Gender-Verbot an Unis und Behörden: Verbotspartei CSU
An bayerischen Schulen, Hochschulen und Behörden darf nicht mehr gegendert werden. Strafen in Schulen sind nicht geplant. Ein überflüssiges Verbot.
M arkus Söder liefert. Im Dezember hat er es in einer Regierungserklärung angekündigt, und schon jetzt wird es umgesetzt: das bayerische Genderverbot. In den Schulen, Hochschulen und der Verwaltung des Freistaats darf künftig nicht mehr mittels Satzzeichen oder Großbuchstaben im Wortinneren gegendert werden. Freundlicherweise hat der Ministerpräsident selbst auch gleich die Kommentierung der neuen Vorschrift mitgeliefert.
Man braucht sie sich nur aus den diversen Bierzeltreden des vergangenen Jahres zusammenzuklauben, dann lautet sie ungefähr so: Wir brauchen keine ideologisch motivierte Sprachpolizei, und eine Verbotspartei wie die CSU passt einfach nicht zu Bayern; hier lebt man schließlich die Liberalitas Bavariae: Leben und leben lassen, sprechen und sprechen lassen! Okay, „CSU“ hat er jetzt nicht wirklich gesagt, sondern „Grüne“.
Aber die kleine sprachliche Anpassung sei gestattet, erhöht sie doch den Wahrheitsgehalt der Aussage ungemein. Das Verbot sagt mehr über seinen Urheber aus als über Bayern. Denn das wird durch die Neuregelung natürlich genauso wenig untergehen wie das Abendland. Und auch im Schulalltag wird sich wenig ändern. Lehrerinnen und Lehrer, die reihenweise schlechte Noten wegen nicht gegenderter Aufsätze vergeben haben, gab es zwar in manchen CSU-Phantasien, nicht aber im real existierenden Klassenzimmer.
Sehr viele extrem engagierte Lehrkräfte in Bayern haben schon immer einen großartigen Unterricht gemacht – weniger dank, mehr trotz der Vorgaben der Staatsregierung. Und immerhin haben sich Befürchtungen nicht bewahrheitet, dass Schülerinnen und Schüler, die zu Gendersternchen greifen, künftig schlechter bewertet würden – wie das in Schleswig-Holstein, Sachsen oder Sachsen-Anhalt der Fall ist, wo bereits strengere Genderverbote gelten.
Es gibt gute Gründe gegen das Gendern, es gibt auch gute Gründe dafür. Und es gibt gute Gründe gegen überflüssige ideologische Verbote. Dafür? Gibt es keine.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr