Vorsitz der UN-Vollversammlung: Und jetzt alle zusammen: Annalena Baerbock for President!
Die scheidende Bundesaußenministerin strebt nach den miesen Wahlergebnissen der Grünen einen neuen Posten in New York an. Warum eigentlich nicht?

I ch unterstütze schon aus Nachhaltigkeitsgründen, dass Annalena Baerbock Präsidentin der UN-Generalversammlung in New York wird. Wo bitteschön, wenn nicht auf der großen internationalen Bühne, sollten denn künftig die vielen Designer-Outfits der Noch-Außenministerin aufgetragen werden? Im Plenum des Bundestages etwa, wo sie viele davon schon mal getragen hat? In Ausschusssitzungen oder auf Elternabenden? Nein, nein!
Das Patriarchat begegnet diesen weiblich gelesenen Zukunftsfragen natürlich mit der üblichen Ahnungslosigkeit. Markus Lanz etwa echauffierte sich erst vor wenigen Tagen, dass Baerbock einer anderen Frau, der Spitzendiplomatin Helga Schmid, den Job bei der Uno weggeschnappt hätte. Und findet das unfeministisch.
Wie meistens, wenn Lanz und seine Geschlechtsgenossen plötzlich und erwartet von ihren feministischen Überzeugungen übermannt werden, versagt ihnen das Langzeitgedächtnis. Denn dass Baerbock nur Frauen die Karriere versaut, kann man ihr nun wirklich nicht vorwerfen. Schließlich hat sie auch schon Robert Habeck seine anvisierte Kanzlerkandidatur 2021 vermasselt. Wer wollte da bestreiten, dass Baerbock sich die Geschlechtergerechtigkeit in großen Buchstaben auf die Fahnen geschrieben hat?
Was soll zudem aus ihren very good Inglisch-Kenntnissen werden, wenn sie nicht in Übung bleibt? Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte der umfassende Lernprozess keinesfalls unterbrochen werden. Zumal Baerbock ihren Töchtern mit einem New-York-Aufenthalt die Möglichkeit eröffnet, des Englischen besser mächtig zu werden, als es ihr je gelingen wird. Der Kindsvater muss allerdings leider zu Hause in Potsdam bleiben. Man kann es ja auch nicht jedem Mann recht machen, und einer muss schließlich den Rasen mähen.
In der UN-Vollversammlung würde es unter Baerbocks Leitung überdies sicher unterhaltsamer werden als bisher. Sie könnte beispielsweise chinesische Vertreter mit „ich erteile den Handlangern des Diktators Xi Jinping das Wort“ aufrufen. Oder den russischen Diplomaten kaputte Mikrofone zuweisen. Eine Frauenquote bei den Redebeiträgen einführen.
Internationale Diplomatie würde verbaerbockt. Kein höfliches Geschwurbel mehr, sondern beherztes Anecken, wo immer sich die Gelegenheit bietet. Great! Baerbock for President!
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