Hochzeitsfeier von Christian Lindner: Abgehoben auf Sylt
Der Finanzminister feiert pompös Hochzeit, der Oppositionsführer reist im Privatjet an. Bilder, die politisch noch gefährlich lang nachwirken können.
I st der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert: Wenn dem so ist, können wir uns ab sofort auf viele weitere schöne Partybilder von Christian Lindner und Friedrich Merz freuen. Ihre Abenteuer auf Sylt an diesem Wochenende sind allerdings kaum zu toppen. Es sei denn, Elon Musk lädt die beiden zu einem kleinen Raketenkurzflug in den Weltraum ein. Das käme in den sozialen Medien bestimmt auch gut an.
Nicht nur im Netz herrscht helle Aufregung, weil ausgerechnet der Finanzminister mitten in der anschwellenden Wirtschaftskrise seine Hochzeit mit einer Welt-Journalistin auf Deutschlands bekanntester Luxusinsel gefeiert hat. Es ist dabei nicht ganz klar, was peinlicher ist: Lindners tagelange protzige Sause mit vielen Promis wie Merz, einem Porsche und einer kirchlichen Trauung ohne Kirchenmitgliedschaft – oder die teils moralinsaure Empörung.
Der FDP-Chef hat ja nie behauptet, von Sozialhilfe zu leben. Warum sollte er nicht so feiern, wie er eben kann und will? Die interessante Frage bleibt, ob er es sich politisch leisten kann. Denn einfach nur privat ist das Ganze nicht, dafür heischte die Inszenierung viel zu sehr die Öffentlichkeit – und sie kam zeitgleich mit der Ankündigung aus dem Hause Lindner, die Leistungen für Langzeitarbeitslose wegen der schlechten Finanzlage im Land zu kürzen. Eine Steilvorlage für jede Opposition.
Doch was macht der Oppositionsführer Friedrich Merz? Fliegt als Ehrengast im Privatjet auf die Partyinsel. Auch das ist natürlich erlaubt, und es passt zu einem neoliberalen Millionär, der sich weder um sozialen Ausgleich noch ums Klima kümmert. Beides jedoch hat der CDU-Chef seit seinem Comeback durchaus versprochen. Wenn er nun fröhlich im privaten Cockpit posiert, drängt sich das Wort „abgehoben“ wieder auf.
Ein Volksaufstand ist in Deutschland trotzdem nicht zu erwarten. Dafür geht es der breiten Masse hierzulande viel zu gut. Noch. Wie nachhaltig peinliche Bilder wirken können, wissen wir aber seit Armin Laschets Lächeln in der Flutkrise. Spätestens wenn im Herbst die Verzichts- und Sparappelle kommen, werden auch die Bilder aus Sylt wieder genüsslich herumgezeigt werden.
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