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Winfried Kretschmann über 2022„Der Staat ist nicht die Mutti“

Der Ministerpräsident kritisiert, dass die Demokratie zu einem „Lieferservice“ zu werden droht. Die Proteste der Letzten Generation nennt er anmaßend.

Winfried Kretschmann, Gründungsmitglied der Grünen und Ministerpräsident von Baden-Württemberg Foto: Marijan Murat/dpa
Peter Unfried
Benno Stieber
Interview von Peter Unfried und Benno Stieber

taz: Herr Ministerpräsident, lassen Sie uns mit einer traditionellen taz-Frage starten. Was war schlecht in diesem Jahr und was wird nächstes Jahr besser?

Winfried Kretschmann: Schlecht war natürlich Russlands Angriff auf die Ukraine. Ein Aggressionskrieg ist politisch das Schlechte pur. Meine Wunschschlagzeile für das nächste Jahr wäre: „Endlich Frieden, Russland zieht sich aus der Ukraine zurück.“ Aber man darf mal daran zweifeln, ob das so schnell geht.

Ein Angriffskrieg in Europa, Reichsbürger ­planen Staatskomplotte, alltägliche Medikamente werden Mangelware, Gas wird knapp, die Inflation steigt. Wachen Sie als Politiker bei all dem manchmal nachts auf und haben das Gefühl, wir haben das alles nicht mehr im Griff?

Dieses Gefühl der Unsicherheit ist zu einem ganz bestimmenden Moment geworden. Deshalb haben wir bis in die Mittelschicht hinein Abstiegsängste. Das kannten wir bisher so nicht. Der bulgarische Politologe Ivan Krastev hat das gerade in einem Interview gut erklärt: Früher gab’s ja das politische Gegensatzpaar progressiv und konservativ. Progressiv waren die Liberalen und Linken. Die glaubten daran, dass die Zukunft besser wird.

Auf einmal sind wir aber alle beherrscht von dystopischen Krisen wie Klimawandel und Krieg. Es kommt ein imperialer Gedanke zurück, von dem wir glaubten, er sei mit Hitler untergegangen. Ganz anders, aber in seiner erodierenden Wirkung genauso schlimm war der Sturm auf das Kapitol in Washington durch die Trump-Anhänger. Dahinter steht, dass Trump seinen Sieg für etwas Endgültiges gehalten hat und damit das Grundparadigma von demokratischen Wahlen abräumen will. Damit wackeln die Grundfesten der Demokratie.

Manche hoffen nicht einmal mehr darauf, dass es wenigstens nicht schlechter wird.

Ja, die Bezeichnung der Klimaaktivisten als „Letzte Generation“ zeigt diese radikale Dystopie. Das kann man jetzt anmaßend oder resignativ nennen. Aber es ist Ausdruck einer massiv verbreiteten Unsicherheit, wie es mit der Welt weitergeht.

Wie nennen Sie es?

Das Selbstverständnis als solches ist natürlich anmaßend. Vor allem aber schaden die Aktionen dem Anliegen.

Wie soll man sich als verantwortlicher Bürger einbringen?

Der zivile Ungehorsam soll den Sinn haben, eine gesellschaftliche Mehrheit dazu zu bewegen, sich zu ändern. Stattdessen treibt man sich selbst in die Ecke einer abgelehnten Minderheit. Das ist nicht sinnhaft. Das ist das Problem: Wenn Zukunft verloren geht, wird Sinn in Frage gestellt. Václav Havel hat gesagt: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“

Welche Zukunftserzählung müssten denn die Grünen verbreiten, um die Zukunft sinnvoll und erstrebenswert zu machen?

Vielleicht das nach vorn stellen, wofür die Grünen stehen, einen staatsbürgerlich imprägnierten Individualismus, also Citoyens, die Verantwortung für das Ganze übernehmen, die die Große Transformation unserer Zeit nicht erleiden, sondern aktiv mitgestalten. Jeder Mensch ist ein Neuanfang der Welt, weil jeder Mensch anders ist als alle Menschen vor ihm und nach ihm.

Kretschmann ist überzeugter Baden-Württemberger, das merkt man auf Schritt und Tritt Foto: Marijan Murat/dpa

Das ist ein Paradigma, das Hannah Arendt von Augustinus übernimmt. Wenn das stimmt, dann können daraus Ideen und neue Kräfte entstehen. Vor 15 Jahren gab es noch kein Smartphone, vor 40 Jahren noch keinen PC. Heute würde die Welt ja ohne diese Geräte gar nicht mehr funktionieren. Menschen können also völlig neue Dinge erfinden. Darauf beruht die Hoffnung.

Da könnte man Ihnen jetzt liberalen Wirtschaftslobbyismus unterstellen.

Absolut, damit schreckt man mich nicht, den lasse ich mir immer gerne unterstellen. Ich will der Lobbyist einer Wirtschaft sein, die es hinbekommt, Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg vom Naturverbrauch und der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu entkoppeln. Dazu muss man in die Start-up-Szene schauen, dort herrscht nämlich keine dystopische, sondern produktive Energie. Das ist die eine Seite. Die andere ist politische Innovation.

Im Interview: Winfried Kretschmann

Jahrgang 1948, Gründungsmitglied der Grünen, geht 2023 in sein dreizehntes Jahr als Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Kretschmann regiert seit 2011, zunächst mit der SPD, seit 2016 mit der CDU als Juniorpartner. Die Landtagswahl im März 2021 gewann seine Partei mit 32,6 Prozent und holte dabei 58 von 70 Direktmandaten.

Wir bringen in Baden-Württemberg gerade die Bürgerbeteiligung auf ein völlig neues Niveau. Mit Bürgerforen, bei denen wir zufällig geloste und bisher vielleicht stille Bürger in Entscheidungsprozesse hineinholen und zu aktiven Mitspielern machen. Das ist ein großer Erfolg. Schon Perikles hat vor rund 2.500 Jahren gesagt: „Bei uns sind die stillen Bürger keine guten Bürger.“ Wenn sie sich aber in Bürgerforen einbringen, bekommen auch die Stillen eine Stimme.

Was ist denn jetzt die zentrale Idee, um die sich die Menschen versammeln sollen, um ein postfossiles Zeitalter voranzubringen?

Wir müssen uns halt jetzt mal damit abfinden, dass es diese eine Idee nicht gibt. Die Komplexität der Welt nimmt zu. Für Politik muss das bedeuten: Offenheit für Argumente und für den anderen. Also das Gegenteil der politischen Extreme. Die Rechte versucht, die Vergangenheit wieder herzustellen, indem sie von homogenen Gesellschaften träumt, die es so ja nie gegeben hat. Und die Linke will nach 100 Jahren den Kolonialismus heilen. Aber die Vergangenheit kann man weder heilen noch herstellen. Die politische Mitte muss sich dagegen auf das Abenteuer der Vielfalt einlassen.

Sind die Grünen die politische Mitte?

Nein, das meint alle demokratischen Parteien.

Sie sagen, Klimaproteste durch Rechtsbrüche führen ins Abseits. Dabei fordern sie doch nur politische Versprechen ein, die nicht gehalten werden.

An was halten wir uns denn nicht?

Der Protest adressiert klimapolitische Defizite. Etwa fordert er ein Tempolimit als Signal der Regierung.

Das kann ich nun wirklich nicht ernst nehmen. Solche Aktionen für Tempo 100 und ein 9-Euro-Ticket, das ist doch einfach grotesk! Wir sind ja auch mal auf die Straße gegangen, und zwar gegen Atomkraft und Atomwaffen und nicht wegen untergeordneter politischer Fragen mit begrenztem Effekt aufs Klima. Man klebt sich ernsthaft auf der Straße fest, damit die Leute fast umsonst in der Gegend rumfahren können?

Kretschmann sieht die Erneuerbaren endlich auf dem Vormarsch Foto: Arnulf Hettrich/imago

Jetzt reduzieren Sie aber den Protest. Es geht doch darum, das Pariser Klima-Abkommen einzuhalten.

Ja, und dazu bekennen sich ja alle. Aber um das zu erreichen, brauchen wir Ideen, die richtig CO2 einsparen und nicht zuerst Symbole. Die Letzte Generation hat den Kampf gegen den Klimawandel ja nicht erfunden. Wir kämpfen seit Jahrzehnten dagegen. Und zwar erfolgreich. Beispiel Windkraft: ein wettbewerbsfähiges Produkt und eine Waffe gegen den Klimawandel dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes der rot-grünen Regierung. Und wir kämpfen jeden Tag mit den Kräften, die auf der Bremse stehen. Eine der größten Bremsen haben wir alle selbst geschaffen, nämlich eine überbordende Bürokratie.

Was tun Sie dagegen?

Wir haben es jetzt immerhin geschafft, die Genehmigungsverfahren von Windrädern zu halbieren. Das wird nicht reichen. Aber das ist es, was wir brauchen, Gesetze und schnellere Verfahren. Und nicht allgemeine Appelle. Wer ein Tempolimit will, der soll doch einfach mal zur FDP gehen und nicht ganz allgemein die Politik kritisieren. Man braucht halt in der Demokratie Mehrheiten.

Aber es passiert doch zu wenig. In Ihrem Haushalt gibt es jetzt kein Geld für die sogenannte Mobilitätsgarantie, die den Leuten auf dem Land den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr möglich machen sollte.

Das 49-Euro-Ticket schlägt in diesem Fall direkt auf unseren Haushalt durch. Dazu kommen die Hilfspakete in der Krise. Politik muss mit Knappheiten umgehen, das ist nicht einfach nur Wünsch-dir-was.

Die sozialökologische Wende wird wohl nur mit sehr viel Sozialpolitik gelingen, wenn sie die liberale Demokratie stärken und nicht erodieren soll. Aber das Geld fehlt dann für den Bau der Zukunft. Wie kommt man da raus?

Die liberale Demokratie ist immer mehr zu einem Lieferservice geworden. So werden die Bürger zu passiven Konsumenten öffentlicher Versorgungs- und Dienstleistungen. Das wurde durch die Coronapandemie verstärkt, in der wir die Menschen natürlich unterstützen mussten und uns da auch noch einmal richtig verschuldet haben. Aber die Frage ist: Machen wir damit immer weiter, oder ordnen wir das Verhältnis von Staat, Markt und Bürgergesellschaft wieder neu? Es kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, zu erklären, der Staat ist die große Mutti, die dir immer hilft.

Daraus folgt?

Wir brauchen einen neuen Republikanismus, dass jeder Verantwortung für sich und andere übernimmt, darum geht es. Nicht darum, das Anspruchsdenken immer zu steigern. Es gibt bei uns Dörfer, die aus eigenem Antrieb ihr ganzes Dorf klimaneutral heizen. Das sind Initiativen, mit denen wir weiterkommen. Wir brauchen einen Staat, der die Menschen einlädt und ermuntert, sich einzubringen und aktiv zu werden. Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch hat gesagt: „Demokratie heißt, sich in seine eigenen Angelegenheiten einzumischen.“ Das bringt es auf den Punkt.

Manche Leute brauchen Hilfe.

Ja, dafür ist der Sozialstaat da. In der Krise gibt es aber in der Breite großzügige Hilfen, das ist in diesem Ausmaß auf Dauer nicht leistbar. Und setzt die falschen Signale: Die Zukunft der Wirtschaft hängt davon ab, dass sich unsere Betriebe immer wieder neu aufstellen, dass Geschäftsmodelle entwickelt werden, die krisentauglich sind. Deshalb sind wir aktiv in der Start-up-Kultur, weil aus diesen Ideen Neues entsteht und damit Krisen gelöst werden. Dass junge Menschen uns mit Aktionen ermahnen wie Fridays for Future, dass wir schneller werden müssen, ist völlig legitim und notwendig. Aber die Botschaft ist fatal, die mittransportiert wird, wenn Schule für Klimaschutz geschwänzt wird.

Was ist die Botschaft?

Um die Probleme zu lösen, musst du dich nicht bilden und etwas wissen. Das kann man mal ein, zwei oder drei Monate machen, aber dann muss man die gegenteilige Botschaft aussenden: Ihr braucht das geistige Empowerment, um Krisen zu lösen, ihr müsst schlau, klug und bissig werden, ihr müsst Ideen haben und sie auch umgesetzt bekommen, damit sich was ändert.

Aber Herr Ministerpräsident, jetzt klingen Sie wie FDP-Chef Christian Lindner.

Was man sagt, ist ja nicht falsch, weil es ein anderer auch sagt, der einem nicht so behagt. Das ist überhaupt eine Krankheit in einer allgemeinen Empörungskultur, die immer argumentationsärmer wird und stattdessen nur noch fragt, von wem das Argument kommt. Um dann mit Empörung und Ablehnung zu reagieren.

Wenn wir hier sagen, dass Lindner nicht a priori falsch liegt, könnte das manche Linke verwirren.

Wenn das so wäre, hätten diejenigen die Verwirrung aber auch nötig.

Angela Merkel sagte, sie habe in der letzten Phase ihrer Regierungszeit bei sich ein Lame-Duck-Syndrom festgestellt. Ist Ihnen das fremd?

Völlig. Ich setze gerade so viele Sachen durch wie noch nie. Das ist das Momentum des dritten Sieges, wenn ich das mal so nennen darf, obwohl es nur ein relativer Sieg war, dieses Momentum hat zu einem enormen Lernprozess für die CDU geführt, sie ist von der klimapolitischen Bremse runter, und wir können jetzt unheimlich viel mit ihr durchsetzen.

Wirklich? Das sieht nicht nur die Opposition anders.

Was im Koalitionsvertrag steht, wird umgesetzt. Wir haben ein Klimaschutzgesetz verabschiedet, das in der Republik seinesgleichen sucht. Das geht ja nur mit der CDU zusammen. Nehmen Sie die Solarpflicht auf jedem neuen Gebäude und bei grundlegenden Dachsanierungen im Bestand. Das bedeutet allein auf Gebäuden 60.000 Solaranlagen jährlich. Das ist jetzt mal ein Wort. Und bei der Windkraft wird dieselbe Dynamik entstehen, da bin ich überzeugt. Allerdings geht es dabei nur zusammen mit dem Bund. Insofern: Mit Blick auf die ökologischen Ziele habe ich so fröhlich noch nie regiert..

Ihr Finanzminister Danyal Bayaz hat gerade den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir als Ihren möglichen Nachfolger ins Spiel gebracht. Halten Sie sich aus der Nachfolgefrage komplett raus?

Ich bin jedenfalls kein Monarch, der seinen Nachfolger bestimmt. In der Demokratie bestimmen das Parteien und das Parlament. Angela Merkel ist mir da ein Beispiel, dass man besser die Finger davon lässt.

Sie hat nichts geregelt und die Union hat dann die Wahl nach Merkel krachend verloren.

Ihre Versuche mit Kramp-Karrenbauer sind schiefgegangen, das meine ich. Ganz raushalten kann man sich natürlich auch nicht. Zum Beispiel gebe ich meinen Ministern lange Leine. Jeder kann sich profilieren. Aber es sind ja noch dreieinhalb Jahre hin und ich habe noch einiges vor.

Sie haben unlängst in der Energiesparfrage erwähnt, dass Sie persönlich auch mal einen Waschlappen benutzen. Die anschließende Gaga-Empörungs-Diskussion hat gezeigt, wie schwierig es ist, von Leuten irgendeine Art von republikanischer Verantwortung einzufordern. Was lernt man da jetzt daraus?

Es war eben keine Empfehlung von mir, sondern die Antwort auf eine Frage nach meinem persönlichen Duschverhalten. Ich wurde zweimal gefragt, ob ich jetzt kalt dusche. Beim ersten Mal antwortete ich, ich sei Warmduscher. Beim zweiten Mal sagte ich: Man muss nicht immer duschen, der Waschlappen ist eine brauchbare Erfindung. Das wurde dann als meine Empfehlung kolportiert. Aber Präzision hätte ja auch die Geschichte zerstört..

Zerstören Sie sie doch bitte jetzt.

Ich habe ja eine thermische Solaranlage auf dem Dach, die mir das Wasser emissionsfrei und kostenlos erhitzt. Kalt oder nicht zu duschen wäre also gar kein Beitrag zum Energie-, allenfalls zum Wassersparen gewesen. Zweitens habe ich als Biologe schon meinen Schülern beigebracht, dass die Haut sich selbst reinigt und ein Mikrobiom eine Schutzschicht bildet, das man nicht dauernd durch Waschen unter Stress setzen muss. Drittens habe ich gern mehr Zeit zum Frühstücken. Mittlerweile merke ich, wie das kulturalisiert wird.

Das heißt?

Die Apotheken-Umschau, die meistgelesene Zeitschrift in Deutschland, hat das positiv begleitet, den Säureschutzmantel der Haut noch mal erklärt und ich kriege Waschlappen geschenkt mit meinem Porträt drauf oder in Ukraine-Farben. Aus dem Waschlappen werden kreative Sprüche, Sottisen, Steilvorlagen für Büttenreden. Man sieht, die Dinge wandeln sich ins Kreative und Lustige.

Jedenfalls wollen Leute ihre Politiker nicht als Vorbilder und auch nicht als Ratgeber?

Wir haben eine große Kampagne zum Energiesparen gemacht. Die Berliner Kollegin Franziska Giffey hat auf ihrem Parteitag gesagt, Energiespartipps seien zynisch. Das ist Quatsch. Denn eine echte Gasmangellage würde zu nacktem Chaos führen. Und ohne 20 Prozent Gas-Einsparen hätte sie gedroht. Die Bürger kommen auch gut damit klar, wenn die Politik mal sagt: Wir brauchen euch und euer Engagement.

Robert Habeck hat die Bundesgrünen mit der Parole „Bessere Politik, nicht bessere Menschen“ in die Regierung geführt. Gilt das nicht mehr?

Doch. In normalen Zeiten müssen Politiker nicht als Ratgeber rumlaufen, die Welt ist eh schon voll von Ratgebern. Deshalb halte ich mich normalerweise auch mit Vorschlägen zur persönlichen Lebensführung extrem zurück. Ich habe nie gesagt, esst kein Fleisch, oder: Fahrt keinen SUV. Das ist ein großer Fortschritt der Moderne, dass man in seinen privaten Lebensführung von der Politik in Ruhe gelassen wird. Wir Grünen haben uns da schon oft die Finger verbrannt. Daraus habe ich gelernt.

Die Grünen regieren in Baden-Württemberg jetzt seit 12 Jahren. Kommunal dagegen hat man zuletzt OB-Wahlen in Stuttgart, Freiburg und soeben auch im supergrünen Heidelberg verloren. Der einzige, der krachend gewonnen hat, ist ein Politiker, den die Partei unbedingt loswerden wollte: Boris Palmer. Was sagt uns das?

Darüber gründlich zu reflektieren, kann ich meiner Partei nur anraten. Wir sind zwar in 69 Gemeinden stärkste Fraktion, aber wir schaffen es kaum, Mehrheiten zu organisieren, die man für eine Oberbürgermeisterwahl braucht. Wir haben es in Böblingen oder Göppingen geschafft, aber im Großen und Ganzen nicht.

Fehlen charismatische Persönlichkeiten?

Nein. Es wird doch keiner glauben, alle 1.100 Bürgermeister und Oberbürgermeister in Baden-Württemberg seien charismatische Persönlichkeiten. Bei allem Respekt, das ist nicht der Fall.

Fehlt es dann an Strategie?

Sagen wir so: Man muss wirklich eine Mehrheit wollen, nur dann bekommt man sie auch. Und dann muss man wissen, dass eine Mehrheit über dem Potenzial liegt, das man sonst bei Wahlen normalerweise holt. Man muss also den Leuten sagen: Ich will euer Oberbürgermeister werden und mit euch Verantwortung für unsere Stadt übernehmen. Und nicht: Ich will eure Stadt grün machen.

Sie haben am Anfang des Gesprächs gesagt, was schlecht war, aber nicht, was 2023 besser wird. Was?

Bei der Energiewende geht ein echter Ruck durchs Land. In Baden-Württemberg auf jeden Fall und auch im Bund sind jetzt die Bremsen gelöst.

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107 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 6G
    666757 (Profil gelöscht)

    Da redet jemand von Demokratie und Mutti, obwohl es laut Oskar Lafontaine schon längst keine mehr gibt:



    youtu.be/nocS-cD4whE

    Insofern führt sich das Gesabbel des Herrn K. ohnehin ad absurdum, ja, man kann sogar darüber lachen;-))

    Wer die LG als anmaßend bezeichnet, hat nicht kapiert worum‘s dort geht und schreibt sich stattdessen wohl besser ein „100-seitiges“ Armutszeugnis aus.

    Sowas kennt man ja aus der Politik: selbst keine Versprechen einhalten aber auf andere Vernunftsorientierte verbal richtig eindreschen.

    Nur billig — und nur peinlich!

    • @666757 (Profil gelöscht):

      Man kann aber auch über Oskar Lafontaine lachen.

      Schön, dass in Politik so viel Humor steckt.

  • Ich möchte einmal wissen, Herr Kretschmann, wie die Aktionen der s.g. Letzten Generation der manifestierten Dummheit, den Planeten und die Existenzbedingungen sowie die Tierwelt weiterhin empfindlich zu schädigen, schaden könnte! Diese Dummheit hat es doch doch ziemlich sicher und kuschelig im neoliberalen Deutschland.

    • @Gerhard Krause:

      Eben, sie schadet dieser Dummheit exakt gar nicht, sondern liefert ihr ein weiteres Argument, es sich noch kuscheliger zu machen: Die, die die unbequeme Vernunft predigen, disqualifizieren sich selbst durch die Wahl ihrer Mittel. Motto: "Wenn Du mir so ins Ohr schreist, versteh ich schon aus Prinzip nichts mehr."

      Das ist ein ganz gängiger Verdrängungsprozess, den man einplanen sollte, wenn man solche Aktionen erwägt und wirklich asktiv werden will, um etwas zu ERREICHEN - und nicht nur zur Selbstbestätigung oderr für den billigen Applaus aus den Reihen der längst Überzeugten.

      • @Normalo:

        Hätte ich den Mut dazu, würde ich Sie und mich aus Protest auf die Straße kleben. 👻✌️ Love'nPeace

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Da die Silvesterpause naht



    wünsch ich einen "Guten Staat"



    - ins Neue Jahr.



    (Bin dann mal weg.)

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Das ergänz ich gern & mit viel Schwung:



      Vor allem aber - “ In Guter Verfassung!“



      Die Mütter & Väter des Grundgesetzes -



      Haben’s gemacht deren normative Kraft



      Und Karlsruhe ihr Geltung verschafft •



      Wer aber wie Kretsche hier - nur den Staat im Auge hat! & sei Claqueure too!



      Verfehlt - anders als die LG - des Sureplus - des GG via normativer Kraft!



      & Redet sodann soran subalternen Stuß:



      “Ja, die Bezeichnung der Klimaaktivisten als „Letzte Generation“ zeigt diese radikale Dystopie. Das kann man jetzt anmaßend oder resignativ nennen. Aber es ist Ausdruck einer massiv verbreiteten Unsicherheit, wie es mit der Welt weitergeht.



      Wie nennen Sie es?



      Das Selbstverständnis als solches ist natürlich anmaßend. Vor allem aber schaden die Aktionen dem Anliegen.“

      unterm——servíce Konrad Hesse —



      www.mohrsiebeck.co...1cb&createPdf=true



      &



      edisciplinas.usp.b...20%20-%20Hesse.pdf



      Prof Uni Freiburg - Verfassungsrichter



      &



      Sureplus => Überschuß



      & völlig verfehlt Herr Kretschmann=>



      Eine Dystopie ist eine meist in der Zukunft spielende Erzählung, in der eine erschreckende oder nicht wünschenswerte Gesellschaftsordnung dargestellt wird. Deshalb wird eine derartige Fiktion auch Antiutopie, selten auch Kakotopie oder Mätopie genannt. Die Dystopie ist ein Gegenbild zur positiven Utopie beziehungsweise der Eutopie, die Thomas Morus mit seinem Roman Utopia geprägt hat.“



      Es geht - was ehna aber grad nicht paßt!



      Und hier&heute - an dem Sie und die meisten ehra Politikaster & Hofschranzen nicht gemessen werden wollen!“



      de.wikipedia.org/wiki/Dystopie



      Alter! Ziemlich durchsichtige Form der Diffamierung! Woll.

      • @Lowandorder:

        Sorry

        Kler - “ UMS HIER&HEUTE …“ Gelle!

        • @Lowandorder:

          Jupp, stimme zu. Die Letzte Generation bezieht sich ja auf das kleine, schrumpfende Zeitfenster, auf das Wissenschaftler*innen hinweisen, das noch bleibt, um wirksam noch den Kurs in die Katastrophe ändern oder zumindest das Tempo rausnehmen zu können. Die Leute heute wären also diejenigen, die noch etwas ändern könnten. Komisch, dass die Politker*innen sich nicht dazu zählen, sondern meinen, am Rand stehen und zugucken zu können.

  • Vati kümmert sich nicht im rückständigen Süden?

  • Winfried Kretschmann: "Solche Aktionen für Tempo 100 und ein 9-Euro-Ticket, das ist doch einfach grotesk!"

    Dass der Freund der Autoindustrie das grotesk findet war klar. Was man von dem "grünen" Kretschmann in Sachen Klimaschutz erwarten kann, das hat schon die Kabarettsendung 'Die Anstalt' vor ein paar Jahren so treffend dargestellt. **Klimagipfel mit Winfried Kretschmann | Die Anstalt** www.youtube.com/watch?v=yu7hD2z530I

  • Oha, produktiv streben statt dystopisch kleben. Z.B. in der Start-up-Szene, da wird zugunsten der produktiven Energie (und für die gute Sache natürlich) sogar nur 70% eines marktüblichen Gehalts ausgezahlt, die Differenz wird in top Atmosphäre, Wir-sind-vorne-Bewusstsein und All-you-can-eat-Schokoriegeln vergütet. Da lacht Väterchen Staat!

  • Um den Endenergiebedarf Deutschlands zu decken, wären pro 2 Quadratkilometer 1 riesengroße WKA von 5MW mit einer Nabenhöhe von etwa 150m erforderlich.



    Baden-Württemberg hat 35.000 qkm,



    erforderlich wären also rein statistisch 17.500 WKA.



    Zugebaut wurden im Jahr 2021 nur 46 WKA, jetzt gibt es insgesamt 781.

    Und tschüss, Herr Kretschmann!

  • Oh je, da wird mal wieder die Bürgerbeteiligung hochgehalten. Daran versucht sich BaWü seit dem Debakel namens Stuttgart 21 ziemlich erfolglos. Da klappt so gut wie gar nichts.

    Der Grund dafür ist einfach: solange Bürgerbeteiligung nur beratende Effekte hat ist sie pure Zeitverschwendung. Denn am Ende machen die Politiker dann doch wieder, was sie persönlich bevorzugen.

    Bürgerbeteiligung macht nur dann Sinn, wenn die Bürger auch entscheiden. Die Schweiz macht's vor, Kretschmann ist vehement dagegen. Klappen Bürgerentscheide, klappt es auch wieder mit der Demokratie.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    @JUTTA57:



    Können Sie für die Herren Kretschmann und Habeck mal 10 Gigawatt in Anzahl Windkraft-Anlagen umrechnen? Der Wirtschafts- und Klimaschutz-Minister strebt diese 10 GW ja als Ausbaustufe pro Jahr an.



    Ich habe die Rechnung mal begonnen, aber bei dem Dreisatz wurde mir zwischenzeitlich schwindelig. Habe Höhenangst.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Das ist jetzt nicht sonderlich schwer. 10 GW sind 10.000 MW. Ein grosses Windrad bringt 10 MW. Macht 1000 Windräder für 10 GW.

      Das sind alles Peak-Leistungen, auch das Ausbauziel ist eine Peak-Leistung. Deswegen ersetzen diese 1000 Windräder "nur" 3-4 grosse Kohlekraftwerke zu je 1 GW.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      1 WKA von 5MW und satten 150m Nabenhöhe liefert realiter nur etwa 1,7MW.



      Für 10GW "installierte Leistung" benötigt man also 2.000 von solchen Riesendingern, pro Jahr;



      für 10GW TATSÄCHLICHER Endenergie das Dreifache.

      In Kretschmanns Baden-Württemberg wurden 2021 keine 50 WKA zugebaut.

      Quelle:



      de.statista.com/st...temberg-seit-1989/

  • ...aber Kretschmann der Landespapa.



    Er hat unter Verrat an restlos allem, was die Grünen einmal vertreten und versprochen haben, die bruchlose Nachfolge der CDU-Landesfürsten in BaWü angetreten. Hier sucht er mit intellektuellem Zitatenschatz zu brillieren und im Ländle geht es mit dem Schul- und Bildungssystem weiter rapide bergab.

  • Auf die Frage, wie man das Pariser Klimaabkommen einhält, ist seine Antwort, es gibt nicht die eine große Lösung, das Thema ist komplex. Zur Frage, was die letzte Generation fordert, sagt er, wir bräuchten Ideen, die richtig CO2 einsparen und nicht nur Symbole. Ich versuche zu verstehen, wie genau der Plan zur Weltrettung hier aussieht, denn ich glaube absolut, dass es nicht die eine große Idee gibt. Aber genau deswegen muss man ja an vielen kleinen Hebeln drehen, und davon ist die Mobilitätswende einer der wichtigsten, und somit hat die letzte Generation genau das richtige Ziel im Visier. Das weiß Herr Kretschmann auch. Das wissen alle Grünen. Es ist schade, dass auch Herr Habeck nicht den Mumm hat zu sagen, die Aktivist*innen haben Recht, aber mit der FDP ist das gerade nicht zu machen. Stattdessen tun alle so, als wäre der Denkansatz falsch.



    Und: Aktivismus will nicht die Mehrheit der Menschen dazu bringen, sich zu ändern, er will, dass diese Menschen mit Mehrheiten die Politik dazu bringen, sich zu ändern. Inzwischen weiß doch jeder, dass Menschen sich ändern können, so viel sie wollen, es müssen Gesetze gemacht werden, die einer handvoll global Player das Handwerk legt. Dann kann man immer noch kurz oder kalt duschen oder vegan werden oder Fahrrad fahren, aber das alleine rettet uns nicht. Auch das wissen die Grünen.

  • Wie kann Kretschmann ein Tempolimit als Politiker lächerlich machen, wenn er weiß, dass die Welt laut dem Klimawissenschaftler Edenhofer nicht auf einem Pfad zum Pariser 1,5 Grad-Ziel ist? Pakistan verweigert sich Klimaschutz und verlangt zurecht finanzielle Kompensationen, aber in Deutschland wird nicht einmal ensthaft über ein Tempolimit diskutiert!

    Aufgrund seiner Nachfrage nach LNG-Gas treibt Deutschland den Gaspreis weltweit hoch. Kohle bekommt als günstigere Variante einen enormen Pusch in ganz Asien. Allein die Menge der durch neu gebaute und zurzeit betriebene Kohlekraftwerke in Asien emittierten CO2-Emissionen reicht in ihrer Lebenszeit aus, dass das 1,5 Grad-Ziel überschritten wird.

    Erneuerbaren Energien wurden zwar 85 % kostengünstiger, aber die globalen Emissionen stiegen in den letzten Jahren dennoch. In Europa und den USA gelang zwar eine Zeit lang eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Emissionen, aber da Kohle nicht mehr so stark nachgefragt wurde, sank der Kohle-Preis und es wurde global mehr Kohle gekauft und verbraucht. Der Rebound-Efffekt zerstörte allen Fortschritt bei der Senkung der CO2-Emissionen. Viele unserer Produkte beziehen wir dennoch in hohem Maße aus China.



    Um das 1,5 Gradziel zu halten, müssten jedes Jahres absolut sechs Prozent Emissionen eingespart werden.



    Das ist eine so gewaltige Zahl, dass das Ignorieren des Tempolimits durch Kretschmann, die FDP, CDU, SPD nur noch als vollkommen ignorante Politik bezeichnet werden kann.



    Der Klimanotstand wird systematisch von der Politik ignoriert. Welcher Bürger weiß schon, dass die von den Staaten auf den Tisch gelegten versprochenen CO2-Reduktionen bei weitem nicht ausreichen.



    Zudem halten die G-20 Länder ihre eigenen Versprechungen nicht ein, weshalb die Emissionen seit Jahren weltweit steigen.

    Vortrag Klimawissenschafter

    www.youtube.com/watch?v=H5zXPVO86ng

  • Der Kretschmann findet vorallem sich selbst richtig gut.

    Wenn der Staat nicht die Mutti ist, warum macht einem der Staat dann Vorschriften an jeder Ecke? Wenn Deutschland ein unbürokratisches Land wäre, wo die Leute vom Staat weitestgehend in Ruhe gelassen werden, dann wäre es eventuell noch okay, mehr Innovationen und Eigeniniative von den Bürgern zu fordern.



    Stattdessen braucht es für jede Aktion ausserhalb der eigenen vier Wände irgendeine behördliche Verfügung.



    So ist es einfach nur arrogantes Geschwätz von der hohen Kanzel aus.

    • @Alfonso Albertus:

      "Der Kretschmann findet vorallem sich selbst richtig gut."

      Er denkt halt, dass er einen Job hat, für den er auch taugt. Ist das WIRKLICH ein Problem?

      Ich meine, so schön es ist, über fiktives Führungspersonal zu philosphieren, dass nur widerwillig die Führung übernimmt und sich eigentlich nicht für tauglich hält: In der Realität ist jemand der sich bei irgendwas für untauglich hält, in der Regel genau das, und er sollte von der betreffenden Position ferngehalten werden. Deshalb kann ich einen Politker, der seine Politik gut findet, mal nicht grundsätzlich dafür verurteilen.

      "Stattdessen braucht es für jede Aktion ausserhalb der eigenen vier Wände irgendeine behördliche Verfügung."

      Genau das beklagt Kretschmann ja auch und will diesen Genehmigungsaufwand möglichst reduzieren.

      Vielleicht sollte man die Aussage leicht abändern: Der Staat SOLLTE nicht die Mutti sein (weil er dazu nämlich nicht taugt). Dass er sich folglich auch nicht ständig dazu aufspielen sollte, ist eine logische Umsetzung dieser Erkenntnis. Es stattdessen dranzugeben und den Staat in die Muttirolle noch weiter reinzudrängen, weil er sich ja schon so viel einmischt, ist dagegen UNlogisch. Denn die Einmischerei macht den Staat keinjeswegs tauglicher.

      Ach ja: WIR Wähler sind der Staat - zumindest obliegt es uns, ihm Manieren beizubringen, wenn er über die Stränge schlägt.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        „In der Realität ist jemand der sich bei irgendwas für untauglich hält, in der Regel genau das, und er sollte von der betreffenden Position ferngehalten werden.“



        Hmmmh. Finde das Zitat einer berühmten Person grad nicht. Sinngemäß geht es so: „Wie kommt es, dass die Untauglichen so selbstsicher und die Begabten so voller Selbstzweifel sind?“



        „Stattdessen braucht es für jede Aktion außerhalb der eigenen vier Wände irgendeine behördliche Verfügung.“ Da wünsche ich mir schon eine Definition zu „Aktion“. Ich persönlich kann doch tun und lassen was ich will, außer wenn ich was baue oder was versaue. Da gibt’s nichts zu beklagen. Angst habe ich vor „Beschleunigungsgesetzen“ und hoffe auf die Verwaltungs-Gerichtsbarkeit, die uns vor Willkür der Exekutive schützt.



        Und btw.: „Erfahrung ist fast immer eine Parodie auf die Idee.“ (Goethe)

        • @95820 (Profil gelöscht):

          „Wie kommt es, dass die Untauglichen so selbstsicher und die Begabten so voller Selbstzweifel sind?“

          Die implizite Feststellung würde ich in dieser Pauschalität nicht unterschreiben. Sie lässt die Begabten zwar schön edel erscheinen, und, ja, sich regelmäßig zu hinterfragen, fördert im Zweifel die Qualität. Wer aber nicht selbstbewusst zu dem stehen kann, was er dann - NACHDEM er Alles abgewogen hat - als beste Handlungsweise umsetzt, der kann als Entscheider nicht auf Dauer funktionieren.

          Es ist ähnlich wie bei Paaren, die sich "gut ergänzen", bei denen die Unterschiede die "Würze" bringen: Ja, die Unterschiede sollte es auch geben, aber damit es überhaupt zwischen zwei Menschen funkt, sind realiter die Ähnlichkeiten wichtiger (und im Zweifel auch zahlreicher) als die Unterschiede - so romantisch sich das Abheben auf letztere auch anhören mag.

          " Ich persönlich kann doch tun und lassen was ich will, außer wenn ich was baue oder was versaue."

          @Alfons Albertus meinte damit nach meiner Lese die von Kretschmann beschwortene Förderung von Eigeninitiative über den reinen Privatbereich eines Angestellten oder Rentners hinaus. Da gibt es in der Tat viele Hindernisse, die Menschen vor sich selbst schützen oder eben eine selbst im besten Fall stark bremsende Menge an Hürden aufbauen, um wen auch immer vor dem zu schützen, der etwas Neues versuchen will.

          Aber egal, wenn Sie sich frei fühlen, können SIE ja auch in Eigenverantwortung handeln. Dann ist ja alles bene, und Sie brauchen keinen Mutti-Staat, der Ihnen dabei das Händchen führt...

    • @Alfonso Albertus:

      Als schulmeisterlich und arrogant ... und dabei nicht einmal sonderlich originell und intelligent, so habe ich dieses Interview mit dem baden-württembergischen "Landesvater" auch empfunden. Winfried Kretschmann bleibt sich wie immer selber treu.

  • 60.000 Dächer mit Solar ( Wärme oder Strom?, sagt er nicht) lese ich. In Baden-Württemberg gibt es ca. 2,5 Mio Privathäuser, somit Dächer. Bei grandiosen 60.000 pro Jahr wären wir da in 30 Jahren durch.



    Verkehr ausgeblendet? Für Wärme und Strom reichen die Dächer nicht aus, vom Industriebedarf mal ganz abgesehen.



    So genau wird das eben nie was!!

    • @Tom Farmer:

      Es wird mit Windkraft und Solar sowieso nicht reichen. E Autos und Wärmepumpen machen diese Milchmädchenrechnung zunichte. r hat 10 KW/Peak Anlage: Ertrag heute 1,8 KW.

    • @Tom Farmer:

      Und raten Sie mal, auf wie vielen landeseigenen Gebäuden nach mittlerweile 11 grünen Jahren in BW schon Photovoltaik installiert wurde... Dafür muss sicher erst noch eine Task Force eingerichtet werden.

    • @Tom Farmer:

      Spätestens nach 30 Jahren müssen dann wieder neue Solaranlagen aufs Dach, weil die geschätzte Lebensdauer der teuersten, hochwertigsten und effizientesten Anlagen, mit Solarzellen aus monokristallinem Silizium, erreicht ist. Bei zeitlich abnehmendem Wirkungsgrad, wachsendem Wartungsaufwand und allgemein wachsendem Energiebedarf für Wärmepumpen, Akku-Autos, Serverparks, Wasserstoff, E-fuels, CCS, Recycling ...



      Dumm nur, dass das dafür freigesetzte CO₂ nicht auch schon nach 30 Jahren aus der Atmosphäre verschwunden sein wird. Die Anlagen wachsen ja leider immer noch nicht auf landwirtschaftlichen Flächen und sind auch nicht kompostierbar.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Eine Frage, wie er zur Deutschen Umwelthilfe steht, hat mir als Ergänzung zum seinem Statement über die LG schmerzlich gefehlt. .-(

  • Klasse Kretschmann!

    Souverän und abgeklärt geführtes Interview mit vielen Weisheiten, auch wenn diese nicht jedem schmecken. Bestes Beispiel: sich als Lobbyist der Wirtschaft zu outen in einem linken Blatt. Chapeau. Das spricht für seinen Mut.

    Drei Punkte, die wichtig sind:

    1) Entwicklung einer ökologischen Wirtschaft (d.h. dann eine sozial-ökologische Marktwirtschaft)

    2) Unterstützung von kreativen Ideen und Geschäftsmodellen (Start-Ups etc.).

    3) Verringerung Bürokratie.



    Hier scheint aus meiner Sicht die Ampel aber einen gegenteiligen Kurs einzuschlagen. Es wird eher komplizierter und langwieriger.

    Danke für dieses Interview.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    "Vor 15 Jahren gab es noch kein Smartphone, vor 40 Jahren noch keinen PC. Heute würde die Welt ja ohne diese Geräte gar nicht mehr funktionieren."



    Er scheint noch immer vor einer Schulklasse zu stehen.



    Darum: Herr Lehrer, aber wenn diese Sachen nicht erfunden worden wären, hatten sie doch die Welt nicht so verändert, dass die ohne das nicht mehr funktionieren würde.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    LG ist eine Form der freiheitlichen Umsetzung des natürlichen Anspruchs auf Teilhabe am Projekt der Aufklärung, die die Protagonisten in Anbetracht ihrer Bewertung der Zeitverhältnisse als politisch angemessen befinden. Ein sitzenbleibender Oberlehrer meint dennoch immerfort, er sei dran, die Noten dafür zu verteilen. Muff auch ohne 1000 Jahre und Talare.

  • "Das Selbstverständnis als solches ist natürlich anmaßend. Vor allem aber schaden die Aktionen dem Anliegen."

    Ich denke nicht, dass die Leute von LG das Gefühl haben, den gleichen Kampf zu führen wie Herr Kretschmer.



    Er nimmt sich zu wichtig, wenn er behauptet, dass die Aktionen dem Anliegen schaden.



    Dieses großväterliche Besserwissen und Heldengeschichtenvonfrühererzählen werden sie ebenfalls als anmaßend empfinden.



    Die an den Aktionen beteiligten Menschen haben sich für ihren Weg entschieden und gehen ein hohes Risiko ein.



    Niemand, wer sie doch nur für Spinner hält, MUSS verstehen, warum sie tun was sie tun und niemand MUSS sich moralisch unter Druck gesetzt fühlen.



    Aber das scheint gar nicht so leicht zu sein, sonst könnte es einfach den Gerichten überlassen werden zu urteilen.



    Die Aktionen der LG abzuwerten und lächerlich zu machen, um sie von weiteren Aktionen abzuhalten, führt sicher nur zum Gegenteil. 
Ich wünschte mir da mehr Altersweisheit als diese überhebliche Großväterlichkeit.



    Für einen Politiker ist es natürlich verständlich, wenn aus taktischen Gründen auf diese Weise Abstand zu den ungeliebten Mitstreitern geschaffen wird.



    Herr Kretschmer hat ganz Recht, wenn er sagt, es brauche in der Demokratie Mehrheiten.



    ..... Vielleicht spricht er ja mal mit der FDP.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Onkel Heinz:

      Mit MP Kretschmer wollen die LG-VdK sicher nichts zu tun haben.



      de.wikipedia.org/w...Michael_Kretschmer



      Mit dem Abkanzler-MP Kretschmann vermutlich auch nicht.



      de.wikipedia.org/w...nfried_Kretschmann

      • @95820 (Profil gelöscht):

        "Mit MP Kretschmer wollen die LG-VdK sicher nichts zu tun haben. "

        ROFL Die LG-VDK-GMBH will offensichtlich mit NIEMANDEN etwas zu tun haben.

        "Eine große Mehrheit von 84 Prozent der Bundesbürger – quer durch alle Altersgruppen und politischen Lager – hat für diese Form des Protests hingegen kein Verständnis." www.rtl.de/cms/let...ismus-5015178.html

    • @Onkel Heinz:

      Man nimmt nur die eigenen Kids in Schutz, wenn diese Bockmist bauen.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Mir kommt es so vor, dass sein Bedürfnis durchschimmert, sein anscheinend doch nicht allzugutes Gewissen aufzupolieren.



    Ist die herbeifantasierte Beschädigung des Klimaschutzes durch "Klimakinderlein" (taz) der eigentliche Hemmschuh für verfassungsgemäße Klimmaschutzpolitik? Hauptsach' d' Luft schepperd.

  • Der kann auch weg. Selbstgefällige Realitätsverweigerung.

    • @Andreas J:

      Sicher! Den Bedarf für eine Energiewende und folglich Reformen, die diese umsetzen, gibt es ja nicht erst seit gestern. Ein paar rhetorische Fragen: Warum also erst jetzt Verfahren für Bauvorhaben von WKAs ändern? Wie hat sich Kretschmann eigentlich noch gleich zum Dieselskandal verhalten? Wie steht er zur notwendigen Mobilitätswende - also weg vom Märchen des grünen Autos ...

  • "Das Selbstverständnis als solches ist natürlich anmaßend. Vor allem aber schaden die Aktionen dem Anliegen."



    Was ist daran anmassend, die Welt so lebenswert bewahren zu wollen, wie sie Herr Kretschmann noch geniessen durfte?



    Aber er hat andererseits natürlich Recht, wer auf eine Weise protestiert, die Herrn Kretschmann, der nun mal am längeren Hebel sitzt, nicht gefällt, der schadet dem Anliegen. Oder ausgedrückt: Herrn Kretschmanns Reaktion schadet dem Anliegen.

  • An was halten wir uns denn nicht?



    Antwort: An das Urteil des Bundesverfassungsgerichts halten Sie sich nicht. Gegenfrage: Reicht es ihrer Meinung nach nicht für bürgerlichen Unmut, wenn eine Regierung ihre eigene Verfassung ignoriert?



    Und jetzt nicht wieder mit der Umsetzung des verfassungswidrigen Klimaschutz- Gesetz argumentieren das vom Bundesverfassungsgericht kassiert wurde.



    ...was die Regierung ja ignoriert.

    Für wie dumm halten die uns eigentlich?

    • @Eva Kern:

      Für so dumm, daß jeder wieder sein Kreuzchen an die für sie genehme Stelle macht. In der Wahlkabine setzt ja bekanntlich immer eine tiefgreifende Amnesie ein, deshalb bekommt der Souverän immer wieder den gleichen Brei, nur die Farbe ist manchmal etwas anders.

  • Es zu mir leid, aber ein Artikel von Herrn Unfried, lässt mich immer UNzuFRIEDen zurück.



    Die Aktivisten der „Letzten Generation“ sind laut Kretschmann so wie ich ihn verstehe, depressive junge Leute, die nicht sehen wie toll unsere Welt eigentlich ist.



    Vielleicht haben sie sich aber auch diesen Namen gegeben, weil die Mehrheit der Klimaforscher erklärt hat, dass wir „die letzte Generation sind, die aktiv etwas gegen den von Menschen gemachten Klimawandel tun können“.



    Kretschmanns Aussagen zu den Aktionen der „Letzten Generation“ werden ohne Nachfrage abgenickt, stattdessen fragt Herr Unfried:



    „Welche Zukunftserzählung müssten denn die Grünen verbreiten, um die Zukunft sinnvoll und erstrebenswert zu machen?“



    Vielleicht die, dass ein Ökologischer Wandel ohne das Ändern des eigenen Verhaltens nicht geht?



    „Wir wollen den Individualverkehr klimaneutral machen, aber dafür muss keiner auf sein Auto verzichten.“



    „Wir wollen Emissionen dämpfen, aber wir vermeiden es tunlichst darauf hinzuweisen, wie viele Treibhausgase die Massentierhaltung erzeugt.“



    Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine: „Frieden schaffen, ohne Waffen! Wir sind die Partei des Pazifismus!“



    Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine: „Frieden schaffen, mit ganz viel Waffen! Scheiß auf Pazifismus!“



    Mit Verlaub, wenn ich eine Zukunftserzählung will, dann schaue ich Star Trek oder Raumpatrouillie Orion. „Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen schon Wirklichkeit sein.“ Heißt es da im Vorspann.



    Parteien sollen mir nicht erzählen was schön wäre, sondern was sie erreichen wollen und wie sie das wollen.



    Die Grünen bieten so viel was man kritisieren oder worüber man diskutieren könnte, aber Herr Kretschmann darf hier ein wohlfühlinterview geben.



    Als Herr Kretschmann dann von einem „imprägnierten Individualismus“ sprach, klang das für mich nach: „Ich mach was mir gefällt, die Kritik der anderen perlt an mir ab, weil ich imprägniert bin.“



    Sorry aber nach dem Absatz mit dem imprägnierten Idiotismus, w

    • @derSchreiber:

      Nicht ärgern über Herrn Unfried. Seine Interviewstrategie ist ein voller Erfolg! Lesen Sie doch einfach mal die Kommentare! Nur ganz wenige sind positiv.

      Den Winnie einfach mal loslabern lassen klappt eingentlich auch immer. Der entlarvt sich schon von alleine.

      Trotzdem erstaunt er mich schon immer wieder. Wenn man sich die Bilanz seiner nun 10 Regierungsjahre anschaut, dann muss man sich schon fragen, worauf er sein ausgeprägtes Egro gründet. Immerhin sitzt er bereits der dritten Landesregierung vor, die auf den Level der deutschen Nationalmannschaft performt.

      Wir können halt alles -- außer hochdeutsch! Deswegen sind wir ja auch das Cleverländ.

    • @derSchreiber:

      A friend of mine - wirft fragend ein:



      “ Kann es sein, dass Kretschmann seinen Kopf zu lange in der Regierungswaschmaschine hat Spülen lassen?“



      Tja - tonn rein katolsch als Ministrant!



      Dann isser mit Karl Marx gerannt.



      Dennoch alle Wetter - das denn doch Persetter!



      Danach weichgespült - wat willste mehr!



      Hasenclever - grün-ökolobertär.



      & Däh obzwar =>



      Fukushima - MP Kretschmann & Ei Ja!



      Und sichere Herkunftsländer er sogleich gebar!

      kurz - Der weitere RegierungsGang o Spül.



      Wird mir jetzt aber doch zu viel!

      • @Lowandorder:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch schlägt vor:

        “Vielleicht hilft ein Clearwater-Revival? Statt Weichspüler? Kredenzen wir es ihm:



        www.youtube.com/watch?v=zUQiUFZ5RDw

        CCR - see the bad moon a-risin'



        I see trouble on the way



        I see earthquakes and lightnin'



        I see bad times today



        Don't go around tonight



        Well it's bound to take your life



        There's a bad moon on the rise



        I hear hurricanes a-blowin'



        I know the end is comin' soon



        I fear rivers over flowin'



        I hear the voice of rage and ruin



        Don't go around tonight



        Well it's bound to take your life



        There's a bad moon on the rise, alright



        Hope you got your things together



        Hope you are quite prepared to die



        Looks like we're in for nasty weather



        One eye is taken for an eye



        Well don't go around tonight



        Well it's bound to take your life



        There's a bad moon on the rise



        Don't come around tonight



        Well it's bound to take your life



        There's a bad moon on the rise“

        In dem Sinne - KEEP ON ROCKING -

  • Ich konnte das Interview zwar nur zur Hälfte lesen, weil ich bei jeder Antwort das Gefühl hatte, vor Wut und / oder Verzweiflung schreien zu müssen. Gerade dadurch war es aber das treffendste und aufschlussreichste politische Interview, das ich seit langem gelesen habe. Ich möchte mich darum herzlich dafür bedanken, auch wenn ich eigentlich keine Erinnerung gebraucht habe, warum die Grünen für mich schon immer zu rechts waren. Das Elend in dieser geballten Form zu erleben war schon ein Erlebnis. Kein schönes, aber ein Erlebnis.

  • "Ich will der Lobbyist einer Wirtschaft sein, die es hinbekommt, Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg vom Naturverbrauch und der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu entkoppeln." Entkoppeln ist gut, aber besser den echten Klimaschutz von "grünem Wachstum" und ein viel haben von einem gutem Leben.



    Kretschmann macht sich mal wieder zur Galionsfigur auf dem in grün umlackierten Narrenschiff.

  • Kretsche in Rente!

  • Ja der Kretsch ist schon ein Cleverle. Keine Fragen und Antworten gab es zur sozialen Gerchtigkeit in Detuschland - das belegt, dass die Grünen die Mittelstandspartei der getrennten MüllsammlerInnen sind, die sich als Zweitwagen einen Elektro-SUV leisten. Folgerichtig, das er versucht, das Thema Tempo 100 lächerlich zu machen. Im Ländle regieren halt Daimler-Stern und Porsche-Pferdle - bestes Beispiel: Auf dem Turm des ruinierten Hauptbahnhofs in Stuttgart tront ein riesiger Daimler-Stern. Das Kretsch gut formuliert und den Denker-Mischterpräsidenten verkörpern kann, liegt auch daran, dass seine politischen Konkurrenten so niveaulos sind. Tja wie sagt das Sprichtwort: "Bei niedrig stehender Sonne, werfen auch Zwerge lange Schatten." Na dann 2023 weiter so.....

  • „ Was man sagt, ist ja nicht falsch, weil es ein anderer auch sagt, der einem nicht so behagt. Das ist überhaupt eine Krankheit in einer allgemeinen Empörungskultur, die immer argumentationsärmer wird und stattdessen nur noch fragt, von wem das Argument kommt. Um dann mit Empörung und Ablehnung, zu reagieren.“

    Wie recht der Mann hat und wie wohltuend es ist diesen Satz von einem Politiker in Verantwortung zu hören. Ich wünschte mehr, am besten alle, Politiker würden diesen Satz berücksichtigen. Dann würde wieder mehr konstruktive Politik gemacht statt moralische Empörung kultiviert. Insbesondere der selbsternannten Linken fällt das aber oft schwer.

  • "Die Letzte Generation hat den Kampf gegen den Klimawandel ja nicht erfunden. Wir kämpfen seit Jahrzehnten dagegen. Und zwar erfolgreich."

    "Wir haben es jetzt immerhin geschafft, die Genehmigungsverfahren von Windrädern zu halbieren."

    Es geht voran.

    • @Jim Hawkins:

      Ja, da musste ich auch lachen. Schritt eins zur Verkürzung des Genehmigungsverfahren wurde ordnungsgemäß beantragt. Schaffe, schaffe, Rädle baue.

      Aber ganz Unrecht hat er auch nicht. Die LG dürfte die Umweltbewegung sein, die nicht nur wegen ihrer jungen Existenz am Wenigsten bewirkt (hat).

  • Eigentlich hatte ich geplant, der TAZ in 2023 mein Scherflein zu geben, nach diesem Interview, nee, tu ich doch nicht.

    • @Peter Lorenz:

      Warum? Weil sie den streitbaren MP des dritt-bevölkerungsreichsten Bundeslandes überhaupt interviewt (1), oder weil sie ihn dabei nicht genug angreift(2)?

      Im Fall 1 frage ich mich, wie entweder unwichtig oder mit Ihrer Meinung gleichgeschaltet denn Interviewpartner sein müssen, damit Sie den Abdruck ihrer Meinung NICHT übelnehmen.

      Im Fall 2 würde ich schlicht widersprechen. Die Interviewer versuchen durchaus, Kretschmann in die Enge zu treiben, ihm z. B. verkappte Wirtschaftsliberalität oder umweltpolitische Ineffektivität vorzuwerfen. Das Problem ist nur, dass er damit ganz gut umgehen kann, weil er sich eben nicht scheut, lagerübergreifend zu denken, und ganz gute Argumente liefert, dass "Durchregieren Können" in der Demokratie eher Ausnahme ist als Regel.

    • @Peter Lorenz:

      Warum nicht? Er ist immerhin erster MP der Grünen und die sind in der in der Bundesregierung mit 5 Minister/innen vertreten.



      Ist es etwa mal wieder ein alter, weißer und schmutziger Mann, wie schon öfter von Ihnen moniert.



      Wer wär denn genehm um Ihren Geldbeutel nicht zu vergrämen?

  • Auch nur noch Worthülsen, die keinen Bezug mehr zur wissenschaftlich belegten Realität haben. Ich schäme mich als Grünenwähler und Teil dieser Generation für die komplette Realitätsverweigerung solcher alten Säcke was die Klimakatastrophe betrifft. Genau das Technokratengeschwätz, gegen das Grüne mal angetreten waren.



    Deep Adaptation!

  • Wenn die Herrschenden, zu denen Herr Kretschmann gehört, den Protestierenden vorschreiben möchten, wie sie ihren Widerstand zu gestalten haben: Das ist anmaßend.

    • @Petra Büscher:

      Herr Kretschmann kommt mir nicht als "Herrschender" vor sondern im Gegenteil als ein echter Demokrat und Diener des Souveräns, der die Grenzen der Durchsetzungsmacht von reiner Ideologie oder (vermeintlich) besserem Wissen kennt.

      Wahrscheinlich ist er das auch aus schmerzlicher Erfahrung: Auch er wird irgendwann mal als Idealist gestartet sein, der meinte, SEINE Vorstellungen seien richtig, und die schweigende Mehrheit würde sie auch teilen - spätestens wenn sie nur genug darüber nachdächte. Und auch er wird gelernt haben, dass die Vorstellungen der Mehrheit durchaus von den eigenen Axiomen und Prioritäten bewusst und gedankenvoll massiv divergieren können.

      Meine Erfahrung: Wenn man lange genug tatsächlich in der Veratwortung steht, Ideen in eine demokratischen System auch wirklich umgesetzt zu bekommen, lernt man vor allem Demut vor (bzw. Frust mit) dem Mitspracherecht Andersdenkender und die Relativität der Adjektive "richtig" und "falsch". Die besseren Politiker überstehen diese Lektion mit intaktem Wertesystem aber deutlich pragmatischerer Herangehensweise. Die schlechteren verlieren jegliche Bodenhaftung und denken nur noch in reinen Machtkategorien wie Zugang zum "Inner Circle", Postengeschacher und ideologisch verbrämtem Frontenaufbau.

      Kretschmann kommt mir eher als einer der - in diesem Sinne - "Besseren" rüber. Und dessen Meinung, auch zum "Wie" von Widerstand gegen die Mehrheitsmeinung, höre ich mir gerne an. Ich muss sie ja nicht teilen...

      • @Normalo:

        Hier kommt mir das Wort "Ideologie" bei Ihnen eher wie das konservative trojanische Pferd vor. So mal eben fein ein "ideologisch" oder "Ideologie" gesetzt, na, das lässt den eigenen Achtzylinder doch nicht so entbehrlich erscheinen. .. I.Ü. wiederhole ich gern, dass mir die Kolleg: innen, die die Welt den anderen Menschen im Mantel des juristischen Denkmusters erklären (wollen), als ziemlich arm erscheinen, um einmal schlimmere Wörter, wie womöglich "einfallslos" 👻, zu vermeiden.

        • @Gerhard Krause:

          Das war jetzt etwas sibyllinisch und persönlich gehalten. Zur Sache wäre mir lieber.

          In diesem Sinne: Ich weiß nicht, was daran so speziell "juristisch" an der Erkenntnis sein soll, dass man in einer Demokratie nie allein an der Macht ist, weil sie - teils gewollt, teils notgedrungen - nunmal immer auch Anderen Durchsetzungmöglichkeiten verleiht, die eigene Agenden haben und diese genauso dringend voranbringen wollen. Gleiches gilt, wenn man sich den politischen Betrieb von innen und außen anschaut und darüber nachdenkt, warum der eine Mensch, der sich Gestaltungsmöglichkeiten bemüht und auf diese Hindernisse trifft, so rum dreht und der andere andersrum: Was iust daran das "juristische" Denkmodell und - viel wichtiger: Was halten Sie für falsch am ERGEBNIS des Gedanken und warum?

    • @Petra Büscher:

      wäre gut, auf kluge und erfahrene Recken zu hören, als auf infantile Weihnachtsbaumspitzenabsäbler, die lediglich die Bevölkerung gegen Klimaschutz aufbringen.

  • 4G
    47351 (Profil gelöscht)

    Kaum äußert jemand, dass uns Defätismus nicht weiterbringt, schon werden die Defätisten wach.

    Gutes Interview, ich lege mich nicht wieder hin, sondern arbeite weiter.

  • Gutes Interview, danke TAZ. Noch eine Anmerkung zum Waschen. Seife zerstört die natürliche Fettschicht der Haut ( das ist ja das Prinzip von Seife), deshalb ist sparsamer Umgang mit Seife angesagt. Seife brauchen wir nur an zwei Stellen, Hände und unter den Achseln. Dort wirklich, besonders was die Hände betrifft, sonst nirgends.

    • @Konfusius:

      Sonst nirgends? Ehrlich? Mir würden noch ein zwei Stellen einfallen...

  • das einzige was mir dazu NOCH einfällt:



    ganz schnell das wahlrecht auf 16 absenken!!!!!!



    damit sich solch müde naive und verantwortungslose und heuschlerisch irrsinnige positionen nicht mehr an der macht halten!!!!

    • @Christian Will:

      Dann die volle Strafmündigkeit ebenfalls auf 16. Wer alt genug zum Wählen ist, muss auch alt genug für Verantwortung für sein Tun und Handeln sein.

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @Christian Will:

      Die junge Generation hat vielfach FDP gewählt.

  • Jaja, damals waren wir noch echte Kerle und sind für die richtigen Sachen auf die Strasse.

    Peinlich.

  • Auf so einen Schmalz triefenden Sermon, gibt es in der Heimat von Herrn Kretschmann nur eine allumfassende und konkrete Antwort:“Saudomm‘s G‘schwätz“.

  • Da hat wohl jemand nicht mitbekommen, dass der Teil der Jugend, die sich für ihre und die Zukunft ihrer Kinder engagiert, durchaus gut gebildet und noch nicht gänzlich von der Sorge um den Wirtschaftsstandort korrumpiert ist.



    Das politische und ökonomische Versagen der vergangenen 50 Jahre hat nicht nur zu einem Anstieg der CO₂-Konzentration in der Atmosphäre geführt, sondern auch zum Artensterben, wachsender Müllproduktion und sozialer Ungleichheit bei uns und weltweit. Es war ein kurzer Weg der Grünen, von "Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt" bis zu "Unsere Industrie braucht Klimaschutz!" und dem Jubel über das Sponsoring von 3,2 Mrd. (2022) und 3,1 Mrd. (2021) für schicke Akku- und Hybrid-Autos der Mittelschicht, den Milliarden für Eigenheimsanierungen (der Mittel- und Oberschicht) etc.



    Und nun soll diese Politik und Ökonomie weiter beschleunigt werden. Mit dem Energiemix, den wir gegenwärtig haben. Wohl an, ihr Alchemisten, Mystiker und Träumer von einem Perpetuum mobile!



    PS: Nicht einmal der Sauerteig für unser Brot lässt sich ohne das Entstehen von CO₂ herstellen. Aber die politischen Mystiker halten das für den Bau von neuen Industrieanlagen für möglich. Wir haben ein Bildungsproblem, allerdings nicht bei unserer Jugend!

  • Jetzt scheint auch klar, wo unser MP die ganzen 'Zitate der Welt' her hat: Von den Waschlappen die er geschenkt kriegt!



    Ansonsten.... Geld für alles da, insbesondere derzeit für bezahlbare Energie. nicht jedoch für konkreten Klimaschutz, da will man eine Start up Kultur etablieren im Land. Also mit wenig Geld möglichst viel Hoffnung verbreiten. Boshaft könnte man sagen: Hoffen auf die Zukunft. Er hätte sogar recht, hätten wir seine beschriebenen Aktivitäten 1990 genau so erlebt.



    In 2023 nicht. Zu langsam, zu wenig! Wo ist die Wärmewende, wo die Verkehrswende im Land BaWü?

    • @Tom Farmer:

      Mit guten Argumenten kommen Sie im Land der Dichter und Denker leider nicht weiter. Die parteipolitische Klasse spricht überwiegend eine andere Sprache: Amigo und seine Dialekte. 🤷 Z.B. wird der Satz in Hoch-Amigo "Nicht jeder steckt 'was ein." ins Deutsche übersetzt mit "Ich möchte gerne wiedergewählt werden, weil ich einen besseren Job niemals wieder bekommen werde.". 🤘

  • Die direkt neben dem Artikel tickende taz-CO2-Uhr ist eine Fata Morgana. Denn jeder ernst zunehmende Klimawissenschaftler kann an Hand der CO2-Verbrauchswerte Deutschlands und dem jeweils vorhandenen CO2-Budget und den CO2-Einsparungen seit vielen Jahren vorrechnen, dass das 1,5 Grad-Ziel selbst mit avancierten Maßnahmen nicht mehr erreichbar ist. Es kann nicht funktionieren!



    Die die Parteien beratenden Klimaexperten wissen das, aber die Parteien - einschließlich der Grünen - hängen das lieber nicht an die große Glocke. Lieber verkaufen sie wie Kretschmann ihren Wählern einen optimistischen, machbaren und nachhaltigen Kapitalismus, indem mit drei oder viermal so viel Windrädern, Elektroautos alles getan sei und ansonsten alles in der Wirtschaft mit einem nachhaltigen Anstrich, einigen Innovationen, so weiterlaufen könne.

    Das ist einzige große Lüge, die notwendig ist, denn ohne einige Prozent Wirtschaftswachstum im Jahr funktioniert das derzeitige Wirtschaftsmodell nicht.

    Voller falscher Unschuld behauptet Kretschmann, er verbiete keine SUV, aber weiß genau, dass Daimler-Benz mit riesigen Marketingbudgets den Anreiz für zu große Autos schafft, die fast dreimal so schwer sind, wie PKW in den achtziger Jahren und entsprechend mehr Ressourcen verbrauchen.



    Es war die Autoindustrie, die vor kriminellen Methoden nicht zurückschreckte, um ihr Diesel-Premiumverkaufsmodel zu retten und die mit ihren Lobbymillionen mehr Klimaschutz unter Schröder und Merkel in der Gesetzgebung in der BRD und der EU systematisch hintertrieb.

    In der Rückschau ein Verbrechen an der gesamten Menschheit.

    Der "Staat ist nicht die Mutti", ist eine obszöne, populistische Kampfansage, die klar macht, wohin die Reise bei den Grünen gehen soll: eine grüne, neoliberale Partei mit Anleihen bei der CDU.



    Nichts fürchtet diese Konstellation mehr, als dass die Letzte Generation die Wahrheit im Klimaschutz herausfindet, die allzu gerne kollektiv verdrängt wird. Zuletzt vom Bundespräsidenten.

  • Kretschmann ist ja schon ein intellektueller MP, mir gefiel seine Gesellschaftsanalyse zu Hochzeiten der Pandemie.



    Aber hier wirkt er schon recht arrogant, besserwisserisch und auch abgehoben.

  • Tja, in Baden-Württemberg sind die Grünen bekanntlich sehr speziell konservativ und ein 74 Jahre alter sturer Mann an der Spitze macht sie natürlich auch nicht progressiver.

    Um nicht daran zu verzweifeln, muss man es so sehen, dass es mit der CDU an der Regierung nur noch schlimmer wäre...

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    Immer diese nervige letzte Generation,obwohl doch Alles so knorke läuft. Solche Ignoranten, die sollen das doch einfach den Profis überlassen, gelle?



    Gähn. Ich leg mich wieder hin.

  • Mal kurz gefaßt: Die Bevölkerung ist auch nicht der Lieferservice für unsinnige Begehrlichkeiten der Politik. Nachdem infolge einer langen Kette politischer Fehlentscheidungen und Untätigkeiten die Verwerfungen in Deutschland extrem geworden sind, muß es sich der "Staat", d.h. die Bundesregierung, die Länderregierungen und die kommunale Politik durchaus gefallen lassen, zumindest als Lieferservice für das betrachtet zu werden, für das zwar in Form von Steuern und Abgaben kräftig kassiert wurde, aber bislang leider nicht geliefert wurde.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Da hatte ich mir nach Rotwein-Genuss an Weihnachten vorgenommen, bis Silvester nur noch zu blödeln - und schon bin ich in schlechter Gesellschaft:



    „ Angela Merkel ist mir da ein Beispiel, dass man besser die Finger davon lässt. [….] Sie hat nichts geregelt und die Union hat dann die Wahl nach Merkel krachend verloren. [….] Ihre Versuche mit Kramp-Karrenbauer sind schiefgegangen, das meine ich.[….] Zum Beispiel gebe ich meinen Ministern lange Leine. Jeder kann sich profilieren. Aber es sind ja noch dreieinhalb Jahre hin und ich habe noch einiges vor.[….] Sie haben unlängst in der Energiesparfrage erwähnt, dass Sie persönlich auch mal einen Waschlappen benutzen. Die anschließende Gaga-Empörungs-Diskussion hat gezeigt, wie schwierig es ist, von Leuten irgendeine Art von republikanischer Verantwortung einzufordern. Was lernt man da jetzt daraus?“



    „Ich habe noch einiges vor.“ Eine Drohung zum Jahresschluss. [….]Republikanisch. Klar. Protestantisch kann der MP ja nicht. Rein tonn katolsch waarn.

  • Der Staat: Menschen sollen sich um sich selbst kümmern!



    Auch der Staat: *verbaut Menschen die Chance sich um sich selbst zu kümmern*

    Ich hab nämlich noch nie erlebt, dass die ArGe oder das Asozialamt Leute aktiv dabei unterstützt hätte aus dem Hartz-Strudel herauszukommen.

    Und was heißt hier 'herumfahren'? Wenn Überreiche überall ungehindert mit ihren blöden Privatjets hinfliegen können, dann darf ich doch wohl meine täglich notwendigen Strecken zurücklegen und ab und zu Tagesausflüge machen dürfen ohne dafür fast mein gesamtes Nettoeinkommen aus dem Fenster werfen zu müssen - nur damit dann die Bahn nicht mal kommt. Oder es gar keine Infrastruktur gibt.

  • Danke!



    Ein kluger Mann.



    Er spricht mir in Vielem aus der Seele und ich denke,wenn sich der Bund an Baden Württemberg orientiert, ist das nicht verkehrt.



    Das glit natürlich nicht für den Koalitionspartner.

    • @Philippo1000:

      Wenn sich der Bund an BW orientiert, tut sich jedenfalls bei EE gar nix. Dafür gibt's aber vielleicht ne schicke Kampagne "The Bund". Und haufenweise Zitate, wenn einem selbst keine Argumente mehr einfallen. Ganz ehrlich: Grün in BW ist nicht so der Hammer.

  • Ach Herr Kretschmann darf hier bella figura machen. Genauso so wie das Interview mit Herrn Schäuble, hat die taz aber auch eine Chance verpasst, die Interviewten durch gute Vorbereitung der Fragen ein wenig in die Enge zu treiben. Warum wird Herr Kretschmann nicht mit der Nase darauf gestoßen, dass Deutschland eben nicht on track ist die Pariser Klimaziele zu erreichen? Ausserparlamentarische Opposition muss immer unangenehm sein, sonst kann sie es gleich lassen. Die unerträgliche Arroganz, mit der Herr Kretschmann die Letzte Generation abkanzelt, ist genau die gleiche, mit der die Anti AKW Bewegung von der Union, FDP und SPD als Freaks, Störer und Spinner, kriminelle etc. abgetan wurden. Und es gibt sehr viele Indizien, dass die Gefahr, die ein Klimawandel, wie wir ihn aller Voraussicht nach erleben werden, viel gefährlicher ist, als eine Kernschmelze hier oder da.

    Wie Mensch auch an seiner Empfehlung für OB Kandidaten merkt: Seid opportunistisch, biedert euch an und nebenbei ein bisschen Klimaschutz. Etwas Xenophobie und anti-wokeness hier (Boris) oder auf die "Unterschichten" herabschauen (s.o.).

    On the other hand: was kann Mensch auch von einem Ministerpräsident aus BaWü erwarten.

    • @diapontisch:

      Kretschmann konnte die CDU in BW nur ablösen, weil er ihnen in vielem näher steht als seiner eigenen Partei.

    • @diapontisch:

      Was Herr Kretschmann versucht zu sagen und was Sie wie viele Umweltaktivisten einfach nicht verstehen wollen, sind die Realitäten einer parlamentarischen Demokratie. Politik als ewiger Kompromiss, die Aushandlung von Mehrheiten, Real und Machtpoltik usw. Jedem muss klar sein, dass dabei hin und wieder in saure Äpfel gebissen werden muss um praktische Ergebnisse zu bekommen. Eine Idee, sei sie auch noch so berechtigt, edel und weise, ist eben keine gute Idee wenn die Chance einer Mehrheit in der Bevölkerung gegen Null geht. Sich endlich um das Machbare kümmern statt endlosem Theoriegewichse.



      Ich lese bei der letzten Generation und anderen Aktivisten im Subtext immer die Ablehnung demokratischer Systeme und deren Unzulänglichkeiten heraus. Im Endeffekt ist das eigene Handeln für die Sache sogar kontraproduktiv, aber das schert die Betroffenen Null, weil das System der Meinungsfindung innerlich abgelehnt wird. Ich nehme an, die einzige Lösung wäre aktuell eine Regierung aus Wissenschaftlern und Experten die schnell und wirksame Klimaschutzmaßnahmen auch gegen den Willen der Mehrheitsbevölkerung effizient umsetzt? Der Nachteil einer Demokratie gegenüber der Tyrannis ist ja ein ausgiebig diskutiertes Thema in der alten griechischen Philosophie. Die Frage ist aber immer noch sehr aktuell wie wir gerade sehen.

      • @Šarru-kīnu:

        Die Letzte Generation lehnt demokratische Systeme nicht ab, sondern weist darauf hin, dass es keine mehr geben wird, wenn nicht entschiedener gegen die Erderhitzung gehandelt wird. Wenn extremes Wetter für Ernteausfälle sorgt und Teile der Erde unbewohnbar werden, gibt es Chaos und Verteilungskämpfe statt Demokratie.

      • @Šarru-kīnu:

        Ich finde, da muss man wirklich nicht so ein großes Fass aufmachen wie Demokratie vs. Tyrannei. Protestbewegungen bringen eine Position in den demokratischen Diskurs ein, in diesem Fall mit einer sehr großen Dringlichkeit, weil sie den Eindruck haben, dass politisch und gesellschaftlichlich durchsetzbare und zum Teil auch schon beschlossene Dinge nicht umgesetzt werden. Dazu kommt ihre nicht ganz von der Hand zu weisende Wahrnehmung: Die Frage, ob der globalen Bedrohung der Lebensgrundlagen durch wirksame Maßnahmen begegnet werden soll, demokratisch innerhalb eines Staates zu entscheiden, ist zumindest diskutabel. Abgesehen davon, dass wir uns als Staat und Gesellschaft dazu ja bereits verpflichtet haben.

        Mit dem Subtext haben Sie sicher recht, ich war auch irritiert von der Unmittelbarkeit, mit der sehr konkrete Einzelmaßnahmen gefordert wurden (zunächst nur ein Lebensmittelrettungsgesetz, das habe ich überhaupt nicht verstanden) mit der Ankündigung, so lange kleben zu bleiben, bis die Forderung erfüllt wird. Da fehlt(e) es mir auch an Dialogbereitschaft mit dem Rest der Welt, und Dialog führt ja dann oft auch dazu, die eigenen Argumente zu schärfen und verständlicher zu werden.

        Trotzdem meine Frage: Ist es die Aufgabe grüner Politiker:innen oder eines Bundespräsidenten, diejenigen abzukanzeln, die eine entschlossenere Umsetzung der selbstgesetzten Ziele fordert? Oder diejenigen zu unterstützen, mitzunehmen und zu überzeugen, das Gefühl haben, ihnen solle etwas aufgezwungen werden?

        Und noch anders gefragt: Ist es die Aufgabe der Politik, die Bevölkerung beim Umbau von Wirtschaft, Verkehr etc. zu unterstützen, mitzunehmen und zu überzeugen? Oder die Aufgabe der LG?

    • @diapontisch:

      Sehr schön auf den Punkt gebracht.

    • @diapontisch:

      aber hallo!!!!



      die interviews mit den "eliten" müssten weitaus schärfer geführt werden!!!!

    • @diapontisch:

      Deutschland ist nicht "on track", weil man nicht jeden Tag dreizigtausend Tonnen Beton in die Erde kippen kann, um 10 Gigawatt Windmühlen pro Jahr bauen zu können. Dafür gibt es Indizien, on the other hand sozusagen.

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @diapontisch:

      Dem kann ich nur zustimmen!

    • @diapontisch:

      Ach so ? Koalitionen schmieden heißt also anbiedern?



      Sie haben ja eine interessante Vorstellung von Demokratie.



      Wenn Viele auf einen Nenner gebracht werden sollen, braucht es eben Kompromisse.



      Maximalforderungen stellen ist einfach. Ergebnisse und Kompromisse finden ist Arbeit, das ist etwas schwieriger als UHU.

    • @diapontisch:

      Eben - anschließe mich •

      • @Lowandorder:

        wobei man sich auch klar machen muss: Im Gegensatz zur Bundespartei haben die Grünen klug besetzt. Verkehr, Finanzen, Umwelt. Damit lässt sich vieles erreichen.



        Und ich kann bestätigen, dass zumindest im ÖPNV und beim Baurecht wirklich etwas PASSIERT seit die Grünen dran sind.



        Die Bundesregierung indessen....nun, hat LNG-Gas mit schlechter Klimabilanz gekauft, weil man von den Russen nicht kaufen will.

        • @Kartöfellchen:

          Allerdings hat der Verkehrsminister, den ich eigentlich nicht schlecht finde, einige Skandälchen wegen Subventionen an Parteifreunde am Hals, deren Vergabe eben nicht offen waren. So etwas dürfte nicht passieren. Und Kretsche könnte gehen, weil der ist etwas zu arrogant, abgehoben, autoritär und verteidigt immer den Strobl.

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    "Es gibt bei uns Dörfer, die aus eigenem Antrieb ihr ganzes Dorf klimaneutral heizen."

    Es gibt auch Dörfer, die klimaneutrale Nahwärmenetze oder Windkraftanlagen nur deshalb nicht realisieren können, weil es einen Staat gibt, der solche Projekte mit diskrimierenden Vorschriften verhindert. Im Auftrag der fossilen Nutznießer.



    Früher hätte man sich als Lösung die Wahl der Grünen vorstellen können. Heute sehen wir in BW, das es dort mit EE noch trostloser aussieht als im schwarz-regierten Norden.

  • Na Servus

    Den Hintern im Warmen & Stichwortgeber der Kategorie Hofberichterstattungsschranzen!



    Was soll da anders rausschaun als dünner selbstgefälliger Spätzleschmarrn!



    Gellewelle - alles aber tipitoppi - Gut Gekehrwocht! “Hauptsache!“ - HDH •



    Und wo dieser Herr Persetter sich doch subobtimal zu Hannah Arendt zu versteigen wagt! Vergiß es Alter - Ex K&K-Schrägschisser! “Einmal K immer K! Farbe egal!“ Gelle.



    Angesagt ist nämlich vielmehr Hannah Arendts: “Denken ohne Geländer“ - Gellewelle!



    But! Davon sind uns Kretsche wie seine Adlati - Lichtjahre entfernt! Woll.



    Aber sowas von! Ohne anmaßend zu sein!;)) - 🙀🙃🥳 - Newahr.



    Na - Aber Si‘cher dat. Dat wüßt ich ever. Da mähtste nix.



    Normal •

    Na Mahlzeit

    • @Lowandorder:

      Och, dem Spezi für Selbstgefälligkeit und Geländerdenken, dem Arno-Schmidt - für Arme - Leserbriefschreiber - sei gesagt:



      "Was hier helfen kann - und das ist die wichtige Botschaft von Arendts Vorlesung -, ist einerseits sokratische Bescheidenheit, einzusehen, dass man selbst auch dem dokei moi, dem "wie mir scheint", unterworfen ist. Auch man selbst kann die Wirklichkeit nur aus der eigenen Stellung in der Welt heraus sehen. Andererseits ist es die Anerkennung des anderen und dessen doxa. Und drittens schließlich, für den Politiker, die Aufgabe, seine Politik nicht primär an seiner eigenen Überzeugung oder der seiner Wähler zu orientieren, sondern als "Staatsmann" zu versuchen zwischen den unterschiedlichen Wirklichkeiten und Meinungen der Bürger zu vermitteln und die Politik daran auszurichten."

      • @Berrybell:

        Och härm! Immer gern.

    • @Lowandorder:

      Ja, man kann Menschen mit Respekt begegnen, oder es sich zum Lebensinhalt machen, das Gegenteil zu tun.



      Ob man damit eher respektiert wird?

      • @Philippo1000:

        Klar - bei Philippi sehen wir uns wieder!



        Ansonsten aber - bin ich da im Wort



        “Doch ist ne Frechheit! Und aus dir wird nie ein feiner Mensch!“ befand einst mein letzter Klassenlehrer - über seinen Lieblingsschüler!



        Und da möchte ich den ollen KLeu doch nicht enttäuschen! Woll.



        In der Tat aber - nicht immer einfach!



        Wie aber hier doch leicht •

    • @Lowandorder:

      "Was soll da anders rausschaun als dünner selbstgefälliger Spätzleschmarrn!"

      Will man einen Verriss starten so sollten da schon mindestens ein paar Fettaugen im Wasser schwimmen, Pures H2O wirkt selten überzeugend oder verständlich.

      • @Rudolf Fissner:

        Sach mal so: mir reicht Hannah Arendt -



        Die Fettaugen auf der Weser überlaß ich ganz ehna. Gellewelle&Wollnichtwoll.

      • @Rudolf Fissner:

        Kretsche hat in seinen Aussagen recht. Unser staatsgläubige Bevölkerung verlässt sich gerne bequem auf die Politik. Jeder sollte sich mal an die eigene Nase fassen. Wie heize ich meine Bude, habe ich mein Urlaubsgeld oder üppige Rente in die Sanierung gesteckt oder wie gestalte ich mein tägliches Leben. Die Flughäfen sind voll und die Autos werden immer größer. Schaut mal in die Einkaufswagen unserer Bürger. Das ist die Realität. Ansonsten jammern auf hohem Niveau und alle Anderen für die Misere verantwortlich machen.

        • @Klempner Karl:

          Ich denke, dass es nicht Staatsgläubigkeit ist, sondern Resignation. .. Übrigens ist mein Einkaufswagen dünner geworden, ich gärtnere. .. Die anderen (Leute) leiden an Hirnschwund und/oder dem Stockholm Syndrom. Bitte also mit mir nicht gleichsetzen. Danke.

        • @Klempner Karl:

          Der Staat ist doch selbst schuld. Wer so viele Steuern und Abgaben vom Volk will, der muss dafür auch was leisten.