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10 Jahre „Wir schaffen das“„Offene Grenzen sind sehr wohl realisierbar“

Die globale Bewegungsfreiheit sei keine Spinnerei, sagt Polit-Ökonom Fabian Georgi. Die Linke sollte an ihr festhalten.

Sehnsuchtsort Europa: Geflüchtete in einem Flüchtlingslager im Norden Griechenlands Foto: Murat Tueremis
Frederik Eikmanns

Interview von

Frederik Eikmanns

taz: Herr Georgi, praktisch alle reichen Staaten schotten sich zunehmend ab. Sie haben ein Buch über die Utopie der globalen Bewegungsfreiheit geschrieben. Ist die Vorstellung weltweit offener Grenzen nicht naiv?

Fabian Georgi: Wenn ich fordere, dass jeder Mensch seine eigene Raumstation bekommt, dann ist das eine Spinnerei. Das geht mit den Mitteln, die wir aktuell haben, einfach nicht. Aber wenn ich sage: Kein Mensch soll hungern oder die Menschen sollen sich frei bewegen können, dann ist das sehr wohl realisierbar. Außerdem ist die Welt heute wirtschaftlich, ökologisch, sozial, kommunikativ so eng vernetzt, dass wir die menschlichen Freiheiten ebenfalls global denken müssen.

Ankommen statt Abschotten – 10 Jahre nach 2015

Wie könnte eine Politik aussehen, die auf Ankommen statt Abschotten setzt? Was können wir lernen aus 2015? Und wo sind die Orte, an denen der restriktiven Politik von oben eine solidarische Politik von unten entgegengesetzt wird? Diesen Fragen haben wir über das im Jahr 2025 fünf Sonderausgaben zu Flucht und Migration gewidmet.

Mit der wochentaz vom 20. Dezember findet das Projekt seinen Abschluss. Es ist keine besinnliche Zeitung geworden – aber eine, die sich um ein Thema dreht, das zu Weihnachten einen besonderen Klang bekommt. Wir beschäftigen uns mit der Frage, was „Zuhause“ eigentlich ist, was es braucht, um sich an einem Ort zu Hause zu fühlen – und wie die Hoffnung darauf oft zerstört wird.

Alle Texte aus dieser Sonderausgaben erscheinen nach und nach hier. In dem Online-Schwerpunkt finden Sie auch die Texte aus den vier vorherigen Sonderausgaben.

taz: Wäre es nicht einfacher dafür zu kämpfen, dass es überall einigermaßen lebenswert ist?

Georgi: Bewegungsfreiheit und Bleibefreiheit lassen sich nicht voneinander trennen. Das ist gewissermaßen eine philosophische Frage: Man kann in der Entscheidung zu bleiben nur frei sein, wenn man auch gehen könnte. Und umgekehrt. Außerdem glaube ich auch nicht, dass es wirklich einfacher ist, weltweit alle Fluchtursachen zu beseitigen, anstatt Infrastrukturen für die menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten zu schaffen, also etwa genug Wohnungen und Kita-Plätze.

Bild: privat
Im Interview: Fabian Georgi

forscht an der Universität Kassel zu Migration und globaler politischer Ökonomie. Zuletzt erschien von ihm „Grenzen und Bewegungsfreiheit. Eine kritische Einführung“ (Bertz & Fischer).

taz: Wie sollen wir das bezahlen, wenn alle kommen dürfen?

Georgi: Mir geht es gerade darum, dass eine Öffnung von Grenzen unter den gegenwärtigen, neoliberalen und zunehmend autoritären Bedingungen kaum durchsetzbar wäre. Wir brauchen auch eine klimapolitische, soziale und wirtschaftliche Transformation. Dafür müssten ohnehin große Ressourcen mobilisiert werden. Einerseits um die Gesellschaft ökologisch umzubauen, andererseits um soziale Infrastrukturen für alle zu schaffen, egal ob die Menschen schon länger hier leben oder gerade erst ankommen.

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taz: Was haben Wirtschaft und Klima mit Migration zu tun?

Georgi: Wir befinden uns in einer Situation massiver globaler Ungleichheit, die durch den globalisierten Kapitalismus hervorgebracht wird. In den industrialisierten Ländern bedeutet das Wohlstand und Privilegien für einige. In den Ländern des Südens sind es Unterentwicklung, Armut und Umweltkatastrophen. Diese krisenhafte Ungleichheit wird autoritär gemanagt durch die Grenzregime. Sie ermöglichen die Aufrechterhaltung dieses Zustands. Man kann im Globalen Norden die Gewinne der imperialen Produktionsweise abgreifen und ihre Kosten ignorieren, weil sie auf den Globalen Süden abgewälzt und die Folgen durch das Grenzregime von uns ferngehalten werden.

taz: Sind es nicht vor allem Kriege und politische Verfolgung, derentwegen so viele Menschen fliehen?

Georgi: Gewaltsame Konflikte, Bürgerkriege und zwischenstaatliche Konflikte, vor denen Menschen fliehen, lassen sich ohne ihren politisch-ökonomischen Hintergrund nicht verstehen. Viele Kriege sind durch die Widersprüche der Weltwirtschaft, durch ökonomische Verteilungskämpfe auf regionaler und globaler Ebene bestimmt. Zunehmend wichtig sind auch die Folgen der Klimakrise, die im Kern ebenfalls ökonomische Ursachen hat. Hier geht es etwa um Konflikte um Wasser, Land und andere Ressourcen.

taz: Es gibt ja durchaus Arbeitsmigration aus dem Globalen Süden in die reichen Länder …

Georgi: Die Externalisierung geschieht nicht nur nach außen, sondern auch nach unten. Wer für den Arbeitsmarkt brauchbar ist, darf teils einreisen, landet aber in vielen Fällen weit unten im System. Oft bekommen die Leute nur Arbeitserlaubnisse für bestimmte Jobs, teils haben sie aufgrund von Diskriminierung keine andere Wahl. In Südeuropa sehen wir das in der Landwirtschaft, in Deutschland betrifft es etwa die Fleischindustrie oder die Lieferdienste.

taz: Es werden also einerseits Leute aktiv daran gehindert, aus den armen Ländern in die reichen zu kommen und andererseits eine bestimmte Zahl von ihnen doch hereingelassen, wenn es wirtschaftlichen Interessen dient?

Flüchtlingssommer 2015

Zehn Jahre Flüchtlingssommer 2015: Die großen Fragen von damals sind die großen Fragen von heute – ganz egal, ob es um Grenzkontrollen, Integration oder die AfD geht. Die taz sucht in einem Sonderprojekt Antworten.

Georgi: Beides ist Teil des globalen kapitalistischen Systems. Nehmen Sie das Lohngefälle zwischen Nord und Süd. Es ermöglicht, dass Konzerne billig im Süden produzieren und teuer im Norden verkaufen können. Ohne Einschränkung der Bewegungsfreiheit derjenigen am unteren Ende ginge das nicht. Ein Flugticket ist schließlich heute sehr billig. Wenn die Löhne in Berlin und Brandenburg so unterschiedlich wären wie zwischen Deutschland und Vietnam, dann würden sich das ohne ein Grenzregime zwischen Berlin und Brandenburg auch nicht ohne Weiteres aufrechterhalten lassen.

taz: Welche Rolle spielen Nationalismus und Rassismus bei der Abschottungspolitik?

Georgi: Die Frage ist: Warum bekommen rassistische und nationalistische Akteure heute so viel Zustimmung? Ich glaube nicht, dass man das verstehen kann, ohne den Kapitalismus und seine Krisen zu berücksichtigen. Wenn Menschen, die hier leben, wirklich soziale Sicherheit empfinden würden, wenn sie nicht berechtigte Angst haben müssten vor steigenden Mieten und Wohnungslosigkeit und Arbeitslosigkeit und Altersarmut und Pflegenotstand – dann wären sie wahrscheinlich eher bereit, Solidarität zu üben mit Menschen, die dazukommen.

taz: Die Überwindung des Kapitalismus wäre dann die Bedingung für ihre Utopie der globalen Bewegungsfreiheit?

Georgi: Ernsthafte Schritte hin zu offeneren Grenzen werden sich nur erreichen lassen, wenn wir die derzeitige Form des Kapitalismus überwinden. So eine sozialökonomische Transformation brauchen wir aber auch noch aus ganz anderen Gründen. Im Kern geht es ja darum, die Erde überhaupt bewohnbar zu halten. Es wird auch nicht gelingen, den Globalen Norden ökologisch und sozial gerecht zu transformieren und gleichzeitig die globale Ungleichheit und das brutale Grenzregime unangetastet zu lassen.

taz: Und wie kommen wir da hin?

Georgi: Ein Anfang wäre es, konkrete Alternativen hier und jetzt aufzubauen, Keimformen in den Nischen der Gesellschaft. Wir brauchen Wohnprojekte, Initiativen für die Vergesellschaftung von Immobilienkonzernen und praktische Solidarität mit den Menschen, die hier gerade ankommen oder noch auf dem Weg sind. Der nächste Schritt wäre es, innerhalb der Institutionen des Staates und des öffentlichen Systems zu wirken. Dabei geht es nicht nur um die direkte Liberalisierung der Migrationsgesetze, etwa in Form eines Asylsystems, das seinen Namen verdient. Die Bedürfnisse von neu Eingereisten sind im Kern die gleichen wie die derjenigen, die schon länger hier sind. Es geht immer um Wohnungen, um Gesundheitsversorgung, um Bildung, öffentlichen Nahverkehr und Sicherheit. Und drittens brauchen wir eine Politik der Brüche, der massiven Mobilisierung, wie etwa während der Black-Lifes-Matter-Proteste oder während eines Generalstreiks.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

taz: Es deutet wenig darauf hin, dass die deutsche Politik bald das Asylrecht liberalisiert – ganz zu schweigen von einem Generalstreik für die Rechte Geflüchteter.

Georgi: Viele progressive Leute fühlen sich gerade ohnmächtig. Die Zeiten sind düster. Aber man darf sich diesem Pessimismus nicht ergeben. Ernst Bloch sprach von einem Optimismus mit Trauerflor. Man ist traurig, ja geschockt über die Welt, die Brutalität und das Leiden. Aber gerade deshalb erhält man sich einen militanten Optimismus. Wir müssen die emanzipatorische Arbeit weiterführen. Irgendwann wird sich auch dadurch der große soziohistorische Kontext wieder verschieben, und es werden sich neue Gelegenheiten bieten.

taz: Klingt nach linker Revolutionsromantik, weniger nach konkreter Politik.

Georgi: Nehmen Sie den Feminismus. Dessen Ziel ist die vollständige Abschaffung von Patriarchat und Sexismus. Aber in der Praxis führen Fe­mi­nis­t*in­nen zunächst eine Vielzahl kleinerer Einzelkämpfe, die sich um ganz konkrete Fragen drehen, etwa der nach gleicher Bezahlung im Job. Die Frage ist: Wie kommen wir Schritt für Schritt voran?

taz: Mal angenommen, wir kommen unerwartet weit: Müssen wir uns die Welt der Bewegungsfreiheit als eine Art globaler EU samt Schengenraum vorstellen?

Georgi: Der Schengenraum zeigt gut, warum es nicht reichen würde, einfach nur die Grenzen zu öffnen, aber andere politische und soziale Systeme unangetastet zu lassen. Nachdem anfänglich soziale Rechte für alle EU-Bürger:innen festgeschrieben waren, wurde das seit den Nullerjahren zurückgedreht. Ohne schnellen Zugang zu Sozialleistungen überall sind arme Menschen aber ausgeschlossen. Es gibt Bewegungsfreiheit, aber sie ist eben für Leute, die Geld haben.

taz: Wie sieht ihre Utopie denn dann aus?

Georgi: Ich kann das nicht in jedem Detail ausmalen, dafür müsste ich die gesamte politische Ökonomie dieser neuen Welt kennen. Zunächst geht es aber ohnehin eher erst mal um eine Welt, in der Grenzen noch existieren, aber für alle prinzipiell offenstehen. Und in der die neu ankommenden Menschen die gleichen Rechte haben wie die, die länger da sind.

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215 Kommentare

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  • Mekka, die Hauptstadt des Pilgertourismus, ließ ganz in der Nähe in Mina eine Zeltstadt mit klimatisierten Zelten und Kühlschränken für 300 000 Pilger errichten.

  • Wenn Grenzen sich öffnen, weil die Menschen dort, wo dies geschieht, es so wollen, ist es gut und richtig.



    Denn in einem solchen, bewussten Prozess wird man sich darüber im Klaren sein, dass sich auch das eigene Leben dadurch verändert, wird man Chancen und Risiken, Gewinne und Verluste, -materielle wie sonstige-, abgewogen haben.

    Wenn aber die bedingungslose Öffnung der Grenzen über die Menschen hinweg verordnet und erzwungen würde, -etwa auch durch eine hoch moralistisch und woke geprägte, linke Elite-, dann kann das nichts werden.

    Theorien bzw. das Bemühen, den Kolonialismus früherer Jahrhunderte abzubüßen (oder besser: abbüßen zu lassen), sind nicht geeignet, Akzeptanz und Respekt für die neuen Menschen zu schaffen, die in unser Gemeinwesen einwandern.

    Migration muss so gestaltet werden, dass die heute Lebenden bereits beiderseits dabei gewinnen. Wenn das nicht gelingt, ist es für beide Seiten besser, Migration deutlich zu regulieren.

    Ich weiss, das sind hier ketzerische Worte. Aber ich arbeite seit vielen Jahren mit sehr vielen Menschen mit Migrationshintergrund, die sich mehr oder weniger integriert haben. Überraschung: die sehen es mehrheitlich genauso!

  • Mit einem hat er Recht «Wenn Menschen, die hier leben, wirklich soziale Sicherheit empfinden würden, wenn sie nicht berechtigte Angst haben müssten vor steigenden Mieten und Wohnungslosigkeit und Arbeitslosigkeit und Altersarmut und Pflegenotstand – dann wären sie wahrscheinlich eher bereit, Solidarität zu üben mit Menschen, die dazukommen."

    Das bedeutet aber, dass bevor man Grenzen fpr mehr Menschen öffnet, nuss man dafür sorgen, dass Menschen, die hier leben, soziale Sicherheit empfinden, keine Angst haben, ihre Wohnung zu verlieten, uhren Job zu verlieren, nicht genug Gekd haben für Essen, Energie, Mobilität, Urlaub etc



    Wenn man die Grenzen öffnet, ohne dass das vorher erreicht ist, wird die AfD die absolute Mehrheit erreichen.

    Und die Linke wird wieder auf 3-5% fallen.

    • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

      Nein, die Linke wird steigen.

      Die Linke wird gedeckelte Mieten, hohe Mietsubventionen, den Bau vieler Millionen Wohnungen (und wenn dadurch noch so viel Wählender gerodet werden müssen), die Verstaatlichung von Vonovia & Co. etc. etc. fordern.

      Das wird die hoffnungslosen jungen Menschen, die sehen, dass sie sich nie eine eigene Wohnung, geschweige denn ein Haus kaufen können, in die Arme der Linken treiben.

      Den Zusammenhang mit der Open-Border-Position dieser Partei sehen sie nicht.

      Das gibt Social-Media nicht her.

      Sie wissen auch nicht, dass Deutschland seit 2011 (Öffnung der EU-Freizügigkeit) etwa 14 Millionen Menschen aufgenommen hat. Und daher die Wohnungen futsch sind, die durch die geringere Fertilitätsrate von 1,55 der letzten 50 Jahre kostengünstig auf dem Markt wären.

      Die jungen Leute reagieren auf Parolen. Kommt darauf an, wer die besser drauf hat, die Linke oder die AfD.

      Und wer gar nichts weiß, wählt Volt.

  • Wer offene Grenzen fordert, sollte mit guten Beispiel vorangehen und seine Türen offen lassen.

    • @Gast100100:

      Das ist ein Fehlschluss. Ein Staat ist in keiner Wise mit einer Wohnung zu vergleichen.

      • @Francesco:

        Doch genau das.



        Ich habe gerne Besuch, unsere Türen stehen offen.

        Es gelten aber eben auch Regeln. Schuhe aus. Ordentliche Umgangsformen, etc. Keine Schlägerei / Geschrei.

        In einem Staat sind das Natürlich andere Regeln, aber auch hier erwartet man grundsätzliche Dinge wie an die gesetzte halten / Integration.

        Das Bild finde ich gut, weil es das grosse aufs kleine bricht

      • @Francesco:

        Warum sollte man bei offenen Grenzen dann nicht einen staatlichen Zugriff auf Wohnungen realisieren um zu Wohnraum für Bedürftige zu kommen? Das war nach 45 auch nicht anders.

        Und wer eine solche umwälzende Solidarität fordert, sollte sie bereits heute schon selber zeigen. Denn sonnst wird das nichts.

        • @Rudolf Fissner:

          Sie missverstehen meinen Beitrag und den, auf den ich geantwortet habe. Es ging in beiden nicht um die Beschlagnahme von privatem Wohnraum für Bedürftige.

      • @Francesco:

        Aus der Perspektive derer, die in Wohnung wie Staat den ganzen Bums erarbeiten und bezahlen müssen, schon.

        Denen gegenüber ist es nämlich nicht fair, sie nicht wenigstens zu fragen.

        Es ist immer wieder auffällig, wie leicht es Menschen fällt, tolle, humanistische oder sonstige Forderungen zu stellen, wenn ihnen gleichzeitig bewusst ist, dass sie selbst es nicht sind, die sie erfüllen müssen. Da, wo die Villen der Entscheider stehen, sind keine Migrationsprobleme. Politiker sind von den wirtschaftlichen Folgen ausgenommen, etc..

        Daran und genau daran scheitert das Thema der Akzeptanz der Zuwanderung. Die, die sie beschließen und gestalten, haben persönlich die Lasten nicht zu tragen und sind von negativen Folgen nicht betroffen.



        Stattdessen werden die, die diese zu tragen haben, als rassistisch beschimpft, wenn sie es wagen, sich zu Wort zu melden.

        Diesbezüglich erstickt die Gesellschaft an Arroganz.

        Mit der Leistung der Integration werden die Normalbürger allein gelassen.



        Trotzdem: wo beide Seiten sie wollen, gelingt sie letztlich fast immer! Ds sollte Mut machen.

        Auf das ganze, moralistische Gesabbel kann man allerdings gut verzichten.

      • @Francesco:

        Selbstverständlich ist dies vergleichbar.



        Auch eine Wohnungstür ist eine Grenze. Auch die Haustür unten ist eine Grenze.



        Viele legen Wert darauf, dass diese Haustür geschlossen bleibt, damit sich Unbefugte, wie zum Beispiel Drogenabhängige oder Obdachlose nicht in diesem Haus aufhalten.

        Warum schließen Menschen denn ihre Wohnung ab?



        Ich spekuliere mal: Sie betrachten dies, was ich in dieser Wohnung befindet, einschließlich der Lebensmittelvorräte, als ihr Eigentum.



        Ist das nicht auch unsolidarisch?



        Das könnte ich genauso gut als unsolidarisch brandmarken.

        Überall werden Grenzen gesetzt.

        Jedes Theater, Kino & Schwimmbad verlangt Eintritt, auch das ist eine Grenze.

        Sich abzugrenzen ist eine menschliche Eigenschaft.

      • @Francesco:

        Okay.



        Dann anders: Wer offene Grenzen fordert, sollte mit gutem Beispiel vorangehen und sie mit seinem eigenen (!) Geld bezahlen.

  • Das ewige Problem der Linken. Wunderbare Luftschlösser malen, aber schon wenns drum geht, wie man die ersten Steine aufeinandersetzen könnte, wirds dünn. Man kann schön drüber schwelgen, wie alles sein könnte, wenns nicht so wäre wie es ist.



    Die großen Machtblöcke der Welt setzen zunehmend auf Autoritarismus. Nationale Egoismen stellen grundlegende Werte immer öfter in Frage. Europa kriegts kaum auf die Reihe, sich selbst bei relativ banalen Fragen halbwegs geschlossen zu zeigen. Selbst in den einzelnen Ländern sind stabile Regierungen eher Ausnahme als Regel. Überregional, national oder geswchweige denn global wird so selten entschlossen an einem Seil wird so selten gezogen, dass es kaum jemand je gesehen hat.



    Klar, man kann trotzdem immer von der Machbarkeit einer universellen, grenzenfreien Welt schwadronieren. Man kann die bisherigen realsozialistischen Erfahrungen als gescheiterte Projekte aus grauer Vorzeit ausblenden und behaupten, dasses diesmal alles besser läuft. Man kann immer behaupten, man wüßte genau, wo der wahre Schlüssel zum Glück hängt.



    Aber wenns um die umsetzungstaugliche Lösung dringlicher Probleme geht, wirkts halt einfach wenig seriös.

  • "Die globale Bewegungsfreiheit sei keine Spinnerei" - nur unter den momentan herrschenden Gegebenheiten sei sie das. Also alles wie immer: man muss einfach nur die Rahmenbedingungen grundlegend verändern. Der bürgerlich "Links"liberale spricht dabei von "Transformation", andere von "Revolution", aber alle sind sich einig, dass es eigentlich doch total einfach wäre.

  • Die Prämisse des Autos scheint zu sein, dass die Fachkräfte, die die und Infrastruktur zur Verfügung stellen sollen (Erzieher, Ärzte, etc.) hier im Land bleiben werden.

    Die weltweite Bewegungsfreiheit würde auch für diese Fachkräfte gelten, warum sollten diese dann weiterhin hier in Deutschland bleiben sollen?

    • @Desti:

      Genau das passiert. Die gut ausgebildeten klugen jungen Leute hauen ab. Open Border funktioniert in zwei Richtungen.

      Handelsblatt: "210.000 junge Deutsche verlassen jährlich das Land"



      Und immer weniger kommen zurück.

      Deutschland hat die Liste der 20 reichsten Länder der Welt verlassen. Tendenz weiter absteigend.



      www.handelsblatt.c...-02/100055145.html



      www.manager-magazi...-add4-698cca433552

  • „Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite,



    Und möchte fürder, immer fürder streben:



    Nie könnt' ich lang an einer Scholle kleben,



    Und hätt' ein Eden ich an jeder Seite.



    --



    Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite,



    Empfand so sehr in diesem kurzen Leben,



    Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben,



    Allein wie schwer, zu finden eine zweite.



    --



    Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte,



    Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen,



    Wenn dort verehrt es wird vom Volk der Knechte.



    --



    Weit klüger ist's, dem Vaterland entsagen,



    Als unter einem kindischen Geschlechte



    Das Joch des blinden Pöbelhasses tragen.“



    --



    Eines der schönsten Sonette deutscher Sprache. Von August von Platen-Hallermünde de.wikipedia.org/w...n-Hallerm%C3%BCnde



    --



    Er hatte es ja auch mit den Goten, den frühen Grenzverächtern.



    Das Grab im Busento:



    www.projekt-gutenb...ichte/chap089.html

  • Ein Open-Border-Artikel, zu dem Kommentare mit dem Hinweis auf unsere 8,2-Milliarden-Welt und das tägliche Netto-Wachstum von 220.000 Menschen verboten sind. Bzw. der Artikel auch nichts in der Art anspricht.

    Grotesk.

  • "Wenn ich fordere, dass jeder Mensch seine eigene Raumstation bekommt, dann ist das eine Spinnereia

    Weit entfernt von der Raumstation sind die Forderungen von Herr Georgi aber nicht. Auch bei ihm nicht. Denn eine Reduzierung der Löhne und die Überführung des Überhangs über den weltweiten Durchschnitt zur Finanzierung eines grenzenlosen also weltweiten Bürgergelde inkl. Wohnungsbaus kommt auch ihm nicht in den Sinn.

    Wenn es um die Wurst geht, stellt sich schnell heraus, dass all die Antikapitalisten die Würste doch nur im nationalen Rahmen verteilen wollen.

    Und wer "praktische Solidarität mit den Menschen, die hier gerade ankommen oder noch auf dem Weg sind" einfordert, sollte zumindest mal darauf hinweisen, dass es diese Organisationen immer noch gibt. Nicht antikapitalistisch, aber sie gibt es: adressen.asyl.net/...en-in-deutschland/

  • Die Gewissheit, dass zunächst fremdes Leid für das Verschließen von Gesellschaften benutzt wird, ist noch nicht das Ende des Grauens. Mit den durchgedrehten Konservativen aller Richtungen, folglich bis zum Nazi-Terror, ist alles, was Menschen beispielsweise in Film und Literatur an Monströsitäten erschaffen haben, nicht nur mehr entfernt wahrscheinlich, denn die politischen Hemmungen fallen immer schneller.

  • Die Kritik an der aktuellen Flüchtlingspolitik liegt doch v.a. daran, dass die hier angekommenen weitaus mehr Aufwand pro Kopf verursachen, als es für eine moderate Unterstützung der Herkunftsländer der Fall wäre.

    Bedrängten Familien in Darfur würden 30 Euro im Monat bereits viel helfen. Bei uns recht das nicht mal für eine Person einen Tag lang.

    Ein Irrtum ist also: "Außerdem glaube ich auch nicht, dass es wirklich einfacher ist, weltweit alle Fluchtursachen zu beseitigen, anstatt Infrastrukturen für die menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten zu schaffen, also etwa genug Wohnungen und Kita-Plätze." Was kosten z.B. Kita-Plätze für 50 Mio. junge Afrikaner?

    Zudem reicht die Schaffung von Infrastruktur nicht aus, es braucht auch Personal und laufene Unterhaltung, z.B. Kita-Mitarbeiter, die auch die Landessprache Deutsch können.

    • @meerwind7:

      Die Mehraufwandsrechnung berücksichtigt aber keine Korruptionszahlungen.



      Die aktuellen Fluchtursachen bekämpft China in z.B. Afrika am besten, da es dort für Infrastruktur sorgt und damit die wirtscahftliche Basis für die Menschen dort verbessert. Natürlich nur mit dem Hintergrund der vermehrten Abhängigkeit gegenüber China.; ist ja auch keine Demokratie. Daher sollten Demokratien vermehrt dafür sorgen, das nicht nur bie uns die Lebensverhältnisse verbessert werden, um Fluchtursachen zu verhindern.



      Wenn zu dem die Beschäftigten in den sozialen Berufen besser bezahlt werden und nicht nur Applaus dafür bekommen, gäbe es auch die politisch versprochenen personalbesetzten Kitaplätze mit amtsdeutschsprechenden Beschäftigten.

      • @Sonnenhaus:

        Das China die Lebensumstände in Afrika verbessert ist erstmal eine steile These. Ja, sie bringen Infrastrukturprojekte voran, allerdings um den Preis, dass sich die, korrupten, Regierungen verschulden und in die Abhängigkeit Chinas geraten, welches sich im Gegenzug Zugriff auf die örtlichen Rohstoffe sichert. Und dabei bringen sie so gut wie alles bis hin zum Bauarbeiter aus China mit; sprich die lokale Bevölkerung profitiert nur leidlich. Ich will das nicht moralisch bewerten, denn sehr viel besser ist der Westen auch nicht. Aber Ihre Behauptung, dass China Fluchtursachen bekämpft ist doch eher fraglich.

    • @meerwind7:

      Die 50 Mio Afrikaner werden sich aber bald auf den Weg zu uns machen, wenn ihr Kontinent durch die Klimaerhitzung bald zu großen Teilen unbewohnbar sein wird, ob wir wollen oder nicht. Anstatt also unsere knappen Ressourcen für Deportationsflüge, tausende Kilometer Grenzzäune und ebenso viele Grenzsoldaten zu verschwenden, sollten wir uns lieber auf eine radikale Klimapolitik, stabile Entwicklungshilfe, Vergesellschaftung von Wohnraum, klimafreundlich gebaute Häuser, mehr Erzieher:innen, Lehrer:innen, viel mehr und gleiche Grundsicherung für alle (Negative Einkommensteuer), sofortige Arbeitserlaubnis, unbürokratische Anerkennung von einschlägigen Berufsabschlüssen etc. konzentrieren. Das Geld für das alles ist hingegen nicht knapp, sondern der Staat druckt es sich selbst über die laufenden Ausgaben, während die Steuereinnahmen nur eine Geldverbrennung sind ( politischeoekonomi...ben-taetigen-kann/ ). Steuern haben dafür andere wichtige Funktionen. Bei der gegenwärtigen Nachfragekrise besteht ohnehin keinerlei nachfrageseitige Inflationsgefahr durch mehr Geld im Umlauf.

      • @Earth & Fire :

        Wirklich beeindruckend,wie sie Ihre Steuertheorie zu wirklich jedem Thema irgendwie einbringen. Warum ist das bitte (wenn es doch so offensichtlich ist) nicht umgesetzt?



        Oder liegt es daran, dass es sich hierbei um ein Theoretikum handelt?

        Einfach mehr Investitionen in Bau und Soziales, damit die Menschen die hier ankommen dann auch finanziell und sozial Unterstützt werden können

      • @Earth & Fire :

        Der Staat braucht einfach nur mehr Geld drucken, genial. Wieso ist da noch keiner drauf gekommen? Vielleicht weil Güter und Ressourcen knapp sind und sich nicht so einfach drucken lassen. Durch Erhöhung der Geldmenge erreichen Sie rein gar nichts außer einen Anstieg der Inflation.

      • @Earth & Fire :

        „Vergesellschaftung von Wohnraum“?

        Ernsthaft? Diese Büchse der Pandora möchten Sie wieder öffnen? „Einquartierungen“?

    • @meerwind7:

      Erstens flüchten Menschen aus Afrika nicht wegen Kita-Plätzen. Zweitens sind wir teilweise für Fluchtursachen direkt verantwortlich. Bis wir keine Waffen mehr exportieren, kein CO2 mehr verbrauchen und uns kein Gold mehr um den Hals hängen, können wir noch viele Kitas bauen.

    • @meerwind7:

      Bei einer kompletten Bewegungsfreiheit gibt es mittelfristig keine Landessprache Deutsch mehr.

      Es wird auf Englisch als lingua franca hinauslaufen.

      Deshalb brauchen Sie auch die deutschsprachigen Kita-Mitarbeiter nicht mehr.

      Deutschland wäre ein multikulturelles Land im traditionellen Sinne.

      • @rero:

        Genau an dieser Stelle kommt dann die AgD um die Ecke und freut sich, verkünden zu können, dass ihre These von der beabsichtigten „Umvolkung“ doch keine Verschwörungstheorie gewesen sei. 😂

        Bei allen, tollen Theorien: es leben alleine hier in D über 80 Mio. Menschen. Migrationsanteil bekannt hoch inzwischen. Amtssprache Deutsch, dazu all die Sprachen der Migranten. Die Wenigsten sprechen damit vergleichbar Englisch. Dass das einfach so ginge, dass fast alle eine für sie fast völlig neue Sprache perfekt lernen müssten, ist doch nur für die vorstellbar, die hier aufgrund ihrer akademischen Vorbildung oder einer mit dem anglikanischen Sprachraum verknüpften Lebensweise einen persönlichen Vorteil hätten.

        Dazu spielt Identität auch eine Rolle. Schon mal in F in Urlaub gewesen? Ohne französische Sprachkenntnisse möchte man nichtmal durchfahren müssen! Dagegen sind wir in D wirklich schon jetzt multikulti. 😂

        Auch sehr viele Migranten definieren sich inzwischen als Deutsche und würden keine „Zwangsengländer“ werden wollen.



        Genau sowas wäre dann wirklich „Überfremdung“.

  • Wer heute aus Deutschland wegzieht und Unternehmensanteile besitzt, unterliegt ggf. eine Wegzugsbesteuerung. Das kann durchaus hundertausende Euro betragen.

    Würde diese bei "offenen Grenzen" auch wegfallen?

    Wenn nein: Wäre die Bedingung "offener Grenzen" entsprechend auch erfüllt, wenn grundsätzlich jeder zuziehen darf, aber Zuziehende erst mal 100.000 € Zuzugsabgabe entrichten müssten?



    Wenn ebenfalls nein, warum sollte bei Umzug in einer Richtung ewas anderes gelten als in anderer Richtung?

    • @meerwind7:

      Hmm... weil die, die kommen, in der Regel arm sind und die, die wegziehen in der Regel stinkreich - und beide Gruppen das in der Regel nicht verdient haben?

    • @meerwind7:

      Hier sollten sie der ehrlichkeit wegen doch bitte das ggf. erläutern, denn dahineter verbirgt sich auch der nachvollziehbare Grund für die Besteuerung.

    • @meerwind7:

      Erstens besitzen die um die es geht keine riesigen Unternehmensanteile. Zweitens würde das in dem Land gelten aus dem sie auswandern.

      • @drum:

        @Meerwind7 hat da schon einen Punkt.

        Denn „offene Grenzen“ müsste dies auch konsequent für jeden bedeuten. Für alle und nicht nur für Migration aus dem arabischen bzw. afrikanischen Raum in die EU.

        Man kann nicht einerseits verfügen, dass der Afghane, Syrier, Sudanese bedingungslose Freizügigkeit und sogar die Solidarität der hiesigen Bevölkerung in Anspruch nehmen kann, wie er möchte, dann aber dem deutschen Unternehmer, der unter Mitnahme seines Eigentums z.B. nach Indien gehen möchte, sagen, dass für ihn diese Freiheit nicht gälte.

        Solche Anwandlungen sind nur Futter für die Rechten. Und wenn es so wäre, dann hätten sie sogar Recht!

  • Ja, es muss sich auch global was in Richtung Erd Demokratie und Beendigung der corporate rule bewegen,es braucht ein fundamental anderes ökonomisches Dystem weg vom Petro Dollar und der fossil warconomy, die auch nicht besser wird, wenn es eine rare earth warconomy würde! Die Reichen aller Länder und aller Imperialen Bereiche haben zu viel Macht, es fehlt fundamental an öko-sozialen Ökonomie Basisregeln, davon spricht niemand, weil s das noch nicht gab. Aber trotzdem muss erstmal festgehalten werden, dass Menschenrechte für alle von den Menschen real gemacht werden und da hat der Artikel recht: Wenn die ganzen Gelder , die für Abschpttungs + Rüstungsregime ausgegeben werden, für Menschenrechte+ Wilkommenkultur+ öko-soziale Transformation ausgegeben würden, wäre Bewegungsfreiheit möglich und unsere sicheren Menschenrechte liessen sich dann immer noch in Wilkommenszentren innerhalb der EU und per Interpol Check absichern. Wenn Menschen hier Hilfe bekommen und erleben als Gleiche ne Chance zu bekommen, macht auch uns das sicherer, totale Sicherheit gibt es nie, aber Gleichheit für uns braucht Gleichheit für Alle und beides fehlt ZUSAMMEN! #debt4climate!

  • Nur, weil es unter dem ganzen anderen Kram fast untergeht: Die Vergesellschaftung von Immobilienkonzernen nützt Geflüchteten gar nichts. Die einzigen, denen diese zumindest zeitweise nützt, sind diejenigen, die bereits in diesen Wohnungen leben. Wer zuziehen will, dem nützen billigere Mieten (die er/sie als Steuerzahler mitsubventionieren darf) gar nichts, solange es zu wenige Wohnungen gibt.

    • @Agarack:

      Zumindest Wien: Dass es städtische Wohnungen zum für eine solche Großstadt bezahlbaren Preis gibt, ist dort so deutlich, dass es auch anderswo die Mieten mit hinunterzieht.



      Ob nachträgliche Vergesellschaftung das löst, halte ich für eine offene Frage. Sarrazins Verschleuderung war fast ein Verbrechen. Und jetzt wären es wohl generelle Erbpachtregelungen für Grund, Abschöpfungen von Gewinnen und neuer städtischer Wohnungsbau, die zu prüfen wären.

      Ich unterscheide den Handwerker, der das Mehrfamilienhaus zu einer "nur" auskömmlichen Rendite und langfristig denkend vermietet, auch von manchen quartalsgetriebenen Renditemaximierer-Fonds, die es verrotten lassen und gleichzeitig pressen, für zweistellige Gewinnprozentzahlen.

      • @Janix:

        Also, bei aller Liebe: Suchen Sie mal in einem beliebigen Immobilienportal nach einer Wohnung mit 3-4 Zimmern in Wien. Die Mietpreise pro Quadratmeter bei Neuvermietung dort sind absolut horrend, sogar noch über denen in Berlin. Der von Ihnen beschriebene Effekt geht aus den verfügbaren Daten schlicht nicht hervor. Klar ist es toll für die Leute, die in preiswerten städtischen Wohnungen leben, wenn diese günstig sind - das nützt aber allen anderen nichts, und das ist genau mein Punkt. Damit schafft man letzten Endes im Grunde eine Art Mieteraristokratie, in der das Wohnen in subventionierten, preiswerten Wohnungen eine Art Erbanrecht ist. Das kann man progressiv finden, muss man aber nicht.

        • @Agarack:

          Ich bei einem Punkte bei Ihnen, dass der Mietmarkt aus allgemeinen Gründen mal wieder zusammengefügt gehört, sonst zieht mensch irgendwann nur noch mit den Füßen nach vorne aus. Und jemand lebt in einer viel zu großen Bude, wird da aber aus €€-Gründen nie ausziehen. Daher Fesseln für Geier, doch auch Mieterhöhungen im Bestand.

          In Wien spielen nach meinem Hörensagen schon auch Connections eine Rolle wie in anderen Märkten auch. Aber es gibt die bezahlbaren Wohnungen auch, dann nach einer Weile, und die Stadt muss auch nicht Privaten beim Einquartieren Schw*inegewinne rüberschieben (die "Anstalt" pickte das jüngst auch mal auf, dort wären auch Mietspiegel-Auswirkungen nachzusehen. Die Ist-Mieten beeinflussen die Soll-Mieten).

          • @Janix:

            „Und jemand lebt in einer viel zu großen Bude, wird da aber aus €€-Gründen nie ausziehen.“

            So lange jemand, der sich eigentlich gerne freiwillig verkleinern würde, wider Willen seine Riesenbutze behalten muss, weil eine neue, kleine Mietwohnung teurer wäre als die Alte, gebe ich Ihnen Recht.

            Wenn es allerdings darum gehen sollte, ältere Menschen aus ihrem langjährigen Zuhause zwangsweise umzuquartieren, um Wohnraum für Andere freizumachen, hätte ich größtes Verständnis für die Betroffenen, die mit der Flinte hinter ihrer Wohnungstür warteten, um das Thema mit den „Umverteilungsbeseelten“ während des Vollzugs mal deutlich auszudiskutieren. 😂

            Wie immer bei Regulierungen privaten Wohnraumes, ist bei diesem sensiblen Thema die Grenze zur brutalen Übergriffigkeit schnell überschritten. Die letzte Regierung scheiterte zum Beispiel auch daran.

          • @Janix:

            Ich werde mir mit Sicherheit keine ganze Anstalt-Folge ansehen, nur einer Diskussion wegen. Ich habe aber deren Faktencheck-Dokument und die verlinkten Quellen angesehen. Diese zeigen, dass die Mietspiegel in Wien insgesamt tatsächlich besonders niedrig sind - aber widerlegen das, was ich wie ein kaputter Plattenspieler wiederhole, nicht: Die Mieten BEI NEUVERMIETUNG sind horrend hoch. Gerade weil die Mieten in den kommunalen Wohnungen so niedrig liegen, ist das umso augenfälliger.

            Um sich auf eine kommunale Wohnung bewerben zu können (also sprich, um auf die Wartelisten überhaupt draufzukommen), muss man im Übrigen zwei Jahre den Hauptwohnsitz in Wien haben. Was - zum wiederholten Mal - meine These untermauert: Schön und gut für Leute, die dort schon leben, allen anderen nützt es nichts. Wer nicht in Wien wohnt und dort eine günstige Wohnung sucht, der wird diese nicht bekommen.

            • @Agarack:

              Verstanden, nachvollziehbar; zugleich meinen Punkt: nach harten Jahren zu Beginn gibt es mehr Hoffnung als, wenn gar keine städtischen Wohnungen da sind. So höre ich es auch anekdotisch von dort.



              Und im Falle von Mietspiegelregelungen und -deckelungen sind viele bezahlbare Wohnungen im Pool etwas Schutz gegen sich selbst hochspiralende Preise.

              Allgemein werden wir irgendwann die zwei Märkte wieder zusammenführen müssen: Neuvermietung und Bestand, auch das ist klar. Sonst haben wir die Mobilität ausgeknipst und Witwe Pachulke zieht aus 90 m² nie aus, weil 30 m² teurer würden.



              Mehr Wohnungen, die nicht in den Krallen von übergierigen und destruktiven Geiern sind (stark wertendes Wort, ok: ich meine die, die nur abschöpfen und nichts machen) halte ich da schon für auch gut, ohne eigenes Interesse, sondern volkswirtschaftlich, dass die soziale Durchmischung im Alltag und in den Schulen noch etwas bleibt.

  • Hallo allerseits - wann endlich erklärt mir irgendjemand schlüssig, weshalb von allen nicht-kapitalistisch organisierten Staaten der Geschichte letzlich allein Nordkorea übrig geblieben ist ?

    Netter Gruß,

    Thomas Dräger



    D-67198

    • @Thomas Dräger:

      Ist Sozialismus denn immer auch Diktatur? Oder kann es vielleicht sein, dass Ersteres zugunsten von Letzterem in der Vergangenheit missbraucht worden ist, weil es beim Volk damals gut ankam? So wie jetzt auch die Fremdenfeindlichkeit weltweit benutzt wird, um Oligarchien bzw. Diktaturen zu errichten?

      • @Earth & Fire :

        Ja, ist er. Der Sozialismus ist nicht der ewig unverstandene Ismus.

      • @Earth & Fire :

        „Ist Sozialismus denn immer auch Diktatur?“

        So lange er entsteht, wie er bisher immer entstand: ja!

        Nicht, dass andere Systeme diesbezüglich besser wären. Nichtmal anders.

        Letztlich schliesst sich ein echter Sozialismus schon deshalb aus, weil er unterdrücken muss, um existieren zu können. Der Mensch für ihn ist halt noch nicht erfunden. Menschen wollen „mehr“ und „besser“. Für sich, nicht für alle. Der Mensch ist bei weitem mehrheitlich egoistisch und nicht idealistisch. Deswegen wird immer das System die meiste Akzeptanz finden und die wenigsten, diktatorischen Ausprägungen benötigen, das aufgrund seiner wirtschaftlichen Effizienz in der Lage ist, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Und seien es auch im Kapitalismus nur die Brotkrumen, die vom Tisch der Reichen fallen. Ist das immer noch mehr als nach der gerechteren Verteilung im Sozialismus, hat der Kapitalismus gewonnen. Er ist zynisch, aber effektiv. Solange er nicht völlig frei dreht und kontrolliert wird.

        Insofern haben wir hier derzeit immer noch das beste aller mangelhaften Systeme.

    • @Thomas Dräger:

      Weil deren Diktator in der Schweiz studiert hat?

    • @Thomas Dräger:

      Keine Ahnung, aber das ist auf jeden Fall kein gutes Beispiel für die Vorteile geschlossener Landesgrenzen.

    • @Thomas Dräger:

      Bevor es zu simpel hier wird:



      Ich kenne hingegen keinen Staat, der neoliberal-kapitalistisch überlebt hätte. Das sind alles Mischmodelle, sonst gäbe es sie auch nicht mehr.



      Menschen sind zumeist sozial wie kurzsichtig-eigennützig.

      • @Janix:

        „Menschen sind zumeist sozial wie kurzsichtig-eigennützig.“

        Ein mögliches Erklärungsmodell für die Kurzsichtigkeit von Menschen könnte deren Bewusstsein ihrer eigenen, kurzen Lebensspanne sein.



        Die von Staaten und Systemen ist meist länger, das lässt in den jeweiligen Systemen den Einzelnen leicht fatalistisch werden.

  • Ein paar Superreiche enteignen klingt aus sozialistischer Perspektive ja ganz nett, wird aber kaum reichen, um so viel Geld mobil zu machen wie Herr Georgi braucht für seine Utopie.



    Kapitalisten sind wir alle: Die Eigentümer eines EFH oder Eigentumswohnung, die Kleinaktionäre. Deren Lebensleistung soll entwertet werden? Ab wann bin ich ein pöhser Kapitalist? Ab mehr als 35qm Wohnfläche pro Person? wenn ich öfter als 1x die Woche Fleisch esse? Wenn ich Auto fahre statt Lastenfahrrad?



    Ab wann ist die Freiheit, hier in Deutschland leben zu dürfen, ausreichend gewährleistet? Wenn der Ausländer auch noch in Berlin oder München eine Wohnung bekommt? Oder wenn man ihm im Westharz eine Wohnung zuteilt?

    Herr Georgi, Wir im Norden und Westen beuten also Afrika aus. Mag sein. Aber welche Rolle spielt das? Dann rechnet doch vor, um wie weit die Wirtschaft schrumpft, wenn wir nicht mehr aus Afrika beliefert werden oder dahin liefern dürfen, auch nicht mit Zwischenhändler China. IMHO sind die Probleme dort hausgemacht durch die lokale Obrigkeit, Sitten und Kulturen.

    • @Christoph Strebel:

      „Kapitalisten sind wir alle: Die Eigentümer eines EFH oder Eigentumswohnung, die Kleinaktionäre. Deren Lebensleistung soll entwertet werden? Ab wann bin ich ein pöhser Kapitalist? Ab mehr als 35qm Wohnfläche pro Person? wenn ich öfter als 1x die Woche Fleisch esse? Wenn ich Auto fahre statt Lastenfahrrad?“

      Sie beschreiben sehr gut, wie Verteilungskämpfe ausfallen, wenn sie von links ideologisiert werden.



      Dabei spielt dann auch immer die persönliche Perspektive der Player eine Rolle. Nach dem Prinzip: „wer weniger hat, als ich, ist Klassenfeind und zu enteignen“.



      Das klassische Neidspiel, das dabei völlig unberücksichtigt lässt, was Menschen mit ihren Händen für das, was sie haben, selbst taten. Eigentlich billig und primitiv. Allerdings haben wir eines doch meisterhaft gelernt: unserer Primitivität einen erhabenen, intellektuellen Anstrich zu verleihen…😂

    • @Christoph Strebel:

      Ist das jetzt das so



      beruehmte “nach unten treten und nach oben bucklen”? Speaking of “Sitte und Kultur”…

    • @Christoph Strebel:

      Lebensleistung eines Aktionärs? Mit Ausbeutung reich werden? Ein altes kolonialistisches Konzept. Und dann nicht mal Steuer für den abgeschöpfte Gewinn bezahlen.



      Kapitalisten wir alle? Da haben Sie vermutlich nicht alles notwendig zu Wissende durchdrungen.

      • @Sonnenhaus:

        Genau, dann lieber auf die Rente verlassen. Wird schon.



        Bevor man dann Ausbeuter wird, bäh!

      • @Sonnenhaus:

        Aktionär= Ausbeuter, da hört man gleich auf weiter zu lesen.

    • @Christoph Strebel:

      Lassen Sie sich nie für die Superreichen einspannen. Auch nicht als obere Mittelschicht.

      Ob ein Lebensstil, der nicht verallgemeinerbar ist, frei nach Kant, gut oder böse ist, können Sie selbst überlegen. Das kann Ihnen niemand abnehmen. Ist aber jetzt eine andere Frage.

      • @Janix:

        Ein Lebensstil ist nie verallgemeinerbar.



        Das scheitert schon an der unterschiedlichen Bereitschaft der Menschen, sich für ihre eigenen Möglichkeiten zu engagieren.



        Ein Anspruch auf einen einheitlichen Lebensstil unter völliger Nichtberücksichtigung von Einsatz und Leistung, sowohl für sich selbst als auch das Gemeinwesen, wäre schon aus Gründen der Gerechtigkeit auch kaum vermittelbar. Egal, auf welchem, wirtschaftlichen Niveau dieser sich befände.

        • @Hungerboomer:

          Ich meinte hier schlicht: von den Ressourcen. Jeder auf der Erde könnte so leben wie ein durchschnittlicher Nicaraguaner o.ä., und es ginge nachhaltig.



          Aber nicht wie fast alle hierzulande. Folglich sind wir das Entwicklungs-Land. Ich bin optimistisch, das könnten wir schaffen, doch wie schon der biblische Reiche werden viele weinen und sich abwenden.

          Belohnung und Differenzierung ist etwas anderes (wenn das jemand braucht, um sozialtauglich zu sein). Sie muss auch gar nicht in Konsum-Raushauen bestehen, wie das früher mal war. Dass sich Menschen in Sierra Leone _weniger plagen jeden Tag als Deutsche, vermuten doch auch Sie nicht.

  • Offene Grenzen sind möglich - aber nicht gewollt.



    Da hörts schon auf. Politisch nicht gewollt. Von den Gesellschaften nicht gewollt.



    Wir haben innerhalb der EU eine Freizügigkeit etabliert. Das ist übergeordnet ein Kulturkreis, das sind Länder die grob überissen auf ähnlichen Standards sind bezüglich Freiheiten, Rechte, wirtschaftliche Stabilität. Und selbst da knirscht es schon gewaltig.



    Darüber hinaus berechtigt selbst der mächtige deutsche Pass nur zur visumfreien Einreise in fast alle Länder der Welt. Bleiben darf man damit nicht - und ich muss für meine Kosten selbst aufkommen.



    Da zu glauben, es wäre möglich Politiker als auch Gesellschaften davon zu überzeugen, dass sie weltweite Freizügigkeit und Kostenübernahme für Wohnraum und Versorgung zustimmen, ist komplett unrealistisch.



    Ganz egal ob es tatsächlich teurer wäre "weltweit alle Fluchtursachen zu beseitigen, anstatt Infrastrukturen für die menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten zu schaffen" - denn das würde voraussetzen, dass wir bereit wären radikal abzugeben.



    Und da scheiterts.



    Das ist vielleicht möglich, wenn wir grenzenlos Nahrung und Energie haben, in einer sehr sehr fernen Zukunft.

  • Georgi hat ein Weltbild, in dem die Welt in "Nord" und "Süd" aufgeteilt ist, blendet die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung des "Südens" und das dabei bisher Erreichte aus und behauptet kontrafaktisch, nur im "Norden" gebe es Privilegierte und nur im "Süden" Naturkatastrophen.

    Statt wirtschaftlicher Entwicklung des "Südens", die er offenbar für nicht realisierbar hält, fordert er unbegrenzte freie Einwanderung in jedes Land, verbunden mit gleichen Rechten für die Ankommenden, was bedeutet: auch Staatsbürgerschaft und Wahlrecht. Die Realisierung dieser "Utopie", die tatsächlich eine Dystopie ist, wäre, zunächst in den Ländern des "Nordens" die Wohnungsnot drastisch zu verschärfen (Initiativen für Wohnprojekte und Vergesellschaftung von Wohnraum schaffen noch lange keine neuen Wohnungen, und im Generalstreik wird sowieso nichts gebaut). Zudem könnten in die noch demokratischen Länder Millionen von Islamisten, Putinisten und anderen Feinden von Demokratie und Menschenrechten einwandern, die dann auch gleich wählen und die Demokratie sowie die Menschenrechte faktisch abschaffen könnten. Weswegen er sich davon eine "emanzipatorische" Politik erhofft, bleibt sein Geheimnis.

  • Auch hier kommt wieder das Argument, dass der Staat ja sein Geld selbst erzeugt. Aber es ist ja auch bekannt, dass die umlaufenden Geldmengen den Wert der handelbaren Waren und Dienstleistungen um ein Vielfaches übersteigt. Dafür gibt's eben keine Grundnahrungsmittel und keine Wohnungen.

  • Offene Grenzen sind durchaus möglich, aber nicht offene Grenze und Sozialstaat gleichzeitig. Jedenfalls kein Sozialstaat für neu Zuziehende.

    Offene Grenzen bedeuten dann nicht, "Infrastrukturen für die menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten zu schaffen, also etwa genug Wohnungen und Kita-Plätze". Vielmehr müssen sich zuziehende dann selbst um einen Platz für sich selbst kümmern.

    Wenn sie sich im Rahmen des gültigen Baurechts und evtl. Mindeststandards pro Person keinen Wohnraum leisten könnten, müssen sie eben wieder weg. Einheimische, die sich das nicht leisten können, genauso, wenn sie noch keinen Grundbesetz haben.

    Für eine gewisse Übergangszeit könne es Privilegien für diejenigen geben, die schon da sind, aber lange wird das nicht gelingen: Im Fall einer Art Klassengesellschaft aus Staatsbürgern (mit vererblichem Sozialleistungsanspruch) und den über offene Grenzen zugezogenen (ohne Sozialleistungsansruch) käme es früher oder späer zu einem Aufstand der Unterprivilegierten. In den Golfstaaten kam es bislang nicht dazu, aber dort gibt es trotz vielen Ausländern keine offenen Grenzen, und die Öleinnahmen decken einen gewissen Grundbedarf.

  • Grenzen kann man erst abschaffen, wenn alle die gleiche Kultur und die gleichen Werte haben und die praktische Gesetzeslage überall identisch ist. Ansonsten wird der Versuch gründlich schiefgehen, wie z.B. in Schweden, Frankreich und Deutschland betrachtet werden kann.

    • @Luftfahrer:

      Also wieder die Mauer hochziehen. West und Ost wegen Kulturdifferenzen. Bayern kriegt eine extra Reihe Stacheldraht. Und überhaupt, der Föderalismus erlaubt unterschiedliche Gesetzeslagen in den einzelnen Bundesländern.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Sie stimmen also Luftfahrer zu?



        Wenn es in Deutschland schon so schwierig ist, wie könnte es dann Argumente für offene Grenzen weltweit geben?

        • @Katharina Reichenhall:

          Falls nicht, wende ich keinen Sarkasmus nicht an.

  • Ja, klar, offene Grenzen wären machbar, würden wir in einer anderen Welt leben.

    Dass sich die Dinge in diese Richtung entwickeln, das ist leider so wahrscheinlich, wie dass die Hölle gefriert.

    Au contraire, es geht stramm bergab, Richtung Totalitarismus und wie sich das gehört, angereichert mit reichlich Hass auf die Juden.

    Richtung Barbarei. Und die Parole "Sozialismus oder Barbarei" hat noch nie gestimmt. Ist es doch bisher immer so gewesen, dass der Sozialismus oder der Kommunismus in der Barbarei endete.

    • @Jim Hawkins:

      Im 21. Jahrhundert werden wir sehen, dass auch der Kapitalismus in der Barbarei endet: Chinas Kapitalismus im Gewand des Kommunismus, Russland fast dasselbe mit Oligarchen und in den USA galoppieren die reichsten Milliardäre auf die Billionen zu.

      Die neue Weltordnung. Von denen nur die obersten 1% profitieren und 99% zu Flüchtlingen werden, die im übelsten Fall sogar innerhalb der eigenen Städte unwillkommen werden. Ich habe sowas nicht gewählt.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Ich auch nicht. Und ich arbeite in meiner Gemeinde mit Alteingesessenen und zu uns Geflüchteten daran, dass die Barbarei uns nicht (so schnell) einholt. Konkret, praktisch, ehrenamtlich und überwiegend analog. Bis jetzt funktionierts.

      • @Troll Eulenspiegel:

        99 % Flüchtlinge? Haben Sie dazu eine Quelle?

        • @Katharina Reichenhall:

          Quellenangaben aus der Zukunft sind aus physikalischer Sicht nicht erschaffbar. Warten wir bis 2100.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Es gab bis Ende des 19. Jahrhunderts keine Grenzen in dem Sinn, dass Menschen an der Ein- oder Ausreise gehindert wurden. Kontrolliert und reguliert wurde nur der Warenverkehr. Allenfalls wurden polizeilich Gesuchte festgenommen.

        • @Francesco:

          Es gab aber auch kein Soziales Netz, wer nicht gearbeitet hat ist verhungert.

        • @Francesco:

          Das nannte man deswegen auch das Zeitalter des Kolonialismus. Da verschwand man aus Europa und vertrieb und ermordete die Menschen anderswo. Das jetzt als das goldene Zeitalter freier Grenzen zu beschreiben passt ganz und gar nicht.

        • @Francesco:

          Es gab in Rußland Leibeigenschaft der Bauern. Sklaven in den USA konnten nicht in die Nordstaaten, wo sie frei geworden wären. Um im Handwerk zu arbeiten, musste man in eine Zunft hereingeboren sein. Als Landwirt braucht man Land. Für Reiche und für Gebildete gab es wohl schon so eine Art Freizügigkeit.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Da bin ich ganz bei ihnen.

        Der Kapitalismus, der ja ohnehin aufgrund seiner Funktionsweise auch menschenfeindliche Züge trägt, wenn er auch gleichzeitig wie etwa in China Millionen aus der Armut befreit hat, wird keine Gnade mit denen haben, die für die Schaffung von Mehrwert und für den Konsum keine Rolle mehr spielen.

        Die USA geben in der Hinsicht den Takt vor und bei uns wird der Sozialstaat, wenn auch in gemütlicheren Tempo, geschleift werden.

  • "Wir brauchen Wohnprojekte, Initiativen für die Vergesellschaftung von Immobilienkonzernen und praktische Solidarität mit den Menschen, die hier gerade ankommen oder noch auf dem Weg sind."

    Der staatliche Wohnungsbau könnte unabhängig von einer Vergesellschaftung erhöht werden. Durch die Vergesellschaftung wird nicht mehr Wohnraum geschaffen. Im Gegenteil, der privatwirtschaftliche Anteil wird verringert. Wie will der Autor zusätzliche Wohnungsbedürftige also unterbringen?

    Der Autor plant anscheinend, daß die Bewohner der vergesellschafteten Immobilienkonzerne ihren Wohnraum solidarisch mit Denen Teilen, die auf dem Weg hierher sind. Wer zuviel Zimmer hat, wird welche für Zuwanderer abgeben müssen. Anders kann seine Idee nicht funtkionieren.

    "Ohne schnellen Zugang zu Sozialleistungen überall sind arme Menschen aber ausgeschlossen. Es gibt Bewegungsfreiheit, aber sie ist eben für Leute, die Geld haben."

    Es fehlt die Erklärung, wer die Gelder für diese Sozialleistungen einzahlen soll.

  • Es ist erfreulich , dass der Großteil der Kommentierenden realistisch bleibt und den Wert für die Gesellschaft erkennt und sich nicht leicht solchen Utopien hingibt.

    Bleibt nur zu hoffen, dass ein Herr Dr. Fabian Georgi niemals eine Professur angeboten und das Ganze dann auch noch staatlich alinentiert wird.

    • @DiMa:

      Ganz schlimme Nachrichten für Sie: Herr Dr. Georgi ist zwar kein Professor, aber trotzdem im Wissenschaftsbetrieb einer staatlichen Uni beschäftigt. Also wird er staatlich alimentiert.

    • @DiMa:

      Wider den Stachel löken kann wohl auch eine Funktion von Wissenschaft sein.



      Und grundsatzethisch sind komplett offene Grenzen die wohl am einfachsten begründbare Position.

      Ich hätte mir halt hier nur Butter bei die Fische gewünscht, und auch das ist eine Funktion von Wissenschaft.

    • @DiMa:

      Schön dass Realismus heute heisst, jeden dahergelaufenen Kommentar zu liken und dem Fachmann die Expertise abzusprechen. Wahrscheinlicher ist, dass Linke hier nur noch Minderheit sind und der Rest aufgibt.

      • @TV:

        Ein Fachmann zeigt Lösungen auf, keine Visionen. Das geht auch mit links.

      • @TV:

        "Fachmann" wofür? Ich kann nur auch utopische Wünsche überlegen und dann mal so in den Raum stellen. In der Diskussionskultur geht es eben doch genau darum, dass man die Aussagen des anderen kritisch hinterfragt.



        Und offenbar gibt es bei dem Gedanken des Interviewten eben einige Lücken in der Argumentationskette.



        Wenn wir das nicht hinterfragen, sondern "Fachlichkeit" einfach stehen lassen, öffnen wir doch dem Unglück Tür und Tor.

      • @TV:

        Na ja, die Frage nach der Finanzierung offener Grenzen fand ich gut, die Antwort war Allgemeines ohne Substanz. Dann dass ist die wichtigste Frage bei diesen Thema. Das fand ich schwach vom Fachmann. Die Finanzierung seiner Forderung ist der Kern in dieser Diskussion.

      • @TV:

        Utopien haben für mich wenig mit "Expertise" zu tun und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter ist halt auch nur ein Mitarbeiter.

        Und auch die Linken müssen sich überlegen, ob sie so einem Angriff auf den Sozialstaat ernsthaft verfolgen wollen oder das Thema eher unter feuchtem Traum einordnen.

  • Warum gibt es Besitzstände - Erbschaften, Versorgungsrechte, Grundbesitz - muss alles nicht sein. Man kann durchaus der Meinung sein, dass jeder Mensch die gleichen Rechte und Chancen haben sollte.

    Offene Grenzen bedeutet für die Einheimischen mit denen zu teilen, die aus Armutsländern zuwandern. Die Behauptung, dass die Zuwanderer einen wirtschaftlichen Gewinn für das Einwanderungsland bringen, widerspricht zumindest meinen persönlichen Erfahrungen mit Zuwanderern - fleißige Leute, aber nur an Schwarzarbeit interessiert. Kann ich angesichts der Höhe der Sozialabgaben auf legale Arbeit auch nachvollziehen.

    Ich bin gegen offene Grenzen weil ich glaube, dass unbegrenzter Zuzug zu einer Angleichung des Lebensstandards hier zu dem Lebensstandard in den Herkunftsländern führen würde - also auf Kosten der heimischen Bevölkerung ginge.

    • @A. Müllermilch:

      Angleichung des Lebensstandards ist durchaus erstrebenswert.

      • @Francesco:

        ich musste bei ihrem Namen an den Ohren der Franziskaner denken, die sich der Armut verschrieben haben. Solch ein Lebensstandard ist also für Menschen durchaus erstrebenswert und wird bereits umgesetzt.

        Es kann also jeder, der es erstrebt oder fordert, bereits für sich umsetzen. Man muss nur alles was z.B. über das Bürgergeld an Einkommen hinausgeht, mit anderen Menschen, die weniger haben, teilen.

        Das Problem ist, dass das mit dem "erstrebenswert" dann schnell in sich zusammenfällt. Deswegen gibt es dafür auch von links keine politischen Forderungen.

      • @Francesco:

        Ja, der Vorteil im Kommunismus war auch, dass alle gleich arm sein sollten.

  • Kann mensch alles vertreten, ist humanistisch gedacht auch alles richtig. Ich bin antinational, hänge also nicht so an Grenzen. Leider fehlt wissenschaftlich betrachtet der erklärende Punkt, wie ökonomisch und sonstwie das Ganze funktionieren soll, wenn die Macht- und Wohlstandsverteilung in der Welt etc. ceteris paribus verbleiben. Menschen haben berechtigte Erwartungen, alle; auch in Europa. Allerdings wird die gelehrt-bauchlinke europäische Erwartung des netten Matcha Latte- und Lastenradlebensstils nicht aufrecht erhalten bleiben können. Das ist nicht per se schlecht, wäre nur der Ehrlichkeit halber eben auch nett so zu sagen.



    Ansonsten ist diese Forschung auch nur eine hübsche akademische Fingerübung ohne Wirklichkeitsbezug und wird wohl eher nicht die Schwelle hin zur Policyberatung überschreiten. Auch das kann mensch machen, nur dürfte die Wirkungsmacht dieses Kleinstdiskurses auf die Realität noch überschaubarer bleiben als die meiner theoriegeschwängerten Abschlussarbeit über das BGE.

  • SCHENGEN WORLDWIDE

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Also: "Marsmännchen draußen bleiben!!"

      • @Janix:

        Na ja, wenn sie schön grün sind, können wir uns vielleicht auf eine Ausnahme einigen?¿?

  • Traurig, wie hier zahlreiche Kommentare die Gedanken Georgis als Spinnerei abzutun geneigt sind, & überdeutlich, wo die eigentlichen Probleme liegen: in den Köpfen der Menschen. Herr Georgi spricht gegen Ende klar aus: » Ich kann das nicht in jedem Detail ausmalen, dafür müsste ich die gesamte politische Ökonomie dieser neuen Welt kennen.« Daran ist zweierlei greifbar: zum einen handelt es sich in der Tat um eine Utopie; zum anderen wird eben diese Utopie *als* Utopie als strukturell noch gar nicht beschreibbar angesprochen. Nun kann man immer leicht schreien: das sei alles linke ›Romantik‹. Tatsache ist, dass gerade etliche ›bewährte‹ Systeme global kollabieren; davon ist Migration — ein Symptom. Neue Strukturen entstehen aber nicht einfach so. Es bedarf des Willens & der Anstrengung, über lange Zeit, etwas zu suchen, was seit Margaret Thatcher häufig als Teufelszeug imaginiert wird: Alternativen. Die Aufforderung, doch bitte die fertigen Alternativen vorzuzeigen, sonst rede man Unsinn, ist Unsinn. Keine Veränderung ohne den Willen zu ihr & die beständige Anstrengung der Suche nach Alternativen. Mentalitäten müssen sich ändern: erst sie ändern unsere Welt.

    • @Fahrenheit:

      Nur braucht es für die Erzeugung des Willens für Alternativen auch überzeugende Argumente dafür, dass es hierdurch besser wird. Dafür ist ein Weg aufzuzeigen, wie bei bestehender Ausgangssituation realistisch Änderungen in Angriff genommen werden um ein besseres Ziel zu erreichen.

      Alles andere ist höchstens so nützlich wie ein Sonntagsgebet oder eine Pippi-Langstrumpfgeschichte.

      Solche Utopien sind schlichtweg nicht geeignet, die Welt on positiver Weise zu ändern.

    • @Fahrenheit:

      Es IST Spinnerei und nichts anderes.



      Oder von mir aus, um es freundlich zu formulieren, ein wissenschaftlich-theoretisches Gedankenspiel/Utopie mit keiner Umsetzungschance.

    • @Fahrenheit:

      Ich bin menschlich bei ihnen, muss aber in der Sache widersprechen: Das einzige was kollabiert ist, ist die Utopie von Herrn Grorgi - und zwar jedes einzelne Mal, wenn es versucht wurde.

    • @Fahrenheit:

      Das Problem liegt vielleicht in den Köpfen der Menschen. Aber, und daher die eher negative Perzeption, die evolutionäre Realität sieht eben anders aus. So ist der Beitrag, wie "Harmonie" es nannte, eine schöne akademische Fingerübungen mit wohlgesetzten Worten.

      Oder anders, aus MIB: "Ein Mensch ist intelligent, aber ein Haufen Menschen sind dumme, hysterische, gefährliche Tiere."

      • @fly:

        Das ist ja argumentativ ein Windei: »evolutionäre Realität« ausspielen zu wollen gegen die Idee, dass Mentalitätswechsel des Willens zum Utopischen bedürfen, ist ja genau in demjenigen Status quo verwurzelt, den es zu suspendieren gilt. Ihr letzter Satz nun, mit Verlaub: führt ja zu gar nichts; höchstens impliziert er auch noch die paralysierende Vorstellung anthropologischer Konstanten, also eigentlich die Haltung kompletter Passivität im Blick auf lebensweltliche Modifikationen.

    • @Fahrenheit:

      Das was Georgi beschreibt ist schlicht Utopie und egal wie man etwas neudenkt, manche Sachen sind bereits evidenzbasiert und wissenschaftlich überprüfbar eine unerreichbare Utopie.



      Die Utopie Georgis ist eine solche.

      Sachen neu zu denken ist das eine, aber das hier ist weder neu noch zuende gedacht.

      Wie kann man behaupten, dass offene Grenzen möglich sind, aber gleichzeitig Aussagen, dass er für die Umsetzung die Weltökonomie kennen müsste.



      Dann kann er nicht behaupten es sei möglich!

  • Ein sehr schöner Ansatz. Er scheitert aber leider an der Politik und Verwaltung der Öffentlichkeit. Denn solange die schon länger hier lebenden keine ausreichende Versorgung und angstfreie Entwicklung erleben können, kann das für weitere hier ankommende erst recht nicht funktionieren. Nicht ohne Grund laufen der AfD so viele Wähler zu; aus Angst um die eigene Existenz. Da fällt es leicht die neu ankommenden dafür schuldig zu sprechen, obgleich die Aktiven der AfD selbst die Situation befeuern und allein für sich die Unterdrückten ausbeuten.

  • Die Idee dass Rassismus ein Ausfluss kapitalistischer Verhältnisse sei, gefällt natürlich jedem Antikapitalisten.

    Wer im Sozialismus groß geworden ist, kann darüber aber nur lachen.

    • @Chris McZott:

      Rassismus wird gefördert durch Macht- etc.-Ungleichheit, die aus den Augen des Gewissens wegerklärt werden muss. Und Ungleichheit schafft der Kapitalismus, aber auch der reale Sozialismus, wenn das nicht gebremst wird.

      In der DDR ging es gegen Angolaner, Mosambikaner und Vietnamesen, um mal die politisch korrekteren Wörter zu nehmen, und weitere Gruppen weniger am Ort.



      In der BRD war es ebenso die jeweils jüngste Einwanderungsgruppe plus x.

  • 1. Kapitalismuskritik ist ja immer schön und gut aber dass eine nicht-kapitalistische Wirtschaftsform per se umwelt- und klimaschonender sein soll, ist Unsinn. Jede industrielle Produktionsform und jeder überregionaler Handel ist grundsätzlich klimaschädlich. Die DDR war im direkten Vergleich schlimmer als die BRD. Diesen Fakt kann man doch nicht ignorieren.

    Mag könnte daher argumentieren dass nur ein vorindustrielles Lebensniveau den Planeten retten kann.

    2. Generell wird ausgespart, dass globale Bewegungsfreiheit im Widerspruch zu anderen emanzipativen Konzepten steht. Was ist z.B. mit dem Recht auf politischer Partizipation wenn bestimmte Staaten/Völker/Menschengruppen durch schiere Masse ihrer Menschen die Mehrheitsverhältnisse ändern können? (siehe Tibet)

    Und eine fiktive Weltregierung wird eher in Asien verortet sein. Welches Interesse könnten wir/die Menschheit insgesamt an der Absenkung europ. Standards haben?

    3. Die implizite Annahme dass Deutschland/Europa immer zu den Gewinnern der jetzigen Systembedingungen zählen wird, basiert auf letztlich rassistischer Arroganz. Die Machtverhältnisse ändern sich (langfristig immer).

    • @Chris McZott:

      Wir betrachten Nationalstaaten als ewige Wahrheit, dabei sind sie historisch jung. Die moderne Form entstand im 19. Jahrhundert, Passpflichten sogar erst ab 1920. Über Jahrtausende bewegten sich Menschen weit freier; Grenzen, wie wir sie heute als „normal“ empfinden, sind künstliche Konstrukte der Moderne. Patriotismus dient dabei oft nur als Tugend-Maske, um Konflikte zu legitimieren, die das System selbst erst erzeugt.

      Was wir heute erleben – Abschottung und Nationalismus – ist kein Zeichen von Stärke, sondern das letzte Aufbäumen eines überforderten Modells. Der Nationalstaat hat keine Werkzeuge für globale Krisen wie das Klima, Migration oder Konzernmacht. Deshalb flüchtet er sich in Symbolpolitik: Er kontrolliert das Einzige, was er noch physisch greifen kann – Grenzen und Menschen. Es ist eine Machtinszenierung angesichts eines totalen Kontrollverlusts.

      Langfristig wird dieses System an seinen Widersprüchen zerbrechen oder in die Selbstzerstörung steuern. Fällt das Modell, fällt auch die Fiktion der Herkunftsgrenze. Bewegungsfreiheit ist dann keine Utopie mehr, sondern die logische Folge einer post-nationalen Ordnung.

      • @HalbeMangoBitte:

        Stimmt, Kriege zwischen Nationen gibt es bekanntlich erst seit dem 19. Jahrhundert. Vor diesen künstlichen Konstrukten der Moderne herrschte allüberall Friede Freude Eierkuchen.

      • @HalbeMangoBitte:

        Bei allem Respekt, das ist so falsch, das nicht einmal das Gegenteil richtig ist.

        Die Menschen bewegten sich über Jahrtausende keineswegs "freier", denn Reisen waren über sehr lange Zeit sehr viel gefährlicher als heute und für die meisten Menschen gar nicht realistisch möglich, weil sie z.B. Leibeigene waren, die gar nicht reisen durften, oder weil sie bei jeder Reise riskieren mussten, von Wegelagerern und Räubern getötet zu werden. Das moderne Konzept des Nationalstaates entstand nicht in Abgrenzung zu einer offeneren Welt, sondern in Abgrenzung zu feudalen Strukturen, in denen sich die Zugehörigkeit zu einem "Staat" oder einer staatsähnlichen Machtstruktur danach bestimmte, welchem Blaublüter zufällig das Land gehörte, auf dem man gerade lebte. Da konnte man auch mal dazu gezwungen werden, einen zünftigen Krieg mit dem Nachbardorf anzufangen. Zu sagen, man macht das Staatswesen stattdessen von gemeinsamen sprachlichen und kulturellen Merkmalen abhängig, war ein Fortschritt.

        Und wenn Sie glauben, dass "früher" Leute leben konnten, wo sie wollten, dann empfehle ich Ihnen, sich z.B. mal mit der Ausweisung der Juden aus Spanien im 15. Jh. zu beschäftigen.

      • @HalbeMangoBitte:

        Gab es denn vor den Nationalstaaten eine freie Migration? Wohl kaum. Völker bewegten sich ja, aber fast immer kriegerisch. Es mag "früher" keine effektive Bürokratie gegeben haben aber da war die Abgrenzung eben einfach nur kleinteiliger. Die Gesellschaften waren sozial höchst undurchlässig und segregiert.



        Sich in einem Dorf als ethnisch fremder anzusiedeln, eine Frau aus einer anderen Religionsgemeinschaft heiraten oder einfach nur gleichberechtigter Handelspartner sein...alles schwierig.

        Ethnizität (oder funktionale Äquivalente wie Religion, Klasse etc) ist zwar langfristig fluide aber trotzdem dem Menschen essenziell für die eigene Identität. Und Identität funktioniert nur über Abgrenzung.

        "Der Nationalstaat hat keine Werkzeuge für globale Krisen wie das Klima, Migration oder Konzernmacht." Mag sein aber eine post-nationale Ordnung auch nicht...

  • Danke für den Artikel und die schöne Utopie!



    Dieser Kapitalismus gehört in der Tat abgeschafft. Weil das so deutlich ist, rüsten die Profiteure dieses Kapitalsmuses in den letzen >10 Jahren so sehr auf, um immer mehr "Massen" kontrollieren zu können. Dazu gehört Überachungstechnologie (Kameras, KI, Clouds, Palantir...) genauso wie die passenden Gesetze. Auc bei uns werden Gesetzesgrundlagen ständig überachungsfreundlicher, siehe Berlin, Bayern, Hessen, BaWü...

    Das bedeutet aber auch: Wenn wir klar sehen und uns nicht verwirren oder spalten lassen, dann können wir etwas TUN! Wir müssen uns zum Beispiel keine "KI" aufdrängen lassen, weder im Handy noch als "Windows11" getarnt. Wir benötigen keine "Konten" bei 5 Konzernen usw.

    Konzentrieren wir uns auf das, was uns und unseren Mitmenschen gut tut (und nebenbei unserem Geldbeutel!), dann wird auch dieser Kapitalismus schwächer.

    Ein Zwischenziel wäre, den Glaubensgrundsatz von immer mehr "Wachstum" endlich zu kippen. Oder jegliche personalisierte Werbung zu verbieten. Einfach und effizient!



    Bis dahin kann jede/r seinen Teil dazu beitragen und wenn viele mitmachen, dann klappt das auch. Schritt für Schritt....

    • @realnessuno:

      Na ja, ich will ja nicht wissen, auf welche Überwachungstechnolgien die DDR - gäbe es sie heute noch - setzen würde. Aber der Stasi-Apparat war seinerzeit was die Überwachung der eigenen Bevölkerung angeht dem Westen doch meilenweit voraus.



      Ist als kein Problem des Wirtschaftssystems.

  • Danke! Endlich ein weltoffener Blick auch aus der Wissenschaft. Ich kenne die Externalisierung nach außen aus 40 Jahren Arbeit in und zu Afrika (darunter viel Ressourcenschutz, humanitäre und Flüchtlingshilfe) und die Externalisierung nach nach unten aus der Arbeit im Unruhestand mit Geflüchteten. Den Sudan, auch Darfur, kenne ich seit den 1980ern. Und die Krise der Lebensbedingungen in vielen afrikanischen Ländern, aber auch die Überlebenskräfte (Neudeutsch: „Resilienz“) der Bevölkerungen. Und ich weiß auch, dass Afrika der letzte Kontinent ist, auf dem die Bevölkerung noch wächst, während sie fast überall sonst schrumpft und altert. Deshalb bin ich sicher: Es wird noch sehr viel mehr Flucht und Migration geben und geben müssen. Darüber sollten wir froh und darauf sollten wir vorbereitet sein. Und das heißt: wir brauchen eine global wirklichkeitsnahe Gegenerzählung zur rechtsradikalen „Migrationspanik“ (gutes Buch von Judith Kohlenberger), von der sich leider auch fast die gesamte politische Mitte nach rechts treiben lässt. Kurzfristiges wahltaktisches Denken in (Rest)Legislaturperioden wird uns jedenfalls nicht vor Populisten und Neofaschisten retten.

    • @Klaus Schmitt:

      Danke für Ihren Kommentar. Ja, ich denke auch, es wird tatsächlich wohl Völkerwanderungen geben; & das transnationale Zementieren von Grenzen ist ein Präventivschritt — der aber sinnlos sein wird, wenn die Nationalstaaten zusammenbrechen.

    • @Klaus Schmitt:

      Dennoch besteht die Gefahr, dass die Notwendigkeit von Migration zwar global richtig beschrieben, die konkreten gesellschaftlichen Spannungen in den Aufnahmeländern aber zu schnell als bloßes Ergebnis rechter „Panik“ eingeordnet werden. Viele Menschen erleben reale Überforderung: knapper Wohnraum, überlastete Kommunen, ein Bildungssystem am Limit. Diese Sorgen einfach als wahltaktisch instrumentalisiert oder ideologisch verzerrt abzutun, greift zu kurz.



      Eine wirklich tragfähige Gegenerzählung muss deshalb beides gleichzeitig leisten: Migration als historische und zukünftige Realität anerkennen und offen benennen, dass ihre Gestaltung politisch oft unzureichend ist. Ohne glaubwürdige Antworten auf soziale Verteilungskonflikte verliert auch der weltoffene Diskurs an Überzeugungskraft – und überlässt Populisten das Feld. Vorbereitung bedeutet daher nicht nur moralische Klarheit, sondern auch konkrete, sozial gerechte Politik, die Akzeptanz schafft, statt sie vorauszusetzen.

      • @Zippism:

        Selbstverständlich brauchen wir „konkrete, sozial gerechte Politik“. Aber eben global, nicht national(istisch) eingegrenzt. Wer sich einmal wirklich auf die bereits jetzt sehr schwierigen Lebensbedingungen in den meisten afrikanischen Ländern eingelassen hat und zudem eine Vorstellung davon hat, wie Klimawandel, Erosion, Land grabbing usw. diese weiter verschlechtern werden, sollte keinen Zweifel mehr daran haben, dass Gerechtigkeit nicht an den europäischen Außengrenzen aufhören kann. Zumal Europa die Verhältnisse in Afrika wesentlich verursacht hat und durch seinen großen Beitrag zum Klimawandel stetig weiter verschärft.



        Und wer mitbekommt, wie Integration und sozialer Zusammenhalt funktionieren, sobald vielfältige praktische Begegnung zwischen Alt- und Neueingesessenen stattfindet, weiß auch, wie Akzeptanz herzustellen ist. Nicht durch Aus- und Abgrenzung sondern durch Offenheit. In unserer ländlichen Gemeinde im nördlichen Rheinland-Pfalz hatte die AfD auch nach Ankunft vieler Geflüchteter und dadurch belasteter sozialer und Wohnverhältnisse in den letzten beiden Wahlen jeweils weniger als 8%. Das hat nicht nur aber auch damit zu tun, dass wir diese Offenheit leben.

  • Ich wünsche mir auch mehr ernsthafte Diskussion zu diesem Thema. Mein Ziel sind offene Grenzen, eine emanzipierte, gerechte Gesellschaft, die im ökologischen Gleichgewicht lebt. Aber wie kommen wir da vom Status quo hin? Was kann jeder dafür tun? Ich finde das Interview liefert zu wenig konstruktives. Ich freue mich über links zu tiefer gehendem.

    • @Daniel Schmitz:

      Nur noch eine einzige Kultur/Religion auf der Welt und vor allem sehr viel weniger Menschen. Alle Menschen müssten gleich sein, in ihren Werten, Moral, Meinungen und Wünschen. Kein Individualismus mehr. Keine Demokratie. Die Utopie ist immer auch eine Dystopie.

  • Also müssen wir jetzt nur für Weltfrieden und Kommunismus sorgen und schon sind offene Grenzen möglich? Wozu braucht man dann überhaupt noch Grenzen?

    • @Mendou:

      Grenzen grenzen die Zuständigkeiten ab. Sie legen fest, wo welche Gesetze gelten und wer wo wahlberechtigt ist. Menschen am Reisen zu hindern gehört so wenig zu ihrer Natur wie den Warenverkehr zu erschweren.

    • @Mendou:

      Ach, da müssen wir noch für viel viel mehr sorgen. Muss ja alles auch bezahlt werden.

    • @Mendou:

      Wichtige Frage.



      Wozu brauchen wir überhaupt noch Grenzen, wenn Konzerne ohnehin weltweit agieren?



      Ich denke langfristig werden die Grenzen etwa so wichtig wie die zwischen zwei Verbandsgemeinden. Reine Verwaltungsgrenzen, um regional schneller reagieren zu können.

      • @Herma Huhn:

        International arbeitende Konzerne brauchen länderspezifische hohe Löhne, damit die Angestellten nicht die Biege machen hin zu besser bezahlenden nationalen Unternehmen. Deshalb gibt es keine solidarisch gleichen Löhne

    • @Mendou:

      Tatsächlich braucht man auch keine Grenzen: das Konzept der Nationalstaaten ist längst obsolet.

  • nirgendwo gäbe es auch nur ansatzweise eine Mehrheit für eine Politik der offenen Grenzen. nicht einmal in Kanada. eine Politik der offenen Grenzen wäre also vor allem undemokratisch.

    • @Mack:

      Es wäre nur dann undemokratisch, wenn man diese Politik durchsetzt, ohne die Wähler zu überzeugen.



      Der Versuch die Wähler zu überzeugen, indem man kleine Schritte plant und erklärt, ist dagegen so demokratisch wie nichts anderes.



      Eine Utopie als undemokratisch abzutun, weil man sich den Weg dahin nicht vorstellen kann, ist in erster Linie populistisch.

      • @Herma Huhn:

        Solidarität fängt immer bei einem selber an.

        Offene Grenzen bedeutet vor allem Geldfluss von "viel" hin zu "wenig". Das Durchschnittseinkommen in DE liegt 20.000 Euro über dem weltweiten Durchschnitt. Diese Grenze kann hier bereits jeder persönlich öffnen. Dafür braucht es keine Verordnung von oben. Das ist auch gleich praktisch umsetzbar und kein utopisches Versprechen.

      • @Herma Huhn:

        >Der Versuch die Wähler zu überzeugen, indem man kleine Schritte plant und erklärt, ist dagegen so demokratisch wie nichts anderes.<

        Das ist nicht Wählerüberzeugung sondern quasi-religiöse Mission. Der Wähler soll aus Glauben an angebliche höhere Werte persönliche Opfer bringen.

        • @A. Müllermilch:

          Personenfreizügigkeit ist so wenig quasi-religiös wie freier Kapitalverkehr oder Freihandel.

  • Ein extrem naiver Wissenschaftler.



    Migration muss immer gesteuert werden. In jetzt schon überfüllte reiche Ländern kann man nicht noch zusätzliche Milliarden von Menschen aufnehmen. Das würde zu extremen gesellschaftlichen Konflikten führen und wäre das beste Wahlprogramm für extremistische Parteien.



    Es gibt aber ein Land auf der Welt mit extrem viel Raum für Migration: Russland

    • @Martin17:

      Warum muss es denn so große Einkommensunterschiede zwischen den Ländern geben?



      Warum ist es richtig, eine Politik und ein Wirtschaftssystem weiterzuverfolgen, das nur deswegen funktioniert, weil wir andere davon ausschließen können?



      Der Wissenschaftler behauptet ja nicht, man müsse einfach alle Grenzen öffnen und alles ist gut.



      Er zeichnet einen Weg auf, wie offene Grenzen funktionieren können, indem man viele andere Dinge vorher ändert.

      • @Herma Huhn:

        Und vergisst dabei, sich über so profane Dinge wie "wie soll das funktionieren?" "wie soll das finanziert werden?" Gedanken zu machen. Das sollen halt die anderen machen, er hatte ja schon diese meisterhafte Idee.

        • @Katharina Reichenhall:

          "Das sollen halt die anderen machen"

          Jepp. Denn Einkommensunterschiede kann jeder für sich bereits ganz unutopisch alltagssolidarisch sofort beseitigen.

      • @Herma Huhn:

        Nein. Er geht davon aus, dass die Unterschiede zwischen "Nord" und "Süd" gleichsam zementiert sind, und sucht die Lösung in der Flucht aus dem "Süden": "Außerdem glaube ich auch nicht, dass es wirklich einfacher ist, weltweit alle Fluchtursachen zu beseitigen, anstatt Infrastrukturen für die menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten zu schaffen, also etwa genug Wohnungen und Kita-Plätze." Das ist das Gegenteil der Forderung, die Einkommensunterschiede zwischen den Ländern durch wirtschaftliche Entwicklung der armen Länder zu beseitigen.

  • Omg - eine sozialistische Sprechpuppe direkt aus den 70ern in unsere Zeit gebeamt.

  • Herr Georgi forscht an der Universität Kassel zu globaler politischer Ökonomie, kann oder will aber auf die Frage, wer das in der konkreten lokalen politischen Ökonomie bezahlen soll, wenn alle kommen dürfen, keine Antwort geben. Ein Dilemma der wissenschaftlichen Utopie.

  • Ich finde den Artikel sehr aufschlussreich. Es ist mehr als logisc, dass Hr. Georgie nicht im Detail aufzeigen kann, wie es nach der Umsetzung aussehen würde. Aber er zeigt gut auf, wo Zusammenhänge bei größeren Problemen bestehen und in welche Richtung es gehen sollte, um diese aufzulösen.Es bräuchte eine andere Lebensphilosophie, z. B. im Bezug auf den Klimawandel.

    Die Kommentare finde ich hier ausgesprochen einseitig und zugespitzt.

    Vielen Dank für den Artikel, liebe Taz!

  • Eigentlich wäre mal eher eine Betrachtung darüber fällig wie sehr so weltfremde Spinnerei der eigentlichen Integration geschadet hat. Solche Artikel produzieren ja enorme Ablehnung und lassen uns wie komplett ahnungslose Ideologen aussehen.

  • Die Aussagen strotzen von Naivität und unrealistischen Annahmen. Aber schön, dass wir uns so einen akademischen Elfenbeinturm leisten können. Der Sozialismus wird bestimmt siegen und wir alle leben dann im Schlaraffenland.

    • @FraMa:

      Naiv“ ist eher der Glaube, Nationalstaat und Kapitalismus seien Naturgesetze. Beides ist historisch jung: Der industrielle Kapitalismus ist kaum 250 Jahre alt, der Nationalstaat im heutigen Sinne entstand im 19. Jahrhundert. Über den Großteil der Geschichte bewegten sich Menschen weit freier; Grenzen sind moderne Konstrukte.

      Was wir heute erleben, ist das letzte Aufbäumen eines überforderten Modells. Der Nationalstaat kann globale Krisen wie Klima, Ressourcenknappheit oder transnationale Konzernmacht nicht lösen. Er flüchtet sich in Symbolpolitik und kontrolliert das Einzige, was er noch physisch greifen kann: Grenzen und Menschen. Eine Machtinszenierung bei faktischem Kontrollverlust.

      In einer Welt grenzübergreifender Probleme und endlicher Ressourcen führt dieser Widerspruch zur radikalen Konsequenz: Entweder treibt uns das alte System in die Selbstzerstörung, oder es folgt zwangsläufig eine neue Wirtschafts- und Grenzordnung. Bewegungsfreiheit ist dann keine Utopie aus dem Elfenbeinturm, sondern die logische Überlebensstrategie einer Welt, die sich längst jenseits nationaler Logiken bewegt.

    • @FraMa:

      Also wenn man jedes Wirtschaftssystem, das nicht darauf beruht, andere Gruppen auszunutzen und klienzuhalten, als Sozialismus bezeichnet, dann bleibt wohl irgendwann nur noch Sozialismus als mögliche Gesellschaftsform übrig.



      Oder man könnte anerkennen, dass es zwischen Turbo-Ausbeutungs-Kapitalismus und Gulag-Kommunismus noch viele andere Gesellschaftsformen geben könnte, zwischen denen man wählen kann.

      • @Herma Huhn:

        Von einer solchen Gesellschaftsform haben die Schweden in den 70er Jahren geträumt. In den letzten 25 Jahren haben sie sich dann zu Rollback-Weltmeistern entwickelt. 2004 wurde die Erbschaftsteuer abgeschafft, 2007 die Vermögenssteuer. Jetzt wird die liberale Migrationspolitik zurückgedreht, Unterschiede zwischen den Parteien liegen dabei eher in den Details. Wenn es dumm läuft, gibt es nächstes Jahr eine Regierungsbeteiligung der rechtsradikalen Schwedendemokraten. Wenn es noch dümmer läuft, können diese als stärkste Partei den Ministerpräsidentenposten beanspruchen. In GB und FR schaut es nicht besser aus.



        Finnland ist diesen Sommer aus der Ottawa-Konvention zum Verbot von Antipersonenminen ausgetreten, um seine lange Grenze schützen zu können. Einen Trend zu offenen Grenzen sehe ich gerade nirgends.

        • @Oma:

          Ich gehe doch sehr davon aus, dass Finnland Antipersonenminen zur zur A wehr eines bewaffneten Angriffs einsetzen möchte und nicht gegen illegale Immigration.

          • @Francesco:

            Ja, der Ausstieg aus dem Abkommen ist in erster Linie der Erfahrung früherer russischer Angriffskriege geschuldet. Aber darüber hinaus wurde schon vor zwei Jahren die früher offene Grenze von Seiten Finnlands für den Personenverkehr geschlossen, um die Migration aus Russland zu unterbinden. Der Vorwurf ist derselbe wie im Fall von Belarus, Flüchtlingsströme zur hybriden Kriegsführung einzusetzen.



            Zur Problematik offener Grenzen gehören beide Aspekte und man kann sie nicht immer scharf voneinander abgrenzen. Dass der Abbau von Grenzen wünschenswert und der Wirtschaft sehr förderlich ist, hat die EU gezeigt. Aber sobald es nicht mehr um die Grenzen zwischen Ländern geht, die ähnlich ticken, wird es schwierig, wie z.B. bei der Frage der EU-Außengrenze, die den Zusammenhalt der EU-Länder untereinander bedroht.

  • Vom philosophischen Prinzip heißt Freiheit und Gleichheit und Brüderlichkeit allesamt: freie Grenzen für Menschen. Was auch sonst?



    Wo jemand geboren ist, was seine Eltern und sein Ursprungsland sind, ist auch noch offensichtlich Willkür.

    Jetzt geht es aber darum, dafür die großen Ängste und Sorgen überzeugend zu dämpfen: Kommt dann [der Russe/die Chinesin/die Transperson aus Afrika]? Müssen wir dann nicht einen ganz anderen Sozialinfrastrukturaufbau hinbekommen? Werden gerade kleine Länder ihre Eigenständigkeit wahren können?

    Dazu hätte ich mir jetzt auch mehr erwartet.

    • @Janix:

      "Wo jemand geboren ist, was seine Eltern und sein Ursprungsland sind, ist auch noch offensichtlich Willkür."

      Sind Sie sich sicher, dass Sie den Begriff "Willkür" richtig verstanden haben?

  • Eine Welt ohne Grenzen kann nicht funktionieren, das uns die Neurowissenschaft bestätigt: "[...] Aber die Hardware unseres Gehirns ist immer noch dieselbe. Das beweist die Forschung. Menschen zeigen weniger Empathie für Unbekannte, wenn sie einer anderen Religion angehören, eine andere politische Einstellung haben, eine andere sexuelle Orientierung oder Hautfarbe. Wenn Menschen eine Trennlinie zwischen sich und Unbekannten ziehen können, werden die Hirnareale, die Empathie steuern, nicht so stark aktiviert. [...]" (taz.de/Hirnforsche...braucht/!6126486/)

    Als Geisteswissenschaftler wie Georgi ist es essentiell, Erkenntnisse der Naturwissenschaft in die eigene Forschung zu integrieren, um ein seriöser Gesprächspartner zu sein!

    • @Martin Kienzle:

      Wer sagt denn, dass diese Unterschiede bestehen bleiben müssen?



      Noch vor 500 Jahren mussten Sie nur 100 km fahren, um als gänzlich fremdartig und unverständlich zu gelten.



      Was die Wahrnehmung der Trennlinien verursacht ist nämlich nicht biologisch sondern kulturell geprägt. Auch heute finden Sie innerhalb einer Kommune genausoviel trennendes und verbindendes, wie im Vergleich mit Ländern der gesamten Welt.



      Sich im Angesicht von Rassismus einfach zu sagen: Ist halt neurobiologisch, lässt unsere aktuelle Gesellschaft auch ganz ohne Migration zusammenbrechen.

  • Wer sich selbst als „Politikwissenschafter mit einem Fokus auf kritische Gesellschaftstheorie, Migrations- und Grenzregime und sozial-ökologische Transformationen“ sieht, sollte in der Lage sein eine einfache Frage wie „ taz: Wie sollen wir das bezahlen, wenn alle kommen dürfen?“ zu beantworten.



    Statt einer Antwort kommt nur ausweichende und inhaltslose Ablenkung.



    Sorry, da würde ich etwas mehr erwarten - Besserwisser ohne jeglichen Realitätssinn haben wir in der Politik schon genug.

    • @M_Kli:

      Naja, die Antwort liegt eben zu sehr auf der Hand: "Wir" im Sinne des deutschen Staates können es nicht bezahlen. Egal, was der (hier auch zu erwartende) Copy/Paste-Kommentar zur MMT sagt, liegt es ja auf der Hand, dass z.B. ein Wohnungsmangel nicht kleiner wird, wenn die Zahl an potenziellen Interessenten exponentiell wächst.

      • @Agarack:

        Dann kann man ja woanders eine Wohnung suchen, wo es mehr davon gibt bzw. diese billiger sind.

    • @M_Kli:

      Der Staat als Schöpfer der Währung kann alles bezahlen, was in dieser Währung angeboten wird, also auch Wohnungen oder Kitaplätze. Die staatlichen Ausgaben und Steuereinnahmen laufen über ein Konto bei der staatlichen (!) Zentralbank und sind im Grunde Geldschöpfung und Geldvernichtung ( politischeoekonomi...ben-taetigen-kann/ ). Eine höhere Inflation durch mehr Geld ist dabei nur in bestimmten Ausnahmesituationen denkbar wie z.B. Vollbeschäftigung oder verstärkend bei angebotsinduzierter Hyperinflation.

      • @Earth & Fire :

        Sie reden immer nur davon, dass der Staat nach Belieben Geld drucken sollte. Ich empfehle Ihnen die Lektüre eines Geschichtsbuchs.

      • @Earth & Fire :

        Das ist keine Antwort, sondern ein Ausweichmanöver.



        Die Frage „Wie sollen wir das bezahlen?“ zielt nicht auf geldtheoretische Buchhaltung, sondern auf reale Kapazitäten: Wohnungen, Personal, Infrastruktur, Verwaltung, soziale Integration.

        Mit „der Staat kann alles bezahlen“ wird so getan, als ließen sich fehlende Bauflächen, Handwerker, Erzieherinnen oder Lehrer einfach herbeidrucken. Das ist selbst nach MMT-Standard falsch. Auch dort gilt: Die Grenze staatlicher Ausgaben sind reale Ressourcen, nicht Geld.

        Inflation entsteht nicht erst bei Vollbeschäftigung oder Hyperinflation, sondern sehr konkret in Engpassmärkten – etwa bei Wohnraum, Gesundheitsversorgung oder kommunaler Infrastruktur. Genau dort schlagen ungedeckte Nachfrage und politische Versäumnisse zuerst durch.

        Wer auf eine reale Verteilungs- und Kapazitätsfrage mit monetärer Nebelkerze antwortet, vermeidet die politische Verantwortung.



        Das ist nicht „kritische Gesellschaftstheorie“, sondern theoretischer Eskapismus – und genau der Grund, warum solche Positionen außerhalb akademischer Zirkel kaum noch ernst genommen werden.

        • @Zippism:

          Sehr schön erklärt, was Angebot und Nachfrage zur Preisbildung beitragen, den Begriff Engpassmarkt werde ich mir merken.

      • @Earth & Fire :

        Ihre Theorie setzt voraus, dass es Steuereinnahmen gibt. Mit Ihren Vorschlägen gibt es keine, bzw. zu wenige, siehe Kuba.

    • @M_Kli:

      Auch mal über "Umverteilung" des Überreichtums nachgedacht? Welche ethische Rechtfertigung kann es dafür geben, dass wenige Menschen und Unternehmen den Planeten ausbeuten und Milliarden für sich horten? Der Kapitalismus wird als Ursache benannt und niemand verlangt, dass die Grenze geöffnet ist und die Lösung an einem Tag gefunden wird. Wer nicht bereit ist, die Probleme zu benennen, will die bestehenden Verhältnisse schützen. Die meisten profitieren sehr viel davon und lenken gerne von den Ursachen ab.

      • @balaban:

        Niemand verlangt, dass die Grenze geöffnet wird und die Lösung an einem Tag gefunden wird? Doch, Georgi verlangt, dass die Grenzen geöffnet werden. Und dann müsste man auch sehr schnell eine Lösung finden. Die Ankommenden müssten ja schließlich irgendwo wohnen, und sie müssten mit dem Lebensnotwendigen versorgt werden, und zwar sofort und nicht in 5 Jahren. Und die Vorschläge von Georgi sind nicht auf eine Verbesserung der bestehenden Verhältnisse gerichtet; wie die erreicht werden soll, sagt er nämlich nicht.

      • @balaban:

        Diese Enteignungsfantasien sind wie üblich extrem naiv. Die reichen haben doch keinen Geldspeicher wie Dahobert Duck, deren Vermögen ist verteilt. Glauben Sie wirklich die bleiben lange genug sitzen bis Sie die beraubt haben? Die gehen einfach samt Vermögen in ein Land das für sie attraktiv ist.

        • @Herbert Kowalski:

          Grundbesitz kann man nicht so einfach mitnehmen.

          • @Francesco:

            Dann hinterlässt man verbrannte Erde, mir wollte die Gemeinde ebenfalls mein Grundstück wegnehmen, ich hätte es so verseucht hinterlassen, dass niemand etwas damit anfangen könnte. Zum Glück hat der Gemeinderat nach einem emotionalen Gespräch sich dann doch dagegen entschieden.

        • @Herbert Kowalski:

          Und genau deswegen wäre ein Öffnen aller Grenzen gesamtgesellschaftlich vorteilhaft. ;-)



          Wenn es keine Grenzen mehr geben würde, könnten auch die Reichen nicht mehr drohen, einfach abzuhauen.



          Die Enteignung findet übrigens täglich statt, wenn diejenigen, die die Arbeit machen, so schlecht bezahlt werden, dass der Staat noch Geld zuschießen muss, damit ein menschenwürdiges Leben möglich bleibt, gleichzeitig der Konzern aber Millionenbeträge an Boni an die oberste Führungsebene ausschütten kann.

          • @Herma Huhn:

            Der Staat könnte auch weniger gierig sein. Alles wird bei uns doppelt und dreifach versteuert, warum müssen wir nach dem versteuerten Gehalt noch MwSt. zahlen?

          • @Herma Huhn:

            Selbstverständlich würden sie das. Sagt Ihnen der Begriff "Exterritorialität" etwas? Glauben Sie ernsthaft, "die Reichen" würden sich in einer grenzenlosen Welt ausplündern lassen? Das ist irrsinniges Wunschdenken und würde in eine dystopische Katastrophe führen.

            • @Katharina Reichenhall:

              Ausplündern? Wenn eine demokratisch legitimierte Regierung Steuersätze oder Enteignungen beschließt und durchführt muss man schon mit dem neoliberalen Klammerbeutel gepudert sein um den Vorgang, das sich die Gesellschaft das von "den Reichen" zusammengeraffte Gut zurück holt, als Plünderung zu betrachten. In einer Welt, in der die Verwaltung und Besteuerung so grenzenlos sind wie die Unternehmen jetzt schon wird "Exterritorialität" als Konzept es wohl eher schwer haben.

          • @Herma Huhn:

            Die "Reichen" würden in ein Land "abhauen", das zwar offene Grenzen hat, aber keinen Sozialstaat, und das seinen Bewohnern z.B. eine Kopfsteuer auferlegt zur Finanzierung der öffentlichen Ausgaben.

            Und Reich wären viele bei derartigen Alternativen.

            • @meerwind7:

              Aber ihr Reichtum wird woanders produziert. Dort kann er auch abgeschöpft werden.

  • "Wenn Menschen, die hier leben, wirklich soziale Sicherheit empfinden würden, wenn sie nicht berechtigte Angst haben müssten vor steigenden Mieten und Wohnungslosigkeit und Arbeitslosigkeit und Altersarmut und Pflegenotstand – dann wären sie wahrscheinlich eher bereit, Solidarität zu üben mit Menschen, die dazukommen."

    Genau. Und jetzt? Irgendwelche Ideen, wie das gehen soll? Ohne die ist das alles sicher nett gemeint, aber ziemlich sinnfrei.

    • @doda:

      Na, in dem den reichsten 10 % unserer Gesellschaft die Geldmittel wieder genommen werden, die sie uns in den zurückliegenden Jahrzehnten gestohlen haben. Faire Steuergesetze, Mietgesetze, Sozialbeiträge böten eine Basis für mehr Solidarität der Bürger. Leider sind zu wenige professionelle politische Akteure aktiv, um dies auch nur in wenigen Jahren zu erwarten.

      • @Sonnenhaus:

        Ja, leider. Wäre natürlich schön, wenn wir in einer besseren Welt leben würden. Ist aber halt nicht so.

        • @doda:

          Hört sich dann doch so an, als hätten Sie selbst weder eine Idee, noch einen Handlungsvorschlag zur Verbesserung ihrer eingenen Welt. Warum also die Grenzen schließen, wenn doch ihre gewählten Politikmacher schon dafür sorgen, dass es ihnen und auch anderen nicht besser gehen wird. Sorry, so wird das wohl nix werden.

    • @doda:

      Na, die Antwort ist doch, wie oft bei dieser Art Argumentation, ganz einfach: Wir müssen einfach das gesamte Schweinesystem auflösen, und schon gibt es genug Wohnungen, Rente, Arbeitsplätze und Pflegekräfte.

      • @Agarack:

        Die Frage ist nicht, was zu tun ist, das hat er ja schon aufgezählt, sondern wie das erreicht werden soll. Solange es da keinen realistischen, umsetzbaren Plan gibt, ist das einfach naives Wunschdenken.

        • @doda:

          Sie könnten sich ja schon heute um einen Geflüchteten kümmern, oder statt mit Pauschalreiseunternehmen in den "Gettourlaub" zu fliegen, einen Urlaubsaustausch zwischen ihrer Familie und einer Famile vereinbaren, die auf dem Sprung zu uns ist. Da die Wege heute doch so kurz sind wohnen die doch eh nur um die Ecke, ihre Nachbarn eben, oder?

  • " Außerdem glaube ich auch nicht, dass es wirklich einfacher ist, weltweit alle Fluchtursachen zu beseitigen, anstatt Infrastrukturen für die menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten zu schaffen, also etwa genug Wohnungen und Kita-Plätze."

    Hm, war da nicht Mai irgendwas mit bezahlbarem Wohnraum und so?

    Zuwanderung stellt jede Gesellschaft vor grosse Aufgaben. Das war schon in den späten 40ern nicht anders, als Millionen Binnen Flüchtlinge und Heimatvertriebene untergebracht werden mussten - und die waren damals auch nicht überall gerne gesehen.

    Möchte Herr Georgi etwa, dass Geflüchtete von Staats wegen in fremde Wohnungen einquartiert werden?



    Angeblich fehlen den jetzigen Einwohnern schon ein paar 100 000 Wohnungen - jedenfalls dort, wo man gerne wohnt.

  • Ernst Bloch zu lesen ist ein Vergnügen. Nur mit der Realität haben seine Texte wenig zu tun. Für Herrn Georgi trifft leider nur das letztere zu.

    Wer die Realität ignoriert, wird sie nicht verändern können.

  • Geht einher mit dem untergang des sozialstaats. Muss man dann halt auch wollen. :-D

  • "Ist die Vorstellung weltweit offener Grenzen nicht naiv?" - Ja.

    Schlicht eine Frage der Mathematik. Eine Gruppe x kann nicht ohne weiteres eine Gruppe x + y versorgen. Klar, kann man dafür in einer Superrevolution alle Reichen enteignen, aber nur einmal.

    "..die neu ankommenden Menschen die gleichen Rechte haben wie die, die länger da sind." - Immer die Fragen nach den Rechten, nie nach den Pflichten.

    Und es wird schlicht nicht global funktionieren.

    • @fly:

      Die sudanesischen Flüchtlinge im Tschad bekommen einfach Land zugeteilt. Davon können sie sich selbst versorgen.

      • @Francesco:

        Tschad: 14 Einwohner pro km².

        Deutschland: 234 Einwohner pro km².

    • @fly:

      Danke, stimmt!

    • @fly:

      Die Mathematik hats ned verhindert, daß das zerbombte Nachnazideutschland einen großen Schwung aus den verlorenen und kurzzeitig einverleibten Territorien aufnehmen und mit "durchfüttern" musste.

      • @Hugo:

        Fragen Sie mal die Menschen, wie es ihnen erging. Sie froren und hatten Hunger, dagegen ist Bürgergeld Luxus pur.

    • @fly:

      Das Geld ist nie ein Problem, das druckt und verbrennt der Staat jeden Tag ( politischeoekonomi...ben-taetigen-kann/ ). Die Frage ist immer nur, welche und wie viele natürliche Ressourcen wo und wie vielen Menschen zur Verfügung stehen, wie fruchtbarer Boden, sauberes Wasser, ökologische Baustoffe, Rohstoffe für z.B. erneuerbare Energien, so dass eine möglichst regionale Versorgung möglich ist. Wie man möglichst schnell den Klimawandel verlangsamt, der schon bald weite Landstriche unbewohnbar machen und Flüchtlingsströme auslösen wird, gegen die die bisherigen ein Klacks gewesen sein werden. Darauf sollte sich Politik konzentrieren, nicht wer ursprünglich woher kommt, oder an Ort X zuerst da war.

      • @Earth & Fire :

        >Das Geld ist nie ein Problem<

        Das ist die Lösung: Wir machen vorsorglich die Grenzen dicht, drucken frisches Geld und schicken das frisch gedruckte Geld in die Herkunftsländer. Dann können sich die Menschen in den Herkunftsländern alles kaufen was sie brauchen und was sie wollen.

        • @A. Müllermilch:

          Und warum so umständlich? Jeder Staat kann seine Währung selbst erzeugen, siehe obigen Link.

      • @Earth & Fire :

        „Geld ist nie ein Problem“ ist ökonomischer Wunschzauber. Man kann Geld drucken, aber keinen Wohnraum, kein Wasser, keine Energie und keine Infrastruktur. Genau daran scheitert es.

        Wer selbst auf begrenzte Ressourcen verweist, kann nicht gleichzeitig so tun, als sei es egal, wie viele Menschen Anspruch darauf erheben. Regionale Versorgung funktioniert nur mit Grenzen – ökologisch wie sozial.

        Der Klimawandel erklärt Migration, löst aber keine Verteilungsprobleme. Offene Systeme kippen, wenn Belastungsgrenzen ignoriert werden. Das ist keine Moralfrage, sondern Realität.

        Kurz:



        Man kann Krisen nicht wegdrucken, nicht wegmoralisieren und nicht grenzenlos managen.

        • @Zippism:

          Hab ich ja auch nicht behauptet.

    • @fly:

      Alles ist eine Frage der Mathematik: Aber es sollte en détail schon die richtige sein … Die Annahme ist unzutreffend, es solle ggf. ›eine Gruppe eine andere versorgen‹. Vielmehr versorgt sogar in Teilen schon jetzt ›eine Gruppe eine andere‹ — nämlich der globale Süden den Norden. Oder meinen Sie, Geld ›arbeitet‹? Oder Reichtum, wirklicher, entsteht durch Arbeit? Nein. Der Reichtum entsteht durch ein Gefälle von Macht & Besitz (Bildung &c. zählt ebenso dazu). Was die Rechte & Pflichten betrifft: Ja, qua Menschenrecht haben alle dieselben Rechte. Die Pflicht wiederum, die Würde aller Menschen zu respektieren, gebietet, den Schwachen die größte Hilfe zukommen zu lassen: nicht das Gegenteil. Und: Vor der Folie der Geburtenlotterie —: Niemand ist etwa ›seines Glückes Schmied‹. Das sollte zur Vorsicht mahnen, was das Pochen auf ›Pflichten‹ betrifft.

      • @Fahrenheit:

        Ja, Reichtum entsteht durch Arbeit. Freilich meist nicht bei denen, die arbeiten, sondern bei denen, die arbeiten lassen.

      • @Fahrenheit:

        "Der Reichtum entsteht durch ein Gefälle von Macht & Besitz (Bildung &c. zählt ebenso dazu)". Das Gefälle von Machtn und Besitz wird meist Ausbeutung oder Diebstahl genannt. Bildung ist ein möglicher Weg zur Umsetzung.



        Daher ist das sog. Gefällte nur eine schöne Umschreibung kriminelles Handeln.

      • @Fahrenheit:

        Die Menschenrechte behält man auch ohne offenen Grenzen.

    • @fly:

      Danke für den Kommentar, der die Utopie des Herrn Georgi als das einordnet, was sie ist: eine Utopie ohne jeglichen Realitätssinn. Und eine gefährliche zudem, weil sie so ziemlich alles aus der sozialistischen Mottenkiste hervorholt, was schon früher nie funktioniert hat und es auch heute nicht tut.

  • "Die Linke sollte an ihr festhalten. ".......



    ....würde aber damit untergehen, weil die große Mehrheit keine unkontrollierbare, globale Bewegungsfreiheit will und auch so wählen würde.

    • @Hans Dampf:

      Die wollen durchaus weltweite Bewgungsfreiheit, wenn es um sie selbst geht.

  • Dann können allerdings auch die Wohlhabenden dorthin, wohin sie wollen. Was das für Auswirkungen haben kann, sieht man zB an Lissabon. Hyper-Verdrängung durch die, die mehr zahlen können.

    • @Suryo:

      Die Wohlhabenden können jetzt schon überall hin.

  • Die Kernaussage des Artikels ist: "Wenn die Welt eine ganz andere wäre, dann bräuchte es keine Grenzen mehr". Etwas gar mager.

    Im Detail: Die Analyse greift zu kurz, weil sie die Anreizsysteme nicht untersucht. Wer die "Überwindung des Kapitalismus" fordert - also einer Gesellschaft, in welcher sich die Knappheit von Gütern in deren Preisen spiegelt, fordert, fordert implizit die Etablierung einer sozialistischen Gesellschaft (wo bürokratische Prozesse über die Zuweisung knapper Güter entscheidet). Das ist gemäss Autor eine Bedingung für open borders. Die Erfüllung dieser Bedingung hat aber sehr einschneidende Auswirkungen auf die Art, wie wir alle Leben werden, so dass diese Konsequenzen zuerst mal transparent gemacht werden müssten - für die, die jetzt hier leben.



    Wenn das bekannt ist, dann kann man sich fragen, was das für die Grenzen bedeutet.

    • @Emmo:

      Die Planwirtschaft entstammt der deutschen Kriegswirtschaft im 1. Weltkrieg. Sie ist nicht konstituierend für Sozialismus.

    • @Emmo:

      Korrekt, wie eben die kapitalistische Gesellschaft auch Konsequenzen hat, welche unsere Lebensgrundlagen schon heute zerstören. Auch das sollte transparenter gemacht werden. Die Lösung ist wohl wie häufig ein Mittelweg, um die unterschiedlichen Belange berücksichtigen zu können, oder den Gesamtprozess zu entwickeln. Gib es denn eine fertige Lösung? Es bleibt notwendigerweise ein ständiger Anpassungsprozess.

      • @Sonnenhaus:

        Mir war und ist keine nicht-kapitalistische Gesellschaft mit mehreren Millionen Mitgliedern bekannt, welche die Lebensgrundlagen nicht zerstört hätte.



        Aber ich lerne gerne dazu.

        • @Emmo:

          Mag sein, aber ist es denn dann sinnvoll das andere System besser darzustellen und damit am Kern des Problems vorbeizureden? Sollten Sie nicht selbst Ihre nicht näher genannten Anreize überwinden und aus ihrem politischen Systemdenken herauskommen, um auch anderen die Möglichkeiten der offenen Grenzen zu erlauben.

  • "Dafür müssten ohnehin große Ressourcen mobilisiert werden."

    Als Wähler und Steuerzahler, der dafür aufkommen müsste, darf ich wohl dagegen sein, genau wie ein Sozialhilfeempfänger, dessen Existenz vom Sozialstaat abhängt.

    Unter den derzeitigen Bedingungen, gibt es eigentlich niemanden, der ernsthat für offene Grenzen sein kann. Utopien helfen nicht weiter.

    • @DiMa:

      Hier ist der Niemand! Offene Grenzen würden z.B. unsere Engpässe in unserer Wirtschaft reduzieren.

      • @Sonnenhaus:

        Welche "Engpässe in der Wirtschaft" haben wir den? Bekommen wir Fachbeiter, wohl nein. Bekommen wir günstigen Strom und Energie, wohl auch nein. Bekommen wir mehr Wohnraum in Ballungsgebieten, auch nein.

        Bekommen wir höhere Kosten der Sozialausgaben, sehr wahrscheinlich ja. Bekommen wir Steuererhöhungen, sehr wahrscheinlich wohl auch ja.

        Also, ganz konkret, wo sehen Sie Vorteile.

        • @DiMa:

          Ihre nicht erkannten Engpässe werden sie sicherlich beim nächsten Besuch ihres Krankenhauses oder Seniorenheimes feststellen.



          Der fehlende Wohnraum liegt am fehlenden Bauen aber nicht an der Anzahl der Menschen die einen suchen. So war das in den Nachkriegsjahren ja auch. Der günstigere Strom kommt nicht aus der Steckdose sondern aus den eigenen Generatioren die ohne fossile Brennstoffe aus Schurken und Diktatorenstaaten stammt, von welchen immer mehr Flüchtlinge zu uns kommen, weil wir mit fossilen Brennstoffen für diesen zu teuren Strom all unser Geld in den Rachen werfen. Daher Energiewende und nicht weiter so, bis Putin und seine Freunde entscheiden wann sie heizen oder Licht ins Dunkle bringen dürfen.

        • @DiMa:

          Es ist eben nicht wie vor hundert Jahren, als wie Heere von ungelernten Arbeitern für die Fabriken gebraucht haben.



          Aber das geht nicht in alle Köpfe. Ich war früher viel auf dem Balkan unterwegs. Und ich persönlich möchte keinen dort ausgebildeten Elektriker meine Wohnung verkabeln lassen. Qualifikationen unterscheiden sich.

          • @DerLurch:

            Na, da muss ich aber widersprechen, da eine Reihe Elektriker aus dem Balkan, oder anderen Südostlichen Ländern meine unterschiedlichsten Elektrischen Anlagen zum Teil besser als mancher deutsche Geselle zustande gebracht hat. Dies ist vielleicht auch der Grund warum ich hier aus den guten Erfahrungen heraus ohne Resentiments oder Rassismus die Beauftragungen durchführe.

  • "Die globale Bewegungsfreiheit sei keine Spinnerei, sagt Polit-Ökonom Fabian Georgi."

    Doch, ist sie. Einfach weil die Menschen sind wie sie sind.

    • @Katharina Reichenhall:

      „Menschen sind wie sie sind“ – genau deshalb lebten sie 95 % ihrer Geschichte ohne Nationalstaaten. Dieser ist eine junge Erfindung (19. Jhdt.), um die Welt von gestern zu verwalten. Heute scheitert dieses Modell an der physischen Realität.

      Naturgesetze wie der Wasserkreislauf kennen keine Visa. Dass Staaten sich abschotten, ist kein Zeichen von Souveränität, sondern eine Machtinszenierung bei faktischem Kontrollverlust. Man kontrolliert Menschen, weil man die Kontrolle über die globalen Lebensgrundlagen längst verloren hat.

      Man muss es drastisch sagen: Angesichts existenzieller globaler Krisen ist das panische Festhalten an Grenzen ein Verbrechen an der Zukunft der Menschheit. Wenn wir als Spezies bestehen wollen, müssen wir anerkennen, dass nationale Antworten auf globale Probleme (Wasser, Klima, Ressourcen) physikalisch unmöglich sind. Wer die Fiktion der Grenze über das Überleben stellt, steuert uns in die Selbstzerstörung. Wir werden uns der Realität stellen müssen – oder an ihr zugrunde gehen. Bewegungsfreiheit ist dann keine Utopie, sondern die logische Überlebensstrategie einer post-nationalen Welt.

      • @HalbeMangoBitte:

        In Deutschland hat der allmählich entstehende Nationalstaat zunächst zum Wegfall einiger Grenzen geführt. Wofür es nun aber in der von Ihnen skizzierten (ich nehme jetzt Mal an: egalitären) Weltgesellschaft überhaupt grenzenlose Bewegungsfreiheit geben muss, erschließt sich mir nicht ganz. Es geht dabei ja nicht um das Recht auf grenzenlose Urlaubsreisen für alle, sondern darum, dass Menschen ungehindert bessere Lebensbedingungen suchen dürfen, als sie sie an dem Ort finden, an dem sie gerade leben (um den schwammigen Begriff Heimat zu vermeiden). Und ginge es um grenzenlose Urlaubsreisen für alle, wäre das, im Sinne Ihrer Kritik, für den Planeten auch nicht so doll.

      • @HalbeMangoBitte:

        Der Verweis auf das 19. Jahrhundert ist historisch korrekt, aber analytisch irreführend. Damals lebte ein Bruchteil der heutigen Weltbevölkerung auf der Erde – bei völlig anderem Ressourcenverbrauch, Mobilitätsniveau und technischer Vernetzung.

        Ressourcen sind begrenzt. Bevölkerungswachstum ist real. Infrastruktur wächst nicht beliebig.

        In dieser Realität werden Grenzen nicht „obsolet“, sondern zu einem Steuerungsinstrument – unabhängig davon, ob das ideologisch gefällt oder nicht.

        Utopisches Denken ersetzt keine demografischen und physikalischen Grundlagen.

      • @HalbeMangoBitte:

        Ob es Nationalstaaten hieß oder nicht, Menschen haben sich schon SEHR lange in Verbünden organisiert, die sich in der Regel nicht weniger vehement voneinander abgegrenzt haben als die heutigen Nationalstaaten.

        Grenzen gab es immer, nur dass diese weniger fest auf Landkarten fixiert waren. Ebenso gab es Gruppenzugehörigkeit, die nicht weniger exklusiv war als die heutigen europäischen Gesellschaften. Tatsächlich zieht sich dieses Tandem aus Gruppenbildung und Abgrenzung wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit.

        Vor dem Hintergrund wirkt die These, eine Welt ohne Grenzen mit Bewegungsfreiheit für alle innerhalb einer einzigen, friedlichen Gesellschaft sei möglich, schon etwas abenteuerlich.

    • @Katharina Reichenhall:

      korrekt, die Menschen sind wie sie sind, aber werden auch weiterhin Grenzen überwinden, wenn es nötig ist, denn Bewegungsfreiheit auf unserem Planeten, wenn es denn sein muss, ist eine Lebensgrundlage.