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Prozess gegen Gil OfarimDer politische Schaden ist groß

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Der Popsänger Gil Ofarim hat zugegeben, sich den Antisemitismusvorwurf ausgedacht zu haben. Seine Lüge schadet dem Kampf gegen Judenhass.

Leipzig, 28.11.: Gil Ofarim im Saal des Landgerichts Foto: Hendrik Schmidt/dpa

G il Ofarim hat gelogen. Das hat der Popsänger nach einem schwierigen wie auch beschämenden Prozess am Dienstag selbst eingestanden. Er wurde vor zwei Jahren in einem Leipziger Hotel also weder antisemitisch beschimpft noch trug er, wie er stets versichert hatte, offen vor seiner Brust den Davidstern, das Symbol des Judentums und des israelischen Volkes.

Warum Ofarim die ganze Zeit die Unwahrheit gesagt hatte, mehr noch, warum er stets betont hatte, das Video, mit dem er damals den Hotelmanager des Antisemitismus beschuldigt hatte, genauso wieder zu drehen, wissen wir nicht. Am Ende ist es egal. Mit diesem Teil der Geschichte muss sich der 41-Jährige selbst auseinandersetzen. Seiner persönlichen und beruflichen Reputation dürfte es geschadet haben.

Wesentlich größer ist der politische und gesellschaftliche Schaden, den der Mann angerichtet hat. Erst recht in diesen Monaten, in denen Jüdinnen und Juden im Nahen Osten vergewaltigt, gefoltert, entführt und bestialisch ermordet werden. Überall in der Welt verstärkt sich aktuell der Antisemitismus, wachsen die Ressentiments gegen Israel und seine Bevölkerung, werden Jüdinnen und Juden bedroht.

Gut, vor zwei Jahren, als Ofarim sein Video hochlud, konnte er vom Hamas-Übergriff auf Israel nichts ahnen. Aber auch damals hätte er wissen müssen, welche Folgen seine unwahren Behauptungen haben können – und dafür die nötige Portion Sensibilität aufbringen können. Jetzt fühlen sich sicher all jene „bestätigt“, die ohnehin die „Antisemitismuskeule“ schwingen, sie werden ihrem Judenhass nun erst recht freien Lauf lassen.

Dem Kampf gegen Antisemitismus hat Gil Ofarim sehr geschadet, Jüdinnen und Juden wird, wenn sie von Angriffen gegen sich berichten, möglicherweise nicht selten die Glaubwürdigkeit abgesprochen. Und sie werden sich infolge wachsender Judenfeindlichkeit gewiss noch öfter in ihren Wohnungen verschanzen und die Öffentlichkeit meiden.

Für das friedliche Miteinander ist das nicht förderlich, der ohnehin schon fragile Zusammenhalt der Gesellschaft wird dadurch weiter geschwächt. In diesen Zeiten braucht es Mut – in jeder Hinsicht.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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79 Kommentare

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  • Also der Typ scheint offensichtlich ein Arschloch zu sein. Aber was hat das damit zu tun das er Jude ist? Wenn jetzt von politischem Schaden gesprochen wird, dann ist das für mich auch eine Art von Antisemitismus. Denn es werden alle Juden in eine Topf geworfen. Arschlöcher gibt es in jeder Glaubensrichtung. Die sind vermutlich gleich-verteilt in der Bevölkerung.

    • @Semon:

      An Bord eines Schiffes ruft man nicht (also: NIE, NIE, NIE!) "Mann über Bord!",, wenn niemand ins Wasser gefallen ist, oder z. B. in einem Sägewerk nicht "Feuer!!", es sei denn, es brennt wirklich. Warum? Weil man eine vollwertige Reaktion auf den ECHTEN Notfall garantieren will. Und ja, nur Ar...löcher scheren sich nicht um diese wertvollen Regeln.

      Wie steht man also dazu, wenn jetzt Einer an prominetner Stelle so einen falschen Notruf absondert, und der Typ ist Jude und der Notruf ist "Antisemitismus!"? Ich würde sagen: Man macht auch DEM so deutlich wie möglich, dass er damit all Jene schädigt, die den Notruf irgendwann mal zu RECHT absetzen. Man muss kein Antisemit sein, um das so zu sehen (die Antisemiten finden es toll!). Es ist einfach "nur" ein erosiver Effekt auf den die Wirksamkeit des Notrufs.

    • @Semon:

      Dieser Fall und viele andere zeigen, warum die Unschuldsvermutung ein wirklich wichtiges und zentrales Gut der Rechtssprechung ist.



      Eine öffentliche Vorverurteilung ohne sorgfältige Prüfung - das ist leider immer wieder der Fall.

  • "Seelig sind diejenigen, die keine Ahnung haben und die Klappe halten"



    (nach Oskar Wilde)

  • So ganz verstehe ich diese recht teuren Anwälte nicht, wenn man schon gezwungen sieht,ein Geständnis nach so einemöffentlichkeitswirksamen Strafverfahren abzulegen, hätte man da nicht für den Mandanten eine etwas weniger schädliche Kommunikation entwickeln können. Bei einigermaßen unvoreingenommenen Menschen, wird diese menschliche Fehlleistung nur ein Kopfschütteln hervorrufen, bei den anderen hilft sowieso kleine vernünftige Überlegung

  • Schon bemerkenswert wie hier einige versuchen noch Zweifel zu streuen mit juristischer vs. objektiver Wahrheit. Dabei sind nirgends Antisemiten zu sehen u zu hören die was von der jüd. Weltverschwörung fabulieren, dabei hätten sie schon 2 Jahre Zeit gehabt den Fall auszuschlachten, oder Ofarim ist ihnen ein zu kleiner Fisch, oder die Antisemiten sind auch nicht mehr das was sie mal waren. Die Wahrheit wird wohl sein, dass Ofarim kein neuer Dreyfuss ist.

    Ich denke, wenn noch irgendein Rest Glaubwürdigkeit an Ofarims Erzählung bestünde, auch wenn er sich nicht beweisen lässt, dann hätten sich Zentralrat u Bundes-Antisemitismusbeauftragter anders geäußert und nicht den Stab über ihm gebrochen und die haben sich sicher den Fall genauer angesehen als jeder Forist hier der irgendwas von angeblich fehlenden 2 Sekunden im Videomaterial raunen.

  • Was treibt jemanden zu so einem Unsinn? Hat der keine eigene Ehre?

  • Ja, auch ich habe leider Gil Ofarims Aussage vorschnell geglaubt - und ich finde immer noch keine Erklärung dafür, warum er eine falsche Anschuldigung gegen den Hotelmitarbeiter hervorgebracht hat. Es ergibt für mich einfach keinen Sinn...

  • Der "Kachelmann-Effekt"



    Da war doch schon mal so ein Fall, wo eine Aussage das Leben einer Wettermanns für immer negativ verändert hat, obwohl man ihm nie eine Schuld nachweisen konnte.



    Wann lernen endlich die Medien, dass man niemanden nur wegen der Aussage einer Person verurteilen darf.



    Wann lernen endlich die Benutzer sozialer Medien, dass ein Video zuerst mal nur ein Video ist, und noch lange nicht dir Wahrheit.



    Rufmord ist so ziemlich das Übelste, was man jemandem antun kann.

    • @Rudi Hamm:

      Hä? Kachelmann wurde freigesprochen und Ofraim verurteilt. Wo ist da jetzt der Zusammenhang?

      • @Strolch:

        Vielleicht gehts um den Hotelangestellten? Gut,der ist nicht freigesprochen worden, aber gelitten hat der wahrscheinlich auch oder tuts immer noch.

        • @Furth im Wald:

          Jetzt. Das habe ich falsch verstanden...

      • @Strolch:

        Bei den Hotelmitarbeitern. Ging ja angeblich bis zu Morddrohungen. Und beim Hotel selbst. Das wird sich wohl umbenennen, jetzt ist es nämlich "das Hotel mit dieser Antisemitismus-Geschichte".

  • Ob's irgendwo politischen Schaden gab oder nicht, ist mir letztlich egal. Dieser Fall ist für mich viel mehr ein gutes Beispiel dafür, dass es sich immer lohnt, erst mal ganz genau hinzusehen, bevor man irgendwelche Äußerungen von sich gibt. Das schützt u.A. vor schnellen Fehlurteilen. Und wenn man keine Ahnung hat, dann soll man dies auch so kommunizieren, oder einfach mal die Klappe halten.



    Und tja, hier hat sich wohl ein kleines Sternchen etwas übernommen, warum wird's wohl selbst am besten wissen. Haken wir's einfach ab, denn wir sind alle nur Menschen.

  • Warum wird das so aufgebauscht? Ein junger Mann hat einen Fehler gemacht. Kommt vor. Ja und?

    • @Ertugrul Gazi:

      Wenn die Video-Kamera nicht funktioniert hätte, wäre der Hotelmitarbeiter wohl wegen Beleidigung und Volksverhetzung verurteilt worden und hätte nie mehr im Leben einen Job bekommen. Ofarim wollte ihn aus verletzter Eitelkeit über die Klinge springen lassen.

      Dass Sie das "so what" sagen, sagt viel über Sie aus ...

    • @Ertugrul Gazi:

      Der Unterschied zwischen einem zum Tatzeitpunkt 40-jährigem Ofarim und einem 16-jährigen Aiwanger dürfte dann doch signifikant sein ;)

    • @Ertugrul Gazi:

      Er ist erstens einmal über 40 und zweitens ist das kein kleiner Fehler, sondern eine schwerwiegende Anschuldigung gegenüber einer völlig unschuldigen Person, welche ihr Leben sicherlich ins Wanken gebracht hat.

    • @Ertugrul Gazi:

      Das wird so aufgebauscht, weil der "Fehler" des jungen Mannes in dem Versuch bestand, aus gekränktem Stolz das Leben eine unbescholtener Person durch den öffentlichen Falschvorwurf des Antisemitismus zu ruinieren. Vorgebracht von einer Person mit der Macht der sozialen Medien im Hintergrund, gegen einen Menschen der sich nicht dagegen wehren kann.

    • @Ertugrul Gazi:

      Na ja jung 41 ,es gibt natürlich ein Opfer den Beschuldigten Mitarbeiter, keine schöne Zeit für ihn.ich würde schon gern nachvollziehen, wasdenjenigen zu dieser Lüge veranlasst hat.bzw. Was in ihm vorgegangen ist. ihr Reaktion ist schon etwas nonchalant.

    • @Ertugrul Gazi:

      Ofarim ist 41 Jahre alt. Was ist daran jung?

    • @Ertugrul Gazi:

      Ich bin nicht der Meinung, dass man das so einfach als Fehler abhaken sollte. Schon mal an die Folgen für den zu Unrecht beschuldigten Hotelmanager gedacht?

    • @Ertugrul Gazi:

      Fehler? Zwei Jahr an eine Falschausssage mit solchen gravierenden Folgen festzuhalten? Und sich dann nur zu entschuldigen weil er keine Chance im Prozess hat? Dies war kein Dummerjungenstreich, der Mann? ist 41-zig!

  • Dieses Geständnis sollte wan vielleicht im Sinne der Wahrheitsfindung nicht überbewerten:

    》Hinter der Überhöhung des Geständnisses verbirgt sich, auch nach dem Ende des Inquisitionsverfahrens, manches Elend des Strafprozesses. Denn erstens gilt: Gesteh', was nicht zu bestreiten ist, dann hast Du Ruhe, was den Rest angeht.

    Zweitens: Das Geständnis ist eine Währung, auf welche die Strafjustiz sich seit Jahrzehnten auf einer abschüssigen Bahn in bedenklich korruptivem Maße so weit eingelassen hat, dass sie davon abhängig geworden ist wie ein Junkie[...] Tatsächlich ist das Geständnis heute – zu Recht –theoretischkaum etwas wert;faktischgilt es – zu Unrecht! – weiterhin als Königsweg des Beweises. Das liegt nicht etwa an seiner durchschnittlichen Bedeutsamkeit, sondern an der damit signalisierten Unterwerfung des Beschuldigten, also seiner Bereitschaft, sich mitirgend-einer Verurteilung "auf dieser Basis" (also des Geständnisses) abzufinden. Das bedeutet: Kein Rechtsmittel, keine Mühe bei der Urteilsabfassung, kein Risiko der Urteilsaufhebung wegen Rechtsfehlern《

    Der damalige Vorsitzende des 2. Strafsenats am BGH, Thomas Fischer, 2015 hier bei ZON

    www.zeit.de/gesell...berzeugung/seite-2

    Interessant (und vielsagend) auch die Einlassungen des Verteidigers von Ofarim, Stevens.

    Die Faz: 》GESTÄNDNIS STATT GEFÄNGNIS



    Warum hat Gil Ofarim die Vorwürfe zugegeben?



    Sein Anwalt spricht danach von der „Angst vor einer ungerechtfertigten Verurteilung“ [...] „Gerade die Angst vor einer ungerechtfertigten Verurteilung kann ein maßgebliches Motiv für die Unterwerfung einer Verfahrenseinstellung sein.“(Stevens)《

    m.faz.net/aktuell/...arim-19348439.html

    zumal es bei Verleumdungsklagen faktisch eine Beweislastumkehr gibt: Ofarim hätte beweisen mpssen, dass es sich so zugetragen hat, wie er behau

    • @ke1ner:

      Die Wahrheit WURDE gefunden. -Darf ich sie fragen , ob sie Jurist sind oder ob sie es gerne geworden wären?

  • Ein Jude hat gelogen – und? Wenn Antisemit*innen sich dadurch in ihrem Antisemitismus bestätigt fühlen, dann ist das nicht dem Juden anzulasten, der gelogen hat, sondern den Antisemit*innen selber. Für die geht es nämlich überhaupt nicht darum, ob und warum der konkrete Jude nun tatsächlich gelogen hat, sondern es geht ihnen nur um die Bestätigung ihrer irren Fantasie, dass Jüd*innen ihrem Wesen nach prinzipiell verlogen seien und dass DAS jetzt mal ans Licht komme.

    • @smallestmountain:

      Natürlich ist es relevant. Die Frage ist nicht, warum Ofarim gelogen hat, sondern ob der Nächste, der einen vergleichbaren Vorwurf erhebt, möglicherweise auch lügt (was sich selten gänzlich ausschließen lassen wird). Wie der Einzelne und die Öffentlichkeit mit dieser Frage umgehen, hat sich wahrscheinlich dank Ofarim in Nuancen geändert. Natürlich sagt es mehr über den jeweiligen Beobachter aus als über den konkreten Fall, wie sehr er von Ofarim auf andere schließt.

      Zumindest die schmeichelhaftere Form von Vorurteil, nämlich dass kein Jude so blöd wäre, den Antisemitismus-Vorwurf höchst öffentlich für eine billige Racheaktion zu missbrauchen, darf wohl als widerlegt gelten. Wer das bisher dachte (und deshalb auch seinerzeit Ofarim unbesehen glaubte), dürfte jetzt vor den Kopf gestoßen sein und mindestens ein Stüfchen skeptischer reagieren. Gleiches gilt wahrscheinlich für jede weitere Abstufung. Nur die, die ihm von vornherein nicht glaubten (oder ihm schon glaubten, es aber für ok hielten, was er berichtete), werden nichts an ihrer Herangehensweise ändern.

  • Zum Thema "Vorverurteilung": hier gilt der alte Grundsatz: "Eines Mannes Wort ist keines Mannes Wort. Man muß sie billig hören beede"! Wer sofort auf den Gaul der "Exclusiv-Schlagzeile" aufspringt darf sich nicht wundern, dass er den ersten Graben nicht schafft. Mehr allgemeine Zurückhaltung wäre manchmal angebracht.

  • Ganz nüchtern betrachtet sagt dieses Geständnis nichts über die Wahrheit aus: Schließlich weiß die Verteidigung meist vorher, ob eine Verurteilung ansteht. Es war als das klügste auf den Deal einzusteigen. Wäre seine Darstellung hingegen wahr und es bestünde - aus welchen Gründen auch immer - keine Aussicht das Verfahren zu gewinnen, würde ich am seiner Stelle aus Deutschland auswandern. Das geht ohne Vortrafen nun mal leichter.. von Wahrheit reden wir hier lieber nicht. Ich würde immer noch gerne wissen, was in den fehlenden zwei Sekunden passiert ist, er könnte da seinen Stern auch abgenommen haben.. Könnte, aber jetzt kennen wir ja die WAHRHEIT!

  • Der angegriffene Hotelmanager wurde massiv vorverurteilt, musste den Job wechseln, das Hotel wurde massiv öffentlich verunglimpft.



    Nach Ofarim sollten sich diejenigen Politiker die sich an der Hetzjagd in den sozialen Medien beteiligt haben entschuldigen. Persönlich bei den Betroffenen entschuldigen. Lob hierbei übrigens an die TAZ die soweit ich es auf dieser Seite verfolgte, die Aussage gegen Aussage Situation in ihrer Berichterstattung hervorgehoben hat.

  • Ob Herr Ofarim jüdisch ist oder nicht, ist bei der Betrachtung doch völlig irrelevant. Im Positiven wie im Negativen, wenn mensch so sagen will.



    Die Art der Falschbeschuldigung ist relevant und dazu angetan, Beschuldigten schweren Schaden zuzufügen.



    Aus seinem Jüdisch-Sein eine Entschuldigung oder besondere Schwere der Schuld abzuleiten ist gänzlich unsinnig.

  • Ups, sind Juden etwa auch nur Menschen mit Vorzügen und Fehlern? Mir fällt dazu wieder mal das Buch "Scheidelinien" von Anja Meulenbelt ein.

  • Niemand anderes hat dem Anti- Antisemitismus geschadet als genau eine Person. Wieso sollte das Breitenwirkung haben? Viel schlimmer wäre ein umstrittenes Urteil, jetzt aber ist alles klar. Ein Mensch hat unser aller guten Willen benutzen wollen aus reiner Überheblichkeit, wir sollten uns davon nicht abhalten lassen. Der Antirassismus ist nicht beschädigt, Selbstkritik wäre allerdings da vonnöten, wo vorschnelle Urteile und die aus fragwürdigen Motiven gefällt wurden.

  • Eigentlich Schade!Keiner hat sich entschuldigt! Alle haben über den braunen Osten hergezogen, das Hotel und den Mitarbeiter laut beschimpft und jetzt - nichts zu hören!



    Das sind auch Ursachen warum die Beitrittsgebiete sich von unseren Werten verabschieden.

    • @Bernd Simon:

      Sie glauben dass die Protestierenden aus dem Westen nach Leipzig gefahren sind? Das ist eine Steile These sofern man da keine Indizien hat.

      Über den "braunen Osten" wird nicht wegen Ofarim hergezogen. Und auch nicht weil nur der Osten ein Problem mit Rechtsextremismus hat. Sondern weil der Osten ein auffällig großes Problem damit hat.

      Das ist kein fairer Umgang, andere Bevölkerungsgruppen zeigen hohe Zustimmungen zu hochproblematischen Positionen und da wird großzügig drüber hinweggesehen.

      Aber: Sie schmeißen da zwei verschiedene Aspekte unangemessen durcheinander.

      "Unsere Werte" - soweit es die gibt - werden vom Großteil der Bevölkerung geteilt, also Mengen im entspannten 8-stelligen Bereich, die Leute die über Hotel und MA hergezogen sind vielleicht 4-stellig? Ist schwer zu verifizieren, im Internet können aktive kleine Gruppen große Präsenz beanspruchen.

      • @Questor:

        Die AfD kommt auch in zahlreichen Westdeutschen Bundesländern nahe an die 20%. Wer jetzt noch davon redet, dass der Osten hier besonders anfällig ist und damit beabsichtigt oder unbeabsichtigt ein gesamtdeutsches Problem hauptsächlich wieder den Bösen Osten anzuhängen, der hat den Schuss nicht gehört.



        Es wurde auch schon mehrmals festgestellt, dass die AfD in westdeutschen Landkreisen mit ähnlicher Sozialstruktur wie im Osten, praktisch auf die selben Werte kommt.

        Daneben gab es im Osten viele Verlierer der Wende. Der Jobverlust war flächendeckend, viele haben gar keine mehr gefunden, mussten ihren Besitz verkaufen, andere sind im Niedriglohn gelandet (die Mehrheit)...die Folge war und ist große Altersarmut. So einen Bruch gab es nicht im Ansatz im Westen, kaum einer kann es sich vorstellen oder gar fühlen.



        Aber Vorwürfe gab es immer, nicht erst seit der AfD..."man solle doch etwas mehr dankbar sein" usw. Klar wurde das Problem im Osten lange sehr vernachlässigt, auch von der Bevölkerung, aber die CDU, SPD usw. regieren seit 30 Jahren auch im Osten. Sie haben sich schon vor Jahren auf kommunaler Ebene mehr als rar gemacht.



        Ja, viele Ostdeutsche sind verbittert, frustriert wählen leider ein gefährliche Partei. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass der Westen und insbesondere die Parteien einiges dazu beigetragen haben.

        Und ja, auch ich als Sachse musste mir von einigen Arbeitskollegen im Westen wieder typische Sprüche wegen Ofarim gefallen lassen. Und an Artikeln in den Medien hats auch nicht gefehlt. Man treibt ja teilweise die Leute zur AfD oder bestenfalls zur Nichtwahl. Man macht ja dann nur dass, was ohnehin jeder zu erwarten scheint.

  • Seit gestern hab ich in etlichen Berichten zu diesem Fall gehört oder gelesen, wie sehr Ofarim dem Kampf gegen Antisemitismus geschadet hat. Schlägt man heute die Zeitungen auf, ließt man diese Einschätzung wortwörtlich in nahezu jedem Artikel. Und sicher ist da auch gut was dran.



    Nun tun Menschen aus Egoismus ständig dumme Dinge, lügen ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Der wirkliche Schaden entsteht dann, wenn die Lügen ohne Überprüfung übernommen werden und ganz besonders, wenn sie Teil einer vermeintlich faktischen Berichterstattung werden. Das ist dann keine Solidarität oder Haltung, das ist dann Vorverurteilung.



    Und wäre der Fall nicht aufgeklärt worden, wäre das nicht nur schädlich im Kampf gegen den Antisemitismus gewesen, es wäre auch für immer etwas an dem Hotel und vor allem an dem beschuldigten Mitarbeiter hängen geblieben.



    Fallunabhängig müssen sich da einige Journalisten mal echt hinterfragen, in weit sie dieser Verantwortung gerecht werden.



    Und als Konsequenz würde ich erwarten, neben der Mißbilligung von Ofarims Verahlaten auch mal selbstkritische Töne zu lesen.

  • Herr Ofarim hat die Kurve gerade noch einmal gekriegt und das Richtige getan.

    Jetzt müssen nur noch alle, die ohne irgendeine Prüfung Videos o.ä. aus den sozialen Medien verbreiten und als Wahrheit nehmen, anfangen, über ihr Handeln nachzudenken.

    Die ganze Geschichte wäre nie so groß geworden, wenn nicht Medien und Organisationen sofort, ohne zu recherchieren, lautstark Partei ergriffen hätten.

  • Es ist nicht unüblich, dass man mit einem Geständnis ein milderes Urteil erhält. Es ist dadurch auch nicht unüblich, ein falsches Geständnis abzulegen, wenn man merkt, dass man mit der Wahrheit nicht weiterkommt.

    • @R R:

      Soll hier eine neue Verschwörungstheorie gestrickt werden?

  • Den politischen Schaden haben in erster Linie die Herren Schuster und Maas angerichtet.

    Wenn ein C-Promi jemanden falsch verdächtigt, ist das schlimm, dass u.a. der Außenminister und der Vorsitzende des Zentralrates der Juden bei der Nummer mitgemacht haben, DAS ist die eigentliche Katastrophe.

    Wer jetzt aber zwischen einem kleinen Lügner (der zuletzt immerhin ein wenig Größe gezeigt hat) und einer Gruppe, die nur aufgrund der Gruppenzugehörigkeit angegriffen, niedergemetzelt, vergewaltigt und entführt wird, nicht trennen kann, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

    • @Herbert Statler:

      Ja, richtig. Antisemiten und Rassisten ist wirklich kaum zu helfen.

  • Es ist dem Gericht zuzuschreiben, dass die Wahrheit noch ans Licht gekommen ist. Prozesse dauern lange, oft gefühlt zu lange. Jedoch konnte hier ein Konflikt erfolgreich befriedet werden.

    Dafür arbeiten Gerichte häufig gründlich, sehr gründlich. Und in diesem Fall hat sich die Arbeit gelohnt. Das sollte uns im Hinterkopf bleiben, wenn mal schnell eine Anschuldigung formuliert wird.

    Eine Hochachtung habe ich vor dem beteiligten Hotelpersonal. Ich weiß nicht, ob ich nach all dem Ärger, der vorsätzlich auf das Peronal eingeprasselt ist, eine Entschuldigung so schnell angenommen hätte.

  • Wir müssen bei der Debatte die Menschlichkeit (hier durchaus im ambivalenten Sinne) berücksichtigen. Juden sind unsere Mitmenschen und damit im Mittel genauso schlau, blöde, selbstlos, egoistisch und fehlerhaft wie die anderen auch.

    Ofarim hat im Affekt eine extrem dumme Entscheidung getroffen und in den letzten zwei Jahren - ungeachtet des daraus entstehenden Schaden an anderen - nicht den Charakter gehabt dazu zu stehen. Das ist hochgradig problematisch aber damit ist er nichts besonderes, das bekommen ganz viele Leute - jüdisch oder nicht - auch hin.

    Wenn man einmal davon absieht dass das Ganze von der Initialzündung an bereits völlig unnötig und schädlich war bin ich eigentlich zufrieden:



    - Der Hotelmanager wurde von dem Vorwurf der antisemitischen Beleidigung entlastet. Das ist wichtig.



    - Wenn man von etwas Hetze (zunächst gegen den Manager, später gegen Ofarim) aus den Ecken der "üblichen Verdächtigen" absieht war die öffentliche Debatte sehr moderat und nüchtern.



    - Die Justiz hat - soweit ich das beurteilen kann - sorgfältig gearbeitet.

    Wie immer würde ich mir wünschen dass all jene, die öffentlich vorschnell geurteilt haben die Zeit finden würden sich zu entschuldigen. Nicht als Positionierung gegen Ofarim oder den vorschnell aufgenommenen Kampf gegen den vermeintlichen Antisemitismus, sondern weil man einem Menschen Unrecht getan hat. Aber wie eingangs erwähnt: Ofarim ist bei weitem nicht der einzige, der es nicht geschafft hat zu seinen Fehlern zu stehen.

    • @Questor:

      "Juden sind unsere Mitmenschen und damit im Mittel genauso schlau, blöde, selbstlos, egoistisch und fehlerhaft wie die anderen auch."

      Selbstverständlich sind jüdische Menschen Teil unserer Gesellschaft - unabhängig von Ihrer Sichtweise als Angehöriger der Mehrheitsgesellschaft ("unsere")

    • @Questor:

      super Kommentar, Danke!

  • Eigentlich ist er ein Fall für die Couch !

    Warum, ein C-Promi ( mit viel guten Willen ) der austickt weil er ein paar Minuten warten muss und dann eine bösartige Geschichte ins Netz posaunt zum ersten.

    Zum zweiten, die Geschichte bis zur aller letzten Sekunde aufrecht erhält und erst



    mit der Wahrheit rausrückt als er kurz vor der Verurteilung steht.

    Wer auch immer Einfluss auf Ihn hat, sollte im dringend dazu raten, denn er mag



    ja jetzt zum B-Promi aufgestiegen sein, nur leider halt auch zur persona non grata.

  • "Der politische Schaden ist groß"



    Ja, das ist leider wahr. Aber dieser Fall hat auch eindrucksvoll weitere Gefahren aufgezeigt, wie zum Beispiel die Gefahr "soziale Medien".



    Viele glaubten dem Video von Gil Ofarim blind und es ging ein gefährlicher Ein Shitstorm gegen das Hotel und seine Mitarbeiter los, inklusive Auflauf und üblen Beschimpfungen vor dem Hotel. Wo seid ihr jetzt, ihr Shitstormer? Wenn ihr nur etwas Anstand habt, dann kommt nochmals vor das Hotel um euch zu entschuldigen.



    Aber auch manche Medien haben sich nicht mit Ruhm bekleckert und die Antisemitismusfahne gegen Leipzig gehisst. Das sollte man ihnen nicht so einfach durchgehen lassen.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      • @95820 (Profil gelöscht):

        Danke für den Link, ja das nenne ich Anstand

  • Immerhin ist der Fall (überwiegend) geklärt.

    Ausgesprochen beklemmend daran ist:



    Dieses Ende war nur möglich, weil das Hotel extrem besonnen reagiert, eine professionelle Ermittlungsagentur engagiert und auch die rechtlichen Schritte äußerst sorgfältig abgewogen hat.

    Was, wenn sie einen kleinen taktischen Fehler begangen hätten?



    Vermutlich die ein vollständiges geschäftliches und persönliches Desaster,



    ohne Chance auf Rehabilitation.

    Und dass sie in diese Bedrohung geraten sind, dazu haben sie rein gar nichts beigetragen -



    eine Lüge eines prominenten Kunden genügte.

    Das sollte uns zu denken geben, mit wie viel Aufregung wir als Gesellschaft auf einseitige Vorwürfe reagieren.

    • @Frauke Z:

      Ich würde es noch etwas zuspitzen: Die Verantwortlichen haben sehr viel Zivilcourage gezeigt und den mühsamen Weg gewählt.

      Sie haben ihrem Mitarbeiter geglaubt, wahrscheinlich, weil sie ihn besser gekannt haben als alle anderen.

      Es wäre aber durchaus möglich gewesen, daß das Management, um Ärger zu vermeiden, ihn hätte fallenlassen, wie die berühmte heiße Kartoffel. Dann wäre er heute ein ruinierter Mann, vom dem kein Hund mehr ein Stück Brot annähme.

      Und das alles nur, wegen des gestörten Egos von Gil Ofarim.

  • taz.de/Causa-Gil-Ofarim/!5845834//

    "Dem Kampf gegen Antisemitismus hat Gil Ofarim sehr geschadet."

    So unverständlich und unrühmlich Gil Ofarims Verhalten auch ist, muss deutlich bleiben: die Verantwortung für ANTISEMITISMUS tragen andere.

    • @Zorana:

      Sie haben völlig Recht, man muss klar differenzieren. Ofarim ist nicht schuld am Antisemitismus und legitimiert ihn mit seinen Taten auch nicht. Ofarim hat lediglich versucht den Kampf gegen Antisemitismus und die hohe Sensibilität für derartige Taten zu instrumentalisieren um einen Menschen zu diskreditieren.

  • "Für das friedliche Miteinander ist das nicht förderlich, der ohnehin schon fragile Zusammenhalt der Gesellschaft wird dadurch weiter geschwächt. In diesen Zeiten braucht es Mut – in jeder Hinsicht."



    Auch wenn Gil Ofarim dadurch wieder durch die Medien geistern muß; evtl. sollte er dort in dem Hotel das nächste Mal wenner dort beruflich zu tun hat, nächtigen und bei den beteiligten Hotelangestellten mit ner Schachtel um Entschuldigung bitten.



    Gil Ofarim wird in so nem Hotel ned der Erste gewesen sein, der irgendwelche Wellen macht, weil was ned läuft.



    (Was ja so "typisch deutsch" sein soll, also sich des mit Absicht mißverstehend aufregend wenn was ned klappt...)

    • @Hugo:

      ...Schachtel Halva...

  • Ich würde eher konstatieren, dass primär das Vertrauen in den Rechtsstaat Schaden genommen hat.



    Herr Ofarim hat eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben, Medien verklagt, die kritisch berichteten, dem Ruf des Hotels massive geschadet, seine Lüge über zwei Jahre aufrecht erhalten, deswegen mussten dutzende Zeugen vernommen werden und mehrere Prozesstage wurden vergedeudet.



    Die Konsequenz: das Verfahren wird eingestellt. Nach meinem Wissensstand bleibt somit die Allgemeinheit auf den Verfahrenskosten sitzen [Das könnte die taz mal recherchieren.] Außerdem lernen wir, dass eine eidesstattliche Versicherung nicht etwa mit bis zu drei Jahren Gefängnis, sondern mit einem Trinkgeld bestraft wird.

    • @Martin Eugenio Restrepo:

      Zum einen: Wenn für sie 10000 Euro ein Trinkgeld darstellen, dann wundert es mich, dass sie die taz lesen - Wirtschaftswoche oder Capital wären da naheliegender...

      Zum anderen: Die §§ 467, 472 StPO behandeln die Kosteneintscheidungen im Strafprozess. Bei einer Einstellung (hier § 153a Abs. 2) steht die Kostenentscheidung im Ermessen des Gerichts, in der Regel trägt die Staatskasse die Kosten des Gerichts, während dem Angeklagten die nötigen Auslagen (auch die Nebenklage betreffend) auferlegt werden. D.h. alles außer die (ohnehin weniger ins Gewicht fallenden) Gerichtskosten, also Anwaltskosten, Gutachter etc., wird wohl Herr Ofarim zahlen müssen.

      • @Cerberus:

        Ich gehe davon aus, dass der Schaden für die Hotelkette in die Millionen geht. In der bisherigen Berichterstattung habe ich nichts davon gelesen, dass Herr Ofarim diesen Schaden ersetzen will. Ich hoffe, dass sie ihn zivilrechtlich dafür belangen werden.



        Für die aufgeführten Straftaten halte ich 10.000 für ein Trinkgeld. Dafür bin nicht ich die Referenz, sondern der Gast des 5-Sterne Hotels. Ich bleibe dabei, die Bedeutung einer eidesstattlichen Versicherung wird mit diesem "Urteil" ins Lächerliche abgewertet.

        Vielen Dank für Ihre Hinweise zur StPO. Habe das kurz nachgelesen.



        § 467 "[... ] das Verfahren gegen ihn eingestellt wird, fallen die Auslagen der Staatskasse und die notwendigen Auslagen des Angeschuldigten der Staatskasse zur Last".



        § 472 "Notwendige Auslagen des Nebenklägers [...] Stellt das Gericht das Verfahren [...] ein, so _kann_ es die in Absatz 1 genannten notwendigen Auslagen ganz oder teilweise dem Angeschuldigten auferlegen, _soweit dies aus besonderen Gründen_ der Billigkeit entspricht."



        Wo lesen Sie heraus, dass der Angeklagte die "Anwaltskosten, Gutachter etc." zahlen muss ? Ich bezweifle dies.

    • @Martin Eugenio Restrepo:

      Prozess-Verlierer ist der Steuerzahler, der auf den Kosten des aufgeblähten Verfahrens sitzen bleibt. Die Medien



      geilen Anwälte, die in dem Verfahren



      Selbstdarstellung ohne Grenzen betrieben haben, reiben sich finanziell die Hände.

      • @Hubertus Behr:

        Haben Sie es nicht gelesen? Die Kosten des Gerichts - und damit die Kosten, die der Steuerzahler trägt, dürften einen dreistelligen Betrag nicht übersteigen. Die Anwaltskosten der Gegenseite und seine eigenen Anwaltskosten muss hingegen Gil Ofarim allein bezahlen, das ist womöglich sogar nochmals ein fünfstelliger Betrag neben den 10.000 EUR Auflagen, die er an gemeinnützige Einrichtungen zahlen muss. Ihre Schelte gegen die Justiz und die Anwälte ist aber dennoch unpassend, denn wie man an den vielen Kommentaren sehen kann, war der Prozess sehr wohl notwendig und die Öffentlichkeit dazu erst recht. Manchmal ist das Ende nach langer Prozessarbeit eben überraschend. Wieso können Sie Anwälten nicht zugestehen, dass sie hier auch einen wichtigen Job gemacht haben?

  • Wasser auf die Mühlen der Antisemiten.

    • @Tom Lehner:

      Als ob Antisemiten für irgendwas eine Rechtfertigung bräuchten.

  • Bärendienst

    Gil Ofarim hat mit dieser Show-Nummer all jenen einen Bärendienst erwiesen, denen jede Spielart von authentischem Antisemitismus strictu sensu zuwider ist. Fatal.

  • Alles was im Artikel steht ist richtig, jedoch eher nachrangig Natur.

    Es fehlt jede Reflektion der Medien (auch der taz) und der Organisationen (Zentralrat), die sich vorschnell in das Lager des Täters gestellt haben und den damals Beschuldigten vorverurteilt haben. Diese Auseinandersetzung der Medien und Organisationen wäre wichtiger, als eine Analyse des Herrn Ofarim.

    • @DiMa:

      Ich hatte eigentlich damals den Eindruck, dass die Medien ziemlich schnell vorsichtig wurden, als das Hotel sich auf die Seite des Mitarbeiters stellte.



      Aber natürlich muss man bedenken, dass es tatsächlich erst eines Akteurs mit relativ großem Ansehen gebraucht hat, bis diese Vorsicht wirklich ankam. Wären die Medien auch einem kleineren Hotel in diese Richtung gefolgt?



      Generell ist die Haltung: "Dem Opfer immer glauben" leider ein zweischneidiges Schwert.

    • @DiMa:

      Der Zentralrat hat in seiner Funktion, die ich bis heute nicht verstehe, gestern schon sein Urteil gesprochen.



      Erst regt man sich auf, um dann die Person öffentlich und moralisch zu diskreditieren. Und das obwohl der Zentralrat nur einen geringen Teil der Juden in Deutschland vertritt.

    • @DiMa:

      Sie haben vollkommen recht. Gefallen hat mir, dass sich der Zentralrat gestern deutlich zu Wort gemeldet hat.



      Auch einige Foristen hier bei der taz müssen in gleicher Weise fragen, ob das damalig oft geäußerte "typisch Sachsen" in Ordnung war. Vorschnell war es auf alle Fälle und hat allen, die sich in Sachsen engagieren, ebenfalls einen Bärendienst erwiesen

  • Die Versuchung ist einfach zu groß: Mit einem winzigen Video kann man die öffentliche Debatte in Deutschland komplett auf den Kopf stellen. Es hätte natürlich nicht funktioniert, wenn es keinen relevanten Antisemitismus in Deutschland gäbe. Und es hätte nicht funktioniert, wenn unsere Solidarität mit Juden sich nicht immer wieder in platter Symbolpolotik erschöpfen würde, statt dass es aktive und vielschichtige Zusammenarbeit zwischen jüdischen und christlichen Gemeinden gibt. Wir müssen vielleicht an unserer Empörungskultur arbeiten?

    • @hedele:

      Ich finde es Schlimm, er hat sich entschuldigt und zahlt eine Strafe, aber das reicht offensichtlich nicht. Der Zentralrat hat ihn schon öffentlich verurteilt, jetzt zieht die Presse nach.

      • @Moritz Pierwoss:

        Er hat um Entschuldigung gebeten, sich selbst kann niemand "entschuldigen". Das erst einmal vorweg.

        Nach den Artikeln, die ich gelesen habe, könnte es auch sein, daß dies nicht primär aus Einsicht und Reue geschehen ist, sondern, weil ihm klar geworden ist, oder es ihm sein Anwalt in Großbuchstaben aufgeschrieben hat, daß er den Prozeß verlieren wird.

        Er hat aus Motiven, die wir zur Zeit nicht kennen, über zwei Jahre einen völlig unschuldigen Menschen verleumdet, der dadurch einiges durchgemacht haben dürfte. Kramen Sie mal in Ihrem Bücherschrank, vielleicht steht da noch "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" und gibt Ihnen einen Eindruck davon.

        Da ist eine öffentliche Verurteilung nachvollziehbar und schuld daran ist Ofarim, nicht der Zentralrat oder die Presse.

      • @Moritz Pierwoss:

        Nun ja, es ist nicht so schlimm, wie die Vorverurteilung eines Mitarbeiters auf politischer und medialer Ebene, der sich regelrecht vor der Öffentlichkeit verstecken mußte wegen dieser Anschuldigung. Dabei hätte doch jedem klar sein müssen, daß in dem Hotel Menschen aller Couleur einkehren und Neutralität Priorität hat.



        Stattdessen haben sich voreilig Politik, Organisationen, fast alle Medien und ein wütender Mob auf diesen Vorfall gestürzt und an dem vermeintlichen Antisemuten beinahe Rufmord begangen. Möglicherweise hat Ofarim diese Konsequenzen nicht gewollt und vorausgesehen und kam aus der zu groß gewordenen Nummer nicht mehr raus..



        Vor allem die Presse sollte sich zurückhalten, bevor sie nicht ihre eigene Mitschuld an diesem Desaster eingeräumt hat...



        Aber: Ofarim ist erwachsen und hätte kurz nach der Tat die Sache richtig stellen müssen, statt feige den weiteren Verlauf abzuwarten..

      • @Moritz Pierwoss:

        Naja, er zahlt eine Spende an Organisationen, die nur mittelbar Schaden erlitten haben.



        Das Hotel und seine Beschäftigten bekommen nichts außer einer Entschuldigung *lol*, und das Mammutverfahren bezahlen wir Steuerzahler...



        Wieso wird ein Verfahren eigentlich eingestellt, wenn der Beschuldigte seine Schuld eingesteht? Was ist das für ein krankes System?

      • @Moritz Pierwoss:

        Wenn man bedenkt was er durch sein Video und seine Anschuldigungen losgetreten hat ist es mit einem einfachen "Sorry" sowieso nicht getan. Gut, der Hotelmanager hat Schadensersatz in unbekannter Höhe erhalten und Ofarim muss 10 000 € an das Wannsee-Projekt und eine andere Einrichtung Zwangsspenden. Der direkte Geschädigte, der Hotelmitarbeiter, hat allerdings meines Wissens nach nichts erhalten.

      • @Moritz Pierwoss:

        Sie glauben mit einer Entschuldigung ist alles erledigt ?



        Ofarim hat eine unschuldige Person beruflich vernichtet und mit seinem Theater vor Gericht, dessen Kosten nun die Steuerzahler übernehmen dürfen, erheblichen Schaden angerichtet.



        Seine sogenannte "Entschuldigung", nachdem alle Indizien gegen ihn sprachen, kommt zwei Jahre zu spät !

        • @Dschou:

          Die "Steuerzahlenden" zahlen zu Recht. Gil Ofarim zahlt an den Hauptleidtragenden, den Hotelmitarbeiter, und an die jüdische Gemeinde, der er geschadet hat. Die Kosten für den aufgebauschten Prozess zahlt das Land. Dessen gewählte Landesregierung und dessen Bürger machten, motiviert durch geifernde Landesmedien, die selbstgefällige Lüge eines mickrigen Narzissten zu ihrer eigenen selbstgefälligen Lüge, um sich selbst ein klein wenig größer zu fühlen, genauso wie der Herr Ofarim. Also werden sie nun im gleichen Zug zur Kasse gebeten. Also alles richtig, wie es ist.

      • @Moritz Pierwoss:

        Warum sollten Entschuldigung und Strafe für den Zentralrat und andere Akteure reichen? Es geht hier lediglich um das Gerichtsverfahren, es geht nicht um die Leute die Ofarim zwei Jahre lang belogen hat. Von denen sind sicherlich einige sehr berechtigt auf Zinne und da kann Ofarim jetzt Schritt für Schritt schauen ob er diesen Vertrauensbruch aus der Welt schaffen kann.

        Die Öffentlichkeit der Auseinandersetzung ist genau einer Person zuzuschreiben: Ofarim. Er hat den angeblichen Vorfall in die Medien gezerrt und dort bleibt die Debatte auch wenn ihm das nicht mehr passt.

        Darüber hinaus halte ich die Stellungnahme des Zentralrats für gut und nüchtern formuliert.