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Schäden durch SilvesterböllerSchluss mit der privaten Knallerei

Anja Krüger

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Anja Krüger

In den Niederlanden wird unkontrolliertes individuelles Böllern 2026 verboten. Diesen Weg sollte Deutschland auch gehen.

Ausgeböllert: Ab 2026 ist privates Feuerwerk in den Niederlanden verboten Foto: Stefan Boness/Ipon

T he same procedure as every year: Kinder und Erwachsene werden erheblich oder gar tödlich verletzt, Menschen mit Kriegstraumata erleben schreckliche Momente, Tiere leiden unter dem Lärm, schädliche Feinstaubwerte schnellen in die Höhe, Straßen sind mit Müll übersät, Autos gehen in Flammen auf – es ist stets das Gleiche um die Jahreswende. Knaller, Leuchtkörper und andere Pyrotechnik richten Schäden an. Und ebenso wiederholen sich die Forderungen nach einem Böllerverbot. Nur: Im Gegensatz zu anderen Ländern passiert hier nichts. Wenn Menschen, Tiere und Umwelt Schaden nehmen, muss das schwerer wiegen, als das Vergnügen Weniger und die Interessen der Pyrobranche. Das sieht Umfragen zufolge auch eine Mehrheit der Bür­ge­r:in­nen so.

In den Niederlanden wird in diesem Jahr zum letzten Mal individuelles Böllern erlaubt sein. Ab 2026 ist privates Feuerwerk dort verboten. Dabei wird in den Niederlanden im europäischen Vergleich bislang pro Kopf am meisten gezündelt. Künftig dürfen dort nur Knallerbsen und andere Kracher der schwächsten Kategorie verwendet werden. Wenn sie wollen, können Kommunen in den Niederlanden spezielle Zonen zulassen, in denen Privatleute böllern dürfen. Die Gemeinden werden also genau kontrollieren können, wer was wann wo abbrennt. Wer den Krach meiden will, wird das können.

Das ist ein guter Kompromiss. Es ist nicht verwerflich, es am Ende des Jahres knallen zu lassen. Es ist nicht okay, andere bewusst erschrecken oder ihnen schaden zu wollen. Und das Erschrecken macht bei etlichen Böller-Freund:innen einen großen Teil des Spaßes aus, wie an den letzten Tagen des Jahres zu beobachten ist. Der deutsche Weg, nur in speziell ausgewiesenen Gebieten das Knallen zu verbieten, hilft nicht weiter. Der niederländische Weg ist richtig.

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Die Alternative sind öffentliche Feuerwerke, wie sie anderswo längst selbstverständlich sind. Sie sind nicht nur sicherer und umweltfreundlicher – sie sind für Kommunen auch eine Chance, den Gemeinsinn und damit die Demokratie zu stärken.

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Anja Krüger
Parlamentskorrespondentin
Schwerpunkte Wirtschaft- und Energiepolitik
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