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Junge Menschen in der ArbeitsweltWir sollten noch weniger arbeiten!

Nicole Opitz
Kommentar von Nicole Opitz

Unsere Eltern konnten sich von ihrer Lohnarbeit vielleicht mal ein Reihenhaus kaufen – das ist vorbei. Liebe Ältere, zeigt mal mehr Solidarität.

Die Jugend ist faul, respektlos und hat keine Lust zu arbeiten. Das ist eine 2000 Jahre alte Weisheit Foto: Westend61/imago

E s war vielleicht in der 6. Klasse, da schrieb eine meiner Lehrer:in­nen an die Tafel: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ – „Was glaubt ihr, wie alt das Zitat ist?“, fragte die Lehrkraft. Ich erinnere mich daran, wie erstaunt wir waren, dass das Zitat von Sokrates stammt und 2.000 Jahre alt ist. Ich wünschte, ich könnte erzählen, dass wir danach die Beine auf den Tisch gelegt haben. Aber der Unterricht ging ganz normal weiter.

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Das Zitat von Sokrates geht dieser Tage auch durch die Kommentarspalten der taz, denn vergangene Woche schrieb eine Kollegin an der gleichen Stelle, dass die „Jungen“ nicht mehr arbeiten wollen und meinte damit vor allem Millennials – also Menschen, die um die Jahrtausendwende geboren wurden. Sie wollten Freizeit, Freiheit, Homeoffice und dazu noch flexible Arbeitszeiten.

Das Echo auf den Text war groß – Wut, Verwunderung und Zuspruch, es war alles dabei. Am Mittwoch gab es auf dem Forum Reddit in vier Subreddits Diskussionsposts zum Thema mit mehr als 900 Kommentaren. Ich glaube, dass im Sokrates-Zitat der Kern dessen steckt, woran viele schier verzweifeln: Manchen Boomern fehlt der Perspektivwechsel. Die Lebensrealität aus der Jugend der Älteren ist nicht vergleichbar mit der gegenwärtigen Wirklichkeit. Anders gesagt: Das Arbeitsmodell aus dem 20. Jahrhundert passt nicht zum Leben des 21. Jahrhunderts. Trotzdem läuft es seit Jahrzehnten irgendwie gleich mit der 40-Stunden-Woche, aber auf die komme ich später nochmal zurück.

Unsere Eltern konnten sich von ihrer Lohnarbeit vielleicht mal ein Reihenhaus kaufen. Für mich ist das so schwer vorstellbar, ich hämmere es mehrmals in die Tastatur, weil meine Finger „Wohnung“ statt „Reihenhaus“ tippen. Dabei können sich viele Millennials auch keine Wohnung leisten. Der Begriff Millennial an sich ist übrigens nicht unproblematisch, weil ich da als vergleichsweise privilegierte weiße Journalistin genauso drunter falle wie eine schwarze Person, die im strukturell rassistischen Deutschland ganz anderen Herausforderungen gegenübersteht.

Warum gibt es eigentlich die 40-Stunden-Woche noch?

Laut Statistik verdient dieses Konstrukt „Millennial“ zwar mehr als die Menschen in allen Generationen vor ihm – gestiegene Lebenshaltungskosten und die Inflation sorgen aber dafür, dass Millennials durchschnittlich weniger davon haben. In den USA sind Boomer laut Business Insider zehn Mal so reich wie die Generation Jahrtausendwende.

Viele fragen sich: Warum Überstunden machen für einen Job, der uns nicht mehr geben kann, was unsere Eltern wollten? Zudem wissen wir inzwischen, dass zu viel Lohnarbeit krank macht – laut dem DAK-Gesundheitsreport haben 8,6 Millionen Menschen ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko durch eine psychische Erkrankung oder arbeitsbedingten Stress.

Im Jahr 2021 machten Ar­beit­neh­me­r:in­nen laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken etwa 1,3 Milliarden Überstunden. Etwa 700 Millionen davon wurden nicht bezahlt – und Betriebe profitieren davon mit einem zweistelligen Milliardenbetrag. Besonders profitieren sie von Arbeitnehmer:innen, die befristet angestellt sind. Im Homeoffice sammeln die meisten etwa vier Überstunden pro Woche, im Büro „nur“ 2,7. Auch unter den vielen Überstunden leiden Beschäftigte: So schreibt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin davon, dass „die Variabilität der Arbeitszeit als ungünstig für die Gesundheit von Beschäftigten zu bewerten“ sei. Und: „Die Arbeit findet dann häufig zu ungünstigen Zeiten statt, worunter auch die soziale Strukturierung des Lebens leiden kann.“

Anders gesagt: Der Kinoabend mit Freun­d:in­nen wird verschoben, weil etwas auf der Arbeit nicht ohne Überstunden funktioniert. Viele machen das nicht mehr mit, einige Jour­na­lis­t:in­nen schreiben schon über „quiet quitting“, einen angeblichen Trend, bei dem die Ar­beit­neh­me­r:in­nen nicht mehr machen, als von ihnen verlangt wird. Für mich klingt allein schon die Bezeichnung nach Arbeitgeber:innen-Perspektive. Warum sollte es denn nicht okay sein, wenn man nicht mehr Aufgaben macht, als bezahlt werden?

Ich glaube nicht daran, dass sich unablässig produktiv arbeiten lässt. Das Gehirn braucht Pausen. Und: Arbeit kann Sinn schaffen, für manche Menschen sogar Lebenssinn sein, sie muss es aber nicht. Für viele ist es einfach der Weg, die in den letzten Jahren gestiegenen Lebenskosten zu bezahlen, und dafür macht man nicht alles mit, was Ar­beit­ge­be­r:in­nen von einem wollen. Sie arbeiten, um zu leben, nicht umgekehrt.

Zumal Fachkräftemangel herrscht und die Verhandlungsposition junger, einigermaßen okay ausgebildeter Menschen so gut ist wie seit Jahren nicht mehr. Hat uns der Kapitalismus nicht gelehrt, dass das Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen? Na also: deal with it!

Eigentlich sollten wir Millennials aus dieser Position der Stärke sogar viel mehr fordern. Warum gibt es eigentlich die 40-Stunden-Woche noch?

Das Arbeitsmodell hat sich in Deutschland jahrzehntelang nicht verändert. In den 1950ern machte der DGB eine Kampagne zur Einführung der Fünftagewoche in Westdeutschland. Der Slogan: „Samstags gehört Vati mir.“ Patriarchaler geht es kaum, entsprechend kam die 40-Stunden-Woche vor allem für Männer. Frauen arbeiteten natürlich weiter länger: Sie kochten, spielten mit den Kindern, saugten, wischten, organisierten die Freizeit. In Ostdeutschland erledigten die Frauen all das nach ihrer Lohnarbeit.

Frauen hielten damals wie heute den Männern den Rücken frei, damit sie sich voll und ganz auf die Lohnarbeit konzentrieren können. Auf dieses Leben haben zum Glück immer weniger Menschen Lust. Die 40-Stunden-Woche muss weg.

Statt zu schimpfen, könnten Ältere sich freuen

Seit Mitte Juni 2022 testen in Großbritannien über 70 Firmen mit rund 3.300 Ar­beit­neh­me­r:in­nen die Vier-Tage-Woche bei vollem Gehalt. Inzwischen gibt es erste Ergebnisse, und die sagen: So zu arbeiten, hat keine negativen Auswirkungen auf die Produktivität, mancherorts ist man sogar noch produktiver.

Doch wer Sorgearbeit leistet, dem kann auch eine Vier-Tage-Woche zu viel sein. Die Soziologin Frigga Haug – kein Millennial, sondern Jahrgang 1937 – ging noch weiter in der „Vier-in-einem-Pespektive“: Bei acht Stunden Schlaf am Tag bleiben 16 wache Stunden, in denen man vier Stunden für Lohnarbeit, vier Stunden für Sorgearbeit, vier Stunden für Müßiggang und Kreativität und vier Stunden für zivilgesellschaftliches und politisches Engagement aufwendet.

Ihre Idee besteht bis heute: Beim vergangenen feministischen Kampftag präsentierte die Vier-Stunden-Liga an der Volksbühne die Vorstellung von vier Stunden Lohnarbeit bei vollem Lohn. Ich war mit einer Freundin dort, die mit den Schultern zuckte, sie wusste schon Bescheid: „Ich war neulich bei einen Vortrag von ihnen“, erzählt sie. Klar! Sie ist gut informiert, setzt sich in ihrer Freizeit in verschiedenen Formen fürs Klima und Geflüchtete ein, rettet Lebensmittel – und hat für all das Zeit, weil sie nicht in Vollzeit arbeitet.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

„Ich habe von den jungen Kollegen gelernt und bin nicht mehr im 40h-Knast. Je älter ich werde, desto wichtiger erscheint mir Zeit, die will ich nicht auf Arbeit verbringen“, schreibt ein:e Reddit-User:in zum Arbeitszeit-Artikel der Kollegin von vergangener Woche.

Genau, das trifft es. Wenn jüngere Leute schon dafür kämpfen, dass die Verhältnisse am Arbeitsplatz besser werden, dann könnte man als ältere Generation doch auch mal dankbar sein oder sich sogar solidarisch zeigen und mitmachen bei der Verschönerung des Lebens. Sokrates ist seit 2000 Jahren tot. Es wird Zeit für was anderes.

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Nicole Opitz
Redakteurin
Seit 2019 bei der taz. Interessiert sich vor allem für Feminismus, Gesundheit & soziale Ungleichheit. BVHK-Journalismuspreis 2023.
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126 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.   

  • Der Generationenkonflikt ist natürlich immer da und richtig, damit die Jungen Ihte Position finden. Der Kommentar reisst aber zu viele Teilargumente an, Gleichberechtigung, gerechte Bezahlung da kommt man kaum hinterher. Nach regelmäßigen Untersuchungen ist das Ausbildungsniveau heute oft niedriger als früher. Die schulische Ausbildung soll keinen mehr zurücklassen und damit wurden die Anforderungen in der Breite verringert. Das Ziel ist nicht schlecht, das Ergebnis sollte man aber auch zu Kenntnis nehmen. Die Arbietszeitverkürzung führt bei gleicher Leistung zu einer Verdichtung und daher mehr Stress am Arbeitsplatz. Wir haben aktuell Fachkräftemangel, weitere Verkürzung der Arbeitszeit erhöht den Mangel. Durch Zuzug das Problem zu lösen ist doch Illusion. Deutschland muss eigenständig die demografischen Probleme und den Fachkräftebedarf lösen. Alles Andere ist eine Form von Kolonialismus. Der erreichte Wohlstand ist ein Problem für das Eigenheim. Immer weniger sind bereit für das Eigenheim auf andere Angebote zu verzichten. Für Ältere war es ein zentrales Lebensziel einen Baum zu pflanzen , Kinder zu bekommen und ein Haus zu bauen. Da war oft kein Platz für ein Auto oder Urlaub. Falls die Produktion automatisiert ist, werden immer noch genug Aufgaben für Menschen da sein. Ärzte, Pfleger, Automatenbauer, Politiker, Journalisten usw.

  • Sie haben in der Zustandsbeschreibung vollkommen Recht. Das liegt aber nicht an "den Boomern", sondern daran, dass wir seit Ende der 70er Jahre, verschärft seit den 90er Jahren einen Übergang vom fordistischen zum neoliberalen Kapitalismusmodell hatten. In den 70er und auch noch 80er Jahren war es noch nicht so üblich, bis zum Umfallen zu arbeiten und die Gesellschaft war (v.a. in den 70errn) nicht nur auf mehr Wirtschaftsdemokratie, Verteilungsgerechtigkeit und weniger entfremdete Arbeit orientiert, sondern auch auf kürzere Arbeitszeiten (35 Std Woche war auch für ÖTV eine Forderung in den 80ern). Die Vorstellung, dass wir bei wachsendem gesamtgesellschaftlichen Wohlstand trotzdem alle mehr und länger arbeiten müssen, weil die gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsgewinne nur noch der Kapitalseite zugute kommen sollen (Angebotspolitik über alles!) breitete sich erst mit dem neoliberalen Rollback aus. Der Vorwurf müsste letztlich an die frühen Boomer (und späte Nachkriegsgeneration) gehen, diesen Rollback nicht entschlossen verhindert zu haben. Und hier besonders an die Gewerkschaften, vermeintliche Arbeiterparteien (SPD) und an die Grünen. Den Geist kriegen wir aber leider nicht in die Flasche zurück.

  • Dieser Beitrag reicht in meinen Augen nicht weit genug.



    Will man sich heute ein Reihenhaus leisten, so reicht dafür das Einkommen eines Vollzeit-AN häufig schon nicht mehr aus, selbst wenn dieser einen akademischen Grad erworben hat.



    Für ein einigermaßen bewohnbares Häuschen sind heute schon vielfach zwei Einkommen mit insgesamt mindestens 70 Wochenarbeitsstunden erforderlich und ich rede dabei nicht von einem Neubau im Zentrum im Zentrum von Frankfurt. Nein, ein Häuschen aus den späten 70ern in einer Kleinstadt.



    Ich bin ein solcher Akademiker (mit zielführender und grundständiger Ausbildung). Meine Partnerin ebenfalls.



    Meine Eltern (Fabrikarbeiter und Verkäuferin, beide ohne abgeschlossene Berufsausbildung) konnten uns Kinder in einem großen Haus großziehen, welches sie nicht etwa geerbt, sondern erarbeitet haben. Meine Mutter konnte und ordentlich großziehen und ist lediglich für wenige Stunden in der Woche nicht für uns verfügbar gewesen (Arbeit!). Da gab es keine Kita! Uns hat es dennoch an nichts gefehlt.



    Heute sollen dafür schon zwei Einkommen zweier gut ausgebildeter Menschen nicht mehr ausreichen (guter Studienabschluss, grundständiges Studium und ein guter Lebenslauf!)

  • 4-Tage-Woche: "So zu arbeiten, hat keine negativen Auswirkungen auf die Produktivität, mancherorts ist man sogar noch produktiver."

    Ja natürlich! Die Produktivität beschreibt vereinfacht gesagt Output pro Input. Und wenn ich nur vier Tage arbeite, dann arbeite ich natürlich intensiver. Habe ja viel mehr Energie und Motivation.

    Aber das Zitat suggeriert, dass der Output in absoluten Werten gleich bleibt oder sogar steigt. Und das sagt die Studie nicht. Wer 20% weniger arbeitet aber in dieser Zeit dann 10% mehr pro Stunde schafft, hat am Ende der Woche trotzdem weniger abgeliefert.

  • Wer vor 30 Jahren über Grundeinkommen reden wollte, war nur ein Spinner. So war ich ein Spinner. Wer über Politik reden will, die eine Vision hat, dass wir zum Ziel haben, dass bis 2050 fast alles automatisiert ist, dass keiner mehr arbeiten "muss" ist ein..?



    Was spricht dagegen? Es ist unsere Welt unsere Gesellschaft.

    • @Thomas Derrek:

      Wer über ein BGE im Kapitalismus redet, ist auch heute noch ein Spinner. Lesen mal die Berechnungen zum Konzept der BGE Verfechter der PdL: grundeinkommen-kritik.org/



      Eine Welt, in der fast alles automatisiert, und Arbeit überflüssig ist, wäre grds schön. Im Kapitalismus wäre das aber die reine Dystopie. Wenn wir nicht vorher die Produktionsverhältnisse ändern, wird das für die große Masse übel enden. Denn 1500 Euro sind erstmal nur ein Nominalwert. Daraus können real schnell 1000, 800 oder 500 werden.

  • Zunächst einmal: das Zitat am Anfang des Artikels stammt nicht von Sokrates, manchmal wird es auch Platon zugeschrieben. Fakt ist, dass es keinem der antiken Griechen zuzuordnen ist. Er erschien das erste Mal 1907 in einer Dissertation von Kenneth John Freeman in Cambridge. (falschzitate.blogs...ge-den-luxus.html).



    Dann zum Perspektivwechsel: schon Rudi Dutschke (!) kritisierte in den 60ern die wöchentliche Arbeitszeit, und forderte eine deutliche Verringerung. Auch war in den 70ern/80ern lange Zeit die 35-Stundenwoche eine Forderung der Gewerkschaften. Das ist also alles, nur absolut nicht neu und auch Boomern, wenn sie nicht gerade ihr Leben lang verschlafen haben, ein Begriff.



    Weiter: auch heute kann man sich noch durchaus von Lohnarbeit ein Reihenhaus leisten, wenn man es richtig anstellt. Aber: eben nicht überall dort, wo man gerne wohnen würde. Das ist der kleine, aber feine Unterschied. Wer eben in München oder Berlin Wohneigentum haben will, der muss dafür ordentlich blechen. In der Uckermark dagegen sieht das dann anders aus, aber die Jugend will ja oft in die Städte und nicht aufs Land, wo ganze Dörfer reihenweise sterben.



    Und es mag ja sein, dass die Boomer 10x so reich sind wie die Generation Jahrtausendwende. Aber da fehlt in der Betrachtung, dass die Boomer ihr Arbeitsleben schon fast alle hinter sich haben, während die Generation Jahrtausendwende erst jetzt ins Arbeitsleben startet. Woher soll da also der Reichtum kommen? Abgesehen davon: wer wird das mal alles erben, was die Boomer besitzen? Tja, ein Sarg hat eben kein Regal.



    Das Problem, warum vielen in Wirklichkeit Lohnarbeit alter Art erstrebenswert erscheint, ist, dass der Sinn oft angezweifelt wird und man vom Gehalt sich wenig bis gar nichts oft leisten kann. Da hatten vorherige Generationen in der Tat Vorteile, in vielen Familien war es früher Standard, dass einer das Geld verdient und der andere kümmert sich um die Kinder.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      "[...] wenn man es richtig anstellt." Ja, das ist wohl richtig. Wenn man viel Zeit in Aus- oder Weiterbildung investiert und bereit ist, die eigenen Kinder von der Kita großziehen zu lassen, um die eigene Partnerin ebenfalls auf mindestens 30 Wochenarbeitsstunden "hochzujagen", kann man sich mit einer Wochenarbeitszeit von mindestens 40 + 30 oder aber mit einer steilen Karriere auch heute noch ein Reihenhaus kaufen. Wem es gelingt, alleine ein Haushaltseinkommen von 4000 Euro oder mehr zu erwirtschaften (steile Karriere vorausgesetzt), der schafft es möglicherweise auch mit 40 Wochenarbeitsstunden.



      Aber wollen wir wirklich eine Gesellschaft sein, in der ein Eigenheim oder aber nur eine Eigentumswohnung zunehmend zur Ausnahme werden? Ist ein Eigenheim/Wohnung nicht wesentlich für eine funktionierende Gesellschaft, mit Sicherheit im Alter?

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Ja, aber in der "Uckermark" wirst du auch nicht bezahlt wie in München oder Berlin. Und wenn du außerhalb arbeitest, fressen sich die Energiekosten auf, in Zukunft noch mehr als jetzt. Von den Zuständen der Öffis auf dem Land brauchen wir ja nicht zu reden...

    • @Herbert Eisenbeiß:

      "In dünn besiedelten ländlichen Landkreisen wie im östlichen Mecklenburg-Vorpommern oder der Uckermark stiegen im vierten Quartal des Jahres 2021 die Preise für Eigentumswohnungen um 13,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal – das war der höchste Preisanstieg unter allen Regionen." (Dabei zu beachten, dass die Inflation im Vergleichszeitraum ´20-´21 noch ziemlich niedrig war.)



      www.nordkurier.de/...en-2947641103.html



      Auf ganz Brandenburg bezogen haben sich die Immobilienpreise seit 2017 mehr als verdoppelt.



      www.immowelt.de/im...kermark/hauspreise



      "dass die Boomer ihr Arbeitsleben schon fast alle hinter sich haben"



      Aber was hilft es wenn sich Rentner am Ende einer erfolgreichen Karriere ggf. ein großzügiges Anwesen leisten können, nicht aber junge Familien mit Ende 20, Anfang 30 die den Platzbedarf dafür noch am ehesten haben?



      "wer wird das mal alles erben"



      I.d.R. diejenigen die ohnehin schon einen privilegierten Start ins Leben hatten. Langfristig führt das Erben zu einer immer ungleicheren Verteilung der Vermögen weil Zinsenszinseffekte greifen und sich soziales und finanzielles Kapital immer weiter akkumulieren.



      Aber wenn man die Probleme einfach nur weiter hartnäckig leugnet oder zur alleinigen Folge des Lifestyles urbaner Hipster erklärt werden sie ganz bestimmt irgendwann von allein verschwinden.

      • @Ingo Bernable:

        Sorry, aber die Immobilienkauf sind junge bürgerlich Familien, die ihre Kinder nicht mit dem Stadtleben in die Schule schicken möchten.



        Freiberufler oder Papa pendelt 200 km in die Stadtwohnung.



        Rentner gibt es auch, aber die sind in der Minderheit.

        • @WeisNich:

          "Sorry" Für was? Dafür den Kontext nicht verstanden zu haben?



          Und das Modell von Landhaus + Stadtwohnung ist ja nun recht offensichtlich auch eines das weder für die allgemeine Bevölkerung repräsentativ wäre, noch für jene die sich überhaupt noch Immobilieneigentum leisten können.

  • Iromischerweise ist es einer der Errungenschaften des Kapitalismus, dass man über Themen wie die vier Tage Woche überhaupt diskutieren kann. ( ist jetzt zugegebenermaßen etwas überspitzt formuliert ;-))



    Es steht natürlich jedem frei, dieser Arbeitsform zu entsagen und autark (und umweltbewusst) zu leben.



    Aber das Anbauen eigener Nahrungsmittel zur Selbstversorgung ist wahrscheinlich mit der vier Tage Woche nicht zu schaffen.

    • @Emmo:

      Klar doch, jenseits von Kapitalismus (bundesdeutscher Prägung) und Subsistenzwirtschaft gibt es ja auch keinerlei andere Modelle. Also entweder oder.

  • Es gibt in der Metall- und Elektroindustrie die 35-Stunden Woche, sie wurde in den 1980ern erstreckt. Bei VW wurde sogar lange weniger gearbeitet. Es gibt die gewerkschaftliche Idee einer 30-Stunden Woche. Und es gibt im öffentlichen Dienst oft 38 oder 39 Stunden als Regelzeit. Es ist nicht die 2000er Generation oder der Trend oder das Lebensgefühl, sondern es geht um die Durchsetzung. Und würde ich genau dieser Generation eine 4- ausstellen und klar sagen, Versetzung gefährdet. Wer sich nicht durchsetzt, der verliert. Und die Idee, dass einzelne Arbeitnehmer einfach das System rocken, weil sie sich eventuell verweigern, ist Lachhaft. Es ist eine Illusion. So funktioniert das nicht. Und klar, in Gewerkschaften sind eher weiße, ältere Menschen, die nicht besonders Chic sind, aber eben andere Konditionen erreichen konnten. Viele Brauchen sind gewerkschaftsfrei und für Arbeitnehmer zum Kotzen, aber mit Verweigerung und stillem Protest wird das nicht besser. Das wird nur in Konflikten gelöst, mit althergebrachten Methoden. An denen zeigt sich gerade in den Nullerjahrgängen eine Weltfremdheit, die sich rächt. Das Rad wird nicht neu erfunden. Wenn jmd 40 Stunden arbeiten muss und kostenlose Überstunden erwartet werden, ist das ein Zeichen für ein Kräfteverhältnis, für Machtstrukturen, für einen Zustand, wo Arbeitnehmer keine Macht haben , Arbeitnehmer ausgeliefert sind und leider es auch nicht besser wissen. Bei VW, Porsche, Audi oder der Dillinger Hütte ist es nicht so. Die Gehälter dort sind auch gut. Wer mit Arbeitnehmern, die nicht 50 oder 45 sind diskutiert, warum sie nicht in eine Gewerkschaft eintreten, schaut in pure Verständnislosigkeit. Aber demnächst kommt dann der Kampf der inneren stillen Verweigerung auf, der endet in der 20-Stundenwoche ohne vollen Lohnausgleich und bei Frauen mit Kindern in Altersarmut. Eine richtig tolle progressive Sache, die aber jeder für sich alleine durchsetzen kann. Die Arbeitgeber müssen auch nichts fürchten ...

    • @Andreas_2020:

      Die großen Industrien leben doch heute von den billigen Zulieferungen und können dem Gewerkschaftsdruck nachgeben indem sie Kosten drücken. Der Importanteil an Industrieprodukten ist massiv gestiegen. Die Zulieferer werden geknebelt oder durch ausländische Waren ersetzt. Handel und Handwerk können die Preise nicht durchsetzen. Da man mit Handarbeit nicht viel verdienen kann, gehen alle die es einigermaßen leisten können als Kopfarbeiter. Vielleicht wird da aber ein Umdenken stattfinden, wenn am Wochenende keiner mehr Unterhaltung schafft oder Nachts die Klinik gschlossen ist. Die künstliche Intelligenz wird als erstes lernen die Schmarotzer Mensch nicht durch Ihre Leistung durchzufüttern.

  • taz: "Das Arbeitsmodell aus dem 20. Jahrhundert passt nicht zum Leben des 21. Jahrhunderts. Trotzdem läuft es seit Jahrzehnten irgendwie gleich mit der 40-Stunden-Woche."

    Wenn man den Klimawandel irgendwann mal ernst nimmt, dann werden sowieso viele Jobs verschwinden. Man hat anscheinend aber immer noch nicht verstanden, dass viele Dinge sich jetzt ändern müssen, wenn man als Menschheit überleben möchte. Das 21. Jahrhundert mit all seiner Technik ist schon im Gang, nur unsere Politiker (und auch viele Bürger) leben immer noch im Gestern. Das klimaschädliche Monopolyspiel der Reichen und Mächtigen muss endlich mal beendet werden. Apropos Reiche. Wer mal sehen will, für wen der "kleine deutsche Arbeitnehmer" wirklich morgens aufsteht und zur Arbeit geht, der kann sich ja mal die Liste der 500 reichsten Deutschen ansehen. Der Arbeitnehmer geht in erster Linie nämlich für die Reichen zur Arbeit, und bekommt dafür dann auch noch wenig Lohn und "darf" auch noch massenhaft unbezahlte Überstunden machen. de.wikipedia.org/w...eichsten_Deutschen

    Was wir eigentlich brauchen, ist zunächst einmal eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden die Woche, wie sie seit Jahren der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Bontrup fordert, und danach sollte man endlich einmal ernsthaft über das BGE nachdenken. In einer Welt voller Maschinen, Computer, Automaten, Regelungstechnik, Roboter und demnächst auch Künstliche Intelligenz (KI), wird der Mensch in absehbarer Zeit als Arbeitskraft nämlich überflüssig werden, egal ob er nun Hilfsarbeiter oder Ingenieur ist. Corona und auch der Klimawandel zeigen uns doch gerade, dass wir endlich umdenken müssen und es mit diesem ausbeuterischen System - Ausbeutung von Mensch und Planet - so nicht weitergehen kann. Alte Gewohnheiten, die sich von Generation zu Generation "vererben", sind natürlich schwer abzulegen, aber jetzt muss man damit endlich mal anfangen, denn der Klimawandel spaßt nicht.

    • @Ricky-13:

      Und was die meisten nicht wissen: Die Deutschen, aber auch andere Nationen arbeiten 3-4 Wochen im Jahr "umsonst" für die Amerikaner, oder genauer gesagt für den Dollar..."kleiner" Vorteil, wenn man die Weltwährung kontrolliert. ;)

  • Ja, damals arbeiteten Väter 40 Stunden, Mutti war daheim.



    Und wenn heute Mutti und Vati zusammen 60 Stunden arbeiten, ist das erheblich viel mehr Zeit. Die Forderung 20 Stunden für Vati, 20 Stunden für Mutti brächte auch 40 Std pro Familie zusammen.



    Mein Schwiegervater - Leiter eine Mini-betriebskrankenkasse - hat sich volle 40 Std in die Arbeit gekniet und vielleicht daheim auch noch, zumindest hatte er ein Arbeitszimmer und einen Schreibtisch.



    Mit dem Ertrag hat er 6 Kinder großgezogen, alle haben eine gute Ausbildung bekommen, Handwerker, Kindergärtnerin, Studium. Auch Klavierstunden waren da noch drin.



    Außerdem ein Haus gebaut, heute würde man wohl Häuschen sagen, ca 100 qm Wohnfläche, dazu Keller und Dachboden.



    Die Schwiegermutter hat mit der Heirat ihre Beruftätigkeit, man würde wohl sagen, eine angelernte Tätigkeit, aufgegeben.

    • @Zeit und Raum:

      Das ist eine sehr effiziente Aufteilung, weil die Zeitorganisation viel einfacher ist, als wenn zweie nur selten arbeiten.

      Auch für die nichtarbeitende Frau hat es Vorteile, wenn sie die nutzen kann.

      Deshalb wird es auch nicht klappen, das komplett abzuschaffen und ich bezweifle, das pari/pari in der Gesellschaft je realisiert werden wird.

  • Noch einmal, da mein Kommentar sonderbarerweise nicht freigeschaltet wurde: Die Lehrerin der Autorin ist einer eifrig verbreiteten Legende aufgesessen: das "Sokrates-Zitat" ist nämlich gar keines, sondern eine Fälschung vom Anfang des 20. Jahrhunderts, so steht es zumindest hier: falschzitate.blogs...rch/label/Sokrates .

    • @AuchEiner:

      Ich will mal zusätzlich eine weitere Perspektive einbringen, eine Perspektive die viele nicht toll finden, aber sie ist nun mal da: die Süddeutsche Perspektive.

      Viele haben studiert, arbeiten nach Tarifvertrag, haben Wohneigentum und und und

      Muss man nicht toll finden, aber mir fällt immer stärker auf, dass in der taz ein Bild über prekäre Jobs, Orientierungslosigkeit, Menschen die mit 30 nicht auf die Reihe bekommen usw, usw, usw erzeugt wird, dass einfach auf ganz viele Menschen wiederum nicht zutrifft.

      Der Kommentar ist einfach sehr einseitig, stellt aber den Anspruch einer ganzen Generation zu vertreten. Dass geht besser!

      Und ich denke,

  • Klar kann es sein, dass man wegen der Arbeit den Kino-Abend verschieben muss. Aber woher kommt denn das Geld für den Kino-Abend, ohne zu arbeiten? Von Mama und Papa aus der Boomer-Generation?

    • @Markus Wendt:

      Nein, von höheren, angemesseneren Löhnen. ;)

      • @Henry Ford:

        Kann ich dann auch von Leuten fordern, dass sie ihren Job inhaltlich korrekt ausführen? Das man keinen mehr braucht der auf die Finger gucken muss. Kann ich dann endlich davon ausgehen, dass nicht mehr krank gefeiert wird und das wenn man mal krank ist, sich nur so lange krankschreiben lässt, wie man auch tatsächlich krank ist?

        Für jemanden der diese Beschreibung erfüllt, würde ich mit Sicherheit 50% mehr zahlen!

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Hier geht ganz schön was durcheinander. Es wird fleißig Schuld verteilt, hier an die "Boomer", wobei eigentlich "die Reichen" gemeint sein dürften. Ein einfaches googlen nach "Altersarmut" hätte hier schon Erkenntnisgewinn und eine korrekte Einordnung bringen können.

    Was dann aber wieder originell ist: Der sattsambekannte Sokrates Ausspruch wird jetzt einfach umgekehrt: Die Alten von heute sind faul, egoistisch und unsozial.

  • Also, weiter mit den Gegeneinander-Artikeln. Die jeweils Anderen sollen etwas ändern.



    Dabei schrieb schon Sokrates, wie es so zu sein scheint. Und es wurde in anderen Kulturen und zu anderen Zeiten ähnlich ausgedrückt.



    Überliefert ist nur leider kaum die andere Seite - die jeweils Jüngeren haben sich bestimmt furchtbar aufgeregt, wie eingeengt alles sei, wie wenig die Einzelne zählt, das sie immer noch die Alten durchfüttern müssen etc.



    Dabei werden alle Jüngere auch älter und alle Älteren sind irgendwann jünger gewesen.



    Insofern, etwas Gelassenheit auf allen Seiten - ohne das jegliche Forderung gleich damit abgebürstet wird - wäre nicht schlecht. Schliesslich wurde von den vorherigen Alten schon die 48h, die 40h und die 38h Stunden Woche erkämpft. Vielleicht geht für viele auch noch weniger. Aber daran denken, dass es in manchen Berufen nicht so einfach ist - und sei es beim Warten auf den Kempner, der mit Verweis auf seine 20h Stunden Woche erst in zwei Monaten kommt. Es sind nicht alles Computer-Arbeitsplätze, wo man ein paar Stunden durch erhöhte Konzentration herausarbeiten kann.

  • Der Kapitalismus hat bewirkt, dass Menschliches Tun zu einem großen Anteil unter Vernutzung (klimaschädlicher) Energien überflüssig wurde, um noch mehr Profite zu generieren. Im Kapitalismus werden die dann nicht mehr benötigten Arbeitskräfte -oft auf Kosten der Sozialkassen- aussortiert. Jetzt schitert der Kapitalimus, weil die Umverteilung der Ergebnisse dazu führt, dass Überschüsse produziert werden, weil die Nachfrager (frühere, durch die Automatisierung freigesetzten Arbeitskräfte) verloren gehen. Ohne globalisierte Großenergieverbraucher geht es darum, den Menschen wieder Arbeit und Bedeutung zu geben und eine am Gemeinwohl orientierte Wirtschaft aufzubauen und die Reichtümer neu zu verteilen, ohne dass jemand hungern und frieren muss. Ich bin da durchaus zuversichtlich, wenn die Mitmenschen diese Bedingungen verstehen und beim Umbau mitmachen werden. Am besten ohne Einfluss der bisher versagenden Parteifürsten.

    • @Dietmar Rauter:

      "Der Club of Rome", besser bekannt unter dem Buch "Die Grenzen des Wachstums", habe vor kurzem einen neuen 5-Punkte-Plan herausgebracht, in dem u.a. eine gewaltige Umverteilung der Vermögen nötig ist, um den Planeten noch zu retten. Interessanterweise blieben dabei die Reichen immer noch wesentlich reicher als die meisten Anderen. Was also sagt uns das, über die derzeitge Verteilung? ;)

    • @Dietmar Rauter:

      Wie genau stellen Sie sich die Umverteilung der Reichtümer in den Globalen Süden vor. Welche Länder wären zuerst dran und was genau wären die ersten Schritte dabei?

  • Super Kommentar.

  • Gute Replik auf den Artikel von letzter Woche. Mir fehlt allerdings ein Aspekt, der für die jüngeren Arbeitnehmer*innen zum Problem werden könnte. All die Rufe nach Fachkräften zielen aktuell ja darauf, den Bedarf aus dem Ausland zu decken, weil dort günstige(ere) Arbeitskräfte verfügbar sind, die zu den hiesigen Konditionen 'gerne' arbeiten (wollen bzw. müssen). Das im Artikel erwähnte "Deal with it" stimmt natürlich, aber man muss mMn. sehen, dass die Arbeitgeber*innenseite tatsächlich gerade damit umgeht, indem sie Fachkräfte aus dem Ausland sucht (auch via Politik), die genau die Leerstellen füllen, die aktuell unbesetzt sind.

    Abgesehen davon müsste man auch mal wieder darauf hinweisen, dass Arbeitgeber(*innen) an und für sich gerade KEINE Arbeit 'geben', sondern umgekehrt, diejenigen sind, die Arbeit(skraft) via Geld nehmen (z.B. für ihr Unternehmen) und dafür bezahlen.

    • @White_Chocobo:

      Haben Sie als gelernter Elektriker arbeit ohne Arbeitgeber? Nein. Und vertrauen Ihnen genug Kunden ohne Ihre eigene Firma? Nein. Jeder Selbstständige arbeitet in der Regel mehr als die Arbeitnehmer. Also ja, Arbeit wird gegeben durch Arbeitgeber. Dafür das Sie nicht in zwei Richtungen denken können, kann der Kontext nichts. Klar nimmt der Arbeitgeber die !Kraft! und lenkt sie dann auf den Ort des Geschehens. Der Arbeitgeber sorgt für Arbeit und der Arbeitnehmer gibt/entleiht seine Arbeitskraft.

    • @White_Chocobo:

      Super! Danke für den Hinweis auf den verkehrten Sprachgebrauch von Arbeitgeber und Arbeitnehmer! Arbeitgeber sind ja tatsächlich die Arbeitenden, die Unternehmen sind Arbeitsstellengeber und damit Arbeitnehmer. 😎

  • Vor ein paar Jahrzehnten war es für Otto Normalverbraucher ganz normal, für das eigene Haus 20 oder 30 Jahre auf Urlaub, Essen gehen etc. zu verzichten. Ich würde wetten, dass heute weniger als 1% der potentiellen "Häuslebauer" dazu bereit wären. Und DAS ist der reale Unterschied, und keineswegs die - nicht existierende - Unmöglichkeit, so ein Projekt heute zu finanzieren.



    Achja: Die Inflation war bei vor ein paar Jahren so gut wie nicht existent.



    Und Sprüche über "die Jungen" oder "die Alten" sind IMHO nicht gerade intelligent. Es gibt solche und solche. In allen Altersgruppen.

    • @Kaboom:

      Nun. Es ist meist die ältere Generation, welche über die jüngere schimpft. Nicht umgekehrt. Und NEIN, es ist NICHT so, dass die Menschen, die sich Häuser gebaut haben, 30 Jahre auf alles andere verzichtet haben. Der Immobilienmarkt hat sich auch massiv verändert. Alles Faktoren, die mit deinem Kommentar zwar negiert werden, deswegen aber nicht eniger existent sind.

      • @AlexMasterP:

        Nun ja, meine Eltern haben zugunsten des eigenen Hauses (Fertigstellung 1964) und Sommerferien an der Nordsee im Alltag den Ball finanziell in der Regel seeehr flach gehalten. Alleinverdiener, Hochschullehrer, vier Kinder.

        • @Django:

          Sommerferien an der Nordsee sind heute kaum günstiger solche im Süden.

          Und "Alleinverdiener" - heute reicht das keineswegs. Aber nichts anderes streben viele junge Menschen mit Teilzeitigkeit an: Als Paar eine ganze Stelle besetzen, wie früher, nur dass eben beide mitarbeiten.

      • @AlexMasterP:

        Auch diese Zeiten haben sich geändert. Stichwort: FFF und die Tatsache, das der Begriff Boomer meist völlig unreflektiert zum Schimpfwort mutiert.

      • @AlexMasterP:

        Der Immobilienmarkt hat sich verändert, WEIL Leute Immobilien erworben und Häuser gebaut haben. Die Entwicklung der Preise am Immobilienmarkt ist der ultimative BEWEIS, dass die These, man könne heute nicht mehr bauen/kaufen, Nonsens ist.



        Achja, ich bin hier in NRW in einem Dorf aufgewachsen, wo aktuell für Familien Grund zu Preisen wie vor 40 oder 50 Jahren angeboten wird. Ist aber - wie gesagt - auf dem Dorf. Das kann jede Familie mit einem Verdiener bei halbwegs ordentlichem Verdienst finanzieren.

        • @Kaboom:

          Der Immobilienmarkt hat sich aus folgenden Gründen verändert. Die Wohnfläche pro Person hat sich verdoppelt, die Haushaltsgrößen haben sich verringert, die Menschen wandern in die Metropolen ab. Das! führte zu Wohnungsmangel und Preissteigerungen besonders in den Großstädten und Wohnungsleerstand (insb. in Ostdeutschland)

          • @Rudolf Fissner:

            Ahso. Gekauft oder gebaut wurde also nicht. Was man hier so alles lernt ...

          • @Rudolf Fissner:

            Bedingt richtig. 100 km um Zentren steigen die Preise, weil Bauen und Immobilienerwerb billig war.



            Deshalb auch auf dem Dorf mehr Wohnfläche. Und ca. 5 Millionen Einwohner mehr in Deutschland.

    • @Kaboom:

      Völlig richtig. Auch wurde viel mehr auch selbst auf der Baustelle gearbeitet, jede freie Minute. Außerdem ist das mit dem Reihenhaus ein Mythos: In fast keinem westlichen Land gibt es so wenig Wohneigentum wie in Deutschland (rd. 40%).

      • @resto:

        Ja, das ist noch ein weiterer Faktor. "Normaler" 40-Stunden Vollzeit-Job und nach Feierabend und am Wochenende auf dem Bau schuften tut sich heute fast niemand mehr an.

  • Wie sich in vielen Kommentaren zu entnehmen läßt:



    "Jeder ist seines Glückes Schmied"



    Diese dumme und sehr verkürzte Einstellung läßt sich wohn nur schwer auszurotten. Woher kommt das nur?

    • @KielerSprotte:

      Diese "dumme" Einstellung weist darauf hin, dass man sich auch ein bisschen für sich selbst verantwortlich fühlen darf. Dieser Anspruch scheint unpopulär geworden zu sein, mir hat er im Leben sehr geholfen. Mit dem Finger auf andere zeigen bringt mich nicht weiter.

      • @Goodfella:

        Ja, das Problem (mit dem auf andere zeigen und der Eigenverantwortlichkeit) ist, das dieses neoliberale Mantra von wegen "wenn jeder nur an sich denkt, ist auch an jeden gedacht", nur zu einem sehr, sehr kleinen Teil die systemimmanenten Ungerechtigkeiten auszugleichen vermag. Es gibt z.B. Studien zahlreicher renommierter Unis (Harvard, Boston usw.) darüber, dass Erfolg (also damit auch Eigenverantwortung über das leisten können von Teilhabe oder auch das Eigenheim) zu gerade mal 10% von eigenem Können abhängen, der Rest ist schlichtweg Glück. Und es ist dann schon sehr perfide, dann stetig die Neid-Keule oder das obige Mantra zu bemühen, wenn man schlichtweg kein Glück hatte. Hier ist es Aufgabe des Staates, die Lotteriechancen ein bisschen auszugleichen, unter anderem durch Umverteilung. Sonst verschlechtern sich die Chancen ebenfalls systemimmanent immer mehr, während immer weniger profitieren...

    • @KielerSprotte:

      Wer soll denn meines Glückes Schmied sein wenn nicht ich selbst?



      Eine rein Philosophie Frage!

    • @KielerSprotte:

      Vielleicht weil sie im Kern wahr ist?

    • @KielerSprotte:

      Weil es so ist! Wenn 50% studieren und wir Bewerbermangel für Ausbildung und Fachkräfte haben, dann ist jeder seines Glückes Schmied, oder hat keinen Bock. Auch kein Bock haben ist O.K., aber dann nicht beschweren.

      • @Gerd Hundsberger:

        coca



        ist OK, dann aber auch nicht ständig FORDERN (von anderen)

    • @KielerSprotte:

      Es stimmt ja auch, jeder ist seines Glückes schmied.. nur werden manchen leider Hammer und Amboss weggenommen oder nicht zur Verfügung gestellt

    • @KielerSprotte:

      Weil diese Einstellung im Prinzip ja auch nicht so ganz falsch ist, wenn man sein Glück nicht nur von Reihenhaus und Konsum abhängig macht.

  • Nur zu, da geht noch wesentlich mehr, denn während jetzt manche der Jüngeren bekunden, es reicht allmählich, werden die meisten der selben Generation genauso dummdreist ausgebeutet, wie alle Generationen vor ihnen.

    Wenn schon das Konzept von Sozialstaat beerdigt ist und der "Freie Markt" das alles regelt, dann bitte sehr:

    Wenn ihr Firmenbesitzer was haben wollt, dann bezahlt es. In Geld und in Zeit. Und in Perspektive und Lebensqualität. Einfach.

    Da hilft der Fachkräftemangel querbeet, weil die Bildungspolitik jahrzehntelang verkackt wurde und Knowhow lieber in China gekauft als hierzulande gefördert wurde. Und Billiglöhner aus Osteuropa eingesetzt wurden, um die Preise zu drücken. Zeitarbeitsfirmen, die an der Misere üppig verdienten. Gewerkschaften, die früher noch allerhand ausgleichen konnten, alles lange vorbei.

    Wer jetzt IT oder Schreinerei oder Photovoltaik macht, den tragen sie demnächst mit der Sänfte zum Einsatz. Aber Gastronomie, MacJobs? - lasst es bleiben.

    • @uvw:

      Der Fachkräfte mangel kommt eher davon dass wir zu viele akademiker haben, nicht das es an Bildung fehlt.

    • @uvw:

      Ich stoße mich an Ihrer Ansage an die „Firmenbesitzer“:

      Eine Firma ist keine goldene Kuh, die einfach unerschöpflichen Wohlstand erschafft, der dann von den Arbeitgebern aus reiner Bosheit nicht gerecht verteilt wird. Viele Arbeitnehmer (gerade diejenigen, die den Hals sowieso nie voll genug bekommen können) scheinen das aber zu denken.

      Eine Firma ist vielmehr ein Gebilde mit vielen Abhängigkeiten und begrenzten Spielräumen, in denen zwischen Erfolg und Misserfolg immer wieder neu entschieden werden muss. Grundsätzlich können wir über jede Firma froh sein, die dazu beiträgt, den allgemeinen Lebensstandard aufrecht zu erhalten.

      Warum Sie ferner behaupten, dass der Sozialstaat „beerdigt“ wurde (Sicher, er steht unter Druck, aber beerdigt ist er nicht.) und was Sie gegen den freien Markt haben (Wie soll es denn ohne Angebot und Nachfrage gehen?), bleibt mir schleierhaft.

  • Vor Zeiten war von Schweden zu lesen: Wer sich verehelichte, konnte fortan erst einmal soviel Steuernachlass genießen, dass es für ein gewisses Wohneigentum reichte. Dafür sind bei uns die Bruttolöhne zu niedrig und die Steuern nicht hoch genug. Und der Soziale Wohnungsbau wurde in der Merkelzeit durchlöchert. In ihrer Ausweglosigkeit darf man sich über einen gewissen „Untereifer“ junger Leute nicht wundern. Prioritäten werden verständlicher Weise bei vielen anders gesetzt.

  • 700.000 unbezahlte Überstunden. Das sind 6 min pro Tag und Kopf.



    Fragt sich, wie die Minuten verteilt sind. Die Spanne zwischen dekadenter und berechtigter Klage ist eben schmal.

    • @Jutta57:

      Im Text steht 700 Millionen!

      In 2021 sogar etwa 890 Millionen unbezahlte Überstunden in Deutschland laut IAB !

      Wie schon hier an anderer Stelle von mir gewünscht: Mathematische Genauigkeit, da wo sie wichtig ist. Vorher aber richtig lesen.

      Wo die Stunden verteilt sind? Fragen Sie unter vielen anderen die Menschen in den Heil- und Pflegeberufen und in der Sozialen Fürsorge. Und sprechen Sie über diese Zahlen hinausgehend mit den ganzen privat pflegenden Menschen. Und dann versuchen Sie das ganze mit Privatisierung der öffentlichen Daseinsvorsorge und Sozialversicherungen, Finanz-/Kapitalmarkt und Agenda 2010 in Verbindung zu bringen.

      • @Christian Götz:

        6min unbezahlte Überstunde pro Tag kommt ungefähr hin. Oder anders ausgedrückt ne halbe Sunde pro Woche. 700.000.000 / 46.000.000 / 40KW ~ 30min die Woche. Hab heute (Montag) schon 15 min unbezahlte Überstunde geschafft/geleistet. Ist das jetzt gut oder schlecht? Oder weder/noch ? Wie geht es mir damit? Hmm. Hatte trotzdem „genug“ Zeit für die Kids. Was hätte ich mit den 15 min nicht alles mach können. Planken? Nen Apfel pflücken und genießen? Nen Kommentar schreiben?

  • Das Problem ist doch: Es gibt mehr als genug Arbeit, es gibt nur nicht genug, die dafür bezahlen würden.

    Das hat auch unmittelbar etwas mit Entfremdung zu tun und ist eigentlich nur die andere Seite der Münze "Verdrossenheit". Wenn man so abgehängt ist von der Welt, dass "Arbeit" nur noch etwas ist, das man tut, damit man Geld bekommt, dann geschieht halt immer mehr von dem nicht, was eigentlich getan werden müsste.

    Von daher: Lasst euch nicht so abhängen. Tut was, strengt euch an, denn nix tun macht auch nicht glücklich außer in Zeiten, in denen Hedonismus eine Tugend ist und das ist keine solche Zeit.

    Im Prinzip haben wir rein technologisch die Mittel für eine Zeit des Hedonismus, aber momentan klemmt da was und über diese Klemme müssen wir erstmal hinweg kommen.

    Vor allem helft also euren unmittelbaren Mitmenschen, also wen auch ihr gerade trefft. Das ist eigentlich total einfach. Helft einfach euren Nächsten, egal ob sie es individuell verdient haben oder auch nicht. Das ist zum Glück eigentlich total einfach. Einfach machen.

  • Häuschen kaufen ist inbezahlbar.

    Warum eigentlich, wenn siw Fertilitätsrate seit Jahrzehnten etwa bei 1,5 liegt und Häuser und Wohnungen im Überfluss da sein und wunderbar günstig zu kriegen und die Mieten stetig geringer sein sollten.

    Zumal der Bauzins seit über einer Dekade so gering ausfällt.

    Zu viele Überstunden können gigantisch nerven und einem das Leben vergällen. Doch so viel anders wie vor 20 Jahren ist das heute auch nicht. Vor allem weil Teilzeitmodelle immer mehr angeboten und akzeptiert werden.

    Wenn jüngere Leute keinen Bock haben ständig in der Mühle zu hängen, ist das sicher in Ordnung. Wenn man von einer 30-Stunden-Woche anständig leben kann, why not?

    Doch dass es mit dem Häusle nicht klappt und immer aussichtsloser wird, hat andere Ursachen.

    U. a. auch weil viele Menschen schon seit etwa 2008/2009 eine höhere Inflation erwarten, da die Geldmenge in Europa massiv erhöht wurde. Und sowas führt immer zu höheren Inflationsraten.

    Wer immer genug Geld übrig hatte, hat in Sachwerte als Schutz vor Inflation, investiert.

    Immobilienbesitz an erster Stelle.

    Die Streamer haben aktuell wahnsinniges Glück, dass ihnen so viele Jobs von den Boomern vererbt werden. Doch Vorsicht, die Wegdigitalisierungswelle wird in den nächsten Jahren so langsam an Fahrt aufnehmen.

    • @shantivanille:

      Ist es nicht, es gibt genügend Gegenden wo es noch bezahlbar ist. Nur will da eben niemand hin, das ist das Problem daran.

  • Ich gehöre ja ganz knapp auch zu den "Millenials" und kann dem Artikel irgendwie so garnicht zustimmen: Natürlich kann man sich heute als (vergleichsweise) junger Mensch das Gleiche leisten wie die Eltern im gleichen Alter (eher mehr, erst recht als "Ossi"). Und wenn man ein Reihenhaus will ist auch dass drin - es reicht halt nicht nur zu Arbeiten wie die Altvorderen, man muss dann auch so leben. Also Urlaub im Harz statt auf Bali, selber einkaufen und kochen statt Lieferdienst, Wochenends Wandern statt Musical in Hamburg oder Städtetour in Amsterdam.



    Wenn ich mir mein Umfeld so ansehe, ist es fast nie das Einkommen, was den Immobilienbesitz bestimmt, sondern der allgemeine Lebenswandel. Kann und darf man alles anders machen als seine Eltern, aber dann bitte nicht jammern. Und wem 40 Wochenstunden Arbeit zu viel sind kann halt nicht in der eigenen Immobilie wohnen. Das war bei den "Boomern" auch nicht anders.

    • @Samvim:

      Genau so ist es. Die Immobilienpreise ziehen ja nicht deshalb so an, weil sie sich keiner mehr leisten kann.

      Als "Ossi" konnte ich mir so ein Haus auch nur leisten, weil ich mehr gearbeitet und weniger konsumiert habe. Und viel selbst gebaut.

      Die konkrete Situation jetzt, ist allerdings etwas anderes. Mal sehen, wie lange es noch Butter auf das Brot gibt. Im Krieg baut man keine Häuser.

  • Hier im Artikel wird letztlich rein materiell argumentiert, bezogen auf sich selbst (also die eigene angebliche Benachteiligung) und die eigene Individualität. Über Klima, kommende Rentenkrise, Staatsverschuldung... kein Wort.



    Das ist bitter!



    Daher muss ich leider auch nur eingeschränkt antworten: Überstunden machen und auf Bezahlung drängen, 10 Tage max. Urlaub im Jahr und das im Inland und im Zelt, keine Fernreisen oder Flugreisen oder Auslandssemester, keine Cocktails, Streaming Abo, neuester Elektroschrott, überteuerte hippe Meeresplastikrucksäcke ....



    Dann wirds auch was mit der eigenen Wohnung oder Reihenhaus auf dem Land. Zumindest nach 10-20 Jahren konsequenten Handelns.



    Wie kann man sich ernsthaft materiell als geschätzt 25-Jährige vergleichen mit der Oma oder den Eltern, die irgendwie 30 Jahre ihr Häuschen abbezahlt haben und dann argumentieren, dass man das nie schaffen wird? Prädikat: Weinerlich!

  • Der Klimawandel kommt. Um diesen zu verhindern, einzudämmen, darf es unseren Kindern NICHT besser gehen.

    Vormittags im Job arbeiten und nachmittags und am WE mit Urban Gardening den Rücken stärken und die Welt retten! 🤪

    • @Rudolf Fissner:

      Urban Gardening ist Mist, dann doch lieber Guerilla Gardening: Weil es in den meisten Fällen illegal ist und man Bürokratie und dubiosen und schwierig zu bekommenen Genehmigungen den Finger zeigen kann.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Sicher doch Gärtnern auf verseuchten Brachflächen ... ne wirklich revolutionäre Idee :-)

  • Tja, ich werde nicht nochmal alles schreiben, was ich zum "Boomerkinder" Artikel schon mal geschrieben habe.



    Zum Thema " Dankbarkeit an die kommende Generationen", sei beispielsweise erwähnt, dass es einen Generationenvertrag gibt.



    Das heißt, dass die Einen, Arbeitenden, die Rente der nicht mehr Arbeitenden finanzieren.



    Das funktioniert immer schlechter, da die Zahl der RentnerInnen stark anwächst, der" Nachwuchs" allerdings überschaubar bleibt.



    Wenn die kommende Generationen meint, nur noch halbtags arbeiten zu müssen, dürfte klar sein, das das Rentensystem völlig kolabiert.



    Wer jetzt schlauerweise meint, eine Rentenfinanzierung sei über Steuergelder besser zu finanzieren, soll dann mal erläutern, woher das Geld kommen soll, wenn sich die Lohnsteuer halbiert.



    Der Generationenvertrag ist eine solidarische Vereinbarung der Jungen mit den Alten.



    Wer weniger arbeitet spricht sich gegen die Solidarität aus.



    Die Alternative ist dann die neoliberale Einstellung " jeder ist seines Glückes Schmied", spich, wenn Du Geld im Alter brauchst, spare es selbst an .



    Die derzeitigen Hilfspakete, schon beginnend mit Corona, sollen in der Zukunft durch eingehende Steuern



    refinanziert werden.



    Wenn da kein Wille mehr besteht entsprechende Steuergelder zu erwirtschafen,klappt auch das nicht.



    Alternative hier:



    Weniger Geld vom Dtaat, weniger Sozialleistungen, weniger staatliche Leistungen allgemein.



    Letztlich ein Abschied vom Sozialstaat.



    Was die ehrenamtliche Arbeit und Zeit dafür betrifft, habe unter Anderen auch ich, neben der Arbeit mein Leben lang gemacht. Leider muss ich feststellen, dass Der Nachwuchs, auf unterschiedlichsten Feldern, ebenfalls dürftig bleibt.

    • @Philippo1000:

      Haben die "Boomer" denn wirklich mehr gearbeitet? Wenn von einem Paar nur einer arbeitet und der andere den Haushalt schmeisst kommt dabei rechnerisch die gleiche Erwerbsarbeit zustande wir bei zwei Halbtagskräften.

    • @Philippo1000:

      Also zum Thema Reihenhaus: doch, auch heute reicht es dazu nach wie vor, wenn man es richtig anstellt. Allerdings - und das ist der große Haken daran - eben nicht überall! Man kann sich den Standort eben erst ab einem gewissen Gehalt aussuchen!

      Wer z.B. als Erzieher arbeitet, bei dem ist sicher irgendwo ein Reihenhaus auf dem Lande drin, aber wohl kaum in München, wo ein solches aktuell ab einer Million Euro zu haben ist. Aber auch das war schon immer so.

    • @Philippo1000:

      Es gibt keinen Generationenvertrag mehr, sondern vielmehr eine Ausbeutung der jungen Generationen durch die älteren!

      Die älteren haben noch eine fette Sause, und hinterlassen der jüngeren eine rauchende Trümmerlandschaft.

      • @Herbert Eisenbeiß:

        Den Sozialstaat kann man/ frau natürlich abschaffen,



        dass das allerdings in der taz beginnt, hätte ich nicht erwartet.



        Im Übrigen sollte man nie vergessen zu differenzieren, sollten Die mit Trümmerlandschaft die Umwelt meinen, do gibt es durchaus 25 jährige deren CO2 Abdruck größer ist, als der eines 50jährigen.

      • @Herbert Eisenbeiß:

        Na ja, bei mir auf der Arbeit feiern die Jungen ständig krank und wir Alten halten den Laden aufrecht, ist subjektiv für mich genau umgekehrt.

      • @Herbert Eisenbeiß:

        Bis jetzt sehe ich da keine Ausbeutung, im Gegenteil.

    • @Philippo1000:

      Der Generationenvertrag ist eine Vereinbarung zwischen den Generation, auch zwischen der älteren und der jüngeren. Das ist keine Einbahnstraße. Die ältere Generation verpflichtet sich auch für die die Zukunft der jüngeren Generation einzustehen!

      • @Florian Henig:

        Ja natürlich!



        Die Boomergeneration hat mit Ihren Steuern nicht nur die Renten der älteren Generation, sondern auch die Schulen und Unis der Folgegeneration finanziert.

    • 6G
      650228 (Profil gelöscht)
      @Philippo1000:

      Genau so ist es, volle Zustimmung.

      Aber jeder hat nun mal das Recht, selbst für sich zu entscheiden, was ihm wichtig ist.

      Und einen sog. Generationenvertrag gibt es letztlich doch gar nicht. Was es gibt sind Gesetze, die festlegen, wieviel jeder an Steuern oder sonstigen Abgaben an den Staat abführen muss.

      Dass ein größerer Teil der Menschen irgendwann eine Vollzeitstelle nicht als normal oder erstrebenswert erachten würde, konnten sich die Politiker nur mal wieder nicht vorstellen. Interessant wird sein, wie und zu wessen Lasten sie das Problem dann lösen: Arbeitszwang für die Jüngeren? Weniger Leistungen für die Nicht-Erwerbstätigen? Verfallen der Infrastruktur? Weniger staatliche Leistungen?

      • @650228 (Profil gelöscht):

        Wenn die kommende Generationen mehr auf Neoliberalismus setzt, werden dich eber die einen durchsetzen und wer mit einer halben Stelle auskommt, auch gut.



        Nur werden Fördermaßnahmen wie derzeit eben nicht mehr möglich sein, und natürlich letzlich der Staat mit weniger Geld auch kleinere Brötchen backen müssen.



        Mich wird dass dann nur noch bedingt tangieren, nur reden hier ja Viele so gerne über Zukunft...

    • @Philippo1000:

      "Wenn die kommende Generationen meint, nur noch halbtags arbeiten zu müssen, dürfte klar sein, das das Rentensystem völlig kolabiert."

      Und das ist auch nur irgendwie die Schuld der jetzigen Generation? Nach Ihrer Logik mit dem Generationenvertrag, haben die Alten den mit der Weigerung ausreichend Kinder zu bekommen bereits aufgekündigt, weil klar war dass sich Belastungen für das Individuum so steigern. Vergessen wir auch mal nicht, wie viele Frauen der Boomer-Generation sich teilweise über Jahrzehnte aus der Lohnarbeit verabschiedet haben und somit auf zweierlei Art ihren Teil nicht erfüllt haben. a.) zu wenig Kinder b.) Keine Lohnsteuer und Rentenbeiträge erwirtschaftet. Die Erwerbsrealität heutiger Frauen sieht deutlich anders aus, daher tragen sie hier ihren Teil.

      "Der Generationenvertrag ist eine solidarische Vereinbarung der Jungen mit den Alten." Eine einseitig geschlossene Vereinbarung ist nie solidarisch. Das ist der selbe Schmarn wie mit dem immer währenden Staatsvertrag. Eine Person, die ohne freie Entscheidung in diesen "Vertrag" geboren wird geht kein willentliches Solidarverhältnis ein. Insbesondere dann nicht, wenn dieses flasche Solidarversprechen dafür genutzt wird, wie so oft, Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren. Die Steuerquote ist in den letzten Jahrzehnten quasi stabil geblieben und das bei steigendem Ausgabenbedarf u.a. wegen steigender Renten und Pensionsbedarfe. Davon profitieren in erster Linie ältere Personen wegen eines höheren Einkommens und einem höheren Vermögen.

      "Letztlich ein Abschied vom Sozialstaat." Aus dem haben sich die meisten Boomer schon lange verabschiedet. Besitzstandswahrung und die Sicherung der eigenen Altersvorsorge hat Prio vor allen Investitionen und Programmen von denen Jüngere profitieren würden.

      P.S: Meine Großeltern mussten ihre gesammte Rente arbeiten, meine Boomer-Eltern hat das nicht interessiert. Wo war da der Schrei nach Solidarität? Ach richtig, das hätte Verzicht bedeutet...

  • "Unsere Eltern konnten sich von ihrer Lohnarbeit vielleicht mal ein Reihenhaus kaufen. Für mich ist das so schwer vorstellbar..."

    Das lag daran, dass sie sich vernünftige Löhne erstritten haben. Vom Rumliegen und meckern kommt nichts...

  • "Für mich klingt allein schon die Bezeichnung nach Arbeitgeber:innen-Perspektive. Warum sollte es denn nicht okay sein, wenn man nicht mehr Aufgaben macht als bezahlt werden?"

    Danke, danke, danke - das fand ich auch so erschreckend an dem Artikel. Ein Vertrag ist ein Vertrag, in die eine wie in die andere Richtung.

  • Ich bin auch mit Mitte 50 etwas älter und durchaus wohlhabend. Die Vorstellung, deswegen aufzuhören mit Arbeiten habe ich nicht, da ich meine Arbeit und die damit verknüpften Projekte sinnstiftend erlebe. Allein mir fehlen die Nachfolger, die grundsätzliches Interesse an akademischen Laufbahnen haben, die natürlich auch mal jenseits der geregelten 40 Stunden Woche laufen. Ist schade , aber offensichtlich nicht zu ändern und so werde ich halt nach besten Kräften weitermachen bis zur Rente und darüber hinaus.



    Notabene: Ich stamme aus bescheidenen schwäbischen Verhältnissen und habe früh gelernt, dass nur die Kombination aus Sparen und Arbeiten zum wirtschaftlichen Erfolg führt. Diese Erkenntnis wird sich in den nächsten Jahren wieder durchsetzen.

    • @Flocke:

      Naja, durch halbe Stellen mit unbezahlten Überstunden, Wissenschaftsarbeitszeitgesetz und Qualifikationszwang inkl. Aussicht darauf irgendwann aussortiert zu werden, wenn es mit der Habilitation dann doch nichts wird (Flaschenhals), ist es mit der Arbeit im akademischen Sektor so eine Sache.

  • Ich bin seit jeher Freiberufler und kann mir daher meine Arbeitszeit selber einteilen. Mit einem hohen Honorarsatz würde auch eine Halbtagsarbeitszeit oder weniger reichen. Ich bin auch gegen die 40h-Woche.



    Ich z.B. arbeite seit vielen Jahren zw. 45 und 48h/Woche (freiwillig) in Aufgaben, die andere vielleicht als sehr stressig empfinden würden.



    Also - jeder/jede wie er/sie mag...

  • Ich bin 69 und verstehe Ihre Sorgen trotzdem, dazu kommen durch Pandemie und Krieg noch zusätzliche große Belastungen, mit denen Eltern, Lehrer oder Ältere auch nicht viel besser fertig werden.

    Und, in der Jugend ist man einig gegen Eltern usw. Nach 15 bis 20 Jahren sind Viele genau so wie die Eltern, und wie sie vorher nie sein wollten, das konnte ich in allen Generationen feststellen.

    Mein monatl. Gesamteinkommen sind alleinstehend, 846,29€ Rente - zufrieden wird man nicht nur vom Geld, sondern auch von einer guten Einstellung zum Leben - eine Meiner ist mir vorzunehmen aus jedem Tag einen schönen Tag zu machen, das geht auch mit Arbeit oder Schule meistens.

    In Frieden und gutem Miteinander kann man in allen Situationen Alles verbessern, überall und weltweit.

  • 1962 geboren bin ich 1977 ins Arbeitsleben eingestiegen.



    Schon damals in der Ausbildungszeit gab es Firmen, die man bzgl. Umgang mit Azubis als "No-Go" bezeichnen würde.

    Damals schon habe ich die Reissleine gezogen und bin dann einfach nicht mehr dorthin - zum Leidwesen meiner Mom.



    Eine passable Anschlussstelle fand ich aber schnell.

    Und so zieht sich der Faden der "Reissleine" bis heute.



    Fazit: Ich habe in meinem Beruf als Krankenpfleger positive Erlebnisse gehabt, u.a. auch, weil ich früh die besagte "Reissleine" gezogen hatte.

    Warum irgenwo schuften, wo ich mich nur krank mache?? Da hat der betreffende Arbeitgeber schlicht Pech gehabt und muss sich einen anderen Doofen suchen.

    Und heute, 2022, kann ich mir meine Jobs aussuchen - und habe dadurch den absoluten Traumjob gefunden, der bis zur Rente passt.

  • Die Jugend soll das machen, was sie für richtig hält. Aus ihr sollen Arbeitgeber entstehen die Arbeitsmodelle machen, wie die Arbeitnehmer es für richtig halten.



    Es ist euer Leben, nehmt es in die Hand und macht daraus, was ihr für richtig haltet.



    Aber nicht mit meinem Geld!



    Denn ich habe mein Leben so gestaltet, wie ich es für richtig hielt. Und meine Rente braucht ihr auch nicht bezahlen, ich habe meine Rente "anders" organisiert.



    Nun zeigt uns alten Säcken mal, wie ihr es besser machen könnt.

    • @Rudi Hamm:

      Kommentar entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich.

      Die Moderation

      • @LuckyLulu :

        Vermutlich haben Sie noch nie im Pflegeheim gearbeitet, die meisten Alten die da liegen fühlen sich abgeschoben und sind griesgrämig, das wirkt sich auch auf das Personal aus. Die wenigsten Alten werden zum Pflegefall, man word nur hinfällig und bedarf der Aufsicht. Alt werden und dann sterben ist eines der letzten Abenteuer. Im übrigen mache ich mir um die Jugend keine Sorgen. Wenn es hart auf hart kommt, wird sie sich ihre Rechte schon holen bzw. erkämpfen, allein auf Grund der körperlichen Überlegenheit, auch mit Gewalt. Das Motto lautet dann: Alte rückt die Kohle raus. Der Anfang ist schon längst gemacht, man muss nur hingucken, z.B. durch die Absenkung des durchschnittlichen Rentenbezuges auf unter 50% des durchschnittlichen Einkommens und durch Erhöhung des Renteneintrittsalters, das trifft vor allem die Älteren und die die mit 15 Jahren in das Berufsleben eingetreten sind, die Jüngeren fangen nach dem Studium( mittlerweile machen 50% Abitur) ja erst mit Ende 20 zu arbeiten an. Studium ist eigentlich nichts anderes als Bildungsurlaub mit der Hoffnung auf Jobgarantie.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "..legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“



    Und rechnen können sie auch nicht.



    de.wikipedia.org/wiki/Sokrates (469 - 399 B.C.)

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Was oft der Grund ist warum es nicht fürs Reihenhaus reicht...

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Es gibt Bereiche, in denen mathematische Genauigkeit wirklich wichtig ist, z.B. Privatisierung von öffentlicher Daseinsvorsorge, Energieversorgung, Steuersystematik, Finanzmarktliberalisierung usw. Da wäre dann auch Zusammenhänge mit den Themen des Artikels zu finden.



      Aber in all diesen Feldern ist es eben auch komplizierter und mit Jahreszahlen raussuchen nicht getan.

  • Meine Erfahrung ist, dass ich immer zufriedener bin wenn ich arbeite, als wenn ich herumlunger.

    • @Günter:

      Spricht auch absolut nichts dagegen.



      Nur ist es erstens nicht jedermanns Lebensmodell, zweitens je nach Job schon wieder weniger lustig und drittens sitzen die Leute, die keine 50 Stunden pro Woche im Büro verbringen, nicht lethargisch daheim, sondern arbeiten auch. Garteln, Handwerk, kreative Betätigung, … „Arbeit“ hat viele Gesichter.

      Sich das Leben trotz Vollzeit-Erwerbstätigkeit nicht leisten zu können, verursacht Depressionen und DIESE Menschen sind dann eher ausgesaugt, leer und sitzen lethargisch daheim.

      Der Witz ist die Mischung aus Lohnarbeit, die zum leben reicht, und Freizeit als Ausgleich.

      • @Alexander Tschirk:

        Sie haben vollkommen recht!



        Dass Leute trotz Vollzeit-Erwerbstätigkeit kaum ein genügendes Auskommen haben ist ein struktureller Skandal in unserer Gesellschaft.



        Wie die Leute etwa im Einzelhandel, immer noch hauptsächlich Frauen, ausgebeutet werden ist ein Skandal....und niemand kümmert sich drum, nicht unsere Gewerkschaften, nicht unsere Politik..niemand...

    • @Günter:

      Meine Erfahrung ist: je sinnstiftender ich meine Arbeit empfinde, desto zufriedener bin ich. Kindern etwas beibringen? Super. Elternabende, Konferenzen, Arbeitsgruppen, Drittkorrektur? Bullshit Tätigkeiten.

  • Wofür sollte ich dankbare sein? Ich habe in meinem Arbeitsleben tiefe Erfüllung gefunden. Sicher nicht ohne Anstrengung und auch so manche Entbehrung. Letztendlich jedoch immer mit einem Gewinn an Erkenntnis, Zufriedenheit und dem Gefühl, Arbeit nicht nur als lästige Pflicht sondern als wesentlichen Teil meines insgesamt glücklichen Lebensgefühls erlebt zu haben.



    Augen auf, bei der Berufswahl!

    • @Trabantus:

      Haben Sie in der Pflege gearbeitet?

      • @Bunkerratte:

        Nein, aber immer mit und für Menschen.

  • Danke!

    Jahrgang '90 hier. Viele Leute unserer Eltern- und Großelterngeneration verstehen auch nicht mit wievielen Erwartungen unsere Generation schon durch die Schule gehetzt wird. Damals gab es Heulkrämpfe und Nervenzusammenbrüche in der 3. Klasse (!!!) als einige Schüler_innen keine Abitur-Empfehlung bekamen. aus meiner Grundschulklasse gingen nur drei Kinder an Hauptschulen. Nicht wegen der super Leistungen unserer Klasse, sondern wegen den Erwartungen unserer Eltern.



    Jeder von uns war ein kleines Genie, entweder weil schon die Großeltern studierten und es halt so muss, oder wie bei mir, mit der Erwartung das ich die Erste sein würde die in unserer Arbeiterfamilie studiert. Es ging so unglaublich vielen so.



    Und wie ich sind eben viele schon in der Oberstufe oder davor zusammenbgebrochen.

    Oder man hat es geschafft, Abitur, und dann geht nix mehr im Studium. Leben verkackt mit 20 - ich kenne eine Menge Leute die ihr eigenes Leben so gesehen haben, vor allem Aufgrund der krassen Erwartungen an unseren Lebenslauf.

    Dann ist das heere Ziel des alles-ermöglichenden Studiums verfehlt und unsereins arbeitet etwas "normales" und schon kommen die Stimmen der Älteren warum man sich denn das bieten ließe, warum man nichts höheres strebt, was war denn mit Studium?!

    Und wer aus der Arbeiterschicht kommt und es bildungstechnisch nach oben schafft kommt in den Genuss plötzlich bei der ganzen Familie der Snob zu sein, die, die so viele Fremdwörter bennutzt und die ja so irre Ansprüche hat.

    Seltsam, die Erwartung nach Aufstieg, Bildung, Karriere und Teilhabe kam doch von den älteren Semestern...?

    • @Nichtige Nixe:

      Deine Schilderungen sind sehr treffend und selbst wenn man sich in diesen wiedererkennt, vergisst man es als "Erwachsener" doch, wo der ganze Spaß mal angefangen hat.

  • Niemand sollte arbeiten müssen. Wer reich genug ist, tut es sowieso nicht. Weder junge Reiche und ganz bestimmt nicht alte Reiche.

    Damit der Zwang zur Arbeit, der eigentlich ein Zwang zum Gelderwerb ist, endlich aufhört, könnten "Grundeinkommen", "Vollgeld/Positive Money", "Schuldenerlaß" und eine demokratisch gewählte "Monetative"als vierte Säule im Staate die Zauberwörter für sehr sehr viele, gerade junge, ärmere Menschen sein.

    Das erwerbsarbeitszentrierte (eigentlich gelderwerbszentrierte) Lebensmodell in Verbindung mit dem perversen Schuldgeldsystem ist ein Auslaufmodell.

    Der "Zwang zur Arbeit", hat extrem viel Schaden auf diesem Planeten verursacht und verhindert eine lebenswerte Zukunft (Stichwort: "Heißzeit") auch weil immer breitere Bevölkerungsschichten verarmen (Stichwort: "Working Poor").

    Junge Menschen, jeder Mensch sollte seine Potentiale voll zur Entfaltung bringen können, ohne als Arbeitssklave in einem perversen Schuldgeldsystem mißbraucht und ausgebeutet zu werden. Ob nun 8 oder 4 Stunden täglich ist in meinen Augen völlig egal.

    • @Goldi:

      Viele Phantasiewörter, aber kein Konzept. Und auch keinerlei Relation. Der "Zwang zur Arbeit" existiert allenfalls als Folge des Umstandes, dass alles was konsumiert wird, also auch ein Grundeinkommen, eben auch produziert werden muss. Und eines der global am weitesten ausgebauten Systeme von Arbeitsschutz, Arbeitnehmer*innenrechte, staatlicher Wohlfahrts- und Sozialsysteme als Sklaverei zu diffamieren ist vor Allem eine Verhöhnung jener die ihr Dasein tatsächlich komplett entrechtet in den Sweatshops, den Schwefel- und Kobaltminen dieser Welt fristen müssen. Bei aller berechtigten Kritik die man am hiesigen Kapitalismus haben kann und sollte, ist die Maßlosigkeit des Arguments noch lange kein Beweis seiner Gültigkeit.



      Wer seine "Potentiale voll zur Entfaltung bringen" möchte, braucht auch dazu idR nicht nur Zeit, sondern auch Mittel. Und immerhin wurde die Arbeitszeit ja schon von 10-12h täglich auf 8h und die Arbeitswoche von 6 auf 5 Tage reduziert. Das war auch völlig fraglos sicher ganz richtig, hat aber evidenterweise auch nicht dazu geführt, dass sich die breite Masse der Bevölkerung in der frei gewordenen Zeit nun dem ganz dem Schönen und Guten zuwandte.

    • @Goldi:

      Irgendwer muss das Geld, oder die Nahrung und die Hütte und die sonstigen Wohltaten ja erwirtschaften, auch wenn ich ein BGE bekomme. Es ändert sich also nicht sehr viel. Ich z.B. habe keine Lust nochmal die Schippe in die Hand zu nehmen, um für das BGE des Nachbarn zu buckeln, auch nicht für die Care- Arbeit der Single- Haushalte, die glauben die Wohnung selbst zu putzen und sich das Essen zubereiten, sowie seine dreckige Wäsche selbst zu waschen müsste bezahlt werden. Wenn sich der Single dann verpartnert, dann ist deren Problem welcher der Partner die Care- Arbeit leistet. Wenn sich die beiden nicht einigen können, dann muss einer eben für die Fürsorgedienste zahlen. Diese Diskussion dreht sich im Kreis. Man kann den Reichen auch Alles wegnehmen, aber was essen wir dann nächstes Jahr und wer schiebt die Nachtdienste im Pflegeheim, nur damit 60% des Lohnes weggesteuert wird um das BGE zu finanzieren.

    • @Goldi:

      Na ja, das is bisserl sehr einfach. Selbst in einer imaginären, nichtkapitalistischen Welt ohne Geldsystem wird niemand sein Leben vom Nichtstun bestreiten können. Wer nicht zum Gelderwerb arbeitet, der müsste konkret harte Landwirtschaft oder ein andere gesellschaftlich notwendige Arbeit betreiben, um sich und seine Familie ernähren zu können. Angehäufte private Reichtümer sind schnell umverteilt und dann ists vorbei, mit der arbeitsfreien, persönlichen Entfaltung, wenn man denn nicht ohne ein funktionierendes Sozialsystem, eine Gesundheitsversorgung, Bildung, Infrastruktur etc. auskommen möchte.

      Im Übrigen gibts rechtlich gar keinen Zwang zur Arbeit. Nur dann, wenn man erwartet, an einem gesellschaftlichen Zusammenleben und den damit verbundenen, oben genannten Versorgungsleistungen teilhaben zu wollen.

  • Die Generationennamen sollten echt mal richtig festgelegt werden. Ich dachte, die die um die Jahrtausendwende geboren wurden sind so 1995-2004 oder so und damit Gen Z. Die Millenials kamen dich direkt davor, oder nicht?

    Aber prinzipiell kann ich den Beobachtungen zustimmen. Die Zeiten haben sich geändert. Aber der Wohlstandsverlust wurde ja auch nicht gestern erst 'angekündigt'.

    Die Streitereien zwischen (ich vermute mal es geht hier um Großeltern und Enkel:innen) sollten sich aber echt mal beruhigen. Vor allem weil es scheint, dass es oft Leute sind, die sich zwar übereinander beschweren, aber nicht miteinander sprechen. Das ist ein großes Problem, finde ich. Diese Feststellung ist aber auch nur eine Binsenweisheit.

  • Es ist lustig, dass sich dieser Kommentar und der von letzter Woche und Sokrates sich darin einig sind, daß die Veränderungen des Arbeitsethos vor allem durch individuelle Entscheidungen oder psychologische Entwicklungen zu tun haben. Sobald die nächste Krise im Kapitalismus, nennen wir sie Automatisierung, kommt und Massenarbeitslosigkeit bewirkt, wird die Arbeitseinstellung wieder subaltern werden. Denn auch der Reichtum durch Automatisierung wird nicht automatisch auf alle verteilt werden. Auch Frau Opiz lebt von einem Sozialsystem, das nicht durch eine 20-Stunden-Woche finanziert werden kann.

    • @Ignaz Wrobel:

      Die Automatisierung läuft, je nachdem wie man sie definiert, seit mindestens 50 (Elektronik, Industrieroboter) bis 250 (mechanischer Webstuhl, Dampfmaschine) Jahren. Zu Massenarbeitslosigkeit führte bislang nichts davon, sondern lediglich zu einer Veränderung von Arbeit.

  • Vielen Dank für die treffende Analyse, als junger Mensch schlägt es mir wirklich auf den Magen, ständig abgewertet zu werden, weil ich nicht rund um die Uhr arbeite seit ich 15 bin, so wie scheinbar jede ältere Person. Ich lebe nur einmal und habe andere Ziele im Leben, als mich in einem unterbezahlten Job für meinen Chef zum Bückling zu machen. Ich verstehe nicht, welchen Mehrwert wir davon haben, uns kaputtzuschuften. Wenn es ohne meine Arbeit nicht geht muss man mich entweder gesetzlich dazu verpflichten, oder mich so bezahlen, dass ich was davon habe. Denn meine Arbeitskraft ist mein Kapital, muss ich die verramschen?

    • @VeganesHack2:

      Im Prinzip richtig, aber es ist immer Angebot und Nachfrage. Es hat schon Gründe warum, Psychologen, Soziologen, Medien- und Webdesigner zu Haufen in Billigjobs arbeiten und auf Barrister und Rider sowie Amazonzusteller kann man eher verzichten, Sie haben es selbst in der Hand für sich zu sorgen, machen Sie sich selbstständig und buckeln für sich und die Kinderlein, ich tu es nicht. Ehrlich, auch die Ziele anderer interessieren mich nicht, solange es keine Berührungspunkte mit meinen Zielen und Interessen gibt. Wenn ihr Ziel persönlicher Mehrwert ist, dann nur zu, aber nicht auf meine Kosten.

  • Herzlichen Dank für den Perspektivwechsel! In der Diskussion ist die Arbeitgeberperspektive immer noch viel zu präsent.



    Ist ja auch blöd, wenn der vielgelobte Markt einem auf einmal nicht mehr in die Karten spielt.



    Hoffentlich ist das unsere Chance, endlich sinnvolle Verbesserungen im Leben zu erwirken und das ganze Brainwashing hinter uns lassen zu können.

  • Es kommt immer auf die Prioritäten an. Wenn ich mir ein Reihenhaus kaufen will, mit durchschnittlichen Einkommen, dann kann ich mir in den ersten 10 Jahren keinen großen Urlaub leisten und muß halt zelten oder zu Verwanden fahren, Überstunden kloppen und mich einschränken. Wenn ich dazu nicht bereit bin kann ich nur auf das Frühableben der Alten hoffen. Es ist doch klar wenn ich einen Urlaubsanspruch von 30 Tagen habe( 10 Tage mehr als in den frühen 60er Jahren) und diesen Urlaub mit, z.B. TAZ Bildungsreisen fülle, dann fehlen am Ende des Jahres 10 000 Euro, das sind bei Heutigen Zinsen ca. 180000 Kredit incl. 1,5 % Tilgung. Ich muss mich halt entscheiden was wichtig ist, alles hat seine Zeit. Gehe ich 3x die Woche mit Freunden aus, dann kostet das Geld, und die Zeit fehlt um die Wohnung selbst zu renovieren, ist doch klar.

    • @Pepi:

      Also alles nur eine Frage der Prioritäten und eigentlich kein Problem?



      "Kennzahl: Reichten von 1995 bis 2010 noch fünf bis sieben Haushaltsjahreseinkommen, um eine Immobilie in München abzuzahlen, so sind es inzwischen elf bis zwölf Jahresgehälter. Auch im Verhältnis zur Jahresmiete haben sich die Kaufpreise in den größten sieben Städten deutlich erhöht, sie liegen derzeit bei 27 Jahresmieten, in München sogar bei 34. Ein Wert von 21 gilt eigentlich als langfristig gesund."



      Bedeutet also konkret, dass sich die Arbeitszeit die nötig ist um eine Immobilie zu finanzieren in Etwa verdoppelt(!) hat. Wenn sie nun einwenden, dass ausgerechnet München ja nicht repräsentativ sei, gebe ich zu Bedenken, dass es dort auch 2010 schon überproportional teuer war.



      www.capital.de/imm...ich-leisten-790012

      • @Ingo Bernable:

        Das was heute als München gilt war eben vor 40 Jahren auf dem flachen Land. Sie müssen eben noch mal 30 km weiter denken, am besten nicht Richtung Alpenvorland, dann sind wir irgendwo in der Realität von heute.... von Zinsunterschieden will ich mal gar nicht anfangen. Übrigens, auf 30 bis gar 35 Jahre finanzieren war damals normal, (das weiß ich von meinen Eltern).

        • @Tom Farmer:

          Wenn das so wäre, wären die Daten massiv verzerrt worden weil man dann die Preisentwicklung in unterschiedlichen Gebieten verglichen hätte. Haben sie Belege oder wenigsten Indizien für diese Vermutung anzubieten?



          Die Zinskosten sind recht offensichtlich Teil der Finanzierung, dürften also in den aufsummierten Jahresgehältern berücksichtigt sein.

          • @Ingo Bernable:

            Nein, dazu habe ich keine Daten und habe meine Erfahrung hier aus Stuttgart, Richtung Schwarzwald herangezogen. Nach der letzten S-Bahnstation vor den Dorfbussen ist das Preisniveau sehr hoch, dann fällt das ab. 30 km weiter bekommen Sie Bauernhäuser für ganz wenig Geld, neu gebaut wird da zum halben Preis wie hier und allenfalls noch von 'Liebhabern'.



            Klar, ohne Auto geht nicht mehr viel, nicht mal das Brötchen holen.



            Grundaussage: Man kann dort günstig leben; das gar nix geht in diesem Land mit Immos und nur noch gemotzt wird ist eben falsch. Dann isses halt kein MUC, BER oder Hippes irgendwas.

  • Guter Artikel, vielen Dank dafür!

  • danke!

    • @herstory:

      Danke ebenfalls!

  • Danke.

    Meine Reaktion auf den erwähnten Artikel der Kollegin war vor allem Fremdscham.

    Dazu muss ich sagen, dass ich vermutlich als "Früh- bis Mittelboomer" zähle (ich nenne das "alter Sack").

    Wir hinterlassen unseren Kindern einen derart stinkenden und kokelnden, hochexplosiven Müllhaufen, dass wir uns dafür eigentlich nur demütig um Entschuldigung bitten können.

    • @tomás zerolo:

      Ich weiß was Sie meinen und sehe das letztlich noch extremer, aber:



      Darum geht's aber in dem Artikel nirgends! Sie assoziieren an Frau Opitz Text vorbei.