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„Heimatland“ von Güner BalciNicht Klartext, sondern Kulturkampf

Lilly Schröder

Kommentar von

Lilly Schröder

Neuköllns Integrationbeauftragte Güner Balci warnt in „Heimatland“ vor einer „Islamisierungswelle“ – und stärkt darin unbeabsichtigt rechte Narrative.

Güner Balci vertritt in ihrem Buch „Heimatland“ streitbare Thesen Foto: Carsten Koall/dpa

V erschleierte Frauen sind unterdrückt, muslimische Männer Sexisten und die „Woken“ juckt’s nicht, weil die mit sich selbst beschäftigt sind. Endlich sagt’s mal jemand! Überraschung: Es ist weder Thilo Sarrazin noch Alice Schwarzer. Diese Thesen stammen aus dem im August erschienen Buch „Heimatland“ der Integrationsbeauftragten für Neukölln, Güner Yasemin Balci.

Die Sozialarbeiterin und Filmemacherin wurde 1975 in Berlin geboren und ist im Rollbergkiez in Neukölln aufgewachsen. In ihrer Autobiografie erzählt die Tochter alevitischer Türken, wie ihre Familie in Deutschland Fuß fasste und ihre Eltern sich für die Integration ihrer Kinder engagierten. Gleichzeitig warnt Balci vor einer abgeschotteten reaktionären islamischen Parallelgesellschaft, die sich dort zunehmend ausbreite.

Sie berichtet von türkischen, arabischen oder albanischen Vätern, die sich als patriarchale Autoritäten inszenieren, sowie Salafisten und Imamen, die sich selbst zu Familienrichtern ernennen und nach Scharia-Regeln handeln: Mädchen zu Hause einsperren und zwangsverheiraten.

Balci benennt damit Probleme, die mit Migration einhergehen. So weit, so berechtigt. Das Problem: Die Pauschalisierungen. Nicht jede arabische Familie ist patriarchal und nicht jede verschleierte muslimische Frau ist unterdrückt.

Stereotypen über Mi­gran­t*in­nen werden verstärkt

Für Balci schon: Das Kopftuch sei ein Symbol der Unterdrückung und linke Feminist*innen, die Kopftücher befürworten, seien „Wohlstandsverwahrloste“, sagte sie der Neuen Zürcher Zeitung. Das zu behaupten ist ignorant und blendet die komplexen vielfältigen Lebensrealitäten muslimischer Frauen aus.

Balci verstärkt durch ihre Generalisierungen bestehende Stereotypen über Migrant*innen, den Islam und gewalttätige Ausländer. So plädiert sie etwa dafür, statt von „Femiziden“ von „Ehrenmorden“ zu sprechen, da die Täter angeblich überwiegend migrantisch seien und aus dem Motiv der „Familienehre“ handelten. Das entspricht nicht der Realität: Der Anteil der Täter mit Migrationshintergrund ist nicht höher als ihr Anteil in der Bevölkerung.

Die Integrationsbeauftragte Balci inszeniert sich als jemand, die Klartext spricht und keinen Kulturkampf betreibt – doch ihre Argumentation trägt genau dazu bei. Die „Woken“ und die Medien würden sich nicht für das Recht auf Selbstbestimmung von muslimischen Mädchen interessieren, schreibt sie. „Stattdessen wird die Frage diskutiert, ob es so etwas wie das biologische Geschlecht gibt.“ Whatabout: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun und beide Themen verdienen Aufmerksamkeit – nicht Konkurrenz.

Doch anstatt die Gleichzeitigkeit auszuhalten, beißt Balci sich fest an den „Moralaposteln einer postmigrantischen Generation von woken Identitätspolitikern“, die jeden, der Probleme in der Einwanderer-Community anspricht, sofort als „Rassisten“ brandmarken. Sie hat recht: Diese Probleme müssen angesprochen werden können – aber differenziert. Andernfalls stärken sie unbeabsichtigt rechte Narrative.

AfD befürwortet Balcis Thesen

So wie Balcis Warnungen vor der „Islamisierungswelle“, bei der Fehlverhalten fast ausschließlich kulturell-religiös erklärt wird und die sozialen Realitäten der Betroffenen kaum berücksichtigt werden. So beglückwünschte sie etwa die AfD, als sie 2020 Integrationsbeauftragte wurde, während Linke und Grüne dagegen demonstrierten: „Wir wünschen Frau Balci viel Erfolg für ihre Arbeit und gute Nerven, die sie bei den sicher nicht weniger werdenden Angriffen vonseiten linker Ideologen ganz bestimmt brauchen wird“, schrieb die AfD.

Es zeigt sich: Balci erreicht mit ihren pauschalen Thesen nicht das, was ihre Aufgabe als Integrationsbeauftragte ist. Wer Thesen von Sarrazin zustimmt, muss damit rechnen, von den Rechten gefeiert zu werden. Dass sie sich in ihrem Buch für ein Verbot der AfD ausspricht, ändert an dem Grundproblem nichts.

Veranstaltungshinweis: Am Mittwoch, den 1. Oktober, liest Güner Balci um 19.20 Uhr im Restaurant Bajszel in der Emser Straße 8/9 in Neukölln aus ihrem Buch „Heimatland“.

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Lilly Schröder
Redakteurin für Feminismus & Gesellschaft im Berlin-Ressort Schreibt über intersektionalen Feminismus, Popkultur und gesellschaftliche Themen in Berlin. Studium der Soziologie und Politik.
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209 Kommentare

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  • Das jetzt rechte Kräfte, die schon immer die angesprochenen Probleme aufgebläht und instrumentalisiert haben, darauf anspringen löst diese Probleme jetzt ja auch nicht.



    Und ja, diese Probleme existieren, nicht nur in der rechten Propaganda, genau wie auch in der vorgeblich liberalen (bio)deutschen Gesellschaft rassistische und religiöse Probleme bestehen, die auch nicht stehenbleiben und sich weiter aufbauen. Ich denke hier an islamistische und evangelikale Tendenzen, die sich rückblickend verstärkt haben.



    Darüber jetzt nicht zu sprechen, weil die Kritik von Rechten geteilt wird wäre falsch.

  • Respekt für den Mut der Frau Balci, klarsichtig Erkanntes auch auszusprechen. In rechten Kreisen bedarf es dazu keines Mutes, in ihrem Umfeld sehr wohl!

    Und bevor das „rechte Narrative“-Geheul wieder los geht: Das Richtige wird nicht falsch dadurch, dass die Falschen zustimmen!



    Genau dieser hysterische Automatismus führt immer mehr zur Spaltung und Handlungsunfähigkeit unseres Gemeinwesens.

    „Hier ist Islam der Chef“ ist eben keine Integration. Und Integration ist keine einseitige Bringschuld der aufnehmenden Bevölkerung.



    Das festzustellen, mag von vielen Linken als „rechts“ gebrandmarkt werden, -richtig bleibt es dennoch.

    • @Hungerboomer:

      So sehe ich das auch. "When you are in Rome, do as the Romans do". Das könnte man von vielen der "Gäste" eben auch erwarten! Mit Schrecken stelle ich fest, dass ich selbst auch immer "rechter" werde.

  • 》Veranstaltungshinweis: Am Mittwoch, den 1. Oktober, liest Güner Balci um 19.20 Uhr im Restaurant Bajszel in der Emser Straße 8/9 in Neukölln aus ihrem Buch „Heimatland“.《



    .



    Dass die taz auf eine Veranstaltung dieser Integrationsbeauftragten hinweist, der sie zuvor im Artikel als AfD-Nähe (bzw. bzw. Sarrazin/Schwarzer Sound) und Verstärkung - durch ihre Generalisierungen - bestehender Stereotypen über Migrant*innen, den Islam und gewalttätige Ausländer bescheinigt hat, um auf sie aufmerksam zu machen, Interesse zu wecken, gar für sie zu werben, dürfte sehr unwahrscheinlich sein.



    .



    Vielmehr wird so faktisch auch das Bajszel ein Stück weit politisch eingeordnet - für die, die es noch nicht kennen.



    .



    Dessen Betreiber sich gerade antisemitischen Morddrohungen, versehen mit den roten Dreiecken der Hamas, ausgesetzt sehen.



    .



    www.tagesschau.de/...h-bedroht-100.html

  • Nur der Westen kann es sich erlauben die Dekadenz falsch verstandener Toleranz zu leben. Ein Land wie Tadschikistan, mehrheitlich muslimisch, ist da längst weiter in der Entwicklung. Bezeichnend auch dass eine gut situierte Weiße hier predigt anstatt Migranten oder Menschen mit Migrationshistorie Gehör zu leisten.

    novastan.org/de/ta...-in-tadschikistan/

  • Nach dem katastrophalen Auftritt von Ulrike Winkelmann gestern bei Lanz kann ich auch diese Buchbesprechung nachvollziehen. Immer haarscharf an der Realität vorbei. Die taz war schon mal realitätsnäher! Indem man Probleme verschweigt, werden sie nur größer. Güner Balci ist eine der wenigen kritischen Stimmen. Sie weiß wovon sie redet, während ein Teil der taz die Bodenhaftung zu verlieren scheint.

    • @Wilfried Bergmann:

      Bezeichnend und leider immer wieder so typisch für Talkshows wie Lanz & Co, - keine Migranten oder zumindest ein Cem Özdemir zur Thematik eingeladen. Schade !



      Immer gerne über die Köpfe der Betroffenen hinweg diskutieren anstatt mit ihnen.

  • Westlichen Gesellschaften wird pauschal struktureller Rassismus oder Patriarchat zugeschrieben, aber bei migrantisch gelesenen Communities gilt jede "Pauschalisierung" plötzlich als Stärkung rechter Narrative.

    Merkt ihr schon, oder?

    Ich bin froh um die differenzierten und kritischen Kommentare hier.

    • @Benzo:

      Es geht wohl mehr um Morde. Wenn die plötzlich viel schlimmer sein sollen, wenn Muslime sie begehen, ist mensch offensichtlich auf rechte Narrative hereingefallen.

      • @TV:

        Stimmt, es geht um weit mehr als Morde. Es geht darum, dass es kleine Gruppen von Migranten gibt, sich sich konsequent einer Integration verweigern und damit ihren Kindern die Chance nehmen, in diesem Land auf legalem Wege erfolgreich aufzusteigen.

        • @Dr. McSchreck:

          Und das diese "kleine Gruppen von Migranten", die "sich konsequent einer Integration verweigern", alle Migranten in Verruf bringen und so dem steten Rechtsruck unentwegt Nahrung geben.



          Die Komplettverweigerung von Linken, beispielsweise bei Abschiebungen, ist der größte Brandbeschleuniger für den rasanten Aufstieg der AfD im bürgerlichen Lager.



          Wer beispielsweise nachhaltig oder fortwährend gegen unsere Rechtsordnung verstößt oder ein Gewaltmonopol vertritt, dass unserer Rechtsordnung oder dem Status von Frauen komplett entgegentritt, muss direkt ausgewiesen werden können. Ohne Ausreden.



          So wäre das Vertrauen in den Staat wieder da, dass er die Kontrolle über die Gewalten innehat.



          Es ist wie beim Thema Bürgergeld mit den Totalverweigerern. Natürlich machen die nur einen minimalen Anteil an der Gesamtheit aus, aber sie erzeugen einen maximalen Unmut in der Bevölkerung.



          So wird das Empfinden von staatlichen Kontrollverlust immer weiter befeuert, mit sichtbaren Ergebnis: ultrarechte Thesen, wie millionenfache Remigration, werden immer salonfähiger.



          Frau Balci zeigt Missstände auf. Sie zu benennen ist kein Kulturkampf, sondern ein Rettungsanker für unsere offene Gesellschaft.

  • Das mit den Wohlstandsverwahrlosten war ein Vorwurf an die Linke, die laut Balic Frauen und Mödchen, die in DE in zutiefst patriachalen Strukturen leben, aus den Augen verloren haben.

    Sie wird in der NZZ so zitiert: "Linke Frauen, «vermeintliche Feministinnen», empörten sich lieber über den alten weissen Mann, als sich um das Schicksal von Frauen und Mädchen in patriarchalen Kulturen zu kümmern. Im Kopftuch sehen sie eine kulturelle Tradition und kein Symbol der Unterdrückung. Balci nennt sie Wohlstandsverwahrloste."

    Was an dem Vorwurf, Linke würden sich nicht ausreichen um Frauen und Mädchen in patriarchalen Strukturen kümmern, ein rechtspopulistischer Narrativ sein soll, ist mir schleierhaft.



    Es wäre mir neu, dass die AFD ach nur irgendwie gegen patriarchale Strukturen ist.

    • @Rudolf Fissner:

      Aus welchem Interesse, für welchen Zweck, führen Sie eine absichtsvoll angezettelte Gespensterdebatte darüber, "Linke", zudem natürlich die "wohlstandsverwahrloste",



      beschäftigten sich mit der Rechtfertigung, der Beschönigung, der Verschleierung (Hö-Hö Wortwitz!) patriarchaler Verhältnisse, Wirklichkeit, in weiten Teilen der Gesellschaft(en) bis hin zu Milieus, in denen die besonders eskaliert gepflegt werden?



      "Linke", so wie Jedefrau und Jedermann tun gut daran differenziert mit den kulturell-religiösen Traditionen ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger umzugehen. Das hat sich die christliche Tradition sogar in die Verfassung und Strafgesetze geschrieben. Obwohl Religion, Glaube, Tradition so eine furchtbar irrationale, oft patriarchale Angelegenheit ist.



      "Linke" - stets denunziert, die grösste Flucht- Migrationsbewegung aufgeschriebener Menschheitsgeschichte einen "Multikulti"-Spass zu finden - auch so eine Demagogie -



      beschäftigen sich im Schnitt seriös mit ihrer Integration in die Einwanderungsgesellschaft. Die Fakt, umumkehrbar bereits angetroffenes Erbe ist.



      Während Integrationsverweigerung Parallelgesellschaft lebt. In der Eingewanderte ausserhalb der Gesellschaft definiert sind

      • @Elise Hampel:

        Ich schreibe nicht "DIE" Linke sondern "EINIGE" Linke. Es ist ein Problem in der Linken, wenn Beschreibungen zutiefst patriachalen Strukturen als rechts verunglimpft werden, wenn Feministinnen sich anhören müssen, sie seien Rassistinnen weil sie sich für Mädchen und Frauen einsetzten.

        Ich schrieb es sei eine "laute aber klein linke Minderheit" die so agiert. Es ist mit Sicherheit nicht links, all die anderen Linken vorzuschieben, die die von Frau Balic beschriebenen Probleme sehr wohl sehen, um solche kruden Positionen aufzuwerten. Es ist eine Instrumentalisierung des Begriffs "Linke"

        Diese kleine Gruppe der Linken geht auch nicht "differenziert mit den kulturell-religiösen Traditionen ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger" um. Sie kümmert sich schlicht nur um die patriarchale unterdrückende Sicht einer Gruppe von Männern und verbrämt das ganze als zu schützende "kulturell-religiösen Tradition". Die Sichtweise von Mädchen und Frauen, von liberalen Männern oder von Linken in der migrantischen Community findet bei diesen paar Linken keine Unterstützung. Das ist nicht Differenzierung, das ist mangelnde linke Empathie und mangelnde linke Solidarität.

    • @Rudolf Fissner:

      Alte weiße Männer, zumal xenophobe und islamophobe, leben auch in patriarchalischen Strukturen und sie sind genau so Nutznießer kultureller Traditionen, die Frauen und Mädchen unterdrücken.



      Die notwendige linke (Religions-/Ideologie)Kritik einzig an den Islam zu adressieren - ohne einen Hauch eigener Selbstreflexion - finde ich einigermaßen heuchlerisch und ignorant.



      Ob Sie persönlich sich damit angesprochen fühlen müssen, kann ich nicht beurteilen … ich habe Ihre Beiträge im taz-Forum zum Frauenbild christlicher Fundamentalisten oder die unerträgliche Situation von Frauen und Mädchen im hinduistischen Indien nicht gelesen.



      Neben den „Wohlstandsverwahrlosten“ gibt es da nämlich noch die „Selbstgerechten“ (obwohl Frau Wagenknecht die Bezeichnung vermutlich noch an eine andere Zielgruppe als die adressiert hat, die ich im Blick habe).

      • @Abdurchdiemitte:

        "Die notwendige linke (Religions-/Ideologie)Kritik einzig an den Islam zu adressiern ..."

        Sie unterstellen, dass mit einer Betrachtung der Situation in Neuköln beabsichtig sei, alles andere auszublenden.

        Zudem macht eine Forderungen, immer alles auf einmal zu sehen, spezifische Blicke unmöglich. Wenn immer alles beschaut werden muss, dann wird es nie eigenständige Sichten patriarchaler Strukturen geben können ( z.B. bei Evangelikalen, Rechtsextremen, ...) Eine solche Forderung immer alles zu berücksichtigen hilft Menschen nicht, egal lim welchen Kontext sie unterdrückt werden. Nur der grobe Überflug über alles ist dann gleichbedeutend mit Wegschauen.

        Das krasse bei Frau Balcic ist, wer sich da alles gegen sie zusammenfindet: gewisse linke Gruppen, AfDler, Islamisten. Multikulturalismus bedeutet nicht hinzunehmen, dass Frauen zwangsverheiratet werden oder pubertierende Mädchen sich nicht mit Jungs treffen dürfen. Das ausgerechnet einige (Gottseidank so wenige) Linke da bei diesem "Die Frau gehört an den Herd"-Gedöns wegschauen, ist selbsterklärend einfach nur lächerlich.

        • @Rudolf Fissner:

          Die spezifischen Neuköllner Verhältnisse zum „Nabel der Welt“ erklären zu wollen, wenn es um Probleme mit dem Islam in der Migrationsgesellschaft geht, hat möglicherweise auch gewisse Verzerrungseffekte in der Wahrnehmung der gesamtdeutschen Realität zur Folge.



          Auch wollte ich nicht Frau Balcis Perspektive in Abrede stellen, ich betrachte sie allerdings nur als EINE von vielen Facetten im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher ethnischer, kultureller und religiöser Zugehörigkeit in einer migrantischen Gesellschaft wie der deutschen.



          Dass solche Skandalisierungen von Problemen - die auch m.E. auf den Tisch gehören - immer auch ein zweischneidiges Schwert sind, weil sie von rechter Seite politisch entsprechend instrumentalisiert werden, ist mir auch klar.



          Und deshalb lasse ich es mir auch nicht nehmen argumentativ stets ein Gegengewicht dagegen zu setzen.

          • @Abdurchdiemitte:

            Wenn bereits die Benennung von Problemen als en Skandalisierung gesehen wird so das die Nerven gleich blank liegen, dann hat sich für gewöhnlich hinter einer Mauer des Schweigens eine ganze Menge Unausgesprochenes angestaut.

  • Es ist kein Wunder, dass die Türkei 2021 aus der Istanbul-Konvention ausgestiegen ist.

    Die Istanbul-Konvention ist ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt von 2011und ist ein völkerrechtlich bindendes Instrument zur umfassenden Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

    Passt wohl nicht ins System, welches ja auch hier eine große Rolle spielt.

    Frau Balci arbeitet ganz einfach u.a. für Frauenrechte. Sie folgt damit ihrem Job als Intergrationsbeauftragte, in dem halt massive Verletzungen von Frauen an der Tagesordnung sind. Persönlich halte ich das Kopftuch für inkompatibel mit den Menschenrechten.

    Klar, dass von Postkulturalisten da meckern. Frauenrechte kommen ihn ihrer postkulturellen Wertehierchie doch recht weit hinten.

    Die Istanbul-Konvention wird aber auch in Deutschland nur miserabel umgesetzt. Frau Balci macht mit verschiedenen Artikeln und ihrem neuen Buch da einen unbedingt notwendigen Job:

    unwomen.de/die-istanbul-konvention/

    frauenrechte.de/fi...ord_Definition.pdf

    • @shantivanille:

      Sie arbeiten sich hier wieder an einem Feindbild „Postkolonialismus“ ab, ohne recht verstanden zu haben, was sich hinter diesem Begriff verbirgt; es gibt keine „postkoloniale Wertehierarchie“, schon allein deshalb nicht, weil der Postkolonialismus keine kohärente Ideologie ist, sondern ein Forschungsfeld, das von einer Pluralität der Ansätze und Perspektiven gekennzeichnet ist. Die Art und Weise, auf die Postkolonialismus zum Reizwort für rechtspopulistische und islamophobe Milieus geworden ist, wiederholt auf bedenkliche Weise die Probleme der Kontroverse über die Gender Studies: ein akademisches Forschungsfeld, über dessen Inhalte man nichts weiß, wird zur Projektionsfläche für den eigenen Hass. Am Rande sei nach angemerkt, dass es perfide ist, Foristen zu unterstellen, sie würden sich nicht um Frauenrecht kümmern, nur weil sie sich der Instrumentalisierung solcher Themen im Zuge rassistischer Kampagnen verweigern (umso mehr, wenn solche Vorwürfe von Kreisen verbreitet werden, denen das Leben muslimischer Frauen sonst herzlich egal ist…). Zu den Menschenrechten gehört übrigens auch die Religionsfreiheit.

      • @O.F.:

        Ich kann Ihren Kommentar voll unterschreiben, schlüpfe aber dennoch mal in die Rolle des Sancho Pansa, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Kampf als Don Quichote gegen DIESE Windmühlen wahrscheinlich vergebens sein wird.



        Und Frau Balci kann auch nichts dafür, dass ihre mahnenden Worte - und ich teile Balcis Kritik am migrantischen Islamismus weitgehend, beziehe sie aber nicht ausschließlich auf den Islamismus, sondern auf jede Spielart menschenfeindlicher Ideologie - von rechter Seite in islamophober Absicht instrumentalisiert werden. Muss man sich da unbedingt dranhängen?



        Zu verlockend ist für manche sich links nennenden Zeitgenossen wohl die Aussicht, mittels derartiger „Islamkritik“ ihre ureigenen xenophoben Anteile auszuleben … geht es schließlich gegen eine patriarchalische, gewaltaffine und rückständige Religion.



        Da hilft dann auch der Verweis auf die Wesensverwandtschaft der drei abrahamitischen Religionen und auch auf Matthäus 7,3 wenig, erweisen sich jene Zeitgenossen zumeist auch nicht als sehr bibelfest.

  • Siehe auch die 17Minuten Interview auf



    www.deutschlandfun...emokratie-100.html



    Sie fordert ein Verbot der Afd, und von „Der III. Weg.“



    Also eine Bündnispartnerin.

  • Zu diesen Themen siehe auch:



    taz 19.6.2025 Nach Klagen über das Verhalten von Muslimen an Hamburger Schulen machen sich Politiker und Religionsvertreter für ein respektvolles Miteinander stark.



    taz.de/Religioese-...-Schulen/!6091591/

    • @Land of plenty:

      was die Autorin den Artikels wohl zu solchen Eltern sagen würde? Muss man das akzeptieren als abweichendes Wertesystem?

  • "Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat."

    Güner Balci setzt Rosa Luxemburgs Satz bestens um.

    Auch Marx wäre happy: "Die Kritik an der Religion ist die Grundlage jeder Kritik". Die Analyse religiöser Phänomene ist der Schlüssel zum Verständnis gesellschaftlicher Verhältnisse und zur Befreiung der Menschen. Die hat nicht nur Neukölln und große Teile des Ruhrgebiets bitter nötig, sondern immer weitere Teile des Landes. Die Meinung der AfD dazu ist unwichtig. Es gilt, sagen, was ist.

    Klar, dass Postkolonialist:innen jaulen, gewisse Sitten und Gebräuche anderer Völker und Kulturen dürfen nicht kritisiert werden.

    Postkolonialismus hat zweifellos große Verdienste und seine absolute Berechtigung, doch global betrachtet für viele Millionen Frauen absolut negative Folgen.

    Frau Balci hat hervorragende und mutige Arbeit geistet.

    Ein Großteil der Femizide sind Ehrenmorde.

    Um präventiv arbeiten zu können ist eine präzise Definition unablässig.

    Dazu z. B. auch Terre des Femmes:

    "Femizid oder „Ehren“-Mord?"



    Eine Begriffsdefinition

    frauenrechte.de/fi...ord_Definition.pdf

  • 4G
    47133 (Profil gelöscht)

    Vielleicht sollte man auch als studierte Soziologin nicht immer glauben, alles besser zu wissen als die persönlich betroffenen Praktiker. Eine Freundin von mir (selbst übrigens Iranerin), die als Erzieherin an einer Berliner Grundschule arbeitet, könnte stundenlang haarsträubende Geschichten erzählen, was sie sich als Frau von kleinen Jungs mit türkischem oder arabischen MiHiGru tagtäglich anhören muss, wobei die natürlich nur unreflektiert wiedergeben, was ihnen zu Hause beigebracht wurde. Und das sind keine seltenen Ausnahmen, die unzulässigerweise generalisiert werden! Dass nicht alle „so“ sind, ist ein beliebtes Scheinargument, mit dem man statistisch signifikante Phänomene als anekdotische Evidenz relativieren kann. Das gilt nicht nur bei diesem Thema.

    • @47133 (Profil gelöscht):

      Ihr Ressentiment gegen "Studierte" in allen Ehren, aber wenn Sie statistische Signifikanz behaupten, müssen Sie das auch belegen. Mit Statistiken. Die man dann auch noch richtig erklären muss. Dass Sie jemand kennen, der jemand kennt, reicht eher nicht.

      • @O.F.:

        Das Problem ist, dass solche Statistiken in Deutschland nicht erhoben werden, weil es politisch nicht korrekt ist.

      • 4G
        47133 (Profil gelöscht)

        @O.F.:

        Zitat: »Ihr Ressentiment gegen „Studierte“ in allen Ehren …«

        Bin selbst Akademiker (Dipl.-Ing.).

        Zitat: „Dass Sie jemand kennen, der jemand kennt, reicht eher nicht.“

        Ach echt? Wir können ja gerne mal testen, wer von und beiden mehr Ahnung von Statistik hat (bei mir zwei Semester im Hauptstudium).

        • 4G
          47133 (Profil gelöscht)

          @47133 (Profil gelöscht):

          »… wer von und beiden …«

          Sollte natürlich „… wer von uns beiden …“ heißen. Schade, dass man hier die eigenen Beiträge nicht korrigieren kann.

        • @47133 (Profil gelöscht):

          Ob Sie mehr "Ahnung von Statistik" haben, weiss ich nicht – das ändert aber nichts daran, dass Sie hier eine statistische Signifikanz behaupten, ohne sie zu belegen. Sie verstehen vielleicht, dass mir in einer anonymen online-Diskussion ein Verweis auf eigene Autoritaet nicht reicht.

      • @O.F.:

        "täglich" bedeutet statisch, dass die besagte Erzieherin an 100% der Arbeitstage damit konfrontiert ist, sich mit den Folgen der patriachalen Erziehung von Eltern auseinanderzusetzen, in der selbstbestimmte Mädchen und Frauen keinen Platz haben.

      • @O.F.:

        Ich finde, dass sie übertreiben. Sie legen nahe, dass nur Statistiken ein Zugang zu Wahrheit und Fakten sei. Das ist nicht so. Ihre Haltung grenzt aber sogar an die Sichtweise, wonach das, was nicht statistisch ausgewertet ist, nicht existiert. Da liegen sie sehr weit daneben.

        Dass sie Ressentiment unterstellen, das finde ich nicht gerechtfertigt, wenn ich den Post auf den sie sich beziehen betrachte. Ich möchte einen einzigen Punkt nennen, der ihre Statisterei schon in arge Bedrängnis bringt. Nehmen wir an - warum sollten wir nicht wenn die Person ehrlich ist und welchen Grund hätten wir in unserer Lage, diese Ehrlichkeit anzuzweifeln - dass die zahlreichen Erlebnisberichte der Erzieherin zutreffen: Sind wir dann bereit, auch nur eine davon - geschweige denn 5 oder 10 - bei denen Frauen durch Jungs aufgrund ihres Frauseins beleidigt oder beschimpft werden oder tatsächlich ausgegrenzt werden, zu verharmlosen? Ich denke nicht.

        Und nein, letzter Punkt: Man muss auch nicht wieder auf irgendwelche anderen Phänomene wie Rassismus von Autochthonen oder ähnliches verweisen, um das einzuordnen. Es geht hier zunächst um diese eine Sache. Der Post von Leon Noel hat seine Berechtigung.

        • @JK83:

          Die Statistik have nicht ich ins Spiel gebracht, sondern der Beitrag auf den ich antworte - wenn man behauptet, dass etwas statistisch relevant ist, muss man das mit einer Statistik belegen, finden Sie nicht? Dass Statistik der einzige Zugang zur Realität ist, habe ich ebenso wenig behauptet, aber Statistiken (die dann wiederum einer richtigen Auswertung bedürfen) können helfen, Beobachtungen zu quantifizieren. Nehmen wir also an, die Anekdote über die Erzieherin wäre war - was belegt das außer der Situation einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation? Solche Fragen muss man sich stellen, wenn man objektiv urteilen möchte. Wo ich in meinem Beitrag diskriminierendes Verhalten verschiedener Gruppen gegeneinander aufgerechnet habe, bleibt Ihr Geheimnis.

          • @O.F.:

            Wie auch bei der Kriminalstatistik gibt es aber Verzerrungen - und in dem Fall der Kindergärtnerin oder auch Schulen ist weiter oben ein Artikel über Hamburg verlinkt, der erklärt, warum die Statistik das Phänomen sicher eher zu schwach als zu stark erfasst. Es gibt immer Leute, die das Problem nicht benannt wissen wollen und daher eher Vorwürfe an die richten, die darauf aufmerksam machen als sich um die Sache selbst zu kümmern.

            Woran mich das erinnert, ist vermutlich leicht zu erraten.

      • @O.F.:

        Danke, ich dachte schon ich sitz am Stammtisch.



        Auch nicht zu vergessen ist wie die deutsche Gesellschaft, durch ihre herzliche Art gegenüber Gastarbeitern erst diese gutintegrierte Community geschaffen hat, der sie jetzt vorwirft sich wie deutsche Auswander im Ausland zu verhalten.



        Unterdrückte Frauen sind übrigens nicht am Kopftuch zu erkennen. Beweis hierfür ist, dass deutsche Frauen generell selten heutzutage noch Kopftuch tragen. Platt, aber passt zum Niveau Frau Balcis.

        • 4G
          47133 (Profil gelöscht)

          @SkepsisHilftImmer:

          Zitat: »Danke, ich dachte schon ich sitz am Stammtisch.«

          Ich könnte jetzt über meine jahrelange ehrenamtliche Tätigkeit in der Sozialberatung bei der Diakonie referieren, und was ich dort ganz konkret (!) auch und insbesondere für Menschen mit MiHiGru bewirkt habe, anstatt nur schlau in Internetforen rumzulabern, aber den gravierenden Unterschied würden Sie vermutlich gar nicht verstehen.

        • @SkepsisHilftImmer:

          Ja! Danke!

        • 4G
          47133 (Profil gelöscht)

          @SkepsisHilftImmer:

          Sie haben in Ihrer woken Blase wohl noch nicht mitbekommen, wie gerade gut in die deutsche Gesellschaft integrierte Ausländer über ihre schlecht integrierten und teilweise kriminellen Landsleute reden. Das könnte man sich als „autochthoner“ Deutscher gar nicht erlauben.

          • @47133 (Profil gelöscht):

            Und Sie haben in Ihrer was-weiß-ich-Blase wohl nicht mitbekommen, wie noch mit den Großeltern und Eltern dieser „gut in die deutsche Gesellschaft integrierten Ausländer“ in den 70er und 80er Jahren umgesprungen wurde? Gastarbeitergeschichte, zu empfehlen immer noch „Ganz unten“ von Günter Wallraff. Und den Kontraktarbeitern in der DDR ging’s auch nicht besser.



            Und was soll ich jetzt bitteschön von den ganzen gut situierten „Ich-würde-AfD-wählen“-Deutschtürken halten, die meinen, mit Deutschland sei es erst bergab gegangen, als die „Rumänen“ kamen? Und vorher habe es angeblich keine Probleme im Zusammenleben mit den „Autochthonen“ gegeben?



            Xenophobe A … löcher gibt es leider überall.

        • @SkepsisHilftImmer:

          An dem Stammtisch, an dem Sie mit O.F. sitzen, möchte ich nicht sitzen.



          Man versteckt sich hinter den Statistiken, die einem das gewünschte Ergebnis präsentieren und will anderes schlicht nicht wahrhaben. Das hat etwas quasi-religiöses.

          Gäbe es jetzt zwei, drei Geschichten, die so klingen wie die von Leon Noel, würde ich Ihnen ja sogar zustimmen, Stichwort anekdotische Evidenz, aber es existieren eben hunderte dieser Erlebnisberichte. Und Sie meinen, es sei eine gute Idee, sich hinter Phrasen zu verstecken und wundern sich, dass sogar Leute mit Migrationshintergrund die AfD wählen.

          • @Katharina Reichenhall:

            Dass Deutschtürken und andere Migranten ab und an äußern, dass sie AfD wählen würden, wenn sie denn dürften, dass hierzulande mal aufgeräumt werden müsse und „die“ Deutschen jegliche Selbstachtung verloren hätten, weil sie sich von kriminellen Ausländern auf der Nase rumtanzen lassen würden, zeugt doch wohl nicht gerade von der Richtigkeit und Objektivität solcher Aussagen, oder?



            Vielmehr davon, dass Menschen mit Migrationshintergrund auch nicht davor gefeit sind, auf AfD-Narrative hereinzufallen.

          • @Katharina Reichenhall:

            Ich weise auch Sie gerne darauf hin, dass nicht ich die Statistik ins Spiel gebracht habe, sondern der Ausgangspost. Ich verstehe auch nicht recht, was der Anspruch Behauptungen („statisch signifikant“) auch belegen zu müssen, mit Stammtisch-Mentalität zu tun haben soll; in diese Kategorie würde ich eher die xenophobe Anekdotik einordnen, auf die Sie sich berufen. Es ist übrigens nichts Neues, dass auch Menschen mit MiHiGru rechtsradikale Parteien wählen – Entsolidarisierung gibt es nicht nur unter Biodeutschen. Die Frage ist auch hier allerdings, wie repräsentativ diese sind. Der Durchschnittsmigrant ist eben weder AfD-Wähler noch Islamist.

            • 4G
              47133 (Profil gelöscht)

              @O.F.:

              Zitat: »… in diese Kategorie würde ich eher die xenophobe Anekdotik einordnen, auf die Sie sich berufen.«

              Klar, wenn jemand etwas sagt, was Ihnen nicht passt, dann wird derjenige als „xenophob“ o. ä. diffamiert. Das kennt man ja zur Genüge.

        • @SkepsisHilftImmer:

          Es gab ja Gastarbeiter aus verschiedenen Ländern. Wie er erklären Sie sich, dass es nur die eine ist, die so auffällt?

          Und wie erklären Sie sich das genau diese Gruppe in anderen europäischen Ländern genauso auffällt?



          Es ist ja nicht so, dass Italiener damals beliebter waren als andere.

          Abgesehen davon:



          Wenn ich mich in meinem Umfeld so um sehe, sind viele Nachfahren von Gastarbeitern dabei. Gemischt in irgendwelchen Beziehungen und Ehen.

          Nur auf die Kombination weiblich/sunnitisch & männlich/nicht sunnitisch bin ich noch nie gestoßen.

          • @Desti:

            Doch, auch die von Ihnen genannte „Ehekombination“ kenne ich in meinem deutschtürkischen Bekanntenkreis … sie ist aber sicherlich nicht repräsentativ, gebe ich zu.



            Aber wie sagte ein deutschtürkischer Freund von mir mit einem Augenzwinkern: „… auch alevitische Männer schlagen ihre Frauen, die tun immer nur so progressiv.“

          • @Desti:

            "Nur auf die Kombination weiblich/sunnitisch & männlich/nicht sunnitisch bin ich noch nicht gestoßen."



            Das liegt sicher daran, dass nach strenger Auffassung eine Muslimin keinen Nichtmuslim heiraten darf, muslimische Männer dürfen Christinnen oder Jüdinnen heiraten, die Kinder müssen jedoch muslimisch erzogen werden.



            Eine Kollegin von mir ist allerdings Sunnitin und mit einem Katholiken verheiratet. Ich habe auch sonst schon die eine oder andere türkischstämmige Frau oder Bosnierin mit deutschem Nachnamen getroffen. Ob der jeweilige Göttergatte vor der Ehe Muslim geworden ist, weiß ich allerdings nicht...

  • Ich würde ja gerne einmal die Reaktion linksgerichteter Medien lesen, wenn es in dem Buch um christliche Fundamentalisten ginge. Ich bin als Kind von Zeugen Jehovas in einem sozialen Brennpunkt im Ruhrgebiet groß geworden. Meine besten Freunde sind noch heute Menschen, deren Eltern strenge Muslime sind. Sie haben dem Glauben ihrer Eltern entsagt, so wie ich dem meinen, und das verbindet uns. In der deutschen Debatte wird vor allem von links verkannt, was Religion sein kann und was sie im Fall des Islams oftmals hinter dem Anschein der Mäßigung ist. Die größte faschistoide Gruppierung in Deutschland sind die Grauen Wölfe. Wo bleibt der Aufschrei von links?

    • @Eichhörnchen99:

      Ich bin in einer Region großgeworden, die bei mindestens 95 Prozent Katholiken lag.

      Sobald ich konnte bin ich aus der Religion ausgetreten. Jede glaubensorientierte Religion, die auch gleichzeitig male-orientet ist, kann mir gestohlen bleiben, wobei die jüdische Religion noch die mit Abstand softeste und liberalste Religion ist, nicht missioniert, keine Millionen Menschen umgebracht hat, keine "Ungläubigen", keine Frauen, keine LGBTQs.



      Insgesamt jedoch ziehe ich glasklar fernöstliche Religionen vor. Kein Gott, man muss nicht glauben, dafür Wissenschaft und Meditation.

      Es gibt wunderbare Muslime, nur stehen die leider seit Jahren alle unter massivem Polizeischutz.

      Frau Balci beweist großen Mut. In der Essenz bravourös links. Es sind Menschen wie Frau Balci, die dem Linkssein immer noch einen guten Ruf bewahren.

      Menschen wie sie haben oft Probleme mit Leuten, die unter der postkolonial üblichen chronischen Links-Rechts-Konfusion (LRC) leiden.

      Gute Besserung!

    • @Eichhörnchen99:

      1980 direkt nach dem Militärputsch in der Türkei:



      'Verbietet die Grauen Wölfe'. Vorbereitungskongress zum Antifaschistischen Bundeskongress, April 1980. Veranstalter: Initiativkomitee gegen Türkische Faschisten und die Alternative Liste mit Jürgen Roth (der Frankfurter Journalist und bei Business Crime Control)



      und hört mal rein in:



      Orhan Gencebay - Gesang und Saz playlist 80min



      www.youtube.com/watch?v=darn9AaeawY

    • @Eichhörnchen99:

      Ich sage erst mal "Glückwunsch" - und Ihre Kritik teile ich.

  • Bei den vielen Gegendarstellungen (u.a. zum Inhalt des Buches) in den Kommentaren fände ich einen Kommentar zur Aufklärung und der ggf. Richtigstellung der Autorin hilfreich.

    • @Black & White:

      Das wäre in der Tat wünschenswert bzw. meiner persönlichen Ansicht nach angezeigt. Leider erlebe ich in der taz nicht zum ersten Mal, dass Journalist:innen in solchen Kommentaren irgendwas behaupten, auf massive inhaltliche (sachliche!) Kritik dann aber in keinster Weise eingegangen wird.

  • Das Kopftuch, welches Frauen aufgrund einer Religion, das heißt einem gesellschaftlichen System tragen, sei nicht per se unterdrückend? Und das von einer feministischen Autorin mit Soziologiestudium? Ich bin dann doch etwas verwirrt.



    Nur weil die individuelle Frau nicht explizit einen Druck oder Unterdrückung spürt, ist das Kopftuch als religiöse Bekleidung im Islam unterdrückend. Da gibt es eigentlich keine zwei Meinungen. Bzw. Ich habe noch keine verständliche, kohärente Analyse gesehen, die das Gegenteil beweist.



    Immerhin muss einem die Unterdrückung nicht direkt spürbar bewusst sein. Und ein Kopftuch was nur für Frauen ist und explizit mit Ideen und Narrativen von Frauen als "the other", Verführerinnen und Schamhaft aufgeladen ist, ist immer unterdrückend und patriarchal. Heutzutage ist es nicht möglich sich von diesen Narrativen loszulösen. Und schon gar nicht als religiöse Frau die das Kopftuch aus religiöser Überzeugung trägt. Es ist systemisch unterdrückend.

    • @curiouscat:

      Ja seltsam oder? Die Integrationsbeauftragte scheint recht zu haben.



      Vor allem wenn man bedenkt, dass in einigen Medien schon die abstrakte "Erwartung der Gesellschaft", dass sich Frauen so oder so zu kleiden hätten, als patriarchale Unterdrückung und mittelalterlichen Sexismus gewertet wird.



      Aber wenn tatsächliche patriarchale Systeme, wie Islamische Kirchen, Frauen ab dem Kindesalter indoktrinieren: Absolute Freiheit, keine Kritik, wer es anspricht wird angegangen.



      Die Arbeit der Integrationsbeauftragten wird auch falsch verstanden: Diese soll ja gar nicht jede rückständige Tradition hierzulande verteidigen, sondern die Menschen in eine aufgeklärte, humanistische Gesellschaft integrieren - das geht nun mal nicht, wenn man Frauen als Menschen zweiter Klasse sieht.

    • @curiouscat:

      Natürlich kann man in dieser Frage anderer Meinung sein; die bekannten Argumente – dass es hier um die freie Entfaltung der Persönlichkeit, mithin um ein Grundrecht, geht und das ein Kopftuch innerhalb nicht-muslimischer Gesellschaft auch ein Bruch mit der hegemonialen Normativität sein kann – sind Ihnen sicher geläufig; ich will mich hier deshalb auf einen anderen Punkt konzentrieren, nämlich ob religiöse Kleidungs-, Ernährung- und Verhaltensvorschriften per se unterdrückerisch sind. Und genau hier scheinen Sie mir in den Zirkelschluss zu verfallen, an dem Religionskritik grundsätzlich zu leiden scheint: Sie setzen den atheistischen Standpunkt, von dem aus das alles Wahn und Unfreiheit ist. Der wäre aber zu beweisen; was, wenn die Frommen recht haben und das Kopftuch wirklich ein göttliches Gebot ist? Mir scheint, dass sich hier viele Linke wieder in die Idee vom objektiv richtigen Bewusstsein verstricken, das bei genauerer Betrachtung ja nur verobjektivierte Denkgewohnheit ist. Vor diesem Hintergrund wäre zwischen politischer Unterdrückung und selbstauferlegter Beschränkung zu unterscheiden; letztere ist und bleibt letztlich eine private Entscheidung.

      • @O.F.:

        Netter Versuch, deine Aussage ist aber nur eine Variation verdrehter, religiöser Argumentation.



        Thesen sind zu Beweisen. Daher fehlt hier erstmal:



        "...was, wenn die Frommen recht haben und das Kopftuch wirklich ein göttliches Gebot ist?"



        Der Beweis, dass Gott existiert.



        Gut. Nachdem wir jetzt festgestellt haben, dass die Religiösen Frauen zwingen ein Kopftuch zu tragen, und dabei die Begründung (der Gottesbeweis) fehlt:



        Was lässt sich denn im Bezug aufs Kopftuch Beweisen?



        1) es ist eine Tradition aus einer Gesellschaft ca. 800n.Ch (d.h. einer rückständigen Gesellschaft)



        2) es wird nur von alten Männern und ihren Hinterherfolgern gefordert, deren täglich Brot davon abhängt Leute im Kult zu halten



        3)es ist sexistisch, da es nur Frauen trifft



        4) lässt man diesem System freien lauf (wie im Iran) geht es schnell von Zwangsmode zu Gewaltmaßnahmen über.

        • @Genosse Luzifer:

          Ich würde es vorziehen, wenn wir beim "Sie" bleiben. Aber zur Sache: meine Argumentation ist nicht religiös (ich übrigens auch nicht). Mein Punkt war ein grundsätzlicher: man kann eine andere Weltanschauung nicht wiederlegen, indem man Voraussetzungen macht, die diese nicht teilt. Insofern haben Sie sogar recht: die Frommen müssten auch beweisen, dass Gott existiert - aber das ist genau mein Argument, nur aus der anderen Richtung her formuliert. Was den Rest angeht: das Kopftuch wird nicht nur von "alten Männern" gefordert (das Priesterschwindel-Argument ist arg verstaubt...), sondern auch und nicht zuletzt von seinen Trägerinnen, Kleidervorschriften gibt es im Islam auch für Männer, und dass es eine Teleologie vom Kopftuch zum Iran gibt, bezweifle ich: die IR beruht auf theologischen Motiven, die nicht einmal alle Schiiten teilen und ist auch noch in hohem Masse von Faktoren geprägt, die wenig mit Religion zu tun haben. In den meisten islamischen Ländern gibt es keine verpflichtende Kleiderordnung (und dass eine Minderheit in Deutschland eine solche durchsetzen könnte, ist ohnehin eine absurde Vorstellung).

      • @O.F.:

        In dem zurzeit laufenden Film Hollywoodgate – Ein Jahr unter den Taliban von Ibrahim Nash’at schildert der Kommandeur der Luftwaffe ein Gespräch mit einem Westler und vergleicht Frauen mit auf den Boden geworfener Schokolade: „Sehen Sie, die ist schmutzig.“



        Das ist eine Beleidigung von Frauen, sie als schmutzig zu bezeichnen.



        Dann wenn sie sich zusätzlich verhüllen, oder wie in Afghanistan „Das Gesicht bedecken“, dann hätten sie Würde.



        Sich selbst zu verhüllen mit Hijab etc. ist also eine Aufwertung. Was ist aber mit all jenen, die sich nicht verhüllen?



        Zugleich ist in der Vorstellung Nacktheit und unbedeckte Frauen (Beine etc. sichtbar) würden Fitna (Unheil) auslösen, ein Aberglaube.



        Sie müssen also - gleich ob links oder nicht - erkennen, dass Menschen sich von Aberglaube - Hexereivorwürfen - und diskriminierenden, abwertenden Abstufungen lösen müssen.



        Ja, da sind die Menschenrechte objektiv. Was sonst?

        • @Land of plenty:

          Ich bin mir nicht sicher, ob eine Anekdote aus einem Film über Afghanistan (das nicht einmal für die islamische Welt repräsentativ ist) ein gutes Argument für Diskussionen über Religionsfreiheit in Deutschland ist. Die durchschnittliche deutsche Kopftuchträgerin teilt nicht das Weltbild der Taliban, sondern mutatis mutandis eher das biodeutscher Konservativer.



          Aber davon abgesehen wiederholen Sie hier nur den Denkfehler, den ich schon angesprochen habe: Ihre Kritik an religiösen Vorschriften als Aberglaube setzt den Atheismus bereits voraus. Das mag hier auf wenig Widerspruch stoßen, ist aber ein Zirkelschluss.



          Dass Menschenrechte (und dann wiederum deren westliche Interpretation) objektiv sind, wäre wiederum zu beweisen - Moralbegründung ist ein schweres Geschäft - aber selbst wenn: Religionsfreiheit ist auch ein Menschenrecht. Die Menschenrechte zum Schlachtruf eines säkularen Kreuzzuges gegen die Religion zu machen, verkennt deren Intention.

      • @O.F.:

        Es gibt schätzungsweise 4.000 bis 10.000 Religionen, Kulte und Glaubensgemeinschaften auf der Welt, davon ca. 30 große Religionen und 5 Weltreligionen.

        Wenn wir einfach mal von den 30 Religionen ausgehen, dann ist der Unterschied zwischen mir und einer gläubigen Muslima nur der, das ich an 30 Religionen nicht glaube und sie an 29 Religion nicht glaubt. Sie ist also auch " gottlos" in den Augen der Anhängerschaft anderer Religionen. Dabei von linken Denkgewohnheiten zu sprechen, ist im Kontext der religiös nicht hinterfragten Denkgewohnheit schon ein bisschen seltsam.

        Über den Hinduismus und Elefantengötter wird ja auch gerne mal gelacht, weil dieser Glaube für uns so weit weg ist.



        Dabei handelt es sich um eine Weltreligion. Wer sagt denn, das der Elefantengott nicht real ist?

        Nur weil der Islam und das Christentum hier ihre Ausbreitung gefunden haben, diskutieren wir überhaupt über den Sinn und Unsinn von Kopftüchern.

        • @R. Mc'Novgorod:

          Das ist alles wahr, widerspricht meinem Beitrag aber nicht. Ich habe das Thema weltanschaulicher Differenz ja nicht vollumfänglich behandelt, sondern nur einen bestimmten Aspekt, nämlich die Blindstellen einer auch in linken Kreisen gängigen Religionskritik thematisiert, weil gerade darin auch die Schwäche des Beitrags oben bestand. Dass man solche Blindstellen auch bei anderen findet, versteht sich von selbst.

    • @curiouscat:

      Wenn es um den Islam geht, vergessen die gebildetsten Feminist:innen das Wort „Internalisierung“.

      • @Eichhörnchen99:

        Da vergessen diese Art von Feminist:innen auch "Konditionierung", "Implementierung", "Introjizierung", "Verinnerlichung (von whatsoever)", "Reflexion" und "Schwarze Pädagogik".

        Wird Zeit, dass sich so manche Linke mal wieder mit den Arbeiten von hervorragenden Katharina Rutschky (früher an der FU Berlin SDS-Mitglied) und der begnadeten Alice Miller beschäftigen.

        Linke Basisarbeit. Ein absolutes Muss.

        • @shantivanille:

          Miller beschreibt richtungsweisend die Bedingungen für gesellschaftliche Mentalitätsbildungen in der frühen Kindheit.

  • Absolut empfehlenswert. Das Buch habe ich mir als Geschenk zum Geburtstag gewünscht.

    Ehrlich, verständlich, bodenständig geradlinig und einwandfreie Expertise.

    Vielleicht zum Übel der Linken. Na und?

    Weiter so, Frau Balci

    • @skytalker07:

      Ich lese es gerade. Bin beim 1 Fünftel. Es ist bisher eine liebevolle Beschreibung des migrantischen Kiez ihrerKindheit und Jugend.

      "zum Übel der Linken" ist das mit Sicherheit nicht. Dafür ist die linke bewegung viel zu heterogen. Und jene die aus irgendwelchen kruden linkstheoretischen Gründen hinter Mullahs und Co stehen statt hinter unfreiwillig verschleierten Mädchen sind auch nur eine laute aber klein linke Minderheit.

      Rechte Narrative lassen sich aus dem Buch m.E. nicht ableiten. Rechtspopulisten werden es nicht lesen (wenn doch wird der sehr empatische Stil sie zum Positiven beeinflussen). Für solche Lesarten stehen eher die Stammtische, die sich ihre eigenen Welten zum Buch zusammenbauen um mal wieder ordentlich auf den Tisch zu hauen.

  • "Das Problem: Die Pauschalisierungen. Nicht jede arabische Familie ist patriarchal und nicht jede verschleierte muslimische Frau ist unterdrückt."

    -Rchtig. Wenn ich aber schreibe: Nicht jede Person in Russland steht hinter Putin und findet den Angriff auf die Ukraine als gerechtfertigt", dann ist das auch richtig, gibt aber keine Auskunft über Quantität und Qualität der Stimmungslage in der russischen Bevölkerung.

    Beobachtend feststellen lässt sich schon, das muslimische Frauen mit Kopftuch aus Neukölln nicht in Berliner Wohnprojekten, WG' s, nie im Nachtleben oder auf Dating-Apps, selten in gewissen Berufen und sehr selten in Sportvereinen anzutreffen sind-Nicht das dass zwingend etwas über den Status der Unterdrückung aussagt, denn auch hier können die Gründe mannigfaltig sein.

    Dennoch unterscheidet sich die Lebensrealität der muslimischen Frauen mit Kopftuch aus Neukölln ziemlich deutlich, von der Lebensrealität und dem Alltag linker Berliner Studentinnen.

    Es fällt auf, das hier oft mit zweierlei Maß gemessen wird: Der Tradwife-Trend wird scharf kritisiert und westliche konservative Frauen gelten als Komplizinnen des Patriarchats. Da gilt ein anderer Maßstab

    • @R. Mc'Novgorod:

      „Der Tradwife-Trend“ ist möglicherweise auch die bewusste, freie Entscheidung einiger Paare, eben nicht beiderseits die hehre Erwerbstätigkeit in den Lebensmittelpunkt zu stellen?



      Arbeit macht eben nicht frei, sondern nur von anderen Personen abhängig.



      So simpel, wie Linke und Rechte es in ihren konträren Klischees darzustellen versuchen, ist die Lebensrealität eben nicht.



      Wir leben mit ein paar kurzen Unterbrechungen seit Jahrzehnten im pöhsen, traditionellen Rollenbild.



      Meine Frau ist sicher alles Mögliche, aber ganz sicher nicht unfreier als ich.



      Sie entscheidet jeden Tag selbst, ob sie aufsteht, wann sie aufsteht, wenn sie aufsteht, mit wem sie was machen möchte oder auch nicht, mit wem sie was thematisiert oder es lässt.



      Das nennt sich Selbstbestimmung. Ich habe die seit Jahrzehnten nur sehr eingeschränkt in dem, was die abhängige Beschäftigung mir vom Leben lässt.



      Und dabei bin ich, sind wir, sogar noch privilegiert, weil mein Einkommen das ohne wirtschaftliche Sorgen zulässt. Dessen sind wir uns bewusst.

    • @R. Mc'Novgorod:

      Richtig, auf den Punkt gebracht. Mein schwuler Kumpel aus Syrien ist total angenervt, wie ihm von Seiten der Linken moralisch in den Rücken gefallen wird.

  • Und noch was für alle, die einen klaren Blick auf unsere unschönen gesellschaftlichen Realitäten haben und genauso wenig Problemlösungskompetenz: wenn Meschen ihre Frau anzünden, dann wird, bei uns im Allgäu zumindest, die Polizei gerufen und gegebenenfalls das weitere juristische Prozedere in die Wege geleitet. Was denn sonst?

    Und noch noch was: bei all dem Mord und Totschlag, der seit Kain und Abel den Planeten heimsucht, sind wir irgendwann auf die grandiose Idee gekommen unsere Gesellschaften nach einer menschenrechtlichen Verfassung auszurichten, übrigens noch unter dem Eindruck eines von den Nazis verwüsteten Kontinents. Es hat sich gelohnt. Und das sollen wir jetzt aufgeben wegen eine paar Ehrenmorden? Wo die Meschenrechte doch genau deswegen ins Leben gerufen wurden, um Menschen vor willkürlichem Unrecht zu schützen?

    • @###:

      Was soll denn wegen "ein paar Ehrenmorden" aufgegeben werden?



      Und wenn Sie von "ein paar Ehrenmorden" sprechen, warum möchten Sie diese verharmlosen?

  • Es bleibt, trotz aller Aufregung hier im Forum, dabei: alle sozio-ökonomischen Faktoren berücksichtigend gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Studie um Studie belegen das immer wieder aufs Neue. Und abgesehen von einer vollständigen Abwesenheit einer akzeptablen und grundgesetzkonformen "Problem""lösung" ist es genau das, was Balci offenbar tut: die muslimische Gesellschaft als Problem unabhängig von wichtigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren beschreiben.

    The trigger is not the target: mit anderen Worten: die Judenverfolgung unter den Nazis fand nicht statt, weil Juden ein Problem gewesen wären, sondern weil die Nazis dieses Thema instrumentalisierten, um an die Macht zu kommen. Und natürlich ist es in bezüglich der Zeit bis zur Machtergreifung 1933 nur leicht abgemilderter Form auch heute so mit der muslimischen Community der Fall. Aus solchen Sündenbockkonstellationen lässt sich viel politisches Kapital schlagen und manche schreiben ein Buch darüber und werden reich.

    • @###:

      Sie haben nicht den blassesten Schimmer von Judenverfolgung unter Nazis.

      Ihr Vergleich ist bizarr.

      Ist aber in gewissen Kreisen Usus um Muslime als arme Opfer darzustellen. Was sie nun wahrhaftig nicht sind.

    • @###:

      Balci beschreibt keineswegs "die" muslimische Gesellschaft als Problem, sondern bestimmte Erscheinungsformen, die vor allem mit Sozialisation, Tradition u. Herkunft zu tun haben, und die sich in allen muslimischen Ländern in unterschiedlichen Ausprägungen finden. Worauf im übrigen seit Jahren liberale Muslime wie Seyran Ates, Necla Kelek, Eren Güvercin, Murat Kayman oder Ahmed Mansour hinweisen (die Ihrer Lesart zufolge ja nur reich werden wollen). Oder sind die patriarchalisch-autoritären Strukturen, die Unterdrückung von Frauen, die Homophobie, der Antisemitismus, die Repressionen gegenüber jenen, die sich nicht an religiöse Vorschriften halten, in Afghanistan, Iran, Saudi-Arabien u. a. Ländern etwa auch allein sozioökonomisch bedingt?



      Noch ein Wort zu Ihrem völlig abwegigen historischen Vergleich. In Deutschland wird kein Muslim verfolgt, schon gar nicht der "Rasse" wegen, und die liberale Kritik am Islam richtet sich nicht gegen Menschen dieses Glaubens, sondern gegen die oben benannten religiösen oder als religiös bemäntelten Vorstellungen, die auch hier den Anspruch erheben, das gesellschaftlichen Zusammenleben zu bestimmen, aber schlicht nicht grundgesetzkompatibel sind.

      • @Schalamow:

        "Es passt nicht in die Story, dass die wirtschaftliche Lage dieser Eltern, und da sind sich Bildungsforscher einig, deutlich wichtiger ist als ein Migrationshintergrund, um Bildungserfolg zu analysieren. Die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, ist am niedrigsten bei einem Kind, dessen Eltern weniger als 2600 Euro netto im Monat verdienen, beide kein Abi­tur und keinen Migrationshintergrund haben. Am höchsten, wenn beide Eltern Abitur haben, mehr als 5500 Euro ver­dienen und einen Migrationshintergrund haben. Entscheidend ist nicht der Migra­tions­hintergrund, sondern das Geld."

        sz-magazin.sueddeu...gastarbeiter-95472

        Ist zwar nicht konkret auf die muslimische Community bezogen, aber dennoch repräsentativ. Weil das Thema immer gleich aufgezogen wird, die Gruppen sind austauschbar auf der ewigen, nervigen, eigentlich totgerittenen Suche nach dem Sündenbock.

      • @Schalamow:

        "und die liberale Kritik am Islam richtet sich nicht gegen Menschen dieses Glaubens, sondern gegen die oben benannten religiösen oder als religiös bemäntelten Vorstellungen"

        Und genau aus den von Ihnen genannten Gründen gibt es KEINE liberale Kritik am Islam an sich, sondern an eben den von Ihnen genannten Gruppen. An TEILEN der Muslime. Basierend auf Inhalten und nicht wegen der Religion an sich.

    • @###:

      Keine signifikanten Unterschiede? Die Juden hatten mit ca. 1% Bevölkerungsanteil ca. 1/3 aller Nobelpreise für Deutschland bis 1933 bekommen. Und bei der Ordensvergabe im ersten Weltkrieg waren sie auch deutlich überrepräsentiert.



      Natürlich gibt es durchaus auch signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, gute wie schlechte. Oder haben Sie noch nie von alten weißen Männern geredet?

    • @###:

      "alle sozio-ökonomischen Faktoren berücksichtigend gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen."

      Sie machen einen Fehler. Sie beziehen sich auf quantitative Faktoren. In dieser Sicht gibt es keine unterschiedlichen Gründe mehr für - bleiben wir mal beim Thema Morde u. co, - Tötungen. In Ihrer Sicht sind Tötungen im Alkoholrausch, rechtsextreme Morde, Eifersuchtsmorde, Ehrenmorde oder Femizide aus anderen Gründen nur noch ein quantitaver gleicher Brei. Kulturelle Faktoren werden sowohl bei Biodeutschen wie bei allen anderen Gruppen ausgeblendet.

      An ###: Da Sie das Thema Juden ansprechen. Die quantitative Betrachtung mit dem Ergebnis "alles gleich, wir können das weitere Denken abschalten" ist übrigens das gleiche Begründungsschema mit dem die Vergleicher des Holocausts mit dem Statlinismus vorgehen um die kulurellen Bedingungen, die zum Holocaust führten, auszuklammern.

      An die andren. Ich hallte die Judenvergleich hier für völlig deplatziert.

    • @###:

      Danke für die präzise Analyse … das Problem wurde erfasst, würde ich sagen.

    • @###:

      Dafür, dass sie "die muslimische Gesellschaft als Problem" beschreibt, hätte ich dann doch gern einen Nachweis. Es gibt Leserkommentare, die das Buch kennen - ich ich habe Interviews mit ihr gelesen. Sie hat nie "die Muslime" insgesamt als Problem dargestellt, sondern einen speziellen Teil, der sich der Integration bewusst verweigert. Seit Generationen übrigens, das Buch mit ähnlichem Befund von Frau Heisig ist über 20 Jahre alt.

    • @###:

      "keine signifikanten Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen"







      Wenn das wirklich so ist, wozu dann die ganze Aufregung um fremdenfeindliche Übergriffe aus der "weißen Mehrheitsgesellschaft"?

  • Während Linke darüber diskutieren, ob bestimmte Probleme angesprochen werden dürfen, wird die AfD immer größer - genau wegen diesen Problemen.

    • @Stechfliege:

      Sie bringen es prägnant auf den Punkt. Und mich ärgert diese linke Ignoranz so sehr, denn auch ich will um keine Preis unter einer AfD-Regierung leben.

      • @Fran Zose:

        Provokant: Dieses Verhalten der Linken, um Tabus zu ringen und zu streiten, was gesagt, was thematisiert, was nicht geglaubt werden sollte, das ist etwas, was dieser immanent ist. Beweis: Die Geschichte der linken Bewegungen. Es gibt nicht den kleinsten Hauch einer Möglichkeit, dass sich dies ändert.

        Aber wo sie denke ich falsch liegen: Die Linke, also die echte nicht die parlamentarische, gesetzte, sehr liberale Linke, die hat es überhaupt nicht in der Hand die AFD aufzuhalten: Das zu glauben zeugt von Selbstüberhöhung, auch klassisches Symptom der Linke. Die AFD wird im Parlament, durch den Lauf der Entwicklung des Landes und durch Narrative, wie es uns und dem Land geht, beeinflusst. Und deswegen ist ja auch der Fatalismus bei uns so ausgeprägt. Weil dort auf diesen Feldern vieles nicht gut läuft: Das Parlament ist nicht auf der Höhe (Opposition stark aber Fraktionen jeweils zu klein; Streit um "Unvereinbarkeiten" mit Links die Realitäten leugnen; Regierung passt nicht recht zusammen, Spannungen usw.), die Entwicklung des Landes (vgl. Indizes Wirtschaft/Arbeitslosigkeit und Kündigungswellen, enormer Infrastrukturverfall); Narrative und Gefühle: es geht den Bach runter bei uns.

  • Hm. Hab das Buch nicht gelesen und sicherlich entsprechen die zitierten Positionen nicht denen der modernen, postkolonialen Feminismus Bubble. Aber einer Frau, die in genau den kritisierten Strukturen aufgewachsen ist "Kulturkampf" vorzuwerfen und in eine Ecke mit Sarrazin zu stellen ist für mich genau das Gegenteil von einer differenzierten Auseinandersetzung, wie sie die Autorin hier einfordert.



    Die Stelle, an der Balci behauptet, dass "jede arabische Familie (...) patriarchal und (..) jede verschleierte muslimische Frau unterdückt ist", hätte ich dazu dann schon gern im Zitat.



    Was die Statistik zu Femiziden betrifft, kommt man natürlich zu dem Schluss, dass da keine kulturellen Hintergründe eine Rolle spielen, wenn man denn auch da nicht differenzieren will. Dass eine Familie den jüngsten Sohn dazu zwingt die fehlgeleitete Tochter aus Gründen der Familienehre umzubringen, kommt außerhalb der kritisierten Kreise sicher deutlich seltener vor.



    Und nochwas. Wenn jede streitbare Position, die der eigenen abweicht mit dem gerade tredigen Stempel "Kulturkampf" versehen wird, dann ist das eine billige Diskursverengung und kontakariert die Forderung nach weniger Pauschalität.

    • @Deep South:

      "der modernen, postkolonialen Feminismus Bubble"



      Welche Bubble ist gemeint?



      Doch nicht etwa diejenige, welche in Berlin "Queers4Palestine" schreit und sich dann wundert, dass erzkonservative gar keine Queers mögen? Oder wahlweise überall unterdrückte Frauen sieht, nur nicht wenn ihnen ein Imam das Kopftuch vorschreibt?



      queernations.de/ga...ueere-unerwunscht/

      • @Genosse Luzifer:

        "Doch nicht etwa diejenige, welche in Berlin "Queers4Palestine" schreit und sich dann wundert, dass erzkonservative gar keine Queers mögen?"

        Was will da denn für ein absurder Zusammenhang von Ihnen konstruiert werden? Konservative mögen keine 'Queers', weil einige Queers Queer4Palestine auf irgendwelchen Demos schreien? Ich glaube nicht, dass besagte Konservative dafür diese Demonstrant:innen benötigen.

    • @Deep South:

      Ich lese das Buch gerade und es besteht überwiegend aus biografischen Schilderungen in proletarischen Verhältnissen. Es geht viel um Selbstbehauptung.



      Sodann schildert sie nach einer unbeschwerten Kindheit und Jugend - wie in einem Dorf - aktuelle Veränderungen im Stadtteil der letzten 10 Jahre (geboren 1975).



      Es geht ihr in erster Linie um ein gutes Zusammenleben und um das Teilen von Werten.



      Rigide Sitten und Schutzgelderpressung sind in Neukölln ein Thema und sie hat deshalb Rückhalt als Integrationsbeauftragte.



      Ja, der größte Teil der Grünenwähler wohnt nicht in diesen Stadtteilen.

    • @Deep South:

      P.S. Balci beschreibt auch mutige, selbstbewußte nicht unterdrückte verschleierte Frauen. Wogegen Sie sich in Punkto Verschleierung wendet ist das VerschleierungsGEBOT.



      Mir ist schleierhaft wie man darin, in der Pflicht für Frauen und Mädchen, etwas tragen zu MÜSSEN, keine Unterdrückung von Frauen sehen kann.



      Die meisten Leute reden nicht über das Buch. Haben es schlicht nicht gelesen.

    • @Deep South:

      "Die Stelle, an der Balci behauptet, dass "jede arabische Familie (...) patriarchal und (..) jede verschleierte muslimische Frau unterdückt ist", hätte ich dazu dann schon gern im Zitat"

      Zu der Aussage hatte ich gestern etwas mit Zitat gepostet. Sie stimmt nicht. Leider wurde der Kommentar noch nicht frei geschaltet.

    • @Deep South:

      Das Wort Kulturkampf ist nicht das Problem, sondern der diskursive Komplex, der sich dahinter verbirgt: die Aufkündigung bisheriger, meist unausgesprochener, Gepflogenheiten und Übereinkünfte, in Kombination mit rhetorischer Zuspitzung, die willkürliche Bevorzugung von Triggerthemen, die sich wahlkampftechnisch oder ökonomischgeschmeidig bespielen und ausschlachten lassen.

      • @###:

        Das kann man glaub ich noch viel einfacher runterbrechen: "Ich hab Recht und es gibt nichts zu diskutieren". Das Wort Kulturkampf ist aus meiner Sicht ähnlich wie die Begriffe alternativlos, Narrativ, etc. einfach nur ein mittlerweile beliebig wie notorisch eingestreutes Trendwort, das als Totschlagargument anderweitige Positionen abkanzeln soll. Ich kann mit dieser Art von "Debattenkultur" gar nichts anfangen.

  • Bevor ein solcher Artikel erscheint, würde ich mir wünschen, dass die taz sich einfach mal umfassend umhört unter Professionellen, diein diesem Bereich arbeiten (sprich an Orten in Berlin, wo der Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte hoch ist): SozialarbeiterInnen, LehrerInnen, FamilienhelferInnen etc.



    Dann entstünde vermutlich ein wesentlich differenzierteres Bild, als dieser Artikel entwirft.

    • @cazzimma:

      Es hätte schon gereicht, wenn eine Person die Aussagen im Buch mal gegengelesen hätte um dann festzustellen, dass da Inhalte hinein halluziniert wurden.

  • Was mir nicht in den Kopf will: Es stimmt ja, dass es unter Musliminnen nicht wenige emanzipierte Frauen gibt: das beste Beispiel ist Frau Balci selber. Aber anstatt sie zu feiern, weil sie genau das tut, was emanzipierte Frauen eben tun, nämlich patriarchale Strukturen in ihren Communities bekämpfen, macht man sie zu einer AfD-Handlangerin.

    Und da wird es widersprüchlich: Nehmen wir mal als Vergleich eine emanzipierte Frau aus irgendeinem strengkatholischen Kaff in Niederbayern, die sich gegen die Zwänge und Unterdrückungen durch traditionalistische Religionsausübung, evtl. sogar Missbrauch durch Pfarrer auflehnt. Würde sich da auch reflexartig eine Armada von Feministinnen zusammenfinden, die sagen würde, dass sie ja nur moderne und aufgeklärte Katholiken kennt? Auch Deborah Feldman hat keiner die Reproduktion antijüdischer Stereotypen vorgeworfen, als sie über das Leben im orthodoxen Judentum berichtet hat.

    Ich habe nie verstanden, warum ausgerechnet ein patriarchal geprägter, fundamentalistisch verstandener Islam es zum Hätschelkind des progressiven Feminismus geschafft hat.

    • @Meister Petz:

      Absolute Zustimmung.



      Diese wohlmeinende Denke ist sich ihrer doppelten Standards offensichtlich null bewusst.



      Dabei gehört es zur Tradition linker Denkansätze, sich besonders auch die Sozialisation von Menschen anzuschauen; aber anscheinend findet das inzwischen nur noch selektiv statt.

    • @Meister Petz:

      Weil man sich bei der SPD eine neue Wählerschaft erhofft und bei den extremen Linken mit Israel einen gemeinsamen Gegner ausmacht. Oben drauf kommt ein auf die Fahnen geschriebener Antirassismus, der jede öffentliche Kritik an Migranten verunmöglicht.

      Dies gilt gerade für einen Bezirk wie Neukölln, der SPD-Grün geführt ist und wo die Linke stark im kommen ist. Bei seiner Gemengelage kann man sich mit den wohl gesonnen Communities nicht anlegen. Ähnlich ist die Situation ja auch im Bereich des Drogenmissbrauches, der in Neukölln neudeutsch Drogengebauch lautet. Da zeigt man sich dann halt schnell als "machtlos", wenn es um die Auswüchse geht.

    • @Meister Petz:

      Danke, ein sehr kluger Gedanke.

    • @Meister Petz:

      Weil man insgeheim davon ausgeht, dass bestimmte Gruppen unmündige Kinder sind, die von edlen deutschen Linken beschützt werden müssen und die für ihr Verhalten letztlich nicht verantwortlich sein können.

      Es ist eine paternalistische Haltung, die bestimmte Gruppen entmündigt. Ja, auch arabische Muslime können genuin arabisch-muslimische, objektiv problematische oder sogar objektiv schlechte Traditionen und Sitten haben. Das anzuerkennen, ist nicht per se rechts oder reaktionär, aber es bedeutet per se, diese Menschen ernstzunehmen.

    • @Meister Petz:

      Ich pflichte Ihnen bei. Besonders Ihrem letzten Satz.

  • "So plädiert sie etwa dafür, statt von „Femiziden“ von „Ehrenmorden“ zu sprechen, da die Täter angeblich überwiegend migrantisch seien und aus dem Motiv der „Familienehre“ handelten. Das entspricht nicht der Realität: Der Anteil der Täter mit Migrationshintergrund ist nicht höher als ihr Anteil in der Bevölkerung."

    Tut mir leid, das ist doch völlig falsch. Ja den Mord an (Ex)Partnerinnen - "Femizid" - gibt es überall. Aber dass eine Familie kollektiv (inkl. Frauen!) beschließt ein weibliches Familienmitglied ("eigen-Fleisch-und-Blut") zu ermorden, weil dieses sich nicht an die jeweiligen Moralvorstellungen hält, ist doch hier völlig unüblich.

    Ich kann mir kein deutsches Millieu vorstellen, in dem die (männlichen) Familienmitglieder annehmen können, ihren Status durch einen Mord an einer Verwandten aufbessern oder wiederherstellen können - ("Gut dass du deine Tochter hast ermorden lassen, jetzt kannst du dich auf unserem Skatabend wieder sehen lassen"!?!)

    Ich komme aus einer sehr nazibelasteten Gegend Ostdeutschlands. Ich habe noch nie von einem Fall gehört dass Nazis ihre eigene Schwester/Cousine ermorden haben, nur weil diese sich prostituiert hat.

    • @Chris McZott:

      Danke für diesen Kommentar; mein bester Kumpel, schwuler Syrer, ist extrem angenervt und befremdet darüber, wie ihm von Seiten eines großen Teiles der Linken moralisch in den Rücken gefallen wird. Sein Kommentar dazu: die haben einfach keine Ahnung, sollen sie mal drei Wochen in einer islamischen und patriarchalischen Gesellschaft mal leben, die Praxis schlägt in den meisten Fällen die Theorie.

    • @Chris McZott:

      Bei einem Fall in Bremen nannte die Richterin in ihrem Urteil dieses Vergehen einen "Kontrollmord" und nahm damit Bezug auf das Ausüben sozialer Kontrolle: durch Eltern, Brüder, Verwandte und eine Gemeinde, die "unsittliches" Verhalten tadelt oder ahndet. Diese Vorstellungen von Ehre sind oder waren im ganzen Mittelmeerraum verbreitet. In der Türkei bzw. Anatolien gibt es mehrere Ehrbegriffe. Und diese Taten kommen keineswegs nur im sunnitisch-orthodoxen Spektrum vor, sondern auch bei Jesiden und anderen. Zu diesen Ehrbegriffen gehört auch das Schamgefühl gegenüber der Verwandtschaft.



      Es gibt überall vereinzelt Initiativen aus diesen Kulturen, die sich für die Überwindung dieser Vorstellungen und Praxen einsetzen. So auch die MISS: Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung.

    • @Chris McZott:

      Ehrenmorde sind ein kleiner Teil der Femizide, den man auch gern so benennen darf, aber das Kind dabei nicht mit dem Bade ausschütten sollte.

    • @Chris McZott:

      "So plädiert sie etwa dafür, statt von „Femiziden“ von „Ehrenmorden“ zu sprechen"

      Dafür plädiert sie nicht. Da wurde die Aussage verdreht. Sie plädiert dafür Ehrenmorde nicht mit dem Oberbegriff Femizid zu benennen, weil dadurch Kontexte und Hintergründe verschleiert werden. Das ist ein nachvollziehbares Argument.

    • @Chris McZott:

      Danke.

      Ich habe genau das hier schon öfter und seit geraumer Zeit geschrieben.

      Es wird von einigen partout nicht begriffen. Weil sie es einfach nicht begreifen WOLLEN.

      • @Suryo:

        Gab es so einen Fall nicht bei einer Jesidin, die wegen eines muslimischen Partners ermordet wurde? Und was wissen Sie von anderen Femiziden im Detail? Ist es nicht ein grundsätzlicheres Problem als dass man es pauschal über eine spezielle Religionsgemeinschaft projizieren sollte?

        • @sachmah:

          Macht doch gar keiner. Nirgendwo schreibt jemand Femizide pauschal "einer Religionsgemeinschaft" zu. Nur wird man die Strukturen, die zu diesen -als "Ehrenmord" bezeichneten- Taten führen, nicht auflösen können, wenn man sie in irgendeiner Pauschalstatistik abheftet. Warum kann Frau Balci -gerade als Integrationsbeauftragte- nicht speziell dieses Problem kritisieren ohne sich gleich über alle Femizide, mit ihren unterschiedlichsten Hintergründen zu äußern?

  • "So plädiert sie etwa dafür, statt von „Femiziden“ von „Ehrenmorden“ zu sprechen, da die Täter angeblich überwiegend migrantisch seien und aus dem Motiv der „Familienehre“ handelten"

    Ich finde den Eifer, mit dem in den letzten Jahren über Begriffe diskutiert wird, befremdlich und kontraproduktiv. Auch hier wieder. Es existiert ein Problem mit Ehrenmorden, und Femizide schließen sowohl Ehrenmorde als auch andere Motivationen, Frauen zu ermorden ein. Es handelt sich also NICHT um gleiche Definitionen. Und Frau Balcis Idee, es "Ehrenmord" zu nennen, wenn ein "Biodeutscher" seine Frau aus - sagen wir mal - Eifersucht ermordet, ist einfach Unfug. Andererseits ist es korrekt, einen Ehrenmord als solchen zu bezeichnen, wenn die Motivation dem Sachverhalt entspricht.

    • @Kaboom:

      Ich finde es ist nicht korrekt einen Mord der aus dem Motiv der "verletzten Ehre" begangen wurde als "Ehrenmord" bezeichnen. Schlicht und einfach weil "Ehre" positiv konnotiert ist, und der Begriff Ehrenmord den Mord (und damit den Täter) beschönigt. Hier sollte ein neuer Begriff eingeführt werden der den archaischen und verbrecherischen / eigennützigen Charakter der Tat widerspiegelt.

      • @Gerald Müller:

        Lust ist auch positiv konnotiert und dennoch ist es der Begriff „Lustmord“ nicht.

        Ich kenne niemanden, der das Wort Ehrenmord so versteht, als solle damit die Ehrbarkeit des Mordes betont werden. Es geht ganz einfach um die Motivation des Mörders.

    • @Kaboom:

      "Und Frau Balcis Idee, es "Ehrenmord" zu nennen, wenn ein "Biodeutscher" seine Frau aus - sagen wir mal - Eifersucht ermordet, ist einfach Unfug. "

      Unfug ist es, dass Sie behaupten, Frau Balcis hätte das behauptet. Und es ist eine Frechheit, sowas zu behaupten obwohl sie das Zitat dazu aus dem Buch kennen und bereits weiter unten darauf geantwortet haben.

  • Ja die migrationsfreundliche Linke ist leider auf dem rechten Auge blind, so bald die Rechten Migranten sind.

    Dabei ist es so einfach: wer ernsthaft Antirassist ist, glaubt nicht an "Rassemerkmale" - ergo: wenn man der Überzeugung ist, dass X% der Deutschen Nazis sind und die deutsche Gesellschaft von einem strukturellen Rassismus geprägt ist, der MUSS auch annehmen, dass X% eines JEDEN Volkes "Nazis" (also deren Äquivalente z.B. Islamisten) sind und JEDE Gesellschaft von strukturellen Rassismus geprägt ist.

    Daraus folgt dass wenn Migranten X% der dt. Gesellschaft stellen, auch zu erwarten ist, dass sie auch X% der Rechten stellen.

    Generalisierungen sind natürlich immer falsch und die Gefahr der Bedienung von rassistischen Stereotypen ist abstrakt auch immer gegeben, aber bei der Kritik am deutschen Rassismus ist mir noch nie aufgefallen, dass vor einer Stereotypisierung der Deutschen gewarnt wird. Insofern ist das weder hilfreich noch glaubwürdig.

    Dass die AfD davon profitieren kann ist natürlich blöd aber durch die völlig weltfremde (und implizit rassistische) Position dass Migranten keine "Nazis" seien können, hat man völlig unnötigerweise die Rechten gestärkt.

    • @Chris McZott:

      Nee, die meisten "migrationsfreundlichen" Linken differenzieren zwischen Muslimen und Islamisten. Sowenig alle Deutschen Nazis sind, sind alle Muslime religiöse Fanatiker. Das ist etwas was in der zunehmend polarisierenden Debatte abhanden kommt. Für mich als Linker bleiben Rechte Rechte egal welcher Nationalität oder Religionszugehörigkeit. Eine der größten rechtsextremen muslimischen Organisationen in Deutschland, sind die Grauen Wölfe, die seltsamerweise nicht verboten wird und das obwohl die CDU/CSU hier meist in der Regierung ist.

      • @Andreas J:

        Das Linke da differenzieren ist ja selbstverständlich.



        Die Frage ist ob Linke den Islamismus auch ansprechen oder schweigen, weil das Reden über Islamismus rechtspopulistische Narrative bedienen würde (das ist hier wohl der zentrale Vorwurf gg. Frau Balci). Die Frage ist dabei auch, ob Linke dadurch Frauen, Mädchen, Schwule, ... ihre Solidarität gg. Islamismus verweigern und darüber hinaus das Thema durch Schweigen auch noch den Rechtspopulisten überlassen.

        • @Rudolf Fissner:

          Da sollte man den Stimmen der betroffenen Menschen mehr Öffentlichkeit bieten um ihre Sicht der Dinge dazulegen. Ich kenne mittlerweile auch queere, gläubige Muslime oder auch starke, emanzipierte, muslimische Frauen mit Kopftuch. Deren Erzählungen sind unterrepräsentiert. Es wird mehr über sie als mit ihnen gesprochen. Zum Beispiel das Buch "Sprache und sein" von Kübra Gümüsay ist ein wertvoller Beitrag.

      • @Andreas J:

        Bei den Grauen Wölfen sind wir uns im Forum durch die Bank alle schnell einig, was für ein faschistischer Sch…verein das doch ist, der verboten gehört. Wenn‘s dann gar noch „Islamo-Faschisten“ sind, hüpft das Herz bei einigen hier noch höher. Feindbild perfekt!



        Ob Frau Balci irgendwie politisch rechts zu verorten ist - wie das beispielsweise bei Akif Pirinci aufgrund seiner öffentlichen Positionierungen eindeutig der Fall ist - kann ich nicht beurteilen. Mit Schubladen wäre ich da sehr vorsichtig.



        Seltsamerweise kommt aber niemand auf den Gedanken, dass es innerhalb der deutschtürkischen Community an den extremen Rändern nicht nur Islamisten und Faschisten, sondern auch so etwas wie fanatische Säkularisten geben könnte - nicht auszuschließen, dass diese sich allzu gerne vor den Karren bio-deutscher islamophober Rechter UND Linker spannen lassen.



        Nur so als Gedankenanstoss, um mal die politische Arithmetik etwas durcheinander zu würfeln.

      • @Andreas J:

        Die Grauen Wölfe werden nicht "seltsamer Weise" nicht verboten, sondern weil es keine Rechtsgrundlage dafür gibt. Es gibt weder eine "Organisation" noch einen Verein der Grauen Wölfe.

        Sie sind offiziell nicht organisiert und finden sich lediglich auf lokaler Ebene im Umfeld von Kulturvereinen, Teestuben oder Sportschulen zusammen.

        Und derartige Zusammenkünfte, auch wenn sie politischer Natur sein sollten, sind vom Grundgesetz gedeckt.

        Da hat ausnahmsweise einmal weder die CDU noch die CSU Schuld daran.

        • @Sam Spade:

          Was wollen Sie damit über die Kritik an Fra Balci sagen? Dass man nichts gegen solche rechten Bewegungen unternehmen oder gar schreiben soll, weil das dann rechtspopulistische Narrative bedient? Und dass die Schuld in DE natürlich bei der CDU liegt und man als Linker auch noch fein raus ist.

          Between. Der Ansatz der CDU (wenn er überhaupt von der CDU ist, sicher stehen auch die anderen Parteien dahinter) ist ein rechtsstaatlicher mit dem solche nicht organisierten Bewegungen grundsätzlich erlaubt sind. Dies schließt auch alle anderen Bewegungen ein wie z.B. die Antifa. Auch dort können nicht beliebig verboten werden, nur weil ein paar Knalltüten militant agieren.

          Das man für solche unorganisierten Bewegungen an sich verbietbare Verfahren will würde ich eigentlich bei Trump und Co. erwarten.

      • @Andreas J:

        Dem kann ich mich vollunfänglich anschließen.

  • "Wer Thesen von Sarrazin zustimmt, muss damit rechnen, von den Rechten gefeiert zu werden."



    Und wer Thesen von vornherein kategorisch ablehnt, nur weil sie von bestimmten Personen stammen, hat Scheuklappen auf und handelt nicht sachlich, sondern ideologisch.



    Das Buch ist einmal mehr der Beweis, dass Probleme niemals eindimensional sind.



    Frau Balci, Thilo Sarrazin, Alice Schwarzer und selbst die AfD benennen real existierende Probleme.



    So wie das auch Antifas, Klimaaktivisten und 'woke' Linksaktivisten tun.



    Man muss nicht jede Meinung teilen und erst recht nicht alle Schlussfolgerungen, die einzelne Akteure aus ihren Thesen ziehen. Man sollte sich aber alle Meinungen vorurteilsfrei anhören.



    Der Kampf um die Meinungshoheit ist zum wichtigsten Gut verkommen. Es geht Rechten wie Linken nicht mehr primär darum, 'gute Politik' zu machen.



    Oberstes Ziel ist es die Deutungshoheit zu erringen. Hauptsache moralisch im Recht sein.



    Das lähmt Gesellschaft und Staat.



    Statt darüber zu streiten ob Balcis Thesen Sarrazins ähneln oder irgendwelche Narrative verstärken, sollte über die Thesen selbst gerungen werden.



    Was trifft zu, was weniger - und wie ist dem beizukommen.

    • @Saskia Brehn:

      Wir müssen ja nicht darüber streiten, ob die von Frau Balci geschilderten Probleme im Kontext von Migration und Islam existieren.



      Und möglicherweise ist es Stand heute auch wohlfeil, darüber zu diskutieren, ob die Probleme Ausfluss von Konfliktimport aus den islamischen Herkunftsgesellschaften der Zuwanderer oder auf die eklatanten Versäumnisse einer verfehlten Migrations-/Integrationspolitik in den zurückliegenden Jahrzehnten zurückzuführen sind - denn vermutlich trifft beides zu.



      Genau so richtig ist allerdings der Hinweis auf die politische Instrumentalisierung der Probleme durch die AfD, die Unionsparteien (leider) und eben Autoren wie Sarrazin, die islamophobe Einstellungen in weiten Teilen der Bevölkerung eher triggern als einen aufklärerischen Ansatz zu verfolgen.



      Was wir JETZT, angesichts der schwierigen Situation dringend benötigten, wäre ein nationaler Migrationspakt unter Einschluss aller relevanten gesellschaftlichen Gruppen - der müsste dann allerdings auch irgendwie die 5,6 Mio. in Deutschland lebenden Muslime (6,6% der Bevölkerung) einbeziehen, die unbestreitbar ein Teil dieser Gesellschaft sind.

    • @Saskia Brehn:

      Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied:

      Sarrazin hatte davon geschrieben, dass Muslime ganz prinzipiell weniger intelligent seien und Deutschland dadurch schaden. Das ist Rassismus pur.

      Richtig ist dagegen dass wir eine Negativselektion bei der Einwanderung haben und dadurch überproportional ungebildete und konservative/rechtsextreme Muslime nach Deutschland kommen.

      • @Chris McZott:

        "Richtig ist dagegen dass wir eine Negativselektion bei der Einwanderung haben und dadurch überproportional ungebildete und konservative/rechtsextreme Muslime nach Deutschland kommen."

        Das ist eine Situation, die vor allem durch die Aussetzung des Familiennachzugs forciert, wenn nicht gar herbeigeführt wird.

        • @###:

          Was hat der Nicht-Nachzug von "Tradwives" aus einem anderen Kulturkreis mit der Stärkung des konservativen Anteils in deren hiesiger Community zu tun?

  • "Balci verstärkt durch ihre Generalisierungen bestehende Stereotypen über Migrant*innen, den Islam und gewalttätige Ausländer"

    Frau Balcis Kritik gilt denjenigen konservativen muslimischen Kreisen, die ein reaktionäres Islamverständnis pflegen und in sozial schwächeren Vierteln deutscher Großstädte längst meinungsbildend geworden sind in der muslimischen Community.

    Den Fokus richtet sie dabei auf die streng religiösen arabischen Großfamilien die traditionell patriarchaisch strukturiert sind und ein eigenes Wertesystem vertreten.

    Den Wandel der damit in den entsprechenden Stadtvierteln einhergegangen ist hat sie in vielfältiger Art und Weise bereits mehrfach geschildert. Besonders unter dem Gesichtspunkt der Gleichheit der Geschlechter.

    Wenn die Autorin jetzt bemängelt, dass Frau Balci ausschließlich aus kultur-religöser Sicht argumentiert und soziale Aspekte vernachlässigt, dann hat sie leider die Zielgruppe der Frau Balci "Fehlverhalten" vorwirft falsch definiert. Es geht bei dieser Gruppe nämlich ausschließlich um kultur-religöse Aspekte die wenig mit den sozialen Verhältnissen zu tun haben.

    Der Kommentar geht daher leider am eigentlichen Thema vorbei.

    • @Sam Spade:

      Richtig.

      Ich sage der Autorin des Artikels auf den Kopf zu, dass sie das alles intellektuell sehr wohl begreift, sie ist ja nicht dumm.

      Sie kann nur einfach nicht aus ihrer Haut. Die Abwehr gewisser Wahrheiten ist in gewissen Bubbles so ein mächtiger Reflex, dass er nicht unterdrückt werden kann.

      • @Suryo:

        Wenn wir von diesen muslimisch geprägten Milieus reden, dann reden wir ja immer von Berlin und nie von München, korrekt? Nicht wissend, dass der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Muc signifikant höher als in Berlin ist. Die unterschiedlichen Realitäten sind auf unterschiedliche Politiken zurückzuführen. In München die SPD unter Hans-Jochen Vogel, der die Neubürger möglichst gleichmäßig über den Stadtraum verteilt versuchte Wohnraum zukommen zu lassen mit Integrationsangeboten. Und in Berlin die CDU, die die "Gastarbeiter" als vorübergehende Erscheinung betrachtete und falls diesbezüglich Zweifel vorhanden gewesen wären wurden die vorübergehenden Gäste in Häuser, die zum Abbruch freigegeben waren, zu überteuerten Mieten gesteckt.



        Trotz allem bin ich lieber in Berlin, auch in Neukölln und Co.

  • "So plädiert sie etwa dafür, statt von „Femiziden“ von „Ehrenmorden“ zu sprechen, da die Täter angeblich überwiegend migrantisch seien und aus dem Motiv der „Familienehre“ handelten. Das entspricht nicht der Realität: Der Anteil der Täter mit Migrationshintergrund ist nicht höher als ihr Anteil in der Bevölkerung."

    "Femizid" ist der Oberbegriff für eine Vielzahl untergeordneter Motive beim Mord an Frauen.

    Der Ehrenmord ist eines dieser Motive und er kommt nahezu ausschließlich in gestimmten migrantischen Communitys vor.

    Wenn deutsche Kartoffeln Frauen umbringen, dann nicht aufgrund des Konzepts irgendeiner Familienehre, sondern allermeistens aus Eifersucht, weswegen das in der Kriminalistik auch Eifersuchtsmord genannt wird.

    Also ja: Der Femizid als ganzes mag in allen Bevölkerungsgruppen gleich oft vorkommen. Der spezielle Ehrenmord tut das nicht.

    • @Morrad Mo:

      Wenn eine "deutsche Kartoffel" eine Frau umbringt, ist es fast immer seine Expartnerin. Ihre Bezeichnung solcher Mordmotive als "Eifersucht" empfinde ich als eine Bagatellisierung dessen, was dort geschieht. Der Mord geschieht doch meistens, weil sich der Täter in seiner "Ehre" als Mann gekränkt fühlt. Nach dem Motto: Wenn ich sie nicht haben kann, dann darf sie auch niemand Anderes haben. Den Motivations-Unterschied zu den sogenannten "Ehrenmorden" finde nicht so groß. Es ist doch bezeichnend, daß so lange Zeit Morde von deutschen Männern als "Familiendrama" abgetan wurden. Ich bin froh, daß sich der Begriff "Femizid" für Morde an Frauen langsam endlich durchsetzt.

      • @Irm mit Schirm. 100% Antifa:

        "empfinde ich als eine Bagatellisierung"

        Na super Sie empfinden es als eine Bagatellisierung wenn bei Morden ein Kontextbegriff hinzugefügt wird. Und andere Frauen empfinden es als eine Bagatellisierung wenn der Kontext nicht benannt wird und stattdessen ein eher wissenschaftlicher fachbegriff verwendet wird. Und schlimmer noch, Sie unterstellen Betroffenen auch noch ein mieses Motiv

        Mir ist das zuviel "ich" und zu wenig Verständnis für die Befindlichkeiten anderer Menschen.

        Und nebenbei. Der Oberbegriff Femizid hat sich längst durchgesetzt. Was Sie wollen ist eine sofortige Ausradierung aller anderen Begiffe, selbst dann wenn sie einen differnzierten Blick auf Femizide ermöglichen.

        • @Rudolf Fissner:

          Sie können oder wollen scheinbar nicht verstehen, daß solche Begriffe wie "Eifersuchtsdrama" oder auch "Familiendrama" jahrzehntelang dazu benutzt wurden, um Morde von Männern an Frauen zu bagatellisieren. So lange wurde von uns Frauen auch dafür gekämpft, daß diese Morde auch als das benannt werden, was sie sind, nämlich Morde an Frauen (= Femizide). Haben Sie diesbezüglich eigentlich einmal ensthaft die Diskussionen der vergangenen Jahre verfolgt? Wie mal wieder auch in diesem Forum erkennbar, wird gerade von Männern besonders gerne wieder auf obige Begriffe zurückgegriffen. Bei der Diskussion hier sogar noch mit dem Versuch einen sogenannten "Ehrenmord" als viel schlimmer darzustellen als einen Mord von einem deutschen Mann an einer Frau. Das ist absolut perfide!

          • @Irm mit Schirm. 100% Antifa:

            Sie wollen offensichtlich die unterschiedlichsten Motive, weshalb Männer Frauen töten, nicht benannt haben. Ich empfehle ihnen den Abschnitt "Warum eine Verwendung des Begriffs [Ehrenmord] dennoch wichtig ist"in diesem Schreiben von terre de Femmes frauenrechte.de/fi...ord_Definition.pdf

            Und besde: Hier hat in der Debatte niemand Ehrenmorde als "viel schlimmer darzustellen als einen Mord von einem deutschen Mann an einer Frau."



            Ehrenmorde sind auch per se keine spezifisch nichtdeutschen Morde oder islamischen Ursprungs. Streng patriarchalischen Gemeinschaften in denen solche Morde vorkommen kann es überall geben.

      • @Irm mit Schirm. 100% Antifa:

        Ein Ehrenmord ist etwas anderes, das wurde hier jetzt vielfach erklärt. Es geht um die - aberwitzige - Idee, mit einem Mord an einem "sündigen" Familienmitglied könnte man die Familienehrer wiederherstellen.

        • @Dr. McSchreck:

          Und der biodeutsche Mörder hat die aberwitzige Idee, daß er mit dem Mord damit seine "Ehre" wiederherstellen kann, weil die Frau es ja gewagt hat, die "Totsünde" zu begehen, sich von ihm zu trennen...

          • @Irm mit Schirm. 100% Antifa:

            Ja auch Biodeutsche können Femizide begehen, die Ehrenmorde darstellen.

  • Wie sehr das Buch von Frau Balci generalisiert, kann ich nicht beurteilen.



    Allerdings arbeite ich an einer Sekundarschule in Neukölln und habe an einer Brennpunktschule im Wedding gearbeitet. Deshalb muss ich leider aus eigener Erfahrung sagen, dass tendenziell sehr wohl etwas dran ist an den Problemen, die Balci benennt.



    Es gibt, gerade in bildungsfernen Familien, stark patriarchal geprägte Strukturen. Hier herrschen archaische Vorstelllungen, wie dass die Mädchen für die Ehre der Familie zuständig sind, vor.



    Weibliche Lehrkräfte werden von einigen Jungen aus arabischstämmigen Familien nur bedingt als Autoritäten akzeptiert; Konflikte, die daraus resultieren, entstehen leider immer wieder.



    Statt immer wieder zu beschwichtigen und so zu tun, als gäbe es keine kulturellen Prägungen, sollten die Probleme auf den Tisch und angegangen werden.



    Den jungen Männern hilft es nicht weiter, in einer schizophrenen Sitution zu leben (zuhause König, in der Schule gelten die Regeln für alle, und "er" wird nicht abgefeiert dafür, dass er ein männliches Wesen ist).



    Mädchen aus solchen Familien nehmen sich machmal sehr zurück. Frau Balcis Erfahrungen sollte man nicht einfach so abbügeln.

    • @cazzimma:

      Ihre Argumente erscheinen schlüssig, aber es kann eben nicht sein, was nicht sein darf. Das zeigt sich hier eben einmal wieder.



      Viele Menschen die sich dem linken, urbanen und zudem akademischen Spektrum zurechnen vertreiben mit der Leugnung solcher Thematiken zunehmend die Leute. Meiner subjektiven Wahrnehmung nach zumindest und in meinem Umfeld.



      Man/Frau muss zumindest über deine sprechen können, sonst tun es irgendwann solche Typen mit Dackelkrawatten

      • @DerLurch:

        Gleichzeitig muss man sich auch mal fragen, wie viele dieser „Verteidiger“ tatsächlich mit dieser Gruppe Menschen zu tun haben. Ich arbeite seit anderthalb Jahrzehnten in der Produktion, und was man da teilweise an Strukturen sieht, lässt einem die Haare zu Berge stehen. Das geht soweit, dass der Imam vorgibt, wer als Betriebsrat zu wählen ist und dem gefolgt wird. Das war der Stand bei meinem ehemaligen AG.

  • Bis vor 23 Jahren hätte ich vermutlich ähnlich argumentiert wie Frau Schröder. Dann hat ein glückliches Schicksal mich mit meiner Frau zusammen gebracht, die einer türkischen Familie entstammt und deren Perspektive exakt der von Güner Balci entspricht. Von daher vertraue ich mittlerweile sehr viel mehr osmanischen Frauen bei der Bewertung von Islam und Patriarchat als westlichen Linken. Letztere machen es leider derzeit den Rechten wirklich sehr leicht, indem offensichtliche Missstände in islamischen Gruppen ignoriert werden.

    • @Egil:

      Ich bin ganz bei Ihnen.



      Danke für diese Zusammenfassung

  • Ich glaube kaum, dass Frau Balci behauptet, alle Frauen mit Kopftuch seinen unterdrückt oder es gäbe keine integrationswilligen Muslime, Araber, Türken. Interessanterweise sieht sie sich aber gut 20 Jahre später den gleichen Vorwürfen ausgesetzt wie Frau Heisig - und wenig hat sich geändert. Dabei war es auch bei letzterer nicht das Ziel, gegen Migranten zu hetzen, sondern vielmehr deren junge Generation zu ermöglichen, hier wirklich anzukommen, wozu beispielsweise Schulleistungen gehören. Wozu hilfreich ist, wenn man bei der Einschulung die Sprache des Landes spricht, in dem man schon 6 Jahre lebt.

    Man soll das Thema nicht totschweigen, schreibt die Autorin, aber wenn man es benennt, ist es auch wieder falsch?

  • Balci schreibt nicht das Femizide nun Ehrenmorde heißen sollen. Sie kritisiert, dass der allgemeinere Begriff Femizid mehr unter den Teppich kehrt als spezifische Gewalt gegen Frauen aufdeckt.

    Balci schreibt „Von einem »Ehrenmord«ist nicht mehr die Rede, der neue Terminus heißt »Femizid«, der für meine Freundin Asmaa aus Syrien wie eine Pilzerkrankung klingt. »Femizid« verallgemeinert: Männe töten halt Frauen, das kommt doch in den besten Familien vor, selbst bei biodeutschen Ärzte-Ehepaaren. “

    • @Rudolf Fissner:

      Ich bin als Frau echt entsetzt, daß Frau Balci den Begriff Femizid auf eine solche Weise, wie Sie es aus ihrem Buch zitieren, verunglimpft. Damit hat sich die Dame in meinen Augen vollständig selbst diskreditiert. Es ist doch so, daß das Motiv für Femizide meistens aus verletzter Ehre des oder der Mörder heraus geschehen. Und es hat viel zu lange gedauert, daß Morde von biodeutschen Männern an ihren Ex-Partnerinnen als genauso schlimm angesehen werden, wie die sogenannten "Ehrenmorde". Deswegen ist der Begriff "Femizid" genau richtig!

      • @Irm mit Schirm. 100% Antifa:

        Was ist mit dem Mord an einem schwulen Sohn?

        In welcher biodeutschen Community gibt es das Konzept einer Familienehre, die zB auch Brüder ihre Schwester ermorden lässt? Welcher Biodeutsche tötet seine Frau, weil er glaubt, dass seine Community das von ihm erwartet?

        Familienehre bzw. Ehre ist in bestimmten Kulturen ein ziemlich klares Konzept mit eigenen Regeln und Definitionen. Sie besteht im arabischer Raum eben nicht nur aus den wirren Empfindungen eines Individuums, sondern ist quasi kodifiziert.

        Wie kann man den Unterschied nicht erkennen?

        • @Suryo:

          Vielen Dank, daß Sie mir als dummer, biodeutscher Frau erklären, daß die "Ehrenmorde" viel schlimmer sind als die Morde von "wirren" deutschen männlichen Individuen. Ironie off. Wenn ich mir gerade auch in diesem Forum ansehe, mit welchen Beschreibungen die Morde von deutschen Männern an Frauen beschrieben werden - "Eifersuchtsdrama", "Familiendrama", "wirre deutsche Individuen"- dann muß ich leider feststellen, daß hierbei eine völlig falsche, die Opfer verhöhnende Bagatellisierung stattfindet. Vielleicht können wir uns ja wenigstens darauf einigen, daß Mord Mord ist und immer gleich schlimm, egal welche Motivation dahinter steht.

          • @Irm mit Schirm. 100% Antifa:

            100% d'accord, gilt auch für ihren anderen Kommentar zum Thema Femizid.

            Wie sie eventuell selbst bemerkt haben, ist die Intention welche sich oftmals hinter den Taten verbirgt in Deutschland besonders unter Männer anscheinend noch nicht allzu geläufig.

    • @Rudolf Fissner:

      " Männe töten halt Frauen, das kommt doch in den besten Familien vor, selbst bei biodeutschen Ärzte-Ehepaaren. “

      Öhm ... und was genau ist daran nicht korrekt?

      • @Kaboom:

        Kein Biodeutscher tötet seine Frau, weil er glaubt, dass seine biodeutsche Community das von ihm erwartet und ihn ansonsten als ehrlos betrachtet.

    • @Rudolf Fissner:

      Richtig.

      Überdies sind Frauen keineswegs die einzigen Opfer von Ehrenmorden. Wenn ein schwuler oder trans Sohn oder Bruder ermordet wird, um die Ehre der Familie zu wahren, dann ist das eben kein Femizid.

    • @Rudolf Fissner:

      Danke für die Hintergrund-Info.

    • @Rudolf Fissner:

      Die Begriffe sind ja eigentlich nicht deckungsgleich. Ein "Ehrenmord" ist selten auch ein Mord an einem jungen Mann (weil er zum Beispiel offen schwul ist), er ist aber vor allem ein Mord aus dem Antrieb, man könnte damit die Familienehre wiederherstellen.

      Femizide haben eine völlig andere Ursache, vielleicht sind die meisten Ehrenmorde auch Femizide, aber bei weitem nicht jeder Femizid ist ein Ehrenmord.

      • @Dr. McSchreck:

        Richtig.

        Es ist vollkommen absurd, zu behaupten, dass Morde aus Gründen der Ehre bei Biodeutschen, Biofranzosen, Bioschweden oder Bioukrainern vorkommen. Das tun sie einfach nicht, weil es das Konzept einer zur Not auch mit tödlicher Gewalt zu verteidigenden Familienehre in den entsprechenden Kulturen schlicht und einfach nicht gibt.

        Übrigens sind Ehrenmorde im muslimischen Indonesien unbekannt, unter Jesiden und arabischen Christen aber nicht. Das Phänomen ist vollkommen unzweifelhaft kulturell und nicht religiös.

  • "... beißt Balci sich fest an den „Moralaposteln einer postmigrantischen Generation von woken Identitätspolitikern“, die jeden, der Probleme in der Einwanderer-Community anspricht, sofort als „Rassisten“ brandmarken. "

    Da erzählt Balci nich von jeden und sofort, sondern konkret von Cem Özdemir, der "sich öffentlich darüber empörte, dass es vor allem muslimische Männer und Jugendliche seien, die seiner Tochter auf üble Weise nachstellten" und sich in Folge weißen nichtmigrantischen Rassimusvorwürfen ausgesetzt sah.

    • @Rudolf Fissner:

      Danke für die Klarstellung, da sollte ein Artikel schon genaue sein.

  • Die taz kommt auch vor im Buch. Unehrenhaft.

    Vier Jugendliche hatten sich ablichten lassen für ein Foto. Zwei Jungs zwei Mädchen. Mit einem Plakat n der Hand auf der der Schriftzug stand: »Ehre ist, für die Freiheit meiner Schwester zu kämpfen!“



    Das Foto machte medial die Runde und auch die taz wurde darauf aufmerksam . Die zwei Jungs auf dem Bild erhielten den taz Panther Preis 2025. Die beiden Mädchen /Freundinnen Zeynep und Özden auf dem Foto gingen leer aus.

    Balci schreibt dazu: "„Wir verstanden das nicht und glaubten, es müsse sich um ein Missverständnis handeln. Doch die taz-Jury war sich einig: Der Einsatz der Mädchen war für sie nichts Besonderes. Sie hatten nichts kapiert. Mädchen, die sich offen zu einem »freien« Leben bekennen, haben es mindestens so schwer wie Jungen, wenn sie in einem Milieu leben, in dem die Ehre der Familien sich vor allem über die Keuschheit ihrer weiblichen Mitglieder definiert.“

    • @Rudolf Fissner:

      Spannende Anekdote.

    • @Rudolf Fissner:

      Mit Ihren Infos verstehe ich einiges deutlicher. Nochmals danke.

  • Im Grunde ist das ganze Thema abgeschmackt: dass einige Autoren mit MiHiGru ein Geschäftsmodell daraus entwickelt haben, eine verunsicherte Mehrheitsgesellschaft in ihren Vorurteilen zu bestätigen, ist ja nicht neu. Und auch die Frage, warum hiesige Xenophobe sich gerne hinter Kronzeugen mit islamischen Hintergrund verstecken, wurde hinreichend erörtert. Erstaunlich ist eigentlich nur, dass das inzwischen auch in linksliberalen Milieus angekommen ist - aber wen wundert solche Verrohung zwischen Zeitenwende und Staatsräson noch? Man will eigentlich nicht mehr diskutieren, sondern sich nur noch die Nase zuhalten...

    • @O.F.:

      Entschuldigung, aber gerade diese Sichtweise ist wirklich übel. Als wären Menschen mit Migrationshintergrund auf die reaktionärsten Einstellungen festgelegt und könnten nicht eine Befreiung von unsinnigen bspw sexistischen Traditionen gerade in "ihren" Herkunftscommunities fordern. Als wären sie nun mal aufgrund ihrer Herkunft nicht dazu in der Lage. Dabei müssten gerade diese von der achso aufgeklärten Linken unterstützt werden. Aber ich sehe schon, Kulturrelativismus und Rassistische Romantisierung haben mal wieder Konjunktur

      • @Axotono:

        Vielleicht lesen Sie noch einmal, was ich geschrieben habe: Ich habe nirgendwo behauptet, dass Menschen mit MiHiGru nicht das Recht bzw. die Fähigkeit haben, Kritik an ihrer eigenen (?) Community zu üben, sondern lediglich, dass einige darunter den hiesigen xenophoben Meinungsmarkt bedienen. Oder einfacher formuliert: rechtspopulistische Angstphantasien wetden nicht besser, wenn die Autorin Balci heißt und nicht Sarazin. Um Kulturrelativismus ging es hier also gar nicht (der übrigens eine schwer zu widerlegende Position ist).

        • @O.F.:

          Was hat das Buch mit Sarrazin zu tun? Nur weil islamistische Gruppen n Neuköln zur Sprache kommen und beschrieben wird, dass Mädchen dort nicht mehr zwanglos ohne Schleie oder überhaupt auf die Straßen dürfen ist ein Buch rechtspopulistisch? Das sind doch keine Ängste sondern Tatsachen.

    • @O.F.:

      Vielleicht besser den Mund?

    • @O.F.:

      Wer sind Sie, dass Sie einer Frau mit türkischem Migrationshintergrund absprechen, sich über unter anderem ihre eigene Community äußern zu können? Wie kommen Sie dazu, ihr zu unterstellen, aus Profitgier die Unwahrheit zu schreiben?

    • @O.F.:

      Klar, Menschen mit Migrationsgeschichte, die sich kritisch über Entwicklungen in den eigenen Communities äußern, können natürlich nur dubiose Geschäftsinteressen im Sinn haben. Dafür neben sie auch gerne in Kauf, nur noch unter Polizeischutz leben zu können, und sich von identitätspolitischen Aktivisten als "Haustürken" schmähen zu lassen, weil sie nicht einfach in den Opferchor einstimmen möchten. Und da darf dann natürlich auch die islamogauchistische Linke nicht fehlen, regelmäßig Seit' an Seit' mit den reaktionärsten Vertretern des Islam und immer bereit, wenn es gegen jene geht, die für die Demokratie und die Werte der Aufklärung stehen.

      • @Schalamow:

        Immerhin, Sie bringen ein wenig Heiterkeit in eine ermüdende Debatte, indem Sie genau den Reflex illustrieren, den ich beschrieben habe: das Bespielen xenophober Ressentiments, die sogar bei der AfD für Jubel sorgen, wird zur Kritik an der eigenen Community oder gar zur Verteidigung von Demokratie und Aufklärung (was immer das auch sein mag), sobald die Autorin einen türkischen Namen hat. Dass eigentlich Sie hier identitätspolitisch argumentieren, fällt Ihnen auf? Und was die neurechte Modevokabel "islamogauchistisch" angeht, würde ich nahelegen, über das historische Vorbild nachzudenken (so viel zum Schulterschluss mit der Reaktion)...

        • @O.F.:

          Nun ja, Er hat ja recht. Es ist völlig verquerr das Linke die Bennennung von zutiefst patriachalen und gewalttätigen Zuständen als rechtspopulistisch beschreiben.

          Und ich vermute auch, dass Sie das Buch nicht gelesen haben und die Vorwürfe selber auch überprüft haben. Ich habe mir gestern Abend diese Mühe gemacht. Und da wurde m.E. heftig oberflächlich gearbeitet und sogar Inhalte falsch wiedergegeben.

          Vieles hier ist daher nur Nachplappern von selbst nicht mal im Ansatz gelesenen und sich Triggern lassen von Buzzwörtern. Das ist kein Schulterschluss, dass ist Stammtisch

  • "... und die sozialen Realitäten der Betroffenen kaum berücksichtigt werden."

    Welche sozialen Realitäten sollen das sein, die im Deutschland des Jahres 2025 die Grundlage dafür sind, dass Mädchen zu Hause eingesperrt und zwangsverheiratet (demzufolge in der Ehe vergewaltigt) werden? Das klingt für mich so, als sollten diese "sozialen Realitäten" die (ich nenne sie) Täter der Verantwortung für ihr Handeln entheben.

  • Ob denn die Applaudierer von der AgD auch bereit wären, Bildungsprojekte für MigrantInnen zu fördern? Darin wird sich Balci von denen wohl unterscheiden.

    • @aujau:

      Bildungsprojekte braucht es nicht speziell für Migranten. Bildungsprojekte braucht es für alle Kinder, die im Elternhaus zu wenig Kompetenzen erlangen, um mit einigermaßen gleich guten Chancen an der Schule zu starten (Wortschatz, Stift halten, Konzentrationsfähigkeit).

      • @Dr. McSchreck:

        Das ist wohl wahr. Allerdings gibt es in Neukölln einen Gesprächskreis für Väter aus Migrantenfamilien, das hat in meinen Augen auch eine Komponente mit Zugang zu weiteren Themen und Informationen. Schon Herr Sarrazin hat solche Projekte wohl nicht so gefördert und die AgD wird das auch nicht tun.

  • "Das Problem: Die Pauschalisierungen." - Das ist natürlich korrekt. Pauschalisieren ist oft unfair und genauso oft falsch. Das Gegenargument "Nicht jede arabische Familie ist patriarchal" ist aber genauso problematisch, denn für jede Regel wird man ein paar Ausnahmen finden. Wenn die Regel trotzdem mehrheitlich die Regel ist, dann ist das Ganze trotzdem massiv gesamtgesellschaftlich relevant. Bei patriarchal regierten arabischen Familien würde ich sagen: Ja, die sind in Deutschland leider eher die Regel als die Ausnahme.

  • „ So wie Balcis Warnungen vor der „Islamisierungswelle“, bei der Fehlverhalten fast ausschließlich kulturell-religiös erklärt wird und die sozialen Realitäten der Betroffenen kaum berücksichtigt werden.“

    In diesen sozialen Realitäten leben aber auch andere Migrantengruppen, oder?

    • @Suryo:

      Ich habe meiner Frau und meiner chinesischen Schwägerin mitgegeben alle Migrationsdebatten in Deutschland einfach zu ignorieren. Da geht es im Prinzip immer nur um Muslime und Afrikaner und deren ganz spezifischen Probleme. Die Deutschen dürfen das nur nicht offen sagen weswegen die Probleme auch nie gelöst werden werden.

      • @Šarru-kīnu:

        "Die Deutschen dürfen das nur nicht offen sagen"

        Wiederholen Sie bitte nicht wieder und wieder rechte Erzählungen von der ach so eingeschränkten Meinungsfreiheit im Land.



        Noch einmal: Sie können alles sagen, müssen aber mit Widerspruch rechnen. Genau wie Frau Balci.

        • @Klabauta:

          Ich bin kein Deutscher. Wirklich jede Nichtkartoffel weiß um die vielen Tabus in den hiesigen Debatten. Leider könnten viele der Migrationsprobleme nur ohne die Schere im eigenen Kopf gelöst werden.

          • @Šarru-kīnu:

            Als Kartoffel sage ich Ihnen: Es ist mir vollkommen gleichgültig, ob Sie Deutscher sind oder nicht. Wenn Sie rechte Narrative bedienen, bekommen Sie Widerspruch von mir.



            Ich kann Ihrer Frau nur gratulieren, wenn sie noch nicht rassistisch benachteiligt oder beleidigt wurde. Ihr Rat, alle Migrationsdebatten zu ignorieren - weil: sie sei ja nicht gemeint - könnte sich allerdings rächen. In Echtzeit können wir das gerade in Trump-USA verfolgen. Sicher kennen Sie auch das Niemöller-Zitat.



            Das möchte ich weder Ihnen noch Ihrer Frau noch Ihrer Schwägerin wünschen.

      • @Šarru-kīnu:

        Wieso Afrikaner? Ich habe viel mit Afrikanern zu tun - ich erlebe dort ein immenses Bewusstsein dafür, wie wichtig Bildung für die Kinder ist und sie sind dabei eher überstreng als lasch. Also genau das Gegenteil von dem, was anscheinend für andere Communities gilt, die angeblich nie etwas dafür können (sondern an den "sozialen Realitäten" scheitern)

        • @Dr. McSchreck:

          Statistik. Ganz davon abgesehen kommen die zahlenmäßig größten afrikanischen Communities eben aus Marokko, Ägypten und anderen nordafrikanischen Ländern. Die gehören eigentlich ebenfalls zur erstgenannten Problemgruppe.



          Muslimischen Eltern wäre mit der klaren Message, dass die Art und Weise ihrer Erziehung besonders bei Jungen diese regelmäßig im deutschen weiblich dominierten Bildungssystem scheitern lassen wird, wesentlich mehr geholfen, als mit der aktuellen rhetorischen Akrobatik offensichtlichste Probleme wegzudefinieren.

        • @Dr. McSchreck:

          Exakt das ist auch mein Eindruck. Die Kinder afrikanischer Migranten, die ich kenne, sprechen ausnahmslos alle korrektes und akzentfreies Deutsch und sind recht gut in der Schule.

  • Offensichtlich habe ich es nur mit Migranten zu tun, die in einer "Blase von aufgeklärten Muslimen" leben. Ich traf und treffe ständig auf Kollegen, männliche und weibliche, die gute Schulabschlüsse vorweisen, qualifizierten Tätigkeiten nachgehen und die Moschee genauso oft besuchen, wie ich selbst, nämlich nur zu irgendwelchen besonderen Anlässen. Und ich treffe auf marokkanische Kolleginnen, die mir nicht nur die Hand zur Begrüßung geben, sondern mir ihre Wange zum Kuss hinhalten.



    Die von Frau Balci beschriebenen Personen gibt es sicher auch - aber leider fehlen die Zahlen, um mir ein Bild über diesen Teil der Gesellschaft zu machen.

    • @Il_Leopardo:

      Genau diese Freunde und Kollegen brauchen solche Texte und Aufmerksamkeit. Sie werden in ihren Familien und Gemeinden geschnitten und ständig bedrängt. Der soziale Druck kann hier unerträglich werden.

      • @Dromedar:In:

        Nein, das brauchen sie nicht. Was sie brauchen ist eine Öffentlichkeit für ihre Erzählungen über ihre Erfahrungen in der deutschen Mehrheitsgesellschaft und ihrer Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Kultur. Erzählungen die verdeutlichen das die Mehrheit der Muslime keine Probleme verursacht und ihren Beitrag zur Gesellschaft leistet. Es wird nur negatives verbreitet. Wollen sie im Ausland oder von Migranten als Rassist und Nazi beschimpft werden nur weil einige die AfD wählen? Da würden sie auch auf ein differenziertes Bild bestehen. Das alle liberale Muslime von ihren Familien und Gemeinden geschnitten werden, ist eine haltlose Behauptung und Resultat einseitiger Erzählungen. Sicherlich wird auch das vorkommen. Wie bei allen Menschen gibt es auch unter Muslimen solche und solche. Es gibt genügend postmigrantische Literatur die einem einen Einblick verschaffen oder lernen sie die Menschen kennen und unterhalten sie sich mit ihnen darüber.

        • @Andreas J:

          Sie sprechen mir aus der Seele. Das mit "der Blase" hatte ich ironisch gemeint. Natürlich lebt die Mehrheit der Muslime hier ein ganz normales Leben - genau wie die Mehrheit der Deutschen. Und wenn hier halt beispielsweise "auffällige" Männer aus Afghanistan leben, einem Land, in dem die Menschen durch jahrzehntelange Kriege psychisch und sozial angeschlagen sind, dann muss man sich ihrer halt annehmen und kümmern. Verurteilen und abschieben bedeutet, es sich sehr einfach machen.

    • @Il_Leopardo:

      Das ist sehr schön und freut mich für Sie und ihr Umfeld. Aber ja, Sie leben in einer Blase.

    • @Il_Leopardo:

      Je nachdem wo Sie leben, können Sie die leicht antreffen. Nach den Silvesterkrawllen 2023 auf 24 in Berlin (kurz nach dem 7. Oktober) gab es eine sehr lange Geschichte im Spiegel über ein Viertel in Neukölln - das Tätigkeitsgebiet von Frau Balci - wo exakt das beschrieben wurde, wie Sie nicht kennen. Leute, die sich in einer Parallelgesellschaft eingerichtet haben, Kriminalität normal finden, Ausreden suchen (wenn ich reich geboren wäre, wäre ich nicht so) und keinen Plan haben, wie sie ihr Leben auf die Reihe bekommen sollen, sondern nur herumlungern und dann natürlich Unsinn machen, zumal man damit auch kein Geld verdient (jedenfalls nicht legal).

      Eine Integrationsbeauftragte kann dazu beitragen, dass diese Probleme gesehen werden, dass man solchen Jugendlichen Angebote macht - sie kann aber nicht dafür sorgen, dass sie diese annehmen. Wenn andere den Jugendlichen etwas anderes anbieten, das die Integration eher hindert, dann ist es Aufgabe einer Integrationsbeauftragten, dies zu benennen, damit dieses Problem gelöst wird.

  • Güner Balci hat nicht genügend differenziert, lautet Ihr Vorwurf zusammengefasst, Frau Schröder.



    Gibt es zu ihrem Buch und seinem Inhalt sonst nichts zu sagen? Existieren die Probleme und Risiken von denen sie spricht also gar nicht?

    Frau Balci spricht immerhin aus unmittelbarer persönlicher und professioneller Erfahrung. (Kind von Migranten, aufgewachsen im Rollbergkiez/Neukölln, Sozialarbeiterin, Migrationsbeauftragte). Damit muss nicht automatisch alles stimmen, was sie sagt, aber zumindest kriegt sie einen gehörigen Vorschuss an Glaubwürdigkeit.

    Sie wissen es offensichtlich besser als Frau Balci. Woher kommt Ihre Expertise? Auch aus dem Alltag in Neukölln oder unserer linken Bubble und Seminaren an der Uni?

    Ich hätte es gut gefunden, Sie hätten sich auch inhaltlich mit dem Buch und den beschriebenen Problemen beschäftigt und hätten weniger reflexhaft reagiert.

    • @C. Avestruz:

      Vielleicht ist ein sehr gut passender Artikel über den betreffenden Kiez aus dem Spiegel - wo viele der Jugendlichen selbst zu Wort kamen - frei online verfügbar. Er wurde nach den Silvesterkrawallen 2023 geschrieben.

  • "Wer Thesen von Sarrazin zustimmt, muss damit rechnen, von den Rechten gefeiert zu werden." Und dann verweigern wir jedes Gespräch über die damit verbundenen Themen? Dann ignorieren wir jedes mögliche Problem und relativieren es als "zu oberflächlich" und "nicht faktenbasiert"? Ich bin nicht blind wenn ich in Berlin unterwegs bin. Sand in den Kopf stecken unterbindet den Zulauf zur AFD sicher nicht.

  • Es ist immer schwierig, wenn Weiße meinen, sie wüssten besser als Persons of Colour, wie es in deren Community zugeht.

    • @rero:

      Sie unterscheiden die Meinung von Personen nach ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Das istnicht akzeptabel. Wenn PoC eine andere Meinung haben sollten, dürfen sie diese andere Meinung gerne ebenfalls in einem Buch veröffentlichen. So wird ein Diskurs daraus.

    • @rero:

      Genauso schwierig ist es zu beurteilen, wie ausgewogen sie sich über ihre Community in einer weißen, zur Zeit rassistisch aufgeladenen Mehrheitsgesellschaft, der sie ihr Buch verkaufen will, äußert. Wenn die AfD applaudiert wird es wohl kaum ausgewogen sein. Natürlich gibt es negative Seiten, aber ich kenne sehr viele Muslime die diesem Bild nicht entsprechen. Der Begriffe Islamisierungswelle und Heimatland sollen wohl eher die Auflage nach oben treiben. "Deutschland schafft sich ab" ist mit antiislamischen Inhalten Beststeller geworden. Differenzierung und Ausgewogenheit ist in der aufgeladenen, rassistischen Stimmung im Land mehr als nötig

      • @Andreas J:

        Sie wollen die AfD als Maßstab nehmen, um zu beurteilen, ob eine Person of Colour ihre Community richtig beurteilt?

        Und weil Sie so viele andere Muslime kennen, muss Frau Balci falsch liegen?

        Nicht Ihr Ernst, oder?

        Herzlich Willkommen im White Savourism.

        • @rero:

          Ich sage nicht das sie falsch liegt. Lesen sie meine Antwort an Dr. McSchreck, weiter unten.

      • @Andreas J:

        „Differenzierung und Ausgewogenheit“ - ja, sehr gerne, aber bitte dann in beide Richtungen.



        Wenn man nichts mehr sagt, weil die AfD gfs. zustimmen könnte, macht man so gar nichts besser.



        Und ihr mehr oder weniger zu unterstellen, dass sie nur ihr Buch verkaufen will, und sich deswegen weniger ausgewogen äußert, finde ich einfach nur grenzwertig.

        • @kiwitt:

          Und ich finde es grenzwertig eine unvollständige Erzählung in diesem rassistischen und antimuslimischen Klima in die Welt zu setzen.

          • @Andreas J:

            Was meinen Sie denn mit unvollständig? Hätte Sie in ihrem Buch, in dem sie scheinbar über ihre persönlichen Erfahrungen spricht, Erzählungen von Personen aufnehmen sollen, die erklären, dass das doch alles gar nicht so ist?



            Verlangen Sie das auch von anderen Autoren? Bsp.: von Migranten, die über ihre schreckliche Fluchtgeschichte berichten? Müssten die dann nicht auch sagen, dass das ja aber nicht immer so schlimm ist?

      • @Andreas J:

        Das Buch ist doch nur ein Nebenbereich - hauptsächlich ist sie Integrationsbeauftragte. Diese Position würde sie gefährden, wenn es ihr nur um Auflage ginge. Wieso muss man immer das Schlimmste unterstellen.

        Frau Heisig hat als Richterin auch gut verdient, ein Buch brauchte sie nicht - und 20 Jahre später scheint sich manches nicht geändert zu haben. Wobei in Frau Heisigs Buch genau die gleichen Widerstände der gleiche Leute geschildert werden, die auch heute wieder die Überbringerin der schlechten Nachrichten angreifen.

        • @Dr. McSchreck:

          Zur Ausgewogenheit gehören auch positive Erzählungen. Die fehlen in diesem Land komplett. Die meisten Muslime die hier leben, leisten wie alle anderen ihren Beitrag zur Gesellschaft . Schon eine Bemerkung wie "der Islam gehört zu Deutschland" löst laute Empörung aus. Bei Übergriffen auf sie, werden rassistische Motive oft ausgeschlossen. Im Fall des NSU wurde sogar dafür das Narrativ krimineller Clans aktiviert die sich gegenseitig umbringen um ein rassistisches Motiv auszuschließen. Mit dem Begriff Dönermorde wurden die Opfer verhöhnt. Man hört nicht positives über Muslime in diesem Land. Das stärkt nur die Rechte und die Islamisten. Liberale Muslime die die Mehrheit bilden, werden so geschwächt. Ihre Geschichten fehlen, sie werden ignoriert. Ohne Wertschätzung funktioniert kein gleichberechtigtes Zusammenleben. Kritik braucht einen konkreten Adressaten und keine Verallgemeinerungen. Ich unterstelle Frau Heisig nicht, dass sie die Unwahrheit schreibt. Ich habe das Buch nicht gelesen. Aber wenn Konservative und Rechte voll des Lobes sind, wird ihre Erzählung mit Sicherheit unvollständig sein.

          • @Andreas J:

            Auch interessant… Wer ist denn für sie Muslim? Lesen Sie alle arabisch/ türkisch aussehenden Menschen als Muslime, wenn sie sich mehr positive Erzählungen über Muslime Wünschen oder meinen Sie wirklich gläubige Muslime? Ich persönlich würde ja anders Worden und mehr positive Erzählungen von und über BI-POC sehen wollen, weil das auch Jesiden, arabische Christen, Ex-Muslime und Konvertiten, Atheisten etc. einschließt und ich ehrlich gesagt keine positive Bewerbung von einer spezifischen Religion für sinnvoll halte. Auch deutsche Konversionsstorys würden ja sonst unter ihre „positive Erzählungen über Muslime“-Kategorie fallen und irgendwie erscheint mir das als wenig am eigentlichen Thema. Aber gut, nur meine Meinung.

          • @Andreas J:

            Es stimmt doch einfach nicht, dass sie positiven Beispiele nicht erwähnt werden. Es gibt inzwischen mehr Top-Abiturienten, Top-Wissenschaftler und schon lange sehr viele Top-Sportler, die Ausländer sind oder jedenfalls ihre Eltern waren es. Niemand bestreitet ernsthaft, dass die Mehrheit der Migranten eine Bereichung für dieses Land ist.

            Trotzdem wird immer wieder so getan, als wäre das Nennen der Probleme gegen Migration insgesamt gerichtet.

            • @Dr. McSchreck:

              Das Thema war der Islam. Sie weichen aus in dem sie auf einmal allgemein über Migranten schreiben. Viele Muslime sind mittlerweile auch hier geboren und keine Migranten, sondern Deutsche. Das ganze ist schon komplexer.

              • @Andreas J:

                Die Chefs von Biontec sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Muslime, Frau Balci ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Muslimin - oder wird für eine solche gehalten, in NRW ist eine Spitzenpolitikerin namens Serap Güler erfolgreiche CDU-Politikerin, viele Sportler sind Muslime - ohne dass es überhaupt Thema wäre.

                Es geht nicht um Ausländer, nicht um Nachkommen von Ausländern, nicht generell um Muslime - sondern um einen kleinen Teil der Muslime, der sich klar abschottet und immer wieder negativ auffällt. Diesen beschreibt Frau Balci - und nach weiter oben zu lesenden Kommentaren ganz klar mit Betonung auf "ein Teil" - was ihr jetzt verdreht wird, als würde sie pauschalisieren.

          • @Andreas J:

            Danke!

  • Nein Frau Schröder, es sind die andauernden Relativierungen wie Ihre, die es der Rechten leicht machen. Es ist der Unwille sich mit bestehenden Problemen zu beschäftigen und jede Kritik an Verhältnissen migrantischer Gruppen mit dem Totschlagargument abzuwehren man bediene damit rechte Narrative. Hätte man die Probleme früher angesprochen und aktiv gegengesteuert, dann hätten die Populisten gar nicht erst sich zu den erschreckenden Höhen aufschwingen können die wir heute sehen. Wenn man seine Standpunkte nur danach ausrichtet, wer was sagt statt an Inhalten, so wie Sie es tun, wenn Sie als Argument gegen Frau Balci heranziehen, dass die AfD ihr gratuliert hat zur Wahl aber Grüne und Linke nicht, dann wird man die Probleme nicht lösen können. Und das wir Probleme mit einem zunehmenden Islamismus haben, hat sich spätestens seit dem 7. Oktober für jeden sichtbar auf unseren Straßen manifestiert. Aber auf diesem Auge ist die Linke traditionell blind. Ich bedaure das sehr, denn es ist ein weiterer Baustein, der es den rechten Populisten der AfD sehr einfach macht.

    • @Fran Zose:

      Ich schließe mich Ihrer Antwort an.

      Die "Ja, Aber"-Argumentation der Autorin ist schlichtweg schwierig. Probleme sollen also benannt werden (was man in der Vergangenheit ja tunlichst vermieden hat), nur dann müssen diese so stark relativiert werden, dass es auf keinem Fall ins falsche Weltbild passt.

      Im Zweifel lieber keine Fakten erheben oder benennen, damit diese auf keinen Fall "falsch" genutzt werden könnten.