wird, als das Handeln/Tun, also die tätliche Begehung von etwas Negativem.



    Beispiel: Die Cum-Ex-Täter ließ unser Staat so lange und Jahr um Jahr unbehelligt ihre Milliarden einstreichen, dass diese Täter nun hoffen dürfen bereichert und strafrechtlich ungeschoren in die Verjährung abtauchen zu können. Doch wenn die TAZ jetzt einen – zugegebenermaßen etwas verunglückt formulierten – Artikel schreibt, so wird gleich ein riesiges Fass aufgemacht und von Horst mit Anzeige gedroht.



    Zugleich will ich aber auch deutlich in Frage stellen, ob wir uns im Sinne einer „streitbaren Demokratie“ wirklich einen Gefallen erweisen, wenn sich die Presse/Medien selbst eine Vielzahl von Berichterstattungseinschränkungen auferlegt, welche in Summe eine deutliche und auch „vernehmbare“ Benennung von Geschehenem nahezu unmöglich macht, weil die zu wählende Rhetorik alles weichspült.



    UND: Die taz sollte sich jetzt nicht gleich in den Staub werfen und umfassend an sich zu zweifeln beginnen. Die Blöd-Zeitung produziert jeden Tag eine Vielzahl von reißerisch provozierendem Unsinn, dass in Summe die aktuelle „Entgleisung“ der taz dabei nicht ins Gewicht fällt.



    😉

    • @tazeline:

      Fortsetzung:



      Dieser Hans Globke, –ehemaliges Mitglied der „Zentrums-Partei“- war für die CDU und Adenauer durch seine maßgebliche Mitwirkung an der Formulierung des Gesetzes zur Auflösung des preußischen Staatsrates sowie weiterer Gesetze über die „Gleichschaltung“ der parlamentarischen Gremien in Preußen prädestiniert.



      Vor allem wurden ihm wohl die Kommentare zu den „Nürnberger Gesetzen“ von der breiten Mitgliedschaft der CDU/CSU hoch angerechnet. In den „Nürnberger Gesetzen“ werden das Zusammengehörigkeitsgefühl das „rassisch homogenen deutschen Volkes“ propagiert und alle Personen „fremden Blutes“, vor allem Juden, als rassistisch minderwertig diskriminiert.

      Als besondere Wertschätzung des extrem rechtsnationalen Hans Globke hängt ein Porträt im Verwaltungsbereich des Bundeskanzleramts!!!

      Die Tatsache, dass die CDU/CSU die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) als „Rote Socken“ und „5. Rad an Moskaus Wagen“ titulierte, rührt wohl aus dem tief sitzenden Frust her, dass die SPD sich vehement dem Anschluss ans Nazi-Regimes verweigerte und auch nach 1945 kaum Nazis in ihren Reihen aufnahm.

    • @tazeline:

      Danke „tazeline“, ein zielführender und vernünftiger Kommentar.

      Vor 1945 gab es „Himmlers grüne Helfer“ heute haben wir die „Blauen Helfer des 100.000 DM Kofferträgers“ und die sind brandgefährlich. Sie stricken aus jedwedem, politisch, unliebsamen Kommentar eine Beleidigungsklage. Was dann bei der „Nachkriegsjustiz“ auf Wohlgefallen stößt.

      Eine Studie zeigt, dass von 170 Juristen, die zwischen 1949 und dem Anfang der 1970er Jahre Leitungspositionen hatten, 90 der NSDAP angehörten.



      So kann ich bestätigen, dass das Amtsgericht der Stadt Bergheim im Falle sozialdemokratischer Angeklagter eine entsprechende, äußerst restriktive Be- und Verurteilung pflegt.



      Im Falle einer konstruierten Beleidigung erging an einen sozialdemokratischen Rentner eine Verurteilung zur Zahlung von EUR 1.800,00.



      Im Falle von extremen Beleidigungen und Drohungen aus dem rechten Lager, gegen die Politikerin Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) erfolgte in einem höchst richterlichen Urteil ein FREISPRUCH!!!

      Hierzu darf daran erinnert werden, dass die Vorläufer Parteien CDU/CSU, 1939 alle samt für das Ermächtigungs-Gesetz der Nazis gestimmt haben.



      Die einzige Partei, die gegen dieses völkerrechtswidrige und im späteren Verlauf, Völker mordendes Gesetz gestimmt haben, war die „Linke“ SPD. Nach 1945 waren es dann auch wider die CDU/CSU, die die meisten Nazis in ihren Reihen ein herzliches Willkommen boten.



      So konnte dann auch der legendäre, erste rechte Bundeskanzler der CDU, Dr. Conrad Hermann Joseph Adenauer in seinem „Vorzimmer“ den extrem nationalistisch denkenden und handelnden Hans Globke installieren.



      Siehe Fortsetzung:



      Dieser Hans Globke …..

  • Ich finde den Kommentar unsäglich, weil der Autor sich anmaßt, eine Kollegin in einem Themenkomplex zu belehren, den er als weißer Deutscher nicht vollständig erfassen kann.

    • 9G
      97075 (Profil gelöscht)
      @Kunz:

      Ihr Kommentar ist jetzt mal richtige Satire Polt`schen Ausmaßes...



      leider ist Ihnen das vermutlich nicht mal im Ansatz bewusst.

    • @Kunz:

      Seit wann ist eine bestimmte Hautfarbe Voraussetzung dafür, eine Beleidigung Beleidigung zu nennen, Pauschalurteile abzulehnen und sich gegen Hatespeech zu wenden? Auch ein Weiser wäre für die selbe Wortwahl kritisiert worden.



      Wenn sie die Gleichsetzung Polizisten=Müll als Debattenbeitrag akzeptieren, dann bitte keine Aufregung mehr, wenn rechte Idioten auf Ähnlichem Niveau argumentieren. Menschenverachtung bleibt Menschenverachtung, egal wer sie äußert, und jede:r darf sie als solche Benennenen.

  • Am Ende seines Kommentars stellt Stefan Reinecke eine löbliche Forderung auf: „Wir brauchen eine Gesellschaft ohne Diskriminierung. Auf dem Weg dorthin benötigen wir ein paar diskursive Basisregeln. Sie schützen übrigens gerade Minderheiten. Halten wir uns dran.“



    Dass das mit der Befolgung von Basisregeln aber mitunter nicht so einfach ist und uns vor allem nicht von eigenem Denken und verantwortlichem Handeln befreit, zeigt der Text selbst:



    (1) In der taz-Printausgabe vom 20./21. Juni war ein paar Zeilen über dem noblen Schluss noch der folgende, jegliche Basisregeln ignorierende Satz zu lesen: „Die Sprecherposition aber zu essenzialisieren und zum entscheidenden Dreh- und Angelpunkt zu machen führt in einen Diskurs von Tauben und Blinden.“ Das lässt – Minderheit hin oder her – vor allem den Respekt vor dem Anderen vermissen.



    (2) Autor und/oder Redaktion scheint der Fauxpas dann im Digitalisierungstransfer auch aufgefallen zu sein, denn in der Online-Version des Kommentars heißt die entsprechende Passage nun: „Die Sprecherposition aber zu essentialisieren und zum entscheidenen Dreh-und Angelpunkt zu machen macht den Dialog fast unmöglich.“ Leider findet sich kein kommentierendes Wort zu dieser Änderung. Zu den diskursiven Basisregeln eines kritischen Journalismus gehört nun einmal auch, eigene, uns allen immer wieder unterlaufende Fehler einzugestehen, gerade in einer Welt der digitalen Klitterungsmöglichkeiten. Ansonsten bleibt eine Gesellschaft ohne Diskriminierung auf ewig ein Wunsch.

    • @Frankfurter Fundbüro:

      Zu 1: Selbst mir als stark sehbehinderte Person wäre dies nicht als Herabwürdigung oder Diskriminierung aufgefallen, da der Kontext (!!) der Aussage von Reinecke klar ist. UND: Ja, blinde Menschen können nichts sehen, Taube nichts hören, nur ist das keine Diskriminierung. Die metaphorische Übertragung ist auch keine Diskriminierung, weil sie niemanden herabwürdigt, sondern einfach nur den Umstand überträgt. Ob dies nun respektlos sei, darüber kann man diskutieren - sicher. Aber auf mich wirkt Ihre Übertragung schon etwas sehr bemüht, weil sie die Situierung der Aussage ignoriert um Kritik anzubringen.

      • @White_Chocobo:

        Naja, es sollte uns schon auch um eine bedachte Formulierung gehen, zumal von einem professionellen Autor. Ihr Argument, dass klar sei, was uns der Autor sagen will, mag mir – gerade in diesem Kontext – nicht einleuchten.



        Im Übrigen war Autor und Redaktion die Situierung offenbar auch nicht eindeutig genug, sonst hätten sie die Passage nicht geändert. So ganz falsch scheine ich also nicht zu liegen.

  • Wer bestimmte Debatten aus USA verfolgt hat, hat ein anderes Bild. Im Vordergrund steht die Funktion der Polizei, wann sie brutal ist, und wann sie angemessen handelt.

    Alleine deshalb bezog ich die Satire All cops are trash nicht auf den Mensch hinter der ausgeübten Funktion, sonder auf seine Rolle.

    Und dort wird er sich auch selbst die Frage stellen, was im Zweifelsfall passiert. Einerseits sind viele pragmatische bis autoritäre Charaktere in der Polizei, andererseits sind es Menschen. Und jeder von denen reflektiert.

    Die Satire spiegelt den Gemütszustand wieder, der zwangsläufig kommen muss. Jeder Polizist läuft Gefahr, dass er, bei einem knappen Daumen-Runter der Öffentlichkeit, angeklagt wird, und eine Gratwanderung vollziehen muss sein ganzes Dasein lang.

    Für mich hat es sich so gelesen, dass der Beruf Polizist auf dem Müll landen soll, der Mensch dahinter seinen Job hinterfragen wird und an Überforderung leiden wird.

    Würde ich es nicht als den Versuch von Satire und Bildsprache deuten, dann unterstelle ich der Texterin die Vorwürfe des Menschenverachtens. Das mach ich grundsätzlich als Letztes, weil ich so ja selbst die Achtung vor den Menschen wahre.

  • Der Gerichtshofberichterstatter irrt: PolizistInnen werden in diesem Text als untauglich für jeden anderen Beruf beschrieben und landen eben nicht als Müll auf dem Müll, sondern als Müllarbeiter - soviel genaues Lesen muss dann doch sein und hätte alles weiteres Gestelze sich erübrigen lassen....

    • @Gottfried Scherer:

      Nein. So steht es nicht da.

  • Bis jetzt habe ich die Kritik der Minderheitendiskurse an dem Konzept von Haupt- und Nebenwiderspruch immer mitgetragen.

    Aber das Reinecke-Argument, dass Klasse in den neuen Identitätspolitiken wenn, dann nur als Nebenidentität mitgedacht wird, das wiegt doch zu schwer.

    • @Krampe:

      Identität stiftet sich aus denen, die sich identifizieren. Es ist einfach (also unkompliziert, aber deswegen nicht unbedingt leicht), sich zusammenzuschließen, wenn bspw. Frauen erkennen, dass sie in ihrem Berufsfeld diskriminiert werden.



      Wie aber soll eine Klassenidentität im Jahr 2020 aussehen? Der 16jährige Schulabbrecher aus Hinterposemuckel identifiziert sich eben nicht mit dem Migrantensohn aus bildungsferner Familie in Frankfurt. Unsere Gesellschaft ist bereits stark ausdifferenziert, und die möglichen Lösung für soziale Ungleichtheit sind nicht mehr so einfach, wie das noch vor 100 Jahren war.

  • Menschen mit Müll zu vergleichen, Menschen "entsorgen" zu wollen, dass ist die Sprache der Rechtsextremen. Das hat in keinem Kontext in der taz etwas verloren. Auch nicht als billiger Witz.

  • Ich schließe mich da Klaus Farin und Jim Hawkins an. Sehr fraglich wie die TAZ als kritisches Medium und Arbeitgeber*in momentan agiert. Mensch sollte nicht die Textform samt dem Mix aus Überzeichnungen und Bezügen zu Realität vergessen. Wie wäre es mit der Deutung, dass es im Text um generalisierte Zuspitzungen geht, die autoritären Charakter, Rassismus, Sexismus usw. an der Institution Polizei ausmachen und entsprechend heftig kritisieren, als gegen die einzelnen Menschen in den Uniformen? Hengameh Yaghoobifarah würde ernsthaft fordern wollen, selbst deutschiranische Verkehrspolizist*innen auf der Mülldeponie zu entsorgen? Zugegebenermaßen hätte eine explizite Verwendung von "Polizei" da nicht diesen Deutungsspielraum geöffnet.



    Ich frage mich bezüglich der Debatte auch, ob es nicht auch um das 'Wem' geht, also um ein Bild, was sich manche aufgrund ihrer Ablehnung der Kolumne von Hengameh Yaghoobifarah machen.



    Wofür steht denn Hengameh Yaghoobifarah noch?



    www.deutschlandfun...:article_id=443751



    www.youtube.com/watch?v=I_m556n2p5w

    • @Uranus:

      "Mensch sollte nicht die Textform samt dem Mix aus Überzeichnungen und Bezügen zu Realität vergessen"

      Es ist wumpe in welcher Textform Menschen mit Müll verglichen werden. Und in einer Realität, die eh schon durch Hassreden geprägt ist haben "Witze" damit nichts verloren.

      Und "ob es nicht auch um das 'Wem' geht"? Offensichtlich geht es auch um das "Wem". Doppelte Standards tun sich in der Debatte als zusätzliches Problem auf. Es wird doch tatsächlich darüber debattiert, wer Mensch/Müllvergleiche machen darf und wer nicht.

      • @Rudolf Fissner:

        Ja. Einige offenbaren hier ein merkwürdiges Menschenbild.

  • Kommentar gelöscht. Die Moderation

    • @Firuz:

      "Sie selbst erlebt sich anders, das weiß ich und gestehe es ihr zu."



      Okay. Das wäre doch mal was, was Sie aber offenbar selbst ...



      "Zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung besteht häufig ein Unterschied."



      ... nicht konsequent vertreten. Wo ist in Ihrer Sichtweise denn noch Platz für sexuelle Selbstbestimmung und AKZEPTANZ? Wie würden Sie darüber denken, wenn Ihnen immer wieder Ihre Identität abgesprochen würde, weil Ihr Bild nicht dem des Heteronormen entspricht?



      " auch der jungen Autorin zuliebe."



      ... und zum Schluss werden Sie dann noch paternalistisch. Glückwunsch!

      • @Uranus:

        Was haben Mensch/Müllvergleiche mit sexueller Akzeptanz zu tun? Es ist bei diesem Hema völlig wurscht, wie die Sexuelle Ausrichtung von irgendjemandem aussieht oder ob er/sie Fleischfutterer ist.

      • @Uranus:

        Ich habe nichts gegen sexuelle Selbstbestimmung, wie kommen Sie auf die Idee?

        Ich glaube aber nicht, dass es sinnvoll ist, alles, was mit Sexualität und Geschlecht zusammenhängt, auf einer gedanklich konstruierten Gender-Spielwiese abzuhandeln, auf der ein Etikett nach dem anderen zur freien Verfügung aus dem Theorieboden sprießt. Das ist eine Haltung zum Leben, die ich nicht teile.

        Ich bin grundsaetzlich sehr skeptisch gegenüber jeder Form von Ideologiebildung. Da geht es um Strukturen und Diskurse, und jeder glaubt, die Welt durchschaut zu haben, wenn er oder sie sich diesbezüglich ein Schema im Kopf zurechtgelegt hat. Das verbaut den Blick auf die Realität. Das macht unmenschlich, weil man hinter den Strukturen die Menschen übersieht, die dann nur noch als bloße Repräsentanten von irgendwas wahrgenommen werden. Ein Polizist oder eine Polizistin zum Beispiel ist dann einfach nur der Repräsentant oder die Repräsentantin eines Herrschaftssystems und wird gedanklich als Müll entsorgt, ganz pauschal. Für mich ist das erstens nicht realistisch und zweitens kein Beitrag zu einer menschlichen Gesellschaft. Im Gegenteil, es ist unmenschlich. Und dieses Beispiel liesse sich um beliebig viele erweitern.

    • @Firuz:

      Ihren Ausführungen kann ich mich nur vollständig anschließen. Herzlichen Dank!

      • @LittleRedRooster:

        Das gilt auch für mich. Viiiieeelen Dank!

        • @Crisanto:

          Ein toller kleiner Text!

  • "Das verweist auf einen blinden Fleck im Konzept des Kampfes gegen Diskriminierung nach Geschlecht, Ethnie und Klasse. Klasse ist dort zwar theoretisch mitgedacht. Praktisch aber spielt der 16-jährige Biodeutsche aus bildungsfernem Haushalt in einer Kleinstadt, für den ein Polizeijob ein Geschenk wäre, keine Rolle. Mit einer Biografie als schwuler, urbaner Migrant lässt sich auf den Aufmerksamkeitsmärkten mehr Kapital generieren als mit einem Dasein als Normalo in Eisenhüttenstadt."

    So viel Selbstkritik hätte ich von der TAZ nicht erwartet. Scheint wohl doch ein paar diverse Meinungen zu geben.

    • @Shotgunwhiskey:

      Ja, die Punkt ist berechtigt. Und doch bedient der Autor hier die gleiche Logik, die er kritisiert, wenn er suggeriert, klassistische Diskriminierung beträfen nur ganz bestimmte Bevölkerungsgruppen. Solidarität wird nur gelingen, wenn das Denken aufhört, die Probleme des einen stünden in Konkurrenz zu den Problemen des anderen.

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    ...auffällig: niemand kommentiert die Kernaussage: "solange es Kapitalismus gibt, gehören........Müll"

  • Ich fand die Satire gut. Bis auf den letzten Absatz. Hier versuchte die Autorin offenbar, noch schnell einen scharfen Schlussgag zu finden. Das gang daneben. Aber Satire darf nun einmal verletzen, böse sein, ungerecht sein. Es ist ihr Job, Menschen zu verärgern und so dazu zu bringen, über das Thema nachzudenken. Das scheint ihr auch in diesem Fall gelungen. Wenn auch vielleicht auf andere Weise als beabsichtigt. Dass sie auch schmarotzende Profiteure wie den rechtspopulistischen Selbstdarsteller Wendt anzieht, war klar. Dass Journalist*innen vieler Medien auf seine Selfie-Kampagne hereinfallen – eine Anzeige zu erstatten, die keinerlei juristische Erfolgschance hat, aber deren Kosten vermutlich ohnehin seine Gewerkschaft und wir alle als Steuerzahlende übernehmen werden – und ihm breiten Raum dafür überlassen, vollkommen unverständlich. Nun Stefans Kommentar: ein wirklich anregender Text. Auch wenn ich manches nicht teile. Aber er legt die Finger in die richtigen Wunden, auch der taz und ihrer Leser*innen. Aber: „Der Text ist keine Satire.“ Ernsthaft? Da hab ich schon in der Schule was anderes gelernt. Und seit Tucholsky wissen wir auch, dass Menschen, die eine Satire ablehnen, dieser vorzugsweise den Charakter einer Satire absprechen. Das machen fast immer Nazis und andere Diktatoren, zuletzt spektakulär Erdogan gegen Böhmermann. Aber keine Demokraten. NIEMALS! Das geht gar nicht. Dafür sollte sich der Autor bei der Autorin entschuldigen. Meint ein Autor.

    • @Klaus Farin:

      Satire ist keine unschuldige Textform. Satire kannten auch die von ihnen genannten Nazis. Von daher ist Kritik an Satire kein Ding von Nazis. Jeder Demokrat soll und muss menschenverachtende Satire ungeachtet der Herkunft kritisieren.

      Böhmermann Satire war imho übrigens auch eine rassistische. Der Lacher baute bewusst auf Stammtischschenkelklopfer gegen Türken auf und fand dort seine Anhängerschaft.

      So sehr man sich zwar gegen Erdogans juristischen Versuch der Zensur wenden konnte so sehr hat man auch bei der inhaltlichen Bewertung des Ziegenficker-Vergleichs versagt.

    • @Klaus Farin:

      "Da hab ich schon in der Schule was anderes gelernt."

      Aber wohl nicht den Unterschied zwischen Satire und Pamphlet.

      "Dafür sollte sich der Autor bei der Autorin entschuldigen."

      Reicht das? Oder sollte man Frau Yaghoobifarah für ihren bewiesenen Mut nicht eine Tapferkeitsmedallie verleihen?

      Wäre schon ihre zweite, da ich mal davon ausgehe, daß sie für ihren heldenhaften Einsatz beim "battle of golden corral" bereits ausgezeichnet wurde............

  • Satire darf Alles ... aber nie kritisiert oder abgelehnt werden?

    Das Verbotsargument ist ein scheinheiliges. Ein Strohmann der aufgestellt wurde, um gerade Satire gegen Kritik zu immunisieren. Wer hat Satire verbieten wollen? Eben ... nachdenk ... ähm ...

    Ja Satire darf in Deutschland rassistisch, sexistisch, antisemitisch, menschenverachtend, unterstellend, verlogen, schlecht, grottenlangweilig, blöd provozierend sein. Nennt sich Meinungsfreiheit.

    Und Ja man darf eine solche Satire auch so nennen. Nennt sich auch Meinungsfreiheit. Man darf Menschenverachtung auch ablehnen, muss sie nicht verkaufen, fördern oder gut heißen.

    Solche Art von Satire mag sich gerne andersweitig ihren Weg suchen, in der taz aber hat sie nichts verloren. Satire ist nicht per se "gut", "links" or whatever.

    • @Rudolf Fissner:

      Ich mag Ihnen nicht oft zustimmen, aber hier haben Sie ohne Zweifel was sehr wahres gesagt.

  • Ein wirklich anregender Text. Auch wenn ich manches nicht teile, zum Beispiel die Bewertung der Satire. Aber er legt die Finger in die richtigen Wunden. Aber: "Der Text ist keine Satire." Ernsthaft? Da hab ich schon in der Schule was anderes gelernt. Und von Tucholsky. Und auch, dass Menschen, die eine Satire ablehnen, dieser den Charakter einer Satire absprechen. Das machen fast immer Nazis und andere Diktatoren. Aber keine Demokraten. NIEMALS! Das geht gar nicht. Dafür sollte sich der Autor bei der Autorin entschuldigen. Meint ein Autor.

  • Meine Hochachtung an Herrn Reinecke für diesen Artikel.

  • Ich habe Hengameh Yaghoobifarahs Kolumne als weit aus weniger problematisch empfunden als Stefan Reinecke sie sieht.

    Aber die Debatte, die nun geführt wird halte ich dennoch für richtig.

    "Aber es ist auffällig, dass in den aktuellen identitätspolitischen Diskursen Klasse kaum eine Rolle spielt. Es gibt eine uneingestandene Nähe des Konzepts der Intersektionalität, der Mehrfachdiskriminierung mit individualistischen Mustern, die durchaus anschlussfähig an neoliberale Ideen sein können."

    Gerade dieses Problem habe auch ich oft mit identitätspolitisch argumentierenden Texten. Es war eine Schwachstelle in der Polizei-Müll--Kolumne, auf die hier zurecht hingewiesen wird. Daher. Danke.

  • Der Text der Kolumne ist Satire. Schlechte Satire, aber Satire. Und Satire darf ALLES. Auch schlecht sein. Auch Randgruppen (wie die Schlägertrupps der Polizei) angreifen. Auch undifferenziert sein und damit schlechte Satire.



    Wenn die taz das abschaffen möchte, bitteschön. Ich lese die taz TROTZ teilweise schlechter Kommentare. Trotz schlechter Satire. Trotz eines Sportteils, der mich nicht die Bohne interessiert. Trotz ihrer geringen Aktualität. Trotz einer neuen App, die, zumindest im Moment, noch keinem Deut besser ist, als die alte. Und trotz diverser anderer trotzes.



    Das ist einer Zeitung geschuldet, die manchmal links sein will, die manchmal grün sein will, die manchmal sogar Regierungspolitik ganz gut findet und die letztendlich doch noch lesenswert ist, und sei es nur der neue Tom.



    Wenn jetzt aber diese Zeitung einen internen Krieg anzettelt und offensiv gegen eine Autorin “kübelt“ hat dann Twitter-Niveau (Niveau?) erreicht.

    Die Schlägertrupps der Polizei braucht niemand. Wir brauchen Polizei, die besonnen ist, die Präsenz zeigt, so wie seinerzeit die KOBs (gibt's die noch?) in Berlin, die zu Russ durch die Strassen schlenderten, ein Ledertäschchen über der Schulter, ansprechbar auf den Parker auf dem Bürgersteig, die Radaubrüder in der Eckkneipe, die Fahrradfahrer, die entgehen der Einbahnstrasse fuhren, was auch immer. Manche kurz vor der Pension, manche was jünger, die meisten sicher eher konservativ (und es waren andere Zeiten vor dem Mauerfall).

    Bin diese Art von Polizei brauchen wir mehr, die sind dann aber auch zu schade, Müll zu entsorgen, sei es bei einem Fußballspiel (wofür meine Steuern ungefragt verschwendet werden), sei es, dass sie per Knüppel oder Pfefferspray für “Ordnung“ sorgen.

    Ja, wir brauchen sicher auch eine Polizeitruppe, die Blödmänner auf Demos oder bei Fußballspielen o.ä. in ihre Schranken verweist. Diese sollten aber gefestigt sein (und auf rassistische und faschistische Haltung überprüft, weil dann unbrauchbar). (Zeichen: 0.)

    • @Wolfgang Peters:

      " Und Satire darf ALLES."

      Wirklich? In Nazikreisen gibt es auch "Satire". Die wird aber völlig zu Recht Hetze genannt.

      Satire darf eben doch nicht alles. Menschenverachtung ist keine Satire mehr.

    • @Wolfgang Peters:

      Das Grundproblem ist gerade nicht, dass Mitglieder der Polizei Müll sind, sondern dass die Gesellschaft schon immer von der Polizei erwartet, dass sie jene "Müllprobleme", mit denen sie selbst nicht fertig wird, für sie löst.



      Ich habe selber krasse Fehlleistungen von "Bullen" erlebt, aber auch sehr anständige so etwa von dem Typ, den Sie da beschreiben, übrigens gar nicht konservativ. Mir tun die normalen Diensthabenden eher leid, denn sie ersticken fast in Papierkram, Routine, Gängen zum Gericht und langweiliges Begleiten von tausenden von Demos. Im Alltag brauchen viele die Unterstützung der Polizei. Aber wie das läuft, das müsste die Gesellschaft neu bestimmen, damit "Müll" für niemanden mehr eine Kategorie darstellt.

  • Sehr geehrter Herr Reinecke,



    ach, wenn Sie doch früher geschrieben hätten.



    Danke!

  • Die Debatte läuft völlig aus ... wie umgekipptes Bier. Wenn jede/r alles, was ihm gerade in den Sinn oder Unsinn kommt, behaupten kann, landen wir mitten im Zeitgeist, der sich als Ungeist entpuppt. Steile Thesen, krasse Ansichten, egal, muss durch. Populärm. Schuld eigene, taz. "Rechte Hetzkampagne? Die braucht es nicht mehr, das kriegt man auch selbst hin. Auch Verantwortungsgemeinschaft muss gelernt und gepflegt werden.

  • Erinnert sei in diesem Zusammenhang an Veronika Kracher, die in einem Artikel in der taz dem nie stattgefundenen Kantholz-Angriff auf einen AfD-Politiker irgendwie etwas abgewinnen konnte.

    Flugs ging die rechte Hetzkampagne los und die taz musste sich beeilen, sich im Namen des Grundgesetzes von ihrer Autorin zu distanzieren:

    www.freitag.de/aut...-wo-ihr-sie-trefft

    • @Jim Hawkins:

      Echt jetzt, Sie wollen die Menschen bei der Polizei mit Faschisten vergleichen? Ist das der Trick mit dem man Menschen mit Müll vergleichen kann, was selber schon die Sprache des Faschismus ist?

      Es ist zudem auch billig sich auf den Applaus oder das Gezetere der AfD zu berufen.

      • @Rudolf Fissner:

        Nein, nein, ich wollte nur auf ein anderes Beispiel hinweisen.

        Man gibt einen Text in Auftrag, druckt ihn ab, dann kommt Gegenwind, in dem Fall von Polizeigewerkschaften und Politikern, dann lässt man, ohne mit der Wimper zu zucken, den Autor, die Autorin über die Planke gehen.

        Wie es die Fürsorgepflicht eines Arbeitgebers eben so vorsieht.

    • @Jim Hawkins:

      Sorry, aber hier gehts nicht um Wendt oder andere morsche Kanthölzer, die jammern auch so das gesamte Jahr über.

      Es geht um Kritik, die der taz vor Allem aus der eigenen Leserschaft entgegenschlägt. Und auch wenn dus hundert mal behauptest, es geht (zumindest den Meisten) nicht drum jemanden fertig zu machen, abzusägen oder zu zensieren. Es geht darum, die Grenzen zu diskutieren, die die Autorin ganz bewußt aus- und überreizen wollte.

      Das ist nämlich das Problem mit der Provokation als Selbstzweck. Man muss die Schraube immer weiterdrehen, weil sich der Effekt einfach abnutzt.

      Die Autorin ist sicher nicht dumm und weiß aufgrund ihrer beruflichen Bildung meiner Meinung nach ganz genau was sie tut, was der Unterschied zwischen einem polemischen Pamphlet und einer harten Satire, zwischen bissiger Systemkritik und Verachtung, die auf Menschen zielt, liegt. Niemand hat die Art Shitstorm verdient, wiue sie heut im Netz alltäglich ist. Aber trotzdem wars ein durchaus kalkulierter Shitstorm.

      Warum die taz das nicht im Vorfeld hat kommen sehen, weiß ich auch nicht. Aber ich finds gut, dass man mal über die eigenen Grenzen des Sagbaren diskutiert, dass man mal wieder einen Blick drauf bekommt, ob man sich wirklich immer hinter alle Auswüchse der identitätspolitischen Schubladenkultur stellen möchte.

      • @Deep South:

        Ich habe unter dem Kommentar von Frau Gaus einen Artikel von Ralf Sotscheck verlinkt.

        Dort geht es um das Thema "Mit Rechten reden".

        Sotscheck erwähnt in seinem Text die Gruppe 43, die im London der 40er Jahre militant gegen Faschisten vorging.

        Sein Text endet mit dem Satz:

        "Heutzutage bräuchte man sehr viele „Gruppen 43“

        Was man nur so interpretieren kann, dass man viele militante Gruppen bräuchte, die mit Gewalt gegen Nazis vorgehen.

        Ist das jetzt schlimmer oder besser als die Abfall-Nummer?

        Was das fertig machen angeht. Es ist ja klar, dass es nicht nur taz.de gibt.

        In allen sozialen Netzwerken rotiert es. Solidarisch auf der einen Seite, erstaunlich viele taz-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter melden sich etwa bei Twitter unterstützend zu Wort. Das wird im Blatt und auf taz.de bisher gar nicht abgebildet.

        Und natürlich voller Hass auf der anderen Seite. Das ist ja auch logisch.

        Aber: Ich wette 50,- Euro, dass nie wieder ein Text von Hengameh Yaghoobifarah in der taz erscheinen wird.

        • @Jim Hawkins:

          Falls das so sein sollte, wäre das natürlich für Niemanden außer den rechten Fingerzeigern gut.

          Damit das nicht passiert, ist doch aber eine ernsthafte innere Auseinandersetzung mit dem Thema unabdingbar, gerade wenn es in der eigenen Leserschaft soviel Kritik ausgelöst hat. Was Gestalten wie Wendt oder Mattusek dazu meinen, interressiert in der taz hoffentlich niemanden.







          Und ganz ehrlich, ich würd gern (auch wenns jetzt sehr schwierig sein dürfte) mal eine Stellungnahme der Autorin hören. Wer an einem gewinnbringendem Diskurs interressiert ist, der ist auch bereit sich mal zu hinterfragen und gegebenfalls auch mal zurückzurudern. Das halte ich übrigens für eine Stärke, die der durchschnittliche und viel zitierte "alte, weiße Mann" eher selten besitzt.

          Und ja, ich halte die Wortwahl des Textes für schlimmer. Denn ein Faschist ist ein Mensch mit einer grundlegend menschenverachtenden Einstellung. Aber "....all die Menschen, die heute bei der Polizei sind.." geht in eine ganz andere Richtung und richtet sich nicht einmal mehr nur gegen eine Institution oder Uniform, sondern eben gegen den Menschen in der Uniform.

          Das halte ich für grenzüberschreitend und falsch.

          • @Deep South:

            Ich weiß nicht, ob Hengameh Yaghoobifarah ein großes Interesse daran hat, sich mit einem eigenen Beitrag an dieser "Debatte" zu beteiligen.

            Um es in der Seefahrts-Sprache zu sagen, sie hat ein paar gewaltige Breitseiten abbekommen. Ohne Vorankündigung.

            Eine offene Entsolidarisierung seitens der Chefredaktion und zweier Dickschiffe der taz-Flotte.

            Da reibt man sich vielleicht die Augen und fragt sich, was hat sie gemacht?

            Ritualmorde begangen? Gehört sie zu Q-Anon? Etwas Furchtbares muss vorgefallen sein. Die Menschenwürde wurde in den Dreck getreten. 300.000 hilf- und wehrlose Polizisten wurden beleidigt.

            Erinnert sich jemand an Wiglaf Droste, Gott hab' ihn selig. Was der so geschrieben hat, hallo?

            Oder Deniz Yücel. Der hat auch ganz schön vom Leder gezogen. Und, wie schon gesagt, Sotscheck wünscht sich verprügelte Nazis.

            Gab es da so einen Aufriss? Eigentlich nicht. Gut, Droste und die taz trennten sich irgendwann.

            Jedenfalls, das hier ist keine Debatte. Man debattiert über den Text von jemandem, der verstummt ist in der taz-Welt. Um sich seiner zu entledigen.

            That's all.

            • @Jim Hawkins:

              Sorry, das is mir alles zu polemisch. Und diese Kolumne mit Droste zu vergleichen, find ich ehrlich gesagt auch weit hergeholt.

              Von guter Satire, die zwischen den Zeilen von Provokation, Sarkasmus und Überzeichnung noch wenigstens einen Krümel durchschimmern lässt, welchem gehaltvollen Ansatz sie aufzeigen will, ist das ganz weit weg.

              Ich halte es für eine provokante Schmähschrift die gezielt Grenzen überschreiten sollte. Und damit, dass sie ziemlich deutlich mit Entmenschlichung spielt, hat sie eben auch die Grenzen innerhalb der taz überschritten.

              BTW. Nur um eine Kolumnistin loszuwerden, müsste man sicher nicht soviel Lärm machen. Hier gehts schon um Grundsätztliches.

              • @Deep South:

                Was ist denn das Grundsätzliche?

                Sotscheck darf AfD-Politiker mit Mülltonnen oder Müll vergleichen, Hengameh Yaghoobifarah darf das nicht.

                Gut, das ist zwei Jahre her mit Sotscheck.

                Dennoch drängt sich mir der Eindruck auf, dass man sich nicht nur einer Autorin entledigen will, sondern dass einem die ganze Richtung nicht passt.

                Ich bin auch kein Fan dieses politischen Ansatzes. Finde aber, dass er Platz haben sollte in der taz.

                Mir scheint, man will die Sache so erledigen, dass man hinterher als lupenreiner Verteidiger von Menschenwürde und Pressefreiheit da steht.

                Wenn sich der Rauch verzogen hat, werden wir sehen, ob das stimmt.

                Und welche Art von Satire und Polemik in der taz noch statthaft sein wird.

        • @Jim Hawkins:

          Vielleicht nicht so einer mehr. In der Reihe der Provokationskolumnen kann man den getrost als Krönung des ganzen sehen. Sie jetzt lebenslänglich dazu verdonnern solche Kolumnen zu schreiben, kann es ja wohl nicht gewesen sein. Vielleicht war es ja auch das Absprungbrett in die große weite WELT.

  • Höre, staune, gute Laune, es gibt tatsächlich noch ein paar andere Stimmen im Mediendschungel. Na gut, eine:

    " All das Gerede von Pressefreiheit und Satirefreiheit ist gar nichts wert, wenn man sich in solchen Fällen nicht mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen solidarisiert.

    Diese Freiheiten gelten nämlich nicht nur für gute Texte. Sie gelten für alle. Wenn wir da jetzt Unterschiede machen, dann können wir die Presse- und Satirefreiheit auch gleich dahin bringen, worüber gerade alle reden: zur Mülldeponie."

    www.rnd.de/medien/...EJYP2KGCEQYMY.html

    • @Jim Hawkins:

      Danke für den Hinweis&Link!

    • @Jim Hawkins:

      Sorry, aber sie unterliegen leider der Versuchung sich bei dem zitierten RND-Artikel nur das Ihnen genehme heraus zu picken. Dass der zitierte Autor das umstrittene Werk von Frau H.Y. auch als "dahingeschlonzte Pöbelkolumne" bezeichnet ist Ihnen entgangen?



      Und dass sich die Angepoebelten zur Wehr setzen ist sooo überraschend?



      Dass es Autoren und Leser gibt die generell so ein Niveau ablehnen auch?



      Und weil sie so gerne ausgerechnet Tucholsky als Kronzeugen anführen: Welcher Text Tucholskys bewegt sich denn auf einem derartig miserablen Niveau wie die Texte dieser Autorin? Wann und wo nutzte er seine literarische Fähigkeit dazu um Hass, Streit und Zwietracht in Serie zu sähen?



      Wieso die Qualität der Texte dieser Dame nicht schon viel früher in Frage gestellt wurde, das verstehe wer will. Jetzt liegt das Kind im Brunnen und die Helfer zappeln händeringend oben herum. Dass da noch was vernünftiges dabei raus kommt wage ich zu bezweifeln.

      • @LittleRedRooster:

        "Diese Freiheiten gelten nämlich nicht nur für gute Texte. Sie gelten für alle. Wenn wir da jetzt Unterschiede machen, dann können wir die Presse- und Satirefreiheit auch gleich dahin bringen, worüber gerade alle reden: zur Mülldeponie."

        Gilt nicht nur für GUTE Texte.

        Wenn man nur solidarisch ist mit Leuten die schreiben, was man ganz genau richtig findet, ist das ein bisschen billig.

        Und von der "Dame" werden Sie mit Sicherheit in der taz nichts mehr zu lesen bekommen, also seien Sie doch einfach zufrieden.

  • "Der Text ist keine Satire."

    Exakt. Eine ganze Berufsgruppe als Müll einzusortieren ist konzeptionell nicht anders als Rassismus. Haha, war nur ein Witz. Klar.

    "Denn Satire darf ja irgendwie alles."

    {...}



    Kommentar bearbeitet. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.



    Die Moderation

    "Auch das stimmt nicht. In der taz ist die Liste der zu vermeidenden Worte und von satirischen Bemerkungen auszusparenden Gruppen im Laufe der Jahre länger geworden."

    Das ist allerdings ein Problem, siehe "nicht nur irgendwie".

    In USA gab es in einigen Städten Überlegungen, die Polizei ganz abzuschaffen, weil sie dort als nicht reformierbar eingeschätzt wird. Das fand ich, im Gegensatz zum kritisierten Artikel, einen interessanten Input. Wie organisiert dann eine Gesellschaft die Einhaltung ihrer idealerweise selbstgegebenen Regeln ohne Polizei?

    • @uvw:

      Dazu werden weitaus die meisten Gesellschaften aufgrund ihr traditionellen Gewaltkulturen nicht in der Lage sein.

      Nett wäre es übrigens gewesen, das N- Wort aus dem Posting heraus zu lassen.

      • @aujau:

        Zum ersten Punkt: Es ist ein lohnendes Gedankenexperiment, gerade wenn wir mal irgendwann dahin kommen wollen, dass Konflikte nicht grundsätzlich mit Gewalt gelöst werden. Damit meine ich nicht nur physische, sondern auch strukturelle.

        Zum zweiten: Das war absichtlich so weit ausgeholt und mein Test hat funktioniert. Keine einzige von der Kanzel verordnete Sprachregelung hat je dazu geführt, dass sich an den Verhältnissen für die Betroffenen irgendwas geändert hätte. Welchen Zweck hat sie dann?

        Hat das Gequatsche von "Bürgerinnen und Bürger" dazu geführt, dass Frauen weniger benachteiligt wurden? Eben. Oder hat people of color statt Farbige statt Schwarze statt X statt Y (würde hier sowieso wegzensiert) für weniger Rassismus gesorgt? Genau gar nicht. Ein Missstand ändert sich nicht, bloß weil ich das Schildchen überklebe. Ja, äh aber das beeinflusst das Denken. Sicher, sehen wir ja.

        Aber über die versuchte Sprachregelung anderer konnten sich einige als moralische Autorität installieren, ohne jemals nachweisen zu müssen, warum sie diese Autorität verdienen. Außerdem dient der Vorgang als Alibi fürs Wegsehen und Nichtstun gegenüber vielen Benachteiligten, denn nun man ist ja selbsternannte moralische Autorität und hat keine Bringschuld mehr. Der Trick hat schon bei den Kirchen prächtig funktioniert.

        Da gibt es Ausnahmen, Leute, die tatsächlich die Missstände angehen. Oft genug brauchen die keine Moralinstanzorden.

        • @uvw:

          Es soll keine gute Aussicht heißen.

        • @uvw:

          Ein Gedankenexperiment wie das Ihre ist ein nobles Vorhaben, bis zu seiner Realisierung ist es unter den gegebenen Verhältnissen allerdings ein sehr weiter Weg.



          Zur Kritik an Sprachregelungen ist zu sagen, dass die von Bergriffen bezeichneten Personen durchaus zu Recht einen anderen Umgang fordern. Ich muss Ihnen allerdings zustimmen, dass mit Sprachregelung allein noch keine Verhältnisse korrigiert werden, zumal wenn Kritik allzu oft als undifferenziert vorwurfsvoll und wie in den Kolumnen der Autorin absichtlich herabsetzend daherkommt. Diejenigen, die es treffen soll, verstehen nicht oder sie nutzen das aus (CSU).



          Andere, welche sich mit Identität und Hierarchie auseinandersetzen wollen, fühlen sich angegriffen und haben den Eindruck, sowieso nichts richtig machen zu können. Wer Missstände praktisch angeht, hat wahrscheinlich genug Selbstbewusstsein um von Urteilen unabhängig zu sein. Ist allerdings in dieser Gesellschaft nicht weit verbreitet. Vielleicht kommt daher auch die Reizbarkeit der Kritisierten. Auf allen Seiten. Krine gute Aussicht.

  • Der Anteil der Rechtsradikalen in der Polizei ist in Frankreich seit vielen Jahren allgemein bekannt. Warum nicht in Deutschland?

    Polizei-"Gewerkschaften" werden in den USA als Rechtsaußen angesehen. Sie gelten als eine wesentliche Ursache der rassistischen Menschenverachtung. In Deutschland galten sie bis vor kurzem noch als SPD-Klientel.

    Das heißt: In Deutschland müsste es zunächst eine Wahrnehmung der Fakten und eine differenzierte Diskussion geben.

    Solange es sie nicht gibt, sind platte Stücke wie hier wohl kaum zu vermeiden - sowohl das Pro als auch Stefan Reineckes nicht minder plattes Contra. Immer noch besser als Schweigen!

    • @Rosmarin:

      Bitte informieren Sie sich über die Besonderheiten lokaler amerikanischer Polizeigewerkschaften und die Unterschiede zu den deutschen.

    • @Rosmarin:

      Warum so USA-fixiert? Unsere Gewerkschaften hierzulande sind mit deren nicht zu vergleichen.

      • @OlafS:

        Die Polizeibeamten-Standesverbände der USA und Deutschlands sind beide in ihrer Funktion vergleichbar als:



        - Bannerträger des Korpsgeistes



        - innenpolitische Scharfmacher



        - rechte ideologischen Blase einer Parallelwelt.

        Beide sagen, ein "Racial Profiling" gebe es nicht. Dieselbe Lebenslüge! Sie bekommen Steuergelder von denen, die sie verachten.

        Bei beiden scheint es undenkbar, dass sie sich für ein Polizeiopfer einsetzen. (Vermutlich können sie nur sich selbst als Opfer wahrnehmen?)

        Beide halten vieles verbands-intern, da rassistische Propaganda gegen das Beamtenrecht verstößt. Weil sie diese Propaganda trotzdem treiben, trainieren beide Organisationen ihre Mitglieder in einer verlogenen Doppelmoral.

        Könnte es sein, dass den US-Verbänden der Sprechautomat für "Gesetzesverschärfungen" fehlt, weil sie sich eher kommunal finanzieren?

        Meinen Sie, die US-Verbände verfügen über keine so eine schillernde, an der Grenze von Stramm-rechts und Rechts-radikal tanzende Figur, die sich außerdem aus dubiosen Geldquellen alimentieren lässt, wie den langjährigen Vorsitzenden Rainer Wendt? Und die Mitglieder haben mit dieser schwarz-braunen Figur wenig zu tun, obwohl sie ihn stets mit fast 100 Prozent im Amt bestätigen?

  • Danke Stefan Reinecke für diesen schulbuchmäßigen Abstauber Aufschlag.

    Bei dem Thema „Polizei abschaffen oder nicht“ waren wohl alle taz Kolumnisten*nnen außer Hengameh Yaghoobifarah zu reserviert, den Finger zu heben. Jetzt hat die taz den Schlamassel. Die Abstauber von Steilvorlagen, die ihre Messer gegen Hengameh Yaghoobifarah wetzen, stehen im Gefühl der Kühnheit im Namen des Menschenrechts bereit? Geht es nicht etwas kleiner?

    Erwartbares Ergebnis, so will es mir scheinen, die taz reiht sich in den Mainstream Stil ein, Themen erst zu zertrümmern, dann zu begraben per inszenierter Stress Ballett Empörung der Kolumnisten*nnen untereinander bis der Arzt kommt.

    Vielleicht geht es bei Hengameh Yaghoobifarah Kolumne semantisch um ein anderes Verständnis von Abfall, Millionen papierlos Obdachlose leben weltweit als Überflüssige auf Abfall Halden, bauen ihre Unterkünfte aus Abfall, werden von Polizei, privater Security wie Abfall behandelt. 250 000 suspendierte Polizisten`nnen würden ebenfalls Gefahr laufen, als Überflüssige stigmatisiert, sich irgendwann von privaten Sicherheitsdiensten im In-Ausland begehrt rekrutieren zu lassen.

    Dass es Hengameh Yaghoobifarah bisher an klarem Klassenstandpunkt zu fehlen scheint, sehe ich darin, dass, sie entlassen ausgesteuerte Polizistinnen auf den Abfall Halden nicht solidarisch gefühlt als Unsersgleichen begrüßt, die in Gefahrenlagen sind in Stunden der Exekutive von Polizei Spezialkräften gefühlt, wie Abfall behandelt zu werden.

    Wer dieses Gefühl nicht bei Demonstrationen erlebt hat, kann es bei Peggy Parnass Jahrgang 1927 Gerichtsreportagen 1970-1984 Konkret Wochen Magazin in Buchform bei Rowohlt Verlag erweiterte Ausgabe 1990 nachlesen

  • "Praktisch aber spielt der 16-jährige Biodeutsche aus bildungsfernem Haushalt in einer Kleinstadt, für den ein Polizeijob ein Geschenk wäre, keine Rolle. Mit einer Biografie als schwuler, urbaner Migrant lässt sich auf den Aufmerksamkeitsmärkten mehr Kapital generieren als mit einem Dasein als Normalo in Eisenhüttenstadt."



    So hart es klingt, aber der 16- jährige Biodeutsche aus bildungsfernem Haushalt hat im Journalismus noch nie eine besondere Rolle gespielt. Schon garnicht in der taz. So richtig diese Beobachtung auch ist, so unglaubwürdig ist es, diesen "blinden Fleck" ausgerechnet jetzt auf die Autorin abzuwälzen. Der Autorin zusätzlich noch Ihren Bildungsstatus, ihre "diskursive Bildungs- und Sprachmacht" zum Vorwurf zu machen, um Ihr damit ein fehlendes Bewusstsein für die Klassen-Frage unterstellen zu können, halte ich für gefährlichen Anti-Intellektualismus.

    • @J_cpl :

      Was zum Teufel sind "Biodeutsche"? Werden die auf dem Biohof gezüchtet? Oder ist das auch nur "witzig" gemeint?

      • @Bernardo Markowsky:

        Offenbar haben Sie es immer noch nicht verstanden, was "Biodeutsche(r)" bedeutet!



        Der Begriff stammt offenbar aus der taz.



        Schlagen Sie doch einfach mal in der Wikipedia nach.

  • Dem Artikel von Herrn Reinecke kann ich zustimmen, aber dafür wird er in der taz auch Gegenwind bekommen.

    Jeder hat seine Sicht auf die Welt und den Menschen. Was ich gut fände, wenn es eine Einigkeit gäbe, dass die taz:



    - nicht für alle Menschen spricht



    - nicht die universelle Gerechtigkeit vertritt



    - nicht einseitig festlegt wer Mehrheitsgesellschaft ist oder andere negative Attribute verteilt.



    - nicht einseitig festlegt, wer sich wozu äußern darf und wer nicht

    Dann ist schon viel gut.

    Aber die Diskussionen, wenn man denn welche wollte, wären sicher trotzdem sehr lang, weil die Sichten wohl sehr verschieden sind.

  • Teil 1

    Die mediale Darstellung der Polizeigewalt und der Lage der Schwarzen in den USA ist verzerrt. Hier einige Links, die geeignet sind, das Bild zu korrigieren:

    Die Situation der Schwarzen in den USA hat sich in dem vergangenen halben Jahrhundert deutlich verbessert. (Hauptbedrohung schwarzen Lebens ist immer noch die extrem hohe Mordrate innerhalb der schwarzen Community selbst [über 50% der Morde in den USA])

    2017 gab es eine Studie zu Diskriminierungserfahrungen: 68,12 % der (erwachsenen) Schwarzen in den USA geben an, nie oder selten Diskriminierung in ihrem Leben erfahren zu haben; 26,46 % haben ‘manchmal’ Diskriminierung erlebt; 5,4 % haben’oft’ Diskriminierung erlebt.



    journals.plos.ortg...356&type=printable

    Die Rate der Schwarzen in Gefängnissen ist seit 2006 um über 1/3 gefallen:



    www.pewresearch.or...-third-since-2006/

    Die Häufigkeit tödlicher Polizeigewalt insgesamt: 236 Fälle auf 44 Millionen Schwarze



    www.washingtonpost...ce-shootings-2019/

    Die differenzierte Studie (des Schwarzen) Roland G. Fryer kann zwar einen rauheren Umgang der Polizei mit Schwarzen festellen, findet aber im Falle der tödlichen Polizeigewalt KEINEN Bias der Polizei gegenüber Schwarzen.



    “But when it comes to the most lethal form of force — police shootings — the study finds no racial bias.” “It is the most surprising result of my career,” said Roland G. Fryer



    www.nytimes.com/20...-in-shootings.html

    Eine Untersuchung, die auch Verletzungen durch die Polizei miteinbezieht, kommt zu dem Ergebnis:



    “But there is no doubt that it’s extremely rare.”



    areomagazine.com/2...against-black-men/



    necpluribusimpar.n...olice-violence-us/

    • @Weber:

      Naja, die dagegensprechenden Statistiken kannst du dir gerne selbst suchen. Bis her hast du sie wohl verdrängt.

      Hier nur eine Relation:

      44 Millionen Dunkelhäutige

      - ca. 250 Opfer tödlicher Polizeigewalt

      198 Millionen Weiße

      - ca. 500 Opfer tödlicher Polizeigewalt

      Ich habe gerundet. Die schiefe und offensichtliche Relation ist dir ersichtlich? Falls nicht, würde ich etwas länger draufschauen.

  • Teil 2

    Die Studie von David Johnson u.a. (Michigan State University): Weiße Polizisten schießen nicht häufiger auf Angehörige von Minderheiten als nicht-weiße Polizisten.



    “We find no evidence of anti-Black or anti-Hispanic disparities across shootings, and White officers are not more likely to shoot minority civilians than non-White officers”



    www.pnas.org/conte.../32/15877.full.pdf

    Genaue Statistik zur tödlichen Polizeigewalt, mit Aufschlüsselung nach Opferkategorien. Von insgesamt 1004 Getöteten sind 376 Weiß (37%) und 236 Schwarz (24%); von den unbewaffnet Getöteten (56) sind 15 Schwarz und 25 Weiß (eine neuere Zählung kommt auf 1023 Getötete).



    www.washingtonpost...ce-shootings-2019/

    George Floyds Fall ist kein Sonderfall – es trifft genauso auch Weiße. Toni Timpa’s Tötung ist fast identisch, mit Floyds Fall: am Boden, in Handschellen, Knie im Rücken, um sein Leben bettelnd.



    en.wikipedia.org/w..._the_United_States



    www.youtube.com/watch?v=_c-E_i8Q5G0



    en.wikipedia.org/w...ling_of_Tony_Timpa

    Die Tötung des Weißen Daniel Shaver, am Boden, um sein Leben bettelnd:



    www.youtube.com/watch?v=VBUUx0jUKxc

    Auch Polizisten werden erschossen: 2018 wurden 55 Polizisten erschossen (51 sind durch Unfälle im Dienst ums Leben gekommen):



    www.fbi.gov/news/s...rt-released-050619



    2020 wurden bisher 25 Polizisten erschossen; 48 sind an Covid-19 gestorben:



    www.odmp.org/search/year

    Die Schwarzen Glenn Loury & John McWorther zu Polizeigewalt:



    www.youtube.com/watch?v=V8fndiNZimA



    www.youtube.com/watch?v=2RMEiclpA7E

    Der Schwarze Coleman Hughes “on race, racism, police violence, and Black Lives Matter”



    www.youtube.com/watch?v=8C-VrsK93GE

    Fazit: Es ist bis heute NICHT klar, welche Rolle ’Rassismus’ für die Ermordung G. Floyds gespielt hat.

  • 6G
    65940 (Profil gelöscht)

    Es braucht keine Betroffenheit (migrantische, oder wovon ist die Rede?) um den Text zu verstehen, sondern Empathie. Die Polizei ist in dem Zusammenhang keine Personengruppe, sondern die Verkörperung von Gewalt (Singles? Unterschicht?) Faktisch jenseits von Gerichtsbarkeit.



    Ich habe zu dem Artikel geschrieben, dass er wie Medizin für mich ist (wurde leider wegen Beleidigungen zensiert). Das werden Sie wohl nicht verstehen.



    Ps: "schwuler, urbaner Migrant". Das ist ein Schlag ins Gesicht. Aber man muss ja zum Glück nicht betroffen sein.

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Wir reihen Buchstaben aneinander.



    Das gibt mal Sinn oder auch nicht.



    „what's the problem“

    • @05158 (Profil gelöscht):

      Mal heisst es "Sprache tötet," mal heisst es "Ist ja nur ein Text" - also, was denn nun?

      • 0G
        05158 (Profil gelöscht)
        @hessebub:

        ....Es ist egal, ob ich für meine Meinung 30 Jahre recherchiert und gute Argumente gesammelt habe - oder ob ich sie am Stammtisch vor mich hin lalle. Jeder darf eine Meinung haben, ohne nachzudenken, ohne sie zu begründen. Jeder darf eine irrationale Meinung haben; auch ein emotionaler Ausbruch steht unter dem Schutz der Meinungsfreiheit......

        Eine Ausnahme:



        ANTISEMITISMUS



        Sprache, die tötet



        taz.de/Sprache-die-toetet/!516234/

      • @hessebub:

        „Sprache tötet“, wenn mit ihr direkt oder indirekt zum Töten aufgerufen wird. Davon kann hier aber doch überhaupt gar keine Rede sein.

  • Erinnerst sei an den Prozess 1932 gegen Carl von Ossietzky wegen Tucholskys Standpunkt "Soldaten sind Mörder".

    • @bliblabluob:

      Soldaten sind Mörder mit der staatlichen Lizenz zu töten. Polizisten sind Mörder, wenn sie Menschen auf bloßen Verdacht hin oder willentlich umbringen. Ansonsten sind sie nur Polizisten.

  • Liebe taz-Redaktion, gibt es von euch irgendwann nochmal eine Stellungnahme zu den Vorwürfen von Juri Sternburg?

    • @Justice for Rooble Warsame:

      Warum verdienen einzelne Buddys der hier kritisierten Autorin ihrer Meinung nach eine gesonderte Stellungnahme? Komischer Gleichheitsansatz

      • @Samvim:

        Die Redaktion sollte sich einfach mal ergebnisoffen die Frage stellen ob eine Tageszeitung welche sich selbst zur Zeit noch als "links" verortet sieht bei der weltpolitischen Gesamtlage jetzt eher die Aufgabe hätte rassistische Strukturen zu benennen und zu kritisieren oder in die allgegenwärtige und gekünstelte Skandalisierung einer 100-Zeilen-Kolumne in der sich absolut nichts Skandalöses finden lässt einstimmen muss nur um sogenannte "Normalos" gegen die unvorstellbare Medienmacht (abnormaler?) "schwuler, urbaner Migrant*innen" zu mobilisieren und ein Exempel an einer queeren BIPoC welche bereits oft rassistisch motivierte Gewaltdrohungen erhalten hat zu statuieren. Deutschland ist Scheiße, auch ihr seid die Beweise!

        twitter.com/starca...274251627009097729

        • @Justice for Rooble Warsame:

          Deutschland ist nicht scheiße, sondern ein recht gut funktionierendes Gemeinwesen, das von Außenstehenden mehrheitlich sehr positiv gesehen wird. Ihr Verbalausfall ist, klinisch gesprochen, sehr wahrscheinlich eine Projektion Ihrer eigenen Meinung über sich selbst. Ich hoffe, dass Sie das irgendwann ändern können.

        • @Justice for Rooble Warsame:

          Von wo weißt du denn, dass die Kommentatoren hier in die Gruppe „Normalos“ fallen? Ich denke eher, dass doch einige nur in dem Punkt ihrer zufälligen Geburt in diese Schublade gepackt werden. Wie nennt man das gleich noch einmal? Nein, nicht Whataboutismus, der andere Begriff war es.

        • @Justice for Rooble Warsame:

          Deutschland ist nicht Amerika. Und wenn du dich zehnmal nach in den USA erschossenen Schwarzen nennst: in Deutschland besteht einfach kein erhöhtes Risiko für PoC, von der Polizei getötet zu werden. Insgesamt tötet die Polizei in den USA dreissig mal mehr Menschen als die in Deutschland. Gleichzeitig ist die große Mehrheit aller in Deutschland von der Polizei erschossenen Menschen weiß und biodeutsch und jeder einzelne Fall wird automatisch untersucht. Trotz allgegenwärtigem Rassismus: Es gibt in Deutschland schlicht keinen Grund, sich als PoC auf eine Stufe mit den Schwarzen in den USA zu stellen. Das ist bei Berliner Rappern schon lächerlich, wenn sie so tun, als sei Neukölln trotz deutschem Sozial- und Gesundheitssystem vergleichbar mit Compton oder LA South Central, und erst recht bei einer aus Kiel stammenden Skandinavistin. Als Mensch mit sichtbarem Migrationshintergrund hat man in Deutschland immer noch sehr viel mehr Anlass, den Gang durch ein Dorf in der Saechsischen Schweiz zu fürchten als den auf die nächste Polizeiwache.

          • @Suryo:

            Rooble Warsame starb im Alter von nur 22 Jahren in einer Polizeizelle in Schweinfurt.



            Laye-Alama Condé ertrank im Gewahrsam der Polizei Bremen mit auf dem Rücken gefesselten Händen während mehrere Polizist*innen um ihn herum standen.



            Oury Jalloh verbrannnte in einer Dessauer Polizeizelle mit auf dem Rücken gefesselten Händen.



            Das ist nur die Spitze des Eisberges, die meisten Fälle werden nie wirklich öffentlich bekannt. Auch wenn die deutsche Regierung nicht wie in den USA versucht mit allen Mitteln einen Bürgerkrieg herbeizuführen können für Weiße meist harmlose Polizeieinsätze auch hier für BIPoC und/oder marginalisierte Menschen in psychischen Krisen sehr schnell tödlich enden.

            Zuletzt am Donnerstag dieser Woche bedrängten uniformierte Täter der Polizei Bremen einen 54-Jährigen der mit dem Rücken zur Wand stand, gingen mit Pfefferspray auf ihn los um ihn dann vor laufender Kamera mit Schüssen zum Torso zu töten. Am selben Tag starb im Emsland ein 23-Jähriger an den Folgen eines Polizeischusses welcher die Oberschenkelarterie durchtrennte.

            @Hampelstielz "Mit einer Biografie als schwuler, urbaner Migrant lässt sich auf den Aufmerksamkeitsmärkten mehr Kapital generieren als mit einem Dasein als Normalo in Eisenhüttenstadt." (so schrieb es die Kartoffel Stefan Reinecke im Jahre 2020 für die Junge Freiheit, oder war es die taz?, keine Ahnung, die Differenzen sind letztendlich nur noch marginal)

            • @Justice for Rooble Warsame:

              Das sind drei Fälle aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Ich streite nicht ab, dass es rassistische Polizeigewalt gibt. Ich weise nur darauf hin, dass die Verhältnisse in Deutschland faktisch sehr, sehr viel weniger krass sind als in den USA. Deutsche PoC können die amerikanischen Verhältnisse nun mal nicht einfach vereinnahmen und so tun, als gebe es nicht den geringsten Unterschied.

              • @Suryo:

                Wenn sie jetzt behaupten irgendwer würde "amerikanische Verhältnisse" vereinnahmen und so tun "als gebe es nicht den geringsten Unterschied" können sie denn auch benennen wer dass angeblich tut? So etwas höre ich in den fast 30 Jahren die ich mich in diesem Land aufhalte zum allerersten mal.

                • @Justice for Rooble Warsame:

                  Was sonst war denn der Grundgedanke hinter der Kolumne? Sie wurde von der Taz explizit im Kontext der Berichterstattung über die USA platziert.

                  • @Suryo:

                    Sie können hier über heimliche "Grundgedanken" von mir aus spekulieren so viel Sie möchten. Diese Spekulationen ändern jedoch rein garnichts an dem Fakt dass kein*e taz-Kolumnist*in behauptet hat es gäbe "nicht den geringsten Unterschied" zur Situation und den Verhältnissen in den USA.

                    Es gibt jedoch ebenalls in Deutschland und anderen westeuropäischen Staaten unzählige rassistische Polizeimorde welche fast nie geahndet werden. Im deutschen Polizeigewahrsam wurden in den letzten 30 Jahren weit mehr als 159 BIPoC getötet, dazu kommt eine gewaltige Dunkelziffer und die noch weit höhere Anzahl derer die bereits bei der Festnahme getötet oder tödlich verwundet wurden. Vgl.: www.akweb.de/ak_s/ak661/18.htm

                    Die Forderung deutlich weniger finanzielle Mittel in die laufende Militarisierung und Brutalisierung der Polizei zu investieren, diese Gelder vielmehr in den Wiederaufbau der kaputtgesparten Sozialsysteme zu stecken wird von Anfang an beispielsweise auch in Frankreich und Großbritannien vehement auf die Straße getragen.

                    Auch die endgültige Abschaffung der Polizei (#AbolishPolice) ist ein legitime und wichtige Position relevanter Teile der Bewegung. Die Angst vor der Wut von BIPoC und vor Positionen wie #AbolishPolice hat ein absurdes Stadium angenommen, sie ist kaum mehr zu begreifen, vielleicht nur noch als weiße Paranoia. Dafür spricht auch die Projektion, mit der in diesem Artikel von Stefan Reinecke aus #AbolishPolice direkt "Identitätspolitik ist neoliberal" gemacht wird.



                    BIPoC "dürfen" als Kolumnist*innen zwar "Diversity-Positionen" vortragen, aber nur solange sie weiße politische Korrektheit nicht verletzen. Zu dieser Korrekheit zählt auch das Bekenntnis zum Staat und dessen mordenden Scherg*innen. Die liberale Lüge par excellence: Man darf die Polizei abschaffen wollen, aber nur durch liebes Fragen. Weil sich Gewaltinstitutionen nie durch durch liebes Fragen verändern, ist es möglich, dass jede liberale Zeitung so viele "kritische" Texte abdrucken ka

                    • @Justice for Rooble Warsame:

                      (...) "kritische" Texte abdrucken kann wie sie gerne mag.

                      Wenn aber nur einmal von PoC nach einem adäquaten Ausdruck gesucht wird, um Polizeigewalt und Rassismus zu thematisieren, dann wird in diese Texte auf Biegen und Brechen die Gewalt reinprojeziert, die man in den realen Verhältnissen nicht sehen darf. Weil man sie sonst abschaffen müsste.



                      Wie Fascho-Cops resozialisiert werden können ist zwar u.E. eine real Frage der nachrevolutionären Gesellschaft aber weil die Revolution im hier und heute kontrafaktisch ist, ist die Satire darüber nur eine Umkehrung jetztiger Gewaltverhältnisse im Sinne der Marginalisierten.



                      Es wäre schön den entsprechende Diskurs auch in Deutschland zu verbreitern, die taz jedoch verhält sich einach nur wie Trash und will diese Diskussion "policen". Dass sie jetzt ein Klima befeurt hat in dem die autoritären Sehnsüchte eines Bundesinnenministers (der bis zuletzt einen rechtsextremen Verfassungsschutzpräsidenten immer wieder in Schutz nahm) kaum noch auf nennenswerten Widerspruch stoßen muss ihr jedoch wirklich zu denken geben.

                      Sollte sich irgendein Rechtsextremist in den nächsten Wochen berufen fühlen einen tätlichen Angriff auf @habibitus zu verüben muss es heißen: "Nicht nur Springer, auch die taz hat mitgeschossen."

  • "Wenn nur Betroffene legitimiert sind zu reden, zerfällt die Öffentlichkeit."



    Zumindest legitimiert, darüber zu reden, inwiefern sie betroffen sind. Lange genug haben gesellschaftlich besser positionierte Gruppen definiert, wie Erfahrungen der weniger gut positionierten zu bewerten seien (oder was sie überhaupt seien).



    Die Gesellschaft zerfällt nicht, wenn die, die gerade nicht reden, einfach mal zuhören. Beim nächsten Thema tauschen dann die Rollen. So ist es normal, und so findet Gemeinschaft statt.



    Was in dieser Debatte fehlt ist die Frage: Was hat sich Hengameh Yaghoobifarah nur dabei gedacht? Und zwar gestellt an sie, nicht rhetorisch in den medialen Raum. Fragen, antworten lassen, zuhören, dann selbst Stellung nehmen. Der Autorin die Möglichkeit einräumen, Dinge klarzustellen oder auch zu korrigieren.



    Stattdessen aber wird munter weiter spekuliert und unterstellt, genau damit also reagiert, was man der Autorin vorwirft. Wenn die Gesellschaft tatsächlich zerbricht, dann vielleicht daran.

  • Was für ein Aufriss, um eine freie Mitarbeiterin fertig zu machen und die taz ein bisschen mehr auf Linie zu bringen.

    Citizen Kane hätte sie wohl einfach gefeuert, aber hier wird ein Spektakel aufgeführt, als ginge es um den heiligen Gral.

    Die taz war mal mutig, frech und ist für ihre Leute eingestanden.

    Spätestens jetzt ist sie das nicht mehr. Wenn man vor Polizeigewerkschaften kuscht, sollte man den Mund einfach nicht mehr so voll nehmen.

    Was hält eigentlich Buddy Poschardt von der ganzen Sache?

    • @Jim Hawkins:

      Mutig und frech? Was meinen Sie, wer alles in diese Kategorie passt, den Sie gar nicht mögen? Wieso haben Sie etwas gegen Gewerkschaften?

    • @Jim Hawkins:

      Was hat es mit Kuschen vor Polizeigewerkschaften zu tun, wenn man für die Wahrung der Menschenwürde und gegen Hassrede eintritt?

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    ..16% Frauen , 30% Polizisten mit Migrationshintergrund..Bravo! Diese Fakten, die alle Gesellschaftsbereiche betreffen und die Zuwachsraten an Prozenten(Frauenquote,Einwanderung),werden das Deutschbashing immer schwieriger machen...höhö

  • Späte Einsicht, muss ich sagen. Warum haben die Verantwortlichen den schwachsinnigen Beitrag von H.Y. überhaupt durchgelassen? Die rechten Parteien haben sich ins Fäustchen gelacht und auch gleich zugeschlagen, siehe CSU. Rüge vom Presserat dürfte auch noch folgen. Die rechten Parteien können wunderbar von den Geschehnissen um Herrn Amthor ablenken. So hat sich H.Y. zum nützlichen Idioten dieser Parteien gemacht. Bitte in Zukunft genauer hinsehen!!

    • @steschlieb:

      Klug analysiert

  • Danke, ein super Text, der gleich nebenbei noch mit einigen anderen Billig-Argumenten (die ja zu Recht als Verhinderung von Argumentation ("B-Note" bezeichnet werden) aufräumt.

  • Besten Dank an Herrn Reinecke für die klare Stellungnahme.

  • Schon witzig diese Gemengelage: ausgerechnet in der taz – in der es sonst nur von super merkwürdigen antiimp-Texten wimmelt -, regt sich Widerstand an einer klassisch linksantideutschen Kolumne. Im Grunde müssen Kolumnen doch genau das machen, was in der umkämpften Kolumne geschrieben wird. Ich wüsste so überhaupt nicht, woran man sich daran stören könnte: Bullen werden als Figuren einer Gesellschaft beschrieben, die eben noch nicht ganz in der Zivilisation angekommen ist. Bullen sind ein Wurmfortsatz dieser Gesellschaft. Ultima-Ratio muss der Bürger mit dem Tod vor der negativen Autorität des Bullens zahlen. Das ist Barbarei. Daran kann sich abgearbeitet werden. Dass diese Welt so schnell nicht anders möglich ist, ist jedem bekannt, die Kolumne wird dadurch vor allem eines, zynisch. Zynismus meint enttäuschte Romantik. In der Kolumne wird von einer romantischen Welt geträumt. Das ist schön. Ich mag diese Kolumne. Stefan Reinecke hält Begriffe wie „biodeutsch“ für salonfähig – und versteht die Kolumne nicht einmal. Mit einer Debatte hat das herzlich wenig zu tun. Macht weiter so, liebe taz, aber nehmt euch bitte nicht zu ernst dabei.

    • @yakobusmeier Meier:

      "...an einer klassisch linksantideutschen Kolumne."

      Habe in der TAZ keine gelesen. Hätten Sie ein Beispiel?

  • Wie man im Beitrag sieht, generieren die Aufmerksamkeitsmärkte vor allem Stereotype. Und auf denen ist gut spekulieren.

    Kritisch geht anders.

  • Danke, Stefan Reinecke! Sie haben mir meinen Glauben an die Tabs zumindest teilweise wiedergegeben

  • Ich stimme Herrn Reinecke zu: der besagte Text ist keine reine Satire. Nach der Lektüre anderer Texte der Autorin zeigt sich, dass sie einen ganz eigenen Stil pflegt, mit Elementen aus Satire, Kommentar und Meinung. Sehr interessant, wie ich finde. Ein Verbot solcher Texte fände ich sehr beunruhigend. Ein wesentliches Merkmal ihrer Texte ist Wut. Und sie schämt sich nicht, diese auch in Worte zu fassen. Man könnte auch politisch korrekt schreiben, dass man es missbillige, dass eine Berufsgruppe brüllt, beleidigt, verletzt und tötet, ohne wirkliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Ich wünsche mir jedenfalls, dass die Kolumnistin in Zukunft noch viele Texte veröffentlichen darf.

    • @Katharer:

      "Ein wesentliches Merkmal ihrer Texte ist Wut." Noch eine Wutbürgerin also, jetzt auf der "richtigen" Seite? Und wenn es die nicht gibt? Ein "linke" Hasspredigt bleibt eine Hasspredigt. Manchmal versteht man erst spät. Meine alte Mutter hätte gesagt "Da liegt kein Segen drauf."

    • @Katharer:

      Ich lese die Kolumnen von Hengameh Yaghoobifarah auch und finde sie “interessant” - leider in dem Sinne, in dem man einen Autounfall interessant findet oder einen Tweet von Trump. Nahezu jeder Text von ihr ist so eine Art Wut-Porno. Na, worüber regt sie sich jetzt wieder auf, wen beleidigt sie jetzt und auf welche Weise? Meint die das eigentlich immer ernst? Und das beste sind die Kommentare unter der Kolumne. Jedenfalls hat mich bislang kein HY-Text wirklich zum Nachdenken gebracht. Ich sehe da einfach eine wütend um sich schlagende Skandinavistin mit migrationshintergrund, die in Berlin und von der Provokation lebt. Aber besonders intelligent oder gehaltvoll kamen mir ihre Texte noch nie vor. Und manchmal kippen sie wirklich derartig ins vulgäre und aggressive, dass man meint, sie stammten von einer Art linken Akif Pirinçci.

      • @Suryo:

        Kreuzbergkenner könnte er sein, aber er läuft lieber den Rechten hinterher, der Herr Pirincci.

      • @Suryo:

        So geht es mir auch oft. Leider fehlt mir ein Abitur und daher ggf. Stilmittelkenntnis . Das macht es manchmal schwer, sich nicht für die reine Existenz persönlich angegriffen zu fühlen.



        Allerdings ist der Keruzbergkenner Pirincci in seiner Pöbelei auf eine andere Art niveaulos bzw pauschal und selbstgerecht.

    • @Katharer:

      Ich wünsche mir auch, dass H.Y. weiter bei der taz Texte schreibt. Die Schilderung ihrer bisherigen Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung kann uns "Normalos" helfen, den (eigenen) Alltagsrassismus zu erkennen. Zum Beispiel, dass ich immer noch nicht ihren Namen richtig schreiben geschweige denn aussprechen kann. Wenn sie nur ihre Wut in den Griff bekommen würde und nicht gegen gefühlt alle um sich treten würde, hätte sie mehr Unterstützer für ihre Sache. Also vielleicht zuerst Boxsack-Training, und danach Kolumne schreiben. ;)

      • @Katrina:

        Alltagsrassismus? Weil Sie einen Namen nicht aussprechen können? Geht es nicht auch eine Nummer kleiner?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Danke Herr Reinecke. Ich glaube an das Gute in der taz und sie haben mich bestätigt.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      „Es gibt nichts Gutes,



      außer: Man tut es."







      (Erich Kästner)

  • Guter Kommentar. Am Ende muss immer die Frage gestellt werden, auf welcher Basis wir streiten und zusammenleben wollen. Werte wie gegenseitige Toleranz, Respekt, Differenziertes Denken und Empathie dürfen unter keinem ideologischen Überbau verschwinden.

    Und zur Kolumne: Provokation und Sarkasmus können großartige Stilmittel sein, wenn sie sich am Ende nicht nur selbst genügen.

    Und um rassistische Strukturen im System der Polizei anzugreifen ist es halt auch einfach fehl am Platz, von "...all den Menschen, die heute bei der Polizei sind" zu sprechen.

  • Hat es in der taz irgendeine Kolumne von Hengameh Yaghoobifarah gegeben, die nicht pure Pöbelei war? Bitte benennen!

    • @Wondraschek:

      Hm, ja doch, einen einzigen gab‘s da vor kurzem, den „Wie-reinige-ich-meinen-Anus-mit-Wasser-richtig“-Kommentar.

  • 0G
    09922 (Profil gelöscht)

    Über Polizisten darf man in der TAZ anscheinend alles Schreiben, Hauptsache man vergisst dabei nicht das Gendersternchen. Und wenn sich einer beschwert, ist es halt Satire gewesen. Schwaches Bild.

  • 9G
    95309 (Profil gelöscht)

    Besser als Herr Reinecke das Thema beleuchtet hat geht es kaum.

    Letztlich freut es mich für die die TAZ die Gelegenheit genutzt und sich kritisch hinterfragt zu haben.

    Gut so.

  • Es gibt keinen Busch hinter dem sich Hengameh Yaghoobifarah mit der fraglichen Kolumne argumentativ verstecken könnte.

    Die Karoffelkolumne war noch eine witzige wortschatzbereichernde Provokation. Mit ihrem Müllvergleich einer konkreten Berufsgruppe ist der Kartoffelbrei aber jenseits der Donnerkuppel.

    Man hat das Gefühl, dass es ihr völlig wurscht ist mit welchen Vergleichen sie ihre Pro- wie Kontra-Fans beglückt. Hauptsache irgend jemanden verbal voll unter die Gürtellinie treten. Hauptsache die Menge gröhlt oder schimpft.

    • @Rudolf Fissner:

      "Man hat das Gefühl, dass es ihr völlig wurscht ist mit welchen Vergleichen sie ihre Pro- wie Kontra-Fans beglückt."

      So ist es. Wobei ich mich angesichts der Reaktionen frage, ob es überhaupt eine nennenswerte Anzahl Pro-Fans gibt.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ihr Kartoffel-Artikel über Germs war köstlich. Es war ein Brüller, wie all die mehlig kochenden Kartoffeln über Rassismus jammerten, der ihnen damit angetan worden sei.

        • @Rudolf Fissner:

          Hab ich leider nicht gelesen. In mir hallt noch ein Artikel über Dicke und Dünne nach (ich war schon Beides). Lustig war der auch nicht wirklich. Aber wenigstens nicht menschenverachtend. Was ich bis jetzt von ihr gelesen habe, wirkte vor allem wie ein wütender Rundumschlag. So etwas liegt nicht auf meiner Wellenlänge.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Gibt es nicht. Aber darum geht es ja auch gar nicht.

        Sie ist jetzt zum Abschuss freigegeben und jeder darf mal nachtreten.

        Darum geht es. Nennen tut man es: Debatte.

        • @Jim Hawkins:

          "Sie ist jetzt zum Abschuss freigegeben..."

          Nein. Sie wird für einen konkreten Text hefig kritisiert. Niemand darf zum Abschuss freigegeben werden.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Schön wäre es. Wäre ich Hengameh Yaghoobifarah, würde ich mich in meiner Haut nicht mehr wohlfühlen.

            Soweit man schaut, sind alle gegen sie. Auch die taz. Vor allem das ist bitter. Es ist doch jetzt schon ausgemachte Sache, dass man hier nie wieder etwas von ihr lesen wird. Vielleicht freut Sie das ja, ich finde es eher bitter. Auch, wenn mir beileibe nicht alles gefallen hat.

            Das alles zieht Kreise und das schnell. Auf allen Ebenen und allen Plattformen.

            Und so etwas kann richtig gefährlich werden. Das kann man wissen, wenn man will.

            Und was hier stattfindet, ist nicht mehr als eine schäbige Nachtreterei.

            Wer hat noch nicht, wer will noch mal.

            • @Jim Hawkins:

              Ich halte wenig von diesem Beitrag und auch anderen Beiträgen von Hengameh Yaghoobifarah. Dazu ist genug gesagt. Trotzdem darf sie natürlich schreiben, was sie möchte, und ich gebe Ihnen insofern Recht, als es heutzutage gefährlich sein kann, im Mittelpunkt öffentlicher Kontroversen zu stehen. Das in der Tat bitter. Aber soll ich deshalb meine Meinung zu einem TAZ-Artikel nicht mehr sagen? Soll die TAZ auf Selbstkritik verzichten? Das ist ein Dilemma.

            • @Jim Hawkins:

              "Soweit man schaut, sind alle gegen sie. Auch die taz. Vor allem das ist bitter."

              Nein. Das ist nicht bitter. Für Menschenfeindlichkeit darf kein Platz sein. Egal aus welcher Richtung sie kommt. Wenn man ihr nicht entschieden entgegen tritt, wird der Schaden sehr groß. Es gibt genug Kräfte, die nur auf solche Entgleisungen warten, um beim eigentlichen Thema, Rassismus in Behörden, genau nichts tun zu müssen.

              "WAGENBÄR" hat an anderer Stelle verlinkt, wie der Beitrag von der CSU ausgenutzt wird. Hier noch mal der Link:

              youtu.be/gJ99xxfslHw?t=2584

              Und natürlich dürfen wir davon ausgehen, dass der Text weiter Rechts als Geschenk Gottes aufgefasst wird.

              Auch deshalb ist es wichtig, dass gegen Menschenfeindlichkeit entschieden aufgetreten wird. Nur weil sie in diesem Fall mal von "links" kommt, darf sie nicht toleriert werden.

              PS: Persönliche Angriffe und Drohungen gegen Frau Yaghoobifarah sind selbstverständlich abzulehnen. Sie haben mit einer sachlichen Auseinandersetzung nichts zu tun.

    • @Rudolf Fissner:

      Darum geht es ja wohl:

      "Es gibt keinen Busch hinter dem sich Hengameh Yaghoobifarah mit der fraglichen Kolumne argumentativ verstecken könnte."

      Es ist natürlich gemütlicher, nur mit Leuten solidarisch zu sein, die dieselben Auffassungen vertreten, wie man selbst.

      Hoffen wir, dass das nicht übel ausgeht.

      • @Jim Hawkins:

        Was soll das für eine Solidarität sein, der es völlig wumpe, ist wenn es um konkretes Verhalten geht? Das ist keine Solidarität, das ist ein Persilschein.

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @Jim Hawkins:

        Solidarisch mit was, mit dem Text oder der Person ? Ok, ich solidarisiere mich mit Y.H. aber für was? Sie ist doch kein Opfer , sonder eine privilegierte Person , die frei Ihre Meinung sagen und schreiben kann. Noch leben wir in einem Land wo Widerspruch und Kritik von Andersdenkenden erlaubt ist. Hat sie Schreibverbot, Denkverbot, steht Sie auf einer schwarzen Liste? Das einzige was mich interessiert ist Ihre Meinung zu dem Getöse, Ihre Definition von Satire. Ich glaube in der Taz wird sicherlich eine Spalte freigehalten. Wenn Sie das aber nicht will, ist es auch ok. Solidarität kann man doch Nicht als Gewohnheitsrecht einfordern. Zumindest sollte man wissen für was und warum

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Und solche Artikel sind der Grund warum ich mich bei dieser Zeitung doch eher aufgehoben fühle als bei den Alternativen und gleichgültig wie konträr manche Artikel zu meiner eigenen Haltung stehen, ich keinen finanziellen Druck erzeugen würde.

    Man reflektiert. Erklärt. Versteht. Und versucht eine Verbesserung der Verhältnisse. Das ist die eigentliche Zier unserer Spezies.

  • Guter Kommentar. Danke, Stefan Reinecke.

    Vielleicht führt die Diskussion innerhalb der taz ja auch ein wenig zur Einsicht, dass diejenigen, die meinen, die Guten zu sein, sich womöglich gründlich irren.

  • Ich hab den Beitrag von Hengameh Yaghoobifarah von Anfang bis Ende als Satire gelesen, denn anders ist er doch auch gar nicht zu verstehen. Unfug schließt Satire nicht aus und umgekehrt und Grenzüberschreitungen sind insbesondere ein häufiges und ganz charakteristisches Stilmittel von Satire.



    Dass man jetzt hier gleich wieder so'n ethischen Aufriß daraus machen will, ist wohl eher dem ansonsten fehlenden Sommerloch geschuldet. Leute, die deswegen über „soziale Verachtung“ sinnieren wollen, gehen aus meiner Sicht ganz ähnlich am Ding vorbei, wie die Leute, die sich seinerzeit heftigst darüber aufregten, dass der Kommisar Schimanski in einem Tatort mehrmals das Wort „Scheiße“ gesagt hatte, wo doch ein deutscher Kriminalbeamter sich so ganz bestimmt niemals ausdrücken würde. (;-))

    • @Rainer B.:

      "Ich hab den Beitrag von Hengameh Yaghoobifarah von Anfang bis Ende als Satire gelesen, denn anders ist er doch auch gar nicht zu verstehen."

      Sie haben einen seltsamen Humor...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Es ist Ihnen vielleicht nur noch nie aufgefallen, aber Humor ist immer seltsam, was wohl damit zusammenhängt, dass er selten ist.

        • @Rainer B.:

          Menschen auf den Müll werfen, fällt also unter Humor?

          Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Dabei mag ich schwarzen Humor.

  • Teil 1

    Danke Herr Reinecke! Gibt es Hoffnung für die TAZ?

    Jahrzehnte und Jahrhunderte haben Progressive daran gearbeitet, die Hautfarbe eines Menschen bedeutungslos zu machen. Das war auch der Traum M.L. Kings. Identitätspolitik lädt die Hautfarbe wieder mit Bedeutung auf. Sie ist im wörtlichen Sinne ‘reaktionär’.

    Und indem Identitätspolitik das Denken und Spechen in Kategorien der Hautfabe wieder in den Alltagsdiskurs einführt und normalisiert, öffnet sie rechtsextremen Positionen Tür und Tor. Denn das ist originär deren Sprache.

    Ken Malik:



    “Beware the politics of identity. They help legitimise the toxic far right. Many on the left now embrace the idea that one’s interests and values are defined primarily by one’s ethnic or cultural or gender identity. The politics of identity is, however, at root the politics of the reactionary right. (...)Now, identitarians of the far right are seizing upon the opportunity provided by the left’s adoption of identity politics to legitimise their once-toxic brand. Racism became rebranded as white identity politics.”



    www.theguardian.co...se-toxic-far-right

    Identitätspolitik polarisiert, sie heizt gesellschaftliche Konflikte an. Rechte und linke Identitäre schaukeln sich gegenseitig hoch: Auf ‘Black Lives Matter’ hat die NPD auf dem Potsdamer Platz mit ‘White Lives Matter’ geantwortet. Unter dem Banner ‘All Lives Matter’ könnte sowohl Polizeigewalt gegen Schwarze, als auch Polizeigewalt gegen Weiße kritisiert werden.

    Ja, gibt auch die weißen Opfer, diese fallen durch das Raster der Identitätspolitik: In den USA wurde 2019 jeden Tag ein Weißer (376) von einem Polizisten erschossen (Schwarze 236), auch mehr unbewaffnete Weiße (25) als unbewaffnete Schwarze (15), und mit gleicher Brutalität (Toni Timpa z.B.). Haben wir davon gehört? Solche Fakten stören diese eindimensionale Schwarz-Weiß-Weltanschaung, und deren Sündenbock-Denken.

    • @Weber:

      Danke für diesen Kommentar!



      Ich wurde erzogen in den Glauben das Hautfarbe, sexuelle Orientierung und Geschlecht keine Rolle spielen, das man Menschen aufgrund ihrer Taten und ihres Handelns beurteilen soll.

  • Teil 2



    Objektive Darstellung? Nein, es geht darum, eine autoritäre und illiberale Ideologie durchzudrücken, und der Zweck heiligt alle Mittel, auch das Verschweigen, auch das Verbiegen von Daten. Das ist das Gegenteil einer liberalen Öffentlichkeit, das Gegenteil des ‘Marktplatzes der Ideen’. Das ist schlechter Journalismus, das ist Manipulation und Propaganda.

    Identitätspolitik polarisiert die Gesellschaft, sie heizt systematisch gesellschaftliche Konflikte an, schon in ihrem Ansatz. Sie zielt NICHT auf Gleichheit: sie teilt die Gesellschaft in ein ‘Kastensystem’ von (als homogen definierten) Gruppen ein, ein Kastensystem, das hierarchisch geordnet ist gemäß den Instruktionen des ‘Intersektionalismus’: Die Gruppe, die mehr Opferpunkte kumuliert, steht oben – und die ‘gelebte Erfahrung’ ihrer Mitglieder ist absolut. (Systematische Verzerrungen der ‘gelebten Erfahrung’ gerade durch diese Ideologie und z.B. den ‘confirmation bias’ werden nicht erkannt).

    Ganz unter in der Hiererchie stehen die‘alten, weißen Männer’, die als Gruppe pauschal und abgewertet und verächtlich gemacht werden. Glauben die identitätspolitischen Akteure nicht, daß diese ‘weißen Männer’, die eigentlich gar nicht als Gruppe existieren, auf den Haß reagieren könnten – und sich als wirkliche Gruppe verstehen und zusammenschließen könnten? Daß der Haß, den sie auf andere gießen, nicht Gegenhaß provozieren wird?

    Auch innnerhalb des identitären Lagers zeigt sich die genuin spaltendede Tendenz dieser Politik: Schwarze Feministinnen beschuldigen Weiße des Rassismus, Trans stehen gegen Feminsitinnen…



    Das Problem ist: Ausgehend von den USA, ist Identitätspolitk mittlerweile mediale und kulturelle hegemonie: sie hat einen Socialmedia-Mob hinter sich. Sie hat Macht. Es gehört Mut dazu, ihr Spiel nicht mitzumachen: Denn als ‘Rassist’ beschimpft zu werden, kann den sozialen Tod bedeuten, und alle machen den Kottau, und bekennen, auch wenn die Vorwürfe noch so absurd sind.

    Haben wir den Mut?

  • Gut, dass die TAZ diese Diskussion führt. Es geht ja nicht nur um diesen Beitrag. Auch die anderen Beiträge der Autorin strotzen nicht selten vor diffamierenden Äußerungen gegenüber weißen deutschen Leuten. Das steht gerade einem Blatt wie der TAZ, die sich immer gegen Hass und Hetze positioniert, nicht gut zu Gesicht. Selbst wenn man in diesen Fällen nicht von Rassismus sprechen mag, der nach verbreiteter Auffassung nur von oben nach unten funktioniert, und selbst wenn klar ist, dass die weiße - meinetwegen "biodeutsche" - Mehrheit nicht im Ansatz erlebt, was andere an Diskriminierung durchmachen, bleibt es doch falsch, mit pauschalen Zuschreibungen und Feindbildern zu arbeiten, zu denen übrigens auch der Kampfbegriff vom "alten weißen Mann" gehört, und die nichts anderes bewirken, als die Leute noch mehr gegeneinander aufzubringen.

  • Ein Problem bei dieser ganzen Diskussion scheint zu sein, dass erschreckend viele Kommentatoren, aber auch TAZ-Mitarbeiter zu glauben scheinen, dass alles, was irgendwie sarkastisch und polemisch daher kommt, automatisch den Namen Satire verdient.

    • @Amandas:

      Sehe ich auch so. In meiner Beschwerde an den Presserat schrieb ich auch, dass der Text zwar polemisch sei, aber nicht satirisch. Er spitzt nämlich nicht zu, persifliert keine Berichterstattung über andere Gruppen, treibt auch keine Äußerung von Polizisten auf die Spitze, etc. Da ist kein doppelter Boden. Der Text ist genau das, was er ist: eine Aneinanderreihung aggressivster Polemik, die offenkundig beleidigen und verletzen will. Und dabei nicht verfasst von zB einer schwarzen Amerikanerin und an die Adresse der amerikanischen Polizei gerichtet, sondern eine:r deutsch-Perser:in, erstens vielfach privilegierter ist als zB George Floyd, und zweitens an eine Polizei schreibt, die dreißig mal weniger Menschen tötet als die amerikanische und einen in aller Regel nach Feststellung der Personalien gehen lässt. Hengameh ist also keine Betroffene - zumindest nicht in dem Sinne, in dem schwarze Amerikaner:innen es sind. Der ganze Text passt also hinten und vorne nicht. Er bleibt genau das, was er vordergründig ist. Da ist keine Satire.

  • Ich verstehe die Aufregung nicht. Jede Zeitung veröffentlicht Meinungen, die bei ihrer Leserschaft gut ankommen. Dafür braucht sich niemand zu entschuldigen.

  • Danke an Stefan Reinecke für die deutlichen Worte. Wenn das - idealerweise in der Taz und in der Gesellschaft - zu einer kritischen Reflexion der Grenzen von Identitätspolitik führen würde, wäre der unsägliche Text von Hengameh Yaghoobifarah am Ende doch noch zu etwas gut gewesen.

  • Daumen hoch. Ich bezweifle, dass man es noch treffender formulieren kann.

  • Hätte es den ganzen Zauber auch gegeben, wenn da nicht die Anzeigen und die Meldungen beim Presserat wären?

    • @Jim Hawkins:

      Eine wirklich interessante Frage. Für mich fast ebenso interessant: Wird die taz ihrem eigenen Anspruch gerecht und diese Frage ehrlich beantworten?

      • @Samvim:

        Die Debatte in der taz hat ja schon angefangen und der Tenor zeichnet sich deutlich ab.

        Jetzt muss nur noch eine Minderheitenmeinung gefunden werden, die Hengameh Yaghoobifarah verteidigt und auch hier zerrissen wird.

        Damit ist der demokratischen Diskussionskultur Genüge getan und Hengameh Yaghoobifarah kann sich einen neuen Platz für die Kolumne suchen.

        Und man wird die Abläufe dahingehend ändern, dass so etwas nicht mehr vorkommt.

        Und der saure Drops ist gelutscht.

    • @Jim Hawkins:

      Dachten Sie wirklich es fällt nur dem Presserat als Leser der taz auf, wenn Menschen als Müll angesehen werden?

    • @Jim Hawkins:

      Ja, allein die taz-Leserschaft ist, wie Sie mitbekommen haben, kritisch genug.

      • @Hans aus Jena:

        Mag sein, ihr Ziel dürfte sie jedenfalls erreicht haben.

        Jetzt darf jeder nochmal nachtreten.

        • @Jim Hawkins:

          Jetzt ist aber mal langsam gut. Wie oft wollen Sie das noch in den Raum stellen. Ich habe hier noch keine einzige "Abschuß"-Forderung gelesen.



          Kritik ist definitiv kein Abschuß!

          • @Crisanto:

            Na was denken Sie, wie die Sache ausgeht?

            Die taz hat die schweren Geschütze Bettina Gaus und Reinecke aufgefahren.

            Zufall? Die Chefredaktion hat sich auch schon gemeldet.

            Und die "Debatte", deren Ende klar wie Kloßbrühe ist, wird ja noch weitergehen.

            Das Forum geht fröhlich mit und keinem, wirklich keinem kommt auch nur einmal in den Sinn, dass man seine Mitarbeiter, seine Leute, schützen muss.

            Dass man sich vor sie stellt und nicht hinter sie um ihnen in den Arsch zu treten.

            Was eigentlich normal wäre, auch wenn jemand vielleicht einen Fehler gemacht hat.

            Aber nein, die Hochkaräter werden aufgerufen, die Täterin abzustrafen.

            Keine Ahnung, wie Sie so etwas nennen, ich finde das unappetitlich.

            • @Jim Hawkins:

              Sie frugen, was ich denke, wie die Sache ausgehen würde. Das weiß ich nicht, da ich da nichts zu entscheiden habe.



              Ich denke aber, daß die taz gut beraten wäre, ihr Qualitätssicherungsmanagement auf den Prüfstand zu stellen.



              Die in Rede stehende Kolumne hätte so jedenfalls nicht freigegeben werden dürfen.



              Entgegen Ihrer Behauptung habe ich hier jedenfalls nicht gelesen, daß Frau Yaghoobifarah "abgestraft" werden solle. Das bilden Sie sich nur ein.

        • @Jim Hawkins:

          Meine Güte übertreibst du es gerade mit deinem Beschützerinstinkt. Pass bloß auf, dass du dich nicht in einer Kolumne wiederfindest, welche dich aufgrund dessen als Teil des Patriarchats ausmacht.

          • @Hampelstielz:

            Sie haben wie immer alles begriffen.

            • @Jim Hawkins:

              Wie immer bist du natürlich die Instanz dazu, alle Widersprüchlichkeiten deiner Position durch schiere Ignoranz zu beseitigen ;).

              Zu deiner Frage oben: Nichts wird passieren, H.Y. hat einen Jagdschein, wird und wurde meiner Wahrnehmung nach nicht als souveräne Person, sondern eher wie ein Kind behandelt. Sie wird auch jetzt, nach spätestens einer Woche, ganz so weitermachen können, wie gehabt.



              Du wirst alle, die Kritik an Hatespeech dieser nonbinären Person äußern anfeinden, wirst dich da solidarisieren, dort mit absoluter Gleichgültigkeit oder Feindseligkeit auf Mißstände von Personengruppen reagieren, die Welt dreht sich weiter und alle sind happy.

            • @Jim Hawkins:

              Lieber Jim, ich glaube, Sie haben sich hier etwas verrannt. Man muss diesen Konflikt zum einen im Kontext der breiteren und sehr konfliktiven Debatte zwischen ethno-identitären und eher marxistisch geprägten Linken sehen, eine Frontlinie, die auch quer durch die taz-Redaktion verläuft. Es hat ja da schon einige Debatten und Schlagabtäusche gegeben. Zweitens muß eine Journalistin, die einen Stil wie H.Y. fährt, auch einkalkulieren, dass das Konsequenzen hat. Und wenn sie sich in unironischer Weise der Sprachmuster bedient, die man aktuell eher bei der AfD verortet ("bestimmte Gruppen von Menschen sind zu entsorgender Müll") oder zumindest mal einen Text einer solchen Lesart öffnet, dann sind solche Konsequenzen geradezu unvermeidlich. Sprache hat Folgen, das haben wir doch inzwischen alle gelernt. Das Argument die Subjektposition der Unterdrückung legitimiere auch aggressivste Rhetorik halte ich dabei für Augenwischerei. Auch der Antisemitismus der Nation of Islam bleibt Antisemitismus, beispielsweise. Und Interesektionaliutät muss ja auch mal zu Ende gedacht werden. H.Y. mag in mancherlei Hinsicht als POC diskriminiert sein, als Akademikerin und Journalistin genießt sie andererseits Priviliegien, die einer schlecht bezahlten Polizistin verwehrt sind. Die Debatte, die jetzt hier stattfindet ist notwendig, wenn auch vermutlich vielleicht nicht hinreichend, aber vielleicht können wir alle darin voneinander etwas lernen, d.h. uns zu einem genuinen Dialog hinbewegen.

              • @hessebub:

                Es gibt in Deutschland ein rassistisches Grundrauschen, das wir einfach nicht beachten. Täglich wird in gleicher Art wie hier über die Polizei über Ausländer gesprochen. Die Autorin hält also jedem einzelnen Menschen, der sich über ihre Kuolumne echauffiert, der nicht seit Jahrzehnten in gleicher Intensität und Lautstärke gegen Rassismus eintritt, einen Spiegel vor Augen.



                Ja, ihre Aussagen sind falsch und nicht in Ordnung. Wir haben aber all das immer und immer wieder hingenommen, als von der Meinungsfreiheit gedeckt, wenn es sich gegen nicht Deutsche richtet.



                Wer nicht, wo immer er Rassismus bemerkt, einschreitet ist bigott wenn er diese Kolumne kritisiert.



                Gleichwohl habe ich die Hoffnung hier im Taz Forum tatsächlich mit der ein oder anderen Person zu diskutieren, die sich für die Ächtung jedweder Stigmatisierung einsetzt. Dass aber 1000 Namen die sich noch nie in diesem Forum eingebracht haben hier die Rote Linie überschritten Sehen, wo man einfach nicht mehr schweigen kann weil ein so tiefgreifendes Unrecht offensichtlich wird halte ich dann doch für sehr bedenklich.

              • @hessebub:

                Eine Debatte findet statt, sagen Sie.

                Wer debattiert denn, wer kommt zu Wort?

                Die Chefredaktion, und die alten Hasen Gaus und Reinecke.

                Wer kommt nicht Wort?

                Hengameh Yaghoobifarah.

                Das ist keine Debatte, das ist eher ein Prozess. Und gegenwärtig werden verschiedene Gutachten verlesen, die allesamt sagen, dass die Angeklagte schuldig ist.

                Sie darf nichts dazu sagen.

                Und das Publikum, das johlt.

  • Mit "In der taz ist in 40 Jahren viel Unfug geschrieben worden" ist Stefan Reinecke sicherlich ein Satz für sein Poesiealbum gelungen. RAF-Sympathisanten und Pädophilen ein Forum gegeben zu haben, kann man natürlich aus heutiger Sicht (= gemäß der heutigen Mainstream-Meinung) als falsch brandmarken. Ehrlicher wäre jedoch, zuzugeben, dass moralische Bewertungen keiner progressiven Entwicklung unterliegen und mit der Zeit immer besser werden, sondern schlicht Ausfluss temporärer und regionaler Moden sind. Sklaverei mag im Westen gerade out sein. In Saudi-Arabien und Teilen Afrikas sieht das anders aus. Dass die RAF in Zukunft in der taz wieder besser wegkommt, ist alles andere als ausgeschlossen. Und ob in ein paar Jahren die aktuelle Klimamoral noch eine Rolle spielt? Vor diesem Hintergrund stellt sich umso mehr die Frage, ob Betroffenheit, Diskriminierungserfahrungen und Zugehörigkeit zu einer Minderheit wirklich ausreichen, um mit Erkenntnisgewinn über Moral zu schreiben.

    • @Jens Bötticher:

      Ich glaube, in unserem Kulturkreis wird der Moralfilter immer feinporiger. Werden heute nur Denkmäler und Straßennamen von Sklavenbesitzern und Nazis kassiert, können morgen schon die Antifeministen und Nicht-Vegetarier dran sein. Dann brauchen wir sehr viele neue Straßennamen... Gut, dass ich keine Kinder habe; meine Enkel könnten sich irgendwann schämen, denn "meine Oma fuhr ein kleines Auto! Einen Verbrenner!"

  • Die niederländische Autorin Anja Meulenbelt hat mit dem Buch "Scheidelinien " vor 40 Jahren das Wesentliche zum Thema Identitätspolitik gesagt.

  • Menschen (auch gerade mit Migrationshintergrund) gehen zur Polizei, um die Polizei besser zu machen. Statt sie in die Tonne zu treten. MigrantInnen wie Frau Y. oder ihre Vorfahren werden Deutsche, um bessere Deutsche zu werden. Statt diese Nationalität in die Tonne zu treten ("alles Nazis"). Frau Y. hatte definitiv einen schlechten Tag, als sie den Text geschrieben hat. Aber nun kann man es auch gut sein lassen. Sie ist genug gestraft: Wenn demnächst mal wer Frau Y. das Fahrrad klaut und sie zur Polizei geht, wird sie dort nur äußerst langsam bedient werden und muss 5 Mal (statt sonst 3 Mal) ihren Namen buchstabieren.

  • Ich gehörte zu den Leuten, die die Kolumne in der dortigen Kommentarspalte scharf kritisierten. Und inhaltlich kann ich den Texten von Stefan Reinecke und Bettina Gaus auch größtenteils zustimmen (auch wenn mir der satirische Charakter der Kolumne unzweifelhaft scheint, es ist eben nur eine misslungene Satire). Trotzdem finde ich die Art und Weise dieser Debatteneröffnung nicht richtig, gerade angesichts des Nachspiels, das die Kolumne hatte, die Anzeigen, der unsägliche CSU-Tweet. Die Redaktion müsste sich - zeitgleich zu der kritischen Stellungnahme zur Kolumne - wesentlich entschiedener hinter ihre Autor*in stellen. Dieser "Spagat" ist sehr wohl möglich. Wusste Hengameh Yaghoobifarah vorher von dieser Debatte, wurde sie mit eingebunden, wird ihr Gelegenheit gegeben, sich auch noch einmal dazu zu äußern? Vorerst wirft das hier alles kein gutes Licht darauf, wie es in der taz-Redaktion zugeht.

    • @Marcel_L:

      Ich gehe allerdings davon aus, dass die Autorin der Kolumne mitreden durfte und informiert wurde. Es wäre ganz hervorragend, wenn sie wenigstens einen kurzen jlärenden Beitrag schreiben könnte.

      Übrigens gibt es doch in jeder Rubrik Leute, die Artikel absegnen müssen. Stehen die gar nicht in der Kritik? Die könnten sich ja auch mal öffentlich äußern, was sie bei ihrer Nachsicht mir dem schlechten Stück "Satire" getrieben hat.

      Stattdessen übernimmt niemand wirklich die Verantwortung. Auch Bettina Gaus nicht. Schade eigentlich.

  • Es würde nicht gehen, nach dem Erscheinen der Kolumne einfach zu sagen, "Das war ja nur Satire, und die darf das". Stefan Reinecke ja auch festgestellt, dass dies keine Satire ist. Die Kolumne ist plump gegen eine Berufsgruppe gerichtet und voll daneben. Beim Lesen habe ich mir gedacht, dass das doch sicher eine Satire sein sollte, aber worüber eigentlich und wozu? Wo ist ein Bezug zur Realität? Es fehlt das Entlarvende und der Witz, den ich von einer guten Satire erwarten würde. Das Augenzwinkern. Offenbar kommt hier die tatsächliche Gesinnung der Autorin zum Vorschein. Kein Wunder, dass diese Kolumne eine Beleidigung für die Polizei ist. In einer Zeit, in der viel gehetzt wird und die Grenzen des eigentlich Sagbaren von vielen Seiten überschritten werden, sollte die taz für diese Kolumne um Entschuldigung bitten; und die Autorin über sich nachdenken.

    • @Haggi:

      Ich vergaß: Der Kommentar von Stefan Reinecke ist sehr gut.

  • Wow, einer der besten Beiträge zu einer Debatte, die ich seit langem gesehen habe. Danke dafür!

  • Es ist nicht nur eine „Herabwürdigung einer Gruppe von Menschen“, hier wird allen Menschen im Polizeidienst das Menschsein schlechthin abgesprochen. Dass eine solcher menschenverachtender Text veröffentlicht wurde, ist ein Skandal!



    Ludolf von Saldern (taz-Genosse)

  • Wie können wir rassistische Polizeigewalt als “linke” tageszeitung verteidigen? ach ja, lass sagen, dass intersektionalität = neoliberal ist.

    • @Justice for Rooble Warsame:

      "Wie können wir rassistische Polizeigewalt als “linke” tageszeitung verteidigen?"

      Verteidigt hier jemand rassistische Polizeigewalt? Definitiv nein.

      Aber Unmenschlichkeit bekämpft man nun mal nicht mit Menschenverachtung.

  • Die Kolumne erinnerte mich mit ihrer kalkulierten Provokation bei gleichzeitiger Inhaltsleere ein wenig an Boris Palmer.

    Ernsthafte Polizeikritik (die gerne auch polemisch sein darf) sieht anders aus.

  • Liebe Redaktion, wollt ihr die Positionen von Marginalisierten einfach nicht hören und verstehen oder warum lasst ihr es hier zu dass ein ohne Ende privilegierter Dude wie Stefan Reinecke die öffentliche Hasskampagne gegen eure Kolumnist*in hier weiter befeurt. Es zeigt sich mal wieder: Die taz-Redaktion ist leider Müll und kann gleich mit auf die Mülldeponie.

  • Patrick Bahners hat dazu besser getwittert, als ich es könnte, darum dazu nur ein kurzer Kommentar von mir als Abonnent:



    Ich wünsche mir von der taz, dass sie laut und deutlich hinter ihren Kolumnist*innen steht, wenn sie ihre Texte zur Debatte freigibt. Mir hat die Ausgangskolumne nicht gefallen, aber die Antwort von Bettina Gaus hat mich entsetzt, und auch hier ist mir der Rahmen der Debatte so ungünstig gesetzt, dass er eine Autorin zum Abschuss freigibt. Das ist der taz nicht würdig.

  • Klasse hin oder her: "Wir brauchen eine Gesellschaft ohne Diskriminierung." Darüber sollte man, nach links und Richtung Aufklärung gerichtet, eigentlich keinen Artikel schreiben müssen.

    • @JuR:

      Wenn sie auf das in der französischen Revolution beruhende eindimensionale politische Modell "links - rechts" und speziell den Gegensatz egalitär - elitär hindeuten, muss ich ihnen widersprechen.



      Denn wer damals zur Gruppe der Egalitären gehörte, war dann zwar frei der Standeszugehörigkeit, musste aber, wenn nicht gleich genug, die Guillotine spüren. Ein seid dieser Zeit mit überzeugtem Eifer durchgeführtes Ritual der Selbstzerfleischung der Linken.



      Und nichts anderes ist dieser Artikel hier.

    • @JuR:

      So lange es Diskriminierung gibt, muss das Thema verhandelt werden.



      Und selbst über Selbstverständlichkeiten kann und sollte man m.E. sprechen (dürfen).

  • die neoliberale Anschlussfähigkeit der Identitätspolitik ist so offensichtlich, aber ebenso die Verleugnungstendenzen. Wer profitiert letztlich ? meistens eine gut gebildete oft akademische Mittelschicht.



    Aber sicher nicht bspw. die migrantische Haushaltshilfe, sie würde definitiv mehr von einem Mindestlohn von mind 12 Euro, besser 15 Euro profitieren. als von identitätspolitischen Debatten.

    • @Bär Lauch:

      Bingo!



      "race politics is not an alternative to class politics; it is a class politics, the politics of the left-wing of neoliberalism. It is the expression and active agency of a political order and moral economy in which capitalist market forces are treated as unassailable nature. An integral element of that moral economy is displacement of the critique of the invidious outcomes produced by capitalist class power onto equally naturalized categories of ascriptive identity that sort us into groups supposedly defined by what we essentially are rather than what we do. " Adolph Reed, Jr.