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Prozess gegen „Letzte Generation“Verständnis, dennoch Strafe

In München stehen Klimaaktivisten vor Gericht. Der Richter teilt ihre Motive, verurteilt die Straßenblockierer aber trotzdem.

Richter Alexander Fichtl sitzt zu Beginn des Prozesses gegen drei Klimaaktivisten im Gerichtssaal Foto: Lennart Preiss/dpa

München taz | Manchmal mahlen sie auch ganz schnell, die Mühlen der Justiz. Es ist noch keine vier Wochen her, dass sich 16 Mitglieder der Bewegung Letzte Generation am Münchner Platz Stachus auf der Straße festklebten, schon stehen drei von ihnen vor Gericht, zwei Männer im Alter von 23 und 31 Jahren sowie eine 25-jährige Frau.

So hat man sie sich allerdings nicht vorgestellt, die Klima-RAF. Adrett gekleidet, freundlich lächelnd sitzen sie im Gerichtssaal, eher Typ nette Nachbarskinder. Sie sei nie mutig gewesen, mehr eine Mitläuferin, die stets darauf bedacht gewesen sei, zu machen, was man von ihr erwartet, erzählt die Angeklagte Charlotte S., die zwischen ihren beiden Mitangeklagten sitzt. Und Joel S. neben ihr wendet sich höflich an seine Zuhörer: „Verehrtes Gericht, Herr Staatsanwalt …“ Von wegen Krawallos, die ohne Rücksicht auf Verluste Unruhe stiften wollen.

Im Eilverfahren wird ihr Fall nun vor dem Amtsgericht München verhandelt. Ein Eilverfahren, so erklärt ein Gerichtssprecher, kann von der Staatsanwaltschaft beantragt werden, wenn die Sache aufgrund des einfachen Sachverhalts oder der klaren Beweislage zur sofortigen Verhandlung geeignet ist. Kurzer Prozess also?

Nicht ganz. Zweieinhalb Stunden hat Richter Alexander Fichtl für die Verhandlung veranschlagt. Sie wird doppelt so lange dauern.

Es ist kurz nach halb zwei, als die drei Angeklagten nach und nach den Saal 277 des Justizgebäudes betreten. Alle drei saßen sie bis Samstag im Gefängnis – nicht als Strafe für die Aktion am Stachus oder irgendeine andere Tat, sondern rein prophylaktisch. Das spezielle bayerische Polizeiaufgabengesetz macht es möglich, Menschen ohne Gerichtsverfahren für bis zu zweimal 30 Tage am Stück in Präventivhaft zu nehmen. Bis zum Freitag hätte ihr Aufenthalt in Stadelheim eigentlich dauern sollen. Doch dann wurden sie nach der Ankündigung der Letzten Generation, für eine Woche ihre Aktionen auszusetzen, vorzeitig entlassen.

Nach der Freilassung direkt wieder zum Stachus

Die umstrittene Präventivhaft ist auch Thema auf der Innenministerkonferenz, die seit Mittwochabend in München tagt. Gastgeber Joachim Herrmann verteidigt das Instrument, kündigt in der Augsburger Allgemeinen allerdings an, einen Gewahrsam von 30 Tagen nur in absoluten Ausnahmefällen anwenden zu wollen. Derzeit jedoch scheinen sich die Ausnahmefälle zu häufen. Ein gutes Dutzend Klimaaktivisten saßen zuletzt in Stadelheim.

Zurück in den Gerichtssaal, in dem es nicht um die Haft von Charlotte S., Joel S. und Lars Nicolai W. geht, sondern darum, ob sie sich mit ihrer Form des Protests strafbar gemacht haben. Die Tat selbst ist – vom einen oder anderen Detail abgesehen – nicht weiter strittig: Am Donnerstag, dem 3. November, starteten die Klimaaktivisten ihre Aktion, klebten sich am Fußgängerübergang über den Altstadtring fest – insgesamt sind es sieben Fahrstreifen an dieser Stelle. So blockierten sie den Autoverkehr, bis die Polizei sie von der Fahrbahn abgelöst hatte. In Richtung Norden dauerte dies mehr als zwei, in Richtung Süden sogar mehr als zweieinhalb Stunden. Es entstand, wie die Staatsanwaltschaft den Angeklagten vorwirft, „ein Rückstau mit einer unbekannten Länge sowie einer unbekannten Anzahl geschädigter Personen“.

Die Aktivisten wurden vorläufig festgenommen. Als sie am Abend entlassen wurden, gingen sie direkt wieder zum Stachus und klebten sich erneut auf der Fahrbahn fest. Dieselbe Prozedur wiederholte sich, diesmal war die Straße von 18.45 bis 23.50 Uhr gesperrt, da sich einer der Aktivisten offenbar besonders effektiv verklebt hatte. Für die Staatsanwaltschaft steht fest: Nötigung in zwei Fällen.

„Es geht mir nicht um Eisbären“

Nun ist da freilich noch die Frage des Motivs, die gerade beim Delikt der Nötigung eine wichtige Rolle spielt. Klar, dass es hier um eine politische Sache geht. Es sei auch ihr gutes Recht, sich zu ihrer politischen Motivation zu äußern, sagt der Richter. „Ich kann mir vorstellen, dass jeder von Ihnen eine Stunde reden könnte. Aber ich bitt’ Sie drum, dass Sie es nicht ausufern lassen.“

Eine Bitte, der die drei sogar nachkommen, aber dennoch nehmen sie sich die nötige Zeit, ihre Beweggründe zu schildern. Man sei gerade auf dem Highway zur Klimahölle unterwegs, erklärt beispielsweise Joel S., und zwar mit dem Fuß auf dem Gaspedal. Und das seien nicht seine Worte, sondern die von UN-Generalsekretär António Guterres. Es gehe ihm nicht um den Planeten, dem sei egal, ob es hier noch Menschen gebe oder nicht. „Es geht mir auch nicht um Eisbären. Glauben sie mir, wegen Eisbären würde ich keine Gefängnisstrafe auf mich nehmen.“ Es gehe ihm und seinen Mitstreitern um die Menschheit, um den Erhalt einer Welt, „in der wir gut und gerne leben können“.

Auch die Demokratie sei in Gefahr. In einer drei oder vier Grad wärmeren Welt würden die inneren und äußeren Spannungen so groß, dass das die Demokratie nicht überleben würde: „In einer Klimahölle wird es keine Demokratie geben.“ Und warum ausgerechnet das Mittel des Anklebens, will der Richter wissen. Um die Notlage greifbar und erfahrbar zu machen, argumentieren die Aktivisten. „Wortwörtlich zeigen wir: Halt, stopp, so geht’s nicht weiter.“

Extra Rettungsgasse eingeplant

Andere Demonstrationsformen, erklärt Lars Nicolai W., führten nicht zum Ziel. „Wir haben gesehen, dass Proteste ignoriert werden, wenn wir sie auf die gängigen Methoden austragen. Und diese Straßenblockaden sind nicht zu ignorieren.“ Dabei sei ihnen aber immer auch wichtig gewesen, Leben zu schützen. Sie hätten sich bewusst so verteilt, dass immer zwei Personen, die sich nicht an der Straße, sondern an einer weiteren Person angeklebt hätten, zur Seite gehen und eine Rettungsgasse hätten freigeben können. Darin würden sie sich im Übrigen von der Bundesregierung unterscheiden, die nicht von sich behaupten könne, Leben zu schützen. „Herr Richter“, sagt Joel S., „ich glaube nicht, dass Menschen in 30 Jahren verstehen werden, warum wir hier vor Gericht sitzen und nicht die Bundesregierung.“

Den Angesprochenen hält jedoch auch diese Vorstellung nicht davon ab, die drei Aktivisten wegen Nötigung zu verurteilen. Seiner Meinung nach hätten sie in allem Recht, was sie zum Klimawandel und dem Unvermögen der Politik, ihn wirksam zu bekämpfen, vorgebracht hätten. „Sie haben nur in einem Punkt nicht Recht: Sie haben Unrecht in der Wahl Ihrer Mittel.“ Sie hätten ihr Ziel auf politischem Wege verfolgen müssen, so Amtsrichter Fichtl, andernfalls hebelten sie den demokratischen Rechtsstaat aus. Heißt in Zahlen: 25 Tagessätze. Für Joel S. und Charlotte S., die aktuell über kein eigenes Einkommen verfügen, bedeutet das eine Geldstrafe von 375, für Lars Nicolai W. von 525 Euro.

„Wir sind nicht zufrieden“, sagt hinterher Maja Beisenherz, eine der Verteidigerinnen vor dem Gerichtssaal. „Es hätte ein Freispruch sein müssen.“ Es sei nicht unwahrscheinlich, dass man Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen werde.

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106 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

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  • Nötigung / Notstand / Notwehr - alles Begriffe, die der Rechtsstaat seit Jahrzehnten definiert hat und tagtäglich durch Richter/innen neu einordnet.

    Keiner der Beteiligten, weder LG, Staatsanwalt oder Richter können für sich in Anspruch nehmen, 100% richtig gehandelt zu haben.

    --- Die LG hat sich bei ihrer Wahl, Sekundenkleber als Gegenmittel zum Aufhalten von Strassenverkehr und der Klimakatastrophe gewaltig geirrt.



    Die nun fälligen Tagessätze, Anwalts- & Gerichtskosten wären im Sinne des Klimaschutzes viel besser in Solarmodule oder andere EE investiert gewesen. Mediale Aufmerksamkeit, letztendlich ein von der LG selbst proklamiertes Ziel - bekommt man dafür im Allgemeinen allerdings nicht. Ergo der falsche Weg zum richtigen Ziel. Das gilt auch für FFF und hunderte andere Klimainitiativen.

    --- Der Staatsanwalt wiederum irrt, wenn er das LG-Motiv Notwehr gegen den Notstand (aufziehende Klimakatastrophe) nicht über dem Tatbestand der Nötigung einordnet.



    (Wohl aus Unwissenheit über Ausmaß und Dringlichkeit mit der die Erderwärmung, Artensterben, ...etc. vor sich geht.)

    --- Der Richter begeht den selben Fehler, indem er die LG verurteilt und sie eben NICHT darüber aufklärt, dass politische Aktionen, auch mit weniger schweren Verfehlungen von Nötigung und Ungehorsam, keinerlei Auswirkung auf die Physik, Biologie und Chemie der Klimakatastrophe hat.

    Eine Verwarnung ohne Strafe, dafür aber mit Aufklärung wäre m.M. nach ein gerechteres Urteil gewesen.



    Das könnte ja ev. in einem Berufungsverfahren noch gelingen.

    • @Matthias Schürle:

      Nothilfe muss geeignet(!) sein, einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff zu vereiteln. Ähnliches gilt beim rechtfertigenden oder entschuldigenden Notstand, und das wäre vom Beschuldigten nachzuweisen. Tatsächlich sind die Aktionen der LG-Aktivisten jedenfalls nicht unmittelbar klimaschonend - die Staus verursachen eher mehr als weniger CO2-Ausstoß -, und die langfristige Wirkung durch den PR-Effekt ist zum Einen schwer zu beziffern und zum Anderen fehlt JEDER Beweis, dass sowas nicht auch ohne Nötigungen geht.

  • „Herr Richter“, sagt Joel S., „ich glaube nicht, dass Menschen in 30 Jahren verstehen werden, warum wir hier vor Gericht sitzen und nicht die Bundesregierung.“ – In 30 Jahren werden die Leute sich fragen, weshalb damals so viele Menschen sich lieber darüber aufgeregt haben, dass besorgte Klimaschutzaktivisten Bäume besetzten, Straßen blockierten oder alte Ölbilder mit Kartoffelbrei "verzierten", anstatt endlich mal die Verursacher des Klimawandels zur Verantwortung zu ziehen. Wenn man Klimaschutzaktivisten "kriminalisiert" kann man damit aber gut von der fatalen Klimapolitik der letzten Jahrzehnte ablenken und die Manager können ihr klimaschädliches Wirtschaftswachstum fortführen und die Aktionäre können auch weiterhin den Planeten Erde an der Börse "verzocken".

    • @Ricky-13:

      Da haben Sie natürlich Recht, und das ist ein sehr vorhersehbarer, kontraproduktiver Vorgang. Warum also liefern die Klimaaktivisten den Ablenkmanövern der "wahren Schuldigen" so bereitwillig Munition? Geht es ihnen primär ums Klima oder darum, wer schuld ist?

      • @Normalo:

        Dass die Klimaaktivisten den Verursachern des Klimawandels Munition liefern, hat natürlich auch mit der jugendlichen Naivität der jungen Menschen zu tun, die tatsächlich glauben, dass die Bürger durch solche Aktionen (Straßen blockieren, Ölbilder "verzieren", etc.) dann langsam begreifen, dass es schon 'eine Minute vor Zwölf' ist und unsere Politiker dann auch endlich mal im Sinne des Urteils des Bundesverfassungsgerichts handeln. "Die aus Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG folgende Schutzpflicht des Staates umfasst auch die Verpflichtung, Leben und Gesundheit vor den Gefahren des Klimawandels zu schützen. Sie kann eine objektivrechtliche Schutzverpflichtung auch in Bezug auf künftige Generationen begründen." [BVerfG - 2021]

        Und man kann von den jungen verzweifelten Leuten (denen man die Zukunft zerstört) natürlich auch nicht verlangen, dass sie argumentativ auf der Höhe der 26.800 deutschen Wissenschaftler sind, die sich zwar mit der Klimaschutzbewegung solidarisiert haben, von denen man aber kaum noch etwas sieht oder hört. Man kann auch nicht von Greta Thunberg, der FFF-Bewegung oder der 'Letzten Generation' verlangen, dass sie die Probleme lösen, die Wirtschaftsmanager und Politiker mit ihrer Gier nach immer mehr Wirtschaftswachstum erst in die Welt gesetzt haben. Die jungen Leute haben nur die Aufgabe uns "Alten" die Augen zu öffnen; aber die Lösung, wie wir wieder aus dem Klimawandel herauskommen (was eigentlich fast unmöglich ist, da dynamische Systeme sich nicht so einfach wieder abstellen lassen), können wir weder einer jungen Schwedin noch Tausenden von jungen Menschen aus der Klimaschutzbewegung aufbürden. Dass einige der Aktionsformen der Klimaaktivisten nur von den Verursachern des Klimawandels ablenken, werden die jungen Leute sicherlich bald merken, aber solange wird von bestimmten Medien natürlich weiterhin Stimmung gegen Klimaschutzaktivisten gemacht - und es wird natürlich auch weiterhin so getan, als ob der Klimawandel nur eine Seifenoper aus dem TV ist.

  • Ich halte die Proteste für richtig, auch in ihrer jetzigen Form. Ich erwarte aber nicht, dass der Rechtsstaat sich plötzlich selber vergisst. "Legitim" ist einfach nicht immer gleich "legal". Die Nötigung ist klar, die Motive idealistisch und als solche gewürdigt, der "Schnellprozess" ist gesellschaftlich durchaus sinnvoll, übrigens auch in der Form, dass Richter Sympathie für die Angeklagten und ihre Anliegen erkennen lassen. Es muss aber nach Gesetzeslage entschieden werden auch Rechtssicherheit ist ein hohes Gut.

  • "Sie hätten ihr Ziel auf politischem Wege verfolgen müssen, so Amtsrichter Fichtl, andernfalls hebelten sie den demokratischen Rechtsstaat aus."



    Welche wirksamen Mittel meint denn der Amtsrichter, anhand derer die ökologischen Krisen abgewendet werden könnten? Was für Möglichkeiten bieten Demokratie und Rechtsstaat, eine notwendige Klima- und Umweltpolitik schnell umzusetzen und dadurch bspw. die Klimaziele einzuhalten? Wobei der zeitliche Rahmen von Biologie und Physik definiert wird, weder von Politiker*innen noch von Richter*innen.



    Wie realistisch ist noch ein Freispruch, da sich der Staat eingestehen müsste, dass er Freiheitsberaubung an den Angeklagten begangen hätte?



    Wann wird dieses Polizeiaufgabengesetz gekippt, das Willkür Tür und Tor öffnet, dass es ermöglicht, Menschen ohne gerichtliche Prüfung 30 Tage der Freiheit zu berauben?

  • Die entscheidende Frage ist doch, ob Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten werden können. Und da punktet die Letzte Generation durchaus, ihre Aktivitäten sichern Arbeitsplätze bei Polizei und Justizbehörden.



    Der sogenannte Klimawandel wirkt natürlich noch besser in diese Richtung: Es werden immer mehr Deichbauer und Flüchtlingshelfer gebraucht.



    Insofern ist aus meiner Sicht eigentlich alles im Lot.

  • Wenn ich hier so manche Kommentare lese, dann frage ich mich, was denn das eigentliche Ziel der Kommentatoren ist. Hinzu kommt, dass mich am meisten die Leute nerven, die mit wohlfeilen Worten immer vor weiteren Eskalationen warnen, aber bei denen man dann doch vermutet, dass sie froh sind, wenn sich die Eskalationsspirale weiterdreht.



    Vergleiche mit den Suffragetten, mit Martin-Luther-King und den Montagsdemo in der ehem. DDR hinken ja auch deshalb, da diese Menschen auf die Straße gingen, um mehr oder überhaupt demokratische Rechte zu erhalten. Freiheit, Gleichheit vor dem Gesetz und gleichberechtigte Teilhabe am demokratischen Prozess.



    Sollen demokratische Prozesse ausgehebelt werden, weil die Mehrheit nicht begreifen mag? Was soll es stattdessen geben. Eine Ökodiktatur? Mit Überwachung und drakonischen Strafen, wenn man sich nicht CO²-neutral verhält? Sollen Wahlen nichts mehr zählen, weil die Bürger prinzipiell doof sind und halt komplett falsche Entscheidungen treffen könnten. Zählen Rechte und Gesetze nicht mehr für alle gleich? Wer entscheidet dann und wer steht über der Demokratie? Also ich will das nicht.

    • @Hauptschullehrkraft:

      "Was soll es stattdessen geben. Eine Ökodiktatur? Mit Überwachung und drakonischen Strafen, wenn man sich nicht CO²-neutral verhält?"



      Kann man Gesetze und Regeln möglicherweise auch ohne Diktatur umsetzen? Geht denn in der Besten aller möglichen Demokratien straffrei aus wer sein Altöl ins Wasserschutzgebiet kippt? Kann eine Demokratie demokratisch entscheiden die Lebensgrundlage der kommenden Generationen zu zerstören? Gibt es eine demokratische Mehrheit dafür Klimaschutz zu unterlassen?



      Auch die Proteste der Suffragetten oder der US-Bürgerrechtsbewegung fanden in Gesellschaften statt die sich selbst als demokratisch begriffen, nur hatten Frauen, PoC und viele Andere eben keine Stimme. Wenn also unsere Nachfahren die, sagen wir, ab 2100 geboren werden eine Stimme hätten, kann man, berechtigterweise davon ausgehen, dass sie diese für einen bewohnbaren Planeten erheben würden, oder wäre es gerechtfertigt davon auszugehen, dass ihnen das eher egal wäre?

      • @Ingo Bernable:

        Kann man Gesetze und Regeln möglicherweise auch ohne Diktatur umsetzen?



        Und genau darum geht's. Parteien gründen oder Parteien beitreten, Programme erarbeiten, Mehrheiten finden und die notwendigen Gesetze und Regeln über Gesetzgebungsverfahren umsetzen. Bei 6 Parteien im Bundestag bist du schon mit 15 % ne Hausnummer an der kein Weg mehr vorbei führt.



        Ich halte unsere Demokratie für mittlerweile genauso fragil, wie es das Klima ist. Und ich hab einfach keinen Bock, dass Menschen für sich in Anspruch nehmen, keine demokratischen Wege gehen zu müssen und so vor allem reaktionäre Kräfte noch weiter befeuern.

    • @Hauptschullehrkraft:

      Sie verstehen aber das ethische Dilemma, wenn eine Gesellschaft demokratisch und offenen Auges in den - wissenschaftlich und naturgesetzlich garantierten - Untergang rast und eine Minderheit von Menschen diese vermeidbare Selbstvernichtung partout nicht akzeptieren mag und dafür auf äußerst milde Weise Gesetze bricht? Mögen die Verwünschungen unserer Kinder und Kindeskinder gegen diesen totalversagenden demokratischen Rechtsstaat und seine BürgerInnen, die sich weigern die Rechte ihrer Nachkommen auf ein Leben in Würde und Freiheit zu schützen, uns aus der Zukunft erreichen und Tag und Nacht in den Ohren dröhnen!

  • Man will also die Demokratie retten, in dem man demokratische Regeln ignoriert. Na dann...

    • @Strolch:

      Moderne Demokratie umfasst mehr, als was Sie vll darunter verstehen, wenn Sie den Mehrheitswillen mit den Regeln meinen.



      Kennen sie den? : Zwei Wölfe und ein Lamm stimmen demokratisch darüber ab, was es heute zu Mittagessen gibt.

      • @zeroton :

        Dass es richtigerweise sowas wie Minderheitenschutz gibt, ist aber keine allgemeine Ermächtigung für jedwede Minderheit, der Mehrheit ihren Willen und ihre Prioritäten aufzuzwingen. Wenn LG tatsächlich ein repräsentatives Mandat z. B. der Menschen unter 30 hätte, könnte man noch darüber reden. Aber realistisch betrachtet haben wir es mit ein paar Leuten zu tun, die einfach nur meinen, sie wüssten besser als der Rest, wie die Zukunft "richtig" zu gestalten ist.

    • @Strolch:

      lieber Strolch,



      die demokratischen Regeln wurden seit 1973 (Bericht des Club of Rome, in dem bereits alles steht, was 10 Jahre früher herausgefunden wurde) einhehalten ... ich weiß das, denn ich las den Bericht 1975/76.



      Eine Demokratie ist dann eine Demokratie, wenn der Demos sich beteiligt. Wenn der's zufrieden ist, einen Blankoscheck zu unterschreiben, immer an der Tankstelle alle 4 jahre auf dem highway to hell ...

      ich bin jetzt schon mal gespannt, was aus den demokratischen Regeln wird, wenn derselbe Demos merkt, wohin die Reise wirklich geht; bis jetzt hat man ja nur Autogefahren, stets korrekt in die angezeigte Richtung;



      ganz ehrlich, ich bin wirklich gespannt, wie wichtig denselben Leuten, die 50 Jahre die blütenweiße Fahne der Korrektheit schwenken, es denn mit ihren eigenen >demokratischen Regeln< halten werden, die doch bitteschön einzuhalten sind, wenn's ernst wird...

      "...Betreten des Rasens verboten". K. Tucholsky. Hat die Regeln auch nicht eingehalten. Mußte sich sogar erschiessen deswegen.

    • @Strolch:

      die demokratischen Regeln ignoriert wohl eher die Politik mit z.B. Präventivhaft für Demonstranten wo das ursprünglich nur für Terroristen vorgesehen war. Es wurde damals bereits davor gewarnt, das die Politik diese Gesetzesveränderung zu rechtsbeugendem Handeln nutzt. Das wollte schon damals niemand wahr haben. Jetzt ist es mal wieder soweit.



      Wer hätte das gedacht?

      • @Sonnenhaus:

        Nanu? Nicht wahr? In NRW wurden Gesetze ähnlichem Geiste auch als erstes gegen Aktivistis eingesetzt. Ich meine, das war im Zuge der Hambi-Besetzung ... Ermöglicht durch die "Musterdemokrat*innen" um Reul, Laschet & Co.

      • @Sonnenhaus:

        " die demokratischen Regeln ignoriert wohl eher die Politik mit z.B. Präventivhaft für Demonstranten wo das ursprünglich nur für Terroristen vorgesehen war."

        Wenn weder das eine zu trifft, noch das andere wahr ist. Die Protestanten sind eben keine Demonstranten, denn nach Art. 8 GG sind diese keineswegs friedlich. Denn die öffentliche Ordnung werden durch die Proteste massiv gestört.



        Terroristen sind es natürlich auch keine, da keine direkte Gewalt gegen fremde Personen angewendet wird.



        Die Fälle liegen also irgendwo dazwischen. So wie es der Richter quasi auch treffend zusammen fasste: "Sie haben Unrecht im Wahl ihrer Mittel."

  • "Präventivhaft" ist eine nach 9/11 forcierte Möglichkeit Menschen für Wochen wegzusperren.



    Das sollte ja nur gegen Terroristen sein. Jetzt sperrt man halt Demonstranten weg.



    Gelebte Demokratie oder ein bekanntes Muster?

    Und dann auch noch den Leuten Ratschlag mitzugeben: "Sie hätten ihr Ziel auf politischem Wege verfolgen müssen..." Ein bisschen zynisch, wie?

    • @Nansen:

      Man muss halt differenzieren. Derselbe Richter hätte vielleicht entschieden, dass die in Bayern derzeit angewandte Präventivhaft nicht rechtens ist. Aber das war nicht die Frage, und Unrecht möglicherweise an der einen Stelle erlitten zu haben, rechtfertigt nicht, an anderer Stelle selbst Unrecht zu tun. Also hatte der Richter in DIESER Frage so zu urteilen, wir er es getan hat.

      Und der vermeintlich zynische "Ratschlag" am Ende ist exakt, was ein verünftiger Vertreter der Rechtsordnung an der Stelle sagen muss. Es ist nunmal weder legal noch zielführend, genau den Teil der Gesellschaft, den man bekehren will, gegen sich aufzubringen.

      • @Normalo:

        "Es ist nunmal weder legal noch zielführend, genau den Teil der Gesellschaft, den man bekehren will, gegen sich aufzubringen." das galt wohl schon damals für die Aktionen der Weißen Rose, oder nicht?

        • @Sonnenhaus:

          Und - natürlich - kommt mal wieder ein Nazivergleich. Und gewaltig hinken tut er auch: Die weiße Rose agierte in einem Unrechtsstaat, der demokratische Mitwirkung insgesamt effektiv abgeschafft hatte. Es gab also keinen legalen Weg, gegen die aktuelle Politik zu opponieren. Das ist heute anders. Ich würde auch nicht vermuten, dass die Weiße Rose ausgerechnet die Gestapo vom Unrecht ihres Tuns überzeugen wollte. Da dürfte die Zielgruppe schon eine andere gewesen sein. Und der hat sie auch nicht in IHRE Freiheitsrechte eingegriffen.

      • @Normalo:

        Die, die den "politischen Weg" bestimmen, haben die Angeklagten letztlich ins Gefängnis gebracht. (Stichwort Präventivhaft)



        Der Richtet hätte sich diesen Rat einfach klemmen können.



        Deshalb zynisch.

        • @Nansen:

          Zwei verschiedene Paar Schuh. Zum Einen haben die Angeklagten die gegenständllichen Blockaden veranstaltet, BEVOR sie in Präventivhaft genommen wurden. Zum anderen berechtigt das Unrecht, das ihnen durch die Haft möglicherweise angetan wurde, nicht umgekehrt sie zum Rechtsbruch.

        • @Nansen:

          Tja, nicht jeder Richter ist so professionell um sich etwas zu verkneifen, wie dies in anderen Berufen eben auch anzutreffen ist.



          Da gingen ihm wohl seine Emotionen durch. Überfordert?!



          Da braucht es vermutlich noch ein paar Instanzen.

      • @Normalo:

        "noch zielführend, genau den Teil der Gesellschaft, den man bekehren will, gegen sich aufzubringen"



        Geht es denn da um Bekehrung? Also um das Bekenntnis an etwas zu glauben, das nicht bewiesen werden kann? Oder gibt es nicht längst einen gesellschaftlichen Konsens über die Existenz der Klimakatastrophe und die zwingende Notwendigkeit sie soweit noch möglich abzumildern? Wenn man also schon meint die Klimakrise zuvorderst als Problem demokratischer Mehrheiten zu konzipieren und nicht als eines das den Fortbestand der entwickelten Zivilisation betrifft, müsste man doch eigentlich recht heftig über den Umstand stolpern, dass die Demokratie hier so offensichtlich nicht gemäß den bestehenden Mehrheiten handelt und zwar seit Jahren. Entweder ist hier also die Demokratie kaputt oder aber hier findet der Versuch statt den kaputten status quo mit dem Argument zu verteidigen, dass eben zirkelschlüssigerweise alles so sei wie es ist, weil das eben alle oder eben doch die meisten ganz genau so wollten. Demanch wäre in einer Demokratie also jeglichen realen Verhältnisse immer demokratisch legitimiert und jeder Versuch sie bewusst und forciert zu verändern eine letztlich anti-demokratische Attacke.



        Daneben wäre dann aber eigentlich auch noch zu klären ob eine Frage von solcher Tragweiter und Endgültigkeit überhaupt Gegenstand demokratischer und erfahrungsgemäß wankelmütiger Mehrheitsentscheidungen sein sollte, schießlich gibt es nicht ohne Grund einen unveränderlichen Teil der Verfassung. Keine noch so absolute parlamentarische Mehrheit wäre, legal, dazu in der Lage das Recht auf Leben abzuschaffen. Sollte das nicht auch für das Leben zukünftier Generationen gelten?

        • @Ingo Bernable:

          Nuja, eins ist tatsächlich so wie es ist, und das ist das jeweilige letzte Wahlergebnis. Umfragen sind vergleichsweise Schall und Rauch.

          Auch würde ich ganz klar unterscheiden zwischen einer Meinungsmehrheit abstrakt für Klimaschutz und Mehrheiten für konkrete klimaschützende Eingriffe in die Freiheiten und den Lebensstandard der Wähler. Man mag denen Inkonsequenz vorwerfen, aber wenn sie nunmal nur Leute wählen wollen, die bei aller Bejahung des Klimaschutzziels davor zurückschrecken, ihnen entsprechend harte Maßnahmen zuzumuten, dann ist das auch eine Aussage.



          Davon abgesehen sind die Forderungen der Blockierer ja nicht wirklich das Nonplusultra an Klimaschutz, sondern partiell zumindest ein weiteres Beispiel von "Die ANDEREN sollen sich gefälligst einschränken!". Ich sehe selbst in der Sache keinen wirklich zwingenden Grund, denen nachzugeben.

          • @Normalo:

            Nachtrag zum Thema "Grenzen der Demokratie": Da verstehen Sie ein paar Dinge grundsätzlich falsch, befürchte ich: Demokratie heißt, dass in der Tat ALLE Macht vom Volk ausgeht - und zwar GERADE in besonders wichtigen Angelegenheiten. Wer hätte denn auch die Autorität, dem Volk zu diktieren, was es in solchen Angelegenheiten auch gegen seinen Willen zu tun hat? Gott? Sie? Irgendein platonischer Rat der Wissenden und Weisen?



            Unsere Verfassung sieht vor, dass es diese höhere Autorität nicht gibt - auch beim Lebensschutz. Denn wenn Sie mal in die Präambel des Grundgesetzes schauen, werden Sie dort bereits Vorkehrungen finden, diese Verfassung - einschließlich aller "Ewigkeitsklauseln" - demokratisch zu kippen, im Zweifel mit 50%+1 Wählerstimme. SO geht Demokratie.



            Und mit dem Plädoyer für einen absoluten, über alle individuelle oder demokratische Willensbildung der Geborenen gehenden Schutz zukünftigen (=ungeborenen) Lebens wäre ich aus ganz anderen Gründen vorsichtig. Gewisse Teile des gesellschaftspolitischen Spektrums würden es Ihnen sicher danken und erwarten, dass man gleich mal mit einem wasserdichten Verbot anfängt, besagtes Leben gezielt zu töten. Aber wollen Sie das?

        • @Ingo Bernable:

          Wie wäre es mit folgendem Gesetzesvorschlag als provokantes Gedankenspiel? Der Bundestag möge sich ehrlich machen und beschließen: die Vergiftung der jungen Generationen mit einer schrittweise erhöhten Dosis Arsen analog zur gesellschaftlichen Realität und Praxis, wonach Politik und Wirtschaft daraufhinwirken, lebensfeindliche Bedingungen (kollabierte Ökosysteme, befeuerte Naturkatastrophen wie Dürren, extreme Hitze, Fluten, Stürme) zu schaffen. Warum nicht Arsenvergiftung statt Verhungern, Verdursten, Erschlagen werden bei dem Kampf um letztes Trinkwasser und Nahrungsmittel ... Wären beide Vorgehensweisen (Vergiften, Zerstören der Lebensgrundlagen) fair und legitim?

        • @Ingo Bernable:

          korrekt. Da stimme ich Ihnen zu. Und der Richter sollte mal wieder eine Serie von Fortbildungen geniesen, damit beim nächsten Mal unabhängiger geurteilt wird.

        • @Ingo Bernable:

          Natürlich geht es um Bekehrung. Das ist doch immer so bei jenen, die denken, dass der Zweck die Mittel heiligt und nur ihr Lösungsweg der einzig richtige und mögliche ist.

          Und wenn Sie ihren letzten Absatz mal runter brechen würden auf die Entscheidung ob die finaziellen Mittel für ein 9. Euro Ticket dafür oder besser in den Asbauvon ÖPNV hinein gesteckt werden soll, dann wird ziemlich deutlich wie vermesen und überheblich die absolutistischen Positionen der LG sind. Wie kann man sich nur anmaßen für die Gesellschaft entscheiden zu wollen, was das Richtige sei. Die 9 Euro Forderung der LG ist reinem Populismus geschuldet.

          • @Rudolf Fissner:

            "dass der Zweck die Mittel heiligt"



            Ist das denn der Fall? Ich sehe bislang friedlichen Zivilen Ungehorsam, auch wenn immer und immer wieder versucht wird das in die Ecke von Fanatismus und Terrorismus zu rücken. Wenn der Zweck die Mittel heiligte, gäbe es längst bewaffnete Zellen die die Hauptverantwortlichen für die Emissionen ausgeschaltet hätten. Die gibt es aber nicht und meiner Einschätzung nach deutet auch nicht, aber rein gar nichts, darauf hin, dass es dazu kommen wird.



            "die absolutistischen Positionen der LG"



            Wenn es absolutistisch ist Forderungen an eine demokratische Regierung zu richten, wären ziemlich Viele absolutistisch.



            "Die 9 Euro Forderung der LG ist reinem Populismus geschuldet."



            Auch hier teile ich ihre Ansicht nicht. Vermutlich dürfte der Umstand, dass die erhobenen Forderungen so meilenweit unterhalb dessen liegen was nötig wäre eher dem Kalkül geschuldet einmal vorzuführen wie eng die Grenzen der Bereitschaft zur notwendigen Veränderung in der Gesellschaft wirklich gesteckt sind.

            • @Ingo Bernable:

              Natürlich scheint das der Fall zu sein.

              Damit das Geld nicht in den Ausbau des ÖPNV gesteckt wird sondern in 9 Euro Tickets. Wie es zu laufen hat steht doch auf der Homepage der LG. Für deren politische Prioritäten ignoriert die doch Gesetze.

  • Manches Mal machen Diskussionen, in denen Recht beiseite gewischt wird, Angst. Ich bin froh, dass ein Richter sich an das Gesetz hält. Wer meint, für das übergeordnete Ziel das Recht ignorieren zu können, sollte mal Geschichte studieren und sehen, wie das jeweils herausgekommen ist.

    • @resto:

      Also waren Mohandas Ghandi, Rosa Parks, Nelson Mandela, Martin Luther King, ... allesamt Kriminelle und primär ein Fall für die Justiz?

      • @Ingo Bernable:

        Ich glaube kaum, dass Rosa Parks einen Bus voller Farbiger blockieren würde indem sie sich auf die Straße klebt. Ich glaube auch nicht das weiße Kids sich anmaßen sollten ihre Blockaden auch von Farbigen mit den Aktionen von Rosa Parks vergleichen sollten.

        LG tritt nicht für die Freiheit von Menschen ein. Dass steht dort null auf der Agenda. LG nötigt auch Farbige.

      • @Ingo Bernable:

        Na ja, zumindest wurde auch damals so mit Ihnen umgegangen. Erst später stellte sich heraus, das die sich mit den Fällen beschäftigende Justiz (mit zu geringer Fortbildungsquote) hier irrte und falsch handelte. Daher ist auch immer jedes Urteil zu hinterfragen, denn Richter sind auch immer nur so gut wie ihr eigener aktueller Rechtswissenstand und Urteilsvermögen.

      • @Ingo Bernable:

        Äpfel und Birnen. Diese von Ihnen genannten haben zivilen Ungehorsam für den Kampf gegen ihre eigene Diskriminierung und für rechtliche Gleichberechtigung praktiziert (und einen hohen Preis gezahlt). Nötigung von Seiten einiger Wohlstandskinder, welche die Bewegungsfreiheit anderer Menschen behindert ist etwas anderes. Ich bin für demokratische Prozesse. Und ich lasse mich auch nicht hysterischen, da ich weiss, dass Veränderungen Zeit brauchen.

        • @resto:

          Wir haben aber keine Zeit mehr. Unsere Zivilisation wird nach aktuellem Forschungsstand dieses Jahrhundert nicht mehr überleben. Und die Prognoisen werden immer düsterer, je mehr Daten vorliegen. Wir haben schon soviele Kippunkte erreicht, dass es ja jetzt schon nur noch darum geht, die globalen Kataklysmen abzumildern und uns schleunigst an eine 2-3 Grad wärmere Welt anzupassen, die vielleicht noch zwei bis maximal vier Millarden Menschen ernährt, nicht mehr zehn. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die aktuellste Forschungsliteratur und dann sehen sdie der LG ins Gesicht und erzählen denen, sie würden den Rechtstaat beschädigen, der in zwei Generationen ebenfalls vom Kollaps hinweggefegt worden sein wird.

          • @hessebub:

            Selbst wenn wir in Deutschland sofort alles abschalten, wird sich nichts ändern. Ich verstehe die Realitätsverweigerung nicht. Für mich kommen solche Aktionen wie Ersatzhandlungen vor, die aber rein gar nichts für den Klimaschutz tun.

        • @resto:

          Ihnen ist offenbar noch immer nicht bewusst was eine weiterhin ungebremst verlaufende Klimakatastrophe wirklich bedeutet. Und ihnen ist offenbar ebenfalls nicht bewusst wie wenig Zeit noch bleibt um die Katastrophe wenigstens noch abmildern zu können.

        • @resto:

          "hysterisieren" meinte ich

  • Wie werden wohl die Kommentare ausfallen, wenn Greta sich eines Tages auf dem Frankfurter Kreuz festkleistert und nicht eher damit aufhört, bis sich der Kanzler mit ihr trifft und verspricht, zur Rettung des Klimas und der Welt die Atomkraft forciert auszubauen.

    • @Phandersaa:

      Hmm, ja, interessante Phantasie.

      Greta Thunberg hat mWn NIE den forcierten Ausbau der Kernkraft gefordert. Ihre letzte mir bekannte Aussage dazu war sinngemäß "Wenn die AKWs SCHON DA SIND, sollte man sie vermutlich weiterlaufen lassen."

      Aber phantasieren kann man ja mal.

      Ich habe nichts gegen AKWs... wenn der Atommüll oberirdisch sicher bei Ihnen gelagert wird, nicht bei mir. Dann unterstütze ich Sie bei einem forcierten Ausbau der Atomkraft.

    • @Phandersaa:

      Auf 100% Atomenergie zu setzen macht allein schon deshalb keinen Sinn weil die Zeit die es brauchen würde die Reaktoren zu errichten viel zu lange dauern würde. Man muss deshalb auf Mittel setzen die jetzt oder zumindest sehr kurzfristig verfügbar sind. Das bedeutet vor Allem auch am Verbrauch anzusetzen.

    • @Phandersaa:

      Das wäre interessant.

  • "Sie hätten ihr Ziel auf politischem Wege verfolgen müssen, so Amtsrichter Fichtl". Der politische Weg heisst wie? Wählen? Wen denn? Wie so eine "demokratisch" gewählte Regierung aussieht, ist ja jetzt was wir haben oder?

    • @joaquim:

      nun, es gibt auch andere Arten als wählen gehen, sich in einer Demokratie zu beteiligen. Zum Beispiel selbst politisch aktiv zu werden... Tun die Gescholtenen ja jetzt auch schon, nur dass sie mit ihren Aktionen nicht die Sache befördern, sondern die Diskussionen auf Nebensächlichkeizten lenken, dürfen die das oder nicht, ist das absolutistischer Protest. etc. kann man alles erörtern, hat nur alles nichts mit einer verändeten Klimapolitik zu tun und gesellschaftlcihe Akzeptanz schafft es leider durch die provozierten Abwehrreflexe auch nicht. Der Sache wird hierbei nicht geholfen. Könnte man schlauer machen..



      Protest kann etwas anstoßen, Veränderung kommt aber aus der Politik und da muß Klimapolitik hin.

    • @joaquim:

      Als Außenstehender zu befinden, dass "die Parteien" nicht genug tun, ist immer einfach. Es steht Jedem offen, sich da zu engagieren, Mitstreiter zu finden und "den Parteien" gemeinsam eine stringentere Klima-Agenda zu verpassen. Die Frage ist dann noch, wie die Wähler darauf reagieren.

      Denn mit einem "Manko" der Demokratie muss man sich schon abfinden: Sie ist keine "Diktatur der Vernünftigen", sondern eine Herrschaft ALLER Bürger. Also braucht man - egal wie wichtig das Anliegen ist - nunmal im aller Regel Mehrheiten und nicht nur ein paar besonders überzeugte Einzelpersonen, wenn man WIRKLICH etwas verändern will.

      • @Normalo:

        Der Parlamentarismus, das Parteien-System incl. Ochsentour, seinen endlosen Gremien, die Wahl von Repräsentant*innen, ... all das ist wohl kaum etwas, dass man als unmittelbare "Herrschaft ALLER" bezeichnen könnte, sondern eben sehr stark daraufhin konzipiert als Filter zu funktionieren an dessen Ende dann eben hoffentlich doch die eher Vernünftigen stehen.



        Es gibt längst Mehrheiten für Klimaschutz, wer noch immer so tut als ob dieses Anliegen lediglich das spleenige Partikularinteresse von einer Handvoll Aktivisten, leugnet damit die realen, demokratischen Mehrheiten.

        • @Ingo Bernable:

          Aus meiner Sicht dient diese "Verwässerung" der Demokratie nicht der Entmachtung der Unvernünftigen sondern der Verarbeitung zweier Fakten: Zum Einen können wir nicht 60 Millionen Bundeskanzler haben. Pluralismus erfordert die Zusammenfassung nicht vollständig gleichlaufender Interessen und eine Auswahl derer, die sie umsetzen sollen. Dafür gibt es die Parteien und die Ochsentour. Denn zum Anderen ist die Vielzahl und Komplexität der Lebenssachverhalte, über die Politik zu befinden hat, nicht allen Bürgern zu vermitteln, wenn die noch ein Leben NEBEN ihrer demokratischen Mitwirkung haben sollen.



          Zur "Funktionsstörung" der Demokratie beim Klimaschutz: Zeigen Sie mir diese Mehrheiten! Zeigen Sie mir aber auch, wie die reagieren, wenn man ihnen klarstellt, was "Klimaschutz" konkret für sie an Einschränkungen bedeutet, wollte man ihn konsequent durchziehen!

        • @Ingo Bernable:

          Natürlich gibt es Mehrheiten, und es wird viel getan. Schneller geht's halt nicht. Und da die Klimaaktivist:innen nicht Handwerker oder Ingenieure werden wollen braucht man halt Geduld.

    • @joaquim:

      Es stehen doch an die 50 Parteien zu jeder Bundestagswahl bereit gewählt zu werden. Wenn für Sie nix dabei ist dann hilft nur selber eine gründen. Viel Erfolg.

    • @joaquim:

      Die Festklebeaktivisten können genügend Mitstreiter um sich scharen, eine Wählergemeinschaft oder Partei gründen und dann auf den demokratischen Weg gehen. Das ist erst mal sehr mühsam. Bei den Grünen hat’s auch einige Jahre gedauert.

      Oder Weg 2: Zu zigtausenden bei B90/Grüne beitreten und dort aktiv werden. Aber auch hier sehr mühsam.

  • Weil Proteste nicht das gewünschte Ergebnis bringen, wird halt genötigt laut Aussage eines Angeklagten?

    Hey Leute, zu einer Demokratie gehört es auch dazu, dass viele auch Themen ignorieren.

    Und mit den Aktionen werden aus meiner Sicht die Menschen nicht erreicht…

    • @Andi S:

      Und wie lange wollen sie dieses Thema noch ignorieren? Bis wir jedes Jahr eine Ahrtalflut haben? Jeden Monat, ... ? Bis es in ein paar Jahren zu spät ist die Klimakatastrophe auf ein Maß zu begrenzen an das eine Anpassung noch möglich ist?

  • In München wird also "Recht" zugunsten des Klimawandel gesprochen. Das wäre ja auch noch schöner, wenn das "Königlich-Bayerische Amtsgericht" die Klima-RAF nicht bestrafen würde, denn schließlich wollen die Verursacher des Klimawandels weiterhin ungebremst das CO2 aus der Karbonzeit für ihr Wirtschaftswachstum freisetzen. Hier geht es schließlich nicht um Eisbären oder die Zukunft der Menschheit, sondern um Wirtschafts- und Aktiengewinne.

    ***Königlich-Bayerisches Amtsgericht - Intro*** www.youtube.com/watch?v=d7TP0ViKuk0

    • @Ricky-13:

      "sondern um Wirtschafts- und Aktiengewinne."



      Schon in den letzten 20 Jahren betrugen die ökonomischen Kosten der Klimakatastrophe in DE jährlich rund 6,6 Mrd. 2018/19 waren es schon 35 Mrd. Für das Referenzjahr 2100 wird derzeit im Mittel ein Rückgang des globalen BIP um 37% prognostiziert. Wobei oft gern vergessen wird, dass die Erwärmung 2100 ja nicht einfach plötzlich stehen bleiben wird, sondern weiter geht und das CO2 für einige Jahrhunderte in der Atmosphäre verbleibt.



      Für DE wird das Kosten-Nutzen-Verhältnis in die Einhaltung der 1,5°-Grenze zu investieren, gegenüber dem bislang praktizierten Weiter-So mit 1:20 angegeben. Rein ökonomisch betrachtet, müsste man eigentlich meinen, dass Banker, Manager und Wirtschaftsbosse die ersten seien die für den Klimaschutz auf die Barrikaden gingen.

      • @Ingo Bernable:

        Ihr Resümee übersieht, das Ihre drei genannten Gruppen noch immer nur kurzfristige wirtschaftliche Ziele verfolgen. Die Witschaftszahlen der Unternehmen müssen nur kurzfristig hoch sein, denn nach wenigen Jahren lassen sich die drei Gruppen mit einer hohen Abfindung verabschieden, kurz bevor es dann abwärts geht, weil langfristige Kosten in die Bilanz hineinspielen und die Zahlen zum rutschen anfangen. Eine langfristige Verantwortung übernimmt keiner dieser Gruppen. Mir ist zumindest noch keiner mit entsprechender Haltung über den Weg gelaufen.

        • @Sonnenhaus:

          Habe ich das wirklich übersehen? Oder sind wir uns nicht doch eher darin einig, dass eine Geschäftsführung die lediglich an den nächsten Quartalszahlen orientiert ist eher nicht besonders klug ist?

  • Die Menschheit retten, indem man Meier/ Müller/ Schulze daran hindert, zum Arbeitsplatz, den Krankenwagen zum Krankenhaus und den Polizeiwagen zum Notfalleinsatz zu gelangen. Mutwillger geht es nicht. Die letzte Generation muss solchen Unfug betreiben, weil sie genau weiss, dass sie als Partei für ihre Aktionen nicht mal 1% der Stimmem erhalten würde.

    • @Teo65:

      Seltsam das Sie sich nicht über die "Berieselungswerbung" auf Ihrem Pendlerweg beschwere, wo Sie doch voll überzeugt nur wenige Wochen später die entsprechenden Waren mit Ihren schwer verdienten Euros einkaufen, obwohl sie diese nicht brauchen. Das ist Nötigung. Nur empfinden das nicht genug in unserer Gesellschaft so.



      Vielleicht sollte die letzte Generation massenhafte Plakataktionen durchführen, in Anlehnung der aufklärerischen Zigarettenwerbung, damit nach wenigen Monaten die Autofahrer und Umweltzerstörer weniger werden und die Kritiker gegenüber der aktuellen gelebten Politik mehr werden.



      Vielleicht sollte der Protest einfach subtiler geführt werden, damit es die Mehrheit unserer Gesellschaft nicht bemerkt wie sie von hehren Zielen überzeugt wird. Dann hätten die Gerichte auch nicht so viel zu tun, und Hr. Söder würde kein neues Feindbild finden um von seiner zerstörerischen Politik abzulenken.

    • @Teo65:

      Spielen wir das mal weiter:



      - Autofahrten für nicht-berufliche Zwecke oder die nicht dem Einkaufen von Klopapier dienen, sollten nur noch zwischen 23 und 5 Uhr erlaubt sein.



      - Autofahrten zur Arbeit sollten nur erlaubt sein, wenn die Arbeit nicht mit einem Mehraufwand von 45 Minuten per öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist.



      - Das Verursachen eines Unfalls ist unter doppelte Strafe zu stellen: erstens, weil ein Krankenwagen kommen muss. Zweitens, weil potenziell der Rettungsweg zu weiteren Unfallorten blockiert werden könnte. Alles unter einer Freiheitsstrafe wäre hier wirklich Weicheierei



      - Alle an einem Stau Beteiligten Autofahrer werden sowieso in Sippenhaft genommen und mit einem Bußgeld belegt. Das hat man davon, wenn man unbedingt mit dem Auto fährt. Man muss eben damit rechnen, dass man damit eventuell den freien Weg der Einsatzkräfte blockiert.



      - Wer die zulässige Höchstgeschwindigkeit unterschreitet, Bußgeld. Potenzielle Staugefahr etc.



      - Wer die Höchstgeschwindigkeit überschreitet, Bußgeld x 2. Unfallgefahr = Staugefahr

      OK, Spaß beiseite. Lasst uns mal Alkohol am Steuer komplett verbieten, Handynutzung während der Autofahrt drakonisch bestrafen. Zu Nahes Auffahren, Lappen weg. Tempo 30 statt 50 in Innenstädten... ach, damit lässt sich ja gar keine Stimmung machen, verdammt!

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

  • Der Klimanwandel existiert. Es wird wämer. Dass das aber sofort einen gesellschaftlichen Zusammenbruch bedeuten muss halte ich für eine unbelegte These. Große Teile der Welt werden problemlos bewohnbar bleiben. Manche Teile nicht. Das war schon in Mesopotamien so, dass jetzt eine Wüste ist. Bisher hat die Menschheit jede von der Umgebung an Sie gestellte Herausforderung problemlos gemeistert. Ich bin optimistisch, dass uns das auch mit dem Klimawandel gelingt.

    • @Sybille Bergi:

      Das IPCC kommt da zwar zu einer anderen Einschätzung, aber vermutlich wissen sie es besser als die.



      Historisch finden sie mehr als genug Beispiele für Kulturen die untergegangen sind weil sie ihre eigene Lebensgrundlage zersörten. Allerdins war bislang keine davon in der Lage Schäden in planetarem Ausmaß anzurichten.

      • @Ingo Bernable:

        Was meinen sie denn konkret? Soweit ich den zweiten IPCC Bericht gelesen habe steht dort, dass Teile der Erde unbewohnbar werden KÖNNTEN. also genau das, was ich geschrieben habe.

  • Kleben ist eben in. Die einen kleben sich auf der Straße fest und die anderen auf ihren Sesseln. Gemeinsam haben beide, daß sie es gar nicht schlimm finden.

  • Die Urteile sind aktuell noch sehr milde, die Sorge ist aber, dass sich dies im Wiederholungsfall und auch bei einer möglichen Verschärfung des gesellschaftlichen Klimas ändert. Da die Betreffenden mit recht einen Klimanotstand sehen und zudem nach allen vorliegenden Erfahrungen davon ausgehen müssen, dass typische politische Mittel nicht wirksam sind, werden viele von ihnen kaum um eine Wiederholung herumkommen. Daraus kann sich dann eine Eskalationsspirale bezüglich der Strenge der Urteile ergeben.

    • 3G
      39538 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      Nur wer bei einer ostentativ disruptiven Protestaktion auch mit der Konsequenz der Straffälligkeit rechnet, ist wirklich ernst zu nehmen. Alles andere wäre doch Kindergarten.

      Selbstermächtigung, die glaubt damit auch noch durchzukommen, ist reinster Blumenschmuck — es ist Herbst, es ist Winter, und überall auf den Straßen blühen die Narzissen. Liegt wohl am Klimawandel. Der leider längst zum Nebenschauplatz geworden ist.

  • Es hätte ein Freispruch sein müssen, da hat die Verteidigung recht. Das wäre auch ein gutes Zeichen an die Politik gewesen. Diese sollte in ihrer arroganten Ignoranz aufhören, die jungen Menschen zu kriminalisieren und statt dessen endlich ihren Job machen

    • @Gabriele Crone:

      Und bitte welche demokratische Legitimation hätte ein Richter, die Gesetze für aus seiner Sicht "richtige" politische Ziele außer Kraft zu setzen?

  • Die Kleber haben richtig viel erreicht, trotz der unsachlichen Behauptungen, dass Erpressung im Spiele wäre.



    Die Kreise, die demokratische Aktivitäten als Erpressung bezeichnen, haben etwas nicht verstanden und sind die wirklich Gefährlichen.



    Alos Vorsicht! liebe Innenminister*innen

  • 375 bzw 525 Euro plus Präventivhaft?



    Wie ist das eigentlich mit der "Präventivhaft"? Kann die nicht auf Strafen angerechnet werden - schliesslich wurde sie für vermutete ähnliche Delikte verhängt? Gibt es Möglichkeiten, dass Schadensersatz für die Haft gezahlt wird ? Sind es automatisch immer 30 Tage? Ab wieviel Mal Präventivhaft zählt man als vorbestraft? Wahrscheinlich nie, aber 2 x30d pro Jahr, da kann schön was zusammen kommen. Das normale Leben ist dann futsch.



    Egal. Die Präventivhaft darf nicht für solche Bagatellen angewandt werden.

    • @fly:

      Präventivhaft ist keine Strafe sondern eine polizeiliche Verwaltungsmaßnahme zur Gefahrenabwehr: Der menschliche Unsicherheitsfaktor wird weggesperrt - ähnlich wie man z. B. potenzielle Hooligans nur eingepfercht in Bus oder Bahn durch Auswärtsspielorte kutschiert.

      Eine Anrechnung auf verhängte Strafen dürfte daher nicht möglich sein, allenfalls eine mildernde Berücksichtigung bei der Festlegung des Strafmaßes, wenn die Präventivhaft unrechtmäßig war, würde ich sagen (bin aber kein Strafrechtler). Da käme dann wieder die Frage der Verhältnismäßigkeit ins Spiel. Gleiches gilt für Schadensersatz.

    • @fly:

      Wenn sie immer wieder nach der Entlassung sich irgendwo festkleben und Fahrzeuge aufhalten? Dann ist das keine Bagatelle mehr.

    • @fly:

      Die Präventivhaft darf für jedes Delikt angewendet werden, wenn Wiederholungsgefahr anzunehmen ist. Die Störung der öffentlichen Ordnung soll damit verhindert werden.

      • @DiMa:

        Offenbar ist die öffentliche Ordnung wichtiger als unseren Kindern und Enkeln einen bewohnbaren Planeten zu hinterlassen. Was ist bloß los mit uns?

  • 6G
    650228 (Profil gelöscht)

    Wieso wollen sie Berufung einlegen? Zum zivilen Ungehorsam gehört, die Strafe für den Gesetzesbruch zu akzeptieren.

    • @650228 (Profil gelöscht):

      Weil es auch darum geht deutlich zu machen, dass das was Recht ist ungerecht und falsch ist.

      • @Ingo Bernable:

        Sie stellen das so dar, als wären die Blockade-Demos ein sine qua non des Überlebens der Menschheit, bzw. als wären sie zwingend geeignet, ihre politischen Zielsetzungen zu erreichen. Könnte das nicht VIELLEICHT ein wenig überhöht sein?

        • @Normalo:

          Sorry, der sollte unter Ihren Beitrag um 18:40h.

  • "Andere Demonstrationsformen, erklärt Lars Nicolai W., führten nicht zum Ziel. "



    Diese Protestformen hier führen zu Kriminalisierung.



    Der Glaube durch Protest die Welt direkt ändern zu können, ist ein Wunsch.



    Proteste wirken aber immer indirekt, egal welche Protestform gewählt wird. Wenn das nicht akzeptiert wird, ist eine weitere Steigerung nötig, aber auch die wird nicht zum Erfolg führen.



    Es wird immer betont, wir hätten keine Zeit mehr zu diskutieren, was auch stimmt, aber Proteste wirken eben auch nicht direkt und kürzen die nötigen Veränderungen auch nicht ab. Sie erzeugen Gegenprotest, staatlichen Boykott, mediale Scheingefechte etc. Diese Proteste als Abkürzung zu sehen, davon sollten sich alle verabschieden, sie sind ein Baustein, möglicherweise aber auch eine Bremse in der Klimadebatte.



    Eine schnelle direkte Änderung der Politik ist nur durch eine autoritäre Politik möglich, solange es demokratisch bleiben soll, wird es langsam sein und das muß akzeptiert werden.



    Um eine demokratisch legitimierte Politik hinzubekommen, müsste eine Mehrheit überzeugt werden, dafür sind Blockaden aber das falsche Mittel, da bedarf es schlagender Argumente und Überzeugungsarbeit (ob das realistisch erreichabr ist, keine Ahnung) Diese Proteste enden in medialen Scheingefechten, in der Erzeugung einer Gegenreaktion, aber zu keinem Fortschritt in der Klimapolitik.

    • @nutzer:

      "Um eine demokratisch legitimierte Politik hinzubekommen, müsste eine Mehrheit überzeugt werden..."

      Aber die Mehrheit ist ja bereits davon überzeugt (8was Umfragen bestätigen), nur versucht die seit Jahrzehnten untätige Legislative (Politik) mit Hilfe der Exekutive und den Medien die Handelnden zu kriminalisieren, um der Verantwortung noch ein paar Jahre zu entkommen. Die Politik hätte hier vielmehr die Aufgabe sich inhaltich mit den handelnden Personen öffentlich auseinander zu setzen und in die notwendige Wegfindung einzubinden, damit diese auch Wertschätzung erfahren und effektiv mithelfen könnten, statt diese lebensbejahenden Menschen zu kriminalisieren und damit die Politverdrossenheit zu schüren. Und alles nur damit der Machterhalt und der überbezahlte Income als Parlamentarier weiter sprudelt. Noch nie war der Beruf des Politikers so attraktiv wie heute. Der Sitzkreis erweitert sich stetig.

    • @nutzer:

      Ist das ein Plädoyer dafür, statt zum Zivilen Ungehorsam, zur Direkten Aktion zu schreiten?

      • @Ingo Bernable:

        nein, ist es nicht. Aber ich denke, dass diese Aktionen sich in dieser Steigerungslogik befinden, weil sie keine Änderung erreichen können.



        Zu offensive Aktionen, durch die sich viele in die Defensive gedrängt fühlen. Das erzeugt Gegendruck, aber keinen Handlungsdruck. Und weil der Gegenwind größer wird und die Politik sich nicht ändern wird, bleibt nur die Steigerung. Dem liegt eine fehlerhafte Selbsteinschgätzung der Handelnden zu grunde. Die eigene Handlungsmacht wird größer eingeschätzt als sie ist, in der Logik der Selbstüberschätzung, sind dann die angewandten Mittel zu gering---> Steigerung der angewandten Methoden...

        • @nutzer:

          Schon wieder die Behauptung, dass sich der Zivile Ungehorsam zwingend und notwendigerweise immer weiter steigern müsse, bis hin zu Terror und Mord ... ?



          Nur darauf wie man zu dem Klimaschutz kommt der notwendig wäre um das Überleben als moderne Zivilisation zu ermöglichen haben sie eben auch keine Antwort. Wichtiger schient zu sein, vehement darauf zu pochen wie es denn nicht gehen soll.

          • @Ingo Bernable:

            wie kommen Sie denn jetzt wieder darauf? Eine Steigerung muß nicht zu Mord führen.



            Es bedeutet nur, dass die Folgenlosigkeit, der Proteste, einen Druck erzeugt, die Aktionen zu steigern, weil die andere Alternative wäre aufzuhören.



            Und genau das kann auch passieren und die LG verschwinden, Wie die Beteiligten sich entscheiden und wann sie entscheiden aufzuhören, weiß ich nicht. Sicher ist nur, eine sofortige Politikänderung wird nicht passieren.



            Von Mord und Terror zu schwafeln daran beteilige ich mich nicht. Das ist Unfug.

    • @nutzer:

      "Um eine demokratisch legitimierte Politik hinzubekommen, müsste eine Mehrheit überzeugt werden..."

      Klimaschutz ist demokratisch legitimiert, spricht sich doch eine deutliche Mehrheit in Deutschland für Klimaschutz aus. Auch das Verfassungsgericht hat bereits geurteilt, dass die Maßnahmen für den Klimaschutz in Deutschland bislang unzureichend sind. Auch das Verfassungsgericht ist eine Institution der deutschen Demokratie.

      • @J. Straub:

        eine Mehrheit spricht sich möglicherweise dafür aus. Sobald es konkret werden würde, möchte ich die Umfragen dann erneut sehen..

      • @J. Straub:

        Die demokratische Legitimation von Klimaschutz steht nach meinem Gefühl auf der etwas wackeligen Basis des "Wasch mir den Rücken, aber mach mich nicht nass." Die Mehrheit der Wähler entscheidet sich bislang für Parteien, die den "Nicht Nassmachen"-Aspekt stärker in ihre Politik einfließen lassen als den gewaschenen Rücken. Da ändert auch das schönste "Pro Klimaschutz"-Umfrageergebnis nichts dran.

        Zum Verfassungsgericht: Das ist kein Ersatz für den Souverän und auch kein Organ der Legislative. Es kann die parlamentarische Mehrheit verurteilen aber nicht ersetzen.

    • @nutzer:

      Es wäre schön, wenn die Demokratie in D-Land so wäre, wie sie sie beschreiben. Fakt ist aber doch, dass angeblich demokratisch legitimierte Politik in der Realität eben nicht vom Wähler bestimmt wird, sondern von anderen äußerst einflussreichen Playern (Lobbyisten etc.). Und jetzt kommen mal ganz andere (LG) und werden sinnbildlich laut und deutlich und treten in Konkurenz zu den üblichen Beeinflussern, etwa aus der Industrie oder einflussreichen Medienhäusern. welche für gewöhnlich Politik und öffentliche Meinung zumindest mitbestimmen (bild dir deine Meinung...). Jetzt werden eben andere mal laut, in diesem Falle übrigens zurecht. Ich empfinde das als erfrischend demokratisch (das präventive Wegsperren der Aktivis:innen im Gegensatz dazu aber überhaupt nicht).

      • @J. Straub:

        ja Dampfablassen ist erfrischend und fühlt sich wirkmächtig an. Ein System ändert man aber von innen. Nicht durch die Negation von Außen, in dem man die Gesellschaft verprellt.



        Wie gesagt, fühlt sich für die Handelnden gut an, bewirkt genau das Gegenteil...

        • @nutzer:

          J.Straub haben Sie schon mal überlegt, wieso Lobbyisten im Stillen arbeiten? Wieso z.B. Bayer nicht medial für eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat trommelt?



          Weil so kein Blumenpott zu gewinnen wäre, eine Lobbyarbeit von innerhalb funktioniert dagegen schon...



          Autofahrer zu ärgern, denen dann medial und politisch beigesprungen wird, erzeugt lediglich eine Gegenöffentlichkeit, die im besten Falle auf der eigenen Seite stehen sollte und nicht entgegen....



          (Nur mal vorbeugend, ich vergleiche die Proteste nicht mit Bayer/Glyphosat etc. ich vergleiche die Strategien mit denen versucht wird, die jeweiligen Ziele zu erreichen, die sind nämlich universell, ganz unabhängig von der Beurteilung der Ziele)

      • @J. Straub:

        Wir haben eben eine parlamentarische Demokratie. Man wählt direkt Abgeordnete und Parteien. Die müssen sich eben zusammenraufen.

  • "Sie hätten ihr Ziel auf politischem Wege verfolgen müssen, so Amtsrichter Fichtl, andernfalls hebelten sie den demokratischen Rechtsstaat aus."



    Die Aktionen sind nicht politisch?

  • "Sie hätten ihr Ziel auf politischem Wege verfolgen müssen, so Amtsrichter Fichtl, andernfalls hebelten sie den demokratischen Rechtsstaat aus."

    Heißt das, die Klimabewegung müsste Mehrheiten dafür organisieren, dass das national und international Beschlossene, vertraglich Vereinbarte und gesetzlich Festgelegte zum Klimaschutz effektiv umgesetzt wird?

    Ich dachte, dir Mehrheiten für Energiewende, Klimaschutz etc. wären bereits organisiert worden - deshalb gibt es jetzt entsprechende Gesetze, einen grünen Wirtschaftsminister...

    Ich bin verwirrt.

  • Naja, es ist zu befürchten dass die Aktivisten angesichts der verhängten Haft Aktionsformen wählen die der Haft eher angemessen sind.



    Nicht, dass man künfitg zurecht von Klima-RAF sprechen muss.

  • Ja klar, so haben wir uns das vorgestellt.



    Die Letzte Generation = Rote Armee Fraktion



    Die Fossilstinker = Die Guten

    In diesem Land ist nix mehr zu retten.

    • @amigo:

      Mein Ausbilder sagte immer: "Gerechtigkeit kriegen Sie im Himmel, hier kriegen Sie nur ein Urteil." Genau das ist passiert. Es vor Gericht reicht es eben nicht, einen politisch legitimen Zweck zu verfolgen, wenn man sich in der Wahl der Mittel vergreift - und DADURCH die Fossilstinker in den Augen des Gesetzes zu Opfern macht.

      Zur Klarstellung: Es gibt kein Schwarz-Weiß. Auch Opfer können schlechte Menschen sein und umgekehrt. Das wird in sehr vielen Diskussionen gerne übersehen...

    • @amigo:

      Das hat in dem Artikel bzw. Gerichtsverfahren genau wer behauptet?



      Kann es sein, dass Ihre Wahrnehmung ein kleines bisschen gestört ist?

  • Danke für den Artikel.

  • Danke, Leute! Macht weiter so und lasst euch nicht entmutigen!



    Herrmann wird in 30 Jahren keiner mehr vermissen.

    • @Orwell1984:

      Würde eher sagen, Herrmann geht schon heute in die Geschichte ein! Allerdings in 30 Jahren extrem negativ. Vermutlich wird von ihm dann behauptet, er war einer der letzten die ihren Beitrag zum Klimawandel standhaft verfolgt haben, aber nun leider nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden kann. Dafür wird sein stimmungslastige "Lächeln" auch in die Geschichte eingehen; "der Lächler" weil im Innersten tief berührt?