Coronavirus in Kamerun: Deutsche sitzen fest
Das Coronavirus wurde aus Europa nach Kamerun eingeschleppt. Das trifft jetzt Europäer, die wegen der Grenzschließung dort festsitzen.
Wer weiß ist und gerade in Kamerun weilt, hat jetzt Pech. Die Hamburger Afrikanistin Raija Kramer sitzt mit einer Doktorandin und zwei Studierenden nach einem Aufenthalt in der Kleinstadt Ngaoundéré, der nach Unruhen vorzeitig zu Ende ging, in einem Hotel in Yaoundé fest.
„Die Situation außerhalb der Hotelmauern wird immer angespannter“, berichtet die Wissenschaftlerin der taz. „Die Bevölkerung leidet unter den Maßnahmen der Regierung und die Angst vor einer Coronaepidemie wird immer hysterischer. Außerhalb des Hotels können wir uns nicht mehr frei bewegen, da wir verbal, teils auch körperlich als ‚Corona-Träger‘ angegriffen worden sind.“
In Douala, Kameruns größter Stadt, sitzt laut AFP eine Mitarbeiterin der Münchner Uniklinik Großhadern mit drei weiteren deutschen Frauen fest. „Die sind aus Europa, die haben Corona mitgebracht“, fassen sie die Stimmung zusammen.
Ein Sicherheitshinweis der deutschen Botschaft in Kamerun, der der taz vorliegt, warnt vor „rassistischen Ressentiments innerhalb der Bevölkerung“ und rät Deutschen, das Haus nicht zu verlassen.
Kramer und die anderen sitzen fest, weil sämtliche internationale Flüge aus Kamerun am vergangenen Mittwoch eingestellt wurden. Alle Grenzen sind zu. Und für eine Evakuierung wie aus Marokko ist die Anzahl der Betroffenen in Kamerun zu klein.
Die Bevölkerung, ohnehin gebeutelt von der autoritären Herrschaft des seit 1982 regierenden Präsidenten Paul Biya, leidet nicht minder unter Zwangsmaßnahmen. Alle Bars sind zu, alle Sportveranstaltungen abgesagt. Reisen von einer Stadt in die andere sind untersagt.
Am Montag empörte sich die Regierungszeitung Cameroon Tribune unter dem Titel „Spielen wir nicht mit dem Feuer!“ darüber, dass die „Hygienemaßnahmen“ von Regierung und WHO „leider auf Gleichgültigkeit“ träfen.
Wen wundert's? Wenn Präsident Biya krank wird, reist er in die Schweiz; wenn die Kameruner krank werden, müssen sie zu Hause bleiben. Für Normalbürger sind die Grenzen dicht; in Frankreich weilende Angehörige hoher Politiker konnten in den vergangenen Tagen heimkehren.
Seitdem explodiert die Zahl der Infizierten. Der neueste Fall ist Kameruns Parlamentspräsident Cavayé Yeguié.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen