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Krieg in der UkraineGegen Soldaten helfen nur Soldaten

Ambros Waibel
Kommentar von Ambros Waibel

Wer Investitionen in Infrastruktur und Soziales gegen notwendige Aufrüstung ausspielt, lebt in der Vergangenheit – und lenkt vom eigenen Versagen ab.

Katastrophe Krieg auf der internationalen Waffenmesse LAAD im April 2025 in Rio Foto: Nikita Teryoshin

D ie Zivilgesellschaft in Deutschland ist chronisch erfolglos. Autos beherrschen ungebremst den öffentlichen Raum, Kinder und Jugendliche sind eine mit Verachtung für ihre Rechte behandelte Gruppe, das Gesundheitssystem ist ein Klassenregime, das das Elementarste, die Lebenszeit, für die gesetzlich versicherte Hälfte verringert, Abtreibung ist immer noch nicht legalisiert, die Vermögensverteilung ist so, dass man von Verteilung gar nicht sprechen kann, am Anwachsen rechtsextrem-rassistischer Bewegungen und der Etablierung eines illegalen Grenzregimes hat kein noch so kreativer so­zia­ler Widerstand etwas geändert – und wenn mal eine Regierung am Ruder ist, die im mikroskopischen Maßstab linke Inhalte durchzusetzen gewählt worden ist, dann hält sie gegen den Lobbydruck noch nicht mal eine Legislaturperiode durch.

Das alles hat nichts mit dem russischen Überfall auf die Ukrai­ne und der seitdem anstehenden verteidigungspolitischen Umorientierung zu tun. Es sind alte Leiden einer schwachen Bewegung, die sich eben – Beispiel jetzt –, wenn es mit dem Abwenden der Klimakatastrophe unter dem Label „Letzte Generation“ nicht klappt, einfach in „Neue Generation“ umbenennt, als ob das nicht ein schwerwiegendes logisches Problem darstellte.

Insofern gilt unverändert, was Wiglaf Droste vor 30 Jahren in einem Zeit-Interview feststellte: „In Deutschland leben heißt knietief durch Kot waten.“

Dass der Kot durchaus noch höher stehen kann, hat kürzlich der russische Oppositionelle Oleg Orlow in einem Interview mit der linken italienischen Zeitung il manifesto festgehalten.

„Haben Sie den ganzen Nachmittag Zeit?“

Orlow wurde 2024 im Alter von 71 Jahren zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, von denen er sechs Monate absitzen musste. Auf die Frage des italienischen Kollegen, wie es in Putins Knast war, antwortet er:

„Haben Sie den ganzen Nachmittag Zeit? (lächelt) Verglichen mit den Erfahrungen der politischen Gefangenen in Russland war meine Erfahrung ziemlich leicht. Sie hielten mich in fünf verschiedenen Gefängnissen fest, aber bei mir haben sie nie das angewandt, was wir in Russland ‚Bespredel‘ nennen, das heißt jene kon­ti­nuier­lichen und systematischen Machtmissbräuche, die Beleidigungen, Demütigungen, bis hin zu Schlägen, Folter und so weiter beinhalten, die das tägliche Brot vieler politischer Gefangener sind. Wie auch immer, es ist sehr hart, es ist kein Fe­rien­haus (lächelt wieder).“

Hintergrund des Gesprächs mit Orlow ist der Versuch, die Menschenfeindlichkeit des Pu­tin’­schen Mafiaregimes ­einem linken, italienischen Publikum vor Augen zu führen, das in noch höherem Ausmaß als in Deutschland diese Gefahr nicht wahrhaben will beziehungsweise bewusst leugnet und die notwendigen analytischen wie materiellen Anpassungen ablehnt; wobei sich darin wie in der Verächtlichmachung des ukrainischen Freiheitskampfs auch in Italien die Ränder von ganz links bis ganz rechts innig einig sind.

Noch mal: Es sind nicht das 5-Prozent-Ziel und nicht die Hilfe für die gemarterte Ukrai­ne, die Deutschlands Infrastruktur zerbröseln lassen und vielen Menschen ihre Zukunftschancen beschneiden. Wenn man dafür partout die Schuld nicht bei sich selbst suchen möchte, muss man sich schon als erste Adresse an Frau Merkel wenden, denn sie war von November 2005 bis Dezember 2021 Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland.

Deutscher Sozialpazifismus

Ausgerechnet jetzt auf die Idee zu kommen, den Schutz des bisschen rechtsstaatlichen und zivilisatorischen Firnisses, den dieses Land seit der (militärischenyou remember?) Befreiung vom Nationalsozialismus dann doch bewahrt und entwickelt hat, gegen zu reparierende Brücke auszuspielen, kann nur bedeuten, dass man über diese Brücke russische Panzer fahren lassen möchte. Beziehungsweise französische, britische oder griechische oder wer sonst bereit sein wird, den sich ja zuletzt in der Eurokrise wieder einmal auf dem Kontinent höchst beliebt gemacht habenden Deutschen im Ernstfall zu Hilfe zu kommen.

Es ist diese arrogant-kolo­nia­le Attitüde, die am deutschen Sozialpazifismus besonders unangenehm ist und die, nicht ganz überraschenderweise, sich in Russland wiederfindet, wo auch ein Herrenvolk gern andere die Drecksarbeit machen lässt.

Orlow sagt auf die Frage, welche Menschen aus Russland eigentlich konkret in der Ukrai­ne kämpfen, töten und sterben, es seien solche aus „den ärmsten Regionen, wo der Krieg unterstützt wird, weil Krieg Geld bedeutet. Man entscheidet sich dafür, seine Kinder und seine Ehemänner an die Front zu schicken und dafür eine Geldsumme zu erhalten, die sie, glauben Sie mir, niemals in ihrem ganzen Leben sehen könnten. Der Krieg ist für einige eine sehr wichtige Einnahmequelle.“

Niemand hat Bock auf welche Form von Wehrdienst auch immer. Alle möchten lieber Geld für schöne Dinge ausgeben, anstatt für Killerdrohnen. Aber gegen Soldaten helfen nun mal nur Soldaten.

Aufgabe fortschrittlicher Kräfte in diesem Land ist es nicht, von vergangenen Versäumnissen und Niederlagen abzulenken, sondern den Prozess kritisch zu begleiten, der die Bundesrepublik als zentrale, solidarische Kraft der gesamteuropäischen Verteidigung etabliert. Denn die größte Schwäche von allem was links ist, ist derzeit: Friedrich Merz schützt die Freiheit von uns allen besser als sie.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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121 Kommentare

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  • Paula , Moderatorin

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • „Man ist dort sehr geschickt, man macht den Zivilisten Angst.“



    Satie.,

    Wenn ich mir hier so die Verteilung der zustimmenden Kommentare betrachte, mache ich mir um die freiwillige Wehrpflicht keine Sorgen. Hurra!!

    • @Stefan Schmitt:

      "mache ich mir um die freiwillige Wehrpflicht keine Sorgen."



      'Freiwillige Wehrpflicht' ist ja schon semantisch ein Widerspruch in sich.



      Aber ja, Sie haben völlig Recht: allein schon um eine zivile Kontrolle der Armee zu stärken (Stichwort 'Staatsbürger in Uniform', das war mal ganz groß) und Wehrgerechtigkeit zu gewährleisten, ist eine verpflichtende Wehrpflicht für alle die einzig vernünftige Lösung.

    • @Stefan Schmitt:

      Hoffentlich können Sie den Krempel auch bedienen.

  • Ein super Kommentar, eine sehr treffende Einschätzung der Lage. Leider ist dieser offensive Ansatz, der alle Anliegen jeweils ernst meint und ernst nimmt und nicht das Eine gegen das Andere stellt, viel zu selten.

  • Irgendwie habe ich beim ersten Lesen den letzten Satz nicht wahrgenommen, deshalb muss ich meinen Kommentar etwas korrigieren: die Politik von Merz schützt die Demokratie kein bisschen! Das innenpolitische Vorgehen der xxU zerstört die Demokratie und hilft der gesichert rechtsextremen AfD dabei, ihren feuchten Traum zu verwirklichen und in Deutschland wieder eine Nazidiktatur zu errichten.

    Um die Demokratie zu schützen müssten besonders die Lebensbedingungen der finanziell ärmeren Menschen verbessert werden. Mit Druck und Zwangsarbeit verschlechtern sich für diese Menschen die Lebensbedingungen und treibt die weniger Intelligenten direkt in die Arme der gesichert rechtsextremen AfD!

    Ebenso verhält es sich mit der "Ausländer raus"-Politik der xxU. Das ist nur schwachsinniger Aktionismus, mit der sich die xxU den Nazis anbiedert und deren verlogene Narrative stärkt.

    • @Truhe:

      „Gesichert rechtsextreme AfD“:



      Richtig, stimmt leider…

      „…in Deutschland wieder eine Nazidiktatur zu errichten“:



      Stimmt zum Glück _nicht_, die AfD strebt sowas an wie Orbans Ungarn oder Melonis Italien, womöglich noch vergleichbar mit Trumps USA, aber „Nazidiktatur“ ist einfach übertriebene Panikmache und bedenkliche NS-Verharmlosung.

  • Ein derber Brocken! Mal einen rausgehauen. In größeren Teilen gut! Nur der letzte Satz war dann wirklich zu viel: "alles was links ist"? Da wird aus der Polemik eine Karikatur.

  • Danke für diesen sehr guten Kommentar. Er trifft die Problematik genau auf den Punkt.

  • Bisher war unsere Freiheit sehr gut geschützt.



    Dafür braucht's keinen Friedrich !

    • @Alex_der_Wunderer:

      "Bisher war unsere Freiheit sehr gut geschützt."



      Das ist wohl war. Allerdings ist dieser Schutz seit Donald doch arg wackelig.



      "Dafür braucht's keinen Friedrich!"



      Ob Fritze Merz der geeignete ist, oder wer oder was sonst, ist nun zweifellos diskutierbar. Ich neige dazu Ihnen bezüglich Merz zuzustimmen, aber dass der Schutz unserer Freiheit verbessert werden sollte, ist leider ebenfalls deutlich.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Bis zum Jahr 2022 gab es auch keine akute Bedrohung, die einen stärkeren Schutz notwendig machte.

      • @Tom Tailor:

        "Bis zum Jahr 2022 gab es auch keine akute Bedrohung, die einen stärkeren Schutz notwendig machte."



        Es gibt einige Leute insbesondere älteren Semesters, die Ihnen da heftig widersprechen würden.



        Sie sollten hinzufügen, seit wann das (Ihrer Meinung nach) so war.

  • Danke.



    Ich hoffe es hilft ein bisschen.



    Aber ich fürchte eher nicht.

  • Friedrich Merz schützt die Freiheit deutscher K o n z e r n e. Netter Versuch Herr Waibel.

    Aber es ist kein Kampf zwischen Gut und Böse, sondern es geht darum wer das sagen hat.

    • @Thomas Müller:

      Auch wenn die Unions Parteien mit 28,52 % der Wählerstimmen also 19,7 Millionen Stimmen.Von den 82,5 % der Bürger, die von den 83,6 Millionen Wahlberechtigten an der Bundestagswahl teilgenommen haben, bekommen haben. So machem die 28,52 % mur knapp ein Viertel der Bundesbüger aus. 83,6 Millionen Einwohner hat Deutschland, davon haben 82,5 % an der Bundestagswahl teilgenommen, also 68,9 Millionen Wähler. Davon haben 19.7 Millionen Wähler die Unions Parteien gewählt. Von 83,6 Millionen Deutschen. Friedrich Merz wurde zudem nicht von den Wählern bei der Bundestagswahl zum Kanzler gewählt, sondern wie bekannt im 2. Wahlgang von den von uns gewählten Abgeordneten. Somit sollte ein Friedrich Merz, der selbstredend die Industrie, Wirtschaft & Kapiral schützen und unterstützen will, es tunlichst unterlassen , die restlichen 63.860.786,00 Bürger von den 83.600.000,00 Deutschen, bei den Entscheidungen der Regierung aus den Augen zu verlieren. Vorallem soll Merz nicht unser Geld verschwenden.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Dieses Spiel kann man in unserer repräsentativen Demokratie mit jeder Partei und jedem Abgeordneten machen. Das ist die Konsequenz des Meinungspluralismus, darum sind Kompromisse auch ein grundlegender Aspekt dieser Demokratie.

        Dass jemand wirklich von der absoluten Mehrheit der wahlberechtigen gewählt wird, kann nur in einem zwei-Parteien-System sicher gestellt sein.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Kleiner Hinweis: In Deutschland gibt es nur knapp 60 Millionen Wahlberechtigte, also kann die Rechnung nicht ganz stimmen.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Sehen Sie es so: für die anderen Parteien konnten sich NOCH weniger Wähler erwärmen. Also sind diese NOCH weniger legitimiert, Entscheidungen dieser Art zu treffen.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Da geht einiges bei Ihnen durcheinander.

        Tatsächlich gibt es nur 71 Mio. Deutsche (+ rund 13 Mio. Ausländer = etwa 84 Mio. Einwohner).

        Und von den 71 Mio. Deutschen (=Bürger) waren nur etwa 60,5 Mio. wahlberechtigt - Minderjährige dürfen schließlich nicht wählen.



        Die Zahl der Wähler (abgegebene Stimmen) betrug fast 50 Mio. Also 50 Mio. von 60 Mio. Wahlberechtigten = 83% Wahlbeteiligung.

        Hinzukommen allerdings noch theoretisch die Deutschen die permanent im Ausland leben. Für die gibt es kurioserweise keine eigene (deutsche) Meldestatistik und wir wissen daher nicht, wie viele das überhaupt sind (Schätzungsweise 4-5 Mio. hab ich mal irgendwo gelesen).

  • Inwieweit eine gigantische Aufrüstung überhaupt notwendig ist, sei dahingestellt. Fakt ist, aber das nichts gegeneinander ausgespielt werden müsste. Die Grünen hätten zb ihre Zustimmung für die Verfassungsreform an eine gerechte Lastenverteilung koppeln können.



    Sind wir doch einfach Mal ehrlich: auch viele im linken Spektrum sind inzwischen dem Militarismus verfallen und denken deswegen gar nicht mehr in anderen Kategorien.

    • @Alexander Schulz:

      Vielleicht definieren Sie einmal, was genau Sie unter "Militarismus" verstehen. Ich finde, der Begriff wird (nicht nur von Ihnen) sehr inflationär (damit unscharf) verwendet.



      Fragen wir die Wikipedia: "Als Militarismus wird die Dominanz militärischer Wertvorstellungen und Interessen in der Politik und im gesellschaftlichen Leben bezeichnet, wie etwa...die Vorstellung, Kriege seien notwendig oder unvermeidbar, zum Ausdruck kommen oder durch ein strikt hierarchisches, auf Befehl und Gehorsam beruhendes Denken vermittelt werden."



      Ich kann von all dem nichts sehen. Hätte es den russischen Angriff 2022 nicht gegeben, würden unsere Kasernen wie gewohnt ab Freitag 13 Uhr in den Dornröschenschlaf verfallen. Und man hätte seine liebe Not, noch ein Dutzend fahrfähiger Leos aufzutreiben.



      Seitdem wird um die Frage gerungen, wie wir uns im Falle von... nur verhalten sollen. Es wird permanent "in anderen Kategorien gedacht". Das Problem ist, dass die Handlungsalternativen immer weniger werden, wenn es darum geht aufzuzeigen, wie z.B. das russische Expansionsstreben in Schach zu halten wäre. Da würde ich von Ihnen im Rahmen Ihrer Argumentation gern mal ein paar ganz konkrete Vorschläge lesen.

      • @Vigoleis:

        Was man definitiv feststellen kann ist eine Änderung der Sprache, der Begrifflichkeiten, hin zum Militärischen. Militaristischen?. So hat die FAZ, nur als ein Beispiel, schon ein paar Tage nach der russischen Invasion von 'unser Ostflanke' schwadroniert, als wären 80 Jahre gestern gewesen.

      • @Vigoleis:

        Verhandlungen sind ein langer Prozess bei denen es keinen Masterplan gibt, aber ich habe ja in d er Vergangenheit nun wirklich öfter mögliche Strategien und Zeitfenster aufgezeigt - z.B.:

        taz.de/Russische-L...bb_message_5023952

        Der Begriff Belizismus wird inflationär genutzt, nicht Militarismus. Sie haben den Begriff gut erklärt und genau diese Politik kritisiere ich.



        Wie haben von Anfang an nur in militärischen Kategorien gedacht und auch die Ukraine bei denen Istanbuler Verhandlungen alleine gelassen.

    • @Alexander Schulz:

      Für viele im linken Spektrum stand eine militärische Option immer im Raum.

      Ob man für Waffen für El Salvador sammelte, sich mit der PKK solidarisierte oder Partisanenlieder singt.

      Viele Linke sind nur zu erstarrt, um mitzukriegen, dass der sozialistische Bruderstaat inzwischen die Seiten gewechselt hat, obwohl er dem Narrativ nach immer noch Nazis bekämpft.

      Der neue Faschismus sagt nicht: "Hallo, ich bin der Faschismus." und wedelt mit Hakenkreuzfahne.

      Er sagt gerade zum Teil: " Ich bekämpfe des Faschismus."

  • Da die NATO seit über drei Jahren nicht daran interessiert ist, die eigenen Soldaten auch gegen Russland einzusetzen(oder wenigstens den Luftraum zu sichern), wird sich herzlich wenig ändern, selbst wenn dann in ferner Zukunft doppelt so viele verfügbar wären. Nein, man sponsert z.B. lieber durch langfristig geschlossene Verträge im Energiebereich noch den Krieg von russischer Seite, während man der Ukraine Waffen liefert - schön dosiert.

    In dem Sinne passen die 5% gut ins Konzept: Man wird weiterhin fleissig Geld verbrennen, ohne viel zu erreichen. Und wundert sich dann über die europaweite Inflation.

    Die Multimillionäre und aufwärts, zu denen die meisten Berufspolitiker gehören, kümmert es halt nicht groß, weil deren Vermögen sicher ist. Nur weiter so, vielleicht schauen wir dann bald zurück und wundern uns über den sogenannten realpolitischen Wahnsinn im Spätkapitalismus - wenn wir das dann noch in freien Ländern können.

    • @TV:

      Möglicherweise verbessern die Investitionen die militärische Koordination und Schlagkraft innerhalb der NATO gegenüber Russland tatsächlich entscheidend - Ich glaube weder denjenigen, die Russland schon übermorgen in Lissabon stehen sehen noch jenen, die sagen, Russland ließe sich - mit noch tatkräftigerer westlicher Unterstützung als bisher - mit Mitteln des konventionellen Krieges aus der Ukraine vertreiben.



      Die Balten werden davon profitieren, weshalb sie auch ein besonderes Interesse am neuen Aufrüstungskurs in Europa haben - wer kann es Ihnen verdenken?



      Für die Ukraine indes kommt das alles zu spät - aber wir werden noch viele Jahre verlustreichen Abnutzungskrieg erleben, bevor ein Ergebnis verhandelt wird, das man auch schon jetzt hätte haben können (bevor Trump das Interesse an seinem ukrainischen Spielzeug verloren hatte).



      Ob das westliche Europa durchhält, wird davon abhängen, wie schnell die die Rechten dort an politischem Einfluss und Macht gewinnen.



      Wenn 5% Militärausgaben am BIP bedeuten, dass nichts mehr für den Sozialstaat übrig bleibt, braucht Putin hierzulande nicht mehr einzumarschieren, dann übernimmt vorher die AfD - so einfach ist das.

  • Ich verstehe nicht so Recht was mir dieser Kommentar sagen will.



    Im letzten Abschnitt kommt der Begriff "gesamteuropäischen Verteidigung" vor.

    Wenn es die wirklich geben würde, dann müsste man sich über eine Bedrohung durch Russland überhaupt keine Gedanken machen: Die EU hat 2024 verglichen mit Russland



    - mehr als doppelt so hohe Militärausgaben (326Mrd vs 149Mrd)



    - dreimal so viel Bevölkerung (450Mio vs 145Mio)



    - Mehr als die siebenfache Wirtschaftsleistung (> 15 Billionen BIP vs 2 Billionen BIP)

    Ich habe gelesen, dass sich Militärexperten (wie zB Carlo Masala) vorstellen können, dass Russland die NATO vielleicht "testet", indem es begrenzte militärische Operationen in den baltischen Staaten durchführt und dass man deshalb Aufrüsten muss, zur Abschreckung.

    Wenn man wirklich eine echte Abschreckung will, dann müssten sich die Staatschefs der Länder in der EU nur hinstellen und überzeugend erklären, dass sie die "gesamteuropäischen Verteidigung" tatsächlich ernst nehmen und das nicht nur eine leere Beistandsverpflichtung in den Verträgen von Lissabon ist.

    Aber genau da ist das eigentliche Problem...

    • @lundril:

      "Wenn man wirklich eine echte Abschreckung will, dann müssten sich die Staatschefs der Länder in der EU nur hinstellen und überzeugend erklären, dass sie die "gesamteuropäischen Verteidigung" tatsächlich ernst nehmen ..."



      Mal abgesehen davon, dass die EU kein Verteidigungsbündnis ist und so etwas nicht erklären kann: Die Beistandspflicht ist in Art. 5 NATO-Grundlagenvertrag festgelegt, allerdings eher schwammig, und beinhaltet keinen militärischen Automatismus.



      Der Punkt ist aber ein anderer. Tritt das von Masala und anderen skizzierte Szenario ein, sind keine Erklärungen gefragt, sondern ganz konkret, welche Bündnispartner sind zur militärischen Unterstützung bereit und auch in der Lage? Und das heißt in diesem Fall eben nicht nur Waffenlieferungen, sondern Krieg gegen Russland. Angesichts des unsicheren Kantonisten Trump müssten dass dann wohl die europäischen NATO-Mitglieder alleine leisten. Nach diesem Szenario würde Putin - auf die Stimmung etwa in Deutschland und seine dortigen Hilfstruppen AfD&BSW spekulierend - darauf setzen, dass genau an diesem Punkt das westliche Bündnis auseinanderbricht.

    • @lundril:

      Ich verstehe den Kommentar auch nicht so richtig. Man muss aber zugestehen, dass es ein Kommentar über ein Fiasko ist. Der Hinweis auf die vorangegangen deutschen Regierungen ist sicher richtig. Da war eine Kette elementarer Fehler. Man hat den Eindruck, dass die Behauptung unserer Würde dort kein richtiges Anliegen war und ist. Das ist schwer zu kommentieren.

    • @lundril:

      Immer die gleiche Leier. Also:

      1. Ein Teil des russischen Haushalts ist geheim.

      2. Eine Geldeinheit kauft in Russland mehr Leistung als hier.

      3. Russland hat nicht die Reibungsverluste, die die Koordinierung von x nationalen Armeen mit sich bringt.

      4. Die EU investiert gerade um Defizite aufzuholen. Von daher fließt nicht jeder der Euros in mehr Kampfkraft.

      • @Peter Rabe:

        Selbst wenn Sie das belegen könnten, wäre es nicht "immer die gleiche Leier", sondern Ausdruck einer sich ausbreitenden autoritären Logik, die zur gesellschaftlichen Verrohung beiträgt.

        Der ständige Vergleich mit Russland greift zu kurz – denn der Ruf nach 5 % BIP für Rüstung entspringt nicht nur einem Bedrohungsszenario, sondern auch der schleichenden Infragestellung der Beistandspflicht durch die USA.

        Was bleibt, ist die Aussicht, sich als EU einer atomaren Supermacht allein entgegenstellen zu müssen – und das, obwohl wir uns nicht einmal trauen, Taurus-Marschflugkörper zu liefern, aus Angst vor einer Eskalation mit ebenjener nuklearen Macht.

        Diese inszenierte "Russland-Übermacht" ist in Wahrheit oft nur das Aushängeschild für ein transatlantisches Machtvakuum.

        Und wenn es wirklich nur um Abschreckung ginge – dann bräuchte es nicht zwangsläufig Panzerkolonnen, sondern das, was selbst Nordkorea mit seiner nuklearen Minimaldrohkulisse betreibt: Abschreckung durch Existenzrisiko. Nicht durch Masse.

        • @Stefan Schmitt:

          1. Belege finden Sie bei SIPRI.

          2. Russland ist nicht die einzige Bedrohung in den Szenarien der EU.

          3. Bei der Feigheit vor Russland sind wir uns wohl einig. Wobei wir leider keine Sicherungskopie der Welt anlegen und gucken können, wie Russland reagiert. Von daher kann ich auch verstehen, dass einige eben das Risiko geringer haben wollen.

          4. Atomwaffen helfen m. E. nur bei einer glaubhaften Drohung mit dem Vergeltungsschlag. Und diese Kapazitäten zu schaffen ist wohl deutlich teurer als konventionelle Bewaffnung. Zumal wir hier in Westeuropa wohl noch erheblichen gesellschaftlichen Widerstand überwinden müssten.

          Dazu kommt: Wir haben keine EU Armee. Wir müssten aber ein echtes Oberkommando haben, bevor wir uns so eine Waffe anschaffen. Dafür sehe ich momentan nicht die Bereitschaft.

          • @Peter Rabe:

            Man kann ein Land mit Waffen schützen. Aber nicht mit Waffen allein.



            Was schützt uns wirklich? Vertrauen. Zusammenhalt. Der Glaube daran, dass Demokratie nicht nur auf dem Papier steht, sondern im Leben der Menschen.



            Ja, Russland rüstet auf. Doch wir sind stärker – wirtschaftlich, militärisch, zivilisatorisch. Und genau das verpflichtet uns zu Besonnenheit.



            Wer nur mit Angst reagiert, überlässt dem Gegner die Deutungshoheit.



            Wir brauchen Stärke – aber nicht nur aus Stahl. Wir brauchen eine Sicherheit, die auch unser Innerstes schützt: unsere Freiheit, unser Miteinander, unsere Hoffnung auf eine friedlichere Welt.



            Nicht jeder Zweifel ist Schwäche. Nicht jede Frage ein Verrat.



            Was wir verteidigen, ist nicht nur ein Territorium. Sondern eine Idee.



            Und die kann man nicht nur mit Raketen bewahren. Sondern mit Haltung. Mit Vernunft. Und mit dem Mut, auch in aufgeladenen Zeiten Mensch zu bleiben.

            • @Stefan Schmitt:

              Genau. Stahl und Bomben sind ein Baustein. Damit Russland und andere gar nicht erst auf die Idee kommen, es militärisch zu versuchen. Denn Verteidiger haben militärisch einen Vorteil, was die Kosten für den Angreifer eben inakzeptabel machen kann.

              Aber unser System braucht auch Resilienz im Innern. Sicherheit für die materielle und geistige Infrastruktur. Bei letzterer bin ich etwas ratlos - wenn man sieht dass Leute in ihren Echokammern der sozialen Medien offenbar alles glauben, was mit guter Musik unterlegt ist.

              Eine (theoretisch gedachte) unbesiegbare EU-Streitmacht hilft uns nicht, wenn nach ihrem Aufbau Orban, Le Pen und Höcke das Sagen haben.

            • @Stefan Schmitt:

              Ich finde, wir verteidigen Menschen, keine Ideen.

    • @lundril:

      Doppelte Ausgaben heißen nicht doppelte Kampfkraft. Und sei es nur beispielhaft der Sold eines deutschen Berufssoldaten, dem eines russischen Wehrpflichtigen oder Häftlings gegenübergestellt.

      Hinstellen und erklären funktioniert bei so jemandem wie Putin nur wenn im Hintergrund auch genug Panzer und Raketen zu sehen sind.

  • Herr Waibel bringt es auf den Punkt.

  • Wer Investitionen in Soziales und Bildung gegen militärische Aufrüstung „auszuspielen“ nennt, ignoriert, dass Demokratien nicht nur mit Waffen verteidigt werden – sondern vor allem durch gerechte Gesellschaften. Wer Freiheit wirklich schützen will, muss sie zuerst für alle ermöglichen: durch gleiche Bildungschancen, gerechte Gesundheitsversorgung und demokratische Teilhabe – und das im gelebten Alltag.

    Der Verweis auf russische Kriegsverbrechen ist berechtigt – aber aus ihm folgt keine Blankovollmacht für ein Aufrüstungsnarrativ, das mit jeder Milliardenforderung mehr an der sozialen Substanz der Gesellschaft zehrt. Denn die Frage lautet nicht: „Wollen wir Brücken oder Panzer?“ – sondern: „Wie lange hält eine Gesellschaft das Auseinanderdriften aus, bevor ihr innerer Frieden bröckelt?“

    Wer die Debatte über Verteidigung zur moralischen Entweder-Oder-Frage zuspitzt, verschleiert die zentrale Herausforderung: Eine Demokratie verteidigt sich nicht nur an der Grenze, sondern auch im Klassenzimmer, im Krankenhaus, auf dem Wohnungsmarkt. Und wer dort zu spät kommt, gefährdet nicht weniger die Stabilität des Landes als ein schlecht ausgestattetes Heer.

    • @Stefan Schmitt:

      Ihr Argument ist historisch einfach falsch. Polen, Belgien, die Niederland, Frankreich sind 1939 von der Wehrmacht überrollt worden, nicht, weil sie in einem wie auch immer zu definierenden Sinn "ungerecht" waren, sondern weil sie nicht die nötige militärische Stärke besaßen. Die wiederum besaß die britische Klassengesellschaft, die im Battle of Britain ihre Luftüberlegenheit ausspielen konnte. Und die Sowjetunion des Jahres 1941 war sicherlich alles möglich, aber nicht gerecht oder sozial, und speziell nach den Jahren des "Großen Terrors" kann man auch wahrlich nicht von "innerem Frieden" sprechen. Dass sie dennoch überlebte, verdankte sie dann nicht zuletzt amerikanischen Waffenlieferungen. Insofern greift Ihre These einfach nicht.



      Davon abgesehen: Sie wiederholen eigentlich nur die von Waibel kritisierte Position, ohne ihm Argumente entgegensetzen zu können.

      • @Schalamow:

        Ihre Beispiele sind eindrucksvoll, aber sie widerlegen mich nicht – sie belegen vielmehr, wie schnell Geschichte instrumentalisiert wird, wenn man sie nur durch das Zielfernrohr betrachtet.



        Ja, Frankreich und Belgien wurden überrannt. Aber war ihr Untergang wirklich nur eine Frage unzureichender Panzer? Oder nicht auch Folge politischer Fehleinschätzungen, sozialer Spannungen und eines europäischen Versagens, das weit vor 1939 begann?



        Die Sowjetunion „überlebte“ – um den Preis von Millionen toten Zivilisten. Auch das kann man als Sieg bezeichnen. Oder als Tragödie.



        Und der „innere Friede“ in Großbritannien? Galt nicht für alle. Fragen Sie mal die Minenarbeiterkinder, die Evakuierten aus dem East End, oder die Iren.



        Kurzum: Militärische Stärke mag Kriege entscheiden. Aber sie entscheidet nicht darüber, ob ein Krieg kommt – oder was danach bleibt.



        Und was Ihre letzte Bemerkung betrifft: Wenn Sie Argumente überhören, heißt das nicht, dass keine da sind – nur dass Sie nicht zuhören.

        • @Stefan Schmitt:

          Sie versuchen nach wie vor, das eine gegen das andere auszuspielen. Ich verstehe ja durchaus, worauf sie hinauswollen. Nur: wenn Putin zu dem Schluss kommt, die NATO wird schon nichts unternehmen, wenn er etwa den Suwalki-Korridor besetzt, richtet dagegen die allerbeste Sozial- und Bildungspolitik nichts aus.



          Ja, Chamberlain und Daladier unterliefen gravierende Fehleinschätzungen. Sie haben Hitlers Aggressivität und seinen unbedingten Willen, seine Ziele, wenn nötig, militärisch durchzusetzen, völlig unterschätzt. Den gleichen Fehler machen Sie in Bezug auf Putin.

      • @Schalamow:

        "weil sie nicht die nötige militärische Stärke besaßen. Die wiederum besaß die britische Klassengesellschaft, die..."

        ... 61 Jahre brauchte (bis 2006) um Ihre $31,4Mrd (heute ~$350Mrd) Lend-Lease Schuld an die USA abzuzahlen und gezwungen war/wurde Ihr Empire aufzugeben und damit, ganz im Gegensatz zur SU ($11,3Mrd Lend-Lease), Ihre weltpolitische Führungsstellung verlor.

        • @Sam W:

          Mit dem sog. Battle of Britain wird üblicherweise die Luftschlacht um England bezeichnet, die im wesentlichen in die 2. Hälfte 1940 fällt. Land & Lease datiert dagegen erst Febr. 1941. Hätte die Wehrmacht gesiegt und Großbritannien besetzen können, wäre Land & Lease vermutlich überflüssig geworden, denn dann hätte Hitler nahezu ganz Westeuropa beherrscht.



          Ja, Krieg ist teuer. Hätten ihn GB und USA deswegen unterlassen sollen? (PS. Auch Roosevelt musste seinerzeit gegen eine starke isolationistische Strömung ankämpfen, die die USA am liebsten aus all diesen europäischen Querelen heraushalten wollte).



          Klar geht es im Moment um viel Geld, das man in Friedenszeiten zweifelsohne sinnvoller einsetzen könnte. Sollte es aber tatsächlich zu einer militärischen Konfrontation zwischen Russland und (Rest-)NATO kommen, dann reden wir noch mal über ganz andere Beträge. Erreicht man den angestrebten Abschreckungseffekt, ist es insofern gut angelegtes Geld - und nicht nur aus pekuniären Gründen.

    • @Stefan Schmitt:

      Sehe ich genauso und hätte es nicht besser sagen können!

    • @Stefan Schmitt:

      Wenn russische Raketen auf mein Dach prasseln, sind mir meine Bildungschancen egal.

      Wenn ich in einem Lager in Sibirien sitze, werde ich ohnehin keine Gesundheitsversorgung haben.

      Es geht nicht mal um Kriegsverbrechen.

      Es geht darum, dass ein faschistisches Imperium sich gerade ausbreitet.

      Wollten Sie jetzt wirklich unbedingt Herrn Waibel bestätigen?

      • @rero:

        Und wenn der russische Angriff dann doch ausbleibt und sie keine gescheite Bildung haben, dann können ihnen die Raketen im Lager und die Atombomben in den U-Booten und die ganzen Soldaten in den Kasernen herzlichst egal sein.

        • @Tara Lara Da:

          Dass der Angriff ausbleibt, ist das Ziel des Ganzen.

          Deswegen ist der militärische Teil aber nicht egal.

          Derzeit liegt beispielsweise ein gescheitertes Bildungssystem nicht am Geld.

      • @rero:

        Auch bei uns breitet sich gerade ein faschistisches Imperium aus, AFD genannt. Das ist die Gefahr und jene, kopflosen Narrativen hinterherzujagen. Lassen Sie sich nicht einschüchtern, Angst war schon immer ein schlechter Berater. Und einfache Lösungen auch.

        • @Stefan Schmitt:

          Die AfD ist Russlands Verbündete.

          • @Suryo:

            Es ist schon bezeichnend, mit welcher Eindimensionalität manche die Welt erklären wollen. Da formieren sich weltweit autoritäre Kräfte – ob Trump, Musk, Putin, Orban oder AfD – offen oder unterschwellig verbunden im Ziel, unsere Demokratien zu destabilisieren. Sie nutzen andere Mittel als früher: Desinformation, Plattformmacht, Misstrauenskampagnen, Spaltung – billig, effektiv, viral.

            Und die Antwort darauf? Ein Feuerwerk aus 5 % BIP für Rüstung. Als sei die Verteidigung der Demokratie ein Frage des Kalibers, nicht des Charakters.

            Diese Logik ist zu kurz gedacht. Was nützen all die Panzer, wenn gleichzeitig das Vertrauen in Institutionen zerbricht? Wenn die Öffentlichkeit vergiftet wird? Wenn Bildung, soziale Gerechtigkeit und demokratischer Zusammenhalt vernachlässigt werden?

            Demokratie stirbt nicht mit einem Knall, sondern mit einem Achselzucken.

            Wer sie wirklich verteidigen will, braucht mehr als Munition. Er braucht Haltung, Aufklärung, soziale Sicherheit – und die Kraft, auch komplexe Probleme komplex zu denken.



            Und: ein starkes demokratisches Immunsystem.

            • @Stefan Schmitt:

              Bei der Rüstung geht es erstmal gar nicht um den Sieg über die Autokratie an sich, sondern schlicht und ergreifend um die Abschreckung Russlands sowie die Erlangung der Fähigkeit, sich gegen einen Angriff zu verteidigen und diesen Verteidigungskrieg auch gewinnen zu können. Es geht nicht datum, aus Russland eine Demokratie zu machen.

              Dessenungeachtet gibt es in Europa, auch in Deutschland, politische Kräfte, die auf Russlands Seite stehen. Ich habe anders als Sie den Eindruck, dass die potenzielle Kollaboration und der mögliche Verrat Deutschlands durch diese politischen Kräfte viel zu selten thematisiert wird - insbesondere für CDU/CSU sollte das eigentlich ein gefundenes Fressen sein.

            • @Stefan Schmitt:

              "Was nützen all die Panzer, wenn gleichzeitig das Vertrauen in Institutionen zerbricht? Wenn die Öffentlichkeit vergiftet wird? Wenn Bildung, soziale Gerechtigkeit und demokratischer Zusammenhalt vernachlässigt werden?"

              Keines dieser Ziele schließt eines der jeweils Anderen aus.

              • @metalhead86:

                Richtig – sie schließen sich nicht aus.



                Aber sie konkurrieren oft um Aufmerksamkeit, Mittel und politische Priorität. Und wenn demokratische Fundamente bröckeln, helfen Panzer nicht, das Vertrauen in die Gesellschaft zu schützen. Siehe AFD..

            • @Stefan Schmitt:

              "Was nützen all die Panzer, wenn gleichzeitig das Vertrauen in Institutionen zerbricht?"



              Hier sei ein zarter Hinweis angebracht, dass die Bundeswehr ein Teil jener staatlichen Institutionen ist, die sie hier in den Gegensatz zu ihr stellen.



              Spiegelbildlich formuliert: was nützen heile Brücken, wenn der Staat nicht in der Lage ist, einen feindlichen Einmarsch zu verhindern oder zumindest aufzuhalten?



              Alles gehört zusammen. Das ist weder einfach noch kostengünstig, aber notwendig.

              • @Encantado:

                Absolut – die Bundeswehr ist zweifellos Teil der staatlichen Institutionen.

                Genau deshalb ist es ja so wichtig, dass wir sie nicht isoliert betrachten, sondern im Kontext einer Gesellschaft, die Vertrauen, soziale Stabilität und demokratische Integrität braucht. Panzer allein erzeugen kein Vertrauen – dafür braucht es glaubwürdige Politik, transparente Institutionen und einen sozialen Kitt, der Menschen nicht zurücklässt.

                Und ja, Brücken UND Verteidigung gehören zusammen. Aber eine Gesellschaft bricht nicht zuerst an fehlenden Waffen, sondern an Misstrauen, Spaltung und mangelnder Gerechtigkeit. Die größte Bedrohung kommt oft von innen – wenn wir den Zusammenhalt verlieren.

                • @Stefan Schmitt:

                  Schmitt hat Recht! Ein hochgerüstetes Militär bringt uns nämlich schlicht wenig, wenn es in einer Dekade einer AfD Regierung untersteht, die weltanschaulich in eins geht mit den neuen Faschismen inklusive Russland. Das prärogativ des militärischen zu Lasten des Sozialen und Gerechten spielt den Faschisten in die Hand und obsoletiert das, was geschützt werden soll.

                • @Stefan Schmitt:

                  "Aber eine Gesellschaft bricht nicht zuerst an fehlenden Waffen, sondern an Misstrauen, Spaltung und mangelnder Gerechtigkeit. Die größte Bedrohung kommt oft von innen – wenn wir den Zusammenhalt verlieren."



                  Da kommen wir ja grundsätzlich dann doch wieder zusammen, wie schön.



                  Ich würde jedoch diese Rangfolge nicht als allgemeingültig aufstellen wollen. Bedrohungen von außen _und_ innen sind auf ihre Art gefährlich und dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Diese können situativ gänzlich anders ausfallen. So waren z. B. meiner Meinung nach in den 90ern die Rechten gefährlicher als die Russen. Heute? Schwer zu sagen.



                  Aber grundsätzlich gilt: je gespaltener eine Gesellschaft, desto instabiler wird sie.

  • "Denn die größte Schwäche von allem was links ist, ist derzeit: Friedrich Merz schützt die Freiheit von uns allen besser als sie."

    Die maximale Provokation der Linken mit dem Holzhammer! Doch die Fakten stimmen nicht! Gegenposition von Dr. Alexander Lurz, Greenpeace-Experte für Frieden und Abrüstung

    „Die russische Aggression gegen die Ukraine hat in Deutschland einen angstgetriebenen Aufrüstungsreflex ausgelöst, obwohl die Nato Russland militärisch deutlich überlegen ist. Das gilt selbst dann, wenn sich die USA unter Präsident Donald Trump wirklich aus Europa zurückziehen sollten. Verteidigungsminister Pistorius sollte daher die Angst in der Bevölkerung nicht weiter schüren. Die massiven Strukturprobleme der Bundeswehr löst er damit nicht“

    www.greenpeace.de/...eich-nato-russland

    • @Lindenberg:

      Danke für dieses Zitat.



      Genau das ist der Punkt: Wer jetzt lautstark den "Freiheitsbeschützer" mimt, während er Aufrüstung als alternativlos verkauft, spielt mit den Ängsten der Menschen – und tut so, als sei militärische Stärke gleichbedeutend mit Sicherheit und Freiheit.

      Stattdessen erleben wir einen politischen Reflex – angstgetrieben, teuer, ohne klare Strategie,



      und mit verheerender Wirkung auf den gesellschaftlichen Diskurs:



      Kritik wird diffamiert, Friedenspolitik zur Schwäche erklärt.

  • Es ist diese arrogant-kolo­nia­le Attitüde, die an deutscher bzw. westlicher Selbstherrlichkeit besonders unangenehm ist und die, nicht ganz überraschenderweise, Vorbild für alle Länder ist, wo auch ein Herrenvolk gern andere die Drecksarbeit machen lässt. Da scheint der Kant’sche Kategorismus hegemonialen Anspruchs durch: „Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein.“

    Dieser Defintivartikel bestimmt die elitäre Herrschaft einer Oberschicht, die auf Kosten der anderen und der Umwelt lebt, als notwendige Ordnung der Welt und damit den Krieg gegen fremde Nationen und die eigenen unteren Schichten als status civils.

    „Bei dem Begriffe des Völkerrechts, als eines Rechts zum Kriege, läßt sich eigentlich gar nichts denken, es müßte denn darunter verstanden werden: daß Menschen, die so gesinnt sind, ganz recht geschieht, wenn sie sich unter einander aufreiben und also den ewigen Frieden in dem weiten Grabe finden, das alle Gräuel der Gewaltthätigkeit sammt ihren Urhebern bedeckt.“

    • @DemokratischeZelleEins:

      Wem dient das Recht –



      wenn es nur noch überlebt,



      indem es tötet?

  • "Man darf nicht Landesverteidigung gegen Soziales ausspielen" sagt der Autor - um dann Landesverteidigung gegen Soziales auszuspielen.

    Friedrich Merz als Vorbild, der das Bürgergeld durch seinen Bluthund Linnemann komplett streichen lassen will?

    Ein paar Anmerkungen:

    A Robuste Landesverteidigung ist selbstverständlich notwendig.

    B Worin genau besteht die Bedrohungslage durch Russland? Konventionell schaffen sie es nicht, die Ukraine zu besiegen. Würde das gegen ein verbündetes Europa einfacher? Große Gefahr besteht vielmehr in hybrider Kriegsführung, Drohpotenzial mit Atomwaffen und innerer Zersetzung.

    C Was schützt vor innerer Zersetzung und einem zerstrittenen Europa? Freiheit, Massenwohlstand, Bildung, individuelle Potenzialentfaltung, Wohnungen, Gleichheit.

    D Ich würde mich als "Linken" bezeichnen, sehe aber trotzdem die Notwendigkeit des Schutzes gegenüber Russland (wie übrigens auch die finnischen Linken). Wir senden aber fatale Signale, wenn wir Schulden nur für die Aufrüstung machen, aber kein Sondervermögen Bildung / Wohnen.



    So werden sich keine Soldat:innen motivieren lassen.

  • Seit 20 Jahren laufen mir jetzt in Deutschland ständig Leute über den Weg, für die das Jammern auf hohem Niveau anscheinend eine eigene nationale Disziplin darstellt.

    Der Autor sei doch einmal eingeladen ein britisches Krankenhaus zu besuchen. Wenn er allerdings nur über eine NHS Versicherung ohne private Zusätze verfügt, wird er weder den Chef- noch Stationsarzt zu Gesicht bekommen und er sollte sich auch nicht wundern, wenn in dem Raum noch 5 weitere Bettnachbarn untergebracht sind. Hat er dann noch das Pech, dass er aufgrund der Erkrankung arbeitslos wird, dann kann er sich beim JSA wöchentlich um die £90 abholen, aber auch nur maximal 6 Monate und wenn er vorher Arbeitslosenbeiträge bezahlt hat.

    Er kann auch gerne die ausgezeichnete Krankenversorgung in Skandinavien als Vorbild nehmen. Sollte aber berücksichtigen, dass wie in Norwegen bei einem Erstbesuch beim Hausarzt auch schon einmal 40€ fällig werden und das er, sofern nicht mittellos, für sämtliche Leistungen happige Zuzahlungen tätigen muss.

    Für mich bezeugen Aussagen, wie die des Autors oder von Wiglaf Droste lediglich eine Weltfremdheit. 90% der Weltbevölkerung würden darauf wohl nur mit Unverständnis reagieren.

  • Der letzte Satz tut weh, fasst es aber sehr gut zusammen. Leider.

  • Ein guter Beitrag!

  • Danke. Danke. Danke.

  • "Aber gegen Soldaten helfen nun mal nur Soldaten."



    Oder Technik!



    bei ingenieur.de



    "Der Roboter verfügt über Hände mit fünf Fingern, die insgesamt 20 Bewegungsfreiheiten bieten und durch einen „Tastsinn“ in der Lage sind, Objekte geschickt zu manipulieren. Sanctuary AI beschreibt Phoenix als universell einsetzbaren Allzweckroboter, der menschenähnliche Arbeiten verrichten kann. Das Carbon-Steuerungssystem basiert auf KI und integriert fortschrittliche Techniken, um natürliche Sprache in Aktionen umzusetzen. Es soll Phoenix ermöglichen, Aufgaben ähnlich wie ein Mensch zu erledigen, wobei intelligente Entscheidungen getroffen werden. Dafür nutzen die Entwickler Deep Learning, Reinforcement Learning und eine physikalisch-realistische Weltsimulation zur Schulung des Roboters."

  • Guter Kommentar. Sehe ich auch so.

  • Im Kern hat Herr Waibel absolut Recht.

    "von ganz links bis ganz rechts innig einig sind."

    Oder wie es in Deutschland heißt, von Weidel bis Wagenknecht.

    "Noch mal: Es sind nicht das 5-Prozent-Ziel und nicht die Hilfe für die gemarterte Ukrai­ne, die Deutschlands Infrastruktur zerbröseln lassen und vielen Menschen ihre Zukunftschancen beschneiden."

    Absolut richtig. Die 5% kommen nur zustande, weil Jahrzehnte gespart wurde und die 2% nicht einmal eingehalten wurden. Und obwohl gespart wurde, haben wir nicht für jeden eine bezahlbare Wohnung, volldigitale Schulen etc.

    "gegen zu reparierende Brücke auszuspielen, kann nur bedeuten, dass man über diese Brücke russische Panzer fahren lassen möchte."

    Ja, die neuen Schulen zu Staub gebombt, (was nicht so tragisch ist, da unsere Kinder dann eh in russischen Umerziehungslagern sind wie die ukrainischen Kinder) die neuen Wohnungen für jeden enteignet usw.

  • Genau so sieht es aus. Man kann eine Menge Kritik haben an dem, wie es in Deutschland und der EU aussieht. Ich möchte das trotzdem nicht gegen das russische Imperium eintauschen und das bedeutet, sich zu wehren. Sitzblockaden werden nicht ausreichen, um Panzer aufzuhalten.

    • @Claude Nuage:

      Stimmt – Panzer lassen sich nicht mit Sitzblockaden stoppen. Aber Panzer allein stoppen auch nicht das, was Demokratien wirklich bedroht: soziale Ungleichheit, politische Ohnmacht und das schleichende Gift der Entsolidarisierung. Die Wehrhaftigkeit Europas entscheidet sich nicht nur am Rand der Landkarte, sondern im Zentrum der Gesellschaft.

      Gerade wer autoritäre Regime wie Putins Russland ablehnt, muss verhindern, dass hier genau jene Brüche wachsen, aus denen Autokraten weltweit ihr Kapital schlagen. Freiheit verteidigt man nicht nur mit Waffen, sondern mit Würde – durch gerechte Bildung, bezahlbares Wohnen, demokratische Teilhabe.

      Wir brauchen Sicherheit, ja – aber nicht nur mit Marschbefehl, sondern auch mit Pflegepersonal, Schulplätzen und diplomatischer Intelligenz.



      Sicherheit ist mehr als Abschreckung. Es ist die Kunst, Gesellschaften krisenfest zu machen – von innen heraus.



      Hätten (Konditional) wir diesen Stand, wäre die Diskussion um die mit der Aufrüstung verbundene Wehrpflicht, ähnlich wie bei den Schweizern, obsolet. Und würde einer republikanischen Motivation entsprechen wie zu Zeiten des spanischen Bürgerkriegs.

      • @Stefan Schmitt:

        Da sind wir bedauerlicher Weise nicht.



        Deswegen sind wir im Dilemma, wenn nicht schon in der Falle.

  • "Ausgerechnet jetzt auf die Idee zu kommen, den Schutz des bisschen rechtsstaatlichen und zivilisatorischen Firnisses, den dieses Land seit der (militärischen – you remember?) Befreiung vom Nationalsozialismus dann doch bewahrt und entwickelt hat, gegen zu reparierende Brücke auszuspielen, kann nur bedeuten, dass man über diese Brücke russische Panzer fahren lassen möchte."

    Vielen Dank, Herr Waibel, für diese Einsichten in den ausführlich dargestellten Hintergrund TAZ'schen Bellizismus! Ist es Wahnsinn, so hat es doch Methode! Dieser markante Meilenstein auf dem Weg, den die Zeitung offenbar nun einzuschlagen gedenkt, sollte man in gewisser Erinnerung behalten.

    • @Hans Steih:

      Haben Sie es nicht ein bisschen kleiner? Frieden erreicht man weder allein durch Verhandlungen noch allein durch Verteidigungsbereitschaft, sondern durch Verhandlungen, gedeckt durch Verteidigungsbereitschaft. Und dass es an Letzterer mangelt, ist nun mal ein Fakt. Dem abzuhelfen hat nichts mit Kriegstreiberei und noch weniger mit Eroberungsgelüsten zu tun.

  • Sehe das zwiegespalten. Einerseits ist klar, dass sich die Aufrüstung nicht verhindern lässt. Es ist einfach die natürliche Reaktion des Bürgertums auf eine Bedrohung von außen, nach Waffen zu rufen und Krieg als Mittel der Wahl zur Verteidigung ihrer Besitzstände zu rechtfertigen. Da heute die große Mehrheit der Linken eben auch bürgerlich denken und handeln, überzeugen diese Argumente auch dort und Opposition gegen die Aufrüstung wirkt schwächlich. Von daher hat Waibel recht, wenn er auf die Selbstwidersprüche hinweist.



    Andererseits ist sein Plädoyer aber auch selbst widersprüchlich. Die Schilderung der schrecklichen russischen Verhältnisse zeigt unausgesprochen sehr klar, dass der russ. Kriegsmaschine nichts Gleichwertiges entgegengesetzt werden kann. Ein unerschöpfliches Reservoir an Unterdrückten, die ihre Kinder als Kriegssklaven an die Herrschenden verkaufen, gibt es hierzulande nicht, bei aller Ungleichheit, die auch hier herrscht. Und kompensieren kann man den Mangel an sterbewilligen Soldaten auch nicht durch Pathos oder Appelle wie diesen.

    • @Günter Picart:

      "natürliche Reaktion des Bürgertums " Ach echt?



      Waren die militärisch hochgerüsteten realsozialistischen Länder denn auch vom Bürgertum beherrscht? Die DDR z.B. war in Staat und Gesellschaft deutlich militaristischer als es die Bundesrepublik je gewesen ist.

      "Ein unerschöpfliches Reservoir an Unterdrückten" - Nach Ihrer Argumentation wäre nicht nur militärischer Widerstand sondern auch jede Revolution völlig aussichtslos...Wenn das mal die Afghanen oder die Nord-Vietnamesen (oder Karl Marx) gewusst hätten...

      • @Chris McZott:

        Missverständnis, ich habe überhaupt nicht gesagt, dass Hochrüstung immer auf bürgerlichen Ängsten beruht oder dass es keine nichtkapitalistischen Systeme gäbe, die auf Militarismus, Aggression und militärische Stärke setzen. Bürgerlich ist die Reaktion, gegen die Bedrohung durch solche Mächte selbst zu den Waffen greifen zu wollen und das Spiel der Gewalt mitzuspielen (und sich damit die eigene bürgerliche Freiheit und Würde zu nehmen). Wie der heilige Franziskus sagt, wenn du Besitz hast, brauchst du auch Waffen, um ihn zu verteidigen, deshalb verzichte lieber auf Besitz und Wohlstand. Und im Endeffekt sind die Städte, die ihre Tore den feindlichen Heeren geöffnet haben, ja auch meistens besser gefahren als die, die sich verteidigt haben. Irgendwann ist der Aggressor weg und das Leben geht weiter. Wenn du Krieg führst, stirbst du und die Stadt wird zerstört und es gibt kein Leben danach.

    • @Günter Picart:

      Was sind die gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen, aus denen heraus die Selbstwidersprüchlichkeiten bei realer Bedrohung nicht zunähmen?

    • @Günter Picart:

      Und kompensieren kann man den Mangel an sterbewilligen Soldaten auch nicht durch Pathos oder Appelle wie diesen.

      Nun, ich denke wir brauchen nicht ganz so viele wie Russland.

      Klassische Faustregel zum Kräfteverhältnis:

      Angreifer braucht ca. 3:1 Überlegenheit gegenüber dem Verteidiger.



      Das heißt: Für jeden Verteidiger sollten mindestens drei Angreifer aufgeboten werden, um eine realistische Chance auf Durchbruch oder Sieg zu haben.

      Dazu technologischer Vorsprung bessere Wirtschaftsleistung.

      Ich denke, wenn es ein Umdenken in der Gesellschaft gibt und mehr Solidarität und Unterstützung für die, die uns und unsere Freiheit verteidigen (+ unsere Verbündeten) werden wir es schon schaffen.

    • @Günter Picart:

      Man kann einen Mangel an sterbewilligen Männern aber mit Material und Technologie kompensieren.



      Die Alternative wäre, sich umgehend auf den Rücken zu rollen, sobald eine hinreichend menschenverachtende Diktatur etwas will.

    • @Günter Picart:

      Da der russischen Armee nichts Gleichwertiges entgegengesetzt werden kann, sollten wir vielleicht den militärischen Konflikt vermeiden und uns frühzeitig freiwillig in Putins Reich eingliedern lassen.

      • @Volker Racho:

        Was würde Putin als geeignet für eine "Eingliederung" ansehen?



        Es gaht ihm darum, die antidemokratischen Kräfte im Westen und überall zu stärken. Das ist sein und seines Gleichen Bestandsschutz.



        Räuber brauchen Räuber.

      • @Volker Racho:

        Wer ist "wir"? Das ist der Knackpunkt bei allen Kriegen bzw. der Gewinnung von Menschenmaterial dazu. Wenn es erfolgreich geschafft ist, Ihnen zu suggerieren, Sie müssten sich an dem Kampf beteiligen, weil Sie zu einem bedrohten "Wir" gehören und sonst ein Verräter wären, ist das Kind schon im Brunnen versunken.

        • @Günter Picart:

          Wir = Buendnissverteidigung

          Wenn der Feind die NATO angreift (“testen will”) dann wird er nicht in Berlin anfangen.

          Ob Artikel.5, diesen Test, bestehen wuerde, ist aber, nicht erst seit Trump, fraglich.

          Diese Beistandspflicht gilt von Warschau bis Washington.

        • @Günter Picart:

          "Wir" wären in diesem sarkastisch gemeinten Fall die deutsche Bundesregierung, die in ihrer Funktion als Vertreter der deutschen Bevölkerung die Eingliederung ins Putinsche Reich beschließen würden.

          Der Sinn der Aufrüstung ist ja gerade das die EU nicht angegriffen wird, das es nicht zum Krieg kommt. Es sei denn sie denken die bösen Bellizisten planen einen Angriffskrieg auf Russland.

          Das mit dem Kind im Brunnen ist leicht gesagt, sollten sie aber bitte einmal konkret darlegen. Würden sie sagen das die europäischen Regierungen und Bevölkerung falsch liegen Russland aktuell als Bedrohung zu sehen? Würden sie auch sagen das die ukrainische Bevölkerung gerade falsch liegt sich als ein bedrohtes "Wir" zu sehen?

      • @Volker Racho:

        ...und damit die frz. Revolution rückgängig machen? Anders ausgedrückt, scheint mir das Einknickeen vor dem Despoten Putin als infantiler Pazifismus.

        • @Martin L.:

          Ich dachte der Sarkasmus wäre offensichtlich genug.

  • Alle Länder in Europa, die einmal eine starke linke Bewegung hatten können sich heute fragen: Wo sind diese Leute und was machen die eigentlich? Wie denken und fühlen sie heute? Wer heute ein gealterter Linker ist, ein westlicher(!), der wird sich vielleicht noch erinnern, mit wieviel Energie bestimmte Leute sowjetischen Doktrien folgten und etliche auch chinesischen. Allen gemeinsam war die Vietnamerfahrung und das Bedürfnis den Amerikanern in den Arm zu fallen, und den verbündeten Deutschen, beim Nachrüsten mit den Pershings. Und wer einigermaßen im Bilde war erkannte darin die russische Propaganda, die nach Deutschlan machtvoll hineinwirkte. Dies Propaganda wirkt noch heute in Gestalt des BSW, Sarah Wagenknecht, der LINKEN (aus dem Osten), und vielen anderen "Russlandbindungen" wie Münterfering, Stegner und andere aus der SPD. Es ist alles so wie früher auch, nur - Russland ist heute ein mörderischer, sadistischer Mafiastaat geisteskranker KGB-Leute, was aber die Linke nicht wahr haben will. Nur die Grünen haben verstanden. So waten wir hierzulande also weiter durch linken, konservativen und rechten Irrsinn und ein Ende davon ist nicht in Sicht.

  • Stimmt schon, allerdings sind die Deutschen auch sehr anfällig für die andere Gefahr, die autoritäre Tendenz - gehorchen zu wollen-. Das hat Putin geschickt vor allem im Osten nutzen können, indem dort ja die ruhmreiche Russische Armee im kollektiven Gedächtnis als die "Friedensarmee" verankert wurde. Durch gehorsam im NS, dann den Russischen und im Westen den US Freunden gegenüber, die ja nun auch autoritär sind,wird die autoritäre Vereinigung der Gehorchenden leider mit den irgendwie gegen Millitarismus seienden Resten der BRD ex Friedensbewegung zusammen geschweisst. Der Unterschied sollte aber genutzt werden: die Autoritären sind einig gegen Frauen und LGBTI Rechte und für Fossiles weiter so.Es bräuchte also einen Gesellschafts Dienst, der sich den Zukunfts Themen annimmt: Verteidigung gegen autoritäre Dominanzen, Hilfe bei Klimakatastrophen und Hilfe beim Umbau auf nachhaltiges Überleben. Dies sollte Gender-demokratisch-freiwillig sein,also Frauen - Männer & Diverse können wählen, ob Sie Soldat, Umweltsoldat ( Moore vernässen helfen, Umweltgifte ebntsorgen)soziale Dienste Zivis für Inklusion aller (Schulen reparieren, oder ideologische Aufklärung für Abrüstungsverträge werden.

    • @R.L.:

      Eine Gesellschaft solidarisch zu verteidigen setzt voraus, dass sie solidarisch ist. Eine unsolidarische Gesellschaft wird schwerlich durch ihre Verteidigung solidarisch.

  • Erinnert ein bisschen an die Reaktion der bürgerlichen Sozialdemokratie beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als auf einmal alle gemäßigten Sozialdemokraten ihre pazifistisch-internationalistischen Ideale vergaßen und mit Begeisterung in den Krieg zogen, nur weil sie die Verhältnisse in Russland so schrecklich fanden und es der Regierung erfolgreich gelungen war, Russland als den Aggressor hinzustellen.



    Ludwig Frank war schon Anfang September 1914 tot.



    de.wikipedia.org/w..._(Politiker,_1874)

    • @Günter Picart:

      Das zaristische Russland wurde 1914 als "Aggressor hingestellt"?

      Sie meinen das Russland, dass als erste Macht voll mobilisiert hatte? Dass Serbien in seinem Expansionsstreben unterstützt hatte und selber schon mit Frankreich die Aufteilung Deutschlands plante?

      Russland wollte mindestens genauso sehr einen großen Krieg wie die anderen Mächte. Und zwar aus eigenem Machtstreben.

    • @Günter Picart:

      Übrigens: im Ersten Weltkrieg hat Deutschland Russland sogar besiegt.

    • @Günter Picart:

      Sie sollten mal lesen, was Marx über Russland schrieb…

    • @Günter Picart:

      Nicht der schlechteste Versuch, aber würden sie sagen dass Russland 2025 zu unrecht als Aggressor hingestellt wird?

      • @Volker Racho:

        Nein, natürlich nicht (damals übrigens auch nicht völlig zu Unrecht, auch wenn die Lage ganz anders war und das deutsche Reich genauso aggressiv und völkerrechtsvergessen). Vergleichpunkt sind vor allem die schrecklichen Verhältnisse in Russland, die die Linken aufwühlten und als Rechtfertigung für den Krieg akzeptierten, und in dem Punkt ist es heute ähnlich.

  • Man könnte sich tatsächlich parallel um mehrere Dinge gleichzeitig kümmern.



    Fakt ist, dass diese Gesellschaft weiter auseinander driften wird, wenn die politischen Institutionen nichts dagegen tun werden. Und dazu bräuchte es nunmal massive Investitionen in die Daseinsfürsorge, die Jugendhilfe, einen Mindestlohn, der den Namen auch verdient und ganz allgemein auch in sozialen Infrastruktur.



    Passiert das nicht, wird das Vertrauen in eben jene Institutionen weiter verschwinden (was nicht schlecht wäre, wenn es eine starke linke Bewegung gäbe, die hier eine Alternative bieten würde). Und dann werden die wenigen Freiheiten, die die Menschen haben, am Ende nicht von russischen Soldaten, sondern von deutschen Faschisten zu Grabe getragen.



    Und davor schützt ein Friedrich Merz eben nicht.

    • @Piratenpunk:

      Von dem, was zu verteidigen wäre, wird nicht viel übrig blieben wegen der Folgen, die durch diese Art der Verteidigung unausweichlich eintreten werden.



      Die Demokratie ist schon bedroht durch die Weise, in der man nun vorgibt sie zu verteidigen.

    • @Piratenpunk:

      Die deutschen Faschisten warten doch gerade ab, dass ihre russischen Brüder das Zu-Grabe-Tragen übernehmen.

      Und die linke Alternative steht daneben und schwenkt ebenfalls begeistert Fähnchen.

      • @rero:

        Also die Linken, die ich so kenne, schwenken da auf keinen Fall Fähnchen. In meinem Umfeld ist da zum Beispiel die Unterstützung der Ukraine sowie die Einsicht in die Notwendigkeit eines Vorgehens gegen den russischen Imperialismus weitgehend Konsens.



        Und ansonsten finde ich es ehrlich gesagt ein bisschen befremdlich, wie wenig Sie auf die Argumentation und die aufgemachten Punkte eingehen und erstaunlich wenig sagen.

    • @Piratenpunk:

      Einer der wenigen, vernünftigen Kommentare hier.

  • "Friedrich Merz schützt die Freiheit von uns allen" Ha, ha, der war gut!

  • Zwei Weltkriege im letzten Jahrhundert sollten eigentlich Beispiel genug sein, dass Soldaten nichts gegen Soldaten bringen. Alle europäischen Staaten waren vor beiden Weltkriegen bis an die Zähne hoch gerüstet. Verhindert hat das überhaupt nichts!



    Was Kriege verhindert, ist diplomatischer Austausch und ein Ausgleich von Interessen. Gerade letzteren lehnen Europa und die USA gegenüber Russland jedoch seit über 25 Jahren strikt ab. Und genau das hat zu der heutigen Situation geführt.



    Der Westen hat es nie für nötig erachtete, Russland in die europäische Sicherheitsarchitektur einzubinden. Warum auch? Denn dann wäre die NATO ja obsolet geworden. So konnte der Russe immer als bleibende Bedrohung herhalten, erst hinter vorgehaltener Hand, jetzt ganz offen.



    Eine srlbstbewahrheitende Prophezeiung!

    Der Autor blendet die Geopolitik des Westens komplett aus, die mit zu der aktuellen Lage geführt hat.



    Dass Minsk 2 von der Ukraine zu keiner Zeit umgesetzt wurde, ohne dass die EU hier Druck gemacht hätte, auch.



    Rechtfertigt dies eine 4+ jährigen Krieg? Aus meiner Sicht auf keinen Fall. Aber es erklärt, wie es dazu kommen konnte. Die Anzahl der Soldaten, hat damit halt überhaupt nichts zu tun.

    • @TeeTS:

      Wenn Sie aus 1933-1945 glauben gelernt zu haben, dass alliierte Soldaten nichts gegen Wehrmachts-Soldaten brachten, und dass diplomatischer Austausch und Ausgleich von Interessen mit Hitlerdeutschland den WKII verhindert hätte, müssten Sie vielleicht nochmal zurück auf die Schulbank ...

    • @TeeTS:

      " Alle europäischen Staaten waren vor beiden Weltkriegen bis an die Zähne hoch gerüstet. Verhindert hat das überhaupt nichts!"



      Doch. Weder der deutsche Kaiser noch der deutsche Führer wurden Anführer der restlichen Welt.



      Kann man jetzt ignorieren oder auch doof finden, ist aber so.

      • @Encantado:

        Aus meiner Sicht (als Geschichtsnarr) ein geschichtsvergessenes Statement. Man kann sich alles zurechtbiegen.

        • @Günter Picart:

          "...ein geschichtsvergessenes Statement. Man kann sich alles zurechtbiegen."



          Und genau das wollte ich damit zum Ausdruck bringen. Prima, dass es verstanden wurde.

    • @TeeTS:

      Russland war bis 2014 voll in die europäische Sicherheitsarchitektur eingebunden und hat sich dann entschieden, diese aufzukündigen und seine Nachbarn zu überfallen. Das hat zu der heutigen Situation geführt.

      • @nihilist:

        Und welche Gründe sehen Sie für diese Entscheidung?

    • @TeeTS:

      Und was machen Sie, wenn die Gegenseite nicht auf Interessenausgleich sondern auf knallharte Interessendurchsetzung setzt? Und deren Interessen mit Ihrer Lebensgrundlage oder Ihrem Leben generell unvereinbar sind?

      Sie gehen davon aus, alle anderen seien wie Sie.

  • "Denn die größte Schwäche von allem was links ist, ist derzeit: Friedrich Merz schützt die Freiheit von uns allen besser als sie."

    Nein, Herr Waibel. Das Hinterherlaufen hinter der Politik von Merz ist ein unfehlbares Kriterium dafür, dass man falsch liegt.

    Merz steht in jeder Hinsicht für eine deutsche Politik, die sich ausschließlich aus den schlechtesten deutschen Traditionen speist und keineswegs aus aktuellen Situationen.

    Das heißt auch: Die Politik der Merz-Regierung geht völlig an den aktuellen Herausforderungen vorbei und wird nichts anderes hinterlassen als ein Desaster - wirtschaftlich, sozial und mental.

    • @Uns Uwe:

      Auch Sie gehen nicht auf Herrn Waibels Argumente ein, sondern sagen, dass alles was von Merz kommt grundsätzlich schlecht sei.

      Sorry, aber das ist eine äusserst schwache und armselige Diskursbasis, die eher von Schaum vor dem Mund zeigt.

  • So geht Diskurs nicht: "Gegen Soldaten helfen nur Soldaten!"

    Auf was für einem Niveau ist die einst friedensbewegte taz angekommen? Sicher, alle in diesem Artikel zugeschriebenen Fakten in Bezug auf Russland stimmen, aber das heißt nicht, dass sich damit der Diskurs in Bezug auf das 5-Prozent Ziel erledigt hat!

    Fakten wie: welcher Rüstungskonzern hat wieviel aus dem Topf der Bundesregierung bekommen sind geheim, genauso wie Verträge. Der Bürger solls Maul halten!

    Die Bundeswehr ein Bürokratiemonster mit einem Überhang an Generälen, die vollkommen überflüssig sind

    Keine mediale Diskussion der wahren Stärke Nato versus Russland. Passt auch ganz gut zu einem Journalismus, der sich nicht wehrt embeded bei der Bundeswehr zu berichten, immer mit einem Aufpasser der Bundeswehr an der Seite, der Klartext von seiten der gemeinen Soldaten unmöglich macht.

    Neoliberale Wirtschaftsweise freuen sich auf den Tag, an dem die finanziellen Unsumen für die Bundeswehr aus dem Haushalt finanziert werden müssen, was heißt: Kahlschlag im Sozialstaat wie in den USA!!!! Italiens Linke ist nicht weltfremd, im Gegenteil!

    Immer dieselben Militärexperten in den Talkshows, die alternativlos predigen.

    • @Lindenberg:

      Die TAZ ist immer noch "friedensbewegt". "Friedensbewegt" bedeutet nämlich nicht, die Realität zu leugnen.

    • @Lindenberg:

      Sehr gut, ich hatte schon den Glauben verloren.

      • @Stefan Schmitt:

        Das Problem ist, dass es keine Glaubensfrage ist.

    • @Lindenberg:

      "Die Bundeswehr (...) mit einem Überhang an Generälen, die vollkommen überflüssig sind"

      Sie scheinen ja ein echter Experte zu sein - bitte gehen Sie doch mal etwas ins Detail, welche Generäle welcher Einheiten überflüssig seien??? Oder spricht einfach die Ideologie aus Ihnen ?

    • @Lindenberg:

      "Keine mediale Diskussion der wahren Stärke Nato versus Russland."



      Wollen wir das wirklich? Ahnungslose die die sich über Dinge den Schädel einhauen, den nichtmal die Experten vollständig ergründet haben? So wie anno 2020? Oder wie bei der Klimakatastrophe?

  • Danke!

    • @Maxhamburg:

      Für nichts….