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Privilegien in Corona-KriseDas Ende der Überlegenheitsarie

Eine arrogante, rassistische und eurozentristische Weltdeutung blendet den Grund für die eigenen Privilegien im Umgang mit der Coronapandemie aus.

Robert Koch thront auf seinem Sockel vor der Charite, in Kamerun wird er weitaus kritischer gesehen Foto: Jürgen Ritter/imago

Warten auf Godot, während Millionen erkranken oder sterben. Existenzängste überall. Auch wenn sich schon in Deutschland manche den Shutdown deutlich besser leisten können als viele andere, die mit Kurzarbeit und staatlichen Krediten haushalten müssen. Für Milliarden von Menschen in vielen afrikanischen, asiatischen, süd- und mittelamerikanischen Ländern gibt es nicht einmal diese Option. Für viele Tagelöhner sind Shutdowns ein Countdown zum Untergang.

Wer weder Rücklagen noch ein Gehalt hat, muss arbeiten, egal wie prekär, und hat gleichzeitig wenig Chancen, ins Profil der Beatmungsmedizin zu passen. Hier wird der Aufruf zur Herdenimmunisierung zum eugenischen Weckruf im Sinne des „Survival of the Fittest“.

Ja, Covid-19-Viren unterscheiden nicht nach Alter, Herkunft, Pass, Geschlecht, der Position im Rassismus. Menschliche Antworten darauf allerdings passen sich der kapitalistischen Grammatik sozialer Ungerechtigkeit an.


Im März verstarb die Schwarze Britin Kayla Williams in London. Trotz heftigster Symptome mit Verdacht auf eine Covid-19-Erkrankung stufte das gerufene Notfallteam sie als nicht prioritär ein. Ohne die dringend notwendige Behandlung im Krankenhaus verstarb die 36-jährige Mutter von 3 Kindern am darauffolgenden Tag.

In Makoko, einem Stadtteil der nigerianischen Metropole Lagos, einem der Wirtschafts- und Finanzzentren Westafrikas, wird der Notarzt oft nicht einmal kommen können. Die meisten Menschen dort haben kaum mehr als einen Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, von einer Krankenversicherung ganz zu schweigen.

Gleiches gilt für die Geflüchteten im Lager Moria auf Lesbos. Bilder von gestapelten versklavten Menschen werden wach, bei deren Deportation in die Amerikas das Massensterben nicht nur einkalkuliert, sondern Teil des europäischen Alltagsgeschäftes war. 50 von Tausenden Kindern wird eine Chance auf Überleben geboten. Für die anderen heißt das: erzwungen enges Zusammenrücken statt social distancing.

Erfundene Krisen

Vor diesem Hintergrund braucht man gute Nerven, um manche Sorgen hierzulande zu verstehen. In einer der vielen TV-Sondersendungen zur neuen Lage weint eine Abiturientin bitterlich darüber, dass sie auf ihren Abistreich verzichten müsse. Eine Minute dauert dieses Tränenspektakel, welches mit einem shot auf das überteuerte, nun nutzlose Abikleid im Schrank endet. Die afrodeutsche Rassismuskritikerin Noah Sow nennt so etwas PBV: „privilegienbedingte Verweichlichung“.

Deutschland war lange Zeit so frei von Krisen, dass es welche erfand. Den Sturm Anfang Februar etwa, der eher einer Brise glich. Ja, Deutschland ist so PBV, dass es eine Krise halluzinierte, als Geflüchtete nach Deutschland kamen – vertrieben von echten, global verursachten Krisen. Das aber wird ebenso beschwiegen wie die humanitäre Katastrophe selbst, die die eigentliche Krise ist.

Die Coronakrise aber schlägt hierzulande aufs Gemüt – und zwar nicht nur, weil es so viele Schwerkranke und Tote gibt. Für viele ist es ein Erstkontakt mit der Erkenntnis, dass das von Tupoka Ogette beschriebene privilegiengewöhnte, weiße „Happyland“ eine Illusion und Covid-19 keine Krise aus einem Hochglanzmagazin ist. Das Entsetzen hat viel damit zu tun, dass die Menschen in Deutschland nicht einfach nur daran gewöhnt sind, dass es ihnen besser geht als Milliarden anderer Menschen. Sie sehen es als ihr Anrecht an. Eben das macht Diskriminierung aus. Die kann so omnipräsent werkeln, weil sie einem bestimmten Personenkreis etwas zu bieten vermag: Privilegien.

Es ist sehr viel komfortabler, in der Annahme zu leben, dass die Welt so geschaffen sei, dass es mir besser gehen müsse als anderen und dass ich dazu berechtigt sei, Privilegien zu genießen – als mich deswegen schlecht fühlen zu müssen. Charakteristisch für Privilegien ist, dass sie aus globalen wie lokalen Macht- und Herrschaftskonstellationen heraus ohne aktives Zutun Einzelner zur Verfügung stehen – ja, dass sie nicht einmal leicht ausgeschlagen werden können und meist nicht einmal bemerkt werden.

Eine der Druckmaschinen für Privilegien ist Weißsein. Im Verbund mit einem deutschen Pass steht weltweit kaum ein Privileg höher im Kurs. Jetzt aber ist etwas passiert, das dieses privilegiengesättigte Ruhekissen aufwühlt. Nicht etwa, dass sich Solidarität regen würde. Das klappt nicht einmal innerhalb Europas Grenzen, geschweige denn über die sich gerade selbst verratende EU hinaus. Nein, es ist die Illusion, immer auf der Sonnenseite des Lebens sitzen zu können, die gerade zerplatzt wie eine Seifenblase.

Ein Beispiel dafür bot ausgerechnet jene Afrikanistin, die im vergangenen Jahr gegen den Rassismus des Afrika-Beauftragten der Bundesregierung, Günther Nooke, aufgestanden war: Anfang März, als chinesische Wissenschaftler*innen schon längst warnend von einer Pandemie sprachen, reiste Raija Kramer mit Studierenden nach Kamerun, um dort „Feldforschungen“ zu betreiben (also: um sich Wissen dort lebender Menschen auf den eigenen Gehaltszettel auszahlen zu lassen). Dann wollte sie nach Hause und bekam keinen Rückflug mehr.

Susan Arndt

ist Professorin für Englische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universiät Bayreuth und Autorin von „Sexismus – Geschichte einer Unterdrückung“ (ab Herbst bei C.H.Beck München). Ihr Buch „Rassismus. Die 101 wichtigsten Fragen“ ist in der inzwischen vierten Auflage erhältlich.

Auf der Straße machte sie die Erfahrung, dass Menschen Angst hatten, dass sie das Virus nach Kamerun getragen habe. Gar nicht so absurd der Gedanke. Viren reisen in Körpern, die reisen. Und westliche Körper sind – bedingt durch Nationalität, Weißsein und ungleich verteilten Reichtum – weitaus mobiler als andere, die weder ein Visum erhalten noch sich Flugpreise leisten können.

All das ist auch ein Erbe des Kolonialismus. Zu dessen Profil gehörte es, dass Weiße Krankheiten in die Kolonien trugen, an denen viele starben. Mehr noch, Menschen wurden krankgemacht und missbraucht, um „Rassen“theorien zu belegen. Das gilt etwa für Eugen Fischer, der im NS stolz darauf bestand, dass er es war, der Anfang des 20. Jahrhunderts im heutigen Namibia alle Grundlagen nationalsozialistischer Eugenik legte. Robert Koch wiederum baute seine Erkenntnisse an Versuchen an Menschen in Kolonien auf, die in Deutschland als menschenfeindlich verboten waren. Ja, es gibt in Kamerun gute Gründe, auf Deutsche sauer zu sein. Das aber haben Deutsche noch nie verstanden.

Statt das zu reflektieren, unterstellte Kramer Kameruner*innen unter öffentlichem Applaus Rassismus. Als Afrikanistin sollte sie wissen, dass Schwarze Weiße nicht rassistisch diskriminieren können, denn es ist das Wesen des Rassismus, die Überlegenheit von Weißen und deren Recht auf Privilegien, Diskriminierung und Gewalt zu postulieren. Zu diesem Zweck allein erfanden Europäer*innen im 16. Jahrhundert das „Prinzip „Menschenrasse“ und dessen Postulat: Weiße seien allen anderen überlegen, die einzigen vollwertigen Menschen.

Es ist die Illusion, immer auf der Sonnenseite des Lebens zu sitzen, die gerade zerplatzt wie eine Seifenblase

Kramer aber scherte sich weder um solche Details noch die Frage, was Covid-19 in Kamerun und anderen afrikanischen Ländern anstellen wird, weil das Gesundheitswesen nicht mit Milliardenspritzen der Herausforderung angepasst werden kann und Shutdowns wie auch social distancing eben ein Privileg sind.

Die globale Rezession, welche sich schon jetzt weit über die aktuelle Pandemie hinaus als virulent auftut, kann durch kein Medikament kuriert werden. Prognosen mahnen, dass 35 bis 65 Millionen Menschen in tödliche Armutskonstellationen gestoßen werden; am schlimmsten wird es viele Länder in Afrika und Südasien treffen. Daran sind weder Viren schuld noch von Armut diskriminierte Menschen. Ursache sind allein menschengemachte Ordnungen sozialer Ungleichheit. Arbeitskräfte und Ressourcen aus den Kolonien beförderten die Industrielle Revolution, ohne an deren Errungenschaften beteiligt zu werden. Das wirkt sich bis heute auf kapitalistische Kartierungen der Welt aus.

Die simple Erzählung des Rassismus

Armut ist eine menschengemachte Pandemie, wobei der weiße Westen sich als Virus in die Körper jener frisst, deren Immunsystem sie zerstörten. Deswegen sind sie Covid-19 noch ohnmächtiger ausgesetzt als der Westen – und der tut wieder einmal so, als sei das eine natürliche Ordnung und ginge ihn nichts an. Afrika sei „das“ doch als Krisenkontinent gewöhnt und habe kein Anrecht auf Schutz. So wie es sich bei der sogenannten „Flüchtlingskrise“ im Kern um die Frage drehte, wem Deutschland, seine Zugehörigkeit, Ressourcen und Zukünfte gehören dürfen, schwingt bei der Coronakrise die Überzeugung mit, dass Heilung zunächst einmal den Westen ereilen werde. Sollte Godot ankommen, dann hier. Und sollte es dafür Versuche am lebenden Menschen bedürfen, so könnte das – wie jüngst schon in Frankreich erwogen – „nach Afrika“ ausgelagert werden. Es ist immer wieder die gleiche simple Erzählung des Rassismus. Die einen seien zu Recht im Vorteil, die anderen würden an ihrer eigenen Unzulänglichkeit scheitern.

Das trifft derzeit insbesondere China. In einem Interview mit den „Tagesthemen“ Anfang April deklinierte Kristin Shi-Kupfer von der Mercator-Stiftung das kleine Einmaleins des antichinesischen Rassismus vor: China treffe eine Anfangsschuld, sagt sie wiederholt – und wirft China im gleichen Atemzug vor, „dem Ausland“ Schuld am Virus zu geben. „Das klappt nur nicht so ganz“, sagt sie mit einem arroganten Lächeln auf den Lippen. Fast schon dialektisch, wenn es nicht so ätzend wäre.

Atemlos wettert sie weiter: China habe die Epidemie verschwiegen (doch warum hat niemand hierzulande auf Li Wenliang und andere chinesische Ärzte gehört?), China manipuliere Zahlen, versage politisch, agiere intransparent, reagiere Top-down (als würde das Antiinfektionsgesetz nicht auch anderswo über Grundrechte gestellt) und stelle jetzt wirtschaftliche Interessen über Menschenleben (als würde das nicht auch anderswo heiß debattiert). Und wie interpretiert die Sinologin, dass China Ärzte und Ausrüstungen in die Welt schicke? „Das ist ein Ablenkungsmanöver, weil China durchaus bewusst ist, dass es nicht nur national, sondern auch international eine Anfangsschuld hat“. „Amerika“ (sie meint wohl die USA und damit Trump, als wäre der kein politischer Versager) und Europa seien sich da einig.

Solche Interviews sind die Brandsätze, die Menschen treffen: Es gehört auch zum neuen Gesicht des alten Rassismus, dass Chines*innen (und alle, die durch rassistische Brillen so aussehen) im Supermarkt nicht bedient und aus öffentlichen Verkehrsmitteln geworfen werden.

Solidarische Menschlichkeit

Doch die altbewährte Überlegenheitsarie geht nicht wirklich auf. Nachrichten aus Bergamo oder New York gehen um die Welt und belegen: Der Westen ist ohnmächtig inmitten seiner Macht, logistisch überfordert inmitten seiner Logistik und unsolidarisch inmitten seiner Privilegien. So wie der Zweite Weltkrieg der kolonisierten Welt die Verwundbarkeit Europas zeigte, wird diese jetzt nur allzu sichtbar – und ein globales Umdenken und Erstarken von Widerstand hervorrufen können.

Viele verhalten sich gerade zu der Frage, wie Covid-19 das menschliche Miteinander neu justiert. Manche sehen die globale Krise als Weckruf und als Chance für eine neue von Empathie und Solidarität getragene Menschlichkeit. Angesichts der Selektivmedizin in Bergamo zeigen sich viele entsetzt darüber, dass manche Leben „plötzlich“ mehr wert zu sein scheinen als andere. Plötzlich?

Es wird übersehen, dass das eben weder neu ist noch dass es dabei nur um die Ü-80-Menschen in Mitteleuropa geht. Vielmehr ist dies leider ein sehr altes Prinzip des Menschlichen, auch des westlichen Humanismus. Aber ja, Covid-19 fordert uns zur solidarischen Menschlichkeit heraus. Sich von dem Glauben zu lösen, dass der westliche Humanismus ein Inbegriff von überlegener Menschlichkeit sei und der Westen deswegen ein Anrecht auf Privilegien und rassistische Arroganz habe, wäre ein Anfang.

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125 Kommentare

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  • Auch Nebelgranaten wie "Critical Whiteness" und einige heutige Sexismusdebatten gehören zu den Werkzeugen der neoliberalen Transformation und haben an den Hochschulen und in den Medien ihre willigen Vollstrecker*innen gefunden.



    Damit wird nur das Stellen der Klassenfrage in de Hintergrund gedrängt und ein sozialer Internationalismus hinter lähmenden Rassismusvorwürfen blockiert.



    Sorry Leute, da waren wir in den 1980er-Jahren teilweise schon weiter, nicht nur in den Debatten, sondern in konkreten Projekten.

    Heute wird in unseren Medien an fast jedem autochthonen sozialen Projekt des Trikont vernichtende Kritik geübt, dabei bedient man sich der Werkzeuge Identitätspolitik, Rassismus und Sexismus und legt dabei natürlich Wertmaßstäbe westlich-weißer Akademiker*innen an, die sich selber für fortschrittlich erachten, aber eigentlich auch nur in einem engen Wahrnehmungskorsett gefangen sind.

    Selbst die 68'er-Bewegung, die ungeachtet der tatsächlichen gewaltigen gesellschaftlichen Fortschritte, die sie angestoßen hat, über Jahrzehznte hinweg einseitig glorifiziert wurde, wird jetzt über ihre Achillesferse Sexismus diskreditiert, weil es dort ein paar Machos gab.

    O.g. Artikel stellen einen ausschließlich problemorientierten Ansatz dar, sind jedoch nicht in der Lage, eine Lösung aufzuzeigen, da auch die Autorin nicht willens oder in der Lage ist, die selbst errichtete Mauer einzureißen.

    • @Khaled Chaabouté:

      Ich seh’s genauso.



      Trotzdem ist die Kritik der critical-whiteness-Spinner ja nicht unberechtigt, auch wenn ihre Schwerpunktsetzung von tieferliegenden Ursachen globaler Ungleichheit und Ausbeutung ablenkt und uns ihre plumpe Essentialisierung ethnischer Zuschreibungen eine weitere Spielart eines durchaus rassistischen Tribalismus‘ beschert hat.



      Noch ist der Quatsch aber ziemlich neu und fresh; ich hoffe daher, dass sich das mit der Zeit abschleift und eine Sensibilisierung für den alltäglichen Umgang übrigbleibt. Denn die täte nach meiner Wahrnehmung immer noch bitter Not, bei großen Teilen der Bevölkerung. Ähnlich lief’s ja bei den durchgeknallten Antideutschen, die mit ihrem Furor eine Sensibilität für Antisemitismus in der Linken geschaffen haben, die es vorher so nicht gab.



      Also mal abwarten.

  • Der Fokus auf das "Weißsein" ist immer wieder erstaunlich und lenkt von dem Eigentlichen Ursache ab: Kapital und Macht.

    Auch wenn der Großteil dessen in "weißer" Hand ist, so haben doch auch die meisten "Weißen" nicht teil daran. Der Kampf muss gegen die Superreichen gehen und nicht gegen Hautfarben.

    • @Franco:

      Wenn ich das einmal sagen darf, ja, das sehe ich im Wesentlichen genauso, danke.

    • @Franco:

      Das Kernproblem sind aus meiner Sicht nicht einzelne Menschen egal welcher Hautfarbe und welchen Vermögensstatus sondern die kapitalistische Struktur.



      Aktuell sind die Menschen gezwungen auch noch die sinnloseste und schädlichste Arbeit zu tun um ihren Lebensunterhalt zu verdienen (z.B Braunkohle schürfen, Landminen und dicke Autos bauen)



      . Erst wenn die Wirtschaft nach vernünftigen Kriterien zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gesteuert wird, ist Besserung in Sicht.



      Solange wir alle in einem Hamsterrad strampeln dessen unvernünftiges Steuerungsprinzip einzig darin besteht, das aus Geld mehr Geld wird ist keine grundlegende Verbesserung der Verhältnisse möglich.

      • @Thomas Dreher:

        Vermögen ist nicht so unentscheident, wie Sie zu äußern wohl beabsichtigten.

      • @Thomas Dreher:

        Eben deshalb kann die Antwort nicht sein, dass der Kuchen unter "Weißen" "gerecht" aufgeteilt wird während der überwiegende Rest der Welt um den Tisch herum steht und uns beim Futtern zuschaut.

        Die Ziele von vielen antikapitalistischen Linken bedeuten da oftmals nur eine graduelle Änderungm die, dass den Zuschauern ab und an ein paar Krümmel zugeworfen werden, die hier niemanden wehtun.

        • @Rudolf Fissner:

          Ich verstehe nicht, wie Sie aus meinem Post schließen. das ich etwas nur unter Weißen verteilen will, Eine vernünftige Wirtschaftsordnung wird zwingend eine internationale und gerechte sein.



          Hautfarbe ist selbstverständlich kein Kriterium das bei einer vernünftigen Regelung irgendeine Rolle spielt!

          • @Thomas Dreher:

            Das und habe ich Ihnen mit meinen Beitrag auch nicht unterstellen wollen.

    • @Franco:

      "Superreiche" ist ein beliebtes linkes weißes Konstrukt um von den eigenen Privilegien abzulenken, auf die nächste Amtstür zu verweisen und dabei so zu tun, als wäre man gleichauf mit Menschen ohne genügend Nahrung, Gesundheitsversorgung, Bildung, Freizeit, Sicherheit, Lebenserwartung in den Ländern des Südens.

      • @Rudolf Fissner:

        Ja, ja. Immer diese privilegierten Harz IV Empfänger.

        Was Sie da aufzählen sind Grundrechte. Schlimm genug, das diese vielen Menschen weltweit verwehrt sind. Es sind aber keine Privilegien.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Prima! :-) Danke, schöne Antwort.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Sie werden doch sicher mitbekommen, dass diese Grundrechte nur einem kleinen Teil der Menschheit zugestanden werden.

          Und natürlich sind Weiße in Maße privilegiert, wenn besonders ihnen diese Grundrechte auch zugeteilt werden. Vom Grundrecht alleine wird nämlich niemand satt.

          • @Rudolf Fissner:

            Nein. Nein. Das zu haben, was einem als Grundrecht zusteht, ist kein Privileg. Ihre Sicht macht das Normale zum Besonderen. Da kann ich nicht mitgehen. Sonst kommt noch jemand auf die Idee, auch hier das Normale zu streichen.

            PS: Armut ist keine Rassenfrage. Es gibt auch arme Weiße und reiche Farbige. Die Trennlinie verläuft nicht zwischen den Hautfarben (das hätten Rassisten gern), sondern zwischen Arm und Reich.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Auch im eigentlichen juristischenSinne von Priveleg ( de.wikipedia.org/wiki/Privileg ) stehen die Rechte auf Nahrung, Gesundheitsversorgung, Bildung, Freizeit, Sicherheit, Lebenserwartung in den Ländern des Südens in den jeweiligen Ländern, wo dies juristisch und tatsächlich etabliert ist, nicht der Restwelt zur Verfügung.

              • @Rudolf Fissner:

                Wie oft denn noch. Grundrechte. Nicht Privilegien.

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Wie oft denn noch: Grundrechtanspruch und Grundrechtwirklichkeit. Das Normale ist eine miserable Grundrechtwirklichkeit. Die Differenz erklärt sich unter anderem auch durch Rassismus, wie er sch im Kolonialismus manifestierte.

  • "Viren reisen in Körpern, die reisen. Und westliche Körper sind – bedingt durch Nationalität, Weißsein und ungleich verteilten Reichtum – weitaus mobiler als andere"

    So sehr es stimmt, dass Pandemien sich heutzutage mittels Flugverkehr extremst schnell weltweit verbreiten verbreiten können unterschlägt diese hautfarbenbezogene Verbreitungstheorie die Herkunft von Corona aus dem nicht "weißen" China und nährt damit gleichzeitig rassistische Interpretationen der Verbreitung als "gelbe Gefahr" taz.de/Coronavirus...assismus/!5662444/

  • "Bilder von gestapelten versklavten Menschen werden wach, bei deren Deportation in die Amerikas das Massensterben nicht nur einkalkuliert, sondern Teil des europäischen Alltagsgeschäftes war." Der Satz trifft das Dilemma des Artikels ganz gut. Mich erschüttert die plakative, wenig reflektierte Gleichsetzung von "Weißsein" mit so ziemlich allem Übel dieser Welt, die unter der Flagge einer corona-bedingt feststellbaren Verweichlichung mitschwimmt. Es werden, siehe oben, erlernte Bilder aufgerufen, bedient und verschärft. Viele der vorgebrachten Verfehlungen der weißen "westlichen" Welt sind ja gar nicht von der Hand zu weisen. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt das Gefühl gehabt, dass die Autorin sich bemüht hätte, ihre weiße "westliche" Sicht auf die Dinge zu verlassen, um vielleicht einen weiteren Blick, einen neuen Erkenntnishorizont zu erlangen. Nur zwei Mausklicks weiter lassen sich in den Weiten des Internets Informationen z.B. zur Sklaverei unter König Hammurabi in Mesopotamien im 18. Jh. VOR Christi aufrufen (BR2 RadioWissen). Wenn nach Meinung der Autorin "...das Wesen des Rassismus [ist], die Überlegenheit von Weißen und deren Recht auf Privilegien, Diskriminierung und Gewalt zu postulieren." dann könnte sie dank ihrer Profession einen Beitrag leisten zu der Frage, ob und wie sich solche Überlegenheits-Erzählungen in anderen Kulturen und Weltgegenden in der vor-kolonialen Zeit geäußert haben. Was wissen wir tatsächlich über die asiatische "Antike" oder das afrikanische "Mittelalter"? Es sind absolute Nischen-Themen, wenn überhaupt. Denn wir wachsen -natürlich- mit der weißen kontinental-europäischen Weltsicht auf. Das merkt man sogar noch bei Professorinnen, siehe oben. Ohne den erweiteten Blick kommen wir kein Stück weiter. Um die perfiden Mechanismen von Überhöhung und Unterdrückung zu verstehen, muss man wohl oder übel die gesamte Menschheit und ihre Geschichte in den Blick nehmen und nicht nur die eurozentrierte Brille benutzen.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Ist es eigentlich rassistisch, ausschließlich Weißen die Befähigung zum Rassismus zuzuschreiben?

    • @80576 (Profil gelöscht):

      "Ist es eigentlich rassistisch (...)" (Leser77)



      Eine kluge und folgerichtige Fragestellung, die Sie da aufwerfen.



      Ich neige zu der Antwort: Wenn es schon kein antiweißer Rassismus sein soll, dann ist es zumindest blitz-hagel-dumm!

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Diese Fixierung auf die Hautfarbe wird dem Problem doch immer weniger gerecht.



      Schon ein Gang durch die Strassen Heidelbergs in vor Coronna Zeiten machte augenscheinlich, daß die "nichtweißen " Touris massiv auf dem Vormarsch sind.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Ja das ist es.



      Menschen aus anderen Weltgegenden könne auch rasistisch sein



      Unser erstes mongolisches Au Pair ist ein schönes Beispiel. Sie hatte eine sehr naive aber doch konsequent rassistische Haltung. Wenn G. ein Problem hattte, wurden zunächst sämtliche Mongolen in ihrem Umfeld befragt (wegen Skype war das Umfeld ziemlich groß) brachte das keinen Erfolg, waren andere Asiaten die nächste genutzte Resource, Erst wenn dieser Versuch der Problemlösung ebenfalls scheiterte war ich an der Reihe. Es hat über ein halbes Jahr gedauert, bis sie begriff, daß typischerweise in Deutschland die Deutschen die geltenden Spielregeln besse kennen als die, hier meist eher kurze Zeit lebenden Mongolen aus ihrem Bekanntenkreis und sie deshalb meist die geeigneteren Ansprechpartner waren.



      Nie vergesse ich zwei ihrer anfänglichen Fragen;



      1. ) warum gibt es hier so wenig asiatische Menschen?



      2.)habt ihr auch Bücher in denen asiatische Menschen vorkommen?

      Zur Beantwortung der 2. Frage habe ich ihr gezeigt wo die Bücher meiner Frau(Japanologin) standen. Konnte mir aber nicht verkneifen ihr zu sagen das ich vor und whärend meines beruflichen Aufenhaltes in Afrika doch eher Bücher gelesen habe in denen es um Afrikaner ging bzw. die von afrikanischen Autoren stammten

      • @Thomas Dreher:

        @Thomas Dreher - Ich denke es ist für alle Menschen normal dass sie in der Fremde Anschluß, Hilfe oder Unterstützung zuerst mal unter Gleichen suchen. Das ist der Versuch den einfachsten Weg zu gehen. Ob das immer das sinnvollste ist, ist eine andere Sache. Aber irgendeinen rassistischen Hintergrund würde ich da nicht vermuten.



        Und die Fragen 1+2 würde ich auch eher einer gewissen jugendlichen Naivität zuordnen.

        • @LittleRedRooster:

          "...unter Gleichen suchen."

          Das wären andere Au Pair, oder ehemalige pp. . Das könnte zwar in der Erzählung von User Thomas Dreher vorgekommen sein, aber ich meine, dass Sie mit Gleichen (Sie können es ja abstreiten :-), ich sehe das sportlich) die anderen Menschen der identischen Kultur des Au Pair von User Thomas Dreher meinen. Damit haben Sie im Grunde das bedient, was Sie ablehnen.

          Schöne Idealszene aus "Enthüllung", Film: Es wird die Nachfolge einer Führungskraft benannt, Donald Sutherland sagt etwa, wir suchen nicht die beste Frau oder den besten Mann, sondern den besten Menschen.

          Damit hat das Beispiel von Thomas Dreher wohl leider eine reale wie cineastische Grundlage :-).

  • Da ist gewiss vieles richtig in dem Artikel, aber die Corona-Krise eignet sich aus meiner Sicht eher nicht zur Demaskierung eines ansonsten in der Tat allgegenwärtigen Rassismus. Anders als in Deutschland, wo man sich angesichts der vor Wochen noch völlig undenkbar guten Umfragewerte der „Union“ jetzt vollends mit Symbolpolitik und Maskenball in eine Hängepartie retten will, die gar nicht zu gewinnen ist, hat man in Schweden einen Pandemieplan, in dem auch das Ende mitgedacht wurde. Dabei spielt die vielgeschmähte „Herdenimmunität“ eine zentrale Rolle. Mit Eugenik hat diese nichts zu tun und wer dabei an „Survival of the Fittest“ denkt, der hat Darwin nie verstanden. Mit „Fitness“ meinte Darwin die maximale Reproduktionsfähigkeit einer Art. „Herdenimmunität“ ist überhaupt nichts moralisch Zwielichtiges, sondern bedeutet nur, dass ein Krankheitserreger ab einem bestimmten Prozentsatz an Immunität in der Bevölkerung nur schwerlich noch einen Wirt finden kann.

    • @Rainer B.:

      Schweden hat gerechnet auf die Bevölkerung drei Mal mehr Tote als Deutschland.



      Letzten Endes kann man das ganze doch reduzieren auf die Frage, wie viele Menschen sterben sollen. Gibt es dazu Zahlen? Sind zehntausend Tote vertretbar? Zwölftausend?

      Und würden wir diese Diskussion eigentlich führen, wenn Corona nicht Alte, sondern zB hauptsächlich Menschen im Alter von 15 bis 35 tötete?

      • @Suryo:

        2017/18 sind laut Schätzungen des RKI 25000 Menschen in Deutschland an der Influenza gestorben, das ist anscheinend auch vertretbar.

      • @Suryo:

        Mir geht es nicht um einen Vergleich zwischen Schweden und Deutschland. Diese Ländervergleiche hinken immer gewaltig. Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass es einen Unterschied macht, ob man einen Pandemieplan hat, oder nicht und wenn es hier einen geben sollte, dann muss er wohl geschickt verheimlicht worden sein.



        Was die Zahl der Toten angeht, so bringt es überhaupt keinen Erkenntnisgewinn die jeweiligen Momentaufnahmen zu vergleichen. Die Pandemie wird erst gestoppt sein, wenn es entweder einen wirksamen Impfstoff und gleichermaßen wirksame wie verträgliche Medikamente gegen Covid-19 gibt, oder wenn eine hinreichende Herdenimmunität in der jeweiligen Bevölkerung vorhanden ist. Spätestens Anfang März kam das Virus nach Deutschland (Bayern; Webasto-Case), aber die Virus-Sequenzen legen nahe, dass es mindestens noch einen anderen Ausbreitungsweg gegeben haben muss, der auch schon viel früher stattgefunden haben kann, ohne dass da irgendjemand hier überhaupt Covid-19 in Betracht gezogen hätte. Noch eine Woche und dann haben wir schon Mai, reden aber notgedrungen immer noch davon, dass wir in Deutschland erst am Anfang der Pandemie stehen. Ohne entsprechende Neuinfektionen wird die Situation im nächsten Jahr auch nicht anders sein, aber schon eine zweite Welle im Herbst wird uns deutlich stärker treffen können, als andere Länder, die bereits deutlich mehr durchinfiziert sind. Da nutzt es uns dann gar nichts, dass wir am Anfang weniger Todesfälle hatten. Abstand halten verhindert Infektionen, das ist völlig unstrittig, aber ebenso verhindern sehr viele bereits durchgemachte Infektionen die Ausbreitung des Virus insgesamt. Während die Schweden derzeit zwar durchaus auch vorsichtig sind, führen sie aber weiterhin ein Leben ohne Grundrechtseinschränkungen und werden am Ende nicht wie hier bei uns vor den Trümmern zerstörter Existenzen stehen. Abgerechnet wird erst ganz am Schluss.

        • @Rainer B.:

          Schweden hat genauso wenig einen Plan wie jedes andere Land. Auf welcher Grundlage sollte man denn auch einen Plan für den Exit aufstellen? Die schwedische Regierung verkauft ihre Strategie einfach nur als “Plan”. Leider sieht es nach derzeitigem Stand so aus, als ob der nicht funktioniert, oder wenn, dann nur zu einem Preis, den auch die meisten Schweden nicht bezahlen werden wollen.

          • @Suryo:

            Es gibt einen plausiblen Plan, der vom Ende her gedacht ist und durchaus aufgehen kann. In Schweden starrt man nicht nur auf die Infektionszahlen und das Gesundheitssystem, wie das Kaninchen auf die Schlange, sondern man hat früh begriffen, dass auch das beste Gesundheitssystem nur solange intakt bleiben kann, wie auch der Rest der Wirtschaft noch gut funktioniert. Dabei werden nur scheinbar mehr Tote in Kauf genommen. Die Zahlen werden sich früher oder später ohnehin überall angleichen, aber die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie werden jeweils sehr unterschiedlich ausfallen.

            www.merkur.de/welt...e-zr-13699578.html

    • @Rainer B.:

      Hat zwar jetzt nichts mit dem Artikel zu tun, aber im Moment schaut es mit einer Immunität gegen dieses spezielle Coronavirus ziemlich düster aus. Siehe neue Erkenntnisse aus China, von wegen, einmal überstanden, keineswegs längere Zeit negativ getestet.



      Auf eine etwaige Herdenimmunität würde da momentan wohl niemand zählen wollen.



      Ganz egal, was Darwin da jemals wie gemeint haben mag.

      • @Fezi:

        Dann bringt aber auch eine Impfung nichts.

        • @FancyBeard:

          Oder eben nur sehr begrenzt, wie die Grippeimpfung auch.

      • @Fezi:

        Kalter Kaffee! Professor Drosten hat sich in einem seiner letzten Podcasts bereits ausführlich mit diesen „neuen Erkenntinssen aus China“ beschäftigt. Da handelt es sich um altbekannte Unschärfen in der Testung. Er vergleicht das mit einem Schwimmbecken, in dem Fische schwimmen. Entnimmt man mit einem Eimer (Test) Wasserproben, so wird je nach Anzahl der Fische im Becken auch die vierte oder fünfte Probe keinen Fisch einfangen, obwohl ja jedesmal Fische im Wasser sind. Umgekehrt kann auch in der fünften Probe wieder ein Fisch sein, obwohl nur sehr wenige Fische im Wasser sind und die ersten vier Proben keinen Fisch mehr einfangen konnten. Drosten ist sich ziemlich sicher, dass es sich da um Zufallsfunde von Viren handelt im zeitlichen Anschluss an eine überstandene Infektion, die gesundheitlich gar nicht mehr relevant sind.

        • @Rainer B.:

          Ich fürchte, diese Aussage ist nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Momentan schaut es doch eher so aus, als würde eine durchgemachte Infektion -leider- nicht vor einer weiteren schützen.



          Ziemlich sicher scheint auch daneben zu sein.

          • @Fezi:

            Es gibt ja schon länger eine ganze Reihe von Corona-Viren gegen die wir auch mehr oder weniger Immunität aufgebaut haben, so dass dies bei diesem Virus sehr wahrscheinlich genau so sein wird. Offenbar wirkt sich die Immunität gegenüber früheren Corona-Varianten durchaus auch auf die Schwere des Krankheitsverlaufs aus. Das ist einerseits erfreulich, aber anderseits eben auch ein Problem bei der Testung auf Antikörper. Die derzeitigen Tests indizieren wohl vorhandene Antikörper gegen Corona-Viren aller Art. Das heißt aber nicht, dass es gar keine Immunität gegen Covid-19 geben würde, sondern nur, dass es wünschenswert wäre, einen ganz spezifischen Test ausschließlich zum Nachweis von Antikörpern gegen Covid-19 zu haben.

  • Viel Zustimmung zur Grundaussage des Artikels.

    Aber dieser Satz:

    "...denn es ist das Wesen des Rassismus, die Überlegenheit von Weißen und deren Recht auf Privilegien, Diskriminierung und Gewalt zu postulieren."

    ist blanker Unsinn. Das Wesen des Rassismus ist, JEGLICHES Überlegenheitsdenken usw. gegenüber anderen Völkern. Auch wenn Rassismus unter "Weißen" besonders starkt verbreitet ist. Er beschränkt sich nicht auf sie.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Wenn Sie den Begriff Rassismus nicht auf "Überlegenheit von Weißen" reduzieren, was veranlasst Sie dann zu der Annahme, er sei bei Weißen besonders verbreitet?

      • @rero:

        Ein Blick ins Geschichtsbuch und die Tatsache, dass immer noch viele genau wissen, wie der Rest der Welt zu leben hat :-)

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Vielleicht lesen Sie zur Abwechslung mal ein nichteuropazentriertes Geschichtsbuch?

          Das relativert sich dann. :-)

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Richtig, wie die Ereignisse in China gerade zeigen. Das hat die Autorin aber anscheinend nicht mitbekommen. Vielleicht weil es die schöne Theorie negiert. Hier möchte ich auf Karl Popper verweisen, der gesagt hatte dass man Theorien nicht beweisen, sondern nur widerlegen kann.

  • Grundlegend ist Vieles davon richtig und es gibt durchaus viele Menschen im Westen, denen das Bewußtsein fehlt, dass ihre Privilegien durchaus mit Armut und Ausbeutung auf der Welt zu tun haben und das sich daraus auch eine klare Verantwortung (nicht Schuld) ergibt.

    Aber bei aller grundlegenden Zustimmung ist mir das hier teilweise trotzdem zu billiges Schubladengedöns.

    "Auf der Straße machte sie die Erfahrung, dass Menschen Angst hatten, dass sie das Virus nach Kamerun getragen habe. Gar nicht so absurd der Gedanke. Viren reisen in Körpern, die reisen. Und westliche Körper sind – bedingt durch Nationalität, Weißsein und ungleich verteilten Reichtum – weitaus mobiler als andere, die weder ein Visum erhalten noch sich Flugpreise leisten können."

    Doch, der Gedanke ist schon absurd. Mit der Art von Argumentation könnte man es sich auch einfach machen und nach China zeigen. Kein anderes Land liefert mehr Waren nach Afrika, kein anderes Land errichtet in Afrika mehr Firmen und fliegt mehr billige Arbeitskräfte für eigene Projekte ein als China. Postkolonialismus nennen das nicht Wenige.

    Und in Sachen Flugverkehr werden die Chinesen nur von den Amerikanern getoppt. Die müssen also sehr privilegiert sein.

    Und da das Virus aus China stammt, ist die Sache doch klar oder? Der Chinese oder der Asiate, auf der anderen Straßenseite, den man halt grad plump für einen Chinesen hält, der hat doch bestimmt das Virus eingeschleppt (?!).

    Ob man das jetzt Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder herkunftsbezogene Diskrimierung nennt ist eigentlich wurscht. Es ist und bleibt am Ende das Gleiche. Und keine Ungerechtigkeit dieser Welt ändert irgendetwas daran.

  • 0G
    09922 (Profil gelöscht)

    Eine Ansammlung aller möglichen Argumente um das eigene politische Öksystem zu bedienen stellt noch keine Auseinandersetzung dar, aber den Fanboys und Fangirls gefällt es und darauf kommt es doch an, nicht wahr? Mit Humanismus hat das wenig zu tun. Und warum ausgerechnet diese wilde Publikumsbeschimpfung in einem privilegierten weißen Menschen das Interesse am Teilen und Gerechtigkeit auslösen sollte wird ewig das Geheimnis der Autorin bleiben. Mein Verdacht ist, man zollt öffentlich Beifall und tut dann im stillen Kämmerlein das Gegenteil vom öffentlichkeitswirksamen Gang nach Canossa. Damit steht man am Ende am besten da.

  • Ich würde den Grund für Privilegien wie 100% Krankenversorgung, Arbeitslosenversicherung, Kurzarbeitergeld, Sozialhilfe usw. nicht im Rassismus begründet sehen.

  • 0G
    09922 (Profil gelöscht)

    Dass Leute wie diese privilegierte Professorin tatsächlich das menschliche Miteinander neu justieren könnten indem sie Stereotypen aus der hintersten Ecke ihres politischen Spektrums aneinderreihen wäre die eigentliche Sensation.

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    "Es ist sehr viel komfortabler, in der Annahme zu leben, dass die Welt so geschaffen sei, dass es mir besser gehen müsse als anderen und dass ich dazu berechtigt sei, Privilegien zu genießen – als mich deswegen schlecht fühlen zu müssen."

    Also wenn es anderen schlechter geht als mir, dann muss ich mich zum Ausgleich dafür wenigstens schlecht fühlen? Andere Vorschläge, Dinge besser zu machen lese ich jedenfalls nicht. Die Dame ist eine echte Misanthropin.

  • Dass sich das Unrecht des europäischen Kolonialismus bis heute in vielfältiger Weise fortschreibt ist unbenommen.



    Wenn aber die einzig konkrete Forderung am Ende dieser wutgeladenen Tirade lautet den Humanismus in Frage zu stellen oder zu relativieren sollte man schon auch klären was die Alternative dazu wären. Ethnopluralismus wie ihn die Nazis gern hätten oder ethischer Relativismus der 'Rücksicht' auf unterschiedliche Wert- und Moralvorstellungen verschiedner Kulturen nimmt? Die Konsequenz daraus wäre, dass etwa die Empörung über Genitalverstümmelung an kleinen Mädchen oder Witwenverbrennungen sich eben nicht mehr auf den Anspruch universeller und unveräußerbarer Menschenrechte stützen könnten sondern lediglich Ausdruck eines westlichen Hegemonieanspruchs wären.

    • @Ingo Bernable:

      Genau das ist das Problem. Wenn alles nur noch relativ ist und die Annahme universeller Menschenrechte bloß ein "weißes Konstrukt" - wo ist dann eigentlich das Problem, wenn Weiße eurozentristisch, rassistisch, kolonialistisch sind? Ist ja nicht so, als verletzte dies irgendwelche konkret und real existierenden Rechte von Nichtweißen, denn diese Rechte wären ja wieder Erfindungen dieser privilegierten Weißen...

  • Grundlegend ist Vieles davon richtig und es gibt durchaus viele Menschen im Westen, denen das Bewußtsein fehlt, dass ihre Privilegien durchaus mit Armut und Ausbeutung auf der Welt zu tun haben und das sich daraus auch eine klare Verantwortung (nicht Schuld) ergibt.

    Aber bei aller grundlegenden Zustimmung ist mir das hier teilweise trotzdem zu billiges Schubladengedöns.

    "Auf der Straße machte sie die Erfahrung, dass Menschen Angst hatten, dass sie das Virus nach Kamerun getragen habe. Gar nicht so absurd der Gedanke. Viren reisen in Körpern, die reisen. Und westliche Körper sind – bedingt durch Nationalität, Weißsein und ungleich verteilten Reichtum – weitaus mobiler als andere, die weder ein Visum erhalten noch sich Flugpreise leisten können."

    Doch, der Gedanke ist absurd. Mit der Art von Argumentation könnte man es sich auch einfach machen und nach China zeigen. Kein anderes Land liefert mehr Waren nach Afrika, kein anderes Land errichtet in Afrika mehr Firmen und fliegt mehr billige Arbeitskräfte für eigene Projekte ein als China. Postkolonialismus nennen das nicht Wenige.

    Und in Sachen Flugverkehr werden die Chinesen nur von den Amerikanern getoppt. Die müssen also sehr privilegiert sein.

    Und da das Virus aus China stammt, ist die Sache doch klar oder? Der Chinese oder der Asiate, auf der anderen Straßenseite, den man halt grad plump für einen Chinesen hält, der hat doch bestimmt das Virus eingeschleppt (?!).

    Ob man das jetzt Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder herkunftsbezogene Diskrimierung nennt ist eigentlich wurscht. Es ist und bleibt am Ende das Gleiche. Und keine Ungerechtigkeit dieser Welt ändert irgendetwas daran.

  • In diesem Beitrag werden mir zu viele Menschen gegegeneinandet ausgespielt, zu viele Superlative und zu viele pejorative, pauschalisierende Begriffe verwendet.

    Egal unter welchem Vorzeichen, egal wie edel und altrussisch die Intention dahinter sein mag - und ich trage diese Intention, den Grundgedanken durchaus mit - bei Aussagen in dieser Formulierung ist Vorsicht geboten.

    Oder sollte ich sagen, gerade >wenn< die Motivation so gut dahinter scheinen mag, ist bei dieser despektierlichen Sprache nicht umso mehr Bedachtsamkeit gefragt?

  • "...also: um sich Wissen dort lebender Menschen auf den eigenen Gehaltszettel auszahlen zu lassen"

    Schreibt's und ist selbst Professorin, hat also einen der privilegiertesten Jobs des Landes. Wer einen Lehrstuhl hat, kann den bekanntlich fast immer auf Lebenszeit behalten, selbst dann, wenn außer etwas Lehre nur noch die eigenen Publikationen von früher recycelt werden.Die Gesellschaft zahlt's.

  • Wie heißen die Sänger von Arien?



    Arier!



    Ist das die Zielgruppe?

    • 0G
      05158 (Profil gelöscht)
      @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Na, jut, jut!

      Man!, ich lese wie ein Blöder. A-rien!



      Weil, ich war auf Gruppe aus.(Ich habe sogar gesucht;-( )

      Dann, endlich, die ERHELLUNG!

      • @05158 (Profil gelöscht):

        Arien = Bon à rien



        Arier = Bon à rien



        Damit kann ich mich anfreunden, -



        bzw. eher nicht...

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

          Ich liebe den Übersetzer(für mich) in seiner ultimativen Weisheit!!

          • @05158 (Profil gelöscht):

            Gern geschehen



            A votre service



            Zu Diensten

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Spät entdeckt.

      Ein feines Kleinod. Kannte ich noch nicht. Kommt in den Zettelkasten.

      Danke.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Danke für das "Kleinod".



        Es war nur eine spontane Eingebung beim Titel...

  • Eine Professur für Englische Literatur- und Kulturwissenschaft in Bayreuth ist so überflüssig wie ein Kropf, vor dem Hintergrund der von der Autorin angerissenen Problemen. Dennoch leisten wir uns (noch) so etwas. Ist doch auch schön.

  • Da bellen viele getroffene Hunde!

    Danke für die gute Beleuchtung der Situation.

    • 9G
      97075 (Profil gelöscht)
      @Maria Burger:

      Ich bin mir nicht sicher ob Sie alle Posts gelesen oder nur mal durchgezählt haben. "Getroffen bellen" tut eigentlich niemand. Ich sehe erfreulicherweise ziemlich differenzierte Beiträge sowohl pro als auch kontra

  • Wer so viel in einen Topf wirft, der läuft natürlich Gefahr sich zu übernehmen. Fakt ist aber, dass wir reich sind und dass uns unserer Reichtum auch vor dem Virus schützt. Fakt ist auch, das dieser Reichtum, zum Beispiel im Vergleich zu Afrika, wenig mit Leistung oder Fähigkeiten zu tun hat, dafür reichlich mit Ausbeutung. Fakt ist auch, dass dieses Gefälle gerne mit rassistischen Argumentationsmustern gerechtfertigt wird. Fakt ist auch, dass innerhalb unseres Reichtums die Ärmeren mehr leiden als die Wohlhabenden. Mit dem Virus hat das alles nur insoweit zu tun, als dass die ohnehin vorhandenen Strukturen jetzt noch massivere, unmittelbar existentielle Auswirkungen haben.

  • Abgesehen von inhaltlich interessanten Aspekten der Corona Pandemie 2020, konstruiert dieser Beitrag nach geläufigem Muster Gegenüberstellungen von Schwarz, Weiß, die es heute so nicht gibt, wenn es diese überhaupt je gab. Die Welt ist komplexer, unter Schwarzen wie Weißen gibt es und gab es vor, während nach dem Sklavenhandel gleichermaßen Privilegierte, Versklavte von Anfang an, wenn wir als Ausgangspunkt Entdeckung Amerikas durch Columbus 1492 nehmen, folgende Bauernkriege, Bauernlegen 1525 von päpstlichen, lutherischen Gnaden in Europa, ein neues, mitten in gescheiterter Reformation, im Schisma katholischer Kirche, Brückenschlag eines calvinistisch geprägtes Menschengeschlecht zu verkünden als Maßstab für den Rest aller Menschengeschlechter, sich nicht nur alles, was da kreucht, fleucht, im Boden an Vermögen der Völker vorhanden privatim subsidiär im christlichen Namen geschürft werden kann, sondern auch den Nachbarn nebenan, wenn Gelegenheit durch herbeigeführte Teuerung durch Münzminderung, infolge Münzregal Verpachtung durch den Kaiser an Banken, Kriegsherrn Konsortien, Elend, Hunger, Shutdown der Selbstversorgung im Land durch Krieg, persönliche Not erlaubt erscheint.

    Viren reisen in Körpern, die reisen. Damit Reisen ins Weite gingen, brauchte es 1914-1918 Urkatastrophe 20.Jahrhunderts, damit Millionen Soldaten zum staatlichen Nulltarif zu Kriegsschauplätzen in aller Welt reisten, Viren von Mann zu Mann, an der Front hüben, drüben, in Kriegsgefangenenlagern, Lazaretten übertrugen, dem Spanischen Grippe Virus eine Chance zur Herdendurchseuchung zu garantieren. Am Ende gab es 20 bis 100 Millionen Tote weltweit mehr Tote als im 1. Weltkrieg, die meisten angesteckt von heimkehrenden Truppen in die Kolonien europäischer Mächte, im russischen Bürgerkrieg nach der Oktoberrevolution 1917.

    Afrikanistin Kramer offenbart Anfang März in Kamerun viel über sich, Europa, anderes über Afrika als Frau Arendt vermittelt, Kameruns Shutdown erfolgt eher als in Europa

  • Als Belletristik könnte man dem Text durchaus etwas abgewinnen: atemlos und mit einer geradezu halluzinatorischen Verve schwingt er sich von Topos zu Topos, und das gelegentliche Aufscheinen eines Realitätsbezugs macht ihn um so spannender, und wie die Autorin die weiße ‚Psyche‘ der Deutschen mit großer Empathie buchstäblich an den Haaren herbeizieht, das hat Ausnahmecharakter. Der schriftstellerischen Freiheit würden wir es auch gestatten, das 16. Jh. mit dem 21. ineinszusetzen, oder den Begriff des ‚Rassismus‘ auf höchst eigenwillige, ‚transhumanistische‘ Art umzudefinieren u.a. ---Wenn es sich beim Text nicht um eine Reproduktion eines allzubekannten Kunstwerks handelte: des identitätspolitischen Narrativs, in dessen Drehbuch immer schon klar ist, wer der Bösewicht ist: ‚Das Weiße‘ ist das Böse unter der Sonne, (und,ja, auch der Humanismus; wir haben die Aufklärung vermißt), von jetzt an und in alle Ewigkeit, und schon immer. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa. Amen.

    P.S. Ich wünsche mir eine Auseinandersetzung mit einigen der Probleme, die die Autorin anspricht, aber eine andere.

    • @Weber:

      danke!

    • @Weber:

      Gefällt mir. Lesenswert.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Weber:

      Keine falsche Bescheidenheit. In der Wortwahl können Sie durchaus neben der Autorin bestehen.

      Was die sachliche Thematik angeht, habe ich sehr deutlich gemerkt, wie sehr die eigene Bewertung von einem Aspekt geprägt ist:

      soll ein Text eigene Gedanken nur bestätigen - oder zur Debatte motivieren?

      Die Ausführungen von Frau Arndt laden mich zu Letzterem ein.

  • "Als Afrikanistin sollte sie wissen, dass Schwarze Weiße nicht rassistisch diskriminieren können, denn es ist das Wesen des Rassismus, die Überlegenheit von Weißen und deren Recht auf Privilegien, Diskriminierung und Gewalt zu postulieren."

    - das war der Satz, an dem ich aus dem Text ausgestiegen bin.

    Ihn weiterzulesen, wäre verplemperte Lebenszeit gewesen.

    Nachdem ich den soundsovielten Artikel in der Taz mit dieser Argumentation gelesen habe, verliere ich so langsam die Lust, mich mit dem Antirassismus von wohlhabenden alten weißen Frauen auseinanderzusetzen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @rero:

      Als Schlagobers den noch oben drauf:

      Habe zwischenzeitlich mal recherchiert. Sind Menschen für Sie jetzt schon so früh alt? Holla, die Waldfee!

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Nun, die Dame ist 53 Jahre alt.

        Ohne Ihnen oder der Autorin zunahezutreten - jung ist anders. ;-)

        In bin noch ein paar Minuten jünger und würde mich auch nicht mehr als jung bezeichnen.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @rero:

          Zwischen Jungen und Alten gibt es bei Ihnen keine Abstufungen? Echt getzt?

          In den Sozialwissenschaften wird selbst die Gruppe der Alten nochmals differenziert: junge Alte (60 bis 70), alte Alte (ab 70).

          Was mich angeht: Früher war ich älter. Drum merke: der Perso allein sagt nicht alles.

          Mir dürften Sie ruhig nähertreten, da sind die Dinge klar und eindeutig.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Klar gibt es auch bei mir Abstufungen.

            Aber: grasgrün, tannengrün, schilfgrün türkisgrün, hellgrün, dunkelgrün, schwarzgrün - letztendlich ist alles grün.

            Mein subjektiver Eindruck ist, dass in der Taz wie anderswo die Autorenschaft solcher Artikel verblüffend wenig heterogen ist.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @rero:

      "Wohlhabende alte weiße Frauen":

      Es geht doch nichts über eigene Klischees und Schubladen.

      Ab und an schadet es freilich nichts, diese zu überprüfen und auszunisten.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ich behaupte nicht, alle wohlhabenden alten weißen Frauen täten dieses oder jenes.

  • Interessant ist ja, wie die Maßstäbe, mit denen Rassismus gemessen wird, sich unterscheiden, je nachdem, ob es gegen Weiße geht oder gegen andere Menschen. Man könnte meinen, die Kriterien für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wären universell und damit farbenblind, aber das ist offenbar nicht der Fall. Eine harmlose Kritik am Krisenmanagement der Volksrepublik ist anti-chinesischer Rassismus, aber Weiße mit tödlichen Viren zu vergleichen, ist völlig in Ordnung. Man stelle sich vor, ein AfD-Politiker hätte nicht das "weiße Europa", sondern das "schwarze Afrika" als todbringenden Virus bezeichnet, welcher das "Immunsystem von Europa zerstört". Vermutlich (und zurecht) wäre das der größte Rassismus-Skandal in der Geschichte der AfD gewesen. Ändert man aber in dieser Aussage nichts als die Hautfarbe, dann wird daraus plötzlich linker Anti-Rassismus. Offenbar ist dieser "Anti"-Rassismus eben wirklich nur Rassismus mit umgekehrten Vorzeichen. Auch Anti-Rassisten brauchen einen Teufel in Menschengestalt, den sie für alle Übel der Welt verantwortlich machen können.

    • @Thomas Friedrich:

      Sie überspringen da einige Differenzen. Unter ihren relativistischen Vorzeichen verbergen Sie strukturelle Machtverhältnisse und Hegemonien. Sie können die "Farben" nicht einfach austauschen, denn die Privilegien sind ungleich verteilt! Das steht auch im Artikel. Der weiße Westen kann nicht einfach minoritär werden, weil Reichtum und Privilegien vorwiegend im nordamerikanischen und europäischen Bereich verteilt sind. Auch wenn es nicht wenige arme Teufel im weißen Westen gibt.

  • großartiger text. herzlichen dank frau arndt. für alle die dass mit den eigenen privilegien und der daraus resultierenden empfindlichkeit doch noch verstehen möchen, hier zwei text-vorschläge: white fragility: why is it so hard for white people to talk about racism-von robin diangelo, und why I'm no longer talking to white people about race-von reni eddo-lodge. das könnte ein guter anfang sein. es liegt in der verantwortung der privilegierten ihre privilegien zu erkennen und umzuverteilen.

    • @Nafets Etnep:

      Umverteilung sagt sich einfach, doch wie macht man diese fair und unchauvinistisch? Im Artikel geht es ja vor allem um Reichtum. Wie sagte Paul Kagame mal:"Aid is political, markets are neutral". Ich weiß nicht, ob Sie diese Antwort möchten. Aber auch auf der persöhnlichen Ebene gestaltet sich die Umverteilungsnummer schwierig. Erst einmal muss man erkennen, ob der Gegenüber weniger priveligiert als man selbst ist. Erkennt man dies zutreffend bzw. kommt man zu diesem Schluss, stellt die eigene Verhaltensänderung eben auch eine Ungleichbehandlung des Gegenüber im Gegensatz zu "Gleichwertigen" dar, den man als "Schwächer" ausmacht. Das artet schnell zu einer Mitleidstour aus, was auch nicht im Sinne des Erfinders ist. Jeder Mensch ist anders, jede Unter- bzw. Überprivilegierung ist anders und somit auch jede Reaktion, jede Umverteilung.



      Zum anderen zeigte sich im letzten großen Umverteilungsausflug auf der Reichtumsebene, dass am Ende alle weniger vom Kuchen hatten als vorher. Das Wachstum in der zweiten und dritten Welt beruht eben vielfach auch auf der Adaption von Technologien der Priveligierten, seit ein paar Jahren z.B. der Einfluss von Mobile Pay und Smartphones, entwickelt von den Priveligierten Westlern und Ostlern in Afrika, wie sich ja an der im Artikel erwähnten Bankenmetropole Lagos zeigt, die ihre eigenen Erfolgsgeschichten und Ungleichgewichte wie Gentrifizierung produziert. Wer hat hier welchen Anspruch auf Umverteilung? Esther Duflo und Abhijit Banerjee haben ja nicht umsonst den Nobelpreis bekommen, weil solche Fragen eben extrem schwierig zu beantworten sind.

  • Die Autorin ist Prof. für Literatur und Kulturwissenschaft, wirbt in der Autorenbeschreibung für den Kauf ihres Buches und schreibt einen Artikel über "Privilegien".

    Selbst wenn die Dame nur nach W2 besoldet wird, hat Sie mehr als ein überdurchschnittliches Einkomme und wegen Verbeamtung wohl keine Existenznöte ob Covid. Sie kann ihren "wissenschaftlichen Erkenntnissen" Leidenschaften nachgehen, ohne das Gefragt wird, ob ihre Arbeit irgendeinen wirklichen Wert oder Nutzen liefert. In zitierten Ländern, wie Nigeria, hätte sie diesen Luxus auf Kosten der Gemeinschaft wohl nicht.

    Dass eine ist, dass jemand der extrem privilegiert ist, sich anmaßt, sich über Privilegien zu empören, dass andere ist, die inhaltliche Belanglosigkeit ihres Artikels. Natürlich können auch Afrikaner Rassist*innen sein. Ober was ist es, wenn schwarze Süd Afrikaner*innen Jagd auf migrierte Nigerianer*innen machen? Klar, ist dann natürlich der Kolonialismus schuld. Gab es doch keine Kriege, Sklaverei, Verfolgung usw., bis der böße weiße Mann sich anmaßte das naive urtümliche Leben der Afrikaner*innen zu stören .....



    Dieser Artikel ist Rassismus. Er stellt Afrikaner*innen nicht als vielschichtige komplexe Menschen, sondern als Opfer dar. Es ist die selbe Rethorik des Kolonialismus. Afrika ist schwach, arm, krank, ungebildet usw. und die Weißen wissen, natürlich was zu tun ist. Nach der Logik: der Täter weiß, was gut für das Opfer ist, weil er seine Taten verblendet hat.

    • @rujex:

      Nein, dem Artikel Rassismus zu unterstellen ist ein übler Trick. Afrika als Ganzes und seine Menschen sind objektiv Opfer von globalen, mit Gewalt aufrechterhaltenen Strukturen. Daran ändert keine Komplexität etwas, keine individuelle Begabung, auch keine Länder die sich gut entwickeln. Im Prinzip ist Afrika der Kontinent dessen Ressourcen an Bodenschätzen, Anbauflächen und Menschen vom entwickelteren Teil der Welt ausgebeutet werden. Dieser Befund hat auch überhaupt noch nichts mit Rassismus zu tun. Rassismus ist ohnehin hier garnicht Selbstzweck und von daher ist der Artikel auch unscharf. Der Rassismus ist nur die Haupt- Rechtfertigungs- Strategie, nur die billigste Methode zu sagen: "die sind ja selber schuld". Sie benutzen hier zwar eine nicht- rassistische Methode, wenn Sie so tun als würde man in solchen Ländern einfach seine Chancen nicht nutzen, besser ist das aber auch nicht. Auch wenn Armut und Ethnie oft arg deckungsgleich sind, die Professorin hätte vielleicht schon klarer machen können, ob es ihr hier um Rassismus oder Armut geht.

      • @Benedikt Bräutigam:

        "Afrika als Ganzes und seine Menschen sind objektiv Opfer von globalen, mit Gewalt aufrechterhaltenen Strukturen."



        Wie ordnen Sie da damalige Afrikaner ein, z.B. für europäische Händler Sklaven eingefangen haben und sich dank der dafür erhaltenen Waffen Gebiete eroberten?



        Warum erheben sich in vielen afrikanischen Länder die Menschen gegen die sie regierenden Kleptokraten? Wohl vor allem deshalb, weil sie davon ausgehen, sich selber in ihrem Land ein besseres Leben zu ermöglichen.

      • @Benedikt Bräutigam:

        Exakt. Danke.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @rujex:

      Ich habe mir Ihren Post mehrmals durchlesen um auf eine Quintessenz zu stoßen. Es ist mir nicht gelungen.

      Besonders aufgestoßen ist mir, dass Sie mit Ihren einleitenden Sätzen über das angenommene Einkommen der Autorin versuchen, deren Aussagen zu diskreditieren.

      Privilegiertheit war noch nie ein Argument gegen themenbezogene Aussagen. Argumentionen ad hominem schon. Dass Sie diese in den Vordergrund stellen, entlarvt Ihre Interessen: Die Flucht und Furcht vor eine Debatte.

      Schwach. Ganz schwach.

      • 9G
        97075 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Finde ich auch. Nur als Beobachtung: Interessant ist, dass Fr. Arndt im Text die gleiche Schiene gegen Fr. Kramer fährt...

    • @rujex:

      Man kann sich -wie Sie es hier demonstrieren- jeglicher historischer Verantwortung entziehen, indem man mit einem simplen argumentatorischen Trick alles auf den Kopf stellt.

      Und dass eine (privilegierte) Professorin nicht über Privilegien schreiben soll, kann nur jemand behaupten, der Wissenschaft als Luxus bezeichnet.

      So kann man sich die Welt basteln, wie es einem gefällt.

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @rujex:

      Wissenschaftliche Arbeit ist Luxus auf Kosten der Gemeinschaft? Bitte, präfinale Atemstörung, erlöse mich!!!

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Hit the nail on the head (Übersetzung : "Auf den Punkt getroffen."). Danke!

    • @80336 (Profil gelöscht):

      Wie wäre es mit einer postfinalen Atemstörung?.. ;-)

      Nein, ernsthaft, ich, darf ich das bitte sagen, finde den Artikel nicht auf den Punkt oder Kopf getroffen, sondern nur am Kopf getroffen. Ein wenig weniger der simplen Vorwürfe und mehr Einfühlungsvermögen hätten die Botschaft richtig gesetzt.



      So haben wir eine Schreibe, die einfach nur mal so daher meckert.

      • 8G
        80336 (Profil gelöscht)
        @Gerhard Krause:

        Kann es sein, dass ich im Text etwas übersehen habe? Wie konnte es nur so weit kommen, dass ich im Gegensatz zu Ihnen zu dem Urteil komme, dass darin weder "meckern" noch mangelndes "Einfühlungsvermögen" enthalten ist? Vermutlich nicht mehr Folge einer Schnappatmung, sondern bereits Ausdruck postfinalem Atemstillstands :

        www.algorithmics.i...lbst-bewusst-sein/

        • @80336 (Profil gelöscht):

          Atmung wird überschätzt. Ich halte es da mit Genauigkeit, zB "die Deutschen" (und dann kommt meist etwas Unangenhmes, zB der Wohlstand, ja und der macht zB weich) .. Ja und da frage ich mich immer, ob ich gerade wieder von Autoren beobachtet oder befragt wurde, oder ob diese meine Einkommensverhältnisse kenne, um mich in die Behauptungen über "die Deutschen" einhegen zu können. Und da bin ich immer ganz beruhigt, wenn mir der NSA-Mann meines Vertrauens mitteilen kann, das dem nicht so war.



          Leider habe ich noch kein Gericht gefunden, das mich aus "Deutschen-Behauptungen" herauszuhalten vermag.



          Die kleinen und wichtigen Genauigkeiten des Lebens stören natürlich bei der ideologischen Selbstspreizung. Ich sehe ein, dass dies an mir liegt, ich sollte mich einfach zu der von anderen über mich erfundenen Wahrheit bekennen, noch eher, wenn dies von Kollginnen kommt, ich Spielverderber.

          • 8G
            80336 (Profil gelöscht)
            @Gerhard Krause:

            Wie unschwer festzustellbar, richtet sich der Artikel explizit nur an jene, welche glauben, dass der westliche Humanismus ein Inbegriff von überlegener Menschlichkeit sei und deswegen der Westen ein Anrecht auf Privilegien und rassistische Arroganz habe. Da definitiv nicht zu diesem Kreis gehörend, konnte ich nach der Lektüre des Artikels bei mir auch nach ausgiebiger Introspektion keinerlei Symptome einer auftretenden Befindlichkeitsstörung diagnostizieren. Ich bitte daher um wohlwollende Nachsicht.

  • "Armut ist eine menschengemachte Pandemie, wobei der weiße Westen sich als Virus in die Körper jener frisst, deren Immunsystem sie zerstörten. "

    Welcher Teil der Welt war vor dem Kontakt mit dem Westen wohlhabender als heute?

    • @Thomas Friedrich:

      alle!

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Nafets Etnep:

        Lieber Stefan, da ich durch das Fegefeuer gegangen bin, dreißig Jahre DDR, bin ich frei von der Sünde des Kolonialismus.



        Ich kann sogar sagen, dass ich für die Westdeutschen, für einen Hungerlohn Schweine geschlachtet und Fernseher montiert habe.



        Aber werfe ich das meiner Frau vor?



        Was ich damit sagen will, ist, dass man Schuldige für das eigene Elend suchen, oder aber das Elend überwinden kann.



        Also - früher war alles schlechter. Da haben afrikanische Herrscher Sklaven nach Amerika verkauft, zu einer Zeit, da hessische Fürsten das Gleiche mit ihren Untertanen getan haben.



        Wir sind die Fürsten losgeworden, Afrika muss seine Despoten zum Teufel jagen. Das da Deutsche, Franzosen, Araber und Chinesen Geld in Afrika verdienen, macht sie und mich nicht zu Schuldigen.

      • @Nafets Etnep:

        Die Autorin sagt viel Wahres - die Auswüchse der PBV inkl. der Bereitschaft ihr die Zivilisation zu opfern sind momentan gut sichtbar. Jedoch begeht sie typische Überspitzungsfehler der westeuropäisch sozialisierten Selbsthasslinken, denn Demokratie, Gleichberechtigung, Umweltschutz, Menschen- und Tierrechte sind abendländische Erfindungen, genauso wie Kapitalistische Ausbeutung und Aneignung aller Ressourcen. Und Rassismus ist nichts anderes als Feudalismus 2.0 für die Bourgeoisie und daher kein Hautfarben- sondern Klassenspezifikum. Von daher kommt man nicht umhin, bestimmte Normen und Werte global oktroyieren wollen zu müssen, es sei denn man ergeht sich in empathieloser Indifferenz. Und ja ich glaube, dass unser europäisches soziokulturelles und wirtschaftlich-politisches System zwar furchtbar fehlerhaft, aber dennoch das Beste der Welt ist, sonst wäre ich längst weg von hier.

      • @Nafets Etnep:

        Ach ja? Was ist dann Ihre Erklärung dafür, dass die Bevölkerung in Afrika erst in kolonialer und postkolonialer Zeit stark zu wachsen begann? Meine Erklärung ist, dass die Armut vorher so extrem war, dass ein Bevölkerungswachstum - geschweige denn eine Verdopplung der Bevölkerung in 20 Jahren - gar nicht möglich gewesen wäre.

        Wenn die Autorin so tut, als wäre Wohlstand der menschliche Normalzustand, der erst durch ein Virus in Menschengestalt (=weiße Europäer) zunichte gemacht wurde, dann stellt sie die Wahrheit geradezu auf den Kopf. In Wirklichkeit lebten fast alle Menschen zu allen Zeiten am Existenzminimum oder darunter, bis westliche Technologie ein anderes Leben möglich werden ließ.

        • @Thomas Friedrich:

          Objektiv ist Kinderreichtum ein Ausdruck von Armut. Kinder sind die Rentenversicherung wo es keine gibt, arme Kinder sterben häufiger deshalb braucht man viele. Die westlichen Wirtschaftsstrukturen haben die keineswegs primitiven, jedenfalls funktionierenden Stammes- und Dorfstrukturen schon seit Jahrhunderten und fortlaufend massiv beschädigt, Landflucht gefördert. Die Landwirtschaft ist jetzt zwar ertragreicher, aber zu unseren Gunsten, für unseren Baumwolle, unseren Kaffee, unseren Kakao. Sogar zu Gunsten unserer Dünger- und Saatgutproduzenten. Nicht zugunsten der Selbstversorgung, nein, wir wir fischen auch noch die Küstengewässer leer. Wir profitieren auch noch davon Lebensmittel nach Afrika zu liefern und nennen das dann Arbeitsteilung. Ob etwas früher besser oder schlechter war ist aber auch einfach eine akademische Frage. Fest steht, dass es den Menschen in Afrika viel besser gehen könnte, wenn der Kontinent nicht so ausgeplündert werden würde. Jetzt. Von uns.

          • 8G
            80336 (Profil gelöscht)
            @Benedikt Bräutigam:

            Exakt beschrieben.

        • @Thomas Friedrich:

          Damit wäre ich jetzt vorsichtig, es gibt noch heute Menschen, die bewusst andere Maßstäbe an ihr Leben richten, als s.g. Fortschritt - und die dürfen das.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Thomas Friedrich:

          Eine abenteuerliche Argumentation, die jeden Funken an geschichtlichem Bewusstsein vermissen lässt.

          Ihre Vergleichsdeterminanten erzeugen eine beachtliche Schieflage.

          Vergleichbar sind nur Länder und Kulturen innerhalb der gleichen Epoche. Die "westlichen Technologien" haben die Ungleichheit geradezu auf die Spitze getrieben.

          Dies ist kein originäres Verschulden der Technologien, sondern von deren Nutznießern.

          Wer Augen hat zu sehen und die Bereitschaft, Dinge auszusprechen, der weiß: niemals haben so viele Menschen in Armut gelebt wie in diesen Zeiten. Auch in diesem Land.

          Ihre Loblieder sind pure Ideologie. Die Realitäten sehen anders aus. Sehr unterschiedlich. Alles eine Frage des Blickwinkels.

  • Natürlich können Weiße, westliche Menschen diskriminiert werden. Das passiert gerade massiv in China und ist genauso schlimm, wie wenn ein Schwarzer diskriminiert wird. Einfach aufgrund des Aussehens und nicht wegen Verhalten.

    • @Laoban:

      Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

      • @Benedikt Bräutigam:

        Auffällig ist, dass Asiaten, insbesondere Chinesen erst im 19.Jhdt eine eigene Hautfarbe angedichtet wurde.Lange Zeit galten sie in Europa als "vorbildlich weiß". Das sofort sichtbare Merkmal ist eher die Augenform. Die "gelbe" Hautfarbe wurde vermutlich erfunden, um die Abwertung der "Schlitzaugen" zusätzlich zu verstärken.

  • Wow.

    Danke für diesen engagierten, wütenden Text. Und doch nicht verzweifelt.

    Ja, davon brauchen wir viel mehr. Hoffentlich lernen wir ein paar Dinge aus der Krise.

    Noch was: ich beneide Sie um Ihre Eloquenz.

    • @tomás zerolo:

      Coole Finte. Der letzte Satz war etwas "too much". Aber Hut ab!

    • @tomás zerolo:

      Eloquenz? Wirklich jetzt?

      Frei nach „Das Leben des Bryan“: „Schneidig sind sie, die Römer“ - sagt der masochistische Gefangene im Kerker, den sie nach 5 Jahren erst gestern wieder richtig herum aufgehängt haben, bewundernd über seine folternden Besatzer...

      Mir fallen da eher Worte wie „absurd“, „anti-intellektuell unreflektiert“ und „im Kern selbst rassistisch“ zu dem „engagierten“ Text ein. Einzig bei der Beschreibung „wütend“ und „wow“ (aber aus anderen Gründen) sind wir uns vermutlich einig...

      • @hup:

        Um beim "Leben des Brian" zu bleiben: Sie sind verschieden. Ich nicht.

    • @tomás zerolo:

      Einschleimen gilt net!

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Heide Gehr:

        Warum nicht?

        Facettenreiche Menschen nutzen gerne die gesamte Palette an unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten. Zuweilen auch die Abt. Honigtöpfchen.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          @HEIDE GEHR, @WOLFGANG LEIBERG

          Ich bin immer schüchtern beim Verteilen von Honigtöpfchen. Aber manchmal überrumpelt es mich :-)

  • Ein außerordentlich wichtiger Beitrag, der sehr zum Nachdenken anregt.

    Zitat:



    "Die afrodeutsche Rassismuskritikerin Noah Sow nennt so etwas PBV: „privilegienbedingte Verweichlichung“."

    Genau das erlebe ich jeden Tag, dass ausgerechnet Menschen mit hohem Lebensstandard alle möglichen Gründe aufbieten, um ihren Frust zu bekunden. Seien es nervende Kinder, die beschäftigt werden wollen und deren psychosoziale Entwicklung angeblich total gefährdet ist oder der Golfspieler, der fast durchdreht, weil er momentan nicht spielen kann. Kaum ein Medium, das einmal mit einer allein erziehenden Mutter redet, die im Supermarkt an der Kasse sitzt und nicht Webdesignerin ist, die deutlich komplexer ihr schreckliches Leben in der Coronakrise formulieren kann. Da atmen Menschen erleichtert auf, wenn jetzt wegen Corona auch sonntags Läden geöffnet sind. Als ob Shopping das elementarste Bedürfnis wäre.



    Andere wiederum pfeifen auf Solidarität, weil sie es nie gelernt haben, auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen. Großkonzerne, die hunderte Millionen € an Dividenden ausbezahlen, fordern nun staatliche Unterstützung in Milliardenhöhe, kleine Unternehmen z.B. in der Gastronomie stehen vor dem Aus.



    Abiturprüfungen, deren Sinn ohnehin kaum nachvollziehbar ist, werden nun zum entscheidenden Faktor für unser Bildungssystem, dessen Bildungseinrichtungen auf dem hygienischen Stand des 19 Jahrhunderts stehen und großzügig seit Jahrzehnten den Lehrermangel in Kauf nimmt.

    Diese Pandemie legt nun wirklich den Grundcharakter einer Gesellschaft offen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Da bin ich bei Ihnen.

      In diesen Ausnahmezeiten werden viele Dinge wie durch ein Brennglas sichtbar. Mit der Konsequenz des offenen Ausgangs.

      Nie habe ich so gerne die Nutznießer der Ungleichkeit und ihre durchsichtigen Strategien der Vernebelung und Verharmlosung kritisiert wie in diesen Tagen. Im privaten Umfeld erhalte ich viel Zustimmung - auch von Menschen, von denen ich das niemals erwartet hätte.

      Ich spüre mehr als dass ich es weiß: es werden gegenwärtig wichtige Weichenstellungen vorgenommen für die Zeit danach. Und meine Ahnung sagt mir: viele "Front"verläufe werden sich verschieben.

    • @Rolf B.:

      Ich finde in dem Zusammenhang "Verweichlichung" keinen guten Begriff, weil er suggeriert, dass Härte ein für Menschen erstrebenswerter, irgendwie edler Zustand sei. Das erinnert an die Poesiealbumweisheiten meiner Großeltern: was dich nicht umbringt, macht dich härter. Hart wie Kruppstahl eben.



      Warum nennen wir das nicht einfach Luxusproblem, meinetwegen privilegienbedingtes Luxusproblem PBLP.

      • @Kolyma:

        „Wohlstandsverwahrlosung“ habe ich hier mal aufgeschnappt. Das finde ich am treffendsten.

      • @Kolyma:

        Einverstanden.

        Allerdings erfasst "Luxusprobleme" womöglich nicht die Tatsache, dass ein RELATIV privilegiertes Leben dazu führt, größere Probleme schlechter ertragen zu können. Zumal in einer Zeit, die sehr anfällig ist für Hysterie und überzogener Individualisierung, die bei bestimmten Menschen zu der Einstellung führt, dass jeder seines Glückes Schmied ist (auch aus dem Poesiealbum).

  • Ein guter TAZ Artikel für vielfältige Diskussionen.

    Denn natürlich bleiben Fragen offen.



    So ist, laut der Autorin, die Definition von Rassismus eindeutig: nur weisse Europärer können rassistisch sein (event. noch Auswanderer von dort in die Amerikas). Aber ist nicht der von Mitteleuropäern erfundene Begriff "Menschenrasse" etwas, was auf Gruppenzugehörigkeit in vielen Kulturen und Gegenden zurückgeht? Bloss weil es einen bestimmten Begriff bekommt, heisst es doch nicht, dass andere Kulturen nicht diskriminieren.

    Leider wird die Autorin auch persönlich, wenn Sie zB Frau Kramer unterstellt, die hätte die Situation nicht reflektiert und würde nur an ihren Gehaltscheck denken. Kann sein, kann auch nicht sein, aber woher weiss man, dass die Autorin die Thesen nicht nur verbreitet, um ihre priviligierte Stellung als Professorin in Mitteleuropa zu sichern?

    Wie die Autorin schreibt "Aber ja, Covid-19 fordert uns zur solidarischen Menschlichkeit heraus. " Dem ist nur zuzustimmen. Wenn aber im Satz vorher von "nur um die Ü-80-Menschen in Mitteleuropa geht" die Rede ist, dann ist der Ansatz nicht komplett humanistisch.

  • "Hier wird der Aufruf zur Herdenimmunisierung zum eugenischen Weckruf im Sinne des „Survival of the Fittest“."

    Genau dazu sind diese natürlichen Ereignisse doch da.

    Unnatürlich ist menschlicher Machoismus, genannt Humanismus.



    Dieser ist Ersatzreligion gewordene "privilegienbedingte Verweichlichung".

    • @Marc T.:

      Survival of the fittest hat im Westen doch schon seit einigen Generationen aufgehört, hier überlebt jeder der nicht total unfit ist und die meisten Nachkommen haben nicht die "Humanisten", diese verzichten sogar oft auf Nachwuchs, ergo sterben irgendwann aus.

    • @Marc T.:

      Zu Ende gedacht hieße dies allerdings die Einstellung jeglicher Form von Medizin.



      Jegliche Art von Sozial-, Pflege-, Hilfs- und Heilbemühungen sind immer auch der Versuch dem "Survival of the Fittest" ein Schnippchen zu schlagen. Mutter Natur ist bekanntlich ja nicht nur die große Gebärerin und Nährerin, sondern eben auch die große Fresserin und Mörderin.



      Den Kampf um die Lebens-und Überlebensgrundlagen für die Schwächeren in der Gesellschaft einzustellen würde den Abschied von der Zivilisation bedeuten.



      Willkommen in der Barbarei !

      • @LittleRedRooster:

        Willkommen in der Wirklichkeit. Das Konzept der Evolution funktioniert jedenfalls.



        Und der immense Evolutionsdruck, den wir vor allem mit dem massenhaften Einsatz von antibakteriellen Mitteln ausüben, hat ja bereits seine Folgen in Form von resistenten Keimen.

        Also die Einstellung jeglicher Heilbehandlung ist Unfug. Aber man sollte vielleicht die Strategie gegen Krankheitserreger überdenken.



        Möglicherweise lässt sich die Natur an dieser Stelle langfristig nicht aushebeln.

        • @Fabian Wetzel:

          "Das Konzept der Evolution funktioniert jedenfalls." (F. Wenzel)



          Ich denke: Wenn Sie bei der Evolution irgendein Konzept, also einen Plan, vermuten, dann sind Sie wohl auf hölzernen Wegen unterwegs. Es sei denn Sie ziehen das Konstrukt "Gott" auch noch mit hinzu. Aber sobald Sie das tun wäre das "Konzept" Evolution ja auch wieder überflüssig.

          • 6G
            65572 (Profil gelöscht)
            @LittleRedRooster:

            Ich habe immer gedacht, das Konzept der Evolution ließe sich mit Versuch und Irrtum gut beschreiben.