piwik no script img

BundestagswahlSollten wir strategisch wählen?

Lotte Laloire
Kommentar von Lotte Laloire

Die Linke ist im Aufwind. Dennoch erwägen manche, eine Partei mit höheren Erfolgsaussichten zu wählen. Woher das kommt und wohin es führt.

Sind zuversichtlich, in den Bundestag einzuziehen: Jan van Aken, Ines Schwerdtner und Heidi Reichinnek von der Linken Foto: Stefan Boness/Ipon

Z wischen Rauchschwaden und Resignation zirkulieren durch linke Kneipen zurzeit zwei Ideen: Angesichts der düsteren Aussichten setzen manche schon aufs Preppen. Gemeint ist damit nicht, Konserven und Waffen für einen Tag X zu horten, wie es Neonazis tun, sondern sich selbst zu organisieren: Wie schützen wir uns vor Hochwasser, wenn der Staat es nicht tut, wie führen wir Schwangerschaftsabbrüche durch, wenn der Staat diese verbietet, und so weiter. Dem Ansatz lässt sich durchaus etwas abgewinnen. Auf das Schlimmste vorbereitet zu sein, kann nicht schaden. Es schließt keineswegs aus, im Hier und Jetzt noch etwas zu versuchen.

Die zweite Frage, die derzeit viele beschäftigt, lautet: Sollte man bei der Bundestagswahl am 23. Februar „strategisch wählen“? Diese schräge Idee geistert durch Köpfe von globalisierungskritischen Rent­ne­r:in­nen genauso wie von israelsolidarischen Gewerkschafter:innen. Leute, die seit Jahren gute Gründe nennen, warum sie Die Linke wählen: weil es ist die einzige Partei sei, die sich für echte Umverteilung einsetze, die den Klimawandel sozialverträglich abschwächen wolle, die niemanden im Mittelmeer ersaufen ließe. Und so weiter.

Diese Linken verachten das bürgerliche Bündnis 90/Die Grünen, das Dörfer wie Lützerath für den Kohleabbau zerstört, mit autoritären Machthabern wie in Katar verhandelt und das mit seiner Zustimmung zum Gemeinsamen Europäischen Asylsystem (GEAS) auch den letzten Rest Menschlichkeit zugunsten des Machterhalts geopfert hat.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Sie schimpfen über das von der SPD durchgedrückte Sondervermögen fürs Militär – 100 Milliarden Euro –, die in ihren Augen besser für Soziales, Frauen, Bildung, Klima oder Kultur ausgegeben worden wären. Sie sind sauer, dass die Ampel weder eine ordentliche Kindergrundsicherung hinbekommen noch Paragraf 218 abgeschafft hat. Die Liste ließe sich fortsetzen. Und ausgerechnet von diesen Leuten erwägen nun manche, die Grünen oder die SPD, also ebenjene an der katastrophalen Ampelregierung beteiligten Parteien, zu wählen.

Politisch ist das schwer nachzuvollziehen. Psychologisch könnte man von kognitiver Dissonanz sprechen. Erklären ließe sich der Widerspruch vielleicht mit der Sehnsucht dieses gebildeten Milieus, auf keinen Fall naiv, sondern pragmatisch zu wirken. Eine andere Motivation könnte der Glaube sein, eine Niederlage besser zu verkraften, je früher man beginnt, sie zu akzeptieren.

SPD und Grüne sind zu einer Koalition unter Merz bereit

Fragt man die Leute selbst, begründen sie ihre fixe Idee oft damit, etwas gegen den „Rechtsruck“ tun zu wollen. Sie meinen, um ein Gegengewicht zu CDU und AfD bilden zu können, müssten SPD und Grüne möglichst viele Sitze bekommen. Dabei sind diese beiden Parteien doch zu einer Koalition unter Merz bereit! Ob der Juniorpartner ein paar Sitze mehr oder weniger hat, wird da keinen großen Unterschied machen. Zudem haben Grüne und SPD in der Ampel nicht einmal gegenüber der kleineren FDP mit Durchsetzungsfähigkeit geglänzt.

Wirksamer gegen rechte Politik wäre eine linke Kraft, die SPD und Grüne an die guten Punkte aus ihren Wahlprogrammen erinnert – etwa den Mindestlohn von 15 Euro, Pflegegeld und Steuererleichterungen für Alleinerziehende. Damit solche Forderungen umgesetzt werden, braucht es Druck von links. Grüne und SPD müssen davon abgehalten werden, sich weiter rechten Diskursen zu unterwerfen, so wie der Kanzlerkandidat der Grünen Robert Habeck es tut, wenn er vorschlägt, Syrer auszuweisen.

Grüne und SPD müssen davon abgehalten werden, sich weiter rechten Diskursen zu unterwerfen

Ganz unabhängig von Inhalten: „Strategisch“ zu wählen ist auch deshalb unklug, weil der Bundestag den tatsächlichen Willen der Wählenden widerspiegeln sollte. Sonst ist bald gar niemand mehr zufrieden und die Demokratie wird immer unbeliebter. Gerade in Zeiten einer erstarkenden extremen Rechten braucht ein Parlament eine demokratische Opposition.

Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass es bei der Linkspartei Probleme gibt. Während sie im Wahlkampf geschlossen auftritt und Soziales in den Mittelpunkt stellt, täuscht das nicht über die vielen ungelösten Konflikte hinweg. Zu lange duldete die Partei in ihren Reihen Anti-Israel-Aktivisten wie Ramsis Kilani, der das Massaker vom 7. Oktober verteidigte.

Politischer Richtungsstreit ist auch nach dem Weggang von Sahra Wagenknecht mitnichten verschwunden. Die Linke, die besonders häufig wegen ihrer Haltung in der Außenpolitik abgelehnt wird, hat keine Lösung für die Kriege in dieser Welt. Aber die hat auch keine der anderen Parteien! Einige Linkseingstellte wählen die Partei nicht (mehr), weil sie Waffenlieferungen, auch an die Ukraine, kritisch sieht. Dabei gilt zu bedenken: Das von Putin überfallene Land würde keine Patrone weniger kriegen, wenn Die Linke weiterhin im Bundestag säße.

Sehr wohl aber würde die Welt weiterhin erfahren, wie viele Patronen und Waffen deutsche Neonazis horten. Denn diese Art von Kleinen Anfragen stellt die Linkspartei. Je stärker die extreme Rechte wird, desto wichtiger wird dieses Wissen. An­ti­fa­schis­t:in­nen schätzen, unabhängig von der eigenen Parteipräferenz, die Arbeit von linken Abgeordneten wie Martina Renner oder Clara Bünger.

Wie wichtig eine linke Opposition ist, zeigen auch Beispiele aus anderen Politikfeldern: Es war der Linkenchef Jan van Aken, der im Interesse der gesamten Öffentlichkeit die Geheim-Dokumente zum Transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP geleaked hat. Und nicht zuletzt ist es die Rosa-Luxemburg-Stiftung der Linkspartei, die politische Bildung fördert, von der das gesamte progressive Lager profitiert.

Sorge, dass die Stimme verloren ist

Trotzdem ist in der aktuellen Debatte zur Bundestagswahl die Sorge zu hören, Stimmen an die Linke könnten verschenkt sein, da diese vielleicht gar nicht in den Bundestag komme. Was auf Anhieb logisch klingt, ergibt näher betrachtet keinen Sinn: Wenn die Leute deshalb eine andere Partei wählen, hat diese nur eine Stimme mehr. Wenn Die Linke aber wegen dieser einen fehlenden Stimme nicht einzieht, gehen Millionen Stimmen verloren.

Ja, es wird knapp, aber es gibt eine echte Chance, dass Die Linke es schafft. Entweder, weil sie genug Zweitstimmen erhält, wonach es in Umfragen teils aussieht, oder durch Direktmandate. Gute Chancen hierauf haben nicht alle alten Herren der Mission Silberlocke, sondern am ehesten Gregor Gysi in Berlin und Bodo Ramelow in Erfurt und Weimar sowie darüber hinaus Sören Pellmann in Leipzig.

Die Linke ist im Aufwind, seit Mittwoch treten täglich 1000 neue Mitglieder ein. Auch der Bundesparteitag hat Zuversicht ausgestrahlt. Und nach der kämpferischen Rede der Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek im Bundestag erwägen nun sogar einige An­hän­ge­r:in­nen von Grünen und SPD, ihr Kreuz bei der Linken zu setzen. Die Partei könnte den Einzug in den Bundestag also schaffen. Vor allem, wenn ihre An­hän­ge­r:in­nen sie auch wählen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Lotte Laloire
Lotte Laloire ist Mitte 30 und immer noch links. Sie arbeitet seit 10 Jahren als Journalistin - für Medien wie taz, nd (Neues Deutschland), Tagesspiegel, Frankfurter Rundschau, Jungle World, Brigitte oder Deutschlandfunk.
Mehr zum Thema

57 Kommentare

 / 
  • Also mein „strategisch wählen“ besteht darin wie eh und je seit nun knapp über dreißig Jahren mein Kreuzchen bei den Grünen zu machen, die kommen wenigstens safe über fünf Prozent und persönlich könnte ich es nicht verschmerzen meine Stimme darunter zu vers(ch)enken…

    Aber ich habe zugegebenermaßen nichts dagegen wenn Strategiewähler*innen die Linke, BSW und FDP über fünf Prozent wählen, da dann bei bestehender Brandmauer wieder eine Dreierkoalition notwendig sein wird: Meine Befürchtung ist nämlich dass sich die SPD in einer „Großen“ Koalition zu sehr von der Union über den Tisch ziehen lässt, was Bürger*innenrechte betrifft ist mir da eine Jamaika-, Kenia-, ja sogar ne Deutschland-Koalition noch lieber.

  • Was am Wahlergebnis nicht passt - wird von den Abgeordneten im Parlament passend gemacht.



    Die von uns legitimierten Abgeordneten wählen einen Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin.



    Dann folgt die Ernennung der Minister:innen- und wie MACHTvoll z. B. das Finanzministeramt ist, wissen wir ja nun, spätestens seit Chrisi auch....

  • Bei aller Strategie gibts noch einen IMO recht humorigen Aspekt, der dafür spricht, die Linke zu wählen: Die Möglichkeit nämlich, dass die Linke im nächsten BT ist, und das BSW nicht.



    Ich will nicht sagen, dass ich in so einem Fall vor Lachen meinen Kaffee auf die Tastatur spucken würde, aber ein breites Grinsen wär schon wahrscheinlich ...

  • Und noch ein Grund, strategisch zu wählen, aber diesmal die Linken: SPD und Grüne - selbst wenn man ihnen ihre Ampel-Fehler nachsieht - scheinen trotz Merz-Skandal ja nicht mehr so richtig „in die Puschen“ zu kommen - ich jedenfalls glaube nicht mehr an eine Trendwende bis zum 23. Februar.



    Dafür tut sich derzeit auf den „unteren Rängen“ einiges. Daumen runter fürs BSW (für deren Ranschleimen an die Rechten), Daumen rauf für die Linken - auch das kann eine Motivation sein.

  • Wahrlich, wer im kommenden 21. Deutschen Bundestag Argumente, Forderungen und Gesetzentwürfe jenseits rechts der Mitte garantiert hören oder lesen möchte, dem bleibt, nach den allseits bekannten sozialen Ausfällen von Grünen und SPD der vergangenen Jahrzehnte, auch zukünftig, weil wohl eine der beiden oder beide Parteien mit der Union koalieren und somit wieder ausfallen werden, strategisch nur noch Die Linke zur Auswahl.

  • Strategisch konnte man früher wählen durch splitten von Erst- und Zweitstimme.



    Jetzt muss man sich schon für eine Partei entscheiden, und wenn viele potentiellen Wähler einer Partei diese nicht wählen aus Angst, die Stimme wegen der 5-%-Hürde zu vergeuden, sorgen sie selbst in Form einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung erst dafür.

    Irgendwie lustig, daß mit der FDP der jahrzehntelange Hauptnutznießer von Zweitstimmenkampagnen diese Möglichkeit des taktischen Wählens faktisch abgeschafft hat.

  • Ein spannender Artikel, der gut zeigt, wie politische Entwicklungen direkt mit der Pressefreiheit verknüpft sind. Gerade in Wahlkampfzeiten wird immer deutlicher, wie sehr Medien unter Druck geraten – sei es durch gezielte Diffamierung, strategische Klagen oder Einschränkungen beim Zugang zu Informationen.

    Die Jahresbilanz der Pressefreiheit 2024 zeigt, dass solche Entwicklungen nicht nur punktuell auftreten, sondern Teil eines besorgniserregenden Trends sind. Einschüchterungsklagen gegen Journalist:innen, politische Einflussnahme auf die Medienlandschaft und wirtschaftlicher Druck auf unabhängige Berichterstattung nehmen europaweit zu. Wer sich für eine detaillierte Analyse interessiert, findet hier weitere Informationen: presseausweis-bean...essefreiheit-2024/

    Es wäre spannend, wenn die taz dieses Thema weiterverfolgt und untersucht, welche Mechanismen Journalist:innen konkret helfen können, sich gegen solche Entwicklungen zu wehren.

  • Wenn man es ernst meit mit der Eindämmung der nach rechtsradikal gekippten CDU/CSU-Politik, dann sollte man strategisch so wählen, dass die CDU/CSU keine Zweierkoalition bilden kann. Dazu müssten sowohl die Linke als auch das BSW in den Bundestag kommen. Die FDP wurde von der Parteiführung zum Steigbügelhalter von Merz gemacht und scheidet da leider aus.

  • Guter Kommentar, wobei allerdings die Meinungen zur Berechtigung von "Israelfeindschaft", auf Grund der Besatzungs-und Kriegspolitik des Landes, sowie den Waffenlieferungen zur Selbstverteidigung der Ukraine auch innerhalb der Linken weit auseinandergehen und Sprengkraft besitzen.

  • Wer wirklich strategisch wählen will kann nur SPD oder Grüne wählen - je nachdem ob ihm 15 Euro Mindestlohn oder die Erhaltung des Heizungsgesetz samt Windausbau mehr am Herzen liegen.



    Aus Strategie Die Linke zu wählen macht gleich zweifach keinen Sinn.



    Erstens liegt R2G außerhalb jeder realistischen Möglichkeit, die kommen zusammen aktuell auf 35% Prozent.



    Zweitens ist jede Stimme für die Linke eine weniger für rot oder grün - was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es, vor allem in Kombination mit dem Einzug der Linken, nicht für eine Zweierkoalition schwarz-rot oder schwarz-grün reicht.



    Allein aus Stabilitätsgründen sollte man eine Zweierkoalition in diesen Zeiten (auch mit den frischen Erfahrungen aus der Ampel) bevorzugen.



    Merz ist nicht Günther - Kenia unter Merz ist nicht vorstellbar.



    So ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass wer strategisch Die Linke wählt am Ende schwarz-blau bekommt, weil es nicht für schwarz-rot oder schwarz-grün reicht...

    • @Farang:

      Das Merz sich freiwillig ein rot-grünes Joch antut glaube ich nicht.



      Kenia auf Bundesebene würde wohl nur weiter das Land lähmen mangels Beschlüssen und endlosen Streitereien.



      Bevor Kenia kommt gibt es hier Österreich 2.0 - schwarz blau aus Staatsräson ist spätestens seit letzter Woche kein ausgeschlossenes Hirngespinst mehr

    • @Farang:

      Schwarz-Blau ist ausgeschlossen. Das kann man der CDU glauben. Und es gab noch nie so viele Gründe, aus rein strategischen Gründen die Linke oder das BSW zu wählen (je nach Geschmack). Denn es macht einen sehr großen Unterschied, ob die CDU/CSU wie in Hessen SPD und Grüne gegeneinander ausspielen und kurz halten kann oder ob sie beide(!!) braucht zum Regieren! Fast schon eine paradoxe Situation, aber die Realität. Man kann wirklich auch als Nicht-Linker, dem Merz und Linnemann zu rechts sind, rein strategisch diesmal sinnvoll eine der beiden linken Parteien wählen!

    • @Farang:

      Wer wirklich strategisch wählen will kann nur SPD oder Grüne wählen - je nachdem ob ihm 15 Euro Mindestlohn oder die Erhaltung des Heizungsgesetz samt Windausbau mehr am Herzen liegen.

      Öhm ... noch nie haben die Grünen in einer Regierung gegen Widerstand der Koalitionspartner etwas durchgesetzt. Es wird also kein GEG geben. Und selbstverständlich wird es mit Merz keinen Mindestlohn von 15€ geben.

  • "Zudem haben Grüne und SPD in der Ampel nicht einmal gegenüber der kleineren FDP mit Durchsetzungsfähigkeit geglänzt."

    Und mit was hat die Linke so über die letzten Jahre geglänzt? Außer mit internen Querelen und haltlosen Wahlverspechen und Putinversteherei? Vielleicht hält man ja die Partei für noch weniger kompetent und glaubwürdig als die gescheiterten Ampelparteien?







    "Die Linke, die besonders häufig wegen ihrer Haltung in der Außenpolitik abgelehnt wird, hat keine Lösung für die Kriege in dieser Welt. Aber die hat auch keine der anderen Parteien!"

    Und warum sind dann 90% der linken Wahlplakate mit diesem Thema bedruckt, wenn man denn keine Lösung hat? Und damit ist man schon wieder bei Punkt eins.

    "Psychologisch könnte man von kognitiver Dissonanz sprechen. Erklären ließe sich der Widerspruch vielleicht mit der Sehnsucht dieses gebildeten Milieus, auf keinen Fall naiv, sondern pragmatisch zu wirken"

    Achja? Vielleicht isses ja auch "kognitive Dissonanz" zu glauben, die Leute würden irgendwen wählen, weil sie irgendwie "wirken wollen". Wer weiß?

  • 》Zu lange duldete die Partei in ihren Reihen Anti-Israel-Aktivisten wieRamsis Kilani, der das Massaker vom 7. Oktober verteidigte《



    .



    Das Problem halte ich für noch nicht wirklich gelöst - die Linke zu wählen kann deswegen gegenwärtig nur ein Provisorium gegen den allgemeinen Rechtsruck sein.



    .



    Und zu taktisch Wählen: da, wo die Linke keine Chance auf ein Direktmandat hat, empfiehlt es sich m.E., die Erststimme an die SPD zu geben (vielleicht nicht unbedingt Hannover II) - da wird über Waffenlieferungen, Taurus, immerhin nachgedacht, sogar gelegentlich gezögert...

    • @ke1ner:

      Möglicherweise ist es das Agenda-Setting bzw. sind es die Parteien, die in dieser Hinsicht besonders erfolgreich sind - siehe aktuell AfD und Migrationspolitik - , die das Wahlverhalten entscheidend beeinflussen, nicht die objektiv wichtigen Themen.



      Nahostkonflikt und Ukrainekrieg sind momentan stark in den Hintergrund gerutscht, es sind keine ausgesprochenen Gewinnerthemen - Glück für die Linken, denn die Haltung zu Putin-Russland und die Positionierung zu Israel sind definitiv deren Achillesfersen (was ich übrigens selbst so sehe, DENNOCH werde ich die Linken diesmal mit ziemlicher Sicherheit wählen).



      Das Thema „soziale Gerechtigkeit“ hingegen spielt zwar ebenfalls kaum eine Rolle (andernfalls wäre es schlecht für Union und AfD), ist aber immerhin so bedeutend, dass es die Linke wahrscheinlich wenigstens über die 5%-Hürde hievt.



      Aber wie gesagt: hier geht es nicht um die richtigen Antworten, sondern um das geschickteste „product placement“ und dessen Rezeption durchs Wahlvolk.

  • Wenn ich darüber nachdenke aus strategischen Gründen die SPD zu wählen geht es ausschließlich um Schadensbegrenzung. Eine GroKo unter Merz wäre mir so schlimm sievauch ist immer noch lieber als Schwarz/Braun. Es ist halt einfach so das im Moment nichts großes zu holen ist. Wir haben zwischen richtig scheisse (schwarz/braun) und ein bißchen scheisse (GroKo) alles mist und man kann meinen Kommentar auch sicherlich zu recht kritisieren. Aber so richtig ein Patentrezept habe ich für die miese Situation im Moment auch nicht.

    • @Philipp DD:

      Bis auf die grundlose Angst vor schwarz/braun, teile ich Ihre Meinung.



      Was es halbwegs erträglich macht SPD zu wählen, mir geht es zumindest so, ist das Olaf Scholz klar gestellt hat, nur als Kanzler in einer Regierung mitzuwirken.



      Dann ist man wenigstens ihn los.

    • @Philipp DD:

      Da geht es mir genauso! Und wer meint das es nur auf Opposition ankommt: ein paar Errungenschaften der letzten Jahren sollten bleiben. Doppelpass, Canna-Entkriminalisierung, z.B. Und es ist zu hoffen dass die SPD auch bei Krankengeld, Mindestlohn und weiteren sozialen Themen wichtige Dinge verteidigen wird. Wenn die Linke weiterhin im Parlament tolle Reden schwingen kann, um so besser, aber gerade kommt es doch eher aufs Eingemachte an, als auf moralische Symbolpolitik.

  • Ich glaube, dass die Linke diesmal gute Chancen hat. Das Projekt Silberlockekönnte durchaus funktionieren. Promibonus wirkt bei der Erststimme. Viele wählen da doch einen, den sie aus den Medien kennen.



    Außerdem hat man letzte Woche auch ganz gut den Unterschied zwischen BSW und Linke im Personal gesehen. Da die alternde Möchtegern-Rosa Luxemburg Wagenknecht, dort die frische, kämpferische Reichinnek.



    Wenn ich mich so umhöre, wollen viele junge Wähler der Linken ihre Stimme geben. Wäre ich in dem Alter, würde ich das auch tun.

    Ansonsten zeigt der Kommentar natürlich, das ewige Dilemma aller linken Kräfte: statt zusammenzuhalten diffamieren sie sich gegenseitig. Historisch gesehen liegt da natürlich auch eine weitere Gefahr, gerade weil sich die Rechtskonservativen an die Rechtsextremen anbiedern, und es so wichtig wäre, ein Bündnis aus Mitte und Links dagegen zu setzen.

    • @Karla Columna:

      Sie haben da einen wichtigen Punkt. Merz hat mit seiner „Alles-oder-Nichts“-Strategie im Bundestag leider nicht nur der AfD zu weiterem Auftrieb verholfen (und seine Union blamiert), sondern auch dafür gesorgt, dass die Linke sich jetzt endlich inhaltlich klar gegen das BSW profilieren konnte. Personell sowieso, denn Frau Reichinnek wirkt deutlich frischer und kämpferischer als Wagenknecht.



      Danke dafür, Herr Merz! Es wird helfen, der Linken zumindest über die 5%-Hürde zu verhelfen.

  • Die Kohle unter Lützerath sollte ersetzt werden durch Kohle und Gas aus Russland. Darum hat Ekkehard Lützerath ja auch verkauft.



    Wer Klima- und Umweltschutz möchte sollte Öko wählen - also Grün. Besser als Fleischwolf ist das allemal.

  • "wie führen wir Schwangerschaftsabbrüche durch, wenn der Staat diese verbietet... Dem Ansatz lässt sich durchaus etwas abgewinnen."

    What?

    Erstmal: niemand will Schwangerschaftsabbrüche verbieten, die sind auch nicht verboten, sondern nur geregelt. Und sogar Herr Merz möchte daran rein gar nichts ändern.



    Unter anderem ist eine der drei Voraussetzungen für einen straffreien Abbruch, dass dieser von einem Arzt durchgeführt wird. Das könnte möglicherweise sicherer für die ungewollt Schwangere sein, als es irgendwie selbst zu tun.

    Aber nur zu, "dem Ansatz lässt sich durchaus etwas abgewinnen.".

    Strategisch wählen: so mancher fragt sich das auch bei der FDP. So erfüllen sich die Umfragen selbst: FDP bei 3%, Linke 4%: oh, dann wähl ich lieber schwarz oder grün.

    • @EIN MANN:

      Mal abgesehen davon, dass die Schwangerschafts-Abbruchsdebatte, die Sie da herausgreifen ziemlich Off-Topic ist., wer sagt denn, dass Schwangere das zukünftig dilettantisch selbst tun müssen? Sich links zu organisieren, heißt ja wohl auch, Expert:innen mit ins Boot zu holen. Oder denken Sie, es gibt keine Ärzt:innen, die sich links verorten?

      Zum Artikel:



      Super Artikel, ich habe mir die Frage auch gestellt und kam zum selben Schluss. Links wählen und wieder 5% knacken!

  • Nach 16 Jahren Kohl wählte ich strategisch, raus kam die Agenda 2010. Seitdem ist mir Strategie zu kompliziert.

  • Es braucht eine Linke im Parlament! Man sehe sich nur an, welche Macht die AfD über den Diskurs hat - ohne je regiert zu haben. Ohne Parlament ist es schwer, in den Medien stattzufinden.

    Wenn die Linke bei 4,9 landen sollte, wollt ihr euch doch nicht ärgern, dass sie an eurem „strategischen“ Grün/Rot-Wählen gescheitert ist! Wir sollten uns alle darauf einigen, strategisch die Linke zu wählen.

    • @Loulou-Cakes:

      "Wir sollten uns alle darauf einigen, strategisch die Linke zu wählen."



      Effektiv läuft das auf Schwächung von Rot und Grün hinaus. Schlussendlich haben wir dann drei schwache Parteien links der Mitte. Und das ist dann strategisch?

  • Strategisch wählen habe ich zweimal gemacht und obwohl der Plan aufging war ich dennoch enttäuscht! Daher werde ich das nie wieder machen.

    Jetzt mit den neuen Form des Wahlsystem im Bundestag bringt strategisch wählen finde ich gar nichts.

  • Ich habe zwar (noch) ein SPD-Parteibuch, aber mein Herz und meine Stimme haben dieses mal Heidi Reichinnek und Die Linke!

    • @Franquin:

      Bei Heidi Reichinnek geht einem das Herz auf. Klassiker im Bundestag schon jetzt "Auf die Barrikaden!"

  • Die Linke ist beim letzten Mal nur wegen der Grundmandatsklausel in den Bundestag eingezogen. 3 Direktmandate. Nun tritt Gesine Lötsch nicht mehr an (2021: 25,8% Erststimmen), das heißt, ihre Nachfolgerin Ines Schwerdtner muss sich ausgerechnet gegen Beatrix von Storch durchsetzen, die 2021 noch in Berlin-Mitte antrat.

    Das kann man als direkten, strategischen Angriff auf die Linke verstehen.

    Der Wähler kann sich da durchaus ausrechnen, ob seine Stimme, ganz woanders, etwas bringt, wenn die Linke dort nur 3,8% oder so bekommt.

    Andererseits sollten sich alle Wähler in Lichtenberg gut überlegen, ob sie ihre Stimmen verteilen und damit Steigbügelhalter der AgD werden.

    (Nicht, dass das BSW besser wäre.)

  • Eine Stimme für die Grünen kann immerhin eine schwarz-grüne Mehrheit ermöglichen, statt einer Koalition mit der SPD. Und die Kandidaten in Berlin sind nur wirklich nicht bürgerlich.

  • Ich frage mich bei solchen sprunghaften Wähler:innen immer, wie ernst sie es mit ihren Positionen wirklich meinen.

    Es braucht Die Linke schon alleine deswegen, damit die Grünen an ihre ökologische Ausrichtung erinnert werden, damit die SPD daran erinnert wird, dass sie mal eine 'Arbeiterpartei' war und sich für die vielen Malocher und Angestellen einsetzt.

    SPD und Grüne verkaufen ihre Ideale für die Macht/Regierung. Das mussten gerade viele junge Wähler:innen schmerzlich feststellen, insbesondere bei den Grünen. Sicher, auch die Linke hat definitiv ihre Probleme, aber durch den Weggang der Wagenknechte scheint mir ein nicht unwesentliches Problem zumindest vom Tisch zu sein.

  • Strategisch wählen ist immer dann falsch, wenn die Alternativpartei keine wirkliche Veränderung bringen würde. Union, SPD, Grüne, FDP und afd z.B. sind alle nicht wählbar, weil sie nicht die sog. "Schulden"-Bremse ganz abschaffen wollen. Dabei müsste das ganz oben auf der Agenda stehen, weil die Schuldenbremse auf Irrtümern beruht und die Ursache für gefühlt 90 % der Missstände ist. Das wird von immer mehr Ökonomen erkannt, z.B. Maurice Höfgen, Dirk Ehnts oder Philippa Sigl-Glöckner.

  • Schin die Verwendung des Begriffs Strategie in diesem Zusammenhang führt m.E. in die Irre. Was ist daran strategisch, sich als einzelner Mensch gegen seine Überzeugung zu verhalten?

  • Strategisch wählen, ist immer so eine Sache. Folgende Strategien bieten sich an:

    - CDU wählen: Diese muss stark sein, um der AFD die Stirn bieten zu können. Die CDU verbockt das Soziale, so dass 2029 SPD/Grüne/Linke durch die Decke gehen.



    -FDP wählen: Diese darf nicht auf den Bundestag fliegen, damit diese mit der CDU regieren kann, um die AFD als noch schlimmer zu verhindern.



    - AFD wählen: Wenn diese bei dieser Wahl schon 35% hat, wachen die anderen Parteien auf, raufen sich zusammen, haben sich alle lieb und machen Politik, wie wir sie wünschen.



    .



    .



    .



    .



    .



    Bevor ich mit wutschäumenden Kommentaren überzogen werde. Gehen Sie davon aus, das Ironie vorhanden ist.

  • Problem ist halt: Würde die Linke denn verlässlich eine Mehrheit jenseits der Union stützen, und zwar eine ganze Wahlperiode lang, sollte sich eine solche nach der Wahl ergeben?

    Wäre sie hinreichend Kompromissfähig und würden ihre Abgeordneten - eine ganze Wahlperiode lang! - auch Kompromisse mittragen, die nicht dem eigenen Parteiprogramm entsprechen, z.B. in Fragen wie Waffenhilfe an die Ukraine, höheren Verteidigungsausgaben oder europäischen Asylrechtsvereinbarungen?

    So lange die Antwort auf diese Frage über ein "Vielleicht" nicht hinausgeht, bleibt eine Stimme für die Linke letztlich ein Risiko. Schlimmstenfalls stärkt es sogar rechte Politikansätze, da bei einer schwarz-roten oder schwarz-grünen Koalition natürlich auch entscheidend sein wird, wie groß der rote bzw. grüne Anteil ist, um Druck in Koalitionsverhandlungen aufbauen zu können.

    Am Ende wird bei Wahlen eine Regierung gewählt, und keine Opposition (so gut sie auch sein mag), die ergibt sich dann aus dem Wahlergebnis. So lange die Linke nicht erkennbar regieren will, ist sie unwählbar.

  • "Strategisch wählen" war und ist in einer Demokratie schon immer das Gebot der Stunde gewesen. Alles andere ist unrealistische Utopie. Wer bitte hat den für alles eine Lösung?

    "Verachtung" gegen die "bösen" Grünen/SPD, nachdem Motto "wir sind die besseren Linken" sollte endlich mal aufhören. Der Film "Das Leben des Brian's" ist aus den 70ern - irgendwann muss doch mal der Groschen fallen... Die Linke ist doch nicht dafür da die Grünen zu kontrollieren, was ist das denn für ein lahme Idee? Oder braucht Politik immer ein Feindbild? Man kann im übrigen auch WOW! Sogar "alle" Menschen verstehen, sogar einen rechten Arbeiter - krass. Blasphemie!

    Durchsetzungsfähigkeit ala FDP? Das ist doch nur eine elitäre Idee. Ab 5% sollte eine demokratische Partei im gleichen Spektrum koaltionsfähig sein, das wäre doch viel konstruktiver und dann sind auch keine Stimmen mehr verschenkt. Alles andere ist meiner Meinung nach nur Spaltung, bzw. Luxus, denn es geht um viel mehr als nur die eigenen Gedanken...

  • Politisch sei nicht nachvollziehbar, das KritikerInnen der Ampelpolitik erwägen, Grüne oder SPD zu wählen?



    Wie wäre es, einfach die Realität nachzuvollziehen?



    Rot/Grüne saß die ganze Zeit mit der FDP im Boot, einer Partei, die sich inzwischen irgendwo freiwillig zwischen Trump und Weigel angesiedelt hat. Ohne die hätte es keine Mehrheiten gegeben.



    In der Parteipolitik gibt es grundsätzlich 2 Varianten: die Oppositionelle, da kann man immer recht behalten und die Hände bleiben sauber. Allerdings bestimmt man nie (mit), wo es kang geht. Oder die Gestalterische: man setzt Dinge durch, gestaltet ätzende Kompromisse und die Hände werden schmutzig.



    In diesen Zeiten absolut nachvollziehbar, dass sich WählerInnen für die 2., pragmatische Variante entscheiden.



    In des letzten Tagen wurde deutlich, wo die CDU landen würde, wenn sie nicht zB in Schleswig-Holstein, NRW und BaWü mit den Grünen verbunden wäre.

  • Daumen drücken für die Linke. Auch wenn die Realität düster aussieht, und ich mein Gewissen beim Wählen nicht verraten darf.

    Denn unter allen Parteien gibt es starke antisemitische Tendenzen. Rechts ist klar, links leider auch, die Mitte-Parteien können ungeschoren davon kommen (Hubert Aiwanger, FW), relativieren (alle in der CSU) oder ihnen laufen die Mitglieder davon weil sie böses ahnen (Michel Friedmann, CDU).

    Wir brauchen die Avoda hier. Sie existiert seit 2024 nicht mehr in Israel, würde mir aber einen Neuanfang gerne in Deutschland vorstellen.

  • Also ich würde mir wünschen, daß der gemeine AfD-Wähler auch mal strategisch wählen würde, aber stattdessen sind die einfach so hundsgemein und wählen nach ihren vermeintlichen Interessen.



    Im Ernst, das ganze Gefasel von strategische Wählen nutzt doch nur den bereits fest etablierten Parteien und am Ende bekommt der "strategische" Wähler doch nur das, was er nicht haben wollte.

  • Strategisch wählen macht höchstens bei einer Stichwahl Sinn. Die Linke steht mir politisch am nächsten also wähle ich sie auch.

  • Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette.

    Die Moderation

  • Bei den letzten drei Landtagswahlen im Osten, haben viele WählerInnen strategisch gewählt.



    So konnte in Brandenburg statt einer "afd", eine SPD Mehrheit entstehen und in der Folge eine Regierung mit dem BSW. Ähnliches galt für die anderen Wahlen.



    Die Feinde der Demokratie zu bekämpfen betrachte ich als erste BürgerInnenpflicht.



    Ich ziehe daher meinen Hut vor Allen, die derart klug gehandelt haben. Es zeigt sich, dass derartige Aktionen erfolgreich sein können.



    Was mir am Artikel weniger gefällt, ist, den linken Teil der Gesellschaft weiter zu spalten.



    Das sorgt nur für Misserfolge.



    Demokratie lebt von Zusammenarbeit und Kompromiss. Die Betonung der Unterschiede und Ausgrenzung ist nicht zielführend.



    Ich würde mich auch freuen, wenn die Linke wieder im Bundestag wäre.



    Aber die Unterstützung eines/einer demokratischen KandidatIn, die Aussicht auf Erfolg hat, ist sinnvoll. Die Erststimmen Kampagne der Linken scheint vielversprechend. Dann heißt es da zu unterstützen. Ein paar Prozentpunkte mehr für SPD oder Grüne macht andere Politik, als Merz möchte.Das erklärt sich allein dadurch, dass er Beschlüsse der Ampel rückabwickeln will.

  • Also CDU wählen um die AfD zu verhindern? ;)

  • Die Pest des deutschen Demokratiesystems sind Umfragen vor der Wahl. Sie führen dazu, dass Menschen nicht wählen, was sie eigentlich wollen. Das ist nämlich das sogenannte strategische Wählen.



    Aber die Linke wird es schaffen, die 5% Hürde zu knacken, für alle die denken, ihre Stimme wäre da "verschenkt". Die neueste INSA Umfrage sieht sie aus und auch das Mittel der letzten Umfragen:



    www.wahlrecht.de/umfragen/insa.htm



    Dem BSW wurde wohl die Quittung für ihre rassistisch-menschenverachtende Wahlentscheidung am Freitag gegeben; die sind im Abwärtstrend.



    Die Linke im Bundestag zu haben, ist essentiell wichtig! Sie sind die einzige soziale Stimme, die noch linke Positionen vertritt. Man schaue sich nur ihre "kleinen Anfragen" an den Bundestag an. Wäre die nicht, würde sich um die wichtigen Themen dort keiner mehr scheren.



    Und sie werden es schaffen!

    • @Jalella:

      Solange Frau Wagenknecht bei den Linken war, konnte ich diese Partei wegen ihrer Position zu Geflüchteten nicht wählen. Sie war mir nicht links genug. Ich wählte radikale Tierschützer, die anarchistische Pogo-Partei (wüsste gerne, was die aus mir alter Anarcho-Oma machen), die MLPD (eine einzige Stimme in Viertel, konnte ich in der Zeitung sehen. Das war ich!), die DKP, USW., weil diese Parteien für die Unterdrückten sind.



      Für mich gehört, mehr denn je, INTERNATIONALE SOLIDARITÄT zu den linken Werten. Die sollte im liebevollen, hilfsbereiten Umgang mit Geflüchteten bestehen. Sie sind der Hölle entronnen. Frau BSW ist raus aus der Linken. Alle anderen Parteien im BT stimmen in den Hasschor gegen Minderheiten ein. Diesmal werde ich strategisch wählen. Die Linke ist mir immer noch nicht links und nicht grün genug, aber sie sind die einzigen, die nicht vor den Rechten einknicken und in den BT kommen können. Alle anderen Parteien spielen die Schwachen gegeneinander aus, um ein ruinöses System aufrechtzuerhalten.



      Ich mache mir Ihren Optimismus zu eigen: Wir werden es schaffen!

      • @Patricia Winter:

        Genau. Ich finde es auch eine echte Befreiung, dass Frau Wagenknecht da raus ist.

  • Ehrlich gesagt ist es für mich Taktik, die Linke in Betracht zu ziehen, die Grünen haben einfach zu oft nachgegeben. Was an der Stelle frustriert ist die neueste Umfrage: ein Gewissen bei potentiellen CDU-Wählern zu erwarten war naiv, haben die nicht, brauchen die nicht. Die einzige positive Effekt den wir von Brandmauernfall erwarten können ist Mobilisation links der Mitte, und selbst das ist zweifelhaft, so zerstritten unser Lager ist. Haben die Democrats auch erfahren müssen. Ok, die sind aus unserer Sicht auch nicht links der Mitte, aber verglichen mit dem Übel...

  • Richtig, man sollte die Partei wählen die einem am meisten liegt,



    das für und wieder abwägen.



    Ja es ist heutzutage nicht mehr so einfach.



    Abgerechnet wird immer nach der Wahl.

  • Es mag auf die Autorin verstörend wirken, aber es ist unter sogenannten Wechselwählern normal zu gucken, welche Parteienkonstellation unter bestimmten Umständen das Beste sein könnte. So kann beispielsweise eine GroKo einen Wählerwillen wiederspiegeln. Natürlich sind diese Art Wähler weder bei Parteien noch bei Stammwählern beliebt - so what. Strategisch zu wahlen ist einfach eine Möglichkeit in der Demokratie.

    • @poesietotal:

      "Strategisch zu wählen ist einfach eine Möglichkeit in der Demokratie."



      So ist es.

      • @Hans Dampf:

        Das stimmt. Aber deswegen muss es noch nicht gut sein. Es ist wie Kapitalismus: es führt dazu, dass kleine Parteien kleiner und große größer werden als der Wille des Wählers es eigentlich will.



        Es verengt den Diskurs und polarisiert die Diskussionen. Bis, wie in den USA mit ihrer Behelfsdemokratie, nur noch zwei Stimmen in der Bevölkerung übrig sind.

        • @Jalella:

          Also der gleiche Effekt wie ihn Linke mit der Verteufelung von CDU und FDP hervorrufen ("Alles Nazis der min. deren Helfer")

  • Wie der Artikel schon selbst einräumt: Wenn die Linke bei 4,7 % landet und ohne ausreichend Direktmandate, wären 5,0 % schlagartig besser gewesen. Und die Linke ist deutlich parlamentarisch fitter drauf als etwa die Sahrabande.

    2013 bescherte uns übrigens dank einer solchen Konstellation auf der Rechten eine lupenrein linke Parlamentsmehrheit, für die damals leider die SPD sich die Hände nicht ent-band.

    • @Janix:

      Und wenn die Linke nicht ins Parlament käme, was nicht passieren wird, dann wären die 4,7% unter "Sonstige" und würden für die Verteilung der Sitze nicht zählen. Dann bekämen proportional die AfD und CDSU noch mehr Sitze.



      Darum: nach der Ampel Links! :-)

      • @Jalella:

        Ja, ich rufe ja auch nicht zu Links auf. Beides ist denkbar.



        Doch sich einseitig auf Defätismus zu schlagen, dafür ist die Linke zu gut unterwegs. Statt BSW wohl aber auf jeden Fall.